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Faithless » 01.11.2014, 11:00 » Nebelfelder#1

Englyn


Es war unfassbar, was sie mit ihm trieb. In ihr glomm der Zorn, heißblütig wie das Feuer eines Vulkans. Und er wärmte sich an ihrer Flamme, denn ihm war kalt. Seit Jahrhunderten, Jahrtausenden hatte er nichts anderes empfunden als Kälte und nie hatte er sich nach etwas anderem gesehnt, denn er kannte es nicht. Er hatte die Bitterkeit von Furcht geschmeckt, die Schwärze von Hass, aber nie zuvor hatte er sich an der Glut einer Lebenden wärmen können. Denn mit Wärme war ihm nie jemand begegnet. "Ja, ich wage es zu lachen. Du bist unglaublich, Englyn. Sowas wie dich gibts nich nochmal." Wieder musste er sich das Grinsen aus dem Gesicht zwingen, um sie nicht zu verärgern. Und merkwürdigerweise war es genau das, was er wollte: sie nicht verärgern, ihr keinen Grund geben zu gehen.

Sieh nur wie schwach sie dich macht. Lass das nur deine Soldaten hören, sehen. Schau dich um, die fremden Spione werden Raphael und den Raben Kunde erstatten: Der Geist ist weich geworden.

Er schüttelte wieder den Kopf, diese Stimme - sein Oberstübchen - hatte ihm oft geholfen, doch in seiner Beziehung zu Englyn, ganz gleich welcher Natur diese war und wie flüchtig sie sein mochte, hatte nur er selbst etwas zu suchen. Keine Stimme, die ihr eine Gefahr bedeuten würde. Keine Kraft, die zu zerstörerisch war für eine Stute, die sich nicht fürchtete. "Hab ich mich auch immer gefragt. Mir macht nix Angst. Bin doch eh schon tot. Hab nix zu verliern. Nich viel. Siehst ja, ab und an..." Er schluckte schwer, schob jedoch den Gedanken an Nyu beiseite. "Manchma trifft man jemanden, da bekommt man Angst ihn gehn zu lassen. Weißte wie ich mein? Ist ganz selten, aber kommt vor. Und bei manchen kommts noch seltener vor. Und dann, dann sollte man echt Angst haben. Das übersteht keiner, egal ob Geist, Engel oder du. Also lass lieber wirklich kein in dein Herz." Er zwinkerte ihr zu, aber irgendwie tat es ihm weh. Er wollte, dass sie jemanden in ihr Herz ließ - ihn. Warum? Alle Sinne ins einem Körper schrillten Alarm. Doch er wollte es. Er spürte es. Sein Glück war irgendwie an sie gebunden. Warum? "Bist vergänglich ja, das ist ein Problem. Aber keines, was man nicht lösen könnte. Mädchen ich bin ein Geist, tot. Glaubst doch nich im ernst, dass du vor mir in Sicherheit wärst wennde tot wärst? Ich könnt dich selbst dann wiederfinden. Du bist kein kleiner Teil meines Lebens, irgendwie. Irgendwas haste gemacht, dass es so nich is. Ich sag doch eine Hexe!" Er trat ganz nahe an sie, sodass sein kalter Atem sich mit ihrem warmen verband. Ihre nächsten Worte brachten ihn fast um den Verstand. Ruckartig wandte er sich um die eigene Achse und begann, auf und ab zu gehen. "Verzaubert? Ich dich? Haha. Ha. Hahaha. Du spinnst wohl. Ich kann nich zaubern, ich bin tot. Ich mache Angst, ich töten, ich stoße ab. Aber noch nie hat sich einer freiwillig bei mir aufgehalten, Englyn. Die wollten alle Macht. Ich bin fast so alt wie die Erde selbst, Englyn. Aber noch nie - ich schwörs - is mir warm geworden. Klingt blöd, is aber so. Ich bin aus Eis. Sozusagen. Bin kalt. Ich wusst nich, dass mir warm werden kann. Und jetzt das... Sieh es dir an!" Er wandte sich wieder zu ihr und stolperte auf sie zu, zuerst berührte er sie mit seinen Nüstern - eiskalt. Dann mit seinem Hals - eiskalt. Und dann berührte jener Teil seiner Brust ihren Körper, hinter dem bei Normalsterblichen das Herz schlug. Und es schlug. Und die Stelle, sie war warm. In seiner Fremdheit drohte es Faithless von innen zu verbrennen, es schmerzte. Diese Glut in seinem Körper. Doch er liebte den Schmerz. Liebte DIESEN Schmerz. "Das hat ich noch nie. Entweder bin ich krank, wobei ich das glaube gar nich werden kann, oder du bist schuld." Er seufzte leise und trat zurück, ihr tief in die Augen blickend. Und in seinem Blick, der allein durch die Tatsache dass seine Augen blendend hell waren und bloß zwei schwarze Stecknadelköpfe darin schwebten ohnehin kühl wirkte, lag Wärme.
Faithless » 22.10.2014, 22:24 » Nebelfelder#1

Englyn


Das Herz zerreißen... Tat sie das nicht gerade mit ihm? Sie wollte gehen, die Beine in die Hand nehmen. Faithless selbst hatte ihr dazu geraten, hatte ihr geraten sich von ihm fern zu halten. Doch ein kleiner, unvernünftiger Teil in ihm hatte gefleht, sie werde nicht gehen. Und dieser kleine Teil, der irgendwie zu erstarken drohte, war sein Herz. "Man kann niemandem das Herz zerreißen, der keines besitzt." fauchte er leise, ohne aber die Bewunderung aus seinem Blick wischen zu können. Die Stimmung war innerhalb von Sekunden gekippt, da die Furcht erneut jemanden zu verlieren so kurz nach Nyus Tod ihn erzürnen ließ. Ein zorniger Urgeist war nichts Gemütliches, bei weitem nicht. Doch warum wollte sie gehen? Warum ließ sie ihn allein? Im Stich? Begriff sie denn nicht, dass sie den fürchterlichsten und monströsten Hengst des Tales, ja vielleicht gar der Welt um den Finger gewickelt hatte ? Kapierte sie nicht, dass sie das Herz eines herzlosen Wesens zum Schlagen brachte und dieses Wesen nicht bereit war (und auch gar nicht dazu imstande) einen weiteren Verlust zu verkraften? Und nein, Faithless würde nicht in sich zusammen brechen. Selbst zerbrechen. Er würde in blinder Wut seinem Oberstübchen die Macht übergeben, was Mord und Totschlag zur Folge haben würde. Englyn begriff nicht, dass sie gerade gewaltig in das Machtgefüge des Tales - Engel, Raben und Geister - eingriff, da sie die Wut des Geistes provozierte und somit riskierte, dass dieser seine Wut in Form von Angriffen und Krieg abtragen würde. Aber all das zählte doch jetzt gar nicht. Was zählte war sein Herz. Das leise bummbumm. bummbumm. bummbum.. in der kalt geglaubten Brust. Und dann schlägt dein Herz. Und dann schlägt dein Herz. Und dann schlägt dein Herz eine Melodie....

Ihre Stimme riss ihn aus seinen Gedanken und verblüfft wurde es sofort wärmer, sein Blick dunkler und sein Leuchten erlosch. Stattdessen war sie es nun, die zu leuchten schien. Ihre Augen. So voller hitzigem Zorn und Mut. Sie fauchte ihn an, energisch, selbstbewusst. Gott, dieses Weib hat Schneid! schoss es ihm wieder und wieder durch den Kopf und er konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Hätte er seinen Sohn mit ihr gezeugt wäre er wohl keine solche Enttäuschung geworden! Aber nein, er schob diesen egoistischen Gedanken, der den Gefühlen die er für sie hegte gar nicht würdig war, sofort beiseite und wich sogar einen Schritt zurück. Angst hatte er keine, nicht physisch gesehen. Denn ein einziges Zucken seines Körpers würde ihren Tod zur Folge haben. Blöd nur, dass er das nicht tun würde. Sie war zu wertvoll. Doch als sich Verbitterung und Enttäuschung in ihre Stimme woben, drückte plötzlich etwas. Etwas schweres lag in seiner Brust auf dem pulsierenden Klumpen. Er wusste nicht was es war, was er da spürte. Doch es tat weh. Ihre Enttäuschung tat ihm weh. Wie konnte das sein? "Du bist eine unglaubliche Stute, Englyn. Unglaublich. Ich habe Dinge getan. Ich habe gemordert und gequält. Dinge getan, die du dir gar nicht ausmalen kannst. Und all das ohne Reue. Aber du elendes Weib... was tust du mit mir? Wie machst du das? Was hast du an dir, dass ich jetzt so schwer atmen kann?" Er trat wieder einen Schritt näher und glaubte, von ihrem glühenden Blick verbrannt zu werden. "Ich bin mit Abstand das gefürchtetste Wesen dieser Gegend, ja nicht nur dieser Gegend. Weit mehr als das. Und du.... du zuckst nichma mit der Wimper. Wie, um alles in der Welt, machst du das?!" Seine Stimme klang ehrlich verblüfft und anerkennend, jedoch auch skeptisch. Nach wie vor konnte er nicht glauben, dass sie keine Hexe war. Nie im Leben konnte eine Sterbliche in so kurzer Zeit Gewalt über ihn erlangen. Nie! (Oder doch?!)
Faithless » 21.10.2014, 21:25 » Nebelfelder#1

Englyn


Er musterte sie aus seinen kühlen Fischaugen, nahm ihr warmes, herzliches Lachen wahr und spürte dieses Kribbeln in seinem Brustkorb, der jahrelang als leer und versteinert galt. Sie ist eine Hexe, sie tut dir nicht gut. Sie verzaubert dich auf irgendeine Weise, anders kann es gar nicht sein. Sie lügt. Sie ist keine Sterbliche. Doch Faithless war sich sicher, dass sie das war. Sie war so echt, so lebendig, so warm. Sie war normal. So normal man in diesem Tal nur sein konnte. Und genau das, gepaart mit ihrem Mut, faszinierte ihn so. Und ihre Herzlichkeit bohrte sich schmerzhaft und tief in sein Herz und entlockte diesem zärtliche Gefühle. Nein. Englyn tat ihm ganz und gar nicht gut. Faithless war ein leichenausgrabender, Mord und Totschlag provozierender, die Weltherrschaft an sich reisender Diktator mit einem Hauch von Wahnsinn und vor allem eiskaltem Kalkül. 'Aber wer war ich vorher?' begann er sich zu fragen. Eine Frage, die er so noch nie gestellt hatte. Denn noch nicht immer war er so verdorben, so unrein. Unsterblich, natürlich. Doch die dunkle Seele hatte noch nicht immer Besitz von ihm ergriffen. Zu Beginn seiner Existenz war er wahrscheinlich genau das, wofür man ihn hielt: der weiße Ritter, der die edlen Damen und die mutigen Herren vor seinem Bruder schützte. Nun aber, da er sich seinen Kopf mit dem Oberstübchen teilte... Hin und hergerissen musterte er sie, abwechselnd wurde sein Blick heiß vor Zuneigung, Kalt vor Hass.

"Töricht. Ja. Aber jedes edle Herz ist töricht, Englyn. Vernunft geht selten mit Heldentaten einher, hast du das nicht gewusst?" Er lächelte, es war ernst gemeint auch wenn etwas in seinem Hinterkopf sich dagegen stemmte. "Und natürlich hört es sich unwirklich an. Wir blieben lange im Verborgenen. Sind ja nicht umsonst früher nur Märchen gewesen, hehe. War schon lustig wenn die Kleinen davon erzählten, dass es Geister gäbe. Sie aber nicht dran glauben. Haha. Hätteste sehen müssen, als der Mond auf mich fiel. So schnell is sonst nie jemand gerannt. Aber... aber am Anfang..." Er brach ab. Er durfte nicht zugeben, dass es ihm Leid tat. Dass seine körperliche Wandlung zu Beginn mit seinem reinen Herzen einher ging und er es schmerzlich mit ansah, dass man vor ihm Reisaus nahm. Nein. Zuviel Schwäche durfte er ihr wirklich nicht zeigen. Aber er wollte. Denn er liebte es, wie er in ihrer Gegenwart ein anderer sein konnte. Das frühere Ich. Wie er Nyus Tod verarbeiten konnte, wie er jemanden an seiner Seite wusste. Ihm war bewusst, dass dieser Teil seines Gewissens nicht damit fertig werden würde, wenn er nun allein sein sollte. Der Schmerz. Noch konnte er ihn ertragen, weil diese Stute bittersüßen Balsam darüber streute. "Der Schmerz... er ist selten, Englyn. Bin nich so der Typ, der sich oft ans sterbliche Leben hängt. Nich mehr. Früher war das anders, aber mittlerweile... Gibt nur noch selten jemanden, ders verdient. Was glaubstn wieviele Heuchler jeden Tag um mich rum schwirrn?" Er verdrehte die Augen lächelnd. Heuchler! Pah! Das sind deine Soldaten, du Idiot. Du brauchst sie. Ohne sie bist du ein Nichts! Er schüttelte den Kopf, verdrängte die Stimme die letztlich die Wahrheit sprach. Doch Faith konnte die Stimme nicht lange zurückdrängen. Etwas in ihm blockierte, als sie weitersprach. Es zupfte erst leise an seinem erwachenden Herzen, dann immer rascher. Es begann zu rasen, gerade da es aus dem Winterschlaf erwachte. "Du willst... du meinst... du wirst.. oh." Er blickte zu Boden und konnte seinen vor Furcht, Schmerz und Hass lodernden Blick nur schwer verstecken. Wie konnte sie...? Dieses niedere Wesen...? Aber da sprach sein Oberstübchen aus ihm, oder? So konnte er doch nicht von ihr denken? Aber andererseits konnte sie doch nicht einfach gehen? Das kannte Faithless nicht. Er kannte es nicht, zurück gestoßen zu werden. Das war vollkommen unsinnig. Niemand ließ Faithless stehen. Nein. Auch sie nicht. Er hob den Blick und fixierte sie mit kaltem Blick, seine Stimme war frostig. "Lass dein falsches Lächeln, Englyn." Er spuckte ihren Namen förmlich aus, zerkaute ihn und beherrschte seinen nun zitternden Körper nur mühsam. Erneut wurde ihm klar, dass die größten Kräfte aus Zuneigung erwuchsen - auch die negativen. Als hätte man die Uhr danach stellen können, schob sich eine Wolke vor den Mond und Faithless Gestalt wurde nur noch sanft, jedoch glühend erhellt. In seinem Zorn schimmerte sein Leib bedrohlich, gleisend blau. Die Kälte seines Körpers verstärkte sich, verströmte sich. Die Luft zwischen den beiden Pferden gefror, ihr Atem wurde zu kleinen Wölkchen. Das Gras zu ihren Hufen knickte ein, starb. Zu solchen Kräften war Faithless nur fähig, wenn er sehr intensiv empfand. 'Verdammt, was macht sie mit mir?!' schoss es ihm durch den Kopf.
Faithless » 20.10.2014, 16:38 » Nebelfelder#1

Englyn


Sie musste eine Hexe sein, genau. Anders konnte er sich gar nicht erklären, was sie aus ihm machte. Was sie aus ihm heraus kitzelte. Die wirren Gedanken waren verstummt, die Gefühle umso lauter. Die Sterblichkeit fraß sich plötzlich durch ihn hindurch, in seinen Brustkorb und brachte das Herz zum schlagen.

Und dann schlägt dein Herz.
Und dann schlägt dein Herz.


Verwirrt musterte er das Wesen, das ihm solche unbekannten Gefühle bescherte. Das er nicht kannte, das ihn jedoch faszinierte. Hexe? Nein. Eine Hexe war etwas altes, hässliches. Sie hingegen war schön in ihrer satten, schwarzen Farbe. Wie Samt. Er hätte sie gern berührt, mit seinen Nüstern. Hätte spüren wollen, ob ihr Fell so weich war wie es aussah. Wollte wissen, wie sich seine kalten Glieder an ihrem glutheißen Körper anfühlten. Aber es war nicht nur das Körperliche. Er wollte sie kennen lernen, wissen welcher Geist hinter einer solch starken Persönlichkeit stand. Jedes Wort das sie nun sprach versetzte ihn in Staunen. "Wie kannst du, wenn du sterblich bist wie du ja behauptest zu sein, so mutig und tapfer sein, Englyn? Wie kannst du mit einer solchen Überlegenheit an das Leben herantreten? Du verwunderst mich, Mädchen. Verwunderst mich sehr." Ein anerkennendes Lächeln stahl sich auf seine Züge. "Selbst den Tod scheinst du nicht zu fürchten. Also lass dir gesagt sein, dass es ihn wirklich gibt. Leib- und wahrhaftig. Das weiß ich, weil ich sein Bruder bin. Staunste, mh? Ja, der Tod hat einen Bruder. Früher habense geglaubt, dass der Bruder des Todes das Leben sein müsse. Aber falsch geraten. Mein Bruder ist das Sein und ich das Nichtsein." Er hüstelte leise, hoffte sie nun nicht doch verschreckt zu haben. Aber etwas in ihm glaubte an sie und ihren Mut. Er wusste, so leicht war sie nicht einzuschüchtern.

"Und wie du siehst ist die Zeit tatsächlich was Komisches für. Jemand der theoretisch gar nicht ist, so wie ich, der braucht sich auch um die Zeit keine Gedanken machen. Ich kann nicht sterben. Ich kann bloß vergehen, meine fleischliche Hülle verlieren und somit all meine Macht. Und dann befinde ich mich wieder in einem existenzunähnlichen Zustand. Aber es gibt mich noch und dann muss ich nur wieder erstarken." Er seufzte leise, beklagend. "Aber wie du siehst bin ich nicht herzlos. Ich verliere an die Zeit, gegen die Zeit. Hab Nyu ja gesagt, sie soll da nich hingehen. Hab ihr gesagt ich beschütz sie. Und was ist? Sie ist tot. Hab sie nicht beschützen können. Werd auch dich nicht beschützen können."

Du kannst sie beschützen, mein Lieber. Das weißt du. Du kannst sie zu einer deinesgleichen machen, um sie ewig an deiner Seite zu wissen. Oder du kannst sie von Raphael verwandeln lassen. Es gibt viele Möglichkeiten das Leben dieser Sterblichen in die Unendlichkeit hinaus zu strecken. Fraglich jedoch, warum du das tun solltest. Du kennst sie nicht. Sie bedeutet dir nichts. Sie ist eine unter vielen. Was willst du mit ihr? Leiko hättest du schützen sollen.

"Leiko war ein Biest. Eine falsche Schlange. Nichtsnutzig. Sie hätte das ewige Leben nicht verdient." blaffte sich Faithless selbst an, bedachte Englyn dann mit entschuldigendem Blick. "Ach... Sicherheit. Englyn, ich brauch keine. Nicht wirklich. Kann zwar sterben, also der Körper hier. Aber wie gesagt, dann bin ich bissl im Dämmerzustand und dann komm ich wieder. Das ist zwar doof, langweilig und zuweilen schmerzhaft. Nicht aber das Ende für mich. Was willst du mir also anhaben?" Er lachte leise. "Du hast nur ein Problem, meine Liebe. Ein Teil von mir hasst dich, der andere..." Nein, er liebte sie natürlich nicht. Wie konnte er? Er kannte sie nicht. "Der andere mag dich, bewundert dich. Komisch, mh? Ich finds meist auch merkwürdig." Er mochte es nicht, so zwiegespalten zu sein. Die Kontrolle zu verlieren. Sich selbst zu verlieren. Ja genau, so fühlte es sich jedes Mal an. Er wollte nichts mehr verlieren, weder sich selbst noch ein Wesen, das ihm nahe stand. Aber wie sollte er auch nur einem von beidem entgehen?!
Faithless » 17.10.2014, 14:12 » Nebelfelder#1

Englyn


Ja, er hatte jemanden verloren, der ihm wichtig war. Ein kleines Fellbündel. Einen Welpen. Einen der mutigsten Welpen die er kannte. Dabei fiel ihm auf, dass er sichtlich von mutigen Sterblichen angezogen wurde. Auch Nyu hatte sich ihm trotzig in den Weg gestellt. Eines unterschied die kleine Hündin dennoch von Englyn. Nyu hatte aus Trotz die Furcht hinunter geschluckt und sich ihm in den Weg gestellt. Englyn begegnete ihm mit herzlicher Wärme. Eine solche Wärme, dass sich ein fremdes, wohl aber angenehmes Gefühl in seiner Magengegend ausbreitete. War es etwas das, was ihm all die Jahrhunderte gefehlt hatte? Ein Wesen, das ihm mit Wärme und ohne Furcht begegnete?

In seinen deprimierten Blick mischte sich Bewunderung, als sie so aufgebracht auf seine Worte reagierte. Nein. Sie hatte keine Furcht. Gottverdammt, sie war das mutigste Wesen des Universums. "Nein, ich habe keine Ahnung wer du bist. Aber ich weiß, wer ich bin." Ein kurzes Zögern, sein Oberstübchen versuchte sich einzuschalten. Doch Faithless unterdrückte es, ließ den unsterblichen Teil seinerselbst schreiend und tobend hinter einer gedanklichen Mauer verschwinden. "Kennst du den Tod?" Was für eine dumme Frage, das wusste er. Aber wusste Englyn auch, dass der Tod ein durchaus existentes Wesen war und einen Bruder besaß? Und dass dieser Bruder nun vor ihr höchstpersönlich trauerte und bewunderte, atmete und starb? "Englyn, ich zweifle deine Worte nicht an. Bist die mutigste Stute die mir je begegnet ist. Trotzdem wäre es klüger, wenn du die Beine in die Hand nimmst." Denn er wusste von seinem zwiegespaltenen Ich und konnte nicht genau sagen, wielange sich das blutrünstige Tier in ihm an Ketten legen lassen würde. Und wenn er sich eines nicht würde verzeihen können, dann ihren Tod. Womöglich war er durch die Unachtsamkeit, die zu Nyus Tod geführt hatte, nun desensibilisiert. Doch er wagte nicht, ein weiteres so zauberhaftes Wesen in Gefahr zu bringen. Dies wäre der Punkt gewesen, wo er selbst hätte gehen sollen. Zu ihrem Schutz. Doch er war egoistisch genug, es nicht zu tun. Diese Stute faszinierte ihn und er wollte sie kennen lernen und wissen, woher sie diese Kraft schöpfte.

"Aus Fleisch und Blut. Die Zeit. Mh..." brummelte er leise und ein zwickendes Geräusch kratzte an seinem Herzen. Das war das Üble an den Sterblichen, nämlich gerade das: man verlor sie nach einer Zeit. Deshalb hatte Faithless auch nie versucht, einem von ihnen den Zutritt zu seinem Herzen zu gewähren. Selbst Leiko, die Mutter seines Sohnes, war für ihn bloß Verschleißmaterial gewesen. Sie war tot, oder? "Nein, du brauchst sie nicht zurückgeben. Wahrscheinlich nicht." Denn erneut erhellte der Mond seinen Körper, das daraufhin all seine Konturen verlor und durchschimmernd wurde. "Dennoch ist nicht alles an mir unsterblich, Englyn. Und die Tatsache, dass du das weißt, ist gefährlich für dich. Doch ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um zu verhindern, das ich dir etwas antue." Denn durchaus waren seine Handlungen nicht immer selbstbestimmt, sofern sein Oberstübchen als eigenständig agierende Instanz gesehen werden konnte. "Bitte vergiss das nicht." Er wusste nicht warum, es war ihm dennoch verdammt wichtig das sie das wusste. Dass er, der gerade in diesem Moment handelte, agierte, den Körper beherrschte ihr kein Härchen krümmen würde.

Aber ich werde es tun. Sie weiß zuviel. Sie bringt alles in Gefahr. Sie wird unser Vorhaben scheitern lassen. Sie wird...

"Nichts wird sie. Sie wird leben. Ich lasse es schon oft genug zu, dass du andere Wesen zerstörst. Sie nicht. Und wenn ich dich töten muss, um dich daran zu hindern."

Dann wirst du dich selbst töten.

"Dann ist es eben so."

Entschuldigend blinzelte er zu Englyn, es musste für sie wahnsinnig merkwürdig erscheinen wenn er mit sich selbst sprach. Doch wenn er emotional aufgeregt war, sprach er all das, was er sonst nur mit sich dachte, laut aus.
Faithless » 17.10.2014, 12:13 » Nebelfelder#1

Englyn


Rein theoretisch hatte Faithless' Oberstübchen recht. Englyn war eine Gefahr, jetzt da sie seine eigentlich sehr sterbliche Schwäche kannte. Faithless Hülle war, wie die eines jeden Geistes, sterblich. Jeder Geist besaß eine lebendige und eine tote Seite. Es war bloß eine Frage des Schicksals, welche zur Macht kam. Bei Faithless hielten sich beide Seiten die Waage, er besaß sowohl Herz als auch Verstand. Liebe, als auch Mordlust. Er war das mitunter zwiegespaltenste Wesen dieser Welt, trotz oder womöglich auch gerade weil er kein geschaffener, sondern ein geborener Geist war. Und genau dieses Herz, das er doch besaß, schmolz dahin als Englyn bei ihm stand. Ihm Halt bot.

"Ich... ich kann das nicht immer spüren. Nur wenn mir jemand wichtig ist. murmelte er leise, eine für ihn ganz ungewohnte Art sich mit jemandem zu unterhalten. Ernsthaft, ohne den Wahnsinnigen zu mimen. Er wusste, er gab damit Geheimnisse preis. Aber es erschien ihm, als wäre diese Stute das Risiko wert. Doch was, um alles in der Welt, verleitete ihn zu so einer dümmlichen Annahme? Er kannte sie kaum, dennoch mochte er sie und gab ihr Seiten zu sehen, die er selbst von sich nicht kannte. Weiber sind die wahren Teufel. schoss es ihm durch den Kopf und wäre der Schmerz nicht so überwältigend hätte er gegrinst. Stattdessen zuckten seine Mundwinkel nur ganz leicht, doch der traurige Aussdruck manifestierte sich auf seinem Gesicht. Zum Glück war ihm dies nicht inmitten der Herde geschehen. Er konnte sich nicht leisten, dass seine treuen Untergebenen ihn in einem so schwachen Moment sehen konnten. "Wenn du wüsstest, was ich bin, wärst du schneller am anderen Ende der Welt als du dir vorstellen kannst." Faithless war schließlich nicht nur ein Geist, sondern ein Urgeist. DER Urgeist schlechthin. Er war der Bruder des Todes, eine Instanz die seit Anbeginn der Existenz dieser Welt sein Unwesen trieb. Jahrelang nur im Verborgenen, bloß ein Funken von Lebendigkeit. Doch sein Wesen hatte sich über die Jahrmillionen manifestiert und verdichtet, sodass letztlich ein lebendiges Wesen daraus entstehen konnte. Er war so alt, auch wenn sein fleischliches Leben noch recht jung war.

Die Wärme durchzuckte ihn wie Strom. In diesem Moment, da er ihre Wärme spürte, musste sie die unsagbare Kälte seiner Präsenz spüren. Faithless Körper war eiskalt, eine weitere Besonderheit seiner Art. Neugierig versuchte er in ihren Blicken zu erforschen, wie sie darauf reagierte. Dieses warme, fürsorgliche Glitzern in ihrem Blick war so schön. Noch niemals zuvor hatte ein Wesen ihm solche Gefühle entgegen gebracht. Angst, Furcht, Bewunderung, Treue. Aber Wärme? Fürsorge? Sie war so tapfer. Tapferer, als je ein Pferd oder ein anderweitiges Wesen gewesen war. Und Faithless war unsagbaren Massen an Individuen begegnet. Wer war diese Stute und was machte sie so besonders? "Bist du sterblich?" ...oder bist du ein Engel? platzte es aus ihm heraus, denn angesichts ihres Mutes konnte er es fast nicht glauben.
Faithless » 16.10.2014, 22:02 » Nebelfelder#1

Englyn


Er vernahm ihre Fragen, doch er war nicht imstande sie zu beantworten. Alles in ihm schmerzte, sein Herz - ja, er hatte eines - drohte zu bersten und die innere Stimme lachte ihn schallend, höhnisch aus. Wut stieg in ihm auf, Verzweiflung, Trauer. Gefühle, die er in seinem mehrere Jahrhunderte andauernden Dasein nur selten und nur im Anflug hatte spüren können, müssen. Er selbst wusste, dass er den Tod geliebter Personen spüren konnte. Personen, mit denen er auf die ein oder andere Art tief verbunden war. Doch er hätte nicht geahnt, dass Nyu eine von ihnen war. Dass Nyu ihm so nahe stand, dass eine solche Bindung überhaupt möglich war. Die kleine Hündin. Er hätte sie nicht gehen lassen dürfen, er hätte ihr nachlaufen sollen.

Sie war ein Welpe. Ein kleiner, idiotischer Welpe mit viel Fell und wenig Hirn. Es ist nicht schade um sie. Sei froh, sie war eine Last für unser Vorhaben. Je weniger sterbliche Schwächen du hast, und Liebe gehört zweifelsohne dazu, desto besser.

"Halts Maul, verdammt. Du weißt nicht wovon du redest. Liebe ist keine Schwäche!" brach es mit krächzender Stimme aus ihm heraus. In seiner Aufgewühltheit war es ihm nicht mehr möglich den Dialog mit seinem Inneren stumm zu führen. Es platzte aus ihm heraus, denn er spürte noch immer ihre weichen, kleinen Pfoten auf seinem Rücken und das Kitzeln ihres Felles an seinen Nüstern, als er sie vorsichtig mit den Lippen anhob um ihr das Reiten zu ermöglichen. Sie war nur ein Welpe gewesen. Doch sie war mutig gewesen. Clever. Liebenswert. Und so etwas wie sein Anker in dieser Welt. Nun war sie tot, fort, Leere. Er spürte, wie sich sein Körper spiralförmig in einem Sog verlor, der in die Tiefen dieser emotionalen Welt führte. Doch etwas hielt ihn wach, am Leben - sofern man von einem Leben reden durfte. Da war Wärme, die der eiskalte Leib des Geistes sofort verspürte. Da war eine besorgte Stimme, ganz nahe und sein verklärter Blick wurde allmählich klarer und mit Entsetzen in den Augen sah er Englyn an, die den Absturz des Geistes hautnah miterleben konnte.

Sie ist eine Gefahr. Sie hat deine Schwächen gesehen. Töte sie.

Er schüttelte den Kopf, auf keinen Fall! In diesem Moment der Hilflosigkeit war sie, die Sterbliche die er kaum kannte, sein letzter Halt. Ihre Wärme beruhigte ihn, so wie ihn sterbliche Wärme schon immer beruhigt hatte. "Nyu. Sie ist tot. Ich spüre es. Sie war da. Und jetzt ist sie... ist sie... fort. Ich hätte sie beschützen sollen, stattdessen habe ich es zugelassen das sie geht. Diese verdammten Raben!" Seine Worte waren eher ein Stammeln, jedoch wahrscheinlich das Vernünftigste und Klarste was Faithless je von sich gegeben hatte in all der Zeit.

Wieder schob ein leichter Windstoß die Wolken vom Mond davon, wieder glomm sein Leib. Und doch hoffte er inständig, dass Englyn stehen bleiben würde. Er senkte den Kopf, floh den Mondschein. Auch das eine Premiere. Sonst geizte er mit seinen "Reizen" nicht, wusste sie einzusetzen um sich in Szene zu setzen. Doch in diesem Moment wollte er keine Szene, keine Show. Er wollte Nähe. Trost. Hoffnung.
Faithless » 15.10.2014, 17:17 » Nebelfelder#1

Englyn


Der Fahle betrachtete sie mit unverhohlenem Interesse. Es lag keinerlei romantisches Gefühl darin, noch etwa der Wunsch sich ihres Körpers zu bemächtigen. Sie selbst war es, die ihm gefiel. Sie war direkt und mutig, hatte von ihm zudem noch nie etwas gehört, sodass sie von keinen Vorurteilen geplagt war. Es gab bloß zwei Arten von Pferden, die er bis jetzt getroffen hatte. Jene, die sich ihm anbiederten. Und jene, die vor ihm flohen in blinder Panik. Englyn jedoch, die ihn nicht kannte und um sein Wesen nicht Bescheid wusste, blieb standhaft. War mutig. Glich einer Kämpferin, so trotzig blieb sie trotz der omnipräsenten Macht Faithless'. Natürlich war sie auch intelligent und so entging ihr nicht, dass an Faithless etwas anders war. Dass er selbst nicht von dieser Welt war. Und sie erkannte die Gefahr. Trotzdem nahm sie die Beine nicht in die Hand, sie blieb und fragte. Wieder Mut ihrerseits. Wieder Anerkennung seinerseits.

Sie ist dumm, nicht mutig. Interpretiere nichts in einen Sterblichen hinein, nur weil es dir gerade so bequem ist. Sie ist einfach nur zu idiotisch, um sich in Sicherheit zu bringen. Törichtes Mädchen.

"Das glaube ich nicht, sie ist etwa Besonderes." flüsterte Faithless zurück und besah dabei Englyn, die in deutlicher Abwehrhaltung vor ihm stand. "Zu erklären, wer oder was ich bin ist schwierig. Reden tue ich mit dir. Und zuweilen mit meinem Oberstübchen, wenn's recht ist." Er lächelte charmant und fixierte sie mit seinen leblosen Augen, die nun zu glimmen schienen. Und wieder eroberte das Mondlicht seinen fahlen Körper, der daraufhin einen gespenstischen Schein annahm. Und noch immer stand sie da. Diese mutige, zierliche Schwarze. Beeindruckend. schoss es ihm durch den Kopf. Doch ein schrecklicher Schmerz durchzuckte seinen Leib in diesem Moment, er krümmte sich zusammen. Seine Fellkugel. Sie... sie war tot?!

Ja, sie ist tot.

Geschockt starrte Faithless ins Leere. Durch die Bindung, die er zu ihr unterhielt, konnte er spüren wenn sie starb. Er selbst, Bruder des Todes, war natürlich mit so manchem Gespür geboren. Allerdings musste es sich um eine enorm starke Bindung handeln, damit Faithless die Ebene solchen Wissens erreichte. Wut, Verzweiflung, Trauer - in seinen Augen, seinem Gemüt mischten sich Gefühle, die eigentlich den Sterblichen vorbehalten waren.

Du wirst wie sie. Schwach. Lebendig. Sterblich. Jammerlappen!

"Sie ist tot." flüsterte er, leise. Für sich selbst. Und eine einzelne Träne kroch aus seinen Augenwinkeln. Englyn hatte er beinahe vergessen. Der unsterbliche Geist besaß allzu sterbliche Gefühle, die er so jedoch noch nie vor einem Sterblichen gezeigt hatte. Doch diese Nachricht, dieser Verlust - er traf ihn zu unvermittelt, als das er hätte anders reagieren können.
Faithless » 18.09.2014, 20:42 » Nebelfelder#1

Englyn


Skepsis mischte sich in den Blick der Nachtschwarzen, während er sie amüsiert taxierte. Er war es nicht mehr gewohnt, unerkannt bleiben zu dürfen. Die meisten Pferde des Tales wussten genau, wen sie vor sich hatten. Und so brachten die meisten kaum mehr als ein verängstigtes Heucheln zutage. Diese hier jedoch wagte es in einer für ihn sehr spannenden Form, schnippisch zu reagieren. Man hätte glauben können, Faithless würde auf eine solche Respektlosigkeit mit Gewalt antworten. Für gewöhnlich war diese Option auch gar nicht so abwegig. Doch ihm gefiel es, Paroli geboten zu bekommen. Diese elenden Arschkriecher, die ihm Tag für Tag den Dickdarm hinauf schlängelten, ödeten ihn an und es vergnügte ihn, einmal wieder vpn einem Pferd als Artgenosse wahrgenommen zu werden.

"Bin Faith." murmelte er freundlich, darauf hoffend das sie seinen Namen nicht kannte. Ihn nicht kannte. Noch nicht von ihm gehört hatte oder das verkürzte Faith nicht mit dem Geisteranführer Faithless in Verbindung brachte. "So. Nun rück schon raus mit der Sprache, wie soll ichn dich nennen? Is doch doof, dich Schwarze zu nenn. Dann musst du mich ja Weißer nenn. Immer dieses Schwarz-Weiß-Denken - PAH!" Er kicherte leise vergnügt vor sich hin und genoss, wie der Mond sich seines Körpers bemächtigte und diesen leicht schimmern ließ. Er spürte die Mondstrahlen, wenn sie in seinen Körper eintauchten. Es war stehts wie eine Symbiose, eine Wechselwirkung. Während er die Wirkung des Mondlichtes maximierte, wurde seine Gestalt in ein sanftes Licht getaucht. Natürlich war gerade das ein durchaus schauriger Anblick. Doch er hoffte stets, dass eines Tages auch jemand sehen und erkennen würde, dass ein Geist nicht zwingend grausam sein musste.

Natürlich sind Geister grausam, du Idiot. Nur DU bist zu dumm es zu begreifen. Du verunstaltest unsere gesamte Spezies, unser Sein. Du verunglimpfst das, was uns zu Wesen des Todes macht. Du lässt dich von der dümmlichen Lebhaftigkeit anstecken, infizieren. Du machst dich zum Gespött. Ohne mich wärst du schon längst tot, mögen deine körperlichen Fähigkeiten noch so überragend sein.

"Sei doch still, du hast keine Ahnung." Zischte der Fahle mit verdrehten Augen sich selbst zu. Er hasste es, wenn sein Oberstübchen sich mit seinen aufrührerischen Gedanken zu Wort meldete. Er schüttelte den Kopf, als wolle er das kleine Gedankenmännchen gegen die Wand werfen, es zur Stille bewegen. Doch auf die Schwarze musste es bloß hochgradig verwirrt wirken, was er da trieb.
Faithless » 27.08.2014, 19:32 » Nebelfelder#1

Englyn


Der suchende Ausdruck verschwand, als er ein anderes Pferd oder zumindest Tier wahrnahm. Er blieb abrupt stehen und musterte seine Umgebung eindringlicher, seine Nüstern blähten sich um den Quell des Duftes zu lokalisieren. Ein schwarzer Schemen stach aus dem seichten Nebel hervor, als er sich konzentrierte. Dem Geruch nach eine Stute. Er legte sein charmantestes Lächeln auf die Lippen und trottete dann eher tollpatschig, denn elegant zu ihr hinüber. Doch all das war natürlich nur Täuschung wenn man bedachte, wen genau man vor sich hatte. Ob die Rappene von ihm gehört hatte? Den meisten Pferden des Tales war Faithless durchaus ein Begriff, bloß Neulinge wussten zuweilen nicht, dass ein geisteskranker Geist – welch Wortspiel! – sein Unwesen im Stillreich trieb.

„Schau an, schau an. Wen hamwer denn da?“ Faith grinste frech und stellte sich vor die Schwarze, die Haltung angenommen hatte. Er konnte kaum Angst, noch Unsicherheit sehen. Doch trotzdem spürte er sie. Denn sie wäre eine Närrin, fürchtete sie sich nicht den Geisthaften im Nebel anzutreffen. Bei Tag wirkte das Äußere des Fahlen bereits erschreckend, das milchige Licht des Mondes und der Nebel komplettierten jedoch das geisterhafte Antlitz und verschafften ihm den würdigen Auftritt, den er sich als Geist natürlich wünschte. Seine blauen Augen musterten die Stute durchdringend und er hätte gern gewusst, wie sie in ihrem tiefsten Inneren auf ihn reagierte. Ihn erkannte. Ihn einschätzte. Doch das gehörte leider nicht zu seinen Fähigkeiten. Die Gedanken der anderen waren seit jeher tabu für ihn, er hatte nicht die Macht sich diese anzueignen. Es soll wohl wahrhaft Wesen geben, die dazu in der Lage waren. Faithless war es nicht. Seufzend musste er also abwarten, bis sie ihm von sich aus etwas preis gab. Ob das der Wahrheit entsprach? Er konnte lediglich auf die von ihm seit Ewigkeiten perfektionierte Gabe zurückgreifen, Pferdeverstand anzuwenden. Das jedoch blieb ihm wie jedem anderen Sterblichen übrig.

Du kannst es auch einfach sein lassen und die Stute töten. Sie bringt dir eh nicht viel. Wie er diese kleine, listige Stimme in seinem Kopf hasste, die ihn stets zu Taten drängte die ihm eigentlich missfielen. Nun gut, zugegeben: das Oberstübchen hatte mehr Verstand als er, er jedoch besaß Herz. (Schlug es überhaupt? Niemand zuvor hatte versucht es heraus zu finden!) Zwei Dinge, die stets kollidierten und nicht zuletzt dazu führten, dass Faithless mit sich selbst im ewigen Streit lag. Für den Moment schüttelte er bloß den Kopf, um die nervige Stimme zurück in den Hinterkopf zu verbannen.
Faithless » 24.08.2014, 14:18 » Nebelfelder#1

Englyn


Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, seit dem er zuletzt das Herdengebiet verlassen hatte um einen kleinen Rundgang durch das Stillreich zu unternehmen. Früher, als der Mensch noch lebte, hatte er des öfteren kleine Spaziergänge getätigt. Er hatte den Zweibeiner auf seinem Rücken getragen um nicht etwa den Anschein zu erwecken, etwas anderes zu sein als nur ein ganz normales Pferd mit vier Hufen und einer langen Nase. Der Mensch, eher eine Marionette, hatte als Sprachrohr und Fassade gedient, alle waren darauf herein gefallen. Nun aber lebte Faithless als Pferd unter Pferden in einem von Tieren beherrschten Reich. Zum einen war es so doch reichlich schwieriger für ihn geworden, denn auch Engel und Zauberer hatten sich angesiedelt und konnten fern jeglicher menschlicher Zivilisation ihr Naturell ausleben. Doch es war auch einfacher, denn die Menschen besaßen Waffen von denen Faithless nur träumen konnte. Ihm selbst konnten sie freilich nichts anhaben, doch seine treuen Gefährten starben durch die kleinen Eisenkugeln, die mittels menschlicher Magie - der Technik - rasend schnell abgeschossen und in die Leiber der Tiere gepresst wurden.

Das Nebelfeld schien ihm gerade recht, um einen entspannten Spaziergang zu unternehmen. Der Nebel hüllte den Geist in einen sanften Schleier. Bei klarer Nacht war er stets schnell auszumachen, denn sein Leib leuchtete leise im sanften milchigen Licht. Im Nebel aber wurde jenes Fluoreszieren unsichtbar. Er ging in der Masse der wabernden Wogen unter, was ihm nicht schlecht gefiel. Er wusste, dass hier draußen noch andere waren. Wenn auch wenige. Doch er kümmerte sich nicht darum. Wenn ihm eines dieser Wesen über den Weg stolperte, so entschied es sich ob er nach Gesellschaft dürstete oder nicht. Denn Faithless war durchaus ein Pferd, das sich nach Gesellschaft sehnte und nicht nur die Dunkelheit im Herzen trug. Sein Geist war zwiegespalten und dementsprechend war es stets eine situative Entscheidung des Schicksals, welchem Teil seines Inneren man begegnete und wer gerade die Oberhand behielt. Im Moment, das durfte zur Gnade aller sein, war der Sanfte und durchaus sterbliche Teil seiner Seele an der Oberfläche, während die Dunkelheit tief in ihm schlummerte und nur ab und an einige Einwürfe in den Raum schoss. Sein Inneres mochte es nicht, dass Faithless fühlte und empfand wie andere Pferde. Der Fahle selbst konnte nicht erahnen, warum sein Oberstübchen sich so dagegen sträubte. Jenes jedoch, im logischen Denken weitaus fähiger, wusste, dass Liebe die größte Waffe werden konnte und sich durchaus auch gegen einen selbst richtete.

Seine Hufe trugen ihn ohne Widerhall über die Felder, während seine Nase nach oben gereckt wie ein Hund schnüffelte. Ob er Nyu finden würde, sein kleines Fellknäuel? Oder gar jemand ganz neuen kennen lernen würde? Ob er von Einsamkeit geplagt werden würde oder ob er Gesellschaft fand? Faithless mochte Macht über vieles haben, nicht aber über das Schicksal.
Faithless » 04.08.2014, 20:12 » Herdenplatz GS #1

Salazar


Es wäre falsch von einer offenen Feindschaft zu sprechen und dennoch war sich Faithless nicht sicher, wie er dem Magier gegenüber treten sollte. Dass dieser sich nämlich um freundschaftlich.diplomatische Beziehungen zwischen den Herde bemühte glaubte der Fahle kaum. Aber darum sollte es ihm nun auch nicht gehen, denn was interessierte ihn das schon? Er würde dem Weißen mit Sicherheit kein Vertrauen schenken und was dieser mit den anderen Herden zu schaffen hatte war Faithless egal. Denn der Geist wusste um die Mächte die im Stillreich herrschten und auch wenn Salazar mitnichten ein mächtiger Zauberer war, so war er gegen die anderen ein kleines flackerndes Licht, das auszupusten nur ein paar leichte Atemzüge brauchte. Darüber durfte sich der Fremde keinen Illusionen hingeben, denn in diesem Tal herrschten die übelsten Kreaturen der anderen Welt. "Ich bitte dich, is wohl kaum in deinem Sinn einen auf Best Friends mit allen zu machen. Ich gloob dir das nich, mein Freund. Und da kannste rumlabern wie du willst." Ein Freund falscher Tatsachen oder ein Freund des Verschweigens war Faith noch nie gewesen, er nahm schließlich kein Blatt vor den Mund. Warum auch? Es gab zwar Methoden ihn von dieser Welt zu tilgen. Zumindest zeitweise. Doch man konnte ihn nicht einfach töten, ganz gleich welcher Magie man fähig war.
Faithless » 31.07.2014, 15:58 » Herdenplatz GS #1

Salazar


Immer noch misstrauisch begutachtete Faithless den Grauen. Was er war, stellte sich jedoch schon bald heraus: ein Magier. Ein Zauberer. Doch was suchte dieser Zauberer, der zumal den Corvus Corax angehört, in Kriegszeiten bei einer befeindeten und zusätzlich so einer gefährlichen Herde wie den Gaistjan Skairae? "Bist aber mutig, Vochel , dass de hier auftauchst. Was willste denn von mir, wenn de zu den Corvus Corax gehörst?" Er trat nun noch einen Schritt näher, sodass Salazar wohl seine kühle Daseinsform spüren konnte. Es war tatsächlich eine furchterregende Gestalt, denn Faithless gesamter Körper war so kühl wie der einer Leichte. Unangenehm kühl. Fast schon so kalt, dass man sich daran hätte verletzen können. Doch selten berührte jemand den Geist, zuletzt hatte das Nyu getan. Die kleine, kuschlige Nyu. Wo die Hündin sich wohl mittlerweile befand? Bei den Corvus Corax? Angesichts des kauzigen Magiers hatte Faith nur umso größere Bedenken, dass es der kleinen Fähe gut gehen würde dort, wo sie sich nun befand. Wenn sie denn überhaupt den Weg lebendig dorthin gefunden hatte. Selbst daran hegte Faith seine berechtigten Zweifel, denn nichts in diesem Tal war überhaupt ungefährlich. Es wuselte nur so von magischen und halblebendigen Wesen, die einem kleinen Wollknäuel wie Nyu sofort den Garaus machen würde. Ihr einziger Vorteil war es wohl, dass sie so klein und somit unscheinbar war. Womöglich rettete ihr das ja den kuschligen Pelz.
Faithless » 29.07.2014, 15:02 » Herdenplatz GS #1

Salazar ( Nazarach)


Gedankenverloren musterte der Geist die zu ihm Gekommenen. Helle, bläuliche Augen von einem milchigen Film überzogen, darin huschten kleine schwarze Pupillen aufgeregt zwischen den Anwesenden hin und her. Da der Engel verstummt war, bezog sich Faithless' Aufmerksamkeit auf den Grauen, der das Wort ergriff. "Ich bin Faithless, weißte aber sicher schon." geckerte der Fahle und folgte dann Salazars Blick, um den besagten Wolf zu sehen. Murthag, mein Freund. Faith lächelte, als er den schneeweißen Rüden erkannte. Doch er wandte sich wieder dem Gräulichen zu, denn von diesem ging eine Macht und Spannung aus, die Faith so noch nicht kannte. Argwöhnisch zog er die Stirn kraus, sodass tiefe Furchen in sein Fell gezeichnet wurden. "Bist aber auch nich ganz ohne, wa?" murmelte er eher zu sich selbst, trat dann einen Schritt näher an Salazar heran und schnüffelte vorsichtig an dessen Hals. "Riechst wie die andren, bist aber nich wie die andren. Na komm, spucks mal aus. Wer bist du und was willste hier, Grauling?"

In diesem Moment wirkte Faithless fürwahr gruslig. Ein Blitz durchzuckte den Himmel und der Leib des Hengstes wurde für Momente wie gleisendes Licht, durchsichtig und strahlend hell. Der Donner, der auf den Blitz folgte, fuhr Faith in Mark und Bein. Ein Geist, der sich vor Gewitter fürchtete! Hach, das durfte keiner wissen. Die würden ihn, den größten Herrscher aller Zeiten, doch auslachen! Auslachen, genau das sollte man mit dir ab und an auch tun. Du bist lächerlich. Der Fahle schüttelte den Kopf. "Halt doch mal die Klappe, du da oben." schimpfte er mit sich selbst. Diese Idioten im Stillreich glauben wahrlich, dass du so etwas wie ein mächtiges Monster bist. Gott! Der Herdenleiter der Gaistjan Skairae konnte ein Seufzen in seinen Gedanken vernehmen. Du bist kein Monster, sondern Gottes missverstandener Scherz. Die müssten nur wissen, dass du selbst eigentlich kaum zu was taugst. Wenn du mich nicht hättest..." "Jaja, ich weiß. Dann wäre ich nichts als ein hoffnungsloser Fall..Nun halt die Gusche, ich unterhalt mich hier. Da biste nich eingeladen!" Wütend schnaubte er noch einmal, ehe er seinen Blick wieder schärfte und damit seinen Gesprächspartner fokussierte, der ihm noch eine Antwort schuldig war.
Faithless » 02.07.2014, 16:56 » Herdenplatz GS #1

Salazar & Nazarach


Ich binde einfach mal Murthags Reaktion hier mit ein, um nicht zwei Posts schreiben zu müssen ^^ Hoffe das ist okay.

Faithless Ruf verstummte, als die Nebel der Berge ihn schluckten. Er konnte das Wispern der Seelen hören, die in der Irrenanstalt ihr Leben hatten lassen müssen. Seine Sinne waren geschärft, als er sich umblickte. Sein kleines, aber feines Volk ging seinen Geschäften nach. Arbeitete für ihn, für sich selbst. Er war zufrieden und doch waren seine Gedanken betrübt, dachte er doch noch immer an das kleine Fellknäuel, das vor nur wenigen Momenten diesen Ort verlassen hatte. Ganz ohne zu bedenken, dass auch ein Geist ein Herz besaß. Natürlich. Die meisten mochten wohl glauben, dass in ihm nichts schlug. Leere.Kälte. So kalt wie seine Haut es war. Doch es war nicht an dem. Denn Faithless fühlte. Vielleicht sogar mehr, als all die anderen. Er fühlte mit jeder Faser seines Leibes und meist waren es üble Emotionen, Gedanken. Doch wenn er liebte, so liebte er mit allem was er besaß. Mit jedem Luftzug. Und er mochte Nyu, unbestreitbar. Er fürchtete also, ihr könne etwas geschehen. Was, wenn dem so war? Konnte er sich das verzeihen?

Seine Aufmerksamkeit wurde nun auf einen Rüden gelenkt, der gemeinsam mit einem Hellen nicht fern von ihm saß. Der helle Hengst schälte sich nun aus der Ferne heraus und trat zielsicher auf Faithless zu. Dieser jedoch behielt seinen Blick auf dem Rüden: Murthag. Er kannte den Jungen und war sich seiner nicht sicher. Der Wolf war nicht böse. Nicht von grundauf. Und das machte es ihm so schwer, gegen Unschuldige zu kämpfen. Aus diesem Grund hatte Faithless ihn auch nur zur Spionage eingesetzt. So kam der Helle nur dann in die Verlegenheit zu töten, wenn er selbst angegriffen wurde. Aber bei sich dachte Faithless, dass man ohnehin nicht böse sein musste.Er selbst war auch nicht böse in dem Sinne, er war bloß verrückt. Und diese Verrücktheit war Murthag nicht so fern, wie Faith glaubte. Der Rüde saß zwar in diesem Moment bloß da, argwöhnisch den Geist betrachtend und irgendwie... ängstlich, aber Faith glaubte an die innere Stärke des Jungen. Dieser musste nur noch zu sich selbst finden, dessen war er sich sicher.

Da aber schnitt ihm eine Stimme seinen Gedankenfluss ab. Der Helle stand vor ihm, ihn ansprechend. "Da haste recht, Kumpel. Is meine Herde hier. Und wer bist nun du?" Er legte den Kopf leicht schief und wollte gerade tief Luft holen, als er auf der Stelle herumwirbelte und eine Figur mit glitzernden, hellblauen, tödlich kalten Augen anvisierte. Und diese bronzefarben schimmernde Figur hatte bei all seiner Dreistigkeit natürlich auch den Schneid, auf Faithless direkt zuzugehen. Ihn ebenfalls anzusprechen. Verwundert stand Faith da, als der Gefiederte vor ihm stand. Zum Betasten nahe. "Ein Suppenhuhn!" bemerkte er mit spitzer, hoher Fistelstimme. "Was machst du denn hier? Haste dich verflattert?" Und so plauderhaft sein Ton auch war, der scharfe, gewarnte Unterton war definitiv zu vernehmen.
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