Colton ♥
Strahlend, azurblauer Himmel und die helle Sonne wärmte die Seele, obwohl die Bäume langsam ihre Blätter verloren. Der Herbst kündigte sich bereits an, aber die wärmende Sonne wollte sich nicht von einer grauen Wolkendecke verdrängen lassen; noch nicht. So warm, so herrlich es auch in diesem Moment, an diesem malerischen Ort war, war die Kühle zwischen ihnen deutlich zu spüren. Es war, als würde eine frische Brise zwischen ihren Körper ihren Weg suchen. Berührungen, die keine Wärme, keine Herzlichkeit hinterließen. Einfach, nur Kälte. Oder, war er bloß Einbildung? Eine Illusion, die der Angst geschuldet war. Die Angst, vor dem Unbekannten, das vor ihnen lag. Sie mussten eine Zeit nachholen, die man gar nicht nachholen konnte. Nein, sie durften nicht in der Vergangenheit schwelgen, sondern mussten nach vorne blicken. Aber, vielleicht war selbst das nicht mehr möglich. Immerhin wusste sie nicht, wie sehr sich Colton all die Jahre im Krieg verändert hatte. Ihr war bewusst, dass er nicht mehr der Selbe war; nicht mehr sein konnte. Sie konnte, und wollte nicht glauben, dass sich seine Gefühle ihr gegenüber geändert hatten. Nein, sie konnte nicht ohne ihn leben, sie brauchte ihn an ihrer Seite; nur ihn. Wenn er sich von ihr abwenden, und sich sogar für eine andere Stute entscheiden würde; nur weil er der Meinung war, dass sie nicht mehr zusammenpassen würden. Damit konnte Lilian niemals leben; niemals. Wenn Colton sich von ihr entfernen würde, weil er glaubte, dass es für sie beide das Beste wäre, war es definitiv die falsche Entscheidung. Für diesen Schritt zurück hatte sie nicht monatelang auf ihn gewartet, um ihn bei seiner Rückkehr zu verlieren. Sie wollte ihn nicht verlieren; niemals. Und, schon gar nicht auf diese Art und Weise.
Sein Blick, war wie ein Stich mitten in ihrer Herz. Egal, wie schön die Welt, die Landschaft in diesem Moment war, die Tiefe Coltons‘ Augen machten alles matt und grau. Lilian konnte nicht an ihrem Liebsten vorbei blicken, konnte diesen einzigen Kontakt zu ihm nicht verlieren; sonst war sie verloren. Sie lächelte, als ein schwaches, zartes Lächeln über seine Lippen huschte. Wie aus dem Nichts, funkelten seine Augen und strahlten für einen kurzen Moment. Für diesen Moment, war alles vergessen. Die Zweifel, die Angst. Sie liebte ihn und er liebte sie. So war das nun mal, und würde sich niemals ändern. Sie waren für einander geschaffen. Das Schicksal wollte, dass sie für ewig zusammenbleiben; bis der Tod sie scheidet. Sie brauchten sich gegenseitig, waren sich immer eine Stütze gewesen. Colton mehr für Lilian, als umgekehrt. Und nun, war es genau andersrum. Nun, musste Lilian der Halt in Coltons‘ neuen Leben sein; in ihrem neuen Leben sein.
Die zierliche Stute, die in den ersten Wochen nachdem Colton in den Krieg gezogen war, bis auf die Knochen abmagerte, lauschte der rauen Stimme ihres Liebsten. Sie schloss die Augen, konzentrierte sich vollkommen auf die Stimme, die sie all die Monate ohne ihn vermisst hatte. Es war die gleiche Stimme, mit den gleichen Farben, mit dem gleichen Gefühl. Sie hoffte nicht. Sie glaubte fest daran. Es würde anders sein, weil Colton sich verändert hatte. Aber, ihre Beziehung würde den gleichen Stellenwert in ihrem Leben einnehmen, wie vor dem Krieg. Daran würde sich niemals etwas ändern, daran konnte niemand etwas ändern; nicht einmal der Krieg. Allein seine Worte, dass er sich nichts mehr wünschte, als das sie dort weitermachen, wo sie aufgehört hatten, ließen sie innerliche Freudesprünge machen. Er wollte es, genau wie sie. Und das, war sehr viel wert. Natürlich, würde es nicht einfach werden, das war ihr bewusst. Aber gemeinsam würden sie es schaffen, wenn sie nur an ihre Liebe glaubten.
Sanft blickte Lilian ihre große Liebe an, wollte nichts verpassen und im ersten Moment zucke sie kaum merklich zusammen. Es waren wahre Worte, die sie von ihm nicht erwartet hatte. er gab zu, dass etwas mit ihm nicht stimmte, er es sich selbst nicht erklären konnte. Sie konnte ihm keine Antwort geben, aber sie war sich seiner Veränderung bewusst. Die Stute wollte sprechen, aber Colton sprach weiter, blickte sie hilflos an. Ein zartes Lächeln verzauberte ihre Lippen, denn sie fühlte genauso. In ihrem Leben würde es niemals einen anderen Hengst geben, der ihr so viel bedeutete, wie es Colton tat. Er war der Einzige, und würde es für immer bleiben. „Ich glaube dir.“, hauchte sie in sein kurzes Fell, während er sich an sie schmiegte. In Sekundenschnelle versteifte sein Körper, aber es war ihr egal. Er war bei ihr, und das zählte. Sie würde ihn nie wieder hergeben. Sie würde nicht noch einmal zulassen, dass ein Krieg ihren Colton für sich beanspruchen würde. „Das ist der Krieg, der dir noch immer in den Knochen und im Geist steckt.“ Sie nahm ihren Kopf zurück, blickte ihn sanft und aufmuntert an. „Alles wird wieder gut, das verspreche ich dir.“ Sanft fuhr sie mit ihren weichen Nüstern über seine, schloss kurz die Augen. Sie hatte ihm versprochen auf ihn zu warten und nun versprach sie ihm zu helfen. Ja, sie würde sich um Colton kümmern, bis er wieder er selbst war. Es war sicherlich ein langer Weg, aber sie würde niemals aufgeben; egal, wie groß die Sorge, um seine Gesundheit auch war. Vielleicht würden Zweifel aufkommen, aber sie würde sich niemals unterkriegen lassen. Denn für sie, für ihr Leben gab es nur einen, der sie glücklich machen konnte, und das war Colton.
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