Stillreich » Das Tal » Der Leuchtturm #1
» Atreus
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Mayla



Mittlerweile hatte Atreus das Gefühl, dass er derjenige war, der sie mit seinem ständigen Frage und Antwort- Spiel wach hielt. Es war offensichtlich, dass die kleine Fähe total ausgelaugt war und nichts mehr brauchte als ein paar ruhige Stunden Schlaf. Ihr Körper schien bereits jede mögliche Sekunde zu nutzen, um sich bereits ein wenig selbst herunterzufahren. Irgendwann könnte sie, so stark ihr Wille auch sein mochte, nicht mehr die Energie aufbringen dagegen anzukämpfen. Ein wenig schlecht fühlte er sich deswegen schon, denn Schlafentzug war schon seit Jahren eine der beliebtesten und wirksamsten Foltermethoden. Er war also soetwas wie ein Folterknecht, wenn auch ungewollt. Womöglich wäre es besser, wenn er von nun an schweigen würde, sodass sie einfach in die Traumwelt abdriften konnte. Zwar befürchtete der Graue, dass die aufkommenden Träume ebenfalls nicht glücklicher Natur sein mochten. Zumindest selten. War es jedoch nicht so, dass körperliches Leiden tödlicher war als psychisches? Sicherlich gab es dafür kein wahrheitsgemäßes Maß. Eine subjektive Einschätzung. So war es. Und doch kannte Atreus mehr Artgenossen, die an Krankheiten oder Verletzungen verstorben war, als an einem zugegeben wahnsinnige Geist. Daher sah er es als ausgesprochen notwendig an, dass man sich selbst ausreichend, lange Ruhephasen gönnte. Müdigkeit konnte man sich nicht ausreden. Albträume jedoch konnte man sich bewusst werden und sich somit in Sicherheit wiegen. Irgendwann würde man aufwachen. Nein, man konnte immer aufwachen. Manchmal brauchte man dazu etwas Hilfe und es war einem durchaus peinlich von Zeit zu Zeit schreiend aufzuwachen, insbesondere in Anwesenheit Fremder, denen man nicht vertraute.

Gut. Seine Augen landeten für einen Moment direkt in ihre haselnussbraunen. Oder auch nicht., murmelte er. Es bestand kein Zweifel daran, dass sie Hilfe benötigte und ein Rudel da wohl die einfachste Lösung für wäre. Aber wenn sie sich nicht wohlfühlte... wobei das nie so sein würde. Man mochte sich ein neues Rudel suchen wollen, doch in Wahrheit gab es nur eines, welchem man angehörte. Im Normalfall war dies die eigene Familie, dort wo man aufgewachsen war. Es gab Ausnahmen. Doch war es eine wundersame Gegebenheit, dass selbst Wölfe, die als Welpen vernachlässigt oder gar misshandelt wurden, ihre Eltern liebten. Womöglich da man ihnen dennoch so viel verdankte. Ohne sie wäre man nicht mehr am Leben, man wäre nicht einmal geboren. Vermutlich wäre es in diesem Fall einfacher neuen Anschluss zu finden, aber sonst war es nur allzu beschwerlich. Wenn es zu keinem einzelnem Mitglied des Rudels auch nur irgendeine Art der positiven Verbindung gab, so schien es als fehle ein Anker. Jemand, der einen sicher und geborgen an Ort und Stelle hielt.
Abermals erklang ein Seufzen. Es schien zu einer Gewohnheit geworden zu sein, wenn das Gespräch zu einem Thema überging, welches ihm nicht ganz so angenehm war. Somit fiel nahezu jedes Wort über das Soziale darunter. Kein Wunder, gehörte er doch für einige Zeit nicht zu der Art von Zeitgenosse, welchem man gerne über den Weg lief. Auch heute noch, hatten viele Vorurteile. Mittlerweile dürfte es Atreus bewusst sein, dass Mayla seine Geschichte weitestgehend kannte und ihn nicht verurteilte. Wer wusste schon, was aber der Gedanke tief im Innerem davon hielt. Der Rüde konnte sich ebenfalls einreden, all das sein nicht seine Schuld. Diese Vorstellung würde aber nie mehr erreichen, als nur seine äußere Erscheinung beeinflussen, denn sie schaffte es nicht einmal unter seine Haut, welche sonst doch so verletzlich war.
Nein., war wiederum seine knappe Antwort, führte aber alsbald fort, Wobei ich nie offiziell aus meinem altem Rudel ausgetreten bin. Gewissermaßen gehörte er also einer Gruppe an und selbst wenn keiner weiter überlebt haben sollte, so gehörte er im Herzen noch dazu. Im Herzen existierte alles weiter, was man dort bewahren mochte.

Es herrschte für einige Augenblicke Stille, nur Maylas Gähnen wagte sie einmal zu unterbrechen. Atreus lächelte leicht und legte seinen schweren Kopf wieder auf seine Pfoten ab.
Es dauerte nicht lange, da ging ihr Atem in das tiefe, gleichmäßige Ein und Aus einer Schlafenden Über. Diesmal störte er nicht. Ganz still lag er da, nur sein Herz versuchte sich automatisch ihrem anzupassen. Es würde diesen Zustand aber nie erreichen. Allein, da ihr Herz von Natur aus einen etwas anderen Rhythmus besaß, als seines. Nicht zuletzt aber, weil man diese Seelenruhe nur im Schlaf erreichen konnte.
Gedankenverloren schaute er in die Welt hinaus, welche sich immer mehr dem Winter anpasste. Feine Schneeflocken fielen herab und bedeckten den Boden nach und nach mit einer dünnen Decke. Es wäre sicher eine gute Idee Mayla zurück zum Rudel zu schaffen, bevor noch ein Unwetter über die hereinbrach. Zurück in Sicherheit und Gesellschaft. Eventuell wurde sie sogar schon vermisst. Sicherlich würde sie dort alles bekommen, was sie benötigte. Futter, eine schützende Höhle, nette Artgenossen, die einem auch mal zuhörten, hoffentlich auch ausgezeichnete Sorge bei Verletzungen. Genauso konnte Atreus aber ebenfalls noch eine Kleinigkeit geben.
Langsam stand er auf, um sie nicht zu wecken. Ebenso vorsichtig strich er ihr kurz über den Kopf, bevor er schnellen Schrittes nach draußen lief, jedoch nicht ohne sich nochmal umzudrehen. Sie schlief. Noch immer. Nach einem tiefen Atemzug setzte sich der Graue in Bewegung und umrundete das Gebäude. Seine Augen versuchten irgendeine Bewegung zu erfassen, das auf etwas lebendiges hindeutete. Tatsächlich schien ihm das Glück einmal Hold zu sein. Wenige Meter vor ihm, saß ein Kaninchen. Das sonst braune Fell, besaß durch den Fellwechsel einige hellere Stellen.
Kaninchen waren keine leichte Beute. Sie waren flink und wendig. Waren sie einmal in Bewegung, so hatte man kaum noch eine reelle Chance, vorallem nicht auf offener Ebene. Wie alle Lebewesen hatten auch sie eine Schwäche. Sie sahen nichts, wenn man sich ihnen direkt von vorne nährte. Und so trat er ganz leise auf es zu. Jeder Muskel des Wolfes war aufs Zerreißen gespannt. Im letzten Augenblick, als seine Beute sich gerade auf und davon machen wollte, sprang er ebenfalls mit einen Satz los. Seine Zähne bohrten sich schnell in das weiche, warme Fleisch. Töten konnte mitunter so einfach sein. Manchmal hatte er wirklich versucht sein Gehirn damit auszutricksen indem er sich vorstellte, dass seine Gegener nichts anderes als Rehe wären.
Eilig lief er zurück, stolperte beinahe zur Tür hinein.


06.12.2014, 18:11
»Mayla
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Atreus


Als sachtes Echo erreichten die Worte des Rüden noch ihren Geist, berührten ihn mit zarten Fingerspitzen und ließen sie dann völlig hineingleiten in die Welt der Träume. Gewiss würde sie sich nach ihrem Erwachen noch an das Gesagte erinnern können und sich damit beschäftigen. Für den Moment verspürte sie jedoch nur das drängende Bedürfnis nach Schlaf. Sachte hoben und senkten sich ihre schmalen Flanken, erfüllt wurde ihre Lunge von der Luft gleichmäßiger, ruhiger Atemzüge. Mayla bemerkte nicht einmal mehr, wie sich draußen weiße Flocken aus dem Himmel lösten und die Welt alsbald in einen hellen Anzug kleideten.

Ich lag an einem Birkenstamm
Und sah durchs grüne Schleierlicht,
Wie eine weiße Wolke schwamm
Im hohen Blau. Und ein Gedicht

Ward in mir. Leise sang mich's ein;
Ich schlief und lebte einen Traum:
Mir war's, ich war ein Kind, und klein
Stand neben mir der Birkenbaum.

So schmächtig zart; ich griff ein Blatt
Und blies darauf, da führte mich
Ein Sturm in eine große Stadt
Voll Lärm und Stöhnen fürchterlich.

Ein glühend Ungeheuer stand
Auf weitem Markt, und Dampf und Rauch
Spie aus sein Mund, und seine Hand
Riß alles her und riß mich auch.

Fraß alles Leben in sich ein,
Und alles Leben drängte sich
Zu ihm mit jammergellem Schrei'n;
So starb mit allem Leben ich.

Das war, den ich geträumt, der Traum.
Die weiße Wolke war nicht mehr,
Und über meinem Birkenbaum
Kroch wolkengrau ein Wetter her.


Sie fand sich wieder in einer grau-weißen Welt, die kaum durch definierte Formen oder gar andere Farben bestimmt war. Alles war schier verwaschen und verschwamm ineinander, sodass man nur mit Not die Umrisse eines Waldes erkennen konnte. Ein Seufzen hallte über die ungewisse Landschaft, jenes Seufzen, was sie wohl selbst in der materiellen Welt ausstieß. Sie wusste, was sie erwartete. Schritt um Schritt trat sie vorwärts, obgleich dort nicht wirklich etwas unter ihren Pfoten war. Vielmehr schwebte sie geradezu ein wenig in der Luft und bewegte sich schwerelos nach vorn. So gern würde sie die dunklen Augen hinter ihren Lidern verstecken, so gern sich vor dem verschließen, was sie nun abermals durchleben würde. Doch eine unsichtbare Macht hielt sie geöffnet und zwang sie ein ums andere Mal, sich alles anzusehen. Geburt, Leben, Tod. Als sie am Ort des Geschehens angelangte, ließ sie sich ruhig nieder. Spannung und gleichsam Verzweiflung lagen in ihrer Haltung, sodass es beinahe grotesk schien, wie sie aufmerksam und still einfach nach vorn blickte. Dort lag ein zierlicher Körper, mehr in Farben getaucht als alles andere. Er war gezeichnet durch rot-braunes Fell, ein weißes Gesicht, was allerdings vor Schmerzen verzerrt war. Doch dies war nicht sie, sondern ihre Mutter. Sie durchlebte nicht allein die Geburt und das Sterben ihrer Jungen, nein; sie betrachtete ihr ganzes Leben. Es war beinahe, wie man es aus Erzählungen von jenen kannte, die an der Schwelle zum Tod gestanden hatten. Im Zeitraffer lief alles ab und das in einer endlosen Schleife, bis sie irgendwann erwachte. Gepeinigt und vollkommen unerholt. Eine sanfte Stimme drang zu ihr vor, männlich, stark, Mut zusprechend. Wie immer konnte sie die Worte nicht verstehen, aber sie wusste, dass dies die Stimme ihres Vaters war. Ihre ganze Kindheit lang war sie von dieser begleitet worden und kannte so den Klang in- und auswendig. Die Geburt ihrer Selbst und ihrer Geschwister zog an ihr vorüber, wandelte sich in die ersten Laute der Jungtiere, ihre ersten Schritte. Von nun an konnte sie einfach sitzen und abwarten, denn jedes Mal wurde sie wie von allein einfach mit dem Geschehen davongezogen. Ganz so, als würde sie in einem Sog festsitzen, aus welchem sie nicht zu entkommen vermochte. Da war ihre erste Begegnung mit Amdír, damals, als sie noch so jung und unschuldig gewesen waren. In den Anfangszeiten dieses Traumes hatte sie bei dieser Szene noch gelächelt, wie sie beide tollpatschig ineinander hineingelaufen waren und sich auf den ersten Blick verstanden hatten. Inzwischen wünschte sie, das wäre nie passiert. Und so ging es weiter, erste Erkundungstouren, Jagden, größere Unternehmungen ohne jemand anderen als ihren besten Freund. Immer und immer wieder tauchte der dunkle Wolf in ihrem Sichtfeld auf, ohne dass sie es verhindern könnte. Zu sehr war er Teil ihres Lebens gewesen, zu stark hatte sie sich auf ihn verlassen. Doch das war nun nicht mehr wichtig. Ihr kleiner Körper bebte, während sie sich bereits auf das Schlimmste vorbereitete, was sie abermals erwartete. Viel zu schnell war sie bei jenem Teil angelangt, in dem Amdír sie deckte, sie zurückließ, sodass sie schließlich allein zurechtkommen musste. Dicker und runder wurde ihr Bauch bei jedem Schritt, bis sie sich irgendwann selbst dabei beobachten konnte, mit vor Schmerzen zuckenden Muskeln gen Boden zu sinken. Dort waren sie, einer nach dem anderen, diese unschuldigen kleinen Fellknäuel. Schwer musste die Fähe schlucken, als sie sah, wie ihr Nachwuchs sich regte und noch quicklebendig war. Doch nicht lang. Einer nach dem anderen verstarb ebenso schnell, wie er geboren worden war. Tränen rannen ihre Wangen hinab, so wie jedes Mal, wenn sie schlief. Nach ihrem Erwachen konnte sie immer wieder die getrockneten Spuren auf ihrem Fell spüren. Inzwischen war sie in ihrem Traum aufgesprungen, weinte, zitterte, verzweifelte. Doch all das Flehen und Bitten brachte nichts. Einmal. Zweimal. Dreimal. Eine Endlosschleife des Schmerzes.

Der zarte Körper bäumte sich auf. Nur wenige Wimpernschläge später stand sie auf ihren Pfoten, die Augen weit geöffnet, der Atem schwer. Tränen tropften auf den Boden hinab und sie konnte das Zittern ihrer Muskeln nicht beherrschen. Es war einfach zu viel. Vorhin noch hatte sie über das Erlebte geredet, wohl auch in der Hoffnung, dass es so ein wenig besser werden würde. Doch vielmehr fühlte sie sich nach diesem Traum nun noch miserabler als sonst. Ihr von Schmerz und Trauer erfüllter Blick wanderte auf den Platz neben ihr – einen leeren Platz.
Mayla konnte es ihm nicht einmal verübeln.
Die Rot-Weiße stürzte geradezu nach vorn, die Sicht verschleiert von heißen Tränen. Sobald sie den Schutz des Raumes verließ, griffen die eiskalten Klauen der winterlichen Natur nach ihr und gruben sich bis unter ihr Haarkleid. Doch das kümmerte sie nicht. Ihre Pfoten wühlten sich durch die dünne Schneeschicht, während sie sich blindlings nach vorn bewegte, dabei jedoch langsamer wurde, immer langsamer, bis eine letzte Kraft sie in einiger Entfernung zum Rand der Klippen zum Stehen brachte. Stumm weinend ließ sie sich in den Schnee sinken, zitternd, die Augen fest auf das schäumende Meer gerichtet. Sie hatte nicht einmal die Gestalt Atreus‘ wahrgenommen, welche gerade aus der Ferne aufgetaucht und wieder zurück in das Gebäude gekehrt war. Es tat weh, so weh. Kein körperlicher Schmerz könnte schlimmer sein als jene Wunde, die dort in ihrem Herzen schwärte. Alles hatte sie gegeben und doch waren sie von ihr gegangen. Mayla presste ihre Augen fest zusammen, in der Hoffnung, ihre Atmung wieder etwas zu beruhigen. Doch zu sehr wurde sie erschüttert durch ihre eigenen Tränen als dass ihr dies gelingen könnte. Warum nicht einfach die paar Meter bis zur Klippe gehen und springen? Diese Steine dort unten würden sie in Windeseile das Leben kosten, jeden Knochen in ihrem kleinen Körper zerbersten lassen. Alsbald tauchten die dunklen Augen wieder hinter den Lidern auf, fest auf den ungezähmten Ozean gerichtet. Ob das wirklich befreien würde? Vielleicht wäre sie auch im Jenseits gequält von diesen Schmerzen. Wann nur würde es enden, wann würde dieser Schmerz sie endlich verlassen? Sie hatte dieser Welt doch nichts getan.


08.12.2014, 19:33
» Atreus
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Mayla



Als er über das untere Stück Holz stolperte, welches noch von der ursprünglichen Tür übrig war, musste er sich das Fluchen mit aller Gewalt verkneifen. Es war noch nicht einmal der Höhepunkt der Wintermonate erreicht und dennoch reichte die Kälte und der Schnee bereits aus, um seine Pfoten so taub werden zu lassen, dass jeder Schlag um ein vielfaches mehr wehtat. Normalerweise hätte er das Ganze übergangen und hätte sichergestellt, dass er nicht wie ein völliger Idiot aussehen musste.
Seine braunen Augen hoben sich, fanden jedoch nichts als einen leeren Raum wieder. Langsam legte er den leblosen Körper des Kaninchens auf den Boden. Mayla., fragte er leise in den Raum. Vielleicht hatte sie sich vor Angst versteckt, als sie alleine aufgewacht war. Er trat ein paar Schritte in weiter hinein, bevor er erneut ihren Namen wiederholte und sich suchend nach ihr umschaute. Diesmal aber schon etwas sorgenvoller. Selbst wenn sie klein und dünn war, gab es nicht allzu viele Möglichkeiten sich groß zu verbergen.

Ein dumpfes Gefühl ließ ihn herumfahren. Sie war weg. Weggelaufen. Seine Augen kniffen sich leicht zusammen, als er das Indiz dafür im Schnee entdeckte. Ein Abdruck, der ihm in seiner Eile natürlich nicht aufgefallen war. MA..., doch der Ruf wurde durch das laute Klacken von aufeinanderschlagenden Zähnen unterbrochen. Man sollte meinen, dass da gar keine Zeit zum Realisieren der Situation war, als der kräftige Rüde im nächsten Moment schon auf sie zu sprintete. Tatsächlich wusste er nicht recht, was geschah. Atreus war sich jedoch sicher, dass sie nichts von dem tun würde, was er glaubte sie sei im Begriff zu tun.
Kaum hatte er sie erreicht, riss er sie mit einem Ruck von dem Abhang fort und auf die Beine. Es war eine Leichtigkeit für ihn. Sie wog nahezu gar nichts und hatte auch nicht wirklich die Möglichkeit sich gegen diesen plötzlichen, groben Übergriff zu wehren. Was, fauchte er sie an, das dumpfe Grollen aus seiner Brust unüberhörbar,glaubst du hier zu tun? Er ging einige Schritte auf sie zu, drängte sie so noch weiter ab von den todbringenden Klippen. WAS DENKST DU DIR? MEINST DU NICHT ICH HABE GENUG IN DIESER BESCHISSENEN WELT STERBEN SEHEN?, brüllte er die braune Fähe an, WAG ES DIR JA NICHT! Sein Körper hatte eine lauernde Haltung eingenommen. Die Hinterläufe sprungbereit angewinkelt, das Fell gesträubt, die Ohren angespannt nach hinten gerichtet und auch seine Lefzen entblößten beim Sprechen seine Zähne. Man könnte meine, dass er Mayla in der Luft zerfetzen würde, wenn sie nur einen falschen Schritt machte. Tatsächlich wäre er bereit sie wenn nötig auch mit Gewalt von ihrer dummen Idee abzubringen. Doch war er nicht aggressiv. Vielmehr verwirrt. Er war nicht nur verbal kein großartiger Redner, auch sein körperlicher Ausdruck hatte so einiges einbüßen müssen. Die feinen Nuancen zwischen Enttäuschung und Wut? Verschwindend gering. Er griff also automatisch auf das zurück, was ihm am bekanntesten war. Nur noch einen, Mayla. Nur noch einen und ich..., seine Stimme brach. Spätestens nun war klar, dass es nichts anderes als Angst war, die Atreus in diesem Moment beherrschte. Die Angst davor noch jemanden zu verlieren und auch noch Schuld dafür zu tragen. Wieder ein Mörder zu sein.

Noch einige Male sah es so aus, als wolle er seinen Satz beendet, stattdessen starrte er sie aber nur zitternd an. Er wusste nicht was er fühlte. Irgendwie war da alles. Wut. Enttäuschung. Angst. Und gleichzeitig eine Leere.
Warum sollte er das auch noch fortführen. Er wusste doch eh nicht, was er tun würde. Sich ebenfalls umbringen? Total wahnsinnig werden und weil er wohl doch dafür da war weiter morden? So viel war sicher, es würde etwas grausames sein. Etwas falsches.
Sein dunkle Augen wanderten an der kleinen Fähe auf und ab, während er versuchte seinen bebenden Leib in irgendeiner Weise zu beruhigen. Jetzt war er hier. Nichts mehr würde passieren. Nicht solange er hier war. Das versuchte er sich zumindest einzureden und es klang fast so wie etwas was so ein Superheld immer versprach. Doch bei dem Wolf handelte es sich nicht um solchen.
Warum?, wisperte er. Ich versuche dir zu helfen. Zugegeben war er darin nicht gut. Offensichtlich. Trotz allem was er gesagt hatte, was sie ihm und er ihr anvertraut hatte, wollte sie sich umbringen; das sprach nicht gerade für eine Qualität in diesem Bereich.


09.12.2014, 00:30
»Mayla
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Atreus


Sie fühlte sich so machtlos, als ihr kleiner Körper empor gerissen und immer weiter von der Klippe zurückgedrängt wurde. Wenngleich sie die hastigen Schritte hinter sich durchaus vernommen hatte, so war sie auf etwas Derartiges bei Weitem nicht vorbereitet gewesen. Unaufhörlich flossen die Tränen ihre Wangen hinab, während sie versuchte, ihr Gleichgewicht halbwegs wiederherzustellen. Schnee war bei diesem regelrechten Überfall hochgeschleudert worden und lag nun auf ihrem dichten Pelz, wo die einzelnen Kristalle langsam zu klaren Tropfen dahinschmolzen. Vor ihr stand Atreus. Das Gebrüll, welches seine Kehle verließ, schmerzte regelrecht in ihren Ohren. Aber obgleich da diese hohe Lautstärke war, wirkte es doch so, als würde alles sehr viel langsamer bei ihr ankommen. Jedes Wort schien sich erst durch unzählige Schichten von Watte drängen zu müssen, ehe es sich in ihren Gehörgang bohrte. Mayla wusste selbst nicht genau, ob sie dem Rüden gerade zuhörte oder nicht. Einerseits vernahm sie jedes einzelne Wort, andererseits starrte sie ihn nur regungslos durch einen Tränenschleier an, während ihre Konzentration vielmehr auf die Bilder in ihrem Inneren gerichtet war. Bilder von jenem Traum, der sie immer und immer wieder heimsuchte und ihr nicht einmal im Schlaf einen Funken von Frieden ließ. Als würde selbst ihr Körper diesem eigentlich doch bloß mentalen Druck nicht mehr standhalten, sank er einfach dem Boden entgegen. Erneut war da diese Kälte an ihrem Bauch, die sich durch ihr Fell hindurch und bis unter ihre Haut fraß. Zumindest würde sie allein deshalb nicht wieder einschlafen. Früher hatte der Schlaf ihr eine wohltuende Ruhe geboten, inzwischen war er eine der größten Qualen. Wie nur würde sie es schaffen, dass es aufhörte?


Als wäre ich gesprungen. Ihr Flüstern war nicht mehr als ein zarter Hauch, der ihn kaum zu erreichen vermochte. Aber ja, tatsächlich, als wäre sie gesprungen. Die Rot-Weiße wäre niemals in der Lage gewesen, den letzten Schritt zu tun, um in die dunkle Tiefe und ihre tückischen Felsen hinabzustürzen, somit vielleicht eine endgültige Erlösung zu erreichen. Nein, das wollte sie doch gar nicht. Selbstmord war der allerletzte Ausweg den sie noch nicht zu wählen bereit war. Einzig und allein ihr Zusammenbruch, welcher den wiederkehrenden Traum als Ursache hatte, war dafür verantwortlich, dass sie nun hier lag. Hätte sie sich beherrschen, beruhigen können, dann würde sie nun wohl stumm weinend dort drin liegen und sich nicht weiter rühren. Hätte, würde, könnte. Jetzt befand sie sich hier, starrte stumm auf die Pfoten des Rüden vor sich und sprach kein weiteres Wort. Es hätte ja doch keinen Sinn. Atreus war viel zu aufgebracht, um ihr überhaupt zuzuhören. Wahrlich, er hatte mit Sicherheit genug sterben sehen. Ein Toter zu viel mochte einen in den Wahnsinn treiben. Allerdings sah sie keinen Sinn darin, warum er sich derart um sie sorgte. Warum es ihn anscheinend so wütend machte, dass er sie am Rand der Klippen entdeckt hatte. Sie war ein Wesen von vielen, keiner würde ihr eine größere Bedeutung zugestehen in der Geschichte dieser Welt. Natürlich hatten sie sich einander anvertraut und das hatte vielleicht ein dünnes Band zwischen ihnen geschaffen, was solche Reaktionen hervorrufen könnte. Aber dennoch verstand sie es nicht. Letztendlich jedoch machte so und so alles herzlich wenig Sinn. Diese Welt, der Krieg, der Tod ihrer Jungen, ihr bloßes Dasein. Es schien doch alles so bedeutungslos, wenn sie einmal mehr von der nackten Erinnerung gequält wurde.


Nur noch einen, Mayla. Nur noch einen und ich.. Und was? Nur für einen Moment hob sie den Blick und richtete ihn auf das Gesicht von Atreus. Alsbald jedoch lagen ihre dunklen Augen wieder auf der undurchdringlichen Schneedecke. Momente der Stille vergingen und sie sah nur, wie der bislang doch so beherrschte Rüde bebte, wie seine Muskeln vor Spannung zu zittern schienen. Seinen Satz führte er nie zu Ende. Sie hob eine Pfote und schob sie über ihre eigene Nase, während sie für einen Moment die Augen schloss. Die Tränen waren noch längst nicht zu kontrollieren, rollten stetig hinab wie ein endloser Strom. Es ist so viel. Zu viel. Es war halb eine Antwort auf seine Frage, halb nur etwas, was sie zu sich selbst sagte. Mayla wusste selbst nicht, wie lange sie dem Ganzen wohl noch standzuhalten vermochte. Es war, als würde man jemandem immer wieder einen seiner größten Fehler vor Augen halten. Nur dass sie stets ihre Jungen sah, ihre geliebten Jungen, wie sie von der Eiseskälte dahingerafft wurden. Der Umstand, dass nun Winter war, ließ die Erinnerung umso frischer wirken. Es schien beinahe, als würde die Wunde in ihrem Herzen deshalb wieder neues, warmes Blut hervorbringen. Mit einem Mal raffte sie sich auf, setzte sich auf ihre Hinterläufe und drehte sich von dem Rüden fort. Du kannst mir nicht helfen, Atreus. Niemand kann das. Vielleicht ist es für dich besser, wenn du mich einfach hier zurücklässt. Schnee rieselte aus ihrem Fell hinab, während sie bebend stumme Tränen weinte. Das war für ihn keine indirekte Aufforderung zum Gehen. Es war einfach eine Tatsache. Er allein war schon eine so geschundene Seele, sie mit ihren eigenen Problemen würde diesen Umstand nicht besser machen. Bislang hatte sie auch ohne jemanden überlebt, der ihr geholfen hatte. Die Phase direkt nach der Geburt war hart gewesen, aber sie hatte diese überstanden. Da würde sie auch jetzt zurechtkommen, ohne die Nerven von jemandem in irgendeiner Form zu strapazieren. Zuletzt wären da ja noch die Fenrir Ano, wenn sie absolut keinen anderen Ausweg mehr wusste. Ja, vielleicht sollte sie sogar versuchen, bald zu dem Rudel zurückzukehren und sich an der Eingliederung zu versuchen. Vielleicht würde so ein Neubeginn ja das Vergessen bringen. Doch die Fähe bezweifelte es, denn was schon könnte neu genug sein, um solch eine Erinnerung zu löschen? Vermutlich rein gar nichts, insbesondere nicht die schlichte Übernahme von irgendwelchen Aufgaben. Ihre dunklen Augen schienen ins Nichts zu starren, während in ihrem Inneren eine Art Schatten des wohl bekannten Traumes seine Kreise zog. Beinahe wie ein Dämon, der in jedem Augenblick erneut zuschlagen könnte.


11.12.2014, 22:49
» Atreus
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Mayla



Seine dunklen Augen wanderten noch immer unruhig an ihren schmalen Körper auf und ab, darauf jede Bewegung auf ihn zu und somit wieder näher an die Klippe zu bemerken und abzufangen. Doch es schien nicht so, als wäre sie dazu in der Lage, selbst bei seinem Übergriff hatte sie sich nicht eine Sekunde lang gewährt. Nicht einmal reflexartig. Entweder hatte sie es im Gefühl gehabt, dass er es gewesen sein musste oder es wäre ihr wahrlich egal gewesen, wenn es ebenso ein Unbekannter hätte sein können, der sie augenscheinlich grundlos angriff. Stattdessen sank sie nun zu Boden und verweilte dort.
Die Fähe war so unheimlich still. Von Beginn an, hatte sie nie den Eindruck hinterlassen, dass sie seinem zornigem Gemüt auch nur ein einziges Wort entgegensetzen könnte. Fast so, als würde sie sich niemals im Leben durchsetzen. Dabei wäre es so einfach. Atreus wäre sicherlich keiner, der in diesem Fall noch rasender werden würde, sie angriff oder gar verletzen würde. Ganz im Gegenteil, es würde es ihm um einiges leichter machen seinen Körper wieder zu beruhigen. Was auch immer es sein mochte. Dass es nicht nötig sei, sie derart anzuschreien. Oder warum er einmal verschwunden gewesen war... Sozusagen den Schock mit einem weiterem behandeln. Wer erwartete von Mayla schon solch einen überraschenden Ausbruch? Doch dies geschah nicht, so war der gehetzt wirkende Rüde gezwungen sich selbst um eine gleichmäßige, ruhige Atmung zu bemühen. Wie aber sollte dies gelingen, wenn einem das Herz in der Brust schlug, als habe man soeben eine kilometerweit führende Flucht ins fremde Nirgendwo hinter sich.

Atreus versuchte es ihr gleichzutun, jedoch war er zu ruhelos. Es dauerte nur einen Augenblick, bevor er wieder aufsprang und womöglich angefangen hätte vor ihr auf und ab zu laufen, wenn er die Gewissheit gehabt hätte, dass dies hilfreich sei. Für einen Moment fingen seine Augen, die der Braunen auf. Der Moment verging aber so schnell, dass ihm nichts übrig blieb als die Enttäuschung darüber, dass sie noch immer nichts sagte hinunterzuschlucken.
Alarmiert spitzen sich seine Ohren, als der Schnee unter ihr knirschte und sie sich umdrehte.
Ach hör doch auf!, meinte er noch immer von den Geschehnissen erregt. Wenn Hilfe für dich so aussieht, dass deine Welpen nicht gestorben wären und die schmerzhaften Erinnerungen damit verschollen, dann hast du recht. Dann kann ich dir nicht helfen oder überhaupt irgendwer. Noch immer musste er nun auf ihren Rücken starren, was ihn zugegeben arg auf die Nerven ging. Seinem Gegenüber nicht direkt anschauen zu wollen, war eine Sache. Sich jedoch ganz abzuwenden und ihn damit viel mehr Ignoranz als Gehör zu schenken, eine ganz andere. Aber..., er unterbrach sich selbst, seine Zähne knirschten leicht. Mayla, schau mich an., verlangte er schließlich von ihr und trat ein paar Schritte auf sie zu. Da der Rüde offensichtlich nicht in der Position war, etwas von ihr einzufordern, wartete er gar nicht recht ab, bis sie sich ihm zuwandte. Aber ich habe irgendetwas getan. Oder nicht? Es kam selten vor, dass er von sich selbst behauptete, etwas erreicht zu haben und doch, hatte die Fähe sich mehrmals bei ihm bedankt. Sie war mit der Zeit aufgetaut und hatte mit ihm belastende Dinge besprochen. Und schlussendlich hatte sie geschlafen, seit Gott weiß wie lange. Zumindest hatte er den Eindruck, dass ihr Schlaf ein guter gewesen war. Ihre Seiten hatten sich gleichmäßig bewegt. In ihrem Atem war keine Hektik zu verspüren gewesen. Vielleicht war dies aber auch alles nur schöner Schein gewesen. Falsche Interpretation seinerseits, denn wie viel wusste er denn schon über andere. Er kannte doch sich selbst nicht einmal richtig. Er erwartete von sich selbst, das Richtige zu tun, dabei wusste er nicht was dazu gehörte.

Tatsächlich hatten sich seine Muskeln wieder derart entspannt, dass er nun in der Lage war, sich hinzusetzen. Eine weit aus bequemere Position. Seine Stimme war nur einem Flüstern gleich Ich hatte dir gesagt, du bist jetzt nicht mehr alleine. Wie genau er dieses Versprechen einhalten wollte, war ihm nicht bewusst. Wenn er sie jedoch bei ihrem Rudel ablieferte, so war es gehalten. Womöglich hatte er mit dieser Aussage aber auch gar nicht allzu sehr auf der körperliche Ebene beharrt, sondern vielmehr die psychische. Es gab nun jemanden, der über ihre Vergangenheit Bescheid wusste, warum sie so war wie sie es eben ist. Die beiden Wölfe hatten sozusagen einander Geheimnisse anvertraut, welche sie nun für ebenso füreinander hüteten. Es kam gar nicht in Frage, dass er nun davon erzählen würde, damit jeder wusste was in Maylas Leben geschehen war. Geteiltes Leid war bekanntlich halbes Leid. Sagte man.
Es gab aber jemanden der nun alleine war. Es war so irr, dass ihm dies gerade nun einfiel. Das Kaninchen. Vorsichtig räusperte sich: Da drin liegt ein Kaninchen. Er deutete wieder in Richtung des Gebäudes. Direkt am Eingang würde das tote Wesen liegen, noch immer unversehrt, bis auf die Bissmarken, welche ihm das Rückgrat gebrochen hatten. Es sei denn, die Ratten hatten bereits Gefallen daran gefunden oder in dem Gemäuern hatte sich ein Marder versteckt. Das deinen Magen füllen sollte. Für den Moment jedenfalls. Aber dann war sie ja an diesem Abhang aufzufinden gewesen.

Für einen Moment legte sich wieder Stille über die beiden. Die Situation hatte etwas komisches.Aus redenden, regelrecht aneinander geschmiegten Wölfen, waren plötzlich welche geworden, die sich distanziert beäugten. Nun Atreus war nicht wütend. Nicht wirklich und so würde er es ihr auch nicht weiter verübeln. Dass er schockiert und enttäuscht war, konnte man jedoch spüren. Die Frage war von wem. Mayla oder sich selbst?
Entschuldigung., murmelte er, bevor der Rüde aufstand und an ihr vorbei lief. Die Wölfin würde sich nicht mehr umbringen. Dachte er oder vielmehr hoffte. Und wenn es tatsächlich so sein wollte, dass dies ihr Plan war, so konnte er sowieso nicht vielmehr tun, als den Zeitpunkt dafür hinauszuzögern. Und das nicht bis ins Unendliche.
Als ihm das eine Wort über die Lippen gekommen war, wusste er nicht, weshalb. Wofür entschuldigte er sich? Dafür, dass er einen Suizid verhindert hatte? Sie ziemlich grob angepackt und angeschrien hatte? Vielleicht auch seine bloße Anwesenheit, denn sie hatte schließlich die Auffassung, es wäre besser er ginge.
Er hatte sich bereits einige Schritte entfernt, als er sich noch einmal umwandte. Ich geh nicht fort. Ich geh nur... wieder rein., erklärte er leise. Einen Moment wartete er noch, bevor er sich durch den erneut aufkommenden Schneefall wieder vorwärts bewegte.


16.12.2014, 12:23
»Mayla
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Atreus


Ja, welche Form von Hilfe war für sie denn überhaupt eine tatsächliche Unterstützung? Was gab es, dass die schwärende Wunde in ihrem Inneren schließen oder zumindest den Schmerz für eine Weile verdrängen konnte? Wüsste sie es, so würde es ihr gewiss längst besser gehen. Aber Mayla hatte nicht den Hauch einer Ahnung und deshalb würde sie wohl auf ewig geplagt werden von diesem düsteren Traum, der ihr einen Zusammenbruch nach dem anderen bescherte. Möglicherweise war sie irgendwann stark genug, um dem zu widerstehen. Aber wie könnte man denn stärker werden, wenn man beständig durch so etwas geschwächt wurde? Es glich einem ewigen Kreislauf, einer Schleife, die weder Anfang noch Ende besaß. Seelischer Schmerz zählte zu den wenigen Emotionen, die beständig sein konnten. Ein kalter Wind fegte um ihren zierlichen Körper, der daraufhin nur noch mehr zu zittern schien. Allerdings trocknete er auch jene Tränen, die ohne ersichtliches Ende ihre Wangen hinabgelaufen waren. Ich bin nicht so dumm zu glauben, dass man die Vergangenheit rückgängig machen könnte. Möglicherweise klang diese Aussage schärfer, als sie selbst es wollte. Eigentlich aber wollte sie damit auf eines hinaus – Leid vermochte in den Wahnsinn zu treiben. Einige glaubten dann tatsächlich, so etwas wäre möglich; dass man den Auslöser der Pein einfach aus der Vergangenheit löschen konnte. Doch so weit hatte das Erlebte die Rot-Weiße noch längst nicht getrieben. Während ihrer Zusammenbrüche mochte sie labil und nicht zurechnungsfähig erscheinen, doch eigentlich war ihr Geist doch noch so klar wie eh und je. Vielleicht sorgte auch das beständige innere Stechen für diese Klarheit. Es hielt sie davon ab, in eine Welt abzudriften, die nur einem Wahn entsprang und nicht real war. Würde sie irgendwann vielleicht so verzweifelt sein, dass sie sich ihre Jungen einfach vorstellte, mit ihnen sprach, sie umsorgte, obwohl sie nicht mehr am Leben waren? Eine Art Schutzreflex der eigenen Seele, ein Lückenfüller für das Verlorene,eine Illusion, die Balsam sein sollte. Würde es denn später dazu kommen? Heftig schüttelte die Fähe ihren Kopf, um diese Vorstellung zu verdrängen. Das durfte einfach nie geschehen.

Bei Atreus‘ Stimme, diesem fordernden Ton, blickte sie zuerst nicht auf. Vielmehr schloss sie die Augen und es schien, als würde sie versuchen, ihn in einer gewissen Form zu ignorieren. Doch dem war nicht so, dachte sie doch für wenige Momente über seine Frage nach. Erst danach wandte sie den Kopf und blickte ihn kurzzeitig mit ihren tiefbraunen Augen an. Du hast mit mir geredet, Atreus. Das ist mehr, als alle anderen je getan haben. Keiner war so für sie da gewesen wie er innerhalb kurzer Zeit. Ihre Familie, ihre geliebte Mutter hatte ihr nicht helfen können, war sie doch viel zu weit entfernt. Keiner von ihnen wusste, wie es Mayla erging, was sie durchlebt hatte. Und von Amdír brauchte sie gar nicht erst zu sprechen. Er war derjenige, der sie am meisten enttäuscht hatte. Gerade von ihm hatte sie Hilfe erwartet – aber die hatte sie nie bekommen.
Vielleicht wäre eine Rückkehr in ihre Heimat das Beste, was sie tun könnte. Vielleicht aber auch nicht. Würde man sich dort überhaupt noch an sie erinnern, sie aufnehmen, nachdem sie das Rudel verlassen hatte? Möglicherweise war das Rudel auch durch einen Angriff oder eine Naturkatastrophe längst ausgelöscht worden oder war weitergezogen. Die Ungewissheit war einfach zu groß. Doch das war gerade jetzt nicht entscheidend. Es war nur wichtig, dass der Rüde hinter ihr Großes getan hatte, auch wenn es längst nicht ausreichte, um sie von ihrem Schmerz zu erlösen. Ich hatte dir gesagt, du bist jetzt nicht mehr alleine. Vielleicht würde dieser Umstand auf Dauer hilfreich sein. Aber gerade die Dauer war nichts, worauf sie sich verlassen könnte. Wenngleich sie nun zwei Geheimnisse miteinander geteilt hatten, würden sie vermutlich nicht ewig zusammen durch das Stillreich ziehen. Wenn es denn überhaupt dazu kommen würde. Möglicherweise trennten sich ihre Wege genau so schnell wieder, wie sie miteinander verschmolzen waren. War sie von nun an also wirklich nicht mehr alleine? Wenn sie sich darauf nun verließ, würde sie vielleicht erneut enttäuscht werden. Und das zu verkraften würde umso schwieriger werden. Sie wollte Atreus nicht unterstellen, dass er nun log und sie alsbald wieder allein durch die Welt wandern würde, wie eine kaum sichtbare Sternschnuppe, die nur allzu schnell wieder im Himmel verglühte. Aber er wusste doch selbst nicht, wohin ihn sein eigener Weg führen würde. Kurz zuckten ihre Ohren, als es hinter ihr raschelte und der Rüde sich erhob. War das nun bereits das Auseinanderdriften ihrer Wege, über welches sie gerade noch nachgedacht hatte? Sie sah ihm nach und so kam es, dass ihre Blicke sich trafen, als er sich schließlich noch einmal umdrehte. Er wollte bloß rein und nicht fort, verließ sie also nicht. Noch. Möglicherweise wäre aber genau das besser für ihn. Er müsste sich nicht mit jemandem wie ihr herumschlagen, sondern könnte sich besser um sich selbst kümmern. Die kleine Fähe wandte ihre dunklen Augen auf das laut rauschende Meer. Die Sicht wurde ihr durch beständig herabfallende Schneeflocken getrübt. Ohne Unterlass segelten die winzigen Kristalle auf die Erde nieder und gesellten sich zu ihresgleichen. Vielleicht wurde es ja kalt genug, damit das Meer gefror? Zu gern würde sie die unendlichen Weiten einmal in diesem Zustand sehen. Sie seufzte, saß ansonsten einfach nur stumm da, während ihre Gedanken in undefinierbare Tiefen abdrifteten.

Gefangen sitz ich eingemauert
In lebendiges Gestein
Mein Kerker ist aus Fleisch und Blut
Der Kerkermeister meine Pein

Schläuche zieren meinen Körper
Fesseln mich an diese Welt
Fesseln meinen Lebenswillen
Bis der Tod die Weichen stellt

Warum in aller Welt
sind meine Weichen schon gestellt

Halt mich fest, halt mich fest
Versprich, dass deine Hand mich hält
Halt mich fest, halt mich fest
Das Licht geht aus der Vorhang fällt
Halt mich fest, halt mich fest
In deiner Hand liegt meine Welt
Halt mich fest

Die Dunkelheit umfängt den Körper
Tötet meinen freien Geist
Eine Stimmer hör ich rufen
Mir den Weg ins Leben weist
Grelles Licht blendet die Augen
Metall brennt eiskalt auf der Haut
Erwachen nur von kurzer Dauer
Hoffnung ist auf Sand gebaut

Und doch halt ich mich an dir fest
Bis das der Funke mich verlässt

Wie lange noch soll ich so leiden?
Wie lange hält mich diese Welt?
Wie lange kann ein Mensch sich quälen?
Wie lang bis das Urteil fällt?
Blut rinnt wie Gift durch meine Adern
Das Virus man nicht stoppen kann
Das Ende ist schon lang besiegelt
Ringe nur noch mit dem Wann

Die Rot-Weiße erhob sich und schüttelte jene Schneeschicht ab, die sich bereits in ihrem dichten Pelz gesammelt hatte. All das hier war doch unsinnig. Wieso nur kehrte sie immer wieder zu diesen Grübeleien zurück, statt das Ganze ruhen zu lassen? Es wäre doch möglich, dass die Wunde zumindest beginnen würde zu heilen, wenn sie die Erinnerung nur verdrängte. Zudem half ihr bloßes Nachdenken auch nicht weiter – denn es änderte rein gar nichts. Aber Mayla wusste, dass diese Art des Denkens sie nach jedem Zusammenbruch beherrschte und nur alsbald wieder verflogen sein würde. Irgendwie musste es doch gelingen, sich dies endlich einmal zu erhalten. Ihre Pfoten versanken im Schnee, während sie sich vorwärts bewegte. Teilweise berührte das kalte Weiß gar ihren Bauch, so dick war die Schneeschicht bereits geworden. Es musste wirklich ohne Unterlass geschneit haben. Als sie in der Nähe des Eingangs war, verharrte sie, zögerte. Von innen würde sie kaum mehr als ein rötlicher Schatten sein, bei dem man auch glauben konnte, dass man ihn sich einbildete. Sie könnte das Ganze einfach selbst in die Hand nehmen, davongehen, sodass Atreus seine Ruhe vor ihr hatte. Denn ihre Gesellschaft tat ihm gewiss nicht gut, auch, wenn er das vielleicht nicht einmal bemerkte. Allerdings wollte sie ihn auch nicht einfach so verlassen. Aus dem Grund setzte sie wenige Wimpernschläge den ersten Pfotenschritt wieder in den Raum hinein. Schnee rieselte von ihrem Körper hinab, bedeckte den schmutzigen Boden und blieb darauf liegen. Allein hier drin war es also kalt genug. Ihre Augen suchten den Körper von Atreus, ruhten auf ihm, während sie auf ihn zu trat. Sachte drückte sie den Kopf an seine starke Schulter und nur ein einziges Wort löste sich von ihren Lippen, bevor sie diese Haltung wieder aufgab. Verzeih. Nun blickte sie ihn nicht mehr an, bewegte sich zurück, bis sie sich direkt am Türrahmen niederlassen konnte. Bleiben oder gehen? Die rot-weiße Fähe hatte noch keine eindeutige Antwort darauf. Kurz richtete sich ihr Blick auf das erlegte Kaninchen und sie lächelte, für einen Augenblick nur, sodass diese Regung kaum ersichtlich wurde. Er hatte extra gejagt. Doch sie wollte sich für den Moment nichts davon nehmen. Denn falls sie ihn verließ, dann sollte er selbst noch etwas zu sich nehmen können.


24.12.2014, 12:05
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Mayla



Atreus nickte leicht. Natürlich nicht. Die Fähe mochte noch so verängstigt sein und ihr Körper in einem wirren Konflikt zwischen dem was klug wäre zu tun und dem zudem sie gerade in der Lage war, doch eines schien immer unheimlich klar zu bleiben. Ihr Verstand.Manch anderen konnte man in solcher Situation wüst beschimpfen, er würde es nicht bemerken. Bei Mayla jedoch musste ernsthaft mit einem Gegenangriff verbaler Art gerechnet werden. Nicht körperlich, dies wiederum traute der graue Rüde tatsächlich nicht zu. Sicher wusste sie ihre Zähne und Krallen einzusetzen, aber in ernsthafte Gefahr würde sie so einen wie ihn nicht bringen können. Dafür würde ihr nicht nur die Kraft und die Fähigkeit des Gegners nächste Bewegung einzuschätzen fehlen, sondern auch der Wille. Nicht der Wille jemanden weh zu tun, jemanden zu verletzen. Das reichte nicht aus. Seine volle Stärke konnte man nur verwenden, wenn man den Tod des anderen im Kauf nehmen konnte. Das konnte sie nicht. Mayla würde nicht töten. Ihr fehlte der Killerinstinkt, wie man es landläufig gerne bezeichnete. Atreus mochte diesen Begriff nicht, es mochte war sein, aber Killer klang derart negativ und aggressiv, dass er sich selbst nicht darunter sah. Nun er hatte sich auch nie in einem Krieg gesehen. Die Bilder, welche man von sich selbst hatte, waren also nur allzu gern trügerisch. Dies war derselbe Grund aus dem manche partout nicht wahrhaben wollten, dass sie echte Schönheiten waren. Es ging doch nicht darum, dass alles in perfekter Symmetrie und Ordnung war. Bei jenen, die meistens unendlich von sich selbst überzeugt waren, war dies oft der Fall. Sicherlich gefiel einem der erste Blick, der zweite wurde aber bereits öde. Da mussten Detail sein. Eine kleine Haarsträhne welche sich allen anderen entgegensetzte und in eine ganz andere Richtung fiel. Das eine Bein kürzer als das andere, ein krummer Zahn oder gar eine Lücke.
Auch Mayla war nicht perfektioniert. Die Narben auf ihrer rechten Seite waren gewiss unübersehbar und für einige sicherlich unansehnlich. Für den Rüden waren sie lange Zeit trauriger Alltag gewesen. Und auch heute prangten auf seinem Körper diese nie ganz verschwindenden Wunden wie stetige Erinnerungen. Woher er seine hatte, bedurfte keinerlei Erklärung mehr. Bei der Fähe waren sie verwunderlicher, dennoch hatte er sie nicht danach gefragt. Wie gesagt fielen sie ihm kaum auf, etwas anderes hatte er im Auge gefasst. So lächerlich, dass wohl kein anderer darauf gekommen wäre. Ob Amdír wusste, dass sie links ein paar mehr Tasthaare hatte, als rechts? Wann ihm dies aufgefallen war, wusste er gar nicht mehr. Vielleicht auch gerade erst, da sie durch die daran gefrorene Feuchtigkeit des Schnees etwas breiter und weißer waren.
Und warum genügt das dann nicht?, fragte er mit etwas Trübsinn in seiner tiefen Stimme, Zumindest für eine Weile. Tatsächlich konnte der Graue nicht wesentlich mehr tun, alles andere musste sie selbst zurecht rücken. Einen guten Schritt hatte sie diesbezüglich schon getan. Ein Rudel suchen, warum auch immer sie sich wieder von diesem entfernt haben mochte.

Seufzend fuhr er sich mit der Zunge über seine Lippen, als er wieder im Versteck ankam. Das Kaninchen lag noch immer unangerührt dort, lediglich ein paar herein gewehte Schneeflocken bedeckten seinen Körper. Sie schmolzen nicht einmal mehr, da aus dem Leichnam bereits sämtliche Wärme gewichen war.
Für einige Minuten blieb er am Eingang sitzen, beobachtete Mayla durch den immer dichter werdenden Schleier aus Schnee. Jedoch musste er schon bald aufgeben, da kaum noch mehr zu sehen war als ein Umriss. Dies aber auch nur, da er wusste wo sie saß und aufs Meer hinaus blickte.
Langsam erhob er sich, bevor Atreus sich schließlich wieder weiter in dem Raum zurückzog. Sich nur ein Stück weiter weg von seinem ursprünglichem Platz, welcher noch immer etwas nass war, niederlegte. Den Kopf zwischen seinen Vorderpfoten behielt er den Eingang im Auge, versuchte jedoch nicht allzu sehr auf ihre Ankunft zu warten. Wer wusste schon, ob sie noch da draußen war, vielleicht war sie schon weg. Denn wenn sie noch langer dort so unbeweglich sitzen bleiben würde, dann brauche sie gar nicht mehr springen, sondern würde früher oder später unterkühlen. Bei dem Gedanken wollten seine Beine ihn bereits wieder hochstützen, um nachsehen zu gehen. Aber wollte er wirklich die Gewissheit, dass sie einfach so gegangen war? Mit Sicherheit wäre es nicht weniger enttäuschend am nächstem Tag aufzuwachen und einen leeren Platz vorzufinden, vielleicht wäre es aber einfacher sich etwas einzureden. Dass sie nicht wütend auf seine harschen Worte war. Dass sie zurück zum Rudel gegangen war, um neu anzufangen. Irgendwas positives, wenn er darüber auch lachen müsste, da es so unwahrscheinlich erschien.
Hinter dem herabfallendem Schnee bewegte sich etwas, jedoch war kein klarer Umriss auszumachen, sodass es nahezu alles sein könnte. Mayla, ein Reh oder Fuchs. Ein unbekannter Artgenosse oder ein Pferd. Erst als sich eine Pfote über den zerstörten Holzrahmen schob, war er sich sicher, dass seine erste Vermutung oder vielmehr Hoffnung sich bestätigte. Aufmerksam hob er den Kopf, musterte die Rötliche aufmerksam. Seine Augen verfolgten jeder ihre Bewegung, doch über seine Lippen kam kein Wort. Was gab es auch zu sagen? Willkommen zurück? Schön, dass du wieder hier bist? Nur ein dumpfes, warmes Grummeln erklang, als sie ihren Kopf an seine Seite drückte, es erstarb aber sogleich, als sie sich wieder abwandte. Sein Puls begann unwillkürlich an zu rasen. Nun ging sie. Und gewiss würde Atreus ihr für diese komische Abschiedsprozedur keinen Dank zollen. Seine Idee alleine aufzuwachen empfand er noch immer als besser.
Für einige Zeit herrschte Stille. Du wirst dich doch nun nicht etwas zu Tode hungern wollen., sagte er plötzlich, als sie auch weiterhin nicht den Anschein machte, dass sie das Kaninchen fressen würde. Langsam setzte er sich auf. Die anderen Kaninchen werden mir das ziemlich übel nehmen. Einer ihrer Kollegen umsonst getötet.


01.01.2015, 20:43
»Mayla
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Atreus


Kalt blies der Wind ihr entgegen und trieb vereinzelte Schneeflocken in die dunklen Augen, sodass sie schier beständig blinzeln musste. Dennoch rührte Mayla sich nicht vom Fleck, sondern schien wie zu einer einsamen Eisstatue erstarrt. Innerlich wägte sie ununterbrochen ab, welches Vorgehen nun das Beste für sie und auch für Atreus war. Gehen oder Bleiben? Diese knappe Frage prangte wie eine leuchtende Überschrift über ihren Überlegungen. Zahllose Argumente wirbelten in ihrem Kopf umher, wurden durch Gegenargumente widerlegt oder einfach aufgrund von Sinnlosigkeit verworfen. Als die Worte von Atreus an ihre Ohren vordrang, wurde sie allerdings aus ihren Gedankengängen gerissen und ein leises Lachen entwich ihrer Kehle. Es war nur ein flüchtiger Laut, der gar im Heulen des Windes untergehen zu vermochte. Vermutlich hast du recht. Möglicherweise werden wir in den nächsten Minuten von einer Horde Kaninchen einfach überrannt. Sie wandte den Kopf und richtete ihre braunen Augen auf den Rüden, ohne dass nach dieser Äußerung auch nur ein weiteres Wort ihre Lippen verließ. Warum denn immer alles abwägen und versuchen, so logisch wie möglich zu entscheiden? Gewissermaßen hatte ihr Leben noch nie auf der Basis von Handlungen stattgefunden, die bis in den letzten Winkel durchdacht waren. So war diese ganze Welt nicht gestrickt. Zufälle ereigneten sich, Zufälle, auf die man einfach reagieren musste. Da trug es keinen Sinn in sich, eine gewissenhafte Argumentation anzustreben, bevor man etwas tat. Dafür hätte man zumeist doch gar nicht die Zeit. Es war wie in dem Augenblick, in welchem sie beide aufeinander getroffen waren. Atreus' erste Reaktion war wenig freundlich ausgefallen und sie hatte intuitiv entschieden, dass sie dennoch nicht davonrannte. Einfach so. Was also sagte ihr das eigene Bauchgefühl? Für einen Moment richtete die Rot-Weiße ihren Blick gen Boden und schien in sich hineinzuhorchen - und das, obwohl sie die Antwort auf diese Frage schon längst kannte. Sie wollte nicht gehen. Die Gesellschaft von Atreus tat ihr so gut, besser als alles, was sie in letzter Zeit erlebt hatte. Sie schätzte seine bloße Anwesenheit mehr als alles andere und so wollte sie sich dieser auch nicht entziehen.


Die Fähe erhob sich auf ihre kleinen Pfoten und packte den Körper des kleinen Tierchens im Genick, um es weiter in den Raum hineinzutragen. Das Gefühl von Fell zwischen den Zähnen war wenig angenehm und so war sie froh, als sie das Kaninchen recht nahe vor Atreus wieder ablegen konnte. Sie war durchaus befähigt zu jagen, aber daran hatte sie sich noch nie gewöhnen können. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob sie es uns weniger übel nehmen, wenn wir ihren Artgenossen jetzt essen. Für einen Wimpernschlag zog sich ein Lächeln über ihre Züge, während sie sich niederließ. Eine durchaus interessante Vorstellung, wenn mit einem Mal eine riesige Gruppierung der hellbraunen Fellknäuel in den Raum gerannt kommen und sich auf die beiden Wölfe stürzen würden. Durch was könnten sie dabei ernsthaft verletzt werden? Vermutlich lediglich mental aufgrund eines Überflusses an Niedlichkeit. Sachte schüttelte Mayla bei diesem Gedanken den Kopf. Es würde wohl jeder bemerken, dass sie sich damit auch abzulenken versuchte. Der Traum steckte ihr noch tief in den Knochen und sie würde es vermutlich absolut vermeiden, heute noch einmal zu schlafen. Doch immerhin sorgten ihre aktuellen Vorstellungen dafür, dass sie ihre tristen Gedankengänge zumindest für einen Augenblick vergaß. Mehr konnte im Moment sowieso nicht für sie getan werden. So bewegte die Wölfin ihren Kopf näher an das tote Tier heran, ehe sich ihre spitzen Zähne in dem Körper versenkten. Innen war das Fleisch noch warm und nicht dermaßen ausgekühlt wie die Außenhülle. Beinahe betont langsam kaute sie auf dem Happen herum, wie um ihn definitiv absolut zu genießen. Immerhin wusste sie nicht, wann sie das nächste Mal etwas zu sich nehmen konnte. Der Winter schien streng zu bleiben und aufgrund des starken Schneefalls würde es immer schwieriger werden, Beutetiere aufzuspüren. Zumindest für sie. Die Fähe war keine sonderlich erfahrene Spurenleserin oder begabte Jägerin, es reichte, um damit durch das Leben zu kommen. Mehr allerdings auch nicht. Wenn du nichts isst, würde ich mich allerdings ziemlich schlecht fühlen. Wäre sie dazu befähigt, würde Mayla nun eine Augenbraue hinaufziehen, während sie ihr Gegenüber so anblickte. Erstaunlich, wie sich diese gesamte Situation immer wieder zu wenden schien. Anfangs hätten sie nicht entfernter von einander sein können und zwischendurch hatten sie mit einem Mal in Eintracht nebeneinander gelegen, ohne dass auch nur ein gesprochenes Wort vonnöten gewesen wäre. Hätte sie sich nicht vom Schlaf und damit ihrem allzeit wiederkehrenden Traum übermannen lassen, so hätte sich an dem Ganzen nichts geändert. Es tat ihr wirklich leid. Man könnte das Gefühl bekommen, Atreus wäre regelrechten Launen ihrerseits ausgesetzt und würde dennoch keinen Mucks von sich geben. Ganz egal, was er selbst von sich dachte, sie würde ihn als gutes Wesen beschreiben. Er hatte eine mehr als schwierige Vergangenheit hinter sich, er hatte getötet, ja. Aber die Rot-Weiße vertraute auf ihr Gefühl, dass er dies nicht getan hätte, wenn es einen anderen Weg gegeben hätte. Er war kein sadistischer Mörder, der sich am Leid anderer erfreute und diese aus reinem Spaß quälte. Ganz gewiss nicht.


Der Fähe entwich ein Seufzen und für einen Moment blickte sie bloß stumm auf den Körper des Kaninchens herab. In ihr prägte sich der plötzliche Gedanke, der Wunsch ab, dass sie schon früher aufeinander getroffen wären. Er hätte keine Fähe kennengelernt, die absolut verängstigt war und schwer genug an etwas aus ihrer Vergangenheit nagte, um gar an Selbstmord zu denken. Sicher, sie war schon immer ruhig gewesen und hatte eine vielmehr sanfte Ader besessen. Doch nicht auf diese zu stark ausgeprägte Art und Weise. Andererseits wäre damals noch Amdír gewesen und sie hätte nichts von dem, was tatsächlich in ihrem ehemaligen besten Freund steckte, gewusst. Möglicherweise hätte sie Atreus nicht einmal Beachtung geschenkt, obwohl es das Beste gewesen wäre.


03.01.2015, 21:16
» Atreus
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Mayla



Er musterte die Fähe und ihm viel dabei kaum ein anderes Wort ein als „stur“. Sie setzte sich tatsächlich in direkt an den Eingang und ließ sich den eisigen Wind um die Nase wehen, der ihr zusätzlich noch Schneeflocken ins Gesicht trieb. Manchmal mochte dies ein befreiendes Gefühl haben, aber meistens war es doch eher unangenehm und man vermied es. Jedoch schien es Mayla gerade wichtiger ihn zu meiden.
Seufzend ließ er sich wieder zu Boden sinken, seinen Blick in die Öde des alten Raumes gerichtet. Manchmal machte er sich Gedanken darüber wie die Menschen wohl lebten, wozu all die Dinge gut waren. Er hatte schließlich auch nicht viel mehr als sich selbst und die ihn umgebende Natur. War dies womöglich die Geschichte der jüngeren Verwandten- den Hunden? Irgendwelche neugierigen Wölfe, welche dann über die Jahre hinweg den Wünschen des Menschen angepasst wurden waren? Dies konnte wohl niemand mehr wahrheitsgetreu berichten, denn aus der Generation existierte schon lange keiner mehr. Mit Mundpropaganda verlief es doch immer gleich. Der eine erzählte dem anderem etwas, der einem weiteren dies dann erzählte, jedoch nicht um es um einige spannende Elemente reicher zu machen. Und dieser erzählte es wieder weiter. Irgendwer konnte sich dann nicht mehr an den genauen Wortlaut erinnern, wobei dieser schon lange nicht mehr existierte. So wurde jede Lebensgeschichte im Verlauf der Jahre gewissermaßen zu einer Art Märchen. Halb wahr. Halb gelogen.

Seine Ohren zuckten nach vorne und seine braune Augen richteten sich wieder auf die Fähe. Trafen ihre und verharrten dort. Er suchte nach Antworten auf Fragen welche er nicht einmal in der Lage war vernünftig zu formulieren. Immer wieder warum und was... vergeblich.
Hm., erwiderte er leise. Und wenn schon. Kräftige Kaninchenbisse waren unangenehm, zumal sie wie viele Nagetiere nicht mehr so einfach losließen. Es wäre aber völlig unrelevant wie viele von ihnen auftauchen würden, denn tödlich wären sie nicht. Natürlich würden sie auch erst gar nicht kommen. Denn sie hielten es noch strenger als Ratten mit Abstand wahren. Während diese nacktschwänzigen Wesen öfters mal über einen schlafenden Wolf huschten oder wie hier direkt im selben Raum aufhielten, so war dies für ein Kaninchen oder Hasen völlig unvorstellbar.

Skeptisch beobachtete er ihren Bewegungen, kniff leicht die Augen zusammen. Da ist wofür sie da sind. Wofür wir da sind. Es war ja nicht so, dass sie ganze Bestände ausrotteten. Ganz im Gegenteil insbesondere bei größeren Beutetieren wählte man die Kranken und Verletzten aus. Natürliche Selektierung. Und vielleicht tat man ihnen sogar auch noch einen Gefallen. Wenn man die Wahl hatte langsam an seinem Leid zu zerfallen oder relativ schnell und schmerzlos getötet zu werden?
Gerade wollte er die Fähe noch einmal auffordern zu fressen, als sie es schließlich doch tat. Nun, es war immerhin ein erster Bissen. Im Stillem lobte er sie regelrecht dafür, als hätte sie schon Jahre nicht mehr gefressen und musste es neu lernen. Gar nicht so unwahrscheinlich, wenn man nicht gleich von solcher großen Spanne ausging. Seit dem Tod ihrer Welpen. Gutes Mädchen.
Mit jedem ihrer langsamen Kauschläge schien der Rüde sich mehr Entspannung zu erlauben.
Als würde dich das Kaninchen sättigen., sagte er mit dem strengen Blick, den man sonst nur bei einem Vater sehen würde, Mir geht es gut. Er musste ihr nicht noch etwas rauben. Atreus würde keineswegs verhungern, selbst dann nicht, wenn es die nächste Woche äußerst Mau mit Beutemachen aussehen würde. Bei Mayla war er sich nicht ganz so sicher.


08.01.2015, 12:57
»Mayla
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Atreus


In sachter Zustimmung nickte sie auf seine erste Aussage hin. Gewiss, sie beide waren Wölfe und somit letztendlich Raubtiere, das ließ sich nicht bestreiten. Und da ihre Worte auch nur im Scherz gesprochen waren, glaubte sie logischerweise nicht, dass die Kaninchen ihnen das Jagen und die Nahrungsaufnahme wirklich übel nahmen. Es war der natürliche Kreislauf des Lebens, in den sie sich alle einfinden mussten. Niemand kam aus seiner Haut. Mayla hasste es, um ihrer selbst willen Leben zu nehmen – dennoch musste sie es tun, wenn sie nicht sterben wollte. Und das war schließlich nicht ihr Ziel, auch, wenn es nach außen hin vielleicht manchmal den Anschein machte.

Leise lachte sie auf, als sie den strengen Blick des Rüden bemerkte, der keinem anderen als ihr gelten konnte. Wenn du Vater wärst, dann würden deine Kinder bei diesem Blick mit Sicherheit alles tun, was du sagst. Ein amüsiertes Blitzen zog sich durch ihre Augen, bevor diese wieder von Traurigkeit beherrscht wurden. In gewisser Weise schmerzte es, sich Atreus inmitten eines glücklichen Familienlebens vorzustellen. Auch wenn sie es ihm in jedem Fall gönnen würde. Doch eine derartige Szene hielt ihr etwas vor Augen, was sie vermutlich niemals haben würde. Wie schon sollte man den versuch einer erneuten Familiengründung wagen, wenn man von derartigem Schmerz besetzt war, der sich mit scharfen Krallen festhielt und nicht weichen würde? Sie bezweifelte, dass jemals ein Wolf so viel Licht in ihr Leben bringen konnte, damit sie ganz von allein die traurige Vergangenheit einfach bis in den dunkelsten Winkel ihres Geistes zu verbannen vermochte. Das war doch gar nicht schaffbar. Man könnte es mit einem steilen Berg vergleichen, den man unbedingt überqueren wollte, über den jedoch kein Pfad führte. Qualvolles Hinaufklettern an gefühlt nahezu senkrechten Hängen, nur um im nächsten Augenblick hinabzufallen in unendliche Tiefen und sich dabei noch zu verletzen. So schien es ihr zu ergehen. Sooft hatte die Rot-Weiße bereits versucht, ihre Trauer zu überwinden – und jedes Mal schien es, als würden bei jedem Versuch ihre Rückfälle umso heftiger werden. Als hätte ihr Körper, ihr Geist, ihr Herz immer weniger Kraft, um dagegen anzukämpfen. Selbst nur für ein paar Stunden nicht über den Verlust ihrer Welpen nachzudenken, fiel ihr schwer. Doch wie könnte es auch anders sein? Keine Mutter sollte ihre Kinder überleben und wenn dies dennoch geschah, so war das Entsetzen grenzenlos. Bitte, Atreus. Sie versuchte, sich selbst mit diesen Worten aus ihren Gedanken zu reißen. Wenn es so und so kein einzelnes Wesen sättigt, dann kann man es genau so gut teilen. Ein mögliches Argument seinerseits, dass sie weniger als er auf den Rippen hatte, würde sie kaum akzeptieren. Sicher, sie war deutlich dünner und lief deshalb Gefahr, diesen Winter vielleicht nicht zu überstehen. Aber der Rüde mit all seinen Muskeln und seiner beeindruckenden Körpergröße benötigte noch viel mehr Energie als sie. Und wer wusste schon, wann sich das nächste Mal ein Beutetier finden ließ? Mit derartigen Fragen säuselte ihr schlechtes Gewissen auf sie ein und hielt sie somit davon ab, einen weiteren Bissen zu nehmen. Oder muss ich mich auch erst an einem strengen Blick versuchen, bevor du endlich nachgibst? Für einen Wimpernschlag zuckten ihre Mundwinkel, während sie die braunen Augen auf ihr Gegenüber gerichtet hielt. Sie glaubte herzlich wenig, dass sie mit so etwas genug Eindruck auf den Rüden machen würde, um ihn zum Fressen zu bewegen. Vermutlich würde er die Nahrungsaufnahme letztendlich weiterhin verweigern und sie müsste notgedrungen allein weiter an dem kleinen Körper nagen.

Ein Seufzen entfloh ihrer Kehle, während sie weiterhin in dieses inzwischen fast vertraute Gesicht blickte. So viel schien darin geschrieben zu stehen, aber doch nur, wenn man seine Vergangenheit kannte. Ansonsten wäre man wohl kaum fähig, mehr als einen unnahbaren Ausdruck darin zu erkennen. Oder man schaute einfach nicht geduldig genug hin. Allein seine Augen schienen bei näherem Hinsehen eine traurige Geschichte zu erzählen und von einer Tiefe zu sein, die nur aufgrund schmerzvoller Erlebnisse entstehen konnte. Blickte man in die Augen eines vollkommen zufriedenen Wesens, so schien es Mayla manchmal, als würde man lediglich auf eine gefärbte Scheibe blicken. Das erschien vielleicht seltsam, doch ihr erging es so. Nur wer eine Geschichte zu erzählen hatte, der tat dies auch unbewusst. Wie genau er es wohl geschafft hatte, sich trotz dem Erlebten weiter bis hierhin vorzukämpfen? Es hatte eine ungeheure Kraft vonnöten sein müssen, damit er jetzt genau an diesem Fleck sitzen konnte. Eine Kraft, die nur von ihm allein hatte kommen können. Schon an sich selbst sah die Fähe, wie schwer man es aufgrund eines einzelnen Erlebnisses haben konnte. Er jedoch hatte etwas durchgestanden, dass von größerer Dauer war. Wem so etwas gelang, der verdiente eine bessere Zukunft, Lebensjahre, die von Glück und Zufriedenheit geprägt waren. Ja, Atreus hatte wahrlich etwas Schöneres verdient, als allein durch dieses Tal zu ziehen und nur vereinzelt Wesen wie ihr zu begegnen, die ihm nicht das geben konnten, was er verdiente. An was glaubst du, Atreus? Schicksal, Zufall oder vielleicht etwas ganz anderes? Die Fähe neigte ihren Kopf leicht zur Seite, als sie ihm diese unvermittelte Frage stellte. Hältst du es für Schicksal, dass einige so etwas durchleben müssen wie wir, andere aber nicht? Glaubst du, es ist Zufall, dass zwei so.. , sie suchte für einen Wimpernschlag nach den richtigen Worten, geprägte Wesen wie wir aufeinander treffen? Ausgerechnet zwei, die bislang nicht unbedingt das beste Leben hatten? Sie wusste darauf selbst keine Antworten und konnte auch nicht verstehen, woraus sich diese Frage so plötzlich in ihrem Geist gebildet hatten. Zufall oder Schicksal, ja, das war etwas, über das sie bislang noch nie nachgedacht hatte. Denn an dem Erlebten hatte sie immer bloß sich selbst die Schuld gegeben und nichts anderem. Keinen natürlichen Umständen, nicht Amdír oder irgendetwas anderem. Nur sich selbst.


10.01.2015, 23:54
» Atreus
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Mayla



Ihre Worte ließen für einen Moment blinzeln. Es war nicht der Fakt, dass sie ihn sich womöglich zum zweitem Mal seit ihrer Begegnung als Vater vorstellte. Auch, wenn er auch immer wieder selbst darüber stolperte. Vatersein. Er war keiner und genauso wenig wusste er, ob er jemals einer sein würde. Dabei ging es nicht um seinen Willen. Es gab Artgenossen, welche Welpen grundsätzlich ablehnen zu schienen. Jedoch würden auch diese meistens spätestens dann vollkommen in ihrer neuen Rolle aufgehen, wenn sie dem Nachwuchs dann zum ersten Mal sahen. Atreus gehörte nicht dazu. Für ihn gehörten Welpen zum Leben. Aber dieses Leben? In dieser Welt?
Die Dinge, die er erlebt hatten, waren kein Einzelfall. Jede Minute mochten irgendwo Kriege ausbrechen. Dieses Tal war ein weiteres Beispiel dafür. Es brodelte und irgendwann würde es losgehen. Wie ein Vulkan, mochte jahrelang Ruhe herrschen. Doch auch da war es nur ein schöner Schein. Denn die gefährliche Substanz, die Lava, befand sich bereit tief verborgen in diesem Krater. Völlig aus dem nichts, würde zunächst Qualm, Staub und Gestein empor geschleudert werden, bevor die heiße Flüssigkeit hervorbrach und alles im Umkreis einiger Kilometer gnadenlos vernichtete.Warum ihm diese Beispiel derart im Kopf festsaß? Nun genau dies war die Erklärung welche man in seinem altem Rudel als Erklärung, was Krieg sei und bedeutete, bekommen hatte. Einige hatten damals scherzhaft noch gemeint, dass man doch einfach das Loch zustopfen könnte. Wer aber die Naturgewalten kannte, wusste, das dies ein vergeblicher Versuch wäre. Tatsächlich wusste niemand, ob dies einige Minuten, Stunden oder Tage herausschlagen würde oder aber den ganzen Vorgang nur beschleunigte.
Unschuldige Kinder diesen gefahren auszusetzen kam ihm somit regelrecht verantwortungslos vor. Würde der Rüde sich doch nie verzeihen können, wenn seine Söhne und Töchter in einem Kampf sterben würden.
Vielmehr war es aber, dass er nicht wollte, dass ihm jemand gehorchte. Er wollte kein Fädenzieher sein und andere zu Marionetten machen. Und doch schien er schon immer eine natürliche autoritäre Ausstrahlung gehabt zu haben. Selbst wenn er etwas nicht als Befehl formulierte, kam es bei seinen Artgenossen immer als ein kluger Rat an, den man Folge leisten sollte. Fast so, als wäre er ein erfahrener Alter, forderte man ihn immer wieder dazu auf die führende Rolle aufzunehmen. Auch Mayla hatte dies getan. Womöglich unbewusst. Es war ihre Angst und Unsicherheit gewesen, die regelrecht in die Welt hinausgeschrien hatte, dass sie Hilfe benötigte. Eine führende Hand. Sicherlich war sie sich dessen nicht bewusst und wenn, so mochte die Fähe es nicht zugeben. Aber säße sie hier mit einem schützenden Dach über den Kopf, hätte Atreus sie nicht aufgefordert ihm zu folgen? Dann solltest du das auch., meinte er und zwinkerte ihr kurz zu. Maylas Lächeln, welches wie immer nur wenige Augenblicke anhielt, erwärmte sein Herz. Es stand ihr so viel besser, als diese gerade dunkle Linie. Auch ihre Augen glitzerten in diesem Moment und bekamen wieder etwas mehr Leben. Nicht diese dunkle und tiefe Braun voller Leid.

Auch er musste für einen Moment lachen, schüttelte dabei aber seinen Kopf. Du kannst es gerne versuchen, versprich dir aber nicht allzu viel davon. Er blickte ihr nun schon fast herausfordernd entgegen. Seine Maulwinkel hoben sich leicht belustigt an. Konnte sie streng sein? Atreus mochte es fast nicht glauben. Sie war wohl eher eine von der Sorte, welche versuchte zu überreden. Ihr Bitte war ein erster Hinweis darauf und nicht allein eine Höflichkeitsfloskel.
Sein Kopf deutete mit einer raschen Bewegung wieder auf den Kaninchenkörper. Es war alles ihres. Sollt sie noch länger warten, dann würden sie es nicht mit den Nagerkollegen zu tun haben, sondern mit nervigen Fliegen.
Stoisch behielt er die kleinere Fähe im Auge, wartete darauf, dass sie weiter fressen würde, während seine Ohren aufmerksam die Umgebung abtasteten. Draußen war bereits wieder ein raueres Lüftchen aufgezogen. Es hatte aufgehört zu schneien, jedoch musste es noch Minusgrade haben, da die Schneedecke noch immer ziemlich unberührt aussah. Keine Anzeichen von einer glänzenden Schicht, die auf ein Schmelzen hindeuten würde.

Seine Stirn legte sich in nachdenklich in Falten, als die Rot- Braune mit einer Frage an ihn wandte. Ja, an was glaubte er eigentlich. Er war der festen Überzeugung, dass seine Vergangenheit mit Fehlentscheidungen geprägt war. Schlechte Dinge. Unentschuldbar. Und dies musste er wieder gut machen. Er wusste nicht, ob er an so etwas wie ein Nachleben glauben sollte. Himmel und Hölle. Man könnte aber sagen, dass er Dinge wieder gut machen wollte und musste, um aus seiner eigenen Hölle der brutalen Träume einen Himmel zu machen. Sicherlich würden ihn die Bilder lebenslang begleiten, jedoch hoffte er, dass die Intensität abnahm, wenn er bewiesen hatte, dass er nicht nur morden konnte. Die Verwandten von den Toten würden ihm deswegen wohl nicht verzeihen. Jedoch hoffte der Rüde auch nie auf einer dieser armen Seelen treffen zu müssen. So blieb also die Möglichkeit sich eine kleine Lüge einzureden. Wie man es immer tat.
Erneut bewegte sich sein Kopf unwillkürlich von links nach recht. Kaum sichtbar. Wenn er eines ganz sicher wusste, dann dass seine Erlebnisse alle einen Grund hatten. Vieles wäre nicht geschehen, wäre sein Bruder nicht so dumm gewesen. Ob es Schicksal oder Bestimmung gewesen war, dass er sich in die Falsche verliebt hatte? Wer wusste das schon.
Spielt es eine Rolle?, seine Stimme war leise. Es ist das Leben mit dem wir auskommen müssen. Dem wir nicht entkommen, egal ob es nun vorbestimmt ist oder nicht. Womöglich hatte die Zeit in so hart werden lassen, dass er nicht mehr an Wunder und all dies glauben mochte.
Mit einem Seufzer senkte er seinen Kopf. Die eine Pfote auf die Hüfte der Beute gestellt, zog er mit einem kräftigen Ruck an einen der langen Hinterläufe. Mit einem Knacken brach das Gelenk heraus und er zog das Bein zwischen seine Vorderpfoten. Langsam begann er an dem offenem Ende zu knabbern. Zufrieden?, fragte er. Er hatte nicht auf einmal Hunger bekommen, vielmehr war es ein Versuch das Thema abzukürzen. Nicht, weil er ungern darüber sprach, aber es klang bedrohlich danach, dass man erneut zu viele Gedanken der Vergangenheit schenken könnte. Er für seinen Teil hatte dies bereits getan. Die Fähe sollte wieder im Hier und Jetzt ankommen. Ein neues Kapitel ihres Leben anfangen.


11.01.2015, 23:49
»Mayla
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Atreus


Erneut lachte die Fähe, was einem sehr angenehmen und nahezu überraschendem Umstand glich. So lange schon zog sie durch diese Welt mit einem Gesicht, das von einer Miene aus Ernsthaftigkeit und Trauer überzogen war. Nun jedoch war es Atreus bereits mehrmals gelungen, ihr den glockenhellen Ausdruck von Freude zu entlocken. Verwunderlich, allerdings in positiver Hinsicht. Möglicherweise könnte er es irgendwann schaffen, sie aus ihrer schmerzvollen Erinnerung endgültig herauszureißen. Oder zumindest jemand wie er – aber ob es ein Wesen wie ihn ein zweites Mal geben würde, war zu bezweifeln. Bedauerlicherweise war weiterhin nicht gesagt, wie lange sie seine Gesellschaft noch genießen konnte. Jeden Augenblick mochten ihre Wege sich trennen und sich nie wieder ineinander verschlingen. Jemanden unwillentlich erneut in diesem Tal anzutreffen war nicht gerade wahrscheinlich. Der tobende Krieg forderte zudem weiterhin seine Opfer. Es war in keinem Fall gewährleistet, dass sie beide an Altersschwäche starben und nicht an Verletzungen eines Kampfes. Zumindest aber würde zwischen ihnen auf ewig eine gewisse Verbindung bestehen. Sie kannten nun das Geheimnis des jeweils anderen; ein nicht zu unterschätzender Umstand. Allerdings hatte Mayla letztendlich darauf hinausgewollt, dass es in ihr vermutlich ein Gefühl der Traurigkeit auslösen würde, wenn sie in naher Zukunft von ihm getrennt wurde. Bei diesem Gedanken unterdrückte sie ein Seufzen und blickte für einen Wimpernschlag auf den Boden hinab, bevor sie die braunen Augen wieder auf ihr Gegenüber richtete. Du wirst dich schon wundern, wenn ich mich vor dir aufbaue und meinen strengen Blick auf dich richte. Kurzzeitig kniff die Fähe ihre Augen sachte zusammen, bevor sie mit einem Lächeln den Kopf schüttelte. Letztendlich hätte es auf ihn wahrscheinlich doch keinen wirklichen Effekt. Selbst wenn sich ihr dichtes Fell sträubte und sie sich so groß wie nur möglich machte, würde sie lächerlich klein neben ihm wirken. Nicht wie jemand, der Autorität ausstrahlte. Gewiss, es gab definitiv auch Wesen, die trotz eines schmächtigen Körperbaus beeindruckendes Charisma besaßen. Doch sie gehörte eindeutig nicht dazu. Die Rot-Weiße war keine Führungspersönlichkeit, niemand, der anderen sagte, wo es lang ging. Sie war die stille gute Seele im Hintergrund, welche sich stets um jene kümmerte, die gebrochen in sich zusammensanken.

Wenn man auf Dauer bloß einsam seinen Gedanken nachhängt, dann scheint es zumindest eine Rolle zu spielen.. Die leise Freude verschwand wieder aus ihrem Blick und Mayla senkte den Kopf, um nun verstummt einen Bissen zu sich zu nehmen. Alles schien bedeutungsvoller, sofern man nur lange genug darüber nachgrübelte. Wenn die Einsamkeit an einem nagte und man sich vor ihr in eine zweite Welt flüchtete wie ein verängstigtes Beutetier. Eine Welt, die jeden umschlang mit einem Wirrwarr aus Gedanken, Vorstellungen und Ängsten. Aber eigentlich hatte Atreus Recht. Man hatte das eigene Leben und mit diesem musste man zurecht kommen, ganz egal, ob man wollte. Ganz egal, was einem zustieß. Letztendlich hast du allerdings Recht. Wenn es ihr nur gelingen könnte, dass diese Ansicht ihr in Fleisch und Blut überging. Diese Art des Denkens mochte sie vielleicht zurückkatapultieren in eine Welt aus Licht und Hoffnung, eine Welt, die sie schon so lange wieder zu betreten versuchte. Wie fast alles war so etwas leider leichter gesagt als getan. Die Ohren der Fähe spitzten sich und sie hob kurz den Blick, als ein einzelnes Wort zu ihr vordrang. Ihre Mundwinkel zogen sich nach oben und sie nickte, als sie Atreus an einem Hinterlauf nagen sah. Man konnte deutlich erkennen, dass er nicht unbedingt gezeichnet war durch Hunger. Allerdings beruhigte es schlichtweg ihr schlechtes Gewissen und sie hatte nicht mehr das Gefühl, gewissermaßen rein egoistisch zu handeln. Die Zeiten des Winters waren hart und Nahrung nur schwer zu finden. Somit war es von großer Bedeutung, dass man mit jemandem teilte. Ganz zu schwiegen davon, dass sie sich bei dem Gedanken, dass er gejagt hatte und dann selbst nichts davon aß, einfach nicht wohlfühlte.

In einvernehmlicher Stille saßen die beiden Wölfe sich nun gegenüber und knabberten an dem mageren Körper. Einzig das Heulen des Windes und vereinzeltes Knacken von Knorpeln oder kleineren Knochen beherrschten die Atmosphäre. Allmählich spürte sie, wie ihr Magen sich langsam füllte und sich ein angenehm warmes Gefühl darin ausbreitete. Als ihre Mahlzeit schließlich beendet war, konnte man sie zwar noch nicht als bis zur Gänze gefüllt, aber schon als gesättigt bezeichnen. Und mehr konnte man in Zeiten wie diesen kaum erwarten. Mayla leckte sich über ihre Lefzen um sicherzustellen, dass eventuelle Überreste von Blut zur Gänze verschwunden waren. Nur einen Wimpernschlag später streckte sie ihre Vorderläufe etwas und das besagte wohlige Gefühl schien sich aus ihrem Bauch heraus allmählich in ihrem ganzen Körper auszubreiten. Der Schock über den erneut durchlebten Traum wich ihr langsam aus den Gliedern und auch ihre Gedanken drifteten für den Moment nicht mehr Richtung Vergangenes ab. Nein, die Rot-Weiße war ruhig und mehr oder minder zufrieden. Um dich zu beruhigen: Ja, ich bin satt. Als Mensch hätte sie nun wohl belustigt ihre Augenbrauen hinaufgezogen, so aber hoben sich lediglich ihre Mundwinkel etwas an. Manchmal mochte es tatsächlich von Vorteil sein, wenn man klein und zierlich gebaut war. Sie erhob sich, während ihre braunen Augen für einen Moment hinüber zum Ausgang wanderten. Doch sie wollte nicht gehen, nicht jetzt. Möglicherweise mochte ihre Anwesenheit für Atreus nicht übermäßig hilfreich sein, doch sie schätzte die seine mehr als alles Andere seit Langem. So kam es auch, dass sie neben ihn trat und sich dort erneut auf ihre Hinterläufe sinken ließ. Jetzt schulde ich dir wohl auch noch eine Mahlzeit. Sie murmelte diese Worte, während sie für einen Wimpernschlag die Nase in das warme Fell seiner Schulter steckte. Danach streckte sie sich aus und legte den hübschen Kopf auf den Vorderläufen ab. Da waren sie wieder, in einer ähnlichen Situation wie vorhin. Dicht an dicht waren die beiden Wölfe und jeder konnte die Körperwärme des jeweils anderen spüren. Der Unterschied war jedoch, dass Mayla nun mit Sicherheit nicht schlafen würde. Um jeden Preis musste sie sich davon abhalten. Doch momentan verspürte sie auch keine Müdigkeit mehr und so lagen ihre Augen klar und weit geöffnet mal auf dem Ausgang, mal auf Atreus, mal auf einem unbestimmten Gegenstand im Raum.


18.01.2015, 20:22
» Atreus
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Mayla



Hmhm., brummte er wenig überzeugt. Sie mochte vielleicht als Wolf und damit für viele als professioneller Killer geboren sein, jedoch schien die Natur in ihrem Fall eine Ausnahme gemacht zu haben. Nicht der Wolf im Schafspelz, sondern genau andersherum. Als sie sich tatsächlich daran versuchte einen strengeren Blick aufzusetzen, klappten seine Ohren leicht nach hinten und für einen Moment blitzten seine weißen Schneide- und Eckzähne hervor. Leise lachend schüttelte er seinen Kopf. Dieses kleine Spiel würde wohl immer mit einem Sieg seinerseits enden.
Zugegeben hatte der Rüde noch nie solchen Gedanken nachgehangen. Zumindest nicht seit er in einem Alter war, in welchem man sich bewusst mit solchen Fragen beschäftigte und nicht einfach aus kindlicher Neugierde heraus. Als Welpe hatte wohl jeder mal gefragt, wohin man nach dem Tod ging, warum man seine Geschwister hatte, die manchmal unheimlich nervig sein konnten oder warum die einen Beute waren und die anderen Jäger.
Ihm war dazu auch nie wirklich die Zeit gegeben worden. Natürlich machte man sich schon seinen Kopf, aber eben über andere Dinge. All das was realistisch einschätzbarer war. Würde man den nächsten Tag erleben? Was würde man gerne noch im Leben noch tun und erreichen?
Alles andere für was es noch keine Erfahrungsberichte gab, da noch niemand von den Toten zurückgekommen war oder das Rätsel über Schicksal und vorgeschriebene Lebenswege beweisbar gelöst hatte, war weit unten auf der Prioritätenliste. Es würde sowieso nie eine wirklich zufriedenstellende Antwort geben. Man mochte zwar gerne an soetwas glauben, doch würde dann irgendwann ein Moment kommen, der wieder Zweifel aufkeimen ließ. Meistens schneller als gedacht. Im Krieg hatten viele ihre Religiosität verloren. Der Herr könnte solche Brutalität nicht wollen. Andere hingegen hatten dorthin gefunden. Atreus selbst bezeichnete es als Hilfe zur Selbsthilfe. Leid mit jemanden teilen half immer. Dabei spielte es keine Rolle, ob man es einen Kameraden erzählte oder aber einem unsichtbaren Gegenüber, da es einem peinlich war von seiner Angst und Sorge zu reden. Es war völlig egal, ob diese fiktive Gestalt dabei nur die Vorstellung der eigenen Familie oder doch der Herrscher über die Welt war. Wurde der nächste Tag gut, so wurde man erhört. War dies nicht der Fall, hatte man etwas falsch gemacht oder fiel wieder vom Glauben ab.

Es dauerte nicht lange, bis er mit seinem mageren Beinchen fertig war. Hatte man das Fell abgezogen, verbarg sich darunter nur eine sehr dünne Muskelschicht mit vielen Sehnen und Bändern. Auch die Knorpel an den Gelenken waren noch fressbar. Ansonsten war es aber keineswegs eine vernünftige Mahlzeit. Wie er bereits gemeint hatte, war es aber gar nicht seine Aufsicht sich zu sättigen. Mit Absicht hatte er dieses Körperteil gewählt. Gewissermaßen nahm er Mayla absolut nichts weg, gleichzeitig beruhigte es die Fähe aber offensichtlich, dass er ein wenig vor sich hinkaute.
Er lachte leise. Sicher. Ihr Magen mochte sich nun gefüllter anfühlen und damit im erstem Moment auch satt, die Wahrheit sieht aber ganz anders aus. Innerhalb kürzester Zeit würde sich das bisschen Fleisch im Darm befinden. Und das bisschen Energie würde schnell wieder aufgebraucht sein. Nun so wie die aktuelle Situation sich gab wohl nicht. Liegen verbrauchte nicht viel. Dennoch war er offensichtlich nicht ganz zufrieden damit. Er konnte wohl kaum mehr machen, jedoch gefiel es ihm nicht wie sie es nahezu verharmloste. Wölfe waren in der Lage zu hungern. Zwei Tage, drei Tage, eine ganze Woche. Durchaus zwei Wochen und wenn man sich mit igendwelchen Resten begnügte ein Monat. Vorausgesetzt man war gesund und zum Beginn gut genährt. Zweiteres traf auf sein Gegenüber nicht zu. Ohenw eiteres könnte sie noch gut 3 Kilo zulegen ohne etwas von ihrer zierlichen, schlanken Gestalt zu verlieren.
Nach dem Fressen war wieder vollkommene Ruhe. Die Rotbraune legte ihren Kopf ab, ihre Seite wieder an seiner.
Für einen Moment beobachtete er sie im Augenwinkel, bevor er seine Nase in ihr Schulterfell verborgen. Vorsichtig begann er mit seinen Schneidezähnen zu knabbern und massierte Mayla so ein wenig.


24.01.2015, 20:06
»Mayla
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Atreus


Die Berührung vonseiten Atreus' kam unerwartet, war aber dennoch keinesfalls unangenehm. Mit jedem Wimpernschlag schien sich ihre Muskulatur mehr zu entspannen und ein wohliges Grummeln drang aus ihrem zarten Körper an die Oberfläche. Könnte sie momentan zufriedener mit dieser ganzen Situation sein? Kaum, solange sie nur bewusst ihre schmerzlichen Erinnerungen in den Hintergrund drängte. Zu Beginn ihrer Begegnung war es kaum vorstellbar gewesen, dass man sie schon bald so vertraut nebeneinander liegend vorfinden würde. In einer erschreckten Reaktion hatte der Rüde sie unfreundlich angeknurrt und sie war in zitternder Haltung vor ihm erstarrt, nicht einmal befähigt, zu entfliehen. Vielleicht hatte es auch so sein sollen. Immerhin war aus einem wenig erfreulichen Beginn eine Situation entstanden, in der sie beide sich gaben, als würden sie sich schon seit Jahren kennen. Mayla für ihren Teil war froh, dass es zu dem Ganzen gekommen war. Sie hätte von sich gar nicht gedacht, dass sie irgendwann eine derartige Nähe zu einem Rüden wieder zulassen konnte. Selbst ruhelos neben einem männlichen Artgenossen zu sitzen hatte sie anfangs immer wieder schmerzlich daran erinnert, was einst aus einer guten Freundschaft entstanden war. Und nun lag sie hier, die sanfte Massage eines Wolfes genießend. Keinen Millimeter rührte sie sich vom Fleck und auch ihre Augen verbargen sich nun doch hinter ihren Lidern, sodass sie besser unter jeder Berührung seinerseits zur Ruhe kommen konnte. Hatte Amdír so etwas jemals für sie getan? Für eine körperliche Entspannung ihrerseits gesorgt? So sehr sie auch darüber nachdachte, sie konnte sich nicht daran erinnern - und das wollte sie auch nicht. Der Dunkle sollte zu dem Teil ihres Lebens gehören, der vergangen und damit endgültig Geschichte war. Es würde die Wunde lediglich weiter aufreißen, auch nur einen Gedanken noch an ihn zu verschwenden. Sollten sie einander je wieder über den Weg laufen, dann würde Amdír einer Fähe gegenüber stehen, die dem Anschein nach nie wirklich seine Freundin gewesen war. Abweisend und nahezu kalt mochte sie dann reagieren, sofern sie nicht zu heftig von ihrer Erinnerung übermannt wurde. Aber nach dem, was Atreus allein mit einem Gespräch für sie getan hatte, würde es zu Letzterem nicht kommen. Zumindest nicht in seiner Gegenwart. Denn sie hatte gelernt, dass der Schwarze nie wirklich so sehr für sie da gewesen war, wie sie eigentlich gedacht hatte. Besonders in Zeiten, wo sie eigentlich eine starke Schulter zum Anlehnen gebraucht hätte. Für den Moment war all das jedoch nicht wichtig. Vielmehr war der Rot-Weißen daran gelegen, sich einfach auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren.


Nach einer Weile schien jede Faser ihres Körpers absolut entspannt und nichts deutete mehr darauf hin, welch schrecklichen Einfluss ihr wiederkehrender Traum erst vor Kurzem noch auf sie gehabt hatte. Unter gleichmäßigen Atemzügen hoben und senkten sich ihre Seiten und ihre gesamte Haltung zeugte von schierem Vertrauen. Atreus? Sanft verklang ihre Stimme im Raum, während sie ihre Augen öffnete und sachte den Kopf etwas in seine Richtung wandte. Was wirst du tun? Wohin wirst du bald gehen? Später. Irgendwann, meine ich. Diese Worte waren von einem nachdenklichen und fast schon etwas traurigen Ton geprägt. Sie hatte jemanden gefunden, der ihr einfach zugehört und dem sie sich anvertraut hatte. Ein erleichterndes Gefühl, was den Eindruck einer gewissen Geborgenheit hinterließ. So war es ihr nicht mehr ergangen, seit sie ihre Familie hinter sich zurückgelassen hatte. Und dennoch musste es wohl auch hier ein Ende geben, so wenig sie es auch zugeben wollte. Es war kaum vorstellbar, dass jemand wie er bei einer Wölfin wie ihr bleiben wollte, in welcher Form auch immer. Ein Seufzen entwich ihrer Kehle, woraufhin eine weiße Atemwolke aufstieg und sich allmählich verflüchtigte, ganz so, als wäre sie nie da gewesen. Ich weiß, dass ich gewiss schon bald zu den Fenrir Ano zurückkehren muss. Als ich mich ihnen angeschlossen habe, bin ich immerhin auch eine bestimmte Verpflichtung eingegangen. Jene, Aufgaben zu erfüllen, die man mir zuteilt. Zum Wohle des Rudels. Doch ich kann dieser Verpflichtung nicht nachgehen, wenn ich nicht einmal dort bin. Es kam ihr nahezu schäbig vor. Sie war Teil dieses Rudels und konnte sich somit sicher sein, den Schutz dieser Gruppierung jederzeit genießen zu können. Doch das war reines Nehmen, wenn sie sich nicht bald dort blicken ließ. Und Mayla war mit Sicherheit niemand, der bloß eigennützig handelte und nichts für das tat, was gegeben wurde. Aber ich will nicht gehen. Diese Worte wurden nur sehr leise von ihren Lippen geformt und mochten ungehört davon schweben, wenn man sich nicht genau konzentrierte. Einerseits war sie Teil dieses Rudels, andererseits auch nicht. Sie verspürte nicht diese Mentalität, Teil einer Gruppe zu sein, für die man alles gab und die man unterstützte, komme was wolle. Warum also dorthin zurückkehren? Wäre die Rot-Weiße nicht so überaus treu, gewissenhaft oder wie auch immer man es nennen mochte, dann würde sie niemals wieder auf dem Rudelplatz auftauchen. Doch das widersprach einfach jedem ihrer Charakterzüge. Und aus dem Grund würde sie zurückkehren, wenngleich das nicht jeder Teil ihrer selbst wünschte. Doch war es wirklich das, worauf sie hinausgewollt hatte? Für einige Wimpernschläge blickte sie nachdenklich auf den Teil der Außenwelt, welcher vom Rahmen der zerstörten Tür offenbart wurde. Erst danach formulierte sie das, was sie doch unterbewusst eigentlich hatte sagen wollen. Ich will nicht, dass du gehst. Noch weniger als zu einem Rudel zurückzukehren, mit welchem sie sich bislang nicht völlig identifizieren konnte, wollte sie die Gesellschaft von Atreus missen. Den Grund dafür konnte die Fähe nicht unbedingt in Worte fassen und vielleicht war das auch gar nicht nötig. Erneut seufzte sie auf, die dunklen Augen weiterhin auf das glitzernde Schneetreiben gerichtet. Wenn Atreus diesen Ort verließ, dann wäre dort draußen immerhin jemand, dem sie sich hatte anvertrauen können. Aber diesem jemand würde sie dann möglicherweise niemals mehr in ihrem Leben erneut über den Weg laufen. Und das wollte sie nicht.


24.01.2015, 22:43
» Atreus
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Mayla



Bedachte man, dass die Fähe in den ersten Minuten ihrer Begegnung jegliche Art der Berührung vermieden hatte, so kam dies einem Fortschritt von unzähligen Meilen gleich. Es wirkte schier unglaublich, als habe man die Wölfin ausgetauscht. Eine kurze, überraschende Anspannung verriet aber, dass es nicht so war. Es war nur das Vertrauen in dem Rüden welche sie nach und nach wieder entspannen ließ. Vermutlich war es seine ausgestrahlte Energie, welche so beruhigend auf Mayla einwirkte. Atreus war ruhig, ohne Sorgen. In seinem Körper lag kein Funken Anspannung oder Aggression, wenngleich er seine Umgebung stets mit all seinen Sinnen unter Kontrolle hatte. Es war eine Übungssache, aber keineswegs Schauspielerei.
Langsam knabberte er sich einen schmalen Pfad an ihrer Schulter hinauf,Genick bis hinter dem ihm zugewandten Ohr. Er musste sich ein wenig recken und aufrichten, um es zu erreichen. Seine Nase noch immer in ihrem dichten Fell verborgen, nahm er ihren Duft tief in sich auf. Angenehm und unaufdringlich. Eine leichte vanillige Note mischte sich unter den sonst so typisch holzigen Geruch eines Waldbewohners. Natürlich entging ihm nicht der deutlich schwerere Geruch der sich anbahnenden Läufigkeit. Doch auch hier folgte nur ein kurzer Moment der Realisierung. Womöglich mochten auch seine Liebkosungen instinktiv ein wenig fester werden, jedoch nie so, dass es aufdringlich wirkte. Es war ganz natürlich, man hatte aber die Wahl Vernunft vor tierischem Instinkt zu stellen.

Er begann soeben an ihrem Ohr zu lecken, als Mayla ihn jäh unterbrach. Da war er wieder der besorgte Ton. Auf seiner Stirn bildeten sich einige Falten der Nachdenklichkeit, als er sie aufmerksam betrachtete. Seufzend wandte er seinen Blick wieder auf das Geschehen außerhalb des Raumes. Irgendwie so schien es, wirkte diese zerstörte Tür wie eine zarte Wand. Wann immer man für einen Moment der aktuellen Situation entfliehen musste, blickte man dort hin. Konzentrierte sich auf die Stille. Denn dort draußen war nichts mehr. Es hatte aufgehört zu schneien. Hier und da fegte ein Windzug etwas Schnee auf und die Spitzen von langen Gräser bogen sich. Einfach nur die Natur. Er hörte der Rotbraunen noch immer zu, keine Frage.
Ein leichtes Nicken. Sie gehörte einem Rudel an, dieses Thema hatten sie bereits. Doch was sollte er sagen? Oder zuallererst was wollte sie ihm mitteilen? Wenn sie wollte, dass er mitkam und sich diesen Fenrir Ano anschließen würde, musste der Rüde sie enttäuschen. Er hatte damit abgeschlossen zu einem Rudel zu gehören. Gewissermaßen war er noch in einem, sollten auch nur irgendwelche Mitglieder überlebt haben. Nein, er hatte feststellen müssen, dass es sich alleine gar nicht allzu schlecht lebte. Zumindest wenn man es sich ein wenig schön redete und keinen hohen Standard verlangte. Man hatte selten eine warmen Unterschlupf für die Nacht. Immer dann, wenn man es einmal gebrauchen konnte, mochte sich einfach kein Gesprächspartner finden. Nicht immer bekam man eine vernünftige Mahlzeit und gelegentlich fraß man nahezu einen Monat lang dasselbe. Aber all das genügte zum überleben. Genau das war Atreus´ einziger Standard. Überleben. Ob er dabei nah am Abgrund entlang balancierte, kümmerte ihn nicht. Besser als in reinsten Luxus aber mit einer Last auf den Schultern. Wie Mayla sagte, man musste sich seine Stellung im Rudel verdienen. Loyalität, Respekt, Gemeinsamkeit.
Mayla, du bist im Rudel besser aufgehoben., sagte er, Sicherer. Während Atreus mittlerweile gelernt hatte seine Albträume zu ignorieren und in einsamen Stunden nicht in einer bedrückenden mentale Starre zu verfallen, war die Fähe dazu offensichtlich nicht in der Lage. Sie würde alleine völlig verkommen. In sich zusammenfallen. Selbst wenn sie sich an ihn hielt, standen nicht immer glückliche, positive Tage bereit. Wenn man die schmerzhafte Wahrheit wollte, so handelte es sich bei der Wölfin in ihrem aktuellem Zustand nur um einen Bremsklotz. Ständig müsste er sich umschauen, ob es ihr gut ging, sie bei seiner Geschwindigkeit nachkam. Nahrung für zwei besorgen und wenn dies nicht gelang, so müsste sie vorgezogen werden, damit sie nicht verhungerte. Wenn sie mal wieder in einem Tief versank, musste er aufpassen, dass er an einem schlechten Tag nicht ebenso mit unterging.
Und um mir musst du dir keine Sorgen machen. Er war bereits für einige Zeit in diesem Tal und war nicht weitergezogen. Wohin auch? Gewissermaßen hatte der Rüde sich verlaufen und würde den Weg zurück in seine alte Heimat sicherlich nicht einmal annähernd wieder finden. Mal davon gab es, soweit er wusste, niemanden der auf ihn wartete. Es gab also keinen Grund nicht länger zu verweilen. Außer den sich anbahnenden Krieg der Herden. Jedoch lag er auch dabei als Einzelgänger im Vorteil. Ohne Probleme konnte er sich verdrücken, wenn die Vergangenheit drohte ihn hier auf ziemlich lebendiger Weise einzuholen.
Es lag Atreus fern sie anzulügen. Er würde früher oder später. Und auch sie würde es tun. Vielleicht würde man sich irgendwann einmal wieder über den Weg laufen, eventuell würde er sogar absichtlich einmal näher bei dem Rudelgebiet herum streunen, um nach dem Rechten zu sehen. Bis dahin hatte sie vielleicht ein neues Leben begonnen, war wieder glücklich...
Aber selbst wenn dies so nicht geschehen sollte, wäre er nicht weg. Vielleicht lag darin ein Grund, dass seine Tage von viel Schlaf geprägt waren. Wenn er nämlich an etwas glaubte, so waren es Träume. Sicherlich gab es schlechte Träume, die aber nicht ganz grundlos sein konnten. Es wird gesagt, dass man Erlebnisse verarbeiten würde. Also lernte damit umzugehen. Ängste zu überwinden. Auf der anderen Seite aber, konnte man mit jeder beliebigen Person sein, an jeden Ort der Welt oder einer eigenen Kreation. Ebenso spielte Zeit und Entfernung keine Rolle, weil in einem Traum einfach alles möglich ist.
Ich bin immer da., meinte er leise.


25.01.2015, 19:26
»Mayla
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Atreus


Vielleicht bin ich das. Ihre Stimme hatte einen gleichsam nachdenklichen und bedrückten Klang. Vermutlich sogar. Man könnte behaupten, dass sie rein körperlich schwach und in derart harten Zeiten kaum in der Lage war, sich angemessen selbst zu versorgen. Bei einem langwierigen Winter würde sie bald kaum mehr als Sehnen, Haut und Fell über ihren Knochen haben. Keine zierliche Gestalt, sondern eine magere. Aus dem Grund sollte sie eigentlich nur auf das bedacht sein, was ihr die größte Sicherheit bieten würde. Eigentlich. Aber letztendlich geht es doch nicht immer nur um das, was sicherer ist. Denn es blieben stets Hoffnungen und Wünsche. Und ihre bestanden darin, weiterhin die Gesellschaft von Atreus genießen zu dürfen. Das mochte vielerlei Gründe haben und nicht zuletzt den, dass er ihr gut tat wie schon lange niemand anderes mehr. Gewissermaßen entsprach das also auch einem unterschwelligen Selbsterhaltungstrieb; sie wollte nicht noch tiefer in ein Loch fallen, aus dem sie möglicherweise niemand mehr herausholen konnte. Er hatte es zumindest geschafft, sie ein Stück weit wieder an die Oberfläche zu ziehen und ihr mit seiner ganz eigenen Art einen Funken neuer Kraft zu schenken. Die Rot-Weiße wandte ihren Kopf ein wenig, sodass ihr Blick zuerst auf die großen Pfoten des Wolfes fiel und dann hinauf zu seinem Gesicht wanderte. Ein Gesicht, welches ihr nach der schier endlos andauernden Unterredung, nach dem Teilen eines Geheimnisses fast schon vertraut vorkam. Und Mayla wusste, dass sie dieses Gesicht niemals vergessen würde. Vielleicht war der Rüde sich seiner Bedeutung für sie gar nicht bewusst. Sehr wahrscheinlich sogar. Allerdings sollte der Umstand, dass sie in seiner Gegenwart keine Scheu aufgrund ihrer Läufe entwickelte, Hinweis genug sein. Hätte sie ihn anfangs am Liebsten noch gemieden, so vertraute sie ihm nun. Seltsam eigentlich, wenn man sich einmal kurz über die Wölfin samt ihrer Persönlichkeit Gedanken machte. Nur bedauerlicherweise schien der Wunsch, mit ihm gemeinsam einen weiteren Weg zu beschreiten, nicht erfüllbar.

Die Fähe wandte ihren Blick wieder von ihm ab und starrte hinaus in die weiße Welt. Ohne die Körperwärme von Atreus würde es ihr selbst hier drin bitterkalt vorkommen und sie mochte wohlmöglich am ganzen Leib zittern. Kaum vorstellbar, wie kühl es erst dort draußen im Schnee sein mochte. Allerdings würde sie sich dort auch in Bewegung befinden, sodass Energie in einem steten Strom durch sie hindurchfloss und ihr damit etwas mehr Wärme schenkte.
Sie brauchte sich keine Sorgen um ihn machen – natürlich musste sie das nicht. Wenn man einmal davon absah, dass sie beide etwas Schreckliches durchlebt hatten, schienen die Wölfe wie völlige Gegensätze. Atreus war der Kämpfer, welcher sich vermutlich in jeder Situation zu behaupten wusste und keine Schwierigkeiten mit dem Überleben haben würde. Mayla dagegen glich eher einem unerfahrenen Jungtier, welches doch dringend den Schutz von Anderen benötigte. Vielleicht war das auch der Grund, weshalb sie anscheinend ihren Weg nicht gemeinsam gehen konnten. Letztendlich wäre sie doch diejenige, nach der man sich bei jedem Schritt umblicken musste und um die man sich ernsthaft zu sorgen hatte, wenn sie verschwunden schien. Sie würde es selbst nicht wollen, mit so jemandem umherzuziehen. Wie könnte also ein starker Rüde wie Atreus dies wünschen? Erneut verließ ein Seufzen ihre Kehle, während sie den Blick unvermindert nach vorn gerichtet hielt. Vermutlich würde es ihr immer so ergehen. All jene, bei denen sie sich geborgen und gut fühlte, würden sie als zu schwache Weggefährtin ansehen. Nur die, welche ebenso ruhig und schwächlich waren wie sie selbst, könnten damit zurecht kommen. Es sollte also offensichtlich einfach nicht so sein, wie sie es gerne hätte. Doch das war im Leben auch nur selten der Fall.

Nur nicht so, wie ich es gerne hätte. Aber darum geht es schließlich auch nicht. Ihre Stimme glich einem zarten Flüstern, das vielleicht nicht einmal die Ohren des Rüden erreichen würde. Möglicherweise würde er immer da sein, ja. In Gedanken, vielleicht durch einen schnellen Blick aus der Ferne. Doch es schmerzte der zierlichen Gestalt in der Brust, daran zu denken, wohl niemals wieder in solch einer Vertrautheit neben ihm zu liegen und gar seine entspannenden Berührungen genießen zu können. Atreus wäre die Art von Begleiter, nach welchem sich ihr Herz schon immer gesehnt hatte – und trotzdem sollte es jetzt, wo die Erfüllung ihres Wunsches zum Greifen nahe war, nicht zu alledem kommen. Regungslos verharrte die Rot-Weiße nun so, wie sie es bislang getan hatte. Während ihr Körper weiterhin erstaunlich entspannt schien, geisterten in ihrem Kopf so viele Gedanken umher, die keineswegs positiv geprägt waren. Zumindest versuchte sie sich allerdings in Erinnerung zu rufen, dass diese Zeit mit dem Rüden eine Gute gewesen war und vielleicht bewirken würde, dass sie sich etwas erholte. Das war doch besser als nichts, richtig?

Nach einer ganzen Weile des Schweigens holte Mayla tief Luft und spannte ihre Muskeln etwas an, um sich auf ihren Vorderbeinen hochzustützen und letztendlich eine stehende Position einzunehmen. Ihr Kopf war leicht schief gelegt, während sie Atreus aus ihren tiefbraunen Augen nachdenklich anblickte und erst nach einigen Wimpernschlägen das Wort erhob. Ich sollte jetzt wohl gehen, auch wenn ich es nicht will. Doch wenn ich den Abschied nicht vermeiden kann, dann will ich doch zumindest nicht, dass er mich unverhofft ereilt. Um jeden Preis wollte sie verhindern, ohne Vorwarnung neben einem leeren Flecken Erde aufzuwachen. Ohne einige letzte Worte, ohne auch nur irgendetwas. Das würde ihr wohl einen umso schmerzlicheren Stich versetzen. Du bist ein wundervolles Wesen, Atreus. Sanft legte sie ihren Kopf gegen seine kräftige Schulter und vergrub ihre Nase in dem weichen Fell, um noch einmal den herben Duft seines Körpers einzufangen. Niemand außer dir weiß um meine Vergangenheit und das, was sie mir angetan hat. Du kennst mein Geheimnis – und ich werde deines im Herzen tragen bis ich sterbe. Niemals würde sie jemandem von dem berichten, was sie von dem Wolf erfahren hatte. Ich danke dir, was du für mich getan hast. Das ist etwas, das ich nie vergessen werde. Und auch dich werde ich nie vergessen. Du bist jemand, der mir Kraft gegeben hat. Ihre Mundwinkel umspielte ein kurzes Lächeln, wenngleich sich in ihren Augen die Traurigkeit über den Abschied zeigte. Und jetzt zu gehen ist vielleicht einer der schwierigsten Schritte, den ich je gehen musste. Besonders, weil wir uns vermutlich nie wiedersehen werden. Versuche es gar nicht abzustreiten – das Tal ist zu groß und der Krieg tobt zu heftig, um ein Wiedersehen zu garantieren. Vielleicht gelingt mir nicht einmal der Weg zu den Fenrir Ano. Leicht zuckte sie an dieser Stelle mit ihren Schultern, während sie den Kopf wieder anhob und damit von seiner Schulter entfernte. Aber vielleicht geschehen ja doch Wunder. Ein Seufzen, ein erneutes trauriges Lächeln. Ich weiß schon jetzt, dass du mir fehlen wirst, Atreus. Kurz nur drückte sie ihren Körper gegen den seinen; selbst rein äußerlich boten sie einen nur allzu starken Kontrast. Schier widerwillig pochte ihr kleines Herz in der schmalen Brust und schien sie davon abhalten zu wollen, sich zu entfernen. Doch was hatte sie schon für eine Wahl? Sie wandte sich um und tat Schritte, die weder langsam noch schnell waren, sie aber sicher Richtung Ausgang trugen. Dort angekommen fegte ihr der kalte Wind einige Schneekristalle ins Gesicht und sie musste blinzeln. Noch einmal blickte sie zu dem Rüden zurück und verzog die Lippen zu einem Lächeln. Auf ewig würde er ein Teil ihres Herzens bleiben – und dabei hatte ihre Begegnung doch so negativ begonnen. Mayla setzte ihre Pfoten über die Überreste der Tür und schwankte fast ein wenig, als der Wind mit voller Wucht gegen sie krachte. Vermutlich war ihr Fortgang gerade für Atreus das Beste. Mehr als alles andere hoffte sie, ihm erneut zu begegnen. Vielleicht war er bis dahin die Person geworden, als die sie sich ihn vorgestellt hatte – Vater. Im ersten Moment würde ihr das einen innerlichen Hieb versetzen, aber nach dem, was sie über ihn wusste, würde sie sich letztendlich doch nur freuen. Wenn es jemandem gegönnt sein sollte, dann ihm. Sachte fröstelnd tat sie nun ihre ersten Schritte weg von dem grausigen Gebäude und musste sich regelrecht beherrschen, um sich nicht erneut umzublicken.


28.01.2015, 20:46
» Atreus
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Mayla



Schweigsam ruhte sein Blick auf der Fähe und wenngleich er wusste, dass ihm einige Worte akustisch entgingen, so konnte er diesen Umstand bei dieser Begegnung einmal zu schätzen lernen. Was im ersten Augenblick fast nach einer Beleidigung klingen mochte,bedeutete nichts anderes als einen Vorteil für Mayla.
Atreus sah das Gute in ihr. Oder zumindest glaubte er daran, dass es irgendwo in dieser äußeren Hülle voller negativer Erfahrungen, Überzeugungen und Meinungen existierte. Eine andere Version der Mayla. Nein, keine „Andere“, vielmehr noch das Original. Selbstbewusst, stark, aufgeschlossen und positiv. Jeder wäre in der Lage, sie so zu sehen. Viel schwieriger gestaltete es sich da einen Serienmörder als Heiligen anzusehen. Wobei auch dies nicht ganz auszuschließen war. Der Rüde selbst stellte in leicht abgewandelter Form solchen Fall dar.
Die Frage war viel mehr, wie lange man sein Bild von jemanden bewahren konnte, wenn jener doch immer wieder das Gegenteil betonte? Wie lange wollte man das Dogma für jemanden aussprechen, was er eigentlich selbst tun sollte? Man würde seine Sicht sicher nie ganz verlieren, aber eben die andere akzeptieren und nach dieser handeln. Wie es nur zu oft innerhalb der normalen Gesellschaft getan wird. Man passte sich der Gesamtheit an, übernahm vollkommen irrationale Ideen. Invalide waren generell unbrauchbar. Tränen waren insbesondere beim männlichem Geschlecht verpönt. Man tröstete nicht, sondern ignorierte es oder aber man bewusst darauf aufmerksam, damit der Weinende sich schämend wünschte, dass sich der Boden unter ihm auftun würde.
Wenn Atreus nun also nicht alles mitbekam, was Mayla meinte zu sein oder eben nicht zu sein, so fiel es ihm auf Dauer leichter sein Idealbild zu bewahren. Natürlich wusste er nie, was sie denn tatsächlich gesagt hatte. Vielleicht war es auch etwas Positives, aber sein Schweigen konnte nur dann peinlich werden, wenn er beispielsweise eine Frage nicht beantwortete. Und was wäre dann? Dann würde sie womöglich von einem weiterem Geheimnis erfahren, welches er stets unterschlug. Denn ein Invalider ist unbrauchbar. Mit Sicherheit pflegte er genauso wenig wie Mayla ein glänzendes Heldenbild von sich selbst. Er kam sich wie einer solcher Serienkiller und Vergewaltiger vor. Mit dem Unterschied, dass er Reue verspürte.
Er ließ es aber keinem allzu offensichtlich wissen, vorallem nicht, wenn es nicht von Nöten war. Er bemühte sich also darum ein ganz anderes Auftreten zu besitzen, sodass man ihn sofort als das einschätzte, das er sich wünschte zu sein. Vielleicht auch das, was er heute tatsächlich sein würde ohne Kriegsjahre.

Als sie sich aufsetzte, ahmte er diese Bewegung nur einen Sekundenbruchteil später wie aus Reflex nach. Sein Nicken war nur einer Andeutung gleich und kaum sichtbar. Wohl ebenso darüber verunsichert, ob er auch gehen oder verweilen sollte. Ob er überhaupt eines der Beiden wollte. Er war sich aber sicher, dass er Mayla nicht einfach so alleine zurückgelassen hätte. Niemals wäre er gegangen ohne sich zu verabschieden, wenn sie geschlafen hätte oder dergleichen. Das wäre unheimlich respektlos.
Nachdenklich legte sich seine Stirn in Falten. Vielleicht mochte es ein Abschied für immer sein, aber noch lange kein Grund eine Rede wie für einen Verstorbenen oder bald Sterbenden zu halten.
Seufzend blickte er ihr nach. Sie ging tatsächlich, war aber sichtlich unzufrieden damit. Zwar versuchte sie es zu überspielen, jedoch wenig überzeugend für jemanden wie Atreus, der sein Defizit nun hauptsächlich durch Beobachtungsgabe auszugleichen versuchte.
Nervös leckte er sich über die Lippen, als sie völlig aus dem Sichtfeld verschwunden war. Manch einer würde nun einfach für einige Minuten warten und sich dann womöglich auch wieder auf den Weg irgendwohin machen. Irgendjemand der sich weniger Gedanken um das Gesagt seiner Artgenossen machen. Er war schon immer einer der Sorte Beschützer gewesen und hatte sich dem unbewusst natürlich nur noch mehr verschrieben. Und diese Wölfin machte ihn nahezu wahnsinnig. Vielleicht gelingt mir nicht einmal der Weg... Sofort hatte er sich leise grummelnd erhoben und folgte ihr schnellen Schrittes. Es könnte sein, dass sie bereits längst verschwunden war, jedoch brauchte Atreus diesen Gedanken gar nicht weiterführen. Kaum das Gebäude verlassen, fiel sein Blick auf die Rotbraune, welche sich reichlich gemächlich fortbewegte. Mayla., rief er ihr nach, Wer hat dir erlaubt zu gehen? In seiner Stimme lag wieder diese Strenge, welche wohl jeden zum Stillstand bewegt hätte. Nein, sie brauchte gewiss keine Erlaubnis seinerseits. Jedoch redete sie die ganze Zeit, dass sie von seinem Verschwinden nicht überrascht werden wollte, aber wollte anscheinend nichts davon wissen, ob der Rüde dafür bereit war. Atreus würde damit klarkommen. Es war vielmehr bereits wieder der Todesgedanke ihrerseits, welcher einen schweren Stein in seine Magengrube fallen ließ. Man konnte er bereits wieder unterstellen, dass sie wohl recht glücklich wäre nicht zurück zum Rudel zu finden oder in irgendeiner Weise tödlich zu verunglücken. Etwas, dass wohl jeden, der schon einmal für einige Zeit tagtäglich damit zu kämpfen gehabt hatte, eine gewisse Wut in Bauch trieb. Doch was würde es schon bringen, der Fähe zu erklären, dass Leben eindeutig vorzuziehen sei. Wenn man also davon ausgehen musste, dass sie sich jeder Gefahr freiwillig ergab, musste sie halt vor sich selber geschützt werden.
Eine weiße Wolke stieg vor ihm auf, als er schwer seufzte und sich schließlich an ihrer Seite gesellte. Sein Blick richtete sich in die Ferne. Er hatte keine Ahnung wo dieses Rudel war, es konnte aber gar nicht allzu falsch sein die genaue Position zu wissen, damit man nicht versehentlich hinein stolperte. Also..., begann er abwartend, dass sie sich wieder in Bewegung setzte und er ihr wie ein Schatten dicht auf den Fersen folgen würde.


10.02.2015, 11:54
» Xi
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Lijuan


Der starke Wind strich durch die dunklen Schwungfedern des erhabenen Hengstes und auf einen der vielen Aufwinde die ihm das Meer bot, segelte er über die große brausende See hinweg. Schon seit Tagen war er unterwegs, unermüdlich und stetig auf der Suche nach dem Land welches man das Stillreich nannte. Seine Leute hatten ihm die günstigste Route herausgesucht, doch trotzdem war es von China aus unglaublich weit. Doch Xi war die Strecke einerlei, er musste mit Lijuan sprechen und sich selbst davon überzeugen, dass es seiner Königin gut ging. Sie würde sein Handeln wahrscheinlich nicht verstehen, würde es dem der Sterblichen gleichsetzen, doch der braune Hengst mit den auffälligen Schwingen war stets ein wenig in Sorge, nicht zuletzt, weil er seine Macht aus der Erzengelin zog. Er war stärker als die normalen Engel, einzig und allein aus dem Grund, weil Lijuan ihm an ihrer Macht teilhaben ließ. Abhängigkeit. Ja, er war abhängig.
Mit zwei starken Flügelschlägen hob er sich höher in die Luft, suchte sich eine stärkere Strömung aus und segelte wieder auf ihr dahin. Das Gewitter welches sich über ihm zusammen braute färbte den Himmel in ein unheimliches und vor allem bedrohliches schwarz-lila. Die entfernten Grolle von Donner drangen an seine Ohren und erschütterten mit ihrer Gewalt das innerste den schönen Engels. Der Wellengang nahm zu und Meterhoch drohten sie nach seinen Flügeln zu greifen, sie in einen Zustand der Hilflosigkeit zu versetzen um ihn tief mit sich runter zu ziehen. Doch der erfahrene Engel, der längst ein Alter erreicht hatte in dem er sich und seine Flugkunst einschätzen konnte, erhöhte abermals seinen Flug, schoss wie ein Pfeil nach oben und brach durch die dunklen, geladenen Wolken. Wie als wolle sie ihn Willkommen heißen schien die Sonne über all dem Übel und wärmte sein Gesicht, seinen Körper und trocknete in Sekundenschnelle seine feuchten Flügel.
Ein sachtes Schmunzeln zierte dabei seine Lippen und seine dunklen Augen, die von den Farben die ebenfalls seine Flügel inne hatten durchsetzt waren, verloren sich in dem Anblick des goldenen Sternes. Tiānshǐ. Als wäre es gestern gewesen und nicht vor knapp Vierhundert Jahren sah er das goldene Fell der schönen Stute vor sich. Das Blassgold welches ihr Langhaar inne hatte und das fast bernsteinfarbene ihrer Augen. Ihre Flügel waren die schönsten und prächtigsten gewesen die er je in seinem Leben gesehen hatte. Sie war seine Sonne gewesen. Sein. Innerhalb von einem Bruchteil einer Sekunde färbten sich die dunklen Augen mit den bunten Sprenkeln nahezu schwarz, das Schmunzeln verschwand und machte einer steinernen Miene platz. Tiānshǐ. Sie war fort. Mit einem Kopfschütteln schloss er die Augen, wandte den Blick von der Sonne ab und tauchte wieder in das schwarz des Gewitters. Der Wind zerrte an seinem Laib und schnitt ihm in das schöne Gesicht. Sie würde ihn ewig verfolgen, dessen war er sich sicher.

Als Xi die Wolkendecke durchbrach und deren Konsistenz kurz aufwirbelte, erkannte er in einiger Entfernung einen großen Turm. Er wirkte heruntergekommen und alt, schon längst kümmerte er sich nicht mehr darum, dass die Menschen mit ihren Schiffen nicht an den Klippen zerschellten. Nichts desto trotz, er war da. Im Stillreich. Seine Augen suchten die nähere Umgebung ab und sein Geist öffnete sich für den von Lijuan, kurz meinte er sie sogar zu berühren. Und dann stand sie da, dem Sturm trotzend der nicht im Ansatz ihre Mähne berührte. Lediglich ihre manifestierte Energie durchströmte ihren Körper und ließ ihr Langhaar wie vom sanften Wind getragen entlang ihres Körpers streichen. Weißes Feuer. Xi setzte zur Landung an, kam mit wenigen Flügelschlägen am Boden an, seine Königin mit einem kurzen Aufflackern von Erleichterung gegenüber tretend.

Jede Bewegung des braunen Engels war bedächtig gewählt. Seine dunklen, mandelförmigen Augen lagen auf Lijuan und nachdem er seine bunten Schwingen, die trotz des trüben Wetters zu strahlen schienen, gestreckt hatte, faltete er sie sorgfältig in seinem Rücken zusammen. "Es freut mich, Euch wohlbehalten anzutreffen. Die Gerüchte die bis nach China drangen, klangen... beunruhigend.", bedächtig gewählte Worte, der Ausdruck auf seinem Gesicht ließ jedoch keinen Zweifel daran, dass er von seiner Göttin überzeugt war. "Stimmt es, was Raphael passiert ist? Wer war es?", Xi hatte gewusst, dass der Goldjunge zu Lijuans Lieblingen im Kader gehörte - vielleicht auch überhaupt - und eigentlich hätte er nicht damit gerechnet, dass er von einem anderen Wesen getötet werden könnte, welches nicht ihrer Rasse - beziehungsweise den Erzengeln angehörte.


12.02.2015, 11:47
» Neon
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Kyle



Tja, dann war sie nun Teil einer Herde. Neon konnte immer noch nicht aufhören zu grinsen. Sie war stolz auf sich selbst und würde versuchen sich auch ihrer Aufgabe regelmäßig zu witmen. "Was musste ich nochmal machen?" Die Graue blieb stehen und sah sich um. Ein Leuchtturm. Ach ja, sie musste mit Einzelgängern sprechen um herauszufinden ob diese zu der Herde gehören wollen. Ja, und dann jemanden aus der Herde finden der diese dann wirklich bequatscht. "Ja, dass klappt schon. Ich schaff das irgendwie immer." Sie schmunzelte und stellte sich so ein bisschen näher an den Leuchtturm ran. "Also wie auch immer so was wächst, es sieht wirklich faszinierend aus." Dann wandte sie den Blick über das Wasser am Fuße der Klippen. Ja, faszinierend war es, aber Neon wollte lieber nicht zu nah an die steilen und tödlichen Klippen gehen.


13.02.2015, 13:23
» Kyle
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Neon.

cf: Höhlen

Die graue Stute war stur. Dies gefiel dem Hengsten irgendwie. Trotzdem wird er diese nie wieder sehen. Tja, blöd gelaufen. Er entfernte sich immer weiter von den Höhlen und verlor schon bald jegliche Orientierung. Doch schon bald erstreckte sich in der weißen Landschaft ein hohes gestreiftes Gebäude. Seine Schritte beschleunigten sich, denn er wollte näher heran um genauer zu sehen was dies war. “Leuchtturm!“ schoss es ihm durch den Kopf. Bald schon erkannte er ein Pferd welches alleine stand. Vorsichtig näherte er sich dem Pferd. “Schon wieder grau! Wenn es eine Stute ist, habe ich das Gefühl hier hausen nur graue Damen!“ dachte sich der Hengst. Genau vor der Stute räusperte sich Kyle. “Guten Tag! Darf ich Ihnen Gesellschaft leisten?“ Da der Ort noch recht neu für den Hengsten war, ließ er seinen Blick neugierig her umschweifen während die Ohren auf die Stute gerichtet waren.


13.02.2015, 13:43
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Stillreich » Das Tal » Der Leuchtturm #1
Gerade im Thread aktiv:
Anwesende Tiere: Chesmu. Lisandro. Maugrim. Veter.