Stillreich » Das Tal » Der Wald #2
» Aynur
.: Licht in der Dunkelheit :.

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Aurian



Zu laut. Aynur war eindeutig zu laut gewesen. Das verriet ihm die Bewegung, die plötzlich durch das schlafende Bündel unter dem Baum ging. Augenblicklich stoppte der Helle, die feinen Ohren spielten, während sich die dunklen Seelenspiegel nicht von dem Anderen lösten. Würde der Rotbraune aufspringen und davon stürmen? Oder sich seinem Schicksal ergeben, wie beim ersten Mal, nur um im erstbesten Moment das Weite zu suchen? Und würde Aynur es nochmals schaffen Tage oder gar Wochen lang umher zu irren auf der unbewussten Suche nach ihm? In den sonst so freundlich-positiven Augen des Cremellos lag ein dunkler Schleier, während er den Dingen, die da kommen würden, harrte. Was wenn Aurian doch türmen würde? Aynur würde, ausgemergelt wie er mittlerweile war, wohl kaum lange mithalten. Obwohl, auch der Fuchs sah nicht aus, als wäre der bisherige Winter ihm gut bekommen. Zitterte er nicht sogar ein wenig?

Bevor der Helle sich weiter bohrende Gedanken machen und eventuell eintretende Situationen ausmalen konnte, kämpfte der Fuchs sich vom Boden hoch. Aynur stockte der Atem bei dem Anblick. Aurian stemmte sich mühsam auf, wirkte so schwach und zerbrechlich. So schlimm war es dem Licht in der Dunkelheit nicht mal bei ihrer ersten Begegnung vorgekommen. Als der Rotbraune dann auch noch seinen Namen hauchte, leise, kaum wahrnehmbar, in den Ohren des Hellen erfüllt von leiser, leichter Freude gepaart mit Hoffnung, konnte er nicht mehr bei sich halten. Die letzten Kraftreserven mobilisierend kämpfte sich der Cremello mit einigen Sprüngen durch die zentimeterdicke Schneedecke auf den Fuchs zu. Vergessen die eben noch vorherrschende Sorge, dieser könnte davon stürmen. Aurian war so wenig bei Kräften, er würde ganz sicher nicht das Weite suchen. Nicht jetzt. Nicht hier.

Kaum an der Seite des Rotbraunen angekommen lehnte Aynur vollkommen selbstverständlich seinen Körper, der nicht viel kräftiger wirkte als Aurian seiner, erst Recht nicht mit den sichtbaren Knochen an jedem Eckchen, an eben diesen. Vergessen die respektvolle Zurückhaltung. Der Andere brauchte Hilfe. Und diesmal würde sich der Helle nicht einfach nur zurückhalten. Nicht wenn es so offensichtlich war. Im ersten Moment raubte dem Cremello die Berührung, die Wärme, die trotzt des nasskalten Fells des Fuchses auf ihn überging, den Atem. Ein Schauer jagte über sein Fell, nur um ihn kurz darauf mit einer unbekannten Energie – anders konnte man es nicht bezeichnen – zu durchfluten. "Warte. Ganz ruhig. Alles wird gut." brachte Aynur gerade so leise, kaum mehr als ein Windhauch, heraus, nach Fassung ringend. Was nur hatte dieser Fuchs an sich? Warum konnte Aynur ihn all die Zeit nicht vergessen, lief Kilometer um Kilometer auf der Suche nach ihm? Vergaß zu essen und zu trinken, ja gar sich selbst fast vollständig? Und warum löste diese kleine, stützende Berührung etwas in dem Hellen aus, was er sich nicht erklären konnte?



Wörter: 492

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11.01.2019, 20:17
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Aynur



Die Zeit war zu schnell vergangen. Wann war sie ihm abhanden gekommen? Wieso war er nur hierher gekommen? Vielleicht hätte er einfach sterben sollen. Sich von einer der Klippen stürzen oder sich von wilden Tieren reißen lassen. Zumindest ergab das alles am meisten Sinn. Er wollte nicht mehr. Der Schmerz in seinem Inneren trieb ihm die Tränen in die Augen. Die Kälte an seinem Fell betäubte seinen Körper. Er konnte keinen körperlichen Schmerz fühlen. Doch wieso wurde es dann nicht besser? Wieso ging es stets bergab?
Aurian fand keinen Antwort darauf. Auch der Traum hatte ihm wieder einmal bewiesen, dass er nicht geeignet war, um auf dieser Welt zu leben. Er hatte daneben gestanden und hatte zugesehen, zu erstarrt, zm etwas zu tun. Weder hatte er sich abwenden können, noch seine Mutter verteidigen.
Zu nichts war er gut.

Aynur war keine Einbildung gewesen. Zitternd stand er dem Cremello gegenüber. Wieso war er hier? Warum gerade jetzt? Dabei wollte Aurian doch nur allein sein. Wollte nicht für irgendwen stark sein müssen. Wollte nicht Schauspielern, dass es ihm gut ging. Das tat es nicht. Er war gefangen in seinem Schmerz, in dem er nichts anderes mehr sehen konnte, als das Ende. Alles war grau, trostlos.
Wieso war Aynur nur gekommen? Wieso konnte er nicht gehen. Im Gegenteil. Er lief auf Aurian zu, der am liebsten nur weg wollte. Doch seine Beine verweigerten sich, hielten ihn nur mühsam aufrecht.
Wieso musste er ihn nach all der Zeit wiedersehen? Sein herz schlug schneller, mit jedem Schritt, den der Cremello sich durch den Schnee schob.
So sehr sich ein Teil von Aurian freute, der andere verfluchte diesen Tag. Lange hatte er bereut, vor dem HEngst geflohen zu sein. Solange hatte er es auch als richtige Entscheidung angesehen. Nun war der Hengst wieder da.
Doch Aurian bekam nicht mit, dass sein Gegenüber ebenfalls abgebaut hatte und nichts mehr von dem alten Glanz in seinen Augen und seinem Fell war.
Der Körperkontakt, den Aynur wie selbstverständlich herstellte, erwärmte seinen unterkühlten Körper, doch er machte AUrian auch klar, wie knapp es um ihn stand. Er war unterkühlt und das war es, was er dem gezeichneten Aynur nicht antun konnte. Der hatte selbst genug mit sich zu tun, denn er spürte die schmale GEstalt des Hengstes.
Du solltest nicht hier sein, hauchte Aurian. Er wusste das, trotzdem konnte er die Ruhe nicht verhindern, die Aynur ihm brauchte.
Du solltest gehen, seine Stimme war kaum stärker geworden.


Wörter: 431

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12.01.2019, 20:49
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Aurian



Dem Cremello schwirrte der Kopf. Es pochte, dröhnte, ja beinahe schmerzte es sogar, doch mit zusammengebissenen Zähnen versuchte er das Chaos in seinem Inneren zu ignorieren. Schon damals, bei der ersten Begegnung mit dem Fuchs, hatte der Helle es gespürt. Gefühlt, das Aurian nicht einfach nur eine gebrochene Seele wie viele Andere war, welche er einfach so heilen konnte. Er, das Licht in der Dunkelheit. Er, der diese Gabe – wie sollte man es auch sonst bezeichnen - hatte. Nein, da war eindeutig mehr mit diesem Hengst. Doch auch jetzt, wo der Cremello seinen schmalen, ausgemergelten Körper gegen den Anderen drückte, um diesen zu stützen, verstand er noch immer nicht warum, wieso, weshalb. Nur war jetzt nicht die Zeit für Fragen. Aynur fühlte das Beben Aurians, wie er zitterte, und konnte, trotzt das er das Gefühl hatte zu brennen an jenen Stellen seines Körpers, die an der Gestalt des Anderen lehnte, ahnen, wie unterkühlt dieser eigentlich war. Konnte er ihn wärmen, obwohl er selber aus kaum mehr als Haut und Knochen bestand?

Als die Stimme Aurians erklang – der Ton, nach dem sich Aynur insgeheim gesehnt hatte – jagte eben diesem ein Schauer über die schmale Gestalt. Sie klang so gebrochen, so am Ende, noch viel mehr wie beim ersten Treffen. Und schon da war sie dem Hellen so leer vorgekommen. Und, war dem Jungen nicht sogar, als hörte er da ein Schluchzen heraus? Weinte Aurian? Aynur war in der Position nicht fähig es zu sehen, aber er war sich fast sicher das Tränen über das Gesicht des Anderen liefen. Ob er etwas Schlimmes erlebt hatte, seit dem Tag, an dem sich ihre Wege getrennt hatten? Oder war es ihm einfach allgemein zu viel? Er am Endpunkt angekommen? Der Helle schluckte. Nein, das durfte nicht sein. Er hatte bisher immer alle retten können und er würde auch den Fuchs retten. Komme was wolle. Und wenn es sein eigener Untergang werden sollte. Das Aynur so dachte, schockierte ihn, nur kurz, dann verscheuchte er dieses Gefühl mit einem kurzen Kopfschlenker. Es gab jetzt Wichtigeres.

"Schtscht." unterbracht das Licht in der Dunkelheit den Anderen in weichem Tonfall. "Was ich sollte oder nicht, das weiß ich selber immer noch am Besten." Auf den samtweichen Lippen des Hellen erschien ein kleines, seichtes Lächeln, während er sich kurzzeitig fragte, ob das wirklich so wahr. Wusste er selber wahrhaft, was er sollte oder nicht? Hatte er überhaupt eine Wahl? Ein erneutes Zittern, was durch Aurians Körper zuckte, brachte Aynur augenblicklich zurück. Er sollte vor allen Dingen jetzt nicht nachdenklich werden. Es gab Wichtigeres. Aurian zum Beispiel. Zurückhaltung gab es nicht mehr, die war einfach aktuell fehl am Platz, als der Junge seinen Kopf streckte, wie selbstverständlich sacht unter den des Anderen schob, einfach nur um ihn noch mehr zu stützen. Und ihm noch näher zu sein? Durfte das Licht in der Dunkelheit so denken? Das dem Cremello der Atem stockte aufgrund dieser fast schon Innigkeit, es überall brannte und prickelte, wo sich die Körper berührten, er kaum klar denken konnte, so eingenebelt vom Geruch des Fuchses – sollte nicht all das ihm zeigen, das er es eben nicht sollte?



Wörter: 548

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15.01.2019, 21:36
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Aynur



Aurian konnte seinen Körper kaum mehr spüren. Die Kälte war zu viel, selbst sein Leben konnte er schon seit einer langen zeit nicht mehr ertragen. Alles was geblieben war, war zerbrochen. Er war alleine, verraten und am Ende. Doch wie sehr ihm all das zusetzte, wollte er nicht sehen. vielleicht war es auch besser so, denn alles was geschah, verdiente er auch. Jedes zittern und jede Angst. Doch die Angst zu sterben war verebbt. vielleicht war es an der Zeit, endlich zu gehen. Doch wieso fand er nie den Mut dazu, es endlich zu beenden? Stattdessen blieb er alleine, machte sogar Aynur Mühe, die er nicht vergelten konnte. Doch wie sollte er es verhindern, dass sein Herz allein beim Anblick des Hengstes hüpfte? Wieso konnte er die Sehnsucht nicht verdrängen, die ihn tag für Tag gequält hatte, nur um jetzt ein vollkommen anderes Pein zu hinterlassen. Er durfte das nicht tun.
Aurian bemerkte erst jetzt, wie schlecht es um den Cremello stand. Noch mehr Schuldgefühle überschwemmten ihn. Wieso war es ihm nicht eher aufgefallen? Er hätte es sehen müssen. Doch nun war es zu spät.
Mit zusammengebissenen Zähnen kämpfte er. Die Schmerzen in seinen Beinen wurden unerträglich. Tränen verließen seine Augen. Er konnte nicht mehr. Er wollte auch gar nicht mehr.
Doch er kannte auch die Hartnäckigkeit des Cremello und wusste, dass er jetzt nicht gehen konnte. Außerdem musste er sich erst um Aynur bemühen, dem es scheinbar schlecht ging.
Deswegen fiel es ihm auch mit einem Mal leichter, selbst ruhig zu werden. Kälte erfasste ihn, doch diesmal war es nicht das Wetter. Er konnte gar nichts mehr fühlen. Dankbar dafür, doch selbst das gelang ihm kaum. Er musste funktionieren, wie all die Jahre zuvor.
Tut mir leid das zu sagen, aber so wie du aussiehst, stimmt das nicht, stellte er ruhig fest. Sein Körper zitterte nach wie vor, doch Aurian spürte nichts mehr. Weder seinen Körper, noch seinen Geist. Er blieb, weil er es Aynur schuldig war, zumindest jetzt für ihn da zu sein.
Im Gegenteil. Was ist geschehen? er ging einige Schritte zurück betrachtete den Hellen. Er sah nur wenig besser aus als Aurian, ein Grund mehr, ihn nicht länger mit seinem Gewicht zu belasten. Das hatte er lange genug getan.


Wörter: 403

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31.01.2019, 14:35
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Aurian



Und plötzliche änderte sich was. Aynur konnte es fühlen. Zwar zitterte der Rotbraune weiter, das Beben seines ausgemergelten Körper war auch kaum zu übersehen, und auch das Schluchzen schien weiterhin in der Luft zu schweben, beinahe war es dem Cremello sogar, als könne er die salzigen Tränen des Anderen schmecken, aber irgendwas war da. Es schwabbte von dem Fuchs auf den Hellen über, überall da, wo sich ihre Körper berührten. Das Licht in der Dunkelheit senkte die Lider, versuchte unbemerkt noch ein Stück näher an Aurian zu rücken, aber das Unvermeidbare würde sich nicht aufhalten lassen, da war es sich fast sicher. Als die Stimme des Anderen erklang, die Leere darin dröhnend in den Ohren des Jungen nachhallte, jagte ein Schauer über seinen Körper. Und dann überrollte Aynur die Kälte. Wo eben noch Aurian an ihm lehnte, es fast wie Feuer brannte, schien sich jetzt Eiszapfen in den Körper des Hellen zu bohren. Der Rotbraune war gewichen, hatte sich von ihm gelöst, sich vor der Nähe gesperrt, obwohl er sie wahrscheinlich brauchte. Die Wärme zumindest, so unterkühlt wie er war.

Aynur schlug die Augen auf, blickte aus seinen blauen Augen direkt in das Gesicht seines Gegenübers. Konnte in dessen Zügen Schmerz erkennen, irgendwo hinter der leeren Härte, die auch schon bei der ersten Begegnung da gewesen war. Es versetzte dem Hellen ein Stich, etwas wie Traurigkeit wollte ihn übermannen, doch er war doch das Licht in der Dunkelheit, der letzte Lichtblick für alle, das Strahlen am Ende des Tunnels, und er durfte und sollte stark für all Jene sein, die das Leben gezeichnet hatte. Also auch für seinen Gegenüber. Mit einem leichten Kopfschlenker verscheuchte der Cremello das Negative, schob es ganz weit nach hinten, und zauberte sich ein ehrliches, optimistisches Lächeln auf die samtweichen Lippen. "Glaub mir, es ist nichts." beteuerte der Junge mit sanfter, reiner und dennoch eindringlicher Stimme, machte einen kleinen Schritt in Richtung Aurian. "Der Winter ist nur hart und ich war lange auf der... Reise." Es war wohl eher eine Suche, aber das musste der Fuchs nicht wissen. Er würde sich nur Vorwürfe machen. Das brauchte und sollte er nicht.

"Was ist mit dir, hm?" fragte der Helle nach einem Moment des Schweigens, wo er einfach nur das Bild des Anderen auf sich wirken ließ, mit vorsichtiger, sachter Stimme. Von Nahem sah er noch weitaus schlimmer aus. Nur noch Haut und Knochen. Das Aynur selbst nicht viel besser aussah, war ihm nicht klar, und wichtig war es ohnehin nicht. Aurian war wichtig, sein Wohlergehen, das es ihm bald besser ginge. Mehr nicht. "Du siehst nicht gut aus. Lass mich dir doch helfen, bitte." Es klang fast wie ein Flehen. Der Cremello wusste doch insgeheim, das es kaum etwas bringen würde. Hatte es ja beim ersten Mal schon nicht. Sicher würde der Fuchs irgendwann wieder einfach weg sein, sobald sich die Möglichkeit gab. Dem Licht in der Dunkelheit würde es zwar brennend interessieren, warum genau Aurian verschwunden war, doch bevor die Frage üner seine Lippen kommen konnte, biss der Helle sich auf die Zunge. Nachher würde der Andere das als Vorwurf auffassen? Sicher hatte er seine Gründe, auch wenn sie in den Augen des Hellen nichtig wären.



Wörter: 567

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31.01.2019, 20:39
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