» Schneeweißchen
Dieser Nutzer/Charakter wurde gelöscht.


Noble Dream



Einsam. Allein, der Nebel war ihr stetiger Begleiter auf diesem unbekannten Feld. Der Nebel umgab sie, wie ein Tuch aus Seide, schmeichelte ihrem femininen Körperbau. Vereinzelt durchbrachen Sonnenstrahlen die undurchsichtige Nebelsuppe, erwärmten den Boden und den grauen Körper der Stute. Während die Strahlen der Sonne nur bedingt bis auf die Erde trafen, war die Hitze, die sie in diesen Sommermonaten ausstrahlte unerträglich geworden. So war die Stute nur umso glücklicher, als sich langsam der Herbst in dieses Reich schlich. Nicht lange, und der Winter würde ins Land ziehen. Und schon bald, war wieder ein Jahr vergangen, ohne dass sie ihre Kinder gefunden hatte. Ja, dieser Gedanke stimmte sie traurig. Denn ja, Schneeweißchen war nicht mehr die Jüngste, aber zählte sich selbst noch nicht zum alten Eisen. Die Rolle als Mutter hatte sie jederzeit mit Bravour geleistet, auch wenn sie ihre Kinder nur bedingt auf ihren Lebenswegen begleiten konnte. Auch, wenn es nicht ganz das Leben war, das sie für sich selbst vorgestellt hatte, hatte es dennoch einen gewissen Wert für sie. Sie hatte vier Fohlen das Leben geschenkt; welche Stute konnte das von sich behaupten. Leider, haben sie nicht den Vater bekommen, den sich die Graue für ihre Kinder gewünscht hatte; einen Vater, der seine Kinder liebt.

Cargi. Ein Name, ein Hengst. Eine Liebe, eine Leidenschaft. Ein Vergessen? Verbunden, bis in Ewigkeit. Kein Entrinnen, keine Rettung. Fesseln aus kalten Stahl bohren sich in das warme Fleisch, halten fest und geben nicht nach; niemals. Er hat sie in seiner Gewalt, und sie kann sich nicht wehren, ist ihm vollkommen ausgeliefert. Sie muss stark bleiben, egal, wie schwer das Blei an ihrem Löwenherz auch zieht. Sie muss sich lösen, auftauchen und wieder Atem, bis die alten Schalen platzen. Sie hat sich weiter entwickelt, ganz nach dem Motto: Was dich nicht umbringt, macht dich stärker. Und Cargi hat seine einstige Liebschaft nicht umgebracht; bis jetzt. Selbst, wenn sie ihm auf dem Silbertablett serviert wird, hält ihn eine unsichtbare Kraft zurück; die er selbst nicht begreifen vermag. Und sie? Sie könnte ihm vermutlich kein Haar krümmen, obwohl in ihr stets der Hass aufbrodelt, wenn sie nur an ihn denkt. Ja, sie denkt an ihm, wenn sie allein und im Dunklen der Nacht verhüllt ist. Auch, wenn sie davon spricht, dass die Vergangenheit längst vergessen ist, belügt sie sich nur selbst. Sie selbst, weiß ganz genau, wie dicht sie von der Vergangenheit verfolgt wird; wie ein Schatten, der weder Licht, noch Dunkelheit kennt. Im Grunde ist es Selbstzerstörung auf höchstem Niveau, was sich die Stute selbst antut. Die Gefühle zerfressen sie, saugen sich fest.

Für einen Moment hatte Schneeweißchen die Welt, die Zeit um sich herum vergessen. Die salzige Träne, welche ein zartes Rinnsal auf ihrer Ganasche hinterlasse hatte, war längst vom sanften Wind verweht. Es waren die Momente, in denen sie Schwäche zeigte, die sie niemanden zeigen wollte. Und doch, musste die Graue zugeben, das Tränen den inneren Krampf sehr gut lösen konnten; man fühlte sich vollkommen erlöst von all dem Schmerz, der einen bis in Mark gequält hatte. Und auch, wenn es nicht für immer war, war es für diesen Moment beruhigend. Mit der neugewonnenen Stärke konnte die Stute nach vorne blicken, und die unerwartete Begegnung  mit Cargi aus ihrem Gedächtnis verbannen.

» weg.


14.09.2016, 23:16
Schicksal



Das Schicksal ist ein Angebot und muss nicht
zwingend in das Play eingebunden werden! Wie und in welchem Maße
du es ins Play einbindest, bleibt dir überlassen.

Ein dichter, beinahe greifbarer Nebelteppich wabert über den Nebelfeldern. Der ohnehin stets verschleiert ruhende Hain ist nun von einem undurchdringlichen Mantel verhüllt, der eine eisige Kälte auf den Fellen der Tiere hinterlässt. Seufzende, klagende Geräusche schneiden durch die Stille. Echt oder Einbildung? 


26.10.2016, 23:13
» The Dead Escape


Dieses Tier nutzt Bilder von:
» Alexia Khruscheva (CR drauflassen)



» alle Posts von The Dead Escape

Seine Familie ()


Wie ein Peitschenschlag ins Gesicht trifft ihn die Antwort seiner Schwester - Halbschwester, verbessert er sich, ohne dass diese Richtigstellung irgendetwas an seinen Gefühlen für sie ändern würde. Durch die Mutter sind sie verbunden, eine Familie - viel mehr als diese Herde von Scheusalen, die Cargi um sich geschart hat, teilweise gezeugt hat. Dessen Teil er ist, vielleicht das größte Scheusal von allen. Und dennoch, er hat den Überblick verloren, wer mit wem auf welchem Wege verworren ist - nicht, dass es ihn interessieren würde. Er ist da, wenn man ihn braucht, verschwindet, wenn man es nicht tut. Wäre er nicht das Kronjuwel in der skurilen Sammlung seines Vaters - er würde nicht weiter auffallen. Vielleicht wäre er auch tot. Oh, welch verlockende Alternative, jetzt, in diesem Moment - dass der Blitz ihn treffen möge, er auf der Stelle tot umfallen könnte, erlöst von allem weltlichem, ja, auch seelischem Schmerz. Doch, natürlich, ist ihm dieses Schicksal nicht gegönnt.
Dadurch, dass die Schimmelstute im nächsten Moment zurücknimmt, ja, höflich korrigiert, fühlt er sich keineswegs besser, nein, im Gegenteil, nur noch ausgeschlossener, weiter auf Abstand gedrängt. "Date Mee, lass-, lass... lass mich-", stammelt der Zehnjährige, ohne wirklich zu wissen, was er sagen will. Eigentlich will er ihr sagen, erklären, dass er nicht der ist, für den sie ihn hält, dass er sie, sogar sie alle liebt - aber wieder einmal fehlen ihm die Wort, er bleibt stumm, wenn er die Stimme erheben sollte. Auch Date Mee schweigt ihn weiter an, ein wütendes, aufgebrachtes Schweigen. Und es scheint, als würde das alles an ihm abperlen, eine Maske aus Gleichgültigkeit. Über die Jahre ist aus ihm ein exzellenter Schauspieler geworden, wenn auch er nur eine Rolle zu spielen hat: der Gleichgültige, der existiert, aber nie gelebt hat. Niemand hat mehr von ihm verlangt, niemand nach seinen Gefühlen, Wünschen und Zielen gefragt. Überhaupt... wann hatte er zuletzt so etwas verspürt? Den Willen, seine Zukunft, sein eigenes Leben, in die Hand zu nehmen? Es muss eine Weile her sein. Das letzte Jahr über ist er auch innerlich mehr und mehr zu dem geworden, was er äußerlich vorgibt zu sein
Seit langem fühlt er sich, als hätte er etwas verloren, doch er kommt nicht darauf, was es ist. Jedes Mal, wenn er versucht, es festzunageln, dieses Gefühl, ist es, als würde sich sein Geist verschließen, ihm Einlass verwehren. Welch Ironie des Schicksals, die Gedanken eines jeden Anderen zu kennen, während einem die eigenen verschlossen bleiben.

Unwirsch schüttelt der Andalusier seine lange Mähne: jedes Mal, wenn er darüber nachdenkt, bekommt er einen Knoten im Hirn und kann sich gar nicht mehr konzentrieren. Und dabei braucht er jetzt doch alle Konzentration für Date Mee - und das fremde, neue Wesen, das sich zu ihnen gesellt hat. Er hat keine Ahnung, wie er sie einordnen soll: kennt er sie? Sollte er sie kennen? Ihr Geruch ist dem von seiner Schwester erstaunlich ähnlich, doch vielleicht täuschen seine Sinne ihn auch, und dieser ist nur stärker, bekannter. Er zuckt zusammen, als Date Mee erneut spottend ihre Stimme erhebt. Nein, er ist nicht auf den Kopf gefallen - zumindest ist das nicht der Grund für seine abnormale Fähigkeit, soweit man den Geschichten Glauben schenken mag. Verwirrt zuckt er mit den Ohren: anscheinend sollte er diese Stute also kennen. Im Geiste rattert er die Liste von Bekannten runter, die er und Date Mee teilen - aber es sind einfach zu viele. Im Grunde genommen schließt es ja ihre gesamte, verzwackte Verwandtschaft ein, nicht? Hin- und hergerissen zwischen dem Verlangen, mit ihr zu reden, einfach Zeit mit ihr zu verbringen, und der Angst, dass sie ihn weiterhin so schnippisch in die Enge treiben würde, verstreichen Sekunden, vielleicht sogar mehr. Gerade fasst er sich ein Herz, schluckt schwer, damit seine Stimme nicht mitten im Satz bricht, da ertönt in der Ferne das Knacken eines Zweiges und er erschrickt sich, verliert alles, was er sagen wollte. Kurz darauf spürt er die Präsenz eines weiteren Pferdes, zu Date Mees anderer Seite: genau wie den anderen Neuankömmling schafft er es aber nicht, diesen zuzuordnen: nur, dass es ein Hengst ist, weiß er, die starke, maskuline Note lässt sich einfach vom lieblichen Duft der beiden Stuten trennen.

Unruhig pendelt sein Schweif umher, die Ohren weiterhin unruhig, aber es hilft ihm nichts: er kann die Beiden nicht ausmachen, so gern er es auch wollte: je mehr er versucht, seinen Blick zu fixieren, die Schwaden zu durchschauen, desto dichter werden sie um ihn herum, engen ihn ein, greifen nach ihm wie mit kalten, feuchten Finger. Ein kalter Schauer läuft ihm über den Rücken, und er fühlt sich so allein wie schon lange nicht mehr. Und dennoch, vielleicht ist es auch erfrischend, belebend, überhaupt etwas zu fühlen? Vielleicht ermutigt ihn das ja auch, wer weiß es schon - schlussendlich hat er nicht darüber nachgedacht, was er sagen soll. "Wer seid ihr? Das... das ist eine private Konversation!", spricht er, die Stimme erhoben, etwas zittrig, aber überraschend klar. Im Grunde genommen bereut er es im gleichen Moment schon wieder, sich bemerkbar gemacht zu haben, doch zurücknehmen kann er seine Worte nicht.


Wörter: 986

__________________

22.11.2016, 17:32
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18
Geschlossen