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Faithless » 27.07.2010, 17:08 » Der Friedhof #1
Scathatch. Calamitas. Aduial. Noname.

the enemy arrives
escape into the night
everybody run now, everybody run now
everybody run now

Leise flüsterte das Mondlicht über sein Fell und ließ ihn erstrahlen, jene anderen erzittern. Kälte ging von seinem Leib aus, wenngleich es um ihn herum heiß und klebrig war. Er hingegen glich vielmehr einer Eisscholle im Meer. Vielleicht ein positiver Aspekt seiner wohl etwas verqueren Existenz. Ihn zumindest störte es nicht, belustigt jedoch erkannte er, wie die Stute zu seiner Seite hin ein wenig fröstelte. Er kicherte leise auf, verbot sich diesmal jedoch eines seiner Kommentare, befasste sich vorerst doch viel lieber mit der Sexualität des Angsthasen oder aber mit dem Wrack, welches im Gras nieder gegangen war.

Belustigt vernahm Faith, wie sein Gegenüber wütend eine Entgegnung anführen wollte und letztlich doch den Mut, oder die Lust verlor. Tja, mit Faithless hatte man es mit Sicherheit nicht leicht. Warum sollte der Hengst es auch irgendwem leicht machen? Es war doch viel lustiger, wenn alle ihn unterschätzten und er sie bis auf die Palme brachte. Wenn die wüssten, kicherte der wunderschöne (Anmerkung: und ja, er ist wunderschön) Hengst innerlich. „Na gut, wenn du meinst mein Lieber. Dann muss ich meinen Arsch ja nicht verstecken vor dir.“ Er lachte heißer auf und bemerkte umso amüsierter, wie Calamitas versuchte, im ungezwungenen Ton mit der Stute zu sprechen. Beide fühlten sie sich sichtlich unwohl in der Nähe des Geistes und eben dies war auch der Grund, warum Faith an sich ein Kichern nicht unterdrücken konnte. „Ihr tut ja echt so, als wär ich was ganz ganz Böses. Buuuuuuh. Verdammte scheiße, bin ich böse. Da bekomm ja sogar ich Gänsehaut.“ Mal abgesehen davon, dass er viele Tode zu verzeichnen hatte, gab es auch sonst keine Handlungen seiner Person, die gegen eine bösartige Natur sprachen. Aber momentan unterschätzten seine Gegenüber ihn noch immens und eben dies belustigte ihn umso mehr.

Faithless bemerkte, wie die anderen miteinander plauschten, tratschten, sprachen. Über Dinge, Ursachen, Tatsachen. Gott, wie langweilig. Interessanter fand er eine Stute, die mittlerweile ebenso auf dem Friedhof aufgetaucht war. „Na gugg ma einer an. Noch so eine.“ Er grinste schief und rief dem Weib, welches ganz in Weiß gehüllt war und doch nicht so gespenstisch erschien, etwas zu. „Eh. Du. Wer bist’n du und was machst’n hier? Hach. Seht ihr. Ich kann auch so sinnlose Fragen stellen. Höhö.“ Belustigt musterte er die Tierchen, die sich mittlerweile um ihn herum versammelt hatten. Gerade wollte der Hengst eine weitere Bemerkung vom Stapel lassen, als die Schwache zu ihnen trat. „Och. Du lebst ja doch. Und ich dacht schon deine Leiche verwest dort ein bisschen und wir haben ein bisschen Dünger für’s Gras und so.“ Er musterte die Stute, die sich als Aduial vorgestellt hatte. Schick. Genauso wie die anderen beiden. Aber er fand ja eh jede Stute recht schick. Sie waren zumindest alle vom gleichen Schlag. „Aduial. Aduial. Moment mal. Wollen wir auch so sinnlos reden wie die beiden? Hei. Hei. Komm schon. Warum bist du hier? Haha. Gugg, wir können auch so dämlich latschen wie die. Wir sind sogar noch dämlicher als die.“ Er grinste schief über beide Backen und freute sich einfach nur, mal wieder ein bisschen Vergnügen zu haben. Und anderen auf den Sack zu gehen war definitiv eine seiner schönsten Berufungen. Zumal diese Idioten nicht einmal im Ansatz verstanden, welche Bestie ihnen da vor die Hufe geraten war.
Faithless » 23.07.2010, 20:49 » Der Friedhof #1

Calamitas && Scathatch && Aduial


Ein unangenehmer Luftzug schlich durch das Tal, der Tag war heiß und schwül. Alle Leiber schwitzten und dunkle, nasse Flecken bildeten sich auf den Körpern der Anderen. Perlen rannen über die Stirn, Zeugen von Hitze und Unerträglichkeit. Die Sonne prallte hinab und selber das Gras am Boden brannte und verbrannte, bis das es braun war und ganz und gar ungenießbar. In den Wäldern mochte schon der ein oder andere Brand gewütet haben, kleinere Tierchen und Tiere lagen wohl verkohlt am Boden, nur noch mit Müh und Not zu identifizieren. Faithless hatte es sich oftmals zu einer schönen Beschäftigung gemacht, eben jene Tierchen auf zu suchen, mit den Hufen das verkohlte Fleisch zu zerlegen, zu raten was für ein posierliches Kuscheltier hier wohl in Schutt und Asche lag. Ein Grinsen schlich sich auf seine Loppen, als er an eben jene - für andere grauenhafte - Szenen dachte. Er selsbt konnte nur lächeln, solche Leichenbeschautouren hatten ihn immer in höchste Erregung und eine Art Freude versetzt. Besonders, wenn er wieder ein Tier hatte erraten können, welches besonders schwer zu identifizieren war. Er selbst war ja gegen diese Hitze gewappnet.

Denn trotz der enormen Hitze wies der Hengst keinerlei Schweißflecken auf. Sein Corpus war so kalt wie das Eis im Winter und Faithless strahlte eine Kälte aus, die trotz der Hitze weder wohltuend noch schön war. Für jene anderen musste er wohl schlichtweg gruslig sein, wobei diese nicht einmal im Ansatz spüren konnten, welcher Gefahr sie sich wirklich aussetzten. Dumm waren sie, wie kleine Kinder. Und Calamitas hatte ganz recht, wenn er Angst vor ihm hatte auch wenn der Braune selbst um seine Intuition nichts wusste, die ihm befahl, den Geist zu meiden. Der Bruder des Todes, Faithless, stand inmitten einer kleinen Gruppe. Hengst, Stute und er. Und keiner von jenen Dummköpfen konnte ahnen, welcher Gefahr sie sich wirklich aussetzten, warum sie wirklich hier standen, warum er so grinste. Er grinste einfach nur und lachte gar schallend, als der Hengst beinahe über der Frage nach seiner Sexualität zu verzweifeln drohte. "Nana, mein Freund. Ich kann dir gar nicht verübeln, schwul zu sein, wenn man bedenkt, dass du MIR gegenüber stehst. Da wäre glaube sogar ich schwul." Er lachte laut aus und warf der Stute ein erheitertes Zwinkern zu. Als die Sonne auf seinem Leib brannte, oder vielmehr versuchte auf ihm zu brennen, konnte man wieder einen leichten Schimmer seiner Selbst erahnen, doch jene Anzeichen seines Übersinnlichen waren nur kurz, nur schemenhaft und keinesfalls glaubwürdig. Niemand würde verstehen was da vor sich ging, ein jeder glaubte wohl daran, dass dies alles nur eine Einbildung war.

Arme, idiotische Bewohner des Tales. Hie und da lebten sich neue Geschöpfe ein, Pferd um Pferd. Und Faithless selbst war wohl der größte Feind allen lebens in diesem Tal. Natürlich, seine einstige Macht hatte er eingebüßt, denn selbst der mächtigste Geist konnte nichts allein ausrichten. Seine Lakaien jedoch waren mit dem Bruder gezogen. Und auch wenn dieser ihm nun Mors und Mori schickte, eine Entschädigung für das einstige Heer des Todes war es nicht. Doch ein gemeinsames Leben mit dem Tod war einfach nicht mehr glaubwürdig, tragbar. Die Kräfte beider waren einander so ähnlich, gleichermaßen kraftvoll, dass ein Streit entbrannt war. Der Tod oder Faithless. Bruderzwist in niveauvollster Form. Wenn die Verkörperung von Tod und Leben nach dem Tod aufeinander traf. Er seufzte glückselig und ließ die Blicke schweifen, wobei ihm eine Stute auffiel, die im verdorrten Gras lag. Wohl auch ein Opfer des Sommers? Er lachte bitter auf und rief dann dem Weib zu: "Steh auf! Du drückst das scheiß Gras nieder! Komm lieber her." Natürlich, er hätte wohl ein wenig freundlicher sein können. Aber irgendwo nahm er sich das Recht heraus, gerade eben dies nicht zu sein.
Faithless » 16.07.2010, 15:32 » Der Friedhof #1
[f] Scathatch & Calamitas [/f]

Der Mond schimmerte sanft auf den Leib des Weißen. Ein unangenehmer, kalter Hauch überströmte seinen Leib und ein Keuchen drang aus seinen halb geöffneten Lippen. Immer wieder huschten seine aufmerksamen Blicke zwischen der Stute und Calamitas hin und her, und hin und her. Immer wieder. Bis er glaubte, beiderlei an Duft und Statur erkennen zu können, traten sie ihm des Nachts im Nebel auf einige Entfernung gegenüber. Er seufzte zufrieden und scharrte mit den Hufen am Boden, was er damit bezwecken wollte? An sich nichts, aber man musste ja nicht einfach nur da stehen und nichts tun. Das war ja auch langweilig.
Faithless, der Glaublose, wusste kaum, wie er anders hätte reagieren sollen. Scathatch, so hatte sie sich vor gestellt, schien ein wenig beklommen, zumal er sie mit seinen eisigen, leblosen Nüstern berührt hatte. "Ich bin ein wenig kühl, ich entschuldige mich Mylady." Jenes süffisante Grinsen aus seinen Lippen war purer Ausdruck seines ungestümen Verhaltens und allgemein, er hatte einfach nicht viel mit dem Wörtchen Benehmen am Hut. Vor allem nicht in Kombination mit dem Adjektiv "gut". "Scathatch. Ein ganz interessanter Name. Fast so schön wie meiner." Noch immer grinste er frech zu der Stute hinab, denn sie war um einiges kleiner als er. Und auch der Hengst war, wenngleich er einem Hünen glich, kleiner als Faith.
An sich besaß der Schimmel eine so todesgleiche Anmut, dass man ihn zwischen verwesenden Leichen nicht hätte unterschieden können, außer vielleicht am Geruch. Faithless' Knochen stachen überall hervor und seine Blicke waren so verdammt kalt und eisig, dass man Furcht in sich hegen musste, ganz gleich von welchem Schlag man kam. Es war beinahe erschreckend, wie grauenhaft Faithless auftreten konnte und an sich auch war. Umso erstaunlicher war es, dass er all seine Gelüste und seine Grauenhaftigkeit einfach so verdecken konnte, wenn er nur wollte. Scathatch und Calamitas hatten mitnichten Respekt vor seinem Auftreten, doch um die wahre Existenz des Weißen wussten sie nicht und dies würden sie auch nicht verstehen. So schnell zumindest nicht. Doch das Gerücht, dass der Bruder des Todes und somit eine unangenehme Gestalt unter ihnen wohnte würde sich bald schon verbreiten. Frühstens, wenn Faithless' Blutdurst wieder erstarkte.
Faithless » 16.07.2010, 12:22 » Der Friedhof #1
[f] Calamita & Scathatch [/f]
Entschuldigt. Aber im Moment bring ich nichts auf die Reihe. Wollt euch aber auch nicht weiter warten lassen.

Der gespenstisch wirkende Schimmel – wirkte er nur, oder war er? - musterte den Braunen von der Seite. Ängstlich war er und Faithless gefiel an sich, was er sah, wenngleich der Braune so nicht gerade das Licht eines Recken erweckte. „Mein Gott, nu mach dir ma nich in die Hosen. Ich bin doch kein Monster oder son Scheiß.“ Ein brummelndes Lachen drang aus Faith's Lunge, wobei er mehr noch lachte, da eben dieser Hengst zurecht alle Furcht vor ihm besaß. Auch wenn Faithless das Auftreten eines Kindes besaß, vielleicht an Höflichkeit ein klares Defizit dar stellte – an Brutalität und furchterregenden Elementen fehlte es dem Geisterhaften nicht. Vielmehr war es mehr denn berechtigt, wenn man sich eben vor ihm fürchtete, genau ihn mied und ihn hasste. Ein Glück jedoch, wenn jemand das Vertrauen, vielleicht die Gunst des Hengstes erwarb – jenes Leben war an sich gesichert, außer jener bat darum, Faithless möge ihn in den Ritterstand erheben. Den Ritterstand der Geisterhaften, doch dies war eine lange Prozedur, nervenaufreibend und nicht jedes Pferd war gut genug, den Stoß zu überleben und den Tod zu überlisten, als Geist auf diese Welt zurück zu kehren.

Noch immer hatte der Fremde sich nicht geregt. Noch immer kein Wort gesprochen und doch, da war ein Wort, gar ein oder zwei mehr. „Du weißt nicht? Na meine Güte. Gugg doch. Da hinten steht sie. Schöner Körper, hübsches Gesicht. Die könnte man doch glatt vernaschen. Oder bist du schwul?“ Wieder grinste Faithless jenes schamlose Grinsen, welches an Respektlosigkeit nicht zu übertreffen war. Seine bläulich-grauen Augen glitzerten heftig im Licht des Mondes und sein gesamter Leib wagte ab und an geisterhaft zu schimmern, gar eine gewisse Transparenz an den Tag zu legen. Faithless, jenes Pferd, welches dem Tode gleich stand. Sein Bruder. Der Tod. Faithless und der Tod, Zwillingsbrüder. Aus einem Schlag. Vielleicht war eben dies der Grund, warum Faithless so unbändige Macht besaß und auf andere derart grauenvoll wirkte. Während sein Bruder schwarz gewandet stand, war er schlohweiß. Lange schon wartete er auf die Diener, die sein Bruder ihm entsandt. Bald schon würden sie in diesem Tal eintreffen.

„Calamitas. Soso.“ Faith lächelte sanft und grauenvoll, während er auf den Braunen blickte und bemerkte, dass dieser an Selbstsicherheit zumindest ein wenig dazu gewonnen hatte. So gefiel ihm der braune Sack schon besser, doch noch immer hegte Faithless arge Zweifel an der Brauchbarkeit des Hengstes. Wer wusste schon, ob nicht ein Waschlappen dahinter stak?

Der Schimmel wohlte wohl nun weiter sprechen, doch da wurde er unterbrochen. Mit höflichen Worten ausstaffiert stand die schicke Schnecke auf einmal neben ihnen. „Hei, hei. Da ist die Perle doch. Hab ichs dir nicht gesagt, Schisser?“ Er lachte sein höhnisches Krächzen und strich mit seinen eiskalten Nüstern über den Hals der Stute. „Ganz warm. Ganz und gar lebendig. Schön, so etwas zu sehen. Zu fühlen. Schick.“ Noch immer lächelnd trat er einen Schritt zur Seite, wieder fiel das Mondlicht auf ihn und ließ ihn seltsam durchsichtig erscheinen. „Ich bin Faithless.“ Murmelte er plötzlich beinahe gedankenverloren.
Faithless » 08.07.2010, 00:05 » Der Friedhof #1
[f] Scathatch & Calamitas. [/f]

[klein] Hast du schon einmal einen Geist gesehen? Nein? Dann wird sich das nun ändern. [/klein]
Das weiße Ungetüm war gänzlich in Gedanken verfallen, hatte Chiljon vergessen, seine Worte ignoriert, überhört, unverstanden verdaut. Es interessierte ihn schlichtweg nicht, was der braune Schwächlich sprach. Ein Junge, vielleicht edlen, vielleicht aber auch unedlen Geblüts, der nie gelernt, seine Schandschnauze zu halten und auf das Wichtige in diesem Leben zu achten. Geister und Dämonen, Hass und Trauer, Furcht - vor allem aber Panik. Denn die sollte er eigentlich haben, aber natürlich: er kannte die Ausmaße der Fängen des Geistes nicht. Faith lachte leise in sich hinein, als er so da stand, die Augen geschlossen. Sein eisiger Blick konnte so den Braunen nicht berühren, er bemerkte nicht einmal, als dieser sich anderen Gesprächspartner zu wandte. Warum auch nicht? Faith hatte absolut kein Interesse, weiter mit einem Idioten zu sprechen. Schade für den Jüngling, der damit sein Leben verwirkte. Der Glaublose grummelte tiefzufrieden und schlug die Augen wieder auf, als er jemanden vernahm. Oder etwas. Je nachdem. Da war ein Geräusch, nein eine Stimme. Ob da jemand war? Na klar, er! Schnellen Schrittes trabte er auf den Goldig-Braunen zu und rief schon von weitem, in gespielt schriller Stimme: "Huuuuhuuuuu." Ein dämonisches Grinsen legte sich auf die Züge des Blutdürstenden und er schlich auf den verängstigten Hengst zu, wobei er ein wenig langsamer in seinen Schritten wurden. "Sag mal, kannst wohl nicht richtig sehen? Wer ist da. Wer ist da. ICH bin da. Mensch, Junge. Üb gucken!" Faith lachte sein kratziges Lachen und starrte den Jüngling dann träge an. "Piss dir nicht ein." Sowas konnte er leiden. Verdammte Feiglinge. "Als wär die ein Geist über den Weg gelaufen." Er lachte wieder so kratzig und schrecklich, dass die Furcht nur verständlich war. Und während er das so sagte, berührte ein Mondstrahl den Leib des Schimmels, der darauf hin an eben jeder Stelle ein wenig durchsichtig erschien, schimmerte. Ein Märchen, oder wahr. Einbildung? Er wusste es doch selbst nicht. Es war ihm auch egal. Haha. Sollte der andere doch Schiss bekommen. War ja nicht seine Sache. Als er so stand erblickte er jedoch auch eine andere. Eine Stute. "Mensch, Schisser. Gugg dir ma den heißen Feger an. Die is geil, was?" Faith lachte laut auf, es klang wie ein "höhö", aber so genau konnte man das eh nicht beschreiben. Er wieherte dem Weib zu und wandte sich dann jedoch wieder dem Fremden zu. "Sag ma, wie heißte denn eigentlich, Kleiner?" Faith war um einiges größer als viele andere Pferde. Es lag ihm schlichtweg im Blut, glaubte er zumindest. Oder er war durch das viele Blut, welches er getrunken hatte, stärker und mächtiger geworden. Man wusste ja nie so recht. Aber war ja auch egal, er stand jetzt zumindest mit dem Braunen da und wartete, dass der die Klappe aufmachte. Konnte ja nicht so lang dauern, oder hatte es dem gleich die Sprache verschlagen?
Faithless » 01.07.2010, 22:04 » Der Friedhof #1
{ Chiljon }

Seine weiß behaarten Wimpernränder trafen hart aufeinander, als er einige Male blinzelte. Eine kleine Fliege hatte sich in seinem Auge verirrt und klebte nun auf seiner Pupille. Schnell jedoch, mit ein wenig Tränenflüssigkeit und einigen ruckhaften Bewegungen, war sie von dannen gewischt. Noch immer harrte Faithless in seiner Position, ruhig und mit kaum schlagendem Herzen. Ein Geist, dessen Herz nicht schlug? Nicht selten. Aber war er wirklich ein Geist? Man mochte es glauben, wenn man ihn so betrachtete. Man mochte glauben, dass er eine jener wandernden Seelen war, die durch das Tal strichen. Nur mit dem feinen Unterschied, dass er wohl für die meisten der Seelen Mit- oder Hauptverantwortlicher war. Er lachte krächzend auf, beherrschte sich jedoch schnell wieder. Er vernahm einen Laut, ein Duft - jemand war dort. Tatsächlich. Dort war jemand. Seine blauen Augen rissen sich auf wie große Kugeln und wie eine Eule starrte er in das trübe Morgenlicht. Es war weder hell noch dunkel, Nebelschwaden zogen auf. Sein Leb zog sich sanft aus der Nische und durch den Nebel hindurch watend betrachtete er den Fremden, einen Jüngling brauner Farbe. Wie ekelerregend. Braun. Dunkel. Wer war schon so gefärbt? Unreines Blut! Doch als Diener vielleicht ganz nützlich?! Er schmunzelte leise und trat dann auf den Fremden zu, mitten durch den Nebel und blieb einige Meter vor ihm Stehen. "Shhhh... tritt nicht weiter, Fremder oder das Stillreich schluckt dich." Seine Stimme klang furchtbar, bedrohlich. Eine Gänsehaut überkam die meisten Wesen, wenn sie seine dämonenhafte Stimme vernahmen. Faithless schien allgemein eine schillernde, jedoch groteske Visage. Ein schlohweiser Hengst mit mausgrauen, beinahe blauen Augen. Er war nicht viel mehr als das Überbleibsel eines längst erloschenen Wesens vergangener Tage. Man nannte ihn den Geist. Geboren wurde er durch die Lenden einer Mutter, doch war diese nicht ebenso ein Geist? Mystisch... mystisch und geheimnisvoll. Sein Geheimnis fand so schnell niemand heraus. Doch wenn man ihn anblickte wusste man, dass nicht alles mit rechten Dingen vor sich ging bei diesem Tier. Er räusperte sich kratzig und trat dann näher an den Fremden heran, doch noch immer wallte eine Wand des Nebels zwischen ihnen, so dass es für den Fremden wohl noch gespenstischer erschien. Er grummelte tief und begann, ganz leise eine Melodie zu summen, traurig und melancholisch. Eine Melodie, so charakteristisch für das Stillreich. Still und doch ein Hauch von Schicksal.
Faithless » 01.07.2010, 11:01 » Der Friedhof #1
{ Chiljon }

Es gab so viele Möglichkeiten, zu glauben. Der Glaube war Grundlage für Vertrauen und Kraft, Grundlage für Freundschaft und Familie. Wer nicht glauben konnte, konnte nur verlieren. Wer nicht verlieren wollte, musste glauben. Doch woran? Sich selbst? Einen Gott? Die Freunde? Die Familie? An ein Leben, welches zu führen gar unmöglich, utopisch war? Der Glaube war Mittel zum Zweck, oder gar der Zweck selbst. Der Glaube war nicht viel mehr, denn eine Einbildung. Arme Idioten, die ihr Leben dem Vertrauen und Glauben hingaben. Es soll auch Wesen geben, die ohne jeglichen Funken von Glauben leben können. Wesen, die weder sich selbst, noch der Gesamtschaft trauen - am allerwenigsten jedoch einem Gott. Vielleicht, weil sie es schlichtweg besser wussten.
Den bezeichnenden Namen Faithless tragend schleppte sich ein imposanter, wenngleich furchterregender Hengst durch die Gräber der Menschen. Hie und da ein Steinchen im Boden verankert strich er mit den Nüstern über das kalte Material, sog den mossigen Duft in seine Nüstern und wusste: hier ruhte der Tod. Die Aura der Vergänglichkeit haftete einem solchen Friedhof unweigerlich an. Faithless glaubte, nur hier allein Ruhe und Frieden finden zu können. Ein Wunder, warum er trotz all dessen bei jenem Haus in den Bergen wohnte. Aber vielleicht wollte es die Tradition einfach so. Vielleicht war es schlichtweg an dem, weil auch dort der Duft des Todes kursierte - doch vor allem der Duft von Brutalität. Während Menschen, die auf diesem Friedhof lagen ihre Leiber sanft in den Schlaf gebettet und entschlummert sind, hatten die Opfer der Irrenanstalt meist gar keine Leiber mehr, welche gebettet werden können. Experimente, Luderei, Prostitution. Was glaubten die Menschen eigentlich, wohin ihre anvertrauten Liebsten des Nachts entschwanden, wenn es hieß: er geht wieder um. Und Er, Faithless, wusste ein ums andere, dass er recht behielt, wenn er sich selbst an der Seite des Umgehenden sah, manchmal auch unter dessen als getreues Reitpferd. Aber was kümmerte dies nun schon? Die Dörfler waren geflohen und mit ihnen waren auch seine Beschützer und seine Grausamen geflohen. Faithless allein. Er glaubte beinahe, nebst den Eichhörnchen und Rehen das einzige Wesen im Tal zu sein, was ihn jedoch nicht weiter störte.
Es war dunkel, der Mond schimmerte vom Firmament und die einzelnen Sterne funkelten lustig. In diesem Schein konnte man beinahe annehmen, der kräftige Schimmel war nur ein Geist. Sein Körper schien von einer bezaubernden Aura umgeben und seine Augen funkelten hellblau im Angesicht der Gestirne. Der Glaublose hielt allmählich inne und blickte auf die Steine, die vielen, unendlichen Steine, welche wie kleine Zähne aus dem Höllenschlund stachen. Beim Anblick dieser verkorksten Steinchen musste er lachen, sich dann jedoch räuspern, da seine kratzige, für ihn viel zu alte Stimme brach und kein Ton mehr, denn ein Krächzen aus seiner Kehle drang. Stille kehrte ein, kein Vögelchen der Nacht sang. Der Wind rauschte nicht mehr in den Blättern und langsam schlurfte das Gespent gen Kirche, hinter dessen Kammern er sich zu verstecken wusste. Man wusste ja nie, vielleicht verirrte sich doch jemand auf den Friedhof. Mit listigen Blicken musterte er versteckt in seiner Nische die Umgebung, hoffend, dass, wenn schon kein Pferd, zumindest ein der Sprache betrautes Tier von dannen kam.
Und auch wenn Faithless weder an Freundschaft, noch an etwas anderes glaubte: ein wenig Gesellschaft schadete nicht. Seit Wochen hatte er niemanden mehr gesehen, wenngleich der Umgang mit den Menschen auch nicht immer der Beste gewesen war. Artgenossen an sich kannte er kaum welche. Und wenn, dann hatte er sie wohl ebenso wie deren Menschen ein wenig getötet und so. Sollte ja vorkommen im Dorf Neumond. Dass er einer der Hauptakteure war? Nur schönes Beiwerk. Er grummelte leise und schloss nur für Momente die Augen. Der Duft von Blut drang in seine Nüstern und der Glaublose dachte unwillkürlich an das letzte Opfer, welches sich in seine Klauen begeben hatte. Eine wunderschöne Stute, die zeurst den Samen, dann den Tod aus des Schimmels Armen empfangen durfte. Er lächelte selig und öffnete die Augen wieder. In seinem Versteck unbehelligt wartete er nun, vielleicht gar stundenlang, bis eine verirrte Seele sich auf den Friedhof begab. Ein Pferd. Ein Wolf. Ein Kaninchen. Irgendetwas musste sich doch finden lassen.
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