Stillreich » Das Tal » Der Wald #2
»Mangle
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Mayla


Sie lachte. Wie dumm muss die Wölfin sein? Oh, kleine. Das ist leid. Wenn man jahrelang in einem kleinen Ort ist und aus Liebe zu jemanden tötet findet man schon gefallen daran... Liebe... der einzige Grund warum sie noch lebte war Foxy. Und sie hat ihn verlassen, ihn getötet. Weil Springtrap es so wollte. Wie konnte sie sich in diesen Hasen verlieben? Mangle schüttelte sich. Zeit zu töten. Sie lachte nochmal. Endlich wieder töten... Sie ging hinter die Wölfin. Die Stute weiß, dass sie Wölfin abhauen könnte. Aber bevor die Wöflin etwas machen konnte, biss Mangle ihr in den Schwanz und hielt sie fest. Na, gefällfs fir? fragte die weiße lachend.


24.03.2016, 21:08
»Mayla
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Mangle



Die Fähe verstand diese Stute nicht. Sie hatte bereits einige Pferde kennengelernt, sie alle waren nicht so gewesen. Auch der Geruch unterschied sich deutlich von jedem Tier, dass sie kannte. Es beunruhigte sie und langsam fragte sie sich, ob sie das richtige tat.
Alles in ihr schrie nach Flucht, auch wenn ihre Gutmütigkeit gern bleiben wollte und der Schimmelstute helfen wollte.
Doch ein Blick in die Augen der Stute ließ sie zweifeln. Ihre Instinkte siegten.
Man töten um zu Beschützen, aber niemals aus Spaß. Sobald man an diesem Punkt ist, ist man verloren. Es raubt einem alles und zerstört einen selbst. Es tut mir Leid, dass du bereits an diesem Punkt bist.  Sie war wirklich betrübt darüber, auch wenn sie das Gefühl mehr vorraussetzte als es wirklich spürte.
Sie wollte sich gerade abwenden und verschwinden, als sie den Schmerz spürte.
Sie jaulte auf und biss in die Nüstern des Tieres. Sie versuchte sich herauszuwinden und ging schnell auf die Ohren des Tieres los, damit diese sie loslassen würde und sie fliehen konnte.
Nur mit Mühe gelang es ihr und sie floh. Immer wieder verließ sie sich auf ihre Instinkte und versuchte den körperlichen Schmerz zu ignorieren. 


-> weg 


25.04.2016, 12:32
» Dornenkönig
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Wer mag?



Das kleine graue Mädchen hatte ich hinter mir gelassen, sie war keine Bereicherung gewesen und auch kein Wesen für das es sich lohnte meine Zeit zu opfern.
Mit schnellen, kraftvollen Schritten hatte ich den Garten hinter mir gelassen, hatte die Natur weinen gehört als ich ging, ihre Finger voller Sehnsucht über meine Kruppe kratzen gespürt – doch ich hatte mich losgerissen und lediglich einige von der Kälte verdorrte Ranken hatten sich an meinem Geweih festgehalten.
Flüsterten mir jetzt leise Dinge zu.
Konnten den Tot dennoch nicht übertönen der in meinem Schädel schrie und bellte, sang und sich gegen den Knochen drängte.
Dieses Tal war erfüllt von soviel Dunkelheit, jene die ich unfreiwillig aufsaugte und mit aller Kraft versuchte dagegen anzugehen.
Erst als ich einen Wald betrat und die Natur, unter Schnee bedeckt, es schaffte mit ihrem Flüstern die Verzweiflung in meinem Innersten zu vertreiben, konnte ich mich entspannen.
Der weiße Körper glitt fast lautlos zwischen den tiefdunklen Bäumen hindurch, deren Blick ich auf mir spürte – präsent und einnehmend.
Meine Lippen überzog eine unangenehme Trockenheit, mit jedem festen Herzschlag spürte ich wie ein deutliches Pochen durch meinen Leib zuckte. Stille kehrte ein, die Natur legte sich zum Schlaf und hatte sich an meine Anwesenheit gewöhnt.
Es war aufregend, jedes Mal. Einen Halbgott unter sich zu haben, der anders roch, andere Gedanken hatte, zu einem so großen Teil normal war das es die Aufmerksamkeit weckte.
Mit dem sie nicht richtig sprechen konnten, der sie aber mit aller Deutlichkeit spürte.
Ein Leben von Trauer war es für mich.
Wie eine dicke Wand die sich zwischen mich und den göttlichen Teil in meinem Herzen gestellt hatte. Durch die ich sehen konnte, jedoch nicht durchdringen.
So hatte ich die Hoffnung würde ich meinen Vater jemals finden, vielleicht könnte dieser die Mauer einschlagen und mir einen Teil meiner Verzweiflung nehmen.
Mit einem leisen Brummeln wischte ich diese Gedanken fort, verharrte in der Bewegung.
Der Wind strich durch die dunklen Äste, flüsternd und sanft.
Die Winterpflanzen griffen nach meinen Fesseln, nach dem langen, blütenweißen Schweif und schmiegten sich verliebt an meine Hufe.
Doch der Tot fing wieder an zu wispern.


27.04.2016, 12:03
» Sister Location
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Wer mag?



Ich wachte auf. Neben mir lag immer noch Funny's toter Körper. In meinen Augen lag Trauer. Dieser Roboterfuchs hatte mich doch nur beschützen wollte. Während meine beste Freundin unserer Anführerin gleich geholfen hat. Ich hatte Funny nie wirklich gemocht, aber nun war ich fast so traurig wie bei Liam. Sie war eigentlich immer sehr nett gewesen. Ich senkte den Kopf und legte die Nase auf Funnys Körper. Sie war kalt. Viel Kälter als sonst. Ich wollte sie nicht vergraben und auch nicht unter einem Busch zerren. Komm Funny! Wach auf! rief ich laut. Aber sie bewegte sich nicht mehr. Daran war nur ich schuld. Hätte ich Ashley nicht angegriffen würde sie noch Leben...


29.05.2016, 19:43
»Yuki
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Sister Location



In ihren Gedanken raste es. Was hatte sie sich nur dabei gedacht, Zero zu folgen? In diesem Tal lauerten mehr Gefahren, als sie sich überhaupt eingestehen wollte. Und trotzdem stellten sich allein bei dem Gedanken daran ihre Nackenhaare auf. Ruhe bewahren. Aber das war einfacher gesagt, als getan. Und dann hörte sie es: ein lautes, verzweifeltes Rufen. In Yukis Adern brodelte sofort die Angst, der Fluchtinstinkt drohte einzusetzen. Doch sie atmete tief durch. Was, wenn der Urheber des Rufens, Hilfe benötigte? Yuki war zwar ängstlich, aber immer noch die alte Yuki. Und die hätte niemals ein Wesen im Stich gelassen, welches Hilfe benötigte. Allen Mut fassend, trabte sie an und folgte der Stimme und dem Geruch eines fremden Pferdes. Und dann mischte sich der Tod in das feine Gewirr aus Düften. Sie stockte, doch der Instinkt zu helfen trieb sie vorwärts.

Als sie eine Lichtung betrat, sah sie eine  wunderschöne, anmutige Stute. In jungfräulichem Weiß stand sie und betrachtete einen leblosen Körper, der am Boden lag. Yuki schauderte, doch sie näherte sich vorsichtig. "Ich... ähm.... entschuldigung. Kann ich helfen?" Etwas Besseres fiel ihr auf die Schnelle nicht ein, dabei war ihr bewusst, wie blöd sie klingen musste. Schließlich konnte sie nicht helfen. Das Pferd am  Boden war tot, was sollte sie da schon machen können? Verzweifelt blinzelte sie einmal zu oft, als nötig und erweckte so nur noch mehr den Eindruck, vollends nervös zu sein. Sie trat noch einen Schritt heran, ehe sie den Kopf neigte und somit wenigstens ein bisschen Demut der Notlage entgegen zu bringen versuchte. 
 



10.06.2016, 09:16
» Sister Location
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Yuki



Ich betrachtete immer noch Funny's Körper. Ich merkte nicht, wie heiß es auf einmal wurde. Ich bemerkte nichts mehr. Es schien so still zu sein. Das Vogelgezwitscher nahm ich gar nicht wahr. Für mich war es, als würde der ganze Wald still sein und um die Füchsin trauern. Dann spürte ich ein komisches Gefühl in mir. Hass... fängt mein Körper wieder an, mich zu kontrollieren? Nein, es war Hass auf Ashley und Funtime Freddy. Ich legte die Ohren an und riss den Kopf hoch. Ich werde euch finden und töten, hört ihr!? rief ich in den Himmel. Wie erwartet bekam ich keine antwort.

Einige Zeit später bemerkte ich ein Pferd vor mir. Verwirrt trat ich rückwärts, dann blieb ich stehen, bereit mich zu verteidigen. Aber das fremde Pferd fragte nur ob sie helfen könne und schien selbst nervös zu sein. Ich entspannte mich. Ja, das kannst du sogar. Du könntest mir sagen wo ich hier bin. Übrigens, mein Name ist Sister Location. sagte ich und drehte den Kopf zu Funny die immer noch regungslos neben mir lag. Mit zitternder Stimme sagte ich: Und das ist Funny. Ich spürte wieder unendliche Trauer. Warum musste sie sterben? Sie wollte doch nur dass wir aufhörten zu streiten! Ich sah wieder zu der Fuchsstute. Ich sollte sie warnen. Das mag komisch klingen, aber wenn du Hitze spürst, nicht so eine wie jetzt, sondern... andere... Ich kann es nicht beschreiben, aber bitte lauf dann weg! sagte ich. Denn wenn sie es nicht tut, ist sie so gut wie tot.


11.06.2016, 22:26
»Yuki
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Sister Location



Die bleierne Hitze des Sommers zehrte an ihrem Körper, als sie einen Schritt auf die Schimmelin zutrat. Die am Boden liegende Fuchsstute versuchte Yuki so gut es ging aus ihren Gedanken zu verbannen, doch es gelang ihr nicht. Immer wieder glitt ihr Blick hinab. Und Angst durchflutete sie. Seufzend blickte sie auf. Konzentrierte sich auf die Schimmelin, die sich ihr nun vorstellte. Sister Location . Ein ungewöhnlicher Name für eine ungewöhnliche Stute. Sie schien schon alt, doch nicht schwach oder gar abgehärmt. Kraftvoll viel eher. Aber wenigstens stand Yuki nun nicht mehr nur schweigend herum.

"Mein Name ist Yuki. Und dies ist das Stillreich." murmelte sie etwas leiser. Sie fürchtete sich manchmal, den Namen des Ortes auszusprechen. Ganz so, als könne das alleinige Benennen all die Schrecken herauf beschwören, die hier die Herrschaft übernommen hatten. Ob auch ... Funny... so hieß sie ja. Ob auch Funny einem dieser Wesen zum Opfer gefallen war? "Es tut mir sehr leid." flüsterte Yuki mitfühlend, während ihr Blick wieder auf Funny fiel. Nun, da die Stute einen Namen trug, nagte das Elend umso mehr an der fuchsfarbenen Araberstute. "Ich werde acht geben." entgegnete sie hingegen mit festerer Stimme. Was konnte schon gefährlicher sein, als das, was sie bereits kannte? Yuki wollte der Stute jedoch nicht widersprechen. "Was ist euch zugestoßen?" Keine Sekunde glaubte Yuki, dass Sister Location für den Tod ihrer Freundin verantwortlich sein könnte. Es awr das Tal. Das verfluchte Stillreich. Hier starben Pferde. Wie die Fliegen. Und als sei das nicht schlimm genug, wurde auch noch Krieg geführt.
3
 



12.06.2016, 14:03
» Tullamore Dew


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» venomxbaby



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Pfingsten



Das letzte was ihm im Sinn stand, war sie zu erschrecken. Sie schien sich anfangs nur wenig zu erholen, doch es wurde besser. Es dauerte lange, bis er endlich denken konnte, dass sie sich entspannen würde. Früher hätte es ihn traurig gemacht, doch nun betrachtete er es beinahe gleichgültig. Es war eigenartig genug.
Doch je mehr er darüber nachdachte um der Stute die Zeit zu geben, sich zu fangen, umso mehr reifte die Erkenntnis, dass er sie wieder allein lassen würde. Er ertug die Gegenwart von Stuten oft nur sehr schwer. Sie war eine davon. So viel erinnerte ihn an seine Vergangenheit. Eine Vergangenheit, die er nicht ändern konnte, die ihm alles genommen hatte. Alles Glück und die Liebe. Nun blieb er nur allein.
Es fiel ihm nicht schwer die Entscheidung zu treffen, die immer noch hart an seinem Herzen riss. Selbst nach all der Zeit wurde es nicht leichter. Nur erträglicher.
Ich muss mich entschuldigen Pfingsten. Aber es wird bereits jetzt Zeit für mich weiterzuziehen. Ich hoffe du vergibst mir. Ich wünsche dir alles gute auf deinem weiteren Weg. Vielleicht sehen wir uns zu einer anderen Zeit wieder. 
Höflich neigte er den Kopf und machte sich dann auf dem Weg. Wohin er wollte? Einen genauen Plan hatte er noch nicht.
Hauptsache er war allein.

-> weg


Wörter: 243

__________________

Getadelt wird wer Schmerzen kennt
vom Feuer das die Haut verbrennt
Ich werf ein Licht
in mein Gesicht
Ein heißer Schrei
Feuer frei!


18.06.2016, 21:59
» Pygmalion
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(aus dem Schweigehain)


 

Tharynia



Traurig blickte Pygmalion die kleine Stute an. Es schien ihr wirklich nicht gut zu gehen. Die ganze Umgebung schien ihr ihre restliche Kraft zu rauben. Er musste sie wirklich schnellsten von hier fort bringen, wenn er ihr noch helfen wollte. Sonst würde sie wohlmöglich noch zusammenbrechen. Und nein, das würde er nicht noch einmal zu lassen! Nicht noch einmal würde er die hübsche Schimmelstute gequält am Boden liegen sehen. Das war zu oft passiert. Viel zu oft.

Ich passe auf dich auf, hörst du, Tharynia? Ich lasse dich nicht mehr im Stich. Nie mehr!“ Entschlossen stampfte der junge Königssohn mit seinem Huf auf den Boden auf, um seine Worte deutlich zu unterstreichen. Er hatte zu lange zugelassen, dass die Schimmelstute, dank ihm, gequält wurde. Und das nur, weil sein Vater ihn dazu zwang, Nachkommen zu bringen. Egal auf welchem Weg. In Gedanken an die arme Tharynia und was sie zu dieser Zeit hatte aushalten müssen, schüttelte er sich und versteckte schnell eine kleine Träne. Sie sollte nicht sehen, wie er sich fühlte. Was jetzt zählte, war dass er ihr Schutz bot. Und dass er für sie da war. Egal, was geschah. „Ich bin für dich da, meine Kleine.“ Hauchte er noch einmal und berührte sanft ihre Nüstern, während sie den Weg fortsetzten. Sie hatten ihr Ziel bald erreicht. Den Wald. Abgeschieden vom Schweigehain, dem gruseligen Ort, an dem er die kleine Stute gefunden hatte. Und trotzdem geschützt von unerwünschten Blicken. So würde sie niemand sehen. Und so konnte dann auch niemand seinem Vater berichten, was er hier tat. Und dann wäre auch Tharynia sicher.

Als die Schimmelstute schließlich wieder etwas ruhiger wurde, ihre Augen öffnete und sogar antrabte, glaubte Pygmalion seinen Augen kaum. Er lachte leise und fiel dann auch schnelleren Trab, um ihren Schritten folgen zu können. Sie war beinahe wieder ‚die alte‘ Tharynia. Fröhlich. Elegant, wie sie sich ihren Weg zwischen den Wurzeln, Steinen und Sträuchern suchte. Und einfach nur wunderschön. Seine Gemahlin. Seine kleine Traumprinzessin. Und hoffentlich auch bald Mutter meiner Kinder. Um meinen Vater in Frieden zu stimmen.  Doch diesen Gedanken schob der Königssohn erst einmal weit zurück. Zunächst musste er erst einmal Tharynia davon überzeugen, dass er ihr nichts tat. Denn wenn sie erkannte, wer er war, würde sie sicher nicht mehr so ruhig bleiben.

Leicht traurig schaute der Fuchs ihr nach. Er hatte das alles nicht gewollt. So zumindest nicht. Er hatte sich doch Frieden gewünscht. Und nicht das, was er Tharynia angetan hatte. Das hatte seine geliebte Prinzessin niemals verdient. Vorsichtig legte er wieder zu, trabte neben der hübschen Stute her, lächelte sanft, und hoffte, dass er sie nicht verschreckte, jetzt wo der Nebel sich lichtete. Die beiden hatten den Schweigehain verlassen und den Wald erreicht.


22.09.2016, 09:50
» Rōnin
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Agape



Er war allein. Allein, auf der Welt. Es gab nur noch ihn. Denn seine ganze Familie, die er von ganzen Herzen geliebt hatte, war ausgelöscht worden; vor seinen Augen. Man hatte ihm alles genommen. Seinen Rang, seine Würde, seine Ehre. Der einstige Samurai war tief gefallen, hart auf dem Boden der Tataschen aufgeschlagen. Für sein Fehlverhalten – Verweigerung des Befehls seines Herrn – wurde er hart bestraft. Zu oft, hatte er sich im Krieg gefragt, warum er seine Artgenossen töten musste, die er nicht kannte; niemals kennenlernen würde. Er war der perfekte Samurai. Seit seiner Fohlenzeit wurde er auf diese Pflicht vorbereitet, bis er schließlich mit seinem Vater an der Seite in den Krieg ziehen durfte. Für einen jungen Hengst, unerfahren im Krieg, war dieser Moment mehr als aufregend; ehe er einsehen musste, was es heißt zu töten.
Irgendwann kam der Tag, der Rōnins‘ Leben vollkommen veränderte. Es war der Tag, an dem der Hengst sein Handeln bewusst in Frage stellte; es seinem Herrn deutlich zeigte, was er von ihm hielt. Wahrscheinlich war es Schicksal, als er einen Feind hinter einer Kurve über dem Weg lief, wo er diesen nicht erwartet hatte. Stillschweigend blickten sich die beiden Hengste an, niemand sprach ein Wort. Warum soll ich ihn töten, er ist genau, wie ich. Sein Kopf war leer, sein Körper sträubte sich gegen jeden Befehl, der ihm in den Sinn kam. Nein, er wollte diesen schutzlosen Feind nicht töten; zudem war er bereits verletzt. Rōnin nickte dem Fremden stumm zu, der den Hengst sofort verstand, dass er ihn in diesem Moment verschonen würde. Aber, es war zu spät. Man hatte beide längst entdeckt, so ertönte die tiefe Stimme seines Herrn, direkt hinter seinem Rücken. Der Befehl war einfach, und eindeutig. Töte, den Feind. Jedoch, weigerte sich der Falbe dies zu tun, wollte es erklären. Aber, die Verweigerung war Antwort genug für seinen Herrn. Schließlich tötete dieser den verletzten Feind, und ließ Rōnin samt seinem Vater und seinem besten Freund hinter die Front bringen, um ihnen die gerechte Strafe zu geben.

Jahre, waren ins Land gezogen, hatten die Welt verändert. So unzählige, wie Sandkörner am Strand, oder wie Sterne am Nachthimmel. Nur Rōnin, war zwischen Raum und Zeit verloren gegangen. Die Vergangenheit nagte an ihm, saß fest und saugte ihm den Lebenssaft aus seiner Seele. Unschuldige sind wegen der Verweigerung eines Befehls‘ umgebracht worden. Die Schuld, war er selbst; die konnte ihm keiner nehmen. Die Trauer hatte ihn längst zerfressen, aber die Verbitterung hatte ihn niemals für sich beansprucht. Mit der Zeit wurde er ruhiger, kühler und distanziert. Ja, er hatte seine Lebensfreude verloren, seine Optimismus der Welt gegenüber. Er hatte die Liebe seines Lebens verloren; und das reichte aus, um für immer alleine in Trauer zu versinken.
Seit er die Armee - gepeinigt und misshandelt von seinem Herrn - verlassen musste, hatte sich sein Leben von Grund auf verändert. Er fühlte sich frei, und gleichzeitig gefangen. Wollte sterben, und gleichzeigt leben. Es war ein hin und her, bis er langsam anfing das alte Leben hinter sich zu lassen. Aber, die Vergangenheit lässt einen einfach nicht los; sie da, einfach da. Yui, die Liebe seines Lebens, war tot. Seine Eltern waren tot. Seine Großeltern waren tot. Sein bester Freund war tot. Nur er, war am Leben. Am Leben, damit ihn die Trauer, die Schuld zerfressen konnte.

Es war Herbst geworden. Ab und an, schafften es die Sonnenstrahlen hinab zur Erde, wärmte diese dezent auf. Trotzdem durfte man nicht vergessen, dass der Winter bereits an der Tür klopfte. Die Nächte waren recht kühl, und morgens hing bereits der nächtliche Frost auf dem zarten Grün der Wiesen. Der perfekt geformte Körper von Rōnin glitt durch das Land ohne Spuren zu hinterlassen. Nach all den Jahren, fernab der Armee, hatte er niemals das militärische Verhalten abgelegt. Er war ein Stratege durch und durch; und irgendwie auch ein Krieger, was er längst nicht mehr sein wollte. Der Wald, durch den er sich lautlos bewegte, gab einen kühlen Schatten von sich, nur vereinzelt schafften die Sonnenstrahlen es bis zum goldene Körper des Hengstes. Das einstige Feuer in seinem Herzen, in seiner Seele war längst erloschen, erstickt von der Trauer und von der Schuld. Sein Gemüt war abgekühlt, passte perfekt in diese Jahreszeit. Gedankenverloren setzte Rōnin einen Huf vor den anderen, lauschte den Geräuschen der Natur. Der Falbe hielt inne, brachte seine  geschmeidigen Bewegungen zum Stillstand. Stille, vollkommende Stille, umgab ihn in diesem Moment. Er war alleine, versunken in sich selbst. Seine komplette Familie wurde vor Jahren ausgelöscht, aus dem Leben gerissen. In den Moment der Stille, wurde es ihm mehr als bewusst, dass er niemanden auf der Welt mehr hatte, den er liebte; der ihn liebte. Er war alt geworden, und das Leben war schonungslos an ihrem vorbei gerauscht, während er einen Halt in dieser Welt gesucht hatte.
Ein unbekanntes Geräusch riss ihn brutal aus seinen Gedanken, seine Muskulatur war in Sekunden bis in jede Faser seines Körpers gespannt. Er war bereit, obwohl er nicht bereit sein wollte. Der Atem ging flach, das Adrenalin pulsiert durch seine Adern. Frontal brachte der Hengst seinen Körper zu dem Ursprung des Geräusches, blickte zwischen den Bäumen hindurch, die langsam ihre Blätter verloren. Rōnin formte seine aufmerksamen Augen zu Schlitzen, versuchte eine Silhouette zwischen den Bäumen auszumachen. Der Hengst war sich nicht sicher, ob er wirklich ein dunkles Wesen erblickt hatte, oder ob er überhaupt ein Geräusch vernommen hatte.
„Wer da?“, erklang seine dunkle, raue Stimme über den Waldboden hinweg, verstummte in der Ferne zwischen den Bäumen. Er konnte sich täuschen, und war vollkommen allein; vielleicht wurde er vor Einsamkeit langsam verrückt.


02.11.2016, 17:02
» Agape
RACHEENGEL

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» Alexia Khruscheva (CR drauflassen)



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Rōnin


Gefrorene Herzen. Sture Köpfe. Keine vorhandenen Gefühle. So hatte Illium es ausgedrückt. Nicht nur er, auch all die anderen - die ihm so treu zur Seite standen - hatten ihr klar gemacht, dass es keinen anderen Ausweg gab, als die Gaistjan Skairae auszulöschen, abzuschlachten. Als seien sie im Großen und Ganzen betrachtet nicht auch einfach nur Lebewesen. Agape hatte einen Fehler begangen und versucht die Beweggründe ihrer Feinde zu verstehen. Wieso fühlten sie sich so sehr dazu hingezogen, Leid über alle anderen zu bringen? Agape war sich sicher, dass sie Hilfe brauchten, dass in ihnen ein Funke Gutes steckte der nur geweckt werden musste. Die Grenzen zwischen Gut und Böse verwischten und wurden schließlich ein einziges Spektrum, auf welchem sich jeder frei zu bewegen zu schien. Raphaels Tod hatte sie - genau wie all die anderen Engel - geplagt und in tiefe Verzweiflung gestürzt. Doch Illium war da gewesen, hatte ihnen über den Verlust hinweg geholfen. Doch sein Wunsch die Adoyan Enay gegen Faithless zu führen war für Agape ein Vorhaben, welches ihrer Meinung nach nicht zu ihnen passte. Sie waren nicht wie diese verwirrten Wesen, sie mussten keinen Krieg anfangen. Wie viele Unschuldige würden sterben müssen, würden das verlieren was ihnen lieb und teuer war? Agape war nicht dazu bereit, sich an diesem kopflosen Vorhaben zu beteiligen, doch auch nur ein Wort dagegen würde sie des Hochverrats bezichtigen, da war sie sich sicher. Egal, wie oft man ihr versichern mochte, dass man ihr zuhören würde, dass Illium ihren Standpunkt ernst nehmen würde, sie glaubte nicht daran. Sie kritisierte den hübschen Erzengel auch nicht, aber es war ein Fakt, das er ihr nicht glauben würde. Sie hatte den Funken des Wahnsinns in seinen Augen gesehen, als er über Faithless und die Gaistjan Skairae gesprochen hatte und sie verurteilte ihn nicht dafür. Sie verstand dieses Gefühl besser, als jeder andere. Die Wut, den Hass, die pure Verzweiflung, die sich durch den Körper frass wie heißes Feuer. Und Illium brannte förmlich. Voller Leidenschaft ging er gegen Faithless vor und Agape sah einfach nur voller Mitleid zu. Sie sah es in ihm, aber auch in den anderen Engeln. Sie versuchten einen kühlen Kopf zu bewahren, aber Raphaels Tod hatte sie alle erschüttert, sie waren wütend, fassungslos und sie wollten Rache. Vor allem Illium wollte Rache und Agape fing an, Angst um ihn und die Adoyan Enay zu haben. Und um sich selbst. Sie wusste das sie, sobald sie sich auf diese Gedankengänge einlassen würde, den Verstand verlieren würde. Nach Raphaels Tod war sie verschwunden - wie es ihre Art nach schlechten Neuigkeiten war - und war schließlich nach einiger Zeit zu Halo und der Herde zurückgekehrt. 

Sie hatten sich alle beruhigt, Halo, ihre geliebte Schwester, hatte ihr beigestanden, und der Rest hatte Pläne geschmiedet. Aber je näher sich Agape mit diesen Plänen beschäftigte, desto weniger gefielen ihr diese. Man sprach von Geiselnahme, von Angriffen aus dem Hinterhalt und von Spionage. Agape verstand, dass Illium damit kluge Entscheidungen traf, die Adoyan Enay auf seine Seite zog, sie vereinte und sie alle gegen einen gemeinsamen Feind führte. Doch es klang dreckig, grausam und kaltherzig. Doch je länger sie sich die Engel in ihrem Umfeld ansah, desto mehr fiel ihr auf, dass es ihnen egal zu sein schien. Ihr Blick war kalt, sie kümmerten sich nicht um das Leid ihrer Feinde. Agape wusste nicht, ob sie Schuldgefühle empfinden sollte, weil sie die Adoyan Enay im Prinzip mit diesen Gedanken verraten hatte, oder ob sie sich unwohl fühlen sollte, zu realisieren wie selbst die geehrten Himmelsgeschöpfe zu berechnenden, übereilt und falsch handelnden Kreaturen werden konnten. Die einzige Erleichterung war ihre Schwester Halo, die ihr stets beistand. Agape würde sich niemals sorgen müssen, wie es um ihr Herz stand, denn Halo war eine so reine Seele, dass Niemand sich jemals in ihrer Nähe verstellen musste. Agape frage sich, ob sie ebenso über die Gaistjan Skairae dachte wie sie. Sie konnte einfach nicht einsehen, dass Jemand von Grund auf böse sein sollte. Vermutlich war sie was das anging aber auch einfach nur naiv. Hatte sie Uneinsichtigkeit nicht selbst schon erlebt? Gesehen, wie man sich gegen die Vernunft und die Nächstenliebe entschied? Und was hatte sie selbst getan? Sie kniff kurz die Augen zusammen und lief mit bestimmten, schneller werdenden Schritten weiter durch den dichten Wald. Nein, sie konnte nicht leugnen, dass sie sich teilweise selbst zu einer bösartigen Kreatur entwickelt hatte. Sie konnte Niemanden verurteilen, aus Hass und Rache zu handeln. Vergeltung war ein Wunsch der sie alle zu treiben schien. Tief verankert. Es erschien ihr selbst so furchtbar.

Tief atmete Agape ein, genoss die Ruhe und die Einsamkeit und streckte ihre schwarzen Schwingen. Hier konnte sie sie selbst sein, sich entspannen und sich über die merkwürdigsten Dinge Gedanken machen, ohne schräg angeschaut zu werden. Agape spürte, wie sie sich nach Halo sehnte, es in ihrer Brust leicht zog, wie zur Erinnerung, dass diejenige mit der sie am engsten verbunden war, nicht in ihrer Nähe war. Die Rappstute lächelte leicht. Das Band welches sie teilten war in Ehren zu halten. Sie wollte gerade umkehren, um sich mit Halo über ihre verzwickten Überlegungen zu unterhalten und wenigstens so ein wenig Gewissheit zu erfahren, da knackte es im Unterholz und Agape schreckte leicht auf. Ihre lange Mähne verdeckte ihr die Sicht und sie neigte zaghaft den Kopf zur Seite, um durch das dichte Geäst noch etwas erkennen zu können. Ein Fremder. Agape verspürte kurz den innigen Wunsch einfach umzukehren, aber sie konnte sich nicht vom Fleck rühren, musterte den Hengst vor sich einfach. Sein Fell schimmerte fast Golden, im totalen Kontrast zu dem schwarzen Langhaar. Doch seine Beine waren das eindrucksvollste, wie Agape fand. Sie selbst war immer schwarz gewesen. Durchgehen dunkel. Der Hengst vor ihr vereinte bereits unglaublich viele Farbtöne allein in seinen Beinen. Fasziniert begutachtete sie die weißen Muster, die sich über die Fesseln zogen und schüttelte schließlich den Kopf, um sich von dem Anblick loszureißen. Ästhetisch schöne Dinge fesselten sie schnell. Und die plötzlich erhobene Stimme des Fremden zeigte ihr ganz eindeutig, dass er sie entdeckt hatte. Vermutlich konnte er sie bloß nicht erkennen. Mit einem zaghaften Lächeln entschied sie sich schließlich dazu, sich dem Hengst entgegen zu stellen. Mit zarten Schritten, um bloß keine gedeihenden Pflanzen zu zerknicken und ihr Leben zu früh zu beenden, lief sie durch die wenigen Bäume die sie trennten hindurch und blieb schließlich in einem gebürtigen Abstand stehen. Lächelnd neigte sie kurz den Kopf und zeigte sich ihm mit einer entspannten und aufgeschlossenen Körperhaltung. Sie wusste, dass nicht alle ihre prächtigen Flügel erblicken konnten, aber wäre das der Fall, wollte sie ihn auf keinen Fall verängstigen. "Entschuldigt, wenn ich euch gestört habe.", setzte sie mit einer zarten, aber doch gut verständlichen Stimme an. "Mein Name ist Agape."

 


Wörter: 1312

__________________

03.11.2016, 00:08
» Rōnin
Dieser Nutzer/Charakter wurde gelöscht.

Agape


Sekunden, die zu Minuten wurden. Minuten, die zu Stunden wurden. Stunden, die zu Tagen wurden. In diesem Moment verlor Rōnin jegliches Gefühl für die Zeit, die ihn stets beherrscht hatte. Die Zeit, glitt seit Jahren an ihm vorbei, unaufhaltsam. Oft, zu oft, hatte er da Gefühl der Zeit hinterher zu hängen; irgendwas zu verpassen. Es war ein komisches Gefühl, welches er bis heute nicht einordnen konnte. Was sollte er verpassen? Er war allein, kannte weder Spaß, noch Freude. Wie auch, wenn man einem alles genommen, was einem einmal Freude bereitet hatte. Wie in Zeitlupe, drehte sich die Welt um den Hengst, blieb nicht stehen. Es war verrückt, denn der Falbe hatte zwar das Gefühl, den Boden unter den Hufen zu verlieren, dennoch hatte er gewiss einen durchaus festen Stand auf dem weichen Waldboden. Die Muskulatur unter seinem goldenen Fell tanzte nach einer sonderbaren Melodie, ließ sich nicht aus dem Takt bringen; komme, was wolle. Rōnin war angespannt. Die Haltung seines Körpers grenzte an einer kompletten Verspannung. Er wusste nicht, wer zwischen den Bäumen herumschlich, wenn dort überhaupt jemand war. Er wusste nicht, wie gefährlich dieser jemand war, wenn dort überhaupt jemand war. Er wusste nicht, ob dieser jemand ihm körperlich schaden wollte, wenn dort überhaupt jemand war. Langsam, aber sicher, wurde der alternde Hengst verrückt. Hinter jedem Baum, hinter jedem Busch, glaubte er jemand zu sehen, oder zu hören. Aber, meistens war er allein. Jedoch, in diesem Moment, war er nicht alleine.


Ein Geschöpf, schwarz wie die Nacht, schritt zwischen den vereinzelten Bäumen hindurch. Es genügte nur ein Blick, um festzustellen, dass es sich um ein weibliches Wesen handelte, welches mit Eleganz und voller Anmut ihm mit Ruhe in jedem Schritt entgegen kam. Die Mähne hob sich in langen Wellen vom Rest des Körpers ab. Rōnin war sicherlich kein Romantiker, konnte aber trotzdem die natürliche Schönheit in der fremden Stute erkennen. Wer weiß, vielleicht kam im nächsten Moment ihr Verehrer um die Ecke; denn der Hengst konnte sich nur schwer vorstellen, dass sie alleine in diesem Wald unterwegs war. Sie blieb allein, während sie mit einem gewissen Abstand vor ihm zum Stillstand kam. Ein sanftes Lächeln lag auf ihren weichen Gesichtszügen, und erst in diesem Moment bemerkte Rōnin, dass er sich die ganze Zeit nicht bewegt hatte. Wie angewurzelt, wie versteinert. Für ihn war es immer ein heikler Moment, wenn er fremden Artgenossen begegnete. Man konnte nie wissen, von wem dieser geschickt worden war; aber, insgeheim glaubte er schon lange nicht mehr daran, dass jemand den Auftrag bekommen hatte, ihn zu töten. Mit der Trauer im Herzen, und der Schuld in der Seele, war Rōnin genug bestraft; bis an sein Lebensende. Um seine Muskulatur zu lockern, sich selbst zu lockern, trat der Hengst ein paar Schritte zur Seite, und wieder zurück. Die fremde Schönheit der Finsternis, behielt der Falbe stets aufmerksam im Auge. Ein Gefühl in ihm, sagte ihm, das keine Gefahr von der Stute ausging. Aber, Rōnin hatte nicht umsonst viele seiner Lebensjahre in der Armee verbracht, um Gefühlen eine gewisse Skepsis entgegen zu bringen. Was nicht hieß, dass er keine Gefühle für Artgenossen aufbringen konnte; er liebte Yui von ganzen Herzen, und das würde sich niemals ändern. Vielleicht konnten Gefühle lügen, aber ihre einladende Körperhaltung, warf alles über den Haufen. Die letzte Begegnung mit einem Artgenossen lag zu weit in der Vergangenheit, er konnte sich nicht einmal an den Namen erinnern; obwohl er ein ziemlich gutes Gedächtnis hatte. Rōnin räusperte sich, ließ ein sachtes Lächeln über seine markanten Gesichtszüge wandern, ehe er seine Stimme abermals erhob.

„Sie haben keineswegs gestört.“ Eine ausgeglichene Ruhe spiegelte sich in seinem Tonfall, der diese Worte umspielte, wieder. Er wollte nicht unhöflich sein; niemals, am wenigstens gegenüber einer Stute. Dennoch bewahrte er die Distanz zwischen ihnen, konnte sie auch von diesem Standpunkt sehr gut verstehen. Agape, formten seine Gedanken den Namen, mit dem sich ebengerade vorgestellt hatte, in seinem Kopf. Nun, war er an der Reihe, sich angemessen vorzustellen. Wenn sie sich nicht vorgestellt hätte, hätte er wahrscheinlich vergessen jemals seinen Namen zu nennen. „Man gab mir den Namen Rōnin.“


03.11.2016, 22:26
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Yes I’m a champion

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Lagertha



Leise schnaubend senkte der Fuchshengst den Kopf um wiederholt mit den Nüstern den Geruch des Waldbodens aufnehmen zu können. Es roch vertraut nach nassen Moos und vermoderten Holz. Der Geruch war nicht derselbe, wie bei seiner Heimat. Jeder Waldboden roch ein wenig anders, vertraut und befremdlich zugleich. Ein ziemliches Paradoxon, doch hatte für den Fuchs der Geruch immer vor allem etwas Beruhigendes, genauso wie die leicht vom kühlen Wind bewegten Bäume. War of Change liebte den Wald. Auf seiner Reise hatte er vor allem diesen gelernt zu schätzen, denn nicht nur bot er an heißen Sommertagen Schutz vor Hitze, sondern auch Schutz vor hungrigen Raubtieren. Sicher musste man an solchen Orten selbst Augen rund um den Kopf haben und jedes Rascheln zwei Mal überprüfen, doch als Einzelgänger lebte man auf offenen Flächen, wie auf einem Präsentierteller. Man hatte keine Herde, die einen beschützen oder warnen konnte. Man war immer auf sich allein gestellt, aber das war man im Wald genauso. Das war eben eins der großen Nachteile, wenn man allein lebte. Doch selbst wenn man drauf ging, weil man für den Bruchteil einer Sekunde nicht aufgepasst hatte, gab es keinen, der um einen trauern würde. Man musste sich keine Sorgen machen, was passieren würde, wenn man eines Tages nicht mehr existieren würde, denn die Welt würde sich auch ohne einen weiterdrehen. Es würde nicht einmal jemand bemerken, wenn man einmal nicht mehr existieren würde. Natürlich wusste War aber auch das Leben in einer Herde zu schätzen, doch war solches Familienleben noch nie für den Hengst etwas gewesen, was er einfach so vor sich hin leben konnte. Zu viele Aufgaben, zu viele Verpflichtungen, denen man allen nachgehen musste. Sicher mochte er es auch andere zu treffen und Freundschaften zu schließen, es wäre sogar nicht falsch ihn als einen recht geselligen Typen zu bezeichnen. Eine Lebensgemeinschafft, oder noch schlimmer eine feste Beziehung, wäre allerdings nie was für den Hengst gewesen. Schon damals bei seiner Familie nicht und noch weniger heute. Wars Kopf zuckte alarmiert nach Oben, als er ein leises Rascheln vernahm. Wie zu einer Statue erstarrt blieb der Hengst sichtlich angespannt stehen, lediglich seine zuckenden Ohren verrieten, dass er nicht zufällig das Spiegelbild eines Basilisken gesehen hatte. Für einen Moment war es ganz still um den Hengst herum. Nur der Wind irgendwo in den Baumkronen war zu hören. Doch es dauerte nicht lange, da hörte er das Geräusch wieder, nun deutlicher. Mit gespitzten Ohren drehte er seinen Kopf, wo er die Geräuschquelle vermutete. Ein Hase oder ein anderes kleines Tier war es nicht, dazu war das Rascheln zu schwer. Schon fast, als würde ein anderes Pferd durch den Wald laufen. Kaum hatte der Gedanke Wars Kopf erreicht, da vernahm er eine leise Geruchsnote in der frischen Windböe. Schnaubend weitete er seine Nüstern, ehe er Flehmte um den merkwürdig bekannten Geruch besser identifizieren zu können. Zweifellos, ein anderes Pferd. Nun mit neugierig gespitzten Ohren folgte der Hengst der Geruchsquelle.

Es dauerte nicht lange, da konnte er zwischen den Bäumen das Helle Fell eines anderen Pferdes ausmachen. Stute, nicht rossig und allein. Zumindest war da kein anderer Geruch, der auf ein Fohlen oder einen Fremden Hengst hätte hinweisen können. Wenn es nach War ginge, hätte das andere Pferd auch ein Hengst sein können. Zumindest ein freundlich gesinnter. Aus Erfahrung wusste er aber, dass man Stuten vor allem in Begleitung eines anderen Hengstes aus dem Weg gehen sollte, diese sahen einen anderen Hengst nämlich meist als Gefahr an. Dem Fuchs sollte das allerdings jetzt recht sein. Was ihn allerdings nur noch neugieriger machte, war der Grund, warum ihm der Geruch der Stute so bekannt vorkam. Hatten sie sich etwa bereits auf seiner Reise getroffen? Sicherlich nicht unwahrscheinlich, wenn man bedachte, wie vielen Pferden und anderen Geschöpfen er in den ganzen Jahren über den Weg gelaufen war.

„Einen wunderschönen guten Tag.“, meinte er an die Helle gerichtet, nach dem er aus den Gebüschen getreten war. Und tatsächlich erinnerte er sich ein wenig an die Stute. Eine flüchtige Bekanntschaft, nichts weiter. Doch an ihren Namen konnte er sich nicht mehr erinnern. „Dürfte ich Fragen, was eine Dame allein im Wald macht?“, wollte er frech wissen. Natürlich meinte er es nicht ernst und er hoffte auch dass die Fremde es auch so verstehen würde, aber im Endeffekt wusste man ja nie. „Kann es sein, dass wir uns bereits über den Weg gelaufen sind, oder spielt mir mein Erinnerungsvermögen einen Streich?“, fügte er noch schließlich an. Vielleicht konnte sich die Stute ja an mehr erinnern. Blieb nur noch zu hoffen, dass es nichts war, was sie bei seinem Anblick zur Furie werden lassen würde.


Wörter: 888

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04.11.2016, 19:23
»Lagertha
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War of Change



"Ich warte, bis all diese Gefühle in mir gehen."
Es war ein Tag, wie jeder andere auch. Seit sie ihre Heimat, ihre Familie verlassen hatte, glich ihr Leben einem verdammten Einheitsbrei. Ein eintöniger Alltag beherrschte ihr Dasein und manchmal musste Lagertha sich ehrlich beherrschen, um nicht vor Wut zu platzen. Sie hatte alles verloren. Alles, was sie geliebt hatte und was ihr wichtig gewesen war. Doch da war keine Treuer, keine Enttäuschung. Nur Wut. Wut, und Hass. Es fühlte sich wie Selbstzerstörung an, irgendwie. Die Apfelschimmelstute würde die Gefühle, die in ihr tobten, nicht beschreiben können. Es war zu chaotisch, zu durcheinander, zu kompliziert. Oft verspürte sie den Drang, zurück zu gehen. Sie alle anzubetteln, wieder dazugehören zu dürfen. Gerne würde sie Ragnar anflehen, sie wieder zur Frau zu nehmen. Doch ihr Stolz war größer und hielt sie - den Göttern sei Dank! - zurück. Ihre Entscheidung war, trotz all des Gegenwindes, richtig gewesen. Und es gab für sie kein Zurück mehr. Das hatte Lagertha sich geschworen. Außerdem hoffte sie noch darauf, dass ihr Verlustschmerz sich bald schon in Gleichgültigkeit wandeln würde; dann würde alles einfacher werden.

Gedankenversunken schritt Lagertha durch den Wald, der weiche, federnde Boden unter ihren Hufen verlieh ihren sonst so schweren Schritten eine erstaunliche Leichtigkeit. Der frühmorgendliche Nebel hatte sich noch nicht gänzlich verzogen und hing noch vereinzelt zwischen einigen Bäumen und Büschen fest. Der Tau hatte eine angenehme Feuchtigkeit hinterlassen und milde Sonnenstrahlen warfen ihr fahles Licht durch die dünner werdenden Baumkronen. Der Winter kam unweigerlich näher. Im Vergleich zu vielen anderen jedoch fürchtete Lagertha diese Jahreszeit nicht. Sie war mit ihr bestens vertraut, konnte sich anpassen, versorgen und daher überleben. Schon jetzt waren die Nächte kalt und rau; die Winde hart und eisern. Der kräftigen Barocken jedoch konnte diese Witterung bislang nichts anhaben. Ihr Fellwechsel hatte bereits eingesetzt und der Ansatz eines satten Winterfells schimmerte bereits auf ihrem athletischen Körper.

Lagertha wurde aus ihren Gedanken gerissen, als sie die Schritte eines Artgenossens vernahm. Sofort waren ihre Sinne scharf wie ein frisch gewetztes Messer und ihr Blick durchforstete das Unterholz nach dem anderen Pferd. Die Apfelschimmelstute war gerne auf alles vorbereitet, traf stets die nötigen Vorkehrungen - spontane Gesellschaften waren daher nicht unbedingt ihr Ding. Vor allem, seit sie ohne Herde und Familie dastand. Solche Dinge jedoch konnte man sich nicht immer aussuchen. Das war das Leben.
Ihr Blick schnitt die Gestalt des fuchsfarbenen Hengstes, als dieser in ihr Sichtfeld trat. Lagertha hatte kein besonders gutes Gedächtnis, was Gesichter und Namen von Artgenossen anging aber diesen Hengst glaubte sie bereits schonmal getroffen zu haben. Misstrauisch - wie immer - beäugte sie diesen und lauschte seinen Worten andächtig. Ihre Miene blieb hart und verschlossen; ihre Augen jedoch funkelten lebhaft. Lagertha mochte eigen sein, jedoch nicht ungesellig.

"Guten Tag," erwiderte sie zunächst knapp seine Begrüßung und neigte höflich ihr Haupt gen Seite. Den Blick wandte sie jedoch nicht von ihm ab; zu groß die potenzielle Gefahr, die von ihm ausgehen könnte. "Was Damen allein im Wald machen, weiß ich nicht." Eine leichte Andeutung eines amüsierten Schmunzelns umspielte ihre überraschend weichen, femininen Lippen. "Ich jedenfalls bin nur hier, um mir die Beine zu vertreten." Und in der Tat: diesen Pfad war sie in den letzten Wochen immer öfter gegangen. Diese Gewohnheit hatte ihr neue Beständigkeit geschenkt und ihr geholfen, nicht gänzlich im Selbstmitleid zu versinken. Außerdem tat sie damit kontinuierlich etwas für ihre Fitness und kam so nicht komplett aus dem Training, welches sie in vergangenen Zeiten genossen hatte.
Bei seiner Frage, ob sie sich nicht schonmal getroffen hatten, wurde Lagertha hellhörig. Seltsam, dass auch dem Fuchsenen dieser Gedanke kam. Die Schimmelin hatte zuvor noch geglaubt, dass sie sich das nur einbilde und da nichts Wahres dran war. Doch jetzt schien es eher so, als waren sie einander in der Vergangenheit doch schon einmal begegnet. "Das könnte durchaus sein; der Gedanke ging mir eben auch durch den Kopf." Die nickte dem Fuchsenen kurz zu, lächelte ihm kaum merklich zu. Lagertha war noch nicht bereit, ihre Verschlossenheit abzulegen. Dafür war sie zu tief in ihr verwurzelt. "Lebst du schon länger hier im Stillreich? Ich vermute fast, dass wir uns nur hier begegnet sein können." Auf ihrer Reise von Kattegat hierher hatte sie eigentlich mit niemandem gesprochen, denn diese Zeit war die Härteste gewesen. Erst hier im Stillreich hatte sie begonnen, bewusst an diesem neuen Leben teilzuhaben. "Lagertha," stellte sie sich ihm kurz angebunden vor und neigte respektvoll ihr Haupt; dabei glitt ihr langes, welliges Langhaar sachte über ihren muskulösen Hals.



04.11.2016, 23:08
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Lagertha



Die Antwort der Stute, auf den Gruß des Hengstes hin war knapp. Ein simples "Guten Tag", ließ sie von sich verlauten. War nickte kaum merklich mit einem freundlichen Lächeln auf seinen Lippen. Wenn das kein guter Anfang für ein Gespräch war, dann wusste er selbst nicht weiter. Er war schon vielen Geschöpfen über den Weg gelaufen und da er nie jemand war, der Probleme hatte auf fremde Artgenossen zuzugehen, hatte er schon allerhand Reaktionen erlebt. Angelegte Ohren und grundlos nach ihm schnappende Zähne waren schon oft genug dabei gewesen, doch wirkte die Stute nicht beunruhigt, lediglich wachsam. Aber das war er selbst auch. Jedenfalls wirkte sie nicht so, als würde sie sich bei auch nur der kleinsten falschen Bewegung seinerseits mit Zähnen und angelegten Ohren auf ihn stürzen. Sicher gab es auf der anderen Seite auch Hengste, die sich auf alles stürzten, was nicht bei drei auf Baum war. Doch fand War es falsch gleich davon auszugehen, dass alle Beeren schlecht waren, nur weil man in eine schlechte gebissen hatte. Sicher waren gewisse Ereignisse prägend, doch musste man im Leben auch nach vorne blicken können und irgendwann in der Lage sein über etwas hinweg zu kommen. Das war zumindest die Ansicht des Fuchses. Dass er gegenüber der Hellen trotzdem wachsam blieb, hatte allerdings nichts mit Feindlichkeit zu tun. Sie war immer noch eine Fremde, auch wenn ihr Geruch ihm nach wie vor seltsam bekannt vorkam. Wie ein Déjà-vu, dessen Ursprung man noch nicht genau deuten konnte. Ihre Worte, dass sie selbst nicht wüsste, was Damen in einem Wald zu suchen hatten, entlocken ihm allerdings ein amüsiertes Grinsen.
„Wenn eine Dame mir diese Frage also nicht beantworten kann, an wen soll ich mich dann wenden?“, witzelte er, wobei er der Hellen zuzwinkerte. Die folgenden Worte der Stute ließen ihn allerdings halb allarmiert, halb neugierig die Ohren zucken. „Bist du hier mit einer Herde? Oder einem Gefährten?“, wollte er schließlich ein wenig alarmiert wissen. War wollte wirklich nicht, dass es am Ende wirkte, als hätte er versucht sich an die Stute eines anderen zu machen. Hengste, vor allem welche, die ihre Stuten beschützten, konnten wirklich starrsinnig und verdammt unangenehm werden und auf einen Kampf hatte er nun wirklich keine Lust. Zwar hatte er in der Nähe der Stute keine Gerüche weiterer Tiere vernommen, doch konnte es immer sein, dass die Familie der anderen zu weit Weg war um sie zu riechen. Außerdem waren Fehler etwas, was jedem passierte. Vielleicht hatte er etwas übersehen? „Versteh mich nicht falsch, ich möchte lediglich einer Auseinandersetzung mit einem möglicherweise eifersüchtigen Artgenossen aus dem Weg gehen.“, klärte er die Stute mit ruhiger Stimme auf. Er wollte auf die Helle wirklich nicht wirken, als würde er ihr etwas zuleide tun wollen. So einer war er nicht. Er würde es nicht einmal in Erwähnung ziehen Gewalt gegenüber einer Stute zu verwenden, soweit hatten seine Eltern auch ihm Manieren beibringen können.

"Das könnte durchaus sein; der Gedanke ging mir eben auch durch den Kopf.", sagte sie und War of Change meinte sogar ein kaum merkliches Lächeln auf ihren Lippen erkennen zu können. Wieder legte sich an durchaus amüsiertes Lächeln auf sein Gesicht, ehe er auf ihre drauf folgende Aussage antwortete.
„Nicht lange, einige Vollmonde vielleicht.“, meinte er Wahrheitsgemäß, „Wären wir in dieser Zeitspanne also großartig ins Gespräch gekommen, hätte ich mich sicherlich an dich erinnert. Ich befürchte also, dass wir uns entweder außerhalb des Tals getroffen haben mussten oder es war eine kurze und zufällige Begegnung.“ Es waren mehr seine eigenen Überlegungen, doch war es irgendwie durch und durch witzig, dass auch sie das Gefühl hatte ihn bereits einmal begegnet zu sein. So konnten seine Sinne also doch nicht ganz so schlecht sein. Zumindest was seine Erinnerung anging. Vielleicht irrten sie sich aber auch beide, wer wusste das schon. „Schön dich kennen zu lernen, Lagertha. Mich nennt man War of Change. War oder Change reicht aber auch.“, entgegnete er auf ihre Vorstellung hin. Mit Namen hatte er nie ein Problem gehabt, auch wenn er diese gern nach längerer Zeit gerne vergaß, sofern sie nicht von großer Bedeutung waren. Doch klingelte bei ihrem Namen leider nichts in seinem Kopf. Es musste eine wirklich kurze und unbedeutende Begegnung gewesen sein, dass sie sich nicht näher vorgestellt haben und er nur aus irgendeinem Grund ihren Geruch abgespeichert hatte. Es wunderte den Fuchs schon ein wenig, warum es so war, doch nach einer Antwort würde er sicher lange suchen. „Wie dem auch sei.“, setzte er seinen Gedanken schließlich schief Grinsend ein Ende, „Ich befürchte, dass wir leider nie ein Ende der Überlegungen finden werden, wann wir uns in all der Zeit hätten über den Weg laufen können. Hättest du denn ein Problem damit beim Beine vertreten ein wenig Gesellschaft seitens meiner Wenigkeit zu bekommen?“ Seine Frage war ehrlich, auch wenn vielleicht ein wenig komisch gestellt. Aber vielleicht war es das, was das Alleinsein mit einem machte. Man wurde komisch und vergaß, wie man sich gegenüber anderen zu verhalten hatte ohne dabei äußerst komisch zu wirken. Für War klang die Frage zumindest ziemlich normal. Würde die Stute seine Gesellschaft nicht wollen, hatte er kein Problem damit seinen weg allein fort zu führen.


Wörter: 1013

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05.11.2016, 00:28
»Lagertha
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War of Change



"Hello Darkness, my old Friend."
Der Fuchsene machte einen zurückhaltenden, höflichen Eindruck auf sie. Im Gegensatz zu den meisten anderen männlichen Geschöpfen war er nicht einmal annähernd aufdringlich. Zumindest bisher. Damit sammelte er bei Lagertha bereits einige kleine Pluspunkte. Denn wenn es etwas gab, was die Schimmelstute nicht leiden konnte, dann war es, bedrängt und in die Enge getrieben zu werden. Darauf reagierte die selbstbewusste Stute mehr als nur empfindlich.
Dass sie ihn mit seiner Aussage zum Grinsen brachte und ihn amüsierte, zeigte Lagertha dass der Fuchshengst zumindest mal nicht humorlos oder komplett versteift war. Ebenfalls eine gute Basis, diesem Artgenossen noch ein wenig Gesellschaft zu leisten. Und bisher hatte er sich von ihrer verschlossenen, distanzierten und manchmal leicht unterkühlten Art auch keineswegs abschrecken lassen. Das sprach ebenfalls für ihn.

Als er witzelte, wenn er denn dann fragen sollte, wenn sogar sie ihm das nicht beantworten konnte, schlich sich auch auf Lagertha's Lippen ein kurzes, belustigtes Grinsen. "Das kann ich dir leider auch nicht sagen," gab sie keck zurück und erwiderte sogar sein Zwinkern; sie tat es jedoch auf eine charmant, sanfte Art. Ihre dunklen Augen schimmerten dabei sacht.
Lagertha zuckte misstrauisch mit den Ohren, als der Fuchs sie fragte, ob sie mit einer Herde oder einem Gefährten hier war. Der Barocken erschloss sich der Zusammenhang nicht, weswegen er das ausgerechnet jetzt fragte. Ihr erschien der Zeitpunkt unpassend; seine Stimmung wirkte seltsam angespannt. Noch war Lagertha sich nicht sicher, ob sie dem Fremden trauen konnte. Und wenn Fremde seltsame Fragen stellten, läuteten in der kriegerischen Hellen sofort sämtliche Alarmglocken. Ihm schien allerdings auch aufzufallen, dass seine Frage unter Umständen Fragen bei ihr aufwerfen könnte, denn er stellte nun klar, weswegen er das wissen wollte. Lagertha wägte binnen weniger Sekunden ab, ob sie ihm glauben konnte oder nicht. "Ich kann dich beruhigen; ich bin alleine hier. Das heißt die einzige Auseinandersetzung die dir blühen könnte, wäre die mit mir."

Wenn er erst wenige Vollmonde hier war, war es unwahrscheinlich dass sie ihn im Stillreich bereits getroffen hatte. Daran hätte sie sich erinnert. Andererseits könnte sie sich aber wahrlich nicht daran erinnern, auf ihrer Reise hierher großartig mit jemandem ins Gespräch gekommen zu sein. Doch das schloss die Barocke zwischenzeitlich ohnehin gänzlich aus. Sein Name war ihr unbekannt und auch generell kamen keine Erinnerungsfetzen zurück, die sich zu einem Puzzle formen könnten. Doch war das überhaupt wichtig? Lagertha's Leben bestand ohnehin nur noch darin, zu überleben. Alles andere war in den Hintergrund gerückt; besaß einfach keinen hohen Stellenwert mehr.
"Die Freude liegt ganz meinerseits, War," erwiderte sie höflich, benutzte eine Floskel, wie es wohl beinahe jeder tat. Aber daraus bestanden doch die meisten Gespräche und Begegnungen; nur Small Talk, nichts, was wirklich von Belang war.
Lagertha bedachte den Fuchsenen mit ruhigen Blicken als auch er bemerkte, dass sie vermutlich nie herausfinden würden, wann und wo sie einander begegnet waren. Es beruhigte sie, dass er das einsah und nun nicht jede Minute seines Lebens analysieren wollte. "Vermutlich haben sich unsere Wege ganz zufällig irgendwann und irgendwo gekreuzt, ohne das wir es wirklich bewusst wahrgenommen haben." Sie nickte zustimmend. Aber das Unterbewusstsein notierte sich alles, das hatte die Schimmelstute schon früh gelernt. Lagertha vertraute auf sich und ihre Intuition, hatte oft das Gefühl, dass tief im Inneren mehr wusste, als ihr bewusst war. Durch diese Fähigkeit war sie sinnlicher als viele ihrer Artgenossen, auch wenn sie auf den ersten Blick alles andere als lieblich wirken wollte.

Sie zögerte nicht lange, als War sie fragte, ob er ihr beim Beine vertreten Gesellschaft leisten durfte. "Selbstverständlich," stimmte sie zu. "Das hier ist ein freies Land und wir sind freie Pferde." Sie nickte ihm kurz zu, schenkte ihm ein eher trockenes Lächeln - welches jedoch alles andere als unfreundlich gemeint war - und setzte ihren Körper wieder langsam in Bewegung. Die letzten Monate hatten sie abgestumpft. Die Einsamkeit hatte ihre Herzlichkeit gefangen, eingesperrt. Der Verlust nagte an ihrer Substanz und Lagertha hatte jeden Morgen damit zu kämpfen, sich aufzuraffen. Sie vermisste ihre Heimat. Und sie vermisste ihren Sohn; mehr als alles andere auf der Welt. "Hast du deine Familie mit ins Stillreich gebracht? Oder dich bereits einer der ansässigen Herden angeschlossen?" erkundigte die Schimmelstute sich interessiert, während sie mit War durch den Wald schritt - gemächlich, Seite an Seite.



05.11.2016, 21:34
» Agape
RACHEENGEL

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Rōnin​




Er kann sie nicht sehen.
Es war als würde eine gewaltige Last von der Stute abfallen und seufzend sackte sie ein wenig in sich zusammen, ließ die schönen Schwingen nahezu auf ihren Rücken fallen. In erster Linie wollte sie Niemandem Angst machen, aber es verletzte sie immer wieder, wenn sie die großen, panischen Augen sah, die sie verfolgten. Vor allem wenn es die von Sterblichen waren, die aus irgendeinem Grund die Flügel eines übernatürlichen Wesens wahrnehmen konnten. Sie sahen sie an wie den leibhaftigen Tod und manchmal glaubte Agape dies selbst. Manchmal fühlte sie sich, als würde sie nur Leid und Verderben über jene bringen, die ihr am Herzen lagen. Dies waren keine Gedankengänge, die sie wirklich aufbauten und Halo hätte sie ihr vermutlich sofort wieder aus dem Kopf geschlagen, aber ihre Schwester war momentan nicht an ihrer Seite. Seufzend schüttelte sie den Kopf und sah wieder zu dem Fremden auf. So sehr sie ihre Schwester auch liebte, sie musste im hier und jetzt bleiben. Der Hengst vor ihr war höflich und zuvorkommend, er trat nicht zu dicht an sie heran und sprach mit einer beruhigenden und doch festen Stimme. Es zauberte Agape ein Lächeln aufs Antlitz und sie wusste nicht einmal wirklich weshalb. 

Rōnin. Ein schöner Name, auch wenn Agape nicht wirklich wusste, wie sie ab diesem Zeitpunkt im Gespräch weiter vorgehen sollte. Sie war ungeschickt, was soziale Kontakte anging und ihr Unbehagen in diesen Situationen machte es nicht gerade einfacher, sich Jemandem zu öffnen. Der Hengst vor ihr wirkte zwar freundlich, aber auch nicht wirklich aufgeschlossen und Agape spielte schon mit dem Gedanken einfach ein Nicken in die Richtung des Falben zu schicken und umzukehren. Doch wollte sie nicht auch etwas erleben? Jemanden kennenlernen? Wie stolz, wie glücklich würde Halo sein, wenn Agape ihr erzählte, dass sie Jemanden kennen gelernt hatte, den man eventuell einen Freund nennen konnte? Der Gesichtsausdruck ihrer Schwester, den sie sich vorstellte, erwärmte ihr Herz und sie fasste den Entschluss mutig zu sein, einfach mal auf Jemanden zuzugehen, der ihr nicht sofort ohne jeglichen Grund das Herz ausschüttete. Also machte sie einen zaghaften Schritt auf den Fremden zu. Sie wollte ihm nicht zu nahe treten, nur ein, zwei Schritte, um zu verdeutlichen, dass sie an einem Gespräch interessiert war. Natürlich schaffte sie es bei genau diesen zwei Schritten, irgendwie den Halt zu verlieren und stolperte leicht. Sie konnte sich zwar fangen, aber das die Situation so nur noch peinlicher und auch in gewisser Weise erbärmlich wurde, ließ sie leicht anfangen zu grinsen, bis sie komplett lachen musste. Ihre glockenhelle Stimme erhellte für einen Augenblick die Lichtung und sie schüttelte leicht ihre Mähne, um wieder zu sich zu kommen. „Entschuldige.“, murmelte sie, während sie auf ihre Hufe starrte, die nun fest auf dem Boden unter ihr platziert waren. Vielleicht sollte sie einfach an Ort und Stelle stehen bleiben, allem Anschein nach war sie nicht dazu fähig, sich normal auf Jemanden zuzubewegen. Trotz allem war noch ein leichter Schalk in ihren Worten zu erkennen. 

Es dauerte einen Augenblick, bis Agape wieder aufsah, fast verwundert darüber, wie leicht es ihr in der Nähe des anderen fiel zu lachen. Normalerweise schaffte dies nur Halo, aber momentan konnte Agape diesen Gefühlsausbruch noch auf ihre eigene Schusseligkeit schieben. Der Fremde stand ihr noch immer ruhig gegenüber, doch Agape zwang sich, nicht den Mut zu verlieren. Er war sicherlich ebenso unsicher wie sie, schließlich schien er freundlich zu sein, aber ebenso wie sie ein wenig… unbeholfen. Lächelnd ließ sie ihren Blick wieder zu den schlanken Beinen Rōnins wandern, folgte dem goldenen Verlauf hoch zu den Flanken und dem edel geschwungenen Rücken. Ein Läufer, davon war Agape überzeugt. Er rannte vermutlich wie der Wind und würde ebenso schön aussehen, wie die Windläufer. Ein Meisterwerk der Natur. Agape lächelte verzagt. Gerne hätte sie ihm einfach gesagt, dass sie ihn gerne beobachten wolle. Einfach so, als eine Art Inspiration. Hätte der Fremde dies verstanden? Vermutlich wäre er verwundert, oder auch ein wenig verängstigt gewesen. Wenn Agape ehrlich war, fände sie es selbst verstörend, wenn sie Jemand mit einem verklärten Blick fragte, ob er sie beobachten dürfe. Also ließ sie schnell von dem Gedanken ab. Sie musste ihre Muse anderswo her bekommen, auch wenn das Fell Rōnins sie an die goldenen Farben des Herbstes und das tägliche Sterben der Sonne erinnerte. Wunderschöne Momente der Natur eben. Dieser Hengst schien nahezu perfekt in dieses Bild zu passen.

Leicht räusperte Agape sich, um sich selbst wieder auf das hier und jetzt zu konzentrieren. „Suchst du Anschluss, eine Herde? Oder bist du einfach als Freigeist unterwegs?“ Im Prinzip war es eine recht normale Frage, doch Agape war sich bewusst, dass wenn er die Gaistjan Skairae erwähnen würde, sie schneller hier weg musste, als ihr lieb war. Sie wollte diese Kreaturen nicht verurteilen, aber sie wusste dennoch das sie vorsichtig sein musste. Sie war nicht sonderlich stark, ihre Fähigkeiten beschränkten sich auf Gefühle, die sie nicht einmal wirklich kontrollieren konnte. Sie konnte sie einfach nur wahrnehmen. Deswegen glaubte Agape auch nicht, dass der vor ihr zu einer korrupten Gruppierung gehören konnte, aber man konnte nie wissen. Vorsicht war geboten und jeder konnte auf Abwege gelangen. Sie brauchte bloß an sich selbst zu denken, oder einige andere ihrer Freunde. Es gab Dinge im Leben, die verletzten einen auf eine solch starke und furchtbare Art und Weise, das man sich nicht davon erholen konnte. Die einzige Möglichkeit war, den Schmerz herunterzuschlucken und ihn zu ignorieren. Und wo konnte man das besser, als in einer Gesellschaftm die sich darauf spezialisiert hatte, nichts zu fühlen?


Wörter: 1061

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05.11.2016, 21:57
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Lagertha



Leben und leben lassen, ein Spruch ohne den man in dieser Welt sicherlich nicht weit kommen würde. Würde er merken, dass die Helle Stute nicht an einem Gespräch interessiert war, hatte der Fuchshengst auch kein Problem damit seine Reise allein fort zu setzen. Es machte schließlich keinem niemandem Spaß sich mit jemanden zu unterhalten, der eigentlich allein sein wollte. Die Unterhaltung um der Stille zu entkommen war nur ein Angebot, kein Zwang. Immerhin war die Welt groß genug um sich aus dem Weg gehen zu können. Er wollte sich auch nicht der Fremden aufzwingen und trotzdem konnte er kaum beeinflussen, wie sie auf sein Auftreten reagieren würde. Dennoch erfreute es ihn, als sie auf seine Aussage hin belustigt Grinste. Es war nur ein Moment, trotzdem reichte dieser aus, um reichlich Sympathie in dem Fuchs auszulösen.
„Dann muss ich mich wohl schleunigst auf die lange und anstrengende Suche nach einer Antwort begeben.“, erwiderte er gespielt schwerherzig. Nicht jeder verstand so viel Humor, wie die Stute ihm gegenüber. Es gab reichlich andere Tiere, die ihn schon längst als einen albernen Witzbold abgestempelt hätten, oder denen seine Art schlicht zu offen war. Vor allem Einzelgänger hatten so ihre Macken, was den Kontakt mit Fremden anging. Immerhin lebten die meisten von ihnen nicht umsonst allein.

Dass die Fremde sich die Beine vertreten wollte, beunruhigte den Fuchs im ersten Moment ein wenig. Kämpfe mit anderen Hengsten waren nicht gerade das, worauf er aus war, doch hätte man seine Frage auch sicherlich falsch verstehen können. Als würde er sich schon fast versichern wollen, dass die Stute auch wirklich allein war um ihr wehtun zu können. Sicherlich gab es Hengste, die genau das Spielchen spielten, was er gerade machte. Erst taten sie auf nett und freundlich um das Vertrauen der Stute zu gewinnen, ehe sie diese wirklich Verletzen konnten. Heute hatte die Helle allerdings Glück, denn das war nicht Wars Art. Er Spielte nicht mit den Gefühlen anderer, er wusste nicht einmal, wie man sowas machte. Und trotzdem änderte es nichts an der Sache, dass es eine seltsame Frage war. Zumindest war sie zu einem ziemlich seltsamen Zeitpunkt gestellt, weshalb der Fuchsfarbene gleich mit einer Erklärung nachrückte. Bei ihren Worten nickte er und zwang sich dazu, sich wieder zu entspannen. Sicher konnte sie auch genauso gut Lügen, wie auch seine Aussage nicht der Wahrheit entsprechen musste. Dennoch vertraute er im Augenblick einfach ein wenig darauf, dass sie ihn nicht gerade versuchte reinzulegen. Paranoia zu schieben würde hier auch keinen weiter bringen.

Das Thema, wann und wo sie sich gesehen haben hatte sich schnell erledigt. Es musste eine wirklich unbedeutende Bekanntschaft gewesen sein, dass sie sich beide nicht mehr dran erinnerten. Vielleicht war es ein Fluss, aus dem sie nebeneinander getrunken haben, oder eine Wiese, auf der sich ihre Wege kurz gekreuzt haben. Wer wusste das schon. Ihre Worte ließen War wieder Lächeln. Es war nur eine Floskel, die man eigentlich nur aus Höflichkeit benutzte, trotzdem freute sich der Hengst irgendwie darüber. Freundlichkeit und Höflichkeit waren Dinge, die nicht jeder kannte. Sicher stellte auch er die eine oder andere unbedachte Frage, dennoch wusste er, wie man sich im Großen und Ganzen zu verhalten hatte, ganz wie die Helle ihm gegenüber anscheinend auch.
„Vermutlich war es so.“, stimmte er ihr mit einem Nicken zu. Damit war das Thema für ihn gänzlich abgeschlossen.

Wäre er ein Hund, hätte er sicherlich in dem Moment ihrer Zustimmung angefangen freudig mit dem Schwanz zu wedeln. Doch leider war er nur ein Pferd, weshalb ihm lediglich ein breites Grinsen über blieb. Das Lächeln der Stute schreckte ihn nicht einmal ab, er war dazu viel zu sehr damit beschäftigt sich innerlich wie ein kleines Kind darüber zu freuen, dass er die nächste Zeit doch nicht allein verbringen musste.
„Da hast du allerdings Recht. Nichts destotrotz gibt es Pferde, die sich über so eine Begleitung weniger gefreut hätten.“, argumentierte er und trabte mit federnden Schritten an, um zu der Stute aufzuschließen. Es war wirklich entspannend sich mit jemand anderen unterhalten zu können, statt sich die ganze Zeit mit den eigenen Gedanken zu beschäftigen. Selbst wenn es nur so belanglose Themen waren, wie über die Freiheit eines einzelnen. Bei ihrer Frage schüttelte er allerdings verneinend den Kopf. „Nein, meine Familie lebt weit fern des Tals. Ich bin schon lange Zeit auf mich allein gestellt. Auf Herden bin ich hier noch nicht gestoßen. Gibt es etwas, was ich über sie wissen wollte?“, bei der letzten Frage konnte er sich ein freches Grinsen kaum verkneifen. Natürlich meinte er die Frage ernst, immerhin wollte er zumindest ein wenig vorbereitet sein, sollte er doch einmal gegenüber einer bösartigen Herde stehen. Zumindest, sofern es hier so eine gab. „Und du?“, wollte er wieder wissen, „Hast du deine Familie her gebracht? Oder gehörst du einer Herde an?“ Sicher hatte sie ihm erklärt, dass sie hier im Moment allein war. Doch wer wusste schon, ob es nicht doch irgendwo hier im Tal jemanden gab, dem sie von der Begegnung jetzt am Abend erzählen würde. Ob im positiven oder negativen Sinne konnte der Fuchs nicht wissen, auch wenn er natürlich hoffte keinen allzu schlechten Eindruck zu hinterlassen.


Wörter: 974

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06.11.2016, 00:09
» Rōnin
Dieser Nutzer/Charakter wurde gelöscht.


Agape



Aufmerksam musterten die Augen des Hengstes die fremde Stute, ohne diese anzustarren. Das Augenpaar glitt über den pechschwarzen Körper, die lange und gewellte Mähne. Agape war das komplette Gegenteil von ihm, zu mindestens äußerlich; und womöglich auch stark charakterlich. Sie wirkte so jung, so unerfahren. Manchmal reichte bloßes, stummes Beobachten, um zu wissen, wem man vor sich hatte; und manchmal konnte man mit seinen stummen Erkenntnissen vollkommen falsch liegen. Er war ein Beobachter, der aus dem Nichts angreifen konnte; und töten, wenn er den Befehl dazu bekam. Doch, Befehle kopflos ausführen, gehörten der Vergangenheit an. Im Grunde hatte er nie Befehle kopflos ausgeführt, dafür war er zu intelligent. Natürlich hatte Rōnin jeglichen Befehl gedanklich hinterfragt, aber in der Armee und vor allem gegenüber den Herrn stellt man nichts in Frage. Man nickt, und führt den Auftrag aus. Man tötet, und lebt ohne Gewissensbisse weiter. Die Theorie sah recht einfach aus, aber in der Praxis bröckelte langsam die kalte, gefühlslose Fassade des Falben. Seit seiner Kindheit wurde er drillt jeden Befehl, jeden Auftrag ohne mit der Wimper zu zucken auszuführen. Und genau dies, hat er getan. Bis zu jenen Tag, an dem er einen verletzten Feind verschont hatte und die gerechte Strafe dafür bekam. Man hatte ihm alles genommen, außer seinem Leben. Man hatte ihm alles genommen, was er jemals geliebt hatte, und ließ ihn gezeichnet zurück. Nun, hatte er nichts mehr zu verlieren; außer seinem Leben.

Sanft blickte Rōnin in die dunklen Augen der Stute, konnte sich nicht von ihrem Wesen lösen. Nun, hatten sie sich gegenseitig vorgestellt, und es würde schnell in eine belanglose Unterhaltung übergehen. Aber, dies geschah nicht. Die Stille beherrschte beide Gestalten, und selbst der Falbe – der doch recht redegewandt, aber mit der Zeit schweigsam geworden war – wusste nicht recht, was er der schwarzen Schönheit entgegenbringen konnte. Ein sanftes Lächeln, welches nur selten über die markanten, kühlen Gesichtszüge verlief, war auch nicht das Wahre. Ausgesprochene Worte, waren wirklich das Wahre, aber manchmal genügten auch einfache Gesten. So, trat Agape auf ihn zu, löste sich aus dem Stillstand. Ruhig blieb der Hengst stehen, ließ sie gewähren. Mit Nähe hatte der alternde Hengst kein Problem, und in der vergangenen Zeit hatte er deutlich zu wenig Nähe zugelassen. Nähe, bedeutet nicht immer Zuneigung, oder gar Liebe, sondern einfach in Gesellschaft von anderen Artgenossen zu sein. Natürlich war Rōnin nie wirklich der gesellige Typ gewesen, blieb in der Armee auch lieber für sich. Dennoch hatte er gegen einen kurzen Wortaustausch nichts einzuwenden, wenn sein Gegenüber einen gewissen Abstand zu ihm einhielt. Wenige Schritte würde er Agape gewähren, aber auch nicht mehr; sie mussten ja nicht Nüstern an Nüstern stehen. Zwei Schritte, und näher kam die Stute erst gar nicht, da sie kurz den Halt verlor und stolperte. Instinktiv bewegte sich der schlanke Köper des Hengstes einen Schritt zurück, aber die dunkle Stute fing sich gekonnt. In Sekunden schallte ihre helle Stimme in Form eines Lachens durch den herbstlichen Wald, während Rōnin sie kühl, vor allem neutral ansah. Nein, er besaß keine humorvolle Ader, und dennoch blitzte ein kurzes, willkürliches Lächeln auf seinen Lippen auf. Nachdem sie sich wieder beruhigt hatte, drang ihre murmelnde Stimme sacht an seine schmalen Ohren. Es war eine Entschuldigung, die nicht von Nöten gewesen wäre. Denn jeder, selbst der Hengst war als junger, unerfahrener Jüngling zu oft gestolpert, und zu oft hingefallen; aber und das war das Wichtigste, immer wieder aufgestanden.
Einen Augenblick lang geschah nichts, tauchte die Umgebung wieder in Stille, wenn man von den Geräuschen der Natur absah. Agape blickte wieder auf, lächelte. Sie musterte ihn. Er bemerkte es, wie ihr dunkles Augenpaar über seinen Körper schwebte. Komischerweise, kam dies öfters als gedacht vor; somit hatte er kein Problem damit. Sein kurzes, gelbliches Fell glänzte vor allem in der Sonne golden. Es war ein wahres, erhabenes Farbenspiel, wenn die Sonnenstrahlen über sein weiches Fell tanzten. So, konnte man sich kaum vorstellen, dass dieser reine, goldene Körper tausende Male mit Blut befleckt, und das dunkle, kurze Langhaar in Blut getränkt war. Oh, welch Farbenspiel des Todes, des Krieges  sich auf dem schlanken, muskulösen Körper abgespielt hatte. Auf dem Schlachtfeld war Rōnin stets eine wendige, schnelle und unberechenbare Gestalt; wie ein goldener Schatten jagte über die zerstörte, tote Landschaft. In seinen Gedanken stand er wieder auf dem einstigen Schlachtfeld, hielt inne. Stille, umspielte seinen geschundenen Körper, während die Leichen um ihn herum schrien. Ein Schauspiel des Todes. Ein Kabinett aus Leichen. Das Paradies der Qualen.

Eine zarte, helle Stimme – wie ein Engel, in aller letzter Sekunde – holte ihn zurück in diesen Wald, zurück an diesen einsamen Ort. Es war eine einfache Frage, die er fast nicht mehr erwartet hatte. Irgendwie kam ihm diese Gegenwart so surreal vor. Es schien so normal, so einfach. „Nicht unbedingt.“, gab er gelassen von sich, blickte sie weiter sanft an. Er war nicht auf der Suche nach Anschluss, oder gar nach einer Herde. Wenn es sich ergeben würde, könnte er es sich durchaus vorstellen in einer Herde zu leben, aber er war nicht zwanghaft auf der Suche. „Man könnte mich durchaus als Freigeist bezeichnen. Ich bin seit Ewigkeiten alleine unterwegs.“ Er konnte nicht sagen, ob es ihm gefiel, oder ob es ihn glücklich machte. Ab und an sehnte er sich nach einen Platz, an dem er sich zuhause fühlte, aber im Prinzip würde er immer ein Wanderer bleiben, der auf einer Durchreise war. „Welche Herden gibt es denn zur Auswahl, oder gibt es nur eine?“ Diese Frage konnte er nicht unausgesprochen lassen. Ja, es interessierte ihn wirklich, welche Herde ihm in diesem Tal über den Weg laufen würde; oder denen er über den Weg laufen würde. Und, wenn sie ihn schon so direkt fragte, konnte er sich gut vorstellen, dass sie selbst in einer Herde zu Hause war. Nach der langen Zeit der Einsamkeit, war sich Rōnin allerdings nicht sicher, ob er jemals wieder in der Nähe von Artgenossen leben, und sich wohlfühlen konnte. Es war schwer, wenn man durch sein eigenes Fehlverhalten alles verloren hatte, was man einst geliebt hatte. Man hatte Angst, durch einen Fehler jeglicher Art, wieder alles zu verlieren, was man einmal lieben könnte.


09.11.2016, 23:26
»Lagertha
Dieser Charakter wurde eingefroren.


War of Change



In den letzten Monaten war Lagertha beinahe jeder Gesellschaft ausgewichen, um keine unnötigen Risiken einzugehen. Nun in gänzlicher Einsamkeit zu leben, vollkommen auf sich allein gestellt zu sein war ihr neu und fremd - die sonst so mutige, tapfere Barocke könnte nicht verleugnen, dass das sie ängstigte. Beziehungsweise geängstigt hatte. Nun war Lagertha der Meinung, dass sie sich einigermaßen zurecht fand, klar kam, so ganz alleine. Ihr Misstrauen, welches sie nun beinahe jedem grundlos entgegen brachte, verblasste zunehmend und die Schimmelstute war bereit, sich dieser neuen Welt und ihrem neuen Leben  wieder ein Stück weit zu öffnen. Und nur aus diesem Grund akzeptierte sie nun die Anwesenheit des Fuchsenen und versuchte, seine Gesellschaft ein wenig zu genießen. Lagertha hatte endlich aufgehört in jedem eine Bedrohung zu sehen. Nur das ermöglichte ihr, dass sie nun amüsiert schmunzelte und feixend erwiderte: "Ich befürchte, dass du nicht fündig werden wirst. Es gibt Fragen, auf die es keine Antwort gibt. Diese gehört eindeutig dazu. Trotzdem viel Erfolg!" Die Helle zwinkerte War keck zu und war erstaunt, mit welcher Leichtigkeit sie mit ihm Bekanntschaft knüpfte. Noch vor wenigen Wochen wäre das undenkbar gewesen; viel zu lange hatte sie im Sog des Verlustes gesteckt, um klar und nüchtern denken zu können. Nun, rückwirkend betrachtet, war es albern gewesen, sich derart gehen zu lassen.

Es überraschte die Stute sichtlich, dass der fuchsene Hengst sich derart über ihre Zustimmung freute. Lagertha konnte sich nicht erinnern, wann jemand das letzte Mal so sehr daran interessiert gewesen war, ihr Gesellschaft zu leisten. Sogar Ragnar, ihr Mann, hatte schon viel zu lange kein derartiges Interesse mehr an ihr gezeigt. Vermutlich war ihre Ehe auch genau aus diesem Grund aus dem Ruder gelaufen, war entgleist um schlussendlich endgültig zu scheitern. Lagertha dachte mit einem lachenden, aber auch mit einem weinenden Auge an ihn zurück. Er hatte viel Glück in ihr Leben gebracht, jedoch auch genauso viel Leid und Schmerz hinterlassen, als er gegangen war. Seither war War der erste Hengst, der ihr Aufmerksamkeit schenkte. Vermutlich aber auch nur, weil sie zuvor keinem Hengst die Chance dazu gegeben hatte.
"Ja, das stimmt. Es gibt seltsame Artgenossen," entgegnete sie zustimmend und sah ihm kurz aufmerksam entgegen, ehe sie ihren Blick wieder auf den Weg lenkte, welchen sie nun gemeinsam beschritten. Es war irgendwie ein seltsames, ungewohntes Gefühl nicht mehr auf sich allein gestellt zu sein. Plötzlich nicht mehr alleine zu sein und sich nur mit seinen Gedanken zu unterhalten - endlich war wieder jemand da, der ihr tatsächlich zuhörte und mit dem sie sprechen konnte. War ahnte wohl nichts von all den Glücksgefühlen, die in diesem Moment ihren athletischen Körper fluteten.
Aufmerksam lauschte Lagertha seiner Antwort auf ihre Frage und nickte verständnisvoll als er erzählte dass er ohne Familie hier lebte und schon eine ganze Weile auf sich allein gestellt war. Das kam ihr irgendwie bekannt vor. Dass er jedoch noch nicht auf die hier ansässigen Herden gestoßen war, überraschte die helle Barocke dann doch und sie sah ihn kurz gespielt schockiert an, ehe sie lässig lächelte. "Die Herden hier bieten ein breites Spektrum: von 0815 bis komplett paranoid." Und das war - wenn man es genau nahm - sogar noch untertrieben. Lagertha war von der Vielfalt selbst erstaunt gewesen; allerdings nicht nur im positiven Sinne. "Also rate ich dir: Augen auf bei der Herdenwahl, sofern du es irgendwann in Betracht ziehen solltest." Sie grinste ihn kurz belustigt an, ehe ihre Miene wieder etwas ernster wurde. Sie wollte War nicht gänzlich verschrecken oder ihm Angst machen - ganz so schlimm waren die Herden dann nun auch wieder nicht. Aber eben mit Vorsicht zu genießen. "Es ist aber trotzdem für jeden was passendes dabei, denke ich." Sie unterstrich ihre Worte mit einem entschlossenen Nicken um ihnen noch mehr Nachdruck zu verleihen.

Bei seiner Gegenfrage - bezogen auf ihre Familie und einer eventuellen Herdenangehörigkeit - zuckte Lagertha kaum merklich zusammen. Schmerzende Erinnerungen stachen ihr ins Bewusstsein und ließen einen Film vor ihrem inneren Auge ablaufen, welcher Leid und Enttäuschung hinterließ. Noch war der Verlust zu frisch, um ihn objektiv zu betrachten. Noch war Lagertha zu emotional, vermisste all das viel zu sehr. Doch die Barocke war sich sicher, dass das bald nachlassen würde. Ihr neues Leben war immerhin nicht gänzlich schlecht - und vielleicht würde sie irgendwann sagen können, wieder glücklich zu sein. Sie musste all dem nur eine Chance geben. Eine faire Chance.
"Nein, ich bin auch ohne Familie hergekommen." Sie stockte, schluckte angespannt. Man konnte ihrem verzerrten Gesicht gewiss entnehmen, dass es nicht leicht für sie war, über dieses Thema zu sprechen. Doch Lagertha war kein Feigling und sie würde War's Frage daher auch nicht ausweichen. "Um genau zu sein habe ich meine Familie und meine Heimat verlassen." Während sie diese Worte aussprach, fühlte sie sich wieder wie eine Rabenmutter, weil sie auch ihren Sohn bei seinem Vater gelassen hatte. Aber es war sein Wunsch gewesen. Und Bjorn war erwachsen genug, um seine eigenen Entscheidungen zu treffen.
"Nun bin ich hier im Stillreich gelandet und versuche Huf zu fassen. Ich habe mich bereits bei einer Herde, den Corvus Corax, vorgestellt und hoffe, aufgenommen zu werden. Diese Entscheidung steht allerdings noch aus." Lagertha lächelte abschließend tapfer und versuchte, all diese Veränderungen ausschließlich positiv zu sehen.
Sie war stolz auf sich, dass sie schon so viel unternommen hatte, um sich erfolgreich abzunabeln. Allein schon der Absprung war schwer genug gewesen; sich nun aber einer neuen Herde vorzustellen war eine ganz andere Ebene gewesen, welche sie dennoch - ihrer Meinung nach - gut gemeistert hatte. Jetzt blieb nur abzuwarten, ob Seelendieb das ähnlich sah, wie sie. Lagertha hoffte, dass der Friese sie mit seiner Entscheidung nicht noch länger hinhalten würde. Sie spürte, dass die Zeit reif war, ihrem Leben endlich wieder eine Aufgabe zu verleihen.
"Hast du auch vor, dich irgendwann einer Herde anzuschließen oder ziehst du ein Leben als Einzelgänger vor?" erkundigte sie sich bei dem fuchsfarbenen Hengst interessiert und warf ihm einen aufmerksamen, ehrlich neugierigen Blick zu. War machte auf sie einen sehr freundlichen, ausgeglichenen Eindruck - er war bodenständig und höflich.
In ihren Augen war er dauerhaft nicht für ein Leben als Einzelgänger gemacht. Und sofern er doch diesen Weg wählen würde, würde er früher oder später daran zu Grunde gehen, abstumpfen und ausbrennen. Er würde zwangsläufig all seine guten Eigenschaften verlieren und das wäre angesichts der Sympathie, welche Lagertha für den Hengst empfand, wahrlich schade. Und doch war es seine Entscheidung und sein Leben - so, wie es auch ihre Entscheidung gewesen war, ihr beständiges Leben gegen ein unbeständiges einzutauschen.



13.11.2016, 17:50
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Stillreich » Das Tal » Der Wald #2
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