» Shani
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Vierhundertneunundfünzig. Vierhundertsechzig. Vierhunderteinundsechzig.
Genervt gab Shani das Spiel auf und versuchte sich auf irgendeinen Punkt zu konzentrieren, fand aber keinen wirklichen Anhaltspunkt. Das Alleinsein ging ihr langsam auf den Geist und sie haderte mit der Entscheidung, die kleine Gruppe die sie vor einigen Wochen getroffen hatte, verlassen zu haben. Ein paar junge Pferde, eins schräger als das Andere und irgendwie hatte sie dazugepasst. Aber es war ihr nicht genug gewesen und sie war weitergezogen, wie sie es bis jetzt mit jeder Gruppe und Herde getan hatte, auf die sie gestoßen war. Sie hatte nicht die wahre Liebe gefunden, keine so tiefe Freundschaft, dass sie jemanden als Seelenverwandten bezeichnet hätte. Vielleicht war sie ja einfach nicht gemacht für ein Leben das einer Kindergeschichte glich.
Die Einsamkeit machte sie krank.
Früher war Shani nicht unbedingt der nachdenkliche Typ gewesen, aber seitdem sie alleine durch Wälder und Täler zog hatte sie zu viel Zeit. Vermutlich hätte sie stundenlang nur über ihre Gedanken erzählen können, aber sie hatte niemanden der ihr zuhörte und sie bezweifelte auch, dass es irgendwen interessierte. Das letzte Pferd auf das sie getroffen war, war eine völlig aufgescheuchte Stute gewesen. Sie hatte gedroht ihre Herde zu alarmieren, wenn Shani nicht SOFORT verschwand. Shani hatte ihre Beine in die Hand genommen und war gerannt bis sie sicher gewesen war, dass sie außer Reichweite war. Sie hatte im letzten Jahr gelernt zu rennen wenn es darauf ankam. Anfangs hatte sie jedem blind vertraut, der ihr über den Weg gelaufen kam aber davon war sie dann irgendwann weggekommen als es auch bei ihr mal klick gemacht hatte, dass nicht jeder, der nett aussah, auch nett war. Ob hier in der Nähe wohl Pferde waren? Sie nahm mehrere Gerüche war, jedoch konnten das ja auch Pferde sein, die genau wie sie nur umherstreiften. Über Alternativen nachzudenken hatte sie keine Lust und momentan auch keine Energie. Sie hatte vorhin zu viel über die Welt philosophiert - wie gesagt, die Einsamkeit machte sie krank.
Vielleicht sollte ich anfangen mit mir selbst zu reden., murmelte sie zu sich selbst und setzte ein leises Seufzen dazu. Aber vielleicht war das doch keine so gute Idee, am Ende hörte sie noch jemand, von dem sie nicht gehört werden wollte.


11.12.2014, 21:12
» Chezem
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Shani



Kurz hatte der hübsche Rappe den Überblick verloren. Seine Aufgabe stand fest, doch wie er jene ausführen sollte, war ihm selbst noch nicht ganz bewusst. Momentan schien Niemand seine Hilfe zu benötigen und auch wenn dies im Grunde ein gutes Zeichen war, so fühlte sich der Rappe in gewisser Weise schon wieder nutzlos. Er konnte nur hoffen, dass er der Herde im Endeffekt doch etwas brachte, denn es lohnte sich nicht, sich selbst ein Herdenmitglied der Alacres Pacem zu nennen, wenn man im Grunde nichts zu dem Wohl der Allgemeinschaft beitrug. Mit einem letzten Lächeln, welches er Nachtigall schenkte, nickte er noch einmal, ehe er sich langsam von der Gruppe entfernte. Kurz warf er noch einen Blick zurück auf Tuuli, die Heilerin der Herde. Chezem war sich bewusst, dass sie demnächst ein vertrautes Gespräch führen musste, in welchem sie sich absprechen würden, aber noch erschien ihm dies als unnötig und nichtig. Sicherlich hatte die Heilerin auch noch andere Dinge zu tun, daher entschied er sich nun erst einmal ein wenig Abstand von all dem zu nehmen.

Mit einem Seufzend stellte sich Chezem also ein wenig abseits hin, drehte den Kopf leicht, um der hübschen Schleierauge in das Gesicht zu sehen. Die großen, treuherzigen Augen blickte ihm wach entgegen und der feingliedrige Schnabel öffnete sich mit einem leisen Klicken, als wollte der stille Weggefährte ihm irgendetwas mitteilen. Der Rappe seufzte nur und senkte seinen Kopf, um in dem Schnee nach Überbleibseln an Nahrung zu suchen. Der Winter hatte gerade erst begonnen, doch die Kälte zerrte bereits an allem was lebte, ließ die Hälfte der Tiere im Tal an Hungersnot leiden. Chezem konnte nur hoffen, dass jeder den er kannte und schätzte die harten Monate gut überstand.
Der kalte Schnee betäubte seine Nüstern, ließ ihn für einen Augenblick weder riechen noch schmecken, doch als er sich wieder aufrichtete, schien die Luft ein neues, fast schon süßliches Aroma zu tragen. Chezem schüttelte den Kopf, wollte sich gerade weiter mit der Nahrungssuche beschäftigen, da ließ das geflügelte Geschöpf auf seinem Rücken erneut einen feinen, spitzen Klang ertönen. Verwirrt und gleichermaßen überrascht, sah er zu dem Eule, die angestrengt in das Dickicht zu schauen schien. Der Rappe folgte ihrem Blick, wartete gespannt auf ein Ereignis, welches ihm das Verhalten der Eule erklären würde. Nach einiger Zeit jedoch, verlor Chezem das Interesse, senkte erneut den Kopf und ließ die Schleiereule das Blickduell mit dem Nichts fortführen.

Erst nach einiger Zeit, erkannte Chezem, dass die Eule etwas lange vor ihm erkannt hatte. Eine Fremde. Der Rappe hatte sie hier noch nie gesehen, aber angesichts der Tatsache, dass er ein eher neues Mitglied dieser Herde war, war es durchaus möglich, dass es sich bei dieser Stute um ein Herdenmitglied handelte. Interessiert sah er zu, wie sie auf den Herdenplatz stolperte, die Gedanken allem Anschein nach überall, nur nicht hier.
Erneut atmete Chezem tief ein, bemerkte, wie sich der Geruch, den er eben schon wahrgenommen hatte verstärkte. Chezem lächelte verstehend. Die Fremde war rossig. Jedoch war der Rappe Niemand, den dies wirklich interessierte. Er war kein Jungspund mehr, der nun versucht hätte der Stute zu imponieren, noch dazu war der Schmerz, den Cecils Tod nach sich gezogen hatte noch zu frisch.
Es ist schon fast zwei Jahre her, Chezem. erklang eine innere, verächtliche Stimme. Natürlich wusste Chezem, dass sich viele längst erholt hätte, doch er selbst vermisste seine Familie viel zu sehr, um sich auf neue Bekanntschaften dieser Hinsicht einzulassen. Wenn er ehrlich war, glaubte er nicht einmal daran, dass ihn jemals wieder Jemand so verzaubern würde, wie die wunderschöne Stute, mit welcher er sein gesamtes Leben verbracht hatte. Außer diese zwei Jahre.

Chezem schüttelte den Kopf, befreite sich von den lästigen, trübsinnigen Gedanken und schritt auf die fremde Fuchsstute zu. Ebenso wie er, zeigte der Winter bereits erste Spuren, ließ die Knochen spitzer erscheinen und das Fell dichter werden. Aber sie war eine hübsche Erscheinung. Tiefe, ausdrucksstarke Augen und ein feingeschwungenes Gesicht. Sie hatte durchaus das Zeug dazu, Chezems Muse zu werden, ihn wieder dazu zu bringen, eventuell sogar kreativ zu werden. Aber der Rappe kannte sich selbst, wusste, wie schnell er wieder die Lust daran verlieren würde, ein Lied in seinem Kopf zu dichten. Ein Lied, welches nur er im Gedächtnis behalten würde, bis er letztendlich starb und mit ihm, diese einzigartige Kreation. So, wie so viele Lieder verstarben waren, mit all den Wesen, die das Feuer ihm genommen hatte. Er war wohl der einzige, der sich noch an jedes einzelne Musikstück erinnern konnte. Doch er war nicht mehr der Jüngste. Zwar hatte er noch ein langes Leben vor sich, aber an manchen Tagen erschien ihm die Dunkelheit besser, als die aussichtslose Einsamkeit, sowie die Unverstandenheit, die sich gerne mit dazugesellte.

Die Krallen der vorwitzigen Schleiereule, bohrten sich in Chezems Haut und der Rappe hätte sie fast von seinem Rücken gescheucht. Aber eben nur fast, denn er wusste, was für ein hilfreicher Komplize sie war. Sie würde ihn, anders als all die anderen, nicht verlassen, wenn ihr langweilig werden würde.
Mit einem freundlichen Lächeln legte Chezem den Kopf schief, als er schließlich bei der Fremden angelangt war. Er wollte sie nicht verschrecken, denn auch wenn sie vielleicht hier dazugehörte, so hatten sich ihre Wege noch nie gekreuzt. Sie schien ihn zu Beginn noch nicht bemerkt zu haben, denn ihre Worte waren allem Anschein nach nicht an ihn gerichtet. Chezem konnte nicht verhindern, dass ein leises Lachen seine Kehle verließ. Ich glaube kaum, dass dazu jetzt noch Bedarf besteht. gab er mit einem warmen Unterton von sich, ging einige Schritte um die Stute herum, um sich frontal vor diese zu stellen. Mein Name ist Chezem. stellte er sich schnell vor, hoffte die Stute nicht in Verlegenheit zu bringen, oder gar mit seinem plötzlichen Auftreten zu erschrecken. Die Eule auf seinem Rücken lehnte sich spürbar ein wenig zur Seite, um an seinem Körper auf die Fremde zu blicken. Chezem schlug kurz mit dem Schweif, um das Flattervieh von seinem Rücken zu verscheuchen und zu seiner Überraschung, flog die Eule tatsächlich nach oben, trennte sich wohl für die nächsten Stunden von ihm, um nach Beute zu suchen.


13.12.2014, 18:02
» Nachtigall
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die Einsamkeit


‘Nachtigall?‘ Nachdem sie sichergestellt hatte, dass für Chezem bezüglich seiner Aufgabe alles geklärt war, hatte sie sich zurückgezogen. Versunken in das Formen neuer Ideen hatte sie allein am Rand des Märchenwaldes gestanden, fernab von jeglicher Gesellschaft. Der Schnee war stetig auf sie herabgerieselt und dank ihrer Unbeweglichkeit hatte sich sogar eine dünne Schicht auf ihrem Rücken gebildet. Diese löste sich nun, als die Schwarze sich schüttelte und ihren Blick auf Wolkenmähne richtete. Langsam trat die Stute an sie heran, während sich auf ihrem Gesicht ein feines Lächeln zeigte. Doch selbst sie konnte erkennen, dass in diesem vertrauten Gesicht Sorge geschrieben stand. Zu lange kannten sie einander schon. Worin siehst du ein Problem? Der Umstand der herabsinkenden Mundwinkel bewies ihr, dass sie Recht gehabt hatte. Ihr Gegenüber seufzte, brachte für einige Momente kein Wort heraus. Geduldig wartete sie selbst ab, konnte sich nicht ausmalen, worum es gehen sollte. Seit der Gründung der Alacres Pacem war Wolkenmähne stets positiv gestimmt gewesen und hatte keinerlei Zweifel gegenüber ihres Vorhabens gehegt. Gewiss, manchmal hatte auch sie sich zurückgezogen, ohne dass Nachtigall gewusst hatte, wo sie sich aufhielt. Doch sie konnte dies nachvollziehen. Das Leben als Einzelgänger war bedeutend ruhiger als Leiter einer Herde zu sein. Tag für Tag tauchten neue Wesen auf, die sich entweder bloß über diese Gruppierung informieren oder sich ihnen anschließen wollte. Aufgaben mussten vergeben werden, Mitglieder wollten wissen, wohin sie gehen sollten. Es verging kaum eine Minute, in der man nichts zu tun hatte. Wobei, dies wäre gelogen. Die Nacht stellte für gewöhnlich einen Zeitraum dar, in welchem man für sich war. Alles andere wäre auch untypisch. Doch nun musste sie ihre völlige Konzentration auf die Helle richten, welche nach einiger Zeit zu sprechen begann. ‘Mein Bruder war hier.‘ Sie kannte die Vorgeschichte der zweiten Leiterin. Nach dem Tod ihrer Mutter war sie gewissermaßen auf sich allein gestellt gewesen, denn ihre Geschwister hatten sie niemals mit großen Respekt behandelt. Ihre Welt hatte aus Lügen und zahlreichen negativen Aspekten bestanden, bis sie sich zum Gehen entschieden hatte. Doch warum schien sie die Begegnung mit ihrem Bruder derart zu verunsichern? War etwas geschehen? Die fürsorgliche Ader der Stute würde gewiss dafür sorgen, dass sie sich trotz der schlechten Erlebnisse um den Rest ihrer Familie kümmern würde, wenn es erforderlich war. ‘Er hat mir erzählt, dass meine Schwestern sehr krank sind. Beide mit einem Mal. Sie liegen im Sterben und er hat mich angefleht, ihnen zu helfen, Nachtigall. Ich habe ihn noch nie so verzweifelt gesehen.‘ Erneut stockte die Helle und man konnte erkennen, dass sie schwer schluckte. Was ihr dann über die Lippen kam, war der bedeutendste Teil ihrer Aussage. ‘Ich muss gehen. Es ist.. ich kann sie nicht einfach im Stich lassen. Damals waren sie nicht gut zu mir, aber sie sind noch immer meine Familie. Die letzten davon, die ich noch habe. Oh Nachtigall, verzeih mir! Ich bitte dich, du musst es verstehen.‘

Die Rappstute blickte für einige Wimpernschläge lang ins Leere. Wenn Wolkenmähne nun ging, um ihrer Familie zu helfen, so würde sie gewiss niemals zurückkommen. Auch wenn sie es vielleicht versprach, es würde zu viele emotionale Gründe geben, welche sie dort halten würden. Gründe, die Nachtigall sich in ihrer Gesamtheit gar nicht vorstellen konnte. Zu wenig waren diese für sie nachvollziehbar, als dass dies in ihrer Kraft läge. Doch sie verstand und nickte sachte. In Ordnung. Es wird mir gelingen, die Alacres Pacem allein zu leiten oder aber jemanden zu finden, der mir Unterstützung gewährt. Hilf deiner Familie. Solltest du je zurückkehren, so bist du hier willkommen. Sie war zu pragmatisch veranlagt um große, bedeutende Worte von sich zu geben. Doch alles, was sie sagte, entsprach der Wahrheit. Es würde ihr gelingen, allein Leiterin dieser Gruppierung zu sein. Und in jedem Fall konnte Wolkenmähne zurückkehren, wann immer sie es wünschte. Die Helle lächelte sanft, wenngleich sie von diesem raschen Einverständnis überrascht schien. Immerhin war das, was hier gerade ablief, keine geringfügige Entscheidung. Sie mochte viel verändern, über Erfolg oder Niederlage entscheiden. Aber die Schwarze wusste, dass es für den Moment keine andere Lösung gab. Keine logische, rationale. ‘Ich danke dir.‘ Sanft berührten weiche Nüstern ihren Hals und gar Nachtigall erwiderte diese Geste, bevor die beiden Stuten wieder etwas auseinander traten. Sie würde dieses Wesen nun möglicherweise zum letzten Mal in ihrem Leben sehen – aber wer wusste schon, was der Zufall letztendlich zustande brachte? Wenn sie genau darüber nachdachte, so war ein erneutes Aufeinandertreffen durchaus im Rahmen der Möglichkeiten. Ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren wandte Wolkenmähne sich um und galoppierte davon. Unter ihren Hufen wurde die glitzernde Schneedecke aufgewirbelt und sie verschwand hinter einer Fontäne des kalten Weiß‘.

Nun war sie allein. Schweigend starrte sie noch eine Weile auf jene Stelle, an der die nun ehemalige Leiterin verschwunden war. Doch ihre Gedanken waren weder gezeichnet durch Sorge, noch durch andere negative Gedanken. Vielmehr überlegte sie mit einem weiterhin klaren Kopf, wie sie das Zurücktreten von Wolkenmähne den Herdenmitgliedern am Besten deutlich machen sollte. Es würde wohl auf eine knappe, rationale Ansprache hinauslaufen. Zu etwas Ausufernderem oder Emotionalem wäre sie doch kaum fähig. Aber bislang war es ihr stets gelungen, zur rechten Zeit die richtigen Worte zu finden, obwohl das gar nicht bewusst in ihrer Absicht gelegen hatte. Vielleicht würde es auch diesmal gelingen. Mit entspannten Schritten verringerte sie die Entfernung zu der kleinen Gruppierung wieder etwas, sodass sie auf jeden Einzelnen ein Auge haben konnte. Sie trug nun allein die Verantwortung und musste dem auch gewissenhaft nachkommen. Der Schutz jedes Mitgliedes war ihre Aufgabe. Möglicherweise sollte sie die Herdenstruktur insofern überdenken, dass Wächter eingeführt wurden. Logischerweise konnte sie ihren Blick nicht überall gleichsam haben, weshalb etwas Unterstützung in diesem Punkt durchaus angebracht war.

Wenn du einmal Erfolg hast,
kann es Zufall sein.
Wenn du zweimal Erfolg hast,
kann es Glück sein.
Wenn du dreimal Erfolg hast,
so ist es Fleiß und Tüchtigkeit.


Nachtigall hatte es ihrer Rationalität zu verdanken, dass sie schon häufig schwierige Situationen ohne Einbuße überstanden hatte. Auch in diesem Fall würde das gelingen, dessen war sie sich sicher. Wie kompliziert das Ganze werden würde, würde sich noch zeigen.


13.12.2014, 22:00
» Shani
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Chezem



Ob sie wohl je irgendwo Anschluss finden würde, der ihren Ansprüchen genügen würde? Und dem sie gut genug war? Vermutlich nicht, wenn es so weiterging wie jetzt. Vielleicht hätte sie einfach nicht von zu Hause weggehen sollen... nein. Nein, dass wäre das Falsche gewesen. Es war ihr nie so gut gegangen wie in den letzten Monaten, auch wenn ihr nun langsam das Einsam-sein auf die Nerven schlug. Aber sie würde vermutlich bald wieder auf Pferde treffen, denn meist war es ja so, dass man nie lange allein blieb. Und die letzte Phase in der sie allein umhergezogen war, war schon wirklich recht lang gewesen. Vielleicht konnte sie sich ja langsam ihre nächste Geschichte ausdenken. Shani liebte das - nie die Gleiche zu sein müssen. Sie würde nie so sein müssen, wie man es ihr vorschrieb - egal wer das versuchte. Die Natur, jemand Anderes, die Vergangenheit. Sie spielte ab jetzt nur noch, sie hatte keine Lust sie selbst zu sein. Was sollte das auch für eine Geschichte sein? Eine junge Stute von weit weg die vor ihrer Familie weggelaufen ist. Eine Geschichte wie jeder sie schon mal gehört hatte. So würde sie nie im Leben Aufmerksamkeit im guten Sinne erlangen.
Außerdem hatten ihre letzten Lügen gut geklappt, warum sollte sie das jetzt also aufgeben? Eben. Es war besser gewesen sich selbst aufzugeben, jemand Anderes zu sein. So konnte sie beeindrucken, inspirieren und beneidet werden. Anders war das wohl eher schwer.

Sie erschreckte als sie bemerkte, dass sie plötzlich auf einem Herdenplatz stand. Shani hätte doch einmal untersuchen sollen ob Pferde in der Nähe waren, aber immerhin war sie jetzt nicht mehr allein und konnte sich unterhalten und ihre Gedanken irgendwie formulieren.
Es kam auch sofort ein schwarzer Hengst auf sie zugeschritten und er sah nicht im Mindesten feindlich gesinnt aus was sie schon einmal erleichtert aufatmen ließ. Solange sie nicht angegriffen wurde konnte sie Alles irgendwie regeln. Und selbst wenn sie angegriffen wurde blieb ihr immer noch das Wegrennen - flink war sie in den letzten Monaten schließlich geworden. Eine gute Seite an dem andauernden Umherwandern.
Sie betrachtete den Hengst vor sich und musste zugeben, dass er durchaus hübsch war. Auch ihre Rosse schien ihn zumindest äußerlich nicht sonderlich zu beeindrucken, es wäre ein weiterer Grund schnell wegzulaufen. Ihr Blick fiel auf die Schleiereule, was sie einen Moment überraschte, aber sie hatte schon viele seltsame Dinge in letzter Zeit gesehen, da störte sie das nicht sonderlich.
Auf sein Lachen hin seufzte sie nur leise und ärgerte sich, dass er das gehört hatte. Aber immerhin hatte sie jetzt eine Idee, wer sie sein würde.
Auf ihren Lippen erschien ein ruhiges Lächeln und sie neigte leicht ihren Kopf. Es freut mich dich kennen zu lernen, Chezem. Mein Name ist Miyuri, ich bin froh endlich einmal wieder auf Gesellschaft zu treffen. Du musst wissen, dass ich lange Zeit alleine umhergezogen bin. Normalerweise rede ich nicht einfach mit mir selbst.

Miyuri. Das war ein guter Name - er klang fremd, fast ein bisschen nach einer Tänzerin in einem Märchenland. Eine verschlossene Stute, dessen heißgeliebte Familie durch eine kleine Gruppe Auftragsmörder getötet worden war, weil ihre Familie ein Geheimnis gewusst hatte. Miyuri war die Einzige, die überlebt hatte und hatte deswegen Gewissensbisse. Aber sie hatte auch nur überlebt, weil sie sich mit ihrer seelenverwandten Schwester gestritten hatte und im Zorn davongelaufen war. Nun gut, wahrscheinlich war das ein bisschen zu viel des Guten, aber Shani konnte die Geschichte ja noch ein bisschen umwandeln bis sie ihr wirklich gefiel. Immerhin hatte sie noch niemandem von ihrer vermeintlichen Vergangenheit erzählt und würde das auch erstmal nicht tun, da Miyuri ja eher vorsichtig mit ihrer Vergangenheit umging, damit sie am Ende nicht auch noch zur Strecke gebracht wurde. Was würde Miyuri wohl gerne mögen? Sonnenuntergäne? Oder... sie sah sich um und betrachtete die Schleiereule die ihre Flügel ausstreckte und davonflog. Vielleicht mochte Miyuri ja Vögel und wollte auch wie sie davonfliegen. Die Welt von oben sehen. In diesem Punkt würde sie Shani nicht einmal so unähnlich werden. Shani hatte schon immer davon geträumt sich einfach in die Lüfte zu heben und dann davon zu fliegen, weit weg von hier. Am Liebsten hoch zu den Sternen oder noch weiter. Dann hätte sie dieses ganze Schlamassel nicht mehr am Hals, mit dem sich alle Anderen herumschlugen. Leben. Aber was war ein Leben schon wert ohne Andere, die einen für das liebten, was man wirklich war?


13.12.2014, 23:16
»Sandokan
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Nachtigall


Es waren weite, flüssige Schritte, die den Geäpfelten durch das Stillreich getragen hatten. Jenes von welchem er gehört hatte. Von welchem er erfahren hatte, was darin an Vielfalt lebt. Von welchem ihm zu Ohren gekommen war, dass Frieden zwischen einigen ein Fremdwort war. Und, dass hier jene Stute leben soll, welche ihm einst Zuversicht und Hoffnung geschenkt hatte.
Nur noch dunkel in Erinnerung, hatte er es trotzdem geschafft sich Informationen zu beschaffen. Und als er sich sicher war wo er hin zu gehen hatte, hatte er sich direkt auf den Weg gemacht. Auf den Weg gemacht als ein Anderer der er noch zuvor war. Als ein Ruhepol und ein rettender Anker. Wo einst er sich nach Rettung gesehnt hatte, war er nun die Schulter zum Anlehnen gewesen und es war auch nicht einfach gewesen die Herde, welcher er sich letztlich angeschlossen hatte, zu verlassen. Nicht nur ihm war der Abschied schwer gefallen. Aber er hatte etwas im Kopf, das er unbedingt umsetzen musste. Etwas, dass ihm sehr auf dem Herzen lag.

Inzwischen war es ein eleganter, raumgreifender Trab, welchen den Hengst aussehen ließ als Schwebe er mit den Schneeflocken um die Wette. Trotz seiner Rassezugehörigkeit, war er von beachtlicher Größe und niemand der Klein bei gab. Er fürchtete sich auch nicht vor all den Gestalten von welchen man ihm erzählt hatte sie lebten hier im Stillreich. Bewusst jedenfalls, hatte er mit einer solchen Gestalt noch keine Begegnung gehabt.
Sein Kopf war nur so voll gestopft mit Gedanken die sich überschlugen, seit er wusste er war seinem Ziel nahe. Ob sie sich überhaupt an den Geäpfelten erinnerte? So undankbar, so egoistisch und doch am Boden zerstört. Nun hatte er sich wieder zu einem prächtigen Hengst erholt. Einem mit Ausdruck, mit Lebenswillen und Energie. Einer der nie im Leben daran denken würde sein Leben aufzugeben, weil seine Gedanken und Gefühle ihn belasteten. Er war eine starke Persönlichkeit geworden und trotzdem war die Anspannung groß vielleicht auf diese eine Stute zu treffen.

Er hatte das Gefühl das gesamte Stillreich einmal durchkämmt zu haben, eh er erreicht hatte, was er erreichen wollte. Leitstute solle sie sein. Eine eigene Herde leiten. Eine die eben jene Grundsätze vertrat die sie auch ihm nahe gelegt hatte. Dafür war sie die Richtige, dessen war er sich sicher.
Schließlich trat all das Gesuchte in sein Blickfeld. Eine Gruppierung und mit ihr, da stand sie etwas abseits, die Stute die er hatte finden wollen und nun auch gefunden hatte. Er war sich sicher, dass es sich um Nachtigall handeln musste. Namen hatten sie damals nur beiläufig erwähnt und trotzdem hatte er ihren und ihre Begegnung nie vergessen. Vorsichtig trat er sie heran, schnaubte schließlich leis um auf sich aufmerksam zu machen und hatte die Ohren gespannt, aufmerksam nach vorn gerichtet. Alles Andere war nebensächlich. Jetzt ging es nur um diese eine Begegnung. Erst dauerte einen Moment, bis sich auch auf seinen Zügen und in seinen Augen ein sanftes Lächeln zeichnete.


19.12.2014, 07:07
» Nachtigall
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Sandokan


Es reden und träumen die Menschen viel
Von bessern künftigen Tagen,
Nach einem glücklichen goldenen Ziel
Sieht man sie rennen und jagen.
Die Welt wird alt und wird wieder jung,
Doch der Mensch hofft immer Verbesserung.
Die Hoffnung führt ihn ins Leben ein,
Sie umflattert den fröhlichen Knaben,
Den Jüngling locket ihr Zauberschein,
Sie wird mit dem Greis nicht begraben,
Denn beschließt er im Grabe den müden Lauf,
Noch am Grabe pflanzt er - die Hoffnung auf.
Es ist kein leerer schmeichelnder Wahn,
Erzeugt im Gehirne des Toren,
Im Herzen kündet es laut sich an:
Zu was Besserm sind wir geboren!
Und was die innere Stimme spricht,
Das täuscht die hoffende Seele nicht.



Vermutlich war es auch die Hoffnung, welche sie so optimistisch stimmte, ihr Kraft gab. Selbst ein rationaler Charakter wie Nachtigall vermochte derartige Regungen nicht auszublenden – und das war auch gut so. Was wäre die Welt schon ohne einen Funken Hoffnung? Manche Gegebenheiten erschienen einfach zu aussichtslos und man würde an ihnen verzweifeln, sofern man nicht auf eine Besserung hoffte. Hoffen. Ein recht kleines Wort mit solch einer großen Bedeutung dahinter. Wer noch Hoffnung hatte, der hatte auch den Glauben an die eigene Sache noch nicht verloren. Natürlich überwog der pragmatische Teil in der Schwarzen. Sie kannte sich selbst mehr als gut genug und wusste, dass sie auch allein eine Herde führen konnte. Gewiss würde das eine gewaltige Herausforderung darstellen und sie möglicherweise von Zeit zu Zeit an den Rand ihrer Kräfte treiben. Ein großes Unterfangen, welches es zu bestreiten galt. Einen kühlen Kopf zu bewahren musste ihre oberste Pflicht sein, denn nur so würde sie gerecht Aufgaben verteilen und die Struktur der Alacres Pacem aufrecht erhalten können. Sie wusste dies und ebenso wusste sie, dass in ihr auch Hoffnung ruhte. Eine letzte Barriere, die in Krisen verhindern würde, dass sie aufgab.


Inzwischen senkte sich kein neuer Schnee mehr auf die Erde herab, doch die Ebene war längst in glitzerndes Weiß gehüllt. Jeder Schritt eines noch so kleinen Lebewesens wurde durch das typische Knirschen begleitet und ab und an brachen Äste unter der mächtigen Last einfach hernieder. Der Atem stieg ihr in deutlich erkennbaren Wölkchen von den Nüstern auf und die Kälte langte allmählich unter ihr rabenschwarzes Fell. Sie sollte sich bald in Bewegung setzen, damit ihre Muskulatur und damit verbunden auch ihr gesamter Körper nicht unterkühlte. Doch jetzt war nicht die Zeit dafür. Die Stute wandte ihren Kopf, als sich ihr jemand mit achtsamen Bewegungen näherte. Ein Fremdling, jemand, der sich dieser Gruppierung anschließen wollte? Doch als ihre dunklen Augen die herannahende Gestalt erfassten, da wusste sie, wen sie vor sich hatte. Keinen Unbekannter, keinen Neuling. Vor ihrem inneren Auge spielte sich eine kurze Szene ab, die bereits seit geraumer Zeit in ihrem Gedächtnis fortlebte. Ein apfelschimmliger Hengst stand nah am Rand einer Klippe, so nahe, dass ihn jeder weitere Schritt in die unendlichen Tiefen hinabtragen würde. Sein Blick wirkte getrübt, fast so, als wäre sein Geist in eine vollkommen andere Welt entschwunden. Der Wunsch nach dem Tod musste stark in seinem Kopf pulsieren, um ihn zu einer derart verzweifelten Handlung zu treiben. Aber sie, Nachtigall, hatte ihn von etwas abgehalten, das er nicht mehr rückgängig hätte machen können. Logischerweise, wäre er doch ohne ihr Eingreifen tot gewesen. Sie hatte noch nie einen großartigen Sinn hinter dem Versuch eines Selbstmordes erkennen können. Denn es war keinesfalls möglich zu behaupten, dass es für einen selbst nichts Positives, nichts Lebenswertes mehr in der Welt gab. Allein dieses Tal war zu groß und gefüllt mit zahlreichen Möglichkeiten, als dass hier nur Schlechtes vorherrschen könnte. Von der ganzen Welt wollte sie gar nicht erst sprechen. Eine Situation mochte schier aussichtslos erscheinen, doch suchte man nur mit klarem Verstand nach dem rechten Pfad, so fand man auch einen Ausweg. Auch sie war bereits mit Gegebenheiten konfrontiert gewesen, die auf den ersten Blick keine Lösung gehabt hatten. Auf den zweiten jedoch war stets etwas zu finden gewesen. Doch darauf wollte sie nun nicht hinaus, sollte lieber ihre Konzentration völlig auf jenen Hengst vor sich richten. Sandokan. Nachtigall formte dieses einzelne Wort mit ihrer lieblich klingenden Stimme, sodass es durch die Luft zu tanzen schien flüssiger, goldener Honig. Natürlich erinnerte sie sich an ihn, denjenigen, der so mit einem schlichten Lächeln einfach vor ihr stand. Auch auf ihrer Miene offenbarte sich die kurzzeitige Regung sacht gehobener Mundwinkel, doch dies verschwand ebenso schnell wieder, wie es gekommen war. Doch er sollte sich dies keinesfalls zu Herzen nehmen – eine emotionale, herzerwärmende Art entsprach einfach nicht ihrem eigenen Verhalten. Unsere Begegnung ist schon lange her. Es mochten bereits mehrere Jahre vergangen sein, seit sie den Hengst vor einem Sprung in seinen Tod bewahrt hatte. Wie groß der Zeitraum wohl exakt war? Zwei, drei Jahre, vermutlich nicht mehr. Und dennoch konnte sie sich an die Situation erinnern, als hätte sie sich erst gestern abgespielt. In diesem Fall war das wohl nicht nur ihrem klaren Gedächtnis zuzuschreiben, sondern auch dem Umstand, dass man eine Begegnung mit dem Tod niemals vergaß. Ganz egal, auf welche Art sie sich abspielen mochte, ob man selbst oder jemand anderes betroffen war. Man vergaß es einfach nicht. Denn der Tod war mächtiger als alle Urgewalten, die in dieser Welt vorherrschten – allein ihr rationaler Verstand beugte sich dem. Und das war auch gut so. Denn wer solch eine Kraft verhöhnte, der wurde schon unlängst von ihr ergriffen. Was treibt dich hierher, in das Stillreich? Oder vielmehr: Was bringt dich ausgerechnet zum Herdenplatz der Alacres Pacem? Der Zufall oder ein bewusster Wille? Aufgrund der zeitlichen Differenz, die zwischen ihren beiden Begegnungen lag, konnte sie sich seine Beweggründe kaum ausmalen. Viel konnte passiert sein in seinem Leben, was ihn zu unterschiedlichen Handlungen trieb. Statt sich also damit zu beschäftigen, analysierte sie lieber den Fakt, dass er sich zumindest auf körperlicher Ebene sichtlich erholt hatte. Von dem in sich zusammengesunkenen Hengst war keine Spur mehr zu erkennen, vielmehr wirkte seine Haltung aufrecht, der Gang selbstbewusst. Spätestens das sollte ihm selbst zeigen, wie unsinnig sein Vorhaben damals gewesen war. Ganz ihrer eigenen Ansicht entsprechend, dass es immer etwas Gutes gab, für welches man seinen Weg weitergehen sollte.


27.12.2014, 12:35
» Chezem
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Shani



Miyuri. Für andere eventuell ein Name wie jeder andere, doch auf Chezem wirkte er fremd und fast schon unangenehm. Fast so, als würde die Zunge die diesen Namen sprach ihn ebenfalls zum ersten Mal kosten, doch Chezem ließ sich nichts anmerken, lächelte nach wie vor der fremden Stute entgegen. Er hatte schon viele außergewöhnliche Namen gehört, die auf sonderbare Weise ihren Weg an sein Gehör gefunden hatten und dennoch war ihm nie ein Name sonderbarer erschienen. Er klang schön, er war schön, keine Frage, aber dennoch war etwas andere Sache dran, was den Rappen nicht direkt verunsicherte, aber zum nachdenken brachte.
Der Schnee, welcher mittlerweile in Scharren gefallen war und das gesamte Tal mit einer dichten Schicht aus weiß überdeckte, ließ Chezem wohlig schaudern. Er genoss den Winter, die frische, schneidende Kälte, da glitzernde Land, welches ihn mehr inspirierte, als jedes Lebewesen, auf welches er je geblickt hatte. Der Rappe fixierte seinen Blick nun eindeutig auf die Stute vor sich. Sie war von leichter Statur, schien in letzter Zeit ebenso mit der Nahrungssuche zu kämpfen, wie sie alles es taten. Der Winter war hart, härter als Chezem es je in seiner alten Heimat erlebt hatte. Dort wo er herkam blieb der Schnee selten liegen und wenn handelte es sich nur um einige Tage, bis dieser wieder komplett von der Bildfläche verschwunden war. Zu Beginn war es daher für ihn ein schwieriges Unterfangen gewesen, an genügend Nahrung zu gelangen. Sein Körper war die eisige Kälte nicht gewöhn, noch weniger den tiefen Schnee, in welchen der Rappe bei jedem Schritt zu sinken drohte. Doch was konnte er anderes machen, als sich anpassen? Zwar war es Chezem am Anfang schwer gefallen, doch mittlerweile störte ihn die Kälte nicht mehr. Im Gegenteil, sie setzte völlig neue Gedankengänge frei und ermöglichte es dem Hengst, wieder kreativ zu werden. Zwar weigerte er sich nach wie vor gegen den Gedanken, erneut ein Lied zu dichten, welches nie gesungen werden würde, doch die ersten Zeilen flogen ihm bereits fetzenweise durch den Kopf. So Dinge ließen sich eben nicht ignorieren oder aufschieben. Chezem war auch nicht dazu bemächtigt, sein Talent in Schach zu halten und die Gedanken, die sein kreativer Geist erschuf, zu unterdrücken. Lächelnd schüttelte Chezem den Kopf. In letzter Zeit war er zu unaufmerksam, was seine Gesprächspartner anging. Er benahm sich unhöflich, doch er selbst konnte nicht wirklich dagegen vorgehen. Seine Instinkte gingen mit ihm durch, die Sehnsucht nach der Musik war zu groß und zwang ihn förmlich dazu, mit den Gedanken abzuschweifen und an alte Zeiten zu denken, in welchen er sich noch so sehr vergnügt hatte.

Seufzend sah er gen Boden, wo er bereits wieder feststellen musste, wie tief der Schnee im Stillreich zu sein schien. Zwar konnte er sich hier noch frei bewegen, doch es gab Orte im Tal, in welchen selbst Chezem, ein schon beachtlich großes Tier, den Kopf hoch hätte anheben müssen, um nicht komplett im Schnee zu verschwinden.
Miyuri also. brachte er schließlich hervor, ließ seinen Blick wieder auf der Stute vor sich nieder. Wo kam sie wohl her, wenn sie einen solch außergewöhnlichen Namen trug? Aus dem Stillreich vermutlich nicht, denn sie war relativ ideenlos auf diese Lichtung gekommen, überrascht von seinem Auftreten, also wusste sie nichts von der Herde, welche sich hier befand. Die Alacres Pacem waren jedoch momentan in aller Munde, denn sie waren eine etwas neuere Herde, die viele auch ängstigte. Denn was tat sie wirklich? Waren die guten Absichten, von denen man sich erzählte vorgegaukelt, oder waren es Tatsachen, die plötzlich aus aller Munde drangen? Chezem seufzte. Er selbst war sich unsicher was die Zukunft bringen würde. Ob Faithless und seine Armee auf sie aufmerksam werden würde, oder die Engel, eventuell sogar die Corvus Corax, die sich nie wirklich zu den politischen Situationen geäußert hatte. Im Grunde verwunderte es Chezem schon, wie diskret alle vorzugehen schienen und wie lange sich dieser Krieg bereits in die Länge zog. Denn es war kein richtiger Krieg. Noch nicht. Sie alle wartete darauf, dass irgendwann die Bombe platzen würde und einer der gegnerischen Seite den Angriff verkündete, doch bisher war nichts geschehen. Chezem schob alles auf die strategischen Gedankengänge der Anführer. Vermutlich waren sie so sehr darauf aus zu gewinnen, dass sie jedes einzelne Individuum auf den krieg vorbereiten, jedem eine Aufgabe zuteilten und anfingen die gegnerische Seite auszuspionieren. Der Rappe seufzte, versuchte sich erneut von seinen Gedanken loszureißen.

Entschuldige, wenn ich unhöflich erscheine, aber wo kommst du her? Dein Name wirkt nicht, als sei er… Von hier. Denn wie sollte Chezem es beschreiben, wie Namen 'von hier' klangen? Um ehrlich zu sein schien jeder einen anderen, vollkommen individuellen Namen zu haben.
Ein freches, neckisches Schmunzeln legte sich ebenfalls auf sein Antlitz, als er ihre letzten Worte vernahm. Wollte sie sich nur aus der Misere ziehen, oder war sie tatsächlich Niemand, der regelmäßig ein Gespräch mit sich selbst führte? Chezem lachte leise, der tiefe, vibrierende Ton hallte über die Lichtung, brachte die hübsche Schleiereule, die sich zuvor von ihm verabschiedet hatte, wieder dazu, zu ihm zurückzufliegen und sich auf seinem Rücken niederzulassen. Mittlerweile verzog der Rappe nicht einmal mehr das Gesicht, wenn die Eule sich schamlos und ohne Rücksicht auf Verluste an seinem Rücken abbremste um weiter auf ihrem 'Thron' verweilen zu können.
Lange allein unterwegs gewesen? Das ist tatsächlich keine Situation, die man Jemandem wünschen möchte. Chezem erinnerte sich an seine eigene. Die Hoffnungslosigkeit und Einsamkeit die ihn teilweise überfallen hatte, war unaufhaltsam gewesen. Glücklicherweise hatte ihn die wundervolle Eule gefunden, die seit ihrer ersten Begegnung fast schon treudoof an seiner Seite klebte. Ich war selbst einige Zeit allein, bis ich hier her kam und beschloss den Alacres Pacem beizutreten. Der Rappe nickte hinter sich, verweiste damit besonders auf Nachtigall,die hübsche Rappstute die allgemein dafür zuständig zu schein, die Herde zu managen und neue Mitglieder willkommen zu heißen. Und du redest tatsächlich nicht oft mir dir selbst, ja? fragte Chezem, sah Miyuri für einen kurzen Augenblick abschätzend an, ehe er anfing zu lachen. Nur ein Scherz. Ich denke, dass jeder anfängt Selbstgespräche zu führen, wenn man für einige Zeit keine sozialen Kontakte mehr gepflegt hat.


28.12.2014, 15:39
»Tonda
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Wer will? Am besten ein Herdenmitglied, oder darf ich evtl. kurz zu jemandem dazustoßen?


Eine neue Herde. Das Tal hatte ja nicht schon genug böse Geister und Dämonen, sodass auch einige weitere Monster wohl behütet hier würden leben können. Bereitwillig hatte Tonda die Aufgabe angenommen, sich ein bisschen kundig zu machen. Viel wusste man nicht von den Alacres Pacem; nur deren Namen. Pacem. Hieß das nicht irgendetwas mit "Frieden"? Doch was die Sprachen anbelangte war der Hengst kaum bewandert, sodass er sich ebenso irren konnte.

Als er das Herdengebiet betrat konnte er kaum eine übernatürliche Energie spüren, nein: da war nichts. Womöglich aber waren diese Wesen zu stark, sodass sie sich geschickt vor seiner Intuition verstecken konnten. Suchend blickte er sich um. Er wirkte normal genug, um als Interessent durchzugehen. Kurz mit einem der Mitglieder gesprochen, sich als Neuankömmling vorstellen, fertig. Ein Fremder auf der Suche nach einer neuen Heimat, dem würde man mit Sicherheit erzählen worum es hier ging. Schließlich war diese Herde noch klein, schwach. Man würde bereitwillig erzählen, um neue Anhänger rekrutieren zu können. Tonda blieb dennoch wachsam, denn er wusste nicht wie man ihn empfangen würde. Wenn hier Wesen lebten, stärker noch als der Meister, würde man seine Lügengeschichte sofort als solche entlarven. Nicht nur deshalb klang sein Wiehern jedoch verhalten, als er so versuchte auf sich aufmerksam zu machen. Gedanken, die nicht schön und wenig tröstend waren, strichen durch seine Gedanken. Er versuchte sie zu verscheuchen, doch die Gespenster der Vergangenheit wurde man nicht so einfach los. Seufzend harrte er aus, hoffend, dass sich bald jemand einfinden würde, sodass er seinen Auftrag zu Maugrims voller Zufriedenheit würde erledigen können.


05.01.2015, 06:33
» Nami
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Tonda



Sie hatte ihre Aufgabe als Denkerin erst einmal erledigt. Ophelia sollte sich entscheiden, in welcher Herde sie sich als Spielerin einschleuste, um zu erfahren, wie die besagte Herde zu den anderen Herden standen. Gerade bei den Gaistjan Skairae sollten sie vorsichtig sein. Bevor kein Spieler bei dieser Herde war, würde sie Amdir nicht losschicken lassen. Und das würde sie Nachtigall auch klipp und klar sagen. Sie konnten es sich nicht leisten den Diplomat zu verlieren.
Außerhalb des Gebietes hatte sie sich hingestellt, und beobachtete wachsam die Herde. Achtete auf jedes kleinste Detail, so entging ihr auch nicht der weiße Hengst der das Gebiet betrat. Mit erhobenen Hauptes lief sie auf diesen zu. Bei ihn angekommen blieb sie stehen und nickte. "Hallo Fremder. Suchen sie etwas bestimmtes?" Sie musste wachsam sein. Schließlich konnte es einer aus den anderen Herden sein... wobei er bis jetzt ganz normal wirkte. Vielleicht wollte er sich ja auch einfach anschließen. Doch dann konnte sie nichts machen sondern er musste zu der dunklen Leitstute. Doch erst einmal abwarten, was er nun wirklich hier wollte. Ein gezwungenes Lächeln legte sich auf seinen Lippen. Vielleicht sollte sie den weißen auch einfach zu ein anderes Pferd schicken, denn eigentlich wollte sie alleine sein. Konnte aber kein Fremden nicht einfach ins Gebiet dringen lassen... wenn die Wächter es nicht hin bekamen die Fremden abzuhalten, mussten sich andere darum kümmern. Sie schaute sich kurz um und sah wie Nachtigall mit einen fremden, geäpfelten Hengst redete. Also konnte sie den weißen an ihr schon einmal nicht weiterschicken. Und ein anderes Mitglied würde ihm nichts bringen... wenn er sich der Herde anschließen wollte. Sie durfte also mal wieder die Drecksarbeit machen. Hoffentlich ging dieses Gespräch ganz schnell vorbei, und sie konnte irgendwo ihre Ruhe haben. Schließlich machte ihr Bruder das ja genauso.. denn er war hier auch nirgends zusehen.


05.01.2015, 15:44
»Tonda
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Nami


Er seufzte leise. Er hatte diese Aufgabe angenommen, um ein wenig für sich zu sein. In Gedanken schwelgen zu können. Und das hatte er tatsächlich auch gekonnt, während des Weges hierher. Nun aber musste er sich mit einem Pferd abgeben, das er nicht kannte und mit dem ihn eigentlich nichts verband. Er zuckte innerlich zusammen, als sein Ruf gehört wurde. Eine Stute trat an ihn heran, ihr Blick wirkte skeptisch. Aber vielleicht bildete er sich das auch nur aufgrund seiner eigenen skeptischen Haltung ein. Doch er bemühte sich redlich, sich nichts anmerken zu lassen. Ein charmantes, wenngleich distanziertes Lächeln krümmte die Mundwinkel zart nach oben. "Ich wollte hier nicht so rein platzen." Entschuldigte er sich. "Doch ich war neugierig, um was für eine Herde es sich hier handelt." Klang das jetzt zu... aufdringlich? War es zu offensichtlich. Auch wenn ihm das Lügen gänzlich verachtenswert erschien, konnte er nicht umhin hinzuzufügen: "Ich bin auf der Suche nach einer neuen Heimat, vielleicht könnte ich ja hier bleiben. Aber bei den Gestalten die hier im Tal herumlaufen." Er lachte leise auf. "Da muss man vorher schon genauer hinsehen." Er zwinkerte ihr freundlich zu und ließ dann den Blick wieder über die Herde schweifen. Die Tiere wirkten friedlich, beinahe ausgeglichen. In dieser Herde war nichts von der abgrundtiefen Unruhe zu spüren, die sonst das Tal beherrschte. Allerdings konnte Tonda sich keineswegs vorstellen, dass der Krieg spurlos an diesen Tieren vorbei ging. Denn die Schlachten gingen jeden etwas an, die einen mehr und die anderen weniger. Aber eines hatte jeder gemeinsam - ob Hund, Wolf, Pferd oder Reh: am falschen Ort zur falschen Zeit und man war tot.


06.01.2015, 05:15
» Nami
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Tonda



Immer noch war die weiße recht misstrauisch gegenüber des Fremden. Auch wenn sie ihm das nicht wirklich zeigte. Schließlich konnte sie ja nicht einfach behaupten, dass er irgendwie ein Spion war. Es könnte ja wirklich sein, dass er sich der Alacres Pacem anschließen wollte. Dafür musste sie ihn einfach nur ein bisschen besser Kennenlernen. Auch wenn sie zugegeben darauf nicht wirklich Lust hatte. Doch vielleicht würde der weiße ja auch schnell wieder gehen.. wenn er merkte... das diese Herde nichts für ihn war. Dennoch lag immer noch das Lächeln auf ihren Lippen. Im Allgemeinen sah sie immer recht freundlich aus. Doch eigentlich war sie das nicht wirklich. Sie war lieber allein.. würde ab und an ihrer Aufgabe nachgehen... doch alleine konnte sie besser nachdenken. Und das war ja ihre Aufgabe.
Die Stimme des weißen drang in ihren Ohren. "Mich nennt man Nami, und ich bin ein Herdenmitglied dieser Herde. Vielleicht schon bekannt das wir uns auch Alacres Pacem nennen. Doch eigentlich sollte dieser Name gefallen sein, wenn es sich so schnell herum spricht, dass hier eine neue Herde ist." Ihre Stimme klang freundlich und höflich. Auch wenn sie auf dieses Getue keinerlei Lust hatte. Wieder erhob er seine Stimme. "Recht haben sie, doch hier haben diese Gestalten nichts zu suchen. Wir nehmen niemanden auf der in irgendeiner weise Magisch war." Sie war darauf bedacht was sie sagte. Doch eigentlich hatten sie ja nicht wirklich etwas verbergen. Sie wollten ja einfach nur den Frieden in diesem Tal bringen. So das kein Krieg ausbrach.. und das wusste sicherlich auch schon jeder. Doch sie wollte wissen wie viel dieser Hengst von ihnen wusste, also blieb sie erst einmal wieder stumm und wartete darauf was er ihr zu sagen hatte... was er von ihnen schon so alles gehört hatte.


12.01.2015, 18:47
»Sandokan
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Nachtigall


Diese eine Begegnung hatte gereicht, um sich im Klaren darüber zu sein, dass genau so jemand die richtige Stärke und Größe besaß, einer Gruppe Halt zu geben. Zusammenhalt zu festigen und Hoffnung in jeden Einzelnen zu legen. Hoffen lassen und Hoffnung bieten. So wie sie es bei ihm getan hatte. Er hatte all seine Hoffnung in einen Abgrund gestürzt. So tief und schwarz, dass er sie nicht mehr erkennen hatte können. Sie war ihm nie abhanden gekommen. Er hatte lediglich jemanden gebraucht, der ihm bestätigte, dass sie irgendwo da war. Dass es sich lohnen würde, den schweren Weg durch Dunkel zu gehen um wieder ins Licht zu treten.

Ihre honigsüße Stimme war als liebkoste sie nicht nur seine Ohren und tanzte durch die Luft. Nein, sie drang ganz unbeschwert an das Herz des Geäpfelten heran und füllte es mit Wärme. Sofort war in seinen großen, dunklen Augen diese Wärme zur Geltung gekommen. Sie leuchteten regelrecht, ob ihrer Stimme und auch der Tatsache, dass er sie gefunden hatte und sie ihn nicht vergessen. Natürlich konnte er nicht wissen, wie sie zu ihm stand und seinem damaligen Vorhaben. Aber dass er sich verändert hatte, musste man ihm bereits von weitem ansehen. Ein Lebewesen das mit Hoffnung und Lebensmut einher ging, strahlte Größe aus. Vielleicht gar jenes Licht, welches er zu erreichen versucht hatte.
Selbstverständlich war gerade für ihn dieses Erlebnis und diese Begegnung etwas Besonderes. Etwas, dass er nie vergessen würde und auch nicht vergessen wollte. Jetzt konnte er sich gar nicht mehr genau erklären, wie er so hatte abrutschen können. Aber sein Leben, hatte es in die richtige Bahn gerückt. Er war schließlich zuvor kein besonders angenehmer Zeitgenosse gewesen. Niemand würde glauben, dass er einst genau das Gegenteil gewesen war, wenn er nicht gerade seine leichten Rückfälle nicht gänzlich verbergen konnte. Er hatte das Gefühl, sein Geist war noch ein wenig vergiftet. Ein kleiner Rest, nicht der Rede wert, der ihm zeitweise zu schaffen machte. Aber er war stark geworden.
“Was mich gerade hier her bringt, ins Stillreich, zu den Alacres Pacem, zu dir? Nein, kein Zufall liebste Nachtigall. Welcher Zufall hätte mich derart viele Nerven, Abschiede und Kräfte gekostet. Es war mein Wille dich aufzusuchen und er hat gesiegt. Ich würde ja sagen, ich hätte es kaum noch geglaubt. Aber es hat mich einst jemand auf den Weg der Hoffnung geschickt.“ Seine stolzen, gewählten Schritte trugen ihn schließlich auf Nachtigall zu. Sie war ihm zwar keine Unbekannte und er ihr dankbar, aber ob diese Sympathie auf Gegenseitigkeit beruhte, dessen war er sich nicht ganz sicher. Also hielt er ihrer Position gebührend Abstand und senkte einen Moment, einer Verbeugung gleich, leicht sein Haupt, eh sein Blick erfreut funkelnd in ihrem lag. “Ich habe dir einiges zu verdanken. Nicht nur mein Leben, sondern auch den Wandel darin. Du bist ein wichtiger Teil, der mein neues Leben geformt hat. Du bist die, die mir den Weg gewiesen hat. Und das ist nun aus mir geworden.“ Natürlich hoffte er, dass man ihm ansehen konnte wie gut ihm die Veränderung getan hatte und dass auch sie diese Veränderung sehen konnte. Ja es war ihm wichtig. Jetzt wo sie ihm deutlich gemacht hatte, dass auch sie ihn nicht vergessen hatte. “Es war nicht ganz einfach dich zu finden… und das ist nun also deine Heimat. Deine Herde.“ Sein Blick glitt einen kurzen Moment an ihr vorbei über die Gegend und die Herde, um dann wieder ganz und gar ihr seine Aufmerksamkeit wieder zu widmen.


13.01.2015, 10:10
» Nachtigall
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Sandokan


Die Schwarze richtete ihre Ohren aufmerksam nach vorn, um jedes Wort, was ihr Gegenüber sprach, klar erfassen zu können. Seine Aussage huschte durch ihren rationalen Geist und hinterließ dort lediglich den Eindruck einer sachten Unsinnigkeit. Er hatte sich auf den weiten Weg in das Stillreich und zu den Alacres Pacem begeben, um sie aufzusuchen? Wenn Sandokan einmal genauer darüber nachdachte, so würde er sicherlich selbst merken, wie unlogisch dies doch war. Gewiss, sie hatte ihm damals Worte geschenkt, die ihm das Leben gerettet hatten. In einer bestimmten Art und Weise. Doch das hatte für sie eine Selbstverständlichkeit dargestellt, ließ man andere doch nicht einfach tatenlos in den Tod gehen. Das Leben besaß eine Reihe von Freuden und glückseligen Momenten, für die es sich lohnte, an sich und allem anderen festzuhalten. Und es sollte die Pflicht eines jeden sein, genau diesen Umstand den verzweifelten Wesen dieser Welt mitzuteilen. Somit bestand ihrer Ansicht nach zwischen Sandokan und ihr selbst keine weitere Verbindung. Er schuldete ihr nichts, wenn man es so ausdrücken wollte. So betrachtet war er also gänzlich ohne Sinn hierher gekommen. Die beiden Pferde wussten ansonsten rein gar nichts voneinander, sie besaßen keine gemeinsame Vergangenheit und hatten sich bis auf diese eine Begegnung niemals auch nur gesehen. Und da der Helle ihr laut ihrer eigenen Meinung keinen Gefallen schuldig war, wäre es sogar im Bereich des Wahrscheinlichen gewesen, dass er sie einfach vergessen hatte. Doch dazu mochte er zu emotional veranlagt sein. Nur ein Geist wie der von Nachtigall könnte das Ganze derartig pragmatisch und rational betrachten. Ich vermag wohl keinen Sinn in deiner Reise zu erkennen. Denn du schuldest mir nichts, Sandokan. Das, was ich tat, ist die natürliche Pflicht jedes Lebewesens. Nur ist diese bereits zu sehr in Vergessenheit geraten. Ein unwissender Charakter könnte ihr diese Worte durchaus übel nehmen, denn sie waren weiterhin nicht mit mehr als absoluter Höflichkeit gesprochen. Kein Ton davon, dass sie zumindest überrascht oder gar erfreut war, ihn zu sehen. Wer die Stute allerdings gut kannte, der würde wissen, dass sie in diesem Moment Emotionen nicht für angebracht hielt. Sie als unbegründet erachten würde. Um über die bloße Anwesenheit von jemandem Freude zu empfinden, war sie schlichtweg zu rational gestrickt. Zumindest, wenn es sich nicht um jemanden handelte, den sie äußerst gut kannte und schätzte. Er hier war letztendlich nur knapp eine Stufe über einem Fremden. Möglicherweise eine recht kalte Aussage, doch objektiv betrachtet war dem so. Dennoch danke ich dir für deine Worte. Wenn man mit einer einfachen Tat jemanden zu derartiger Dankbarkeit verleitet, dann muss diese Tat doch zumindest sinnvoll gewesen sein. Sachte nickte sie ihm zu, wobei ihr einige rabenschwarze Strähnen ins Gesicht rutschten und dieses umschmeichelten. Inzwischen rieselten keine Schneeflocken, die sich in ihr dichtes Fell setzen könnten, mehr vom Himmel herab. Dieser war lediglich grau und von Wolken verhangen, Wolken, aus denen jeden Augenblick erneut das kalte Weiß fallen könnte. Sie verlagerte sachte ihr Gewicht, während die dunklen Augen allerdings auf ihren Gesprächspartner gerichtet blieben, der sich soeben etwas weiter näherte.

Bei seiner letzten Aussage nickte sie erneut, bevor ihre Lippen wohlklingende Worte für eine entsprechende Antwort formten. In der Tat würde ich das Stillreich nun als meine Heimat bezeichnen. Was die Alacres Pacem angeht, so bin ich nicht mehr als diejenige, welche etwas Struktur in das Chaos bringt. Das ist nicht meine Herde –wir sind eine Herde. Eine Herde geboren aus einer Idee, welche nicht bloß von mir stammt. Doch umsetzen muss ich sie inzwischen allein. Jäh kehrte der Gedanke an den Fortgang von Wolkenmähne in ihren Geist zurück. Natürlich wünschte die Rappstute, dass die Helle zu den Alacres Pacem zurückkehren würde. Gemeinsam hatten sie dieses Vorhaben gefasst und es auch über die Jahre hinweg nicht aus den Augen verloren. Es mochte Zufall oder Schicksal gewesen sein, was sie wieder zusammengeführt hatte – doch das war gleich. Gemeinsam hatten sie die Gründung vollzogen und doch würden sie diesen Weg nicht gemeinsam weitergehen. Sie bezweifelte aus ihrem tiefsten Inneren heraus, dass Wolkenmähne zurückkehren würde. Die Schwierigkeiten, in welche ihre Familie steckte, mochte letztendlich auch sie selbst umbringen. Oder aber sie band sich wieder so fest an ihre Blutsverwandten, dass sie diese nicht erneut zurücklassen würde. Ein Umstand, an dem Nachtigall nichts ändern könnte und der für sie durchaus nachvollziehbar war, wenn sie sich Mühe gab, das Ganze etwas weniger rational zu betrachten. Doch letztendlich brachte es keinen Sinn oder gar Vorteil mit sich, diesen Gedanken weiter zu hegen. Es würde nichts an der Gesamtsituation ändern. Sie stand allein hier und würde sich mit allem arrangieren müssen, das auf sie zukam. Doch wenngleich die Stute äußerst rational und damit möglicherweise zu individuell erschien, konnte sie sich äußerst gut anpassen. Zumindest, wenn es sein musste – und in diesem Fall war dem so.

Kurzzeitig wanderte der Blick ihrer dunklen Augen hinüber zu Nami. Die helle Stute, die Denkerin, stand vielmehr am Rand des Herdengebietes und unterhielt sich dort mit einem ihr unbekannten Hengst. Recht weißes Fell hatte er, war von großer Statur und besaß Züge, sie sie keinem Namen zuordnen konnte. Somit war selbst eine flüchtige Begegnung auszuschließen. Sofern dieses Gespräch bald beendet war und der Fremde in diesem Zeitraum nicht bereits entschwand, sollte sie sich einmal zu ihm begeben. Wenn er kein neuer Bewerber war, konnte er gleichsam ein schlichter Einzelgänger oder aber ein Spion einer anderen Herde sein. Man musste vorsichtig sein in diesen Tagen, das konnte selbst jemand wie Nachtigall mehr als eindeutig erkennen. Ansonsten sollte sie wohl das Gespräch mit Nami suchen, um herauszufinden, was er gewollt hatte. Vermutlich stellte diese Situation sich am Ende als vollkommen harmlos heraus und es gab keinen Grund, auch nur die geringste Sorge zu hegen. Nachdem all diese Überlegungen innerhalb weniger Wimpernschläge durch ihren Kopf gerast waren, wandte sie ihre Augen wieder auf Sandokan.


14.01.2015, 22:00
»Tonda
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Nami


Er spürte - konnte es ihr ja nahezu ansehen -, dass sie auf Gespräche dieser Art gar keine Lust hatte. Er bedauerte es, denn Nami schien ihm als könne sie wirklich interessant und sympathisch sein. "Mein Name ist Tonda." lächelte er. Man nennt mich auch den Zaubererbruder. dachte er bei sich, zum Glück schweigend. Denn die nachfolgenden Worte verwunderten ihn außerordentlich. Keine magischen Wesen? "Aber... ist das denn nicht gefährlich? Könnt ihr euch denn dann wehren?" Der Rabe schien sichtlich verwirrt. Doch in seine Verwirrung mischte sich Bewunderung. Sollten diese Sterblichen tatsächlich daran glauben sich gegen diese Unmengen an magischen Geschöpfen behaupten zu können, so waren sie entweder recht dumm oder äußerst mutig und klug.

Ein weiteres Mal dachte er daran wie schön es hier hätte sein können, wenn all jene magischen Wesen nicht wären. Was, wenn niemand sich fürchten brauchte? Wenn man seine Familie groß ziehen konnte ohne daran zu denken, dass wahrscheinlich nicht jeder überleben wird? Diese ständige Spannung in der Luft, die Furcht vor dem offensichtlich herannahenden Krieg. Das Mahlwerk der Zeit. Die Furcht. Der Angstschweiß, der in allen Ecken zu riechen war. Wofür kämpfte diese Herde? Sprach Nami die Wahrheit? Wenn ja, wer leitete diese Herde mit jener tollkühnen Idee? Ihm stellten sich so viele Frage, die er unmöglich auf einmal stellen konnte ohne Verdacht zu streuen. Interessiert sah er sich um, zumindest das musste er nicht verbergen. Schließlich hätte er auch dann interessiert das Geschehen gemustert, wenn er tatsächlich mit dem Gedanken spielte hier zu bleiben.


19.01.2015, 13:33
»Sandokan
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Inzwischen mochte er vielleicht auch derart über sein Tun und das Anderer denken. Dass es sich um etwas Selbstverständliches handeln sollte. Aber auf diesen Weg hatte ihn ganz allein Nachtigall gebracht. Da mochte sie darüber denken wie sie wollte. Der Geäpfelte war ihr dankbar, keine Frage. Und selbstverständlich war das auch der Grund weshalb er sie aufgesucht hatte. Er hatte lange genug gewartet um sicher zu gehen mit seinem „neuen Ich“ klar zu kommen. Sicher zu stellen, dass er in kein altes Raster fallen würde und nicht wieder über anderer Leben entscheiden. Eigentlich stand er auch in der Schuld vieler Anderer. Vieler, denen er nichts Gutes mehr tun konnte, denn er hatte die Rolle des Richters übernommen. Er hatte über Leben und Tod entschieden. Etwas das nicht in seiner Macht zu liegen hatte. Nichts über das er je hätte entscheiden dürfen. Und doch war dem so gewesen. Sandokan nickte schließlich ob ihrer Worte sacht. “Du magst etwas anders darüber zu denken, aber ich wäre nicht ich, wenn du nicht gewesen wärst. Nicht nur weil ich meinem Leben ein Ende gesetzt hätte. Ich bin auch nicht auf meinen alten Weg zurück gekehrt, sondern habe eine andere Richtung gewählt. Lange überlegt ob ich dich aufsuchen soll. Ob du mich überhaupt noch kennen würdest. Denn eines ist sicherlich wahr. Wir hatten nicht viel miteinander zu tun und standen uns nie nahe.“ Aber vielleicht würde sich all dies ändern. Immerhin war sie auch schön anzusehen, die schwarze Stute.
Er war sich seines Standes wohl bewusst und war sich nicht einmal sicher gewesen, ob sie sich überhaupt an ihn erinnern würde. Demnach war er bereits positiv überrascht darüber gewesen, erkannt worden zu sein. Der helle Hengst senkte sein Haupt etwas, samt seines Blickes. “Auch wenn du dem nicht so siehst, ich empfinde Dankbarkeit und sehe mich tief in deiner Schuld. Wenn es also etwas gibt, dass ich dir Gutes tun kann, wäre ich bereit das in irgendeiner Art und Weise zu tun!“ Kaum waren die Worte ausgesprochen, hob er Blick und Haupt wieder in stolze, anmutige Haltung. Er war noch nie einer gewesen, der „gebückt“ gegangen war. Diese Haltung hatte nur in einem Moment auf ihn zugetroffen und daraus hatte ihn Nachtigall „gerettet“.

Aufmerksam horchte er nach ihren Worten und ihrer Definition zu der Herde über welche sie wachte. “Also ein Zusammenschluss, ein Zusammenhalt mit gleichem Interesse welchem du nur den schützenden Huf reichst? Und der, mit dem diese Idee entstanden war ist oder musste von deiner Seite weichen?“ Selbstverständlich wurde Sandokan hellhörig. Nicht, dass er unbedingt auf einen derartigen Posten aus wäre, aber in seiner Natur hatte es schon immer gelegen. Das einzig bedenkliche für ihn war, ob das nicht noch ein weiterer Schubs in sein altes Raster war. Etwas mit dem er nebenher noch zu kämpfen hatte. Eigentlich hatten sich all diese Gedanken und Gelüste ganz gut in den Hintergrund zurück gezogen oder waren gar ganz ausgelöscht… aber als 100% sicher in seinem Wandel, würde er sich nie bezeichnen. Dennoch war es auch kein Grund das Neue hinten anzustellen. Vielmehr war es eine Herausforderung.
Man konnte die Idee deutlich in den Augen des Hengstes aufleuchten sehn. Vielleicht konnte er ihr damit etwas Gutes tun. Sie unterstützen und seine vermeintliche Schuld begleichen.


21.01.2015, 10:35
» Nami
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Tonda



Sie wirkte immer noch verbissen und abweisend. Der weiße würde wahrscheinlich bald von alleine gehen, denn er musste schon gemerkt haben das sie nicht wirklich Lust auf Gesellschaft hatte. Wobei sie ja selber Schuld war. Sie war ein Herdenmitglied und achtete immer darauf das nicht irgendwelche Fremden zu tief ins Gebiet gelangten. Gut, sie war immer misstrauisch, musste sich aber auch mal überwinden. Denn sie konnte ja nicht einfach behaupten das er ein Spion war. Er könnte sich ja wirklich der Herde anschließen wollen. Leider konnte sie einen nur vor dem Kopf gucken. Wer wusste also schon was in dem Kopf von diesem weißen alles abging.
Er stellte sich als Tonda vor, sie nickte daraufhin nur, damit er wusste das sie es verstanden hatte. Sah aber kein bedarf darin, darauf weiter einzugehen. Ein kurzes Lächeln legte sich auf ihren Lippen als sie den nachfolgenden Worten lauschte. "Wir können uns so wehren wie jedes andere Pferd auch. Nur weil wir die Magie nicht beherrschen heißt es nicht das wir schwach sind." Das sie sowas aber verhindern wollten behielt sie noch für sich. Sie gab immer noch das Preis was man sich eigentlich auch so denken konnte. Was war denn das auch bitte für eine Dumme frage gewesen. Nur weil sie keine Magie besaßen konnten sie doch trotzdem Kämpfen. Schließlich hatten die magischen Wesen meist auch eine Schwachstelle die selbst sterbliche schnell durchschauen konnten und auch ausnutzen konnten. Auch wenn sie und die anderen daran kein Interesse hatten. Sie wollten es lieber mit Worten klären, man musste ja keinen Krieg provozieren. Es würden nur unnötig irgendwelche Tiere sterben. Doch das konnte ihn Nachtigall sicherlich auch noch erzählen, wenn sie dann mit dem Gespräch mit dem fremden Hengst fertig war. Wahrscheinlich würde es aber darauf hinauslaufen, das sie ihm das erzählen musste, so das er sich wirklich nur noch aufnehmen musste. Doch sie zögerte das ganze erst einmal heraus... bis es irgendwann nicht mehr ging.


21.01.2015, 21:06
»Tonda
Dieser Charakter wurde eingefroren.


Nami


Mit verwundert kraus gezogener Stirn musterte er Nami. Ihre Worte waren ehrlich, das spürte er. Diese Sterblichen waren tatsächlich der Ansicht, dass sie im Zweifelsfalle etwas gegen die übernatürlichen Wesen des Tals ausrichten konnten. Doch wenn, wie sie behauptete, tatsächlich kein übernatürliches Wesen hier hauste, Magie ebenso verpönt war, wie konnten sie daran glauben, gegen einen Zauberer wie den Meister oder einen Geist, ja einen Engel antreten zu können? Tonda wünschte sich, dass es niemals zu einer solchen Situation kommen würde. Der Hengst hasste die Gewalt unter den Talbewohnern. Er hatte bereits seine Liebste verloren, er konnte nicht weiter bei dem sinnlosen Abschlachten zusehen. "Es wäre gut, wenn ihr niemals in die Versuchung kommt, dies auch im Praktischen zeigen zu müssen. Der Krieg in diesem Tal ist ohnehin schon sinnlos genug. Es bringt nichts, wenn Hunderte sterben weil einige Machtbesessene einander niedermetzeln müssen." Nein, das waren keine bloß so dahin gesagten Worte. Und das konnte man seiner Stimme auch deutlich anhören. Er war es leid, anderen beim Sterben zusehen zu müssen. Am liebsten wäre er gegangen, wäre fortgelaufen. Doch einst hatte er es versucht, nichts war geschehen. Er war bloß weiter und immer weiter gelaufen, der Weg hatte ihn immer wieder zum Meister geführt. Solange dieser ihn nicht freisprach gab es kein Entkommen aus dem Stillreich, soviel hatte er begriffen. Vielleicht konnte er jedoch den Schaden begrenzen, die jene Machthungrigen anrichteten.

Er seufzte leise und sah sich um, betrachtete jene Stute die wohl das Leittier hier war. Ein Schimmel stand bei ihr, dem jene natürliche Ausstrahlung ebenso zu eigen war wie der Schwarzen neben ihm. Ob auch er einen hohen Posten begleitete? Es wäre niemals falsch, weitere Informationen über die Herde in Erfahrung zu bringen. Die Corvus Corax waren an sich ebenso wenig am Krieg interessiert wie er selbst, auch wenn sie hier und da zum eigenen Vorteil bedacht ihre langen Finger mit hinein mischte. Womöglich würden die Informationen ihnen helfen, klare Position zu beziehen.


22.01.2015, 09:40
» Aquamarin
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Wer will?

cf. Wasserfall

Trotzig lief er seines Weges. Sein „Compañero“ ließ ihn jeglich im Stich. Erzürnt schnaubte der Haflinger auf. Wohin er nun ging, hatte er nicht wirklich geplant, aber dies war ihm herzlich egal. Eventuell würde er sich eine Herde suchen. So alleine fühlte man sich doch irgendwie hilflos. Bald jedoch fand er etwas, was Herdenartig aussah. Aquamarin blieb stehen und sammelte sich. Mit erhobenem Haupt marschierte er auf das Feld. Neugierig ließ er seine Ohren kreisen und zog die fremden Gerüche tief ein. Er fühlte sich zwar fremd, aber irgendwas wollte ihn hier behalten. So machte er sich auf den Weg um das Leittier zu suchen. Irgendwie schien diese Suche endlos zu sein. Mit einem seufzen blieb der Lichtfuchs stehen, denn er fand dass diese Suche keinen Sinn mehr ergab. Trotz alldem ließ er seinen Blick über das sich vor ihm erstreckende Gebiet schweifen.

einplay


23.01.2015, 14:59
» Nachtigall
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Sandokan


Nun, dann will ich dankbar dafür sein, dass du mir diese Information zukommen lässt. Wenn einzig meine Worte dich dazu gebracht haben, einen neuen Weg zu wählen und nicht jenen, der dich in den Tod führt, dann habe ich doch etwas Positives vollbracht. Sie kannte Wesen, die sich damit brüsten würden, jemandem in gewisser Weise das Leben gerettet zu haben. Doch sie war anders. Obgleich sie nun wusste, dass sie eben dies getan hatte, würde niemals ein anderer davon erfahren. Es war wie ein Geheimnis einzig zwischen Sandokan und ihr. Ein Geheimnis, dass niemals ergründet werden würde, sofern der Helle es nicht aussprach. Doch selbst sie wagte zu bezweifeln, dass er jemanden an diesem Abschnitt seines Lebens teilhaben lassen würde. Ob diese Annahme richtig war? Nachtigall wusste nicht, wie er sich entwickelt hatte, was genau aus ihm geworden war, wie es sich mit seinen Ansichten verhielt. Er mochte alles Mögliche tun und doch nicht das, was sie vermutete. Schließlich war sie noch niemals befähigt gewesen, jemanden innerhalb eines Wimpernschlages einschätzen zu können. Wie also sollte es sich dann erst bei jemandem verhalten, den sie bereits einmal getroffen hatte und der seitdem eine vollkommene Kehrtwende bezüglich seines Charakters und seiner Einstellungen gemacht hatte?

Sie reagierte auf seine Aussage mit einem respektvollen, aber knappen Nicken. Möglicherweise gab es jetzt oder auch später etwas, bei dem er seine Schuld begleichen konnte. Jene Schuld, die er allein in seinen Augen hatte. Aber Nachtigall musste zugeben, dass sie gerade in Zeiten des Krieges ein derartiges Angebot niemals ausschlagen würde. Jede Unterstützung konnte dazu führen, dass sich die Waage auf eine andere Seite neigte. Besonders bei einer Herde wie dieser. Ein Zusammenschluss mit dem Interesse, diesem Krieg friedfertig ein Ende zu setzen, ja. Augenblicklich reagierte sie auf seine nächste Aussage und legte leicht den Kopf schief, während sie ihn regelrecht prüfend anblickte. Selbst ihr war nicht die Regung entgangen, welche sich in seinem Gesicht vollzogen hatte. Ein Funkeln, ein Leuchten prägte sich nun darin ab und ließ auf eventuelle Gedanken schließen, welche er hegen mochte. Gedanken, die frei waren von jeglichem eigennützigen Hintergedanken? Oder mochte möglicherweise das Gegenteil der Fall sein? Diese Idee der Alacres Pacem gründete sich auf Überlegungen von Wolkenmähne und mir. Eine Stute, mit der ich eine gewisse Zeit meines Lebens außerhalb des Stillreiches in einer Herde verbrachte. Und gleichsam eine Stute, die für ihre Familie den Posten als Leiterin aufgab und nun das Tal verlassen hat. Somit werde ich nun als alleinige Leiterin dieser Herde bezeichnet. Es ist dabei kaum auszumachen, wie sinnvoll und erfolgreich es ist, eine Gruppe von Wesen unter rein rationaler Koordination zurückzulassen. Was das objektive Einschätzen von Gefahren oder das Planen diverser Aktionen betraf, so befand sie sich mit ihrem Wesen gewiss nicht im Nachteil. Doch möglicherweise blieb er emotionale Part des Ganzen früher oder später auf der Strecke. Hatte jemand Sorgen und wusste nicht, wohin er sich wenden sollte, so wäre die Schwarze gewiss eine mehr als schlechte Gesprächspartnerin. Gewiss könnte sie Worte finden, die ohne ihr eigenes Verständnis große Wandlungen bewirken konnten. So, wie es bei Sandokan anscheinend der Fall gewesen war. Doch es war nicht gesagt, dass sie bei anderen Problemen denselben Effekt hatten. Selbst für jemanden wie mich ist die Idee zu erkennen, welche sich momentan ganz offensichtlich in deinem Geist herausbildet. Du, Sandokan, als Leiter der Alacres Pacem und damit als Unterstützung für mich? Nach einer einzigen kurzen Begegnung ist es nicht auszumachen, ob du nicht auch durch Boshaftigkeit geprägt Hintergedanken hegst. Diese Aussage muss ich mit aller Ehrlichkeit treffen. Vermutlich würde der Helle ihr es nicht einmal übel nehmen. Es war überaus logisch, einem derartigen unausgesprochenem Vorschlag mit einer Form von Misstrauen entgegenzublicken. Wäre sie nicht gar eine schlechte Leiterin, wenn sie gedankenlos den Posten an irgendjemanden übertragen würde? Wachsam betrachtete sie den Hengst samt seiner Haltung. Auf sie übte er keinen weiteren Einfluss aus, dennoch würde er wohl in den Augen Anderer eine äußerst autoritäre und selbstbewusste Ausstrahlung besitzen. Ein Hengst, der sich selbst und den für ihn richtigen Weg gefunden hatte. Wäre er unter diesem Aspekt betrachtet nicht gar eine äußerst gute Wahl? In jedem Fall war er emotionaler veranlagt als sie und würde wohl dennoch die Fähigkeit besitzen, gewisse Situationen überblicken zu können. Ganz abgesehen davon, dass vonseiten der anderen Herden einem Hengst vermutlich mehr Respekt entgegengebracht werden würde. Der dunklen Stute würde es ebenfalls gelingen, sich gegenüber anderen Leitern einen gewissen Namen zu machen – aber Sandokan hätte sicherlich sogleich einen einfacheren Anfang. Zumindest wenn sie von den Beobachtungen ausging, welche sie bislang im Laufe ihres Lebens getätigt hatte. Kalt blies der Wind ihr ins Gesicht und vertrieb einige Strähnen daraus, welche sich dadurch wieder in dem wallenden Wirrwarr an ihrem Hals platzierten. Rein von deinem Auftreten her erweckst du durchaus den Eindruck, für einen derartigen Posten geeignet zu sein. Doch es geht nicht nur darum. Zählst du zu jenen, die sich vollends mit der Idee der Alacres Pacem identifizieren und den gewaltfreien Weg tatsächlich fortführen können? Denn wenn das nicht der Fall ist, so wäre jede andere Überlegung ohne Sinn. Eine Herde mit einem Leiter, der die eigenen Ideologie nicht unterstützte? So etwas mochte es wohl nur geben, wenn es jemandem lediglich um die Ausübung von Macht ging. Dennoch ließen ihre Worte deutlich werden, dass sie sich nun durchaus mit dem Ganzen befasste. Warum nicht? Zumindest im Moment gab es nichts Explizites, was gegen ihn sprechen würde. Letztendlich konnte erst die Zeit zeigen, ob er zu jemandem ohne böswillige Absichten geworden war. Mit Wolkenmähne an ihrer Seite könnte sie nun bedeutend schneller ein urteil fällen – doch die Helle war nicht hier. Und Nachtigall würde es gelingen, mit den Mitteln, die ihr selbst zur Verfügung standen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Wenn nicht, so musste sie für ihre Fehler gerade stehen und die Konsequenzen tragen. So war das Leben. Nicht perfekt, nicht ohne Fehltritte; aber eine Lösung gab es für Alles.


24.01.2015, 14:43
» Nami
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Tonda



Sie verkneifte sich ein grinsen als sie diesen verwunderten Blick sah. So reagierten ja die meisten, die hörten das diese Herde nur aus sterblichen bestand. Sie alle wusste was für Gewalten in diesem Tal herrschten. Doch wollten sie diese einfach besänftigen. Das es zu keinem Krieg kam. Doch wer von ihnen war an diesem Krieg interessiert? Das galt es herauszufinden. Viele von der Herde waren ja schon unterwegs. Amdir war noch beim Rudel, soweit sie es mitbekommen hatte, Ophelia war auf dem Weg zu den Geistern. Die Engel und die Raben waren also als nächstes dran. Wobei sie sich bei diesen beiden Herden keinerlei Sorgen machte, sie war sich sicher das diese beiden Herden genauso wenig an den Krieg interessiert waren wie sie selbst. "Wir wollen diesen verhindern. An einem Krieg sind wir keinerlei interessiert." Mehr wagte sie nicht dazu zu sagen. Schließlich musste sie immer noch darauf achten das nicht zuviel nach außen gelang. Doch sie schlug sich ganz gut wie sie fand. Zumal das für diesen Tonda ja reichen sollte, um sich zu entscheiden ob er nun wirklich hier bleiben wollte oder nicht. Mehr gab es nicht mehr zu sagen wie sie fand. "Haben sie sich denn mittlerweile entschieden ob sie hier bleiben wollen? Wenn ja können sie gerne zu der schwarzen Stute da drüben gehen." Mit ihren Nüstern deutete sie auf Nachtigall und den fremden weißen Hengst. Sie war sich sicher das Tonda sie kurz stören konnte, um in der Herde aufgenommen zu werden. Schließlich musste die Herde ja wachsen, sie brauchten mehrere Mitglieder um ihr Vorhaben gewaltfrei durch zuziehen. Die anderen mussten sehen das sie nicht schwach waren, nur weil sie keine Magie besaßen.


26.01.2015, 15:04
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