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Echion





Die Stute schritt weiter, drohte einige Male auszurutschen. Jedoch fing sie einen Sturz kurz vorher immer wieder ab. Mal ganz abgesehen davon das sie lediglich gegen Echion prallen würde. Entweder würde sie dann beide in den Tod reißen oder Echion wäre stark genug, sie beide vor einen Sturz zu bewahren. Es war nicht so, als wäre Manala eine ängstliche Stute. Nein, keineswegs, sie war ziemlich mutig. Machte sich nie arge Gedanken über den Tod, hatte der Meister ihr doch schon so viele Sachen beigebracht, die sie schützten. Sie war nicht so leicht unterzukriegen wie normale Pferde. Wie Echion zum Beispiel. Und doch hatte auch sie Grenzen. Wenn das Geröll unter ihr nachgab und der Schnee zu rutschig wurde, dann hatte auch sie keine Lösung mehr. Denn ihr kleines Geheimnis durfte sie um keinen Preis freigeben. Eher würde und sollte sie sterben. So war die Abmachung.
Es hatte nun aufgehört zu schneien, sie hatten den Fuß des Vulkans fast erreicht. Und trotz dessen war es immer noch glatt. Jedoch war Manala nun zuversichtlich, dass sie den Abstieg unbeschadet hinter sich bringen würden. Vielleicht würde sie noch ein bisschen länger hier bleiben. Echion war ihr gegenüber sehr freundlich, hatte Interesse an der kräftigen Stute. Nicht oft konnte sie behaupten, das sie überhaupt irgendjemanden interessierte. Viel zu sehr war sie mit ihrer Lehre beschäftigt, als dass sie mit irgendjemanden in Kontakt treten konnte. Demnach konnte sie auch niemand interessant finden.
Meister, ja. Er ist nicht direkt ein Meister. Wir nennen ihn so, da er uns Dinge lehrt, die wir können wollen. Es ist so. Wir, ich und alle anderen Herdenmitglieder, sind freiwillig da. Das Herdenleben ist angenehm, auch wenn der Meister nicht immer bester Laune ist. Aber wir haben es uns selber ausgesucht. Manala durfte nicht mehr preisgeben. Die Herde war angreifbar, wussten Außenstehende zu viel über sie. Sie durfte Echion nur mehr verraten, wenn er ein offenkundiges Interesse daran hatte, der Herde beizutreten. Wovon sie im Moment jedoch keineswegs ausgehen konnte.
Da sie nun fast unten angekommen waren beschleunigte Manala kurz ihren Schritt, um so neben dem braunen Hengst zu laufen. Ein Lächeln zierte ihre Lippen, verschönerte ihre weiblichen Gesichtszüge. Was machst du hier im Tal? Gehörst du auch einer Herde an? Manala ließ ihren warmen Blick kurz über den Körper des Hengstes gleiten, nur um festzustellen dass sie scheinbar übersehen hatte wie gutaussehend er wirklich war. Ihr Atem stockte kurz. Wahrlich, sie hatte den Hengst noch nicht wirklich wahrgenommen, so hatte sie sich unter Druck gesetzt gefühlt. Bisher war für jegliche Musterungen scheinbar garkeine Zeit gewesen. Da war es beinahe schon schockierend, den Hengst in seiner vollen Größe, im Gesamten, wahrzunehmen. Wieder rosste die Stute, und dieses Mal fiel es ihr selber auch auf. Der Duft stieg in ihre Nüstern, sie spürte es an der Hinterhand. Und doch ignorierte sie es mit einem Kopfschütteln. Sie war kein wehrloses Ding. Sie würde jedem Hengst zeigen können : wenn sie nicht wollte, wollte sie eben nicht.


15.03.2013, 17:26
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Manala



Das Ende war in Sicht, dennoch beschleunigte der Hengst seinen Schritt nicht. Im Winter war man nie sicher, irgendwo eine vereiste Stelle unter dem Schnee und schon wäre es geschehen. Man wollte ja nicht übermütig werden, zumal es kein Grund gab. Oder feierte man Jubelfeiern, wenn man es wieder lebendig auf die Ebene geschafft hatte?
Hm. , gab er von sich. Er könnte sich wohl nur schwer dazu überwinden, jemanden als Meister zu bezeichnen. Man sah ihm an, dass er nachdenklich geworden war, gerne hätte er sich der Stute zugewandt, um vielleicht aus ihrer Körpersprache etwas schlauer zu werden. Doch er wagte es nicht wirklich, denn so würde sie dieses verräterische Leuchten in seinen Augen sehen. Er war eben ein Hengst, also an sich nichts, weshalb man sich schämen müsste. Zumal Manala durchaus als attraktiv zu bezeichnen wäre. Warum sollte man jemanden freiwillig als Meister bezeichnen?
Also eher ein Lehrer. , seine Stimme war leise, er sprach langsam, als müsste er über jedes Wort nachdenken. Hm…, erklang es wieder aus seiner Kehle, diesmal war es aber eher ein tief aus der Brust kommende Ton. Sollte ein Lehrer nicht positiv gestimmt auftreten?
Echion fiel selbst auf, dass er sehr neugierig rüber kommen musste, fast schon wie ein geheimer Spitzel. Wobei es wiederum dümmlich wäre in diesem Falle so offen zu fragen, oder nicht? Er war kein Spion, er war sogar sehr unsicher darüber, ob er in der Lage dazu wäre. In Wahrheit lenkte es den Braunen nur ab. Eine willkommene Ablenkung.
Er kaute auf seine Lippe, den Blick gesenkt und entschied sich dafür lieber wieder zu schweigen.
Meister. Meister. Dieses Wort erzeugt stets ein unmerkliches Kopfschütteln. Das klang fast wie König, Kaiser… nein schlimmer, fast schon wie Gottheit.
Er spürte wie der Boden sich unter seinen Beinen ebnete, seine Vorderhand wieder etwas entlastet wurde. Er seufzte und wollte gerade wieder etwas sagen, als die Weiße sich neben ihm gesellte und ihre Stimme erhob. Sie klang nun selbstsicherer, ruhiger, als dort oben auf dem Vulkan. Sein Blick fiel zu Manala hinüber. Sie lächelte. Ein zufriedenes Lächeln, das ihre ganze Erscheinung erstrahlen ließ. Sie war eine Schönheit. Unsinn. Der Hengst wandte sich wieder ruckartig von ihr ab. Sie war nicht hässlich, das hieß es auf gar keinen Fall, aber Echion konnte man nun auch nicht gerade zutrauen, dass er doch leicht benebelt von dem Rosseduft, in der Lage war ein vernünftiges Urteil zu fällen. Übertrieben gesagt, wäre es momentan auch möglich, dass er ein struppiges, einäugiges Etwas als hübsch bezeichnen würde.
Nein. , war seine einzige Antwort. Er war schon lange in keiner Herde mehr gewesen. Die wenigen Versuche, die er unternommen hatte, stellten sich als gefährlich heraus. Nicht für ihn, für andere. Auch wenn ein kleiner Seufzer zu vernehmen war, so hatte Echion nie das Gefühl etwas zu verpassen. Was er hier tat, wusste er somit selbst nicht.
Was wird euch gelehrt? , kehrte er zu seinem Gesprächsthema zurück. Die weiße Stute schien schließlich eher über sich sprechen zu wollen, womöglich gab es auch mehr über sie zu erfahren. Doch Manala war wohl anderweitig beschäftigt. Er grinste, als ihr Blick an seinem Körper entlang glitt. Gefällt dir, was du siehst?
Er erinnerte sich daran, dass sie meinte der Weg zu ihrer Herde wäre lang. Oh, Echion…


15.03.2013, 18:31
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Echion :3




Manala schritt weiter neben dem Braunen, stattlichen Hengst den Vulkan hinab. Der Weg kam einen wie Stunden vor. Sie blickte nach vorn, es hatte immer noch nicht wieder angefangen zu schneien. Mit zusammengekniffenen Augen versuchte sie abzuschätzen, wie weit es noch bis nach unten sein würde. Sie kannte sich mit Längenmaßen zwar nicht bestens aus, aber es mussten noch circa 3 Meter sein. Und diese drei Meter wurden der Schimmelstute wohl auch zum Verhängnis, denn es verleitete sie dazu unachtsamer ein Huf vor dem anderen zu setzen. Sie trat auf eine Erhebung, hielt es unter dem Schnee für einen Felsen. Ein Felsen würde ihrem Huf mehr als genug Halt geben. Doch als sie auftrat, gab besagter Felsen unter ihrem Huf nach. Es war ein Kadaver eines Hasen, auf den sie da eben getreten war. Ihr Huf fand keinen Halt und die Stute schlitterte zwei Meter den Vulkan hinab. Echion würde sie nicht schützen können, schließlich lief er nicht mehr vor ihr wie ein Fels in der Brandung sondern schritt neben ihr.
Manala biss sich auf die Lippen, schmeckte Blut. Doch unten angekommen, konnte sie genug Halt finden um nicht hinzufallen. Leise lachte die Stute. Nun, sie hatte sich nicht verletzt. Also war dies ein Moment gewesen, der durchaus als amüsant zu bezeichnen war. Sie versuchte, wieder auf das eigentliche Gespräch zurückzukommen. So seufzte Manala leise, blickte den Hengst aus warmen Augen an. Lehrer, ja. Als solchen könnte man ihn gewiss auch bezeichnen. Und wie er auftreten sollte ist wohl ansichtssache. Wir gehorchen ihm, dafür bekommen wir Dinge beigebracht, von denen andere nicht einmal träumen. Das ist es wert.
Der Blick der Stute tastete die Umgebung ab. Es war alles weiß, dennoch brachten die intensiven Sonnenstrahlen die Schneeschicht zum glitzern. Dies verhieß Frühling. Auf dem Fell wärmte die Sonne bereits wohlig, und die Stute schloss kurz die Augen. Weiterhin rosste sie, konnte dies wohl nicht aufhalten. Sie wusste um ihre Wirkung bei Echion, konnte dies aber nunmal nicht ändern. Es war von der Natur so gegeben dass Stuten rossten und dies die Hengste magisch anzog. Es war ein ungeschriebenes Gesetz. Hengste mussten lediglich lernen, damit umzugehen.
Echion verneinte ihre Frage, umschrieb diese auch nicht weiter. Manala seufzte nochmals leise. Es schien nicht, als würde der Hengst sonderlich gerne über sich reden. Und doch versuchte die Stute, sich langsam an ihn heranzutasten, vielleicht irgendwann mehr über dieses Wesen zu erfahren, von dem sie noch nichts zu wissen schien. Es wirkte jedoch, als würde er schon so einiges über sie wissen. Im Prinzip war es unfair, mehr als nur das. Er kannte sie bereits in einem gewissen Maße, sie hingegen konnte ihn noch überhaupt nicht einschätzen. Wusste nichts von ihm und seinen Charakter. Außer eben der Tatsache dass er nicht sonderlich gerne von sich zu sprechen schien. Doch Manala war nicht diejenige, die viel dachte und wenig sagte. Frei heraus war sie, selbstbewusst. So verzog sie kurz den Mund, ehe sie aufrichtig lächelte, dem Hengst in die Augen blickte. Du weißt nun schon einiges über mich. Wäre es nicht fair, mir auch was von dir zu erzählen?
Manala pendelte mit dem Schweif, stand ansonsten ruhig am Fuße des Vulkans und weitete leicht die Nüstern. Wieder rosste sie, wusste um ihre Schönheit und ihren betörenden Geruch. Nun, dies und das. Jeder von uns hat Fähigkeiten, irgendwo in uns verborgen. Wir sind uns ihrer nicht bewusst und wissen sie auch nicht einzusetzen. Der Meister bringt uns bei, sie zu beherrschen wenn er uns als würdig betrachtet. Mit der Zeit lernen wir immer besser damit umzugehen. Ich bin momentan die Älteste der Herde. Ihr letzter Satz war wohl eine Andeutung darauf dass sie demnach auch am Meisten die Magie beherrschte, die der Meister ihnen lehrte. Gefühle beeinflussen. Ihre kleine Fähigkeit. Dazu geboren, andere glücklich zu machen. Sie konnte keine Gedanken lesen oder derartiges. Lediglich Gefühle verändern. Somit war sie auch sensibler für die Gefühle anderer, beinahe nichts blieb ihr verborgen.
In Gedanken betrachtete Manala weiterhin den stattlichen Körper des Hengstes, schien diesen mit ihren Blicken vorsichtig zu betasten. Die Frage Echions riss sie kurz aus dem Konzept, solch direkte Fragen war sie nicht unbedingt gewohnt. Doch sie fing sich schnell wieder, hob ihr Haupt leicht, wirkte voller Stolz und einer atemberaubenden Eleganz. Mit ihrem Blick, fest an den Augen Echions geheftet, schien sie ihm zu durchbohren. Doch dies war keineswegs negativ gemeint, brachte lediglich ihr Selbstbewusstsein zum Ausdruck. Natürlich. Ich bin nicht der Fan von kleinen, schmächtigen Jungs.


16.03.2013, 16:23
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Manala



Die Zeit verstrich unaufhaltsam und doch schienen die beiden Pferde nicht wirklich voran zu kommen. Ein langer weg, was genau bedeutete das aber? Was auch immer, so konnte es nicht unerreichbar sein, schließlich hatte die weiße Stute es noch rechtzeitig vor dem Sturm hierher geschafft. Wäre es mehr als eine Tagesreise, müsste sie Hellsehen können. Und wer konnte das? Echion vielleicht? Nein, er wusste nur, dass er irgendwann sterben musste und das entsprach jedem Lebewesen, jeder Pflanze, ja sogar lebloses Material wie Stein konnte zu Grunde gehen.
Wow. , ertönte er etwas erschrocken, als Manala neben ihm weg glitt und die letzten Meter hinunter sauste. Für einen Augenblick blieb der Braune wie angewurzelt stehen, bevor er sich schnellen Schrittes der nun lachenden Stute näherte. Man könnte meinen, dass nichts passiert sei, aber Gelächter konnte auch rein aus dem Schock heraus entstehen. Echion ließ seinen Blick über ihre Beine huschen. Nichts passiert. Er atmete tief aus und versuchte Blickkontakt herzustellen. Schau mich an. Seine Augen waren etwas zusammengekniffen, als er ihren Kopf mit einem leichten Stoß etwas anhob und das Rot auf ihre Lippen entdeckte. Langsam und vorsichtig…, murmelte er, bevor er sich wieder entfernte. Was war daran so schwer zu verstehen? Letzteres hatte sie in ihrer Euphorie wohl vollkommen vergessen. Rasch schaute er zurück und konnte dort, wo Manala ausgerutscht war, ein kleines Gerippe und Fellreste sehen. Ein Fuchs? Nein, eher ein Hase. Vielleicht auch ein Getier, dass er noch nicht kannte, doch in dieser Größenordnung würde das kaum eine Rolle spielen.
Echion gab eher ungewollt einen verächtlichen Ton von sich, als wieder die helle Stimme erklang. Er wusste nicht, wovon er träumen sollte es zu können. Er konnte überleben, das war alles was man brauchte. Naja, also fast alles.
Du siehst nicht so aus, als müsstest du jemanden gehorchen. , meinte er leise, vermied nun wieder den Blickkontakt, sondern beobachtete eher seine Umgebung. Manala sah wahrlich nicht so aus, machte es aber scheinbar doch, schließlich hatte sie auch schon ihm gehorcht. Nun könnte man sagen, dass er nichts Großes verlangt hatte, aber er hatte sie in ihrer freien Entscheidung doch eingeschränkt. Bleib stehen, schau mich an… Er hatte ihr gesagt, was sie tun sollte und sie befolgte ohne Widerworte.
Meister, gehorchen… das alles klang nicht nach einer Herde, in der man überhaupt noch einen Funken Entscheidungsrecht hatte. Es war eine Diktatur. Du musstest so und so sein, dies und das tun, ansonsten… Ja, was sonst? Was passiert, wenn du zurückkommst? Dass der sogenannte Meister nicht glücklich darüber sein würde, dass sie einfach verschwunden war, wusste der Hengst schon, doch was waren die Konsequenzen?
Sie fing seinen Blick ein und er hielt ausnahmsweise einmal stand, musterte ihr weibliches Gesicht, die sanften Züge, die leuchtenden Augen und das freundliche Lächeln. Nichts im Leben ist fair. , er lächelte zaghaft zurück, schien nichts weiter sagen zu wollen. War es fair, dass er diesen Klotz im Kopf hatte? War es fair, dass dieser Hase gestorben ist? Nein. Genauso unfair war es, dass der Rosseduft ihm immer und immer wieder direkt in die Nase flog. Erst in dem Moment, in dem er sich wieder abwandte, da ansonsten sonst was geschehen wäre, brachte er weitere Worte hervor. Was willst du wissen?
Obwohl er mittlerweile das Gefühl hatte mehr als genug vom Meister gehört zu haben, lauschte er doch aufmerksam ihren Worten. Denn er hatte die Frage gestellt, hier auch die Antwort, wenn auch nur ausweichend. Dies und das. , wiederholte er und lachte kurz auf. Sei ehrlich, du darfst es mir nicht sagen? Ihre Wortwahl und diese Schweigepflicht, die ihr wohl auferlegt ist, machte es nicht notwendig, dass Echion den Meister mal in Natura traf. Er wusste alleine von den Erzählungen, dass er ihn nicht mögen würde. Er wollte nicht mehr darüber reden, wollte kein vergötterndes Wort mehr hören, sondern eine ganz einfache Sprache. Manalas eigentliche Art zu sprechen. Und doch brannten ihn noch hunderte Fragen auf der Seele. Wie hieß der Meister wirklich? War es all das wert? Vermutlich würde er darauf aber auch nur eine ausweichende Antwort bekommen. Fein, dann schwieg man lieber darüber.
Erstaunlicherweise schien seine eher normale, alltägliche Frage sie mehr aus dem Gleichgewicht zu bringen, als alle anderen. Die Antwort war dann aber recht selbstbewusst, viele andere Stuten hätten nun abgestritten ihn überhaupt betrachtet zu haben. Manala, Manala. Sie wusste gar nicht, was sie ihm damit antat, sich derart zu präsentieren. Ihren eleganten Hals etwas in Höhe gereckt, den feinen Kopf empor gehoben und den Blick fest auf ihm. Verstand, da flogst du dahin…
Schön. Echions Stimme war angeschlagen von diesem Anblick. Rau, wenn nicht sogar kratzig klang sie. Er fuhr sich kurz über seine Lippen, als wären sie der Grund dafür.


16.03.2013, 17:39
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Echion (:




Manala stand am Fuße des Vulkans, atmete tief durch und es lag immer noch ein Lächeln auf ihren Lippen. Zwar musste sie sich von ihrem Schock erholen, als sie dass letzte Stück hinuntergeschlittert war, jedoch konnte sie sich andererseits prächtig über ihr Ungeschick amüsieren. Und das machte einen guten Charakter doch gerade aus, nicht wahr? Auch über sich selbst lachen zu können. Das war ausgesprochen wichtig.
Echion kam auf sie zu, hob ihren Kopf langsam an und betrachtete sie genauer. Manala grummelte leise, wohlig klang es gar. An sich war die Stute nicht der Typ dafür, dass sie sich brav bemuttern ließ. Auch ließ sie sich eigentlich nichts sagen, außer sie sah ihren Vorteil darin. Bei Echion gefiel es ihr, wirkte er doch in Sorge um sie. Und eine solche Sorge erfuhr sie selten, erwärmte ihr Herz. So mochte die Stute nichts gegen den Hengst sagen. Tut mir leid. Ihre Stimme glich einem murren, eine Entschuldigung für den Schock, in dem sie auch ihn, seinen Ausruf nach zu schlussfolgern, versetzt hatte.
Ich muss auch Niemandem gehorchen, gewiss nicht. Wir wollen lernen. Er ist unser Lehrer. Kennst du von den asiatischen Kampfsportlehrern? Sie verlangen äußerste Disziplin, und die Schüler lernen freiwillig. Aus freiem Wunsch. Und sie gehorchen. Sanft war das Lächeln der Schimmelstute, beinahe schon belehrend sah sie Echion ins Gesicht. Sie konnte sich denken, was er über die Herde und den Meister dachte. Es musste ja auch so wirken, als unterdrückte der Meister seine Schüler völlig, als fehle ihnen jede Entscheidungsgewalt. So übertrieben war die ganze Situation nicht, und doch wurde Respekt und Disziplin verlangt. Doch das war auch mehr als verständlich. Sobald Manala ihre Lehre abgeschlossen hatte, würde sie den Meister ohnehin verlassen und die Welt frei erkunden. Nicht, dass sie aus der Luft nicht schon genug von der Welt gesehen hatte. Dennoch wollte sie weiter, viel weiter. Und vor allen Dingen freier.
Ich weiß nicht was passiert, wenn ich zurückkomme. Wahrscheinlich werde ich mir einen kleinen Vortrag anhören dürfen. Aber ich werde nicht bestraft. Dafür bin ich zu wertvoll. Nun schlich sich ein geheimnisvolles Lächeln auf die wohlgeformten Lippen der Schimmelstute, zog den Schleier vor der Magie hinweg. Der Meister würde seine Raben für solch Nichtigkeiten nicht bestrafen. Vielmehr sorgte er sich um ihr Wohl, denn sie waren sein Meisterstück. Manala, die Älteste von ihnen, war somit die Stärkste und Wertvollste unter ihnen. Er würde keinen Huf gegen sie erheben.
Manala näherte sich dem Hengst um wenige Zentimeter, hielt immernoch den angemessenen Abstand zwischen ihnen ein. Das Lächeln auf ihren Lippen verging nicht, sie strahlte wahrscheinlich reine Lebensfreude und gleichzeitig Unschuld aus. Ihre Schönheit jedoch strafte jeder Unschuld Lügen. Nein, es ist nicht fair. Aber wir können dazu beisteuern, dass es zumindest ein wenig fairer wird. Vorsichtig streckte Manala ihren Kopf, wollte Echion nicht zu nahe treten. Langsam war ihre Bewegung, ehe sie mit ihren weichen, von samtenen Fell überzogenen Nüstern die braune, kräftige Brust des Hengstes für einen kurzen Augenblick berührte. Aufforderung lag in dieser Geste und auch in ihrem Blick, als sie ihren Kopf zurückzug und dem Hengst fest in die Augen blickte. Die Rosse ließ sie weiterhin ganz außer Acht. Aber es war unbestreitbar, dass sie da war. Nun. Alles. Ich habe dass Gefühl, als würdest du mich bereits komplett kennen. Ich habe dir so viel erzählt auf unseren Weg hinab. Du allerdings gibst nichts von dir Preis... ...als würdest du ein Geheimnis hüten. Dies sprach Manala nicht laut aus. Sie war ungestüm, sprach offen aus was sie dachte und unterzeichnete all dies mit einem gesunden Selbstbewusstsein. Und trotz dieser Eigenschaften versuchte sie, dem Hengst keineswegs zu Nahe zu treten, ihn in irgendeiner Weise zu bedrängen. Das war gewiss nicht ihre Absicht.
Ein Lachen des Hengstes ließ den Blick der Schimmelstute zu ihm schweifen, dass Lächeln, welches ihr Gesicht verschönerte, verschwand. Ich darf schon. Nur habe ich Bedenken, dass du es mir glauben wirst. Manala wurde ein wenig unruhig, pendelte unentwegt mit ihrem Schweif. Dass sie dabei den Rosseduft nur noch mehr Chancen gab, sich in ihrer unmittelbaren Umgebung zu verteilen, wurde ihr nicht allzu bewusst. Glaubst du an Engel, Geister, Vampire, Gestaltwandler. Magisches, Ungewöhnliches eben? Fragend blickte sie Echion in die dunklen Augen, welche seine Gefühle nicht zu spiegeln vermochten. Und doch wusste Manala durch ihre Fähigkeiten, wie in etwa sich der Hengst in diesem Moment fühlte. Konnte es verschwommen wahrnehmen. Sie brauchte keine Augen, um Gefühle zu erahnen. Im Gegenzug dessen, dass du mir mehr über dich erzählst, darfst du nach allem fragen was du über mich wissen willst. Ein kindliches Grinsen schlich sich auf ihre Lippen, ließ sie für diesen Moment in Freude erstrahlen. Es schien eine eher naive Abmachung zu sein, von einem kleinen Fohlen getroffen. Doch Manala wollte das Eis zwischen den beiden Tieren brechen.
Manala hatte ihren eleganten Körper immer noch selbstbewusst gestreckt, als Echion ihre Antwort als 'Schön' betitelte. Schön? Zugegeben, Manala hätte ein wenig mehr Kommentar erwartet. Aber nun gut, sie konnte nicht alles von ihrem hübschen Gegenüber erwarten. Und zugegeben, seine verschlossene Art machte Echion interessant. Und eine Schimmelstute neugierig, die im Moment nicht an die 'magischen Kräfte' dachte, die der Duft ihrer Rosse auslöste.


26.03.2013, 22:44
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Manala



Es war nicht ganz üblich für den braunen Hengst, dass er sich so sehr um eine Fremde sorgte. Normalerweise dürfte es ihn gar nicht kümmern, was mit der Schimmelstute geschah. Und wäre sie gestürzt, hätte sich ein Bein gebrochen oder irgendwas anderes, er würde keine Schuld daran tragen. Genauso wenig wäre er für sie verantwortlich. Ganz im Gegenteil, er könnte einfach gehen, sie hilflos zurücklassen. Schließlich wurde Manala schon vermisst und wenn dem Meister so viel an seine Schüler liegt, dann ist sicher schon ein Suchtrupp unterwegs. Und dennoch tat er es. Oder sollte man eher sagen, sein Körper reagierte einfach wie er es wollte? Denn sein Herz war für einen Moment stehen geblieben, bevor es panisch zu rasen begann, sein Hirn bastelte sich schon die wirresten Ideen zusammen, was in den besonderen Fällen zu tun wäre.
Hm., brummte es ruhig, Du musst dich nicht entschuldigen. Pass einfach... demnächst etwas besser auf. Mit seinem Glück was er besaß würden wohl gerade in dem Moment, in dem sie sich die Knochen brechen würde, ihre Herdenkollegen auftauchen und ihn als Täter identifizieren. Nein, das konnte er nun gar nicht gebrauchen.
Natürlich verteidigte sie ihren Gehorsam, es war auch nicht anders zu erwarten gewesen. Warum? Diese eine Frage schwirrte wie eine hartnäckige Fliege in seinem Kopf umher. Warum unterwarf man sich jemanden derart, wenn man es nicht nötig hatte? Manala hatte es nicht nötig. Ein tiefes Seufzen erklang. Es klang schon fast frustriert und ermüdet. Es war nicht so, dass er sie aus dieser Herde raus holen wollte. Er kannte sie nicht, er kannte den Meister nicht, doch Echion wusste, dass er sie glücklich haben wollte. Sie war in diesem Augenblick glücklich ohne Zweifel, doch war Manala genauso in der Herde. Kampfsport? Das ist alles? Du willst lernen zu kämpfen?, insgeheim wusste er bereits die Antwort. Es war nur ein Vergleich, doch der Braune wollte einfach irgendwas gesagt haben.
Sein Blick irrte durch die Umgebung. Noch immer standen die beiden Pferde am Fuße des Vulkanes. Auch wenn seine Aufmerksamkeit für einen Moment etwas anderem zu gelten schien, so hörte er ihre Worte doch genau. Auch hier konnte er nicht einschätzen, wie wahrheitsgemäß sie waren. Er hoffte einfach, dass sie nicht log.
Er räusperte sich und nickte in eine unbestimmte Richtung. Du wolltest zurück., sagte er. Wo geht es lang? Sie hatte ihn nicht direkt gefragt, ob der Hengst sie begleiten würde, dennoch schien es einfach so zu einem stillen Abkommen gekommen sein, als sie den Vulkan hinabgestiegen waren. Echion würde Manala begleiten. Nicht bis ins Herdengebiet, auch nicht allzu sehr in die Nähe. Man würde sehen.
Bedachte man, dass der Hengst noch immer von dem Rosseduft umhüllt wurde und seine Gedanken nicht allein Regelkonform dem entsprachen, was besprochen wurde, so wirkte der nächste Satz der Stute beinahe herausfordernd. Bevor er seine Gedanken wieder etwas reinige konnte, um eine angemessene Antwort zu geben, spürte er ihre weichen Nüstern auf seinem Fell. Ein leises Keuchen verließ seine trockene Kehle, fast schon beschämt, dass er derart auf eine Berührung reagierte, biss er sich auf die Unterlippe. Ganz und gar nicht fair. Dies war kein bisschen fairer. Folter beschrieb es dann schon mehr. Welche schändlichen Gedanken sollten wohl sonst bei einen Hengst wach gerufen werden, wenn eine weiße Schönheit sich so verhielt? Als puren Zufall konnte man es nun nicht gerade abtun.
Manala... Nahm seine Stimme tatsächlich schon einen gequälten Ton an? Er schüttelte seinen Kopf. Ich kenne dich nicht. Er lächelte ein wenig. Vielleicht hatte sie das Gefühl, doch Echion besaß das Gefühl, dass er den Meister kannte.
Der Braune trat etwas unwohl von einem Bein auf das andere, verlagerte sein Gewicht und versuchte alles mögliche, um dieses belastende Gefühl los zu werden, dass ihn beschlich.
Der Hengst lachte wieder auf. Oh glaub mir, du bist sehr glaubhaft darin, dass du freiwillig und glücklich bei deinem Meister bist. Den Sarkasmus konnte man nicht überhören, er war ein schlechter Schauspieler, wenn es in Richtung Gefühle ging. Was er fühlte war ein kleines, loderndes Flämmchen in seiner Magengegend. Wut. Womöglich sogar ein kleiner Funken Eifersucht dabei?
Nein., war seine knappe Antwort. Er glaubte nicht an Gott, seine geflügelten Haustiere, dem roten Menschen mit Hörnern und Dreizack. Nicht an Blutsauger, weiße Flatterhemden...
An Ungewöhnliches? Das kam wohl ganz darauf an, wie man ungewöhnlich zu definieren vermag. Manala war ungewöhnlich in jeder Hinsicht. Die Herde in der sie war ebenso.
Er rollte mit den Augen. So ich dir, so du mir oder was spielen wir jetzt?, fragte er ein wenig belustigt. Er ließ einen Moment die Stille regieren. Musterte die Weiße aufmerksam, ob sie irgendeine Regung zeigen würde, die dafür sprach, dass sie aufgab. Das sie es einfach auf sich beruhen lassen würde, dass Echion wohl nie über sich sprechen würde. Doch Manala stand, stand wie ein Baum, schaute ihn erwartungsvoll an und wartete.
Er holte tief Luft. Sir Echion, vor zehn Jahren in weiter westlich gelegenen Gebieten geboren und wandere nun schon fast mein ganzes Leben lang als einsamer Held durch die Welt. Und gerade jetzt treffe ich auf eine weiße Stute, die so neugierig ist und alles über mich erfahren will. Und das ist alles. ...und sie treibt mich in den Wahnsinn. Es gab tatsächlich nicht viel zu erzählen, bis auf den eigentlich wichtigsten Faktor, den er bewusst ausließ. Es spielte keine Rolle, ob sie von dem Tumor wusste oder nicht. Was würde es verändern? Mehr Verständnis für das was er in benebelten Momenten tat ohne sich erinnern zu können? Nein, die meisten hatten solange Mitleid bis etwas geschah und dann hassten sie ihn. Hatten Angst und mieden den braunen Hengst. Er wollte kein Mitleid. Und auch wollte er jetzt noch keine Abscheu von ihrer Seite haben, auch wenn diese Entscheidung sehr heikel war.
Echion hatte Manala nichts Neues erzählt und sie würde sicher gleich protestieren, also fragte er sie auch nichts. Unbewusst kam er der Stute näher, so nahe, dass er ihren Atem auf seiner Haut spüren konnte. Er erzitterte ein wenig bei dem sanften Hauch, senkte seinen Kopf ein wenig und strich über ihre Ganasche, verharrte an ihrem Ohr. Seine Lippen waren leicht geöffnet, als wollte er etwas sagen, wüsste aber nicht was. Selbst wenn es so vieles gab. Erzähl lieber über dich. Geh nicht zurück zu Herde. Du bist wunderschön. Hör auf damit, mich zu quälen. Für letzteres konnte sie recht wenig und dennoch.
Doch dann zog er seinen Kopf recht schnell wieder zurück. Man konnte mit viel Konzentration eine gemurmelte Entschuldigung vernehmen. Er wollte ihr nicht zu nahe treten. Auf gar keinen Fall so nahe, wie seine Instinkte es sich sehnlichst wünschten.


27.03.2013, 00:12
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Echion




Ihr Blick verweilte auf den kräftigen Körper des Hengstes vor ihr, glitt nochmal über ihn hinweg, blieb an besonders auffälligen Stellen hängen. Auffällig schönen Stellen. Bis sie zuletzt wieder in Echions Augen blickte, sich an diese heftete. Wahrlich, sie waren das schönste an dem braunen Hengst. Schön traf es vielleicht auch nicht, viel mehr interessant. Sie waren unlesbar, als hätte man ein Buch in einer anderen Sprache verfasst. Nichts konnte sie in den Augen des Hengstes erkennen. Gewiss konnten Andere, die den Hengst sehr gut kannten, auch in seinen Augen lesen. Doch für Manala waren sie eine Fremdsprache, unergründet und geheimnisvoll. Kein offenes Buch, wie sie es wahrscheinlich darstellte. So neigte die Stute leicht ihren Hechtkopf, rieb ihre Nüstern in einer selbstverständlichen Geste an ihre Vorderhand, schabte mit ihrem Huf im Schnee und zupfte ganz beiläufig einige karge Grashalme aus dem Boden. Als Echion erneut sprach, wollte sie ihm keineswegs das Gefühl vermitteln dass sie seinen Worten nicht genug Beachtung schenken würde. In der nächsten Sekunde hob sie also ihr Haupt und stand wieder mit einer solchen Anmut vor ihm, wie es noch vor dem Neigen ihres Hauptes der Fall gewesen war. Manala nickte ruhig. Sie würde aufpassen. Trotz der Tatsache, dass sie nicht mehr im Jugendalter war, konnte sie oft eine ungestüme Zeitgenossin darstellen. Doch sie würde achtgeben, es war nicht ihr Wunsch, Echion einen Schrecken einzujagen. Sie musste für sich zugeben, dass sie diesem fremden Hengst gefallen wollte. Dafür verstellte sie sich nicht, das hatte Manala nicht nötig. Dennoch wollte sie sich von ihrer besten Seite zeigen. Dass sie da immer noch über den Meister und ihr Gehorsam sprachen, steuerte wohl nicht positiv dazu bei.
Kampfsport? Nein. Ich halte dich nicht für dumm. Du wirst erkannt haben, dass es lediglich ein Vergleich war. Ich habe dir gesagt, dass du es mir nicht glauben wirst.
Dies war eine Einleitung zu einer kleinen Erklärung, für die Manala tief Luft holen musste. Ihr war bewusst, dass der Hengst, nachdem sie geendet hatte, womöglich Kopfschüttelnd von Dannen ziehen würde. Er würde sie für verrückt erklären, keines ihrer Worte glauben schenken. Und doch war Manalas Blick und auch ihr Lächeln so aufrichtig, dass Echion erkennen musste das bisher keines ihrer Worte auch nur eine Lüge beinhaltete. Sie tischte ihm die volle Wahrheit auf, ohne auch nur einen Funken misstrauen zu hegen. Wenn man die Tatsache bedachte, wie offensichtlich negativ Echion gegenüber ihrer Herde gestimmt war, war es wahrscheinlich ein riesiger Fehler, ihm ihre Geheimnisse zu erzählen. Und doch wollte sie. Auch wenn sie Angst davor hatte, er würde einfach gehen. Sie wollte.
In jedem von uns steckt Macht. Wir kennen sie meist nicht, wissen nicht mit ihr umzugehen und können sie schon garnicht bewusst einsetzen. Uns wird gelehrt, diese Macht zu finden und sie einzusetzen. Je älter wir sind, desto besser werden wir. Ich bin die Älteste, die Beste. Ich kann... Manala stockte, atmete nochmals tief ein. Sie verengte leicht die Augen, es wirkte, als müsse sie sich ernsthaft anstrengen. Und das tat die Schönheit auch, denn es kostete einige Überwindung, diesem Hengst, der kein bisschen an Magie glaubte, von ihrer Fähigkeit zu verraten. ... Ich kann Gefühle beeinflussen.
Die Stute wurde merklich kleiner, ihr Selbstbewusstsein flog dahin. Es war nicht zu übersehen, dass sie Angst vor seiner Reaktion hatte. Es war nunmal nicht alltäglich, dass man von irgendwelchen magischen Fähigkeiten einer Fremden erfuhr. Ganz und garnicht alltäglich. Ihr Herz raste.
Sie deutete in eine Richtung, in die die beiden Pferde ziehen müssten. Es ging Richtung Fluss, denn diesen müssten sie überqueren, um zu ihrem Herdengebiet zu gelangen. Noch war es ein weiter Weg zum Fluss, noch hatten sie viel Zeit zum Reden. Es war offensichtlich, dass Echion sie nicht komplett bis zur Herde begleiten würde. Seine Abneigung war deutlich spürbar.
Leise lachte Manala, als Echion bemerkte dass er sie nicht kannte. Natürlich tat er das nicht. Wie auch. Natürlich nicht. Es war vielleicht schlecht ausgedrückt. Ich würde nur behaupten, dass du mehr von mir weist als ich von dir. Und wenn es nur die Tatsache ist, dass ich mich von einem Meister unterdrücken lasse. Manala wollte das Ganze etwas ins Lächerliche ziehen, die Stimmung zwischen den beiden Pferden wieder etwas auflockern. Dies bedeutete nicht, dass sie sich über die Reaktionen des Braunen lustig machte. Sie wollte lediglich ein lockeres Gespräch. Das Keuchen, welches er ausgestoßen hatte als Manala Echion berührte, hatte sie durchaus wahrgenommen. Sie ermahnte sich, dem Hengst von nun an nicht mehr so nahe zu kommen. Ein Keuchen konnte durchaus eine negative Reaktion sein.
Manala wurde ruckartig von dem Hengst abgestoßen, als sie ein starkes Gefühl der Wut empfing. Sie wich einen Schritt zurück, keuchte leise auf und sah Echion mit erschüttertem Blick an. Sie konnte nicht nachvollziehen, was ihn so wütend machte, so sehr sie es auch versuchte. Seine Worte, die vor Sarkasmus trieften, verschlugen ihr für einen Moment die Sprache. Sie brauchte einige Sekunden, um sich wieder zu fangen, um ihren Geist von diesem starken Gefühl der Wut abzuschotten. Denn diese Wut bereitete ihr innerliche Schmerzen. Ich... Schweigen. Sie wusste nichts zu sagen. Schluckte nur, versuchte seinem Blick auszuweichen. Sie musste lächerlich rüberkommen, wie sie sich im Moment verhielt. Schien sie doch so empfindlich auf ein paar Worte und auf ein Gefühl zu reagieren wie ein Kind. Manala hätte die Möglichkeit gehabt, in Echion einzudringen, seine Gefühle positiv zu beeinflussen, ihm die Wut zu nehmen. Doch sie wollte ihn nicht beeinflussen, wollte diesen Hengst gänzlich unberührt und frei lassen. Es war nicht ihr Recht, einfach jeden in ihrer Umgebung so zu beeinflussen, wie sie es gerne hätte.
Manala atmete tief durch, als Echions Worte schon wieder leicht belustigt klangen. Er schien genau so wechselhaft wie sie selber sein zu können, doch dies beruhigte sie gleichsam ungemein. So versuchte Manala wieder zu lächeln, die Gefühle, die sie zuvor übermannt hatten, zu verdrängen. Sie musste noch so viel lernen. Zu zerbrechlich schien sie noch unter den Gefühlen anderer. Zu empfänglich. Und dabei lauschte sie ruhig den Worten Echions, hatte die gespitzten Ohren aufmerksam auf ihn gerichtet. Als er geendet hatte, sog Manala tief die Luft ein und zwickte dem Hengst leicht in die Schulter. Einsamer Held? Klingt spannend. Sag, was hast du erlebt, so als Held? Manala lächelte schelmisch, legte ihren Kopf leicht schräg, ehe sie etwas ernster wurde und ihren Blick wieder fest auf die Augen des Hengstes richtete. Es hat etwas gutes, wenn andere neugierig sind und alles über einen erfahren wollen. Sie sind interessiert daran, es zu erfahren.
Im nächsten Moment kam Echion ihr so nahe, dass ihr Herz drohte, zu schlagen aufzuhören. Sie sog die Luft scharf ein, machte sich unbewusst steif. Nicht, weil es ihr nicht gefiel, weil sie seine Nähe nicht mochte. Sie konnte nur nicht mit einer solchen Situation umgehen. Die Stute hatte ihr ganzes Leben lang enthaltsam gelebt, musste es, so waren die Regeln. Sie war einem Hengst schon lange nicht mehr so nahe wie in diesem Moment, und andere würden dies nichtmals als Nähe bezeichnen. So ging ein leichtes Zittern durch den Körper der Schönheit. Sie hätte zurückweichen müssen, es wäre ihre Pflicht gewesen. Doch sie verharrte still, genoss diesen Moment, behielt ihn in Gedanken.
Manala erwartete, dass Echion noch etwas sagen würde. So verharrte sie weiterhin, doch er zog seinen Kopf zurück und... entschuldigte sich. Ein Murmeln nur, dennoch hörbar. Leicht neigte die Stute ihr Haupt, blickte den Hengst schweigend an, wusste nichts zu sagen. Sie wollte ihm nicht an die Gurgel gehen weil er sich entschuldigt hatte, wollte ihm nicht erzählten dass sie seine Nähe genossen hatte. Sie schwieg nur und blickte ihn, umgeben von Stille, ruhig an.


27.03.2013, 01:43
»Echion
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Manala



Es musste ein kurioses Bild abgeben wie der Braune und die Weiße nun schon längere Zeit gegenüberstanden. Mal schwiegen sie sich an und musterten sich nur genaustens. Ein anderes mal sprachen sie. Ansonsten gab es keine wirkliche Interaktion. Sie spielten nicht wie Fohlen, scherzten auch nicht so, dass sie von Gelächter geschüttelt wurden und schon gar nicht stritten sie lauthals. Von Weitem konnte man fast den Eindruck gewinnen, dass sie irgendeinen Deal fest machten. Etwas verhandelten.
Echion schmunzelte leicht, als sie wieder in alte Verhaltensmuster verfiel. Sie lenkte von allem ab, von dem Hengst, ihrer Umgebung, aber auch von sich, indem sie sich belanglosen Dingen zuwendete. Zunächst überlegte er, ob er sie mit einem Räuspern aus dieser Übersprunghandlung raus holen sollte, entschied sich dann aber doch dagegen und beobachtete sie. Vielleicht brauchte Manala das einfach manchmal. Sie machte einen starken, selbstbewussten Eindruck, doch manchmal schien sie etwas hilflos und schüchtern. Mit einigen Situationen konnte sie anscheinend nicht zurecht kommen, dabei waren es für viele Artgenossen ganz selbstverständliche Handlungen.
Gut zu wissen., reagierte er. Natürlich hatte sie bemerkt, dass es nur ein Witz war. Und doch war es so, dass es wenn es um die Fähigkeit des Kämpfen gehen würde, sicherlich andere Wege auffindbar wären. Ich glaube vielleicht nicht dran, aber das schließt nicht aus, dass es existiert. Das war eine ganz einfache Logik, die irgendein gebildeter Vogel schnell widerlegen würde, aber solcher war gerade nicht anwesend. Man konnte noch so fest daran glauben, dass man 5cm größer wäre und wird es doch nicht. Man konnte sein ganzes Leben daran glauben nie sterben zu müssen und doch würde man es irgendwann tun. Und Echion konnte noch sooft daran glaube, dass der Tumor nicht existierte, verschwand er deshalb? Nein.
Sie schien zu einer Erklärung anzusetzen, zumindest holte sie Luft, als müsste sie eine stundenlange Rede schwingen, um ihn zu überzeugen. Vielleicht war dem auch so. Dennoch gestand er ihr es zu, er würde solange zuhören wie Manala brauchen würde. Aufmerksam und interessiert ruhte sein Blick auf ihr, abwartend was geschehen würde.
Erstaunlicherweise erwähnte sie den Meister mit keinem einzigen Wort. Trotzdem war Echions Gesichtsausdruck recht bewegungslos. Er wusste auch nicht recht, wie er reagieren würde. In jedem von uns steckt Macht. Nun gut, diskussionswürdig. Als die Stute abbrach, legte er den Kopf schief, dachte schon fast, sie würde nicht weiter sprechen. Als sie ihre letzten Worte aussprach, weiteten sich seine Augen einen Moment, sein Kopf fuhr einige Zentimeter höher. Verwirrt flog sein Blick zu den verschiedensten Punkten im Hintergrund an der Stute vorbei. Ein Baum, ein größerer Stein, dort ein Busch. Ich kann Gefühl beeinflussen. hämmerte es in seinem Kopf. Er glaubte nicht an Übernatürliches, aber allein die Vorstellung war erschreckend. Was wenn? Echion schluckte und richtete seinen Blick wieder auf die Schimmelstute, welche in Sekundenschnelle geschrumpft zu sein schien. Innerlich zählte er bis drei, atmete tief durch und dann erklang ein einziges Wort. Okay. Neutral, fast schon als stimmte es.
Um genau zu sein war gar nichts okay. Seine Gedanken rasten, sein Puls schlug heftig in seinen Adern. Seine Muskeln zitterten leicht unter der gespannten Haut. Ob sie ihn zur Flucht aufrufen wollten?
Was war das nur für eine Herde und was für ein Meister? Es klang ja beinahe schon wie eine Sekte, irgendwelche Fanatiker, die glaubten etwas zu können. Ich kann Gefühle beeinflussen.
Der Hengst schaute dort hin wo die Stute hindeutete. Er starrte regelrecht den Horizont an, als könnte man dort hinten schon die Herde ausfindig machen. Und egal wie viele Gedanken er sich darüber machte, ob sie ihn womöglich die ganze Zeit manipuliert hatte, so dachte er auch daran, was wohl mit ihr geschehen würde. War es ihr gestattet einem Fremden solche Geheimnisse zu offenbaren? Einen Fremden, der offensichtlich die Herde in ihrer Struktur hasste und nicht wusste ob er diesen Erzählungen tatsächlich Glauben schenken sollte.
Er kannte sie tatsächlich nicht, das hatte er nun erfahren müssen mit dem Problem, dass er auch nun kein bisschen schlauer war. Eine Irre? Hmhm., erklang es nur. Wenn alles stimmen sollte, wusste er tatsächlich mehr.
Er spürte das plötzliche Erschrecken und sah wie sie ein Stück von ihm wich. Fragend schaute er sie an. Was war los? Er kniff die Augen zusammen, senkte seinen Kopf, um ihren gesenkten Blick aufzufangen. Ich?, fragte er skeptisch nach und dann zuckte einer seiner Maulwinkel nach oben. Es war nur ein Sekundenbruchteil, genau der Moment in dem er Verstand. Sie konnte Gefühle beeinflussen, also musste sie zunächst auch wissen, welche Gefühle derjenige hatte. Gut. Sie musste also herausgefunden haben, dass er ihren Meister nicht sehr schätzte. Oder nicht gut? Sie schien ihn ihm dieses Gefühl aber zu lassen, denn es veränderte sich nichts. Wenn sie in dieser Herde war und loyal, warum brachte sie ihn dann nicht dazu, dass er positiv gestimmt war? Vielleicht auch so positiv, dass er sich ihr anschließen würde? Er leckte sich über seine Lippen, richtete sich wieder auf. Schon gut. Sie musste nichts erklären, er glaubte verstanden zu haben.
Obwohl die Stimmung wieder etwas entspannte, so fühlte Echion sich nun doch etwas unwohler. Regelrecht beobachtet.
Er grummelte leise, als sie ihn sanft in die Schulter biss. Sie sollte so etwas nicht unbedingt tun, egal was sie ihm erzählte, sie würde die weiße, verführerische Schönheit bleiben.
Ach..., seufzte er, Wie es jeden Helden so ergeht. Von den Hengsten verachtet, von den Stuten geliebt. Er zwinkerte ihr zu. So schlimm hatte es eigentlich nie um ihn gestanden. Es war tatsächlich so, dass viele Stuten sein Aussehen bewunderten und es gab auch einige Hengste, die seine Kraft bewunderten und ihn gerne als Wächter oder etwas in der Art gehabt hätten. Anfangs zumindest.
Er bemerkte wie Manala unter seiner Berührung verspannte und zitterte. Hatte sie Angst? Vielleicht war es genau das, was Echion veranlasste, den Blick gesenkt zu halten, nachdem er zurückgewichen war. Kein Wort kam über seine Lippen, keines über ihre. Er wusste nur, weil er es im Augenwinkel wahrnahm, dass sie ihn anschaute. Das war nicht beabsichtigt. Was für eine Lüge, es war vielleicht nicht bei vollem Verstand geschehen, aber in dem Moment als seine Haut ihre berührt hatte, war die Bewegung schon bewusst gewesen. Eher sollte man sagen, dass es nicht hätte passieren dürfen. Also..., er blickte in die Richtung, in die Manala vor einer Weile gedeutet hatte. Wir sollten los gehen. Es vergingen einige Sekunden in denen der Braune sein Gewicht nur abwägend von einer Seite zur anderen verlagerte, bevor sich umdrehte und losging.
Die Stille ließ ihn wieder nachdenklich werden. Es war der eine Satz, der ihn wie ein Fluch zu verfolgen schien. Ich kann Gefühle beeinflussen.
Im Augenwinkel schaute er zu der Stute hinüber. Was hatte er zu verlieren? Es war ja nicht so, dass es da nicht schon etwas in ihm gab, dass ihn gelegentlich seine Kontrolle nahm. Er kannte das Gefühl also. Zumindest sah er fast jedes Mal was er angerichtet hatte, wenn nicht konnte er es vermuten. Nur die Erinnerung an dem wie, warum und wann fehlte. Konnte es was Schlimmeres geben? Plötzlich blieb er stehen, schaute die weiße Stute herausfordernd an. Tu es.


27.03.2013, 03:00
»Manala
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Echion




Wieder einmal, wie nicht allzu selten am heutigen Tage, lag Stille zwischen den beiden Pferden. Und trotz dieser Tatsache war es keine unangenehme Stille. Sie legte sich sanft über die beiden Pferde, streichelte die Beiden mit einer solchen Vorsicht, dass es nicht aufdringlich war. So war die Stille in diesem Moment etwas beruhigendes, befreiendes. Nur einer hatte sich dazu entschlossen, diese Stille immer wieder zu zerbrechen. Jetzt, wo es nicht mehr schneite, hatte der Wind spürbar zugenommen. Wenn er für wenige Sekunden besonders stark war verursachte er ein Rauschen in den sichelförmigen Ohren der Schimmelstute. Wenn er um die Felsen des Vulkans fegte, heulte er leise vor sich hin. Dabei wirbelte er Schnee auf und ließ sie wie kleine glitzernde Wölkchen zwischen den beiden Pferden daherwehen.
Nun war es nicht mehr nur der Wind, der jene Stille zwischen den beiden Pferde zerbarst, nein. Echion erhob das Wort. Und seine Stimme war noch viel angenehmer als die Stille, die zwischen den Beiden geruht hatte. Sie streichelte sanft ihre Ohren, sorgte für ein wohliges Gefühl in ihrem gesamten Körper. So, als würde sie sich geborgen fühlen. Dies war vielleicht nicht ganz der Fall, doch zugegeben, für einen Fremden vertraute sie diesem Hengst sehr, fühlte sich ungewöhnlich zu ihm hingezogen. Und für ihr alter war das mehr Naivität als sie zulassen konnte und durfte. Doch nun war es zu spät.
Als Manala seinen Worten lauschte, bildete sich ein kleines, zaghaftes Lächeln auf ihren Lippen. Nun, wenn er immerhin zugab dass es nicht auszuschließen war, bedeutete dies wahrscheinlich gleichzeitig, dass er davon durchaus zu überzeugen war. Er war vielleicht nicht so sehr Realist, wie er vorgab. Vielleicht steckte ein wenig Fantasie in ihm, nur ein bisschen.
Und nun die Tatsache, dass sie Echion von ihrer Fähigkeit verrraten hatte. Immernoch schien Manala leicht in sich zusammengesunken, hatte sich merklich kleiner gemacht. Nicht mehr die stolze Statue, die sie zuvor gewesen war. Und Echions Reaktion auf ihre Offenbarung war erschreckend. Selbst wenn sie Gefühle nicht hätte spüren können, dann wäre ihr aufgefallen wie verwirrt und... erschrocken er zu sein schien. Die Schimmelstute schluckte kaum merklich, grummelte beruhigend. Nicht dass sie glaubte, ein solches Grummeln würde irgendetwas bringen. Sie versuchte sich nur für einen Moment in seine Situation zu versetzen. Wie würde sie auf eine solche Aussage reagieren? Sie würde sie für verrückt erklären, aber dennoch auch die Tatsache in Betracht ziehen, dass sie die Wahrheit sagen könnte. Und somit kam die Angst um die eigenen Gefühle, vielleicht um die eigene Entscheidungsgewalt. Fatal, dass Echion nicht wusste, wie weit es um ihre Fähigkeit stand. Sie war nicht mächtig, jeden um sich herum ganz einfach zu beeinflussen. Manipulation erforderte Konzentration. Sie konnte Gefühle nur spüren, wenn diese wirklich stark waren. Normale Alltagsgefühle nahm sie meist kaum bis garnicht wahr. Und beeinflussen konnte sie zwar, so dass das Pferd nicht einmal merkte, dass es beeinflusst wurde. Doch sobald es dem Pferd auffiel, hatte es die Möglichkeit sich gegen ihre Manipulation zu wehren und all der Zauber war dahin.
Das Okay, welches Echion von sich gab, erschütterte Manala noch mehr. Es klang so nüchtern, so normal. Und sie wusste, nichts war okay. Nochmal schluckte die Schimmelstute, senkte wieder leicht ihr Haupt. Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Sie hatte bisher kaum Pferde getroffen, denen sie wirklich näher gekommen war, und selbst denen hatte sie nie von ihren Geheimnissen erzählt. Und doch sind sie gegangen, irgendwann. Fanden die Stute zu wundersam. Was hatte Manala denn erwartet? Dass Echion freudig reagieren würde, solche Fähigkeiten mit offenen Armen empfangen würde? Wie dumm sie doch war. Es war nun eine reine Selbstverständlichkeit, dass sie dem Hengst nicht mehr davon erzählte, dass sie sich in einem Raben verwandeln konnte. Das war wahrscheinlich dann doch etwas zuviel des Guten. Echion würde vor ihr wahrscheinlich einfach in Ohnmacht fallen.
Entschuldige. Ich wollte dich nicht mit soetwas belasten. Ich hätte es bei dem belassen sollen, was du über mich wusstest. Dies waren nur gemurmelte Worte, und doch war Manala sich sicher dass der Braune sie vernommen hatte. Es war niemals ihre Absicht gewesen, sein Weltbild derart zu zerstören.
Und doch hatte die Stute dass Bedürfnis gehabt, ihm mehr über sich zu erzählen. Er hatte gesagt, er würde sie nicht kennen. Sie wollte, dass er sie kannte. Und doch führte dies wahrscheinlich Angst oder Abscheu mit sich. Darüber hatte Manala nicht nachgedacht. Nicht zu sehr nachgedacht. Dabei war es eine ganz logische Reaktion. Die Stille, dieEchion nun von sich gab, war nicht mehr so wohltuend, wie sie es noch zu Anfang gewesen war. Die Stille drohte Manala zu erdrücken, war zentnerschwer. Es war, als konnte Manala sehen wie Echions Gehirn auf Hochtouren arbeitete, wahrscheinlich ein heilloses durcheinander. Mit Sicherheit kam er zu keinem Schluss. Verständlich.
Die Schimmelstute atmete nach der Situation, als sie Echions Wut so deutlich gespürt hatte, tief durch. Sie entspannte sich ein wenig, als die Mundwinkel des Hengstes leicht nach oben zuckten. Er sagte nicht viel, und doch wusste Manala, dass er verstanden hatte. In gewisser Weise. Sie brauchte nichts sagen, und das war gut so. Ihre Stimme würde brechen. Würde das selbstbewusste Bild, das sie vor sich hertrug, gänzlich zerstören. Und dass nur, weil ein Fremder sie scheinbar zurückwies. Nicht einmal offensichtlich, aber Manala schlussfolgerte dies einfach aus seiner Reaktion. Eine solche Zurückweisung bereitete ihr Schmerzen. Der Gedanken, dass er sogleich einfach gehen würde, und sie war sich sicher dass er gehen würde, zerriss sie. Und das alles, obwohl dieser Hengst ihr absolut Fremd war. Naiv.
Als Echion erneut das Wort erhob, lächelte Manala schwach. Nein, er würde nicht einfach gehen. Dann hätte er es schon getan. Im ersten Moment wahrscheinlich. Denn mittlerweile wirkte der Hengst wieder ruhiger. Nicht entspannt, aber wesentlich ruhiger. Ein Aufreißer wie aus dem Bilderbuch. Was veranlasste dich dazu, nicht bei einen von jenen Stuten zu bleiben? Die Aussage, dass so viele Stuten ihn liebten, verursachte eine innere Aufruhr in Manala. Wahrscheinlich war dies einfach nur so dahergesagt, und trotz dessen bildete sich ein Funke Eifersucht in ihr. Sie war wahrscheinlich nicht mehr als eine von jenen Stuten. Befand ihn für schön, er nahm es so hin und würde schon bald weiterziehen. Zumal er wahrscheinlich eine weniger verrückte Stute als Manala es war um sich bevorzugte.
Stop! Manala schüttelte ihr Haupt, blähte die Nüstern und lächelte weiterhin. Was für Gedanken hegte sie da? Sie benahm sich wie ein frisch verknallter Teenager. Und dass man hier nicht von Liebe sprechen konnte, war doch offensichtlich. Wahrscheinlich benebelte ihre Rosse ihre Sinne ebenso wie sie es bei einem Hengst taten. Schließlich war sie dazu da, um Nachfahren zu schaffen. Also musste sie auch eine Stute 'willig' machen. Manala schüttelte nochmal ihren Kopf, versuchte jene lächerlichen Gedanken gänzlich zu verdrängen. Sie waren ihr sowieso nicht gestattet. Ihr Meister hatte verboten, dass seine Raben sich Geliebte nahmen. Es war einfach eine Regel, die keiner brechen durfte. So auch Manala.
Echion schien sich für die Nähe zu schämen, die er noch zuvor zu der Stute gesucht hatte. Seine Worte glichen wieder einer Entschuldigung, und Manala atmete hörbar ein. Er hatte ihre Reaktion scheinbar gänzlich falsch interpretiert. So wollte sie einen Schritt auf den Braunen zugehen, wollte mit ihren Nüstern vorstichtig seinen kräftigen Hals entlangtasten. Jedoch startet Echion nun zum Aufbruch, und Manala hielt sich zurück, hielt in ihrer Bewegung inne und es ließ sich nicht einmal erkennen, dass sie überhaupt auf den Hengst hatte zugehen wollen. Leise seufzte die Schimmelstute auf, folgte Echion dann.
Als sie neben ihm herlief, schweigend, wurde ihr bald wieder bewusst, worüber der Braune nachdecken musste. Nicht dass sie seine Gedanken lesen konnte, das wäre zu viel des Guten gelesen. Jedoch konnte sich jeder Dumme denken, worüber Echion nachdachte. Und seine darauffolgenden Worte, nur zwei, die die Stille durchschnitten, bestätigten Manalas annahme. Ich möchte nicht. Ich habe dich die ganze Zeit nicht beeinflusst. Ich möchte, dass du genau so bist wie du eben bist, und nicht etwa so, wie ich dich gerne hätte. Denn das ist sowieso der Fall. Natürlichkeit war das Stichwort. Manala bevorzugte die Natürlichkeit einer jeden Person. Sie beeinflusste im Normalfall niemanden, wenn es nicht zwingend notwendig war. Und doch wollte Echion es, verlangte scheinbar nach einem Beweis. Und Manala atmete tief durch, stellte sich vor Echion um ihn zum Stehen zu zwingen. Ihre Nüstern berührten seine Stirn, sie ließ es wirken als wäre es Teil des Ganzen. Natürlich hätte sie seine Gefühle auch ohne diese Nähe manipulieren können, doch sie kostete seine Nähe gänzlich aus. Sie sandte ihm ein Gefühl der Zuneigung. Da er wusste, dass sie ihn in diesem Moment beeinflusste, wusste er dass das Gefühl nicht echt war. Und doch ließ sich nur unschwer interpretieren, was Manala sich eigentlich wünschte. Nähe, Zuneigung. Mit einem schwachen Lächeln ging die Stute einige Schritte zurück, nickte leicht und sah Echion abwartend an. Ihren Einfluss ließ sie wieder gänzlich verstummen.


27.03.2013, 13:39
»Echion
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Manala



Seine schwarze Mähne wurde von Wind leicht zerzaust, ebenso wie sein Schweif hinter ihm wie eine Art Fahne flatterte. Die winterlichen Temperaturen störten den Hengst weniger, egal wie sehr die Kälte ihn auch piesaken wollte. Ein kleineres Schneegestöber sorgte dafür, dass sich auf seinem braunen Fell einige weiße Eiskristalle niederließen.
Manala schien die Hoffnung nicht aufgegeben zu haben, ihn davon zu überzeugen, dass es Magie tatsächlich gab, zumindest zeugte ihr Lächeln davon.
Und doch schien sie sich davor zu ängstigen, ihm von ihr zu erzählen. Von ihrer Magie. Höchstwahrscheinlich lag es nur daran, dass sie Angst um seine Reaktion hatte. Zurecht. Auf der anderen Seite konnte es auch gut möglich sein, dass sie sich Gedanken darüber machte, ob es richtig war, es ihm überhaupt zu erzählen. Echion wusste selbst nicht, was die Stute so unvorsichtig werden lassen hat. Schließlich hatte er noch kein bisschen über sich selbst erzählt. Er konnte also alles sein. Ein Spion. Mindestens im gleichen Maße aber auch nur ein einfacher Trottel. So fühlte der Braune sich gerade. Ein Trottel, der in irgendwas hineingeraten war, mit dem er nur schwer zurecht zu kommen schien. Ein tiefes Grummeln erreichte seine Ohren, doch es wirkte nicht. Seine Aufmerksamkeit galt für einige Momente nur sich selbst.
Reiß dich zusammen. Er bezweifelte ernsthaft, dass sie eine Wahnsinnige war, die sich dies alles nur einbildete. Weder zuckte sie nur ein mal zusammen, noch musste sie groß überlegen was sie zu sagen hatte. Außerdem war sie viel zu natürlich, normal. Es war unmöglich, dass sie im Hier und Jetzt lebte, gleichzeitig aber ihre eigene Fantasiewelt besaß. Echion seufzte schwer.
Seine Augen trafen ihre. Er sah, dass sie mit dieser Offenbarung und seiner Reaktion etwas gebrochen war. Es legte sich für einen Moment ein entschuldigender Ausdruck in seine Gesichtszüge. Sie sollte sich keineswegs schlecht fühlen, aber das er nun ganz normal weitermachen könnte, war auch zu viel gelangt. Das musste die Weiße sich selbst eingestehen.
Gleichzeitig schürte das Geschehen auch die Angst vor seiner Wahrheit. Echion würde es ihr nicht erzählen, nicht solange es nicht nötig wurde. Gott, wie würde Manala wohl reagieren? Ein Tumor war etwas wesentlich natürlicheres als Gefühle manipulieren, aber gleichfalls erschreckend. Im ersten Moment vielleicht weniger, aber wenn man das Ausmaß der Folgen kennen würde, dann bekam selbst der große Hengst Angst. Nein, Manala würde nicht davon erfahren, es sei denn sie kam alleine darauf, erlebte es im schlimmsten Fall am eigenem Leib.
Da er sich in seiner Welt zurückgezogen hatte, klang ihre Stimme nur dumpf. Mit einem Kopfschütteln kehrte er zurück in die Realität, schüttelte abermals seinen Kopf. Es dabei belassen, dass du Manala bist, etwas tollpatschig, zu einer Herde mit einem Meister an der höchsten Position? Nein. Es war schwer mit den neuen Tatsachen, doch wer wollte beweisen, dass es einfacher wäre nur mit einem Halbwissen zu leben? Gar nicht wissen oder ganz wissen, ein dazwischen gab es nicht.
Der Hengst wusste wie es sich anfühlte fremdbestimmt zu sein, er kannte auch das Gefühl, welches einen überkam, wenn man über jemanden bestimmte. Welches von Beidem kam nun im Falle von Manala eher in Betracht? Wie fühlte sie? Nicht nur ihre eigenen Gefühle, sondern auch die ihres Gegenübers konnten eine sehr große Last werden. Schon allein war es manchmal nur schwer mit Trauer oder Wut umzugehen, was also, wenn man es doppelt abbekam? Echion konnte es nicht an ihrem Verhalten erahnen. Sie war so erstaunlich ruhig.
Er stieß einen verächtlichen Ton aus. Aufreißer... freilich. Jede Woche eine Neue, quatsch was redete er, jeden Tag. Er lachte kurz auf. So einer war er gewiss nicht. Es war schmeichelhaft, wenn diverse Stuten um seine Aufmerksamkeit kämpften, aber nur wenige hatten es bisher erreicht. Einige waren sehr hübsch gewesen, hatten es aber deutlich übertrieben. Sie waren aufdringlich, anhänglich, eifersüchtig und einfach nur nervig gewesen. Ich muss doch meine Quote halten, da bleibt nicht viel Zeit etwas länger aufrecht zu erhalten., scherzte er schließlich weiter. In Wahrheit wäre er wohl das treueste Wesen auf Erden, was es gab. Doch die Richtige hatte ihn noch nicht gefunden. Zum Glück, musste man sagen. Warum interessierte es Manala überhaupt?
Selbst wenn er irgendwo auf dieser weiten Welt eine feste Freundin hätte, würde dies doch die Situation keineswegs ändern. Dann ertappte er sich selbst dabei wie er darüber nachdachte, ob denn Manala einen Hengst an ihrer Seite hatte. Da war es wieder, das kleine stechende Gefühl von Eifersucht, nur weil er sich vorstellte, dass es gut und gerne der Meister sein konnte. Schließlich war sie ihrer Aussage nach die höchste Schülerin. So unwahrscheinlich war es also gar nicht.
Es drehte ihm regelrecht den Magen um. Man sollte lieber hoffen und beten, dass der Hengst niemals auf diesen mysteriösen anderen treffen würde.
Seine Schritte waren nicht ungewöhnlich eilig, um genau zu sein waren sie sehr unregelmäßig. Mal etwas schneller, mal sehr langsam, als würde er gleich wieder stehen bleiben. Man konnte gut und gerne vermuten, dass sie sich seinem Herzschlag anpassten. Denn dieser änderte sich mit dem Wechselbad der Gefühle.
Echion rollte seine Augen, starrte Manala fest an. Tu es einfach. Seine Stimme hatte einen leicht drohenden Klang. Wenn sie es doch nicht konnte und alles nur Einbildung war, wäre doch wieder alles in Ordnung. Er stand einfach da, beobachtete jede ihre Bewegungen. Wie kurz zu zögern schien, dann auf ihn zu kam, sich vor ihr stellte. Ein leichtes Zittern durchfuhr ihn und es war zugegebenermaßen die Angst vor dem Ungewissen. Tief drin wusste der Braune, dass Manala ihm in keiner Weise weh tun würde, trotzdem war es beängstigend.
In der Sekunde in dem die Weiße seine Stirn berührte, fiel die ganze Last mit einem Stoßseufzer von seinen Schultern. Er entspannte merklich, fühlte eine wohlige Wärme. Echion wusste im Hinterkopf, dass es nicht das war, was er gerade noch gefühlt hatte. Es war nicht echt und doch ließ er sich darauf ein. Schließlich war es nicht das schlechteste Gefühl. Sobald er minimalen Widerstand aufbaute, konnte er auch deutlichst ihre Einwirkung spüren und auf einmal war sie komplett weg. Manala war zurück getreten, lächelte zaghaft und schaute ihm erwartungsvoll entgegen.
Er lächelte zurück, alles war okay. Er fühlte sich ganz gut, nichts war geschehen. Der Hengst würde ihr gewiss nicht an die Kehle gehen. Mit zwei Schritten stand er direkt vor ihr, versuchte in ihren glänzenden Augen wie in einem Buch zu lesen. Ich muss wohl zugeben, dass du mich überzeugt hast., sagte er er langsam und ruhig. Er hatte wohl bewusst etwas von dem positiven Gefühl mitgenommen. Ein bisschen, zumindest., fügte er noch rasch hinzu.
Er fuhr sich mit seiner Zunge über seine Lippen. Warum gerade dieses Gefühl? Schon im nächsten Augenblick äußerte er diese Frage laut: Aber warum gerade das? Der Braune grinste schelmisch, als wüsste er die Antwort.
Er zögerte merklich, bevor er die letzten Zentimeter überbrückte und ihr sein weiches Maul hinter ihre weißen Sichelohren drückte. Echion zog ihren weiblichen Duft ein, sie schien aus jeder Pore nach Rosse zu duften. Mit einem zärtlichen Grummeln benutzte er sen Zähne, um vorsichtig an die weiche Haut an der Stelle zu liebkosen.


27.03.2013, 17:55
»Manala
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Echion



Die Stute ließ den Wind über ihr weißes Fell streichen, ließ ihn ihre sonst so schön geordnete Mähne sanft zerzausen. Ihre Lippen kräuselten sich leicht, als der kühle Wind es schaffte, ihr dichtes Winterfell zu durchdringen und somit klirrender Kälte ihre Haut betastete. Ein leichtes Schaudern ging durch den Körper Manalas, und nach einem Schütteln von eben diesem richtete sie Fell und Mähne wieder und war somit vor der Kälte bestens geschützt. Nach diesem kleinen Aussetzer, der die Eleganz der Stute für kurze Zeit gänzlich verfehlte, wirkte sie wieder wunderschön und stark, getränkt von Selbstbewusstsein. Noch.
Sie erzitterte immer noch vor dem Wissen, dass sie Echion bereits zu viel erzählt hatte. Nicht das dies Herdentechnisch Probleme bereiten würde, nein. Sie durfte zwar nicht zu viele interne Informationen preisgeben, doch über sich zu erzählen, dass war ihr erlaubt. Und so konnte sie Echion mehr von sich selbst verraten, ihm möglich machen sie besser kennenzulernen. Es schien sich jedoch herausgestellt zu haben, dass dies nicht unbedingt die beste Lösung war. Es schien nicht in die Welt des Braunen zu passen, Magie gehörte da einfach nicht hin. So hatte sie immer noch die Befürchtung, als wenn sie Echion dadurch mehr abgeschreckt denn für sich überzeugt hatte. Zudem wusste Echion nun schon so viel, dass er beinahe erahnen konnte das dies noch nicht alles war. Nur ein wenig mehr, als er bisher wusste. So war es nicht auszuschließen, dass er irgendwann nachfragte. Und dies war auch wohl sein gutes Recht. Zumindest schien er nicht zu glauben, sie sei eine Geisteskranke. Es wirkte zwar so dass er noch nicht zu einem Ergebnis gekommen sei, wie genau er Manala einzuschätzen habe, doch für eine Irre hielt er sie wahrlich nicht. Dies zumindest glaubte die Stute aus seinem Verhalten zu erkennen.
Erstaunlicherweise schien es Manala leichter zu fallen, diese Gedanken zu verdrängen, als sie zuvor angenommen hatte. Sie erinnerte sich einen kurzen Moment daran, dass sie wenige Minuten zuvor noch geglaubt hatte, Echion würde ihr etwas verheimlichen, ihr nicht alles erzählt haben. Doch sie fand die jetzige Situation nicht angemessen genug, ihn danach zu fragen. Zumal sie wohl erst einmal alles über die Sache mit der Magie klären mussten. Letztendlich beschloss Manala, zu einem späteren Moment auf jene Überzeugung zurückzugreifen. Sie glaubte dies sei wohl ihr gutes Recht, da er nun mehr über sie wusste als sie zuvor offenbaren wollte. Sie hätte nie geglaubt, dass sie es so frei heraus erzählen würde, doch sie hatte das starke Bedürfnis gehabt, Echion an sich teilhaben zu lassen. Wo er doch zuvor noch erwähnt hatte, dass er sie nicht kannte. Sie wollte, dass er sie kennt.
Manala zuckte leicht zusammen, als der Hengst wieder sprach, so sehr war sie in Gedanken vertieft gewesen. Sie hob ihren Kopf leicht an, wirkte dadurch aufmerksamer. Und wahrlich lauschte sie geduldig und gespannt jedem Wort, welches den Lippen des Hengstes entwich. Es wäre besser gewesen. Hätte ich dich nicht darum gebeten mich zum Herdenplatz zu begleiten, hätten wir dieses Gespräch nie geführt. Manala biss sich leicht auf die Lippe als sie merkte, wie jämmerlich sie selber klang. Es war nun mal so passiert, es ließ sich nicht mehr ändern. Da brauchte sie nicht mit ganz vielen Wenn und Abers in die Vergangenheit verkriechen. Es war lächerlich. An sich wollte sie aus dieser Situation gar nicht mehr zurück. Zwar machte es das Ganze nicht unbedingt leichter, doch sie würde nie mehr die Chance haben, diesen Hengst näher kennenzulernen. Und das war eigentlich ihr Wunsch, mehr über diesen Hengst zu erfahren der so geheimnisvoll mit seiner eigenen Geschichte umging, nichts von sich preisgab. Ein Held, natürlich. Dies war bestimmt alles, was den Hengst auch nur beschreiben konnte. Wer würde das denn glauben?
Wieder fing Echion an, dass Wort zu erheben, beantwortete nach weniger Zeit ihre zuvor gestellte Frage. Echion war also ein Aufreißer. Der verächtliche Ton, der seine Stimme schmückte, ließ diese Worte nicht gerade viel Glauben schenken. So legte sich ein feines Grinsen auf die Lippen der Stute, ihre Ohren zuckten dabei jedoch. Immer noch zwickte die Eifersucht fein in ihrer Brust. Und was war, wenn Echion im Moment schon eine Stute an seiner Seite hatte? Dann wäre es letzten Endes komplett egal.
Manala trottete neben dem braunen Hengst her, ihren Schritten fehlte jeglicher Schwung. Viel zu bedrückend war die Situation im Moment, schien ihr jegliche Freude für einen kurzen Moment genommen zu haben. Und im Stillen dachte die Schimmelstute sich, dass es manchmal vielleicht gar nicht so schlecht wäre, wenn sie einfach eine ganz normale Stute wäre. In so manchen Situationen wäre es für sie angenehmer, hätte das Leben an sich einfacher gemacht. Sie könnte ein ganz normales Leben führen, hätte vielleicht schon eine kleine Familie, was in ihrem derzeitigen Alter nicht undenkbar wäre. Der Gedanken an eine Familie ließ die Stute an ihre Rosse denken und sie blickte verstohlen Echion an. Zum ersten Mal dachte sie bewusst darüber nach, wie ihr Geruch im Moment auf diesen Hengst wirken mochte. Dass die Nähe, die sich Manala wünschte vielleicht gar nicht so sinnvoll war, es dem Hengst nicht gerade leichter machten. Jene Gedankengänge veranlassten Manala dazu, an das Verbot ihres Meisters zu denken, einen Gefährten zu haben. Es würde der Stute niemals erlaubt sein, eine Familie zu haben.
Wenn sie diese Fähigkeit nicht hätte, würde sie auch nicht oft unter den Gefühlen anderer leiden müssen. Zwar spürte sie Gefühle nur, wenn diese besonders intensiv waren, doch die intensivsten waren meist auch die schlimmsten. Erdrückend war starke Trauer, Eifersucht oder Wut. Es zerriss die Stute gleichzeitig auch innerlich, ließ ein wenig dieser Gefühle in sie selber zurück. Es war kein Glück, zu fühlen was andere fühlten. Jedoch manipulierte Manala sie trotz der Qualen nie, in dem Wissen dass man nicht ohne Grund in das Leben eines anderen eingreifen sollte.
Als Manala schließlich Echion auf seinem Verlangen hin ihre Gefühle hat zukommen lassen, ließ sie dies noch unsicherer werden. Echion hatte eindeutig gespürt, dass sie ihn manipulierte, wusste, dass sie es tun würde. Und doch ließ er es gänzlich zu, wehrte sich keinen Moment gegen ihren Einfluss. Es war natürlich möglich, dass er es tat, weil er selbst das Gefühl, welches sie ihm geschenkt hatte, als angenehmer als sein eigenes empfand. Als er lächelte, legte sich auch auf den Lippen der Stute ein wohliges Lächeln, fand dort seinen Platz und verweilte. Es machte sie in diesem Moment mehr als glücklich, den Hengst lächeln zu sehen. Genauso gut hätte es sein können, dass er sich nun vor der Macht der Stute fürchtete und davonging. Nun wusste er schließlich, dass sie die ganze Zeit lang die Wahrheit gesprochen hatte. Und vielleicht war die Wahrheit viel schlimmer als die Gedanken, ob es denn nun so war oder nicht. Da blieb immerhin noch die Option, dass Manalas Worte nicht der Wahrheit entsprachen. Diese Option fiel nun gänzlich weg. Hätte ich Grund gehabt, dich anzulügen? Wieso sollte ich dir nicht die Wahrheit erzählen? Eine Freundschaft oder ähnliches würde nicht auf Lügen aufbauen können. Nein, man musste sich kennen, einander verstehen. Und genau das wünschte sich Manala zutiefst. Den Hengst zu kennen, ihn zu verstehen. Denn ein solches Geheimnis, was er um sich sponn, machte ihn interessant, weckte sämtliche Neugierde die in der Stute steckte. Dies mochte wahrscheinlich der Grund sein, weshalb sie sich von ihm angezogen fühlte, seine Nähe wünschte.
Und trotz dessen hatte die Schönheit nicht damit gerechnet, dass er sie explizit auf das Gefühl ansprach, welches sie für ihn gewählt hatte. Es warf sie aus der Bahn, wie vor weniger Zeit die Frage, ob ihr gefiel was sie sah. So stockte sie kurz, atmete hörbar aus und lächelte dann zaghaft, es wirkte gar schüchtern. Ich wollte dass du das fühlst, was ich fühle. Manala schloss die Augen, neigte leicht ihr Haupt und grummelte. Es war komisch, doch es war schwieriger über ihre eigentlichen Gefühle zu reden als über ihre ungewöhnlichen Fähigkeiten. Es ließ ihn noch mehr in ihr Innerstes blicken. Gerade wollte Manala ihren Kopf wieder anheben um die Reaktion des Braunen zu beobachten, als sie seine Nüstern hinter ihren feinen Ohren bemerkte, die daraufhin aufgeregt zuckten. Ihr Herz schien für einen kurzen Moment stehen zu bleiben. Was nun? Wie ging man mit so etwas um? Manala war so ungeübt, wusste wieder nicht wie sie reagieren sollte. Doch dieses Mal versteifte sie sich nicht, wollte den Hengst nicht wieder verscheuchen. Also senkte sie leicht entspannt ihren Kopf, als er begann sie mit seinen Zähnen zu kraulen und schloss mit einem leisen Grummeln die Augen.


27.03.2013, 22:49
»Echion
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Manala



Der Hengst hatte durchaus bemerkt, wie Manala bei dem Wind fröstelte, gerne hätte er ihr auch mehr Nähe geschenkt um sie zu wärmen. Aber der Moment schien mehr als nur unpassend. Er konnte sich nicht so selbstverständlich neben direkt neben ihr gesellen, wenn merklich etwas Spannung in der Luft lag. Wie käme das rüber? Wie jemand, der einen auf übelste Weise beschimpft und dann so tut als wäre die Welt noch vollkommen in Ordnung.
In Gedanken trug er alles zusammen, was er nun wusste. Jeden Punkt über den Meister, jedes kleinste Detail über sie. Wie verrückt konnte die Welt sein? Vor gar nicht allzu langer Zeit hatte er daran geglaubt, dass es das schlimmste Schicksal war krank zu sein. Seien es nun die ganzen armen Blinden dort draußen, Taube, Gehbehindert... Sie alle waren ein gefundenes Fressen und mussten sich tagtäglich fürchten urplötzlich von dieser Welt zu scheiden. Man konnte sagen natürliche Selektion, aber Gerechtigkeit herrschte dabei dennoch nicht. Niemals.
Jetzt aber dachte er anders darüber. Was für ein Schicksal war es von einem Meister regiert zu werden, derart manipuliert, dass man in dieser Lebensweise eintauchte? Er beschuldigte nicht Manala, wer wusste schon wann sie diese Entscheidung getroffen hatte. Wohl als kleines, naives Fohlen, weil man ihr etwas ganz Besonderes versprochen hatte. Und für sie, war ihre Fähigkeit sicher etwas Großartiges, ein Geschenk. Doch wie viel Zwang steckte dahinter? Der Zwang sich an die strengen Regeln der Herde halten zu müssen. Es war ihr eigentlich gar nicht gestattet hier zu sein. Sie war nicht in der Lage eine vernünftige Interaktion zu führen. Natürlich hatte sie ihr Geheimnis mit den Hengst geteilt, dennoch jederzeit darauf bedacht, nicht da kleinste Detail zu äußern und stets die Herde... pardon den Meister ins positive Licht zu rücken. Und dann war sie noch gezwungen Gefühle wahrzunehmen. Nein, hätte Echion die Wahl, würde er lieber blind sein.
Hah, diese Ironie, er war ja schon gestraft und Gott würde einen doch nicht mehrfach eine lebenslange Last auferlegen, oder?
Besser? Er schaute sie skeptisch an. Es wäre besser gewesen, wenn du dir auf deinem Abstieg das Genick gebrochen hättest? Denn genau dort hatte ihr gemeinsamer Weg begonnen. Nicht am Fuße des Vulkans. Nicht nachdem sie ihm von ihrer Fähigkeit erzählt hatte. Nein, dort oben auf der Spitze in diesem Augenblick als sie meinte, dass es sicherer wäre nun den Abstieg zu beginnen, bevor der Schnee den schon so nicht ausreichend Halt gebenden Untergrund überdeckte.
Ich begleite dich nicht zum Herdenplatz., murmelte er. Davor würde er sich hüten. Um seiner selbst Willen. Er wusste noch nicht wonach er entschied, wie weit er ging. Nicht in Sichtweite, aber vielleicht so weit, dass er den Geruch der anderen wahrnehmen konnte.
Manala wirkte noch immer frustriert, regelrecht zerstört nach ihrer Offenbarung. Sie schlürfte lustlos neben Echion her, in trüben Gedanken versunken. Gut, er selbst musste auch keinen allzu besseren Eindruck abgeben.
Erst sein Lächeln, sorgte dafür, dass sich auch das Gesicht der Weißen wieder aufhellte. So sah er sie lieber. Viel lieber, denn sie strahlte richtig, wenn sie glücklich war. Ihre Augen glitzerten, ihre Züge waren voller Freude, ihr ganzer Körper strahlte mehr Selbstvertrauen aus. Er mochte es, obwohl es schwierig war sie dann anzusehen. Nicht schwierig in dem Sinne, nur schlich sich bei diesen Anblick hier und da ein Gedanke in seinem Kopf, der eher einen Teenager gehörte. Unerzogener Junge, was wohl auch stimmte, man hatte ihn nie erzogen. Es gab keine Mutter, die ihm eingeprügelt hatte stets nett zu sein, die Damen wie eine zu behandeln und auch gegenüber den Herren nicht gleich wie ein Haudegen aufzutreten. Er tat es einfach, man konnte es angeborenen Verstand nennen. Aber die Gedanken waren frei. Meistens zumindest. In der irren Herde gab es sicher auch einen, der Gedanken lesen könnte. Gruselig.
Hm, ich weiß nicht. Vielleicht. Man wusste nie, was so ein Meister verlangen könnte. Ach weißt du..., begann er, wusste aber nicht genau wie er weiter machen sollte. Also schüttelte er seufzend den Kopf, wischte diesen Satz fort, als wäre er nie da gewesen. Warum sollte man darüber reden, inwiefern lügen moralisch gut oder schlecht war, wann man es gestatten konnte und warum man es tat? Manala hatte offensichtlich nicht gelogen. Es lohnte sich nicht, etwas anzufangen, was viel zu kompliziert war, um auf eine Antwort zu kommen.
Und wieder hatte der Braune einen Punkt getroffen, mit der sie nicht umgehen konnte. Zumindest reagierte sie zurückhaltend, schüchtern. Es verwirrte Echion, dass sie in einer bestimmten Weise Kontakt zu ihm suchte, wenn nicht sogar Flirtversuche startete. Doch jedes Mal, wenn er sie dezent darauf hinwies, zuckte sie ertappt in sich zusammen. Was war so schlimm daran? Zumal sie noch harmlos agierte, es gab andere Fälle in denen er deutlich offensiver angemacht wurden war.
Aaaaaaahhh., er zog den Ton stark in die Länge, als würde er darauf warten, dass sie weitersprach. Von welchem Gefühl sprachen sie hier? Halt, er wusste es ja, sie hatte ihn schließlich in die Richtung manipuliert. Doch er musste zugeben, dass es keine klare Information gewesen war. Zuneigung stand im Vordergrund, doch es kam nicht genau heraus in welcher Form. Vermutlich war sie sich darüber selbst nicht im Klaren, ob sie an Zuneigung dachte, wie sie beispielsweise eine Mutter ihrem Kind gegenüber hegte, eine reine freundschaftliche Basis oder dann doch eher, die eines Hengstes zur Stute.
Auch mit seiner Berührung schien sie nichts anfangen zu können. Er seufzte, immerhin verspannte sie sich diesmal nicht. So knabberte er weiter an ihrem Fell, hatte selbst die Augen geschlossen, während er sich zu ihrem Genick hocharbeitete und ein Stück ihrem eleganten Hals entlang. Sein Herz schlug lauter und sein Körper drängte sich automatisch näher an die Stute heran. Du Schönheit., hauchte er leise in ihr Fell ohne seine Liebkosung wirklich zu unterbrechen. Er wusste was er tun würde, wenn er auf seine natürlichen Instinkte lauschte. Es war genau das gleiche, zu dem ihm auch die Eifersucht treiben würde. Nein, es war nicht gut, wenn man so weit gehen würde, nur um jemanden etwas rein zu würgen, aber es hatte auch nie jemand behauptet, dass Echion ein weißes, reines Lämmchen sei. Er fuhr noch ein Stück weiter den Hals hinab, erreichte ihren Wiederrist. Sein warmer Atem strich über ihren Bauch, als er seinen markanten Kopf leicht an ihrer Seite rieb und ach hier an der ein oder anderen Stelle sanfte Zwacker verteilte.
Weiter ging er nicht. Sein Verstand war auch nur begrenzt und er war schon gefährlich nahe der Grenze, bemerkte man seinen schnelleren Atem und die aufgeregte Spannung, die seine Muskeln beben ließ. Schließlich hegte er nicht ganz unberechtigte Zweifel, daran, dass allein die erste Berührung zu viel des Guten gewesen war. Sein Kopf ruhte für einen Moment auf ihren Rücken, suchte den fernen Punkt, wo irgendwo die Herde versteckt sein müsste. Seufzend zog er sich zurück, schaute der Stute an. Eine minimale Bewegung seines Kopfes, formulierte die Frage, ob sie weiter gehen sollten.


28.03.2013, 00:22
»Manala
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Echion



Wieder wurde Schnee zwischen den Beiden aufgewirbelt, als sie voreinander standen, bisher nicht allzu weit vom Vulkan entfernt. Weit waren sie wahrlich nicht gekommen, bis Echion die Stute aufgefordert hatte, ihn zu manipulieren. Noch immer saß dies tief in ihren Knochen, auch wenn sie zugeben musste dass sich die Situation wieder etwas gelockert hatte. Sie fühlte sich wieder etwas entspannter, ihre Muskeln lockerten sich, die vorher noch roboterartige Bewegungen hervorgerufen hatten. So hatte die Stute wieder genug Kraft, um sich selbst zu achten, wie sie es sonst immer tat. Ihr Kopf hob sich wieder leicht an, ihr Blick suchte vorsichtig den des Braunen. Dabei funkelten ihre Augen leicht, wie sie es immer taten, wenn Manala glücklich war. Und man würde schnell feststellen, dass die Stute sehr lebensfroh und beinahe immer glücklich war. Nur weniges erschütterte sie. Die Angst davor, wegen ihren Eigenarten zurückgewiesen zu werden war wohl eine der wenigen Möglichkeiten.
Wo sie zuvor noch in Gedanken verweilte, die ihr abverlangten in ein gewisses Grad an Selbstmitleid zu verfallen, hatte sie diese nun gänzlich zur Seite geschoben. Es war ihr Los, vielleicht war so eine Fähigkeit eher ein Geschenk. Natürlich war es anstrengend, mit all den Gefühlen anderer umzugehen, doch sie konnte anderen helfen, ihre Fähigkeit für positives nutzen. Sie konnte Trauer vertreiben, ein aufgebrachtes Tier beruhigen. Andere hatten dafür nur Worte, Manala besaß da eine ganz andere Macht. Und sie besaß auch sonst die Kraft, damit umzugehen. Hatte es bisher immer geschafft, da sie nicht schwach war. Und sie würde es auch weiterhin schaffen. Das Problem war – wenn sie begann, jemanden ernsthaft zu mögen, war sie durch die Gefühle dieses Jemandes viel angreifbarer. Denn sie berührten sie noch mehr als die Gefühle Fremder.
Manala hatte ihre innere Ruhe wiedergefunden, ihr Herz pochte in gleichmäßigen Stößen gegen ihren Brustkorb, ihre Atmung ging leise und fließend. In ihren Blick lag das Sanfte, dass die Stute ab dem Fuße des Vulkanes verloren hatte. Und wo sie gerade bei dem Fuße des Vulkanes war.. genau da lief das Gespräch im Moment drauf hinaus. Der Abstieg. Im Prinzip das Kennenlernen der beiden Pferde. Natürlich nicht. Aber ich nehme an, das tut jetzt auch nichts mehr zur Sache. Darüber ließe sich ewig diskutieren. Manala nickte nur abschließend. Dieses Thema hatte sich für sie nun erledigt. All das Geschehene ließ sich nun sowieso nicht mehr rückgängig machen, also mussten beide Beteiligten damit leben, wie es Derzeitig war. Und Manala war nicht so dumm, dass sie ewig auf ein solch sinnloses Thema rumhacken musste. Sie ging einen Schritt auf den Hengst zu, verringerte so ein wenig den Abstand zwischen ihnen Beiden. Dabei verließ das Lächeln ihre Lippen nicht, trug sich weiter bis in ihre Augen. Der Wind wehte ihren Schopf aus dem Gesicht, ließ die Stute mit ihrem hoch erhobenen Kopf edel wirken, einem Engel gleich.
Ich habe geahnt, dass du nicht mitkommen wirst. Es war nicht anders zu erwarten. Jedoch ist es in Ordnung, wenn du zumindest den Weg mit mir gehst. Ich bevorzuge interessante Unterhaltungen statt der Stille. Die Stute legte ihren Hechtkopf leicht schräg, berührte mit ihren Nüstern wieder die Brust des Braunen, wie sie es zuvor schon mal getan hatte. Es war eine Geste des Dankes. Sie hatte kein Problem damit, wenn er nicht komplett bis zur Herde mitkommen würde. Es war vollkommen in Ordnung, für alle wahrscheinlich auch das Beste. Seine Abneigung konnte Echion schließlich nicht verbergen, und inwieweit er seine Gefühle unter Kontrolle hatte, konnte Manala nicht einschätzen. Ein wütender Hengst wäre auf dem Herdenplatz das Letzte, was sie gebrauchen konnten. Außerdem war sie sich ziemlich sicher, dass ihr Meister Echion niederstrecken würde. Und sie bevorzugte den schönen Hengst lebendig.
Manala ließ ihren Blick kurz über die spärlich bewachsene Umgebung wandern. Hier, in der Nähe des Vulkanes hatten sich nicht allzu viele Pflanzen gesammelt. Es musste wohl noch nicht allzu lange her sein, als er das letzte Mal mit Lava um sich gespien hatte. Die Pflanzen erholten sich grade erst wieder von einem solchen Anschlag. Doch die Aufmerksamkeit der Stute glitt sehr schnell von den Pflanzen zurück zu dem Hengst. Ihre Augen verengten sich leicht, als sie vernahm, was er ihrer Frage bezüglich der Lügen zu entgegnen hatte. Sie schnaufte leise, erhob ihre zarte Stimme. Ich lasse mir nicht alles befehlen, Echion. Manala mutmaßte einfach mal, dass sein „vielleicht“ mit dem Meister zusammenhing. Schließlich nahm er an, all seine Untertanen seien willenlose Sklaven. Oder zumindest so was in der Richtung. Sie wollte klarstellen, dass sie keine Marionette war, an deren Fäden beliebig gezupft wurde. Sie hatte durchaus einen eigenen Willen, konnte eigene Entscheidungen treffen. Sie hatte sich nur an einige Regeln zu halten, aber Regeln gab es in jeder Herde. Da sollte man die Corvus Corax nicht so schwarzmalen, denn sie waren keineswegs schlecht. Es mochte nach außen hin vielleicht so wirken, auch dass sie diese bei besten Willen verteidigte, weil sie musste. Nein, dem war nicht so. Sie fühlte sich wirklich wohl. Mit manchen Regeln war es schwieriger zu leben als mit anderen, aber es war in Ordnung. Die Herde war eine feste Gemeinschaft, jeder kannte jeden und man war stets freundlich zueinander, achtete einen jeden. Mehr konnte man nicht erwarten.
Was weiß ich? Manala hakte vorsichtig nach, bekam jedoch schon bald das Gefühl dass Echion auf dieses Thema nicht weiter eingehen wollte. So grummelte die Stute in einem wohligen Ton, entfernte sich wieder einen Schritt von Echion und kräuselte leicht die Lippen. Nun, belassen wir es dabei. Damit bestätigte die Schimmelin, dass sie verstanden hatte. Dieses Thema war beendet. Würde wahrscheinlich genauso in eine endlose Diskussion enden wie das Thema, welches Manala nur einige Momente zuvor beendet hatte.
Wieder schweifte die Stute in ihren Gedanken ab. Befand, dass sie ziemlich dämlich rüberkommen musste. Sie musste unschlüssig und schwach wirken. Verkroch sich vor Wahrheiten, versuchte, Echion näher zu kommen nur um im nächsten Moment wie ein Reh zurückzuschrecken. Gab dem Hengst oft zu verstehen, dass sie seine Nähe genoss, reagierte jedoch auf seine offensichtlichen Annäherungen kaum. Tief atmete die Stute durch, versuchte sich auf einem Gebiet, welches ihr gänzlich unbekannt war. Nie war sie einem Hengst besonders nahe gekommen, durfte nicht und hatte auch keine Zeit dazu gehabt. Seitdem sie ein Jährling war, befand sie sich als Schülerin bei dem Meister. Davor hatte sie sich für männliche Artgenossen einfach noch nicht interessiert. Deshalb konnte sie nicht im Geringsten einschätzen, wie sie sich zu verhalten hatte. Und jetzt kam alles so plötzlich, absolut unvorbereitet. Sie suchte die Nähe, die sie in ihrem Leben bisher nicht erfahren konnte. Wollte ausprobieren, Erfahrungen sammeln. Verbote brechen. Vielleicht. Ob Echion dafür geeignet war konnte sie nicht gewiss sagen. Vielleicht stürzte sie sich da in etwas hinein, was sie überhaupt nicht einschätzen konnte. War zu voreilig mit irgendwelchen Schlüssen. Schließlich kannte sie den Hengst nicht. Sie wusste nicht, wer Echion war. Und doch entschloss sie sich, dass zu halten was sie versprach, wonach sie verlangte. Wollte sie Nähe, so musste sie diese auch schätzen und brauchte sich nicht wie ein schüchterner Teenager zu benehmen. Was konnte sie schon groß falsch machen?
Und dieses Mal entspannte sie sich merklich bei den Berührungen des Hengstes, seufzte leise auf und lehnte ihren Kopf leicht an seinen kräftigen Hals, als dieser ihren Mähnenkamm massierte. Wärme machte sich in ihrem Körper breit, ihr Herz schlug schneller. Mit einer sanften, langsamen Bewegung strich sie Echion durch sein schwarzes Langhaar, legte ihren Kopf danach auf seine Schulter. Dass er sie als Schönheit bezeichnete, versetzte ihr Herz in einen kleinen Hopser, ehe es wieder gleichmäßig, aber schneller als gewohnt, schlug. Manala wusste, dass sie schön war, hatte es an Blicken anderer Hengste erkennen können, jedoch hatte dies noch nie jemand so offen zu ihr gesagt. Sie spürte seinen warmen Atem an ihren Bauch, grummelte leise, hatte die Augen weiterhin entspannt geschlossen. Jede Sekunde dieses Momentes wollte sie bis ins Kleinste auskosten, für immer in Gedanken behalten. Es war so neu, wo es für andere doch so normal war. Nicht einmal sehr intim, und trotzdem so aufregend. Was die Erfahrungen in diesem Bereich betraf, war sie wohl doch eher ein Teenager. Echion, es tut mir leid. Ich weiß nur… Ich hab so etwas noch nie gemacht. So nahe. Das ist mir fremd. Die Worte waren leise in die Mähne des Hengstes genuschelt, und doch würde er sie sehr wohl verstehen.
Als der Hengst zurückwich, schüttelte Manala ihren benebelten Kopf, um ihn frei von all den wirren Gefühlen zu bekommen, die ihn im Moment belasteten. Er machte Andeutungen, dass sie weiterziehen sollten. Manala jedoch schüttelte in einer fließenden Bewegung den Kopf, lächelte zaghaft. Zu schön war der vorherige Moment gewesen, als dass sie ihn einfach durch weitergehen vernichten sollte. So eilig habe ich es nicht. Ich muss nur einfach irgendwann wieder zurück.


28.03.2013, 02:44
»Echion
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Manala



Die weiße Stute schien Diskussionen Leid zu sein oder wollte sich einfach ihre wieder neu zurückgewonnene positive Ausstrahlung nicht vernichten, zumindest hackte sie das eine Thema sehr schnell und strikt ab. Echion sollte es recht sein. Auch er verspürte nicht die Drang danach einer Sache Gedanken zu schenken, die vergangen war. Was würden sie tun wollen, zurückgehen, sodass Manala wieder alleine hinabstieg und er dort blieb? Wie lächerlich und sinnlos. Das wäre einem Kinderstreit ähnlich. Einer sagte ständig ´ja´, der andere ´nein´.
Der Hengst blinzelte einige Male, als er bemerkte, wie er sie anstarrte, nachdem sie näher gekommen war und ihren Kopf so gut wie möglich zu seiner Höhe empor reckte. Himmel, diese Stute war tatsächlich ein Folterinstrument.
Nicht? So ein Wort oder zwei mit deinem Meister? Ein kleiner Kaffeeplausch?, er grinste. Nein, freiwillig würde es dazu sicher nicht kommen. Hm, keine neuen Freunde, also..., seufzte er und beobachtete wie sie ihn wiederum leicht anstupste. Im Gegensatz zu ihr, störte ihn Berührungen keineswegs, er blieb also recht entspannt. Und solange dauerte sie auch gar nicht an, da war Manalas Aufmerksamkeit wieder etwas anderem gewidmet.
Doch genauso schnell geriet auch er wieder in den Mittelpunkt. Natürlich nicht, Manala. Sie konnte also auch etwas boshaft werden. Und dabei verwendete sie seit Langem mal wieder seinen Namen. Nun gut, wer würde schon gerne als Lügner bezeichnet werden, aber das hatte er ja auch gar nicht getan. Er bezweifelte wahrlich nicht, dass sie manchmal tat was sie mochte und nicht das, was andere von ihr erwarteten. Schließlich hatte sie sich auch vom Herdenplatz entfernt. Aber so ganz gegen die Regeln verstoßen? Wohl eher nicht. Und selbst wenn, wünschte Echion es sich auch nicht gerade, denn wer wusste wirklich, was der Meister für Strafen im Repertoire hatte? Die Stute meinte zwar, ihr würde nichts geschehen, aber konnte man sich dem so sicher sein? Jeder hatte seine Grenzen und auch wenn der Braune sich wohl am wenigsten ein Bild davon machen durfte, so war jemand der rebellierte doch nutzlos, überflüssig und gar gefährlich.
Er verdreht seine Augen, neigte den Kopf von einer zur anderen Seite und wollte gerade antworten, da schrieb sie das Thema schon wieder ab. Gut, dann nicht. Auch dies war ihm recht.
Zum ersten Mal entspannte Manala bei seinen Liebkosungen. Sie begann sogar ihm es ein wenig zu vergütern, indem sie ihren Kopf an ihn schmiegte, ein Grummeln drang aus ihrer Kehle.
Er wusste nicht, ob er dies nun besser finden sollte, als vorher. Sein Körper reagierte in diesen Augenblicken recht hormongesteuert, nicht ganz er selbst. Sie war schon so eine verführerische Gefahr, wenn sie nun auch noch begann darauf einzugehen, könnte es in ein heilloses Durcheinander geraten.
Ich habe so etwas noch nie gemacht. Hätte er sich es doch denken können. Und genau deswegen, sollte man vielleicht einen Gang zurück schalten. Vermutlich verstieß sie allein damit, dass sie seine Nähe gewährte gegen gefühlte hundert Regeln des Meisters. Es ging ihm weniger darum, dass er die unsichtbaren Grenzen der Herde, der er ja nicht angehörte, akzeptierte, sondern viel mehr um Manalas Wohl. Sie hatte keine Ahnung von nichts, wenn selbst solche Kleinigkeiten fremd für sie waren. Berührten die Herdenmitglieder sich denn nicht untereinander? Sieben lange Jahre lang oder wie lange sie schon dort sein mochte?
Es war also keine gute Idee, sie so abrupt damit zu konzentrieren. Hatte sie überhaupt eine Ahnung? Wenn nicht, war dies vielleicht der Grund, dass sie mit ihrer Rosse so ruhig und leichtfertig umging.
Verdammt.
Er schaute sie wortlos an, teilweise voller Nichtverständnis, teils aber auch nur reine Bewunderung für ihr Aussehen. Sein Blick huschte für einen Moment in die Ferne. Irgendwann zurück. Nun, hoffentlich bevor die anderen sie hier entdeckten. Er atmete tief ein, wandte seinen Kopf wieder Manala zu, bevor die Luft wieder mit einem Seufzer entwich. Forschend glitt sein Blick über ihre Gesichtszüge, bevor sich in seinem ein Grinsen bildete. Scheiß drauf. Für diese Zeit, in der die Weiße bei ihm war, gehörte sie ihm und nicht diesem geheimnisvollen Meister. Und so schien auch sie zu empfinden, ansonsten hätte sie sich für das Gehen entschieden. Und der Gedanke daran, etwas zu tun, was dem unbekannten aber gehassten Hengst missfalen würde, gefiel dem Braunen umso mehr. Er kaute auf seine Unterlippe, legte seinen Kopf kurz schräg und schien nachzudenken, bevor er aus dem Nichts heraus seinen Kopf nach vorne streckte und seine Lippen auf ihre drückte. Sanft knabberte er an ihre Unterlippe, darauf bedacht sie nicht zu sehr zu überrumpeln. Wobei dies wohl gänzlich fehlschlug.

(Aaaaaah, was für... selbst Schuld. smilie Der nächste wird wieder besser.)






28.03.2013, 04:41
»Manala
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Echion



Manala neigte ihren Hechtkopf, schnoberte mit den Nüstern im kalten Schnee. Ihre Gedanken schweiften wie schon so oft am heutigen Tage ab. Auch wenn sie Gesellschaft hatte konnte man sagen, dass sie sonst noch weniger Zeit hatte, sich wirklich mit ihren eigenen Gedanken zu beschäftigen. Sie musste lernen, die anderen Schüler ein wenig unter Kontrolle halten, denn sie war die Älteste. Da blieb außer Schlafen nicht viel Zeit. Doch jetzt, ja, jetzt nahm sie sich diese Zeit. Zwar wollte sie das Gespräch mit Echion nicht darunter leiden lassen, doch das hatte sie bisher auch ganz gut gemeistert. Sie musste unweigerlich an den Einstieg in der Herde denken. Nun, es war nicht wirklich ein Einstieg gewesen. Sie lebte einfach von Anfang an dort, hatte nie wirklich die Wahl gehabt. Manalas Mutter brachte sie in den Mitten der Herde zur Welt, war selber keine Schülerin, bekam deshalb auch keinerlei Schwierigkeiten. Manala wuchs dort glücklich auf, das konnte sie wirklich behaupten. Man hatte sich gut um sie gekümmert, ihr jeden Wunsch von den Augen abgelesen. Und es gab auch andere Fohlen, mit denen sie spielen konnte. Ein unbeschwertes Leben eben, wie es jedes Fohlen haben sollte. Nach ein oder zwei Sommern, sie wusste es nicht mehr so genau, bat sie den Meister darum seine Schülerin zu werden. Er sah das Potenzial in der jungen Stute und nahm sie in seinen Kreisen auf. Da sie ihn von Anfang an kannte, war er für sie fast wie ein Vater, denn einen solchen besaß sie nicht. Vielleicht war dies der Grund dafür, warum Manala so empfindlich auf jegliche Anfeindungen reagierte. Dieser Hengst glich für sie einem Vater, trotz seiner Strenge war er eine Art Bezugsperson. Er war nicht so schlimm wie man glauben mochte. Zumindest ihr gegenüber nicht.
Manala schüttelte ihren weiblich geformten Kopf, um ihren Gedanken zu entweichen und den Worten zu lauschen, die Echion sprach. Denn er hatte grade seinen Mund geöffnet und die ersten entkamen schon seinen Lippen. Zwar hatte die Stute die ersten beiden Worte nicht richtig vernommen, und doch konnte sie schlussfolgern, was er ihr gesagt hatte. Manala grinste unwillkürlich, legte ihren Kopf leicht schräg. Ich fürchte nein. Ich befürworte keine Massaker. Und das es darauf hinauslaufen würde, wenn der Hengst dem Meister gegenüber nur ein falsches Wort sagte, war beinahe unausweichlich. Nichts da Kaffeeplausch. Das Grinsen wich nicht von den Lippen der schönen Schimmelstute, als sie Echion anblickte. Wir finden für dich woanders Freunde, bestimmt. Manala wusste, dass der Hengst dies nicht ganz so ernst meinen konnte. Ihre Aussage war auch nicht allzu ernst. Konnte sie doch gar nicht einschätzen, ob Echion überhaupt der Typ für Freunde war. Für viele Freunde. Sie kannte ihn nicht.
Darauf lief alles immer wieder hinaus. Sie kannte ihn nicht. Nicht ein bisschen. Wenn man alles zusammentrug was sie über ihn wusste, war dies nichts. Zumindest nicht aussagekräftig. Das, was der Hengst bisher von sich preisgegeben hatte, traf auf fast jedes Pferd zu. Was wusste sie schon? Er war ein einsamer Held, wie er es nannte. Hatte hier und da Stress mit Hengsten, die Stuten gafften ihm nach. Er war 10 Jahre alt, sprach nicht viel über sich. Was genau wusste sie nun über ihn? Nichts, es war vielleicht ein Sandkorn von einem ganzen Strand. Verächtlich schüttelte Manala ihren Kopf, zuckte mit den Ohren. Er wollte nicht über sich sprechen, das hatte sie bereits verstanden. Und doch wollte sie mehr über ihn erfahren. Auch wenn das Leben nicht fair war, würde sie auf seine Fairness bestehen. Würde ihn noch früh genug darauf ansprechen, dass er nun auch über sich sprechen musste. So viele schlimme Geheimnisse, die ein anderer nicht erfahren durfte, konnte er nun wirklich nicht hegen. Selbst wenn er mal jemanden umgebracht haben sollte, konnte sie damit leben. Er hatte sicherlich seine Gründe gehabt.
Die Schimmelstute legte ihren Kopf wieder leicht schräg, lächelte zaghaft. Sie hatte in den letzten Minuten bewusst verhindert, über den Meister zu sprechen, doch nun wollte sie. Es ihm zumindest ein bisschen erklären. Vielleicht interessierte es ihn. Vielleicht auch nicht. Das spielte aber keine Rolle, es war ihr für einen Moment egal. Weißt du, ich bin in dieser Herde aufgewachsen. Meine Mutter hat mich dort geboren. Ich wuchs glücklich auf. Ich glaube, ein Fohlen könnte nicht besser aufwachsen. Nach ein oder zwei Sommern entschloss ich mich, den Meister zu fragen ob ich Schülerin werden durfte. Ich hatte ja genug Zeit gehabt, die anderen Schüler zu beobachten. War fasziniert von ihren Kräften, ihrer Macht. Davon, dass sie vom Herdenplatz flogen wie Vögel. Sie waren welche, konnten sich in Raben verwandeln. Das war es, was Manala am meisten fasziniert hatte, was sie wirklich dazu veranlasst hatte zum Meister zu gehen. Sie wollte fliegen. Sie kannte die Bedingungen, doch das war ihr gleich. Meine Mutter ist vor zwei Wintern gestorben. Sie war schon alt, und es war zu kalt für ihre zerbrechlichen Knochen. Mein Leben habe ich bisher in dieser Herde verbracht. Unter der Leitung des Meisters. Und dieser würde niemals gegen ein Fohlen die Hand erheben. Ich wuchs wohlbehütet auf, hatte nie einen Vater. Der Meister ist für mich wie ein Vater, zwar streng, aber eine Bezugsperson.
Manala glaubte, dass diese kleine Erklärung den Hengst wohl auch nicht dazu veranlasste, den Meister sympathischer zu finden. Wahrscheinlich tat er dies ab, bezeichnete es für sich selber als Ausrede oder ähnliches. Na, was sollte es schon. Manala konnte es ohnehin nicht ändern, konnte ihre Beweggründe lediglich so weit wie es ging erklären. Und erstaunlicherweise hatte sie noch mehr von sich erzählt, von ihren Gefühlen, ein bisschen mehr von ihrem Leben. Eben genau das, was sie von dem Hengst nicht im Geringsten wusste. Dinge, die nicht jedem etwas angingen. Die sie Echion aber doch ganz bereitwillig darlegte. Es war wundersam, doch sie vertraute diesem Hengst. Vielleicht irrte sie sich völlig, doch ihre Kraft, Gefühle zu spüren, ließ sie zumindest glauben, dass er keineswegs böswillig war. Man konnte mit ihm ein gutes Gespräch führen, er war nicht dumm, war durchaus mal zu einem Spaß aufgelegt, betrachtete jedoch alles sehr kritisch. Genau das war es, was gute Gespräche ausmachte.
Manala lehnte sich leicht an den Hengst, als dieser sie liebkoste, sie mit sanften Berührungen massierte. Immer wieder fuhr sie mit ihren Nüstern sachte durch seine Mähne, ehe sie mit ihren Zähnen vorsichtig an seinem Widerrist entlangstrich. Als Echion für kurze Zeit aufhörte und sie angrinste, legte Manala ihren Kopf fragend schräg und Verwunderung lag in ihrem Blick. Im nächsten Moment aber schon schoss der Kopf des Hengstes nach vorn, die Stute zuckte leicht zusammen. Als die Lippen des Braunen die ihren berührte, seufzte sie jedoch leise gegen seine Lippen und schloss die Augen, genoss das Gefühl, seine Zähne auf ihre Unterlippe zu spüren. So gut sie es in dieser Situation vermochte, erwiderte sie diesen Kuss. Und doch… sie spürte seine Gefühle, so stark. Nicht für sie, nein. Sie konnte nicht ganz ergründen was genau der Hengst fühlte, jedoch nicht etwa schwere Zuneigung. Es lag eine Art gehässige Freude in ihm, die die Stute noch nicht verstand.
Das Verhalten des Hengstes machte die Gedanken der Stute ein wenig schwerfälliger. Ihre Rosse wurde intensiver, eine normale körperliche Reaktion auf die Nähe, die der Hengst ihr schenkte. Und doch brach ein kleiner Teil in ihr zusammen, in dem Wissen, dass der Hengst dies nicht direkt für sie tat. Wenn doch, überwiegte jedoch das andere Gefühl. Was anderes konnte sie im Moment nicht wahrnehmen. Und doch entschloss Manala sich dazu, diesen Moment auszukosten, Beweggründe hin oder her.


28.03.2013, 16:26
»Echion
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Manala



Sie wusste also genau, dass es mit Sicherheit kein einziges freundlichen Wort zwischen den beiden Hengsten geben würde. Es sollte schon ein Glück sein, wenn eine Art der Begrüßung über seine Lippen kommen würde. Ein Massaker kam mir gar nicht in den Sinn. Echion hielt jetzt aber lieber die Klappe, nachher kam die Stute noch auf die Idee, dass er doch mit in die Herde kommen würde. Zwar nicht, um ihr beizutreten, sondern einfach etwas Unruhe zu stiften. Vielleicht auch etwas mehr, man wusste schließlich nicht wie der Meister auf ihn reagieren würde. Irgendwie konnte der Braune aber erahnen, dass er nicht viel tun müsste, damit die Ablehnung auch auf der Gegenseite vorherrschte. Pff. Er brauchte nicht unbedingt Freunde, hatte immer nur kurze Zeit welche gehabt und ansonsten von den Begegnungen gelebt, die man eben so machte, wenn man so durch die Weltgeschichte wanderte. Er kannte gar nicht die Vorteile die Freundschaften, laut Erzählungen, mit sich bringen sollten. Na klar, unterhielt man sich über Themen, die beim einfachen Über- Weg- Laufen nie fallen würden, man kannte sein Gegenüber besser und hatte im besten Falle jemanden, der da war, wenn man ihn brauchte. Doch der Hengst hatte Manala ja erzählt, er sei ein „einsamer Held“, also war er das auch. Wofür die Mühen, wenn man nicht wusste, wie lange man davon noch was hatte? Insgesamt konnte er zufrieden sein, dass er zehn Jahre geworden ist, denn ab dem Moment, als alles merklich begonnen hatte, gaben ihn die verschiedenen Mediziner der Herden gerade mal die Jugendzeit zum Leben. Die hatte er wie man sieht überlebt. Zu einigen Zeitpunkt war sein Leben sehr gefährdet gewesen, er konnte sich durchaus vorstellen, dass in manchen Gegenden immer noch die Suche nach ihm liefen. An einen Ort zurückzukehren, dort also zweimal aufzutauchen, war soweit seine Erinnerung es zuließen nicht möglich. Deutlich war nur geworden, dass er mit steigendem Alter öfters an Kopfschmerzen und Aussetzern litt. Scherzeshalber konnte man es auch als Alterserscheinungen bezeichnen.
Echion wurde plötzlich aus seinen Erinnerungen gerissen, als Manala wieder ihre Stimme erhob.
Sie war also tatsächlich ihr ganzes Leben lang in dieser Herde. Dann konnte der Braune sogar recht gut verstehen, dass der Meister und die Herde, so wie sie waren für sie ganz normal zu sein schienen. Die alltägliche Normalität. Wusste sie dann eigentlich von anderen Strukturen? Er selbst hatte vieles gesehen. Recht gut strukturierte Herden in denen dennoch ein hohes Maß an Selbstbestimmung existierte, aber auch die beiden anderen Extreme. Harte Strenge und Gewalt oder Regellosigkeit und Chaos. Er nickte leicht, zu den Hinweis hin, dass ihre Mutter vor noch gar nicht allzu langer Zeit verstorben sei. Immerhin schien sie ein volles Leben gehabt zu haben.
Echion stieß die Luft aus. Es wäre eine Schande, wenn jemand ein hilfloses Fohlen misshandelte. Es sollte sich nur einer wagen in seiner Anwesenheit oder auch nur unter seinem Wissen Gewalt gegen eines der unschuldigsten, ahnungslosesten Wesen auf dem Planeten zu erheben, derjenige würde es nicht noch einmal tun. Nicht die Gelegenheit dazu bekommen.
Hör auf., meinte er schließlich, als sie ihren letzten Satz beendete, er jedoch befürchtete sie würde noch weiter reden. Normalerweise unterbrach er niemanden, verbat einen nicht den Mund, aber er wollte nichts mehr davon hören. Freilich erklärte es nun mehr, warum Manala so ist, wie sie ist. Dennoch blieben Zweifel, Verachtung. Einmal gesät, konnte man es nicht so schnell wieder ausradieren. Es gab viele Punkte, die man kritisch anmerken konnte, doch der Hengst wollte nicht. Ich..., setzte er an, versuchte nicht so viel von seinem Gefühl in seine Stimme zu legen. Ich will kein Wort mehr über diesen Meister und seine Fanatiker hören., er schaute ihr bittend in die Augen. Es vergingen ein paar Sekunden, bis er selbst realisierte, was er gerade gesagt hatte. Fanatiker. Damit hatte er sie auch eingeschlossen, was so nicht beabsichtigt war. Natürlich war sie Mitglied der Herde, war dem Meister loyal gegenüber, hatte ihre Fähigkeit, aber sie als Fanatikerin zu bezeichnen ging dann doch etwas zu weit. Es tut mir Leid., brachte er schnell hervor, bevor Manala etwas sagen konnte. Ich meinte damit nicht... dich, sondern die ganzen anderen. Er seufzte schwer. Vergiss es einfach. Er streckte seinen Kopf nach vorne, als wollte er sie berühren, zog ihn dann aber wieder in seine ursprüngliche Haltung zurück. Schließlich wusste er nicht, ob er nun einen wunden Punkt getroffen hatte, sie verletzt hatte oder ähnliches.Der Hengst wusste nur von sich, dass er nur ungern berührt wurde, wenn er schlecht drauf war, jeder Kontakt war da zu viel, vielleicht war es bei Manala genauso. Echion beließ es also bei seinen Worten und hoffte darauf, dass die Weiße nicht allzu empfindlich war. Es war einfach ein kleiner Kurzschluss aufgrund seiner verworrenen Gefühlswelt. Es war eine miese Entschuldigung, aber es war geschehen und Schluss.
Manala schien überrascht und schien nicht zu wissen wie ihr geschah, als sich seine Lippen auf ihre senkten. Nach dem ersten Schreck fing sie sich, reagierte auf seine Aktion. In den meisten Fällen war es so, dass der erste Kuss nur ein kurzer Gestohlener war und der Blick danach fragend und voller Sorge war, doch nicht in Echions Fall. Ihr warmer Atem auf seine Lippen reichte aus, um seinen Verstand so sehr zu vernebeln, dass er ihn nicht unterbrach sondern intensivierte. Er rückte näher, bewegte seine Lippen fordernder auf ihren. Manala..., keuchte er leise an ihren Lippen, bevor sich seine Lider flatternd öffneten und sich von ihr löste. Sein Blick irrte forschend über ihren Körper, Echion ertappte sich dabei wie er länger auf ihrer Hinterhand verweilte. Schnell suchte sich der braune Hengst einen neuen Fixpunkt. Ihre wunderbare Augen. Vorsichtig strich er ihr eine Strähne aus dem Gesicht. Quäl mich nicht., flüsterte er schmunzelnd.


28.03.2013, 20:57
»Manala
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Echion



Die Stute schüttelte in einer fließenden Bewegung ihre Mähne, weitete ihre samtenen Nüstern leicht, als sie tief einatmete. Ihr Huf scharrte leicht im Schnee. Dies alles in wenigen Sekunden. Sie lauschte Echions Worte und grinste leicht. Du wirst es nicht glauben, aber auf ein solches wird es hinauslaufen. Dort werden keine Spielchen gespielt. Wieder die Vermeidung der Erwähnung des Meisters. Manala wollte die Gefühle des Hengstes nicht unnötig provozieren und auf die Probe stellen. Wer weiß in was er sich verwandeln könnte, wenn er unter großer Wut stand. Bei manch einem Tier könnte dies den Charakter gänzlich umwandeln, das Tier unberechenbar machen. Also war es gerade bei Fremden immer leichter, sie relativ ruhig zu halten. Denn die Stute wollte sich gewiss nicht in Lebensgefahr bringen oder gar ihre Herde. Auch wenn sie davon überzeugt war, dass ein Jeder in ihrer Herde diesem Hengst problemlos entfliehen könnte. Außerdem hatte sie das starke Bedürfnis, Echion zu schützen. Denn sie machte sich nichts vor – dieser Hengst würde nicht gegen den Meister bestehen können. Eine Provokation würde das Ende des schönen Braunens bedeuten, denn der Meister fackelte nicht lange.
Nicht? Freunde sind doch toll. Man kann mit ihnen Lachen, ihnen alles erzählen. Sie halten natürlich immer zu einen und man kann über alles und jeden lästern. Ist das nicht super? Manala kicherte leise. Dass ihre Worte vollkommen übertrieben waren und vor Ironie nur so strotzten, würde wohl auch Echion auffallen. Und so legte sie leicht den Kopf schräg, das Grinsen wich nicht von ihren Lippen. Doch je mehr Manala in ihren Gedanken versank, desto mehr verschwand das Grinsen langsam von ihren Lippen. Keine Freunde also? Zwar war das Gespräch zwischen den beiden Pferden grade nicht so ernst gewesen, dennoch schloss Manala jenes Geräusch, welches der Hengst von sich gegeben hatte, als eindeutige Aussage. Zumal er zuvor noch von sich als einsamen Helden gesprochen hatte. Vermutlich war Echion schon mehr durch die Welt gezogen, als Manala es sich jemals vorstellen konnte. Hatte er überhaupt Zeit gehabt für Freundschaften, die sich ja nun einmal erst nach einer Weile entwickelten? Wenn sie mit ihrer Vermutung richtig lag, dass Echion schon so einiges von der Welt gesehen hatte, so hatte er dazu gewiss keine Zeit gehabt. Was jedoch die Frage aufwarf, wieso er überhaupt ins Stillreich gekommen ist. War es beabsichtigt, gab es wirklich einen Grund weshalb er hier war? Oder war es mehr die Tatsache, dass er einfach ziellos umherlief und mal hier und da landete. Warum bist du hier, hier im Stillreich? Manala kam nicht drum herum, dem Hengst die Frage zu stellen, die sie sich zuvor noch gestellt hatte. Vielleicht gab es die Möglichkeit, in kleinen Schritten mehr über diesen Hengst zu erfahren.
Die Stute spürte deutlich, dass der Hengst in Gedanken war. Zwar konnte sie diese unmöglich lesen, dies stand nicht in ihrer Macht, dennoch las sie es an seinem leeren Blick, der irgendwo auf einen Punkt neben ihr gerichtet war. Sie fragte nicht danach wie ein neugieriges Mädchen, sondern ließ den Hengst mit seinen Gedanken allein, tat auch nichts um ihm diese zu entreißen. Schweigend blickte sie sich nochmals in ihrer unmittelbaren Umgebung um, musterte nochmals den spärlichen Pflanzenwuchs. Sie sah einige Hasen in der Stille langsam unter einem Busch hervorkriechen und über die Ebene rennen. Ein stilles Lächeln zeichnete sich auf ihren Lippen ab.
Manala richtete ihren Blick wieder auf Echion, der weiterhin nachzudenken schien. So ließ sie ihren Blick wie schon des Öfteren am heutigen Tage über den Körper des Hengstes wandern, vorsichtig auffällige Stellen betastend. Einige Narben konnte er aufweisen, wie wahrscheinlich jeder Hengst seines Alters. Einige Muskeln zeichneten sich deutlich unter seinem Fell ab, was dafür sprach dass Echion kein Schmächtling war.
Doch die Stute merkte deutlich, als der Hengst aus seinen Gedanken erwachte. Er hob aufmerksam sein Haupt, wirkte für eine kleine Sekunde sogar leicht desorientiert, ehe er über die Worte nachdachte, die Manala ihm zuvor gesagt hatte. Meister, Vater, Mutter. Und so etwas eben. Auch merkte sie das Nicken, welches er zeigte als sie von ihrer verstorbenen Mutter erzählte. Ein leichtes Lächeln zeichnete sich dabei auf ihren Lippen ab. Dieses verschwand jedoch innerhalb von Sekunden wieder, als Echion sie zum Aufhören bat. Leicht schürzte sie ihre Lippen, dieses kindliche Verhalten verwarf die Stute jedoch schnell wieder, und blickte den Hengst relativ ausdruckslos an, wartete auf weitere Worte. Und diese hätte sie am liebsten nicht vernommen. Sie trafen die Stute wie ein Hieb, auch wenn sie keineswegs direkt an ihr gerichtet waren. Wut keimte in ihr auf, jedoch nicht annähernd so stark wie sie diese zuvor bei Echion verspürt hatte. Zu solch starken negativen Gefühlen war Manala wohl doch nicht fähig. Dennoch verengte sie ihre Augen, sah den Hengst berechnend an. Verletzung lag in ihren Augen. Es war schwierig, solche Worte aus dem Mund dieses Hengstes zu hören und dann auch noch zu akzeptieren. Und seine Entschuldigung war nahezu lächerlich. Mit einem Schnauben machte Manala deutlich, dass sie seine letzten Worte einfach verwarf. Die Anderen sind genauso wie ich auch. Nicht mehr, nicht weniger. Sind sie Fanatiker, Echion, so gehöre ich zu ihnen und demnach zu den Fanatikern. Ihre Stimme war ruhig, und doch klangen ihre Worte unglaublich giftig. Sie sollte es also vergessen, einfach so ignorieren was der Hengst da von sich gegeben hatte? Im Prinzip hatte er es doch zunächst genauso gedacht, und das konnte er keineswegs abstreiten. Als der Hengst eine Bewegung tat die wirkte, als wolle er sie im nächsten Moment berühren, wich Manala dieser mit einem Schritt rückwärts aus. Doch schon während ihrer Bewegung merkte sie, dass Echion seinen Kopf viel eher zurückzog. Er hatte es sich ganz offensichtlich noch anders überlegt.
Und doch gab es da etwas, was die Schimmelin schneller beruhigte, als sie es eigentlich wollte. Es machte sie nicht unbedingt ruhiger, aber es setzte sie einen anderen Schwall von Gefühlen aus. Die Lippen des Braunen lagen auf die Ihren, seine Zähne strichen sanft über ihre Unterlippe. Ein Zittern ging durch die Stute, ihr Herz pumpte das Blut in einer unsagbaren Geschwindigkeit durch ihre Adern. Sie vernahm lediglich ein Rauschen durch ihre Ohren. Würde der Hengst nun etwas sagen, so befürchtete Manala, sie könnte es nicht hören. Doch sie irrte sich, sie vernahm mit Deutlichkeit die Worte Echions. Sie quälte ihn also? Nun gut, sie sah keinen Grund darin aufzuhören. Die Rosse schien sie durcheinander zu machen, und sie selber bekam dies nicht einmal mit. So drückte sie sich ein wenig näher an den Hengst, sodass sie sein warmes Fell an ihrer Brust spüren konnte. Ein leises Schnauben entfuhr ihren Nüstern. Dem Hengst sollte auch ohne Antwort klar sein, dass sie seine Aussage ganz eindeutig nicht befürwortete. Sie suchte mit ihren Lippen abermals die Seinen, nun war sie diejenige die zärtlich an seiner Unterlippe knabberte. Manala war deutlich bewusst auf welch dünnem Eis sie sich begab, wusste sie doch um ihre Rosse. Trotz dessen tat sie dies gerade als ziemlich unwichtig ab.
Was anderes schien der Stute als wichtiger. Sie entfernte ihre Lippen um wenige Zentimeter von denen Echions, öffnete ihre Augen und sah den Hengst mit einem forschenden Blick an. Du fühlst nichts. Natürlich fühlte er. Doch der Kuss an sich löste in ihm keine großen Gefühle aus, außer die große Genugtuung, die sie schon zuvor gespürt hatte. Ihre Worte waren nur leise dahingeflüstert, mehr ein Hauch denn wirklich ausgesprochen. Doch wenn man bedachte, wie nahe sie dem Hengst gerade war, würde er sie mit Gewissheit verstehen. Und auch hoffte Manala, er wüsste ihre Worte zu interpretieren. Denn dass sie nicht meinte, der Hengst habe keinerlei Gefühle in sich, sollte offensichtlich sein. Diese Aussage hatte Manala eine Menge Kraft gekostet, soviel Kraft dass nichts mehr für laute, selbstbewusste Worte geblieben war. Wenn man genau hinhörte, konnte man sogar Schmerz in ihrer Stimme erkennen.


30.03.2013, 17:23
»Echion
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Manala



Er schüttelte seinen Kopf. Das hätte ich auch nicht erwartet, dass da eine illustre Spielrunde stattfindet., meinte er. Der Hengst erwartete überhaupt keinen Spaß, nun ja womöglich hatte der Meister viel Freude daran, was er tat. In seinen Gedanken konnte der Braune es sich richtig vorstellen, wie viel Freude es dem unbekannten Hengst machte so viele begeisterte Anhänger um sich zu scharren ihre Fähigkeiten zu fördern. Doch wofür eigentlich? Um den Schülern einen Gefallen zu tun oder viel mehr für den eigenen Zwecke? Plante er einen Krieg? Dann würde Echion das Gebiet so schnell wie möglich verlassen, er wollte niemals in einen Krieg verwickelt sein, verachtete Mord und Totschlag aus niederen Gründen. Aber wenn ich nochmal schrumpfen würde, so zum Fohlen..., begann er, ... dann tut er mir nichts an, egal was ich tue, richtig?
Ein Grinsen machte sich auf seine Gesichtszügen breit. Er wollte nur ungern wieder ein Fohlen sein, es gab kaum Vorteile daran, zumindest nicht in seiner Situation. Alles nochmal durchleben? Alleine ohne eine Familie? Nein, das brauchte er genauso wenig. Dennoch war der Gedanke daran, als kleines unschuldiges Fohlen den Meister zu schaden ohne mit Konsequenzen rechnen zu müssen regelrecht pervers, aber auch lustig zu denken.
Echion bemerkte ihr Sorge ohne Zweifel, sie fürchtete sich also davor, dass er tatsächlich auf die Idee kommen könnte die Herde anzugreifen. Der Braune konnte seine Chancen nicht vollkommen einschätzen. Dafür wusste er zu wenig, doch alleine die Tatsache, dass er alleine war, machte einen Sieg recht unwahrscheinlich. Noch dazu die Fähigkeit. Es war ein mehr als unfairer Kampf. Genauso unvorstellbar war es aber auch, dass sich der Meister auf einen ausgeglichenen Kampf einlassen würde.
Großartig, wirklich wunderbar solche Freunde., er war etwas in Gedanken versunken, versuchte die Freunde aufzuzählen, die er hatte... gehabt hatte. Und von einen Tag auf den anderen, jagen sie dich. Wie alle anderen auch., murmelte er. Dennoch war er ihnen nicht böse, keiner von ihnen hatte etwas dafür gekonnt. Manche waren einfach verschreckt, andere wollten ihre Familie behalten, in der Herde bleiben dürfen und dann stellte man sich automatisch auf die vermeintlich richtigere Seite. War auch einfacher so. Wie egal es ihm auch zu sein schien, so hätte Echion sich doch einen einzigen gewünscht, einen einzigen Partner, der nicht von seiner Seite weichen würde. Ohne Beachtung dessen, was passiert war, was passieren könnte. Ein guter Freund an seiner Seite, bis die Zeit des Braunen gekommen wäre. Es hatte viele gegeben, die das Potenzial dazu gehabt hätten, alle flogen sie bei der größten Herausforderung raus. Womöglich hütete er sich auch aus diesem Grunde davor Manala von seinem Problem zu erzählen. Die Hoffnung, dass es jemanden da draußen gab war von Sekunde zu Sekunde dahingeflogen. Es gab niemanden, konnte sich der Hengst doch genauso wenig vorstellen sein eigener Freund zu sein.
Warum nicht?, stellte er die Gegenfrage. Es ist nicht so, dass ich es auf meiner Reisezielliste habe. Ich habe gar keine. Ein Lachen verließ seine Brust. Nein, er plante nie wohin er demnächst ging, er lief einfach. Einige Male hatte er Empfehlungen bekommen, doch meistens war es eher Zufall. Oder er war gezwungen in eine bestimmte Richtung zu gehen. Stillreich also., sein Blick wanderte nachdenklich durch die Gegend. Davon hatte er noch nie gehört, allgemein klang es sehr merkwürdig. Nicht wie ein Kontinent, ein Land oder ein Ort, eher wie eine Gegend. Wenn überhaupt das. Stillreich klang ganz passend zu diese ganze Meister- und Fähigkeitengeschichte. Sollte es so heißen.
Echion hatte es geahnt, dass die Weiße so reagieren würde, deswegen hatte er sogleich die Entschuldigung nachgeschoben. Die Wut und Verletzung war in ihren Augen zu sehen.
Manala, ich... ich habe es nicht so gemeint. Es war dumm und..., er suchte nach den richtigen Worten, aber er war noch nie gut darin gewesen. Wenn man einsam war, musste man nicht viel reden und sich schon gar nicht für etwas entschuldigen.
Es tut mir Leid. Es macht mich einfach wütend, wenn du von diesen Meister sprichst, okay? Ich kann damit nicht umgehen. Sein Blick ruhte auf ihr, sie wich vor ihm zurück und er seufzte kapitulierend. Manala war nicht wie die Anderen, daran glaubte er, selbst wenn es noch keine Begegnung mit einem anderen Herdenmitglied gab.
Es war angenehm die Stute zu küssen. Ihre Lippen waren weich und sanft. Es gab schon ganz andere Fälle, dass sich die Stute so sehr aufgedrängt hatte, dass Echion sich unwohl gefühlt hatte. Aber mit Manala war es anders. Kaum hatten er sich von ihr gelöst, wünschte er sich sie sogleich wieder zu küssen. Doch sein Herz pochte unaufhörlich und seine Gedanken kreisten, sodass seine Wahrnehmung total verschwommen war. Im nächsten Moment spürte sie ihr Fell an seines gepresst. Er schaute zu ihr hinab und konnte gerade noch das leichte Glitzern in ihren Augen erfassen, bevor sich ihre Lippen wieder berührten. Ein Schauder jagte seiner Wirbelsäule entlang und er lächelte in den Kuss hinein. Echion erwiderte ihn von der Lust, die ihn überkam, angetrieben etwas ruppiger. Er stöhnte auf und ohne Zweifel würde eine einzige falsche Bewegung dazu führen können, dass der Braune seinen Verstand vollends verlor. Das Geräusch, welches erklang, als Manala sich von ihm löste, konnte man schon fast als ein leises Wimmern bezeichnen. Der Verlust tat tatsächlich etwas weh. Echion öffnete die Augen und schaute sie fragend an. Doch dieser wandelte erstaunlich schnell zu einen ratlos Suchenden. Bitte was?, sagte er vielleicht etwas zu laut in Anbetracht dessen, dass sie nur wenige Zentimeter entfernt war. Ich fühle nichts?, wiederholte der Hengst langsam, bevor er sich ein Stück von ihr entfernte und schließlich ganz abwandte. Wow. Wow. Er lachte laut auf, schüttelte seinen Kopf und wiederholte die drei Worte immer wieder in seinem Kopf. Was geschah hier? Erst küsste er sie, sie ließ es zu, dann ergriff Manala die Initiative und dann warf sie ihm diese Worte an den Kopf. Sein Blick lag verwirrt auf der Weißen, fuhr ihren ganzen Körper entlang. Womit hatte er das jetzt verdient? Was erwartest du, Manala? Was willst du was ich fühle?, der braune Hengst klang wütend, als würde er jede Sekunde explodieren und in tausend Einzelteile zerspringen. Doch diese Wut verbarg nur die wahre Tatsache. Natürlich war er wütend, aber vor allem verletzt. Aus den verschiedensten Gründen. Erst behauptete sie, sie wolle ihn nicht beeinflussen und dann spionierte sie sein Inneres aus, als wäre es das Natürlichste der Welt. Dann tat sie so, als wäre sie vollkommen zufrieden und dann diese harte Kritik, wenn man es überhaupt als jene bezeichnen konnte. Mal ganz davon abgesehen, dass es persönlich verletzend war. Echion spürte in jeder verdammten Sekunde mehr, als der Großteil seiner Artgenossen. Schmerz, Schmerz, Schmerz. Gott, was willst du? Schmetterlinge im Bauch wie unwissende Teenager, so arg, dass alles kribbelt und kitzelt? Das Gefühl der großen Liebe? Inniges Vertrauen? Seine Augen waren zu schmalen Schlitzen zusammengekniffen. Das ist vielleicht dein Ding. Es war eine Sache, was alle Stuten wollte, ausgenommen jene, die sich sowieso für etwas Vergnügen verkauften. Sie wollte alle gesagt bekommen, dass sie umwerfend waren, die einzig Wahre. In jedem Moment, der sich dafür Anbot, sollten die Worte „Ich liebe dich“ gesprochen werden. Der Hengst war aber kein Teenager mehr. Vielleicht war er auch einfach schon etwas abgestumpft, konnte es nicht mehr und war es Leid danach gefragt zu werden. Aber es ist nicht meines. Ich kann das nicht. Er ging wieder ein wenig auf sie zu, blieb vor ihr stehen und biss sich auf die Unterlippe. Mach dich nicht lächerlich, du weißt genau, dass ich dich hier und jetzt... oh warte... das sind keine Gefühle, sonder normale Instinkte, richtig? Rossige Stute, Hengst., er seufzte, legte seinen Kopf leicht schräg und starrte ihr direkt in ihre Augen. Dann bring mich doch dazu, das zu fühlen, was du willst, dass ich es fühle., zischte er leise.
Echion drehte sich abrupt wieder ab, lief einige Schritte davon. Es herrschte Stille. Eisige Stille. Er blickte zum Horizont, abgewandt von Manala, schluckte schwer. Verdammt nochmal., schrie er und kickte derart in den Schnee, dass sich vor ihm eine kleine Säule aus weißen Flocken bildete. Sein Körper zitterte. Er wollte sie nicht anschreien, sie nicht verletzen oder ausnutzen. Er wusste nicht was genau er wollte, aber auf gar keinen Fall eines der drei Dinge.
Er wandte seinen Kopf zu ihr, musterte die Weiße skeptisch.
Siehst du nicht, dass es mich einfach nur krank macht, zu wissen, dass du in dieser Herde bist? Und nicht zu wissen, was genau mit dir dort geschieht oder eben nicht geschieht? Du verdienst es nicht dort rumgeschubst zu werden für was auch immer, in deinen Freiheiten eingeschränkt zu werden, nicht das tun zu dürfen, was du willst. Du verdienst es nicht einfach ignoriert zu werden keinen Funken Zuneigung zu bekommen. Und das scheint ja nicht der Fall zu sein., Es entstand eine kleine Pause in der der Hengst sich selbst zu sammeln schien, denn sein Herz raste, sein Kopf pochte an allen möglichen Stellen, seine Muskeln zuckten. Und es macht mich unglaublich eifersüchtig, so eifersüchtig, dass ich ihn am liebsten umbringen würde, wenn ich auch nur daran denke, dass er etwas mehr für dich ist... sein könnte, als einfach nur... ein Lehrer. Es macht mich krank, okay? Vielleicht so krank, dass der Gedanke daran ihm zu schaden, das einzige ist, was du bemerkst. Er war nicht in der Position, dies zu sagen. Es war nicht direkt Liebe, weder auf seiner Seite noch auf ihrer Seite. Es war ihm also nicht gestattet darüber zu entscheiden zu wem diese Schönheit gehörte, doch in seinen Augen hatte der Meister es am wenigsten verdient. Er würde Manala nicht das geben können, was sie brauchte.




30.03.2013, 20:27
»Manala
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Echion



Ein Lächeln schmiegte sich auf den Lippen der Schimmelstute. Und ich hätte nichts minder realistisches von dir erwartet. Nun änderte sich das Lächeln zu einem zaghaften Grinsen, verzierte ihr Gesicht mit ihren Zähnen. Manala schnaubte leise, hörte auch den weiteren Worten des Hengstes zu. Und das Grinsen wich nicht, passte es ihrer Meinung nach doch auch sehr gut zu dem nachfolgenden Satz Echions. Hm. Das könnte ich nicht mal so genau sagen. Aber ich nehme an, er würde ein Fohlen verschonen, ja. Sowieso sieht er sie als so schwach an, dass sie seiner Macht nichts anhaben können. Als Fohlen wärst du also keine nennenswerte Konkurrenz. Leicht neigte die schöne Schimmelin ihr Haupt. Wenn man bedachte wie lächerlich Echions Idee war, schien ihre Antwort wahrscheinlich doch ein kleines bisschen zu ernst. Doch ob sie nun wollte oder nicht, wenn es um den Meister oder ihre Herde ging, war Manala immer ernster als beabsichtigt. Da änderte auch das Grinsen, welches sich weiterhin an ihre Lippen schmiegte, nicht wirklich etwas dran.
Leicht blähte Manala ihre Nüstern, schabte mit ihren Hufen über den leicht steinigen Untergrund. Die Sonne schlüpfte zwischen einigen Wolken hervor und kitzelte mit ihren Strahlen den Körper der Stute. Ein wohliges Gefühl durchzog sie, die Wärme schien von ihrem Fell regelrecht aufgesogen zu werden. Der Schnee funkelte in den Strahlen der Sonne, ließ die Landschaft um die beiden Pferde glitzern. Die Strahlen der Sonne waren so warm, dass Manala damit rechnete in wenigen Minuten in einem See zu stehen, so schnell müsste der Schnee eigentlich schmelzen. Und doch blieb die Landschaft um die Pferde bisher unverändert, lediglich ein wenig freundlicher.
Aber ja. Und Echion, rede doch nicht so wie ein griesgrämiger alter Herr. Freunde haben gewiss ihre Vorzüge, man muss nur zuallererst einmal die Richtigen finden. Pferde, die sich gegen dich stellen, waren doch wohl nicht die richtigen, oder was meinst du? Manala musste leise kichern, neckte den Hengst mit sanften, ruhigen Worten und berührte wie schon einmal zuvor dabei die Brust des Hengstes, wo die Muskeln sie immer noch mit Staunen zurückließen. Der Hengst schien seine Worte ziemlich ernst zu meinen, so als würden sie auf Erfahrungen beruhen. Manala hoffte, ihn ein wenig abgelenkt zu haben, denn es schienen zumindest keine schönen Erinnerungen zu sein. Die Schöne kannte niemanden, der einfach leichtfertig mit Verlust und Verletzung umging. Doch weiter auf dieses Thema eingehen wollte Manala dann nicht, denn sticheln lag nicht in ihrer Absicht.
Dachte ich mir. Hierher zieht es nur gezielt diejenigen, die sich magisches erhoffen. Meist werden sie nicht enttäuscht. Manala kannte die Geschichte, warum man dieses Tal das Stillreich nannte. Sie wusste um die Gerüchte, an denen auf jeden Fall ein Funken Wahrheit dran sein musste, denn die Ruinen des Dorfes existierten, ebenso die Irrenanstalt. Auch war es unbestritten dass der Hengst Faithless an der Irrenanstalt lebte und dort eine kleine Herde leitete. Sie konnte Echion alles erzählen, die ganze Geschichte. Und doch ahnte sie, dass er es gar nicht wissen wollte. Zu sehr schien der Braune an der Realität zu hängen, an seiner eigenen Realität.
Manala hatte ihre Lippen zusammengepresst, blickte Echion aus verengten Augen entgegen und legte leicht die Ohren an, um ihr gestresstes Erscheinungsbild nur noch zu verdeutlichen. Nicht so gemeint also, mh? Wie dann? Ihre Stimme war leise, ruhig. Viel zu ruhig. Aus jedem ihrer Worte konnte man ihre Verletztheit deutlich erahnen. Und doch seufzte Manala nach seiner Entschuldigung leise und hob ihren Kopf etwas an, um Ansatzweise auf Augenhöhe zu sein. Tief blickte sie dem Hengst in die Augen, versuchte in ihnen zu lesen. Huschend schien ihr Blick mal das eine, dann das andere Auge zu fixieren. Er hatte erstmals wirklich über sich und seine Gefühle gesprochen. Erstmals wirklich etwas von sich preisgegeben, was ihr einen tieferen Blick in sein Innerstes ermöglichte. Dies war ihr keineswegs entgangen und so ließ Manala sämtlichen Zorn fallen und lächelte kapitulierend. Ist in Ordnung. Es ist sowieso an der Zeit, weniger von ihm und all den anderen zu sprechen. Mit einer zaghaften Bewegung senkte Manala ihren Kopf wieder ein wenig, blickte Echion jedoch weiterhin in die dunklen Augen. Sie wollte seine Gefühle nicht noch weiter strapazieren, ließ das Thema mit ihren Worten fallen. Die unerfahrene Stute entwickelte mittlerweile mehr oder weniger effektiv ein Gespür dafür, wann es einfach besser war das Thema zu wechseln. Zumal sie Echion nicht reizen wollte und den Wunsch hegte, dass er sich mit Freuden an ihre Begegnung zurückerinnern würde.
Die Stute fiel in ein tiefes Loch ihrer eigenen Gefühle, als ihre Lippen sich pausenlos gegen die des Braunen schmiegten. Ihr Atem beschleunigte sich mehr, mehr noch als zuvor. Wo sie da schon geglaubt hatte, dass sie bald in Ohnmacht fallen würde. Die Aufregung, beinahe schon als Angst zu betiteln, als Manala die Initiative ergriff, legte sich schnell als sie spürte wie Echion auf ihr Handeln einging. An ihren Lippen hängend gab er ein Stöhnen von sich, Hitzewellen rasten durch den edlen Körper der Stute. Schossen durch ihren Körper, bis sie sich an der Stelle zwischen ihrer Hinterhand in Wärme explodierte. Laut keuchte Manala auf, einem Stöhnen gleich und presste sich noch enger an Echion, schien für einen Moment eins mit diesem Hengst zu werden.
Und da bereute sie es im nächsten Moment schon, von ihm gewichen und ihn quasi zur Rede gestellt zu haben. Es hatte die komplette Situation auf einen Schlag ruiniert, was Manala so gewiss nicht beabsichtigt hatte. Und schon gar nicht hatte sie mit einer solchen Reaktion des Hengstes gerechnet, waren es für sie doch eher normal daher gesagte Worte gewesen. Gut, zugegeben, nicht vollkommen. Es hatte sie schockiert dass sie nicht mehr gespürt hatte als seine Genugtuung, hatte sie verletzt dass sie nichts spüren konnte, was direkt mit ihr selber zu tun hatte. Doch was erwartete sie? Dass er ihr nun überschwänglich wie ein kleiner Romeo erzählte, wie toll sie war und dass er sie liebte? Wohl kaum? Zumal von Liebe wohl nicht zu sprechen war.
Ich… Sprachlos war sie, als sie einige Zentimeter zurückwich um so wieder Platz zwischen ihnen zu schaffen. Seine lauten Worte waren beinahe wie eine Ohrfeige, ließen sie für einen kurzen Moment erschüttert zurück. Sein Lachen schmerzte in ihren Ohren, ließ sie die Augen zusammenkneifen und leicht zusammenkauern. Jegliche Erregung, die zuvor noch durch ihren Körper raste, war vollends verschwunden. Angst durchzog sie wieder, ließ die Stute schrumpfen.
Manala vernahm Wut aus seiner Stimme, spürte diese jedoch nicht. So leid es ihr in diesem Moment auch tat, Echion würde ihr wohl niemals etwas vormachen können. Zumal sie nichts dafür konnte, dass sie seine Gefühle so deutlich wahrnahm. Sie waren nur zu intensiv. Und zu seiner wütenden Stimme kam das Gefühl der Verletztheit. In Manala zog sich alles zusammen, sie biss sich auf ihre Unterlippe und versuchte, ihrem inneren Schmerz so für wenige Sekunden zu entkommen. Denn es schmerzte sie ungemein, den Braunen verletzt zu haben. Niemals war es ihre Absicht gewesen, sie hatte es nie bewusst getan. Schon fasste sie sich ein Herz und ging einige Schritte auf Echion zu, wollte sich entschuldigen, ihm sanft zureden. Doch sie glaubte zu wissen, dass es jetzt nicht von Vorteil sein würde wenn er wusste, dass sie seine Gefühle kannte. So hielt sie in ihrer Bewegung inne, senkte ihren Kopf und blicke Echion nicht weiter in die schönen Augen, die ohnehin zu weit entfernt waren als dass sie sie deutlich erkennen konnte. Denn auch der Hengst war zurückgewichen, hatte sich letztendlich abgewandt.
Ich… ich weiß es nicht. Mir erschien nur, dass… Ihre Stimme brach, noch immer zu sehr erschüttert von all den Gefühlen, die im Moment die Luft erhitzten. …dass das, was ich wahrgenommen habe, nicht richtig sei. Ihre Stimme war leise, kaum hörbar. Mehr wagte sie sich nicht in Anbetracht dieser ernsten Situation. Er musste sie für eine Verrückte halten.
Manala wich noch weiter von dem Hengst zurück, als sie seine weiteren Worte vernahm und seinen Gesichtsausdruck näher betrachtete. Immer noch biss sie sich auf ihre Unterlippe, schmeckte Blut. Doch dies schien eine unglaublich unwichtige Nebensache zu sein, die sie gar nicht wahrnahm. Sie schluckte, blinzelte die Tränen weg, die sich in ihren Augen bilden wollten. So ärmlich wollte sie nun auch nicht vor Echion dastehen, wollte nicht ein kleines, jämmerliches Sensibelchen sein, auch wenn sie dies gewiss sein konnte. Die Stute schluckte, riss sich ein wenig zusammen und ließ ihre Zähne von ihrer Lippe ab. Dennoch entgegnete sie nichts auf seine Worte, wagte nicht den Mund zu öffnen und Worte entschlüpfen zu lassen. Zumal sie der Meinung war, dass sie mehr nicht sagen musste als ihre leise Entgegnung zu Anfang. Es würde sowieso nichts bringen. Also ließ sie ihn schweigend mit Worten auf sich einprügeln, ertrug die Qualen die es ihr bereitete.
Als Manala spürte, wie der Hengst wieder auf sie zukam, hob sie ihren Kopf und blickte dem Hengst entgegen. Denn genau dies erwartete er jetzt wahrscheinlich. Und siehe da, er suchte ihren Blick, festigte diesen und sprach weiter. Nicht, dass seine Worte besser waren als die vorherigen. Weniger unfreundlich. Oder sein Blick wärmer war. Nein. Es war noch schlimmer als zuvor, denn nun konnte sie seinem Gesichtsausdruck nicht entgehen. Ein leises Wimmern verließ die Lippen der Schimmelin, als sie doch wieder einen Schritt zurückwich. Diese Situation war eindeutig zu viel für ihr sanftes Gemüt. Schien nahe der Unerträglichkeit. Sein gezischten Worte, sie solle ihn zu den gewünschten Gefühlen bringen, stoßen sie ab. Sie verengte ihre Augen, ließ ihre Stimme jedoch leise, ein Murmeln verließ nur ihren Mund. Du weißt, das werde ich nicht. Wahrscheinlich wusste er es nicht mal sicher, doch für Manala war dies mehr als klar. Niemals würde sie Echion irgendwelche Gefühle aufdrängen, nicht wenn es nicht zwingend notwendig war. Und das war es in diesem Fall nicht. Entweder fühlte er von alleine oder… nun, eben nicht.
Als der Hengst wieder davonlief, schrie und mit dem Huf in den Schnee schlug, zuckte Manala zusammen und ein Ton des Entsetzens drang aus ihrer Kehle. Was hatte sie nur getan, mit drei kleinen Worten?
Sie lauschte seiner Stimme, die darauf folgte, blickte ihn abwartend an. Nachdem er geendet hatte und eine kleine Pause entstand, trennte Manala mit schnellen Schritten den Abstand zwischen den beiden Pferden. Auf ihren Zügen lag keinerlei Regung, als sie vor Echion stand und diesen fest anblickte. Es ist nicht so schlimm, wie du es dir vorstellst. Wieder nur ein Murmeln, jedoch fester, entschlossener. Sie konnte dem Hengst in seinen Aussagen nicht ganz zustimmen. Sie wurde nicht ignoriert, nicht rumgeschubst. Es war eindeutig übertrieben.
Doch nun sprach Echion erneut und Manala lauschte wieder abwartend, atmete dann tief durch. Wieder eine Offenbarung, die sie so von dem Braunen nicht erwartet hätte. Sie neigte leicht ihr Haupt, hätte ihn am liebsten in seinem Redeschwall unterbrochen. Erscheint es dir nicht etwas pervers dass jemand, der wie ein Vater für mich ist, mehr darstellt als in Lehrer? Manala legte ihren Kopf leicht schräg und blickte Echion abwartend an. Sie wollte seine Reaktion nicht als lächerlich bezeichnen, dennoch war seine Eifersucht nicht berechtigt. Und doch ließ es Manalas Herz wieder schneller pumpen, als er so offen von seinen Gefühlen sprach. Er machte sich also ernsthaft Sorgen. Nur wusste die Schimmelin am wenigsten, welches Verhalten nun angebracht war, und so wartete sie, pendelte leicht mit dem Schweif und neigte wieder ihren Kopf, vermied immer noch den Blickkontakt zu dem Braunen.


05.04.2013, 02:50
»Echion
Dieser Charakter wurde eingefroren.


Manala



Im Leben gab es immer Momente, die niemand so recht verstehen würde. Egal, wie detailliert man es noch beschreiben würde, blieben vielerlei wichtige Aspekte einfach verborgen. Man steckte eben nicht drin. Es war keinesfalls so, dass man es nicht verstehen wollte, sondern es war einem einfach nicht möglich, egal wie sehr man es noch versuchte. Genauso würde Manala es nicht verstehen können. Es hatte selbst Echion Jahre bedurft, bis er erfassen konnte, dass nicht die anderen die Schuld trugen. So viel Zeit war vergangen, doch seit einer Weile wusste der Braune nun, dass er der Fehler war. Es musste so sein. Zumindest waren alle Anderen n der Lage Freundschaften zu pflegen und gut integriert in einer Herde zu leben. Das hat nichts mit griesgrämiger alter Herr zu tun., murmelte er. Denn jener hätte wohl noch nicht einmal den Versuch unternommen, Freunde zu finden. Doch der Hengst hatte sich jedes Mal darauf eingelassen und durchaus für kurze Zeit die Freude daran finden können. Aber eben nur kurz. Sie waren die Richtigen.
Der Hengst beobachtete wie die Weiße zum wiederholten Male seine Brust berührte. Ein leichtes Grinsen umspielte seine Lippen, denn irgendwas schien sie dazu anzuhalten, es immer wieder zu tun. Welche Intention sie damit auch immer verfolgen wollte, so war es Echion nicht recht klar. Er genoss einfach die kleinen Momente der Nähe, die die Stute selbst suchte.
Er nickte leicht. Nun, was Magisches habe ich mir nicht unbedingt erhofft, wie du dir wohl selbst denken kannst. Um genau zu sein, erhoffte sich der Braune nie etwas anderes, als eine lebensfreundliche Gegend aufzufinden an der er einige Zeit verweilen konnte. Ob dafür ein magischer Ort wirklich geeignet war, würde sich herausstellen müssen. Wenn es irgendwie möglich war, würde er all diesem Hokuspokus aus dem Weg gehen. Es gab in der Regel immer eine Lücke, in der er sich rein zwängen konnte.
Wie dann? Er seufzte, hatte er doch bereits gesagt, dass es einfach aus dem Affekt heraus war. Was sollte er also noch sagen? Sie hob ihren Kopf ein wenig, um ihn direkt anzuschauen. Sofort war ihm ein wenig unwohl. Zum einen war es von Natur aus eine Art Kampfansage, wenn man sich groß machte und zum anderen war der Gedanke, dass sie ihn jetzt lesen würde beängstigend. Was hatte er nun zu erwarten? Doch dann lächelte Manala und entließ ihn aus diesem Thema. Dankbar entspannte der große Braune sich wieder.
Während des Kusses konnte er such ganz fallen lassen, alles was davor war vergessen. Denn so viel falsch zu machen, gab es nicht. Er könnte höchstens zu weit gehen, aber darüber machte er sich keine Gedanken, denn Manala schien es auch nicht gerade zu stören wie weit sie ging. Es durchfuhr den Hengst wie ein Stromschlag, als die Weiße aufkeuchte. Er erzitterte leicht und sein Atem schien zu stocken. Die Wärme die sie ausstrahlte war überwältigend. Seine Zunge fuhr fordernd über ihre Unterlippe.
Und da war der Augenblick dahingeflogen. Ganz allein mit drei Worten. So einfach war es also etwas zu zerstören. So musste es sich also für andere angefühlt haben, wenn er von einer Sekunde auf die andere seinen Verstand verloren hatte. Plötzliche Leere. Unverständnis. Einsamkeit. Und Gewalt, die Schmerz verursachte. Du fühlst nichts. Wie schön das wäre. Nie wieder etwas zu fühlen. Manchmal würde es das Leben und einiges einfacher machen.
Was ich? Was? Auch wenn ihm der Anblick der Stute ein schlechtes Gewissen bereitete, konnte es ihn nicht wirklich beruhigen. Seine Worte prasselten weiterhin boshaft auf die zusammengekauerte Stute ein. Sie sah hilflos aus. Jung und klein wie ein Baby, dass sich im nächsten Moment gerne auf den kalten Boden zusammenrollen wollte und einfach nur weinen. Weinen bis alles vorbei ist. Auf einmal machte sie ein paar Schritte auf ihn zu. Der Braune schaute sie einfach nur starr aus seinen dunklen Augen an. Lass es., meinte er und es war nicht ganz klar was Echion meinte. Womöglich alles. Er konnte gerade kein Kontakt mit ihr haben. Genauso wenig wollte er irgendwelche gestotterten Erklärungsreden, die ihm wieder vorhalten sollten, dass der Meister ganz toll sei. Doch noch viel wichtiger war, dass sie sich aus ihm heraushalten sollte. Sie sollte aufhören in seine Gefühle zu wühlen, als wäre es es spannender Roman. Es war ihm nicht peinlich, dass sie mitbekommen könnte, dass er äußerst verletzt war. Es wäre ihm auch egal, wenn sie einmal unendliche Traurigkeit von ihm spüren würde. Es waren seine Gefühle, er konnte damit machen was er wollte. Seine ganz eigenen, persönlichen Gefühle.
Oh, es gibt ein richtig. Das wusste ich nicht. Was ist denn richtig, hm? Erkläre mir was richtig und falsch ist? Ihre leise Stimme war nichts im Gegensatz zu seiner lauten, verblasste da gegen jämmerlich. Der Hengst bemerkte, dass sich Tränen in ihre Augen sammelten, die sie aber tapfer zurückhielt. Vermutlich wollte sie ihm nicht noch schwächer gegenüber wirken, als sie es sowieso schon tat. Er stieß einen verächtlichen Ton aus. Es ist also richtig Gefühle manipulieren zu können, aber falsch wenn man dann nicht das fühlt, was du dir wünscht? Ich bin kein verdammter Freak, der Gedanken lesen kann, Manala. Und er würde es auch nie können wollen. Sie schien es als ganz normal anzusehen, als Talent, aber für Echion war es falsch. Was war daran schön in ganz persönlichen Feldern des Körpers eines anderen einzudringen. Hieß es nicht die Gedanken sind frei? Und war es nicht auch so, dass es immer geheißen hatte, dass Gefühle einfach da waren und nicht veränderbar wären? Da schienen sich diejenige, die sich dies ausgedacht hatten, aber mächtig geirrt zu haben.
Sicher. Sie würde es tun. Dessen war sich der Hengst sicher, wenn ihr Gefahr drohte, dann würde sie damit versuchen sich selbst zu retten. Wenn sie nahe an der Grenze der Selbstzerstörung war, wegen seinen Worten, würde sie ihn so unterbrechen. Es war leicht zu sagen, etwas nicht zu tun. Wenn es meistens noch nicht mal funktionierte, wenn man sich etwas vornahm zu tun, wie sollte es es dann gehen etwas nicht zu tun? Das eigene Leben war einem zu viel wert. Selbstmord war auch nur möglich, wenn man keine Angst davor hatte. All die anderen Idioten, die es versuchten und doch nicht starben, wollten gar nicht sterben. Warum sonst sprangen sie nur aus einer Höhe, die man mit etwas Geschick überleben konnte? Sie waren Angsthasen.
Er brummte etwas. Jedoch war es keines der wohligen Töne, sondern eher ein missmutiges Knurren. Einem Raubtier ähnlich.
Sein Blick ruhte auf dem hellen Himmel. Mittlerweile zweifelte er daran, ob es gut gewesen war hierher zu kommen. Am besten war es wohl wenn er so schnell wie möglich wieder fort ging. Wenn der Meister diese gebiete regierte, so war er mit seinem Hass wohl recht unwillkommen. Warum also warten, bis man verjagt wurde?
Der Braune bemerkte, wie sich die Weiße wieder näherte und ihn ansah. Sein Gesichtsausdruck war vollkommen leer, seine Augen einfach nur finster. Es gab keine Emotion, die es schaffte den Kampf zu gewinnen und an die Oberfläche zu tauchen. Es war ein heilloses Durcheinander. Verachtung stolperte über Angst. Hass rang die Verletztheit nieder, nur um dann von Verzweiflung verprügelt zu werden. Oh ja, es war ein Krieg. Einer mit immensen Ausmaßen, die Echion als Hülle ausgeliefert war.
Er lachte auf, schaute kurz weg. Deinem Empfinden nach vielleicht., meinte er und schaute sie nun an, würde nach den kleinsten Regungen Ausschau halten. Wann wurde dir zuletzt eine gute Nacht mit schönen Träumen gewünscht, als du dich zum Schlaf begeben hast? Seine Mutter hatte es immer getan und es war eine schöne Erinnerung. Wann wurdest du zuletzt mit einem Bitte darum gebeten etwas zu tun? Wann gab es das letzte Lob?, er sah sie fragend an. Wer war zuletzt an deiner Seite, als du Kraft brauchtest? Wer hat dir zuletzt freundschaftlich über die Schulter gestrichen und dich ermuntert etwas zu tun? Er hatte es einfach im Gefühl, dass es all das nicht wirklich geben musste in der Herde. Wie sonst war es zu erklären, dass sie mit einer einfachen Berührung oder liebevollen Worten überfordert war? Wann wurde dir zuletzt gesagt, dass du wunderschön bist? Das alles war Zuneigung. Freundschaft, eine herzliche Atmosphäre und Liebe.
Er rollte mit den Augen, atmete tief durch. Du bist eine Lügnerin, wenn du jetzt behauptest das täglich zu haben. Er hatte das auch nicht immer gehabt. Man musste ihm aber auch zugestehen, dass es als Reisender nur schwer zu ermöglichen war. Aber immer, wenn er in einer Herde gewesen war, gab es diese kleine Dinge, die deutlich machten, dass man nicht einfach nur ein Etwas war. Mal mehr, mal weniger.
Nicht perverser, als irgendwelche magischen Fähigkeiten zu benutzen, um jemanden gefügiger zu machen. Was verstehst du schon vom Leben?, kam es ihm über seine Lippen. Mal davon abgesehen, kannte er durchaus Herden, in denen es nur einen Hengst gab, der alle Stuten sein Besitz bezeichnete und auch so behandelte. Warum sollte es also bei dem Meister nicht anders sein? Solche Begriffe wie Vater oder Lehrer spielten dann keine Rolle mehr.
In jenen Moment in dem diese harten Worte seinen Mund verlassen hatten, wollte er sogleich auf sich selbst einschlagen bis er elendig verbluten würde. Was war nur los mit ihm? Er hatte durch und durch sich selbst verloren und nun war es zu spät irgendwas von dem zurückzunehmen, was bereits Schäden angerichtet hatte. Wenn mich irgendwer umbringen will, dann bitte jetzt. Sofort. Von seinem Maulwinkel suchte sich ein Tropfen Blut den Weg nach draußen. Er hatte sich zu fest auf die Zunge gebissen, um sich zum Schweigen zu bringen.
Manala ich weiß nicht was in mich gefahren ist. Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht einmal was ich jetzt sagen soll. Das war alles was der Hengst sagte, bevor Stille den Raum zwischen den beiden Pferden füllte. Sie starrten sich einfach an. Echion wusste nicht, warum sie es tat, aber er wusste wieso er sie anschaute. Er schloss seine Augen, atmete durch. Alles was er tun musste, war sämtlichen möglichen Gefühle für die Stute abzustellen. Kein Funken Zuneigung. Nein, noch nicht einmal großartige Sympathie. So konnte er sein Leben leben und Manala ihres. Das konnte doch nicht so schwer sein, richtig? Und wieder schaute der Braune sie an und... Scheiße, es ist schwer.


05.04.2013, 14:32
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Geschlossen