» Midnight Sun
I’m f–king crazy

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Madison

Der Hengst fragte sich langsam, was er ihr getan hatte, um diese Reaktion zu verdienen. Auch wenn er es durchaus wusste, denn er war kein Heiliger oder freundlicher Hengst. Irgendwie gingen ihm langsam sowohl die Ideen aus, als auch die Geduld, die er von Natur aus nicht hatte. Sie schien es nicht anders zu wollen, denn er begann langsam den Gedanken, sie sich gewaltsam zu nehmen, und auch mitzunehmen, sehr viel abzugewinnnen. Es war zwar nicht unbedingt immer seine Art, sein Verhalten so schlagartig zu ändern, wenn er auch anders ans Ziel kam, doch der Zweck heiligte alle Mittel.
Er wollte sie, also bekam er sie auch, punkt aus Ende.
Niemand hat grundlos schlechte Laune. Und gerade bei dir habe ich das Gefühl, dass ein Hengst einfach ein totaler Arsch war. 
Er sah hinauf in den Himmel, der ihm noch mehr Geduld beschaffen sollte, die er einfach nicht besaß. Diese Zickige Tussi sollte sich nicht so anstellen, diese dumme Stute sollte endlich nachgeben, er wollte langsam wirklich nicht mehr.
Niemand hat behauptet, dass du das nicht kannst meine Schöne, doch zu zweit ist es doch viel angenehmer.
Ruhig und stark stand er in ihrer Nähe. Wollte einfach bei ihr sein um sie zu unterstützen, bis er sie nehmen konnte. Er hatte einfach gerade lust darauf und würde sich auch von dieser kleinen Zicke nicht davon abhalten lassen,
Natürlich spielte er weiter den Chameur, während der Wind wüst durch seine Mähne fuhr und sie zum wehen brachte.
Das Leben formt jeden von uns, die Erfahrungen machen uns aus. Doch sollte man auch nach vorn sehen und sich nicht wegen der Vergangenheit verzweifeln oder aufhören zu leben.
Er hatte gut reden, doch dazu sagte er nichts. Es war auch nicht wichtig. Wie gut, dass er sich manchmal merken konnte, wenn jemand was für ihn sehr dummes gesagt hatte, so wie in diesem Fall.
Ich wollte es nur anbieten, sollte dir je danach sein.  Er lächelte sie freundlich und aufmunternd an.
Oh Gott wie anstrengend diese Höflichkeitsdinger waren.
Er verneigte sich formvollendet.  Ich habe mich noch nicht vorgestellt, entschuldige bitte.  Ich bin Midnight Sun. Sehr erfreut. Und wie ist dein Name?
Er lächelte sie entschuldigend an, sein ruhiger Blick lag auf ihr. Bereit sich jede Schwäche zunutze zu machen.


Wörter: 413

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22.11.2015, 16:01
»Madison
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Midnight Sun




Madison konnte sich nicht erklären, weshalb sich der Fremde so penetrant für sie und ihren Gemütszustand interessierte – es passte einfach so überhaupt nicht in das misstrauische Weltbild der dunkelbraunen Vollblüterin, weswegen sie eigentlich auch gar nicht anders konnte, als ihn als aufdringlich zu empfinden. Der Hengst sollte seine Energie für andere Stuten aufbewahren und sie nicht an ihr vergeuden, denn Madison wäre niemals wieder dazu bereit, sich einem Hengst zu öffnen oder anzuvertrauen. Ihr Blick blieb hart und verschlossen, ruhte nach wie vor wachsam auf dem Braunen – Madison konnte ihn nicht einschätzen, wusste nicht, was genau er von ihr wollte und wie viel er bereit war, dafür zu tun. Angst wäre womöglich das falsche Wort, dazu war Madison zu tapfer, zu mutig – es war viel eher ein ungutes Gefühl, welches ihre Sinne benebelte. Höchstwahrscheinlich hätte sie sofort gehen sollen, hätte somit diese Konfrontation umgehen können. Doch jetzt war es zu spät. Jetzt würde Madison sich behaupten müssen, würde ihm Widerstand bieten müssen, in der Hoffnung, dass es ihr gelingen würde, ihn fernzuhalten.
“Das ist naheliegend, wenn man bedenkt, dass eine Stute in meinem Alter eigentlich bereits eine Familie besitzen müsste, nicht wahr?“ erwiderte sie süffisant, nachdem der braune Hengst festgestellt hatte, dass ihr missmutiger Charakter wahrscheinlich einem Hengst zuzuschreiben war. Allein die Tatsache, dass sie tatsächlich so erbärmlich auf andere wirken musste, war erniedrigend und Madison wünschte sich ihre glückliche, heile Welt zurück in welcher sie eine Vorzeigestute gewesen war: Erfolgreich, schön, geliebt. Es war nach wie vor unbegreiflich dass sie heute hier stand: Einsam, kaputt, ungeliebt. “Ich bin lieber alleine“, beharrte Madison stur und blickte ihm dabei entschlossen in die dunklen Augen. Diese ganze Begegnung wurde Madison immer suspekter und das ungute Gefühl, dass dieser fremde Hengst nichts Gutes im Schilde führen konnte, verstärkte sich zunehmend. Warum sonst wollte er ihr unbedingt seine Hilfe anbieten? Das war ein schlechter Versuch, sie gefügig zu machen – zumindest kam es der hageren Vollblüterin so vor.
Madison überlegte kurz, ob sie tatsächlich aufgehört hatte zu leben, weil sie ihre Vergangenheit nicht loslassen konnte – doch dann fiel ihr ein, dass sie dafür jetzt keine Zeit hatte. Sie durfte keine Sekunde unachtsam sein, denn von diesem Hengst ging eine stille Gefahr aus, welcher ihr von Anfang an nicht entgangen war. Womöglich war es ein Plan, sie von ihrem Misstrauen abzulenken; doch Madison würde es ihm nicht leicht machen. Dafür hatte sie schon zu viel Dreck gefressen in ihren acht Lebensjahren; es waren jedoch viele, die den Fehler begangen und sie unterschätzten – Madison sah schwächer aus, als sie es eigentlich war.
“Danke“, murmelte die Dunkelbraune der Höflichkeit halber, als der Braune ihr seine Unterstützung – auch für die Zukunft – anbot. Ihr ungutes Gefühl schwoll an, pochte in ihrer schmalen Brust und ihr Instinkt überstürzt zu fliehen, raubte ihr beinahe den Verstand. Er spielte ein abgekartetes Spiel mit ihr; bisher war ihr dummerweise jedoch noch nicht gelungen, ihn zu durchschauen.
Midnight Sun. Die Dunkelbraune nickte stumm, bedachte ihn nach wie vor mit eindringlichen Blicken. Was für einen gewöhnlichen Namen er besaß, so unspektakulär und nichtssagend – aber vielleicht war die Namensgebung gerade deswegen so passend? “Ich heiße Madison“, stellte sie sich ihm wahrheitsgemäß vor und erwiderte seine Verneigung mit einer ähnlichen Geste. “Ebenfalls erfreut.“ Die Stute hatte sich überwinden müssen, ihre Freude über das Treffen zu bekunden, obwohl dem gar nicht so war. Sie wäre viel lieber ganz woanders. Und am allerliebsten wäre sie bei ihm. Merten.



29.11.2015, 14:27
» Midnight Sun
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Madison



Langsam  ging dem Hengst wirklich die Geduld aus. Er fragte sich, ob es sich noch lohnte, diese Stute zu verführen. Sie war verklemmt, prüde und hatte ihren Reiz verloren. Er wollte es nur nicht sehen, doch er hasste diese Spielchen, wenn sie so ausarteten. Er brauchte sich nicht die Mühe machen um die Stute zu bekommen, musste nicht mit Worten umgehen, um sie zu bekommen. Er hatte es auf die Höfliche Tour versucht, doch inzwischen war ihm die Lust vergangen.
Man merkte es ihm erst nicht an, als er sie weiterhin ruhig musterte.
Sie schätze sich als alt ein? Nun, vielleicht, aber Midnight hatte nie verstanden, was Stuten daran sahen eine Familie zu haben. Lästige Fohlen, die Zeit und Mühe erforderten, Verantwortung und all die Nerven, die Midnight nicht aubringen wollte.
Trotzdem versuchte er Worte dafür zu finden.
Du solltest dich nicht durch andere Stressen lassen oder etwas gegen deinen Willen tun, nur um es anderen recht zu machen. Das gelingt sowieso nicht.  Er wusste wovon er sprach, er hatte es nur für sehr kurze Zeit versucht, hatte sich gestresst und damit sich selbst verloren. Ein bösartiges Grinsen zog über sein Gesicht. Nein, er war wirklich nicht so, wie andere es erwarteten.
Er verstand sie, dass sie lieber allein war, Doch seine mhsam gesammelte Geduld neigte sich dem Ende zu.
Er bemerkte wie gestelzt sie sprach, wie abweisend sie war. Und er hatte keine Lust mehr auf dieses Spiel, dass er als Junghestso gern gespielt hatte. Er war zu alt dafür, um dieses langweilige Spiel weiter zu spielen.
Weißt du Madison. EIgentlich wollte ich nett sein, denn du siehst nicht so aus, als kämst du mit der harten Art gut klar. Aber ich hab keine Lust mehr.  Noch während er sie ansprach, schoss er nach vorne und verbiss sich in ihrem Hals. Mit seinen Muskeln und Erfahrung hielt er sie unten, während er sich an ihr verging. Egal wie sehr sie sich wehrte, er war einfach stärker, was sich gut traf, denn er wollte einfach nur mehr weg. Es war schal geworden.
Angewidert wandte er sich schließlich wortlos ab und rannte davon. Sollte sie doch sehen wo diese kranke Stute blieb, die so dumm in der Birne war, dass es sich für ihn nicht lohnte, sich weiter mit ihr abzugeben. Sein Spielzeug war aufgebraucht und nun hatte er keine Lust mehr auf Stuten.
Midnight sah nicht zurück, wie es der Stute ging, es war ihm egal, auch wenn etwas passiert sein sollte, was er nicht annahm.


--> weg


Wörter: 462

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09.12.2015, 22:38
»Madison
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Midnight Sun




Die Stimmung kippte schnell, zu schnell für ihren Geschmack und Madison war nicht mehr in der Lage gewesen, diesen Wandel aufzuhalten. Die Kontrolle über diese Situation entglitt ihr binnen weniger Sekunden und sie musste mit Erschrecken feststellen, dass sie Midnight Sun absolut richtig eingeschätzt hatte: er war nicht nett. Er war heimtückisch und grausam und hatte nichts Gutes im Schilde geführt. Für einen kurzen Augenblick hatte Madison noch überlegt, panisch zu fliehen – doch schon während ihres nächsten Atemzuges war ihr bewusst geworden, dass es dafür mittlerweile zu spät war. Sie hatte sich vor einigen Minuten dazu entschieden, zu bleiben – und diese Entscheidung war, wie so viele andere in ihrem Leben, ein fataler Fehler gewesen.
Als der braune Hengst sich in ihrem Hals verbiss, stöhnte Madison schmerzerfüllt auf und wollte sich zur Wehr setzen – doch seine kräftige Statur war viel massiver, als die ihre und so gelang es Midnight Sun mühelos, sie in Schach zu halten. Es war ein beklemmendes aber sogleich irrationales Gefühl, als er sich an ihr verging. Die Dunkelbraune hielt still, starrte blind Löcher in die Luft und wartete sehnsüchtig darauf, dass es zu Ende war; dass er fertig war.
Es überraschte sie nicht, dass ihr das gerade widerfuhr. Es passte zu ihrem kaputten Leben und fügte sich somit perfekt in das bizarre Puzzle ein, welches sich im Laufe der Jahre gebildet hatte. Seit sie Khaz verloren hatte, war sie mit keinem Hengst mehr intim geworden und das, was der Braune gerade mit ihr veranstaltete, hatte damit nicht einmal im Entferntesten etwas zu tun. Seltsamerweise flogen ihren Gedanken kurzzeitig zu Merten. Ihm hatte sie sich verbunden und nahe gefühlt, es war etwas Besonderes gewesen und hatte sie für eine Weile an ihre glückliche Beziehung mit Khaz erinnert. Merten war ihr wichtig gewesen und sie hatte sich tatsächlich von Herzen gewünscht, dass er ihre Gefühle erwidern konnte. Dass dem schlussendlich nicht so gewesen war, war niederschmetternd gewesen. Doch das, was Midnight Sun gerade mit ihr anstellte, war noch viel demütigender als alles was ihr zuvor hier im Stillreich widerfahren war.
Madison spürte, wie ihr das warme, dicke Blut den Hals hinab rann und sie versuchte, sich auf diesen Schmerz zu konzentrieren, um alles andere ausblenden zu können. Es kam ihr vor wie eine Ewigkeit, ehe der Braune von ihr abließ und wortlos die Flucht ergriff. Wie versteinert stand die Vollblüterin nun hier am Feuerberg, dem ihr einst so vertrauten Ort, der nunmehr jeglichen Glanz verloren hatte. So wie ich. Sie zitterte am ganzen Leib, vielmehr jedoch aus Schock, als aus Schmerz. Das Adrenalin, welches durch ihre Adern pulsierte, betäubte ihren schmächtigen Körper.
Alles in ihr wollte fort von hier, einfach nur weg von diesem Ort – doch wohin sollte sie gehen? Madison hatte hier im Stillreich niemanden und besaß somit kein Ziel für ihre Flucht. Es war unsinnig. Und so blieb sie hier, kauerte sich traumatisiert unter einen kahlen Baum und rollte sich ein, wie ein Igel. Ihre Gedanken kreisten umher, doch Madison verbot sich sämtliche Erinnerungen. Sogar die an Merten. Und selbst wenn sie nun von Midnight Sun ein Fohlen im Bauch tragen würde, so würde es genauso tot geboren werden, wie Teela. Es war erstaunlich, dass sie dieser Gedanke beruhigte. Kurz darauf fiel Madison in einen unruhigen Schlaf, gebeutelt vom Leben und gezeichnet von dem, was ihr soeben widerfahren war.



10.12.2015, 08:29
» Leviathan
folgsam, bis in den Tod.

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Nephele



Todbringendes Urteil. Blutiger Henker. Lachende Hyäne.
Leviathan. Ein Name, ein Hengst. Eine Naturkatastrophe, die du nicht kommen siehst, wenn du seelenruhig dein Leben lebst. Du denkst an nichts böse, und merkst im nächsten Moment, wie sich die kraftvollen Zähne durch dein warmes Fleisch arbeiteten. Faser für Faser. Millimeter für Millimeter. Tiefer, immer tiefer. Fester, immer fester. Bis der letzter Hauch Atem aus deinem Körper gewichen ist. Ein genussvolles Grinsen legt sich auf seine Fratze nieder, wenn das Glück in seinem Körper nach getaner Arbeit empor steigt. Dieses Gefühl kann ihm keiner nehmen, und auch keiner geben. Keiner kann diesen Moment kaputt machen, wenn ein in Blut getränkter Körper vor seinen harten Hufen liegt. Tropfend verlässt das frische, fremde Blut den halbgeöffneten Mund des Hengsts, während sein Geruchssinn nur den Duft von Blut wahrnimmt. Alles andere auf der Welt ist Nebensache, nur dieser eine Moment zählt, wenn es dir bewusst wird, dass du das Handwerk des Todes beherrschst. Du, entscheidest über Leben und Tod, wobei der Gedanken allein dem Tod gehört. Ein grelles Lachen erhellte die unbehagliche, düstere Stille, die sich über den leblosen, blutüberströmten Körper und seinem Henker gelegt hatte. Vögel, die stummen Zeugen,  flüchteten von ihrem Bäumen, empor in den Himmel. Sie entkamen, weil sie im Vorteil waren. Nicht, aber seine Artgenossen, die er im Auftrag seines Meisters erledigte. Die Schleusen des Himmels öffneten ihre Tore. Ein sachter Regenschauer entwickelte sich schnell zu einem heftigen Regenguss, der den Tatort reinigte. Ein lautes, lachendes Wiehern erklang aus der Kehle des Hengstes, als er seinen Kopf in die Höhe reckte. Der totale Wahnsinn braucht keine Vernunft zum Leben.
Kraftvoll hämmert das kalte Herz gegen die muskulöse Brust. Stetig gegen das Knochengerüst, welches das, doch sehr verletzliche, Herz vor Angriffen schützte. Die harten Hufe bohrten sich in das aufgewühlte Geröll des Berges.  Ein Berg, so unberechenbar wie er selbst; spukt Feuer, wenn er es will und nicht, wenn er muss. Hin und wieder schlugen kleine Steine an seinen dunklen Körper, befleckten diesem mit Dreck. Egal. Der Atem ging regelmäßig, obwohl die Luft drückend schwül war. Levi verdrängte die erdrückende Hitze, die seinen Körper bis zur letzten Faser erwärmte. Nebenbei ihn schlängelten sich Flüsse aus Lava vorbei. Mit viel Geschick setzte er seine Hufe zwischen den Strängen aus Lava  auf. Wie das Unheil höchstpersönlich donnerte der Hengst über das Geröll des Berges hinweg, um endlich wieder Cargi, seinen Meister, wiederzusehen. Zu lange war es gewesen, seit der letzten Begegnung. Ein Auftrag wurde ihm zugetragen, den er erfolgreich erledigt hatte und nun auf der Heimkehr zu seiner Herde war. Er wusste nicht wo er war, und er wusste auch nicht, ob er seinen Meister in diesem Gebiet finden würde. In seinen Augen war dieser Hengst so etwas, wie ein Vorbild, ein Idol. Von Natur aus war Levi böse, seit er einen klaren Gedanken fasse konnte, war allein sein Vater da, der für seinen Sohn sorgte. Die Mutter hatte der Hengst nie zu Gesicht bekommen, und sein Vater trichterte seinem Sohn ein, dass die Mutter bei der Geburt gestorben war. Wahrheit oder Lüge, Levi wusste es nicht; und im Endeffekt war es ihm auch egal. Eines Tages bat der Junghengst seinen Vater ihn ziehen zulassen und diesem war bewusst, dass er seinen Sohn nicht aufhalten konnte. Niemals würde er gegen ihn ankommen. Es war die Perfektion einer Killermaschine, auch wenn sich Levi selbst nicht so sah; noch nicht versteht sich.
Eine erdrückende Hitze schlug ihm ins dunkle Gesicht, als seine Bewegungen kraftvoll den Unebenheiten des Aufstiegs trotzten. So, als würde er bald den Gipfel erreichen, wo die Hitze ihren Ursprung hatte. Allerdings verlor der Hengst nicht an Tempo, auch wenn die Muskeln unter seinem Fell brannten, waren seine Schritte gleichmäßig. Ein unbekannter Geruch, umspielte die dunklen Nüstern von Levi, als er abrupt stehen blieb und sie umsah. Kaum zu glauben, dass sie überhaupt ein Artgenosse hier, in dieser Höhe, hinauf traute. Kaum zu glauben, das Levi diesen Anstieg auf sich genommen hatte. Eine Stimme trieb den Rappen hinauf, und wenn er nicht gehorchen wollte, zog sich die eiserne Schlinge um seinen Hals enger, bis er der Stimme folgte. Der Geruch konnte von überall kommen, allerdings wies die Intensität auf, dass sich der Artgenosse nicht weit von ihm entfernt sein konnte. Sein Blick glitt über die Ebene, gelegentlich von einsamen Rauchschwaden verschwommen, aber in einem gewissen Abstand erkannte er eine helle Silhouette. Wirklich sicher war er sich bei diesem Anblick nicht, ob es sich wirklich um ein lebendiges Wesen handelte, oder ob ihm die heißen Dämpfe das Hirn vernebelten. Je länger er sich nicht bewegte, stillstand, desto mehr bahnte sich die unaufhaltsame Hitze einen Weg durch sein Fell; durch sein muskulöses Fleisch. Der Atem ging flach, aber nicht unruhig. Wenn man zwischen dem dampfenden Geröll verweilte, konnte man schnell die Luft zum Atem verlieren; und langsam den Verstand, wenn man den nicht sowieso schon längst verloren hatte.


Wörter: 948

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Abwärts, bis zum letzten Mann.
05.07.2016, 16:47
» Nephele
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Leviathan


Dunkelheit hielt die Welt in ihrer schwarzen Umarmung gefangen, während sich eine schwüle Hitze wie ein schweres Tuch auf die atmenden Lungen legte. Nephele hatte die Gesellschaft der Gaistjan Skairae verlassen, um die umliegende Umgebung zu erkunden. Aber vielmehr war es auch der Wunsch, eine Zeit lang für sich selbst zu bleiben. Ihr war bewusst, dass sie bald wieder zurückkehren musste, denn sie war jetzt für die Gaistjan Skairae verantwortlich. Noch hatte sie ihre Position nicht recht gefestigt, aber sie war sicher, dass ein Munkeln durch's Tal ging, dass die geheimnisvolle Herde um den Geist Faithless eine weitere Anführerin bekommen hatte. Diese vage Unwissenheit war kein schlechter Zustand, er schürte Unsicherheit und vielleicht sogar Angst. Und es war durchaus klug, vor Nephele Angst zu haben. Äußerlich konnte man sie für einen Engel halten. Aber mit einem Engel hatte sie nichts gemein außer der Erscheinung. Ein paar Worte mit der zierlichen Stute genügten, um zu erkennen, dass sie alles andere als ein Engel war. Diese Veränderung von Nepheles Charakter war nicht über Nacht geschehen, aber die Wandlung zum Dämon ließ sich als maßgeblicher Anfang feststellen. Verraten von der einzigen Person, die als einzige ihr Herz berührt und ein besseres Mädchen aus ihr gemacht hatte. Verraten, und beinahe ermordet. In den eisigen Fluten eines Flusses hatten sie sie ertränken wollen. Dafür würden sie bezahlen. Allen voran Leander, doch Nephele würde dafür sorgen, dass sie diejenige war, die als Erste an Alecto gelangte. Denn trotz all der Zeit, die vergangen war, konnte sie den Gedanken noch immer nicht ertragen, dass dieses Biest Hand an Leander legte. Ihr Schicksal war besiegelt, als Nephele sich in die Hand des Dämonen gelegt hatte. Rache war etwas Hässliches. Aber die pure Lust danach loderte in Nepheles Brust, stärker als jedes andere Gefühl, das sie je verspürt hatte. Sogar stärker als die Liebe, die sie für Leander empfunden hatte. Zufrieden lächelte die grazile, hochgewachsene Schönheit, atmete leicht keuchend die schwelende Luft ein, besah sich die rauchenden roten Schwaden, die von zäh sickernden Rinnsalen aus Lava aufstiegen.
Nur ein Lebensmüder würde sich an einem Abend wie diesen auf den Feuerberg wagen. Es blitzte und grollte zuweilen bedrohlich, und die erhöhte, ungeschützte Position auf der Höhe des Berges trug nicht unbedingt zur Sicherheit der dort Anwesenden bei. Aber Nephele machte sich keine Sorgen um ihr Leben. Es war weit mehr als ein Blitzschlag nötig, um sie zu töten. Jetzt war sie nicht mehr körperlich schwach und wehrlos, wie sie es damals gewesen war. Befriedigung erfüllte sie bei diesem Gedanken. Und doch ... und doch hatte Nephele noch nie jemanden getötet. Beinahe hätte sie eine Stute erwürgt, die um Eintritt zur Herde gebeten hatte, aber im letzten Moment hatte sie von ihr abgelassen, wohl wissend, dass es andere potenzielle Mitglieder abschrecken würde, wenn sich herum spräche, dass Neuankömmlinge nicht einmal das Aufnahmeritual überlebten. Nein, es war die richtige Entscheidung gewesen, sie am Leben zu lassen. Aber Nephele spürte einen Puls tief in ihrem Inneren, der ihr beinahe wie ein giftiges Geschwür vorkam; sie wollte es bald tun ... um sich und der Welt endgültig ihre neu gewonnene Stärke zu beweisen. 

Ein fernes Wiehern ließ Nephele aufblicken. Die Spur eines herben, fremden Geruchs drang in ihre geblähten Nüstern. Mit einem Gefühl, das sich als Neugier bezeichnen ließ, von Interesse konnte man in Nepheles Fall nur schwer sprechen - überquerte die Stute mehrere Minuten lang das unebene Geröll des Berges. Womöglich fand sich in der unbekannten Gestalt ihr erstes Opfer. Es war eine perfekte Nacht - noch immer tanzten Blitze über den Himmel, Regentropfen prasselten in einem wilden Orchester auf die Erde und der Wind wirbelte Nepheles langes Silberhaar um ihren blütenweißen Körper.

Das fremde Wesen kam in Sichtweite, denn plötzlich tauchte ein schwarzer Fleck in all der eintönigen, rotbraunen Umgebung auf, seine verschwommene Form flackerte in den aufsteigenden Dämpfen.
Sie hielt inne, betrachtete die Gestalt, deren Konturen sich kaum ausmachen ließen. Aufzuckende Blitze tauchten die Silhouette in Licht, während sie näher kam, und gaben den Blick auf einen hochgewachsenen, muskulösen Körper preis. Fell, schwarz wie die Nacht selbst, und eine Ausstrahlung, die von Kraft zeugte. Nephele trat unerschrocken ein paar Schritte auf den fremden Hengst zu, mit hoch erhobenem Kopf. Ein schlechter Aufenthaltsort für dieses Wetter, stellte sie sachlich fest, während erneut ein Blitz über ihnen aufloderte. Ein schiefes Lächeln, freudlos in seiner kühlen Erhabenheit, bog sich über ihre Lippen. Fürchtet Ihr nicht um Euer Leben?


05.07.2016, 17:17
» Leviathan
folgsam, bis in den Tod.

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Nephele



Ein Blitz, tödlich bei jedem Einschlag, zuckte über seinen Kopf hinweg. Das Grollen des Donners untermalte den stürmischen Himmel mit einem wundervollen, grausamen Unterton. Ein Unwetter, gemacht für jeden, dem das Morden im Blut lag; stetig ohne Rücksicht durch die Venen schoss. Die Nacht blieb auch in dieser halsbrecherischen Höhe nicht aus, und um schloss den Rappen ohne Skrupel. Vielleicht sollte der Hengst den Abstieg antreten, und sich vor dem Unwetter in Sicherheit bringen. Vielleicht sollte sich das Unwetter einen anderen Ort aussuchen, um übers Land zu wüten. Nein. Leviathan ließ sich von niemanden etwas sagen, war alt genug um über sich selbst zu bestimmen; wenn der Meister es so wollte.
Ein schrilles, vor allem verrücktes Lachen hallte durch den muskulösen Körper des Rappens. Von hier nach da, drehte es seine Kreise im inneren des Hengstes. Abgeschlossen von der Außenwelt, übertönte es doch jeden klaren Gedanken im massiven Kopf des Hengstes. Es kam, und ging einfach wieder, ohne jeglichen Schaden zu hinterlassen. Levi hatte sich daran gewöhnt, und war glücklich, dass keine imaginären Stimmen zu ihm sprachen, sondern nur ein unheilbringendes Lachen war; ein innerliches fratzenartiges Grinsen, das nur vor seinem innerlichen Auge zu erkennen gab. Warum konnte sich der Hengst nie wirklich erklären. Auch in diesem Moment nicht, als er das fremde Wesen mit seinen dunklen Augen musterte, während es sich auf ihn zu bewegte. Das Gewitter fegte über ihre Köpfe, über den Feuerberg hinweg. Es war eine Stute. Dies wurde dem Hengst bewusst, während sich das hochgewachsene Wesen die Entfernung zwischen ihnen mit jedem Schritt verringerte. Er hatte nicht erwartet, solch ein Wesen in dieser Höhe anzutreffen; er hatte überhaupt nicht erwartet ein lebendiges Wesen in dieser Höhe anzutreffen. Irgendwie hatte er gehofft, dass die Fremde weiter ihre Wege gehen würde, was aber nicht der Fall war.

Ein breites Grinsen schlenderte von einem Mundwinkel zum anderen als der Hengst kurz inne hielt, die pure Gelassenheit. “Seid gegrüßt, Fremde.“ Höflichkeit war das A und O, um nicht gleich als krankes Monster abgestempelt zu werden; was er nicht war. Er war ein kaltblütiger, aber vor allem präziser Killer. Die Zeiten waren Vergangenheit, als er sich noch im frischen Blut seiner Opfer suhlte, wie ein glückliches Schwein im nassen Matsch. Ein kräftiger Biss in die Kehle, und der Tod war über das Opfer gefallen. Ganz einfach, ganz leicht. Die dunklen Augen lagen sanft auf seinem Gegenüber, eine Stute und genauso muskulös, wie er selbst. Im Grunde war die Statur und das Geschlecht seiner Opfer egal, er konnte jeden töten, wenn er es nur wollte, oder halt sein Meister. Das war seine Aufgabe, die er folgsam ausführte. Töten, für den Meister. Bei diesem weiblichen Exemplar von Pferd, was ihm nun gegenüber stand, war er sicher, dass er die Kraft besaß dieses zu töten. Allerdings krümmte Levi keinem Wesen ein Haar, wenn er nicht den direkten Auftrag von Cargi bekommen hatte.
Während er sie ganz höflich begrüßte hatte, war es wohl nicht ihre Art Fremden gegenüber genau diese Floskel anzuwenden, sondern gleich zum jeweiligen Thema kam. Obwohl ihre Aussage mehr als gerechtfertigt war. Hier oben, war wahrscheinlich der schlechteste Aufenthaltsort, den man bei solch einem stürmischen Wetter wählen konnte. Wenn die Welt untergeht, sollte man sich verstecken und warten, bis das Unwetter vorüber war, und sich sicherlich nicht direkt in das Unwetter begeben. Jedoch, sollte man jedem Wesen selbst überlassen, wo es sich aufhalten würde. Und irgendwie, hatte es den Hengst hier hinauf gezogen; besser gesagt eine innere Stimme. Die Stute hatte Ausstrahlung, dass musste er zugeben, aber eine vollkommene andere, die er bei einem weiblichen Wesen vermuten würde. Allein, das sie sich hier oben aufhielt, zeugte von einer gewissen Stärke; wo diese genau lag, konnte Levi nicht sagen.

Fürchtet Ihr nicht um Euer Leben? Eine durchaus berechtigte Frage, musste der Rappe über sich ergehen lassen. Und ehrlich, nein, er fürchtet nicht um sein Leben; nie. Wenn der Tod es wollte, würde er sich schon seinen Gehilfen zur Seite holen. Nimm deine Leben nicht so ernst, du überlebt es sowieso nicht, erklang eine Stimme in seinem Kopf; und sie hatte Recht. Wenn man selbst gerne den Tod spielte und ganze Herde ausrottet, braucht man davor keine Angst zu haben. Selbst in einer aussichtslosen Situation würde Levi dem Tod noch frech ins Gesicht lachen. “Sehe ich so aus, als ob ich, um mein Leben fürchten würde?“ Der Rappe formte seine Lippen zu einem einladenden Lächeln und legte den massiven Kopf sacht in eine schiefe Position. Das Gewitter entfachte seine ganze Kraft, hielt nicht die Luft an, sondern blies, wie wild um sich. Es war erdrückend, und erlösend zu gleich. Wenn man um sein Leben fürchtet, würde man sich niemals auf solch einen Berg, der im Inneren aus Feuer bestand, hinaus trauen; außer man suchte den sicheren, qualvollen Tod. Die Gegenfrage an sie, erübrigte sich so. Denn Levi schätzte sein Gegenüber nicht als suizidgefährdet ein, und wenn doch, würde er sehr gerne nachhelfen.


Wörter: 964

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Abwärts, bis zum letzten Mann.
05.07.2016, 18:45
» Nephele
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Leviathan




Der prüfende Blick der hellen Stute glitt über den Körper des schwarzen Hengstes. Er war ohne Zweifel attraktiv, aber eher auf eine düstere, faszinierende Art, von der man sich gewöhnlich ein wenig in Acht nimmt, die jedoch eine unverkennbare Anziehungskraft verströmt. Auf Nephele hatte dies keine Wirkung, aber sie konnte all diese Schlüsse mühelos ziehen. Wären der Fremde und sie sich einige Jahre zuvor begegnet, wäre sie vielleicht in eine heimliche Schwärmerei geraten und hätte versucht, ihn zu verführen, um ihn zu ihrer Liste schöner Hengste, die ihr mühelos verfallen waren, hinzuzufügen. Aber Nepheles Herz war seitdem gefroren und nun dürstete es nach Blut, nicht nach Leidenschaft. Heute konnte ein schöner Körper sie nicht mehr blenden wie ihr jüngeres, hedonistisches Selbst. Ich grüße Euch ebenfalls, erwiderte sie gleichgültig und sah ihm dabei kühn in die Augen. Obwohl sie kleiner war als der schwarze Hengst, würde dieser bald merken, dass er keine gewöhnliche Stute vor sich hatte, wenn ihre Ausstrahlung ihm das nicht bereits verraten hatte. Und wenn nicht … dann war sie gerne bereit, es ihm mit einer kleinen Demonstration ihrer Kräfte zu beweisen.

 

Das einladende Lächeln des Hengstes weckte Misstrauen in Nephele und sie fragte sich, was er wohl als Nächstes vorhatte. Aber sie ließ sich nichts anmerken, sondern wahrte ihre aalglatte Fassade, ließ den muskulösen Körper jedoch nicht aus den Augen. Der Fremde beantwortete ihre Frage mit einer Gegenfrage. Einen Moment sah sie ihn nur stumm an, dann lächelte sie vielsagend. Ich glaube, ich muss diese Frage nicht beantworten, entgegnete Nephele. Nein, sie wussten beide ganz genau, dass der jeweils andere keine Angst im Herzen trug, als sie sich auf diesen gefährlichen Berg begeben hatten. Vielleicht Respekt vor der Natur, die launisch und unberechenbar war – so empfand Nephele jedenfalls – und eine angemessene Vorsicht, aber keine Angst. Auch jetzt hatte Nephele keine Angst, andere Stuten wären schon längst nervös geworden. Der Fremde war ein großer Hengst mit viel Kraft. Die beiden waren vollkommen allein, kein lebendiges Wesen in der Nähe. Es lag nahe, dass sicher nicht wenige Hengste diese Situation ausnutzen würden, und der Fremde wirkte auf Nephele nicht vertrauenswürdig. Aber das konnte man von ihr auch nicht behaupten – genauso wenig, dass sie wehrlos war. Die Stute wusste, dass sie ihn töten könnte, wenn er gedachte, sich an ihr zu vergreifen. Und sie würde es auch tun, sollte es soweit kommen. Aber vorher bestand in ihren Augen kein Grund, den Hengst anzugreifen. Vielleicht war er einfach nur ein seltsamer Zeitgenosse, von denen es auf der Welt immer mehr zu geben schien. Sinnlos zu töten bereitete ihr keine Freude und brachte sie ihren Zielen kein Stück näher.

Nephele war sich sicher, dass ihre Wege sich bald trennen würden, war es doch nur eine Laune des Universums gewesen, dass sie sich überhaupt gekreuzt hatten. Im Stillreich lebten so viele Geschöpfe, dass Nephele hätte sterben können, ohne den fremden Hengst auch nur gesehen zu haben. Aber die Stute hatte es sich gewissermaßen zum Auftrag gemacht, über möglichst jeden wenigstens etwas herauszufinden, und sei es nur eine kleine Information. Es war wichtig, den Feind zu kennen – auch wenn es sich nur um einen potenziellen Feind handelte. Mein Name ist Nephele, sagte sie mit ihrer klangvollen Stimme. Und wie darf ich den scheinbar nicht lebensmüden Fremden nennen?, fragte sie in kühlem Tonfall.


26.09.2016, 11:49
» Leviathan
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Nephele



Herzstillstand, tot. Wenn sich die Bauchdecke des Hengstes nicht auf und ab bewegen würde, könnte man meinen, dass er längst tot sei. Vielleicht war er auch, auf eine bizarre Art und Weise innerlich tot. Auf jeden Fall war er leer, wenn man von den Organen absah, die man zum Existieren benötigte. Keine Emotionen, keine Seele. Wahrscheinlich lebte genau ein Wesen in seinem Geist, und das war ein schrilles, grelles Lachen, welches ab und zu mal, ein paar Worte von sich gab. Meistens war die Stimme still, lauschte den kranken Gedanken des Hengstes; oder waren es gar die eigenen Gedanken. Und, wenn sie sprach, dann vernahm nur Leviathan dieses seltsame Geräusch in seinen Kopf. Niemand konnte ihn für verrückt erklären, da niemand das Lachen hören konnte. Zudem sprach er nie mit dieser imaginären Stimme in seinem Kopf, sondern hört ihr nur zu; ja, er war ein guter Zuhörer, und ein guter Henker. Er war blind für das Schöne, für das Glückliche in der Welt. Er besaß keinen Sinn für Gefühle, oder gar für innige Liebe. Sein Herz war kalt, hart wie Beton. Seine Seele war leer, schwarz wie der Tod. Es war ein schmaler Grat zwischen Vernunft und Wahnsinn; ein Hochseilakt über einer tiefen, todbringenden Schlucht.
Die Gleichgültigkeit, die er ihr entgegen gebracht hatte, begrüßte ihn nun aus ihrem Mund. Sie war anders, als der Rest der Welt. Gut, der Rappe konnte es nicht wirklich einschätzen, da die meisten Artgenossen in seiner Gegenwart den Tod gefunden und somit nicht viel Zeit für einen Gespräch mit ihm hatten; erstickt am eigenen Blut, ein schöner Tod.  Aber, sie besaß wenigsten den Anstand ihn auch zu begrüßen, und das war in seinen Augen viel wert. Da, konnte es ihm egal sein, wie ihre Stimmung dabei ausfiel. Der Hengst war ein einsamer Genosse, der stets die Stille suchte, um nicht nervigen Artgenossen über den Weg zu laufen. Er war ein Beobachter, der Wesen lange anstarren konnte, ohne nur einen Laut von sich zu geben. So, hielt der Rappe sich zurück, war der stille Zuschauer, während der Feuerberg von ganz alleine für eine dramatische Kulisse sorgte.
Leviathan war sich nicht sicher, ob sie von seiner Gegenfrage aus dem Konzept geworfen wurde, oder einfach nur die Stille genießen wollte. Aber, sie ließ ihm nicht die Zeit darüber nachzudenken, denn ihre helle Stimme erhob sich wieder. Und, er war beeindruckt. Und, er hatte nichts anderes von ihr erwartet. Seit langen, wurde er wieder von einem Artgenossen beeindruckt; gut, was wohl eher daran lag, dass seine Artgenossen entweder tot waren, oder er diese ganz und gar mied. Aber, ihre Aussage auf seine Frage zeugte von Stärke und Selbstbewusstsein, die ihm in dieser Welt nur selten unter die Augen trat. Allein, sein Meister Cargi, dem er gerne diente, hatte ihn bis jetzt beeindruckt; sonst wäre er nie sein persönlicher Henker geworden. Nun, hatte ihn auch diese fremde Stute, allein mit ihren wohlgewählten Worten und ihrer selbstbewussten, kühlen Haltung beeindruckt. Vielleicht, gab es doch noch fähige Wesen, die seine Dienste verdient hätten.
Ein Lächeln zog sich quer über sein Gesicht, aufheiternd und kalt zu gleich. „Sehr erfreut, Nephele.“, erklang die tiefe, maskuline Stimme des Rappens, zerschellte an dem Geröll des Feuerbergs. Nephele, formten seine Gedanken, ließen das Lachen aufhorchen. Der Name gefiel, dem Lachen in seinem Kopf. Er war an der Reihe, und das Lachen verstummte, wollte diesen Moment genießen. „Man gab mir den Namen Leviathan.“, stellte er sich grinsend vor. Das Grinsen war zu oft unbewusst, gesteuert von dem Lachen in seinem Kopf. Der Name passte zu ihm, und er trug den Namen seit seiner Geburt. Eine böse Vorahnung seines Vaters? Man weiß es nicht, kann es nur erahnen; wer weiß, ob sein Vater noch unter den Lebenden verweilt. Leviathan, ein Ungeheuer der See. Ein Monster, welches seine Opfer in die Tiefe des Meeres drückt, sie qualvoll ersticken lässt. Ganz, nach den Vorlieben des Rappen: Ich finde dich, ich ertränke dich!


Wörter: 759

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Abwärts, bis zum letzten Mann.
11.10.2016, 19:54
Schicksal



Das Schicksal ist ein Angebot und muss nicht
zwingend in das Play eingebunden werden! Wie und in welchem Maße
du es ins Play einbindest, bleibt dir überlassen.

Ein Grummeln dringt aus den Tiefen des Feuerbergs, leichter Rauch steigt aus der Öffnung empor und es scheint, als wackle der Boden. Ein beißender, schwefliger  Geruch breitet sich in der Luft aus.


26.10.2016, 23:07
» Nephele
Dieser Nutzer/Charakter wurde gelöscht.

Leviathan



Rauchsäulen wirbelten vor einer pechschwarzen Leinwand in den Himmel empor, während der Feuerberg, auf dem sie beide gegen jede Vernunft immer noch seelenruhig standen, ein bedrohliches Grollen von sich gab. Obwohl der aufsteigende Geruch ihre Nüstern reizte, zuckte Nephele nicht mit der Wimper. „Es scheint, als sei der Berg lebendig“, kommentierte sie. „Eine Horrorgeschichte, die man Fohlen erzählen könnte, damit sie sich von hier fernhalten. Aber ich habe nicht viel für Kinder übrig“, meinte sie abfällig. Elegant stieg sie über das Geröll und die lockeren Steine, näher an den Rand heran. Blanker Wahnsinn. Aber es macht nicht so viel Spaß, da ich bei einem Absturz sowieso nicht sterben würde. Der Nervenkitzel bleibt aus. Gelangweilt wandte sie sich ab und ließ ihren Blick auf ihrem mysteriösem Gegenüber ruhen, der sich soeben als Leviathan vorgestellt hatte. Es war noch nie vorgekommen, dass sich ein Hengst ihrer Reize gänzlich entzogen hatte. Selbst Faithless fand sie schön, das hatte sie gespürt, aber bei ihm war es ihr gleichgültig gewesen, ob er auf sie eingegangen wäre oder nicht. Überhaupt war diese endlose lange Kette von wäre, hätte und könnte vollkommen belanglos für sie. Nephele hatte kein Interesse an Faithless' Körper, sondern an seiner Macht. Seinen Fähigkeiten, die er größtenteils noch unter der Decke hielt, aber das würde bald ein Ende haben. Was verbirgt er?, fragte sie sich unwillkürlich, nun wieder über ihren Gesprächspartner nachdenkend. Den Namen Leviathan hatte sie noch nie gehört, aber dank dem uralten Dämon wusste sie sofort, was es mit ihm auf sich hatte. Ihr Mund kräuselte sich leicht, dann sagte sie interessiert: „Leviathan, wie das Seeungeheuer? Eure Eltern gaben Euch einen ungewöhnlichen Namen. Ist die Bedeutung ein unglücklicher Zufall oder steckt etwas dahinter?“, fragte sie unverfroren, die dunklen Augen unerschrocken auf seine geheftet und – zugegeben – voller Neugier, ob und was er ihr antworten würde. Irgendetwas, eine kleine Vorahnung, flüsterte ihr zu, dass der Fremde bestimmt kein herumreisender, freundlicher Urlauber mit einem unglückseligen Namen war. Dafür waren seine Ausstrahlung, seine Stimme, seine Erscheinung... zu düster. Zu kraftvoll. „Ebenfalls erfreut, Leviathan“, erwiderte Nephele aalglatt, es klang ebenso wenig freundlich wie bei ihm, aber sie meinte es dennoch ernst. „Wenn Ihr euch auf den Feuerberg wagt, seid ihr entweder sehr mutig oder verrückt“, meinte sie hochnäsig, eine deutliche Provokation in der Stimme. „Oder aber beides“, fügte sie leicht amüsiert hinzu.

Das Spiel mit dem Feuer war riskant, aber Nephele liebte es, an ihre Grenzen zu gehen und diese auszuloten. So war sie schon immer gewesen, auch vor ihrer Wandlung zum Dämon. Wo andere bereits den Schwanz einzogen, fing ihr Abenteuer erst an, und das war ihren Eltern zufolge der Grund gewesen, warum sie die Herdenmitglieder mit ihrem Verhalten oftmals schockiert hatte. Und sie hatte es genossen. Oh, sie hatte es so genossen, diesen verklemmten Spießern zu zeigen, was Leben, Lust und Spaß bedeuteten. Und trotzdem... sie behielt kein schlechtes Bild von ihren Eltern zurück. Sie hatten sich immer gut um sie gekümmert oder es zumindest versucht, wenn Nephele nicht zu bändigen gewesen war. Merkwürdig... aber es fühlte sich für sie an, als stammten diese Erinnerungen aus einem längst vergangenem Leben. Ihr wurde bewusst, dass sie seit ihrer Verwandlung nicht an ihre Familie gedacht hatte; ihr Tod lag kaum zwei Wochen zurück. Das Einzige, das sie im Sinn gehabt hatte, war Leanders Blut gewesen. Sehr viel Blut. Blut, das ihr weißes Fell benetzte und purpurne Blüten bildete, während sie sein elendes Leben auslöschte. Sie biss die Zähne aufeinander, um ihre plötzlich aufkeimende Wut zu bändigen. Das musste warten, denn wie versprochen war erst Faithless mit seinem lächerlichen Krieg an der Reihe. Sie unterschätzte ihre Gegner nie, aber das, was ihr bislang über die Engel zu Ohren gekommen war, hatte ihre Meinung sinken lassen. Wenn ihr Oberhaupt sich von einem kleinem dummen Mädchen in den Tod locken ließ, musste er enorm blind sein vor Liebe, eher schon behindert. Ein weiterer Grund, sie zu meiden, dachte Nephele angeekelt. „Ich habe übrigens gehört, dass hier im Tal ein Krieg aufzubrodeln droht“, bemerkte sie lässig, beinahe desinteressiert, und wartete auf eine Antwort des Rappen. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er zu den Engeln gehörte, aber es war klug, abzuwarten und nicht direkt mit offenen Karten zu spielen.


16.11.2016, 22:11
» Leviathan
folgsam, bis in den Tod.

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Nephele



Ein Gemisch aus Asche und Schnee fiel vom grauen, bedeckten Himmel herab. Der Berg unter ihren Hufen bebte, und erwachte aus seinem langen Schlaf. Es schien, als wollte der Berg alles Leben vertreiben, welches sich zu ihm verirrt hatte. Leviathan war dies vollkommen egal, wie sich der Berg unter seinen Hufen wehrte, und förmlich schrie. Der kalte Wind fuhr scharf durch sein pechschwarzes, feuchtes Fell; wirbelt das Gemisch aus schwarzen und weißen Flocken durch sein wachsames Blickfeld. Nephele, formte der Wahnsinn in seinen Kopf den Namen der unbekannten Stute, lauschte der hellen Stimme ohne einen Blick von ihr abzuwenden.  Sie sprach die Worte aus, die ihm durch den Kopf gingen; der Berg war lebendig. Leviathan nickte knapp, lies ein schiefes Lächeln über seine spröden Lippen stolpern. Er hätte sie auch niemals für eine liebende Mutter gehalten, die alles für ihre Kinder tun würde. Sie war eine Einzelgängerin, die niemand zum Überleben brauchte, da sie selbst in der Lage war in dieser grausamen Welt zu bestehen. Vielleicht war sie gar, wie dieser brodelnde Berg unter ihren Hufen. Eine Naturgewalt, so unverhofft und unscheinbar, in der Lage alles Leben auf einen Schlag auszulöschen; fast ein wenig faszinierend.  Allein der Gedanke, dass der Berg unter ihnen ausbrechen könnte, hinab in das friedlich wirkende Tal stürzen könnte, ließ ein schrilles Lachen in seinem Kopf erklingen.

Das dunkle Augenpaar folgte den eleganten Bewegungen der Stute, wobei ihn dieser Anblick nicht so sehr faszinierte, wie der plötzliche Tod von mehreren Lebewesen fernab dieses bebenden Berges. Sie wirkte durchaus lebensmüde, wie auf den Rand des Berges zu schritt; und in die Gefahr verfiel hinab in die Tiefe zu stürzen. Nur einer, der die Gefahr wirklich verstand und die Angst bändigen konnte, spürte die pure Lust des Wahnsinn durch seine Adern pulsieren. Dies war nicht der Nervenkitzel, den Leviathan brauchte. Nein, er brauchte um einiges mehr, um sein warmes Blut in Wallungen zu bringen; um seine Triebe zu befriedigen. Es schien, als ging es der hellen Stute nicht anders, denn ihre zarten Gesichtszüge, kaum im Rauch zu erkennen, spiegelten Langeweile wieder. So wandte sich Nephele dem Rand des Berges ab und blickte wieder ihr gegenüber an. In ihrer Stimme lag ein gewisses Interesse bezüglich des Namens des Hengstes. Leviathan nickte. „Mein Vater gab mir diesen Namen.“, gab er neutral und gleichgültig zurück. Die Mutter kannte er nicht. Allein die schmerzerfüllten Schreie, die ihre zarte Stimme wiederspiegelten im Augenblick ihres qualvollen Todes. „Ein glücklicher Zufall, der doch durchaus beabsichtig war, wenn man bedenkt, welch harte, brutale Erziehung mein Körper und mein Geist in jungen Jahren erfahren mussten.“ Ein schelmisches Grinsen umschloss seine markanten Gesichtszüge, brachte langsam eine Fratze zum Vorschein, die unwillkürlich zuckte. Leviathan atme ein, wieder aus, ehe er weitersprach. Der Hengst war nicht der Typ der vielen Worte, sprach meist das aus, was ihm durch den Kopf ging. „Vielleicht ist mein Vater über das Ziel hinausgeschossen.“ Nicht vielleicht, sondern ganz sicher, wenn man die Spur des Mordes zurückverfolgte, die der Schwarze all die Jahre hinterlassen hatte. Die meisten waren Aufträge seiner Meister gewesen, nur die Anfänge seiner blutigen Akte waren reine Willkür und Stillen der unbefriedigten Lust gewesen. „Mutig, sind die wenigstens unter uns, aber sind wir nicht alle ein wenig verrückt.“, gab Leviathan mit einem zarten Lächeln auf den spröden Lippen zurück. Zum Provozieren konnte sie sich jemand anderen suchen, an ihn prallte sowas – meist – ab.

Stille. Angenehm, wenn man von dem brodelnden Berg im Hintergrund absah, der nicht im Geringsten daran dachte, Ruhe zugeben. Es störte nicht, machte keine Angst. Es war eine belanglose Melodie, die es nicht wert war, ihr Aufmerksamkeit zu schenken. Leviathan konnte die Helle nicht aus den Augen lassen. Er war sich zwar sicher, dass sie nicht der Typ war, der aus dem Hinterhalt angreifen würde  - dafür gab es sowieso keinen Grund - aber man konnte nie wissen. Lässig, wie zuvor hob sich ihre klare Stimme vom brodelnden Berg ab. „Ein Krieg?“, fragend blickte er an Nephele vorbei, hinab in die Tiefe. Ruhig und friedlich lag das Tal im Schnee, welcher sich in Blut tränken würde, wenn er ihren Worten Glauben schenken wollte. „Ich halte mich aus Kriegen raus.“ Was, nicht mal gelogen war. Leviathan war ein Auftragskiller, der Aufträge im Namen von Castiel, seinen Meister, ausführte; in geringen Maßen auch Informationen sammelte. Die Yakuza waren im Untergrund tätig, waren dennoch in der Lage das Bestmöglichste für sie aus solch einem Krieg zwischen zwei verfeindete Parteien herauszuholen. Und, Leviathan war sich ziemlich sicher, das Castiel wusste, was er mit dieser Information anfangen konnte.


Wörter: 871

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Abwärts, bis zum letzten Mann.
04.01.2017, 21:37
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Geschlossen