Stillreich » Das Tal » Der See #2
» Lafayette
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Red Riding Hood ♥


Obwohl sie glaubte ihn besser als jeden anderen zu kennen, zeigte Red Riding Hood ihr immer wieder neue Seiten. Facetten an ihm, die sie manchmal erschreckten. Seine geschmeidige rotbraune Gestalt ähnelte mehr denn je einem Wolf als einem Pferd, während er sie umkreiste. Aber seine Stimme war noch dieselbe, die es immer wieder vermochte, ihr einen Schauer über den Rücken zu jagen und ihr Innerstes zum Vibrieren zu bringen. Rau und tief, ein deutlicher Kontrast zu ihrer sanften Mädchenstimme. Der Klang eines Hengstes. War sie zu ihm durchgedrungen? Red hatte Mühe, die Kontrolle über sich zu behalten, das sah sie ihm an, und es ließ sie nicht furchtlos zurück. Aber Yette war nach wie vor überzeugt, dass er dem Drang nicht nachgeben wollte. Ihr sehnsuchtsvoller Blick ruhte auf ihm. Aber sie wusste, dass es gerade jetzt nicht klug gewesen wäre, ihn zu berühren. Aber die Stute verspürte den beinahe verzweifelten Wunsch, ihn auf den Boden der Tatsachen zurückholen, von dem Etwas, das seine Seele zerfraß, zu erlösen. 
"Ich vertraue dir, weil ich dich kenne", sagte Lafayette. Ihre Stimme war fest, obwohl sie Mühe hatte, diese aufrecht zu erhalten. Jeden Moment, so schien es, wollte ein Damm brechen und die Tränen, die in ihrer Kehle aufstiegen, ausspülen. "Du tust Dinge, Red. Dinge, die nicht immer gut sind. Aber ich weiß, dass du es bereust. Ich könnte niemanden lieben, wenn er kein gutes Herz hätte." Jetzt konnte sie wirklich nicht mehr an sich halten, perlende Tränen liefen in rascher Folge aus ihren großen, dunklen Augen und benetzten das reinweiße Fell, aber sie sprach einfach weiter. "Denn das hast du. Auch, wenn du es nicht glaubst. Ich habe es in ganz kleinen Momenten gesehen. Gespürt. Gefühlt."
Sie schüttelte langsam den Kopf. "Nenn es, wie du willst. Vielleicht bin naiv. Trotzdem weiche ich nicht von meiner Meinung ab", meinte sie entschlossen und hielt seinen Blick fest, selbst wenn es schwer fiel. Seine Stimmung hatte, wie es schien, von einem Wimpernschlag zum anderen umgeschwungen, denn die Wut und die Erregung waren aus seinen goldenen Augen gewichen. Seine leicht hängende Körperhaltung und die schwach gewordene Stimme klangen plötzlich unglaublich müde. In Yette rang der Wunsch, ihn zu berühren, mit dem Bedürfnis, auf Abstand zu bleiben angesichts dessen, was sie ihm bald erzählen musste. Unentschlossen verharrte sie und ließ schließlich den Kopf leicht hängen, die zierlichen Beine leicht zitternd. 
"Er wurde getötet. Und ich ... ich habe zugesehen und nichts getan, um ihm zu helfen." 


29.06.2016, 17:28
» Red Riding Hood
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Lafayette ❥



Es war immer Lafayette die mich zähmte, es war immer sie gewesen die sich sorgte, sich kümmerte, immer bei mir blieb egal was ich wieder angerichtet hatte.
Mein Blick ruhte auf dem weißen Mädchen.

Es war warm geworden um uns herum, die Hitze drückte sich gegen meinen Körper und machte selbst das denken anstrengend.
Ich seufzte lautlos, lauschte mit einem harten Brennen in den Augen ihren Worten, welche sich schmerzhaft in mein Herz bohrten.
Ja, ich bereute solche Dinge.
Auch wenn sie mir in dem Moment das größte Glück bescherten, so dachte ich jedes Mal darüber nach was ich hätte anders machen können.
Und jedes Mal kam ich zu dem Punkt das es unmöglich gewesen wäre es nicht zu tun, weil mein verseuchtes Innerstes es nicht zulassen würde.
Ich hatte mich in etwas verfangen aus dem ich nicht mehr rauskommen konnte, die Dunkelheit in meinem Herzen war zu etwas herangereift, das von einer alles versengenden Zerstörungswut durchzogen war.
Immer wenn ich Yette ansah konnte ich an nichts anderes denken als an das selbstsichere, wunderschöne Mädchen das sie am ersten Tag gewesen war und nun stand sie vor mir und weinte.
Die Schimmelstute war in Tränen ausgebrochen und versuchte mir begreiflich zu machen das ich ein gutes Herz hatte.
So war es einmal gewesen, doch ich spürte nichts außer Schatten, Blut, Feuer.
Außer wenn sie bei mir war.
Dann loderte etwas in meinem Körper auf das mich innerlich nach Luft schnappen ließ und mit den Jahren ins unendliche gewachsen war.
“Yette.”
flüsterte ich mit einem seltenen Ausdruck der Verzweiflung im Gesicht, der Schmerz mir die Kehle zuschnürend.
Mein Zustand hatte sich mit der Zeit immer mehr verschlimmert, komplett zerfressen und durchdrungen vom spontanen Wahnsinn, ich erinnerte mich an die sorgenvollen Blicke die mir Lafayette jedes Mal zugeworfen hatte und ebenso war die Sorge mit jedem Male präsenter geworden.
Ihre Stimme durchdrang meine Gedanken, mein eben noch leerer Blick fixierte den Schimmel und mit einem erschöpften Seufzen realisierte ich was sie soeben von sich gegeben hatte.
Unser Kind war tot.
Es berührte mich kaum, war ein Ziepen am Rande meines Bewusstseins, doch auf irgendeine Art und Weise stimmte es mich seltsam schwermütig.
Ich beobachtete die Stute, das Zittern, die Haltung die in sich zusammengefallen war und trotz des Drangs sie an mich zu drücken blieb ich stehen wo ich war.
Ich hätte niemals gehen dürfen. Dann würde das Fohlen noch leben und Yette müsste mir keine sie so sehr quälende Nachricht überbringen, dann wären wir zusammen und irgendwie wäre dann alles gut.
Ein schnelles Blinzeln, ich wandte den Blick ab, ließ diesen über die in der Hitze flimmernde Umgebung wandern während sanfte Schatten am Rande meines Blickfeldes tanzten.
Mit schnellen Bewegungen und scheuen gold glühenden Augen den Schutz im Dunkeln suchten.
Ein Mundwinkel zog sich leicht hoch, war die Andeutung eines Lächelns das nur dem nebligen Wesen meines Kopfes galt und verblasste schließlich als ich mich wieder dem schmalen Mädchen widmete.
Die Nachricht über das Ableben unseres Kindes stachelte den Wahnsinn an in den Vordergrund zu rücken, wollte die Blutrünstigkeit hervorlocken und zerrte die Dunkelheit aus ihrem Versteck.
Ich fühlte es tief in mir drinnen, etwas veränderte sich, die Ohren drehten sich und die Geister meiner Existenz zerrten an meiner Seele.
Ihr dichtes Fell, die scharfen Zähne, die durchdringenden, geisterhaften Augen.
Ich schloss schnell meine Lider um all das wieder zu verdrängen, doch mit einer ungekannten Kraft drängte es sich mir entgegen und Übelkeit schlang sich um meine trockene Kehle.
Von außen sah man nichts von diesem Kampf, doch im Inneren rang ich verzweifelt um den Funken Gutes. Konnte ihn mit der Anwesenheit Yettes bewahren, doch hing dieser an einem seidenen Faden und meine Kraft versiegte.
“Mach dir keinen Vorwurf.”
durchbrach meine raue Stimme die Stille.
“Es wird sicher nicht dein letztes Kind sein.”
Mehr brachte ich nicht zustande während mein Blick an ihrem Antlitz hing und der Faden sich kräuselte, mir mit dem langsamen Schwinden Schmerzen bereitete.
Ich wusste ich konnte Lafayette nichts vormachen, jedoch war es jedes Mal einen neuen Versuch wert.
“Tut mir Leid.”
entkam nahezu lautlos meiner Kehle, es war mir unmöglich geworden meine Augen von den ihren zu wenden.
“Gerade wenn ich ein gutes Herz besitze so ist es mir unmöglich dich mit in den Abgrund zu ziehen. Du bist mir unendlich wichtig, doch ich würde es mir niemals verzeihen dich noch weiter zu zerstören.”
Bitterkeit in meiner Stimme und tiefe blutige Risse die sich durch mein ganzes Wesen zogen.  


10.07.2016, 16:47
» Copain
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Tristan



Schreie, schrilles Wiehern hallten im Kopf des jungen Hengstes. Wie vor Schmerz geplagt, kniff er die Augen zusammen, schlug mit den Hufen, trat nach unsichtbaren Gegnern. Und auch er schrie, flehte um sein Leben und versuchte sich mit aller Kraft zu wehren. „Ich bin dein Sohn! Hör auf!“ Doch der unsichtbare Gegner ließ nicht von ihm ab. Er schlug weiter und weiter auf den kleinen Hengst ein, bis dieser schließlich zu weinen begann. „Vater…“, hörte man leise die verletzliche Stimme des jungen Schimmels.

Copain lag am Boden. Sein Körper Schweiß gebadet, seine Augen vor Panik weit aufgerissen. Sein kleines Herzchen schlug gleichzeitig so schnell und fest, dass er dachte, es würde ihm aus der Brust springen. Es war alles nur ein Traum gewesen. Ein unglaublicher schlimmer und schrecklicher Traum. Aber lediglich ein Traum. Nichts, das ihn wahrhaft und ernsthaft bedrohte. Nur ein Traum…

Vorsichtig erhob sich der kleine Hengst, noch immer zitternd und so schwach, dass ihn seine kleinen Beine kaum tragen konnten. Tränen liefen seine Ganaschen hinab. Aus dem sonst so stolzen Prinzen, war ein armer und geschädigter Bettler geworden. Er hätte anstelle seines Vaters bald die Leitung der kleinen Herde übernehmen sollen. Stattdessen jedoch, stand er nun hier. Mitten im Nirgendwo. An einem kleinen See. Und ganz allein. Und das nur weil sein Vater Malachai ihn gesehen hatte. Zusammen mit Samuel. Seinem doch alllzu sehr geliebten Samuel.

Copain schloss die Augen senkte den Kopf. Immer mehr Tränen liefen seine Ganaschen hinab, als er den wunderschönen Fuchshengst dachte. Samuel… Bitte, mach dass es wenigstens dir gut geht… Doch es war unglaublich unwahrscheinlich, dass Malachai den Fuchshengst nicht auch erwischt hatte. Und was dann geschehen war, das wollte sich Copain nicht einmal im Traum denken müssen. Wenn der Hengst seinen Sohn schon so zugerichtet hatte, wie würde es dann einem wildfremden Hengst geschehen?!

Langsam trottete der Hengst zu dem kleinen See, an dem er eine Pause eingelegt hatte. Er senkte seinen Kopf, trank einen kleinen Schluck und schaute schließlich sein Spiegelbild an. Narben und teilweise sich immer wieder öffnende Wunden zierten seine sonst so schönen Züge. Und sein Auge… Sein Auge war hier wahrscheinlich das Schlimmste. Malachai hatte es geschafft ihm das Auge beinahe zu entfernen. Ein zerstörtes, milchiges Etwas zierte nun die eine Gesichtshälfte. Wieder weinte Copain. Er war einmal so stolz gewesen auf sein Aussehen. Bewundert hatten ihn seine Freunde und auch die jungen Stuten hierfür. Und nun? Nun konnte er niemandem mehr unter die Augen treten. Leise seufzte der Schimmel, ehe er sich am Rande des Sees niederließ. Er konnte nicht mehr stehen. Zu  sehr schmerzten seine Beine. Missmutig zwang er sich dazu, ein wenig am Gras zu knabbern. Ohne Kraft und Futter würde er sicher nicht stark werden. Und wer wusste schon, was sich in dieser Gegen für Gefahren herumtrieben.


08.09.2016, 16:42
» Dekkja


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» Karolina Wengerek » Peter Becker



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Battlecry


So schnell wie er gekommen war, verschwand der Schnee auch wieder, Vögelgezwitscher im Frühling, ein kurzer Sommer - es kommt Dekkja so vor als würde sie die Jahreszeiten im Schnelldurchlauf erleben. Wie könnte es auch anders sein? Nicht einmal die Jahreszeiten sind sicher vor der durchtriebenen Weltordnung, die hier herrschte, weil das ist es schließlich, was das Tal ist: eine Parallelwelt. So schnell wie er gekommen ist, verschwindet der Schnee auch wieder, Vögelgezwitscher im Frühling, ein kurzer Sommer - es kommt Dekkja so vor als würde sie die Jahreszeiten im Schnelldurchlauf erleben. Und dennoch wehrt sie sich gegen diesen Gedanken, gegen die Magie im Tal, von der sie schon so oft gehört hat: kann es denn so allgegenwärtig sein, wenn sie, Dekkja, nur ein normalsterbliches Wesen ist? Ist das gerecht, ist das möglich?

Für eine lange Weile grübelt sie über diese Frage nach, ohne zu einem vernüftigen Schluss zu kommen. Je länger sie darüber nachdenkt, desto schwerer kommen ihr ihre Glieder wieder vor, bis auch ihre nur noch Gedanken schwer und ermüdend wirken. Hätte der imposante Friese sich nicht doch in der Zwischenzeit bewegt, sie wäre wohl eingeschlafen. Doch die Art, wie er um sie herumschleicht, sie taxiert, ist merkwürdig, bizarr, vielleicht sogar ein wenig furchteinflößend: ganz und gar schräg auf jeden Fall. Seine Stimme sendet ihr Schauer den Rücken hinunter, lässt sie frieren, obwohl sie eben noch die warme Luft auf der Haut spürte - alles in allem, die ganze Situation ist seltsam, und wieder einmal verflucht Dekkja dieses Tal, das sich in alles einmischt, in dem nie so ist, wie es noch vor Augenblicken schien, es keinen sicheren Grund gibt, auf den man sich verlassen kann; keine Gesetze, keine Gewissheiten. Sie seufzt. Jetzt bloß nicht überreagieren, es ist die Umgebung, die sie so aufreibt, nicht der Hengst: er soll vor allem nicht merken, wie sie langsam, aber sicher, verrückt wird. Und vielleicht hat er mit seiner treffenden Aussage auch recht: sie ist allein, womöglich ist sie es auch schon zu lange gewesen.
"Das stimmt, ich bin tatsächlich allein unterwegs", bestätigt sie ihn dementsprechend, ohne näher auf ihre Hintergründe einzugehen: sie hat weder Lust, über Ártali, noch über Artax zu reden. Diese beiden Hengste waren für sie nur mit Problemen verbunden; und auch wenn sie beiden - und, besonders ihrem Bruder - das Beste wünscht, würde sie sich auch nicht beschweren, sie nicht mehr wiederzusehen, zumindest nicht in der nächsten Zeit. Und dieser Herr klang zumindest nicht nach Aufregung, auch nicht, als wäre seine Gesellschaft besonders unterhaltsam, aber wenn sie es sich recht überlegt, würde ihr wohl etwas Ruhe auch gut tun: seit ihrer Flucht hatte sie nicht mehr vernünftig gerastet, war entweder allein und auf der Hut gewesen, oder war Hals über Kopf in ein Abentuer galoppiert, das ihr alles abverlangte. Also, wieso nicht einmal diese Gelegenheit beim Schopfe nehmen, eine Weile mit dem imposanten Rappen umherziehen? "Und so scheint es sich mir bei Euch auch zu verhalten", spricht sie diesen jetzt wieder an, wendet ihm wieder ihren neugierigen Blick zu: er steht noch immer im Wasser, doch nicht mehr so tief. Trotzdem, er sieht so aus, als würde ihn irgendetwas dort festhalten - gab es hier etwa Schlingpflanzen? Dennoch, dann würde wohl auch er nicht mit einer solchen stoischen Gleichgültigkeit unter gehen, das konnte sie sich kaum vorstellen. "Ihr seid ein ungewöhnlicher Zeitgenosse", meint sie nachdenklich, gar nicht sicher, ob sie es laut ausgesprochen, oder letztendlich doch nur in Gedanken gesagt hat.


Wörter: 677

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1. Gib deinem nächsten Playpartner einen Kuss auf die Wange!
2. Gähne so lange in deinen Posts, bis du deinen Gegenüber zum mitgähnen animierst! smilie
22.09.2016, 20:04
» Tristan
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Copain



So weit gekommen, so viel gesehen. Und doch, keine Liebe gefunden. Jahre über Jahre, sind ins Land gegangen ohne eine wirkliche Veränderung im Leben von Tristan. Tag ein, Tag aus. Ein Leben, welches ihm alleine galt; er konnte richten und walten, wie er wollte. Ein Leben, welches er in vollen Zügen genießen konnte. Ein Leben, in dem er der sein konnte, der wer wollte und war. Keiner verbietet ihn den zu lieben, den er liebte; wenn er den jemand zum Lieben hätte. Aber das, war eine andere Geschichte, die ihn doch zu einem Ganzen machte. Vor langer Zeit hatte er sich auf eine Reise gemacht, die kein wirkliches Ziel verfolgte, und eher dafür diente den Zwängen der Herde, in der er das Licht der Welt erblickt hatte, zu entfliehen. Mit den Vorlieben, die der Braune an den Tag legte, war man nicht in jeder Mitte von Artgenossen willkommen; vor allem nicht in seiner alten Herde. Sie nannten ihn einen Schönling, einen Stutenschwarm schlecht hin. Rein äußerlich, waren diese Anreden gerechtfertigt. Doch innerlich galt sein Herz, seine Hingabe und seiner Liebe nicht den Stuten auf dieser Welt; sondern seines Gleichen.
Das Blätterdach des Waldes hielt die kühlen Regentropfen von Körper des Hengstes fern. Oberhalb des schützenden Waldes donnerte es. Man konnte nicht genau sagen, ob sich das Gewitter direkt über seinen Kopf abspielte, oder noch einige Kilometer entfernt war. Auf jeden Fall war es eine gute Idee gewesen diesen verregneten Herbsttag  im Schutz des Waldes zu verbringen. Mit einem Lächeln auf den Lippen schritt Tristan den Weg entlang. Der aufgeweichte Boden unter seinen harten Hufen federte das Gewicht der Hengste bei jedem Schritt ab. Er war kein Schwächling, kein Angsthase. Nein. Tristan war ein stattlicher, muskulöser Hengst, der stets in der Lage war, sich gegen Fremde, die auf Krawall gebürstet waren, zu behaupten. Er besaß eine selbstbewusste, willensstarke Aura. Ja, Tristan war die Perfektion der Männlichkeit; was ihm aus den Mündern von Stuten schon mehrfach zu Ohren gekommen war. Was will man mit Stuten, die einen,  wie einen Gott anhimmeln und verehren. Ja, alles geben würden, um ihn für sich zu gewinnen, um ihn so für immer an ihrer Seite zu behalten. Ein breites Grinsen erhellte den trüben, verregneten Tag, während der Hengst seine Gedanken schwerlos in seinem Kopf kreisen ließ. Ach, wenn diese Schönheiten nur wüssten, dachte sich der Braune gelassen. Das Leben war schön. Sein Leben war schön, er konnte sich nicht beschweren. Auch, wenn er sich innerlich nach Liebe sehnte, konnte er sich über sein bisheriges Leben nicht beschweren. Tristan hatte eine glückliche Fohlenzeit in seiner Geburtsherde. Sein Vater, wie auch seine Mutter hatten einen relativ hohen Rang in der familiären Gemeinschaft innerhalb der Herde. Der Rang als Berater der Leittiere wäre ihm sicher gewesen, wenn sein Vater wegen Altersschwäche den Platz freigegeben hätte. Aber, Tristan wollte mehr. Er wusste, auch wenn sein Vater es nur zum Teil verstehen konnte, würde er niemals in der Herde glücklich werden, wenn er sein Leben nicht so leben konnte, wie er es wollte; wie sein Herz es wollte.
Nun, war der stattliche Hengst hier. Hier, in einem Reich, welches ihm vollkommen unbekannt war. Wenn er an die lange Reise dachte, die nun hinter ihm lag, waren es gemischte Gefühle, die in ihm aufkamen. Es war nicht immer leicht gewesen, oft ziemlich schwer. Und manchmal, kam eine gewisse Art von Heimweh in ihm auf. Vor allem, wenn er an Fianna dachte, seine beste Freundin, die ihm stets mit Rat zur Seite gestanden hatte; die, vor allem von seiner Neigung wusste, es selber herausgefunden hatte. Tristan hatte sich entschieden, die Welt außerhalb der Herde auf eigene Faust zu erkunden. Auch, wenn er kein Problem darin sah, erstmal alleine unterwegs zu sein, fehlte ihm schnell die Gesellschaft; einfach ein Ohr, dem er seine Sorgen und Ängste anvertrauen konnte. Natürlich begegnet man ab und an einem Artgenossen, aber in Tristans‘ Fall muss man stets auf der Hut sein, was und wie man was sagt. Mit der Zeit hatte der Hengst gelernt, neutrale und entspannte Gespräche zu führen, egal ob mit einer Stute oder mit einem Hengst. Man unterhielt sich einfach und trennte sich wieder. Ab und zu blieb eine Stute länger in seiner Nähe, bis er sie wortlos verließ. Auch Hengste mit der gleichen Neigung, wie Tristan, konnte er ein paar Tage in seiner Nähe behalten, aber nie für eine längere Zeit. Nein, der Richtige war einfach noch nicht dabei gewesen.
Am Ende des Weges, durchbrach ein schwacher Lichtschein das dichte Blätterdach des Waldes. Je näher der Braune der Lichtung kam, desto lauter wurde der Geräuschpegel des hinabfallenden Regens. Gelassen setzte Tristan einen Huf vor den anderen. Er musste sich nicht beeilen, hatte alle Zeit der Welt. Niemand konnte ihm die Zeit zum Leben nehmen, wenn er glücklich war. Mit erhobenem Haupt trat er aus dem Wald hinaus, schloss kurz die Augen und genoss den Moment der Freiheit. Unaufhaltsam fielen die unzähligen Regentropfen vom Himmel, umhüllten seinen muskulösen Körper. Mit geschlossenen Augen lauschte er dieser wundersamen Melodie des Regens, konnte diesen Moment für ewig in sich behalten. Wie hoffte, hatte Tristan mit geschlossenen Augen im strömenden Regen gestanden und einfach nur seinem Herzen gelauscht. Herzschlag und das Prasseln des Regens, mehr brauchte es nicht, um ein Lächeln auf die Lippen des Hengstes zu zaubern.
Ein tiefer Atemzug, ehe der Braune wieder seine Lider empor schlug. Aufmerksam blickte der Hengst sich um, und erkannte in der Ferne einen See, der mit ein paar einzelnen Bäumen, mehr als einladend wirkte. So setzte sich Tristan wieder in Bewegung, trabte schwungvoll  dem See entgegen. Je näher er dem Gewässer kam, desto mehr versuchte sich eine dunkle Silhouette in sein Sichtfeld zu schieben. Und, je näher er kam, desto deutlicher verwandelte sich die verschwommene Silhouette in einen Artgenossen. Endlich, nach all der Einsamkeit, war er wieder in der Gesellschaft angekommen. In diesem Moment war es ihm egal, ob es eine Stute oder ein Hengst war. Allerdings, dass musste er wirklich zu geben, war er mehr als glücklich, als sich die Gestalt als Hengst entpuppte. Natürlich konnte er von dieser Entfernung nicht sagen, ob der Fremde gegenüber Fremden gutgesinnt war oder lieber seine Ruhe haben wollte. Jetzt lag es an Tristan dies herauszufinden. Mit einem Lächeln auf den Lippen näherte er sich dem fremden Hengst, verlangsamte in den Schritt, um eben diesen nicht zu verschrecken. Wenige Meter blieb er vor dem am obenliegenden Schimmelhengst stehen, blickte ihn freundlich an. „Seid gegrüßt Fremder.“, erklang seine dunkle, maskuline Stimme, die perfekt zu seinem äußeren Erscheinungsbild passte. Kurz wandte er seinen Blick ab, blickte über den stillen See, der allein von den niederprasselnden Regentropfen in seiner Ruhe gestört wurde. Ich hoffe, dass ich sie mit meiner Gesellschaft nicht störe.“, wartend blickte Tristan wieder hinab auf den fremden Hengst. “Aber, dieser Ort ist wirklich malerisch.“ Nur ungern wollte er diesen wunderschönen Platz verlassen, fühlte sich auf eine seltsame Art geborgen, seit er den schützenden Wald verlassen hatte. Aber, wenn der fremde Hengst lieber seine Ruhe haben wollte, würde er weiterziehen. Vielleicht den See umrunden, oder gar den Rest des wundersamen Reiches erkunden. Die Welt stand Tristan offen, wenn er stets ein Lächeln auf seinen Lippen und die Freunde in seinem Herzen trug.


26.09.2016, 23:14
» Copain
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Tristan



Copain seufzte leise. Das Gras schmeckte. Aber besser fühlte er sich einfach immer noch nicht. Er fühlte sich definitiv nicht wohl. Und das war alles andere als gut. Wenn er nicht bald aus diesem Tief herauskommen würde und seinen Körper wieder auf Vordermann brachte, so würde es schlecht um den jungen Schimmelhengst stehen. Er war geschwächt, noch immer durch die Wunden, die ihm sein Vater verpasst hatte. Und auch durch den seelischen Schmerz, den dieser Angriff bedeutetet hatte. Seine Familie. Seine Freunde. Einfach alles, was ihn glücklich gemacht hatte, seine gesamte Heimat hatte er hinter sich lassen müssen. Und immer wieder, wenn er daran dachte, schmerzte es ihn aufs Neue. So schnell würde er das sicher nicht vergessen können.

Als plötzlich eine ihm unbekannte Stimme ertönte und ihn ansprach, schrak Copain auf und sprang auf alle Viere. Er hatte den braunen Hengst gar nicht bemerkt, als sich dieser ihm genähert hatte. So unachtsam war er schon geworden... So leichtsinnig. Wenn der Fremde eine Gefahr dargestellt hätte, so wäre Copain nun wohl sicherlich nicht mehr unter den Lebenden.

Vorsichtig spielten seine Ohren, während er den Braunen kritisch betrachtete. Mit seinem gesunden Auge zumindest. Er schämte sich für sein Aussehen, senkte seinen Kopf, damit der Braune nicht direkt sehen konnte, was da mit seinem Auge passiert war. Kurz bewegten sich seine Ohren noch einmal, als er lauschte. Nach einer kurzen Überlegungszeit antwortete er dem fremden Hengst schließlich.

Ich grüße Euch ebenfalls.“ erwiderte er die freundliche Begrüßung, lächelte zaghaft und schnaubte leise, ehe er weiter sprach. Das Ganze war ihm sichtlich unangenehm. Vor allem wohl dadurch, dass der Braune mächtig Eindruck auf ihn machte. Mit seinem Aussehen imponierte er Copain. Stattlich. Stark und doch mit sanften Augen. Noch dazu muskulös, doch nicht so stark, dass sein Fell und das unglaublich schöne Langhaar noch deutlich zur Geltung kam. Die breite Blesse unterstütze den Eindruck der warmen und dunklen Augen noch mehr. Ja, Copain mochte den Anblick des Fremden sehr. Kurz senkte er wieder seinen Blick, schüttelte seinen feinen Kopf. Nein! Er durfte das nicht denken. Dieses Gedankengut und die folgenden Taten hatten ihn doch erst in diese missliche Lage gebracht! Nein! Er durfte so nur noch denken, wenn er maximal auf eine schöne Stute traf. Hengste waren tabu. Ein für alle Mal.

Mein Name lautet im Übrigen Copain.“ setzte er schließlich fort, auf die Worte des Hengstes reagierend. „Und ihr seid...?“ Neugierig lächelte er, ehe der Schimmel weiter sprach. „Ihr stört keineswegs. Es tut mir nur Leid, wenn ich euch durch meinen Anblick diese malerische Kulisse zerstören sollte...“ Copain lächelte beschämt und drehte den Kopf ein wenig vom Braunen fort. „Ich kann auch fort gehen... Dann könnt ihr den Anblick in Ruhe genießen.“ Beinahe schon, als wolle er gehen, wandte sich der junge Schimmelhengst ab. Er wollte nicht, dass es dem Fremden schlecht ging, nur weil er in Copains misshandelte Visage gucken musste. An diese Art von Behandlung würde sich der Hengst wohl noch gewöhnen müssen. Wo ihm zuvor Bewunderung für ein nahezu tadelloses Aussehen entgegen gebracht wurde, waren nun sicher Hohn, Spott und Verachtung nicht weit. Sein Vater hatte nun mal ganze Arbeit geleistet. Ohne Probleme würde sich der Schimmel nie wieder in die Öffentlichkeit begeben können. Geschweige denn, dass er sich jemals in seiner Haut wieder wohl fühlen konnte. Malachai hatte ihn zerstört. Seelisch, wie auch körperlich.


27.09.2016, 21:03
» Battlecry
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Dekkja


Die Herbstsonne wärmte die Vielfalt der bunten Natur, ehe das Land vollkommen im Schnee versinken würde. Strahlender Sonnenschein, blauer Himmel und keine Wolke in Sicht. Wind und Regen, wäre das Letzte gewesen, was er nun bräuchte; auch wenn sein Inneres nach einem gewaltigen Gewitter schrie. Es brodelt, kitzelte ihn an der Oberfläche. Er redete sich ein, dass es an der wärmenden Sonne lag, aber er wusste ganz genau, wer ihn von Innen in Wallungen brachte.
Das Monster schrie, kratzte mit seinen scharfen Klauen an der Seele des Hengstes. Es spielte, es wollte immer spielen und Battlecry war sein Opfer; seine ganz persönliche Marionette des Grauens und des Schmerzes. Der Vater hatte ein Abbild von sich selbst erschaffen, welches auf Knopfdruck alles Leben auslöschen konnte, welches ihm in den Weg kam; nichts war vor dem pechschwarzen, muskulösen Warmblut sicher. Nicht mal er selbst, konnte sich dieser Gefahr, diesem Schmerz entziehen. Ja, es ist vor langer Zeit ein Teil von ihm geworden. Ein Teil, der ihn vollendet, ihn zu einem Ganzen macht. Ein Teil, der ihn nie wieder freigeben, loslassen wird. Ein Teil, der niemals ihm gehören wird.
Das dunkle Augenpaar lag auf dem See, der in der Herbstsonne glitzerte und vollkommene Ruhe ausstrahlte. Ob Wind, ob Wetter. Egal, die Wogen würden sich wieder glätten, bis zum nächsten Sturm. Der See, war wie sein Vater. Egal, wie stark der Sturm über sein Wesen fegen würde, es würde die Zeit kommen, die sein aufgewühltes Wesen wieder beruhigen würde. So war es immer, so wird es immer sein. Die Wut seines Vaters war oft genug über den jungen Battlecry gekommen; still und leise, gewaltig wie ein Inferno. Es gab Momente, dass wusste das Hengstfohlen gar nicht, wie ihm geschah. Und, wenn der Rappe zurück in seine grausame Vergangenheit schlitterte, meistens in der Nacht, verspürte er den Schmerz, den sein Vater im jeden Tag zugefügt hat, wenn er sich seinem Vater nicht gefügt hatte. Es war ein qualvolles Geben und Nehmen. Und, Battlecry war immer das leidende Wesen; wenn er von seiner geliebten Mutter absah, die die Gewalt ihres Gefährten ebenfalls aushalten musste.
Die Stimme der Stute zerstörte die aufgekommene Stille, holte den Hengst aus seinen Gedanken zurück. Die Aufmerksamkeit glitt vom See, die Ruhe vor dem Sturm. Ein letzter Blick, ehe das dunkle Augenpaar des Rappens die Stute vor sich fixierte. Sie bestätigte seine Vermutung, sie war allein unterwegs; mehr wollte er nicht wissen. Selbst, wenn die Stute mit einem Hengst unterwegs gewesen wäre, hätte er seinem Artgenossen sofort gezeigt, wer hier der Box im Ring ist. Näher, wollte sie nicht darauf eingehen. Gut, nicht jede Stute war redselig, konnte minutenlange Monologe führen, ohne, dass sie eine Antwort von Battlecry benötigte. Wenn ein Wesen nicht mehr über sich erzählen wollte, zwang der Rappe auch niemanden dazu. Ihm waren die Worte, die man ihm gegenüber erwähnte, sowieso belangloses Gewirr aus Buchstaben; nicht mehr und nicht weniger.
Battlecry war ein stiller, wortkarger Geselle, wenn es um Unterhaltungen ging. Im Grunde wollte er immer nur seine Ruhe, hielt sich von Artgenossen fern, damit das Monster in seiner Seele kein Fressen bekam. Nur, fiel er nach dem Verlust von Charmeur in sein altes, kaputtes Schema zurück; das Monster hatte ihn wieder fest im Griff, was dieser Ponystute zum Verhängnis werden konnte. Tief, sehr tief in seinem Inneren wollte er es nicht; niemals. Doch dieser stattliche, muskulöse Hengst war nur ein Schwächling, gegenüber sich selbst. Das Monster hat ihn fest in der Hand, kontrolliert und leitet ihn, wie es ihm gefällt.
Kalt, war sein Blick, als die kleine Stute abermals das Wort ergriff, um festzuhalten, dass er auch alleine unterwegs war. Ja, wenn man von Charmeur absah, war er stets alleine unterwegs. Er sah sich selbst, als zu große Gefahr für seinen Artgenossen an, da er schnell die Kontrolle über sich selbst verlieren konnte. Wenn er einem Artgenossen begegnete, der es für gut empfand, seine Zeit mit Battlecry zu teilen, musste er sich arg zusammenreißen, um eben diesen Artgenossen nicht gewaltsam zum Schweigen zu bringen. „Das stimmt.“, gab der Rappe als schlichte Antwort. „Ich bestreite meine Wege immer alleine.“, fügte er hinzu. Gelogen, du LügnerTief aus seinem Inneren erklang eine altbekannte Stimme, die ihm definitiv nicht zustimmen konnte. Nein, Battlecry war niemals allein, wenn das Monster sich in seiner Seele zu Wort meldete.
Ungewöhnlicher Zeitgenosse? Die Stimme, die ihn beherrschte schüttelte verächtlich den Kopf. Hast du das gehört, mein Freund? Das Monster lachte grell auf, konnte nicht glauben, was das kleine Ding von sich gegeben hatte. Aber, wo das dumme Ding recht hat, hat es recht. Die Stimme musste zugeben, dass die Ponystute nicht ganz unrecht hatte. Ja, sein Freund war ein ungewöhnlicher Genosse. „Ein ungewöhnlicher Zeitgenosse?“ Battlecry blickte die Stute skeptisch an, wollte sie herausfordern; oder, was es eher das Monster, das dies wollte. „Ist es nicht langweilig, wenn alle gleich sind?“, fragend blickte der Rappe das kleine Ding vor sich an. Er wusste nicht, wem die Fremde schon alles begegnet war. Trotzdem war er sich sicher, dass sie seinem Monster noch nie zuvor begegnet war. Das Monster, das in seiner Seele ruhte und sich tief in ihn eingefressen hatte, war einzigartig. Denn, das Monster war das Abbild seines Vaters.


10.10.2016, 23:05
»Ar Dân
Dieser Charakter wurde eingefroren.


Wer möchte? 



Die stechend blauen Augen, die wie Edelsteine in seinen Augenhöhlen schimmerten, waren wohl das einzig Auffallende an ihm. Das schwarze Langhaar war seidig und glänzend, aber keineswegs imposant. Seinen Körper zierten keinerlei größere Wunden, Narben besaß er  nicht. Er war langweilig. Unscheinbar. Und er bewegte sich auch so. All seine Bewegungen waren vorsichtig, seine Tritte verursachten kaum einen Klang auf dem Fußboden. Es war kein Zufall, dass seine "Superkraft" in der Unsichtbarkeit lag. Er wusste, dass auch bei den anderen die besonderen Eigenschaften bloß verstärkt wurden. Und er? Er war schon immer unscheibar gewesen, nun war er ganz und gar unsichtbar. Manchmal. 

Er seufzte leise und blickte auf den See hinaus. Das tiefe Blau der Wassermassen brannte sich ihm in den Kopf. Was, wenn er sich einfach hinein stürzte und fort war? Wirklich fort, nicht mehr nur einfach übersehen? Was wäre denn dann? Würde überhaupt jemand trauern, ja sein Fehlen bemerken? Er hatte keine Freunde, seine Familie war ihm fremd geworden nach all den Ausrastern und es gab einfach niemanden, dem er etwas bedeutete. Welch Tragödie, stürzte er nun in die Fluten. Ein leises, sarkastisches Lächeln verzog sein ebenmäßiges Gesicht. Schön war er wirklich, wenn man sich einmal  die Zeit nahm ihn auch zu betrachten. Seine Gesichtszüge waren gleichmäßig und wunderschön, seine Augen waren so tief, dass man sich darin verlieren konnte, seine Stimme war unsicher, konnte aber - wenn er sich wohlfühlte - wunderschön erklingen. Sein Gesang vermochte zu Tränen zu rühren. Doch er sang nicht, denn er schämte sich. Dabei sang er so gern. Sein ganzes Leben war ein Fehler, das wusste er. Aber er hatte  ebenso wenig den Mut, etwas zu verändern, wie sich zu töten. Und so blieb er in dieser Existenz gefangen, die ihm schon lange all zu lästig geworden war.



12.10.2016, 16:56
» Vali
godlike.

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» Olga Itina



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Ar Dân​




Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichte der Rappe endlich den See. Schon seit Stunden hatte ihn der kratzende Durst in seiner Kehle wahnsinnig gemacht. Da der Abend aber ohnehin schon dämmerte, entschied Vali sich, den doch recht weiten Weg zum Fluss aufzunehmen, um dort einen sicheren Platz für die Nacht zu finden. Genervt von seinem Durst und der eigentlich viel zu langen Reise, erreichte er endlich den See. 
An sich hätte er ja auch einen kurzen Umweg zu dem kleinen Fluss machen können, um dort zu trinken. Aber erneut hatte der Rappe sich auf sein Ziel so derart fixiert, dass diese Möglichkeit für ihn überhaupt nicht in Frage gekommen war. 

Jetzt ärgerte er sich über seine eigene Verbissenheit, was er jedoch nie vor einem anderen Pferd zugeben würde. Zudem konnte diese Hartnäckigkeit auch durchaus positive Seiten haben.
Vali striff an den anderen Pferden vorbei, welche wohl auch hier ihr Nachtlager aufschlagen wollten. Zwar war Vali nicht vollkommen antisozial, dennoch hatte er gerade keine Lust auf einen zu treffen. 
Er trabte los, bis an die Stelle, die er oft besuchte, um zu trinken. Der See spiegelte sich scheinbar unendlich weit und  die Grashalme auf dem Boden wurden durch die zunehmende Dämmerung rötlich gefärbt. Und gegen eine schöne Umgebung hatte nicht einmal Vali etwas einzuwenden.

In der einsetzenden Dunkelheit hatte er fast nicht bemerkt, dass sich direkt am Ufer des Sees noch ein Pferd befand. Sein Fell war noch schwärzer als das von Vali. Es war von einer eher zierlichen Statur und würde deshalb wohl keine Gefahr darstellen. Außerdem schien es ohnehin mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt zu sein.
Vali stellte sich genau neben den anderen Hengst und soff gierig große Schlucke es eiskalten Wassers. Ja, dafür hatte sich diese Reise verdammt noch mal gelohnt. Obwohl er so nah neben dem anderen Pferd stand, hütete er seine Zunge und sagte nichts. Er hatte das Gefühl, dass er genau so wenig Gesellschaft wollte wie Vali selbst. Dennoch hoffte der Rappe, dass das andere Pferd diesen Platz bald verlassen würde, damit er sich auf seinen Schlafplatz legen konnte und diesen anstrengenden Tag ausklingen lassen konnte. 


Wörter: 406

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Geadelt wird, wer Schmerzen kennt.
Vom Feuer, dass den Geist verbrennt.
13.10.2016, 20:02
»Ar Dân
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Vali



Seine Blicke vergruben sich im tiefen Nass des Dunkelblau, welches sich immer schwärzer verfärbte je mehr der Abend und die Nacht hereinbrachen. Ar Dan spürte das Ziehen in seiner Brust, welches sein Herz so oft verursachte. Man sprach so allgemein hin von Herzschmerz und gebrochenem Herzen. Ar Dan war einer der wenigen, die auch tatsächlich wusste, wie sich das anfühlte. Die wusste, dass ein gebrochenes Herz durchaus echte, physische symptome hervor rufen konnte: Herzrasen, Schmerzen, Luftknappheit, Atemnot, Schwindel, Übelkeit. Er hasste dieses Gefühl so sehr, dass er sich erneut fragte, ob der Tod nicht vielleicht die bessere Wahl für ihn wäre. Doch auch hierzu fehlte ihm jeder Mut, so wie es bezeichnend für sein gesamtes Leben war. Manchmal, wenn Ar Dan allein war, stellte er sich die Frage, ob sein Leben überhaupt einen Wert besaß. Ob es nicht ganz gleich war, ob er existierte oder nicht. Er lebte mit Schuld. Er lebte mit Selbsthass. Und er lebte mit Selbstzweifel. Doch er konnte keinerlei positives Gefühl benennen, das er empfand. Diese allumfassende Einsamkeit fraß einfach alles auf. Er war so anders, dass er nie Freunde hatte finden können. Er war ruhig, sensibel. Doch wenn er wütend wurde, so fand er kein Halten mehr. 

Er seufzte leise und trat einen Schritt zurück. Er würde sich nicht töten, zumindest heute Nacht nicht. Seine Augen, die stahlblau schimmerten, verrieten ihm, dass sich viele Pferde in seiner Nähe befanden. Er hatte sie zuerst nicht wahrgenommen, doch in den letzten Stunden seiner Grübelei mussten sie sich hier eingefunden haben. Der See wurde von vielen Bäumen und kleinen Wäldchen gesäumt. Trauerweiden boten das perfekte Versteck und Schutz für die Nacht. Auch Ar Dan spürte die Müdigkeit in sich aufsteigen, doch er wagte nicht, sich ein Nachtlager zu suchen. Er war aufgeregt und die Nähe der anderen ließ´ihm das Blut in den Adern gefrieren. Umso schlimmer, als ein Artgenosse plötzlich neben ihm stand. Keuchend schnappte Dan nach Luft, das Zischen seiner Lungen war weithin zu hören. Er zitterte ein wenig, versuchte zu lächeln, doch es misslang zu einer hässlichen Fratze. "Gu... Guten Abend." murmelte er leise und versuchte, dem anderen zuzunicken. Doch seine Blicke fanden die seinen nicht, er wagte es nicht ihm in die Augen zu schauen. Wahrscheinlich wollte der andere gar keine Gesellschaft, Ar Dan trat vorsichtig zurück. Bereit, zu fliehen.



14.10.2016, 05:25
» Dekkja


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Battlecry


"Das ist vermutlich auch keine schlechte Idee", murmelt die kleine Fuchsstute undeutlich, mehr zu sich selbst als zu ihrem Gegenüber. Ohne besonders in Selbstmitleid zu schwelgen muss sie an ihre alte Herde denken, an ártali, den sie beschützen wollte, und der sie dann auch verraten hatte. An Artax, der sich ihrer Wut bedient hatte, von dem sie sich nur zu gern bestätigen ließ, zu gern mitreißen ließ. Und nun? Nun war sie doch nicht mehr allein, und zu neugierig, um zu gehen. "Verflucht, Dekkja, wenn du schon glaubst, weise zu sein - wie kannst du dich dann immer noch aufführen wie das letzte naive Einhorn dieser Welt? Wieso hier bleiben, wenn du doch noch jung genug bist, um zu lernen, dich allein durchzuschlagen?"
Obwohl sie in ihrem eigenen Kopf gebildet wurden, verschwinden die Worte schneller zu den Ohren hinaus, als sie gucken kann - und bleiben ohne Wirkung. Man kann sich streiten: geht sie das Risiko bewusst ein, ist sie ein unschuldiges Opfer? Denn dass Gefahr in der Luft liegt, müsste die Stute doch inzwischen bemerkt haben, so still ist es geworden: alle Vögel sind ausgeflogen, es scheint, als würden sich auch die Bäume zu sehr fürchten, um im Wind zu rauschen. Aber all das fällt Dekkja nicht auf. Viel zu sehr ist sie auf den Artgenossen konzentriert, begierig, seine Geschichte zu erfahren, in ihm vielleicht den zu finden, den sie für ihr weiteres Leben sucht: einen Freund, einen Ratgeber. Ein Fohlen, irgendwann, vielleicht jetzt - wer weiß. Familie; ohne in dem Rappen den Vater zu sehen: aber einen Weggefährten.

Und genau aus diesem Grund muss sie bei seinen nächsten Worten auch lächeln. "Findet ihr nicht?", fragt sie ihn unschuldig zurück, ohne den fragenden Unterton seiner Stimme zu beachten. Sie hatte es nicht als Beleidigung gemeint - wusste er das? Erschreckt über diesen Gedanken bohrt sie ungeduldig einen Hufen in den sandigen Boden unter ihr, um dann hastig auf die Frage zu antworten. "Na- natürlich. Ich meinte nur, dass ich einem wie Euch noch nie begegnet bin. Ihr scheint mir besonders zu sein, ungleicher als der Rest. Es war allerdings nie eine Wertung", meint sie nachdenklich, unsicher, ob sie ihre Gedanken weiter ausführen sollte, unterlässt es dann aber. Sie weiß ja selbst nicht genau, was es ist, dass sie an dem Hengst fasziniert - und doch ist sie sich sicher, dass er garantiert nicht langweilig ist. Aus welchem Grund auch immer; sie weiß es nicht. Doch was nicht ist, kann ja noch werden; sollte der Hengst tatsächlich magisches Blut in sich haben, so möchte sie dabei sein, wenn es in Wallung gerät.

Sie wendet den Blick ab, das fast mechanische Starren ihres Gegenübers ist ihr mittlerweile leicht unangenehm geworden. "Er ist nur aufmerksam", beruhigt sie sich selbst in Gedanken, und es hilft, das Unwohlsein zu vertreiben. Wieso sollte es auch nicht? Die Sonne scheint sanft auf ihren Rücken, eine angenehme Wärme, dazu die malerische Stimmung: der Herbst hat Einzug erhalten, die Bäume um sie herum gelb und rot und braun getupft, gefärbte Blätter, die sich auch um den See herum am Ufer angesammelt haben: ab und an wird eins von einer kleinen Welle erfasst, nur um ein paar Momente später wieder hängen zu bleiben, nass und von der Bewegung noch immer zitternd. Fasziniert beobachtet die kleine Isländerstute dieses Schauspiel, immer und immer wieder, der Gesprächspartner nicht gänzlich vergessen, aber in den Hintergrund gerückt.


Wörter: 657

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1. Gib deinem nächsten Playpartner einen Kuss auf die Wange!
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15.10.2016, 11:45
» Vali
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Ar Dân



 Vali soff noch immer gierig das kalte und klare Wasser des Sees. Viel zu lange hatte er nicht mehr ausgiebig getrunken. Gerade, als er seinen Kopf wieder heben wollte, um das Pferd endgültig zu verjagen, erhob der zierliche Rappe seine Stimme. Gut, er hatte seine Stimme wohl kaum erhoben. Eher klangen seine leisen Worte wie ein zarter Windhauch, welcher nur durch zufall in die Ohren des Rappen fanden. Zumindest empfand Vali so. Entgültig schnellte Valis Haupt in die Höhe und er sah den anderen Rappen, welcher seinem Blick allerdings ausweichte, direkt in die Augen. Sie waren stahlblau. Fast noch blauer als die eisigen Augen von Vali selbst.
Der Blick des großgewachsenen Rappen lastete scharf auf seinem kleineren Artgenossen. Gut, es war keine Kunst, kleiner zu sein als Vali. Schon als Fohlen war dieser ausgesprochen groß und schlacksig gewesen. Auch heute zierte kein überflüssiges Pfund fett seinen Körper. Nur ein paar dezente Muskeln zeichneten sich unter dem schwarzbraunen Fell ab. Allzu stark war er nicht, aber falls er in eine brenzlige Lage kommen sollte, hatte er noch immer die Kraft des Eisfeuers, welches ihm die Götter geschenkt hatten.

Damit das andere Pferd nicht dachte, Vali sei stumm, fing dieser doch noch an zu sprechen. "Ich grüße dich.", war seine ungewöhnlich freundliche Antwort. Irgendwie weckte der kleine Rappe ein wenig Mitleid in Vali. Sofern dieser überhaupt in der Lage war, Gefühle wie in etwa 'Mitleid' zu verspüren. Seine Stimme war ruhig und tief, er sprach laut und deutlich, so wie er es immer tat. "Ist alles in Ordnung bei dir?"
Vali war vollkommen erstaunt über sich selbst. Er hatte sich vollends andere Wörter zurecht gelegt, mit denen er den Zierlichen hoffentlich verjagen hätte können.  Dennoch weckte der kleinere bei Vali irgend ein Gefühl, welches er schlecht zuordnen konnte. Der große Rappe würde sich zuerst anhören, was mit dem Anderen los war, ehe er entschied, weiter zu ziehen oder ihn doch noch fort zu jagen.


Wörter: 376

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Geadelt wird, wer Schmerzen kennt.
Vom Feuer, dass den Geist verbrennt.
15.10.2016, 17:48
» Tristan
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Copain



Das Regenwetter hielt an, aber zerstörte nicht die malerische Landschaft, welche sich um den See mit den Jahren gebildet hatte. Es wurde Herbst, ehe der erste Schnee fallen und so den Winter über das Reich bringen würde. Tristan liebte jede Jahreszeit, liebte es diesem Naturschauspiel zu zusehen und vergaß zu oft die Zeit. Er liebte den Wind, die Sonne, den Regen und den Schnee. Er liebte es stundenlang dem Rauschend des Meeres zu zuhören, während er im Schritt am Strand entlang lief; seine Sinne berauscht vom Salz in der Luft. Er liebte es durch den Wald zu schreiten, dem Klang der Natur zu lauschen und die erdige Luft durch seinen Nüstern zu ziehen. Jedes Lebewesen hatte nur ein Leben auf dieser Erde – nein, Tristan glaubte nicht wirklich an Wiedergeburt – darum sollte man dieses vollkommen auskosten und alles mitnehmen, was man geschenkt bekam.

Die Reaktion des Hengstes auf seine Begrüßung hatte sich Tristan wohl anders gedacht. Zudem hatte der Braune nicht die Absicht gehabt, den am Boden liegenden Artgenossen bis aufs‘ Mark zu erschrecken. Vielleicht war der fremde Hengst auch ein Träumer, wie Tristan. Obwohl er sich niemals selbst als ein Träumer sah, eher als ein Genießer des Lebens. Wie sein Artgenosse trat der Braune ein paar Schritte zur Seite, behielt trotzdem den Blickkontakt zu dem Grauen. Eine unbehagliche Stille entstand, während der Regen geräuschvoll auf die Erde niederschlug. Es war eine wundersame Melodie, welcher Tristan gerne lauschte, sich fast in dieser Melodie verlor. In diesem Moment verlor sich der Hengst nicht in dem Regen, der unaufhaltsam auf seinen Körper fiel. Hochkonzentriert und aufmerksam musterte der Braune sein männliches Gegenüber, dem er rein körperlich vollkommen überlegen war. Bis jetzt hatte nur Tristan gesprochen, der Fremden beließ es beim Schweigen. Wahrscheinlich musste dieser sich erstmal von dem Schrecken erholen, dem Tristan ihm unfreiwillig eingejagt hatte. Aber, seine Haltung sprach deutlich von Zurückhaltung, als würd er einen Feind in Tristan sehen. Vielleicht war der Fremde einfach nur vorsichtig, und nicht so weltoffen, wie der Braune selbst. Natürlich konnte diese offene Art einen sehr schnell zum Verhängnis werden, wenn man selbst nicht wachsam genug war. Vielleicht wurde Tristan diese offene Art, das eine oder andere Mal zum Verhängnis, aber allein seine Körperstatur deutet daraufhin, dass er oft als Sieger aus dem Kampf schritt.

Ein freundliches Lächeln umspielte die markanten Gesichtszüge des brauen Hengste, als der Fremde endlich zu Worten gefunden hatte. Tristan wollte ihn nicht bedrängen, oder gar Angst einflössen, so blieb er an seinem Platz stehen. Es schien, als hätte der Graue nicht mit Gesellschaft gerechnet, bemühte sich aber trotzdem freundlich zu sein. Der Hengst entspannte sich, um den Grauen deutlich zu machen, das er ihm nichts Böses wollte. Das dunkle Augenpaar behielt Tristan stets auf dem zierlichen Grauen, musterte ihn ohne ihn direkt anzustarren. Als sich der Fremde als Copain vorstellte, fiel ihm erschreckend ein, dass er sich gar nicht vorgestellt hatte. „Oh, wo ist nur meine Höflichkeit geblieben.“, murmelte Tristan vor sich her, und sprach wohl seine Gedanken aus. Gut, so unhöflich war er bei seiner Ankunft nun auch nicht gewesen, aber er hätte sich wenigstens vorstellen können. Was wohl das Zweitwichtigste bei einer Begegnung ist, nachdem man sich begrüßt hat. „Mein Name ist Tristan, und es freut mich sie kennenzulernen.“,  stellte sich der braune Hengst mit tiefer, maskuliner Stimme vor. Er war durch und durch Hengst; innerlich, wie äußerlich. Und trotzdem, schlug seine liebendes Herz nicht für Stuten. Es war echt zum verrückt werden; zu mindestens für das weibliche Geschlecht, das auf dieser Erde verweilte und auf der Suche nach dem perfekten Gefährten war. Und Tristan empfand sich als perfekter Gefährte, auch wenn das etwas eingebildet klang. Er war treu, liebend und hatte immer ein offenes Ohr für alle Probleme der Welt. Ja, Tristan empfand sich durchaus als einen guten Hengst. Und, was sagt das wieder mal aus? Die guten Hengste waren entweder vergeben oder schwul; auf den Brauen traf das Letztere zu.

Es freut ihn zu hören, dass es Copain nicht störte, das er ebenfalls an diesem Platz am See war; es entlockte ihm ein Lächeln, welches relativ schnell verstummte. Nur kurz, war der Blick des Hengstes auf den See gefallen, deren Oberfläche durch die herabfallenden Regentropfen bewegt wurde. Leicht irritierte blickte Tristan den Grauen an, ehe dieser seinen Kopf von ihm abwandte. Die ganze Zeit war es dem Brauen nicht aufgefallen, wie schwächlich und verletzt Copain aussah. Diese Worte, die der andere Hengst aussprach waren so verletzlich, so grausam gegen sich selbst gerichtet. Im ersten Moment fehlten Tristan die Worte, um sich auszudrücken; und dies kam wirklich selten vor. Ihm waren schon viele verschiedenen Artgenossen über den Weg gelaufen, manche gut und manche weniger gut gelaunt. Natürlich, jeder trug das Päckchen Vergangenheit mit sich herum, bei dem einen waren es nur positive Erlebnisse – was relativ unwahrscheinlich ist – und bei dem anderen waren es nur schlechte Erlebnisse. Bei Tristan häufen sich die positiven Erinnerungen, da er doch öfters als gedacht, einfach mal die Klappe gehalten hatte, um nicht so viel von sich selbst preiszugeben.

„Nein, sie müssen sich nicht bei mir entschuldigen.“, erklang die Stimme des Braunen, nach einer halben Ewigkeit der Stille. „Sie müssen sich für gar nichts entschuldigen. Sie haben das gleiche Recht, wie ich an diesem wundervollen Ort zu sein.“ Tristan sah es gar nicht ein, dass Copain ihm alleine den Platz überlassen würde, und in der Bewegung war zu gehen. Das kam überhaupt nicht in Frage, nicht für Tristan. Der Braune setzte sich in Bewegung, umrundete Copain, um ihn so vom  Gehen zu hindern. Irgendwie brauchte Tristan auch Gesellschaft, die letzte Begegnung mit einem Artgenossen lag viel zu weit zurück. Natürlich wollte der Hengst den Grauen nicht dazu zwingen bei ihm zu bleiben, aber die Worte, die er aussprach sollten nicht der Grund dafür sein. Vielleicht wirkte es etwas aufdringlich, aber Tristan wollte wirklich nicht, dass Copain nun ging.

Im ersten Moment stockte ihm der Atem, als er die linke Gesichtshälfte des Hengsts erblickte. Das Auge. Das Auge war einfach nicht da, wo es sein sollte. Copain war halbseitig blind. Nun, kannte er auch den Ursprung seiner gewählten Worte, die der Braune im ersten Moment nicht wirklich verstanden hatte. „Es tut mir leid, was ihnen wiederfahren ist.“, begann Tristan mit sanften Ton seine Stimme zu erheben. Er wollte Copain nicht verletzen. Nicht jetzt, als er die Bedeutung der gewählten Worte verstanden hatte. „Aber, es ist für mich kein Grund, meine Zeit nicht mit ihnen zu teilen.“ Es waren ehrliche, liebevolle Worte. Denn Tristan konnte sich gut vorstellen, dass nicht jeder Artgenosse so sanft und einfühlsam auf die Verletzung in seinem Gesicht reagierte. Er wollte ihm ein Licht am Ende des Tunnels sein, ihm ein paar Stunden seines Lebens schenken. Und für Tristan spielte dies keine Rolle, dass er Copain erst sein wenigen Minuten begegnet war.


16.10.2016, 18:01
»Efterklang
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Jason


Sie war ein Narr, hatte sich die letzten Monate von irrationalen Gedanken leiten lassen und sich von einer kopflosen Situation in die nächste gestürzt. Unüberlegt hatte sie sich auf das Gebiet der Gaistjan Skairae begeben - was an und für sich schon einem Selbstmordversuch gleich kam - und sich selbst vorgegaukelt, den Adoyan Enay eine großartige Hilfe zu sein. War sie nicht gewesen, denn sie hatte nichts von dem verstanden, was sich unter ihr abgespielt hatte. Zusätzlich hatte sie nahezu immer der Hunger gequält und dies, gepaart mit der langsam einkehrenden Verwahrlosung, hatte sie schließlich zurück nach Hause getrieben, wo sie endlich wieder genügend Wasser und Futter zur Verfügung hatte. Und andere Artgenossen. Vernunftbegabte Artgenossen. Es war - selbst für sie, mit ihrem zarten Alter - unschwer zu erkennen gewesen, dass die Gaistjan Skairae aus Vollidioten bestand. Efterklang hatte mehr als einmal die Nase gerümpft und versucht, wirklich versucht, die Gruppierung nicht zu unterschätzen. Sie hatten Raphael getötet. Zumindest behauptete das Ilium, doch bei dem Anblick dieser irren Gestalten konnte sie nicht einmal glauben, dass sie dazu fähig waren einen klaren Gedanken zu fassen. Zurück bei den Adoyan Enay hatte sie diese Gedankengänge auch voller Stolz den anderen mitgeteilt. Natürlich nicht den Engeln, Gott bewahre, vermutlich hätte man sie bloß mit einem kalten Lachen wieder auf ihren Platz verwiesen, als die Tochter eines verstorbenen Gleichgesinnten. Ihren Freunden hatte sie ihr Abenteuer allerdings auf die Nase gebunden. Es hatte ihr eine unglaubliche Befriedigung gegeben, zu sehen, wie die neidischen Blicke ihr folgten, wie man sie voller Ehrfurcht betrachtete. Das hatten sie bereits vorher getan, aber jetzt schien hinter diesem Blick mehr Überzeugung zu stecken. Sie hatte sich als würdig bewiesen. Zumindest redete Efterklang sich das momentan ein, denn es schien das einzig gute, was ihr wirklich widerfahren war. Die Freude über die Anerkennung ihrer Freunde, war nämlich genauso schnell verflogen, wie der Spaß an der Spionage an den Gaistjan Skairae. 

Der Tag, an welchem sich ein furchtbares Ereignis an das nächste gereiht hatte, war ein vollkommen gewöhnlicher gewesen. Efterklang war aufgestanden, hatte sich - so sorglos erscheinend wie möglich - mit ihren Freunden unterhalten und hatte ihrer Mutter einen wunderschönen Morgen gewünscht. Efterklang hatte versucht sich ihren Vorsatz Scaretale besser zu behandeln als ihren Vater, sehr zu Herzen genommen, aber irgendwie hatte sie mittlerweile das Gefühl, dass alles an ihrer Beziehung zu ihren Eltern plump war. Lieblos. Ihre Eltern liebten sie, keine Frage. Aber Efterklang fühlte keine Verbindung, zumindest keine von welcher bei ihren Artgenossen immer die Rede war und es machte sie krank. Sie sorgte sich um ihre Mutter, aber wann immer sie beieinander standen, schien Efterklang keine Worte zu finden. Keinen Gesprächsstoff. Sie hatte Scaretale stetig aufheitern wollen, aber sie hatte sich eher gefühlt wie ein dummer Narr. Vermutlich war sie auch genau das, denn als sie schließlich Venom erblickt hatte, das Tier, welches damals die Nachricht über den Verbleib ihres Vaters weitergeleitet hatte, wäre sie vor Scham fast im Boden versunken. Sie erinnerte sich noch gut an ihre anklagenden Worte, an ihre bösartigen Beleidigungen und auch an die Genugtuung, die ihr all das gegeben hatte. Den Ausdruck der Verwunderung auf dem Gesicht eines Lebewesens zu sehen, welches sich sonst nie in irgendeiner Weise regte, hatte sie unglaublich befriedigt. Noch lieber wäre ihr Schmerz und Schock gewesen, aber diese Gedanken schob sie so weit von sich fort wie möglich. Im Endeffekt tat es ihr Leid und sie hatte verzweifelt versucht, dem anderen aus dem Weg zu gehen. Bis sie ihren Vater wieder gesehen hatte. Am Leben, quicklebendig. Aber nicht bei ihrer Mutter, wie Efterklang sich die Vereinigung ihrer Eltern vorgestellt hatte, nein, bei Ilium. Efterklang hatte ihren Vater lange angestarrt, versucht zu verstehen, was gerade vor ihr geschah, aber sie hatte einfach keinen klaren Gedanken fassen können. Hatte Venom sie doch angelogen? War er wirklich so grausam? Oder hatte es einen Fehler gegeben? Hatte ihr Vater sie zurücklassen wollen, war er derjenige gewesen, der einen Selbstmord gestellt hatte, um verschwinden zu können? Jede Möglichkeit die sie im Kopf durchgespielt hatte, war ihr fürchterlich erschienen und so hatte sie das selbe getan, wie zuvor auch, sie hatte sich einfach wieder von den Adoyan Enay entfernt. 

Wütend, aufgebracht und definitiv nicht in guter Stimmung stampfte sie an anderen Pferden vorbei. An Fremden, die ihr verwirrt und teilweise auch besorgt nach schauten. Wieso kümmerten sie sich überhaupt um sie? Efterklang hätte es einen Dreck interessiert, wenn irgendein Einzelgänger schluchzend an ihr vorbei gerannt wäre. Nun... Gut, vielleicht hätte es sie gerne einen Dreck gekümmert, aber vermutlich wäre sie aus einem Instinkt heraus doch gefolgt. Schwer seufzend blieb sie schließlich am Seeufer stehen und starrte ihrer eigenen Reflexion entgegen. Sie brauchte eine lange Zeit, bis sie realisierte, dass sie nicht das einzige Pferd war, welches sich im Wasser spiegelte. Geschockt drehte sie sich um und blickte in das Antlitz eines rabenschwarzen Pferdes, welches ihr näher stand als ihr lieb war. Vermutlich war sie ihm stumpf in den Weg getreten, ohne ihn wirklich zu sehen. Dennoch blickte sie den Fremden fest, fast schon auffordernd an.


22.10.2016, 22:13
» Jason 57
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Efterklang




Der Tag war bisher langweilig an dem Rapphengst vorbei gehuscht. Das Wetter war kühl und ungemütlich. Der Wind, welcher sich durch das Geäst des Waldes wühlte, trug die Botschaft an den nahenden Winter mit sich. Die letzten Blätter, übrig gebliebene Sommerboten, versuchten sich tapfer an ihren Ästen fest zu krallen, doch für Alle war der Tod früher oder später unabdingbar. Immer mal wieder fielen dicke, schwere Tropfen vom Himmel und befeuchteten den laubbedeckten Boden, der die letzten Tage schon genug Wasser aufnehmen musste. Jason schritt unbeeindruckt durch den Wald. Das Wetter konnte ihm gar nichts. Das Geräusche seiner Hufe, wie sie sich im nassen Boden festsaugten, hallte lange in der Stille um ihn herum nach. Die meisten Vögel waren bereits gen Süden gezogen, dort wo warme, sonnige Tage sie erwarteten. Wohin es den Hengst zog, war diesem selbst nicht ganz klar. Er hatte weder ein Ziel noch eine Heimat, wo es ihn hätte hinziehen können. Nur doof rumstehen war auch einfach nicht Jasons Art. Die feuchtschwere Luft, die seine Lungen füllten und als kleine, weiße Atemwölkchen wieder in die Welt hinausglitt, verriet die Nähe eines größeren Gewässers. Mit gespitzten Ohren lauschte der Schwarze, hörte das Rauschen von Wellen und das Geräusch, wie Regen auf eine Wasseroberfläche traf. Vielleicht ein See? Jason war noch nicht lang genug in diesem Tal, als das er bereits alle Orte kennen könnte. Erst jetzt spürte der Schwarze das Brennen in seiner Kehle. Jetzt hatte er ein Ziel.

Es dauerte nicht lange, da konnte der Hengst zwischen den Stämmen das Glänzen von größeren Wassermassen ausmachen. Zielstrebig beschleunigte der Rappe seine Schritte, brach aus dem Wald hervor und trat direkt ans Ufer. Mit einer flinken, eleganten Bewegung senkte er sein Maul in das kühle, beinahe eisig kalte Wasser, und löschte seinen Durst mit tiefen, gierigen Zügen. Was um ihn herum geschah, war nicht von Bedeutung. Zumindest war kein Artgenosse in Reichweiter und er hatte seine Ruhe. Manchmal nervte es ihn an vollkommen alleine umher zu irren und manchmal war es Gesellschaft, die ihn fast wahnsinnig machte. Vielleicht war der Hengst einfach nicht für Gemeinschaften gemacht. Das Geräusche von wütenden Schritten ließ Jason aufhorchen, doch er dachte gar nicht daran seinen Handlung einzustellen. Erst als dieses Etwas immer näher kam, schnaufend wie eine Dampflok, nahm der Rappe seinen Kopf hoch und schaute sich mit leeren Augen um. Nicht allzuweit entfernt konnte Jason das Übel ausmachen. Eine zierliche Schimmelstute, deren Gesicht von vollkommen aufgebrachten Zügen entstellt war, und die sich auf direktem Weg in seine Richtung walzte. Ohne irendwelche Gefühlsregungen zu zeigen wich der Hengst ein paar Schritte zurück, weg vom Ufer, denn die Fremde schien nicht, als wenn sie irgendetwas von ihrer Umwelt mitbekam. Und Jason wollte ganz sicher nicht von dieser Dampflok nieder gewalzt werden. Der Schwarze behielt Recht. Ohne ihn zu bemerkten schritt die Unbekannte schnaufend – wobei es aus der Nähe eher nach Schluchzen klang – bis zum Ufer des Sees, dabei direkt über die Stelle hinweg, wo zuvor noch der Hengst geharrt hatte.

Minuten verstrichen. Jason stand einfach nur da, die dunklen Augen mit Leere gefühlt, die Gesichtszüge hart und emotionslos, direkt hinter der Schimmelin, die ihn noch immer nicht zu bemerken schien. Die feinen Ohren des Hengstes spielten, während sein Blick auf der Fremden ruhte. Neutral abwartend in durchaus selbstsicherer Haltung, während die Stute vollkommen von Sinnen wirkte und einfach nur ihr Spiegelbild im unruhigen Wasser betrachtete. Wie lange es wohl dauern würde, ehe die Weiße begreifen würde, das sie hier nicht allein stand? Nur einige Sekunden später fuhr die Fremde herum und starrte Jason unverblümt an. Der tat nichts anderes, als genauso sturr zurück zu starren. Einen Augenblick lang konnte man an den entgleisten Zügen der Unbekannten sehen, wie geschockt sie über die Erkenntnis war, hier nicht allein zu sein, doch dann trat ein fester, fast schon herausforderner Ausdruck in ihre Augen. In den Augen und dem Gesicht des Rappen hingegen war keinerlei Emotion zu erkennen, lediglich die feinen Ohren wanderten leicht Richtung Genick. "Tach." grüßte der Schwarze kurz und knapp, in seiner dunklen Stimme schwang jedoch keine Freundlichkeit mit. Warum auch sollte er freundlich sein? Die Unbekannte war ihm schließlich plump in den Weg gerannt und wäre er nicht ausgewichen, hätte sie ihn glatt umgenietet. "Ist das so Sitte hier, einfach stur alles nieder zu walzen, was im Weg sein könnte?" Noch war der Verlauf dieser Begegnung vollkommen offen. Jason war zwar nicht gerade der angenehmste Gesprächspartner, aber es war nun auch nicht so das er gleich alles niedermachen musste, was ihm über den Weg rannte. Nur, wenn die Unbekannte es darauf anlegen würde, dann würde der Schwarze sich das sicher nicht gefallen lassen. Das verriet auch die selbstsichere, fast schon ins Kämpferisch gleitende Haltung.



23.10.2016, 12:56
»Ar Dân
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Vali



Ja super, alles bestens. Hab nur jemanden getötet. Also besser gesagt, zwei jemande. Aber sonst ist alles klar bei mir. Bei dir? Nein, so konnte er ja unmöglich antworten. Zum einen, würde der andere es kaum glauben. Und zum anderen, glaubte er es doch, war die Kacke so richtig am Dampfen. Ar Dan würde sich hüten, sein kleines Geheimnis auszuplaudern. Aber.. war es denn eigentlich ein Geheimnis? Zumindest die anderen wussten davon, die anderen seiner Gruppe. Seiner Freunde. Freunde? Waren sie denn das überhaupt? Hatte Ar Dan eigentlich jemals so etwas wie Freunde besessen? Er war doch immer nur der Freak gewesen, der Außenseiter mit dem keiner etwas zu tun haben wollte. Nachdenklich starrte er zu Boden, es fiel ihm schwer den Blickkontakt mit seinem Artgenossen zu halten. "Danke. Nein.. ähm ja. Alles gut." versuchte er zu lächeln, doch der klägliche Versuch stand ihm schlecht zu Gesicht. Die Nervosität ergriff Besitz von seinem Körper, Ar Dan zitterte am ganzen Leib wie Espenlaub. Er wünschte sich, er wäre niemals hierher gekommen. Er wünschte sich, er wäre gar nicht erst auf diese Welt gekommen. Doch da war er, ein Häufchen Elend. 

Dies war einer der Momente, wo er am liebsten unsichtbar geworden wäre. Doch Ar Dan konnte seine Fähigkeit bei weitem nicht steuern, geschweige denn auf Knopfdruck - puff - verschwinden. Er musste sich wohl oder übel der Situation ergeben, in die er sich ja eigentlich selbst gebracht hatte. Nun, da er den Fremden musterte, der viel größer und auch kräftiger war als er selbst, spürte er in sich wieder diesen leisen Stich der Sehnsucht. Er wollte dazu gehören, wollte Freunde, wollte einmal im Leben akzeptiert werden. Doch er vermasselte es, immer und immer wieder. Er war ein Loser, dem das L faustgroß auf die Stirn geschrieben stand. Noch nie hatte er eine Stute geküsst, geschweige denn war er weitergegangen. Einmal, als er ein Fohlen war, hatte er eine Stute kennen gelernt und sie einmal kurz mit den Nüstern am Hals berührt. Das war die intimste Begegnung seines Lebens.



26.10.2016, 18:17
» Vali
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Ar Dân




Für einen kurzen Moment, war Vali gewillt, zu gehen. Der Rappe neben ihm war seltsam. Sein Verhalten war so unnatürlich, er druckste herum und brachte doch keinen vollständigen Satz zwischen den Lippen hervor. Was war nur los mit ihm?
Vali fing langsam an, sich über den Rappen zu amüsieren. Allerdings ließ er sich noch nichts anmerken. Nur seine Mundwinkel zuckten einmal schnell in die Höhe. Es war einfach zu befremdlich, wie sich sein Gegenüber benahm.  Allerdings fing er sich sofort wieder und setzte seinen gelangweilten und herablassenden Blick auf, welchen er sonst immer trug. 

"Mein Name ist Vali.", kam es plötzlich aus dem großgewachsenen Rappen hervor. Er wusste selbst nicht, wieso er das sagte und war auch ein wenig überrascht darüber. Dieses mal ließ er sich davon aber gar nichts anmerken. Irgendetwas an dem kleinen Rappen faszinierte Vali. Es hieß ja, magische Wesen konnten die Magie anderer spüren. Vali selbst wusste über seine Kraft des Eisfeuers bescheid. Dennoch wurde er den Gedanken nicht los, dass sich um den kleineren Rappen auch etwas übernatürliches rang. 
"Darf ich fragen, wie du heißt?", Vali war es gar nicht gewohnt, so freundlich mit einem anderen Pferd zu reden. Es sei denn, das andere Pferd wäre eine Stute. Da würde er stets freundlich und galant sein. Doch vor ihm stand nur ein zierlicher Hengst. Der Rappe war sich im klaren, dass er den Fremden mit nur einer raschen Bewegung in dessen Richtung verjagen konnte. Er würde wahrscheinlich weglaufen wie ein scheues Reh und Vali würde ihm nie wieder begegnen. Aber das würde er noch nicht tun. Erst würde der Rappe heraus finden, ob der Fremde tatsächlich ein Magisches Wesen war und vielleicht stärker als gedacht war. Oder ob er einfach nur ein kleiner, verweichlichter Hengst war, welcher vor jeder Gefahr floh.


Wörter: 355

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01.11.2016, 10:54
»Ar Dân
Dieser Charakter wurde eingefroren.


Vali



Hätte Ar Dân die Fähigkeit besessen, in die Zukunft zu sehen, so hätte er gewusst, dass nicht nur die Natur, sondern auch sein eigener Geist sich im ständigen Wandel befand und so eines Tages nicht mehr der verängstigte und unsichere Hengst existieren würde, sondern ein bei weitem mutigeres Tier, welches andere zu beschützen wusste und die Herzen zu erobern verstand. Nun aber war er nach wie vor der, als der er zur Welt gekommen war: zierlich, unsicher, nervös, sonderbar. Und das entging auch dem Fremden nicht, auf dessen Gesicht der schöne Rappe ein leises Schmunzeln zu erkennen glaubte. Er macht sich lustig über mich. Dachte Ar Dân traurig bei sich und senkte die Lider, um den Schmerz dahinter nicht preis zu geben. Wieso fiel es ihm eigentlich so schwer und anderen nicht? 

Doch dann durchschnitt die Stimme des anderen die Stille und Ar Dan hob den Blick wieder, um sich mit einem scheuen Blitzen zu versichern, dass der andere es durchaus ernst meinte, als er auch nach seinem Namen fragte. Meist hatten sich die anderen damit begnügt, ihn Freak zu nennen. Was wohl durchaus angebracht war, wenn man bedachte, dass er ein Mörder war und das Leben anderer auf dem Gewissen hatte. Aber davon wusste ja niemand etwas. Vielleicht war es besser so. Manchmal jedoch glaubte er, wenn er es nur sagte, würde man vor ihm wenigstens ein bisschen Respekt haben. War es die Brutalität, die ihm eine Tür zur Welt der anderen hätte öffnen können?

"Ich heiße Ar Dân" murmelte er und behielt Vali dabei im Blick, um jede Regung seines Gegenüber zu erkennen. Er mochte seinen Namen nicht. Er entsprach nicht der Wirklichkeit. Ar Dan bedeutete "in Flammen" und hätte einem heißblütigen Hengst viel besser zu Gesicht gestanden als ihm. Doch seine Eltern, die ihm diesen Namen mit den besten Segnungen gegeben hatten, hätten ja nicht wissen können, was aus ihrem Sohn werden würde. Ein Weichei. Ein Freak. 

Er hätte so gern etwas gesagt, allein um das Gespräch aufrecht zu erhalten. Doch bis auf ein leises Seufzen kam ihm nichts über die Lippen, seine Gedanken und seine Zunge waren wie gelähmt. Was hätte er schon sagen können, was den anderen auch nur im Entferntesten interessierte? 



05.11.2016, 17:08
» Copain
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Tristan



Gut, eines musste man dem Fremden wirklich lassen. Er wirkte absolut sympathisch. Stets freundlich und zuvorkommend. Er schien einfach ein guter Zeitgenosse zu sein, der trotz seiner enormen Größe wahrscheinlich keiner Fliege etwas zuleide tun konnte.

Nachdem er diese Schlüsse gezogen hatte, lächelte der Schimmelhengst schließlich auch einmal kurz. Er erwiderte so die Geste des Braunen, blieb jedoch äußerst vorsichtig und vor Allem auf Abstand. Noch immer wusste er schließlich nicht, ob er dem anderen Hengst trauen konnte. Zu sehr bebt er noch vor Furcht und Angst. Zu tief saßen die Erinnerungen an den Kampf mit seinem Vater. Und zu frisch waren einfach noch all die Verletzungen, die dieser an ihm hinterlassen hatte. Noch immer vermochte Copain sich noch nicht so zu bewegen, wie er es gewohnt war und wie es vor Allem nötig für ihn war, um das Alles zu überleben. Wenn der Braune auch nur den Versuch starten würde, sich ihm entgegen zu stellen, so hätte Copain keinerlei Chance. Er würde kläglich versagen und verlieren. Und dann wahrscheinlich endgültig sterben. Dann war zumindest das, was sein Vater begonnen hatte, beendet.

Als der Fremde schließlich zu sprechen begann, lauschte der Graue ihm aufmerksam, folgte jeder seiner Bewegungen. Tristan also. Ein starker Name, aber gleichzeitig auch irgendwie, nunja, liebevoll. Vielleicht bist du wirklich ein freundlicher Riese, wie es den Anschein macht. Vielleicht willst du mich aber auch nur mit diesem Namen und deinem Verhalten täuschen. Und vielleicht stürzt du dich im nächsten Moment einfach auf mich... Nun, man konnte nie wissen. Und so blieb Copain schließlich weiterhin misstrauisch, nickte jedoch freundlich als Antwort auf die Worte des stattlichen Hengstes. Das konnte schließlich nicht schaden und würde vielleicht eine mögliche Barriere zwischen ihnen vernichten.

Ich freue mich auch, euch kennenzulernen, Tristan.“ waren schließlich seine Worte als Antwort. Kurz schloss er für einen Moment seine dunklen Augen und ließ Tristans Worte auf sich wirken. Eins musste man dem Braunen schlussendlich lassen: Seine Stimme war unglaublich angenehm. So etwas hatte Copain schon lange nicht mehr hören dürfen. So sanft, und doch so dunkel und kräftig männlich. Einfach wunderschön, fand Copain. Für einen Liebhaber wünschten sich Stuten, und auch Hengste wie er, genauso eine Stimme. Alleine wenn Copain daran dachte, wie diese Stimme seinen Namen hauchte, wurde ihm ganz schwummrig. Sie war perfekt. Und sie passte perfekt zu Tristan und seiner Erscheinung.

Nach kurzer Zeit jedoch erwachte der schöne Graue aus seinem Tagtraum und schaute Tristan wieder an. Der Braune sollte nicht merken, wie es gerade um ihn stand. Und schon gar nicht sollte er wissen, woran Copain gerade dachte. Das wäre ja noch peinlicher geworden.

Dies war schließlich auch einer der Gründe gewesen, die ihn davon überzeugt hatten, dass es wahrscheinlich besser war, nun zu gehen. Bevor er etwas Falsches tat, oder Tristan herausfinden konnte, was sein Geheimnis war, verzog er sich lieber und nahm alles mit sich. Sicher war sicher. Doch da hatte er wohl den Braunen nicht richtig eingeschätzt. Anstelle ihn einfach gehen zu lassen, stellte er sich Copain in den Weg. Ungläubig starrte dieser seinen Gegenüber an. Das war nun absolut nicht die Reaktion, die er erwartet hatte. Und es war auch nichts, worauf er wusste, wie er zu reagieren hatte. Das alles verunsicherte ihn doch stark. Warum ließ ihn der Fremde nicht einfach gehen? Was brachte ihn zu dieser Entscheidung? Und vor Allem: Welche Absicht oder Gesinnung besaß er hierbei? War er ihm noch immer freundlich gesinnt, oder musste sich Copain nun gar in Acht nehmen?

Fragen über Fragen, auf die der Graue absolut keine Antwort wusste. Und so kam es, dass er mit unruhig spielenden Ohren schließlich vor Tristan stand, ihn genau beobachtete und seinen sanften Worten lauschte. Immerhin, wollte Tristan ihn augenscheinlich nicht vertreiben, sondern einfach nur diesen Ort mit ihm teilen. Vielleicht etwas ganz Positives. Nun, zumindest für den Anfang erst einmal.

Doch als er dann den verstörten Ausdruck in Tristans Zügen sah, als dieser seine linke Gesichtshälfte erblickte, wusste er, warum er eigentlich hatte gehen wollen. Diese Blicke, das war es was er auf keinen Fall gewollt hatte. Früher hatten sie ihn anders angesehen. Früher war er ein kleiner Schönling gewesen und die Hengste hatten ihn beneidet. Die Stuten wollten ständig in seine Nähe sein, was die Eifersucht der Hengste auf sein Aussehen geweckt hatte. Was sie da stets nie gewusst hatten, war dass Copain sich natürlich keinesfalls für die jungen Stuten interessiert hatte. Klar waren sie ab und an ein kleiner Spaß, eine niedliche Spielerei für Zwischendurch gewesen. Aber definitiv nicht mehr für ihn. Er hatte stets die männlichen Artgenossen bevorzugt. Was ihm ja schlussendlich zum Verhängens geworden war.

Bitte... Ihr braucht Euch nicht hierfür entschuldigen. Ich bin es, der schuld ist an diesem Anblick und der sich bei Euch entschuldigen muss hierfür. Ihr habt es nicht verdient, dass ich Euch euren Tag versaue...“ Und das meinte Copain wirklich so. Er wollte nicht, dass Tristan in seine Visage starren musste. Denn leider kam man da nicht umhin. Die Narben waren tief und einzigartig. Etwas, das man nicht alle Tage sah. Und schon gar nichts, was ein junger und stattlicher Hengst wie Tristan sehen wollte. Zumindest war sich der Graue da doch ziemlich sicher.

Ich bin Euch dennoch sehr dankbar für Euer Angebot...“, meinte Copain schließlich sanft, versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr es ihn doch verletzte, wie Tristan ihn behandelte. Klar, es war nicht schön angestarrt zu werden. Aber ein Invalide war nun auch noch nicht. Sein anderes Auge war gut genug. Er würde auch so zurecht kommen, wenn seine Verletzungen endgültig verheilt waren. Und ja, sicherlich meinte der Braune seine Worte nicht ganz so, wie sie rüber kamen, aber dennoch war es nicht das, was sich Copain wünschte. Er wollte normal sein. Und er wollte auch so behandelt werden. Nicht wie ein kleines Kind, das man bloß nicht beleidigen oder ignorieren konnte.

Ich würde gern über Nacht hier bleiben. Es wird gerade doch sehr dunkel und hier war es bisher immer recht sicher. Sobald es morgen wieder hell wird, werde ich verschwindenden.

Mit diesen Worten wandte er sich schließlich vorsichtig von Tristan ab, legte sich am Ufer des Sees nieder und schloss seine Augen. E versuchte die Gedanken den den Braunen und seinen Sanftmut zu verdrängen, so gut es eben ging. Morgen würde er ihn eh vergessen haben. Da war es nicht schlimm, wenn er sich direkt ein wenig harscher abwandte. Das würde einen kommenden Abschied nur deutlich vereinfachen. Und dass dieser Abschied kam, war für Copain schon sehr deutlich klar geworden.


05.11.2016, 19:36
» Battlecry
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Dekkja



Battlecry, mein Liebling. Der kühle Wind fegte über das Land, brachte Worte mit sich, geformt mit einer lieblichen Stimme, die es nur in seinem Herzen gab. Es war das Einzige, was je von seiner geliebten Mutter übrig geblieben war. Ein Schutzengel, in seinen dunkelsten Tagen. So oft, sein Verstand es zuließ, dachte er an sie zurück. Es lag weit in der Vergangenheit zurück und tief in seinem Herzen verborgen. Es war ein Ort, den selbst das Monster niemals erreichen konnte. Die Erinnerung lag verschlossen, und bewacht tief in seinem Herzen. Das Monster konnte seine Seele zerfressen, sich einnisten, aber in das Herz war es niemals vorgedrungen. Egal, wie weit seine Mutter auch von ihm entfernt war, sie war stets bei ihm, in seinem Herzen. Während er in seinen jungen Jahren wild und naiv durch das Leben geschritten - stets geleitet von der Stimme seines Vaters – war, hatte sich der Hengst mit den Jahren stark verändernd. Irgendwann plagte ihn das schlechte Gewissen. So viele Artgenossen waren unter seinen Hufen gestorben, so viele Stuten waren unter ihm vergewaltigt worden. Es war ein schwerer, endlos scheinender Kampf mit sich selbst. Tief in seinem Inneren wollte er nicht das tun, was ihm befohlen wurde. Aber, er konnte nicht anders, als zu morden und zu vergewaltigen. Nein, Battlecry musste seinem Willen bekommen; das Monster wollte es so. Nein, Battlecry musste die Macht ausspielen, die er in diesen Moment besaß; das Monster wollte es so.  Er war ein Gefangener, in einem Gefängnis, dem er niemals entfliehen konnte.  Allein, der Tod konnte ihn aus diesem Gefängnis befreien. Doch wer wusste schon, wie lange das Monster ihn begleiten würde.
Es war ein unverständliches Murmeln, was an seine Ohren drang. Die Wörter, die den Mund der Ponystute verließen, konnte er nicht wirklich verstehen; womöglich waren sie nicht an ihn gerichtet. Hör‘ mir zu. Wieder sprach die liebliche Stimme zu ihm, brachte Wärme und Vertrautheit mit sich. Diese Stimme, ließ die Realität verschwinden, tauchte den Hengst in längst vergessene Vergangenheit. Da war sie; seine Mutter. So schön, so rein. Battlecry sah sie vor sich, so weit entfernt, wie eh und je. Krankhaft hatte sein Vater versucht eine innige Beziehung zwischen Mutter und Sohn zu unterbinden. Niemals hatte der Rappe die Liebe einer fürsorglichen Mutter gespürt; nie hatte er geliebt oder wurde geliebt. Je länger, je intensiver er zurück in diese Zeit fiel, in der seine Mutter noch existierte, desto mehr verlor das Monster die Kontrolle. Es war ein Kontrollverlust, den niemand wirklich berechnen konnte. Der Hengst war an sich unberechenbar, wollte tief in seinem Inneren jegliches Wesen vor sich schützen; vor allem vor seinem Monster. Es war immer ein Kampf, seinen Drang die Macht zu erlangen – dafür buchstäblich über Leichen zu gehen – zu unterdrücken. Schwer, aber nicht unmöglich.
Battlecry zog eine Braue in die Höhe, blickte die Ponystute grinsend an. Natürlich hatte sie Recht, aber dies gab der Hengst sicherlich nicht zu. Er war anders, aber war nicht jedes Wesen anders. Er hatte ein Monster, das sich von ihm ernährte, wie ein Parasit von seinem Wirt. Hatte nicht jeder ein Monster, da ihn irgendwie beherrschte? War er wirklich so anders? „Du bist perfekt, wie du bist. Die Stimme, die wohl nur er hören konnte, verdrängt das Monster aus seinem Bewusstsein. Es würde wiederkommen; sicherlich. Im Moment breitete sich ein ungewohntes Gefühl in seinem massiven Körper aus; welches er nur selten spürte. Der Hengst fasste ihre Worte neutral auf. In seinen Augen war er nichts Besonderes, da passte anders schon deutlich besser. „Anders, ist vollkommen okay.“, gab er knapp, und vollkommen tonlos von sich. Im Gegensatz zum ihm, wirkte die zierliche Stute so unschuldig und naiv; fast wie ein Fohlen. Sie hatte das Leben noch vor sich, sollte die Chance bekommen Artgenossen kennenzlernen, die sie mehr als Individuum schätzten, als Battlecry das in diesen Moment tat. Für ihn gab es keine Freunde, nur Feinde. In seinem Leben brauchte er niemanden an seiner Seite. Einst hatte er gedacht, jemanden gefunden zu haben, dem er sich anvertrauen und auf den er bauen konnte; aber es war eine Lüge auf Sand gewesen.

Die Zeit war gekommen, um diesen Ort zu verlassen. Innerlich spürte er das Monster, wie es nach der zierlichen Stute gierte. Lass sie gehen, und komm‘ zur Ruhe. Doch, die Stimme seiner Mutter war stärker, viel intensiver. Sie hielt ihn in diesem Moment zurück, sich auf die ahnungslose Ponystute zu stürzen, die mehr als abwesend vor ihm stand. Nein, er durfte nicht einmal daran denken, musste seinen Kopf von all den gewaltsamen Gedanken befreien. Battlecry brauchte die Einsamkeit, die er immer bevorzugt hatte, die ihn zur Ruhe kommen ließ. „Es ist Zeit zu gehen.“ Es waren Worte, die viel mehr an ihn selbst gerichtet waren, als an die Stute. Abschiede, gab es bei ihm eigentlich nie. Auf jeden Fall keine, die so friedlich waren, wie dieser. Der Rappe schüttelte sich, aber vollkommen kontrolliert; es war ein banaler Akt, die starren Glieder zu lockern. Augenblicklich setzte sich der massive, dunkle Körper in Bewegung, schritt vollkommen gelassen an der Ponystute vorbei. Nur einmal, schrie das Monster in ihm auf, ehe es vorerst verstummte. Es war ein Triumph; klein, aber wirksam. Trotzdem fiel ihm der Abgang nicht gerade leicht, aber mit dem Ziel fest im Blick, ließ er sich von der Stimme seiner Mutter leiten. Es gab kein Ziel, auf jeden Fall kein wirkliches. Das Ziel war einfach, ohne ein Tropfen Blut vergossen zu haben, diesen Ort zu verlassen. Und genau dies, hatte er geschafft.

» weg


22.11.2016, 18:38
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Stillreich » Das Tal » Der See #2
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