»Ruao
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Nami (& Echo, Seelenspiegel)



Es war kein leichter Schritt gewesen, den er gegangen war. Und auch wenn es andere nicht so empfinden mochten: es war ihm nicht leicht gefallen. Denn er hatte gewusst, dass es Neider geben würde. Dass es immer jemanden gab, der nicht einverstanden war und das man es prinzipiell nie schaffen würde, es allen Recht zu machen. Ruao war den Schritt trotzdem gegangen. Er hatte ihn als notwendig erachtet und das Gefühl gehabt, dass sich außer ihm eigentlich niemand dafür verantwortlich gefühlt hatte - oder sich zumindest nicht getraut hatte, sich diese Last auf zu brummen. Eigentlich wusste er nicht einmal, ob er das wirklich gewollt hatte. Es war viel mehr eine Herzens- als eine Vernunftsentscheidung gewesen. Denn genau an diesem Punkt war er in der Vergangenheits bereits schon einmal gescheitert; die Angst, dass sich dieses Szenario wiederholen würde, war tief in dem Norweger verwurzelt und der Gedanke, abermals alles verlieren zu müssen, war schier nicht auszuhalten. Doch wenn der Falbe eines in der Vergangenheit gelernt hatte, dann das, dass man sich niemals von seinen Gefühlen (und erst Recht nicht von seinen Ängsten) leiten lassen durfte. Sie waren nahezu immer irreführend.

Die seltsame Stimmung zwischen dem weißen Vollbluthengst (Echo) und Nami riss Ruao aus seinen Gedanken. Er ermahnte sich selbst, sich mehr auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren und nicht ständig gedanklich abzuschweifen. Das gehörte sich nicht - insbesondere nicht jetzt und nicht mit seiner neuen "Stellung" und der ungeteilten Aufmerksamkeit, welche er dadurch gerade gezwungenermaßen genoss.
Ihm war nicht bekannt, dass Echo und Nami Geschwister waren, denn sonst wäre ihm das Verhalten wahrscheinlich nicht so komisch vorgekommen. So jedoch brachte er die beiden in keinerlei familiäre Verbindung, sodass sich seine Stirn fragend runzelte. Warum waren sie so unterkühlt zueinander? So abweisend und ignorant? Das war keine normale Antisympathie. Ruao spürte sofort, dass mehr war - etwas Tieferes. Allerdings stand es ihm nicht zu, nachzufragen. Und außerdem fing Nami sich wieder und griff das Gespräch gekonnt wieder auf.

Als Nami ihre Bedenken dazu äußerte, ob es überhaupt funktionieren würde, dass Ruao zwei Aufgaben zeitgleich übernahm, nickte der Norweger resigniert. "Ja, vermutlich hast du Recht," stimmte er ihr etwas zerknirscht zu. Ihm fiel auf die Schnelle keine gute Lösung für das Problem ein - außerdem musste er zugeben, dass er sich darüber im Vorfeld keine Gedanken gemacht hatte. "Es wäre toll, wenn wir Mitglieder einarbeiten könnten. Aber momentan befürchte ich, dass es uns genau an diesen fehlt. Die Herde ist erschreckend geschrumpft. Vielleicht sollte unser Fokus auch insbesondere darauf liegen, wieder zu wachsen." Denn wie sollte Ruao ein funktionierendes System auf die Hufe stellen, wenn da niemand war, der sich beteiligen konnte? Die waren geschätzt gerade mal noch eine handvoll Mitglieder. Gut möglich dass einige nun heimkehren würden - aber tendenziell waren die meisten vermutlich für immer fortgegangen.
"Um ehrlich zu sein bin ich gerade noch etwas ratlos. Ich konnte mir noch keinen vollständigen Überblick darüber verschaffen, wie viele Mitglieder wir derzeit noch haben und welches Mitglied welche Aufgabe ausführt." Ruao zuckte entschuldigend mit den Schultern. Er wollte ehrlich sein. Und wenn es dafür Verachtung und Anschuldigungen wegen mangelnder Kenntnis hageln sollte, so würde er es hinnehmen müssen. Er konnte schließlich auch nicht zaubern, sondern war ein Pferd, wie jedes andere hier auch. Er war nur dumm genug zu glauben, diese Herde auf einen besseren Weg führen zu können. "Ich denke am Besten wäre es, wenn übergangsweise jeder ein Auge auf alles und jeden hat. Wir sollten nun besonders eng zusammenrücken, an einem Strang ziehen - anders schaffen wir das nicht. Ich kann keine festen Aufgaben zuteilen und eine Aufgabentrennung vornehmen wenn ich keine Pferde habe, die in dieser Herde leben." Nachdenklich atmete der Falbe aus und bedachte Nami mit fragenden Blicken. Was würde sie wohl an seiner Stelle tun? Die Stute war klug, scharfsinnig und erfahren. Aber auch sie schien unschlüssig, hin- und hergerissen. Es gab so viele Ansätze; doch welchen sollte man greifen und umsetzen?

Sein Blick fiel auf Seelenspiegel, die nur unweit von ihm entfernt stand und nicht gerade erfreut über seine Verkündung schien. In ihrem Gesicht glaubte er kurzzeitig genau jene Ablehnung zu finden, welche er gefürchtet hatte. Er glaube zu spüren, dass sie schlecht von ihm dachte. Dass sie ihn für machtgeil und selbstverliebt hielt, weil er sich des Amtes des Leittiers ungefragt anmaß. Vielleicht hatte sie mit dieser Einschätzung gar nicht so unrecht. Vermutlich hatte es ihm tatsächlich nicht zugestanden und vermutlich rückte ihn das in ein durchaus negatives Bild. Ruao war sich fast sicher, dass er ähnlich reagiert hätte, wenn jemand anderes das Zepter genommen hätte. Verunsichert wandte er seinen Blick von Seelenspiegel ab; sein Herz hämmerte wie verrückt. Er durfte nun nicht klein beigeben! Negative Emotionen mussten an ihm abprallen, er durfte sich sowas ab jetzt nicht mehr zu Herzen nehmen, das wusste er. Doch es fiel ihm wirklich schwer.
Seine dunklen Augen waren zurück zu Nami gewandert und ruhten nun geduldig auf ihr.



24.03.2017, 19:12
»Ruao
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An sich selbst



Ruao wusste, dass es viel zu tun gab - diese Gemeinschaft war zerbrochen. Er fühlte sich untätig, weil er hier rumstand und nur große Reden schwang, ohne aktiv an einer Veränderung zu arbeiten. Er musste etwas tun! Der Tatendrang in ihm erwachte, bevor der Norweger überhaupt einen Plan hatte. Wie sollte er das alles stemmen? Und vor allem: wie sollte er diese Rettungsaktion angehen? Ruao hatte lange alleine gelebt; war selbst noch nicht lange hier. Natürlich hatte er in der Vergangenheit diverse Erfahrungen gesammelt - doch diese halfen ihm hier offenbar nicht unbedingt weiter. Der Ponyhengst musste sich eingestehen, dass er dezent überfordert war. Und das, wo er doch noch gar nichts getan hatte, außer sich selbst zum neuen Leithengst der Alacres Pacem ernannt. Doch die wenigen, restlichen Herdenmitglieder scheinen dies größtenteils gut aufgefasst zu haben - Ruao vermutete, dass es ihnen egal war, wer das Sagen hatte, weil ohnehin alles den Bach hinunter zu gehen drohte.
Plötzlich wurde ihm klar, dass er Ruhe brauchte. Damit er nachdenken konnte; damit er einen Plan schmieden konnte um diesen anschließend in die Tat umzusetzen. Wenn überhaupt, dann hatten sie nur so eine Chance - eine Chance, weiter zu existieren. Dem Norweger war bewusst, dass viele der anderen Gemeinschaften im Stillreich womöglich nur darauf warteten, dass sie sich endgültig in Luft auflösten, um sich sodann um das Gebiet zu streiten. Doch das würde er nicht zulassen - und wenn, dann nur über seine Leiche.
Hastig verabschiedete Ruao sich von allen Anwesenden und erklärte ihnen, dass er sich zurückziehen wollte um nachzudenken. Und dass er wiederkommen und handeln würde, wenn er sich einen Plan überlegt hatte. Zudem ermunterte er die Anwesenden nochmals, sich ebenfalls Gedanken zu machen und ihm sämtliche Ideen vorzutragen, die ihnen einfielen. Er bekräftigte zudem nochmals, dass er fest daran glaubte, dass sie es gemeinsam schaffen würden - und dass sie nur nicht den Mut und die Hoffnung verlieren durften. Schlussendlich lächelte der Norweger etwas angespannt in die Runde, ehe er sich lächelnd abwand um sich sodann ein ruhiges Plätzchen zu suchen, an dem er ungestört grübeln konnte. Ihm würde etwas einfallen; nein - ihm musste etwas einfallen...

» vorerst weg (:



21.07.2017, 23:18
» Sencillo
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Wer möchte?



Vom Himmelszelt strahlte die Sonne aus voller Kraft zur Erde hinab. Es war Sommer. Hochsommer. Und das konnte man deutlich spüren. Die Insekten hatten sich scheinbar urplötzlich extrem vermehrt und sie liebten diese heißen Tage. Sencillo ruhte – leicht gereizt von den fliegenden Plagegeistern – im Schatten eines Baumes am Rande des Herdengebietes der Alacres Pacem. Der Herde, der er vor kurzem zusammen mit Nova begegnet war und zu dessen Mitgliedern sie nun zählten. Es war schon ein kurioser Fall. Vor kurzem noch hätte der Buckskin mit einem Lachen verneint, hätte man ihn gefragt ob er nicht sesshaft werden wolle. Dann war ihm dieses kleine Wolfskind vor die Hufe gestolpert und stellte innerhalb eines Tages alles auf den Kopf. Nun denn, so war es nun wohl. Glaub mir, das wird dir noch leidtun. Mit einem dunklen Schnauben schüttelte Sencillo das Haupt, versuchte die Stimme aus seinen Kopf zu vertreiben, auch wenn er sich seit Jahren darüber bewusst war, dass jegliche Versuche vergeblich waren. Kurz ließ der Buckskin den Blick Richtung Baum wandern, zwischen dessen Wurzeln sich Nova zu einer Kugel zusammen gerollt hatte. Verständlich das sie ausgelaugt und müde war, immerhin hatte sie viel erlebt die letzte Zeit. Sollte sie nur Kräfte sammeln, während er sich etwas in der Herde umschauen würde. Natürlich immer in Reichweite, bereit im Falle des Falles seine kleine Ziehtochter zu schützten.

Mit einem letzten, liebevollen Blick ließ Sencillo die Kleine im Schutz ihrer Träume zurück. So leise wie möglich setzte sich der Hengst in Bewegung Richtung Herdenplatzinneren. Es tummelten sich nicht viele Wesen hier, doch unterschiedlicher könnte eine Herde gar nicht sein. Pferde, Wölfe und Hunde die friedlich miteinander lebten. Wo gab es sowas schon. Er wusste schon, dass hier all Jene Unterschlupf fanden, die in Ruhe und Frieden leben wollten, doch konnte das möglich sein? Beute und Räuber zusammen, dauerhaft, ohne das es Probleme gab? Prüfend ließ der Buckskin den Blick zwischen den unterschiedlichen Individuen umher wandern. Nicht das er sich Sorgen um sich selbst machte, denn auch wenn er kein Kämpfer war, auf sich aufpassen konnte er schon, doch Nova, sie war noch so klein und unbeholfen. Ein kurzer absichernder Blick zurück, doch bei der jungen Fähe war alles in Ordnung. Unschlüssig blieb der Buckskin schließlich stehen. Irgendwie schien sich keiner so wirklich um seine Anwesenheit zu kümmern. Ob es am Wetter lag? Es drückte schon ganz schön aufs Gemüt, grade jetzt zur Mittagszeit. Aber wollte der Hengst überhaupt bemerkt werden? Wollte er Gesellschaft und Gespräche, eventuell Fragen, die er nicht beantworten konnte und wollte?



Wörter: 498

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völlig normal sein
Wenn du abweichst, wirst du anders. Du spürst alle Blicke auf dir. Du kannst aus einer Meile Entfernung hören, wie über dich getuschelt wird. Du kannst schreien, und niemand hört einen Laut. Du wirst der Mutant, dem alle Gliedmaßen fehlen, aber nicht das verdammt Herz. Du wirst das Wesen, das irgendwann mal normal war, aber das ist dann so lange her, dass du nicht mal mehr weißt, wie das war.
02.08.2017, 12:52
» Seelenspiegel


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December



In der Tat war der fremde Hengst noch da, hatte sich nicht von ihrer Art verschrecken lassen. Im Gegenteil, als sie ihn aus ihrer eher etwas eigenwilligen Position heraus betrachtete bemerkte wie offen und freundlich er sie betrachtete. Er brachte sie dazu ihren Kopf wieder in eine gehobenere Position zurück zu holen. Es war als schenkte er ihr den Raum und die Zeit ihr kurz entfallendes Selbstvertrauen wieder zu finden. Dann war es an Seelenspiegel freundlich zu nicken, wenn nicht gar ein wenig aufgeregt, und sie erwiderte bereits: »Ich auch nicht!«, froh jemanden kennen zu lernen, der noch nicht so lange in der Herde war wie die anderen, die sie bisher dazu befragt hatte. Doch dann verwirrte sie kurz die nächste Aussage oder eher die Frage, welche December traf.  Verwirrt legte sie den Kopf schief. »Du bist gar nicht von dieser Herde?«, fragte sie etwas verdutzt, wenngleich auch etwas naiv.
Blitzmerker! Na du wirkst mal wie ein richtig helles Licht am Nachthimmel!, Schalt sie sich selbst innerlich.  
Dann schien Seelenspiegel kurz abzuwägen, drehte sich kurz hilfesuchend nach allen Seiten umher, wusste aber nicht so recht an wen sie sich wenden sollte oder auf wen sie December verweisen sollte. Also lag es wohl in ihren Hufen ihn zu interviewen. Wie viel Vorsicht musste sie bei ihm wohl walten lassen? Sie erinnerte sich noch an Sandokans aufmunternde Worte – er vertraue darauf, dass Seelenspiegel erkennen würde, wenn sie einem Schwindler gegenüber befand. Ob er wohl recht damit hatte? Es würde sich wohl früher oder später zeigen…
Während dieser kurzen Überlegung spielte sie unruhig mit ihren Ohren, der Schweif pendelte in einer unsteten Schwingung von rechts nach links und schlug immer mal wieder die Fliegen und andere Getier von ihren Seiten fort. »Nun, ich weiß nicht so recht. Aber offenbar nicht.«, meinte sie schließlich, »Ich glaube, wenn du nicht hier sein dürftest, dann wäre sicherlich jemand an dich oder uns beide herangetreten.« Dann versuchte sie sich wieder an einem Lächeln, welches kurz erstarb. Aber natürlich, sie hatte sich noch gar nicht vorgestellt! »Oh ja,…«, murmelte sie gedankenverloren, räusperte sich dann, begann wieder zu lächeln und sprach dann in einem fröhlichen, aufgeschlossenen Ton ihren Namen aus: »Tut mir leid, manches Mal stehe ich ein wenig auf dem Schlauch. Ich bin Seelenspiegel.«

Und nun begann es wieder in ihr zu rattern. Dem ersten Eindruck nach mochte sie ihn. So wollte sie das begonnene Gespräch auch nicht gleich wieder beenden sondern am Laufen halten. Aber wie tat man so etwas ohne dabei gezwungen zu wirken? Insbesondere dann wenn man keinesfalls gezwungen im Gespräch wirken wollte? Ging es nicht dann meistens erst recht schief, wenn man sich bemühte etwas zu umgehen?
»Wie bist du denn hierher ins Stillreich gekommen?«, fragte sie December und ihr Blick sprach von großer Neugierde. Es war spannend zu erfahren, wo wer herkam, wie man dieses Tal gefunden hatte. Ob zufällig darauf gestoßen oder von langer Hand geplant. Manche wussten von den Machenschaften und politischen Gegebenheiten im Stillreich, andere wiederum nicht. Einige waren angelockt von der Magie, die hier herrschte und viele unter ihnen waren erschrocken, wenn sie diese mit eigenen Augen sahen. Unter welchem Vorwand war also der Hengst hergekommen? Wo lagen seine Wurzeln?


Wörter: 599

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14.08.2017, 13:52
»Nami
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Ruao & Echo



Es war schon ein wenig peinlich, dass Ruao die Stimmung zwischen den beiden Geschwistern mitbekommen hatte, immerhin hätte sie doch seriös bleiben können und das auch gewollt. Aber manches Mal konnte man seine Gefühle einfach nicht verbergen, so sehr man sich das auch vornahm. Doch Gott sei Dank fragte Ruao nicht weiter nach, sondern ging lediglich auf ihre Einwände ein.

Nami selbst nickte ein wenig resigniert. Das waren nicht wirklich gute Neuigkeiten. Mit dem Abgang der ehemaligen Herdenleiter war offenbar auch der Überblick über die Herdenmitglieder verloren gegangen - falls es diesen denn jemals gegeben haben sollte, versteht sich. Ob man eine so zerrüttete Herde je wieder kitten kann?
Sie wägte kurz ab und ihre Augen tanzten förmlich über die Züge von Ruao. Kein Zweifel, er meinte es ernst. Warum sollte er auch scherzen? »Nun, dann werde ich mich mal umhören, wie der Stand der Dinge ist. Wer von wem weiß, wer zu uns gehört und wer normalerweise für welche Aufgabe zu Rate zu fragen ist. Und ich werde sie informieren, dass sie nicht nur stur eine Aufgabe erledigen sollen, sondern ihren Blick weiten und sich frei fühlen sollen auch anderes zu übernehmen.«
Wieder musterte die Schimmelstute den Falben. Zunächst lächelte sie stumm und begann langsam mit dem Kopf zustimmend zu nicken, ehe sie sagte: »Du hast auf jeden Fall Recht. Ich glaube anders können wir nicht vorgehen, ohne eine wünschenswerte Wirkung zu erzielen. Ich an deiner Stelle würde wohl genau so handeln.«

Doch so recht überzeugt war er offenbar dennoch nicht. Er verabschiedete sich vorerst von allen. Er müsse nachdenken und forderte auch alle anderen dazu auf. Dann würden Taten folgen. Erneut lächelte sie Ruao aufmunternd zu, jedoch sah dieser eher gezwungen und angespannt aus, wie er sich so an einem Lächeln versuchte.

Namis Blick wanderte so wieder zu ihrem Bruder, allerdings hatte dieser offensichtlich nichts zu sagen. Vielleicht gab es auch nichts mehr zwischen ihnen zu sagen. Seine Schwester verdrehte genervt die Augen und schüttelte resigniert den Kopf. Sie erwägte doch noch einmal etwas zu sagen, beließ es dann aber beim Schweigen, dachte nur bei sich "typisch!" und drehte sich dann von ihm ab. In diesem Moment wäre die Denkerin am liebsten Meilen gelaufen um sich von ihrem Bruder zu distanzieren. Doch sie war sich zu sehr seiner Schwäche bewusst und entschied sich dafür in seiner Nähe zu bleiben, damit er wenigstens noch sie als Sternzeichenträger in seiner Nähe hatte und Kraft schöpfen konnte.

Sencillo



Wieder und wieder gingen ihr die vergangenen Stunden und Gespräche durch den Kopf. Runde um Runde zerkaute sie regelrecht was geschehen war und zerdachte, wo es eine weitere Handlungsmöglichketi gäbe.
Gedankenverloren ging ihr Blick über dem was von der Herde übrig geblieben war, respektive denjenigen die gerade anwesend waren. Vermutlich hielten sich die meisten gerade in der Nähe vom kühlen Nass auf. Der Sommer war aber auch wieder einmal unverschämt heiß!
Überrascht stellte Nami fest, dass es ein neues Gesicht in der Herde gab, welches sie bereits kannte. Sencillo! Kurz schnaubte sie, lächelte ihm zu und schätzte die Entfernung zwischen ihnen ab. Um zu ihm zu gelangen musste sie aus ihrem Schattenplatz einige Meter ungeschützt vor der brennenden Sonne überqueren. Freudig, mit pendelndem Schweif, trabte sie schließlich zu ihrem Bekannten herüber.

»Sencillo! Ich grüße dich!«, begrüßte sie ihn bereits beim Näherkommen. Dann stand sie vor ihm und sie stupste ihn freundlich an der Schulter an. »Es freut mich dich wieder zu sehen! Seit wann bist du denn bei den Alacres Pacem?«, erkundigte sie sich aufgeweckt.
Wie lange war es her, dass sie sich beide das letzte Mal gesehen hatten? Waren es Tage oder bereits Wochen? Herrje, die Zeit verflog doch immer schneller als sie sollte. Halt. Nicht immer. Wenn man wollte, dass sie schneller vorüberginge schlich sie regelrecht. Aber sie verflog insbesondere dann, wenn man sich in guter Gesellschaft wusste. Dann würde die Zeit auch jetzt schneller verstreichen als ihr lieb wäre. Sie mochte Sencillo, den Hengst, der durchaus ziemlich ... ja, wie sagt man so etwas? Quirlig? Aufgeweckt? Vielleicht gar etwas feminin? ...sein konnte. Aber gerade das machte ihn liebenswürdig, er stach durchaus mal aus der Masse hervor und genau das fand die Schimmelstute unheimlich interessant an ihm. Neugierig musterte Nami den Hengst. Was er wohl so über sie dachte? Und was er wohl so erlebt hatte seit ihrer letzten Begegnung? Er hatte doch noch so viele Pläne gehabt!
 


15.08.2017, 22:13
» Sencillo
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Nami



Gerade als Sencillo sich gegen Gesellschaft entschlossen und bereits einige Male das samte Maul im satten Grün zu seinen Hufen versenkt hatte, zerschnitt eine Stimme, die seinen Namen rief, die heimelige Ruhe des Herdenplatzes. Erschrocken warf der Hengst den Kopf in den Nacken, ließ augenblicklich das wohlschmeckende Gras aus dem Maul fallen. Die Augen in Sorge geweitet, sprang der Buckskin nur den Bruchteil einer Sekunde später auf der Hinterhand herum und suchte mit seinem Blick fast schon panisch den Baum, zwischen dessen Wurzeln Nova ruhte. Doch da war alles in Ordnung, keine Gefahr zu erkennen. Was oder wer war das dann gewesen? Ihm blieb keine Zeit Ausschau zu halten, denn urplötzlich fühlte der Hengst eine Berührung an seiner Schulter. Die feinen Ohren schnellten nach hinten, vergruben sich in der dunklen Mähne, während ein Ruck durch den Körper ging und Sencillo sich mit einem Satz nach hinten aus der scheinbaren Gefahrenzone brachte. Mit gekrausten Nüstern, die Haltung drohend und zur Abwehr bereit, hatte der Buckskin endlich die Möglichkeit seinen Angreifer wahr zu nehmen. Und was er da sah verschlug ihm beinahe die Sprache. Diese zierliche, recht hübsche Schimmelstute vor ihm strahlte keinerlei Gefahr aus. Im Gegenteil, sie sprühte förmlich über vor Freundlichkeit und hatte etwas Vertrautes an sich.

Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, ehe Sencillos Ohren langsam wieder nach vorne kamen. In seinen Augen konnte man Verwirrtheit lesen, die Haltung war nun mehr nur noch überrumpelt. Oh nein. Sencillo schnaubte kurz, dunkel. Was zum Teufel war hier los? Woher kannte diese Stute seinen Namen? Und warum schien ihr Auftauchen der Stimme in seinem Inneren nicht zu gefallen. „Verzeihung.“ entfleuchte dem Buckskin schließlich, während er es langsam schaffte sich zu beruhigen. Irgendwie kam ihm diese Stute bekannt vor, aber er konnte sich nicht wirklich daran erinnern sie zu kennen. Nur, die Helle kannte seinen Namen, also mussten sie sich schon einmal getroffen haben? Aber würde er sich nicht an ein solch hübsches Wesen erinnern? Vergeblich kramte der Hengst in seinem Kopf, doch wurde nicht fündig. Nami. Ihr Name ist Nami. Er konnte förmlich die Anspannung spüren, die in seiner inneren Stimme lag. Fast schon zähneknirschend klang sie. Es passte ihr scheinbar ganz und gar nicht, was sich hier abspielte. Später wäre noch genug Zeit darüber nach zu denken.

„Du… du bist Nami, richtig?“ setzte Sencillo schließlich leicht stotternd fort, die Stimme von Unsicherheit durchzogen. Noch immer kam er nicht klar mit der Situation. Was war geschehen? Woher kannten sie sich? Was zum Teufel war nur los? Mit einem heftigen Kopfschütteln versuchte der Buckskin die Verwirrtheit, die Gedanken abzuschütteln. Konzentration war gefragt. Normal sein. Nicht auffallen. „Tut mir wirklich leid, ich hatte nicht mit Jemandem gerechnet.“ Immerhin stimmte das. Er hatte wirklich nicht damit gerechnet hier förmlich überfallen zu werden. Nami wirkte jedoch noch immer nicht so, als ginge von ihr eine ernsthafte Gefahr aus. Sie wirkte durch und durch freundlich, aufgeschlossen. Und war noch dazu überaus hübsch. Langsam entspannte sich der Hengst, lockerte die Muskeln und glitt zurück in seine normale Haltung. „Verzeih wenn ich frage, aber woher genau kennen wir uns? Warst du ein Mitglied meiner alten Herde?“ Das konnte fast nicht sein, er erinnerte sich eigentlich an jedes Gesicht. Aber es war auch schon sehr lange her, vielleicht übersah er doch Jemanden in seiner Erinnerung? Sencillos Stimme klang nun wieder gefasster, dunkel und fast schon sanft. Wie eigentlich immer, sofern er nicht gerade von Jemanden so urplötzlich überrascht wurde.



Wörter: 650

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völlig normal sein
Wenn du abweichst, wirst du anders. Du spürst alle Blicke auf dir. Du kannst aus einer Meile Entfernung hören, wie über dich getuschelt wird. Du kannst schreien, und niemand hört einen Laut. Du wirst der Mutant, dem alle Gliedmaßen fehlen, aber nicht das verdammt Herz. Du wirst das Wesen, das irgendwann mal normal war, aber das ist dann so lange her, dass du nicht mal mehr weißt, wie das war.
16.08.2017, 10:32
» December
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Seelenspiegel


Sie war also auch noch nicht lange hier. Die Information speicherte er sich direkt ab. Ob er sie noch brauchen würde, oder nicht, dass würde sich noch zeigen, erst einmal war es gut sie zu haben.
Doch dazu etwas darauf zu erwidern kam er nicht, denn Seelenspiegel reagierte jetzt auf seine Anmerkung, dass er nicht zur Herde gehöre. Diese Reaktion warf in dem Schimmel sogleich die Frage auf, ob die Stute wohl wirklich noch sehr neu war, und dementsprechend die Herdenmitglieder nicht wirklich kannte, oder ob der Zusammenhalt der Herde derart geschwächt war.

Mit einem leichten Nicken bestätigte er noch einmal ihre Frage und beobachtete leicht angespannt wie sie sich umblickte und mit den Ohren spielte, würde sie ihn jetzt weg schicken? Die Unruhe, die sie ausstrahlte spiegelte sich in ihm in Anspannung wieder. Wenn sie so nervös war, hieß das nicht er sollte besser gehen?
Doch als sie sich ihm wieder zuwandte und weitersprach verflüchtigten sich seine Zweifel wieder. Anscheinend wusste sie nur selbst nicht so recht wie es aussieht.
"Dann hoffe ich mal, dass es auch in Ordnung ist und ich dir keine Schwierigkeiten mache."
Komplett zufriedenstellend war ihre Schlussfolgerung schließlich nicht. Es brachte ihn genau genommen an den Punkt zurück, wo er war bevor man ihn entdeckt hatte, allerdings mit dem kleinen Nachteil, dass nun die Stute ebenfalls mit hineingezogen wurde. Andererseits könnte sie ja immer noch behaupten, dass ihr seine Anwesenheit merkwürdig vorkam und sie dies überprüfen wollte, sollte uns jemand entdecken.

Seelenspiegel also... December lächelte leicht: "Ein schöner Name."
Genau so, wie er es sagte meinte er es auch. Und es schien zu ihr zu passen, sie wirkte so offen und ehrlich, und irgendwie auch unschuldig. Dem Schimmel gefiel das, wenngleich er wusste, dass er selbst wohl das genau Gegenteil war, aber so war das eben als Spion.
Er hatte sich nie groß Gedanken über sein Leben gemacht, es war seine Aufgabe, sein Opfer für die Herde, für eine Herde, die es so nicht mehr gab...

Und genau auf dieses Thema kam die Schimmelstute nun zu sprechen, natürlich ohne es selbst zu ahnen. December dachte an seinen ehemaligen Freund, ein bestes Beispiel wie falsch Pferde sein konnten, und war er nicht selbst ein Meister darin? Er hätte den Verräter in dem Dunkelbraunen sehen müssen, aber er war blind, blind vor Freundschaft und Vertrauen, einer Freundschaft, die schon lange nicht mehr existierte. Eine Freundschaft an die der Graue nur noch geglaubt hatte, weil er alles andere nicht wahr haben wollte, all das, was direkt vor seinen Augen lag.
"Gelaufen", ein leicht freches Grinsen umspielte seine Lippen, vermutlich würde es als Witz herüberkommen, zumindest war dies sein Plan. Er wollte Zeit gewinnen, sich seine Worte sorgsam zurecht legen, ohne dass es auffiel wie sorgfältig er sie wählte.
"Aber im Ernst, ich bin über das Gebirge gekommen, ein ziemlich weiter Weg, durch Eis und Schnee und all das. Meine ehemalige Herde hatte ihren Platz unweit der anderen Seite des Berges."
Mit Sicherheit würde sie ihn auch fragen, warum er die Herde verlassen hatte, und auch auf solch eine Frage wäre er vorbereitet. Wartete er die Frage aber ab, so blieb ihm dennoch ein wenig mehr Zeit über die Formulierung nachzudenken.

"Du sagtest, dass du auch noch nicht so lange hier bist, bist du auch neu ins Tal gekommen, oder nur neu zur Herde?"
Es interessierte ihn tatsächlich, was Seelenspiegel antworten würde, und zugleich verhalf es ihm das Gespräch am Laufen zu halten, doppelt gut also.


Wörter: 654

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21.08.2017, 00:49
» Seelenspiegel


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DECEMBER

December wollte ihr, wie er sagte, keine Schwierigkeiten machen und sie vertraute ihm blind. »Ach nein, ganz bestimmt nicht!«, erwiderte Seelenspiegel daraufhin direkt und freundlich, um die Zweifel seinerseits zu glätten. Und vielleicht war dies doch ein wenig zu voreilig? Direkt nachdem sie selbst für einen Bruchteil der Sekunde leichte Zweifel überkamen, ob es überhaupt gewünscht war, dass sie sich mit herdenfremden Artgenossen auf dem Herdenplatz unterhielt, wanderte ihr Blick hinüber zu Nami. Diese war mittlerweile bereits im nächsten Gespräch mit einem weiteren Hengst, welchen Seelenspiegel bereits vorher schon einmal hier gesehen, aber noch kein Wort mit ihm gewechselt hatte. Sie schien ihn zu kennen und ein beklemmendes Gefühl machte sich in ihr breit. Sie zweifelte daran, ob sie selbst wohl jemals so viele Artgenossen - insbesondere aus den eigenen Reihen - kennen würde, wie Nami es bereits tat. Doch es war nicht der Zeitpunkt um geknickt zu sein. Warum nur nutzte man andere als Maßstab? Warum orientierte man sich an ihnen, statt auf sich und seine eigenen Taten zu schauen? Darauf zu achten, dass man so handelte, wie man es sich selbst von anderen wünschte und es für richtig hielt, war doch eigentlich viel wichtiger, oder?
Und genau das war einer der entscheidenden, wichtigen Gedanken gewesen, die Seelenspiegel möglicherweise wieder vorwärtsbringen würden. Eine brandneue Erkenntnis war das ja nun nicht unbedingt. Sicher, man brauchte ab und an seine Anker im Leben, um sich selbst noch einmal neu auszurichten, sich selbst neu zu orientieren. Aber überdies hinaus sollte man doch lernen auf sich selbst zu vertrauen. Vielleicht war dies ihr neuer Schlüssel, der ihr neue Türen öffnen würde: Intuition und Konfidenz.
Es war an der Zeit die Selbstzweifel über Board zu werfen und selbstbestimmt und -bewusst zu handeln.

Das Kompliment riss sie völlig aus dem Fluss ihrer Gedanken und Erkenntnisse. Auch ihr Gesicht trug nun ein Lächeln. Auch wenn es sich bei ihrem eher um ein verzückt-geschmeicheltes bis gewissermaßen peinlich berührtes Lächeln handelte. »Ach, das ist doch nur…«, begann sie das Kompliment herunterzuspielen, damit sie sich nicht so komisch vorkam. Immerhin hatte sie sich den Namen ja nicht selbst gegeben. Doch sie brach den Versuch ab, räusperte sich wieder einmal kurz und erwiderte dann leise: »Dankeschön.« Doch Seelenspiegel kam nicht drum herum, sich eingehender den Boden anzuschauen. Sie war es nicht gewohnt, Komplimente zu bekommen. Was nicht unbedingt daran lag, dass sie einfach keine bekam. Manches Mal hatte sie das Gefühl sie nicht zu verdienen. Vielleicht war es auch einfacher dadurch zu erklären, dass sie Probleme damit hatte solche einfach anzunehmen, statt herunterzuspielen. Es berührte sie auf eine seltsame Art und Weise ein wenig peinlich.  

Dem Hengst schien der Schalk im Nacken zu sitzen. Er schaffte es, dass sie kicherte. Ob er wirklich so ein Spaßvogel war? Ihr wäre das durchaus recht. Das wäre eine willkommene, erfrischende Abwechslung zwischen den vielen bierernsten Wesen, die umherwanderten… Aber natürlich war er gelaufen. 
Wissend begann sie zu nicken und stimmte ihm zu: »Oh ja, das Gebirge ist von unglaublicher Höhe, die Spitze liegt gerne unter einer dicken Schicht Schnee.«

Dann war sie gefragt, wie ihre Geschichte aussah. »Hm, letzteres.« , begann sie zu erklären,  »Im Stillreich bin ich schon längere Zeit. Eigentlich sogar die längste Zeit meines Lebens. Bei den Alacres Pacem hingegen bin ich noch nicht allzu lang. Es hat eine halbe Ewigkeit gedauert, bis ich mich durchringen konnte mich einer Herde anzuschließen. Außerdem will man sich dann ja nicht, oder sollte ich eher sagen ich wollte mich nicht?!, bei irgendeiner x-beliebigen Herde mit reinhängen.« Es war tatsächlich so gewesen. All die Jahre hatte sie hauptsächlich von den Herden gehört, die angeblich einen Krieg planten. Zu ihrem Glück hatte Seelenspiegel seit sie hier war jedoch noch nichts von diesem Krieg mitbekommen. Und das wollte sie auch ganz und gar nicht. Allerdings hatte das Stillreich an sich eine gewisse Anziehung an sich, die sie dazu brauchte hier bleiben zu wollen. Und wer das eine wollte, musste bekanntlich das andere mögen.
»Sag mal…«, begann sie dann nachdem sie kurze Zeit still überlegend, in Erinnerungen schwelgend ihren Kopf hin und her gewogen hatte, »…es scheint mir, als sei es in deiner Herde auch nicht gerade allzu harmonisch gewesen? Oder bist du einfach interessiert, ob sich hier wirklich alle die Köpfe einrennen wie die Steinböcke?« Seelenspiegel vermutete, dass der Ruf des Tales definitiv in die naheliegenden, außenstehenden Herden geschwappt sein musste. Entweder er war ein Entdecker, auf der Suche nach viel Action, ein völliger Idiot oder aber vor einem noch viel schlimmeren Übel geflüchtet. Wie ein Idiot war ihr December bisher nicht vorgekommen, daher hatte sie diese Antwortmöglichkeit direkt ausgeschlossen. Würde sie ihn ein wenig besser kennen und einschätzen können, hätte sie diese Option vielleicht mit in ihre Frage gestellt… Aber so war es ihr zu riskant, dass er das kleine Augenzwinkern hinter der provokanten Frage, ob er ein Idiot sei, vielleicht missverstehen würde.


Wörter: 949

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18.09.2018, 17:48
» December
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Seelenspiegel


December hatte seine Zweifel bei der Einschätzung der Stute, im Gegenteil, er war sogar überzeugt davon, dass er ihr Schwierigkeiten machte.
Aber er wollte nicht näher darauf eingehen, wollte nicht riskieren, dass sie ihn doch weg schickte - oder direkt zum Leithengst bringen würde. Letzteres wäre zwar vermutlich der beste Weg, doch wollte er dieses Gespräch noch etwas weiter führen.
"Das will ich hoffen." Ein seichtes Lächeln umspielte seine Lippen, und ohne zu wissen warum, hatte er sich doch schon längst dafür entschieden den Ärger auf sich zu nehmen, sollte sie welchen bekommen.
Sie wirkte so unschuldig, fast schon naiv, ein ideales Opfer, wäre dies eine Mission, genau die Art Pferd, deren Nähe er suchen würde um an Informationen zu kommen. Aber er war auf keiner Mission und zumindest in naher Zukunft würde es auch keine mehr geben. Und Seelenspiegel, sie würde auch keines seiner Opfer sein, deren Vertrauen er sich erschlich um an Informationen zu kommen, nur um dann abzuhauen, wenn er genug hatte - zumal sie nun auch seinen richtigen Namen kannte.

"Nur ein Name, ich weiß, aber auch ein Name sagt viel aus. Nicht selten beschreibt er einen Teil der Persönlichkeit."
Es war eigentlich zu viel Information, aber es war zu verlockend gewesen sie ein wenig in sein Wissen einzuweihen, gerade, da sie es so versuchte herunter zu spielen.December selbst war mit dem Wissen über die Macht der Namen aufgewachsen, achtete man bei ihnen doch sehr darauf nicht den falschen Namen zu vergeben um die Persönlichkeit nicht in eine falsche Richtung zu drücken.

"Warst du auch schon oben?" Der Schimmel war ehrlich neugierig. Wäre er nicht auf der Flucht gewesen, er häte es wohl sehr genossen, die Ruhe, der kühle, schneidende Wind und der Schnee und das Eis, die reinste Faszination der Naturgewalten. "Es ist etwas besonderes, nicht wahr?"

"Eine gute Entscheidung", nickte December und speicherte sich die Information sofort als Argument für die Herde ab. Sie wirkte zwar naiv, doch wenn sie sich lange Gedanken gemacht hatte, bevor sie sich der Herde anschloss, dann spricht das in erster Linie für die Überzeugungskraft der Herde als solche. "Darf ich fragen, was die Gründe für die Entscheidung waren?"

Fast hatte er gehofft, sie wäre das Thema wirklich übergangen, doch offensichtlich hatte er sich getäuscht und sie fragte doch. Selbstverständlich hatte er sich die Worte bereits zurecht gelegt, zumindest so grob, doch so wirklich sicher war er sich bei der Wahl nicht.
"Nun, im Grunde war es das, früher einmal. Aber manchmal sind es die inneren Reihen, die das Todesurteil für die Herde fällen."
Er war nicht zufrieden damit. Es war die Wahrheit, möglichst kurz und doch viel aussagend, vielleicht zu viel? Er wusste es nicht, nahm aber mehr als dankend den Strohhalm an, den Seelenspiegel ihm reichte, ein weiterer Versuch das Thema zu beenden.
"Die Köpfe einrennen, wie die Steinböcke?", zitierte er sie. Offensichtlich brachte das Tal ihm auch nicht den Frieden auf den er gehofft hatte. "Wie darf ich das verstehen?"


Wörter: 586

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02.10.2018, 17:15
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