»Nathanael
Dieser Charakter wurde eingefroren.


Nami





Der Dunkle merkte, wie er sich mit jedem Augenblick den er seine Antworten überdachte und heraus zögerte, begründete Zweifel an seiner Person hervorrief. Doch auch Nami schien ihre Worte mit Bedacht auszusuchen. Ob sie das jedem Fremden gegenüber tat oder nur ihm, da er sich so übervorsichtig anstellte und dabei seine Deckung gebröckelt war? Doch halt. Übervorsichtig? Paah! Alles konnte man ihm wohl vorwerfen, nur nicht dass er sich besonders übervorsichtig verhielt. Schließlich hatte er schon zugegeben, dass er zu einer Herde gehörte. Dieser verdammte ehrliche Kern! Entweder hatte er es schon versaut oder er musste aufs Ganze gehen. Dennoch hielt ihn irgendetwas davon ab direkt einen all-in hinzulegen.
Ein Zucken glitt ihm über seine Muskeln im Gesicht. Sie hatte ja recht, doch wieder glaubte er eine Lücke gefunden zu haben. »Nun, du solltest es tun, weil ich mich dafür interessiere.«, sprach er mit nachdrücklicher leicht angerauter Stimme. Ein innerliches Aufatmen durchzuckte seinen Körper. Dass sie ihn so anstarrte kümmerte ihn nicht so recht und er starrte unbeeindruckt zurück, als könne ihn demnächst nichts erschüttern. Als Nami noch hinzu setzte, dass die Alacres Pacem reagieren würden, konnte er ein Schnauben nicht unterdrücken. Langsam schüttelte er gesenkt den Kopf, um sein Lächeln zu verbergen. »Natürlich wird sie das. Ich glaube kaum, dass irgendeine Herde die direkte Flucht antreten wird.« Sie machte es ihm wirklich nicht einfach und gleichzeitig amüsierte sie ihn ein wenig, wobei es langsam in Faszination überschwang. Faszination darüber, wie hartnäckig man sein konnte.
Langsam legte sich seine Stirn in Falten. Er könnte vielleicht durch Gewalt an die geforderten Informationen herankommen, doch dadurch war vermutlich keinem so wirklich geholfen. Nathanael würde sich immer vorhalten, einer schutzlosen Lady zu Leibe getreten zu sein. Dieser Gedanke konnte also, so schnell er auch gekommen war, direkt wieder verworfen werden. Das war unmoralisch und undenkbar für ihn. Woher kam also dieser Gedanke?
Ungeduldig pendelte sein Schweif hin und her, während er gelassen sein rechtes Hinterbein entlastete. Ein Widerspruch in sich. Nael hatte Zeit. Er würde versuchen alles was er konnte aus Nami herauszubekommen. Wobei ihm schwante, dass er nicht ohne Gegenleistung davon kam. Doch selbst, wenn sie ihm keine weiteren Informationen preisgab, so würde er Maugrim berichten was er beobachtet hatte und welche Schwierigkeiten es gab, um an Informationen zu gelangen. Noch immer hielt er die sorgfältig gewählten Worte für ein Indiz, womit sich die Alacres Pacem schmückten.
Hm, hatte sie ihn gerade indirekt als dumm und naiv tituliert? Oh, das tat schon ein wenig weh! Doch ohne eine Miene zu verziehen setzte er zu seiner Antwort an: »Wenn man das schon so sieht, wem kann man dann überhaupt trauen? Vielleicht gibt es sogar Verräter in den Reihen deiner Herde, ohne dass ihr es wisst?« Fast schon bittend schaute er sie nun an. »Ich weiß nicht, was meine Herde mit den Informationen anstellen wird. Ich hoffe aber, dass wir nur wissen wollen, ob wir uns auf einen Kampf eurerseits einrichten müssen.«, die Stimme war nun soweit gesenkt, dass ihn kein anderer hören konnte, ehe er fortfuhr, »Zumindest ich möchte es wissen. Und ich glaube beobachtet zu haben, dass hier nicht gerade die größten Kämpfer hausen.«
Wenn es dann doch überraschender Weise so wäre, dass diese Herde doch eine von denen war, die sich dem Kampf offen stellten, so würde er wohl kaum gegen Nami kämpfen können. Einerseits natürlich wegen seiner Ehrenhaftigkeit Stuten gegenüber, die allerdings momentan irgendwo auf der Strecke geblieben schien, aber andererseits auch aus dem Grund, dass er sich doch schon ein Weilchen mit ihr beschäftigt hatte und irgendwie doch eine emotionale Bindung aufgebaut hatte. So sei diese Bindung noch so schwach, aber es war so, als würde man sein Haustier schlachten wollen. Sobald man ihm einen Namen gab wurde es immer schwieriger sie wieder gehen zu lassen.

sry, irgendwie spiel ich ihn grad ein bisschen zu weichgespült, find ich ^^


16.07.2015, 00:01
»Nami
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Nathanael



Egal wie Nami es drehte oder wendete, das Gefühl wurde nicht besser. Immer noch war sie auf der Hut, versuchte keine Informationen, die nicht generell bekannt waren, an den Hengst weiterzugeben. Er selbst schwieg sich darin aus, hatte seine Geheimnisse. Warum also sollte die Schimmelstute die der Alacres Pacem preisgeben, wo er doch selbst nichts zu sagen hatte. Das er nicht von dieser Herde war, war ihr inzwischen klar. Was er hier wollte weniger. Wieso nahm er das Risiko auf sich verletzt zu werden, nur um in ein fremdes Gebiet einzudringen?
Erhoffte er sich so dringend Informationen für seine Herde, dass es dieses Risiko wert war? Wieso kam er dann nicht als Diplomat und schlich sich heimlich ein?
Es ergab alles keinen Sinn, egal wie sehr Nami darüber nachdachte. Immer noch skeptisch war ihr Blick, als er ihr antwortete. Bei seinen Worten musste sie unwillkürlich bewundernd schmunzeln. Leicht neigte sie den Kopf, deutete so eine höfliche Verbeugung an. Durchaus gut argumentiert, Rappe. Dennoch werde ich keine Informationen nennen, die du dir erhofft. Wissen ist Macht. Meist sogar noch mehr als die Kampfeskraft, wenn man sie richtig zu gebrauchen weis. Wieso also sollte ich dir, der du offensichtlich nicht zu uns gehörst, diese Macht in die Hufe legen? Das entbehrte jeglicher Logik, das sollte sogar dir klar sein. Ruhig und fest hatte sie gesprochen, während ihr Blick ebenso unnachgiebig war.
Leicht bewunderte sie seine Hartnäckigkeit und auch die Tatsache, wie er trotz der offensichtlichen Lüge immer noch sicher blieb. Er wich nicht aus, hielt ihr stand. Dennoch zeigte sie ihm nichts davon, blieb weiterhin eisern, um ihr möglichstes zu tun, die Herde zu schützen.
Ein leichtes Lächeln zierte ihre Züge. Du hast Recht. Es wird wohl keine Herde bei den ersten Anzeichen von Gefahren ängstlich fliehen. Sonst würde es sie wohl kaum lange genug geben.
Die widersprüchliche Haltung des Hengstes entging ihr nicht. Doch sie sprach ihn nicht darauf an. Es ging sie nichts an. Vielleicht hatte er einfach gehofft, ein dummes und naives Stütchen zu finden, das er ausquetschen konnte. Und dann traf er auf Nami. Doch solange er keine Anzeichen zeigte sie körperlich anzugreifen oder auf sie los zu gehen, würde sie auch nicht um Hilfe bitten. Das sie ihm alleine standhalten würde, glaubte die ehr zierliche Stute nicht. Aber wozu hatte man im Zweifel eine Herde? Und so dumm, als fremdes Pferd in einem Herdengebiet auf ein Mitglied der ansässigen Herde loszugehen.... nein für so dumm hielt sie ihn gewiss nicht.
Wer weiß das schon. Doch ich verlasse mich da auf die Leittiere, sich um so etwas zu kümmern, denn auch das gehört zu ihren Aufgaben. Sicher ist man wohl nie. Trotzdem muss ich das Unglück nicht provozieren, findest du nicht? Kurz ließ sie ihren Blick schweifen, sah das ehr traurige Bild dessen, was die Herde derzeit darstellte. Viele waren wohl im Tal unterwegs, sodass kaum noch jemand hier war. Sehr schade eigentlich, andererseits die Möglichkeit, auch falsche Informationen weiterzugeben, wenn der Rappe wirklich ihr Feind war.
Ich glaube, das bereits jemand von unserer Herde unterwegs ist, um mit den Herden zu sprechen. Er weiß deutlich mehr zu der genauen Situation und kann darüber sicher deutlich besser Auskunft geben als ich. Sie zuckte nur entschuldigend die Schultern. Selbst wenn sie alles genauer wüsste... sie würde es ihm nicht sagen. Und so sagte sie zumindest die Halbwahrheit und log nicht direkt.
Auch wenn er vielleicht recht hatte, so gab er doch selbst zu, dass er nicht wusste, wie die seine Herde mit den eventuellen Informationen umging.
Erneut zuckte sie die Schultern, ließ seine Annahme mit den fehlenden Kriegern unkommentiert. Größtenteils stimmte es leider, aber das brauchte sie ihm nicht auf die Nüstern binden.


Haustier, ernsthaft???? Ich hasse dich!^^
Ich komm aber auch noch nicht so klar mit ihr


27.08.2015, 18:44
»Nathanael
Dieser Charakter wurde eingefroren.


Nami





Ob er nun wohl langsam aufhören sollte, sie nach Informationen ab zu tasten? Sein Wesen sagte ja, doch der Drang nach Informationen wehrte sich mit Leibeskräften. Er würde sehr gerne mit dieser hübschen Stute kooperieren. Sie auch mit ihm. Zumindest sagte ihm das sein Gefühl. Immerhin hätte sie sich ja schon längst einfach abwenden können. Vielleicht trügte ihn sein Gefühl auch. Vielleicht war es einfach nur ihre gute Erziehung, die sie dazu brachte noch bei ihm zu bleiben und sich dem Gespräch hingebungsvoll zu unterziehen.
Soweit man hier von Hingabe sprechen konnte. Die beiden verhielten sich ja fast schon wie zwei trotzige Kinder, bei denen der eine etwas hatte, was das andere haben wollte. Natürlich warf sich Nathanael jetzt nicht hilflos schreiend, mit allen vier Beinen in der Luft strampelnd vor lauter Verzweiflung auf den Boden. Aber so langsam gingen ihm die Ideen für weitere Vorgehensweisen aus.
Er betrachtete sie. Mit allem was er tat und sagte wurde ihr Blick nur noch skeptischer, so schien ihm. Ihre Skepsis spiegelte sich in ihm und schlug allmählich in Unsicherheit um. Doch dann hatte er sie, so glaubte er zumindest. Als sie ihren Kopf vor ihm kurz senkte, wechselte er wieder in eine sehr stolze Position und während sie sprach hob er nur seine rechte imaginäre Augenbraue. Sie hatte damit, wenn auch unbewusst, seinen Stolz wiederhergestellt. Wie eine Steinmauer stand er da. Imposant, massiv und nur schwer zerbrechlich. Zwei Pferde mit eindringlichem Blick. Keine Freundschaft, keine wirkliche Entspannung. Welch seltsame Situation. Dabei fühlte sich der Rappe nicht einmal unwohl in ihrer Gegenwart.
Dann war es an ihm ein flüchtiges, unsicheres Lächeln zu zeigen. Hatte sie da vielleicht doch etwas verraten?
Erst sagte sie, dass nur Worte genügen würden. Nun war sie der Meinung, dass man reagieren musste. Doch nicht etwa nur eine reaktion durch Worte, oder? Ob die Herde naiv genug zu glauben ist, dass nur Worte den sich zuspitzenden Krieg aufhalten konnte? Er hoffte nicht. Natahanel musste sich selbst eingestehen, dass es keinesfalls eine gute Idee war gegen seinesgleichen zu kämpfen, er hieß den Krieg also definitiv nicht für gut. Eigentlich war kein körperlicher Kampf jemals positiv. Aber wenn dieser Krieg kam, und er war überzeugt, dass er kam, würde er für seine Herde kämpfen. Die Herde, die ihm eine Familie darstellte, würde er vertreten, bis auf den letzten Atemzug. »Also werden die Alacres sich doch körperlich verteidigen? Oder sollten euch die Corvus zu Hilfe eilen?«, fragte er vorsichtig.
Dann seufzte er. Leise, als wäre es von einem entfernten Busch gekommen. »Weißt du, Nami? Ich halte dich für eine sehr intelligente Stute, mit einem unglaublich guten Willen ihre Herde zu beschützen. Aber es wurmt mich, dass ich meinen Auftrag nicht wie gefordert abschließen kann.«, der Hengst schaute verlegen zur Seite, »Ich würde WIRKLICH gerne behaupten, dass wir, die Corvus, die Information nicht zu eurem Nachteil verwenden. Doch ich weiß es nicht. Und falls wir es doch tun, dann werde ich keinen meiner Hufe jemals gegen dich richten. Denn ich glaube, hätten wir uns ein anderes Mal getroffen, unter anderen Umständen, dann könnten wir mindestens gute Bekannte werden, die sich hin und wieder gerne sehen.« Um seine Aussage zu unterstreichen lächelte er sie freundlich an.
Wieder hörte er gut zu,als sie sprach. Er schluckte schwer, ehe er erwiderte: »Natürlich nicht. Provokation war noch nie eine gute Lösung. Insbesondere nicht, wenn der gereizte 'Unglück' heißt. Nun gut, dann bleibt mir wohl nichts, als den Unbekannten eurer Herde aufzutreiben und ihn zu löchern.«
Unsicher drehte er sich zur Seite. Natürlich hatte er ihr Schulterzucken bemerkt. Er schaute noch einmal über den Herdenplatz um festzustellen, dass niemand gekommen oder gegangen war.
Er blickte Nami noch einmal tief in die Augen, lächelte dankbar, nickte und verbeugte sich kurz vor ihr. »Danke trotzdem für das Gespräch. Ich möchte Sie nicht weiter belästigen, Frau Nami. Gehabt Euch wohl.«, schloss er mit sanfter Stimme, wieder ganz der Gentleman, ehe er sich umdrehte und langsam, möglichst unauffällig über den Herdenplatz der Alacres Pacem schlenderte. Er drehte sich nicht noch einmal um, um nach dem rechten zu sehen. Dann verschwand er von der Bildfläche der Herde. Fürs Erste.


25.10.2015, 17:53
»Nami
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Nathanael



Egal wie sehr er es versuchte, sie erlag nun immer mehr der Sicherheit, dass sie nicht mehr lange warten würde. Sie sollte die Kämpfer der Herde holen oder einen der Herdenführer. Sie wusste, dass sie nicht mehr lange bei ihm bleiben würde, zu riskant war es, dass er etwas sah oder erfuhr, dass den AP schaden würde. Etwas das sie nicht zulassen konnte.
Je länger ihre Konversation dauerte, desto skeptischer wurde sie. Zwar konnte sie ihn nicht wirklich hassen, doch sie traute ihm einfach nicht. Egal woher sie dieses Gefühl hatte, sie vertraute darauf.
Der Blick blieb immer auf dem stämmigen Rappen geheftet, gestatteten ihm keine Bewegung ohne ihr Wissen.
Innerlich hoffte sie, dass er gehen würde ohne zu kämpfen, wenn sie ihn versuchte loszuwerden. Doch sicher konnte sie sch nicht sein.
Seine Frage ließ sie irrtiert inne halten. Die Corvus? Warum gerade diese Herde?
Langsam begann sie sich zu fragen, ob er ein Spion war. Immer mehr gelangte sie zu dieser Erkenntnis, war sich dessen im Laufe ihres Gespräches sicher geworden. Nur für welche Herde? Wenn er den GS angehörte hatten die Alacres Pacem nun bald ein großes Problem. Sie würden die friedliche Herde, die sie ihr Zuhause nannte, schnell vernichtet haben.
Die AE? Nun vielleicht. Aber wenn sie genauer darüber nachdachte, wenn er schon explizit nach den Corvus fragte, gehörte er wohl dieser Herde an.
Sie wusste wenig über diese Herde, schon gar nicht über deren Motivation. Doch von diesem Hengst würde sie wohl keine Informationen bekommen, wenn er sie bisher noch nicht erhalten hatte.
Noch ehe sie sich eine geeignete Antwort überlegt hatte, sprach er schon weiter.
Nun, zum ersten Mal seit ihrem Gespräch schien er ehrlich zu sein. Sie bewunderte ihn dafür, auch wenn sie ihn erst wirklich zuende sprechen ließ. Auch wenn es spät kommt, deine Ehrlichkeit ehrt dich. Du hast recht, niemand weiß wie die Herden bei Ausbruch des Krieges reagieren werden. Ich kann dir nicht sagen ob sich die Alacres Pacem an die Corvus Corax wenden werden, denn ich weiß es nicht. Es liegt weder in meiner Entscheidung noch in meinem Wissen, wie die Herde reagieren wird. Ich danke dir für dieses Versprechen, hoffe ich doch, dass es niemals soweit kommen wird. Wir werden alles tun, damit der zerbrechliche Frieden im Tal erhalten bleibt.
Ich denke sogar, das du recht hast. Hätten wir uns zu einer anderen Zeit, zu anderen Bedinungen getroffen, wer weiß was geschehen wäre.

Sie erwiderte die freundliche Geste ebenso, nickte ihm freundlich zu.
Sie senkte höflich ihren Kopf um ihre Zustimmung zu seinem weiteren vorgehen zu geben. Sie würde sich nicht dagegen stellen und hoffte sehr, dass er den Diplomaten finden würde.
Alles gute Nathanael. Ich wünsche Euch und Eurer Herde alles gute.
Stumm blickte sie der sich entfernenden Gestalt des Rappen hinterher. Sie achtete darauf das er verschwand und wirklich ging. Sie wollte nicht Schuld sein, sollten seine Worte eine Lüge gewesen sein und sie unachtsam.
Doch alles beruhigte sich und schließlich war er weg.
Innerlich seufzte sie. Er war doch friedlich gegangen.
Enstpannt begann sie nun zu grasen, warf ein Blick auf ihre Herde und kam wieder zur Ruhe.


26.10.2015, 19:47
»Tazêllayt
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Spieluhr


Losgelassenen Herzens atmete Tazellayt einmal ein, einmal aus, einmal wieder ein und so weiter. Immer tief, immer die Brust schwellend. Er genoss es, das Gefühl: Freiheit. Zuvor hatte er es nicht gekannt, nun aber durchströmte die Freiheit jede einzelne Faser seines Körpers. Sein Leben war nicht mehr fremdbestimmt, jede Entscheidung, die er tat, stand ihm - und nur ihm allein - frei, gefällt zu werden. Es war daher ebenso seine freie Entscheidung gewesen, sich dem Guten dieses Tales anzuschließen: den Alacres Pacem. Seine reine Seele empfahl dem Hengst, der Saphirblau in sich trug, dem Schlachten ein Ende zu setzen; friedliche Mittel nutzend. Es gab genug Pferde und Wölfe, die in diesem Tal für das Gute kämpften - angeblich. Doch die meisten der Tiere verfolgten das Prinzip: Gewalt erzeugt Gegengewalt und mit Feuer kann man Feuer bekämpfen. Verstohlen blickte er um sich, musterte die anderen Mitglieder der Herde. Vernünftige Wesen die wussten, dass Gewalt der Beginn und nicht der Ende allen Übels war.

Während seines Umblicks wurde er eines Wolfes gewahr, weiß und schön wie er selbst. Mit geneigtem Kopf, beobachtete er das fremde Tier einige Zeit. Angestrengt überlegte Tazellayt, ob er diesen Wolf bereits kannte und ob er der Herde angehörte. Doch er kam zu keinem sinnigen Schluss. Die anderen Pferde, Hunde und Wölfe waren ihm wohlbekannt. Nicht aber dieser Vierbeiner und so trottete der Helle, getrieben von dem Wunsch die Herde vor eventuellen Eindringlingen zu schützen, zu der Fähe.

"Entschuldige, ich habe dich hier noch nie gesehen. Bist du Mitglied unserer Gemeinschaft?" Geradeheraus, Umschweife würden ihn nicht weiterbringen. Mit freundlichen, klugen und doch so wachsamen Augen musterte er die Fremde. Von seinem Körper und der ihm eigenen Haltung ging keinerlei Gefahr aus, dennoch war Tazellayt nicht zu unterschätzen. Er war klug, gut ausgebildet und äußerst zäh. Sollte das weiße Mädchen auf dumme Gedanken kommen, würde der sonst sehr friedliebende Hengst nicht zögern, sich mit Leib und Leben gegen sie zu stellen um das Wohl der eigenen Herde zu schützen.


10.11.2015, 17:43
» Chezem
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Übergangspost

Kurz hatte der hübsche Rappe den Überblick verloren. Seine Aufgabe stand fest, doch wie er jene ausführen sollte, war ihm selbst noch nicht ganz bewusst. Momentan schien Niemand seine Hilfe zu benötigen und auch wenn dies im Grunde ein gutes Zeichen war, so fühlte sich der Rappe in gewisser Weise schon wieder nutzlos. Er konnte nur hoffen, dass er der Herde im Endeffekt doch etwas brachte, denn es lohnte sich nicht, sich selbst ein Herdenmitglied der Alacres Pacem zu nennen, wenn man im Grunde nichts zu dem Wohl der Allgemeinschaft beitrug. Mit einem letzten Lächeln, welches er Nachtigall schenkte, nickte er noch einmal, ehe er sich langsam von der Gruppe entfernte. Kurz warf er noch einen Blick zurück auf Tuuli, die Heilerin der Herde. Chezem war sich bewusst, dass sie demnächst ein vertrautes Gespräch führen mussten, in welchem sie sich absprechen würden, aber noch erschien ihm dies als unnötig und nichtig. Sicherlich hatte die Heilerin auch noch andere Dinge zu tun, daher entschied er sich nun erst einmal ein wenig Abstand von all dem zu nehmen.

Mit einem Seufzen stellte sich Chezem also ein wenig abseits hin, drehte den Kopf leicht, um der hübschen Schleiereule in das Gesicht zu sehen. Die großen, treuherzigen Augen blickte ihm wach entgegen und der feingliedrige Schnabel öffnete sich mit einem leisen Klicken, als wollte der stille Weggefährte ihm irgendetwas mitteilen. Der Rappe seufzte nur und senkte seinen Kopf, um in dem Schnee nach Überbleibseln an Nahrung zu suchen. Der Winter hatte gerade erst begonnen, doch die Kälte zerrte bereits an allem was lebte, ließ die Hälfte der Tiere im Tal an Hungersnot leiden. Chezem konnte nur hoffen, dass jeder den er kannte und schätzte die harten Monate gut überstand.
Der kalte Schnee betäubte seine Nüstern, ließ ihn für einen Augenblick weder riechen noch schmecken, doch als er sich wieder aufrichtete, schien die Luft ein neues, fast schon süßliches Aroma zu tragen. Chezem schüttelte den Kopf, wollte sich gerade weiter mit der Nahrungssuche beschäftigen, da ließ das geflügelte Geschöpf auf seinem Rücken erneut einen feinen, spitzen Klang ertönen. Verwirrt und gleichermaßen überrascht, sah er zu der Eule, die angestrengt in das Dickicht zu schauen schien. Der Rappe folgte ihrem Blick, wartete gespannt auf ein Ereignis, welches ihm das Verhalten der Eule erklären würde. Nach einiger Zeit jedoch verlor Chezem das Interesse, senkte erneut den Kopf und ließ die Schleiereule das Blickduell mit dem Nichts fortführen.

Erst nach einiger Zeit, erkannte Chezem, dass die Eule etwas lange vor ihm erkannt hatte. Eine Fremde. Der Rappe hatte sie hier noch nie gesehen, aber angesichts der Tatsache, dass er ein eher neues Mitglied dieser Herde war, war es durchaus möglich, dass es sich bei dieser Stute um ein Herdenmitglied handelte. Die Stute stellte sich als Miyuri vor und wie er geglaubt hatte war sie eine Fremde. Für andere eventuell ein Name wie jeder andere, doch auf Chezem wirkte er fremd und fast schon unangenehm. Fast so, als würde die Zunge die diesen Namen sprach ihn ebenfalls zum ersten Mal kosten, doch Chezem ließ sich nichts anmerken, lächelte nach wie vor der fremden Stute entgegen.

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Tage waren verstrichen, hatten sich zu Monaten aneinander gereiht und schlussendlich war aus ihnen fast ein gesamtes Jahr entstanden. Es erschien Chezem wie eine halbe Ewigkeit, in welcher er sich mit den Mitgliedern der Alacres Pacem vertraut gemacht hatte, nur um letztendlich Tag ein Tag aus den selben Tätigkeiten nachzugehen. Miyuri, die fuchsfarbene Stute, war nach ihrem kurzen Gespräch spurlos verschwunden. Der Rappe hatte versucht ihr die Herde schmackhaft zu machen, zumindest bis der Winter vorbei gezogen war, aber sie hatte sich nicht beirren lassen. irgendetwas an ihrem verklärten Blick hatte Chezem zusätzlich geboten vorsichtig zu sein, wenn nicht sogar misstrauisch. Die Schleiereule, die heute erneut auf ihrem Stammplatz, seinem Rücken, Platz genommen hatte, blickte ihn fast schon anklagend an. Als sei es Chezems Schuld, dass sie sich hier die Beine in den Bauch standen, ohne wirklich voran zu kommen. Der gutherzige Hengst hatte ein Teil dieser Herde sein wollen, doch mittlerweile kam es ihm fast so vor, als würde sie auch gut ohne ihn zurecht kommen. Zwar nahm er eine wichtige Aufgabe ein, aber momentan erschien es ihm doch so, als könne man auch gut auf seine Hilfe verzichten. Mit einem leichten Seufzen setzte er sich in Bewegung, ignorierte den empörten Schrei des geflügelten Tieres auf seinem Rücken. Er hatte sie immerhin nicht gebeten dort Platz zu nehmen. Ein Blick über die Herde genügte bereits, um Chezem zu zeigen, dass alles im Lot war. Mit einem Seufzen schüttelte er nur den Kopf. Er würde für einige Zeit verschwinden, nur für eine Weile. Innerhalb weniger Tage würde er schon wieder zurück sein, aber er selbst brauchte ein wenig Ruhe von dem Trubel um ihn herum und seine Eule hatte schon lange keine anderen Jagdgebiete mehr auskundschaften können. Chezem fand es immer noch belustigend, wie er die weiße Schleiereule mittlerweile "seine" nannte. Sie gehörte Niemandem, hatte einen freien Geist und dennoch war sie mittlerweile ein Teil von ihm geworden. Sie war ein Freund, ein Kamerad, der stetig an seiner Seite blieb und der Rappe würde sie für nichts in der Welt hergeben. Außer sie selbst entschied sich dazu weiterzuziehen, aber wann immer der Hengst versucht hatte sie zu verscheuchen war sie geblieben. Wieso sollte sie sich jetzt also dagegen entscheiden und ihn verlassen? Ein Blick auf Nachtigall genügte, um sich zu vergewissern das die Lage in Ordnung war. Wie sie es geplant hatten, hatten sie sich nicht in den Krieg eingemischt, demnach waren sie auch nicht in Gefahr. Bei den Adoyan Enay hatte sich eine Tragödie abgespielt, doch auch mit dieser hatten sie nichts zu tun und Chezem war sogar ein wenig erleichtert darüber. Zwar war es mehr nach seinem Charakter Anteilnahme zu zeigen, aber jeder musste zugeben, dass es einfacher war die Augen vor dem Unrecht zu verschließen. Es widersprach seiner Natur und irgendwie wollte er dennoch helfen, aber er würde die Herde in welcher er jetzt lebte nicht in Gefahr bringen. Mit einem kurzen Kopfschütteln drehte er sich um und lief in eine andere Richtung, sah wie üblich staunend dabei zu wie sich die Schleiereule mit einem gellenden Schrei in die Lüfte begab, um ihn aus der Höhe zu beobachten. Er würde diesen Ort zwar verlassen, aber er würde wiederkehren und das wussten sie beide.

» Irgendwohin


14.11.2015, 21:30
» Karitsa
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« vom Meer

Ups? {Aida && AP}



Gelassen trotte ich neben Aida über die Ebene. Nach dem Aufstieg ist uns beiden noch nicht nach einem schnelleren Tempo, und schließlich fühlen wir uns beide wohl. Wie könnte man das auch nicht, die beste Freundin neben einem, auf der Suche nach dem, den man vermisst - aber man nicht verzweifelt ist, weil man weiß, dass man es schaffen wird. Und man so angenehme Gesellschaft hat, dass der Weg sich gar nicht wie Weg anfühlt. Mit einem hastigen Blick in Aidas Richtung jedoch nehme ich den plötzlichen Stimmungswechsel zur Kenntnis. Irgendetwas an meiner Aussage muss den Frieden gestört haben, denn auch wenn ich es nicht genau benennen kann, etwas hat sich geändert. Trotzdem halte ich meine Klappe, warte angespannt auf das, was Aida zu sagen hat, während ich gleichzeitig über meine Aussage nachgrübele. Es war ein Kompliment, nicht? Still achte ich nur auf den Weg vor mir, während sie mir leise gesteht, was sie geprägt hat. Erschreckt schaue ich sie von der Seite an. "Das wusste ich nicht. Tut mir leid... Aida... Es tut mir wirklich so leid! Darf... darf ich fragen, was du für Erfahrungen gemacht hast?", frage ich vorsichtig, unsicher, ob ich es darf - und ob sie sich dem, was sie eigentlich hinter sich gelassen hat, auch wirklich stellen will. Dabei klang ihre Kindheit so schön. Genau wie meine. Trotzdem muss ich auflachen. "Nach einem Jahr?", frage ich erstaunt. Aber es passt zu ihr. Aida ist so viel offener, so viel abenteuerlustiger, als ich es bin. Ich wäre vermutlich nie weggegangen, wenn Varg auch geblieben wäre. "Das passt so sehr zu dir", füge ich dann bekräftigend hinzu, um ihr zu sagen, dass es etwas Gutes war.

Ich zwinkere ihr zu, als meine Hufe wieder den Boden berühren. Ach, ich. "Nach dem Vater fragst du?", frage ich, ein dickes Grinsen im Gesicht. "Kann dir nicht viel über ihn sagen, bis auf dass er wunderschön ist, und der beste Vater der Welt", verkünde ich lachend, während ich gleichzeitig fieberhaft versuche, mich an das zu erinnern, was sie vorher sagte. Irgendwie war es untergegangen. Ich will schon nachfragen, da springt es mir wieder zu Kopf. "Meine Kindheit?", frage ich erstaunt. Nicht, weil die Frage nicht auf der Hand lag, sondern weil ich gar nicht recht wusste, was es so zu berichten gäbe. "Sie war auf jeden Fall auch schön. Ich bin wie du nicht hier geboren, aber dann auch wieder gar nicht so fern von hier. Du bist eine Weile unterwegs, aber die Jahreszeiten ändern sich während deiner Reise nicht, weisst du?", erkläre ich, das Bild meiner Geburtsstätte vor Augen. "Wir waren eine ziemlich glückliche Familie. Varg hat mir damals alles gezeigt. Wir haben viel mit einander gespielt, und ich war seine kleine Lieblingsschwester", schmunzle ich, muss zurückdenken an die Art, wie er das immer gesagt hat. "Zugegeben, auch seine einzige Schwester", füge ich lächelnd an, bevor ich fortfahre. "Er hat mir damals das Meer gezeigt, und ich habe es von Anfang an geliebt. Er ist der beste große Bruder, den es gibt!", meine ich, glücklich, und fühle mich, als stände er direkt neben mir. Als ich dorthin blicke, und nur Aida sehe, bin ich für einen kurzen Moment enttäuscht. So schnell ich kann, überspiele ich das - und hoffe, dass Aida es nicht gesehen hat. "Hast du Geschwister?", frage ich sie, bin mit meinen Gedanken jedoch immer noch bei Varg. Ich vermisse ihn. Die Art, wie er mit mir sprach, mich in seine Geheimnisse einweihte. Mir die Sachen zeigte, die "sich für kleine Mädchen nicht gehörten". Verwirrt schüttle ich jedoch die Erinnerungen ab, in denen er mir in die Schulter biss, sein schweres Gewicht auf meinen Schultern. Das merkwürdige Gefühl, dass er mir dabei gab. "Vergiss es, Karitsa!", schelte ich mich selbst in Gedanken. "Das ist der Preis, den du doch wohl zahlen kannst! Varg hat dich behandelt wie einen Bruder, dir alle Freiheiten ermöglicht, wann immer er es konnte. Hengste sind manchmal etwas grob untereinander, und du hast es doch sonst genossen, wenn er dir sagte, mit dir habe er genauso viel Spaß wie mit seinen Freunden!" Ich schlage erneut mit dem Kopf, vertreibe diese Gedanken. Dann schaue ich schuldbewusst zu Aida - wenn sie etwas gesagt hat, habe ich es nicht mitbekommen, ich war viel zu sehr mit mir selbst beschäftigt.

Was mache ich als Nächstes? Ich lache über ihren Kommentar. Es ist etwas gedämpfter als vorher, ich fühle mich immer noch schuldig, weil ich sie so vergessen habe. Trotzdem, wer könnte sich zurückhalten bei ihren Äußerungen? Sie schließt ihre Bemerkung allerdings in dem gleichen ernsten, professionellen Ton, in dem sie begonnen hat, als ich anfing zu kichern. "Hey, dein Job ist es eigentlich, mich aufzubauen und mir zu sagen, wie unwiderstehlich hübsch ich bin!", merke ich lachend an, und versuche, beleidigt zu gucken, doch so wirklich gelingen tut es mir nicht. Die vorgetäuschte Empörung, als sie mir vorschlägt, mich im Schnee zu wälzen, gelingt mir dabei schon viel besser. "Das könnte dir so passen! Wer hat sich eben noch beklagt, dass es so eisekalt sei?", pampe ich sie an, das Glitzern in meinen Augen verrät mich aber vermutlich. Tatsächlich habe ich nicht gemerkt, dass hier Schnee liegt - am Meer tat er das noch nicht. Wahrscheinlich war ich in Gedanken versunken, als wir das Gebiet betreten hatten...

Während ich immer noch überlege, ob es nicht doch eine gute Idee ist, mich in den Schnee zu werfen, kommt Aida auf das nächste Thema zu sprechen. Ich hatte den Kommentar eigentlich nur beiläufig eingestreut, und umso entsetzter reagiere ich, dass sie sich noch an den erinnert. "Hilfe, denkst du wirklich über so etwas nach?!", frage ich sie bestürzt und blicke zu ihr hinüber. "Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, aber ich will es auch gar nicht wissen... geschweige denn... ausprobieren...", meine ich. Aida scheint der Idee gegenüber jedoch weniger abgeneigt zu sein als ich. Wie gesagt, sie ist die Mutigere von uns. Mit einem kurzen Blick rundherum vergewissere ich mich, dass hier in der Nähe keine Klippen sind, von denen sich meine seltsame Freundin stürzen kann. Keine Klippen, stelle ich fest, dafür macht mich etwas anderes stutzig, und ich bleibe stehen. "Aida...?", frage ich, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. "Irgendwie... kommt es nur mir so vor... oder... sind hier auf einmal total viele Pferde?", will ich wissen.

Zugegeben, ein bisschen übertrieben habe ich vielleicht mit meiner Aussage. Es ist nicht so, als sähen wir uns einem Clan von fünfzig Pferden gegenüber. Trotzdem, ich sehe einige Grüppchen, die beieinander stehen, manche auch in Zweiergruppen wie wir, andere, die alleine da stehen, aber doch irgendwie... wirken sie alle zugehörig, als würden sie zusammen gehören. Ich blicke mich um, unsicher, was unser nächster Schritt sein sollte. Vielleicht ist die Ansammlung ja auch nur zufällig. Ansonsten kann ich mir nur vorstellen, dass wir auf heiligem Grund stehen. Oder... ist es möglich, dass wir endlich auf eine der Herden gestoßen sind, von denen ich schon häufiger gehört habe, aber in vier Wintern in diesem Tal seltsamerweise noch nie einer von ihnen begegnet bin? Mein Herz schlägt höher, denn die Chance, dass einer von ihnen Varg gesehen hat, gar weiß, wo er sich aufhält, wird mit jedem weiteren Pferd, das ich zähle, größer.


25.03.2016, 01:07
»Aida
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Karitsa. & AP-Mitglied?



 

Gemütlich liefen wir über die steinerne Fläche. Durch den Aufstieg wurde einem echt warm. Ich merkte wie mein Fell langsam durch den Schweiß feucht wurde. Kälte und Schweiß verbündeten sich zu einer Krankheit, wenn man nicht aufpasst. Doch dies war mir momentan egal. Ich versuchte mit Karitsa Schritt zu halten. Auch wenn ihr Tempo nicht wesentlich schneller war als meines, schien ich doch langsamer zu laufen. Während ich mich auf den Weg konzentrierte, lauschte ich gespannt Karis Worten. “Es muss dir nicht leidtun, ehrlich.“ bestätigte ich ihr und lächelte. “Meine Erfahrungen die ich gemacht habe? Dass ich ziemlich Naiv war, mit einem Jahr von zu Hause weggehen. Denn das Leben alleine in der Wildnis ist doch nicht so leicht und treibt einem auch schnell auf die Weißglut. Dass es die dümmste Idee war in meinem Leben so früh weg zu rennen, sehe ich nun ein. Ich hätte warten müssen, dann würde meine Lebenserfahrung sicher auch anders ausschauen und ich wäre reifer gewesen.“ erklärte ich ihr leise und schämte mich in irgendeiner komischen Art und Weise für mein eigenes Handeln. Ich ließ mir meine Worte noch einmal durch den Kopf gehen. Naja, wirkliche Erfahrungen waren diese nicht, aber dies war mir jetzt eigentlich ziemlich egal. Auf die nächsten Worte Karitsas fiel mir sofort eine Antwort ein und ein leise, kurzes lachen entkam meiner Kehle. So leicht war sie zum Staunen zu bringen? “Jep, war aber ein ziemlich großer Fehler. Die weite Welt ist einfach nicht für eine einjährige Stute geeignet.“ meinte ich daraufhin nur leicht schmunzelnd. Eine kurze Atempause folgte, ehe Karitsa sich wieder zu Worte meldete. “Danke.“ konnte ich auf ihre Aussage nur breit grinsend antworten. Es war schön eine Freundin wie Karitsa an der Seite zu haben.

Ihr zwinkern erwiderte ich mit einem Gegenzwinkern. Als sie über den Vater ihres Kindes berichtete, konnte ich nicht anders als glücklich zu lächeln. Sie hatte so ein Glück, einen so wunderbaren Hengst kennen zu lernen. “Das hört sich alles so wunderschön an.“ schwärmte ich schon fast. Ich hörte ihr gespannt zu. “Deine Kindheit hört sich toll an.“ meinte ich schmunzelnd und sah sie kurz von der Seite an. Jedoch sah ich wieder nach vorne. “Geschwister?“ wiederholte ich das Wort, als ob es ein Fremdwort wäre. Ich betonte jeden Buchstaben genau. “Nein, ich war Einzelkind. Aber ich hätte gerne Geschwister gehabt.“ murmelte ich traurig. “Wie du von deinem Bruder erzählst, müssen Geschwister ja was tolles sein.“ Ich schüttelte mein Haupt. “Nur nicht in Trauer fallen. Deine Kindheit war auch ohne Geschwister schön.“ rief eine Stimme in ihrem Kopf. Ich musste schmunzeln, denn die Stimme hatte eigentlich recht. Selbst ohne Geschwister, konnte man Spaß haben, auch wenn man von den Eltern ein wenig sehr verhätschelt wurde. “Du hast echt ein Glück, einen so wunderbaren Bruder zu haben.“ bestätigte ich erneut meine Worte, auch wenn diese schon etwas länger her waren.

Ich schmunzelte. “Wirklich? Dies hättest du mir davor sagen müssen. Vielleicht hätte es dann anders ausgesehen.“ meinte ich lachend und stupste sie freundlich an. Über ihre nächsten Worte lachte ich. “Keine Ahnung.“ entgegnete ich grinsend und streckte ihr die Zunge raus. Die Sonne kam langsam heraus und ich genoss die warmen Sonnenstrahlen auf meinem kalten Körper. Die wohlige Wärme breitete sich in meinem Körper aus. “Es wird wieder wärmer.“ meinte ich und sah zum Himmel. Doch genau in dem Moment fing es zu Gewittern an. “Das Wetter mag uns nicht.“ meinte ich nun schmunzelnd und sah wieder auf den Weg. “Es wäre sicher Interessant es einmal im Leben auszuprobieren.“ meinte ich daraufhin nur schmunzelnd und sah zu ihr. Ich konzentrierte mich nun wieder halbwegs auf den Weg. Aber halt, woher kommen die ganzen Pferde? Karitsa schien dies auch schon bemerkt zu haben. “Ja. Aber woher kommen die auf einmal?“


16.06.2016, 12:04
»Tazêllayt
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Karitsa & Aida



Der Hengst döste. Dies war wohl die beste und einzig kluge Entscheidung bei dem drückenden Wetter. Die Sonne prallte unnachgiebig zu Boden und Tazellayt war schon glücklich darüber, mit einem weißen und nicht schwarzen oder zumindest dunklen Fellkleid gesegnet zu sein. Der Sommer bedeutete für ihn nicht viel Gutes: die Sonne drückte in unnachgiebiger Hitze auf die Leiber und die Insekten labten sich an seinem Blut. Kratzend und juckend piesackten sie ihn an allen erdenklichen Stelle. Hin und wieder schüttelte er den Kopf, um für nur kurze Momente ein wenig Erleichterung zu verspüren. Doch schon nach kurzer Zeit,  hatte er wieder Augen, Nüstern und Hals voller schwarzer, surrender Punkte. "Verdammt nochmal." schimpfte er leise vor sich hin und begab sich an einen anderen Ort, in der vorsichtigen Hoffnung da möge es besser sein. Bei diesem kleinen, eher unfreiwilligen Rundgang bemerkte er auch die beiden fremden Stuten. 

Der Ausdruck der Stuten wies Verduztheit auf. Hatten sie etwa nicht mit der Anwesenheit der Herde hier an diesem Ort gerechnet? Gefährlich, befand Tazellayt, sahen sie zumindest nicht aus. Er blieb kurz stehen und überlegte - was tun? Dann aber entschied er sich und stapfte gerade wegs auf die beiden zu.  "Kann ich euch helfen? Ihr seht ein wenig... verloren aus?" Er lächelte bei den Worten, doch das konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass ihm Smalltalk nicht ganz leicht fiel. Der helle, wunderschöne Hengst war zwar durchaus freundlich und von grundauf höflich, doch man bezeichnete ihn auch gern als wortkarg. Dennoch prägte ihn vor allem seine Hilfsbereitschaft.  Und die war es auch, die ihn nun zu den beiden geführt hatte. Vielleicht konnte er ihnen ja helfen. Wer wusste schon, wobei?

 



23.06.2016, 19:24
»Ruao
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An sich selbst



Es waren erst wenige Tage vergangen, seit Ruao das Dorf Neumond und somit Oona verlassen hatte. Noch saß der Schmerz tief, war fest verankert mit seinem sonst so starken, unabhängigen Herz. Es war dem Falben nicht leicht gefallen, sie gehen zu lassen - doch er hatte gespürt, dass es tief in ihrem Inneren ihr größter Wunsch war. Die Last, all dem - insbesondere ihm - wieder gerecht zu werden, war zu viel für die Konikstute gewesen. Ruao hatte das eingesehen, hatte versucht, es nachzuempfinden und es zu verstehen. Heute, wo er nun im Herdengebiet der Alacres Pacem verweilte und seine Blicke schweifen ließ, fühlte es sich endlich irgendwie richtig an. Ja, der Norweger hatte das Richtige getan.
Noch fühlte er sich hier nicht heimisch; viel mehr empfand er sich selbst als einen Fremdkörper in dieser Gemeinschaft. Doch Ruao wollte den Alacres Pacem eine faire Chance geben, ihm eine gute, sichere Heimat zu werden. Er wusste, dass sie es verdient hatten. Die Herde war klein und überschaubar; das Interesse an Herdengemeinschaften war im Stillreich nicht sonderlich groß. Manchmal versuchte Ruao zu erörtern, weshalb, doch kam niemals zu einem passenden Entschluss.
Das Herdengebiet wirkte leider ein wenig ausgestorben, sodass der Falbe nicht die Möglichkeit hatte, neue Bekanntschaften innerhalb der Herde zu schließen. Er war regelrecht alleine hier auf dem Herdenplatz und betrachtete die gähnende Leere vor sich. Aber irgendwie war genau das auch gerade das, was er brauchte: Ruhe, Abstand, Zeit für sich. Ruao wusste, dass er nun wirklich nicht mehr ausweichen konnte. Nun war er endgültig gezwungen, sich ein neues Leben aufzubauen. Fernab von all dem, was ihm einst mehr bedeutete, als sein eigenes Leben.



30.09.2016, 11:14
»Karitsa
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"Oh Gott." {Aida && Tazêllayt}


Ich habe Aida einige Zeit einfach nur selbst erzählen lassen, habe ihr nur zugehört; wie sie von diesem anderen Lbeen erzählt, von der Kindheit, Jugend, die ich mir fast gar nicht vorstellen kann. Doch als sie endet, ich einen Blick zu ihr werfe, um zu gucken, ob sie wirklich fertig ist... das ist es, was den Ausschlag gibt. Sie sieht, wenn vielleicht auch nicht überaus glücklich, auf jeden Fall nicht unzufrieden aus. Und das muss doch ein gutes Zeichen sein, oder? "Ich glaube nicht, dass es so eine dumme Idee war. Schau dich an, was du für ein hübsches Ding bist, wie selbstverständlich du dich hier zurechtfindest, ganz ohne Hilfe - glaub nicht, dass es mir in deinem Alter so gegangen ist. Ich bewundere dich immer noch für deinen Mut... wenn er auch vielleicht töricht war", meine ich lächelnd. Es folgt eine Weile, in der wir uns noch weiter austauschen, über das, was war, was sein wird - erst als sie wieder auf Varg zu sprechen kommt, beende ich sanft das Thema. Es verwirrt mich, an ihn zu denken, jetzt, gerade - es verwirrt, über ihn zu sprechen und all diese Erinnerungen zu fühlen, die ich noch nie mit jemandem geteilt habe, die immer unser kleines süßes Geheimnis bleiben werden.

Überhaupt, das Wetter zwingt uns manchmal, ganz eng zusammen zu gehen, um uns zu wärmen, um uns nicht zu verlieren - und dann wieder ist es so warm, als hätte gerade erst der Sommer angefangen. "Mal den Teufel nicht an die Wand", lache ich, als Aida dieses Schauspiel kommentiert. "Oder, vielleicht, doch. Vielleicht will es uns ja auch diesmal das Gegenteil beweisen?"
Und tatsächlich, nach einem kleinen - wenn auch sehr unangenehmen - Schauer zeigt sich die Sonne wieder, gnadenlos. Das nasse, schwere Fell behindert uns nur noch mehr, denn auf einmal ist es auch drückend, die Landschaft wird grüner, sanfter: dafür zeigen sich auch immer mehr Stechviecher, die uns beide belästigen; sich immer nur für kurze Zeit mit einem Schweifschlagen verjagen lassen. Genervt trotten wir nur noch nebeneinander her, ohne besonders viele Worte zu verlieren - dafür ist es mitunter eh zu heiss, neben der sowieso schon gedrückten Laune. Erst als ich verdutzt stehen bleibe, sprechen wir wieder miteinander. Zugegeben, ich bin schon erleichtert, dass sie mich bestätigt: es ist keine Einbildung meinerseits, so unvermittelt, wie die plötzliche Erscheinung auch wirken mag. "Ich habe keine Ahnung, Aida", meine ich todernst, wenn auch mehr verwundert als erschrocken. Ich lasse meinen Blick erneut über die Herde schweifen, auf der Suche nach ihm - und nein, dieses Mal kann ich Varg nicht so einfach aus meinen Gedanken ausschließen. Er ist der Grund, warum ich hier bin, ich will ihn finden, muss es sogar. Ich vermisse meinen großen Bruder, unsere gemeinsamen Abenteuer: alleine ist es einfach nicht das Gleiche. Mein Blick bleibt an einer Gestalt am Rande der Herde hängen - das könnte er sein. Nicht? Viel zu weit weg ist er, viel zu weit weg, um sich sicher zu sein. Angestrengt kneife ich die Augen zusammen, versuche, mit ausgestrecktem Hals ein paar Extrazentimeter zu gewinnen, um vielleicht einen besseren Blick zu erhaschen - aber vergebens.
Ich drehe den Kopf wieder zu Aida, eine schwingende Kopfbewegung - und pralle gegen einen warmen Körper. Überrascht springe ich rückwärts, der Kopf sachte pochend. Überrascht starre ich den weißen Hengst an, der mir jetzt langsam den Kopf zuwendet: oh Gott. Bestimmt gehört er zur Herde; bestimmt ist er wichtig. "Entschuldigt... es... es tut mir... so leid... Oh Gott, ich hoffe, ich habe Euch nicht wehgetan?", frage ich bestürzt, fast schon panisch. Bitte mach, dass ihm nichts passiert ist, schicke ich ein Stoßgebet an meinen Liebsten, die Augen für einen kurzen Moment so fest geschlossen, dass es in den Lidern wehtut - aber dann sollte der Wunsch doch auch in Erfüllung gehen, nicht?


12.10.2016, 17:26
»Ruao
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An alle; und mag wer?



Er hatte sich das alles schon lange angesehen. Vermutlich zu lange. Bereits bei seiner Ankunft bei den Alacres Pacem war die Herdenleitung zerüttelt und unsteht gewesen - schon damals hatte Ruao das skeptisch beäugt, hatte vermutet, was nun zwischenzeitlich ein Fakt war, welchen man nicht leugnen konnte: die Herde stand ohne Leittiere dar, war gänzlich sich selbst überlassen. Vollkommen führerlos. Der Norweger hatte das Chaos kommen sehen, welches sich nun innerhalb der Herde abspielte: Unsicherheit, Nervosität, Angst, Hunger, Neid, Misstrauen. Auch er war gespickt mit allerlei Emotionen, die ihn aufwühlten und kaum noch schlafen ließen. Seine Vorstellungen von einer Herde hatte die Alacrem Pacem noch nie erfüllt; der Zusammenhalt und das Engagement hatten seit seiner Ankunft im Stillreich in seinen Augen gefehlt. Nun aber war diese Gemeinschaft für ihn faktisch keine Herde mehr sondern viel mehr eine sinnlose Ansammlung von Pferden, die nicht wussten, wohin sie sonst gehen sollten und sich hier eigentlich eine harmonische, friedliche Heimat gewünscht hatten. Ruao konnte all das nachempfinden. Er fühlte gleich. Er war ebenfalls in diesen Sumpf geraten und wollte, dass diese Herde zu dem wurde, was sich alle wünschten. Und aus all diesen Gedanken und Gefühlen heraus hatte der Falbe eine Entscheidung getroffen, die nicht nur sein Leben sondern auch die Existenz dieser Herde, den Alacres Pacem, nachhaltig verändern würde: er würde diese Herde anführen. Zumindest vorübergehend und so lange, wie es in seinen Augen wichtig und richtig war.
Und heute sollte der Tag sein, an welchem er die Mitglieder hierüber in Kenntnis setzte. Er wusste nicht, ob er damit auf Anklang oder Verachtung stoßen würde. Er wusste generell nicht, wie die Herde zu ihm stand und was sie in ihm sahen. Doch Ruao war von Beginn an bemüht gewesen, mit allen Mitgliedern ein positive, freundschaftliche Bindung zu pflegen. Er hoffte, dass sie erkennen würden, dass er das Zepter nicht aus Machtgeilheit an sich riss. Dass er das nicht tat, weil er sich stark und wichtig fühlen wollte. Sondern dass er es nur tat, um diese Herde aus diesen dunklen, schattigen Zeiten in die Sonne zu führen. Er tat es aus Liebe zu den Alacres Pacem. Und niemals würde er diesen Posten einfach so beanspruchen. Und er würde ihn wieder abgeben, sofern Nachtigall oder Sandokan heimkehren würden. Doch so, wie es jetzt war, konnte es nicht bleiben. Das wäre ihrer aller Untergang.
Mit seiner typischen, ruhigen Entschlossenheit trat Ruao in die Mitte des Herdengebietes und wieherte laut und kräftig, um die Aufmerksamkeit der anwesenden Herdenmitglieder auf sich zu ziehen. Er war nervös. Doch er war auch bemüht, sich seine Aufregung nicht anmerken zu lassen. Er musste nun Zuversicht und Selbstvertrauen ausstrahlen; er musste die Anderen davon überzeugen, dass er mit guten Absichten das Amt des Leittieres einnehmen wollte, bis die offiziellen Leiter heimkehrten. "Hallo alle zusammen," hallte seine Stimme in seiner gewohnt warmen aber dennoch männlichen Stimmlage über das Herdengebiet. "Wie wir vermutlich alle bereits bemerkt haben, sind Nachtigall und Sandokan seit geraumer Zeit nicht mehr zugegen. Keiner weiß, wo sie sind und wann sie zu uns zurückkehren werden. Die Alacres Pacem ist damit sozusagen führerlos; wir sind uns und unserem Schicksal selbst überlassen. Und das ist kein guter Ausgangspunkt für eine Herde und das ist vermutlich auch nicht der Grund, weswegen jeder Einzelne von uns hergekommen und sich dieser Gemeinschaft angeschlossen hat." Ruao legte eine kurze Pause ein, um seinen Worten noch mehr Nachdruck zu verleihen. Sein Blick strich aufmerksam über das Gebiet, nahm jedes Mitglied kurz in Augenschein, ehe er wieder zur Allgemeinheit sprach.
"Die Zeiten sind unruhig. Angst und Schrecken verbreiten sich im Tal. Und ich bin der Meinung, dass wir wieder ein wenig mehr Struktur benötigen. Einen Leitfaden sozusagen, der uns wieder mehr Rückhalt und Sicherheit bieten kann." Viel Blabla, das ihn nur noch nervöser machte. Der Falbe wusste, dass es unumgänglich war, nun zum Punkt zu kommen. Ruao fürchtete sie Reaktion, hatte Angst vor Ablehnung und Beschimpfungen. Was, wenn sie seinen guten Willen und sein Engagement falsch aufnehmen, fehlinterpretieren würden? Seine Lippen waren nun trocken, seine Kehle fühlte sich staubig an. Sein Puls war hochgeschossen, sein Herz raste wie verrückt. Wenn er sich nun einen Fehltritt erlaubte, dann war es vorbei. Dann würde er gehen müssen. Dann war sein Kapitel hier bei den Alacres Pacem unfreiwillig und vorzeitig beendet. "Und ich habe beschlossen, dass ich für diese Herde nun der Anführer sein will, der ihr aktuell fehlt. Ich möchte Nachtigall und Sandokan in Würde vertreten und diesem Amt so lange gerecht werden, bis sie heimkehren. Und ich hoffe, dass ich damit bei euch auf Zustimmung hoffen kann. Und natürlich auf eure Unterstützung. Denn wir sind eine Herde, ein Team, eine Gemeinschaft. Wir müssen zusammenhalten, denn nur gemeinsam sind wir stark." Jetzt war es raus. Jetzt hatte er tatsächlich verkündet, was ihm vorschwebte und wie er sich seine Zukunft und die der Alacres Pacem vorstellte. Ruao glaubte, vor Aufregung und Nervosität beinahe zu platzen. Gespannt starrte er in die Gesichter der Herdenmitglieder, aktuell unfähig noch etwas weiteres zu sagen oder sich zu bewegen. Nun blieb ihm nur, abzuwarten, wie die Anderen auf seine Entscheidung reagierten. Und auf ihre Reaktionen besaß er keinen Einfluss und musste sich daher allem aussetzen, was nun auf ihn einprasseln würde.



20.11.2016, 16:55
»Nami
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(NP)

Ruao



[& gerne mehr Herdenmitglieder :3 ]



Nami war nach der Begegnung mit der schwarzen Stute, die sie im Moor traf, irgendwann wieder zum Herdenplatz zurückgekehrt um nach zu denken. Oder kurz gesagt; sie kam ihrer Hauptaufgabe des Denkers nach. Aber eigentlich sinnte sie nicht mehr darüber nach, wie man einen Krieg abwiegeln könnte oder wie man einen totalen Frieden herbeirufen könne. Eher wunderte sie sich, wo die Herdenleiter – Sandokan und Nachtigall – abgeblieben waren. Eigentlich wollte sie mit ihnen gemeinsam nachdenken oder zumindest nachdem sie sich selbst dazu Gedanken gemacht hätte diese mit ihnen absprechen können. Aber aus irgendeinem Grund blieben der Leithengst und die Leitstute der Herde fern. War ihnen etwa etwas geschehen? Nicht aus zu malen, was ihnen alles widerfahren konnte! Vielleicht wurden sie gar gekidnappt?  Als sich Nami darüber gewundert hatte, wurde sie von einer weiteren Schimmelstute angesprochen. Seelenspiegel, noch relativ neu hier – oder zumindest war Nami ihr gekonnt aus dem Weg gegangen. Wie auch immer, ein kurzes Kennenlern-Gespräch hatte sich entwickelt und schließlich hatte sie die Gute gefragt, ob sie etwas gesehen, gehört oder sonst wie gemerkt habe. Und tatsächlich. Seelenspiegel hatte Nachtigall gesehen, wohl kurz nachdem Nachtigall vom Herdenplatz entschwunden war – der Zeitpunkt, an dem Nami sie selbst mit eigenen Augen das letzte Mal gesehen hatte. Die schwarze Leitstute sei angeblich im Märchenwald gesichtet worden. Die Frage, wieso sie sich mit der Leitstute nicht unterhalten und sie gefragt hatte, was sie dort tat, lag der Denkerin zwar auf der Zunge. Aber sie sah Seelenspiegel an, dass diese sich zusehends unbehaglicher fühlte. Und wenn man es genau nahm fühlte sich nicht nur Seelenspiegel immer unbehaglicher – und auch nicht nur Nami; alle der anwesenden, so glaubte Nami zu bemerken, wurden immer unruhiger. Aber war das ein Wunder?
Seelenspiegel und sie selbst hatten ihr Gespräch beendet und standen nun schweigend nebeneinander. Dann begann Nami erstmalig seit langem ihren Kopf zu senken und den Boden von längeren Grashalmen zu befreien. Immer wieder erhob sie kauend ihr Haupt, der Blick ging wieder undwieder unruhig umher. Vielleicht kamen sie ja doch wieder? Hoffen durfte man ja noch, wobei sie schon eingestehen musste, dass es nicht sehr wahrscheinlich erschien, dass sie nahc so langer Zeit gerade jetzt wieder kommen würden. Jetzt so plötzlich, als wäre nichts gewesen. Die Schimmelstute seufzte frustriert, runzelte die Stirn und senkte erneut den Kopf um Gras zu rupfen.

Überrascht hob sie ihren Kopf an, ein Grasbüschel klemmte zwischen ihren Lippen und sie schaute sich nach der Stimme um. Das klang doch ganz nach Ruao. Aber wo war er jetzt? Dort wo er eben noch stand war er nicht mehr. Da entdeckte sie ihn er stand nun inmitten der Gruppe und sprach zu ihnen. Interessiert lauschte Nami den Worten des Norwegers, während sie das Gras zwischen ihren Zähnen zermalmte. Ruao fasste kurz zusammen, was sie schon die ganze Zeit über besorgt beobachtet hatte und kauend nickte sie. Als er dann einen nach den anderen mit seinem Blick fixierte schluckte sie eilig den Grasbrei herunter und schaute ihm fest in die Augen. Als sei es ein stummer Austausch, aber vor allem sollte es ein Zeichen sein, dass sie ihm ihr Gehör schenkte, er nicht nur mit sich selbst sprach. Doch der Blick des Hengstes eilte bereits weiter zum nächsten Herdenmitglied und auch Nami schaute herüber und auch, ob nicht doch etwas Unerwartetes eingetroffen war. Aber nein, Sandokan und Nachtigall waren nicht wider erwartend zurückgekehrt.
Und der Norweger sprach schon weiter. Nami konnte nicht anders als zustimmend zu schnauben und leise und im freundlichen Ton vor sich hin zu brubbeln. Denn exakt so war es doch und genau das hatte sie auch bereits gedacht. Die Strukturen mussten neu geordnet werden. Mehr Liquidität und Klarheit musste geschaffen werden. Die Schimmelstute musterte den Hengst, der den anderen Herdenmitgliedern. Ob ihm seine Worte leicht fielen? Oder hatte er Probleme die Worte auszusprechen? Doch dann kam der Hammer. Nami schluckte schwer. Er wollte die beiden also vertreten? Also war es offiziell? Vielleicht wusste er sogar mehr über das Fortbleiben der beiden? In ihrem Kopf ratterten und rasten die Gedanken förmlich. Und dann rastete ihr Standpunkt schließlich ein.
Ihr Körper setzte sich als erster in Bewegung und sie stellte sich nun näher zu Ruao hin. »Große und allem voran sehr wahre Worte… Ich werde dir gerne helfen, Ruao. Und ich bin mehr als bereit meine Aufgabe der Denkerin unter deiner Leitung weiterhin nach zu kommen.«, sagte die weiße Stute in einemgesetzten Ton und lächelte ihn offen an. Endlich hatte sich etwas in der Herde getan, die Bewegungs- und Tatenlosigkeit hatte ein Ende! Doch dann schwand ihr Lächeln einem besorgt, fragendem Blick: »Aber was passiert mit deiner bisherigen Aufgabe? Warst du nicht einer der Wächter? Meinst du wir sollten diesen Posten anderweitig besetzen? Oder möchtest du diesem Amt weiterhin nachkommen?« Nach und nach äußerte sie ihre Fragen, die ihr im Kopf herumgeisterten. Es hatte ihr gefehlt ihre Gedanken und Fragen zu teilen, ihre Fähigkeit schien fast ein wenig eingerostet zu sein und das missfiel ihr, allerdings trug sie ihren Unmut darüber nicht nach außen.
 

 




26.11.2016, 23:12
»Echo
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Ruao & Nami


Echo hatte sich nach einer schmerzlichen Zeit wieder bei den Alacres Pacem niedergelassen, ignorierte die verwirrten Blicke, die auf seinem Haupt lagen. Echo befand sich selten bei seiner eigentlichen Heimat und tatsächlich kannte er hier Niemanden. Abgesehen von Nachtigall. Doch der Schimmel befand sich nun seit einiger Zeit wieder hier, hatte sich von anderen fern gehalten und sich von dem emotionalen Trubel den er durchlebt hatte erholt. Doch egal, wie sehr er auch nach ihr geschaut hatte, er fand die hübsche Rappstute nirgends. Er hatte sich gefragt, wie er ihr von dem Tod Avenirs berichten sollte, aber allem Anschein nach war das gar nicht mehr nötig, denn genauso wie Sandokan, den alle in flüchtigen, oberflächlichen Gesprächen als Leithengst betitelten, war auch Nachtigall verschwunden. Echo hatte kurz überlegt Nachforschungen zu betreiben, aber die Lustlosigkeit und das bedrückende Gefühl, welches ihn seit Avenirs Tod verfolgte, hinderte ihn daran zu handeln. Also bleib er einfach bei der Herde, ignorierte seine Aufgabe, ignorierte sogar sein Element und blieb einfach in den Schatten einiger Bäume, beobachtete das rege Treiben und wartete darauf, das Nachtigall wiederkehrte. Was sie nicht tat. Die Herde begann sich ein wenig zu zerstreuen, neue Mitglieder kamen und gingen, aber Niemand blieb, außer die Alteingesessenen. Und er. Am Liebsten wäre auch er verschwunden, aber ihn hielt hier genauso viel, wie im Rest der Welt, also konnte er auch bleiben. Die Tage verschwammen und irgendwann besaß Echo keinen Sinn mehr für die Zeit. Gestern war genauso, wie vorgestern und Morgen würde genauso wie Heute sein. Nur das dem nicht so war. Echo war in seinem, mittlerweile ständigem, Dämmerzustand, starrte trübsinnig vor sich her und war gerade dabei in Gedanken Blumen zu zählen, als eine laute Stimme ihn zusammenzucken ließ. Mit großen Augen sah er perplex zu der Gestalt, die sich über sie alle zu erheben schien und legte den Kopf schief, als dieser dazu aufrief, ihn zu unterstützen. An sich war an diesem Vorhaben nichts verwerfliches, aber Echo war dennoch zu misstrauisch, um sich sofort an die Seite des Fremden zu stellen. Nachtigall hatte er folgen können, sie hatte er gekannt. Aber ihn? Und all die anderen, die ihm zuzuhören schienen? Sie waren Echo fremd, ihre Gesichter, ihre Stimmen, ihre Wünsche und Träume... Alles war anders und plötzlich fragte sich der Schimmel, wie viel Zeit er eigentlich vergeudet hatte. Wie lange hatte er hier herum gestanden, nichts getan? Er wollte es lieber nicht wissen, denn er konnte sich schon vorstellen, dass ihm die Antwort nicht gefallen würde. 

Dennoch trat der zierliche Schimmel einen Schritt näher an das Geschehen heran. Vielleicht würde ihn das hier ablenken, doch als er zum sprechen ansetzen wollte, schaffte er es nicht auch nur irgendein Wort über die spröden Lippen zu bekommen. Betrübt senkte er den Blick und zuckte nur leicht mit den Ohren, während er Ruao weiter lauschte. Er fühlte sich schwach, unfähig und er konnte sich einfach nicht dazu bringen zu handeln. Er wusste nicht, was mit ihm los war, aber er schien zu schwach um auch nur irgendetwas tun zu können, was er erledigen wollte. Eine ihm nur allzu bekannte Stimme ließ ihn aufschrecken und nach links blicken. Geschockt riss er die Augen auf, als er Nami erkannte. Seine Schwester. Monate hatte er sie nicht gesehen, hatte sich im Geheimen davon gemacht, als sie sich mit... Astaroth? Oder wem auch immer unterhalten hatte. Echo hatte nicht einmal gewusst, dass sie den Alacres Pacem angehörte. Das sie der selben Herde angehörten. Echo wäre am liebsten zurückgeschreckt und davon gelaufen. Schon allein der Gedanke an eine Konfrontation erschien ihm furchtbar und eigentlich wollte er sich gerade über nichts und wieder nichts unterhalten. Im Stillen wusste er, dass das eine furchtbare Einstellung war, aber es schien als sei er in einer dunklen Welt gefangen, die ihn einfach nicht mehr loslassen wollte. Die Alacres Pacem hatten Probleme, und sie mussten darüber reden. Echo hatte sein Element nach wie vor nicht akzeptiert, und Nami wollte darüber reden. Avenir war tot, und er... Er musste mit irgendjemandem darüber reden. Aber er wollte nicht reden. Also sah er einfach fort, ignorierte, dass er gerade seine Schwester erkannt hatte und richtete seinen Blick wieder auf Ruao. In seinem Inneren tobte ein Sturm von Gefühlen, aber er verzog keine Miene, sah nur stumm und kalt geradeaus auf den wohl neuen Herdenleiter. Er nickte ihm nur kurz zu. Das sollte Kommunikation genug sein, zu mehr konnte und wollte der Schimmel sich einfach nicht bringen. 


27.11.2016, 18:27
»Ruao
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Nami, Echo &&&



Es waren quälende Minuten, in denen nichts passierte. Auf dem Herdenplatz war es nun ruhig geworden, gar gespentisch still. Ruao hörte nur noch seinen eigenen Atem, spürte nur noch seinen eigenen Herzschlag und die Aufregung, die durch seinen kleinen, kompakten Körper pulsierte. War es ein Fehler gewesen? Hatte er die Herde mit seinem Entschluss, seinem Vorhaben schlichtweg überrumpelt? Der Norweger glaubte, in viele ratlose, erstaunte Gesichter zu blicken und bisher hatte er in keinem Blick etwas zustimmendes finden können. Was, wenn sie tatsächlich mit Ablehnung reagierten? Was, wenn sie ihn nun verstoßen würden? Ruao tat sich schwer damit, die Hysterie nicht zuzulassen, die sich in ihm anbahnte. Die Panik drohte ihm zu Kopf zu steigen; er bekam Schweißausbrüche und seine Blicke wurden unruhig, regelrecht nervös.
Seine Erlösung war Nami, die helle Vollblüterin und Ruao würde nicht in Worte fassen können, wie dankbar er dafür war! Sie war die Erste, die sich aus ihrer Starre befreite und sich aus der Menge abhob, indem sie auf ihn zukam. Gespannt sah er ihr entgegen; die Freude über ihre Initiative stand dem Falben ins Gesicht geschrieben. Ihre Worte, ihre Zustimmung war wie Balsam für seine Seele und Ruao strahlte sie erleichtert an. Viele schwere Steine fielen ihm von Herzen und man konnte regelrecht sehen, wie seine Muskeln endlich die Anspannung fielen ließen. Ruao war unsagbar dankbar, für ihre Unterstützung. Es tat gut zu wissen, dass man auf andere zählen und sich auf sie verlassen konnte. Dieser Zusammenhalt hatte ihm die letzten Monate wahrlich gefehlt. "Vielen Dank, Nami. Deine Worte - und vor allem deine Unterstützung - bedeuten mir wirklich sehr viel," entgegnete er aufrichtig, seine Augen funkelten sogar gerührt.
Ihre Besorgnis erschütterte ihn und Ruao war beeindruckt, wie haarscharf ihr Verstand arbeitete und wie schnell Nami in der Lage war, Gesagtes zu verarbeiten, zu überdenken und weiter zu formen. Die Schimmelstute war in ihrer Position als Denkerin mehr als perfekt aufgehoben. Der Norweger schenkte ihr ein zuversichtliches Lächeln, erhob sodann seine Stimme: "Ein berechtigter Einwand." Er sog kurz die zunehmend kühlere Winterluft ein. Schon jetzt versuchte Ruao zu planen, wie er seine Herde am besten durch den Winter bringen würde. "Bis auf weiteres werde ich jedoch meiner Aufgabe als Wächter weiterhin so gut wie möglich nebenher nachgehen. Wenn ich irgendwann passenden Ersatz finde, werde ich diese Position aber defintiv neu besetzen." Aber was, wenn sich keine weiteren Pferde der Alacres Pacem anschließen wollten? Es war zu ruhig um die Herde geworden. Es verirrte sich kaum noch wer hierher. "Ich denke, dass man in der heutigen Zeit nicht an Wächtern sparen sollte. Auf der frühzeitigen Erkennung von Gefahren sollte unser Hauptaugenmerk liegen." Ruao nickte entschlossen. Im Kampf waren sie nicht geübt, nicht trainiert und vermutlich auch einfach nicht dafür geschaffen. Umso wichtiger war es, dass sie sich schützten. "Oder wie siehst du das?" erkundigte er sich interessiert bei Nami, gespannt, welche Gedankengänge ihr dazu durch den Kopf gingen. Sie war sehr begabt.

Überrascht fiel sein Blick auf einen ebenfalls schimmelfarbigen Hengst, welcher sich nun ebenso genähert hatte. Doch er sagte im Gegensatz zu Nami nichts. Er stand einfach nur hier, neben ihm und starrte ihn ausdruckslos an. Der Hengst war ihm in den letzten Wochen öfters aufgefallen; er hatte sich stets im Schatten der Bäume aufgehalten und war an Unauffälligkeit vermutlich nicht zu überbieten gewesen. Von ihm hätte Ruao daher am wenigsten erwartet, dass er sich interessieren oder gar nähern würde. Das Nicken des anderen Hengstes war in den Augen des Norwegers alleine aus diesem Grund schon eine große Geste und er nickte dankend zurück. Ruao wertete das als eine stille Zustimmung; diese zwei Pferde - so kitschig es auch sein mochte - beflügelten ihn. Er fühlte sich bestätigt, fühlte sich gebraucht. All diese Gefühle hatte er so schmerzlich vermisst und diesmal würde er nicht mehr zulassen, dass man ihm das nehmen würde. Nie mehr würde er sich etwas wegnehmen lassen.

Dass es sich bei dem Hengst um Echo, Namis Bruder, handelte, wusste Ruao nicht. Dafür kannte er die einzelnen Herdenmitglieder zu wenig. Daher ahnte er nichts von dem Gefühlschaos, welches in Echo tobte. Er kannte nicht einmal seinen Namen. Aber ihm erschien es unpassend, den Anderen ausgerechnet jetzt danach zu fragen. Die Stille jedoch, die ihn gerade wieder einhüllte, war seltsam drückend. Ihm fiel keine Idee ein, wie er diese überbrücken könnte - es waren keine weiteren Herdenmitglieder aus ihrer Schockstarre erwacht; ein Segen, dass Nami und der Hengst sich immerhin regten. Wie blamabel wäre es gewesen, wenn sie ihn alle ignoriert hätten. Wie demütigend. Wie schmerzlich. Abwartend ließ er seinen Blick zurück zu Nami gleiten, abwartend, was sie zu sagen hatte. Ruao baute abermals darauf, dass die Stute ihn erlösen würde.



03.12.2016, 19:13
»Ruao
Dieser Charakter wurde eingefroren.



Nami, Echo &&&



Es waren quälende Minuten, in denen nichts passierte. Auf dem Herdenplatz war es nun ruhig geworden, gar gespentisch still. Ruao hörte nur noch seinen eigenen Atem, spürte nur noch seinen eigenen Herzschlag und die Aufregung, die durch seinen kleinen, kompakten Körper pulsierte. War es ein Fehler gewesen? Hatte er die Herde mit seinem Entschluss, seinem Vorhaben schlichtweg überrumpelt? Der Norweger glaubte, in viele ratlose, erstaunte Gesichter zu blicken und bisher hatte er in keinem Blick etwas zustimmendes finden können. Was, wenn sie tatsächlich mit Ablehnung reagierten? Was, wenn sie ihn nun verstoßen würden? Ruao tat sich schwer damit, die Hysterie nicht zuzulassen, die sich in ihm anbahnte. Die Panik drohte ihm zu Kopf zu steigen; er bekam Schweißausbrüche und seine Blicke wurden unruhig, regelrecht nervös.
Seine Erlösung war Nami, die helle Vollblüterin und Ruao würde nicht in Worte fassen können, wie dankbar er dafür war! Sie war die Erste, die sich aus ihrer Starre befreite und sich aus der Menge abhob, indem sie auf ihn zukam. Gespannt sah er ihr entgegen; die Freude über ihre Initiative stand dem Falben ins Gesicht geschrieben. Ihre Worte, ihre Zustimmung war wie Balsam für seine Seele und Ruao strahlte sie erleichtert an. Viele schwere Steine fielen ihm von Herzen und man konnte regelrecht sehen, wie seine Muskeln endlich die Anspannung fielen ließen. Ruao war unsagbar dankbar, für ihre Unterstützung. Es tat gut zu wissen, dass man auf andere zählen und sich auf sie verlassen konnte. Dieser Zusammenhalt hatte ihm die letzten Monate wahrlich gefehlt. "Vielen Dank, Nami. Deine Worte - und vor allem deine Unterstützung - bedeuten mir wirklich sehr viel," entgegnete er aufrichtig, seine Augen funkelten sogar gerührt.
Ihre Besorgnis erschütterte ihn und Ruao war beeindruckt, wie haarscharf ihr Verstand arbeitete und wie schnell Nami in der Lage war, Gesagtes zu verarbeiten, zu überdenken und weiter zu formen. Die Schimmelstute war in ihrer Position als Denkerin mehr als perfekt aufgehoben. Der Norweger schenkte ihr ein zuversichtliches Lächeln, erhob sodann seine Stimme: "Ein berechtigter Einwand." Er sog kurz die zunehmend kühlere Winterluft ein. Schon jetzt versuchte Ruao zu planen, wie er seine Herde am besten durch den Winter bringen würde. "Bis auf weiteres werde ich jedoch meiner Aufgabe als Wächter weiterhin so gut wie möglich nebenher nachgehen. Wenn ich irgendwann passenden Ersatz finde, werde ich diese Position aber defintiv neu besetzen." Aber was, wenn sich keine weiteren Pferde der Alacres Pacem anschließen wollten? Es war zu ruhig um die Herde geworden. Es verirrte sich kaum noch wer hierher. "Ich denke, dass man in der heutigen Zeit nicht an Wächtern sparen sollte. Auf der frühzeitigen Erkennung von Gefahren sollte unser Hauptaugenmerk liegen." Ruao nickte entschlossen. Im Kampf waren sie nicht geübt, nicht trainiert und vermutlich auch einfach nicht dafür geschaffen. Umso wichtiger war es, dass sie sich schützten. "Oder wie siehst du das?" erkundigte er sich interessiert bei Nami, gespannt, welche Gedankengänge ihr dazu durch den Kopf gingen. Sie war sehr begabt.

Überrascht fiel sein Blick auf einen ebenfalls schimmelfarbigen Hengst, welcher sich nun ebenso genähert hatte. Doch er sagte im Gegensatz zu Nami nichts. Er stand einfach nur hier, neben ihm und starrte ihn ausdruckslos an. Der Hengst war ihm in den letzten Wochen öfters aufgefallen; er hatte sich stets im Schatten der Bäume aufgehalten und war an Unauffälligkeit vermutlich nicht zu überbieten gewesen. Von ihm hätte Ruao daher am wenigsten erwartet, dass er sich interessieren oder gar nähern würde. Das Nicken des anderen Hengstes war in den Augen des Norwegers alleine aus diesem Grund schon eine große Geste und er nickte dankend zurück. Ruao wertete das als eine stille Zustimmung; diese zwei Pferde - so kitschig es auch sein mochte - beflügelten ihn. Er fühlte sich bestätigt, fühlte sich gebraucht. All diese Gefühle hatte er so schmerzlich vermisst und diesmal würde er nicht mehr zulassen, dass man ihm das nehmen würde. Nie mehr würde er sich etwas wegnehmen lassen.

Dass es sich bei dem Hengst um Echo, Namis Bruder, handelte, wusste Ruao nicht. Dafür kannte er die einzelnen Herdenmitglieder zu wenig. Daher ahnte er nichts von dem Gefühlschaos, welches in Echo tobte. Er kannte nicht einmal seinen Namen. Aber ihm erschien es unpassend, den Anderen ausgerechnet jetzt danach zu fragen. Die Stille jedoch, die ihn gerade wieder einhüllte, war seltsam drückend. Ihm fiel keine Idee ein, wie er diese überbrücken könnte - es waren keine weiteren Herdenmitglieder aus ihrer Schockstarre erwacht; ein Segen, dass Nami und der Hengst sich immerhin regten. Wie blamabel wäre es gewesen, wenn sie ihn alle ignoriert hätten. Wie demütigend. Wie schmerzlich. Abwartend ließ er seinen Blick zurück zu Nami gleiten, abwartend, was sie zu sagen hatte. Ruao baute abermals darauf, dass die Stute ihn erlösen würde.




14.01.2017, 11:58
»Nami
Dieser Charakter wurde eingefroren.


Ruao, Echo



Noch während sie sich ihm genähert hatte und die ersten Worte ihren Mund verlassen hatten, bermerkte Nami, wie sich Ruao entspannt hatte. Ihr offenes Lächeln schien dadurch noch lebendiger zu werden, als es ohnehin gewesen war. Und Fragen hetzten ihr durch den Kopf. Wie schwer musste es ihm wohl gefallen sein, diesen Schritt zu wagen? Wie sehr musste er von Zweifeln zerfressen sein? Und die Bedeutung, die Relevanz und Realität, die sich hinter diesen Fragen versteckt hielt, erschloss und bestätigte sich noch als er ihr voller Dankbarkeit antwortete. Es hatte ihn ganz offensichtlich gerührt, dass sie ihn unterstütze und seine ganzheitliche Körpersprache unterstrich die Wahrheit seiner Worte. Seine Dankbarkeit machte die Schimmelstute ein wenig verlegen und sie quittierte diese mit einem koketten Lächeln und einem schüchternen Wimpernschlag. 
Wenn Nami eines behaupten durfte, dann das: Ruao war gut geeignet für diesen Job. Er hört sehr genau zu, antwortete und fragte dann noch einmal nach. Während dieses Prozesses beobachtete die Stute den neuen - wenn auch nur übergangsweise - Leithengst sehr genau. Und seine Art, wie er sprach, wie er die Worte wählte sprachen nur für ihn. Und auch sie lauschte seinen Worten, wägte das Gewicht eben dieser Worte mit ihrem Kopf ab, nickte leicht oder runzelte kurzweilig die Stirn. Dann war es an ihr zu sprechen, doch bevor sie die Stimme erhob atmete auch sie lange durch und betrachtete dann um ihre Gedanken besser zu fokussieren auf den Boden eine knappe Beinlänge vor ihr. Dann richtete sie ihr Haupt wieder auf den Norweger. Entschlossen zur Antwort.  

Doch etwas war anders. Gerade als sie zum sprechen ansetzen wollte fühlte sie sich, als sei sie eben erst richtig angekommen. Ein heimeliges Gefühl umgab sie, dass sie sonst nur überfiel, wenn die anderen Sternzeichen in ihrer Nähe waren. Und noch ehe sie sich zu ihrer Rechten wandte bemerkte sie Ruaos erstaunten Blick und sein kräftiges Nicken. Langsam drehte sie ihren Kopf nach rechts und fühlte sich fast wie vom Donner gepackt und vom Blitz geschüttelt. 
Das konnte doch wohl nicht sein Ernst sein? Da stand er, wahrhaftig! Echo, ihr Bruder! Sie freute sich zunächst ihn zu sehen, aber im nächsten Moment schlug dieses Gefühl um und eben dies spiegelte sich in ihrer Körperhaltung wider. Die Ohren freudig aufgestellt und breit grinsend, dann jedoch ein leeres Gesicht mit traurig zur Seite gekippten Ohren. Es stimmte sie so unsagbar traurig, dass ihre Worte einfach so an ihm abgeprallt zu sein schienen. Dass er hier war bedeutete, dass ihr ganzes Gerede bei ihrer letzten Unterhaltung null und nichtig waren. Doch Hoffnung glimmte noch einmal in ihr auf. Vielleicht, wenn er schon nicht den Rat beherzigt hatte nach Hause zu gehen, vielleicht hatte er seine Bestimmung anerkannt? Neugierig musterte sie ihn. Aber er schien nicht zu glänzen, wie er es tun müsste. Hatte er immer noch nicht erkannt, dass er von seinem Element und der Gemeinschaft der Sterne abhängig war?  Frust baute sich in Nami auf und sie erwog ihn erneut mit Worteskapaden zu überschütten, wie sie es beim letzten Mal getan hatte. Damals, als sie eine eingehende Begegnung mit den anderen Sternzeichen hatte, insbesondere mit Astaroth. 
»Echo«, begrüßte sie ihn leicht nasal und reichlich knapp, nickte ihm verbissen zu. 
Wenn er so nah mit an Ruao treten durfte und dieser ihn nichts fragte, schien Echo wohl zur Herde zu gehören. Und sie hatte ihn die ganze Zeit über nicht bemerkt. 
Dann beschloss sie die Tatsache, dass ihr Bruder - den sie nun wirklich lange Zeit nicht mehr gesehen hatte - neben ihr stand, zu ignorieren. Er wollte ja ganz offensichtlich nicht mit ihr reden, so wie er sie ignorierte. Gabe es dazu noch etwas hinzuzufügen? 
Sie schüttelte unzufrieden den Kopf, blickte zunächst noch recht düster hinüber zu Ruao, besann sich dann jedoch recht bald und erinnerte sich, dass sie eigentlich gerade antworten wollte...

»Nun, an und für sich stimme ich mit dir überein. Allerdings ist bereits diese erste Zeit kritisch. Ich meine... ich möchte dir nichts unterstellen und dir nicht zu nahe treten, aber zwei Aufgaben auf eine Persönlichkeit verteilt... ist das nicht eine zu viel? Kommt da nicht mindestens eine zu kurz?« Ein fast schon entschuldigender Blick legte sich auf ihre Züge und sie blickte wieder zu Boden. War sie damit zu weit gegangen? Anderenfalls besann sie sich. Es war doch schließlich ihre Aufgabe, ihre Gedanken zu teilen und außerdem hatte Ruao sie explizit danach gefragt. Dann räusperte sie sich so leise, dass sie selbst es kaum vernahm und fuhr nach dieser kurzen, reumütigen Pause fort: »Am Besten wäre es natürlich jemanden in Vollzeit ein zu arbeiten. Jedoch bleibt die Frage - nicht nach dem wie oder wo, wobei diese dann auch noch geklärt werden müssten - nein. Es bleibt die Frage, wer dafür geeignet ist.«, ihr Blick wanderte zu ihrem Bruder, während sie immernoch zum Herdenleiter sprach, »Sicherlich gibt es den ein oder anderen, der dafür sehr gut geeignet ist, der jedoch seine Bestimmung dafür noch nicht wahrgenommen oder gar angenommen hat.« Wieder wanderten ihre Augen zurück zum Falben. Eine weitere Idee kam ihr in den Kopf. Und sie seufzte tonlos. »Es gibt sicherlich noch weitere Möglichkeiten. Eine wäre es weitere Herdenmitglieder zur Zweitaufgabe zu bewegen. Das ist sicherlich auch keine dauerhafte Lösung, aber für den Anfang, bis der Posten zureichend abgesichert ist vielleicht ausreichend?!« Nun taten sich eigentlich nur noch mehr Fragen auf. Wen könnte man die Zweitaufgabe übertragen? Wie viele gab es überhaupt, die eventuell noch gar keine Aufgabe in der Herde übernommen hatten? Sollten diesenicht die erste Anlaufstelle für ihr anliegen sein? 

Dann schaute sie aus dem Augenwinkel doch wieder zu ihrem Verwandten hinüber. Seit wann genau war er eigentlich hier? Hatte er eine Aufgabe? Und wenn ja, welche? Was könnte ihr Bruderherz wohl dem Allgemeinwohl beitragen? 


01.02.2017, 19:30
» December
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{Seelenspiegel | Herde}


Unglaublich lange musste December durch das Gebirge gelaufen sein, die Gletscher kamen ihm endlos vor, das harte kalte Eis, welches leicht unter seinen Hufen knirschte, sich jedoch kaum veränderte behielt die Anwesenheit des Hengstes für sich. Lediglich der Hauch einer Spur war zu finden, minimal und nur bei genauem Hinsehen erkennbar. Einsam hatte er diese Landschaft durchschritten, stets verfolgt von den letzten Bildern, die er von seiner Herde hatte. Die verängstigten Herdenmitglieder, der kräftige November, wie er über Herbst thronte und vor allem Winter, seinen Ausbilder und General, das sonst so schneeweiße Fell gezeichnet von roten Blutspuren.
Nach einigen Stunden des Laufens hatte er aufgehört über seine ehemalige Herde nachzudenken, er hatte begonnen die Bilder zu verdrängen. Er begann damit sich einen neuen Plan zurecht zulegen, einen Plan, wie er nur weiter leben wollte. In einer Herde sollte es sein, das stand für ihn fest, und möglichst weit weg von November, er wollte die neue Herde ja nicht in Gefahr bringen. Doch wie genau er dies angehen wollte, das wusste er noch nicht.
So durchquerte er das Gebirge und passierte dabei mehrere Täler. In einem von ihnen, er wusste nicht mehr das wievielte es war, doch er hoffte es waren genug, entschloss er sich zu bleiben.

Er stärkte sich, ruhte sich wenige Tage aus und begann dann mit der Suche nach einer Herde.
Und hier stand er nun, nicht komplett verdeckt, gut sichtbar in einigem Abstand zur Herde. Er wollte sich nicht verstecken, wollte schließlich nicht den Eindruck erwecken, er würde sie ausspionieren. Er wollte sie beobachten, wollte wissen, ob es die richtige Herde für ihn war, zumindest für den Anfang, sollte es nicht funktionieren konnte er ja immer noch wechseln, aber er wollte auch, dass sie ihn nicht als Feind ansahen und ein Freund brauchte sich auch nicht verstecken.
Aufmerksam beobachtete er die Situation in der Herde. Einige Pferde standen um einen Falbhengst herum, December vermutete in ihm den Leithengst, die Gruppe sah nicht ganz danach aus als gäbe es gerade Unterricht, noch weniger aber sah sie danach aus als würden sie auf einen Kampf eingeschworen werden. Andererseits, vielleicht war er ja doch ein Ausbilder und es lief hier einfach etwas anders als da, wo er herkam.
Als sich eine helle Stute zu ihm bewegte, verwarf er den Gedanken allerdings wieder. Sie wirkte nicht als fragte man sie aus, der Reaktion des Hengstes nach zu urteiln stellte eher sie die Fragen.
Zweifel über seine Einschätzung kamen ihm, ob der Falbe wohl etwas falsch gemacht hatte, nein, dann hätte er wohl nicht die anderen auf sich aufmerksam gemacht.
Vielleicht war auch die Situation der Herde selbst nicht sonderlich gut, eine mangelnde Führungsstärke, oder vielleicht eine Rebellion einiger Herdenmitglieder?
Wieder schob sich das Bild von November vor seinen Blick und der Schimmel spielte nervös mit den Ohren. Wenn diese Herde auch solche Probleme hatte, vielleicht sollte er sich eine andere suchen?
December blinzelte einige Male und verdrängte somit die Bilder, nein, es sah nicht nach so etwas aus, hier war niemand triumphierend, eher schienen sie alle miteinander zu diskutieren, manche mehr, manche weniger.
Vielleicht war etwas passiert, ein Unglücksfall, ein Konflikt mit einer anderen Herde, wer wusste das schon.

Er wünschte, er könnte etwas verstehen, von dem, was da unten gesprochen wurde, könnte etwas hören, sich ein besseres Bild von der Lage machen. Aber würde er näher kommen, dann müsste er sich entscheiden, beitreten oder nicht. Ob man ihn beitreten ließ, lag nicht an ihm, aber er musste seine Entscheidung getroffen haben - und das hatte er momentan noch nicht.
Aus diesem Grund wandte er sich leicht ab, nicht komplett, sein Blick verfolgte noch immer das Geschehen, doch hatte er sich leicht weg gedreht und begann damit im Schnee ein wenig nach Gras zu suchen. Noch konnte er nicht handeln, er brauchte noch mehr Informationen.

Was er wohl tun würde, würde man auf ihn zugehen? Auch diese Entscheidung musste getroffen werden, er stand hier gut sichtbar, vermutlich bereits innerhalb des Herdengebiets, es würde wohl nicht allzu lange brauchen bis sich jemand seiner annahm.
Sicher wusste er es nicht, doch würde es wohl auf die Situation ankommen, sich anhand dieser entscheiden, innerhalb von Sekunden würde die Entscheidung zu einem ja oder aber zu einem nein getroffen werden.


Wörter: 783

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23.02.2017, 20:59
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December [anfangs indirekt auch: Ruao]




Als Seelenspiegel dann wieder hier auf dem Herdenplatz war, musste sie sich zunächst Mut zusprechen. Es war manchmal ja schon in ihrer eigenen Familie schwierig ein Gespräch mit den anderen aufzubauen. Sie waren entweder zu beschäftigt oder hielten womöglich – so kam es manchmal jedenfalls bei ihr an – nicht wirklich viel von ihr. War es wirklich eine gute Idee gewesen einer Herde beizutreten, in der sie noch niemanden so recht kannte? Natürlich, man hatte ihr ein paar Namen und ein paar Posten genannt, aber das sagte ja noch nichts darüber aus, ob sie sich mit diesen Persönlichkeiten verstehen würde. Gerne würde sie sich auch noch weiter – oder eher wieder – mit Sandokan unterhalten. Er war ihr gleich recht vertraut erschienen und sie hatte sich in seiner Gegenwart sehr wohl gefühlt. Doch egal wie oft sie ihren Blick über die Herde schweben ließ, Sandokan war wie vom Erdboden verschluckt, ebenso die Leitstute, Nachtigall. Eigentlich dachte Seelenspiegel ja, als sie Nachtigall im Märchenwald aus dem Augenwinkel gesehen hatte, dass diese auch recht bald wieder zurück zu ihrem Herdenplatz kehren würde. Sie hatte es sich so sehr erhofft, auch um ein Gespräch mit der schwarzen Stute zu führen, über Aufgaben zu sprechen und ihre Bedenken zu äußern. Bedenken ob sie hierher gehörte, ob sie sich wohl fühlen würde. Eigentlich war das so aber auch nicht schlecht; so musste sie nicht die Herdenleitung mit ihren Problemen belasten. Und dennoch glaubte sie, dass ihr ein solches Gespräch viele Ängste genommen hätte. Nun blieb nur noch der Zweifel. Warum hatte sie Nachtigall nicht einfach dort vor Ort und Stelle angesprochen?
Nach einiger Zeit fiel ihr eine andere Schimmelstute auf, die besorgt aussah und dennoch kompetent wirkte. Seelenspiegel raffte sich auf und sprach sie an. Nami heißt sie und auch sie weiß nicht, wo die Herdenleiter stecken. Sie fühlte sich wohl in der Gegenwart Namis und ihre anfänglichen Zweifel verflogen Stück für Stück. Zunächst standen sie kurz noch schweigend nebeneinander, dann begann Nami zu grasen und Seelenspiegel ging beflügelt weiter, nach dieser Unterhaltung mit Nami fühlte sie sich sicherer und sprach nun nach und nach einige der anwesenden Tiere an. Niemand wusste etwas. Dann plötzlich änderte sich etwas in der Herde ein Hengst, mit dem sie selbst noch nicht gesprochen hatte, stellte sich in ihre Mitte und begrüßte sie alle. Seine Stimme klang angenehm und er verkündete, dass es so nicht weiterging. Er stellte offen fest, dass die beiden, Nachtigall und Sandokan, tatsächlich verschwunden waren. Erschrocken entfuhr Seelenspiegel ein Zischen. Natürlich war es klar gewesen, wenn niemand wusste wo sie waren, dass sie verschwunden sind. Aber das Ganze noch einmal ausgesprochen zu hören war doch noch einmal etwas anderes.  Und dann erklärte er sich selbst auch noch zum neuen Herdenleiter! Seelenspiegels Stirn kräuselte sich. Wow. Sie war geflasht. Eigentlich klang er doch so nett und so vernünftig, aber das ließ ihn arrogant wirken. Für wen hielt er sich, dass er sich selbst so mir nichts, dir nichts zum Leiter erklärte? Ein innerer Kampf entbrannte in ihr. Was wollte sie eigentlich? War sie neidisch? Aber das führte doch alles zu nichts! Sie schnaubte kopfschüttelnd. Er hatte ja recht und sie seufzte. Richtig begeistert war sie trotzdem noch nicht von seiner Tat. Sie sah, dass Nami auf ihn zuging und sich offen mit ihm unterhielt. Sie wirkte gar froh über diesen Werdegang. Na dann war es vielleicht doch nicht so schlecht und er eventuell nicht ganz so arrogant wie sie vermutet hatte?
Sollte sie heraus posaunen, dass sie selbst Nachtigall das letzte Mal im Märchenwald gesehen hatte? Noch nicht, beschloss sie. Erst einmal wollte sie abwarten, bis Nami und der eher schweigsame Zeitgenosse neben ihr mit dem fertig waren, was sie mit Ruao zu besprechen hatten. 

 

Sie wandte ihren Blick von der seltsamen Situation ab und war wie vom Blitz getroffen. Konnte das sein?
Langsam entfernte sie sich von dem Schauspiel und trat auf den Hengst zu, der etwas abseits stand und die Situation verfolgte. Mit jedem Schritt den sie ihm näher kam schwand ihre Hoffnung. Von Fernem sah es aus, als stünde Sandokan dort. Nun blieb sie stehen, vielleicht noch fünfzehn Schritte von dem Hengst entfernt, der Sandokan ähnlich sah. Verwirrt schüttelte sie ihren Kopf und blinzelte einige Male. Nein, das war nicht Sandokan und mit ihm hatte sie sich auch noch nicht unterhalten. Langsam setzte sie sich dann doch wieder in Bewegung. Er stand zum Gehen gewendet, aber sein Kopf war in Namis Richtung gedreht.
»Hallo«, begrüßte sie den Fremden mit warmer Stimme, ein Hauch von Unsicherheit schwang mit, »Wer bist du denn? Und seit wann bist du hier?«  Ihr Kopf drehte sich von ihm weg und deutete über den Herdenplatz. Sie hatte ihn hier noch nicht gesehen, aber das hatte ja nichts zu bedeuten. Ihr Blick musterte zunächst sein Gesicht und glitt dann neugierig über seinen Körper. Als sie merkte, was sie da ganz unverhohlen tat drehte sie beschämt den Kopf weg und nuschelte schüchtern eine Entschuldigung hervor. Es dauerte einen kurzen Augenblick ehe sich Seelenspiegel traute wieder auf zu schauen. Von etwas weiter unter her schaute sie ob er wohl noch da war, in die Höhe seiner Augen.


Wörter: 990

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10.03.2017, 18:47
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Seelenspiegel


Ruhig hob der Hengst den Kopf, als sich ihm eine Stute näherte. Freundlich blickte er ihr entgegen, wartete ab, wie sie ihn begrüßen würde, ob sie ihn weg schicken würde, oder ob sie sich erst einmal mit ihm unterhalten wollte.

Er unterbrach sie nicht, als sie ihre Fragen stellte, im Gegenteil, er wartete sogar noch kurz, ob noch mehr kommen würde, die Pause ließ er gerade so lange anhalten, dass es nicht merkwürdig erschien, sie aber trotzdem die Gelegenheit hätte weiter zu reden, würde sie noch etwas sagen wollen. Schließlich deutete er zum Gruß ein Kopfnicken und sprach dabei ein freundliches "Hallo" aus.
Ihre Entschuldigung quittierte er lediglich mit einem sanften Lächeln. Es störte ihn nicht im Geringsten, auch er hatte sie genauer betrachtet, während seiner Begrüßung, wenn auch deutlich unauffälliger. Allerdings war die Stute ihm gegenüber auch nicht dazu ausgebildet, zumindest nahm er das an. Sie hatte vermutlich nicht seine Erfahrung, nicht sein Training. Aber er schätzte sie deshalb nicht weniger, jeder hatte seine Stärken und Talente, und auch sie würde ihre haben, er kannte sie lediglich noch nicht. Wie konnte er auch, er wusste nur das, was er bisher gesehen hatte und das war nicht viel.
"Mein Name ist December." Er hatte sich dazu entschlossen, zumindest diesbezüglich bei der Warheit zu bleiben, immerhin wollte er sich eventuell der Herde anschließen, und das auf Dauer.
"Noch nicht allzu lange", so beantwortete er auch ihre zweite Frage. Die weiteren Worte wog er etwas mehr ab, wusste er doch noch nicht, welche Position die Stute einnahm. "Ich komme von weiter weg, ich hoffe es stört nicht zu sehr, dass ich mich eurem Gebiet genähert habe?"
Über seine Herkunft zu reden ging ihm nicht ganz so leicht über die Lippen, auch wenn er es nur anschnitt, nicht weiter darauf einging, warum  er den weiten Weg auf sich genommen hatte. Für einen kurzen Moment fiel es ihm schwer, sich auf seine momentane Rolle zu konzentrieren, nicht zu viel zu sagen und doch nicht zu wenig, eine kurze Pause die sich zwischen die Sätze schob, nichts was jemandem auffallen würde, der nicht selbst in diesem Bereich geschult war und dennoch gefährlich genug.
Er vermutete zwar nicht, dass sie eine derartige Ausbildung hinter sich hatte, aber vielleicht war sie auch eine gute Schauspielerin, vielleicht spielte sie ihm etwas vor, um selbst mehr herauszufinden, man wusste es nie. Der erste Eindruck täuschte so oft, gerade er musste das wissen.

"Wenn ich fragen darf, wie lautet dein Name eigentlich?" Sie kannte seinen Namen, oder zumindest den, den er ihr gab, in diesem Fall tatsächlich die Wahrheit. Aber er hätte auch gerne einen Namen, einen Namen unter dem er sich seine Informationen abspeichern konnte, ob dieser nun stimmte oder nicht.
Sehr gerne übernahm er auch das 'du', welches sie ihm indirekt angeboten hatte, indem sie es einfach verwendet hatte. Es verschaffte immer eine gewisse Vertrautheit, hingegen das 'Sie', es erschuf immer eine gewisse Distanz. Manchmal hatte man sie gerne, aber ohne sie kam man meist leichter an Informationen, oder in seinem Fall jetzt, zu einer Eingliederung in die Herde.

Zumindest dem ersten Eindruck zufolge, dessen war er sich nun sicher, hätte er deutlich mehr Pech mit einem ersten Gespräch haben können.
Er gestand es sich nur ungern ein, aber die Stute weckte eine gewisse Sympathie in ihm. Ihre Art, wie sie ihn ansprach, direkt, neugierig, informell, wie sie ihren Blick von ihm abwandte und sich leise entschuldigte. Es erinnerte ihn an das Gefühl, was er zu Winter, Herbst und der Herde hatte. Eine Schwachstelle, die Schwachstelle seines Lebens. Sie sich zu nutze zu machen, mit ihr zu arbeiten, das funktionierte gut, aber wenn man sich gegen sie stellen musste, das war eine ganz andere Nummer, das erforderte deutlich mehr Disziplin, und es war grausam. Es war auch definitiv nicht der richtige Zeitpunkt für eine solche Schwachstelle. Doch hatte er auch nie gelernt, diese zu verhindern.


Wörter: 734

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12.03.2017, 09:05
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Geschlossen