» Liebelei
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Cephyr.



Verschreckt durch die verminderte Wahrnehmungskraft blinzelte sie kurz, das unschöne Loch auf der rechten Seite ihres Kopfes klaffte wässrig. Sie bemerkte das verwirrte Schnaufen des Anderen, was wiederum sie verwirrte und einen Schritt nach vorn lockte. Warum war er verwirrt? Was verwirrte ihn am Gebaren der Stute, wenn sie ihm doch nur deutlich ihre Unterwürfigkeit bewies und somit einem Angriff entgegen wirken wollte. War er - der stark anmutende Rote - das denn nicht gewöhnt?
Sie bemerkte sein Zögern und biss sich auf die Zunge. Sie hatte es wieder einmal vermasselt. Vielleicht war sie nun wirklich jemandem begegnet, der keine schwarze Rabenseele besaß und stieß ihn mit ihrer Furcht vor den Kopf. Doch gleichsam ermahnte sie sich der Vorsicht. Was, wenn er genau das bewirken wollte? Ihre Zweifel an der eigenen Reaktion. Ihre Vorsicht heraus zu kitzeln. Sie blickte zu Boden und blinzelte kurz, leise Kopfschmerzen bahnten sich an angesichts der unüberlegten Situation.

Sie schien in ihre Gedanken ab zu driften, als seine wohlklingende Stimme sie wieder aus ihren Tagträumen lockte. Verträumt blickte sie auf, ein vollständiger Kontrast zu der Angst die ebenso in den Augen glomm und anschwellte als sie sich ihrer Situation wieder bewusst wurde. "Wenn du nicht in böser Absicht kommst,...dann...dann wäre es mir lieber du bleibst." Ehrliche Worte aus dem Mund der Stute, sie überraschte sich zum Zeitpunkt der Aussage selbst. Aber die Einsamkeit wirkte schon lange bedrückend auf sie und nichts wünschte sie sich sehnlicher als eine Chance auf Kontakt, ein kleines Gespräch. Die Abgeschiedenheit nagte an ihren Nerven und wenn man es so nahm konnte er eine Chance darstellen, die sie nur zu greifen brauchte. Einziges Hindernis war die Angst.

Sie neigte ihren Kopf leicht seitlich, sodass er vielmehr das gesunde Auge zu Gesicht bekam. Für die Verletzung schämte sie sich, auch wenn sie ihr andererseits ein Segen war. "Ein Reisender....Ich auch." Murmelte sie wieder etwas verträumter, ohne aber die Spannung in ihrem Körper ablegen zu können, die die Furcht aufgebaut hatte. Doch man sah ihr deutlich die Zweifel an, die sie angesichts ihres eigenen Verhaltens bekam. Vielleicht sollte sie ihm einfach eine Chance geben, zur Not stieß sie ihn besten Wissens nach in den Abgrund - wenn ihre Kräfte dies denn zuließen. Bei dem Gedanken daran, selbst die Peinigerin zu sein floss ein bitteres Lächeln auf ihr Gesicht und verwundete die Züge rund um ihren Mund. Ihr könnt mir glauben, sie war nicht rachsüchtig oder anderweitig brutal veranlagt. Sie fand es nur makaber, dass sie - die stets Leidende - nun zur Leidbereitenden werden sollte. Doch da ihre körperlichen Voraussetzungen ohnehin schrecklich waren wenn man diese mit dem Fuchs verglich, schob sie den Gedanken gleich weg. Wenn all dies nicht funktionieren sollte, wartete höchstens der Tod auf sie. Vielleicht sogar ein beruhigender Gedanke.


30.05.2011, 17:45
» Cephyr
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Liebelei



Nun, was wollte sie denn eigentlich? Cephyr sah ihre Furcht und ihr ganze Körpersprache verriet Abneigung und Fluchtverhalten. Dennoch wollte sie nicht, dass er ging. Er war genervt. Er war es einfach nicht gewohnt, sich mehr mit Artgenossen zu beschäftigen. Wenn ihm etwas zu viel wurde, oder er sich ernsthafter in jemand anderen hineinversetzen musste, ging er meistens. Cephyr war nicht umsonst ein Einzelgänger. Hatte er Wert auch die Gesellschaft und die Teilnahme daran gelegt, wäre er in einer Herde. Er trat energisch mit dem Vorderhuf auf, besann sich aber eines besseren. Es hatte keinen Zweck seine Ungeduld so offen nach außen zu zeigen. Vielleicht würde es die Stute noch mehr einschüchtern.

Er blieb also stehen und betrachtete die weiße eine Weile lang. Es gelang ihm einfach nicht, sich vorzustellen, in welcher Lage sie gerade war oder was sie fühlte. Das einzige, was ihm die ganze Zeit über nur auffiel war die klaffende Wunde im Gesicht. Aber nun entspannen sich keine fanstasievollen Vorstellungen, unter welchen Umständen sie vielleicht verletzt worden war. Bei Cephyr regte sich nichts, er hatte nur die nüchterne Betrachtung einer aufgerissenen, verschorften und teils blutigen Wunde im Gesicht einer noch sehr jungen Stute. Da er die Stille nicht noch länger strapazieren wollte, sagte er dann: Diese Wunde dort sieht schlimm aus. Darf ich fragen, wie du zu ihr gekommen bist? Zurückhaltung war keine Stärke Cephyrs. Er sagte geradeaus das, was er dachte und fragte nach dem, was er wissen wollte. Und dies interessierte ihn nun am meisten.


31.05.2011, 19:49
» Liebelei
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Cephyr.



Die Angst, dass er so war wie die anderen, vermischte sich mit der Hoffnung, dass er es nicht war. Cephyr mochte kalt und herzlos wirken, tatsächlich jedoch ging von ihm irgendwie keine Gefahr aus. Doch Liebelei war zu jung um sich wirklich einen Reim darauf machen zu können. Sie hatte genug im Leben gesehen um zu wissen, dass Artgenossen gute Schauspieler werden konnten. Jedoch hatte sie nicht genug erlebt um beurteilen zu können, wann genau jemand nur eine Maske trug. Doch sie stand klar im Vorteil. Ein gezielter Schlag gegen die Brust und der Fuchsene stürzte wohl oder übel. Sie konnte das Risiko eingehen, einem über den Weg gelaufen zu sein wie damals. Wie so viele es damals waren. Sie blinzelte mit dem verliebenen und vermisste das herausgekratzte Auge. Selbst schuld, doch dass zu gestehen war ihr peinlich. Umso berührter war sie, als er tatsächlich die Wunde ansprach. Eigentlich war sie in die Berge gekommen, um sich aus zu kurieren und alles vernarben zu lassen in der Hoffnung, dass nach einer verheilten Wunde weniger Fragen gestellt wurden, denn nach einer Frisch erhaltenen. Doch sollte sie ihm wirklich gestehen, was sich zu trug und somit wohl ihre eigene kindliche Dummheit und Naivität auf dem Silbertablett servieren?
„Ein Stein. Quer über’s Gesicht. Das Auge habe ich dabei verloren.“ Sie erinnerte sich noch an das Gefühl, als die Flüssigkeit des Auges austrat als der Apfel platzte. Wie es über ihr Gesicht strömte und die ersten Tage Eiter und Wundsekret nicht abklingen wollten. Das eklige Feucht auf ihrem Gesicht vermischt aus Eiter, Wasser und Blut. Mittlerweile ging es, es war schon ein paar Tage her. Auch wenn natürlich immer noch nichts abgeheilt war und keinerlei Gefahr gebannt. „Es war ein Unfall.“ Ein Unfall? Natürlich war es das nicht. Sie, die Schöne, hatte sich selbst entstellt um nicht mehr schön zu sein. Klingt wirklich makaber, war es auch. Aber das musste Cephyr ja nicht wissen.
Sie entspannte sich trotz der heiklen Problematik zusehends weiter und hoffte, dass auch er die genervte Fasson ablegen würde. Irgendwie gefiel es ihr ja, mit jemandem zu reden. Vor allem da er sichtlich ungerührt war und genau das, dieser Abstand, ihr gut tat. Doch es machte sie ebenso traurig, wie er völlig entnervt ihrer Angst entgegen trat. Und das Schlimmste: er würde es vielleicht nicht einmal verstehen, wenn sie ihm erklärte wovor sie sich fürchtete. Doch bei Gott, soweit würde es mit Sicherheit nicht kommen. Sie kannte ihn nicht, ihre bisherige Lebensgeschichte ging ihn einen feuchten Dreck an.
Wider ihrer beinahe aufrührerischen Gedanken lächelte sie kurz und entschied dann, nach Worten zu kramen die jene eingetretene Stille zerbrechen konnten. Doch auf Anhieb fiel ihr nichts ein und sie konnte nur hoffen, dass Cephyr eine geschickte Wortkombination einfiel. Oder aber er ging, was sie mehr befürchtete.


01.06.2011, 15:48
» Cephyr
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Liebelei



Wieder Erwarten erzählte die Stute Cephyr, wie sie zu ihrer Verletzung gekommen war. Er hätte nicht gedacht, dass sie ihm diese Frage zugestehen würde. Nun stand er da und betrachtete die Weiße, die sich, immer noch zurückgedrängt, dennoch ein wenig zu entspannen schien. Cephyr glaubte sogar den Anflug eines Lächelns zu erkennen. Das überraschte ihn sehr, doch er zeigte es nicht. Das tut mir Leid. sagte er, weil ihm keine bessere Erwiderung einfiel. Er besah sich die Wunde noch einmal genauer. Tatsächlich, ihr Kopf war etwas im Schatten gelegen, jetzt sah er es. Es war nicht nur eine Platzwunde, wie er vermutet hatte. In ihrem weißen Schädel klaffte ein dunkel, hohles Loch und kein Auge befand sich mehr darin. Als er dies realisierte spürte er ein leichtes Stechen in der Brust, was ihn ziemlich irritierte. Doch er ignorierte es. Er versuchte jetzt, da seine Frage eine Antwort bekommen hatte, das Gespräch auf etwas anderes zu lenken. Die Umgebung bot nicht viel Anregung; kalte, schroffe Felsen und karge Bäume, was sollte man dazu schon sagen.
Doch hier oben wehte der Wind, er zerrte an Cephyr's Leib, umspielte seine Mähne, seinen Schweif, flüsterte leise Verlockungen und süße Gesänge in Cephyrs Ohren. Er erwartete ihn und Cephyr hatte schon zu lange gewartet.
Dennoch blieb der Hengst stehen, er wusste inzwischen, wie er mit dem Wind umgehen musste. Er sprang zwar oft unbeherzt los und verschwand in weiter Ferne, doch wusste er auch, wann es klüger war zu bleiben. Jetzt war es noch nicht an der Zeit zu gehen. Er hatte noch nicht genug über die Stute erfahren. Die besten Eindrücke eines Landes sammelte man indem man die Bewohner näher kennenlernte.
Nun, Fremde, bist du denn schon lange hier? Und wieso bist du eine Reisende? Woher kommst du?


02.06.2011, 10:09
» Matilda
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Langsam ertastete sich die Schimmelstute ihren Weg. Sie traute diesem Frieden hier nicht, der zu herrschen schien. Es war ruhig… zu ruhig. Nie in ihrem Leben hatte Matilda so etwas gesehen; sie träumte wahrscheinlich. Und in Wahrheit war sie noch bei ihrem Vater, blieb seiner Gewalt bis in alle Ewigkeit. Die Flucht. Sie hatte nicht erfolgreich gewesen sein können. Wie auch, ihr Vater hatte stets ein wachsames Auge auf sie gehabt.
Ein unangenehmes Stechen holte sie abrupt aus ihren Gedankenkreisen. Sie war in einen Dornenbusch getreten, der flach am Boden wuchs. Die beiden Blutströpfchen, die auf dem weißen Fell zu sehen waren, sprachen für Realität. Es war doch kein Traum. Matilda hatte einmal in ihrem Leben etwas geschafft. Auch wenn es nicht zu glauben war. Ihr Blick begann sich zu klären; in der Realität musste sie auf ihren Weg achten. Überall lagen kleine Steinchen herum, die sie zum Lahmen bringen könnten. Oder noch schlimmere Dinge bewerkstelligen. Nach einer Weile hatte sie ein kleines Plateau erreicht. Hier konnte sie sich von den Strapazen des Aufstiegs erholen. Keuchend blickte sie sich um, doch niemand war in ihrer Nähe.
Leise und verzweifelt begann Matilda zu wiehern. Die Steine trugen den Hall weiter, das Echo schien das Original sogar noch zu überbrüllen. Warum auch nicht. Jeder auf dieser Welt war lauter als sie. Jeder konnte seine Meinung sagen, außer ihr. Sie war der Außenseiter, auf sich alleine gestellt. Sie hatte es nicht verdient, nette Bekanntschaften zu schließen. Nicht sie.


03.06.2011, 15:33
» Filippo
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Matilda



Ohne groß darüber nachzudenken trabte der weiße Hengst auf die ersten Bergzüge eines Gebirges zu. Die Sonne schien und es war warm. Er war entspannt und dachte nicht viel nach. In diesem Gebiet schien nichts besonderes los zu sein, was sein Leben aufregender machen könnte. Immerhin stellte das Gebirge eine Landschaftsveränderung dar, aber ob er hier sein Abenteuer fand?
Es war ihm eigentlich egal. Er hatte Geduld. Die Hauptsache war, dass er bald auf Artgenossen traf, um ein bisschen seinen Spaß haben zu können. Ein wenig schlug ihm die Einsamkeit doch aufs Gemüt, aber das ließ er sich nicht anmerken. Nicht einmal vor sich selbst. Ihn, Filippo, konnte nichts aus der Ruhe bringen!
Zufrieden schnaubte der große Hengst und setzte seinen Weg unverzagt fort. Er war schon lange unterwegs, und langsam zeigte sein Körper Zeichen der Ermüdung, aber es ging ihm gut. Es ging ihm sogar sehr gut. Er verlängerte seine Schritte, denn er hatte Lust zu laufen! Sobald es steiler bergauf ging fiel er in einen übermütigen Galopp.
Plötzlich hörte er das laute Wiehern einer Stute, und das darauffolgende Echo. Na, da haben wirs ja!Nur weil ich gerade drüber nachgedacht hab, dachte er sich und antwortete so laut er konnte noch während des Laufens.


03.06.2011, 15:46
» Matilda
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Filippo

Inzwischen hatte Matilda sich so weit gefasst, dass sie sich für ihr unüberlegtes Wiehern zu schämen begann. Wer wusste schon, wen sie da gerade zu sich gelockt hatte. Vielleicht sogar ihr Vater, der ihr gefolgt war, weil er ihr Verschwinden bemerkt hatte. Augenblicklich begann das Herz der Weißen zu pochen, als ob es ein gefangener Vogel wäre. In gewisser Weise war es dies auch. Und sie, die dumme Stute, hatte es der Wildnis zum Fraß ausgesetzt. Bestimmt würde jemand früher oder später kommen und Matildas Herz noch mehr zerstören, als es ohnehin schon war. Später wäre besser.
Doch natürlich musste es früher sein.
Panisch riss die Stute ihre Augen auf, als sie etwas hörte. Ein Wiehern, wie eine Antwort auf das Ihrige. Eine unerwünschte Antwort. „Wer da?“ Die Stimme der Stute klang schrill, als sie diese beiden Worte in die Luft warf. Es war vielmehr ein Kreischen; entstanden aus purer Panik. Sie konnte denjenigen nicht sehen, der ihr da gerade entgegen gewiehert hatte. Alles, was sie wusste war die Tatsache, dass es sich um ein männliches Wesen handelte. Und vor denen hatte sie mehr als Bammel. Aber gut, für eine Flucht war es zu spät. Matilda würde sich dem Unbekannten stellen müssen. Schritt für Schritt ins neue Leben.

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03.06.2011, 16:41
» Filippo
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Matilda



Ungestüm galoppierte Filippo die letzten Meter bis zu einem kleinen Plateau, bog um eine Felsenecke und kam so plötzlich zum stehen, das die losen Steine unter seinen Hufen zu allen Seiten wegflogen. Jetzt hatte er die Stute die vorhin gewiehert hatte direkt vor sich stehen. Sie war recht groß und weiß, einfach durchschnittlich, fand Filippo. Sowieso schien sie ihm eine vollkommen durchschnittliche Stute zu sein. Aber auch über eine solche Gesellschaft freute er sich, irgendwie. Erst dann bemerkte er, wie unruhig sie war. Fast schon panisch kam es ihm vor, auch wenn ihre Worte in seiner lautstarken Ankunft untergegangen waren und er den schrillen Tonfall nicht wargenommen hatte. Er verstand es nicht. Aus seiner Sicht gab es keinen vernünftigen Grund für diese Stute, Angst zu haben. Als er genauer hinsah, bemerkte Filippo ein paar kleine Tropfen Blut an ihren Beinen, aber das konnte wohl kaum ein Grund sein. Es war nicht mal eine richtige Verletzung zu sehen.
Freundlich aber ein wenig spöttisch warf der große weiße Hengst zur Begrüßung den Kopf in die Luft und sagte noch etwas außer Atem,: "Hui! Wovor hast du denn bitte Angst? Vor den Steinen etwa? Trau ihnen bloß nicht, sie könnten dich fressen!"
Er dachte nicht über seine Worte nach. Er grinste die Stute einfach an. Er erwartete noch nicht einmal eine ordentlich Antwort. Die wenigsten Pferde konnte auf seine Scherze anworten, entweder sie sagten gar nichts, oder bloß irgendwas dummes.
Filippo machte das nichts aus. Für ihn war es nur eine weitere Bestätigung für seine höhere Intelligenz.

Ja, ich muss mich auch erst dran gewöhnen...


03.06.2011, 17:02
» Liebelei
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Cephyr



Nie hatte sie gelernt, jemandem Vertrauen zu schenken, denn wert wäre es niemand gewesen. In ihr schlug ein nach Freundschaft lechzendes Herz, welches durch die Vergangenheit belehrt bloß Misstrauen und Furcht zutage tragen konnte. Es mochte beinahe als armselig bezeichnet werden, was sie ein Leben nannte. Doch zumindest war sie am Leben, nicht immer eine Selbstverständlichkeit.
Sie betrachtete den Fuchsfarbenen und ihre Mundwinkel wirkten wie verstümmelt, als ein ihr unbekanntes Lächeln darauf trat und ihr Gesicht versehrte. Vielleicht war die Einsamkeit doch zu gewaltsam, um nun noch weiter die Furchtsame zu mimen, auch wenn ihr Verstand ihr riet zu gehen – wohin die Hufe sie trugen – bloß fort.

Seine Worte schnitten sich in ihr Hirn, ihre Gedanken, ihr Gedächtnis. „Nein. Noch nicht lang.“ Allmählich schien sie die Routine im Sprechen zu finden, auch wenn diese bis dahin nie dagewesen war. „Eine Reisende bin ich, weil mein Herz Huf fassen will und doch kein Ort mir gefällt, mich hält.“ Sie sprach vielleicht wirr, vielleicht gar recht. Man musste es ihr nachsehen, war dies doch wohl das längste, neutral-freundliche Gespräch, welches sie je geführt hatte. „Ich komme von weit, weit her. Ein Land in dem man die Sprache dieser Lande nicht spricht.“ Und tatsächlich vernahm man, wenn sie sprach, einen leichten Akzent und einen für diese Gefilde untypischen Singsang. Doch schon lang genug lebte sie in den verschiedensten Ländern und Wäldern, hatte Sprachen gelernt und sie sich zu eigen gemacht. „Mein Name ist übrigens Liebelei.“ Murmelte sie, das „Fremde“ an seinem Satzanfang noch wohl im Gedächtnis als ein Wort der Unbekanntheit, die es nun zu überbrücken galt.

Ob er jedoch überhaupt gewillt war, solche Höflichkeiten aus zu tauschen, stand in den Sternen wie so vieles. Wie ihr gesamtes Glück, ihr Leben. Ob sie jemals das finden würde, was anderen ein Lächeln ins Gesicht trieb. Freude, Familie und Liebe. Noch glaubte sie nicht, dass jemals etwas dergleichen ihre Existenz überhaupt tangieren würde.


04.06.2011, 13:53
» Cephyr
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Liebelei



Die Stute entspannte sich zusehends, auch wenn andere beim Anblick der weißen nie und nimmer gesagt hätten, dass sie entspannt wirkte. Doch Cephyr, dem sie nun schon länger gegenüberstand, hatte die Veränderung bemerkt. Trotzdem schien die Stute immer noch steif zu sein und das Lächeln, das sie aufsetzte wirkte gequält und unecht. Cephyr schnaubte leicht und senkte kurz seinen Kopf, um seinen Hals zu strecken. Vor seinen Nüstern konnte er kurze, grüne Grashalme entdecken. Er schnappte nach ihnen und zermahlte sie kurz zwischen seinen Zähnen. Dann blickte er wieder auf. Die Stute hatte sich nicht vom Fleck gerührt. Er sprach von der Stute, aber sie hatte ihm doch seinen Namen genannt. Liebelei. Ein Name, der eine gewisse Melodie in sich trug. Es war sicher klangvoll diesen Namen auszusprechen, doch für sowas hatte Cephyr wenig übrig.
Mich nennt man Cephyr ., antwortete der Hengst. Sein Schweif wehte leicht im Wind, der von einem fernen Gewitter kündete. Tatsächlich zogen sich über ihm am Himmel die Wolken zusammen, graue, dicke Fronten bauten sich am Horizont auf. Cephyr wurde unruhig. Das Gebirge war mit Sicherheit nicht der Platz, an dem er sein wollte, wenn das Gewitter losbrach. Wäre er alleine gewesen, wäre er nun gegangen. Cephyr kräuselte die Nüstern. Kaum Gesellschaft wies sie ihn schon wieder in seine Schranken. Er fühlte sich eingesperrt, wie in einem Käfig. Nur wenn er völlig alleine war, konnte er seine Schritte lenken wohin er wollte und gehen wann er es für richtig hielt. manche mochten ihn für egoistisch halten, doch er hatte sich für diese Freiheit entschieden, und dafür ein Leben in Einsamkeit in Kauf genommen.
Ein Gewitter zieht auf sagte er Liebelei, als der Wind allmählich stärker wurde. Ich würde diesen Ort gerne verlassen, um Schutz zu suchen.


04.06.2011, 14:20
» Matilda
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Filippo

Die ersten Minuten dieser Begegnung waren vergangen. Und noch immer war Matilda unversehrt und an einem Stück. Bestimmt wartete er auf einen geeigneten Moment, sie anzugreifen. Zumindest verbal vollführte er diese Tat auch bald. Vor Steinen sollte sie Angst haben? Da war wohl ein ganz lustiges Exemplar vor ihr gelandet. Ein Exemplar, das nicht von vielen an Unbeliebtheit übertroffen werden konnte. Es weckte Erinnerungen, die vergessen werden wollten. Und eine schlagfertige Antwort hatte sie ebenfalls nicht parat. Zu sehr fürchtete sie, sich zu blamieren oder irgendeinen Fehler zu machen. Leise und zaghaft erhob sie schlussendlich doch noch ihre zarte Stimme. „Ich sehe keinen Stein. Nur eine Felsbrocken, der anscheinend das Sprechen erlernt hat.“ Während sie sprach, fixierte Matilda die ganze Zeit über einen Stein zu ihren Füßen. Sie wusste nicht, wie der Fremde diese Worte aufnehmen würde. Er könnte auch auf der Stelle wieder verschwinden, es würde ihr nicht missfallen. Vielleicht würde sie es ja gar nicht bemerken, sondern weiterhin Selbstgespräche führen. So etwas würde sich die Stute ohne Weiteres zutrauen. Aber ja, erst einmal müsste es soweit kommen.


04.06.2011, 22:04
» Liebelei
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Cephyr.



Als der Fuchsfarbene sein Haupt neigte um einige der Grashalme zu probieren, die hier neur spärlich wuchen, wagte sie es erstmals einen ungenierten Blick auf ihn zu werfen um sich ein genaues Bild zu machen. Cephyr war ein attraktiver, geheimnisvoll wirkender Roter. Seine Mähne war etwas heller und nicht besonders lang. Sein Gesicht trug ein helles Abzeichen, welches ihm eine gewisse Ästhetik verlieh. Gerade wollte ein Lächeln ihr Gesicht erobern, als sie etwas Klebriges an ihrem Hinterbein spürte. Sofort ging sie wieder einen Schritt zurück und stieß mit dem Hinterteil gegen die Wand. Das zunehmende Gefühl von Sicherheit verschwand schnell, wusste sie doch nicht wie Cephyr auf die soeben eingesetzte Rosse der Stute reagieren würde. Bis dahin war er so desinteressiert gewesen, dass sie sich zusehends in Sicherheit wog. Doch niemand konnte einen Hengst einschätzen, der auf eine rossende Stute traf. Die meisten verhielten sich dann ganz anders. Und natürlich konnte nun auch die Möglichkeit bestehen, dass er ein jener war, der dann ein Verhalten an den Tag legte welches sie nur zu genüge kannte und welches ihr das Auge und ihr Glück gekostet hatten.

Als er ihr seinen Namen verriet entspannte sie sich ganz leicht wieder, denn se spürte den unwettergetränkten Wind und hoffte, dass dieser den Geruch ihrer Weiblichkeit davon trug statt ihn in Cephyr's Nüstern zu pusten. Für einen knappen Moment wandte sie sich von ihm ab und erblickte den Horizont. Dunkle, schwarze Wolken und ein gräulicher Schleier, der daraus hervorging. Ein Gewitter und auch sie hatte den Verstand zu erkennen, dass es lebensgefährlich war hier zu verweilen. Seine Worte waren neben ihrer Rosse ein weiteres Kriterium der Verunsicherung. Er sprach davon gehen zu wollen. Doch schloss dies die Stute ein oder wollte er sie zurücklassen? Er war so eigenbrödlerisch, dass sie ihm durchaus zugestand sie nun verlassen zu wollen. Doch wollte sie das? Für Momente zitterte sie ein wenig, besann sich dann jedoch darauf dass er es womöglich nciht mochte wenn sie so schwach und dumm vor ihm stand. "Ich werde dir bis ins Tal folgen, wenn es dir nichts ausmacht." Sie lächelte, und im Gegensatz zu den vorherigen Versuchen gelang es ihr diesmal schon um einiges besser. Im Tal konnte sie sich ja dann immer noch entscheiden, ob sie bei ihm bleiben wollte oder ging. Zumal sie glaubte, dass er die Entscheidung wohl abnehmen würde wenn er tatsächlich seine Ruhe zurückwünschte. "Kennst du einen sicheren Ort hier?" fragte sie beinahe naiv, wusste sie doch dass auch er erst seit kurzem hier verweilte. Aber es war ja durchaus möglich, dass ihm etwas aufgefallen war.


05.06.2011, 14:28
» Cephyr
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Liebelei



Dunkle Wolken türmten sich auf, der Wind zog an und wurde stärker. Der Geruch von fernem Regen wehte in Cephyrs Nüstern, doch auch etwas anderes. Ohne große Mühe konnte er erkennen, was es war, auch wenn er es bisher selten erlebt hatte. Die Natur hatte seinen Körper auf diese Zeichen hin erschaffen, er konnte Situationen erkennen obwohl er sie noch nie erlebt hatte und ein einprogrammiertes Verhalten drängte sich ihm augenblicklich auf. Cephyr weitete die Nüstern und hielt den Kopf hoch. Er schüttelte mehrmals seinen wuchtigen Schädel, beruhigte sich aber auch gleich wieder. Er sah wie Liebelei sich wieder gegen die Felsen zurückdrängte. Es war weder in seinem noch in ihrem Interesse, dieser Laune der Natur weiter Aufmerksamkeit zu gönnen. Ob sie verstand, welche Absichten er hegte, wusste er nicht; aber es interessierte ihn auch nicht sonderlich, was sie von ihm dachte. Cephyr sah wieder gen Horizont. Es wurde Zeit zu verschwinden. Jetzt richtete er seinen Blick auf den steilen Abhang. es war ein langer Marsch ins Tal hinab und sollte es anfangen zu regnen würde es sehr gefährlich werden. Er sah aber, dass ungefähr auf der Hälfte der Strecke die Baumgrenze begann. Hier wuchsen die Tannen und Fichten dichter und konnten so Schutz bieten.
Ich denke nicht, dass wir es bis ins Tal hinunter schaffen sagte er und beantwortete mit dem wir auch gleichzeitig ihre Frage. Doch wir könnten Schutz unter den Bäumen suchen. Einen anderen Ort kenne ich nicht. Ihre Rosse, durch den Wind hindurch immer noch vernehmbar, erwähnte er mit keinem Wort.


05.06.2011, 19:03
» Filippo
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Matilda

In Gedanken machte Filippo sich über die Schimmelstute lustig. Sie gehörte also zu der Sorte sie einfach gar nichts auf seine Bemerkungen antwortete. Er verstand diese Pferde nicht. Und noch weniger verstand er, warum seine neu endeckte Gesprächspartnerin sich so fürchtete. Er war es gewohnt, dass Stuten in seiner Gegenwart unsicher waren, aber sowas?
Überrascht spitzte der große weiße Hengst die Ohren, als schließlich doch eine zarte Stimme aus ihrem Maul kam. Dann lachte er. Bezeichnete die weiße Stute ihn gerade ernsthaft als Felsbrocken? Oder hatte er sie falsch verstanden?
"Ich bin ein Felsbrocken? Nun, da bin ich mir nicht so sicher, aber sprechen kann ich jedenfalls. Und du, wie ich höre auch. Das freut mich ernsthaft, aber soll das etwa heißen, dass du Angst vor MIR hast? Ich glaube das solltest du näher erläutern, Mäuschen",
antwortete er ihr belustigt. Ja, Mäuschen passte nur zu gut, fand er, denn er hatte das Gefühl die Stute würde sich am liebsten in einem kleinen erdloch verkreichen und allein sein, wenn sie die Möglichkeit dazu hätte. Aber diese Chance wollte er ihr nicht lassen. Dazu war er viel zu egoistisch. Er brauchte Gesellschaft, und sie würde sich schon noch an ihn gewöhnen.
Zufrieden ließ er den Blick über das Tal schweifen. Jetzt fiel ihm zum ersten mal die hervorragende Aussicht auf, aber er vermutete, dass man von weiter oben noch mehr sehen konnte. Es schien eine schöne Gegend zu sein, und ein paar winzige Pferde konnte Filippo auch erspähen. Trotzdem konzentrierte er sich schnell wieder auf die Stute vor ihm, obwohl diese ihn noch nicht einmal ansah.
So etwas hatte Filippo wirklich noch nie erlebt, obwohl er schon mit vielen Stuten zu tun hatte.


06.06.2011, 19:11
» Liebelei
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Cephyr.



Ihre Sinne schienen wie geschärft, da sie darauf achtete wie er auf ihre Rosse reagierte. Jede Faser ihres Körpers schien Spannungen ab zu fangen, ihre Blicke waren an seine Gesichtszüge geheftet. Und da erkannte sie auch, dass er erkannte. Seine Nüstern weitete sich, sein Gesichtsausdruck entglitt für nur wenige Bruchteile, um sich dann wieder zu fangen. Zu fangen. Tatsächlich. Er hatte die Rosse wahr genommen und ging nicht weiter darauf ein, nutzte es nicht aus. Sie hätte einen Freudenschrei in die Ferne schicken können, doch so wenig sie ihn kannte wusste sie doch, dass ihm dies wohl missfallen würde. Zumal sie wohl ohnehin den Mut nicht aufbringen würde. Aber innerlich tobte ein Feuer der Freude - der erste Hengst, den sie traf, der es nicht ausnutzte.

Seine Worte schienen selbstklärend und eine Beantwortung ihrer Frage war nicht mehr nötig. Wir. Er rechnete sie ein, nahm sie mit. Zumindest bis hin zu den schützenden Baumkronen. Vielleicht nicht die beste Idee, aber immer noch die beste Option die sie hatten. "In Ordnung." Sie trat einen Schritt gen Tal, spürte ihn im Nacken. Vielleicht hätte sie ihn vorgehen lassen sollen, doch nun war es ohnehin zu spät. Sie befand sich bereits auf dem schmalen Pfad und konnte weder drehen noch wenden. Geschweige denn konnte er an ihr vorbei gehen. Wie sollte sie das auch erklären? "Geh mal bitte vor, ich will dich nicht hinter mir haben?" Schwachsinn. Sie biss die Zähne zusammen und trat vorsichtig, ein Schritt nach dem anderen, gen Tal und erreichte somit bald schon die ersten dichter stehenden Kronen. Der Regen begann nun zu tröpfeln und von weitem krachte es. Sie schrak zusammen, lief jedoch tapfer weiter. Denn sie wusste: je weiter sie nach unten kamen, umso sicherer war es für Cephyr und sie. Immer weiter, weiter und weiter. Sie durfte ihrer eigenen Angst nicht zu hören, musste einmal im Leben tapfer sein um vielleicht zu lernen, es doch dauerhaft zu werden. Der Regen wurde immer dichter und ihr Leib hatte mittlerweile an einigen Stellen dunklere, nasse Flecken. Doch unbeirrt ging sie weiter, zuckte zusammen als es wieder Donnerte, quiekte kurz als ein Blitz nicht weit von ihnen aufschlug. "Wie weit sollten wir noch?" Raunte sie dem, der hinter ihr lief, zu. Er hielt sie bestimmt für eine Last, eine schreckliche Last. Doch das tat ihr Leid, war nun aber nicht zu ändern. Sie seufzte leise und ging weiter, während sie auf seine Worte wartete.


08.06.2011, 12:44
» Cephyr
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Liebelei



Liebelei tat den ersten Schritt gen Tal. Vorsichtig kletterte sie den Abhang hinunter. Jetzt war Cephyrs Chance. Er spürte den Wind in seiner Mähne und die wohlkingenden Worte in seinen Ohren, eine Macht, die mit ihm spielte und ihn neckisch fragte, ob er nicht lieber alleine weiterziehen wollte, frei, eigenständig. Selbst wenn er nicht ins Tal hinunterging, er war viel schneller als die Stute und würde sicherlich einen anderen schützenden Platz finden. Cephyr war unentschlossen. Sein Körper drängte ihn fort, fort von der Stute und dem Tal. Doch sein Geist setzte sich zur Wehr. Er war frei, ja und am liebsten alleine, sein eigener Herr. Doch er war nicht gefühlskalt und herzlos. Er war immer noch Herr über sich selbst, aber die Stute vermochte das nicht. Er war nun hier zu ihrem Schutz. Als ihm diese Einsicht kam, folgte er Liebelei den Abhang hinunter. Er würde sie bis zu den schützenden Baumkronen begleiten, und dann hatte er vor sie zu verlassen. Er war nicht der, der sich lange und gerne mit Artgenossen aufhielt. es entsprach einfach nicht seiner Art, und wäre Liebelei ein Hengst gewesen, oder eine weitaus kräftigere Stute, hätte er sie mit Sicherheit allein gelassen.
Der Abhang war sehr steinig und durch den einsetzenden Regen auch sehr rutschig. man musste sehr behutsam gehen, um nicht zu stolpern und den Boden unter den Füßen zu verlieren. Cephyr hielt sich in einigem Abstand zu der Stute, da er ihre Rosse noch vernehmen konnte und er wollte ihr nicht zu Nahe treten. Nicht, dass er sich nicht mehr hätte beherrschen können, es war ihm einfach nur unangenehm.
Wie weit sollen wir noch? fragte Liebelei. Cephyr konnte in einiger Entfernung, aber nicht mehr ganz so weit weg, den Anfang der Baumgrenze erkennen. Geh zu den Bäumen und dann ein Stück hinein. Innen wird es trocken sein. antwortete er und hoffte gleichzeitig, dass sie ein wenig schneller gehen würde. Er wäre schneller gegangen.


10.06.2011, 09:10
» Liebelei
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Cephyr.



Sie spürte, wie er hinter ihr lief und ein kalter Schauer jagte ihren Rücken hinab. Sie fühlte sich gleichsam unwohl, als auch zufrieden in seiner Gegenwart. Ihm jedoch schien es nicht so zu gehen, bloß knapp angebunden schien er kein Interesse an ihr zu haben und an sich sah er sie wohl bloß als Ballast, den er auf dem Weg aufgegabelt hatte. Sie wurde traurig ob diesen Gedankens, neigte ihren Kopf ein wenig nach vorn und schritt schneller aus. Vor allem, da Cephyr ihr nun ein Ziel genannt hatte. Ihre Hufe wurden schneller, ungehaltener. Vielleicht war es die Wut über sich selbst, ihm keine gute Gesprächspartnerin zu sein. Vielleicht war es einfach die Angst vor ihm. Doch egal was es war, sie glaubte dass es ohnehin nicht mehr lang gut gehen würde und sie mit Sicherheit ohnehin wieder allein war. Mit Sicherheit.

Sie hatte nicht daran gedacht, wurde jedoch brutal daran erinnert: durch das fehlende Augenlicht auf einer Seite hatte sie nicht mehr die volle Sehkraft, die sie notwendig gehabt hätte. Sie übersah einen sehr mossigen, matschigen Fleck und durch die Schnelligkeit, die sie aufgenommen hatte, verlor sie ihr Gewicht und stürzte beinahe auf den harten Boden, die Schlucht nur wenige Zentimeter entfernt. Erschrocken sog sie die kalte, gewittergeschwängerte Luft ein und atmete einige Male tief ein und aus, ehe sie weiterlaufen konnte und wollte. Cephyr hinter ihr - sie spürte seine entnervten Blicke auf sich ruhen, sie selbst seufzte und versuchte weiter zu laufen, ihr Knöchel schmerzte. Doch sie biss die Zähne zusammen, sie durfte nun keine weitere Schwäche zeigen, wenn sie nicht ganz so idiotisch da stehen wollte.

Endlich bei den Bäumen angekommen verbreiterte sich auch der Pfad und es konnten mühelos gar drei Pferde nebeneinander laufen. Liebelei blieb stehen und spürte, wie die Tränen ihr in die Augen stiegen. Ihr Bein entlastete sie vorsichtig, so vorsichtig dass sie hoffte, Cephyr würde es nicht bemerken. Sie war kraftlos, ihr fehlte ein Auge und ihr Bein tat weh. Sie hoffte inständig, ihrer Würde wegen, dass er nun gehen und sie nie wieder sehen würde. Es war ihr schlicht peinlich, in einer so kläglichen Verfassung einem Artgenossen gegenüber zu stehen. Andererseits war da dennoch wieder diese Angst allein zu sein. Sie drehte sich um, sodass sie Cephyr nicht ansah. Sie blieb stumm.


15.06.2011, 13:05
» Cephyr
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Liebelei



Als Liebelei vor ihm fast stürzte, schnitt es Cephyr kurz die Luft ab. Dieser eine Schreckmoment, wenn man das Unglück kommen sieht und trotzdem zu langsam ist um zu handeln. Er machte einen Satz nach vorne um zu versuchen, sie vor dem Sturz zu bewahren; doch sie hatte sich schon selbst gefangen. Cephyr atmete schwer. Vor seinem Auge zogen Bilder auf, Bilder eines fallenden weißen Körpers... Er schüttelte unwirsch den Kopf. Es war nun keine Zeit sich vorzustellen, was hätte passieren können, wichtig war es, jetzt kühlen Kopf zu bewahren und konzentriert den Abstieg zu bewältigen. Cephyr wusste dass er sich nun eigentlich nach dem Befinden der Stute hätte erkundigen müssen, doch er konnte schlichtweg nicht. Es war nicht seine Art, nicht sein Charakter, so fürsorglich zu anderen Pferden zu sein. Er war noch nie so gewesen und wahrscheinlich würde es ihm sein ganzes Leben lang schwer fallen. So schwieg er beharrlich und sah zu, wie Liebelei weiterschritt. Manche hätten ihn für sein Verhalten scharf verurteilt, hätten ihn arrogant und egozentrisch geheißen. Und vielleicht war Cephyr das auch, aber nicht um andere zu schikanieren oder sich über sie zu stellen. Er war einfach so. Es hatte für ihn noch nie einen Grund gegeben, nicht so zu sein. Bisher war er damit ganz gut gefahren, hatte das bekommen was er wollte und war nie abhängig gewesen. Vielleicht hatte er es einfach nie gelernt.

Liebelei hatte bald die schützenden Baumkronen erreicht und das war auch gut so. Sein Fell war durchnässt vom Regen und seine Mähne hing ihm in Strähnen ins Gesicht. Er schüttelte sich.
Liebelei hatte ihren Kopf von ihm abgewandt. Sie zitterte leicht und wirkte verängstigt und entkräftet. Da sie kein Wort sagte und er ebenfalls schwieg, standen sie in Stille da. Nun, was heißt Stille, draußen brach das Gewitter los. Zum heftigen Regen kam jetzt lautes Donnergrollen hinzu, Cephyr konnte in der Ferne einen Blitz über den Himmel zucken sehen. Doch all dies schien die Stute nicht zu berühren. Sie stand da wie ein Häufchen Elend. Er hatte vorgehabt, sie hier zu verlassen und alleine etwas tiefer in das Herz des Waldes hineinzugehen, aber wie er sie dort so sah, war es ihm unmöglich geworden.

Sogar hier unter den Bäumen zerrte ein leichter Wind an seinem Körper, doch Cephyr wusste nicht, ob es real war, oder ob er sich es einbildete. Fakt war, dass der Westwind nach ihm rief und er langsam ungehalten wurde, weil Cephyr schon so lange seinen Aufforderungen nicht mehr gefolgt war. Cephyr fühlte sich unwohl. Er wäre am liebsten gegangen, konnte Liebelei aber gleichzeitig nicht alleine stehen lassen.

Wieder beobachtete er sie. Immer noch hatte sie sich von ihm abgewandt, ihr Fell war grau vom Regen. Was sollte er jetzt tun? Nur wenige Male im Leben war Cephyr sich seines eigenen Verhaltens so unsicher gewesen. Er wusste eigentlich immer was er wollte und er verhielt sich so, dass er es auch bekam. Jetzt wollte er eigentlich nichts, doch er musste handeln, weil es die Situation von ihm verlangte. Er rang ein wenig mit sich selbst (hatte er doch nie wirklich Mitgefühl zeigen müssen) und sagte schließlich Ist alles in Ordnung? Keine gute Frage, wenn man sich Liebelei nur einmal genauer ansah. Aber das war schon fast zu viel des Guten für Cephyr.


18.06.2011, 09:12
» Liebelei
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Cephyr.



Sie bemerkte allmählich, in welch misslicher Lage sie sich befand. Sie hatte sich selbst entstellt, befand sich bei elendem Wetter an der dafür unpassendsten Stelle des Tales mit dem wohl abgeneigtesten Hengst des Tales. Und nein, sie meinte damit keinesfalls eine sexuelle Abneigung, sondern vielmehr jene Kühle, vielmehr Kälte die von ihm ausging als schien es ihm unmöglich, jeglichen Kontakt zu zulassen. Liebelei fand es schade. Schade, weil sie selbst sich wohl einen Gesprächspartner wünschte. Schade dennoch auch, weil er doch auch einmal einsam sein musste. Oder etwa nicht? Gab es das tatsächlich, Pferde die niemals einsam waren und die Stille und den Alleingang vorzogen?
Er war und blieb ein wandelndes Rätsel für die Stute, die sich ihrerselbst immer unsicherer wurde. Was hatte sie sich auch dabei gedacht, an diesen gottverlassenen Ort zu kehren?

Sie zitterte noch immer, die Kälte hatte mittlerweile all ihre Körperfunktionen beeinträchtigt. Sie spürte wieder dieses Pochen in der Augenhöhle, während das andere Auge vor Anstrengung zu brennen begann. Die Arbeit allein zu übernehmen, wo zuvor zwei waren, ist schwer. Ihr Bein schmerzte von dem Beinahe-Sturz kurz zuvor. An sich war Liebelei nun bereit, sich den Hang hinab zu stürzen weil sie nicht nur ihre Freude, sondern auch ihre Würde und den Stolz verloren hatte, der zueinst das einzig Übriggebliebene war.

"Es geht schon. Es muss ja." beantwortete sie die Frage, die ihr aus schierem Anstand gestellt wurde. Zumindest schätzte sie ihn so ein, wahres Mitgefühl war wohl nicht seine Stärke. Doch all das machte ihr gar nicht so zu schaffen. Vielmehr war es die Kälte mit der er ihr begegnete und die sie fühlen ließ, wie ungewollt sie war. "Wenn du magst, kannst du jetzt gehen. Ich bin schon sicher." flüsterte das Elfenmädchen und lächelte sogar bei den Worten, während sie sich allmählich zu ihm umwandte und versuchte, tapfer aus zu sehen. Sobald Cephyr weg war würde sie sich wohl in einer dunklen Ecke verkriechen und in Selbstmitleid baden. Sie selbst war eigentlich nur noch eine Schande und das wusste sie auch. Doch eine Veränderung hervor zu rufen bedurfte Kraft und die hatte sie beiweitem nicht mehr.


23.06.2011, 00:40
» Cephyr
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Liebelei



Ihr Antwort klang genauso belanglos, wie es seine Frage gewesen war. Er hatte sich aus Anstand heraus erkundigt und sie hatte aus Anstand heraus seine Bedenken zurückgewiesen. Es geht schon. Es muss ja. hatte sie gesagt. Sie klang tapfer und so, als versuchte sie Schmerz zu verbergen.Wenn du magst, kannst du jetzt gehen. Ich bin schon sicher. Diese Worte klangen wie eine süße Versuchung in Cephyrs Ohren. Wieder seinen eigenen Weg gehen, dem Wind folgen, sich nur um sich selbst sorgen... Doch gleichzeitig meldete sich auch sein Verstand zu Wort. Er war ja nicht ganz auf den Kopf gefallen. Das Gewitter über ihnen holte zu seinen härtesten Schlägen aus und schien sich gerade erst warmzulaufen. Es wäre sehr dumm gewesen, die schützenden Bäume zu verlassen und auf blankem Stein weiterzuziehen. Und außerdem war da noch Liebelei. Sie sah so erbärmlich aus, so kraftlos, dass Cephyr sich ernsthaft fragen musste, ob er es verantworten könne , sie in diesem Zustand zurückzulassen. Ihr Verhältnis zueinander hatte sich verändert. Aus irgendwelchen Gründen hatte die junge Stute so etwas wie Vertrauen zu ihm gefasst. Schließlich hatte sie ihn nicht verlassen wollen, als das Gewitter begann, sondern wollte ihn vielmehr begleiten. Warum, wusste Cephyr nicht. Einerseits erschien es ihm wie eine Bürde; andererseits - und es widerstrebte ihm, es zuzugeben - fühlte er sich ein wenig geschmeichelt. Sicherlich, jeder objektive Betrachter hätte nun über Cephyr gelacht, denn wie weltfremd musste man sein, dass einem das Schutzbedürfnis eines fremden, jungen Pferdes etwas bedeuten konnte? Wie einsam musste man sein, dass schon die leiseste Ahnung von Offenheit einem selbst gegenüber es vermochte Freude auszulösen?
Solange das Gewitter noch tobt, werde ich bleiben, wenn es dir nichts ausmacht. sagte er nach kurzer Zeit des Schweigens. Er sah sie an, sah das dunkle, wunde Loch, wo früher ihr rechtes Auge gewesen war. Natürlich hatte er es schon vorher gesehen, er hatte sie ja auch gefragt, wie es passiert war. Aber jetzt, wo sie so klein und zittrig vor ihm stand regte sich etwas in Cephyrs Brust. Er spürte Mitleid, tatsächlich. Nur schwach, ein kleiner Stich, nicht mehr. Liebelei tat ihm leid, da sie ihr Augenlicht fast verloren hatte und er fragte sich, was sie sonst noch so erlebt hatte, wo sie doch in so einer schlechten Verfassung war. Doch er würde sie nicht fragen. All dies waren nur seine Gedanken und er hätte es nicht gewagt sie auszusprechen, denn er hätte es einfach nicht gekonnt. Er wäre sich komisch dabei vorgekommen, wenn er sich um andere sorgte. Es war nicht seine Art.


23.06.2011, 12:49
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Geschlossen