Die bunte Hündin irrte nun schon eine ganze Zeit lang alleine im Tal herum. Eigentlich hatte sie ja ein Zuhause gehabt, doch es gab hier und da ein hin und her und ihre letzte Info war das sich die Herde aufgelöst hatte. Ihre Brust zog sich bei diesem Gedanken zusammen und sie verspürte ein leichtes stechen in ihrer Herzgegend. Da hatte sie endlich eine Heimat gefunden wo sie sich geborgen und sicher fühlte und jetzt hatte sie wieder kein Dach über den Kopf und war auf sich alleine gestellt. Sie war sich noch nicht sicher wie sie das überhaup packen sollte, sie war nicht die schnellste oder gar die stärkste. Hier und da vernahm man ja immer wieder das es im Tal nicht überall sicher war. Sie senkte ihr Blick und seufzte leise. Zwar hatte sie schon lange niemanden mehr angetroffen, doch das konnte sich ja auch ganz schnell wieder ändern. Gefahr konnte hinter jedem Baum lauern. Es reichten ja schon ächzende Äste und starker Wind der durch die Blätter fuhr um die bunte Hündin zu erschrecken.
Byblis war so fest in ihren Gedanken versunken das sie gar nicht mitbekommen hatte in welcher Richtung sie ihre Pfoten trugen. Sie erblickte einen riesigen See. Erst jetzt bemerkte sie wie durstig sie eigentlich doch war, wie schnell sie das trinken doch vergaß. Sie näherte sich dem ruhigen Wasser, blickte kurz ihr Spiegelbild an. Sie seufzte erneut traurig ehe sie ein paar Schlücke nahm. Das kühle nass rann ihre trockene Kehle herunter. Zufrieden leckte sie sich ihre Lefzen ab und drehte sich um. Nur um dabei zu Stein zu erstarren. Sie hatte doch glatt den anderen Hund nicht bemerkt der etwas weiter von ihr entfernt lag. Sie wusste nicht so recht was sie tun sollte und war dezend überfordert. Sie hatte noch Zeit um das weite zu suchen, doch wer weiß wie schnell ihr Artgenosse war?
Die Panik war ihr mehr als im Gesicht geschrieben. Ihr ganzer Körper versteifte sich immer mehr. Sie würde gleich sterben, sie wusste es. Es würde nicht mehr lange dauern und er würde ihr das Genick brechen. Ihre schreie waren heiser geworden, es kam kaum noch ein Ton aus ihrer trockenen Kehle. Ghost, wo bist du nur? Ich brauche dich. Ich sterbe hier und dann werde ich die nie wieder zu Gesicht bekommen. Innerlich schrie sie laut, doch nach außen hin kamen nur röchelnde Geräusche. Zu mehr war sie im Moment nicht mehr fähig. Was dauerte das ganze auch so lange. Musste er so mit seinen Opfern spielen? Doch warscheinlich war das der Plan. Er spielte mit ihr. Dabei hatte sie sich doch schon aufgegeben, sie kämpfte nicht dagegen an. Sie hatte eh keine Chance gegen diesen Wolf. Er war zu stark für sie. Und als hätte er es gehört wurde sein Biss und sein rumziehen noch fester. Tränen liefen ihr aus den braunen Augen. Lange hielt der Griff nicht an und er lies sie los und stolperte zurück. Sie sprang direkt zurück und kauerte sich wieder halb in den Busch. Sie kam immer noch nicht weg, außer durch diesen verdammten Busch. Doch nach ihrem Glück, würde sie sich in diesen nur verfangen und das ganze verschlimmern. Sich ihn noch mehr ausliefern als jetzt.
Der braune lief auf der Stelle rum. Seine Ohren klappten zur Seite und seine Stimme erklang. Sie zuckte dabei wieder zusammen und senkte ihre Blicke zu Boden. "Und wer hat mich verletzt? Du." Ganz stimmte es auch nicht. Doch den großteil hatte er getan. Und ob sie unter diesen Umständen mit ihm mitwollte? Nein. Nachher brachte er sie dann in einer Höhle um. Dort würde man sie ja niemals finden... doch wer sollte sie auch finden? Es würde sie niemand vermissen. Dieses irre Lachen erklang wieder aus seiner Kehle und fraß sich in ihrem Kopf fest. Nein, er würde ihr nichts tun. Deshalb hatte er sie auch gerade im Nacken gebissen und hatte nicht den anschein gemacht sie je wieder loszulassen. "Duuu.... du hast mich gerade gebissen. Vergessen?" Sie wusste das sie sich sicherlich zu viel herausnahm. Sie duckte sich nach den Worten auch direkt wieder weg. Aber ja, was sollte sie anderes tun als ihn nicht zu folgen? Ihr blieb doch eh nichts anderes übrig. Wenn sie nicht aus freien Stücken ging, zog er sie mit. Da war die Option alleine zu laufen doch die bessere. Es ersparte ihr doch einiges an Schmerz.
Der Regen nahm immer und immer mehr zu. Ein zittern fuhr wieder durch ihren Körper. Und ja, sie musste hier weg sonst würde sie sicherlich noch erfrieren. Als sie ein grollen vernahm schrie sie laut auf und sprang in den Dornenbusch. Sie quieckte auf, als sich die Dornen in ihrer Haut vergruben und verfingen. Die würde sie wohl noch Jahre mit sich herumtragen. Die Tränen liefen weiter über ihrer Wange und fielen zu Boden. Als es wieder leiser wurde, kam sie langsam wieder aus diesem Busch gekrochen. Sie würde ihn folgen, egal wohin. "Ich...folge dir." Ihre Stimme zitterte, jedoch wagte sie sich ihn ins Gesicht zu schauen, direkt in die Augen die sich weiteten und sich wieder verengten. Bis sie dann doch irgendwann still standen.
Ihre Kehle war trocken, sie vergaß mal wieder zu schlucken. Hatte so Angst vor diesen Wolf. Und es gab einfach keinen Ausweg. Er drängte sie komplett ein. Der einzige Ausweg war wohl schnell durch diesen Dronenbusch zu verschwinden. Doch ob sie das wirklich schaffen würde war auch noch fraglich. Vielleicht würde er dann richtig wütend werden, und sie direkt auf der Stelle umrbingen wenn er sie bekam. Und das würde er sicherlich tun. Denn schnell war sie nicht wirklich. So ein Wolf war da sicherlich schneller. Also musste sie es weiterhin hinnehmen, jedoch achtete sie auf jeden Fehler des Wolfes um vielleicht doch einmal die Chance nutzen zu können. Dabei hoffte sie so sehr Ghost in die Arme zu rennen der sie dann vor diesen großen und vielleicht auch bösen Wolf rettete. Denn normal wirkte er nicht. Doch sie wollte ihm auch nicht einfach was vorwerfen. Wobei, tat sie doch gerade. Aber in ihren Augen sahen Wölfe nun einmal alle böse aus. Sie waren einfach schon größer als Hunde, und sahen viel wilder aus.
Seine Augen lagen komplett auf ihr gerichtet, funkelten dabei auf. Bis aus seiner Kehle ein dunkles drohendes Knurren erklang. Sie zuckte zusammen, trat einen Schritt zurück und hing mit ihrem Hintern schon wieder in diesem Dornenbusch. Was war wenn er sie jetzt angreifen würde? Sie umbringen wollte? Sie hatte niemals eine Chance gegen ihn. Sie beobachtete ihn weiter, die dunklen Augen wechselten andauernd hin und her. Die Pupillen wurden groß um dann wieder klein zu werden. Bis plötzlich wieder stillstand war. Was war das für ein Vieh vor ihr? Irgendwas konnte mit ihm doch nicht stimmen. Doch musste sie das ganze weiterhin ertragen. Bis sie flüchten konnte.
Er deutete auf seine Verletzung zu. Stimmt, die hatte sie schon wieder ganz vergessen. Doch es konnte schon nicht so schlimm sein. Sie wollte sich das ganze nicht ansehen, aus Angst das der Wolf in eine unachtsame Sekunde auf sie lossprang und sie zerstückelte.
Seine Stimmung änderte sich direkt aber wieder, er sprach ihren Namen wieder irre kichernd aus. Das ganze wurde ihr langsam immer suspekter. Wieso konnte er sie nicht einfach in Ruhe lassen und sich wen anders suchen. Sah sie wirklich wie ein Opfer aus? Es wurde auch nicht besser als er sich als Rajuku vorstellte. Denn das änderte ja nichts an seinen benehmen. Und es dauerte nicht lange da preschte der Wolf nach vorne, packte sie im Nackenfell das sie laut anfing zu schreien. Es tat nicht wirklich weh, dennoch war es der Schreck. Würde er sie jetzt umbringen? Er versuchte sie nach vorne zu zerren. Noch wehrte sie sich, bis sie merkte das sie keine Chance hatte, so ließ sie sich mitnehmen, vor ihren Augen schon der eigenen tot.