Stillreich » Das Tal » Der Wasserfall #2
»Nova
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Sencillo


Nova konnte ein leises Brummen in ihrer Brust nicht zurück halten, als der sanfte warme Atem Sencillos durch ihr Fell strich. In diesem Moment fühlte sie sich so sicher, wie noch nie zuvor. Sogar sicherer, als ihre Mutter sie noch geliebt hatte. Den der traurige Glänzen in ihren Augen war immer da gewesen, denn das Fell der Kleinen war einfach zu auffällig. Damit stellte man sie an den Pranger und jeder konnte sie auslachen oder misshandeln. Zwar schritt ihre Mutter meist ein, doch das ging nicht immer, vor allem nicht, wenn es der Rudelführer selbst war, der ihr das antat..
Vorsichtig hob sie ihren Kopf etwas an und blickte in Sencillos friedliche Augen, die sie voller Sanftmut musterten. Auch das liebevollen Glänzen blieb nicht ungesehen und setzte sich sofort in ihrem Herzen fest, wo der Buckskinfarbene einen immer größeren Platz einnahm. Nie hätte sie es für möglich gehalten, dass man sie trotz ihres Fehlers so gutmütig behandelte. Denn das kannte sie nicht.
Aber Nova bemerkte auch, dass er etwas seinen Gedanken nach hing. Wollte er vielleicht gar nicht immer bei ihr bleiben? Oder glaubte er nicht daran, dass sie die Herden fanden, in der sowohl Wölfe als auch Pferde zusammen lebten? Aber sie fühlte sich schon so sehr zu Sencillo hingezogen, dass sie sich eine Zeit ohne ihn gar nicht mehr vorstellen konnte.Was würde passieren, wenn sie beide eine eigene Familie gründen wollten? Wollte der Hengst das überhaupt? So viele Fragen quälten die kleine Wölfin und niemand konnte sie ihr beantworten..

Nova konnte sich gar nicht mehr von Sencillo los reißen als er ihr die Geschichten erzählte, die ihr so faszinierend vor kamen. So unglaublich, was Mutter Natur zustande brachte ohne unser eigenes zutun. Sie schaffte es, aus kleinen Dingen so etwas großes zu machen.
Fasziniert nickte die Kleine, als er von den Monden anfing. "Ja, in der Nacht war einer da gewesen und hat mir den Weg erhellt." Lächelte sie und hörte weiterhin aufmerksam zu. Leicht zog sie die Stirn kraus und versuchte das ganze gesagte geordnet in ihrem kleinen Köpfchen abzuspeichern, auch wenn es ihr noch nicht leicht fiel.
"Ich glaube schon.. Aber das ist soooo viel." Grinste sie leicht und tapte von einer Vorderpfote auf die andere. "Aber die Kugel auf der ich gerade stehe, dreht sich. So wie der runde Stein, wenn ich ihn mit der Pfote anstupse?" Sie zeigte dem Buckskin, dass was sie meinte und lächelte dann wieder zu ihm hoch.
Am liebsten würde sie den ganzen Tag hier sitzen bleiben und Sencillos ruhiger Stimme zu hören, aber sie konnte sich noch daran erinnern, dass er auch Hunger gehabt hatte. Aber gerade als sie ihn darauf ansprechen wollte, bedachte er sie mit einem ernsten Blick.
"Ja..? Was ist den los?" Kurz wurde ihr etwas mulmig und sie schmiegte sich näher an ihn. Witterte er gefahr? Die kleine Wölfin hob ihre Nase in den Wind, konnte aber nichts ungewöhnliches finden.
Doch dann wandte sie sich wieder dem Wasser zu, dass ihre Aufmerksamkeit wieder forderte. Immerhin wurde gerade ein rotes Blatt auf der Oberfläche zu ihr hingetrieben. Als es nah genug war schnappte sie grinsend danach und konnte sich im selben Moment gerade noch fangen, sonst wäre sie selbst auf einem glitschigen Setin ausgerutscht und in das kalte Nass gefallen.

Bei seinen Worten hörte sie mit dem Spielen auf und blickte fragend zu ihm hoch. Ersteinmal musste sie überlegen, was er nun genau damit meinte und bekam auch kurz Angst, dass er sie verlassen würde. Aber dieses Missverständnis berichtigte er sofort und dann verstand sie auch, was er ihr sagen wollte. Sie zu beschützen, war nun wohl eine wichtige Aufgabe für ihn geworden und das erfüllte Nova mit einer, bis dato, unbekannten Wärme, die ihren ganzen Körper durchflutete.
"Ich werde auf mich aufpassen, Sen. Immerhin will ich noch lange bei dir bleiben." Beteuerte sie und nickte bekräftigend.
Kurz schmiegte sie sich nochmal an sein Bein ehe er auch schon auf ihre Frage bezüglich seines Hungers antwortete.
Doch er lehnte das Angebot, dass sie ihm machte ab. Anscheinend wollte er sie beide ersteinmal in Sicherheit wissen, bevor er seinen eigenen Hunger stillte.
"Das klingt toll. Meinst du wir finden sie bald? Immerhin solltest du nicht zu lange warten, bis du was frisst." Meinte sie leicht sorgenvoll und sah fragend zu ihm ehe sie nickte und sich von der bezaubernden Wasserstelle entfernte.
"Dann sollten wir uns aber beeilen, damit wir schnell dort ankommen." Meinte sie voller neuer Euphorie, endlich eine große Familie zu bekommen, die sich um sie kümmern wird. Natürlich würden die dann aber nur an zweiter Stelle stehen.

Gerade tapste sie im Laufstritt unter seinem Bauch hindurch, als seine Stimme knurrend an ihr Ohr drang und dazu brachte zusammen zu zucken. In diesem Moment wurde sie kurzzeitig wieder zurück katapultiert, in die Zeit vor wenigen Tagen noch, als man sie gehasst hatte. "Sencillo?" Fragte sie vorsichtig nach und blinzelte verwirrt zu ihm hoch. Hatte er etwas gehört? Oder hatte sie selbst etwas falsch gemacht?
Aber das würde sie nur herausfinden, wenn sie auf seine Antwort wartete, falls sie eine bekam, denn der Gesichtsausdruck von ihm war ganz anders als sonst...


31.10.2016, 13:00
»Madison
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Merten



Es war immer das Gleiche mit ihm. Madison war es ja eigentlich schon von ihm gewohnt, kannte es von ihm nicht anders. Er blockte ab. Wie so oft. Wie eigentlich immer. Die Vollblüterin wusste nicht, woran es lag, dass er sich ihr nicht öffnen wollte. Doch Madison hatte das Gefühl, dass der Friese sich mit jeder Nachfrage ihrerseits noch mehr verschloss, sich noch mehr verschanzte. Madison konnte sich nicht erklären, was Merten antrieb. Was der Grund für all das war. Doch sie hatte nun erkannt, dass sie daran nichts würde ändern können. Sie musste sich endlich damit abfinden, es hinnehmen. Sie biss sich sonst nur noch weiter die Zähne an ihm aus, ging selbst daran zu Grunde, wenn sie immer wieder auf ihn einzuwirken versuchte und zurückgewiesen würde.
Seine Schuld, seine Last. Nur zu ihrer Sicherheit. Es tat ihm leid. Unmöglich. Madison starrte ihn ausdruckslos an, während er sprach. Es waren lediglich einzelne Wortfetzen, welche in ihrem Bewusstsein zurückblieben und sie nickte störrisch. Ja, es war in Ordnung. Sie hatte verstanden, dass er nicht drüber reden wollte. Und schon gar nicht mit ihr. Schwer zu glauben, dass es nur zu ihrem Schutz war - doch Madison gab sich wirklich Mühe, ihm den nötigen Glauben zu schenken. Der Gedanke, dass Merten sie anlügen könnte, war grauenhaft. Schmerzvoller noch als seine Verschlossenheit und all seine Zurückweisungen. Sie wollte einfach nicht in Erwägung ziehen, dass der Friese sie belog. Er war doch alles, was sie noch hatte. Ohne den Rappen war sie gänzlich ein Nichts, ein Niemand. "Ich glaube dir," entgegnete sie mit leiser, erstickter Stimme. Sie fühlte sich kraftlos und leer; doch auf ihren spröden Lippen schimmerte ein zuversichtliches Lächeln. Merten sollte sich keine Sorgen machen. Es war alles in Ordnung.

Madison glaubte mit ihrer Frage direkt ins Schwarze getroffen zu haben, denn sie sah ganz genau, wie überrumpelt Merten davon war. Und sie sah, dass er den Blick abwandte und nicht mehr im Stande war, ihr in die Augen zu sehen. Als das war für die gebrechliche Vollblüterin die Bestätigung dessen, was sie ohnehin bereits vermutet hatte: Merten vertraute ihr nicht. Und einzig und allein das war der Grund dafür, dass er sich ihr nicht öffnete und ihr nicht erzählte, was in ihm vorging. Nur das war der Auslöser für all die Zurückweisungen und die Kälte, in seiner Stimme.
Die Einsicht dessen jedoch war schmerzlicher, als Madison angenommen hatte. Bis gerade eben hatte die Hoffnung in ihr geschlummert, dass sie sich irrte. Jetzt aber traf sie die Erkenntnis hart und ungedämpft, grauenvoller Schmerz flutete ihren ohnehin geschundenen Körper und sie musste sich zusammenreißen, um sich diesen inneren Kampf nicht anmerken zu lassen. Unter keinen Umständen wollte sie sich vor Merten diese Blöße geben.
Seine Ausflüchte, seine vagen Erklärungen prallten ungerührt an Madison ab. Plötzlich hatten seine Worte einen ganz bitteren Nachgeschmack und die Dunkle konnte nichts Tröstendes mehr darin vorfinden. Sie fühlte sich leer, ausgesaugt. Blutleer. Sie schluckte angespannt, starrte ihn vorwurfsvoll an. Doch noch immer schien der Friese ihren Blicken gekonnt auszuweichen. "Nein? Womit hat es denn dann zu tun?" stellte sie ihn ohne Umschweife an den Pranger, ihre Stimme ungewöhnlich fest und verärgert. Die Enttäuschung stand ihr ins Gesicht geschrieben, hallte im Unterton ihrer Stimme verzweifelt nach. "Nein, ich frage nicht mehr nach." Diese Worte besaßen einen schnippischen Unterton. "Aber wenn du so weiter machst, wie jetzt, wirst du mich verlieren. Das kann ich dir hoch und heilig versprechen!" Ihr Puls war hoch, raste ungehalten und pumpte ihr Blut mühvoll durch den sehnigen, unterernährten Körper. Diese Aufregung war nicht gut für sie, Madison spürte den Schwindel, der sie heimsuchen wollte, noch bevor er einsetzte. Plötzlich fühlte sie sich wie benommen, sah ihr Umfeld nicht mehr klar. Ihre Sinne stumpften ab und Madison spürte, wie sie ihre Konzentration verlor.

Voller Erschöpfung war die Vollblüterin eingeschlafen und in eine zunächst traumlose Welt übergetreten. Es war das erste Mal seit langem, dass sie nicht von Merten träumte. Vielleicht, weil ihr Unterbewusstsein nun wusste, dass er wieder bei ihr war. Weil sie ihn nicht mehr vermissen musste, sich nicht mehr nach ihm sehnen musste.
Sie bemerkte nicht, dass der Friese sich hinter ihr niederließ und dass sein Rücken den ihren berührte. Sie spürte lediglich die Wärme, die ihren Körper füllte und die wohlige Zufriedenheit, die ihr Herz tränkte. Und während Madison tief und fest schlief, war sie irgendwie glücklich.
Als sie einige Stunden später erwachte, war sie zunächst verwirrt und konnte sich nicht mehr wirklich an das erinnern, was zuvor vorgefallen war. Dann jedoch drängte der Streit mit Merten sich wieder in ihr Bewusstsein und ihre dunklen Augen suchten panisch nach dem Rapphengst, welchen sie im ersten Moment nicht hatte entdecken können. Hatte sie ihn mit ihrem Verhalten in die Flucht geschlagen? Gerade als sie erschrocken aufspringen und ihn suchen wollte, bemerkte sie, dass er hinter ihr lag. Es war sein Körper, der sie die ganze Zeit gewärmt hatte. Er war es gewesen, der sie so glücklich gemacht hatte.



02.11.2016, 11:03
» Lilian
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Colton



Ich bin dabei, du bist dabei, wir sind dabei uns zu verlier'n.
Ich bin dabei, bist du dabei, bin ich dabei uns zu verlier'n?


Ein bodenloses Loch, das sich im freien Fall, als endlos tiefe Schlucht entpuppte, verschlang den zierlichen Körper von Lilian. Gierig griffen fremde, kalte Krallen nach ihrer Seele, zerrissen ihr Herz in der Luft. Sie fiel, und fiel. Kein Ende, kein harter Ausschlag. Es gab kein Entkommen, keinen Ausweg. Lilian musste da durch, ob sie wollte, oder nicht. Was blieb ihr anderes übrig? Zurückgehen, war keine Option. Nicht, für Lilian. Sie musste kämpfen, sie wollte kämpfen. Kämpfen, für eine Liebe, die in seine Augen wohl längst verloren war. Was hatte sie noch, wenn sie ihn verlieren würde? Nichts, außer den Schutz einer fürsorglichen Herde. Colton, war natürlich nicht der einzige Hengst auf der Welt, der ihr Herz verzaubern konnte. Aber, Colton war der Hengst auf der Welt, deren Herz sie verzaubern wollte. Sie wollte ihn, nur ihn; und keinen Hengst an ihrer Seite haben. War das so schwer zu verstehen? War das so schwer zu verstehen, dass Lilian ihn über alles liebte und alles versuchen würde, damit er ein schönes Leben mit ihr hätte? War das so schwer für sie zu verstehen, dass die Welt in Flammen stand, und sie nicht in der Lage war diese Flammen mit ihrer innigen Liebe zu löschen? Es brauchte mehr als ihre Liebe, sie brauchten seine Liebe.

Ungläubig und fassungslos blickte Lilian ihren Liebsten an, konnte nicht glauben, welche Worte er ihr schonungslos an den Kopf knallte. Sein liebender Blick war aus seinem Gesicht gewichen, kalt und hart durchbohrten sie die Augen, in die sie sich einst verliebt hatte. Einst, hatte sie ihm versprochen, hier auf ihn zu warten. Nun, wollte sie ihm versprechen, dass sie alles tun würde, damit es so wie früher werden würde. Aber, so schien es, war Colton anderer Meinung. Er hatte Recht, das wusste Lilian durchaus, so naiv war sie nicht. Sie konnte es nicht wissen, nur hoffen. Und, die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Vielleicht waren sie schon am Ende angelangt, und konnten die Hoffnung zu Grabe tragen. Sie gab dieses Versprechen, weil sie ihn liebte, und immer lieben würde; egal, wie schlimm die Zeit auch werden würde. Das reichte ihr, um ihm solch ein Versprechen zu geben.  

Sie konnte nicht sprechen, hatte ihre Stimme verloren. Stumm stand sie da, wie ein dummes und naives Lamm, ließ sich alles gefallen, was Colton ihr ans Herz legte; schmerzlich, und gewaltsam. Sie kam sich vor, als hätte sie den Fehler ihres Lebens gemacht, auf Kosten von Colton. Und dabei, wollte sie ihm nur helfen, und für ihn da sein. Jetzt, kam es ihr so vor, als wäre alles verloren, für das ihre Liebe einmal gestanden hatte. Die Stimmung zwischen ihnen kippte vollkommen aus dem Ruder, war nicht mehr zu retten. Colton wandte sich von ihr ab, und das tat mehr weh, als seine Worte. Er konnte ihr alles an den Kopf werden, was er wollte. Aber, sich von ihr abzuwenden, das war die schmerzhafteste Bestrafung, die er ihr entgegenbringen konnte. Sie blickte ihm nach, ihr Blick war leer. In wenigen Sekunden hatte er das Lächeln, die Zuversicht in Lilian zum Fall gebracht.

„Vielleicht kann ich das Versprechen nicht halten.“, erklang ihre Stimme leise, und zitternd. Die Worte taten weh, weil sie das Versprechen halten wollte, um jeden Preis. Sie hatte Angst. Angst, alles zu verlieren. Angst, Colton zu verlieren. Ihr Blick ging zu Boden, sie konnte ihn nicht anblicken; ihm nicht in diese kalten, leeren Augen blicken. „Aber, ich kann es nicht für mich behalten, dass ich alles für dieses Versprechen tun werde, weil ich dich liebe.“ Es war ein Schrei, der durch die Luft schnitt. Ein Hilfeschrei, gerichtet an Colton. Tränen liefen der jungen Stute an den Ganaschen hinab. Sie wollte stark sein; stark für Colton, und trotzdem zerbrach sie in diesem Moment. Er nahm ihr alles, wofür sie einst gelebt hatte; wofür sie ewig leben würde.

In diesem zerbrochenen Moment wurde ihr bewusst, was bereits verloren war. Alles, wofür sie jemals gelebt hatte. Sie wollte, wollte alles. Und, hatte alles verloren, was sie jemals wollte. War es zu spät? Zu spät für ein Happy End? „Dann geh‘ doch. Hau ab!“, schrie sie ihn verzweifelt an, während die Tränen ihr weiches Fell benetzten. Sie wollte nicht, dass er geht, wollte aber auch nicht mehr an eine Liebe glauben, an die er nicht mehr glaubte. Sie wollte den alten Colton, aber den alten Colten gab es nicht mehr; der lag längst tot auf den Schlachtfeldern. Ihre Liebe entwickelte sich langsam zu einem Schlachtfeld, auf dem es keine Sieger geben würde. Lilian wollte ihm doch nur helfen, den ersten Schritt mit liebevollen Worte bestreiten und er verdammte all ihre liebevollen Worte; zerriss sie in der Luft. Nein, sie erkannte ihren Liebsten nicht mehr wieder und sie hatte nie daran geglaubt, dass er sich nicht über den Krieg verändert hatte. Aber, und das hatte sie mehr als deutlich ausgesprochen, würde sie alles dafür tun, damit sich Colton wieder ein Leben mit ihr vorstellen konnte.

Vielleicht gibt es irgendwo da draußen für uns ein neues Leben,
aber sich das vorzustellen, ist grad das Schwerste dieser Welt.



06.11.2016, 18:47
» Schutnik
through the eyes of a child

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Midnight Sun



Immer weiter trabte Schutnik über Steine und Geröll, zeitweise beließ er es auch bei einfachem Schritttempo, je nach Gelände. Er hielt sich entlang des Bachs, um ja nicht zu weit vom Wasser weg zu kommen, doch dass es ihn so lange durch einsames Gebirge ziehen würde hatte auch er nicht erwartet.
Wieder wurde das Gelände unebener und wieder war er gezwungen langsamer zu werden.
Erschöpft schritt er ans Ufer des Bachs und trank ein par Schlucke. Seine Beine taten ihm weh, zu lange lief er schon in diesem eintönigen Gelände herum, dessen Boden viel zu hart für seine Gelenke war.
Wie sehr er sich nach dem Ende der Steine sehnte, nach etwas mehr Grün als vereinzelten Büschen und Grasinseln, nach einem Ort der zum gedankenlosen dahinrasen einlud.
Mit gesenktem Kopf setzte er langsam seinen Weg fort. Bereits nach einigen Metern fiel ihm ein ungewohntes Rauschen auf. Es war ein klein wenig lauter als das leise Plätschern des klaren Bachwassers.
Interessiert hob der kräftige Hengst den Kopf und spitzte die Ohren. Wie automatisch setzten sich seine Hufe wieder schneller voreinander.
Es schien als würde das Gebirge ins nichts verschwinden, dort, wo das Geräusch herkam, und so ging er zielstrebig darauf zu. Das Rauschen wurde mit jedem einzelnen Schritt lauter.
Vorsichtig näherte er sich der Kante, das Wasser fiel geradezu darüber und nach unten. Neugierig ließ er seinen Blick schweifen, direkt unter ihm war ein Wald, er konnte einen Fluss sehen, einen See und Wiesen, mehr konnte er gar nicht in sich aufnehmen.
Seine Energie war zurück, und damit sein Drang weiter zu kommen.

Schutnik lief weiter die Kante entlang, bis er irgendwo ein Stückchen fand, bei dem es etwas flacher nach unten ging, immer noch steil, aber zumindest nicht mehr gerade nach unten.
Zielstrebig setzte er einen Huf nach dem anderen auf den weichen Waldboden, es war eine Wohltat, verglich man es mit dem harten Stein, auf welchem er seit Tagen lief.
Der Boden senkte sich leicht unter seinem Gewicht und seinen großen Hufen und manches Mal rutschte er auch wenige Zentimeter.

Sein Weg führte nun wieder in die andere Richtung. Weiter nach unten, aber zurück in Richtung Wasser. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, doch dann sah er es wieder, das Wasser, welches von oben herunter fiel, wie eine Wand, und sich dann als Fluss weiter seinen Weg suchte.
Kaum, dass ihm das Gelände eben vor kam, sprang er in den Galopp, er brauchte ein bisschen Zeit um zu beschleunigen, - Masse ist eben träge - raste dann aber doch mit einiger Geschwindigkeit - und ohne Rücksicht auf Verluste - auf das kühle Nass zu.
Eigentlich war es gar nicht mehr so warm um baden zu gehen, aber auch das interessierte ihn nicht. Langsamer wurde er erst, als er im Wasser war, und auch dann nur, weil er musste.
Fasziniert stand er schließlich vor dem fallenden Wasser und starrte nach oben. Vorsichtig streckte er die Nüstern aus um die Wasserwand zu berühren, sprang jedoch sofort zurück, was ihn ins straucheln brachte, einen Moment lang konnte er sein Gleichgewicht noch halten, dann fiel er aber doch und landete vollends im Wasser.
Verwirrt rappelte er sich wenig elegant wieder auf und schüttelte den Kopf, so dass das Wasser aus seiner langen, dicken Mähne spritzte.

Diese Wasserwand war wirklich sehr hart, und auch etwas schmerzhaft. Aber damit wollte er sich nicht zufrieden geben, und so schritt er wieder auf eben jene zu und blieb davor stehen. Dieses Mal hielt Schutnik aber nicht die Nüstern hinein, sondern drehte sich einmal um sich selbst, so dass das Wasser auf seinen Rücken prasselte.
Im ersten Moment empfand er auch dies als schmerzhaft, doch nach einiger Zeit atmete er tief aus, es hatte etwas entspannendes, bloß war es auch etwas langweilig. So spritzte er zunächst ein wenig herum, indem er immer wieder mit den Vorderhufen auf das Wasser schlug und einmal sogar leicht stieg, nur um mit beiden Hufen gleichzeitig aufzuschlagen. Dabei beobachtete er verzückt die Wasserspritzer, die sich überall um ihn verteilten.

Als ihm auch das nach einiger Zeit zu langweilig wurde entschloss der fuchsfarbene Hengst sich dazu, die Gegend ein bisschen in Augenschein zu nehmen. Dabei blieb sein Blick schon recht schnell an einem braunen Hengst hängen. Interessiert und mit gespitzten Ohren betrachtete er ihn und schritt langsam ans Ufer. Er hatte schon so lange keine anderen Pferde gesehen, wie er diese Gesellschaft doch vermisst hatte.
Kaum hatte er das Ufer erreicht fiel er auch schon in den Trab. Fast wäre er schon wieder gefallen, als er über eine Wurzel stolperte, doch dieses Mal schaffte er es tatsächlich sein Gleichgewicht zu halten und kam somit wenig später vor dem fremden Hengst zum Stehen.

>>Hey!<< Er war überglücklich endlich wieder ein anderes Pferd zu treffen, und diese Gefühle konnte man ihm an seinem schiefen Lächeln klar ablesen. Wie ein offenes Buch, so hatten ihn immer alle kritisiert. Aber was machte das schon, sollten sie doch wissen, dass er glücklich war, wollte nicht jeder irgendwie glücklich sein?
>>Wie heißt du?<<, fragte er auch sogleich weiter und betrachtete den Hengst genauer. Ob er wohl hierher kam? Oder war er auch aus dem Gebirge gekommen, und aus irgendeinem Grund hatte Schutnik ihn lediglich nie gesehen?
Auch diese Frage konnte er nicht lange zurück halten. >>Kommst du von hier?<<
Mit einem erwartungsvollen Blick, gepaart mit Euphorie wartete er auf die Antwort des zweiten Hengstes.


Wörter: 1008

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Übermut und kindliche Naivität können tödlich sein
- doch was ist schon ein Leben ohne Sinn für Unsinn.
07.11.2016, 18:30
» Midnight Sun
I’m f–king crazy

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Midnight Sun wusste nicht mehr, wie lag es nun her war, dass er im Stilreich angekommen war. Die Tage fühlten sich für den Braunen gleich an. Nicht, dass es für ihn was Negatives hatte. Es war einfach alles so gleich, Tag ein Tag aus.  Nur das Wetter änderte sich. Der Wind würde kälter und sein Fell dichter. Der Winter sollte bald kommen und wieder einmal würde ein weiteres Jahr seines Lebens vergehen. Viel ändern würde sich sicherlich auch in einem Jahr nicht. Er würde weiterhin durch das Stillreich ziehen, vielleicht aber auch durch ein ganz anderes Tal und sein Leben vor sich hin leben. Ein leises Schnauben entfuhr dem dunklen Hengst, als er seinen Kopf senkte um prüfend den Geruch des Waldbodens wahrzunehmen. Schon von weitem hatte er den Geruch des Wassers wahrnehmen können. Weit konnte es allerdings nicht mehr sein, denn je stärker der Geruch wurde, desto deutlicher meinte Midnight Sun das Donnern eines Wasserfalls zu hören. So ganz hatte der Hengst die Wege und Pfade sich noch nicht merken können. Der Fluss war ihm nicht fremd, auch nicht der Wasserfall. Trotzdem näherte er sich diesem nur an, wenn es wirklich sein musste. Wasser war überlebenswichtig für alle Art von Tieren. Selbst er wusste es. So kam man am Wasser meist nicht drum herum mit anderen Tieren – in seinem Fall meist Pferden – Kontakt aufzunehmen oder zumindest von ihnen angequatscht zu werden. Nicht, dass Midnight alle seiner Artgenossen als ätzend empfand, nur einen ziemlich großen Teil davon. Der Rest war meist für eine Weile interessant zum Beobachten oder ein nettes Spielzeug doch mehr interessierte sich der Dunkle auch nicht für andere. Ob es das Alleinsein war, was ihn so abgestumpft hatte, oder ob es einfach Teil seiner derben Persönlichkeit war – er wusste es nicht. Aber wer oder was ihn auch so gemacht hatte, es war nicht mehr rückgängig zu machen. Im Prinzip war es dem Hengst aber auch egal, was andere von ihm dachten, ob sie ihn mochten oder nicht.

Die nicht einmal die Stille störte den Hengst großartig. Er mochte sie sogar, auch wenn es von Zeit zu Zeit doch nett war sich mit einem anderen Pferd zu unterhalten. Mehr als Abwechslung in seinem eintönigem Leben war es dann aber auch nicht, denn ein wirkliches Bedürfnis nach sozialen Kontakten hatte Midnight Sun noch nie. Schon immer waren ihm Herden und ähnliche Lebensgemeinschaften nicht geheuer. Zu viele Kontakte, zu viel falsche Nächstenliebe und zu viele Aufgaben. Immerhin war es bisher in jeder Herde so gewesen, der sich Midnight hatte gewagt anzuschließen. Viele Herden waren es wohlbemerkt nicht, vielleicht zwei oder drei auf seiner Reise ins Tal. Doch immer war es dasselbe Drama gewesen. Nicht, dass er viel besser war als jeder einzelne aus auch nur irgendeiner dieser Herden. Er war manipulativ, gleichgültig und falsch. Drei Eigenschaften, die ganz sicher keinen guten Charakter abgeben konnten. Doch hatte er auch nie behauptet einer von den Guten zu sein. Es war einfach nur der falsche Heiligenschein, den sich alle doch so gern aufsetzten, während sie im Hintergrund einen Plan nach dem anderen ausheckten, wie sie einen am besten Umbringen wollten. Nein, Midnight Sun war nicht besser als sie. Er war schlimmer, doch tat er wenigstens nicht so, als würde er gut sein.

Das Donnern des Wasserfalls wurde lauter, als der Hengst schließlich zwischen den Bäumen hervortrat. Sein Blick fiel auf einen kräftigen Hengst der sichtlich selbst bei dem Wetter nicht vor dem kalten Wasser zurückschreckte. Gut, sollte nicht weiter sein Problem sein, solange er nicht ebenfalls dazu genötigt wurde tiefer als nötig in das Wasser zu gehen. Ohne sich weiter für den fremden zu interessieren trat Midnight an den Wasserrand und senkte seinen Kopf um etwas trinken zu können. Das Wasser war kalt. Zu kalt für seinen Geschmack, doch viel dran ändern konnte er jetzt nicht. Für einen Moment hörte er nichts, außer das Planschen des Fremden und das Donnern des Wasserfalls, als plötzlich ein lauter Ausruf sie angenehme Stille beendete. Automatisch hob der Braune seinen Kopf und blickte den Fremden mit gespitzten Ohren an. Hatte er wirklich ihn angesprochen? So unauffällig es ihm nur möglich war, blickte Midnight um sich herum nur zu festzustellen, dass er die einzige Gestallt war, die der kräftige meinen könnte. Es sei dem, er redete mit Bäumen oder Steinen, doch das bezweifelte Midnight Sun. So durchgedreht wirkte er auch nicht. Die Frage des anderen ließ den Braunen mit einer Mischung aus Empörung und Belustigung schnauben. Meinte er die Frage ernst? Vor allem auch noch der begeisterte Gesichtsausdruck. Als hätte er plötzlich ein kleines Fohlen vor sich, was sich unheimlich über irgendetwas freute, was der braune Hengst selbst nicht begreifen konnte. Trotzdem zwang sich der Braune dazu freundlich zu bleiben, vielleicht würde er ja der Bekanntschaft etwas abgewinnen können. Was konnte er sich selbst noch nicht erklären. Vielleicht gab es auch nichts, was er mit dem Fremden anfangen könnte. Wer wusste das Schon.
„Man nennt mich Midnight Sun und ich komme nicht von hier. Gibt es einen Grund für deine Interesse?“, wollte er ruhig wissen. Seine Stimme klang nicht unfreundlich, dennoch konnte er es kaum vermeiden den kleinen desinteressierten Ton mitschwingen zu lassen.


Wörter: 981

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09.11.2016, 17:20
» Schutnik
through the eyes of a child

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Midnight Sun


Das Desinteresse, welches leicht mitschwang bemerkte Schutnik gar nicht erst.
Im Gegenteil, seine Frage allein war bereits ein Zeichen für ihn, dass sein Gegenüber Interesse an einem Gespräch hatte. Außerdem war er gerade sehr froh darüber endlich wieder Gesellschaft zu haben, da würde selbst der übelste Griesgram an seiner Einstellung nichts ändern können.
>>Ich bin Schutnik<< Ein schiefes Lächeln bildete sich wieder auf seinen Lippe
Er überlegte ob er noch mehr sagen sollte, beließ es aber erst einmal dabei.

Kurz schwieg er, während er über die Frage des anderen Hengstes nachdachte, gab es überhaupt einen besonderen Grund? Nein, eigentlich nicht, er hatte lediglich gehofft, er würde jemanden haben, der sich hier auskannte, in diesem fremden Tal. >>Naja, ich dachte vielleicht kennst du dich hier ja aus oder so, ich bin ja eben erst her gekommen und eigentlich weiß ich nicht einmal wo ich gerade bin.<<
Ein bisschen enttäuscht war der Fuchs dennoch, wenn er nicht von hier war kannte er hier vermutlich auch niemanden, und konnte ihm somit wohl auch niemanden vorstellen, der vielleicht auch noch Spaß machte.

Aber wenn er nicht von hier ist, dann muss er ja auch irgendwie hierher gekommen sein. Vielleicht hatte er ja den gleichen Weg zurück gelegt wie Schutnik? Und wenn nicht, vielleicht war das ja ein Weg den er gehen konnte, wenn er hier niemanden fand?
Die gute Laune war nie sonderlich verschwunden, nur etwas abgeschwächt und jetzt wieder aufgeflammt. So wandte er sich dann auch wieder an Midnight Sun >>Wenn du nicht von hier kommst, kommst du dann auch aus dem Gebirge da?<<
Der Hengst nickte nach oben, den steilen Abhand hinauf, was den Nebeneffekt hatte, dass sich ein par Strähnen hinter seinen Ohren verhakten und nun von drot abstanden, anstatt ihm über den Augen zu hängen. Er liebte seine dicke, etwas längere Mähne, aber manchmal war er doch ganz froh, wenn ihm der Schopf nicht in den Augen hing.

Den gleichen Weg zurück würde er ganz sicher nicht gehen, würde er hier fort gehen. Er führte viel zu lange über Steine, Geröll und öde Landschaft. Nein, lieber würde er auf Ewig alleine in diesem Tal bleiben als den gleichen Weg zurück gehen.

Andererseits, wer sagte denn, dass der Hengst nicht sein Spielkamerad werden konnte und ihm den Grund für das Verlassen des Tals einfach nehmen würde? Gut, er wirkte nicht gerade danach, das musste Schutnik sich durchaus eingestehen. Im Gegenteil, er wirkte mehr wie diese ganzen Langweiler, die einem sonst über den Weg liefen.
Höflich, aber distanziert, freundlich, aber nie ausgelassen. Bedeutete das etwa erwachsen zu werden? Immer die Distanz zu wahren, höflich zu sein, aber ja nicht zu direkt und nie einfach mal zu machen worauf man in eben diesem Moment Lust hat, ohne sich Gedanken machen zu müssen, was das für Folgen haben könnte? Ohne darüber nachzudenken, ob es sich schickte das zu tun oder nicht?
Nun, wenn das erwachsen werden hieß, dann wollte er es ganz sicher nicht. Da konnten ihm die anderen noch so oft sagen, er solle endlich erwachsen werden, nein, er wollte ein Kind bleiben, für immer, und er wollte jemanden finden, der das ebenso wollte.

So betrachtete er den Hengst weiterhin abwartend und interessiert. Nein, er würde ihn nicht so einfach gehen lassen, da müsste der andere ihn schon vertreiben. Ansonsten wird er ihm wohl eine Weile zur Seite stehen, viel zu lange war er schon allein. Da wollte er die Gesellschaft nicht aufgeben, wenn er sie gerade erst gefunden hatte. Und sollte er wirklich nur ein furchtbarer Langweiler sein, so blieb später immer noch genug Zeit weiter zu suchen.


Wörter: 695

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Übermut und kindliche Naivität können tödlich sein
- doch was ist schon ein Leben ohne Sinn für Unsinn.
10.11.2016, 19:23
» Tenebrae
• ruhelos •

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Wer will, wer will, wer hat noch nicht? ;-)

Mit langen, schwungvollen Tritten trabte die Stute durch den Wald. 
Sie sah elegant aus, wie sie so lief, scheinbar mühelos, der Waldboden federte ihre Schritte weich ab, den Hals mit der dunkelgrauen Mähne hielt sie leicht gesenkt, ihre Augen und Ohren jedoch waren aufmerksam auf die Umgebung gerichtet.
Erst auf den zweiten Blick fiel auf, dass ihr weißes Fell staubig und voll getrocknetem Schweiß war, ihre Fesseln leicht zitterten und ihre Flanken sich heftiger hoben und senkten, als es bei einem entspannten Trab der Fall sein sollte.
Sie war bereits seit Stunden unterwegs, im Trab und Galopp, und ihr Körper bat um eine Pause. 
Die Stute dachte jedoch nicht daran, ihm diese zu gönnen. Sie war auf der Reise und hatte - endlich einmal - ihr Ziel klar vor Augen. 
Ihre Nüstern bebten, als sie die klare Waldluft einsog. Eindeutig - Wasser. Auch ihre Ohren bestätigten das - sie hörte ein beständiges Rauschen, anscheinend musste sie ganz in der Nähe eines Wasserfalls sein. 
Die Protestrufe ihres Körpers ignorierend, verlängerte die Stute ihre Schritte noch und legte an Tempo zu. Das Wasser würde ihr gut tun. Sie wusste nicht mehr, wie lange sie nichts getrunken hatte.
Zwar kannte sie den Fluss, der das Land von Süden aus Richtung Norden durchschnitt, doch sie hielt sich nicht an seinen Verlauf und meistens war sie zu rastlos, um sich ausreichend Zeit zu nehmen, nach anderen Quellen zu suchen. Meistens trank sie nur, wenn sie zufällig auf Wasser traf. 
Auch zum Fressen nahm sie sich zu wenig Zeit - vom Schlafen gar nicht erst zu reden. Auch das wusste sie, aber sie konnte sich nicht dazu durchringen, daran etwas zu ändern. 
Die Sehnsucht war zu groß, die Sehnsucht nach Bewegung, Vorwärtskommen, immer weiter, immer schneller, nur nie rasten. 
"Und ich bin mir nicht sicher, ob ich vor etwas fliehe, oder von etwas gerufen werde!", dachte Tenebrae bei sich, während sie ihre Schritte verlangsamte, dazu gezwungen wurde von dem immer steiniger werdenden Boden. 
Wahrlich, das Ganze war höchst merkwürdig. Normalerweise führte sie ein entspanntes Leben, zurückgezogen zwar, mit einigen netten Bekanntschaften, die sie ab und an traf, aber doch eher statisch, der Tag vom Rhythmus des ewigen gleichen Trottes bestimmt. Langweilig, aber beständig. Doch seit einigen Wochen fühlte sie sich wie getrieben und durchreiste das Tal in einem wahnsinnigen Tempo, ohne dabei ein wirkliches Ziel vor Augen zu haben. 
Tenebrae schnaubte tief und ratlos, beschloss dann aber - wie immer -, sich keine weiteren Gedanken über diese merkwürdige, neue Sehnsucht in ihrem Herzen zu machen. Der Wasserfall musste jetzt kurz vor ihr sein. Das Rauschen war lauter geworden, die Luft feuchter.
Sie nahm in der Ferne andere Pferde wahr und obwohl sie noch weit entfernt schienen, schlug sie einen kleinen Bogen in die entgegengesetzte Richtunng - sicherheitshalber. Sie legte auf Begegnungen mit anderen Pferden nicht viel Wert und gerade jetzt nicht, nach einem anstrengenden Tag unterwegs. Daher war sie froh, als sich die Bäume nun lichteten, den Blick auf den Fluss freigaben, und sie erkennen konnte, dass die Pferde ausreichend weit weg waren. Sicherlich würden sie nicht herüberkommen und sie belästigen. In der Ferne brach sich der Wasserfall über den Felsen.
Zielstrebig kletterte Tenebrae über das steinige Ufer und tauchte dann ihre Fesseln ins Wasser. "Brr!" Einen kleinen Schauer konnte sie sich nicht verkneifen. Das Wasser war heute wirklich verteufelt kalt. Sie trat von einem Bein aufs andere, was auch nicht wirklich half und beschloss dann, dass "Augen zu und durch" wohl die beste Methode war. 
"Ich will nur kurz etwas trinken, mir den Staub und Schweiß abwaschen und dann weiter.", sagte sie zu sich selbst. "Wenn ich gleich wieder aufbreche, kann ich vor Einbruch der Dunkelheit sicher noch einige Meilen zurücklegen."
Dieser Gedanke trieb sie an und mit zwei riesigen Sätzen war sie in der Mitte des Flusses, legte sich nieder und wälzte sich zweimal halb herum. Dann sprang sie auf, schüttelte sich kräftig und sprang zurück Richtung Ufer, wo das Wasser flacher war und ihr nur noch bis an die Fesseln reichte. Mit einem tiefen, entspannten Schnaufen senkte sie das Maul ins Wasser und begann, zu trinken.




 


Wörter: 790

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16.11.2016, 23:23
» Midnight Sun
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Schutnik



>>Ich bin Schutnik<< , antwortete der kräftige Fuchs mit einem schiefen grinsen auf den Lippen. Innerlich rollte Midnught Sun mit den Augen. Es interessierte ihn nun wirklich nicht, wie der gegenüber hieß. Also, streng genommen interessierte er sich für den Fremden überhaupt nicht und wollte eigentlich nur seine Ruhe, aber das war ihm für den Moment wohl nicht gegeben. Mit einem erzwungenem Lächeln und einem knappen nicken nahm er also die Information zur Kenntnis. Vielleicht würde ihm diese Bekanntschaft ja wirklich was bringen, man wusste ja nie. Den kurzen Moment Schweigen genoss der dunkle Hengst durchaus. Irgendwie bekam er das Gefühl jetzt schon nicht los hier noch einem halben Fohlen gegenüber zu stehen. Midnight Suns Ohren zuckten bei den weiteren Worten des sichtlich jüngeren.

„Ich mag nicht von hier sein, doch beutet das nicht, dass ich mich hier nicht auskenne.“, meinte der Braune ruhig, als würde er gerade wirklich mit einem Fohlen reden. „Du bis hier am Wasserfall. Wenn du dem Wasser weiter folgst, gelangst du an den See. In diesen Mündet ein weiterer Fluss, der im Wald entspringt. Außerdem gibt es hier noch einige verlassene Zweibeinernester und wenn du lang genug durch den Wald geradeaus gehst, gelangst du ans Meer.“ Selbst wenn Midnight Sun nicht sein ganzes Leben im Tal verbracht hatte, konnte er wenigstens so viel über die Orte des Tals sagen. In wie fern diese Information dem Hengst ihm gegenüber weiterhelfen würde, konnte er kaum sagen. „Abgesehen davon leben hier mehrere Herden. Über diese solltest du dich allerding selbst informieren, da ich mich von solch einem Leben fernhalte“, fügte er noch an. Er persönlich war der Meinung, dass er sich vor Schutnik nicht zu erklären brauchte, warum er das Leben als Einzelgänger bevorzugte. Er war einfach nicht für das Leben in einer Gemeinschaft gemacht. Zu viele Pferde, die ihm potentiell auf die Nerven gehen könnten. Für sich selbst sah er außerdem auch keinen größeren Nutzen dabei. Da war das Leben allein doch um einiges einfacher. Man sorgte für sich selbst und es gab keinen, der einem irgendwas vorzuschreiben meinte. Von den ganzen wohlbemerkt Sinnfreien Kriegen mit anderen Herden wollte er gar nicht erst anfangen. Nicht, dass er selbst so ein friedfertiges Wesen war, doch sah er dann doch keinen tieferen Grund darin sich gegenseitig einfach nur aus reinem Hass zu bekriegen. Aber gut, immer hin musste er keinen Teil an so einem Leben haben.

Die Frage des anderen Hengstes ließ Midnight Sun wieder halb interessiert mit den Ohren zucken. Wäre er jetzt ein Mensch, und kein Pferd, hätte er sicherlich mit einem lauten Seufzen seine Stirn in den Händen vergraben. Doch da er leider nur ein Pferd war, blieb ihm nicht mehr über, als innerlich zu seufzen. War dem Fuchs eigentlich nicht aufgefallen, dass ein Tal für Üblich von Bergen umgeben war? So musste er – rein logisch betrachtet, da er ja bereits erklärt hatte, dass er nicht von hier war – irgendwie über das Gebirge gekommen sein. An welcher Stelle er genau ins Tal gekommen war, daran erinnerte sich der Braune allerdings nicht mehr. Dennoch versuchte er sich von seinen Gedanken vorerst nichts anmerken zu lassen.
„Ja, ich bin ebenfalls über das Gebirge gekommen.“, antwortete er auf die Frage des Fremden, „Für gewöhnlich ist ein Tal von Bergen umgeben, weshalb es nicht viele andere Möglichkeiten gibt.“ Seine Stimme klang bei der Erklärung nicht einmal unfreundlich. Eher Sachlich, als würde er gerade einem Fohlen erklären wollen, wie die Welt funktionierte. Innerlich machte er sich nicht einmal große Mühe weitere sich weitere Fragen einfallen zu lassen um das Gespräch am Laufen zu halten. So wie er den sichtlich jüngeren Hengst bisher wagte einzuschätzen, würde sich dieser gleich was einfallen lassen um Midnight Sun zu fragen. Vielleicht würde er seine Frage danach, woher der Braune kam, spezifizieren oder wissen wollen, ob er ihm nicht irgendwas zeigen wollte. Wer wusste das schon. Nicht, dass es Midnight Sun jetzt groß danach war Babysitter für den anderen Hengst zu spielen. Ehrlichgesagt war es dem Braunen nie wirklich danach. Fohlen waren einfach nur nervig. Trotzdem war der andere Momentan noch interessant genug für Midnight um sich mit ihm weiter zu unterhalten. Vielleicht würde er ja doch irgendeinen Nutzen aus der Bekanntschaft haben. Vielleicht würde er sich aber nur vollkommen genervt von dem anderen abwenden. Wusste der Teufel schon wie das Ganze ausgehen würde. Jedenfalls hoffte der Braune, dass Schutnik sich im Notfall einfach abschütteln lassen würde. Wobei selbst das nicht allzu schwer sein sollte, so wie er das Verhalten des anderen einschätzte. Ein paar kalte, aber ehrliche, Worte und damit sollte das ganze erledigt sein. Midnight Sun würden die verletzten Gefühle in dem Fall sowieso nicht groß interessieren. Das Leben als Einzelgänger war eben brutal und alles andere als einfach. Früher oder später musste der Fuchs es auch lernen.


Wörter: 933

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17.11.2016, 20:31
»Astaroth
Dieser Charakter wurde eingefroren.


Tenebrae




Er war wieder. Astaroth. Ein mächtiger Dämon, der weiterhin hier sein unfug treiben würde. Auch wenn er sich bisher ruhig verhalten hatte, nicht wirklich beeindruckende Begegnungen gehabt, doch das konnte sich jetzt auch ändern. Wobei, glaubte er da noch wirklich dran? In diesem Tal wimmelte es doch nur von unterbelichteten Viechern. Keiner weckte wirklich sein Interesse. Was er brauchte war jemand, der ihm helfen konnte, den er als Marionette nutzen konnte. Schließlich hatte er nicht Lust sich ewig die Hufen dreckig zu machen. Er musste später die Legion nur führen, ihnen sagen wo sie sich breit machen mussten, im welchen Land sie die Pest bringen mussten. Ein breites, abfälliges Lächeln legte sich auf seinen Lippen. Nein, er gab nicht auf. Auch wenn es länger dauerte als er gedacht hatte. Doch es würde sich bezahlt machen, er würde die mächtigste Legion leiten, eine die eventuell sogar mächtiger war als die in der Hölle. Bei seinem Meister. 
Sein Körper bewegte sich immer weiter vorwärts, dabei wusste er nicht einmal wo er hinwollte, was sein Ziel war. Nein, er lief einfach nur geradeaus. Hoffte etwas zu finden was sein Interesse weckte. War ja nicht so das er ab und an einige Pferde sah, und doch sah er es nicht als nötig an anzuhalten und ihnen Gesellschaft zu leisten. Zumal er eh nichts mit Hengsten zu tun haben wollte. Da musste er immer wieder an Echo denken, und an seiner Zwillingsschwester Nami. Allein bei den Gedanken wollte er einfach nur kotzen. War schon schlimm genug das er irgendwie mit ihnen verbunden war. Doch seit her hatte er sich auch nicht mehr bei ihnen Blicken lassen. Sollte ihnen einer der beiden über den Weg laufen, musste er sich eh zurückhalten um sie nicht mit seinen Hufen zu zertrümmern, und ja er war stark genug dafür. Warscheinlich konnte er sie auch schon allein durch Gedankenkraft zerstören, doch das erschien ihn als langweilig. Dann fielen sie ja einfach um. Nein er wollte ihre todesschreie hören, sich daran ergötzen. Um die sterbenden Körper laufen, sie ausslachen. Um am Ende noch in ihrer Blutlarche zu tanzen. Wobei er da doch besser jemanden brauchte der das für ihn tat. Er wollte sein weißes Fell doch nur ungerne mit Blut benetzen. 
Rauschen drang in seinen Ohren, also war sicherlich in seiner Nähe der Wasserfall. Ob das gut, oder schlecht war wusste er nicht. Normal versammelten sich dort einige Pferde, doch wollte er auch keine Zuschauer. Nein, er wollte am liebsten mit sein Opfer alleine sein. Ihm vorlügen wie schön die Welt werden konnte wenn man ihn dienen würde. Oder für ihn Nami und Echo umbrachte. Wieder drang das abfällige Lachen aus seiner trockenen Kehle. Die Welt würde so schön ohne die beiden sein. Doch sie würden nicht die letzten sein. Schließlich gehörte er jetzt zu diesem irren Geist, ob er das Zeug für seine Herde hatte, wusste er nicht. Aber das würde er noch herausfinden. Und wer weiß? Vielleicht würde er auch ihn später als Marionette nutzen können, er musste das ganze nur bedacht angehen.
Am Wasserfall angekommen blieb er erst einmal noch verborgen. Schaute sich seine Umgebung genau an, speicherte sich jedes Pferd und jede Bewegung ein. Auch wenn hier an dem Platz nicht wirklich viel los war. Das einzige was in sein Auge fiel war eine weiße Stute die sich im Wasser befand, abseits von den anderen... und weit genung weg das er seine Ruhe mit ihr hatte. Er beobachtete sie wenige Minuten, wie sie sich im Wasser wälzte um dann wieder zum Ufer zu gehen um in großen Schlücken das Wasser zu trinken. Sein schwerer Körper setzte sich langsam in Bewegung, mit nur einem Ziel... die fremde Stute. Bei ihr angekommen spiegelte sich sein Kopf im Wasser wieder, genau vor den Kopf der fremden. "Guten Abend" Rau und kratzig kam es aus seiner Kehle, fixierte die Stute und würde sie ab jetzt wohl nicht mehr aus den Augen lassen.



17.11.2016, 23:00
» Tenebrae
• ruhelos •

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Astaroth
 


Tenebrae stand noch immer im Wasser und trank mit gierigen Zügen, als sie ein merkwürdiger Schauer überkam. 
Und noch bevor sie Zeit hatte, darüber nachzudenken, was das wohl bedeutete, nahm sie hinter sich eine Bewegung wahr. 
Eindeutig: Ein Pferd näherte sich. Tenebrae musste einen Seufzer unterdrücken. "Verdammt, wieso kann ich nicht einfach meine Ruhe haben?"
Die Schritte des Pferdes kamen näher, und während Tenebrae noch hoffte, der Fremde hatte es nur auf einen Schluck Wasser abgesehen und würde sie in Ruhe lassen, kam er direkt hinter ihr zum Stehen. 
Links und rechts von ihr war ausreichend Platz; der Fremde war anscheinend gezielt zu ihr gekommen, um eine Unterhaltung zu beginnen, denn wenn er nur etwas hätte trinken wollen, so hätte er problemlos eine Stelle für sich allein finden können - und so war es auch. "Guten Abend!", sprach er Tenebrae höflich mit rauer Stimme an. 
Für einen kurzen Moment überlegte Tenebrae, ob sie einfach gehen, ans andere Ufer schwimmen und zwischen den Bäumen verschwinden konnte. Aber nein, damit hätte sie den Fremden sicher verärgert, und sie wollte keine Konflikte heraufbeschwören, wo keine sein mussten. 
Außerdem wollte sie sich nicht unhöflich verhalten. Der Fremde konnte ja schließlich nichts dafür, dass er sie auf dem falschen Fuß erwischte. Er war sicherlich nur nett und wollte ihr Gesellschaft leisten, als er sie hier so allein hatte stehen sehen. 
Also hob Tenebrae langsam dem Kopf aus dem Wasser und wandte sich nach dem fremden Pferd um. Es war ein großer, mächtiger Schimmel, mit langer Mähne, so wie ihre, nur, dass er um einiges kräftiger und imposanter wirkte. Als Tenebrae ihm in die Augen sah, erschauderte sie. Etwas Merkwürdiges ging von diesem Fremden aus und tief in ihr regte sich etwas. Aber Tenebrae verdrängte diesen Gedanken gleich wieder. 
"Himmel, Du brauchst wirklich etwas Schlaf!", sagte sie zu sich selbst. "Seit wann gruselt es Dich denn vor Fremden?"
Ihre innere Stimme hatte ja Recht - wenngleich sie nicht viel Wert auf Gesellschaft legte, so begegnete sie anderen Pferden doch ohne Furcht. Sie wusste, dass sie sich im Notfall verteidigen konnte. Und der Schimmel, der vor ihr stand, sah nun wirklich nicht so aus, als würde er sie im nächsten Moment angreifen wollen. 
Also drehte sie sich ganz zu ihm herum. "Guten Abend!", erwiderte sie freundlich, darauf bedacht, sich ihre Zweifel und Abneigung nicht anmerken zu lassen. "Kann ich Dir weiterhelfen?"



 



Wörter: 484

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17.11.2016, 23:22
» Schutnik
through the eyes of a child

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Midnight Sun


Aufmerksam folgte der Jüngere der Beschreibung. Zwar vergaß er die Hälfte sogleich wieder, zu viel Aufmerksamkeit verwendete er dann doch nicht darauf, aber zumindest ein See, wenn man dem Fluss weiter folgte und ein Meer, wenn man weit genug durch den Wald lief. Sollte sich sein Gegenüber also doch als typischer Erwachsener herausstellen, der See wäre wohl sein nächstes Ziel. Das klang ja schließlich alles um einiges besser als das Gebirge hinter ihm. Wobei ein Meer natürlich auch interessant wäre.
Schutnik liebte das Meer, durch die Wellen zu springen, das hatte ihm immer viel Spaß gemacht. Viel zu lange hatte er schon keines mehr gesehen.
Beim Thema Herden zuckten Schutniks Ohren leicht. Er wusste nicht sicher, was er davon halten sollte, er bezweifelte stark, eine Herde zu finden, die zu ihm passte, um genau zu sein zweifelte er an deren Existenz.
Leicht hellhörig wurde er, bei der zusätzlichen Aussage des Hengstes, dass er sich von einem solchen Leben fernhielt.
Welchen Grund hatte einer wie er denn dafür? Auf Schutnik wirkte er bisher sicher nicht wie einer, der gerne sein Spielkamerad wäre, nein, viel erwachsener wirkte er. Schutnik konnte sich nicht vorstellen, dass jemand, der so erwachsen war tatsächlich ein Leben alleine vorzog. Aber vielleicht gab es auch diejenigen unter ihnen, die trotzdem diese Regeln nicht mochten?

Während er sich diese Gedanken machte, schwieg er, überlegte, wie er es in eine Frage umwandeln konnte, beließ es dann aber einfach bei der Frage nach den Regeln.
>>Stören dich die ganzen Regeln in Herden auch?<< Nein, er war nicht zufrieden mit dieser Formulierung, zwar machte er sich allgemein nicht viele Gedanken darüber, und so hatte er auch diesen Gedanken schnell wieder vergessen, aber er hatte das Gefühl, dass seine Frage nicht auf das abzielte, was er eigentlich wissen wollte.

Ein Tal, von Bergen umgeben. Kurz trübte sich die Laune des Fuchses, aber nein, die wollte er sich ja nicht vermiesen lassen. Es mochte ein Tal sein, in welches man nur über Berge kam, aber das hieß ja bei weitem  noch nicht, dass er auch wieder in die Berge musste um hier rauszukommen. Er konnte ja genauso gut hoffen, hier irgendjemanden zu finden, der seine Interessen teilte, hier sein Ziel zu erreichen.
Im Zweifelsfall müsste er dann eben doch wieder ins Gebirge.
>>Achso, ja, ein Tal, von Bergen umgeben...<< Er murmelte das Ganze mehr zu sich selbst, als müsste er es erst einmal realisieren.
>>Ich dachte...<<, begann er, wieder mit kräftigerer Stimme, unterbrach sich dann aber kurz, was genau dachte er denn eigentlich? Ach ja, richtig... >>Ich dachte, vielleicht gibt es ja noch einen Weg ohne Berge. Es gibt doch auch Landschaften, die nicht von Bergen umgeben sind, oder?<<
Ja, natürlich gab es das, aber das war dann wohl kein Tal. Er hatte sie ja selbst durchquert, oder gehörten die dann einfach zusammen und waren ein riesiges Tal? Das wäre jedenfalls auch eine gute Erklärung.

Eine Weile lang ließ er sich die ganzen neuen Informationen schweigend durch den Kopf gehen, während leichte Sonnenstrahlen, die sich ihren Weg durch die Äste über ihnen bahnten sein Fell trockneten. Mittlerweile tropfte auch seine Mähne nicht mehr, nass war sie noch immer, aber das Tropfen hatte aufgehört.
Er überlegte weiter, was er wohl als nächstes machen sollte, alleine weiter ziehen, oder sich erst einmal an den Braunen halten?
Sicher war er sich nicht. Er wollte nicht wieder alleine sein, das war er jetzt schon lange genug, andererseits, wollte der Braune überhaupt seine Gesellschaft? Die meisten die sich so 'erwachsen' verhielten waren ja doch eher genervt von ihm. Allerdings hatte Midnight Sun noch nichts dergleichen durchscheinen lassen, zumindest nicht direkt, und da Schutnik ja doch immer vom Besten ausging, entschied er sich, sich erstmal an den Älteren zu halten. Solange dieser ihn nicht weg schickte, hatte er zumindest jemanden bei sich, der sich auskannte. Und wer weiß, vielleicht versteckte sich hinter dieser freundlichen ruhigen Fassade ja doch jemand, der bereit wäre mit ihm Unsinn zu treiben.

>>Hast du dann vor jetzt irgendwo zu diesen Orten im Tal hinzugehen? Oder bleibst du erst einmal hier?<<
Neugierig wartete er auf eine Antwort des anderen Hengstes. Der Fuchs würde ihm wohl folgen, ginge es wo anders hin, aber er wäre auch nicht böse darum erst einmal hier zu bleiben.
Gedankenverloren blickte er zurück auf den Wasserfall hinter ihm. Ja, hier an diesem Platz ließ es sich gut verweilen für einige Zeit, es hatte was, das Donnern des Wasserfalls selbst, die kleine Wasseransammlung dort, wo das Wasser herunter kam, der Fluss der sich von dort seinen Weg bahnte, der steile Abhang hinauf ins Gebirge und dazu der Wald. Deutlich ansprechender als das viele Gestein, welches ihn über die letzten Tage, ja vielleicht sogar Wochen, er wusste es nicht mehr, begleitet hatte. Toben und Spaß haben konnte man hier auch zu genüge.
Irgendwann wollte er vielleicht noch einmal an einen Ort, der etwas mehr Wiese bot, oder aber ans Meer, aber das hatte Zeit, für den Anfang war hier alles, was er sich wünschen konnte gegeben.
Nur die Gesellschaft fehlte, aber prinzipiell hatte er auch diese, zumindest für den Moment, gefunden.
Würde sich aber hinter der Erscheinung des anderen Hengstes nicht doch noch ein sorgenfreies, verspieltes, Kind gebliebenes Pferd verstecken, so zweifelte Schutnik doch an einer länger anhaltenden Gesellschaft.

Aber auch das störte ihn nicht weiter. Jetzt kam ihm Midnight Suns Gesellschaft sehr gelegen, und wenn dieser es sich anders überlegte, dann würde auch der Jüngere wieder eine andere Gesellschaft finden. Warum also sollte er sich jetzt Gedanken darüber machen, was war, wenn der Braune ging, nein, die Gedanken konnte er sich immer noch machen, wenn es dann soweit war.
So blickte er wieder zurück zu dem Braunen und wartete auf dessen Antwort.


Wörter: 1081

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Übermut und kindliche Naivität können tödlich sein
- doch was ist schon ein Leben ohne Sinn für Unsinn.
19.11.2016, 19:43
» Colton
Dieser Nutzer/Charakter wurde gelöscht.

Lilian ♥



Kummer überfiel ihn, als er an vergangene Zeiten dachte. Die Sehnsucht nach dem Glück, der Liebe und der Unbeschwertheit brannte in ihm. Verbrannte ihn. Hinterließ nichts, als kalte Asche. Wenn er nun noch darüber nachdachte, was ihm davon lediglich geblieben war, wünschte er sich, er wäre im Krieg gefallen. Er wünschte sich, er wäre nie heimgekehrt. Denn nun standen sie hier, eigentlich gückselig aber einander dennoch so unsagbar fremd. Colton erkannte, dass er nicht mehr zu ihr passte; konnte diese Situation jedoch weder greifen noch begreifen. Seine Welt stand Kopf, drehte sich unaufhörlich. Das, was er soeben zu ihr gesagt und was er ihr vorgeworfen hatte, bestürzte ihn. Der braune Vollblüter konnte sich nicht erklären, wieso er ihr sowas an den Kopf geknallt hatte - er musste abermals mit Erschrecken feststellen, dass er nicht mehr in der Lage war, sich gänzlich zu kontrollieren. Es war, als würde ihn jemand zeitweise fernsteuern. Jemand, der ihn verfolgte. Ein Schatten, ein Geist der Vergangenheit - etwas, was ihn partout nicht loslassen wollte. Und er schämte sich so bodenlos, dass er nicht einmal mehr traute, Lilian in die Augen zu sehen. Seiner Lilian, die er eigentlich so abgöttisch und unwiderruflich liebte. Noch immer, völlig gleich, was da in ihm tobte. Als er sich beschämt von ihr abwandte, konnte er spüren, wie sein steinernes Herz schmerzlich zersplitterte.
Ihre Worte trafen ihn mitten ins Herz und obwohl er sie nicht ansah, wusste er genau, wie Lilian gerade aussah, wie sie ihn anblickte, wie ihre Lippe bebte und wie ihre Augen funkelten. Alles an ihr hatte er sich eingeprägt, hatte sich alles an ihr ins Bewusstsein gebrannt. Einzig und allein sämtliche Erinnerungen an die geliebte Füchsin hatten ihm in den schweren Zeiten des Krieges den Frohmut, den Optimismus und die Zuversicht bewahrt. Ohne Lilian wäre Colton gnadenlos zu Grunde gegangen. Und auch jetzt, wo er drohte, sie zu verlieren, spürte er stärker denn je, dass es sein Untergang wäre, sein Ende. Ohne sie war er Nichts. Denn sie, war er. Und er war sie. Sie waren auf eine Art und Weise miteinander verbunden, die durch nichts und niemanden zu ersetzen wäre. Niemals. Das hatten sie sich geschworen, sich versprochen, dieses magische Band für immer zu hegen und zu pflegen. Colton hatte sich selbst dafür, dass er diese Liebe gerade mit den Hufen trat. Er hasste sich dafür, dass er sich selbst im Weg stand. Und Lilian auch. Er war der Grund dafür, dass sie nun traurig war und weinte. Er war der Grund für ihren Kummer.
Der braune Hengst wollte zu ihr gehen, sie in den Arm nehmen, fest drücken und sich für seine unbedachten Worte entschuldigen. Er wollte ihr sagen, dass er es nicht so gemeint hatte, dass er sie über alles liebte - doch Colton war wie erstarrte, war lediglich in der Lage, sich wieder in ihre Richtung zu drehen. Allein schon, dass er sich von der Füchsin abgewandt hatte, war ein nahezu unverzeihbarer Fehler gewesen. Diese Geste war würde- und niveaulos gewesen. Erst, als Lilian ihn anschrie, er solle doch gehen, abhauen, erwachte der Vollblüter aus seiner Starre, seine Mimik veränderte sich. Der Gleichgültigkeit war die Erkenntnis gewichen, Reue schimmerte trüb auf seinem Gesicht und Colton suchte verzweifelt nach Worten, die das Geschehene wieder gut machen würden. Aber konnte man das wieder gut machen? Konnte er überhaupt wieder etwas gut machen? Wäre es nicht vielleicht sogar besser, wenn er wirklich abhauen würde? Sich in Luft auflöste? Lilian hatte einen Hengst verdient, der sie wertschätzte und liebte. Und nicht einen Hengst wie Colton, der ihre Zuneigung abwehrte und ihren guten Willen missachtete.
Mit angespannten Schritten trat er zu der Füchsin heran, entschlossen und doch gleichermaßen auch zögerlich. Er wusste nicht, was er tun sollte - im gleichen Atemzug wusste er jedoch auch, dass er nicht gehen konnte. Nicht ohne sie. "Es tut mir leid," hauchte er aufrichtig, wirkte dabei sichtlich betroffen. Er stand nun wieder direkt bei ihr, traute sich jedoch nicht, Lilian beschwichtigend zu berühren. Ihm war bewusst, dass er sie stark gekränkt und verletzt hatte - das ließ sich durch eine einfache Entschuldigung nicht einfach wieder gut machen. So einfach war das leider nicht. "Ich wollte das so nicht sagen, Lilian." Colton zuckte hilflos mit den breiten, muskulösen Schultern und sah seiner Freundin dabei tief in die Augen. Was sollte er nur sagen? Was sollte er nur tun? Es war ein irrer Zwiespalt, in welchem er sich befand. "Ich will nicht gehen; nicht ohne dich." Tiefe Gefühle spiegelten sich in seinen Worten wieder und Colton wusste, dass da noch etwas war. Etwas, was sie verband. Etwas, was noch immer stärker war als nur eine oberflächliche Liebe. Er war nur unschlüssig, ob dieses Etwas noch ausreichte. Oder ob das Böse ihn nicht schon so sehr eingenommen hatte, dass er unfähig war, aufrichtig zu lieben.
"Wollen wir vielleicht nach Hause gehen, zusammen?" fragte er vorsichtig, blinzelte ihr dabei sichtlich verunsichert zu. Colton zweifelte nicht daran, dass Lilian ihn noch immer festhalten würde. Nur wegen einer kleinen verbalen Auseinandersetzung würde sie ihn nicht im Stich lassen - sie haben einander ihre Liebe und ihre Treue geschworen. Das ließ sich von Streitereien nicht ohne Weiteres aufheben. Er vertraute ihr, vertraute auf ihre wahren Gefühle für ihn. Doch ein Restzweifel blieb, ein leiser Funke der Angst, dass sie ihn doch verlassen könnte; weil sie jemanden finden würde, der sie besser lieben würde, als er es tat. Colton musste endlich erkennen, dass es nicht selbstverständlich war, dass man geliebt wurde.



25.11.2016, 23:23
» Midnight Sun
I’m f–king crazy

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Schutnik



Midnight Sun wusste grad selbst nicht, was er sich genau aus dem Gespräch mit dem Fremden erhoffte. Schutnik, wie sich der Kräftige vorgestellt hatte. Midnight selbst hatte den Namen aber noch im selben Moment vergessen, in dem der Fremde sich vorgestellt hatte. Es war einfach ein weiteres Gesicht, welches der Braune auch gleich wieder vergessen würde. Ehrlichgesagt interessierte er sich nicht einmal annähernd für das halbe Kind, was gerade vor ihm stand. Ob ihre Bekanntschaft für den Braunen einen weiteren nutzen haben würde, würde er sicherlich schnell rausfinden. Erst einmal war das Gespräch mit dem anderen zumindest insofern interessant, dass es eine nette Abwechslung zu der sonstigen Stille war, die ihn umgab. Die Frage des Fuchses ließ Midnight allerdings etwas belustigt mit den Mundwinkel zucken. Ob er sich an den ganzen Regeln störte? Ja, tat er. Definitiv. Doch es waren noch viele andere Dinge, die es für Midnight unmöglich machten in so einer Gemeinschaft zu leben. Regeln waren da ganz sicher sein geringstes Problem, auch wenn er durchaus seine eigene Ansicht auf gewisse Dinge hatte und sich von einem selbsternanntem Leithengst nur ungern was vorschreiben ließ. Zumindest solange, wie die Vorschriften des anderen für ihn absolut keinen Sinn ergaben und das taten sie leider viel zu oft.
„Wenn du es so sagen willst.“, meinte der braune Hengst schließlich. Nein, es waren viel mehr die ganzen falschen Worte und schon fast das erzwungene glücklich sein. Als würden sich alle Masken mit Lachenden Gesichtern aufziehen, während sie dahinter zu allen um sie herum Fratzen schnitten. Midnight Sun war Charakterlich vielleicht nicht besser, als alle Herden zusammengenommen. Doch wusste er, wozu er stand und was er über gewisse Dinge hielt.

>>Ich dachte... Ich dachte, vielleicht gibt es ja noch einen Weg ohne Berge. Es gibt doch auch Landschaften, die nicht von Bergen umgeben sind, oder?<< Schutniks Frage hatte den Braunen fast entnervt mit den Augen rollen lassen. Aber eben nur fast. Tatsächlich fühlte der Hengst sich gerade wie bei einem Gespräch mit einem Fohlen, dem er noch einiges über die Welt erklären musste.
„Vielleicht.“, meinte der Braune schlicht. Zugegebenermaßen hatte er selbst keine Ahnung, ob es aus dem Tal auch einen weg gab, der nicht durch das Gebirge führte. Bezweifeln wagte er es trotzdem. Das Stillreich wurde ja nicht ohne Grund Tal genannt. Auf die zweite Frage konnte er sich ein leises Seufzen trotzdem nicht verkneifen. Genau aus dem Grund mochte er keine Fohlen. Statt einfach etwas hinzunehmen, musste alles noch einmal hinterfragt werden. Das Stillteich war ein Tal und ein Tal war von Bergen umgeben. Punkt. Für Midnight Sun gab es was den Fakt anging nichts zu hinterfragen, für den Fuchs allen Anschein aber doch. „Ja, es gibt Landschaften, die nicht von Bergen umgeben sind. Täler haben es aber nun mal so an sich in einem Gebirge zu liegen.“, erklärte er ergeben, „Aber wenn du einen Weg ins Tal suchen willst, der über kein Gebirge führt, werde ich dich nicht aufhalten.“ Eigentlich war es dem Braunen egal, was der andere mit seinem eigenen Leben anstellte. Ob er in Tälern nach wegen Suchte, die nach draußen durchgehend flach waren, oder ob er über Wiesen und Felder jagte und Schmetterlinge fing. Es interessierte ihn einfach nicht.

Bei der nächsten Frage des Fuchses zuckten die Ohren des Braunen wieder mal. Ob er vor hatte zu irgendeinem bestimmten Ort zu gehen? Nein, nicht wirklich. Eigentlich hatte er nur vor sich aus möglichst allen Dingen im Tal heraus zu halten, die ärger bedeuten könnten. Dazu gehörten auch die Herden. Zumindest das, was er unter ärger verstand, was auf seiner Sprache eigentlich alles gemeint war, was einfach viel zu kompliziert war und viel zu sehr auf Emotionen basierte. Ob er hier blieb wusste er genauso wenig. Vielleicht würde er hier bleiben, vielleicht würde er aber auch irgendwo weiter durch die Gegend ziehen. Einen wirklichen Plan hatte der Braune nicht für sein Leben. Das war eben der Vorteil des Lebens allein. Man war an nichts und niemanden gebunden, hatte keine Aufgaben und konnte dem nachgehen, was man gerade am ehesten benötigte.
„Weder noch. Ich brauche keinen Plan, wohin ich als nächstes hingehe.“, klärte er den anderen auf. Und es war wirklich so, wie er es meinte. Pläne waren vor allem bei einem Leben, wie der braune es führte, überflüssig. Es reichte eigentlich, wenn man ein wenig auf seine Umgebung achtete und wusste, wie man gewisse Dinge zu deuten hatte. Dazu war es gut zu wissen, dass man vor allem im Sommer möglichst nahe am Wasser bleiben sollte. Tat man das, hatte man im Normalfall auch recht gute Chancen Gras oder andere Essbare Dinge zu finden. Relativ logisch, wie der Braune empfand.


Wörter: 884

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26.11.2016, 02:20
»Merten
Dieser Charakter wurde eingefroren.


Madison



Der Rappe bemerkte, wie schwer es ihr fiel an ihn zu glauben. An die Wahrheit in seinen Worten zu glauben. Doch er log nicht. Würde sie niemals anlügen, wenn es nicht zu ihren Schutz war. Es zerriss ihn innerlich, je mehr er ihre Verzweiflung wahr nahm. Es fiel ihm so unglaublich schwer. Die Stute wurde es nicht verstehen. Diese Verzweiflung, die ihn immer weiter voran trieb. Weil er schweigen musste. Weil er sie so gern offen lieben würde. Doch er rief sich wieder zur Ordnung.
Er durfte nicht daran glauben, sich daran festklammern. Er musste allein für sie stark sein. Ohne Hoffnungen oder Erwartungen. Es brachte doch nichts, wenn er weiter daran dachte und immer weiter verzweifelte. Stark sein für jemand anderen. Es war ironisch, dass gerade er das sein musste. Doch diese Stute... sie hatte ihn geprägt. Etwas, das er nie wollte und doch nun so sehr begehrte. Etwas, das er niemals haben durfte.
Er sah das Lächeln, doch er konnte nicht an die zuversicht darin glauben. Dazu kannte er die Stute schon lange genug.
Alles was sie geprägt hatte, was sie ausmachte. Der Rappe verstand es nicht, doch er mochte die Stute. Mehr als ihm selbst lieb war, aber er konnte sich nicht dagegen wehren, denn das versuchte er bereits seit der Zeit am Strand.

Nur einen kurzen Blick riskierte er, doch er sah die erschütterung in den Augen der Stute. Etwas, das er nie sehen wollte. Es zerriss ihn beinahe selbst, doch besser, sie glaubte an eine Lüge, als der Wahrheit noch näher zu kommen.
Merten musste wirklich einen Partner für Madison finden. Wenn das nicht so schwer wäre. Es war sicher einfacher die Stute zu überzeugen und einem geeigneten Hengst zu übergeben, aber er selbst... er konnte das nicht. Er konnte sich nicht vorstellen, selbst dafür verantwortlich zu sein, dass die Stute sich abwandte und ihren Weg ohne den Rappen ging.
Er würde alles für sie aufgeben, wenn er könnte.
So war er zum Nichtstun verdammt, musste sie in dem glauben lassen, der so absolut nicht stimmte. Besser so als anders. Sie durfte sich nicht noch mehr an ihn binden. Einen kaputten Hengst. Ein Wrack und dann mit dem Seelendieb hinter sich. Der Meister war nur ein Teil seines Problems, aber sich nicht das kleinste.

Er sah etwas in ihr zerbrechen. Die Plötztliche Kälte ließ ihn zusammenzucken. Er hatte all das verursacht. Er war schuld daran und doch musste er schweigen.
Er wollte all das doch nie. Wollte sie nicht leiden sehen, wollte sie nicht.... so sehen.
So sehr er sich auch einredete, dass es genau das war, was er brauchte, er konnte nicht damit zurecht kommen. Er irrte verloren durch das Labyrinth von Gefühlen und Verstand, verlor sich immer mehr in den Untiefen, bis er alleine nicht mehr heraus kam. Er steckte schon zu lange hier fest, hatte einfach an einer stelle verharrt und gewartet. Nun stand er hier, verloren, alleine und vollkommen verzweifelt.
Einzig seine Diszilpin hielt die Maske, die er so lange getragen hatte, nun aufrecht. Es schmerzte ihn Körperlich, doch es war so das beste, das musste sich der Rappe immer wieder sagen.
So viel sollte er tun und doch konnte er nichts davon. Seine Herde würde ihn sicher bald brauchen, doch er konnte und wollte sie nicht allein lassen, trotz allem.
Ihre letzten Worte ließen ihn nun doch erschrocken zusammen fahren. Verlieren? Nein er wollte sie nicht verlieren. Er durfte sie nicht als geliebte haben. Aber wenn sie einen partner hatte, dann konnten sie doch vielleicht freunde sein? Zumindest ab und zu wollte er sie sehen, sich üb erzuegen das sie glücklich war. Mehr konnte er nicht tun und das ließ ihn immer mehr verzweifeln.
Es geht um dein Leben, dass mir wichtiger ist als das meine. Das ich schützen und verteidigen möchte.
Er sprach leise, so leise, dass sie es hoffentlich nicht gehört hatte. Die einzige Antwort auf ihre Frage, die er sich zu beantworten traute. Doch sie war bereits dabei wegzudämmern.

Auch Merten hatte geschlafen. Alles war ruhig gewesen und er musste erstaunt feststellen. dass Madison schon deutlich besser aussah. Doch es war ihm peinlich, dass sie ihn, trotz ihres gestrigen Gespräches derart schwach erlebt hatte. Das er dem verlangen nicht stand gehalten ahtte und sich stattdessen eng an ihren Rücken geschmiegt hatte. Hoffentlich würde sie nicht die richtigen Schlüsse daraus ziehen. Für  sie hoffte er das. Denn wenn sie ging, und er bis dahin einen guten Hengst gefunden hatte, der ihrer Würdig war.... dann würde er sie gehen lassen.....
oder redete er sich das nur ein?


26.11.2016, 15:18
» Schutnik
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Midnight Sun



„Wenn du es so sagen willst.“
Ob er das so sagen wollte? Nun, Schutnik selbst empfand die Regeln als sehr störend, und natürlich diese nervige Engstirnigkeit. Immer diese Vorschriften, wie man sich zu verhalten hatte. Was war denn schon falsch daran den Anderen zu zeigen was man gerade dachte? Aber auch das waren für ihn Regeln, also ja, vermutlich wollte er das so sagen.
>>Wie willst du es denn sagen?<< Auch diese Sache interessierte ihn jetzt wirklich, bisher sogar am Meisten von allem, über das sie bisher geredet hatten. Ja, man konnte gar soweit gehen, dass der kräftige Fuchs den Braunen als Gleichgesinnten ansah, zumindest was diesen Punkt betraf.
Bisher hatte er keinen Vertreter dieser Art gefunden, und genau das machte Midnight Sun gerade sehr interessant für ihn. Er war wohl nicht der Spielkamerad, den er sich wünschte, dessen war er sich mittlerweile doch sehr sicher, viel zu gewählt wirkten seine Worte, etwas, dass ihn definitiv erwachsener wirken ließ. Nichtsdestotrotz, momentan gefiel ihm die Gesellschaft des Anderen.
Er merkte, wie so langsam die Hoffnung in ihm keimte, wenn er hier schon gleich zu Anfang einen Gleichgesinnten fand, zumindest was die Meinung zu Herden anging, dann fand er vielleicht auch seinen Spielkameraden, jemanden, der ebenso Kind bleiben wollte wie er. Er hoffte es doch sehr, schon so lange wartete er darauf, und diese plötzliche Zuversicht bessererte seine Stimmung gleich noch etwas mehr.

Seine Laune hatte jetzt definitiv einen vorzeitigen Höhepunkt erreicht.
Er hatte das öde, unangenehme und grässlich langweilige Gebirge hinter sich gelassen, war an diesen Wasserfall gelangt, der ihm absolut gefiel und er hatte auch sogleich einen netten Gesprächspartner gefunden.

Dann waren diese anderen Landschaften wohl doch kein riesiges Tal, sondern irgendetwas anderes, wie auch immer es sich nennen wollte. Und dieser Ort hier, das war vermutlich eben ein solches Tal, wie der Ältere es ihm beschrieben hatte: Eine Landschaft, die vom Gebirge umgeben war.
Kurz versuchte er noch über den Vorschlag des Braunen nachzudenken, einen Weg aus dem Tal zu finden, welcher nicht durch das Gebirge führte, verwarf diesen aber recht schnell wieder. So eilig hatte er es nun auch nicht von hier fort zu kommen, erst wollte er dieses Gespräch weiter führen und dann weiter suchen, alles zu seiner Zeit. Außerdem war ihm dieses Thema auch zu kompliziert und viel zu uninteressant. Für einen Moment war es tatsächlich interessant für ihn gewesen, aber eben nur für einen Moment. So spannend, dass er da noch länger drüber nachdenken wollte war es dann auch wieder nicht. Sein Gegenüber kannte wohl keinen Weg der nicht durch das Gebirge ging, was also sollte ihn noch weiter daran interessieren? Es war ja doch egal, ob diese anderen Landschaften nun auch Täler sind, nur eben viel, viel größere, oder ob sie irgendeinen anderen Namen tragen.
Nach einiger Zeit des Nachdenkens, setzte er dann aber doch zu einer weiteren Aussage an, nur um das Thema endgültig abzuschließen. >>Ich denke, du müsstest mich da gar nicht abhalten, ich glaube, ich bleibe erst einmal hier.<<
Er sagte dies mit einem schiefen Grinsen, sich durchaus der Unwichtigkeit seiner Worte bewusst und sie hiermit sogar noch unterstreichend.

Schutnik legte seinen Kopf leicht schief während er darüber nachdachte, was die Aussage des Dunklen für ihn zu bedeuten hatte.
Midnight Sun brauchte also keinen Plan, soweit so gut, mit so etwas konnte er gut leben, ja, das konnte er sogar sehr gut nachvollziehen. Er selbst hatte das ja auch nicht, zumindest nicht wirklich. Er plante seinen nächsten Schritt, im Moment war es der Wille jetzt der Gesellschaft von Midnight Sun treu zu bleiben, bis dieser es sich anders überlegte.
Ein langfristiges Ziel hatte er auch, andere Pferde mit der gleichen Einstellung zu finden, aber er hatte eben keinen konkreten Plan dazu. Pläne gingen doch so oder so meistens schief und außerdem entsprach es nicht seinem Ziel sich über so etwas Gedanken zu machen - das wäre viel zu erwachsen.
Was Schutnik wirklich beschäftigte war die Frage, in welchem Bezug diese Aussage nun mit seinem nächsten Schritt zusammenhing.
Schließlich kam er aber zu dem Schluss, dass es seinem Gegenüber einfach nur genauso gehen musste, wie ihm selbst.
Fertig mit Nachchdenken brachte er auch seinen Kopf aus der schiefen Lage wieder in eine normale Position, bevor er wieder die Stimme erhob um sicher zu gehen, dass er die Aussage auch richtig entschlüsselt hatte.
>>Also entscheidest du das spontan, wenn du keine Lust mehr auf das Gespräch hast?<<
Möglicherweise hieße das für Schutnik, dass er alleine das Tal weiter erkunden musste, und Midnight Sun seinen eigenen Weg ging. Aber das wäre wohl auch nicht weiter schlimm, immerhin hatte ihn das Gespräch von seiner Einsamkeit erst einmal befreit, und es gab ganz sicher noch weitere, nette Pferde hier, da war er absolut zuversichtlich.
Außerdem hoffte er, dass ihm bis zu diesem Moment noch etwas Zeit blieb, dass das Gespräch noch etwas länger andauerte und er Midnight Suns Gesellschaft noch ein wenig auskosten konnte.


Wörter: 938

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Übermut und kindliche Naivität können tödlich sein
- doch was ist schon ein Leben ohne Sinn für Unsinn.
29.11.2016, 18:44
»Madison
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Merten ♥



Kompliziert wäre für das, was zwischen ihnen herrschte, gelinde ausgedrückt. Madison wusste von Anfang an, dass es nicht leicht werden würde. Dass er nicht leicht war. Aber dass sie sich einmal in einer solchen Sackgasse befinden würden, sich dabei ständig nur im Kreis drehten, hätte selbst sie nicht für möglich gehalten. Es war so viel passiert - da war so viel, was sie miteinander verband. Die Vollblüterin erinnerte sich gerne an die gemeinsame Zeit, verspürte Glück, wenn sie an den Friesen dachte. Aber da war auch Trauer und Enttäuschung. Merten war die Verkörperung all dessen, was in ihr vorging. Er war der lebende Beweis dafür, dass Madison durchaus noch in der Lage war, zu fühlen. Positiv und auch negativ. Nur seinetwegen war sie in der Lage für jemanden zu fühlen. Er war genau in dem Moment aufgetaucht, in dem sie ihn nicht mehr hätte brauchen können - er war es gewesen, der sich ihrer angenommen und sie aufgebaut hatte. Allein damit hatte er bewiesen, wie kostbar und wertvoll er war. Unverzichtbar für die dürre Stute, die nicht mehr wusste, wie sie ihr Leben ohne den muskulösen Rappen meistern sollte.
Aber das war falsch. Unsagbar falsch. Schon mehr als oft und vor allem deutlich hatte Merten ihr klar gemacht, dass sie nicht Teil seines Lebens sein durfte. Zumindest kein fester Teil. Immer wieder hatte er ihr gesagt, dass er sie nicht mit zu sich nehmen könne, dass er nicht zulassen könne, dass sie einander näher kamen. Oder dass sie bei ihm lebte. Immer wieder hatte er sie vor den Kopf gestoßen und abgewiesen; immer und immer wieder ihr Herz gebrochen. Madison hörte trotzdem nicht auf, an ihn zu glauben. Und daran, dass sie ihm in Wirklichkeit mehr bedeutete, als er zugeben wollte. Aber sie hatte eingesehen, dass es sinnlos war, ihn zu drängen. Sie würde ihn nicht dazu zwingen können, sie zu lieben. Dazu zu stehen, dass es sie gab. Sie musste sein Geheimnis bleiben. Nur dann hätte sie die Sicherheit, dass er nicht für immer aus ihrem sonst so erbärmlichen Leben verschwinden würde. Und irgendwie - warum auch immer - war er ihr das wert.

Es geht um dein Leben, dass mir wichtiger ist als das meine. Das ich schützen und verteidigen möchte. Seine Worte hallten lange in ihr nach. Madison hatte kurz überlegt, sofort zu antworten. Doch sie zügelte sich. Und sie sah ein, dass sie oftmals zu impulsiv reagierte. Sie musste nachdenken. Sich seine Worte auf der Zunge zergehen lassen; und noch während sie grübelte, sank sie in ihren traumlosen aber dennoch friedlichen Schlaf. Ihr Unterbewusstsein verarbeitete das Gesagt im stillen weiterhin, analysierte und erörterte. Und als sie erwachte, ausgeruht und entspannt, war es ihr plötzlich klar. Alles war plötzlich klar. Alles ergab auf einmal einen Sinn.
Erstaunt stellte sie fest, dass Merten sich neben sie gelegt und ebenfalls geschlafen hatte. Madison konnte sich nicht erinnern, dass der Friese überhaupt jemals in ihrer Gegenwart geschlafen hätte - geschweigedenn direkt neben ihr, mit Körperkontakt. Nachdenklich wandte sie sich zu ihm um, bedachte ihn mit eindringlichen aber gleichzeitig zärtlichen Blicken. Sein Anblick allein genügte, um ihr Herzflattern zu bescheren. Doch dieses Glücksgefühl konnte Merten genauso gut mit nur wenigen Worten vernichten. Er hatte sie restlos in der Hand, auch wenn ihm dies vermutlich nicht bewusst war.

"Hi," murmelte sie sanft und lächelte etwas verunsichert. Auch der Hengst sah verwundert aus; beinahe ein wenig ertappt. Madison hätte gerne gefragt, weswegen es ihm unangenehm war, dass sie nebeneinander geschlafen hatten und nun gemeinsam erwachten. Sie fand es schön. Sie fand ihn schön. Und alles, was sie verband. Die Dunkelbraune konnte sich seine zwiespältigen Gefühle nicht erklären. "Hast du gut geschlafen?" erkundigte sie sich leise und strahlte ihn zärtlich an. Vermutlich war ihm gar nicht bewusst, wie viel ihr das bedeutete. Für sie war es, als habe er sich ihr endlich ein wenig geöffnet und genähert. Für Madison war das ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. In die Richtung einer glücklichen, harmonischen und unbeschwerten Zukunft.
Auch wenn sich ihr Innerstes dagegen wehrte, wollte Madison dennoch seine vorherigen Worte aufschnappen. Sie hatte sie nicht vergessen. Im Gegenteil: sie hatten sich klar und deutlich in ihr Gedächtnis gebrannt. Und sie hatte so viele Fragen, die sie ihm stellen wollte. So viele Wünsche, die sie ihm anvertrauen musste. Sie konnte das alles nicht mehr länger totschweigen. "Merten?" Ihre Stimme bebte ein wenig vor Unsicherheit und Nervosität. "Wenn dir mein Leben wichtiger ist, als das deine, wieso möchtest du dein Leben dann nicht mit mir teilen?" Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Die zierliche Vollblüterin hatte diese Frage behutsam und vorsichtig gestellt. Sie wusste, dass Merten nicht gerne über solche Dinge sprach. Dass er sich dem immer wieder vehement verschloss. Doch hatte sie überhaupt eine Wahl? Was blieb ihr schon anderes übrig, als immer wieder zu versuchen, zu ihm durchzudringen?

Vermutlich hatte auch der Rappe mittlerweile erkannt, dass Madison ihn womöglich nie aufgeben würde. Dass sie im Bezug auf ihn bereit war zu kämpfen, bis zum letzten Atemzug. Wenn sie auch sonst immer versagte, in dieser Hinsicht würde sie nicht scheitern. Auch wenn sie für nichts zu kämpfen schien, für Merten tat sie es. Würde es tun, bis zum bitteren Ende. Flehend und stumm sah sie ihn an, genoss die Zweisamkeit, die sie in diesem Moment noch teilten. Doch sobald einer von beiden - und vermutlich würde es der Friese sein - sich erhob, wären diese Nähe und diese Wärme augenblicklich verflogen.



07.12.2016, 21:51
»Calimero
Dieser Charakter wurde eingefroren.


{Miako.}

Die beiden sind auch nicht auf dem aktuellstem Stand *hehe*

Den Kopf legte er schief, die Pfoten stemmte er in die Erde. Weshalb er dies tat, wusste er selber nicht, jedoch brauchte er eine Beschäftigung. Ewig waren die beiden an einem Fleck, den so schnell wie der Schnee verschwunden war, kam dieser auch wieder. Faszinierend, wie lange er es mit einem ihm nicht wirklich bekannten Wolf zu reden. “Sommer hat schon was.“ antwortete er ihm mit einem leichten lächeln. Seinen Hinten ließ er auf die Erde sinken. “Erzähl doch etwas über dich.“ meinte er sanftmütig und sah ihn abwartend an.


08.12.2016, 14:20
» Midnight Sun
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Schutnik



>>Wie willst du es denn sagen?<<, wollte der kräftige Fuchs wissen. Der Braune seufzte innerlich. Seine Antwort war keine Aufforderung an den andern gewesen eine weitere Frage zu stellen. Ein wirkliches Interesse an dem Gespräch hatte er ja nicht, genauso wenig wie er bis jetzt keinen Grund sehen konnte sich mit dem halbfohlen ihm gegenüber abzugeben. Als würde er mit einem Fohlen reden. Unwillkürlich entfloh ein Schnauben seinen Nüstern.
„Ich will damit sagen, dass ich nichts von dem geheuchelten Glück und der gespielten Nächstenliebe halte, die in den meisten Herden den Alltag beherrscht.“, erwiderte er trocken. Direkt. Ja, vielleicht war es dies durchaus, doch hatte der Braune noch nie ein Problem damit gehabt das zu äußern, was er dachte. Oder es zumindest auf den Punkt zu bringen. Eine Eigenschaft, die viele gerne verletzte, den Hengst kümmerte es aber wenig, was andere über ihn dachten. Auch waren ihm die Gründe egal, warum Schutnik sich keiner Herde anschließen wollte, auch wenn er in Midnights Augen durchaus gut in eine passen würde. Aber das war wohl ein anderes Thema, welches dem Braunen im Grunde genauso gleich war, wie alles andere, was den Fuchs betraf.

Der Fakt, einem allen Anschein nach erwachsenem Pferd den Unterschied zwischen Berg und Tal erklären zu müssen, ließ Midnight Sun innerlich aufseufzen. Es war ganz sicher nicht das, was er jetzt tun wollte. Fohlen waren noch nie so seins gewesen und noch weniger Erwachsene, die sich wie welche verhielten. Sich dazu laut äußern tat er allerdings nicht. Er erklärte dem Fuchs lediglich, dass er ihn wohl kaum dran hindern würde, nach einem Ausweg aus dem Tal zu suchen, der nicht über die Berge führte. Im Grunde würde er ihn nicht nur nicht dran versuchen zu hindern, es war ihm egal. Wenn der kräftige Hengst nichts Besseres in seinem Leben zu tun hatte, dann sollte er nach so etwas suchen. Vielleicht würde er ja auch fündig werden. Vielleicht aber auch nicht. Irgendwie befürchtete Midnight Sun, dass er das nie erfahren würde. Auch wenn es aus seiner Sicht nichts daran zu bedauern gab, dass ihm diese Frage wohl für immer unbeantwortet bleibe würde. Was ein Jammer. Nicht. Die Antwort des Fuchses ließ Midnight innerlich mit den Augen rollen. Hatte er eigentlich noch nie was von Ironie gehört? Naja, im Grunde genommen würde es Midnight eigentlich gar nicht wundern, falls der andere gedacht hatte, er habe das mit dem aufhalten ernst gemeint. Selbst wenn der Fuchs drohen würde sich von einer Klippe zu stürzen, hätte der Braune wahrscheinlich nichts als ein desinteressiertes Zucken seiner Ohren über. Ein freundliches, aber doch kaltes, Lächeln legte sich für einen kurzen Augenblick auf seine Lippen, als Zeichen, dass er die Worte des anderen zur Kenntnis genommen hatte.

Es schien, als würden sie sich tatsächlich von einem lästigen Thema zum nächsten hangeln. Zumindest für Midnight Sun war es so. Doch welches Thema war für den Braunen schon nicht lästig? Die Frage war also nun nach dem, was er als nächstes machen wollte. Warum bekam er das Gefühl nicht los, dass er Schutnik nicht so schnell wieder loswerden würde? Nicht, dass er das jetzt schon wollte. Noch war der andere aus Midnights Sicht interessant genug um sich mit ihm zu unterhalten. Wie lange das noch dauern würde, hatte er keine Ahnung. Vielleicht würde er den anderen schon bald abschütteln, vielleicht ließ er ihn aber sich noch ein wenig auf die Nerven gehen. Vielleicht konnte er aber bald einen Nutzen aus der Bekanntschaft machen, oder zumindest einen sehen. Vor allem im Winter war es immer nicht schlecht ein anderes Pferd an seiner Seite zu haben. Selbst wenn es sicherlich nur durch ein Wunder seine vorrangegangenen Winter überlebt hatte. Die Knappheit an Futter und die Kälte machten es nie leicht. An sich hatte Midnight Sun ja noch nie ein Problem damit für sich im Winter selbst zu sorgen und irgendwie befürchtete er, dass er am Ende sich mehr um das halbe Fohlen vor ihm kümmern würde, als es eigentlich gedacht hatte. So war der Gedanke zumindest recht schnell verworfen. Die Frage des anderen, ob er das spontan entscheiden würde, hätte ihn wohl gleichgültig mit den Schultern zucken lassen, wenn er ein Mensch wäre. Doch da er weder ein Mensch war, noch wusste, wie man ein Schulterzucken zu deuten hatte, blieb ihm nichts anderes als auf die Frage des anderen zu antworten.
„Vielleicht. Vielleicht bleibe ich aber hier, vielleicht suche ich aber auch einen besseren Ort für den Winter.“, meinte er gleichgültig. Ob der andere es genauso wie er sehen würde, oder andere Pläne hatte, war den Hengst ziemlich gleichgültig. Zumindest solange er es nicht als eine Einladung interpretierte, sich gemeinsam auf die Suche zu begeben. Im Grunde war das Midnight Sun ebenso relativ gleich, solange der Fuchs nicht zu nervig wurde, trotzdem befürchtete er, dass er und Schutnik keine gute Mischung waren. Zumal er nicht wusste, wie lange er es in dessen Nähe aushalten würde.


Wörter: 961

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08.12.2016, 19:17
» Schutnik
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Midnight Sun


Geheucheltes Glück und gespielte Nächstenliebe. Man mochte es dem kräftigen Fuchs nicht anmerken, aber genau das war es, was auch ihn störte, zumindest ein Teil davon. Wenn auch viel mehr, dass man das von ihm ebenso erwartete, ob andere es nun taten oder nicht war ihm da ziemlich egal.
"Verständlich."
Er wusste auch nicht, was er zu diesem Thema noch hinzufügen sollte. Midnights Gründe waren offensichtlich durchaus sehr ähnlich zu Schutniks. Der Fuchs lächelte leicht, während er darüber nachdachte. Offensichtlich gab es also auch "Erwachsene", die nicht alle Aspekte des Erwachsenseins gut fanden.
Andererseits, Midnight Sun wirkte auf ihn auch nicht gerade, als würde er seine Gefühle offen zeigen. Jedoch redete er hier auch nur von vorgeheucheltem Glück und gespielter Nächstenliebe, und diese würde er dem Braunen wohl auch nicht andichten wollen. Also vielleicht doch wieder mehr Unterschiede. Aber für den Fuchs blieb es dabei, es war ein erster Fortschritt, vielleicht auch gerade erst der Anfang. Aber zumindest ein Pferd, welches sich auch nicht einfach so den Herdenregeln fügen wollte.

Ein par Schneeflocken, welche sich in seiner Mähne verfingen lenkten ihn aber sogleich wieder von dem vorigen Thema ab.
Schnee! Er warf einen Blick nach hinten, auf den Wasserfall, dorthin wo keine Bäume den Boden schützten. Und tatsächlich: es schneite! Ein breites Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Schutnik liebte Schnee.
Winter mochten zwar hart sein, gerade mit Schnee, trotz allem war es aber irgendwie auch was tolles.
Im letzten Winter, den er ebenfalls alleine verbracht hatte, hatte er sich zum Ende hin gewünscht, dass er endlich vorbei wäre, da hatte die lästige Nahrungssuche ihn dann doch gestört. Aber für den Winteranfang störte ihn all das noch lange nicht.
Sein dichtes, warmes Winterfell schützte ihn durchaus sehr gut vor der Kälte und Schnee war nun wirklich etwas wundervolles, zumindest so lange, bis er zu schmelzen begann, Schnneematsch fand der kräftige Fuchs wiederum nicht ganz so toll. Es verschaffte einem durchaus auch einige Möglichkeiten für interessante Spiele. Aber es war genau genommen immer der falsche Zeitpunkt. Man machte dabei immer das wenige Gras kaputt, welches man noch fand.
Da bevorzugte er dann doch den Regen für diese Art von Spielen im Sommer, und im Winter das kalte Weiß.

"Es schneit", stellte er überflüssigerweise fest. Vermutlich hatte der Dunkelbraune es sogar noch vor ihm gemerkt, immerhin stand dieser mit dem Blick zum Wasser.
Die Vorfreude, gepaart mit Unternehmungslust brachte seine Augen zum Glänzen. Wie gerne würde er jetzt durch dicke Schneeschichten galoppieren...
Aber da musste er sich wohl noch ein wenig gedulden.

Seine eigene Aussage hin zu Midnight erinnerte ihn auch wieder an das Gespräch, welches sie gerade führten.
Den nächsten Schritt. Die Antwort des Braunen klang durchaus sehr unentschlossen, so, wie Schutnik es interpretiert hatte.
Was der Dunkelbraune als nächstes tun würde, wusste er noch nicht, aber solange es noch nicht so weit war interessierte es ihn auch nicht weiter.
Kurz überlegte der Fuchs, was er wohl machen würde, wenn das Gespräch beendet ist. Würde er dem Dunkelbraunen folgen, sollte dieser sich einen besseren Platz suchen? Vermutlich, außer dieser zeigte Schutnik, dass er genug von ihm hatte. Es war nie schlecht, sich an jemandem zu orientieren, der sich etwas auskannte, gerade im Winter nicht, außerdem war es Gesellschaft.
Aber was interessierte das schon. Selbst wenn der andere Hengst lieber wieder seine Ruhe haben würde, er würde sich schon irgendwie zurecht finden.
"Sind die Winter hier kalt und lang, oder eher nicht ganz so lang, oder kalt, also kurz und mild?"
Ein kurzer, kalter Winter wäre ihm vermutlich das allerliebste. Kalt, mit ganz viel Schnee, aber kurz genug, als dass man sich nicht allzu viele Gedanken wegen des Futters machen müsste. Ja, das wäre nahezu perfekt.
Die Kälte störte ihn auch nicht weiter. Da, wo er her kam, war er kalte und lange Winter gewöhnt. Aber da hatte er sich auch selbst keine Gedanken um Futterknappheit machen müssen. Durchaus eine lästige Eigenschaft des Einzelgänger Daseins. Aber diesen Nachteil nahm der kräftige Fuchs gerne in Kauf, wenn er sich dafür nicht an diese lästigen Regeln und Bestimmungen halten musste und durch den Schnee toben konnte, wie er wollte, ohne, dass ihn jemand darauf hinwies, dass das so nicht ginge.
Dennoch, im Hinblick darauf, dass er jetzt auf sich alleine gestellt war, Schutnik bezweifelte doch stark, dass der Dunkelbraune sich für ihn um diese Probleme kümmern würde, war es ihm doch deutlich lieber, wenn der Winter kurz war. So konnte er die Vorteile ausnutzen, musste sich aber keine großen Gedanken machen, wie lange er noch auf leichter zu findendes Futter warten musste.
Interessiert wartete er auf eine Antwort des Älteren. Er war zwar auch nicht von hier, aber so gut, wie er sich hier auszukennen schien, vermutete Schutnik, dass Midnight sich bereits etwas länger in diesem Tal aufhielt.

Villeicht war es auch nicht die richtige Entscheidung, die der Jüngere getroffen hatte, als er sich entschieden hatte, das Gebirge im Herbst zu erklimmen. Er hatte zwar durchaus genug Nahrung gefunden, aber er wäre sicher noch einfacher durch den Winter gekommen, hätte er die letzten Tage auf einer grünen Wiese verbracht. Oder waren es überhaupt Tage? Schutnik kam es viel mehr vor als wäre er über Wochen oder gar Monate durch diese schreckliche Landschaft gelaufen.
Aber momentan war ihm auch das reichlich egal, er hatte es rechtzeitig zum Wintereinbruch hier her geschafft, und damit passte es.


Wörter: 1050

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Übermut und kindliche Naivität können tödlich sein
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11.12.2016, 10:21
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Schutnik



"Verständlich."
Das war die einzige Antwort, die der Fuchs auf die Erklärung von Midnight Sun über hatte. An sich war es dem Braunen recht, ob die gleichen oder unterschiedlichen Ansichten waren. Es interessierte den Dunklen nicht einmal, ob der Fuchs seine Ansicht änderte oder nicht, Hauptsache er ließ Midnight so leben, wie er wollte. Es gab schon einige Pferde, die versucht hatten ihn zu überreden. Er sollte sich doch einer Herde anschließen, aufhören sich wie ein erwachsenes Kind zu benehmen und all das ganze Gerede ging dem Braunen einfach nur auf die Nerven. War es so schwer ihn einfach so sein zu lassen, wie er wollte? Durfte er wirklich nicht sein Leben damit verbringen, worauf er gerade Lust hatte? War es wirklich so schlimm, wenn man der Welt der künstlichen Freundlichkeit fern bleiben konnte? Ein leises Schnauben entfuhr dem Braunen. Anscheinend war es in den Augen anderer was Schlimmes. Schon fast ein Verbrechen, so, wie sie alle immer versuchten seine Meinung zu ändern. Zum Glück war der Fuchs aber nicht so, selbst wenn er in Midnights Augen das perfekte Herdentier abgegeben hätte. Jung, naiv und ein wenig blöd. Das war es, was der Braune zumindest in ihm sah.

Der Schnee war ein Phänomen, welches in dem Braunen weniger Euphorie auslöste. Es schneite, und? Was fanden die anderen eigentlich immer so besonders dran? Die Aussage des Fuchses ließ ihn unwillkürlich mit den Augen rollen. Es war ja nicht so, als hätte er selbst Augen im Kopf um das zu sehen. Der Blick des Hengstes fiel ausdruckslos auf die vom Himmel fallenden Flocken, während er sich ernsthaft die Frage stellte, was den anderen nun daran Freute, dass es schneite. Schnee bedeutete Kälte, was wiederrum wenig Nahrung hieß. War der andere sich dessen nicht bewusst? Midnight wollte hier nun wirklich nicht den Pessimisten spielen, doch wusste er nicht, was er mit der Freude des anderen anfangen sollte. Es schneite. Und weiter? Erwartete der andere jetzt, dass er hier anfing Luftsprünge zu machen, nur weil gefrorenes Wasser vom Himmel fiel? Falls ja, dann sollte er lieber nicht allzu enttäuscht sein, dass Midnight nur einen desinteressierten Blick dafür über hatte. „Und?“, meinte er mindestens genauso wenig von dem Fakt berührt.

Das Thema seines nächsten Zieles war schon irgendwie eher etwas, womit der Braune etwas anfangen konnte. Nicht, dass er das dringende Bedürfnis hatte mit dem Fremden darüber zu reden, wohin er als nächstes gehen wollte. Im Prinzip ging es ihn nichts an und noch weniger wollte Midnight mit anderen darüber reden. Doch wäre es jetzt unhöflich nicht zu antworten, oder? Dass er selbst keine Ahnung hatte, wohin ihn der Weg verschlagen würde, war ein anderes Thema. Die Frage bezüglich des Winters ließ Midnight allerdings kurz mit den Ohren zucken, ehe er den anderen einige Momente lang musterte. So lange lebte er auch nicht im Tal, um die Frage gut beantworten zu können, weshalb er kurz zögerte.
„Der letzte und einzige, den ich hier erlebt hab, war recht mild. Aber so lang lebe ich hier nicht, um dir die Frage wahrheitsgemäß beantworten zu können.“, antwortete er höflich und wahrheitsgemäß. Jedenfalls war es so, wie er den letzten Winter in Erinnerung hatte. Und nebenbeigesagt war das Gefühl von einem milden Wintern immer relativ. Midnight selbst hatte schon einige harte Winter außerhalb des Tals erlebt, sogar welche, bei denen er sich nicht sicher war, ob er sie überleben würde. Sein Blick fiel schließlich auf die Bäume des Waldes hinter ihnen. Es würde nicht lang dauern, bis man hier gar kein Futter mehr finden würde. Das Gebiet an sich, war schon ziemlich kahl gewesen, selbst ohne den gefrorenen Boden, der sicher früher oder später kommen würde. Da war es sicherer sich in den Wald zu verziehen, irgendwo, wo man halbwegs Schutz vor dem Schnee finden würde und vielleicht sogar ein wenig Futter. „Ich weiß nicht, was deine Pläne sind, aber ich werde mich auf den Weg machen um einen guten Ort zum Überwintern zu suchen.“, meinte er an den kräftigen Fuchs gerichtet. Es war ihm im Moment egal, ob der andere ihm folgen würde, oder lieber noch etwas mit dem Schnee spielen wollte. Noch tolerierte er die Anwesenheit des deutlich jüngeren, was ihn irgendwie selbst überraschte. Vielleicht war es aber auf der andren Seit auch besser nicht allein zu sein, falls der Winter doch härter werden würde, als er dachte.

--> weg(?)/Wald



Wörter: 847

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04.01.2017, 15:24
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Stillreich » Das Tal » Der Wasserfall #2
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