Stillreich » Das Tal » Der Wasserfall #2
»Miako
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Calimero




Die Situation war beinahe wahnwitzig, wenn er daran dachte, dass sie unnatürlicher nicht sein konnte. Je länger er Zeit mit dem Rüden verbrachte, desto verworrener kam ihm die Situation vor. Er konnte nichts dagegen tun, auch dass er rein gar nicht durchblickte. Die Körpersprache des Hundes war eine Katastrophe. Waren alle Hunde so? Es entbehrte jeglicher Logik und seine Instinkte waren ebenso verwirrt wie der Wolf.
Zusammen mit der Kälte, die durch sein klammes Fell drang, war eindeutig eine sehr hinderliche Situation. Er konnte kaum mehr wirklich denken. Das Zittern konnte er schon lange nicht mehr verhindern, doch trotzdem hielt er auf die Worte des Hundes inne. 
Zuerst beruhigte er sich etwas, doch als er Miako anschrie, zuckte dieser zusammen und kauerte sich sofort wieder zu Boden. Scheiße.
Eindeutig nicht gut. Aber ihm tat alles weh, sofern er es durch die Kälte noch spürte. 
Miako hörte gar nicht mehr richtig zu, was Calimero zu sagen hatte, versteckte sich nur und hoffte, dass es nicht allzu schlimm werden würde. Wenigstens spürte er durch seinen Unterkühlten Körper wenig.
Erst spät drangen die Worte des kleineren zu ihm durch. 
Was meinte er mit neu Anfangen. Was wollte er neu anfangen? Und vor allem warum?
Verständnislos sah er von unten herauf auf sein Gegenüber und wusste nicht was er darauf sagen sollte. Was war die richtige Antwort darauf?
Nichts ergab einen Sinn.
O.....okay??? nicht Sicher ob das die richtige Antwort war, blieb er weiterhin im Schnee liegen. Unsicher sah er in die Richtung von Cali, ohne ihn direkt anzusehen. Der Hund verwirrte ihn mit jeder Minute, die er ihn kannte, mehr. 


27.04.2016, 12:34
» Antalia
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Omen



Die Tannennadeln klebten ihr unangenehm an ihrem feuchten Bauch, doch wenn sie ihr Gewicht anders verteilte, bohrten sie sich schmerzhaft in ihre zarte Haut. Nein, sie würde nichts tun außer vor sich hin zu summen bis ihre Wut verdampft war. Und das könnte lange dauern. Omen trottete sichtlich belustigt auf sie zu, doch Antalia dachte gar nicht daran mit ihm zu reden. Als es sie sacht am Ohr berührte, zuckte sie unbewusst zusammen. Was war DAS denn bitte für eine Frage? Natürlich war sie schlecht gelaunt, obwohl das eigentlich gar kein Ausdruck war, schließlich hatte er sie halb ertränkt und sie dann wie ein dummes Kind einfach stehen gelassen. Ein gereiztes Zischen entfloh ihrer Kehle.  Was zum Teufel, wollte er jetzt von ihr? Vorhin hatte er sie doch auch nicht gebraucht...
Mit trotzig vorgeschobenem Kinn drehte sie ihren Kopf in seine Richtung. Ihre Augen funkelten ihn böse an. Nein, nein wie kommst du drauf... Sie streckte ihre langen Beine von sich, bevor sie langsam und majestätisch aufstand. Gerade eben hatte ich noch gute Laune, doch dann hat der gnädige Herr ja versucht micht zu ertränken. Sofort bereute sie es von ihrem feuchtwarmen Bett aufgestanden zu sein. Der eisige Wind wehte ihr um die Knöchel und ließ sie erschaudern. Mit zittrigen Beinchen stand sie ihm nun gegenüber. Dunkler und Geheimnisvoller denn je. Mit einer schwingenden Bewegung ließ sie ihren Schweif vor seinen Nüstern knallen. Antalia mochte keine leeren Versprechungen und diese hier drohte bereits zu zerplatzen. Ein wenig wackelig suchte sie sich verzweifelt einen Weg durch dem Schnee. Ihr Maul war trocken vom leisen Singen. Fluchend stapfte sie zum Ufer. Das kalte Weiße schleifte ihr dabei dicht am Bauch. Omen machte sie wahnsinnig. Einerseits war er vermutlich das größte Arschloch das ihr je begegnet ist, andererseits hatte er etwas an sich was Antalia unglaublich anzog. Seine dunkle mysthische Seite.  Nachdenklich ließ sie das eiskalte Wasser in ihre Mundhöhle laufen, während sie wartete bis es langsam die Flammen der grenzlosen Wut löschte. Was sollte sie nur machen?


27.04.2016, 20:58
» Omen
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Antalia



Ein kleines, bedrohlich ruhiges Lächeln hatte sich auf meine schwarzen Lippen geschoben. Der Blick ruhte mit grausiger Intensität auf dem Leibe der hellen Stute und bohrte sich anzüglich in ihr warmes Fleisch als sie sich erhob und mir vorwarf ich hätte versucht sie zu ertränken.
Das war der Punkt als ein ruppiges, dunkles Lachen aus meiner trockenen Kehle drang und in einem amüsierten Zähneknirschen endete.
„Mein Herz, ich bin vieles, aber kein Mörder.“
Und das klang so als wäre eben jenes viele um einiges schlimmer als wenn ich nur ein harmloser Mörder wäre. An manchen Tagen da faszinierte es mich die Reaktion eines Geschöpfes zu betrachten wenn ich diesem mit einem bösartigem Funkeln im Blick versicherte dessen schlimmster Albtraum zu sein.
Doch ich war bei weitem nicht interessiert daran eine kleine Stute zu ertränken, es war langweilig, es amüsierte mich nicht. Noch ein raues Lachen das dem Ganzen den Ernst nahm und doch dieser bedrückende Hauch von etwas grausamen über mir lag, mich in tief dunklen Tönen schattierte.
Der Schmerz auf meinen Nüstern den die Spitzen ihres Schweifs heraufbeschworen hatten, versuchte einen Funken blinder Wut zu erwecken, den ich mit einem Augenrollen fort wischte.
Ich war bei weitem nicht so stumpf um einem solchen Empfinden wirklich ernsthaften Vortritt zu gewähren.
Mit einem Schmunzeln folgte ich der Hellen also, betrachtete eindringlich ihr schmales Hinterteil und versank in Gedanken, blieb wenige Meter entfernt stehen während das Mädchen trank.
Ihre Muskeln zuckten sanft unter dem seidigen Fell, mein Blick studierte jeden Teil den dieser aus meiner Position heraus erreichen konnte.
Ein verruchtes Lächeln meinen Mundwinkel emporziehend glitt ich mit geschmeidigen Bewegungen auf Antalia zu, strich ihr mit den Nüstern über die Flanke.
Ihr süßer Mädchengeruch löste sich und kroch mir entgegen.
So ein schönes Wesen.


30.04.2016, 20:52
» Lilian
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Colton  ♥



Ich folge dir bis ans Ende der Welt;
springe ich für dich von der Klippe,
um in deine starken Armen zu fallen.


Unwirklich, wie ein Traum. Wirklich, wie die Realität. Den Unterschied zu fühlen, manchmal unglaublich schwer. Ein schmaler Grat, der eine vollkommene Konzentration abverlangt; die man nicht immer aufbringen konnte. Wenn man sich zwischen Traum und Wirklichkeit verlor, wandelte man leblos durch Raum und Zeit. Die gemeinsame Vergangenheit war für Lilian ein Traum, der nur zu gerne wieder zur Wirklichkeit werden wollte. Doch, war dies überhaupt möglich? All die Monate der Trennung. All die Monate der Einsamkeit. All die Monate ohne Colton. Ja, die junge Stute hatte nie an ihrer Liebe zu diesem Hengst gezweifelt; egal, wie gegensätzlich sie auch waren. Ja, sie waren für einander bestimmt, und noch nicht mal ein Krieg könnte diese  wunderbare Liebe verletzen. Vielleicht, blieb die Vergangenheit ein Traum, aber Lilian war bereit, die verlorene Zeit nachzuholen, um Colton die Liebe zu schenken, die er all die letzten Monate verdient hatte.
Voller Liebe, voller Glücksgefühle ließ sich die junge Stute in den Bann ihres Liebsten ziehen. Vorerst zurückhaltend, doch nun voller Gefühl, umhalste sie der Braune als wären sie nie durch einen Krieg voneinander getrennt gewesen.  So gefühlvoll, als wäre Colton nur für ein paar Stunden weggewesen, um sich seinem Körper zu widmen; nicht aber einem Krieg. Da war sie, die Wärme zwischen zwei sich liebenden Wesen. Da war er, der Geruch, der nach Heimat und Liebe duftete. Alles, wahrhaftig alles an Colton, zog die junge Stute in den Bann. Sie wollte, nein, sie konnte sich nicht mehr von ihm lösen, wollte das Gefühl für immer festhalten. Eine Erinnerung, die mehr war, als bloß ein Traum. Eine Erinnerung, die die Realität einfing und nie mehr freigab.
Er liebte sie. Es waren seine Worte; ja, er liebte sie. So, wie sie ihn liebte. Ihn, immer geliebt hat. Nie, an der Liebe gezweifelt hatte. Er war zurückgekehrt, so wie er es versprochen hatte. Sie liebten sich, so als wäre nie etwas zwischen ihnen gewesen. Und auch, als er sich im nächsten Moment aus der innigen Umhalsung löste, blieben die Wärme und der bekannte Geruch zurück; blieb die Liebe bestehen. Lilian erwiderte seinen Blick, verlor sich kurz in seinen Augen; wollte nie mehr ihren Blick von ihm abwenden. Er allein, nur er sollte, sich in ihren dunklen Augen spiegeln. Er allein, nur er sollte ihr Blickfeld ausfüllen, wenn die trübe Welt ihr Lächeln stiel. Colton würde es sicherlich zurückbringen, würde ihr jeden Tag ein Lächeln auf die weichen Lippen zaubern.
Die erklärenden Worte aus seinem Mund trafen zwar ihre Ohren, prallten aber unbemerkt an ihnen ab. Lilian schüttelte den Kopf, konnte nicht verstehen, warum er versuchte sein Wegsein zu erklären. Ihr war es bewusst, konnte sich gut vorstellen, dass man Colton nicht ein nach Hause schicken konnte; nur weil sein Mädchen allein war. Sie hatte es einfach so hingenommen, wie sie seinen Abschied mehr oder weniger hingenommen hatte. Sie hätte ihn niemals davon abhalten könnten. Die Herde brauchte ihn an der Front, er war einer der besten Krieger. Er war ihr Krieger. “Dafür musst du dich nicht entschuldigen,“ erklang ihre helle Stimme durch die kühle Luft. “Nun bist du wieder hier, bei mir.“ Natürlich war sie stolz auf ihn, und unendlich dankbar, dass er unbeschadet aus dem Krieg zurückgekehrt ist; dass er überhaupt lebend zurückgekehrt ist, war für die junge Stute viel wert. “Allein das zählt, für mich.“ Für uns. Nun, konnten sie endlich die verlorene Zeit nachholen. Sie konnten sich jeden Tag schenken, und das Leben eines glücklichen Paares führen, wie es jedes Paar in der Herde, auf der Welt, tat. Wahrscheinlich ein Traum, den sich die junge Stute in diesem Moment ausmalte. Denn die Realität sah wahrscheinlich anders, viel anders aus. Konnte sie wirklich glauben, dass sie einfach an der Stelle weitermachen konnten, wo sie vor dem Krieg aufgehört hatten? Und vor allem, konnte sie wirklich glauben, dass Colton unbeschadet heimgekehrt war?
Die letzten Gedanken verschwanden, als Colton abermals seine tiefe Stimme erhob, um sich zu erkunden, wie es seiner Liebsten die ganze Zeit ergangen war. Was sollte sie schon großartig antworten? Die Zeit hatte nicht angehalten, das Leben ging auch ohne Colton weiter; auch wenn all die Farben erloschen waren. “Die Herde war eine große Stütze, als du gegangen bist.“, gab sie von sich, versuchte nicht allzu enttäuscht zu klingen. “Das Leben ging weiter, und ich habe deine Nähe jeden Tag vermisst.“, gab sie zu, was der Wahrheit entsprach. “Allein der Gedanke, dass du irgendwann wieder bei mir sein wirst, hat mir in all der schweren Zeit ein Lächeln auf die Lippen gezaubert.“ Genau, wie in diesem Moment. Sie war so unglaublich glücklich, endlich wieder ihren Liebsten an ihrer Seite zu wissen. Die schlimme, schwierige Zeit ohne ihn war längst vergessen, gehörte der Vergangenheit an. “Doch, wir sollten uns auf das Hier und Jetzt konzentrieren.“ Sie zwang sich dazu, Colton nicht nach seinen Erlebnissen im Krieg zu fragen. Nein, sie wollte ihn nicht zurück an diese schlimme Zeit erinnern. Auch er sollte nach vorne blicken, und das erlebte hinter sich lassen; egal, wie schwer es auch werden würde.  Womöglich schwerer, als für Lilian, die einfach nur glücklich war, nun wieder ihren Colton zu haben. Der Rest, war egal.

Und die Zeit steht still,
bin gefangen im Augenblick,
will nie wieder zurück.



12.05.2016, 21:18
» Antalia
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Omen



Geschmeidig trat er hinter die kleine palominofarbene Stute. Mit einem geheimnisvollen Lächeln auf den Lippen, berührte er sie mit den Nüstern an den Flanken. Unwillkürlich zuckte Antalia zusammen. Sie verschluckte sich an dem Wasser, was ihr gerade noch so beruhigten und kühl vorkam. Laut hustend und prustend, versuchte sie es wieder aus ihren Lungen zu pressen. Sie atmete tief ein um ihre aufsteigende Wut zu unterdrücken. Mit einer geschmeidigen Bewegung entriss sie ihm ihre Flanke und wirbelte zu ihm herum. Ein leichter Rosé Ton breitete sich auf ihren breiten Wangen aus. Musste ihr so etwas peinliches gerade vor Omen passieren? Innerlich seufzte sie auf. Er lächelte sie an. Wie bitte? Er lächelte sie verdammt nochmal an!

Sie atmete ein paar Mal tief ein ehe sie zu ihm aufblicken konnte. Warum machts du DAS, verdammte Scheiße ey? Bist du scharf drauf dich über mich lustig zu machen oder was? Ihre Stimme war nichts weiter als ein kaum hörbares zittriges Flüstern. Sie zitterte am ganzen Körper. Dieser Hengst machte sie fertig.  Sie war am Ende und keinesfalls wollte sie vor ihm in Tränen ausbrechen. Die senkte den Kopf und drehte ihr Gesicht zu Seite, sodass er ihre Tränen nicht sehen konnte. Sie liefen ihr heiß die Wangen entlang. Wollte er etwa ein Häufchen Elend vor sich stehen sehen, nur um wissen das er gewonnen hatte? JAAAA, er hatte gewonnen. Die ganzen angestauten Emotionen überrollten sie auf einmal wie eine riesige Welle.
Ihre Beine drohten unter ihr nachzugeben. Sie schwankte leicht. Es war sicher zu spät. Sie würde nicht zu ihm aufschauen um ihm die Genugtuung zu überlassen, die er ohne Zweifel erleben würde, wenn er sie weinen sah. Nein, so dumm war sie dann auch nicht.

 


15.05.2016, 17:50
» Colton
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Lilian ♥



Das alles hier war ungewohnt, gar befremdlich. Colton war es nicht mehr gewöhnt, mit Liebe überschüttet zu werden - im Gegenteil. In den letzten Monaten hatte er nur Hass gespürt. Hass und Abneigung, Wut und Brutalität. Lilian entfachte in ihm ein emotionales Chaos und obwohl Colton wusste, dass er diese tiefen, aufrichtigen Gefühle für die Fuchsene ebenfalls empfand, so war er gerade dennoch nicht in der Lage, sie freizulassen, sie zuzulassen, sie zu fühlen.
Seine düsteren Gedanken verschwanden augenblicklich, als Lilian ihm versicherte, dass er sich nicht entschuldigen müsste und dass für sie nur zählte, dass er heimgekehrt war. Ein entzücktes Lächeln erschien auf seinen spröden Lippen und Colton musste ein leises Lachen zurückhalten. Da war es kurz wieder, dieses Gefühl der bedingungslosen Vertrautheit, diese Zugehörigkeit, diese Überzeugung, diese Stute abgöttisch zu lieben. Für immer. Denn das war sie, wie er sie liebte. So offen, so ehrlich und direkt - so nachgiebig, so verständnisvoll und wunderbar. Colton hatte es selten erlebt, dass Lilian wütend auf ihn gewesen war. Sie hatte nie zu der Sorte Stuten gehört, die ihren Männern Szenen gemacht hatte - und genau das hatte der Braune immer zu schätzen, zu lieben gewusst. Lilian war so unkompliziert, stellte keine zu hohen Ansprüche und verkörperte die richtige Mischung aus Bodenständigkeit und Ehrgeiz. Die Vollblüterin war für ihn immer ein Vorbild gewesen und für ihn war nie in Frage gekommen, jemals eine andere lieben zu können. Sie hatten einander immer perfekt ergänzt und während Colton er sich daran erinnerte, loderte die Liebe in seiner Brust. Unwiderruflich.
Und trotzdem war da das Wissen, dass er nicht mehr der Gleiche war. Dass er sich verändert hatte; dass er es musste. Colton hatte keine Wahl gehabt, hatte sich anpassen müssen - dabei hatte er zu viel von seinem eigenen Ich verloren, war von seinem Weg abgekommen und er wusste schlichtweg nicht mehr, ob er nun noch gut genug für Lilian war. Ob sein Leben noch zu dem ihren passte. Und dem Braunen war bewusst, dass die Liebe alleine nicht reichen konnte. Niemals.
Colton war froh zu hören, dass die Herde Lilian während seine Abwesenheit eine Stütze gewesen war. Ihm war klar gewesen, dass auch ihr Leben nicht stillgestanden hatte. Allerdings war er überzeugt davon gewesen, dass sie auf ihn warten würde. Ihm war bewusst, dass das gewiss nicht jede Stute tat. Viele gaben ihre Partner in jenem Moment auf, in welchem dieser loszog. Aber Lilian war anders. Besser.
Als Lilian beschloss, dass sie sich besser auf ihre Gegenwart und ihre Zukunft konzentrieren sollten, nickte Colton lächeln. Es fiel ihm schwer, sich wieder anzupassen - allein schon ein normales Gespräch zu führen verlangte ihm mehr ab, als er es jemals für möglich gehalten hätte. Der Vollblüter war selbst erstaunt, wie stark man sich in  derart kurzer Zeit verändern konnte und wie schnell fremde Gewohnheiten vertraut werden konnten. "Ja, du hast Recht. Das sollten wir," stimmte er ihr entschlossen zu und hauchte ihr einen lässigen Kuss auf die Ganasche ehe er sich langsam in Bewegung setzte. Seine Muskeln streikten, seine Knochen wollten schier unter seinem Gewicht nachgeben.
Colton war ziellos, planlos. Ratlos blieb er wieder stehen, verharrte gedankenversunken. Der Braune war es nicht gewohnt, ideenlos zu sein. Sonst hatte er immer den Ton angegeben, hatte oftmals entschieden, was sie unternahmen. Und jetzt? Jetzt wusste er weder mit sich noch mit seinem Umfeld etwas anzufangen. Verbissen kaute er auf der Unterlippe, verfluchte sich selbst für das, was er geworden war. Wie sollte er Lilian bloß gerecht werden, wenn er nun ein genau so langweiliger, trostloser Hengst geworden war, wie die meisten anderen auch? Die Fuchsene hatte ihn doch gerade so vergöttert, weil er so anders war. So männlich und entschlossen. Und nun? Nun würde sie sich an den Gedanken gewöhnen müssen, ein Weichei zum Mann zu haben. Von Selbsthass erfüllt schloss Colton die Augen, suchte fieberhaft nach einem Ausweg aus dieser grässlichen Situation. Er wollte Lilian nicht enttäuschen; er wollte, dass nun auch in ihrem Leben wieder eine Konstante Einzug hielt. Er wollte ihr endlich wieder eine Perspektive schenken; und vor allem wollte er sie glücklich machen. Er. Niemand sonst.



17.06.2016, 19:29
» Lilian
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Colton



Glücklich. Einfach nur glücklich. Wunschlos glücklich. Lilian, konnte den Schwall an Gefühlen in ihrem Inneren gar nicht messen, gar nicht unter Kontrolle halten. Am liebsten würde sie, wie ein junges, naives Fohlen über die grüne Wiese hüpfen.  Vollkommen losgelöst, als würde die Welt aus Zuckerwatte bestehen. Keine Sorgen, keine Problem. Und dann, dachte sie an Colton, an ihre große Liebe. Dieser wundervolle Hengst musste so viel Leid am eigenen Körper erfahren, hat grausame Taten gesehen, die sie niemals zu Gesicht bekommen wollte. Wie kann man nur so unbeschreiblich glücklich sein, wenn deine Liebe so unglaublich gelitten hat. Das Gefühl, dass die verspürte, seit Colton zurückgekehrt war, schrie förmlich nach Egoismus. Ja, in diesem Moment hatte sie nur an sich selbst gedacht, dass ihre verlassene Seele auf Zeit, endlich wieder ihr Gegenstück gefunden hatte. Ja, es klang wirklich egoistisch; auch wenn sie sich um Coltons‘ Wohlbefinden sorgte.
Für die nächste Zeit, so würde es sich die Stute fest vornehmen, wird sie mehr auf Coltons‘ Bedürfnisse eingehen. Ja, er brauchte ihre vollkommene Aufmerksamkeit, ihre bedingungslose Liebe und ihre unmittelbare Zuneigung. Sie würde ihm alles geben, und noch mehr. Niemals, hätte sie erwartet, dass der Krieg ohne Blessuren an ihren Liebsten vorbei geht. Wer so denkt, denkt naiv. Schaut man ihn an, sieht man sofort, dass der Krieg an seinen Kräften gezerrt hatte. Und nun, war es Lilians‘ Aufgabe ihrem Liebsten wieder auf die Beine zu helfen. Ja, sie glaubte fest daran, dass die Zeit, wieder wie früher werden würde. Früher, haben sie sich geliebt. Früher, haben sie ein gemeinsames Leben genossen. Das Jetzt, würde wieder wie früher werden. Ja, da war sich die junge Stute sicher.  Und ja, vielleicht war Lilian manchmal etwas naiv; aber glücklich.
Sie lächelte, blickte ihn mit funkelnden Augen an und lauschte seiner maskulinen Stimme. Oh, wie hatte sie diese wundervolle Stimme vermisst. Seit er gegangen war, war es still um sie herum, und in ihr geworden. Und diese Still war erdrückend schwer gewesen; zu mindestens in der ersten Zeit nachdem Colton die Herde verlassen hatte. Mit der Zeit wurde seine liebende Stimme von den Stimmen der restlichen Herde überdeckt. Sie fühlte sich fremd, mitten in ihrer Familie. So, als wäre sie allein auf der großen Welt, als hätte sie den Halt verloren. In der Herde fühlte sie sich zwar geborgen, aber einsam. Jedes Mal, wenn sie ihren Kopf erhob, durch die Herde blickte, merkte sie wie einsam das Leben ohne Colton sein konnte. Der Blick verschwamm, und sie zog sich zurück.  Die Zeit, die mit jeder Sekunde verstrich, machte das Leben erträglicher, aber nicht vollkommen. Es schmerzte, zu wissen, dass sich ihre Liebe meilenweit von diesem Ort befand. Sie war aus den Augen, aber nicht aus dem Sinn; nicht aus dem Herzen.
Lilian schloss die Augen, ehe sie einen sanften Kuss an ihrer Ganasche spürte. Seine Nähe, seine Zuneigung. Sie hatte nicht mehr gewollt, als endlich wieder an seiner Seite zu sein. Jedoch, einen Wimperschlag weiter, als sie ihre Augenlider wieder aufschlug, hatte sich Colton von ihr entfernt. Verwirrend schaute sie dem Hengst hinterher, wie er sich langsam von ihr wegbewegte. Sie verstand nicht, was mit ihm los war. Genoss er es nicht, sie endlich wieder zu sehen? War ihm die Nähe zur ihr fremd geworden? Hatten sie sich auseinander gelebt, in verschiedene Richtungen entwickelt?
Und doch, sie verstand es, irgendwie. Der Krieg, war schuld, dass er sich verändert hatte. War schuld, dass sie sich verändern würden? Die Zeit würde weitergehen, kam niemals zum Stillstand, und sie würden sich weiter mit der Welt drehen. Sie mussten wieder den Halt finden, um sich nicht zwischen Raum und Zeit zu verlieren. Colton kam zum Stillstand, blickte nicht zurück und Lilian schluckte den Klos in ihrem Hals runter, der sich in der vergangenen Zeit gebildet hatte. Sie fand immer die richtigen Worte für jede Situation, und doch hatte sie in diesem Moment Angst, dass falsche zu sagen.
„Colton.“, begann ihre helle Stimme Worte zu formen, ehe der Regen einsetzte. Große Tropfen voller Hoffnung fiel vom bedeckten Himmel auf die verwundbare Erde. Weine, denn im Regen sieht man die Tränen nicht. Doch Lilian blieb stark, wollte für Colton stark sein. Stumm blickte sie ihn an, versuchte Worte für diese Situation zu finden. „Wir bekommen das hin, mein Liebster.“ Ja, sie wollte ihm den Rücken stärken, für ihn da sein und ihm Mut zusprechen. “Ich werde mich um dich kümmern, und in ein paar Wochen wird es wie früher sein.“ Wunschdenken, wenn man nur lange über ihre Worte nachdachte. Die guten, alten Zeiten lagen tief in der Vergangenheit, tief vergraben, hinabgefallen in eine tiefe Schlucht. Irgendwie war diese Zeit verloren, aber nicht vergessen. Und, war es jemals möglich diese Zeit, die längst verloren war, nachholen?

Ich bin dabei, du bist dabei, wir sind dabei uns zu verlier'n.
Ich bin dabei, bist du dabei, bin ich dabei uns zu verlier'n?



29.06.2016, 17:37
»Calimero
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Miako.

 

Es war eine unangenehme Stimmung, wenn nicht sogar Spannung, zwischen den beiden, wie Cali fand. Irgendwie beunruhigte es ihn auch ein wenig.  Nervös ging er auf und ab. Dabei ignorierte er die Schneemassen völlig. Als der Schnee schmolz, waren seine Gedanken immer noch wo anders. So langsam bekam er kaum mehr etwas mit. Alles schien sich zu verändern, nur er blieb in der nahen Vergangenheit stecken. Er setzte sich hin und sah den Wolf an. Vorsichtig fing er an mit der Vorderpfote zu Graben. Seinen Blick noch immer auf den Wolf gerichtet. Irgendwie war der Hund so abwesend, dass er die Worte vom Wolf nicht so Richtig mitbekam. Erst spät merkte er, dass der Wolf etwas gesagt hatte. Was hatte er gesagt? Verlangte er eine Antwort? Entschuldigend sah er den Wolf an.  So langsam nahm er wieder mehr von seiner Umwelt war, denn er merkte das der Schnee fehlte. Endlich würde es in den schönen Sommer übergehen. “Freust du dich auf den Sommer?“ fragte er den Wolf und blieb nun ruhig sitzen.


06.07.2016, 07:31
»Miako
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Calimero



Noch immer war nicht sicher, wie er reagieren sollte. So sehr er sich auch bemühte gehorsam zu sein und alles richtig zu machen, für den Hund schien es immer das falsche zu sein.
Ihm war immer noch eis kalt doch mit der Zeit konnte er sich daran gewöhnen. Er bewegte sich nicht mehr als nötig.
Irgendwann war er vor erschöpfung eingeschlafen und erwachte erst viel später wieder.
Ob Calimero es wohl mitbekommen hatte? Er wagte nicht zu fragen.
Seine Ohren zuckten vorsichtig, als er angesprochen wurde.
Sommer?
Ja ich freue mich auf den Sommer. Und du? Noch immer war er vorsichtig.
Der Schnee war inzwischen geschmolzen und die Erde war mit dem ganzen Wasser überfordert. Wieder war er nass, doch langsam wurde es wärmer.
Noch immer wagte er es nicht einfach zu gehen. Und inzwischen wollte er es auch gar nicht.


06.07.2016, 23:22
» Colton
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Lilian ♥



Colton hatte sich nie vorstellen können, wie es wohl war, sich selbst zu verabscheuen, gar zu hassen. Für ihn waren derartige Gefühle immer unrealistisch und fremd gewesen; niemals hätte er es in Erwägung gezogen, dass er jemals etwas dieser Art empfinden würde. Umso schockierender war demnach nun die Erkenntnis, dass genau das eingetreten war: er widerte sich selbst an. Er verabscheute sich; hasste sich ganz und gar abgrundtief – und das ohne einen ersichtlichen Grund. Wie hatte das passieren können? Wieso war er so schwach und ließ diese negativen Gefühle überhaupt zu? Seine Stärke war immer sein Schutzschild gewesen; und ausgerechnet solch einer Wandlung hatte er nichts entgegenzusetzen? Das passte nicht zu ihm. Das alles passte nicht zu ihm, kein bisschen, überhaupt nicht! Colton spürte, wie Wut in ihm aufflammte und er biss sich gewaltsam auf die Lippen, in der Hoffnung, seinen Zorn damit zügeln zu können.
Er wusste, dass er ihr weh tat. Und zwar jetzt gerade in diesem Moment, wo er sich verwirrt und emotional überfordert einige Schritte von ihr entfernte. Colton fühlte sich in dem bestätigt, was ihm schon seit einigen Wochen bewusst war: er war nicht mehr gut für sie. Er würde ihr weh tun, jeden Tag aufs Neue – weil er nicht mehr der Hengst war, in den Lilian sich verliebt hatte. Weil er ihr nicht mehr geben konnte, was er ihr früher gegeben hatte. Und jetzt gerade fühlte es sich so fern an, diese Fähigkeit wieder zurück zu erlangen.
Es war so absurd, wenn man bedachte, wie bedingungslos er sie noch immer liebte. Lilian war noch immer der Mittelpunkt seines Lebens, die Achse, um welche er sich konstant drehte – warum nur stand er sich selbst im Weg? Warum fühlte sich das Richtige plötzlich so falsch an? Coltons Welt stand Kopf und er wusste, dass Lilian das spürte. Er sah es an ihrem Blick, fühlte es bei ihren Berührungen. Sein Mädchen grübelte, war verwirrt und verunsichert. Und das alles war einzig und allein seine verdammte Schuld.

Als sie seinen Namen aussprach, stockte dem braunen Vollblüter der Atem und er verharrte still. Scheinbar wie auf Knopfdruck begann der Himmel zu weinen und dicke, schwere Regentropfen stürzten sich auf die beiden Pferde hinab. Colton fühlte sich elend und das sah man ihm vermutlich auch an. Sein Blick suchte den ihren; entschuldigend und zerstreut.
Bei ihren Worten schlich sich ein schwaches Lächeln auf seine Lippen und seine dunklen Augen funkelten liebevoll. Der Braune war sich sicher, dass Lilian seine Zerrissenheit spürte und bereits versuchte, ihn zu verstehen. Womöglich suchte sie sogar bereits eine Lösung für das Problem; das würde ihr ähnlichsehen. Ein zartes Lächeln schlich sich bei diesem Gedanken auf seine Lippen und er spürte, wie ihm kurz warm ums Herz wurde. Es war die Eigenschaft, die er an Lilian am meisten liebte: ihre grenzenlose Fürsorge, ihre bedingungslose Hilfsbereitschaft, gar Aufopferung, die sie ihm schon immer entgegengebracht hatte. Colton wurde in diesem Moment schmerzlich bewusst, dass ihn niemals würde jemand so lieben würde, wie Lilian. Und andersrum genauso.
“Ich hoffe es,“ entgegnete er mit rauer Stimme, suchte ihren weichen Blick und versank förmlich darin. Lilian war noch immer bildschön, auch wenn die letzten Monate vermutlich auch an ihrer Substanz gezerrt hatten. Die Ungewissheit ob er jemals heimkehren würde, hatte ihr sichtlich zugesetzt. “Und es gibt nichts, was ich mir mehr wünsche als das.“ Dort weitermachen; so sein, wie früher. Bei dem Gedanken lief Colton ein wohliger Schauer den Rücken hinab. Damals hatten sie schon über Familienplanung nachgedacht, sich ihre gemeinsame Zukunft zurecht geträumt. Und nun? Heute wirkte alles schier aussichtslos und fremd.
“Ich verstehe selbst nicht, was mit mir los ist, Lilian. Es ist so komisch, so befremdlich. Ich kenne mich selbst nicht mehr.“ Der braune Vollblüter zuckte hilflos mit den Schultern, spürte, wie sein Puls in die Höhe schoss. Es war seltsam, es in Worte zu fassen – sich einzugestehen, dass man sich gerade bodenlos fühlte. “Aber das ändert nichts an meinen Gefühlen für dich!“ fügte er entschlossen hinzu, suchte abermals ihren Blick um sich in diesem festzukrallen. “Ich liebe dich noch immer abgöttisch, das musst du mir glauben,“ beharrte er eindringlich und zog sein Mädchen abermals zu sich heran, schmiegte sich zärtlich an sie. Dass seine Körperhaltung abermals steifer wurde, wusste er trotz allem jedoch nicht zu vermeiden.



18.07.2016, 10:24
» Sencillo
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Nova



Es war kalt geworden. Langsam aber sicher. Der Wind, der immer öfter über das Land jagte, war keine Erfrischung mehr, wie im Sommer. Er machte es, gerade zum Abend hin, oft einfach viel zu ungemütlich. Das Laub an den Bäumen verfärbte sich stetig in immer bunteren Farben. Die unterschiedlichsten Braun- und Rottöne, verschiedene Facetten von Grün. Wenn die Blätter fielen und das Sonnenlicht gut stand, könnte man denken es wären Edelsteine, die vom Himmel zur Erde fielen. Fast unbemerkt war der Sommer dem Herbst gewichen. Die Temperaturen schafften es kaum noch über 10 Grad. Immer früher verscheuchte die Nacht den Tag. Die meisten Zugvögel waren schon lange auf dem Weg in wärmere Gebiete.

Sencillo hielt inne, ließt den Blick langsam über das Land wandern. Erst vor einigen Tagen hatte der Hengst den beschwerlichen Weg über und durch das Gebirge hinter sich gebracht. Fast wie ein Zugvogel war er einem stillen Ruf gefolgt und hatte seinem Heimat verlassen. Nicht weil er es schlecht gehabt hatte. Nein, im Gegenteil. Nie war dem Buckskin etwas wirklich Schlechtes widerfahren. Er war fort gezogen, weil es auf dieser Erde noch mehr geben musste. Sencillo wollte die Welt entdecken, neue Bekanntschaften schließen. Und vielleicht würde er irgendwann wieder nach Hause gehen, der Herde seine Abenteuer erzählen und seinen wohlverdienten Ruhestand genießen. Vielleicht mit der Liebe seines Lebens an der Seite? Ein seichtes Lächeln umspielte die Lippen des Hengstes bei dem Gedanken daran irgendwann eine Stute sicher an seiner Seite zu wissen. Bisher war außer Freundschaft, die manchmal auch etwas tiefer ging, nie etwas gewesen.

Das Laub unter den Hufen flüsterte friedliche Melodien, als der Buckskin seinen Weg fortsetzte. Vorbei an Bäumen und Sträuchern, dem Geruch von Wasser nach. Sei Tagen hatte er nicht mehr richtig getrunken, geschweige denn seinen Magen gefüllt. Die feinen Ohren spielten leicht, vernahmen das Rauschen eines Wasserfalls. Und nur Sekunden später durchbrach Sencillo das letzte Geäst. Der faszinierende Anblick, der sich dem Buckskin bot, raubte ihm fast den Atem. Bis auf das Brechen des Wassers war nichts zu hören. Es war still, ruhig, friedlich. Erneut umspielte ein Lächeln die Lippen. Hier ließ es sich durchaus einige Tage aushalten. Erholung würde dem Hengst sicher gut tun. Bevor Sencillo seinen Beine wieder in Bewegung setzten konnte, Richtung kühlem Nass, drehte der Wind und trieb einen eindeutigen Geruch an seine Nüstern. Die Ohren zuckten, während die dunklen Augen tastend die Umgebung absuchten.



Wörter: 463

__________________

völlig normal sein
Wenn du abweichst, wirst du anders. Du spürst alle Blicke auf dir. Du kannst aus einer Meile Entfernung hören, wie über dich getuschelt wird. Du kannst schreien, und niemand hört einen Laut. Du wirst der Mutant, dem alle Gliedmaßen fehlen, aber nicht das verdammt Herz. Du wirst das Wesen, das irgendwann mal normal war, aber das ist dann so lange her, dass du nicht mal mehr weißt, wie das war.
07.09.2016, 20:58
»Nova
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Sencillo


Die kleine Wölfin stolperte von einem Wurzelstam zum nächsten. Die dunkeln Finger der Bäume standen in immer größeren Höhen aus der Erde heraus und machten es dem mageren Welpen schwer sich fortzubewegen. Zu geschwächt un abgemagert war sie nun schon. Hier und da hatte sie auf ihrem Weg an einem Gras geknabberte aber das hatte dem knurren in ihrem Magen keine Erleichterung geboten. Sie war nun einmal ein Fleischfresser und brauchte die eiweißreiche Nahrung um zu überleben. Viel zu lange hatte sie schon nichts richtiges mehr gegessen. Aber die Schnelligkeit, um sich einen Hasen oder eine Maus zu fangen besaß sie nicht. Genauso wenig wie die geschicklichkeit. Hier und da hatte sie noch etwas Ass gefunden, das wohl andere Wölfe liegen gelassen hatten. Aber bald nahm sie ein Rauschen war und hoffte, dort kleinere Tiere zu finden, die gerade ihren Durst stillten. Das wäre ihre Chance, aus dem Hinterhalt anzugreifen.
Nur musste sie nun wirklich leise sein und versuchen, auf keinen Ast mehr zu steigen, der unter ihren Pfoten zerbrechen konnte..

Was war nur in den letzten Tagen geschehen? Es fühlte sich an, als würde ein grauer Schleier über den Erinnerungen der letzten Tage schweben, denn egal wie sehr sich abmühte, sie war einfach blind durchs Leben gestolpert. Leben. Was konnte man daran schon Leben nennen? Sie war gerade Mal wenige Monate alt, hatte die ersten Wochen die Liebe ihrer Mutter genossen und so viel Milch getrunken, wie es ihr Magen aufnehmen konnte. Sie war schnell gewachsen und nahm eine Fellfarbe an, die so gar nicht ins Rudel passte. Sie trug eine Decke aus hellem Braun mit etwas grau. Aber nirgends erkannte man das rudeltypische Schwarz. Der Namensgeber, das Zeichen an dem man erkannte, dass man ihrem Rudel angehörte. Jeder in ihren Reihen war stolz auf diese Farbe, aber dadurch wurden sie auch mehr als hässlich zu Nova. Sie schubsten die kleine Wölfin durch die Gegend, die gleichaltrigen schwarzen Welpen hänselten sie oder aber zwickten sie in die Seiten, wenn sie zu nah an ihnen vorbei ging.
Mehr als nur einmal hatte sie sich in den Unterschlupf ihrer Mutter zurückgezogen und geweint. Aber das brachte den Rest nur noch zum tuscheln. Sie war eine Außenseiterin, ein Ballast für die Gemeinschaft. Und der finale Schlag war gekommen, als der Leitführer ihre Mutter vor die Wahl stellte, Nova auszusetzen oder selbst mit ihr zu gehen. Doch das konnte die selbst noch sehr junge Wölfin nicht, sie hätte es nicht geschafft, sich selbst und ihren Welpen über die Runden zu bringen und so musste Nova das schlechte Los in ihrem Leben hinnehmen.

Kurz schüttelte sie den Kopf. Jetzt hatte sich der Schleier kurz zurück gezogen, aber die Erinnerungen waren zu schmerzlich, um sie noch länger zu ertragen und so konzentrierte sie sich wieder auf die Beschaffung von Nahrung.
Sie pirschte sich auf leisen Pfoten an den kleinen See heran, der frisches und klares Wasser bot. Beim näher kommen erkannte sie auch, dass Kanninchen, dass gerade seinen Durst stillte. Wiedereinmal knurrte ihr Magen auf und bettelte geradezu um Essen, sie musste ihren Körper wieder mit Kraft füttern, sonst würde sie noch ganz zusammenbrechen.
Doch genau in dem Moment wo sie losspringen wollte, trat ein Pferd an den See und ließ sie vor Schock staucheln. Sie stieg genau auf einen Ast der unter ihrem Gewicht entzwei brach und das Kanninchen aufschreckte. Mit flinken Bewegungen verschwand es im Unterholz und war für Nova unerreichbar. Verzweifelt aufheulend ließ sie sich hinfallen und rollte sich zu einer Kugel zusammen. Sie hatte noch nie ein Pferd so nah kennen gelernt und wusste nicht, wie sie sich zu verhalten hatte. Aber kleinzumachen erschien ihr als die beste Lösung.


07.09.2016, 22:13
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Nova



Die Zeit verstrich. Sekunden wurden zu Minuten. Nichts geschah. Sencillo harrte auf der Stelle, nur wenige Meter vom kühlen Nass entfernt, dessen feuchter Duft seine Kehle brennen ließ. Er brauchte endlich Wasser um seinen Durst zu stillen, aber der kratzende Geruch verschwand nicht. Er wurde eher noch stärker. Eindeutig der Geruch von Raubtier. Trotzdem trug der Wind nicht einen Hauch von Gefahr mit heran. Das konnte nur bedeuten das Raubtier war geschwächt. Oder jung. Oder beides. Der Buckskin ließ den Blick weiter wandern. Scannte jeden Millimeter der Umgebung. Drehte in Gedanken jeden Stein um. Und dann ließ endlich das Geräusch von berstendem Holz den Kopf des Hengstes herum schnellen. Am Wasser erschrak ein Kaninchen von dem plötzlichen Geräusch, verschwand Haken schlagend im Unterholz. Da konnte Sencillo es sehen. Nicht mehr als ein zusammen gekugelter Haufen Fell, welches weder Anfang noch Ende zu haben schien. Die feinen Ohren des Hengstes hielten in ihrem Spiel inne, fixierten sich wie der Blick in Richtung des Raubtieres.

Es dauerte einige weitere Minuten, ehe sich Sencillo vorerst endgültig davon verabschiedete den Brand in seinem Hals zu löschen und seinen Körper in Richtung des Häufchens bewegte. Ruhig und bedacht. Immerhin konnte man nie wissen was so einem Jäger plötzlich in den Sinn kam. Es wäre zwar nicht gerade intelligent, vollkommen alleine ein viel größeres, noch dazu weitaus stärkeres Tier, anzugreifen, aber vielleicht war diese Fellkugel gar nicht allein? In ein paar Metern Abstand bliebt der Buckskin erneut stehen, die Augen und Ohren weiter auf dieses Etwas gerichtet. Sencillo wartete, doch es passierte rein gar nichts. Das Wesen schien klein, zu klein, um alleine umher zu wandern. Der Buckskin weitete die Nüstern, aber da war kein weiterer Duft von Raubtier. „Hallo...“ begann der Hengst schließlich das Rauschen des Wasserfalls zu durchbrechen. Ein prüfendes Wittern, ob er auch ja richtig lag mit seiner Vermutung. „...Kleines?“ Was fragte man solch ein Häufchen, was sich nicht rührte und einsam im Gestrüpp lag? „Bist du nicht etwas zu jung um allein zu dieser Uhrzeit herum zu wandern?“ Die Tonlage des Buckskin war ruhig, sanft, beinahe beruhigend. Zu einem solch jungen Wolf müsste man sicher nicht drohend oder dergleichen sein.

Der Hengst ließ kurz den Blick über den Körper der Kleinen wandern. Er schien dünn, viel zu ausgemergelt. Wenn man genau hinsah konnte man die Rippen sehen. Sencillo spielte mit den Ohren. War sie gewollt allein unterwegs? Oder wurde sie verstoßen? Vielleicht war ihr Rudel vernichtet worden? Sicher gab es unzählige Gründe, warum ein solch kleines Wesen allein bei Nacht umher wandertet. Und alle lösten in dem Hengst das Bedürfnis aus, sich diesem kleinen Räuber anzunehmen. Zumindest bis die Nacht vorbei war. Sie konnte sicher nichts dafür, das sie als Wolf und nicht zum Beispiel als Pferd geboren worden war. „Ist alles okay mit dir, Kleines?“



Wörter: 541

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Wenn du abweichst, wirst du anders. Du spürst alle Blicke auf dir. Du kannst aus einer Meile Entfernung hören, wie über dich getuschelt wird. Du kannst schreien, und niemand hört einen Laut. Du wirst der Mutant, dem alle Gliedmaßen fehlen, aber nicht das verdammt Herz. Du wirst das Wesen, das irgendwann mal normal war, aber das ist dann so lange her, dass du nicht mal mehr weißt, wie das war.
07.09.2016, 22:35
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Sencillo


Nova wusste sich nicht anders zu helfen, als einfach weiter still und unbeweglich liegen zu bleiben. So würde sie vielleicht übersehen werden. Aber wollte sie das? Vielleicht hatte sie ja Glück und etwas kümmerte sich wer um sie. In welcher Welt lebte sie denn? Niemand hatte sich bis jetzt je wirklich hingebungsvoll um sie gekümmert. Ja, ihre Mutter gab ihr die nötige Milch, aber in Gedanken hing sie etweder einem Verehrer nach oder irgendwas anderes beschäftigte die schwarze Wölfin. Aber so gut wie nie hatten sie etwas mit der braunen Wölfin zu ihren Pfoten zu tun. Nova hatte sich damit abgefunden, nirgends willkommen zu sein. Also war sie aufgestanden und einfach tiefer in das unbekannte Land vorgedrungen. Bis sie nun hier hinten gelandet war. An einem wunderschönen Wasserfall, der ihr gutes Wasser und die Möglichkeit zu jagen bot. Wenn sie es nicht, wie eben, vermasselte. Der Begriff Tollpatsch oder Elefant im Porzellanladen gaben sie perfekt wieder. Immerhin konnte sie nichtmal ein Kanninchen fangen, dass gerade seine Durst löschte. Aber das war wohl auch dem Pferd zuzuschieben, dass einfach neben ihr gestanden hatte und so bedrohlich die Nüstern in die Luft gereckt hatte. Aber sicher sein konnte sie sich nicht.
Als dann auch noch das Geräusch von näherkommenden Schritten immer lauter wurde, steckte sie ihren Kopf noch tiefer unter ihre Pfoten und betete, der Buckskinfarbene würde sie verschonen und ihr vielleicht freundlich begegnen.
Als er sie dann wirklich ansprach, zumindest nahm sie das an, konnte sie ihren eigenen Ohren nicht trauen. Langsam zog sie ihren Kopf so weit zurück, dass die Augen nicht mehr mit dem Fell ihrer Beine bedeckt waren.
Äußerst langsam hob sie ihren Blick und suchte vorsichtig den des Pferdes. Bei seiner Frage sah sie noch weiter nach oben und bemerkte dass es wirklich schon Nacht war. Kein Wunder, dass sich alle ihre Glieder so schwer anfühlten. Sie war todmüde, vielleicht nicht todmüde aber der Hunger schwächte sie doch sehr..
"Ich.. ich weiß es nicht." Kurz musste sie den Blick abwenden um sich nochmal zu sammeln. Was sollte sie dem Pferd auch sagen? Die Warhheit, dass sie verstoßen worden war, weil sie ein Kuckuckskind war? Oder doch eher, dass sie weggelaufen war und nicht mehr heim fand? Aber am Ende würde er noch alles daran setzen, sie nach Hause zu bringen. Das würde ihren sicheren Tod bedeuten. Ihr Leitwolf hat unmissverständlich klar gemacht, dass sie weder jetzt noch in zehn Jahren willkommen war oder sein würde.
"Ich wurde.. verstoßen.. Als Kuckuckskind war ich in dem Rudel nicht willkommen." Gab Nova nun nach einigen Minuten der Stille zu. Sie wollte nicht lange um den heißen Brei herum reden, dass würde nur schmerzhaft sein, wie viele kleine Messer, die in ihre Haut stachen, aber am Ende wusste der Buckskinfarbene auch nicht mehr.
Noch dazu wollte sie nicht als Weichei da stehen, was sie wahrscheinlich trotzdem tat, immerhin würde er das nasse Fell unterhalb ihrer Augen bemerken, das daher rührte, dass ihre Tränen nicht mehr zurückhalten hatte können.
"Wirst du mir weh tun?" Das war wohl ihre Wichtigste frage, bezüglich des Pferdes das nun über ihr stand. So fühlte es sich jedenfalls an, immerhin ragte er so hoch über ihr auf. Wieder knurrte ihr Magen auf, aber sie schenkte ihm keine Beachtung. Ihr Selbstschutz war stärker, als der Hunger, der sich durch ihren gesamten Körper zog.


07.09.2016, 23:15
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Nova



Es brauchte nicht lange, da bewegte sich die Fellkugel zu Sencillos Hufen. Kaum das seine Worte im Rauschen des Wasserfalls verklungen waren. Der Hengst beobachtete, wie sich das kleine Wesen zuerst noch mehr zusammenzog. Das das überhaupt noch ging grenzte schon fast an ein Wunder. Aber dann rührte es sich in die andere Richtung, wurde etwas mehr, größer. Und schließlich konnte der Buckskin erkennen wo der Anfang und das Ende der kleinen Räubers war. Sencillo konnte den Kopf ausmachen. Ein kleine, längliche Schnauze. Und Augen, die so winzig wirkten, wie kleine Kieselsteinchen. Das kleine Ding bewegte sich langsam, äußerst langsam. Fast so als hätte es Angst vor dem Hengst, dem dieser Gedanke ein leichtes Grinsen über die Lippen gleiten ließ. Ein Raubtier was Angst vor einem Beutetier hatte. Nun gut, verdenken konnte man es dem Häufchen auch nicht. Immerhin war es vermutlich sogar noch kleiner als der Kopf des Buckskin. Das Tierchen hob immer weiter den Kopf Richtung Himmel und schien nun erst zu bemerken, wie spät es überhaupt schon war. Das alles im Dunkeln lag und an jeder Ecke eine Gefahr lauern könnte.

Endlich reagierte das Wolfskind auch mit Worte. Stockend. Unsicher. Sencillo spitze die Ohren. Er musste sich anstrengen das leise, dünne Stimmchen zu hören. Um sie besser zu verstehen, senkte der Hengst seinen Kopf ganz sacht Richtung Boden, näher zu der Kleinen hin. Kurz ließ er die Worte auf sich wirken. "Ein Kuckuckskind also? Und das soll eine Rechtfertigung gewesen sein dich zu verstoßen?" Der Buckskin erwartete nicht wirklich eine Antwort. Vermutlich würde die Kleine nicht einmal wissen was Rechtfertigung bedeutete. Als die Wolken sich verzogen und den Mond freie Sicht schenkten, erhellte sich die Welt um die Beiden etwas. Sencillo stockte kurz, als sein Blick das Glänzen unter den kleinen Kieselsteinaugen bemerkten. Weinte sie etwas? Konnten Räuber weinen? Natürlich, warum auch nicht. Die folgenden Worte des Häufchens hätten den Buckskin beinah auflachen lassen, aber im letzten Moment besann er sich eines Besseren. "Ich? Dir weh tun? Ganz ehrlich, sehe ich so gefährlich aus? Wer von uns Beiden ist den hier das Raubtier, hm?" Ein kleines Schmunzeln konnte Sencillo sich dann doch nicht verkneifen. Als ob er einem kleine, unschuldigem Wesen etwas antun würde. Er war noch nie für Gewalt gewesen. Und er würde ganz sicher auch nicht wegen einem kleinen Wolfskind damit anfangen. Warum auch?

Der Wind frischte ein wenig auf, spielte mit dem Langhaar des Buckskin. Da drang ein Knurren an die feinen Ohren Sencillos. Hatte das kleine Ding tatsächlich geknurrt? Oder hatte sie vielleicht Hunger? "Wie lange hast du schon nichts gegessen, Kleines?" Was wollte er denn tun? Für sie jagen gehen? Das kleine Ding sah nicht so aus, als wenn es allein schon was erbeuten könnte. Der Buckskin reckte die Nüstern in den kalten Wind. Irgendwo aus der Nähe wehte der Geruch von noch nicht ganz so altem Aas herüber. Kein angenehmer Duft, aber mit Gras würde er die Kleine vermutlich nicht satt bekommen. Vielleicht war es wirklich töricht sich als Beutetier einem Raubtier anzunehmen, aber die Kleine würde ihm sicher nichts tun. Was auch? Ihre kleinen Spielzeugkrallen würden ihm wahrscheinlich nicht einmal ein Haar krümmen können. "Wie heißt du überhaupt?"



Wörter: 622

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07.09.2016, 23:38
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Sencillo


Die junge Wölfin hatte sich nun gänzlicher aus ihrer zusammengeknauschten Haltung herausgewunden. Während sie ihren Blick nicht von dem großen Pferd löste, dass über ihr stand, setzte sie ihre Pfoten auf den Boden auf und drückte sich schlussendlich mit dem Hinterteil vom Boden ab. Ihre Rute schwang dabei von rechts nach links aber davon ließ sie sich nicht ablenken. Immerhin konnte von ihrem Gegenüber immernoch eine angreifende Reaktion kommen. Vielleicht war das ja auch sein Revier, aus dem er sie raus haben wollte.
Doch das glaubte sie nicht mehr, als er sich vorsichtig zu ihr herunter beugte um ihren Worten zu lauschen. Seinen Worten zufolge, konnte er es nicht nachvollziehen, weshalb man Nova einfach so aus dem Rudel geworfen hatte, immerhin hatte sie weder eine Behinderung noch eine Fehlbildung oder etwas ähnliches.
Auch wenn sie nur wenige Monate alt war, kannte sie die Mimik, wenn jemand sich das Lachen verkneifen musste, schmerzlich gut. Jedem dem sie in ihrem Rudel über den Weg gelaufen war, musste sich das Lachen oder Kichern verdrücken. Sie war die Lachnummer, jemand der nicht in die eigenen Reihen passte. Aber was sollte sie dagegen machen? Zurück konnte sie nich und bis jetzt sah das Pferd auch nicht so aus, als würde es sie direkt aufnehmen. Wie auch? Sie war, wie er es gerade ansprach, ein Raubtier. Raubtier, sie brauchte Fleisch zum Überleben. Keine Kräuter oder das Wiesengras, dass hier in Hülle und Fülle gab. Ihre Nahrungsquelle musste man jagen und töten. Irgendwo in ihrem Inneren war ich das zuwider, aber was sollte sie gegen ihre Instinkte und ihre Triebe machen? Sich zu wünschen auch ein Pflanzenfresser zu werden, konnte sie sich für ihr nächstes Leben aufheben, aber nicht jetzt, wo sie so ausgehungert war.
Als er geendet hatte, blickte sie wieder zu dem Buckskinfarbenen hoch, zumindest nahm sie an, dass er männlich war, so klang er jedenfalls.
"Du bist doch viel größer als ich. Mit deinen starken Hufen könntest du mich doch leicht zu Tode trampeln.." Das wäre wohl auch der Wunsch des Rudels, die Schande wäre einfach weg. Keine Sorgen mehr, dass sie zurückkommen würde. Aber das war sowieso unvorstellbar. Sie wollte es nicht herausfordern auch noch verletzt zu werden. Genügten doch die Demütigungen schon, mit denen sie Tag ein Tag aus von den anderen Mitgliedern drangsaliert wurde.
Er musste wohl das Knurren gehört haben, wie auch nicht, er hatte mindestens genauso guten Ohren wie sie selbst.
"Ich weiß es nicht, aber mein Magen fühlt sich wie ein tiefes leeres Loch an.. Aber immer haut alles so schnell ab, dass ich es nicht erwische. Das Kanninchen von eben, ich war soo nah drann, aber dann musste ja der doofe Ast zerbrechen." Seufzte sie niedergeschlagen auf und ließ sich wieder auf den Boden sinken. Ihre Pfoten wollte das Gewicht nicht mehr tragen, auch wenn sie fast nur mehr aus Haut und Knochen bestand.
"Nova. Und du?" War er auch allein, so wie sie? Das würde erklären, weshalb er auch noch bei so später Stunde durch den Wald lief. 


08.09.2016, 19:04
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Nova



Sencillo beobachtete jede Bewegung des kleinen Bündels. Er verfolgte interessiert, wie sich die Kleine aufraffte, die verkümmerten Muskeln spannte. Erst straffte sie den vorderen Teil ihres kleinen Körpers und hievte dann letztendlich das Hinterteil in die Höhe. Die schmale Rute, welche viel zu lang für den Körper schien, pendelte leicht von rechts nach links. Was heiß das noch gleich in der Sprache der Räuber? Kurz erschien eine Denkfalte zwischen den dunklen Augen des Hengstes, aber er kam auf keinen grünen Nenner. Es konnte vieles heißen, aber etwas Gefährliches war nicht darunter. Zumindest nicht das Sencillo sich daran erinnern konnte. Der Buckskin ließ seinen Blick kurz über die Kleine wandern. Nun, im Stand, sah man deutlich die Rippen. Selbst die Hüftknochen waren zu erahnen. Ein trauriger Anblick. So jung und schon so gezeichnet. Ausgesetzt. Verstoßen. Im Grunde dem sicheren Tod überlassen. Sencillos interessierter, fast schon faszinierter Ausdruck in den dunklen Augen wich der Besorgnis um das kleine Leben zu seinen Hufen. Was hatte sie getan, das ihr so etwas angetan wurde?

Erneut erklang das zarte Stimmchen der kleinen Wölfin. Sie schien sicherer zu werden, mit jeder Minute, die Sencillo vor ihr stand und ihr nicht weh tat. Dachte sie wirklich er wäre Jemand, der einem so viel schwächeren Wesen etwas antun würde? "Nenn mir einen Grund warum ich das tun sollte?" Der Klang der dunklen Stimme war wirklich fragend. Sencillo interessierte, warum die Kleine auf solche Ideen kam. Sah er gefährlich aus? Wie ein böser, großer Mörder? Sah sie so etwas in ihm? Wo er doch im Grunde ein herzensguter Hengst war. Noch nie hatte er Jemandem weh getan. Zumindest nicht das er sich erinnern konnte. "Nein, keine Sorge. Ich wüsste wirklich nicht warum ich dich zertrampeln sollte. Du hast mir nichts getan." Wie um seine Worte zu unterstreichen bewegte sich der Kopf des Buckskin sacht hoch und wieder runter. Er würde sie eher schützen, statt ihr zu schaden. Ja, das kleine Ding löste einen Beschützerinstinkt in ihm aus. Manch anderes Pferd hätte die Kleine vermutlich sich selbst überlassen. Immerhin wäre die junge Fähe irgendwann auch erwachsen, würde jagen und töten. Das war eben die Natur von Wölfen. Aber jetzt, wo sie da so ausgemergelt vor dem Hengst stand, in den Augen immer noch eine Spur von Furcht, würde sie ganz sicher Niemanden in seiner Größe töten können.

Wieder schoben sich Wolken vor den Mond, tauchten die Welt in Dunkelheit. Kurz ließ der Buckskin seinen Blick zum Himmel gleiten. Wie lange würde es noch dauern, bis die Sonne sich am Horizont hervor schob und alles wieder etwas gemütlicher machen würde? Stunden? Minuten? Der Hengst wusste es nicht genau, aber im Grunde war es auch im Augenblick nicht von Bedeutung. Mit einem tiefen Atemzug wand sich Sencillo wieder der Kleinen zu, deren Stimme seine Gedanken unterbrach. "Nun, Nova, ich bin Sencillo. Aber falls dir das zu schwer ist, dann darfst du mich auch gerne Sen nennen." Ein seichtes Lächeln umspielte die Lippen des Hengstes. Sen, so wurde er nur von Familie und guten Freunden genannt. Die Kleine konnte das nicht wissen und vielleicht war das auch besser so. Sie sollte sich nicht zu viel einbilden. Sicher würde Sencillo ihr helfen, aber eine Freundschaft war wahrscheinlich doch sehr weit her geholt. Irgendwann würde Nova groß sein und dann solche wie ihn mit einem Rudel zusammen erjagen. Oder? "Hast du denn je gelernt zu jagen? Dich heranzuschleichen? All diese Dinge? Wie alt bist du denn? Mir scheint es als wärst du noch viel zu jung um all diese Sachen zu können?" Sencillo war sich eigentlich ziemlich sicher, das Nova kein jagen gelernt hatte. Immerhin hatte ihr Geburtsrudel sie verstoßen. Als ob ihr da einer das Überleben beibringen würde. "Weißt du, wenn du nie gelernt hast wie das geht, dann brauchst du nicht traurig sein, das du es nicht kannst. Alles braucht Übung und ich bin mir ganz sicher, irgendwann wirst du das können." Und der Buckskin war sich mehr als sicher. Dieses kleine Ding hatte bisher ganz allein überlebt, wenn auch mehr schlecht als recht, und das zeugte von einem unglaublichen Willen zu leben.



Wörter: 802

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08.09.2016, 19:49
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Sencillo


Nova dachte bei seinen Worten an die vielen Male als sie mit Worten geschlagen und gedemütigt wurde. Sie, die Missgeburt. Die Aussenseiterin, die weder die richtige Fellfarbe trug noch das reine Blut des Rudels in sich hatte.
Daraus schloss sie auch, dass der Rest der Welt sich ebenfalls gegen sie verschworen hatte. Anders konnte sie es gar nicht verstehen immerhin war sie so aufgewachsen, kannte nichts anderes als den Schmerz, der sich Tag um Tag in ihren Körper bohrte wie tausend Messerstiche.
Das war der Grund, weshalb sie, ohne zu zögern, annahm, der Hengst würde es auch tun. Weshalb auch nicht? Sie war eine Verstoßene. Nicht würdig, in dem eigenen Rudel zu leben..
"Ich bin eine Ausgestoßene. Nicht würdig gut behandelt zu werden." Kurz hob sie den Blick, senkte aber sofort wieder den Kopf.
"Mein Rudel.. ich gehöre nicht dazu. Als einzige habe ich ein braun-graues Fell. Mein Rudel hat die Ehre des schwarzen Fells. Es wird von Generation zu Generation weitervererbt.." Nun war sie raus. Die Wahrheit. Und die kleine Wölfin konnte nur abwarten, bis auch der Buckskinfarbene das verstand und sie allein lassen würde.
Wahrscheinlich hatte sich Nova schon mit ihrem Ende abgefunden. Dennoch züngelte irgendwo tief in ihr drinn ein Flämmchen der Hoffnung, an dem sie immer wieder pustete, damit es genug Sauerstoff hatte, um nicht aus zu gehen.
Ein aufatmen konnte sich der Welpe nicht verkneifen, immerhin hatte ihr Gegenüber gerade geschworen, sie weder zu verletzten noch sie zu Tode zu trampeln. Beides war doch schonmal ein Anfang, nicht?
"Sencillo.. Sen..." Sie probierte beides aus, wie es sich sprechen ließ und nahm sein Angebot an, ihn bei seinem Spitznamen zu nennen, denn das war deutlich einfacher. Und noch dazu ging es schneller, weniger Silben zu sprechen.
Sie konnte es sich nicht verkneifen, ihn ausgiebig zu mustern als er gerade seinen Gedanken nachhing. Vielleicht überlegte er gerade, was er nun mit ihr anstellen sollte, jetzt wo sie zum Teil auf ihn angewiesen war. Jedenfalls so lange, bis sie sich selbst ernähren konnte. Aber das hieß ja nicht, dass sie auch vor den anderen Gefahren geschützt war. Zwar hatte sie nur selten Kämpfe zwischen den Rudeln mitbekommen, weil sich nur wenige an die Schwarzen herantrauten, aber es gab bestimmt hier, in diesem Land, eine gewisse Rangordnung. Und Einzelgänger und Verstoßene würden bestimmt nicht weit oben in der Hierarchie stehen.
Als er das jagen ansprach legte sie den Kopf von einer Seite zur anderen. "Ich hab die anderen beobachtet. Auch wie sie spielerisch kämpfen, aber sobald sie mich bemerkt haben..." Sie stockte kurz und musste den Klos in ihrem Hals herunter schlucken, als die Bilder der Demütigung und des Schmerzes wieder auftauchten.
"Nein, selbst habe ich noch nie gejagt. Meine Mutter hat sich erst noch um mich gekümmert, bis sie gezwungen wurde mich auszusetzten.." Murmelte sie leise und als ein rauer Wind aufkam und durch ihr Fell stoß und sich in den Knochen festsetzte. Sie konnte nichts dagegen tun, denn ihre Pfoten bewegten sich von ganz allein auf den Hengst zu und ehe sie sich versah, hatte sie sich schon zwischen die Hufe gekauert, um sich vor dem Wind zu schützen.
"Ich bin erst wenige Monate alt. Aber genau weiß ich es nicht.. Aber ich brauche keine Milch mehr und meine Zähne sind auch schon da.."  Aber was das nun bedeutete wusste sie dann auch nicht.
Leise knurrte ihr Magen abermals, aber ihr war zu kalt, als dass sie sich weiter Gedanken über das Fressen machen konnte. Und müde. Sie war so unendlich müde..
"Meinst du? Die anderen im Rudel konnten das schon alle so perfekt..
Wie bist du hierher gekommen?"
Er sah nicht so aus, als wäre er verstoßen worden. Sein Leben war wohl ähnlich behütet gewesen, wie das der anderen Jungtiere in ihrem Rudel..


08.09.2016, 21:48
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Nova



Der Buckskinfarbene beobachtete die kleine Wölfin weiterhin. Studierte ihre Mimik, bemerkte jeder Veränderung im Ausdruck ihrer Augen. Nova versank kurz in Gedanken, wirkte weit weg. Dann erschien ein Blitzen von Schmerz in ihren kleinen Augen. Woran sie wohl dachte? An früher? Ob sie wohl auch gehänselt und verletzt wurde, damals im Geburtsrudel? Sencillo weitete die Nüstern und schnaubte kurz, dunkel, beruhigend. Die feinen Ohren des Hengstes gewöhnten sich langsam an das zarte Stimmchen der Kleinen. Mit jedem weiteren Wort, was der Wölfin über die Lefzen glitt, gelang es ihm das Rauschen des Wasserfalles auszublenden um ihren Aussagen zu lauschen. "Und nur weil du nicht wie die Anderen bist, sollst du kein Recht haben zu leben und gemocht zu werden?" Der Buckskin ließ eine kurze Pause. Zeit, damit Nova über ihre und seine Worte nachdenken konnte. Es war wirklich ein komisches, ja fast schon falsches Denken, was die kleine Braune an den Tag legte. "Ich finde das dumm. Anders zu sein ist muss nichts Negatives sein. Wo kämen wir denn hin, wenn immer alle gleich wären, hm?" Waren die Worte des Hengstes wirklich ernst gemeint? War es nicht Sencillos bestreben nur nicht aufzufallen, in der breiten Masse unterzugehen? Ja, im Augenblick waren sie wirklich todernst gemeint.

Die Ohren des Hengstes zuckten, als Nova seinen Namen aussprach. Leise, probierend, zart. Der Ausdruck in Sencillos Gesicht wurde weich, genauso wie der in seinen dunklen Augen. Irgendwie war sie schon niedlich mit ihren kleinen Kieselsteinaugen, den viel zu groß wirkenden Pranken, dem noch sehr flauschigem Welpenfell. Nova wurde mutiger, traute sich sogar den Buckskin zu mustern. Sencillo strafte unbewusst seine Haltung. Was sie wohl mittlerweile in ihm sah? Bestimmt keinen Mörder mehr, oder? Erneut erklang das kleine Stimmchen und der Hengst lauschte geduldig ihren Worten. Sie bestätigte, was er sich schon gedacht hatte. Man hatte Nova dem sicheren Tod überlassen. Wenn er nicht gekommen wäre, wie lange hätte sie es noch geschafft? Einen Tag? Oder vielleicht Zwei? Bevor Sencillo reagieren konnte, bewegte sich die Kleine und huschte zwischen seine Hufe. Ein kurzes, überraschtes Schnauben entkam den samtweichen Nüstern. Was tat sie da? Der Buckskin musste den Hals samt Kopf weit beugen um sie im Blick behalten zu können. Die Kleine hatte sich zwischen seine schwarzen Beine gekauert. Zitterte sie etwa? Wieder zerschnitt die zarte, kindliche Stimme das Rauschen des Wassers. Ihren Worten schwang viel Leid und Schmerz mit. Armes, kleines Wölfchen.

"Natürlich wirst du das irgendwann können. Du hast dich ganz allein bis hier her gekämpft. Da kannst du stolz auf dich sein." erwiderte Sencillo ruhig, bedacht, nachdem er sicher war, das Nova mir ihrer Rede geendet hatte. Er hegte keinen Zweifel daran, das die Kleine stärker war als sie glaubte. Kurz streckte der Buckskin die Nüstern in den Wind, der erneut durch die Geäste der Bäume und Büsche fuhr. Es war ziemlich kalt geworden. Bald würde der Winter herein brechen. Schnee und Eis würden das Land beherrschen. "Wie ich hier her gekommen bin? Na was denkst du? Mit meinen Beinen." Sencillo schmunzelte. Sicher war das nicht das, was die Kleine interessiert hat, aber Sencillo hegte den Wunsch das Alles etwas aufzulockern. Vielleicht konnte er Nova so von den dunklen Gedanken ablenken? Ein Tier in diesem jungen Alter sollte nicht soviel Schmerz ertragen müssen. Der Buckskin überlegte. Wie nun weiter? Was konnte er Nova Gutes tun? Sie brauchte Wärme. Und Nahrung. Bevor Sencillo wusste, was genau er da tat, senkte er die Schnauze Richtung Nova, zog die Lippen zurück und nahm sie am Nackenfell. Sacht und vorsichtig zog er den Kopf zurück, bedacht der Kleinen nicht weh zu tun. Er wusste, das Wölfe das so machten mit ihrem Nachwuchs. Sencillo drehte den Hals Richtung Rücken, reckte den Kopf und ließ Nova vorsichtig darauf ab. Ein prüfender Blick, ob die Kleine auch wirklich dort Halt finden würde, aber alles sah gut aus. "Wenn ich du wäre würde ich mich gut fest halten. Okay?" Ganz vorsichtig, langsam setzte sich der Buckskin in Bewegung, die Ohren in Richtung Wölfin gerichtet.



Wörter: 761

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Wenn du abweichst, wirst du anders. Du spürst alle Blicke auf dir. Du kannst aus einer Meile Entfernung hören, wie über dich getuschelt wird. Du kannst schreien, und niemand hört einen Laut. Du wirst der Mutant, dem alle Gliedmaßen fehlen, aber nicht das verdammt Herz. Du wirst das Wesen, das irgendwann mal normal war, aber das ist dann so lange her, dass du nicht mal mehr weißt, wie das war.
08.09.2016, 22:20
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Sencillo


Sie lauschte seinen Worten und hob dann eine Schulter. Sie hatte es nicht anders kennen gelernt und einfach hingenommen, dass sie wertlos war. Nur noch zum Wegschmeißen zu gebrauchen.
Seine Worte ließen sie nachdenklich werden. War sie es wert, gemocht und geliebt zu werden? Ja! Immerhin hatte sie nie einer Fliege was zu leide getan, noch sonst einem anderem Tier. Ihre Nahrungsbeschaffung würde ihr zwar noch probleme bereiten, wenn sie länger mit dem Pflanzenfresser unterwegs war, aber das würde sie hinnehmen. Sie musste nunmal Fleisch essen. Sie war immerhin als ein solches Tier geboren worden. Daran führte kein Weg vorbei. Egal wie sie es drehte oder wendete/em>
"Du hast Recht. Nur weil meine Mutter sich in meinen Vater verliebt hat und dieser aus dem verhassten Rudel stammt, heißt das ja nicht, dass ich unwürdig bin."
Entschlossen nickte Nova noch zur Bekräftigung. Das hatte ihre Mutter ihr noch erzählt, als sie allein an der Grenze zum Stillreich standen. Alle anderen waren schon gegangen, denn ihrer Mutter zollten sie Respekt. Sie hatte nur allen anderen gesagt, sie wäre vergewaltigt worden, um ihre eigene Haut zu retten. Das sollte die kleine Wölfin eigentlich rasend vor Wut machen, aber dazu wahr sie noch zu klein.
"Aber damit fällt man doch immer auf..." Murmelte sie und gab unbewusst die Gedanken des Buckskinfarbenen wieder. Aber wenn ihr Vater ein brauner Wolf gewesen war, musste das wohl nicht so unnatürlich sein, immerhin hatte sie nichts besonderes an sich. Nur ihr Rudel, nein das ihrer Mutter, war besonders und wollte das auch in die Welt hinausschreien..
Nova legte ihren Kopf vorsichtig, um den Hengst nicht zu erschrecken, immerhin war er das Fluchttier unter ihnen, an eines seiner Beinen, um das schwere Gewicht nicht mehr tragen zu müssen. Langsam fühlte sie es, dass sie immer schwächer wurde. Das Adrenalin der Aufregung verpuffte langsam.
Als er ihr so gut zusprach konnte sie ein kleines Lächeln nicht unterdrücken. Er was fest davon überzeugt, dass sie es schaffen würde und daran sollte sie auch glauben. Immerhin würde sie sich so auch besser anstrengen, jetzt wo sie jemanden hatte, der ihre Fortschritte beobachten würde. So klang es jedenfalls.
"Ich werde dich nicht enttäuschen!" Grinste sie zu dem Hengst hoch, als er seinen Kopf so weit zu ihr herabsenkte. Es war das erste Grinsen, dass sie je einem Lebewesen gezeigt hatte.
Bei seinen Worten, wie er ins Stillreich gekommen war, musste sie leise kichern. "Das meinte ich doch nicht! Von wo kommst du?" Formulieren wir es doch mal so, vielleicht würde sie ja jetzt eine ehrliche Antwort bekommen. Wobei sie zugeben musste, dass der Spruch ihre Laune merklich aufgelockert hatte.
Immernoch leise glucksend sah sie die weichen Nüstern vor ihrem Gesicht an, schreckte dann aber kurz zurück, als sie seine Lippen zurückzogen und sich die großen viereckigen Zähne öffneten. Er wollte doch nicht...? Doch. Noch ehe sie sich versah, hatte er sie am Fell in ihrem Nacken gepackt und hob sie vorsichtig hoch. Sofort schalteten sich ihre Welpenreflexe an und ihr Körper erstarrte und hielt ganz still, bis sie wieder etwas unter ihren Pfoten spürte. Und das war nicht der Boden. Sie fand sich nun auf seinem Rücken vor und blickte leicht geschockt auf den Boden, der nun so weit unten zu sein schien. Hoffentlich würde sie nicht das Gleichgewicht verlieren und runter rutschen...
Kurz blickte sie in seine dunklen Augen und musterte ihn verwirrt. Bei seinen Worten aber, realisierte sie erst wirklich, dass sie nun auf ihm reiten würde, oder wie man das auch nennen sollte. Schnell fasste sie eine dicke Strähne seiner Mähne und hielt sich daran mit ihrem Maul fest. Gleichzeitig ließ sie ihre Beine auseinander gleiten und legte sie mit dem Bauch auf seinen breiten Rücken und krallte sich vorsichtig in seine Seiten. So weit sie eben kam, aber sehr darauf bedacht ihm nicht weh zu tun.
"Tut das weh?" Murmelte sie besorgt und drückte ihre Nase tiefer in seine Mähne. Hier fühlte sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben geborgen und sicher. Es hallten keine Stimmen der Verachtung und Missbilligung zur ihr herüber.


09.09.2016, 21:22
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