Stillreich » Das Tal » Die Wiesen #2
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Linette.


Es hätte ihm doch so klar sein sollen. Wie hatten seine verdrängten Erinnerungen an sie auch nur eine Sekunde lang eine Vertrautheit in ihm erwecken können, die ihn kurze Zeit irgendwie schwach werden ließ. Ihre abwehrende Haltung und ihre vor Arroganz triefend Stimme holte ihn wieder auf den wahren Boden der Realität. Kalt, hart und unbarmherzig. Er empfand nicht länger das Vergnügen in der Vorstellung ihre Knochen unter seinen Hufen zersplittern zu hören, nein, aber er hatte sich vorgenommen diese Begegnung zum einem Spiel werden zu lassen, das er nicht gewillt war ein weiteres Mal zu verlieren. Sie hatte ihn einmal in ihre Tasche gesteckt, wie ein benutztes Taschentuch, oder was auch immer die menschlichen Wesen dieser Welt in ihre Taschen steckten, ein weiteres Mal würde es nicht geben, eher drückte er ihren Kopf ins Wasser des Sees bis ihr zierlicher Körper seinen Überlebenswille mit keinem Zucken mehr offenbarte. Seine Miene verdüsterte sich zusehends, während ihr schweigend gegenüber stand und nur ein müdes Lächeln für ihre törichten Bemerkungen übrighatte. Sie war in der Tat immer noch die wunderhübsche Stute, der er damals sein Herz hatte schenken wollen. Das leuchtend rote Fell. Die schwarzen, funkelnden Augen, in denen eine Klugheit steckte, die kaum eine so bezaubernde Stute aufweisen konnte. Meist besaßen sie mehr ihrer primitiven Triebe als Hirn. Und er musste das wohl wissen. Er hatte sich alles geschnappt, von bis aufs Blut verteidigende Kriegerin, wahre Amazonen waren das gewesen, bis hin zu den furchtbar einsamen Stuten, die bei jeder Gelegenheit, in der ein Hengst auch nur einen Wimpernschlag an sie vergeudete, ihre Schweifrübe hob und einem solange vor dem Kopf herumwedelten, bis man sich schließlich dazu herabließ ihnen den Gefallen zu gewähren. Und alle lagen sie hinterher vor ihm im Dreck. Wimmernd, zitternd, heulend, stöhnend. Er befeuchtete seine ausgetrocknete Lippen und konnte nicht verhindern, dass ihm ein Schauer über den Rücken fuhr, wenn er nur daran dachte wie viele für ihn glückliche Stunden er damit verbracht hatte.
Das hämische Grinsen von vorher kehrte zurück und er wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Stute zu, die sein Leben wortwörtlich auf den Kopf gestellt hatte. Seit jeher waren nicht mal seine Eltern mehr in der Lage gewesen, ihren Sohn wiederzuerkennen. Etikette und Sitten? Er musste sie versehentlich irgendwo verloren haben, anders konnte und wollte man nicht, dass es sei. Er zuckte kaum merklich mit den Schultern, als Reaktion auf diesen Gedanken. Es war ihm wirklich gleichgültig. So bildschön wie sie davor ihm stand, war sein einstiges Interesse völliger Gleichgültigkeit gewichen – der Umstand, dass sie sich nicht bewusst war, wen sie da vor sich stehen hatte, machte ihm die ganze Sache um einiges leichter. Er hatte sich davongestohlen noch bevor sie in ihrem kleinen Köpfchen gekramt hatte, bis ihr einfiel wer der große, unfreundliche Hengst vor ihr war. Und selbst sie würde sich fragen müssen, wie er es sein konnte, wenn er sich so rüpelhaft benahm. Den, den sie in Erinnerung dann haben würde, wäre das vollkommene Gegenteil dessen, was sich ihr gegenüber nun befand.

Ihre Worte trafen ihn so gut wie gar nicht. Sie schien sich in ihrer Arroganz noch gesteigert zu haben. Mit einem herablassenden Seufzer ignorierte er ihre Stichelei und trat stattdessen einmal um sie herum. Es würde ihm ein Vergnügen bereiten ein kleines Spielchen zu spielen. Ihr die Verwirrung zu schenken, die sie ihm bereitet hatte, aus der er nie wieder den Weg herausgefunden und sich letztlich sein eigenes kleines Reich in dem dichten, trüben Nebel geschaffen hatte. „Und wer bist du, dass du über Fremde ein solches Urteil fällst?“, wollte der hagere Hengst wissen und streifte absichtlich ihren Körper mit dem Seinen ein bisschen, als er an ihrer linken Seite vorbeitrat, bis er wieder vor ihr stand. Dieses Mal ein bisschen näher als zuvor. Er machte eine undeutliche Geste, die ihn umfasste. Er wusste, dass er kaum mehr als zwei Jahre älter war als sie. Trotz einiger Jahre, die nun zwischen ihrer damaligen und der jetzigen Begegnung lagen, wusste er immer noch haargenau, dass sie mittlerweile kaum mehr als sieben Jahre alt sein musste. Er grinste, als er erkannte, dass er sie Zerstreuung lehren würde, wenn er ein solches Wissen offenbarte und ihre Unwissenheit, was ihn betraf, noch vergrößerte. „Du bist mit deinen sieben Jahren kaum weniger als zwei Jahre jünger als ich.“ Seine Stimme spiegelte Ernsthaftigkeit wider, aber dennoch lag noch etwas Amüsement darin. Er spielte mit seinen sichelförmigen Ohren im abflachenden, nächtlichen Wind.
Er beobachtete ihr beinahe wehmütiges Antlitz, als sie den Blick gen Boden richtete, der das hervorlugende Gras unter einer weißen, dünnen Decke aus Schnee wieder verschwinden ließ. Es hungerte ihn auch. Der Winter war eine äußerst schwere Zeit, die manche Artgenossen nicht überleben konnte. Entweder war es der Wille, der fehlte oder einfach mangelndes Wissen darüber, an entlegene Orte zu reißen, an denen eine Hitze herrschte, die der klirrenden Kälte des Winters trotzte. Er schüttelte seinen Kopf. Das war so gar nicht seine Art in melancholische Gedanken zu versinken, sowie es bei ihr den Anschein hatte. Stattdessen richtete er seine ungeteilte Aufmerksamkeit auf sie, der Blick immer ein bisschen gierig nach etwas, das er sich vielleicht zu holen beabsichtigte. Nur nicht jetzt, auch nicht gleich, aber dann – irgendwann.
Die schwarze Nacht streckte ihre Klauen nach seinem hochgewachsenen Körper aus, fuhr mit ihren übernatürlich langen Krallen durch sein Fell. Auf eine merkwürdige Art und Weise stärkte sie ihn von innen heraus. Er hatte seine aufwallenden Gefühle zur Gänze wieder ins Exil verbannt. Er würde es ihnen niemals erlauben zurückzukehren. Keine Sekunde lang. Die Orangefarbene hatte einen schwachen Moment erwischt, oder eher er hatte seine mühsam errichtete Fassade selbst bröckeln lassen. Er hatte der Einsamkeit Vertrauen geschenkt und Linette hatte es ausgenutzt, als wüsste sie was in ihm verging, aber er war sich sicher, dass es nicht so war. Spätestens jetzt, als die Mutter der Nacht ihn in ihren Umhang hüllte und seine Absichten erneut stärkte, fühlte er sich ihr überlegen. Er peitschte mit dem Schweif, das Kreischen eines Vogels in der Ferne durchschnitt die lastende Stille, die um sie beide lag, während seine Ungeduld mit zunehmender Stunde wuchs. Es schien, als stellte sie ihn auf die Probe.



06.02.2014, 13:03
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Akatosh


Nicht ein einziger Schauder durchfuhr ihren Körper, als er in derartiger Weise um sie herumstrich. Wenn er glaubte, sie so dominieren und einschüchtern zu können, so täuschte er sich doch gehörig. Lin hatte sich noch nie untergeordnet und gewiss keinem Hengst. Er könnte seine Spielchen treiben und würde doch keinen Funken Interesse in ihr erkennen. Solche Dinge waren für sie nicht von Belang, eine Nichtigkeit, der keine Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte. Vielleicht würde er dennoch seinen Spaß nicht daran verlieren, aber das war ihr überaus egal. Sollte dies der Fall sein, so würde sie eben mitmachen. Und sie war nicht schlecht darin, Spielchen zu spielen. “Wenn du das über mich weißt, so ist es doch äußerst sinnfrei, eine Antwort auf deine Frage zu geben. Dann kannst du dir selbst erzählen, wer ich bin.“ Noch immer war sie sich bewusst, dass sie diesen Hengst in irgendeiner Weise kannte. So verwunderte es sie nicht, dass er um ihr Alter wusste. Ja, es schüchterte sie auch nicht im Geringsten ein, sollte dies sein Vorhaben gewesen sein. Vielmehr machte es diese Situation interessanter, wollte sie doch wissen, wer er nun war. Noch immer schien ein Schleier über diesem Teil ihrer Erinnerung zu liegen, als hätte jemand nicht gewollt, dass sie sich jemals erinnerte. Vielleicht war gar sie selbst diejenige gewesen, die so gedacht hatte. Nur ungern ging sie geistig in die Zeit zurück, in der sie noch anders gewesen war. Somit konnte es ein Selbstschutz sein, eine Barriere, die sie lieber nicht durchbrechen sollte. Aber würde sie je seinen Namen erfahren, etwas, das er über seine eigene Vergangenheit erzählte.. Es könnte ein Disaster auslösen. Die Stute könnte zurückgerissen werden in den Schmerz, den sie bereits durchlebt hatte, den sie bis heute zu kontrollieren versuchte. Innerlich hoffte sie zutiefst, dass sie in seiner zweifelhaften Gesellschaft von keinem dieser Krämpfe übermannt werden würde. Gewiss würde sie sich nicht vor ihm im Dreck winden, unbeschreiblichen Schmerz in den Augen und ein Wimmern, dass nur allzu gern ihre Kehle verlassen wollte. Nein, sie würde dagegen ankämpfen, so viel Kraft es sie auch kosten würde. Es ergriff sie das ungute Gefühl, dass er nämlich genau das wollte. Sie am Boden sehen, sich krümmend, hilflos wie ein Neugeborenes. Warum auch immer, denn getan hatte sie ihm wohl kaum etwas – so weit sie wusste. Aber diesen Sieg würde sie ihm niemals gönnen, weshalb sie sich bereits wappnete. Noch mochte es nicht so weit sein, aber es konnte äußerst schnell dazu kommen.

“Also, worauf wartest du noch, ist dir die Zunge im Hals stecken geblieben? Erzähle, wer ich bin, für wen du mich hältst. Ich bin gespannt, deine Interpretation meiner selbst zu hören.“ Dies gab Linette schließlich von sich, während ein zugleich genervter und arroganter Ausdruck auf ihrem hübschen Gesicht lag, ihre Stimme belegt war von einem fordernden Klang. Sie wäre nicht überrascht, wenn er nichts sagen würde. Sicher glaubte er, ihr damit einen Sieg zu schenken, zumindest in gewisser Weise. Oder er dachte, dass sie wirklich daran interessiert war, dass sie seine Antwort in gewisser Weise brauchte – um zu sich selbst zu finden. Die Stute unterdrückte es, ihre Augen zu verdrehen. Sie benötigte gewiss niemanden, der ihr bei einer Art Selbstfindung half. So, wie sie es mit sich selbst hielt, war es in Ordnung. Einen dahergelaufenen Fremden, der anscheinend alles dafür tun wollte, sie zu dominieren, brauchte sie dafür gewiss nicht.
Was tust du nur Linette, was tust du nur? Du warst immer so ein liebes Fohlen, niemals hättest du so gedacht. Was ist nur aus dir geworden? Und weshalb erkennst du gerade ihn nicht?
Es kam ihr vor, als würde der Geist ihrer Mutter direkt neben ihr schweben und ihr diese traurigen Worte direkt ins Ohr flüstern. Natürlich war dort niemand, aber manchmal.. vielleicht war es auch die lange Einsamkeit, die ihren Geist verklärt hatte. Doch vielmehr dachte sie eigentlich, höher und weitblickender denken zu können als je zuvor. Da war nichts, was ihre Sicht trübte, eine gewisse Dummheit in ihr hervorrief. So war es wohl nur eine Vorstellung, was ihre Mutter sicher zu dieser Situation gesagt hätte. Du weißt, dass es alles deine Schuld ist. Auch wenn sie ihre Vergangenheit in den tiefsten Winkel ihres Bewusstseins geschoben hatte, so wusste sie doch, dass alles anders geworden war wegen ihrer Krankheit. Nur deshalb hatte sie sich derart verändert, eine völlige Charakterwandlung durchgemacht, wenn man es so nennen mochte. Aus diesem Grund war es alles die Schuld ihrer Mutter. Hätte sie nicht diese Gene, hätte sie einfach keinen Nachwuchs bekommen, so hätte sich nichts davon weiterverbreitet. Sicher, dann würde auch die Rotorangene selbst nicht existieren, aber das hätte auch seine Vorteile. So müsste sie sich nicht mit dieser Ausgeburt der Eigenartigkeit abgeben. Nur allzu gut konnte sie sich vorstellen, welch seltsames Bild sie beide abgeben mussten. Zwei Fuchsfarbene, ein Hengst, eine Stute. Er, der deutlich größer war als sie, schlich um sie herum wie ein hungriges Raubtier, welches jeden Moment zuschlagen könnte. Sie dagegen trug eine ungerührte und eiskalte Arroganz zur Schau, die in dieser Situation nicht vorteilhaft sein musste. Es war befremdlich, so darüber nachzudenken. Aber wahr. In gewisser Weise war Linette gespannt, was dieses Gespräch noch mit sich bringen würde. Vielleicht Klärung und Überraschung, vielleicht Gewalt und Schmerz. Eigentlich war es ihr egal. Welcher dieser Wege auch geschehen mochte, es lag nicht in ihrem Vermögen, dies zu beeinflussen. Vielmehr hing es hauptsächlich von den Reaktionen des Hengstes ab und ihn hielt sie für unberechenbar.


Wörter: 981

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06.02.2014, 14:20
» Akatosh
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Linette


Er sollte wohl Recht behalten, denn sie ließ sich kein Stück auf sein Spiel ein. Frustration machte sich in ihm breit und damit die Wut und der Blutrausch. Je mehr sie ihn auf Distanz und je weniger Interesse sie an ihm zeigte, desto mehr verlangte sein Körper danach die aufwallende Wut aus ihren Fesseln zu befreien und alles kurz und klein schlagen, was er auch nur unter die Hufe bekam. Sein selbst auferlegter Wahn konnte sich manchmal als wahrer Fluch beweisen. SO sehr er es genoss ohne große Mühe selbst vor der Quelle seines Wahnsinns den Gleichgültigen rauskehren zu können, so sehr musste er eiserne Selbstbeherrschung aufweisen, um nicht blind vor Zorn über die Wiesen zu wüten, ehe wieder zu sich kam und bereute dies getan zu haben. Es war schon oft passiert. Keine Frage und er hatte es bisher kaum auch nur ein einziges Mal bereut, aber ihr Anblick allein hielt das Monster in Ketten gelegt. Warum? Das wusste er nicht, in den Fängen der Nachtigall wurden zwar seine Emotionen ins hinterste Eck des Exils verbannt, aber trotzdem war er nicht fähig die selbsterschaffene Kreatur in sich nach außen zu kehren. Teufel noch eins! Sein Spiel funktionierte nicht, wenn er es nicht schaffen würde, ihre starre Haltung zumindest ein bisschen ins Wanken geraten zu lassen und er würde zweifellos nicht seinen Namen verraten. Auf keinen Fall, denn wenn er nicht imstande war, ihr das Leid zuzufügen wie sie einst, so würde er als der namenlose Hengst von dannen ziehen und lediglich ein kleines oder großes mysteriösen Fragezeichen hinterlassen, das angesichts ihrer Überheblichkeit wohl kaum in ihrem Kopf umherschwirren würde. Er zog eine Grimasse. Es war zum Haare raufen.
Eins jedoch entging ihm trotz ihrer arroganten Präsenz nicht. Er wagte zu behaupten, leichte Zweifel zu erkennen, nicht unbedingt an ihrer Haltung ihm gegenüber, sondern eher was seine Identität betraf. Nicht, dass er übernatürliche Fähigkeiten besaß; er hatte nur im Laufe der Zeit relativ gut erlernt die Körpersprache seiner Artgenossen zu lesen und selbst wenn diese noch so erzwungen starr zu sein schien, waren die Augen stets die Verräter, die nicht einmal eine Statue hätte verbergen können. Sie waren das Tor zur Seele, der Bildschirm all ihrer Emotionen. Es war bei ihm nicht anders, doch mied er jeglichen Blick Kontakt solange er wusste, innerlich aufgewühlt zu sein.
In der Tat, Linette.“, antwortete er wie aus dem Nichts und ließ seine Stimme absichtlich nicht so emotionslos wirken, wie er es seit jenem schicksalshaften Tag vorzog, sondern bemühte sich um die charmante Samtstimme, für die er mehr berüchtigt wie berühmt war. Ihm wurde andauernd unterstellt von seiner außerordentlichen Schönheit Gebrauch zu machen, um die Stute einer nach der anderen zu beglücken und ihnen womöglich einen ungewollten Brat in die Röhre zu schieben. Eigentlich war es Linette, die um die Wahrheit wusste und er. Als er damals der Herde einfach den Rücken gekehrt hatte, rumorte es umso mehr, dass er ein ungewolltes Fohlen zu erwarten hatte und sich dieser Verantwortung nicht stellen wollte. Es war der Tag, an dem er erkannt, dass Etikette und Sitten nichts wert waren. Kein Stück. Egal wie höflich, freundlich und zuvorkommend er sich verhielt, eine böse Zunge fand stets Futter für ein weiteres Gerücht, das über ihn in die Welt gesetzt wurde. Man könnte also durchaus sagen, dass er es nicht immer leicht hatte und die Orangefarbene war immer jene gewesen, weshalb er sich keine dieser Anschuldigungen je zu Herzen genommen hatte, denn er wusste, dass sie, die ihm wahrlich sein Herz gestohlen hatte, um die Wahrheit wusste und er sich keine Sorgen zu machen brauchte, denn alle anderen waren ihm herzlich egal gewesen. Ein aufrichtig wehmütiger Seufzer entrang sich seiner spröden Lippen, als er die Erinnerungen daran langsam verblassen ließ.
Gerade spielte es keine Rolle, ob er einen Hauch von Traurigkeit in den Augen barg, er hatte ohnehin die Augenlider gesenkt und den Blick starr auf den Boden vor sich gerichtet. Eigentlich sah er viel mehr auf ihre gepflegten Hufe und betrachtete dann sich selbst. Von seiner einst makellosen Schönheit war kaum was übrig geblieben. Oder eigentlich war es mehr als kaum – nichts. Das Langhaar war verknotet von Blättern und Dreck, hing ihm wirr von Kruppe und Hals herab. Seine Lippen waren trocken und teilweise derart aufgerissen, dass sich eine Blutkruste darüber gebildet hatte. Der Schmerz war schon lange etwas Alltägliches geworden, das er nicht länger wahrnahm. Seine Beine waren bis zu Brust und Bauch total verdreckt. Er hatte seit einer halben Ewigkeit kein Wasser mehr gesehen. Gesehen schon, aber keinen Gebrauch davon gemacht. Ein aufgebrachter Laut seinerseits, das sich anhört wie ein Fauchen, entkam aus den Tiefen seiner Brust und er wischte diese ärmlich Wehmut mit einer Bewegung vom Tisch, aus seinem Kopf, denn er hatte plötzlich das Gefühl, als ob der imaginäre Eisklumpen, der sich um sein schlagendes Herz schloss, Risse bekam. Jahre waren vergangen seit es zuletzt heiß und wild ins seiner Brust geschlagen hatte, keine Hure dieser Welt hatte mit ihrer Leidenschaft auch nur ansatzweise diesen störrischen Klumpen schmelzen können.

Da du wohl an Alzheimer leidest, habe ich dir soeben deinen Namen verraten, aber was du bist… das weißt du selbst.“ Er hatte einen Moment lang gezögert die letzten Worte auszusprechen. Sie gaben doch so einiges preis und das Letzte was er wollte, dass in einer melancholischen Reaktion der Klumpen aufgetaut wurde. Er zog die nicht vorhandenen Augenbrauen zusammen und bemühte sich wieder um eine ausdruckslose Miene, was ihm zweifellos gelang. Ob sie absichtlich vergessen hatte, wer er war oder ob sie nur vorgab, sich seiner Person nicht bewusst zu sein. Er erkannte die Linette von damals nicht wieder und ihm wurde einmal mehr bewusst, dass es nicht wert war, Gefühle auferstehen zu lassen, da es ohnehin den Anschein hatte, als wäre sie nach wie vor dieselbe, wenn nicht sogar noch schlimmer, aber Schluss mit diesem Selbstmitleid. Eigentlich könnte er ihr den Rücken zu drehen und ohne ein weiteres Wort einfach gehen und ihr Gemecker ignorieren, aber er würde nicht aufgeben. Vergeltung war sein Ziel – und er würde diese Genugtuung bekommen, koste es, was wolle.

Meeeeh. >_< Schwach.



06.02.2014, 18:35
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Akatosh


Wäre sie ein Mensch, so hätte sie wohl an der Stelle, an welcher er ihren Namen nannte, eine Augenbraue emporgezogen. Er kannte sie, er kannte sie zumindest so weit, dass er ihren Namen wusste. Und dies war nicht gerade unbedeutend. Denn für gewöhnlich unterließ die zierliche Stute es, ihren Namen in die Welt hinauszuposaunen. So konnten also gewiss nicht viele davon wissen. Die einzigen Individuen, die ihr bei diesem Thema sogleich in den Kopf kamen, zählten zu ihrer alten Herde. Die Herde, in der sie aufgewachsen war. Die Herde, der sie bis zu dem Punkt vertraut hatte, ab dem sie sich völlig abgeschottet hatte. Konnte es also im Rahmen des Möglichen liegen, dass er dazugehört hatte? Für einen Moment kniff Lin die Augen zusammen und musterte ihr Gegenüber überaus scharf, nahezu so scharf wie ein Raubtier seine Beute. Der Schleier um ihre Erinnerung mochte einfach nicht zerreißen, so sehr sie sich auch um die Lösung des Rätsels bemühte. Vielleicht war es auch besser so. Doch schon immer war die Orangerote ein Dickkopf gewesen, der so lange etwas versucht hatte, bis es auch geglückt war. Und auch in diesem Falle sah sie keinerlei Sinn darin, augenblicklich aufzugeben. Eigentlich war er von einprägsamer Gestalt, kaum zu übersehen in dieser grauen Welt und gleichsam eins mit ihr. Er hatte etwas an sich, das sich kaum erklären ließ. Auf einer Seite schien er wie eine reine Urgewalt, gleich der Kraft der Natur, die alles niederzureißen vermochte, was ihr in den Weg kam. Und doch schien er wiederum nur wie ein Schatten seiner Selbst, ein Geist, der sich nur nach seiner Erlösung sehnte. Bei ihrem letzten Gedanken unterdrückte Linette es, den Kopf zu schütteln. Es war irrsinnig, diese Art, ihn zu beschreiben. Sie kannte ihn nicht, sie wusste nicht, was ihn umhertrieb.

“Oh, wie liebenswürdig von dir, mir etwas zu sagen, das ich bereits weiß, aber nicht wissen wollte.“ Noch immer schien ihr Blick nahezu durchdringend, während sie langsam damit begann, nachdenklich um ihn herumzulaufen. Abermals wäre dieses Verhalten mit dem eines Raubtieres gleichzusetzen, doch sie selbst verfolgte damit ein anderes Ziel. Dieser Hengst war überaus stark und sie wusste, dass sie in seiner Nähe keine Schwäche zeigen durfte. Würde sie zulassen, dass er sie dominierte, würde er alles mit ihr tun, was er wollte. Und das wiederum wollte sie nicht. “Also, ich fragte dich danach, wer ich bin. Einen Namen zu nennen ist dabei äußerst töricht, nicht wahr? Namen machen uns nicht aus, Namen definieren uns nicht. Und es kam mir auch nicht darauf an, zu erfahren, was ich bin. In der Tat kann ich dir dies nur allzu leicht allein beantworten.“ Für einen Moment verharrte sie, machte keinen Schritt mehr vor oder zurück. Viel eher stand sie nun an seiner Seite, blickte mit forschendem Blick zu ihm auf und musterte sein Gesicht. Gewiss lag etwas Vertrautes darin, etwas, das sie früher einmal nur allzu gut gekannt hatte. Doch jetzt schien es ihr so, als hätte sie einen Fremden vor sich, der sie einfach an einen alten Freund erinnerte. Auch sein Verhalten, sein Gebaren kam ihr in keinerlei Weise bekannt vor. Die hübsche Stute mochte nicht glauben, dass sie sich je in der Gesellschaft eines solchen Pferdes befunden hatte. Er war einfach zu.. falsch. Lediglich Sekundenbruchteile waren vergangen, während diese Gedanken durch ihren wohlgeformten Kopf geschossen waren. Im nächsten Augenblick ging sie bereits weiter, verharrte letztendlich wieder vor ihm. “Ich bin jemand, von dem kein lebendes Wesen mehr weiß, wie er wirklich ist. Eine Illusion, eine perfekte Rolle, ja, nein, vielleicht. Vielleicht aber auch nicht? Du magst entscheiden, ob ich die bin, die vor dir steht. Nur ich allein weiß um mein Innerstes und könnte dir eine klare Antwort darauf geben. Niemand sonst vermag das.“

Für einen Moment noch blickte sie ihn an, während der harsche Wind ihr einige verirrte Strähnen in das Gesicht pustete. Er mochte mit diesen Worten anfangen, was er wollte. Sie selbst hatte damit gewiss nicht zu viel über sich preisgegeben, vielmehr war es ein Rätsel, lag in einem Maß, das ihr gefiel. Vielleicht würde er sich einfach umwenden und gehen, sie als seltsam abtun und diese Begegnung irgendwann vergessen. Und Lin würde sich dann fragen, ob der Glaube, ihn in gewisser Weise zu kennen, lediglich auf einer Wahnvorstellung beruhte. Herausfinden würde sie es dann wohl nie, aber das war ihr egal. Schließlich drehte sie selbst sich um und es schien, als würde sie diesen Ort nun endlich verlassen. Doch dem war nicht so, vielmehr bemühte sie sich, ihre Miene vor ihm zu verbergen. Eine Miene, in der die Erwartung eines unvorstellbaren Schmerzes lag. Es begann stets mit einem Kribbeln in ihrem Nacken, ein Kribbeln, das sich blitzschnell in ein Ziehen verwandelte. Dies wanderte in Bruchteilen durch ihren gesamten Körper, beherrschte letztendlich gar ihre Beine. Schon seit einer ganzen Weile prickelte dieses Gefühl in ihrem Körper, alles in Lin schien sich in nahezu angstvoller Erwartung zusammenzuziehen. Und nun begann es langsam, der stechende Schmerz, der ihr bereits so viel Leid zugefügt hatte. Er breitete sich nicht derart rasch aus, vielmehr kam er schleichend und würde mit jedem Atemzug schlimmer. Irgendwann glaubte sie dann, ihre Lunge würde sich zusammenpressen und keine Luft mehr aufnehmen können. Es war der Stand, bei dem sie jedes Mal glaubte, er wäre die Spitze des Ganzen. Doch stets wurde es schlimmer, einmal mehr, einmal weniger. Die Orangerote konnte es nicht kontrollieren, nur abwarten und hoffen, dass es endlich vorbei war. Und sie hoffte, dass es sie in der Gesellschaft dieses Hengstes nicht allzu sehr treffen würde. Doch in ihrem Innersten zweifelte sie daran, erhob sich diese Krankheit schließlich stets in ihr, wenn es gerade äußerst schlecht war. Aber einmal, nur ein einziges Mal sollte sie doch Glück haben. Bislang hatte sie die Schmerzen immer stumm ertragen, kein Wort des Klage, kein Laut des Jammers war dabei über ihre Lippen gekommen. Die zierliche Stute bemühte sich darum, ihre Haltung weiter aufrecht wirken zu lassen, sich zu kontrollieren, ihre Miene nicht Spiegel des Schmerzes werden zu lassen. Es musste ihr einfach gelingen.


Wörter: 1066

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09.02.2014, 10:50
» Firework
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Wer mag / Wer will

Ruhig und selbstbewusst kam die Stute auf die Weide.Sie schaute sich um.Schnaufte kurz und blieb stehen.Müde war sie von der langen Reise in die Freiheit.Ja ich bin endlich frei !!dachte die Stute bei sich.Firework hatte einen sehr strengen Vater gehabt.Der ihr nicht die kleinste Freiheit gegeben hatte.Immer musste sie sich in der Nähe von ihm aufhalten.Dieses war der Friesin dann eines Tages zuviel geworden.
Sie war mitten in der Nacht geflohen.
Tagelang war sie unterwegs gewesen und hatte nun dieses Tal erreicht.
Neugierig schaute sie sich um.Sah überall Pferde und Ponys in kleinen Gruppen beisammen stehen.Sollte sie es sich wagen und sich zu einer dieser Gruppen dazu gesellen.Sie zögerte.Nein ,das ist nicht klug.Vielleicht störe ich ja die anderen.Selbstbewusst war sie freilich nicht.Immer hatte ihr Vater sie beschützt.Nun musste die junge Stute lernen auf eigene Hufen zu stehen.


09.02.2014, 18:45
» Akatosh
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Linette


Mit einem selbstgefälligen Grinsen auf den spröden Lippen bemerkte er ihren forschen Blick auf seine Offenbarung hin, ihren Namen zu kennen. Er wusste, dass sie nur die Harte nach außen hin markierte, allerdings kannte er sie nach all den langen Jahren nicht mehr gut um zu wissen wie sie aus der Reserve zu locken war. Seine Erinnerungen zeichneten ihm ein Bild von einer bildhübschen Stute, die Freundlichkeit und einen unverkennbaren Charme besaß. Es war einer der Gründe gewesen, weshalb sich Akatosh damals so sehr in sie verknallt hatte. Bis über beide Ohren war in seinen tiefen Gefühlen für sie versunken gewesen und hatten die Veränderungen an ihr nicht bemerkt. Ein hageres Gesicht, das Leuchten in ihrem Fell war verschwunden und das fiel ihm gerade erst jetzt ein. Er schüttelte den Kopf. Diese Erkenntnis kam um einige Jahre zu spät und sein Wesen war nicht mehr willens sich solcher primitiven Emotionen hinzugeben, nur um sich das Herz eines Tages doch noch in zwei, irreparable Hälften zerbrechen zu lassen. Ein Schnauben entrang sich ihm. Er war erneut einmal mehr froh, dass sie nicht in seinen Augen lesen konnte, obwohl seine Mähne abgebrochen und ungewöhnlich kurz für ein wildes Pferd war. Sie waren schwarz wie Ebenholz und so leer wie das Universum, in das man hineinschreien konnte, ohne jemals ein Echo zu hören zu bekommen. Ihm missfielen seinen Regungen bezüglich seiner Erkenntnis. Wäre er damals nicht so benebelt von seiner Zuneigung für sie gewesen, wär es vielleicht nie so weit gekommen. Aber letztlich spielte diese Reue keine Rolle mehr. Der fuchsfarbene Hengst war längst nicht mehr jener, den sie vielleicht in Erinnerung haben würde, wenn sie sich erinnern würde und er hatte auch nicht die Absicht sich von ihr bekehren zu lassen. Er genoss sein Dasein als heißblütiges Arschloch. Er nahm sich, was er wollte. Er bekam, was er wollte. Und er folgte seinen Intuitionen ohne sie zu hinterfragen. Er sprach seine Gedanken so aus wie sie ihm in den Sinn kamen. Er nahm kein Blatt vor den Mund – nicht vor einer Königin und auch nicht vor ihr. Denn welchen Sinn hatte es sich seinem jetzigen natürlichen Naturell zu verwehren? Es war wie bereits gesagt einige Jahre zu spät, um dies in Angriff zu nehmen. Viel zu spät. Sein Herz war gerade nicht gebrochen gewesen, aber es war zu einem großen Eisklumpen erstarrt, den er nicht willens war irgendwann auftauen zu lassen.

Ihre keifenden Worte ermüdeten seinen sonst so aufgeweckten Verstand. Mit einer imaginär hochgezogenen Augenbraue verfolgte er ihre katzenhaften Bewegungen, als sie plötzlich um ihn herumschlich, ohne ihn auch nur eine einzige Sekunde aus den Augen zu lassen. Er lächelte arrogant. So sehr versuchte zu verbergen, dass sie keinerlei Angst vor ihm hatte, es gelang ihr nicht. Der große Hengst war mittlerweile so einigen Stute begegnet, die mit ihrer zickigen Art ihre eigentliche Angst zu verbergen versuchten und nur eine einzige Reaktion reichte, um ihm glasklar zu offenbaren, dass die Gleichgültigkeit ihrerseits gespielt war. Sie mochte mutig sein, ja, aber ihre Überheblichkeit war nicht echt. Sie war sich bewusst um seine Muskeln, seine Stärke und dass er jede Gelegenheit nutzen würde, um über ihr stehen zu können. Sie dazu zwingen, sich seinem Willen zu beugen.
Offensichtlich bist du nichts weiter als eine zickige, sexuell vernachlässigte Nervensäge, die sich in ihrer aufgesetzten Überheblichkeit badet.“, erwiderte er ohne irgendeinen Ausdruck in der Stimme. Sie war so kalt wie der Blick, den er ihr zuwarf. Die Orangefarbene hatte inne gehalten und stand nun neben ihm, warf ihm einen Blick zu, den er nicht zu deuten versuchen mochte. Es schien ihm fast so als grüble sie tief in ihrem Hirnkästchen nach seiner Existenz, seiner Identität, die ihr so fremd war, da sie selbst, wenn sie das richtige Bild vor Augen hatte, nie im Leben glauben würde, Akatosh vor sich zu haben. Der Erfolg blieb wohl aus, als sie schnaubend wieder vor ihn trat und eine widersprüchliche Rede darüber schwang, wer sie zu sein glaubte.
Er stieß verächtlich Luft aus, sodass die Dampfwölkchen in der kalten Winterluft stoben und in der nächsten Sekunde wieder verschwanden. „Du bist also Schauspielerin?“, spottete er und trat einen Schritt von ihr zurück. Dass sie schon immer mehr gewesen war, als sie zugegeben hatte, dessen war er sich bewusst und er maß es sich nicht an, zu behaupten, er kannte sie. Ja, doch er tat es, aber eigentlich hatte er sie nie wirklich kennengelernt und das obwohl er keines ihrer Worte in der Vergangenheit je anzuzweifeln gewagt hatte. Der Fuchs war der Meinung gewesen, dass er ihr nie Anlass dazugegeben hatte, zu lügen oder ihn täuschen zu müssen. Andererseits war wohl seine Aufdringlichkeit und auch die Gerüchte, die über ihn herumgingen, der Auslöser dafür gewesen, dass sie sich von ihm urplötzlich zurückzog und verschwand. Sie hatte die Herde ohne großes Tamtam verlassen, niemand hatte ihm verraten können, wohin sie verschwunden war und wieso. Und jetzt traf er sie wieder, hatte die Gelegenheit all dies nachzuholen und verspürte nichts als tiefe Abneigung ihr gegenüber außer der primitiven Begierde, die schon bei einigen Stute aufgewallt war und nach dem aufgezwungenen Akt ihn wieder in Ruhe ließ.
Und diese Abneigung gipfelte mit einem Mal in ihrem Höhepunkt. Es waren Worte des Selbstmitleids, dass nur sie, das arme Mädchen um ihre wahre Existenz wusste, so als ob sich niemand die Mühe machte, ihre Probleme zu ergründen, darum wusste. Er drehte ihr den Rücken zu und richtete seine Augen gen Himmel. „Armselig.“, murrte er mehr zu sich selbst, als an sie gewandt, während er beobachtete wie ein paar Vögel aus den lichten Baumkronen stoben, so als ob sich jemand dort aufhielt. Vielleicht mochte es auch Akatoshs kalte Erscheinung sein, sein Blick, unter dem sich jeder vollkommen unwohl fühlte. Er runzelte die Stirn. Zur Hölle, er hätte gehen sollen, als er die Gelegenheit dazu hatte und ihre wertenden Worte einfach ignorieren. So als hätte er sie nicht gehört. Das Arschloch in ihm grölte laut und zeigte mit dem Finger auf Linette. Blöde Schlampe. Gib ihr das, was sie seit jeher verdient, du Weichei. Es schimpfte mit seinem Gewissen, das auf einmal wieder auf der Bildfläche erschien. Unerwartet und ungewollt. Wild schnaubend stampfte er mit dem rechten Vorderhuf auf. "Halt doch einfach dein Maul!", schrie er heiser sein Gewissen an, dass sich mit großen Augen irgendwo hinter einem dem Eisklumpen verkroch und schielte wimmernd dahinter hervor. Ihm war nicht nach seelischem Zwiespalt. Ach verdammt, ihm war diese ganze Situation zuwider! Verärgert peitschte er mit dem Schweif, Linette immer noch den Rücken zugewandt.



11.02.2014, 12:08
» Linette


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Akatosh



Immer stärker wurden die Krämpfe, welche gleich einer Urgewalt in ihrem gesamten Körper wüteten. Nichts konnte sie tun, nichts außer hoffen. Diese Situation musste einfach glimpflich für sie ausgehen, sie hatte nie etwas derart Schlechtes getan, dass eine Art Karma gegen sie stehen könnte. Stets hatte Lin sich bemüht, das Gute in sich selbst hervorzurufen und andere nicht mit ihrer Maske zu überrollen. Gut, hier war es anders. Sie hatte ihn gereizt, sie hatte seine nicht unbedingt höflichen Reaktionen ganz allein provoziert. Doch hatte es einen solchen Einfluss, dass es nun gar noch schlimmer wurde? Denn die Orangerote spürte, dass es zu dem kam, was jede Stute in gleichmäßigen Abständen ertragen musste. Ihre Rosse. Der süßliche Geruch, der ihr selbst beinahe zuwider war, stieg langsam in die Luft und wurde nur allzu schnell vom Wind aufgegriffen. Es würde nur einen äußerst geringen Zeitraum beanspruchen, diesen Duft bis an die Nüstern des Hengstes zu tragen und ihn noch irrsinniger handeln zu lassen. Dennoch würde sie nicht klein bei geben, nicht wie ein verängstigtes Tier den Schweif zwischen den Hinterbeinen einklemmen und hoffen, dass er sie in Frieden ließ. Denn das war es, was ihn wohl noch mehr anstacheln würde. Nein, dieser Blöße würde sie sich nicht geben, hatte sie doch auch viel zu viel Mühe, ihre Krämpfe zu verbergen.

Schließlich lachte die Stute leise auf, ein warmer Laut, der nicht zu dem scharf heulenden Wind und ihren folgenden Worten zu passen schien. “Interessant. Und ich dachte, du wärst mehr derjenige von uns, der sexuell vernachlässigt ist. Immerhin zickst du zurück wie eine empfindliche Diva.“ Nahezu gepresst klangen diese Worte, wurde doch der Druck auf ihren Brustkorb immer stärker und schnürte ihr schier die Kehle ab. Bald schon würde die Atemluft nur noch pfeifend aus ihren Lungen dringen, noch weitaus schwerfälliger wieder hineinströmen. Beinahe jeder dieser Krämpfe brachte sie an den Rand ihrer Kräfte, ließ gar undurchdringbare Dunkelheit in ihrem Geiste erscheinen und verführte sie zu dem Glauben, es sei endlich vorbei. Doch niemals brachte diese Krankheit ihr den endgültigen Tod. Linette würde es als Erlösung bezeichnen, als Freude, endlich diesen Ort verlassen zu können. Jedoch hatte sie gesehen, wie lange ihre Mutter sich gequält hatte. Es könnte jeden Moment vorbei sein, aber auch in vielen Jahren. Im Endeffekt war es die durch die Krämpfe entstehende Schwäche, die sie hinderte, weiterzulaufen und Nahrung zu finden. Es würde vermutlich gar nicht die Krankheit selbst sein, welche sie umbrachte – nur die Nachwirkungen. Die Stute krümmte ihren Hals, sodass ihr schlanker Kopf beinahe ihre Beine berührte. Die rötlichen Strähnen ihrer Mähne fielen ihr wirr über die Augen, doch sie kümmerte sich nicht weiter darum. Auch die Tatsache ihrer Rosse beachtete sie für den Moment nicht weiter. Als sie den wütenden Aufschrei des Hengstes vernahm, zuckte eines ihrer Ohren und für einen Moment spiegelte sich Verwirrung in ihrem Gesicht wider. Das war gewiss nicht an sie gerichtet gewesen. “Was ist? Doch nicht so stark und selbstsicher, wie du vorgibst zu sein?“ Inzwischen beherrschte ein sachtes Zittern ihre Stimme, nicht hervorgerufen durch Angst, sondern durch den körperlichen Schmerz. Inzwischen war sie einfach nicht mehr in der Lage, ihr Befinden vor dem Fremden zu verbergen. Sollte er doch mit ihr tun, was er wollte – nichts konnte schlimmer sein als dieses Leid, welches sie bereits all die Jahre ertragen musste. Vielleicht würde er auch einfach gehen, sie hinter sich lassen und nicht einmal einen Blick zurückwerfen. Verübeln konnte sie es ihm nicht. Sie stand nicht unter seiner Obhut, sie waren nicht befreundet, ja, sie kannten einander nicht einmal. Zumindest kannte Lin ihn nicht. Er hatte keinerlei Pflichten ihr gegenüber, könnte sie zurücklassen wie ein Raubtier seine sterbende, kranke Beute, die kaum als Nahrung geeignet war. Es war ihr gleich. Ihre Augen waren zusammengekniffen, ihre Nüstern weit gebläht, während sich ihre Flanken in immer größeren Tempo hoben und senkten. Vereinzelt begannen bereits einige Muskeln damit, ohne Vorwarnung auf eine Art Stich zu reagieren und sich zusammenzuziehen. Außenstehende könnten dies daran erkennen, dass sie sich immer weiter krümmte, vereinzelt nur eines ihrer Beine zuckte und sie sonst starr dastand und wartete, dass es endete. Doch das war erst der Anfang, sie spürte es, sie wusste es inzwischen einfach. Manchmal kam es gar so weit, dass blutiger Schaum vor ihrem Maul stand und in Flocken zu Boden tropfte, sich mit dem Schmutz der Erde vermischte. Stets durchzog ein deutlicher Schweißfilm ihr sonst so leuchtendes Fell, durchnässte es bis in die Spitzen und sorgte gerade zu dieser kalten Jahreszeit dafür, dass es ihr bald noch miserabler ging. Denn wenn sie noch gegen eine der sonst alltäglichen Krankheiten ankämpfen musste, dann trieb sie das an den Rand der Verzweiflung. Auch jetzt begann es schon, dünne, etwas dunklere Streifen durchzogen ihr Fell und würden bald dafür sorgen, dass sie noch deutlich erbärmlicher zitterte. Die sonst so stolze Stute krümmte sich weiter, unterdrückte gar ein Wimmern, indem sie ihren Kopf fest gegen das eigene Bein presste. Wie sie nur auf ihn wirken musste, so hilflos, ihm gänzlich ausgeliefert. Nur allzu deutlich konnte sie sich ein süffisantes Lächeln auf seinen Zügen vorstellen, wie er langsam an sie herantrat und tief den widerlichen Geruch ihrer Rosse einsog. Und sie würde nichts tun können, sie würde nichts tun wollen. Vielleicht würde er sie mit dem, was danach kam, so sehr verletzen, dass sie vollends zusammenbrach und erst wieder erwachte, wenn es vorbei war. Oder sich gar niemals wieder erhob, für immer hier liegen blieb und verrottete als lebloser Kadaver. Aber wer wusste schon, was geschehen würde? Vielleicht trieb er auch nur ein boshaftes Spielchen mit ihr, würde weiter zusehen, wie sie litt. Niemand konnte es ihr sagen, sie war nur in der Lage, einfach abzuwarten und sich weiter vor ihm zu krümmen wie ein schwächlicher Wurm. Jedoch hatte er sich vorhin abgewandt, in eine gänzlich andere Richtung geblickt. Es könnte möglich sein, dass er von ihrem stummen leiden nichts mitbekam und einfach ging, ohne sie weiter zu beachten. Das Beste wäre es nicht, aber eine Lösung.


Wörter: 1095

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11.02.2014, 15:43
» Akatosh
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Linette


Je länger er sich in ihrer Gegenwart befand, desto unerträglicher wurde ihm seine eigene Person. Sein Gewissen hielt sich nach wie vor hinter dem Eisklumpen in seiner Brust versteckt und unter den kleinen Händchen wurden die Stellen, die sie berührten, zu Wasser. Es konnte froh sein, dass Akatosh sich dessen nicht bewusst war, da das Eis zu groß und zu kalt war, als dass er kleine Verluste großartig bemerkt hätte. Nach wie vor den Rücken ihr zugewandt brummelte er unverständliche Flüche vor sich hin, die wahrscheinlich einer der fremden Sprachen entstammten, die er im Laufe der Zeit erlernt hatte. Es spielte keine Rolle, ob sie ihn hören konnte oder ob sie ihn verstand. Es war ihm gleichgültig. Sie war ihm gleichgültig. Diese ganze Situation war eine einzige Katatrophe und es hatte nicht den Anschein, als ob sie sich in greifbarer Zukunft ändern würde. Und vor allem: Er würde sich nicht ändern. Wozu? Damit sie sich wieder eines Tages einfach so davonstehlen würde? Damit das eingefrorene Herz zuerst aufgetaut und dann vielleicht sogar in tausend Teile zerrissen würde. Er runzelte die Stirn und biss sich fest auf die Unterlippe. Seit vielen Jahren zog er es das erste Mal in Betracht von einer Stute einfach fortzugehen. Zu flüchten. Was war also los mit ihm? Ihm war bewusst, dass er keinerlei Gefühle mehr für sie hegte und selbst wenn kamen sie nie zum Vorschein, weshalb also brachte ihn ihre alleinige Gesellschaft so dermaßen aus der Fassung. Es war zum Heulen! Nein, das wäre nicht sein Stil. Es war zum Schädel einschlagen. Ja, das entsprach schon eher seinem Niveau. Schalk blitzte in seinen mitternachtsschwarzen Augen auf.

Seine Nüstern blähten sich ohne zu zögern, als der Duft des Verderbens ihn erreicht. Der Duft, der die Situation nun zur absoluten unerwünschten, unerträglichsten Konversation wurde, der der Fuchshengst jemals hatte beiwohnen müssen. Da er seinen Trieben bisher stets einfach nachgegeben hatte, war es nun mehr als nur eine große Mühe, das zu unterdrücken, was sich in seiner Lendengegend gefährlich zusammen braute. Normalerweise dauerte es nicht länger als zwei Sekunden bis sich seine Männlichkeit bei diesem betörenden Duft in all seiner Pracht zeigte und er wusste durchaus, dass ihn die lieben Götter hierbei gesegnet hatten. Er leckte sich über seine nach wie vor trockenen Lippen, um sie ein wenig zu befeuchten. Das Spannungsgefühl wurde allmählich unerträglich. Einmal mehr zog er ein herrliches Bad in den heißen Quellen in Betracht, nicht nur, um den Schmutz von seinem Körper zu waschen und nicht mehr wie der größte, perverseste Landstreicher auszusehen, vorher würde er dem Fluss noch einen Abstecher zum nächst gelegenen Fluss machen, um sein hitziges Gemüt wieder abzukühlen. Er stellte es sich bildlich vor, wie das Wasser zischend verdampfte angesichts seiner immer weiter anschwellenden Lust. Er schluckte schwer und atmete tief ein, ehe er die Luft anhielt. Nur so konnte er es vermeiden, dass ihn seine primitiven Triebe übermannten. Wobei… Eigentlich… Nein. Er wollte und würde nicht in den Genuss kommen, sich ihr aufzuzwingen, er wollte einfach nur weg von hier.
So machte er ein paar Schritt von ihr weg, bevor sich in sicherer Distanz zu ihr wieder umdrehte und feststellte, dass er nicht länger gegen die Windrichtung stand, sodass er ihren Duft nur kaum wahrnahm. Er trat von einem Bein aufs andere und zog eine Grimasse. Wieso nahm er denn nicht verdammt nochmal die Hufe in die Hand und machte sich endgültig aus dem Staub. Einzig die Tatsache, dass es sich um Linette handelte, die er einst als die Seine auserkoren hatte, blieb er. Aber der Zwiespalt würde nicht lange aufrecht erhalten bleiben, wenn seinen Geist erst soweit beruhigt hatte, dass er seine Fassade wieder zu Gänze hochfahren konnte. Seine Ohren legten sich kaum merklich in den Nacken. Ja, sie war eine Gefahr für ihn, der er eine Lektion erteilen könnte und sollte, aber zur Hölle!

Ein lautes, unechtes Lachen ihrerseits riss ihn aus seinem aufgewühlten Zustand, in dem er beide Seiten abwog und zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis kam. Er schnaubte verächtlich und funkelte sie böswillig an. „Sexuell vernachlässigt? Wohl kaum. Die Letzte blieb mit dem Kopf voran am Boden liegen.“, erwiderte er und ihre Meinung dazu war ihm mehr als scheißegal. Allein die Erinnerung an das Stütchen ließ seine unterdrückte Lust zu einer aufdringlichen kaum noch aufhaltbaren Last werden. Er zuckte mit den Schultern und machte eine eindeutige Geste. „Ich kann dir ja Abhilfe verschaffen.“ Ein laszives Grinsen breitete sich auf seinen kantigen Zügen aus und er ließ den Blick anzüglich über ihren Körper schweifen. Sein absichtlich schlechter Anmachversuch wurde von dem hemmungslosen Flemmen seinerseits noch unterstrichen. Es stand nicht zur Debatte, ob es sein Meisterspruch gewesen war oder nicht. Aber er konnte sein Ego nicht dazu zwingen ohne Wenn und Aber aufzugeben, also musste er daraus ein kleines Spielchen machen. Sie wäre die erste, die ihm nicht unterliegen würde – früher oder später.

Abschätzend und immer noch amüsiert, aber die Stirn runzelnd beobachtete er die Orangefarbene. Bei längerem Hinschauen machte sie irgendwie einen kranken Eindruck. Nicht in dem Sinne, dass sie nicht mehr alle Tasse im Schrank hatte, eher als ob sie an einer Krankheit litt, die ihren Körper peinigte. Was ihn zu dieser Vermutung führte? Sie konnte wohl kaum leugnen, es nicht sehen zu können, wenn sie sich an seiner Stelle befand. Sie zitterte. Er vernahm mit seinen feinen Nüstern den Geruch von Schweiß. Im nächsten Moment schloss Linette die Augen und machte einen gequälten Gesichtsausdruck. Was war denn ihr Problem? So sehr der Rosseduft die kalte Winterluft schwängerte, allein ihr Anblick ließ ihm den Wind aus den Segeln. Er ignorierte ihre letzten stichelnden Worte, als sie offensichtlich kurz davor stand vor ihm zusammenzubrechen. Es war nicht so, dass in ihm wilde Panik aufstieg. Eigentlich kam ihm dieses Getue eher wie eine kleine Schauspieleinlage vor. Er war aber nicht einer von denen, die sich ein Vergnügen aus dem Leid anderer machten. Er hustete, musste über seinen eigenen kleinen Witz selbst ein wenig schmunzeln. Nun gut, eigentlich war er schon der Typ, aber nicht in der Hinsicht, dass er jedes kranke und gebrechliche, weibliche Tier bestieg, was ihm über den Weg stolperte. Nein, in der Hinsicht war er penibel und so etwas hatte er noch nie getan. Er war ein Weiberheld. Er nahm sich was er wollte und auch von wem er wollte, aber nicht von… so was. „Die Frage ist eher, was mit dir ist?“, murmelte Akatosh in seinen nicht vorhandenen Bart. Irgendwie nahm er nicht an, dass sie ihn hören konnte, wenn sie tatsächlich von irgendeinem Virus geplagt wurde – oder was auch immer das war, das ihr dieses Leid zufügte – aber er wollte nicht wie der größte Idiot dastehen, im Versuch ihr zu helfen, sein Gesicht verlieren und am Ende von ihr erneut verspottet zu werden. Zögernd trat einen kleinen Schritt näher an sie heran und reckte den Kopf vor, um sie zu beäugen. War es nun echt oder verarschte sie ihn zum zweiten Mal?



12.02.2014, 15:15
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Akatosh


“Wie.. heldenhaft. Sicher wird irgendein Idiot.. dem du das einmal erzählst.. stolz auf dich sein.“ Stockend nur noch entsprangen die Worte ihrer Kehle, wenngleich sie in keinster Weise an Biss verloren. Wenn sie schon körperlich vor ihm klein bei geben musste, so hatte sie noch immer ihren Geist. Und während die Krämpfe die schlanke Stute zucken ließen, so blieben ihre Gedanken noch völlig klar. Niemals würde sie zulassen, dass diese Krankheit ihren Verstand erreichte, ihn vernebelte und ihr alles nahm, was sie noch hatte. Schon zu oft hatte sie gesehen, was eine sonst völlig harmlose Krankheit ausrichten konnte, wenn man sie nur allzu leicht nahm. Diejenigen waren nicht mehr sie selbst gewesen, als hätte ein böser Dämon von ihnen Besitz ergriffen und sie von innen heraus vergiftet. Immer weniger wussten sie von dem, was einmal geschehen war, welchen Charakter sie einmal besessen hatten. Gar den eigenen Namen, gegeben von der Mutter bei der Geburt, hatten sie vergessen. Einfach so, völlig unerklärlich und nahezu Angst einflößend. Dies war etwas, vor dem Lin furchtbare Angst hatte. Nicht mehr zu wissen, wer diejenigen um sie herum waren. Wen sie selbst repräsentierte. Denn dann wüsste niemand mehr, was tatsächlich in ihrem Inneren schlummerte, weshalb sie so geworden war. Bislang hatte sie niemandem erzählt, weshalb sie aus eigenem Willen diesen Wandel vollzogen hatte. Früher war sie ein Wesen reiner Freundlichkeit gewesen, gleichsam sanft und doch bestimmt. Diese Direktheit war schon immer ein Teil von ihr gewesen, doch Situationen wie diese hätte sie durch in Höflichkeit gekleidete Worte vermieden. Es wäre niemals dazu gekommen. Aber die Rotorangene hatte sich entschieden, zu dem zu werden, was sie nun war. Ein Teufel, jemand, dem nicht unbedingt viele Sympathie entgegenbringen konnten und wollten. Und sie konnte es ihnen nicht verübeln. Früher hätte die Stute jemanden wie sich selbst nur mit einem Verdrehen der Augen abgetan und sich nicht weiter damit beschäftigt.
Was nur ist aus dir geworden, Linette? Vielleicht ist die Tatsache, dass die Krämpfe immer schlimmer werden, deine Strafe dafür.
Bei seinen folgenden Worten entsprang ein dunkles Geräusch ihren Lippen, ein Geräusch, welches beinahe an ein Knurren erinnerte. “Bleib mir fern, du..“ Widerling. Bastard. Mistkerl. Sie hielt diese Worte zurück, doch ihre Aussage war wohl auch ohne sie klar genug. Für einen Moment schaffte sie es gar, den großen Hengst wachsam anzufunkeln, ehe eine erneute Welle des Schmerzes sie beinahe in die Knie zwang. Es wurde zu viel, einfach zu viel. Die Stute glaubte nicht, sich noch lange auf den Beinen halten zu können. Bedauerlicherweise hatte er ihr auch den Umstand ihrer Rosse mit seinen Worten wieder in das Gedächtnis gerufen, sodass sie sich nun noch weitaus mehr quälte. Wie schon sollte man sich fühlen, wenn man jemandem ausgeliefert war und keine Möglichkeit hatte, einfach zu verschwinden? Es war nicht so, als würde dies den reinen Optimismus in ihr hervorrufen. Beinahe hätte sie über sich selbst gelacht. Selbst in derartigen Momenten konnte ihr Sarkasmus ans Tageslicht treten und durchaus einige Situationen noch verschlimmern. Es war bereits vorgekommen, dass jemand sie falsch verstanden hatte. Dass sie zur falschen Zeit die falsche Aussage getroffen hatte. Manchmal verfluchte Lin ihre eigene Hitzköpfigkeit, die sie sprechen ließ, bevor sie darüber nachdachte. Vielleicht hätte sie gar dieses Ganze hier vermeiden können, doch nun war es zu spät. Auch der Umstand, dass er nun einige Schritte näher an sie herantrat, verbesserte ihr Wohlbefinden nicht unbedingt. Sie konnte ihn nicht im Auge behalten, viel zu sehr krümmte ihr zierlicher Körper dafür, viel zu sehr wand sie sich unter den furchtbaren Schmerzen. Sie wollte gar nicht wissen, welch ein abstoßendes Bild sie abgeben musste. Inzwischen durchzog wohl der Schweiß ihr gesamtes Fell, während sie in ihrer ungesund krummen Haltung dastand und schwer atmete wie eines der ältesten Tiere in diesem Reich. Aber gegenüber dem Fuchs war ihr ihre Ästhetik wahrlich egal. “Ich habe.. keine Ahnung, wovon.. du sprichst. Mir geht es.. wahrlich blendend. Das Wetter könnte nicht schöner.. sein und ich würde.. am liebsten herumspringen.. wie ein junges Fohlen.“ stieß sie letztendlich hervor und wandte ihren Kopf noch weiter von ihm ab. Er hatte keine Ahnung, er könnte niemals nachempfinden, wie es ihr in diesem Moment ging. Niemand konnte das, denn niemand quälte sich bereits seit Jahren mit dieser Krankheit herum. Überhaupt, weshalb fragte er sie das? Bislang hatte er gewiss nicht den Eindruck gemacht, als würde er sich in einer gewissen Art und Weise um sie scheren. Oder vielleicht war es auch nur ein perverses Spiel, welches er mit ihr trieb und an dem sie niemals Gefallen finden könnte. Dieser Hengst passte einfach nicht an diese Stelle, zu diesem Moment. Bislang hatte Linette es stets vermieden, dass jemand sie so sah. Und nun tat es ein Fremder, ein Umstand, der für sie beinahe noch schlimmer war. Oder nicht? Sicher würde er einfach gehen, wann auch immer, und es einfach vergessen. Was hätte er schon davon, es jemandem zu erzählen? Selbst wenn er es an irgendwelche Wölfe weitergab, die sie anschließend hetzten, so wäre es kein Nachteil. Vielmehr würde sie endlich das finden, was sie von ihrem Leid erlöste.

Der eiskalte Wind sorgte dafür, dass sie noch mehr zitterte, als sie es durch die Krämpfe ohnehin schon tat. Immerhin hatte es aufgehört zu schneien, doch es schien ihr, als würden die tödlichen Krallen der Winterluft nun noch schärfer geworden sein. Hier war nichts, was sie schützte, was diesen Anfall vielleicht zu lindern vermochte. Nur bedecktes Gras und vereinzeltes, kahles Gestrüpp. Selbst wenn der Fuchs ein Freund wäre und sich an sie drücken würde, so könnte es ihr doch nicht helfen. Sie schüttelte beinahe angewidert den Kopf bei dem Gedanken, er könnte dies tun. Aber solch eine Idee würde gewiss niemals in seinem Kopf entstehen.


Wörter: 1032

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12.02.2014, 16:19
» Akatosh
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Linette


Bei den Göttern. Er wollte sie so sehr. Der Duft benebelte seine Sinne von Sekunde zu Sekunde. Wenn er seine Beherrschung verlieren würde, dann würde er sich am Ende selbst hassen, wenn er zur Besinnung kam und feststellte, dass er der Orangefarbenen einen Braten in die Röhre geschoben hatte. Eigentlich wollte er gar nicht darüber nachdenken, wie viele Fohlen er mittlerweile schon in die Welt gesetzt hatte und absolut keine Schimmer davon hatte. Sicher war keine ihrer Mütter auch nur im Entferntesten erpicht darauf, dem jungen Fohlen zu sagen wer und vor allem was sein Vater ist. Akatosh konnte es ihnen nicht verdenken. Allein die Tatsache, dass er sich durch den Rosseduft Linettes so sehr das Hirn vernebeln ließ, dass er beinahe keinen Sinn mehr für ihren gesundheitlichen Zustand hatte, machte dem sonst so überheblichen, starken Hengst wirklich Angst. Er stand nun einmal wieder an dem Punkt in seinem Leben, an dem er sich in einem wahren Zwiespalt fand. Das verräterische Gewissen hatte die Gelegenheit genutzt und war hinter dem Eisbrocken hervorgesprungen. Natürlich musste es gerade jetzt zur Tat schreiten. Dieser Punkt, an dem er sich nun befand, war jener, an dem er sich fragte: Wieso um alles in der Welt hatte er sein so keckes, überaus freundliches Wesen so verkommen lassen wegen einer Stute? Weil sie beschloss die Welt zu bereisen ohne ihn? Weil sie ging ohne große Worte zu schwingen? Weil sie ihn einfach verließ? Es war ihm bis heute unbegreiflich wie diese eine Tat ihrerseits ihn so dermaßen um 180° gedreht hatte. Er gab einen quälenden Laut von sich. Nein, er schrie. Als könne er sich von all den Sünden, die er in den letzten Jahren begangen hatte, befreien. Vergeblich. Einzig die orangerote Stute schreckte in ihrem fiebrigen Zustand hoch, als befürchte sie, ihr letztes Stündlein hätte geschlagen und er ging tatsächlich auf sie los. Wie wild geworden schüttelte er sein kantiges, großes Haupt, sodass einige Tränen links und rechts davonflogen. Was war denn nur los mit ihm? Er badete in reinem Selbstmitleid. Er konnte sich nicht zurückerinnern, wann er das letzte Mal geweint hatte. Hatte er überhaupt geweint? Selbst als Linette wie vom Erdboden verschluckt war, hatte er keine Tränen vergossen. Einen bitteren Blick, ein paar Stunden qualvollen Schweigens, aber sonst auch nicht mehr.
Er schlug sich selbst mit einem Bein ins andere und biss vor Schmerz auf seine Unterlippe, sodass diese aufplatzte und Blut aus seinem Maul quoll. Er hatte ihren bissigen Kommentar zu seinen angeberischen Worte in seinem gedankenvollen Zustand nicht gehört, einzig ihre feindselige Zurückweisung hallte in seinen sichelförmigen Ohren wider, die nicht länger in den Nacken gelegt waren. Er trat noch näher an sie heran. Er konnte und wollte nicht glauben, dass sie ihn wieder verarschte. Ihr Gesicht war schmerzverzerrt, die Augen fest zusammengekniffen, die Muskeln unter ihrem bestimmt herrlich weichen Fell spannten sich besorgniserregend an und ihr Körper zitterte unaufhörlich. Furcht packte ihn. Blanke, nackte Furcht, die ihn in ihrer Intensität kein bisschen verschonte. Zugern wäre Akatosh ihr ferngeblieben, wäre davon gerannt wie ein verweichlichter Loser, hätte seine einzige Schwäche da gelassen, wo sie hingehörte. Aber dass sie ihm irgendwie dem Tod nahe schien, machte ihm zu schaffen. Was konnte er tun? Was befiel sie denn da überhaupt?

Auf ihre Beschwichtigung hin, die nicht mehr als ein fast schon zusammenhangloses Gemurmel war, musste sich der sonst so emotionslose Hengst ein Lächeln abringen. Selbst in ihrem verheerenden Zustand schien sie immer noch einen derartigen Dickkopf zu besitzen, dass sie es sich nicht selbst gestattete, ihrer offensichtlichen Schwäche nachzugeben. „Sei doch nicht so stur.“, erwiderte er in sanftem Flüsterton und reckte erneut den Kopf ihr entgegen. Dieses Mal jedoch hatte er die Absicht sie zu berühren. Er wusste sehr genau, dass sie am liebsten mit allen Vieren um sich geschlagen hätte, aber sie war einfach zu schwach und irgendwann musste sie nachgeben, wenn ihr Körper sie der Kapitulation gnadenlos auslieferte. Seine Nüstern berührten das vom Schweiß durchtränkte, feuchte Fell ihres zierlichen Halses. Ein Schauder überfiel ihn. Selbst jetzt war ihre orangenes Fell so weich wie er es in Erinnerung hatte. Es kostete ihn Mühe, die sorgfältig untergrabenen Gefühle nicht mit einem Mal aufwallen zu lassen und so atmete er nur einmal aus, als eine Geste des Vertrauens. Obgleich es fast schon lächerlich war, dass er angesichts dessen, was er bisher von sich gegeben hatte, überhaupt nicht mal ansatzweise glauben konnte, dass sie ihm diese Geste abkaufte. Aber was tat das schon zur Sache? Ihr Körper bebte. Der kalte Wind streckte seine knochigen Klauen nach ihr aus und ließ ihren Körper noch mehr zittern als sie es ohnehin schon tat. Akatosh hatte den Eindruck als ob es nur noch wenige Sekunden dauern würde, bis sie endgültig vor ihm zusammenbrach und er hatte keine Ahnung wie er ihr denn helfen sollte. Sie wehrte sich ihre Schwäche zuzugeben und ließ es so auch zu einer Begegnung mit Gevatter Tod zu riskieren, die er nicht bereit war ihr zu gönnen.
Er verbannte sein Gewissen, das die Emotionen aus dem Gefängnis zu befreien versuchte, erneut hinter den Eisbrocken seines Herzens und schnaubte aufgeregt. „Sag mir doch wie ich dir helfen kann, du störrische Ziege.“ In seinen mitternachtsschwarzen Augen funkelte die unbändige Wut darüber, dass er sein einzige, große Liebe hier krepieren sah und nichts, aber auch absolut gar nichts dagegen unternehmen konnte. Es würde ihm wirklich den allerletzten Rest geben, ihrem Todeskampf beiwohnen zu müssen. Akatosh peitschte mit seinem strähnigen Schweif und verfluchte sich selbst einmal mehr, dass er nicht gegangen war, als er die Gelegenheit dazu gehabt hatte. Hilflos stand er neben ihr, hätte sie am liebsten solange geschüttelt, bis sie ihm verriet, wie er ihr denn nun helfen konnte, um ihre offensichtlich starken Schmerzen zu lindern. Bis ihm einfiel, dass selbst in dem Tal Kräuter wuchsen, die Schmerzen bis zu einem gewissen Grad linderten.
Er wollte gerade loslaufen, als er innehielt und sich ihr Körper für einen Moment gegen den Seinen lehnte. Nicht aus Zuneigung, sondern weil ihr Beine sie nicht länger zu tragen vermochte. Er zögerte. Sollte er sie hinlegen und zurücklassen? Oder sollte er hierbleiben und riskieren, dass sie an ihren qualvollen Schmerzen verendete. Der Fuchs wusste weder ein noch aus.
Warum um alles in der Welt hatte ihm das Schicksal ein solches Bein gestellt?



13.02.2014, 12:35
» Linette


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Akatosh


Was, was nur war es, das er hier tat? Mit einem Mal schien er ihr nicht mehr wie ein Fremder, sondern wie jemand, der sie nur allzu gut kannte. Jemand, der um ihre Vergangenheit wusste. Und dennoch war es weiterhin sein Name, der ihrem Gedächtnis einfach nicht entspringen wollte. Zudem.. waren es Tränen, die in seinen Augen standen? Wer nur war er, dass er gar jemanden wie sie beweinte?
Beinahe hätte sie gelacht, als er sagte, sie solle nicht derart stur sein. Sturheit, das war es, was ihr bislang das Leben gerettet hatte. Mit ihrem nicht zu brechenden Dickkopf hatte sie sich gegen den Tod gestemmt und stets versucht, die Oberhand über ihre Krankheit zu erlangen. Aber vielleicht hatte er Recht. Wenn sie nur aufhörte, sich zu wehren, würde sie dann nicht endlich in das dunkle Nichts des Todes hinabgleiten? Es wäre ihre Erlösung, diese Welt verlassen zu können – gar eine wohlverdiente Erlösung in ihren Augen. Wenngleich diese Gedanken ihr augenblicklich in den Kopf schossen, bemerkte sie ebenso die seltsame Veränderung in seinem Verhalten. Ein Wesen des Mitgefühls schien er mit einem Mal zu sein, weich war seine Stimme, seine Augen bargen einen bislang unentdeckten Funken. So kam es, dass sie nicht einmal zusammenzuckte, als seine Nüstern ihren Hals berührten. Für einen Moment dachte sie, dies läge einfach daran, dass sie keine Kraft mehr hatte. Doch vielmehr besaß diese Geste etwas Tröstliches, versprach eine gewisse Hoffnung für ihr schwindendes Bewusstsein, das von den Schmerzen langsam übermannt wurde. Ohne Vorwarnung schien er wie eine vertraute Seele, die ebenso lediglich eine Rolle spielte wie sie selbst. Als besäße auch er ein wahres Wesen, das nur kaum ein Individuum zu erkennen vermochte. Aber vielleicht war sie dazu in der Lage, sollte er sich tatsächlich in der gleichen Situation befinden? Linette wusste es nicht. “Gar nicht..“ begann sie schließlich, gab einen erschrockenen Laut von sich, als beinahe ihre Vorderbeine einknickten. Es wurde immer schlimmer, mit jedem Mal wurden die Abstände zwischen den Wellen kürzer. Inzwischen nahmen die Krämpfe ihren gesamten Körper ein, durchzuckten ihn wie elektrische Schläge und wollten ihn dazu zwingen, in seinen Aufgaben zu versagen. Wie eine finstere brut fraß der Schmerz sich tief in ihre Eingeweide hinein, schien ihrem Herz zuzuflüstern, dass es doch endlich versagen solle. Ein Teil von ihr wollte diesem tückischen Vorschlag zustimmen, doch ihr Wille behielt die Oberhand. Schwer atmend stand sie weiterhin da, zwang ihre Lunge dazu, immer weiter Luft aufzunehmen. Nein, sie würde nicht aufgeben, nicht dem Todeslocken nachkommen. Dies war das Letzte, was sie tun würde! “Niemand kann mir.. helfen. Niemand konnte es je und.. niemand wird es je können. Dieser Kampf ist.. meiner.“ Leise seufzte sie auf, als ihr erschöpfter Körper sich für einen Augenblick gegen den des Fuchses lehnte. Deutlich spürte sie die starken Muskeln unter dem Fell, seine schiere Größe, die ihr Stabilität und Halt versprach. Warum nur war er noch immer hier? Es gab keinen Grund, an der Seite einer Stute zu verharren, die sich in schweren Krämpfen wand. Und dabei zeigte er noch eine Art Mitgefühl.. “Wer.. wer bist du, dass.. du bei einer wie.. mir bleibst. Niemand hat das je.. getan.“ Nur mit großer Mühe konnte sie ihren Kopf etwas anheben. Es fiel der Rotorangenen nur allzu schwer, die Klarheit ihres Geistes zu bewahren und sich länger als einen Augenblick auf ihn zu konzentrieren. Warum nur wollte ihr Verstand nicht hergeben, was er über diesen Fuchs wusste? Sie kniff die Augen zusammen, versuchte mit aller Kraft, sich zu erinnern – doch es gelang einfach nicht. Zu sehr schwächten sie die Krämpfe, als dass sie diese Mauer ohne Hilfe überwinden könnte. Der Kopf der Stute sackte wieder hinab, nur allzu tief, sodass ihre samtenen Nüstern beinahe den zugeschneiten Boden berührten. Sie hatte keine Wahl, als einfach stehen zu bleiben und die Qualen über sich ergehen zu lassen. Die Krankheit tobte sich in einem wahren Intermezzo in ihrem Körper aus, massakrierte ihn, labte sich an seinen Zuckungen. Unaufhörlich zitterte Lin nun wie Espenlaub, hatte keine Kontrolle über das, was sie tat. Keinen Schritt vorwärts konnte sie mehr tun, nur hoffen, dass ihre Beine nicht einbrachen wie dünne, trockene Zweige. Sie hatte nie wirklich daran geglaubt, ein Heilmittel zu finden. Für gewöhnlich war sie nicht derart schwarzseherisch, aber mit jedem erneuten Krampf versiegte der letzte Tropfen Hoffnung immer mehr. Warum nur sollte es gerade für sie etwas geben, das man für ihre Mutter ebenso wenig gefunden hatte? Auch diese Stute hatte gelitten, schrille Schmerzensschreie ausgestoßen, die ihr bis heute in den Ohren hallten. Das war der Grund dafür, weshalb sie sich jeglichen Laut des Jammers verbot. Nicht immer gelang es ihr gänzlich, aber die schlanke Stute bemühte sich dennoch darum. Nie mehr wollte sie solche Schrei hören, denn es würde ihr die zerbrechliche Seele zerfetzen wie ein Stück Papier, welches man in tausend Teile rupfte. Ja, Linette war mehr von dem Leiden ihrer Mutter mitgenommen worden, als sie es je zugegeben hatte.
“Bald vorbei.. bald.. vorbei..“ Kaum hörbar flüsterte sie diese Worte, mehr zu sich selbst als zu dem Hengst. Inzwischen perlten gar einige Schweißtropfen aus ihren Fell hinaus, fielen zu Boden und hinterließen kleine, dunkle Flecke im sonst so makellosen Weiß. Mit der Zeit hatte sie gelernt, zu spüren, wann die Krämpfe zumindest beinahe ihren Höhepunkt erreicht hatten – und in diesem Falle kam es ihr vor, als könnte es gar nicht mehr schlimmer werden. Sicher, sie hatte sich bereits in einem deutlich furchtbareren Zustand befunden. Aber diese gesamte Situation machte ihr zu schaffen, das Zusammentreffen mit dem Hengst und gleichsam das nur allzu störende Auftreten ihrer Rosse. Zudem hatte sie bereits eine lange Zeit allein verbracht, kaum ausreichend Nahrung in diesem erbarmungslosen Winter gefunden. Sie war am Ende, doch bald war es vorbei..


Wörter: 1023

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Immer lauter tickt die Uhr.
13.02.2014, 17:31
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Linette


Er verfluchte dieses tückische Schicksal. Teufel noch eins und zwei! Ach unendlich viele! Sie mussten sich alle absichtlich gegen ihn verschworen haben, weil er sich seinen angeborenen Eigenschaften widersetzt hatte. Anders konnte es nicht sein. Akatosh runzelte die Stirn. Ihr Körper zitterte unaufhörlich an dem Seinen. Sie konnte nicht mal mehr den Willen, oder nein, den Willen hatte sie vielleicht, aber nicht die Kraft, Distanz zwischen ihnen beiden zu wahren. Dadurch, dass er alles hinter verschlossene Türen in sich gekehrt hatte, war ihr betörender Rosseduft nichts weiter, als ein Geruch der Natur, sowie er von Bäumen und blühenden Pflanzen durch das Tal wandelte, wenn der Frühling einkehrte. Aufgrund seiner enormen Größe war es für ihn nicht von großartiger Mühe, dem Ihren Stand zu halten. Besorgt blickte er auf ihr schmerzverzerrtes Gesicht herab. Am liebsten hätte er seine Nüstern gegen ihre gedrückt. Ihr den Trost gespendet, den sie sich offenbar so sehr ersehnte, aber ihr vorherigen Widerworte ließen ihn zögern, wenn er nicht sogar beschloss es gänzlich sein zu lassen. Bei den Göttern. Er wandte den Blick ab und sah sich suchend um. Er wusste, dass er einige Kräuter hatte in dem Strauch wachsen sehen, der vorhin als sein ultimatives Schutzschild gegen den schneidenden Wind gedient hatte. Der Fuchshengst war froh, dass jener nachgelassen hatte, da Linette womöglich bereits ein einziger Eiszapfen geworden wäre, so sehr wie sie schwitzte. Er hatte keine Ahnung, ob die Kräuter ihr helfen würden, kannte er nur vom Aussehen her ein paar, von denen man ihm erzählt hatte, dass sie Schmerzen linderten. Aber ob sie verkrampfte Muskeln lösten? Keine Ahnung. Er verzog den Mund. Je länger er hier stand, desto schlimmer schienen ihre Krämpfe zu werden, die sie plagte. Ein gequälter Laut drang über seine Lippen, als er eine Regung ihrerseits bemerkte und in ihre halbgeöffneten Augen sah. Ihr konnte wohl kaum das besorgte Funkeln in seinen Augen entgangen sein, als sie ächzend wieder den Kopf hängen ließ und sich nur mit Mühe auf den Beinen hielt. Verdammt nochmal. Selbst in ihren schlimmsten Momenten war sie immer noch eine störrische, blöde Kuh. Am liebsten hätte er es ihr ins Gesicht gesagt, aber er schwieg.
Stattdessen schüttelte er nur widerwillig mit dem Kopf. Es gab kein Gar nichts. Nicht für ihn. Er hatte sich in seinem Leben bisher alles möglich gemacht, also musste es auch Möglichkeiten geben ihr zu helfen. Er ignorierte ihre Versuche, sich weiterhin auf den Hufen zu halten. Akatosh wollte es nicht riskieren, dass sie hinfiel und sich irgendetwas brach, wenn er zu dem Strauch eilte, um die Kräuter zu holen. Recht viel schlimmer konnten sie ihren Zustand wohl kaum machen. Ein wehmütiger Ausdruck forderte seinen Platz auf seinem Gesicht ein. „Wage es ja nicht aufzustehen, störrische Kuh. Ich… Ich bin gleich wieder bei dir.“, flüsterte er ihr in eines ihrer sichelförmigen Ohren und zwickte sie spielerisch in den Mähnenkamm. Die liegende Position erschien ihm als kleine Erleichterung für sie, anstatt weiterhin die Kräfte zu verzehren in dem Versuch sich irgendetwas zu beweisen, die ihr Körper brauchte um mit diesem… Anfall fertig zu werden. Er schnaubte und drehte sich um. Der Strauch war doch weiter entfernt, als er es in Erinnerung hatte. Mit einer kraftvollen Bewegung ließ er seinen massigen Körper auf sein Ziel zulaufen. Alle paar Meter blickte er sich kurz zu der Orangeroten um, die wie ein Feuerball selbst in der finsteren Winternacht glühte. Wie die Sonne selbst. Seine Sonne. Hä?! Was?! Akatosh trat sich erneut selbst ins Bein. Was zur Hölle war denn nur los mit seinem makellosen Verstand, der so eisig und undurchbrechbar war wie harter Stahl? Er schüttelte ungläubig über seinen Gedanken den Kopf und besann sich wieder darauf ihr die Kräuter zu holen, die ihr vielleicht helfen konnten, auch wenn er nach wie vor seine Zweifel dabei hatte.

Irgendwie beschlich ihn sein böswilliger Verstand. Was wenn sie einfach abhaut, während du ihr wie ein mickriges, verblödetes Bürschchen Blümchen pflückst?Verdammt sollst du sein!“, schimpfte er vor sich hin und erreichte schließlich seinen einstigen Schutzschild. Mit den Nüstern durchwühlte er das Dickicht an Ästen des Strauchs, bis er fündig wurde. Sein Erinnerungsvermögen hatte ihn nicht enttäuscht. Er schnalzte selbstzufrieden mit der Zunge und rupfte großzügig die Kräuter ab, die von dem Frost, der das Tal beherrschte durch den schützenden Strauch keinerlei Schaden genommen hatte. Mit Mühe musste er seinen Speichelfluss in Zaum halten, dass sie die Blätter nicht vollkommen durchnässt erreichten. Er stellte es sich nur allzu bildlich vor wie sie vor Ekel wieder in die Höhe schnellte und nach hinten wegkippte, weil ihr die nötige Kraft fehlte. Geräuschvoll schlürfte er seinen Speichel in den hinteren Teil seiner Mundhöhle und eilte schnellstens wieder zu Linette, die nach wie vor gekrümmt am Boden lag. Braves Mädchen, sie spielte also nicht länger den sturen Bock, der sich selbst durch einen Dolch im Herz nicht bezwingen ließ. Vor ihr senkte er den Kopf und legte die ausgerupften Blätter auf den Boden. Seine Stirn war mit Falten verunstaltet, als er sie ihr mit den Nüstern zum Maul schob. Einen Moment lang blieb sein Herz stehen, als sie sich keine Mühe macht sich zu rühren. Diese Furcht wurde ihm aber genommen, als sie verzweifelt stammelnd zu ergründen versuchte, wer verdammt nochmal er war. Gequält schloss er die Augen und hob sein großes Haupt wieder in die Höhe. Sollte er? Nein. Konnte er? Nein. Scheiße, er hatte doch sowieso schon zu viel Mitgefühl gezeigt, das sie ihm unter die Nase reiben konnte, sobald sie wieder zu Kräften kam. Er seufzte. „Akatosh.“, murmelte er kaum hörbar dem leisen Windhauch entgegen, der über ihren Körper hinwegschlich und ihr mehr und mehr Körperwärme entzog, die sie in ihrem Zustand kaum aufbringen konnte, wenn sie nicht fähig war sich zu rühren.

Ihre Worte waren wie ein Stich in seinem Herz, das sich unter all den dicken Schichten verbarg. Wäre sie nicht so schwach gewesen, hätte er ihr wohl mit voller Kraft den Huf in den Kiefer gerammt so wütend machten ihn ihre Worte der Kapitulation, stattdessen stupste er sie nur sanft damit an. „Rede keinen Schwachsinn und iss das. Man hat mir gesagt, sie lindern Schmerzen.“, ermahnte der Fuchs sie und konnte den scharfen Unterton in seiner Stimme nicht unterdrücken. In seinem Hirn ratterte es unaufhörlich. Zu viel preisgegeben. Eindeutig. Wenn sie auf den Beinen war, würde er verschwinden noch ehe sie ihre Augen wieder geöffnet hatte. Er musste einfach gehen. Dieser Gefahr wollte er sich nicht aussetzen. Klar, lugte das verräterische Gewissen nun grinsend hervor und rieb sich die Hände. Miststück. Besorgten Blickes sah er auf sie hinab. Ihr Rosseduft war nicht mehr wie das hintergründige Rauschen der übergebliebenen Blätter hoch oben in den Baumkronen. Sein schweif wiegte sanft im Wind und eine schaurige Stille befiel die Wiesen. Einzig die aufeinander klappernden Zähne Linettes hallten in seinen Ohren wider.



13.02.2014, 18:54
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Akatosh


Mit einem Mal wurde es kalt, so kalt. Denn ihr zierlicher Körper glitt hinab in den Schnee, dabei gestützt von den Muskeln des Fuchses. Beinahe fühlte es sich an, als würde das kalte Weiß sich augenblicklich in ihren Körper nagen, auf leisen Sohlen den letzten Rest Wärme stehlen. Nein, sie musste.. Linette stemmte ihre Hufe in den Boden und bemühte sich mit aller Kraft, wieder aufzustehen – doch es gelang nicht. Erschöpft als hätte sie soeben einen weiten Weg in Windeseile hinter sich gelassen, sackte sie wieder zurück auf den Boden und war kaum mehr als ein Haufen aus Fell und Knochen. Ein bebender Haufen, dessen groteske Bewegungen kaum mehr mit denen eines gesunden Wesens gleichzusetzen waren. Stets zuckte etwas unter dem rotorangenen Fell, ließ kleine Beulen auftauchen, rief unkontrollierte Reaktionen hervor. Vielleicht hatte sie Unrecht gehabt und es würde noch schlimmer werden, als sie geglaubt hatte.

Kaum konnte sie die Augen öffnen, als der Hengst von dannen ging und rasch aus ihrem Sichtfeld verschwand. Was tat er, wo ging er hin? Es dauerte einige Zeit, bis seine Worte schließlich ihren Verstand erreichten und eine Art Erleichterung in ihr auslösten. Er ließ sie also nicht im Stich. Warum nur ist das für dich von Interesse? Du traust ihm nicht einmal und wenn du ehrlich bist, hast du sogar Angst vor ihm. Warum hoffst du, dass er dich nicht verlässt? Die Stute ignorierte diese Gedankenstimme und streckte mühevoll ihren Hals, gab dabei einen erschöpften Laut von sich. Schließlich lag ihr Kopf mehr oder minder eben auf dem Boden, ein weitaus angenehmeres Gefühl, als noch gekrümmter dazuliegen. Die Mähne klebte ihr in wirren Strähnen am schweißnassen Fell und nur vereinzelt erreichten die rötlichen Haare den Boden. Immer mehr kroch die Kälte ihr in die Glieder, der Wind fauchte erbarmungslos über ihren ausgezehrten Körper hinweg. Sie war erniedrigend, diese gesamte Situation. Während der Geruch ihrer Rosse noch immer niederträchtig in den Himmel waberte, lag sie als reiner Anblick des Elends auf dem Boden und konnte sich kaum rühren. Zu allem Übel kehrte nun auch noch der Fuchs zurück, ließ einige Kräuter auf die Stelle direkt vor ihrer Nase fallen. Lin blähte die Nüstern und sog tief den Duft der Pflanze ein, zu tief, sodass ein kränkliches Husten ihrer Kehle entschlüpfte. Das, was sie dort roch, war nicht sonderlich angenehm – und so drehte sie ihren Kopf davon weg. Nein, vielmehr war es ein kraftloses Schleifen über den Boden, nichts anderes.

Akatosh? Für einen winzigen Moment schien sie hinausgerissen aus dieser Welt des Schmerzes, wurde von ihrer eigenen Erinnerung eingesogen. Beinahe war es so, als wäre sie ein Vogel, welcher durch ein gewaltiges schwarzes Nichts flog, in dem vereinzelt Bilder rasend schnell vorüber zogen. Sie konnte dies nicht kontrollieren, nur zusehen, zusehen und abwarten. Die Stute bemerkte gar nicht, dass sie dabei ihre dunklen Augen weit geöffnet hielt, die Ohren gespitzt. Nahezu zur gänzlichen Unkenntlichkeit verschwommen tauchte ein Abbild vor ihr auf, welches sie nur nach mehrmaligem Hinsehen als ihre alte Heimat benennen konnte. Mehrere Pferde waren dort, friedlich grasend, in ein unbestimmtes Gespräch vertieft. Da war auch sie selbst, wie sie verträumt ihren Blick schweifen ließ, entfernte Berge, einen kleinen Wald betrachtete. Auch berührten die tastenden Fühler ihrer Augen ein weiteres Wesen, ebenso ein Pferd wie sie, jedoch noch viel mehr verschwommen. Es, er, besaß ebenso ein rötliches Fell wie sie. Und er blickte sie an, für einen Moment, ehe er rasch den Blick abwandte. Linette spürte es, sie spürte ihr eigenes Lächeln, was von reiner Sanftmut geprägt war. Ohne Vorwarnung jedoch wurde sie heftig in einen Strudel hineingezogen, immer tiefer, alles wurde verschlungen von bösartigem Schwarz. Nein! Es war der Schrei ihres eigenen Geistes, der so kurz vor einer bedeutenden Erkenntnis gestoppt worden war. Oder war es ein Schrei, der sie aufhalten sollte, das Alles verstehen zu wollen, weil es ihr schaden würde? Mit noch immer weit geöffneten Augen lag sie da, zitterte nun ununterbrochen am gesamten Leib – nicht nur wegen den Krämpfen, sondern wegen dieser unverhofften, inneren Aufregung. Das konnte doch nicht.. Seine Worte waren es schließlich, welche sie völlig in die Realität zurückholten. Die Stute spannte bemüht die Muskeln ihres Halses an und schaffte es, ihren Kopf anzuheben. Nur mit größten Schwierigkeiten, es war ein einziges Gezitter. Kaum begeistert blickte sie auf die Kräuter hinab, welche angeblich ihre Schmerzen lindern sollten. So viel hatte sie bereits probiert und doch hatte es nie geholfen. Aber gut. Mit spitzen Lippen zupfte sie an den Blättern, zog das kraut so langsam noch etwas näher an sich heran. Nur widerwillig nahm sie die durchweichte Grünpflanze auf und begann, darauf herumzukauen. Bei dem Geschmack, der sich augenblicklich in ihrer Mundhöhle ausbreitete, verzog sich ihre Miene zu einer regelrechten Fratze. Das war, als würde man Sand mit Rost und Schimmel zu sich nehmen. Recht laut schluckte sie die entstandene Paste hinunter, ehe ihr Kopf wieder hinabsackte und auf dem Boden zum Liegen kam. Der Schnee an dieser Stelle war inzwischen bereits geschmolzen, sodass Matsch und Dreck sich in ihrem Fell festsetzten und sich beim Trocknen wirklich unangenehm anfühlen würden. “.. danke..“ brachte die zierliche Stute schließlich noch hervor, schloss dann ihre Augen und wartete. Vielleicht wäre es schlauer, die Umgebung zu betrachten und sich somit von den peinigenden Schmerzen abzulenken? Doch es gab kaum etwas, das sie hier noch nicht gesehen hatte, schließlich bot diese gesamte Ebene einen nahezu identischen Anblick. So ließ sie einfach die Zuckungen über sich ergehen, spürte die heißen Wellen der stechenden Krallen, welche immer wieder durch ihren Körper fuhren. So musste es sich wohl anfühlen, wenn man von den natürlichen Werkzeugen eines Raubtieres gefoltert wurde. Bei lebendigem Leibe verspeist zu werden, dies erschien Lin beinahe besser als das hier. Denn wenngleich die Schmerzen wohl noch intensiver wären, so würde das Ganze in absehbarer Zeit enden. Das hier war ein quälendes Dahinraffen, dessen Ende von niemandem zu erkennen war.


Wörter: 1054

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Immer lauter tickt die Uhr.
14.02.2014, 19:18
» Veloce
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Firework



Müde waren die Beine des zierlichen Schimmels, der Körper kraftlos. Er hatte bereits einige Zeit damit verbracht das Tal zu erkunden und war dabei auch auf andere Pferde gestoßen. Sie nannten das Gebiet "Stillreich" und es wurde von vielen Gruppierungen bevölkert. Mehr konnte er jedoch über das große nicht überschaubare Gebiet auch nicht in Erfahrung bringen. Nun war er auf der Suche nach Weiteren, die ihm mehr Informationen geben konnten.
Neugierig war er bis zu den Wiesen vorgedrungen. Große weite Wiesenflächen die nun bedeckt waren mit Schnee. Der Wind bließ über das Feld ohne Halt. Veli hielt die Ohren stets gespitzt um trotz Wind noch Geräusche vernehmen zu können. Er wurde auf eine schwarze Gestalt im Schnee aufmerksam und beobachtete sie eine kurze Zeit. Als sie jedoch keine Anstalten machte, ihn etwa anzugreifen bewegte er sich langsamen Schrittes durch den Schnee hindurch zu dem Geschöpf herüber. Erst ziemlich nah bemerkte er, dass es sich um eine stämmige Friesenstute handelte. Einen Meter entfernt stand er ihr nun gegenüber, legte leicht den Kopf schief, neugierig, interessiert. "Hallo, störe ich dich?", begrüßte er sie und nickte freundlich. Er hoffte, dass er ihr höflich genug war. Neugierig, darüber, wie sie hier her gekommen war und welche Absichten sie hier herführten trat er nun abwartend von einem Huf auf den anderen.

(ein bisschen kurz Kerstin, abbbbeer das schaffen wir schon noch haha smilie )


16.02.2014, 00:28
» Firework
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Veloce
Ihr Selbstbewusstsein,rutschte der Stute noch mehr in die Hose,als ein Schimmelhengst sie ansprach.Ihre Ohren spielten nervös und ziemlich leise sagte sie dann Nein,sie stören nicht.Ich bin Firework.Da sie aus einen guten Haus stamm war sie es gewöhnt jedes andere Pferd zu siesen.Für diese Stute kam es erst in Frage ,ihn zu dutsen,wenn er es ihr anbieten würde.Nun trat sie einige Meter hervor,um sich Veloce ein wenig genauer an zuschauen. Ein Araber.. Was sollte sie nun machen.Sie war neu in diesen Tal,kannte noch nichts und niemanden. Möge,sie mir vielleicht,das Tal zeigen ? Ich bin gerade erst hier angekommen und habe überhaupt keine Ahnung,wo ich hier was finden kann.Verspielt scharrten ihre Hufen im Schnee.Es war bitter kalt,aber zumindest hatte es auf gehört zu schneien.Aufmerksam,schaute sie den Hengst an und hoffte das,die Beiden eine zeitlang zusammen,das Tal erkunden würden.


Ja,das wird schon smilie muss sie erstmal richtig einplayen smilie


16.02.2014, 14:59
» Veloce
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Firework



Erfreut stellte er fest, dass es sich bei Firework, wie sie sich vorstellte, um eine sehr nette und zurückhaltende Stute handelte. Er lächelte und die anfängliche Nervosität legte sich gänzlich. Freut mich dich kennenzulernen Firework. Ich bin Veloce und bitte sieze mich nicht. Da komme ich mir immer so alt vor.., erklärte Veli, dem es sichtlich peinlich war von einer Jüngeren als älterer Herr angesehen zu werden. Veloce hatte vor seiner Reise an diesen Ort gelernt Verantwortung zu übernehmen und wusste was es heißt, seriös und anständig wirken zu müssen. Er bemerkte, dass sie ihn betrachtete. Veli war, und das war durch seine Rasse begründet, sehr zierlich, schmal aber hatte dennoch einen gut gebauten und eleganten Körper. Momentan war das weiß seines Fells eher grau/silber durch die schlechten Wetterbedingungen. Aber auch das würde sich mit dem kommenden Frühling wieder legen, wenn sie regelmäßig vom Regen gewaschen wurden oder, sofern es einen Gab, im See oder im Fluss ein Bad nehmen konnten.

Auf die Frage, ob er mit ihr die Gegend erkunden würde, da sie noch nicht solange im Stillreich war konnte er nicht Nein sagen. Gerne können wir die Gegend erkunden. Ich bin selbst noch nicht viel rumgekommen aber es gibt hier noch mehr von uns! erzählte er ihr. Er trat einige Schritte vor, an ihr vorbei ohne zu wissen wo sie ankommen würden. Er blieb stehen und sah zurück. Kommst du?, fragte er und lächelte. Er wollte ihr signalisieren, dass sie sich nicht fürchten brauchte und ihm vertrauen konnte. Immerhin hatte Veloce noch niemals sein Wort absichtlich gebrochen oder jemanden hintergangen. Nichtmal denen, die ihm Böses wollten. Denn soviel Rückgrat sollte man seiner Meinung nach besitzen... Ehrlichkeit steht an erster Stelle.
Du kannst mir auf unserem Weg, weiß Gott wann der enden wird, ganz viel von dir erzählen. Woher du kommst, wieso du hier bist und vorallem wie du hierhergekommen bist., begann Veli zu fragen während er sich wieder umgedreht hatte und vorwärts lief. Ins Unbekannte.

froi froi smilie


16.02.2014, 18:20
» Akatosh
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Linette


Gequält wandte Akatosh den Blick ab. Was hatte er da getan? Er hatte ihre seinen Namen verraten! Was denn nur los mit ihm? Ihr mehr als nur bemitleidenswerter Anblick hatte ihn weich werden lassen. Und sein Gewissen? Ja, das hatte sich schnellmöglich bei der ersten ihm gebotenen Gelegenheit, die Initiative ergriffen und sich daran gemacht, die Gefühle, die er sorgfältig hinter verschlossenen Gittern hielt, freigelassen. Der Fuchs blickte grimmig drein. Letztlich hatte er es sich ja wohl selbst zuzuschreiben oder nicht? Wäre er gegangen, als er ihr den Rücken bereits zugewandt hatte, wäre er aus dieser Situation heil rausgekommen. Und jetzt? Pustekuchen. Verdammt nochmal. Wenn sie wieder ihre Kräfte zurückerlangt hätte, dann würde das Spiel von neuem beginnen. Sie würde ihn abstoßen, ihn versuchen zu demütigen und ihn zerkaut wieder ausspucken sowie sie es vorhin versucht hatte. Nur dieses Mal hatte seine Fassade zu viele Risse, als dass ihn all ihre Worte unberührt ließen. Dieses Mal würde er vor ihr in die Knie gehen und sein Innerstes darum anflehen müssen, dass er nicht in Tränen ausbrechen würde. Der Eisbrocken, der sein Herz umschloss begann zu schmelzen und tropfte in seiner Brust. Ideal als Quelle für die Tränen, wenn sie ihn denn erneut so angehen würde. Er rollte mit den Augen und seufzte leise. Was sollte er denn schon anderes tun?
Er warf einen Blick auf Linette und blieb sofort hängen. Sorge breitete sich auf seinen Gesichtszügen aus, die von der Grimmigkeit sanfte Schatten trugen. Zurücklassen käme nicht infrage. Auf garkeinen Fall. Akatosh holte tief Luft und beobachtete das verzerrte Gesicht der Orangeroten, die sich zu seinen Hufen wandte, während ihre Muskeln seltsame Schauspiele unter ihrem seidigen, aber durchgeschwitzten Fell aufführten. Am liebsten wäre er auf seine Beine gefallen und hätte sie umsorgt sowie er es damals getan hatte, als er noch nicht von ihrer eigenartigen Erkrankung gewusst hatte. Außerdem versuchte der fuchsfarbene Hengst sich den letzten Rest an Distanz zu bewahren, der ihm noch geblieben war.

Nachdenklich runzelte die Stirn, als sie auf seine Offenbarung reagierte. Teufel noch eins, da hatte er sich wahrlich etwas eingebrockt. Irgendetwas in ihm schimpfte, kreischte und wehrte sich mit all seinen Kräften, dass sein Gewissen ihm nicht die Handschellen anlegen konnte, die es schon seit Jahren verdient. Schon seit dem ersten Tag, an der er mit seiner 360 Grad-Wandlung begonnen hatte. Sie schloss für einen Moment die Augen und im nächsten Moment begegnete er ihrem entsetzten Blick, als habe sie eine furchtbare Eingebung gehabt. Ja, klar. Die seinen früheren Ichs, das noch schlummerte, aber sich bereits in der Aufweckphase nach seinem jahrelangen Koma befand. Er konnte es ihr kaum verübeln, dass sie geschockt wirkte von der Erinnerung. Der Akatosh, der vor ihr stand, entsprach in keinster Weise ihren Vorstellungen. Sein Blick uhrte nach wie vor auf ihrem zitternden, sich windenden Körper, obwohl er mit den Gedanken ganz woanders war. Zwar schon bei ihr, aber nicht bei ihrem derzeitigen Zustand. Er wusste nicht wie er ihr helfen konnte und offensichtlich wusste sie es selbst nicht. Er war kein Heiler. Aber…
Wie ein Blitz durchzuckte ihn seine Idee, die soeben hinter seinem geistigen Auge aufgetaucht war. Aber natürlich! Er schüttelte benommen sein Haupt und blickte erneut zu Linette. Diese kaute soeben mit recht angewidertem Gesichtsausdruck auf den Kräutern herum, die er ihr vor die Nüstern gelegt hatte. Ein Schmunzeln kräuselte seine Lippen. Der Fuchshengst konnte verstehen, dass das Grünzeug nie den erhofften Geschmack hatte. Aber man hatte ihm oft erzählt: Je widerlicher es schmeckte, desto besser halfen sie. Er kreuzte die Hufe, dass sie den erwünschten Erfolg brachten. Oder zumindest solange anhielten bis er ihr die Idee unterbreitet und sie dorthin verfrachten könnte. Er war kein Herdenmitglied, aber ein Heiler würde einem doch nicht seine Fähigkeiten verwehren, wenn er sah, dass Linette ganz offensichtlich Höllenqualen litt. Er biss sich auf die Unterlippe. Ob er einen Versuch wagen sollte?

Wirken die Kräuter denn ein bisschen?“, fragte er vorsichtig und reckte sein kantiges Haupt zu ihr hinunter und sah besorgt drein. „Wenn… Wenn du wieder auf den Beinen stehen kannst, könnte… könnte ich dich zu einem Heiler bringen. Da gibt es so eine Herde…“ Er unterbrach sich selbst. Wahrscheinlich konnte sie ihn gar nicht hören, weil sie vor Schmerzen eingeschlafen war oder sie sie so sehr beanspruchten, dass sie keinen Funken Aufmerksamkeit für die Außenwelt erübrigen konnte.
Akatosh trat von einem Bein aufs andere. Je mehr Zeit er verstreichen ließ, desto schlimmer könnten die Folgen für ihren zierlichen Körper sein. Er hätte ihr nie unterstellen wollen, dass sie eine schwache Stute wäre, aber in dem Fall war das eher ihre Krankheit betreffend. Schnaubend trat er einen Schritt zurück und marschierte nachdenklich um seine verflossene Liebe herum. Akatosh konnte wohl kaum zu der Herde laufen, ihnen die Geschichte von ihr erzählen und mit einem Heiler zurückkommen, wenn sie denn einen entbehren wollten. Mal abgesehen davon, dass er sie wohl kaum in mitten der Wiesen einfach zurücklassen konnte, ohne dass hungrige Wölfe um sie herumschwirren würden, in der Hoffnung auf leichte Beute. Und er könnte sie nicht beschützen. Wäre er ein Mensch hätte er aufgebracht seine Arme in die Luft geworfen. Unruhig rannte er vor ihr hin und her und überlegte wie er ihr am besten Hilfe zukommen lassen könnte ohne irgendwelche Risiken einzugehen, solange sie nicht in der Lage war, sich selbst auf allen Vieren zu halten.

Wiedermal durchzuckte ihn die Erkenntnis, dass seine Fassade bald gänzlich zerbrechen würde. All seine Bemühungen, sich vor den Emotionen und allem Schmerzenden zu bewahren, wären vollkommen umsonst gewesen. Stattdessen hätte wie ein Weichei zuhause sich in Trauer und Tränen üben können und wäre eines Tages doch an eine der anderen Stuten geraten, die ihn so nie interessiert hatte. Er runzelte die Stirn. Er konnte jetzt nicht darüber nachdenken wie er am besten das unnahbare Arschloch blieb, er musste Linette irgendwie helfen. Dieses Vorhaben stand an erster Stelle und nicht sein schmelzender Eisbrocken in der Brust. Ein Schnauben entwich seinen Nüstern, als er erneut auf sie herabblickte und tatenlos dem Muskelspiel unter ihrem schweißgetränkten Fell zusehen musste.
Wüüüüüüüürg ._.



20.02.2014, 15:03
» Linette


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Akatosh


Zumindest eines ihrer Leiden war endlich vorbei, hatte sich aufgelöst wie ein fliehender Schatten. Linette spürte, wie der letzte Hauch ihrer Rosse sich im Wind verfing, weit fortgetragen wurde und niemandem mehr den Geist vernebeln würde. Ein Seufzen entwich ihrer Kehle, gleich einem Ausdruck der Erleichterung – und dies, obwohl die Krämpfe noch immer nicht vorbei waren. Jedoch bemerkte sie mit jedem Augenblick, dass das Erzittern ihres Körpers schwächer, sie immer mehr Herrin ihrer eigenen Muskeln wurde. Nahezu regungslos lag sie im Schnee, der weißen Decke, die vielleicht bald ihr Todesgrab sein würde. Zumindest, wenn sie noch länger hier lag. Doch für den Moment besaß sie nicht die Kraft, sich zu erheben und allmählich aufkommende Scham über ihren Zusammenbruch vor einem Fremden zu empfinden. Falsch, kein Fremder. Inzwischen war die Orangerote sich völlig im Klaren darüber, dass er sie kannte und sie ihn. Noch immer vermochte sie den Schleier der Unwissenheit nicht vollends zu durchdringen, doch der Klang seines Namens hatte sie einen bedeutenden Schritt vorwärts tun lassen. Akatosh. Sie wiederholte ihn im Geiste, hoffte, dass es sie noch einmal zurückbringen würde in ihre eigenen Erinnerungen. Doch bedauerlicherweise war dem nicht so.

Mit geschlossenen Augen verfolgte sie das Abebben der wallenden Krämpfe, spürte zugleich auch eine sich ausbreitende Wärme in ihrem Körper. Diese schien sich mit sanften Fingern um Stellen zu schließen, die noch immer von Krämpfen zusammengepresst wurden. So gut konnte sie sich die lockenden Stimmen vorstellen, mit denen diese Wärme die Krankheit dort hervorholte und in unschädliche, pochende Schmerzen verwandelte, die im Vergleich kaum wahrzunehmen waren. “Zumindest für diesen einen Moment tun sie das.“ gab die zierliche Stute als Antwort zurück, während jedoch eine gewisse Bitterkeit in ihrer Stimme mitschwang. Durchaus kannte sie Kräuter, die den Schmerz der Krämpfe etwas milderten, sie erträglicher machten. Doch derlei Pflanzen wirkten nur bei einem einzelnen Anfall, jedes Mal aufs Neue müsste sie etwas davon finden und doch würde es nicht die Krankheit an sich besiegen. Viel lieber würde sie endlich diese Welt verlassen, statt ihre irdischen Schmerzen weiterhin ertragen zu müssen. Allerdings würde der Vorschlag, den der Hengst im nächsten Augenblick machte, nicht zur Erfüllung dieses Wunsches beitragen. Unsicher stemmte die Füchsin statt einer Antwort die Hufe in den Boden und bemühte sich darum, wieder auf ihren eigenen Beinen zu stehen. Noch immer zitterte ihr gesamter Körper, doch nun waren es keine Krämpfe. Vielmehr lag dies an der durchdringenden Kälte und der Schwäche, welche ihr Anfall mit sich gezogen hatte. Oft genug aber hatte sie all das schon durchlebt, als dass sie nun einfach aufgeben würde. Hartnäckig spannte Lin all ihre Muskeln an, keine angenehme Erfahrung, mehr ein reißendes Gefühl. Es war beinahe so, als würde man einen ungeheuren Muskelkater haben, der jede Bewegung äußerst unangenehm machte. Gar ihre Kiefer presste sie derart fest aufeinander, dass man unter dem leuchtend roten Fell nur allzu deutlich die Spannung erkennen konnte. Unwillkürlich entfloh ein Ächzen ihren Lippen und ein schierer Ruck ging durch den schlanken Körper, als sie eine letzte Barriere überwand und schließlich schwankend zum Stehen kam. Ihre Beine fühlten sich an wie die eines Neugeborenen und würde sie hinabsehen, so könnte sie vermutlich ein deutliches Zittern erblicken. Aber für den Moment musste die Stute sich auf einen einzelnen Punkt fixieren, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren und wieder auf den Boden zu stürzen.

Tief sog sie die kalte Winterluft in ihre Lungen. Sie war stark und die Kraft, welche sie zumindest für einen angemessenen Stand benötigte, würde rasch zurückkehren. Doch nun war es wohl an der Zeit, dass sie sich dem Vorschlag des Fuchshengstes widmete. Bereits einige Momente des Schweigens waren verstrichen und sie war ihm wohl eine Antwort schuldig. Auch wenn sie ihn in keinem Fall verstand. “Ich glaube kaum, dass ein anderer Heiler mir helfen könnte. Glaub mir, du weißt nicht, wie viele sich bereits daran versucht haben.“ Es war nicht nur dies, was sie von einer anderen Antwort abhielt. Linette schwebte in einem Zwiespalt, was Herden betraf. Einerseits misstraute sie geradezu jedem Fremden und würde nur allzu ungern jemanden an sich heranlassen. Aber tief in ihr war auch ein Wunsch nach Gemeinschaft und Vertrauen verborgen, so ungern sie dies auch zugab. Schon lange hatte sie niemanden mehr an ihrer Seite gehabt, dem sie von ihren geheimsten Ängsten und Hoffnungen erzählt hatte. Aber sie wusste, dass sie niemals einer Herde beitreten konnte, wenn sie sich nicht abermals vollkommen wandelte. Bewusst hatte sie sich selbst diese Bürde einer Maske auferlegt, eine Maske, die Andere vor einem seelischen Zusammenbruch schützen sollte. Niemand sollte so nahe an sie heran, dass er durch ihr Leiden oder gar ihr unvorbereitetes Dahinschreiten zutiefst verletzt werden sollte. Niemand. Niemals. Nur deshalb war sie so geworden, nur deshalb hatte sie nicht vor, jemals wieder einem Wesen ihr Herz zu schenken. Es war sinnfrei und das wusste sie. So blieb auch weiterhin ihre dickköpfige Haltung bestehen, die mit ihren folgenden Worten abermals zum Ausdruck kam. “Außerdem.. was würde es dir schon bringen? Schon die Tatsache, dass du mir diese Kräuter gebracht hast, ist für mich nicht nachvollziehbar. Aber mir nun noch so helfen zu wollen.. in meinen Augen gibt es keinerlei Nutzen, den du daraus ziehen könntest.“ Für einen Augenblick sah sie zu ihm hinauf, eine Mischung aus Misstrauen, Verwirrtheit und gar etwas Angst in ihrem Blick. Er war seltsam, er war ebenso seltsam wie sie und dies kam nicht häufig vor. War da nicht doch irgendwo ein Plan, der sich allmählich in seinem Hinterkopf zusammenbraute und irgendwann in die Tat umgesetzt werden würde? Vielleicht war es besser, wenn ihre Wege sich nun trennten – auch, wenn es dumm war, in ihrem Zustand allein umherzuziehen.


Wörter: 1013

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Immer lauter tickt die Uhr.
22.02.2014, 17:30
» Akatosh
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Linette


Leeren Blickes starrte der Fuchshengst vor sich hin. Ob sie es überleben würde? Oder ob er ihr in diesem Moment beim Sterben zusah? Unmerklich kaute er wie wild auf seiner Unterlippe herum, als er die schleppend lange Sekunden im Stumme zählte, die vergingen, während Linette vollkommen regungslos im Schnee lag. Ihr Fell bedeckte von dem Dreck, der sich ihr anheftete, da die weiße Pracht unter ihrer Körperwärme langsam geschmolzen war. Er atmete schwerfällig aus. Es war nicht er, der die Schmerzen zu tragen hatte, aber allein ihrem Kampf gegen die unsichtbaren Peiniger zusehen zu müssen, belastete Akatosh dann doch irgendwie. Vorher hatte er sich noch eisern in den Kopf gesetzt, sich von ihr das zu nehmen wie er es von anderen Stuten getan hatte und ihr dabei noch herrliche Wunden zuzufügen, die sie niemals vergessen würde, ebenso wie er sie eigentlich nie wirklich vergessen hatte – lediglich verdrängt. Mit Erfolg wie er zugeben musste. Jahrelang konnte er unbeschwert seinem selbst auferlegtem Naturell folgen, sich austoben, seiner unbegründeten Frustration Ausdruck verleihen und die ein oder andere wortwörtlich zu schänden. Er wurde jäh aus seinen Gedanken gerissen, als sich zu seinen Hufen endlich eine Regung zeigte. Benommen riss er die Augen auf und legte die Stirn in Falten. War es nun vorbei? Oder… oder…
Ihre sanfte Stimme drang an seine Ohren, während er immer noch gefangen war in seiner Benommenheit. Er schüttelte den Kopf, um sich davon zu befreien. Eilig nickte er und eine Spur von Erleichterung zeichnete sich auf seinen harten Zügen ab. „Besser als nichts.“, gab er verstimmt zurück, als er die Bitterkeit in ihrer Stimme vernahm. Wie sollte es anders sein? Natürlich würde sie die zickige, aufmüpfige Stute von vorhin sein, wenn sie sich einigermaßen erholt hatte und seine Schwäche infrage stellen sowie sie ausweiden bis er dalag wie ein frisch geschlachtetes Schwein. Ein kaum hörbares Brummen ertönte aus seinem breiten Brustkorb. Er behielt stets in seinen Annahmen Recht und eigentlich war es seine Schuld, dass ihn diese Erkenntnis nun so traf. Er hatte sich ihr vor die Füße geworfen, die Augen ver- und die Beine zusammengebunden. Wie gesagt, bereit zu schlachten. Missmutig trat er ein, zwei Schritte zurück, um ihr den nötigen Freiraum zu geben, sich aufrichten zu können, sollte sie die Kräfte hierfür aufweisen.

Mit großer Mühe stemmte sie ihren zierlichen Körper in die Höhe. Akatosh hatte ihr helfen wollen, hätte sich aber wohl nur einen bösen Biss eingefangen, weil er ihre Unabhängigkeit und Stärke angezweifelt hätte. In seine Hilfe wurde definitiv zu viel hinein interpretiert. Er verzog den Mund und musterte sie. Ihre rechte Seite war gänzlich durchnässt und mit einer dicken Kruste an Schmutz bedeckt. Ihre Mähne hing ihr in Strähnen hinab und sie wirkte nach wie vor geschunden und angestrengt.
Er nickte zustimmend. Natürlich hatte sie schon mehrere Heiler aufgesucht, aber er meinte nicht die Herkömmlichen. Er verbrachte nun schon einige Zeit in diesem Stillreich. „Man sagt, sie praktizieren Magie, das geht wohl über die normalen Heilungsmethoden hinaus.“, erwiderte der Fuchs schulterzuckend. Er konnte nicht einschätzen wie sie nun zu ihm stand und wann ihm die Standpauke bevorstand. Ganz bestimmt würde sie sich ihm nicht an den Hals werfen und um seine Begleitung bitten. Wieso auch? Zu Anfang ihrer Begegnung war er ja der Gentleman schlechthin gewesen.

Seine Miene verdunkelte sich zusehends, als sie in ihrer bisherige Form zurückfand, wenn auch immer noch geschwächt. Empörung breitete sich auf seinem Gesicht aus und er schnappte nach Luft. Die Augen zu grimmigen Schlitzen zusammengezogen trat er an sie heran. „Sie doch einfach dankbar, sturer Dickkopf! Ich habe keinerlei Interesse, mir einen Nutzen aus DIR zu ziehen.“, bellte der fuchsfarbene Hengst lautstark und peitschte verärgert mit dem Schweif. Anstatt, dass sie ihm simple Dankbarkeit zeigte, warf sie ihm Diversitäten vor, die er – ja, gut – zuvor angedeutet hatte und wohl schon längst davon Gebrauch gemacht hätte, wäre ihm so wahnsinnig viel daran gelegen. Die Nüstern gebläht drehte er sich von ihr weg und marschierte in die entgegengesetzt Richtung davon. Er hätte vorhin schon gehen sollen und da Linette offensichtlich über dem Berg war, konnte er nun guten Gewissens seines Weges ziehen. Akatosh hielt es für die beste Lösung.



26.02.2014, 15:00
» Liluye
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Voller Neugier trabt Liluye über den Schnee, gedämpft hört man das aufschlagen der Hufe und des Schnees. Heute morgen hat sich Liluye entscheidet, weiterzuziehen. Schon viel zu lange hat sie diese Entscheidung hinausgezögert, würde sie doch ihre geliebte Heimat verlassen. Das Einzige was ihr geblieben ist, die einzige Erinnerung an ihre Mutter. Und doch war es die einzige richtige Entscheidung. Schnell schob Liluye ihre Gedanken beiseite und widmet sich wieder ihrer Umgebung. Sie hoffte, auf ein anderes Pferd zu treffen, wieder einmal mit jemandem zu reden. Doch niemand ist zu sehen.
Liluye fiel wieder in den Schritt um sich zu erholen. Seit heute Morgen hat sie nicht halt gemacht, bis sie zu dem Ort gekommen ist, der "Stillreich" heisst. Von einem anderen Einzelgänger hat sie von diesem Gebiet gehört, und hat sich auf den Weg gemacht. Nun ist sie sich nicht sicher, ob sie angekommen ist. Nervös tänzelt sie auf der Stelle.
Was soll ich nun machen? Liluye beruhigt sich und entscheidet sich, hier Rast zu machen. Vielleicht trifft sie ja hier andere an, doch allzu viele Hoffnungen macht sie sich nicht.

(wer mag mit Liluye zusammen treffen? smilie)


26.02.2014, 16:11
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Stillreich » Das Tal » Die Wiesen #2
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Anwesende Tiere: Morrigan. Sayura. Thiana.