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ILLIUM, WITH HIS WINGS OF SILVER-KISSED BLUE
and a face designed to seduce both males and females, not to mention
his ability to do the most impossible acrobatics in the air,
would provide a worthy diversion.


Illium » 27.01.2019, 14:28 » [NP] Die Insel

Cesare



Ein kaum wahrnehmbares Funkeln schlich sich in die goldenen Augen des Erzengels. Er hatte ein sehr intelligentes Wesen vor sich, dessen schnelle Auffassungsgabe wahrhaftig nur von Vorteil sein konnte. Illium Kopf neigte sich zur Seite und er betrachtete abermals den schlanken Leib des Goldenen. ”Ist das so, ja?” Ottaviano war ein sonderbarer Zeitgenosse. Er schien nicht so aufgeweckt wie die Jungtiere der Sterblichen, aber auch nicht abweisend oder gar zynisch, wie so einige Einzelgänger, die sich mit diesem Verhalten zu schützen versuchten. Er war vorsichtig und bedacht und schien Illium binnen Sekunden einschätzen zu können, war aber gewiss nicht von unfreundlicher Natur. Er war ein Talent, welches er nur zu gerne gefördert hätte. Ein Stratege. Andererseits war Ottaviano allein und ein Fremder noch dazu. Illium bildete sich nicht ein, sofort den Charakter des Hengstes einschätzen zu können und dennoch überkam ihn der Wunsch ihn bei den Adoyan Enay zu wissen. Doch er zügelte sein Verlangen und nickte nur bedächtig. Der Goldene musste seinen eigenen Weg gehen.

Illium ignorierte den Drang, Ottavianos Beobachtungsgabe auf die Probe zu stellen und konzentrierte sich stattdessen auf die Frage, die der Goldene ihm stellte. Keine sonderbare Fragestellung für einen Einzelgänger, der sich neu im Stillreich eingefunden hatte und dennoch verdunkelte sich der Blick des Engels für den Bruchteil einer Sekunde. Doch Ottaviano konnte natürlich nicht wissen, was für Erinnerungen er in dem Schecken mit diesen Worten wachrief. Der Schatten der Illium das Licht in den Augen zu nehmen schien, verschwand so schnell wie er gekommen war und schon bald fand sich wieder ein Lächeln auf das Antlitz des anderen. ”Natürlich. Es gibt drei große Herden, sowie kleinere Gruppierungen von Tieren, die sich aus den unterschiedlichsten Gründen zusammengeschlossen haben.” Einen Augenblick zögerte er. Nur zu gern hätte er die Gaistjan Skairae verdrängt, ihre Existenz verleugnet und dem Fremden bloß jene Gemeinschaften aufgezählt, dessen Zielsetzung nicht auf Mord und Totschlag basierten. Dennoch, früher oder später würde Ottaviano von ihnen hören und es war wohl besser, wenn Illium ihm nicht dreist ins Gesicht log.


”Die Corvus Corax befindet sich in der Nähe des Dunkelwaldes. Soweit ich gehört habe, nimmt ihr Leiter jeden auf, der bereit ist sein Leben der Gemeinschaft zu verschreiben. Sie setzen sich stark mit der Magie auseinander.” Illium stockte und räusperte sich. ”Der Magie der Heilpflanzen.” Illium schwieg einen Augenblick und hoffte, dass Ottaviano seinen kleinen Patzer nicht bemerkt hatte. Galen hatte ihm wieder und wieder eingebläut, dass die meisten Sterblichen nichts von der Magie wussten, die sie umgab und das dieser Umstand wichtig für eine friedliche Koexistenz war. Aber war es nicht fahrlässig, andere blind in ihren Untergang laufen zu lassen? Ein paar überzeugende Worte und einige merkwürdige Kreaturen des Tals hätten die naiveren Wesen bereits in ihren Klauen gefangen. Auch wenn Illium nicht glaubte, dass Ottaviano ohne zu überlegen irgendjemandem folgte. ”Die Adoyan Enay leben in der Nähe des Sees. Sie sind… sehr am Allgemeinwohl interessiert und nehmen häufig auch verletzte Wanderer auf, um ihnen zur Genesung zu helfen.” Illium wollte nicht zu viel erzählen. Er liebte seine Herde, aber weder der Verlust Raphaels noch der nahende Krieg mit den Gaistjan Skairae war etwas, was er heute hier berichten wollte. Sein Blick verdunkelte sich erneut. ”Am Rande des Tals, in der Nähe der Nebelfelder, leben noch die Gaistjan Skairae. Sie sind… anders. Grausam.” Eine unangenehme Stille breitete sich zwischen den beiden aus und Illium schüttelte unwirsch den Kopf. ”Jeder sollte sich jedoch sein eigenes Bild machen.” Seine Worte klangen harsch, beinahe abweisend, doch dies war wohl eher seinen eigenen verzwickten Gefühlen geschuldet. Er wollte niemanden in die Nähe des Fahlen treiben, aber er weigerte sich den Wanderer vor sich in eine bestimmte Richtung zu lenken. Dann wäre er selbst nicht besser, als das Ãœbel gegen welches er so verbissen kämpfte.
Illium » 20.01.2019, 16:15 » [NP] Die Insel

Cesare



Die Mundwinkel des Schecken zuckten nach oben. Natürlich. Der fremde Hengst war nicht der einzige, der sich nun für die nächsten Stunden auf diesem Stückchen Land zur Ruhe setzen musste. In den Augen des Goldenen war Illium auch nicht mehr als ein Sterblicher. Einige seiner Sippschaft hätte diese Annahme beleidigt, ja, vielleicht sogar erzürnt, aber Illium entspannte sich unter dem nichtsahnenden Blick beinahe. Für ein paar Abendstunden konnte er mehr sein, als das Wesen, welches die Adoyan Enay voll Inbrunst in den Krieg führte. Er war noch immer er selbst, aber ohne die Verantwortung die ihm an schlimmen Tagen den Rücken krümmte. Vergessen waren die blau silbernen Schwingen auf seinem Rücken und die Magie, die durch seine Adern pulsierte. Heute war er Illium, ein stolzer Leiter und Anführer, aber ohne den Krieg, der es vermochte diese Welt zu einem schrecklichen Ort zu machen. Galen hätte ihn für das Vorhaben seine gesamte Herkunft verleugnen zu wollen gescholten. Illium wusste, dass er nicht nachdachte, sich nach etwas sehnte, welches ihm in diesem Leben einfach nicht vergönnt war, aber Sterbliche hatten eine Auswirkung auf ihn, die sich nur noch mit purem Leichtsinn umschreiben ließ.


Es war eine Entscheidung, die er binnen Sekunden traf. Hierbleiben und für eine Nacht jemand sein, dessen Leben innerhalb von Minuten dahinzuschwinden schien, oder sich von der Insel entfernen und sich erneut als göttliches Wesen den nie enden wollenden Qualen des Lebens hingeben? Es war eine einfache Entscheidung. Eine, die er bloß heute Nacht treffen würde. Das schwor er sich. Begrüßend nickte er dem Goldenen zu, als dieser seinen Namen nannte. "Illium.”, stellte er sich mit einem zarten Lächeln vor. Ottaviano hatte einen wachsamen Blick. Kurzzeitig kam es dem Engel sogar vor, als würde das Augenpaar des Goldenen an seinen Flügeln haften bleiben, aber er schob diese Annahme auf einen Trugschluss seinerseits. Es war unmöglich, aber er musste wachsam sein. Ottavianos Wesen war das komplette Gegenteil von Naivität und Folgsamkeit. Er würde ihm nicht alles glauben, was aus seinem Munde drang und gewiss hinterfragen, was er als Tatsachen offenbarte. Wie aufmerksam der Hengst ihn tatsächlich gemustert hatte, fiel ihm jedoch erst auf, als dieser erneut das Wort erhob. "Geh ich recht in der Annahme, dass Ihr mit diesem Tal vertraut seid?" Illium hätte besorgt sein müssen, aber wenn er ehrlich zu sich selbst war, war er bloß begeistert und ein klein wenig beeindruckt. Illium war nicht direkt naiv, aber es war anderen schon immer leichtgefallen, ihn an der Nase herumzuführen. Vor allem Sterbliche konnten ihn Dinge glauben lassen, die bereits allein mit dem nutzen des logischen Verstandes widerlegbar waren. Der Schecke zweifelte stark daran, dass dem Goldenen so ein Missgeschick passieren konnte. "Was hat mich verraten?”, lachte er und nickte dann zur Bestätigung. "In der Tat. Ich nenne dieses Tal schon sehr lange meine Heimat.” Illium wollte nicht darüber nachdenken, wie lange er bereits im Stillreich verweilte. Es handelte sich um keine allzu lange Zeitspanne, aber die Verluste, die sie erlitten hatten, ließen die vergangenen Jahre wie Jahrzehnte erscheinen. "Gibt es etwas, womit ich Ihnen helfen kann, Ottaviano?”
Illium » 13.01.2019, 21:06 » [NP] Die Insel

Cesare



Illium schloss die Augen und atmete tief ein. Halo hatte recht behalten. Der Glaube in sich selbst stärkte ihn, gab ihm die Kraft weiterzumachen und sich seinen Verpflichtungen zu stellen. Die Alpträume schwanden nicht, verfolgten ihn noch immer als haben sie ihm etwas Wichtiges aufzutragen, doch er schaffte es mittlerweile Dmitri ins Gesicht zu blicken, ohne zurückzuzucken, wie ein getretenes Jungtier. Schuldgefühle vermochten es noch immer ihm den Atem zu rauben, doch sie lähmten ihn nicht länger. Dank Halos aufbauender Worte und der tröstenden Nähe, die seine Freunde ihm spendeten. Doch so dankbar er seinen Liebsten auch für ihre Unterstützung war, das Gespräch mit Galen verfolgte ihn, erinnerte ihn immer und immer wieder an das, was vor ihm lag. In jener kalten Winternacht hatte er so ruhig und fest entschlossen gewirkt. Er hatte sich selbst damit überrascht, wie fest seine Stimme an jenem Abend geklungen hatte. Doch wie üblich wich seine Entschlossenheit den Zweifeln. Doch gab es einen anderen Weg? Einen einfacheren? Er musste sich den Corvus Corax stellen und Seelendieb um sein Wohlwollen bitten. Ohne zu zögern hatte Illium Galen bestätigt, dass er das Risiko eingehen würde. Die Adoyan Enay benötigten jeden Verbündeten, den sie bekommen konnten. Faithless hatte bereits unter Beweis gestellt, wie weit er bereit war zu gehen, um sie untätig zu machen und obwohl der Wiederaufbau ihrer Gemeinschaft gut funktioniert hatte, spürte man nach wie vor noch die Wunden, die Raphaels Verlust hinterlassen hatte. Illium schluckte schwer und ignorierte die Erinnerungen an einen lang verlorenen Freund, die drohten ihn zu überwältigen. Vielleicht würde er bald sterben. Der Engel neigte den Kopf in die Richtung, in welcher das Gebiet der Corvus Corax lag. Er hatte nur eine einzige Chance, aber er würde alles für jene tun, die bereit waren, sich ohne zu zögern für ihn in den Kampf zu stürzen.

Illium konnte jedoch nicht leugnen, dass er die Planung der Reise etwas vor sich hergeschoben hatte. Dabei ignorierte er die fragenden Blicke seiner Engsten und das böse Omen, welches sich über den Adoyan Enay zusammenbraute wie eine sich bald ergießende Sturmwolke. Die Corvus Corax waren mächtige Verbündete, aber ebenso grauenhafte Feinde. Illium konnte nicht versichern, dass der mächtige Rappe an ihrer Spitze bereit war sich im Ernstfall hinter sie zu stellen. Er konnte nur hoffen. Im schlimmsten Fall würde er nicht zurückkehren, aber er vertraute Dmitri, wusste, dass er im Ernstfall das weiterführen würde, was er angefangen hatte. Kopfschüttelnd breitete der Schecke seine prachtvollen Schwingen aus und erhob sich in die Lüfte. Er hatte noch genügend Zeit sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Später. Illium schloss die Augen und genoss den Wind unter seinen Flügeln, wie die Wolken die Spitzen seiner Schwingen küssten und das Gefühl von Freiheit, welches sein Herz schneller schlagen ließ. Eigentlich hatte Illium vorgehabt zu den anderen zurückzukehren und endlich mit Dmitri über die momentane Lage zu sprechen. Stattdessen blieb sein Blick an einem stattlichen Hengst hängen, dessen Leib beinahe golden in dem untergehenden Licht der Sonne erstrahlte. Ihm haftete der faulige Geruch, der den Anhängern des Fahlen beiwohnte nicht an und er durchschritt das Tal nicht mit derselben Selbstsicherheit, wie es die von Magie berührten Kreaturen taten. Ein Sterblicher.

Ein kaum erkennbares Lächeln ließ Illiums Mundwinkel nach oben zucken und ehe er sich versah, landete er so leise wie möglich hinter dem Fremden. Die letzten Wochen hatte er sich zunehmend mit seinen Gefährten und engsten Vertrauten umgeben. Obwohl sie alle wunderbare Zeitgenossen waren, gab es eine Sache, welche ihnen allen fehlte. Der Charme der Sterblichen. Sanft lächelnd legte Illium den Kopf schief und musterte den Fremden, wie er gedankenverloren gen Horizont schaute. Wie er die Welt wohl wahrnahm? Sein Leben erschien wie ein flüchtiger Augenblick und dennoch kosteten die Sterblichen ihr Leben vollkommen aus, während Illium beizeiten vollkommen das Ziel aus den Augen verlor. War es das, was einen am Boden hielt und vorantrieb? Der Ausblick auf das Ende? Der Goldene drehte sich um und Illium brachte ein zartes Nicken zur Begrüßung zustande. Er wusste, dass gerade er sich von den Sterblichen fernhalten sollte, sofern es sich nicht um eigene Herdenmitglieder handelte und dennoch konnte er der Versuchung nicht widerstehen. Die Neugierde trieb ihn vorwärts, spitzte seine Ohren und ließ seine goldenen Augen erstrahlen. ”Wollt Ihr vor der Flut das Festland erreichen, Fremder?” Der Schecke nickte zum Himmel, der begann sich in einem zart rosanem Ton zu färben. ”Ich fürchte Ihr habt die Zeit knapp verpasst.” Vermutlich hätte es der Goldene noch ohne große Probleme geschafft das Festland zu erreichen, hätte er sich nur beeilt, aber Illium kannte die Gezeiten, wusste, wie schnell sie sich gegen einen selbst richten konnten und er wollte nicht das dem anderen etwas zustieß. Nicht, wenn er dies verhindern konnte.
Illium » 10.01.2019, 15:49 » [NP] Götterhain

Halo


„Wir sind nicht perfekt, nur weil wir Engel sind."
Es waren diese weisen Worte, die Illium aus dem Zustand der Furcht vor dem eigenen Versagen, locken sollten. Die dunklen Ohren des Hengstes zuckten kurz bestätigend, bevor er mit einem zarten Lächeln nickte. Er konnte sich nicht erklären, weshalb ihm Halo nicht bereits früher in einem solch positivem Sinne aufgefallen war. Vielleicht war er zu sehr mit der Sorge um seine eigenen Mängel beschäftigt gewesen und hatte darüber hinaus seine Herdenmitglieder und deren Stärken nicht bemerkt. Ein klares Zeichen dafür, dass er aufhören musste sich vor der Zukunft zu fürchten. Er lebte im Hier und Jetzt, genauso wie die Adoyan Enay. Wie seine Familie. Er musste für sie da sein, sie führen und jetzt das Fundament für eine glückliche und friedliche Zukunft setzen. Komme was wolle. Der Schecke seufzte erleichtert, als auch die letzte Anspannung aus seinem Körper wich und nichts zurückließ, als ein merkwürdiges und dennoch befreiendes Gefühl der Leere. Halo hatte recht. Er hatte zu hohe Ansprüche an sich selbst und vergaß darüber hinaus, was wirklich und wahrhaftig zählte. Er mochte nicht der stärkste Kämpfer sein, sich nicht so gut auf die Strategie eines Krieges verstehen, wie Raphael es getan hatte und ließ sich zu häufig, von seinem fehlgeleiteten Herz in eine falsche Richtung führen, aber er hatte die anderen Engel, die anderen Herdenmitglieder und seine Freunde. Der sanfte Blick des Erzengeles fiel zurück auf Halo. Womöglich war es an der Zeit die hübsche Schimmelstute ebenfalls als eine Freundin zu betiteln.

"Du bist sehr klug.”, sprach er, mit einer Stimme, die nicht länger die Spuren seiner Furcht enthielt. "Und sehr weise.” Ihre vernünftige Seele hatte es vollbracht ihn aus dem gefährlichen Teufelskreis zu ziehen, welcher ihn immer tiefer in ein Loch tiefster Schwärze hatte ziehen wollen. Er schauderte bei dem Gedanken daran, was wohl passiert wäre, wenn Halo nicht gekommen wäre. Hätte ihn jemand anderes gefunden? Galen, der es stets vermochte sein jüngeres Ich zum Vorschein zu bringen und ihn trotz allem zu erden? Oder einer der anderen Geschworenen, die innerhalb kürzester Zeit den Respekt vor ihm verloren hätten? Kopfschüttelnd kam er in das Hier und Jetzt zurück. Er tat es schon wieder, direkt vor Halo, die ihm so sanft einen Schubs in die richtige Richtung gegeben hatte. Er würde daran arbeiten. Für sie, für sich selbst und am aller wichtigsten, für die zahlreichen Leben, die er geschworen hatte zu beschützen.

Illium richtete seine Schwingen wieder auf und streckte seine gekrümmten Gliedmaßen. War es töricht zu behaupten, dass er sich wie neugeboren fühlte? Beinahe hätte er geschmunzelt. Er könnte wohl nicht weiter entfernt von den unschuldigen Jahren eines Jungtieres entfernt sein und dennoch gab es Zeiten, in welchen er sich noch so hilflos vorkam, wie damals, als er zum ersten Mal auf sich allein gestellt gewesen war. Aber er war nicht auf sich allein gestellt. Er würde niemals allein sein, nicht solange er hier lebte. Die letzten Zweifel verschwanden und zurück blieb der Anblick eines stolzen Anführers. Dankend neigte Illium sein Haupt. "Ich stehe tief in deiner Schuld.” Noch ehe sie ihm antworten oder seine Worte leugnen konnte, drehte sich der prächtige Hengst um und streckte prüfend seine Flügel aus. Sonnenlicht fiel durch die tief hängenden Zweige und reflektierte auf den blau-silbernen Federn. Vielleicht verstand sie noch nicht, was sie ihm heute geschenkt hatte, aber sie hatte ihn befreit. Hoffnung, so nichtig sie auch erschien, war für Illium von größter Bedeutung. Vor allem jetzt, wo sie ihm doch für kurze Zeit beinahe abhandengekommen war. Andererseits… Ein Blick in ihren wissenden Blick und es kam ihm beinahe vor, als würde sie die Welt um sich herum so viel besser verstehen, als er selbst es jemals tun würde. "Ich bin bereit.”, hauchte er leise, kaum hörbar. Selbst, wenn Halo diesen Weg nicht mehr mit ihm zusammen gehen würde, würde er seinen Weg zurückfinden. Dank ihrer Hilfe. "Danke.” Mit diesen Worten breitete er seine pärchtigen Schwingen aus und presste sich vom Boden ab. Er war bereits zu lange fort gewesen und es war an der Zeit, sich diesem neuen Leben zu stellen, welches sein Herz nervös flattern ließ.

» Kehrt zum Herdenplatz der Adoyan Enay zurück
Illium » 15.10.2018, 21:16 » Herdenplatz AE #2

Azrael



Ein zartes Lächeln legte sich auf das Antlitz Illiums. Unverständnis schlug ihm von Azraels Seite entgegen und der Engel konnte nachvollziehen, weshalb. Vermutlich verstand er die Qual der Liebe noch nicht, die damals wie ein wildes Feuer durch Elanors Brust gejagt war. Doch dieses Feuer hatte etwas in ihr entfacht, was es ihr unmöglich gemacht hatte in den Höhen des Himmels zu verweilen. Wenn er sich den braunen Hengst vor sich so ansah, fragte er sich wie lange dieses Unverständnis wohl noch bestehen würde. Es war nur eine Frage der Zeit. Das Gefühl der Liebe würde auch das Herz des Todesengels beflügeln und die Uhr tickte. „Sie hatte dort ebenfalls alles, was sie brauchte…“, sprach er sanft. „Bis du nicht mehr da warst.“ Illium wollte sein Gegenüber beruhigen und ihm zusprechen, doch Azrael schien langsam zu verstehen, was er mit seinen Worten implizierte. 

Doch egal wie tief Azraels Schreck zu gehen schien, wie sehr er sich selbst die Schuld zuschob, für das was Ariel damals geschehen war, so konnte er den Blick doch nicht von ihr loslösen. Es war ein Strafe und Segen zugleich, dabei zusehen zu dürfen, wie sich diese beiden verlorenen Seelen langsam wieder einander annäherten. Doch trotz der offenkundigen Anziehung, die selbst ein Pferd mit wenig Verstand und gering vorhandener Auffassungsgabe bemerkt hätte, schien Azrael sich zwanghaft von Elanor fern halten zu wollen. Auffordernd trat Illium näher an den stattlichen Hengst heran, um ihn aus seinen verworrenen Gedankengängen zu locken und ihn in das Hier und Jetzt zurückzuholen. „Rede mit ihr.“, sprach er eindringlich. „Die Reise mit dir hat ihr gut getan.“ Illium hatte wenig mit Ariel zutun gehabt und bis vor kurzem nicht einmal gewusst, wie sie sich auf Erden wandelnd nannte, doch als er sie wieder zu Gesicht bekommen und erkannt hatte, wer dort vor ihm stand, hatte er eine drastische Veränderung in ihrer Haltung bemerkt. Das Glitzern in ihren Augen, die Hoffnung, die zwischen den Wolken verloren gegangen war, war wieder in ihren Blick getreten. 

Gemeinsam waren die beiden zu den Adoyan Enay gestoßen und Illium hoffte inständig, dass sie dieses Leben auch gemeinsam verlassen würden. Wenn ihre Blicke sich trafen, erinnerte sich der Erzengel an eine längst vergessene Zeit zurück. An eine Zeit, in welcher er ebenso empfunden hatte. Die Liebe konnte man leugnen, aber selten verstecken. „Es wird ihr helfen.“, gab er nachdrücklich zu verstehen. „Und dir auch.“ Illium konnte sich schon denken, dass Azrael versuchen würde sich diesem äußerst wichtigen Gespräch zu entziehen, doch er wollte dies nicht zulassen. Die beiden hatten das Glück verdient, welches sich für sie am Horizont abzeichnete. Früher oder später würde sich Elanor an ihr wahres Selbst erinnern und Azrael als den erkennen, dem sie ihr Herz geschenkt hatte. Der Erzengel wagte es beruhigend seine Schwingen auszubreiten und sie in einer Geste des Zuspruches über Azraels Rücken zu legen. Er vertraute in die Fähigkeiten des anderen. Gezweifelt hatte er wohl nie an ihm und obwohl er das Schicksal nicht ändern konnte, konnte er dennoch hoffen, dass es sich in eine Richtung bewegte, die alle Beteiligten glücklich machte. Mit einem verabschiedenden Nicken und einem sanften Lächeln wandte sich Illium schließlich von dem Todesengel ab und entfernte sich, um Azrael etwas Zeit für sich selbst zu geben. Er hoffte inständig, dass er über seine Worte nachdenken würde, doch zur Handlung zwingen konnte er ihn nicht. Es lag nun an Azrael, wie er mit den gegebenen Informationen umgehen würde.

» begibt sich zum Randgebiet der Adoyan Enay
Illium » 27.09.2018, 20:39 » Herdenplatz AE #2

Azrael 



“Ich wünschte es wäre anders.” Illium blieb still. Er verstand diesen Wunsch, konnte ihn wohl besser nachvollziehen, als viele andere hier und dennoch konnten sie beide nichts an ihrer Situation ändern. Man musste akzeptieren, was das Leben einem schenkte und weitermachen. Anders würde man niemals vom Fleck kommen und auch Illium verstand langsam, dass er Dinge nur ändern konnte, wenn er die Situation zunächst akzeptierte. Es gab nie einen einfachen Ausweg. Nachdenklich musterte der Schecke Azrael, seine prächtigen dunklen Schwingen und seinen zur Seite gedrehten Kopf. Er hatte das Profil eines Aristokraten und die Ausstrahlung eines mächtigen Herrn. Und dennoch schien er mit sich selbst nicht im reinen zu sein, knickte in der Mitte durch, wie ein vom Sturm geschundener Ast. Doch plötzlich änderte sich seine Haltung. Azraels Schultern strafften sich, die Ohren stellten sich steil nach oben und - das Wichtigste - seine Augen begannen zu leuchten. Der trübe Ausdruck in ihnen wich einem fast sehnsüchtigem Glitzern und Illium brauchte seinem Blick nicht zu folgen, um zu wissen auf wessen Haupt sein Augenpaar lag. Vielleicht gab es doch Hoffnung für die beiden. Der Erzengel hoffte es und betete für eine Zeit des Glücks, die das Leben der beiden Seelen erfüllen sollte. 

Als Azrael sich ruckartig zu ihm zurückdrehte, begann Illium zu lächeln. Es mochte unangebracht wirken, aber der Schecke konnte sich nicht daran hindern. Nicht, wenn die Flamme der Hoffnung erneut in seinem Innersten loderte. Es war kein Geheimnis, dass Illium es genoß dabei zuzusehen, wie sich Paare zusammenfanden und einander glücklich machten. Es war selten eine Eigenschaft, welcher andere große Bedeutung zusprachen, doch gerade in diesem Moment erfüllte sie Illium mit absoluter Freude. Doch Azrael wollte nicht akzeptieren, was Illium ihm in einem Moment des Leichtsinns offenbart hatte. Er stemmte sich gegen die Wahrheit, sträubte sich davor, als sei er derjenige, der all das Leid über sie beide gebracht hätte. Illium seufzte schwer. Vermutlich glaubte er das tatsächlich. Die Stimme des Engeles hallte über den Herdenplatz und aus dem Augenwinkel nahm Illium war, wie einige mit dem grasen innehielten und sich ihnen mit besorgten Blicken zuwandten. “Zügle dich.”, sprach er mit ruhiger Stimme. Viele seiner Treusten hatten bereits Angst vor dem Todesengel und Illium wusste, dass Azrael trotz aller Vorurteile eine Gemeinschaft verdient hatte. Man sollte anfangen ihn so zu sehen, wie er war, nicht so wie anderen wollten das man ihn wahrnahm. Dabei dachte Illium vor allem an den hohen Rat, dessen Entscheidung Azrael zu einem Schatten seiner selbst gemacht hatte. 

“Ich verstehe deinen Zorn.”, wisperte er eindringlich und trat einen Schritt näher an Azrael heran. Man versuchte häufig Dinge zu leugnen, um einen schrecklichen Missstand besser verkraften zu können. Doch mittlerweile wusste er, wie wenig es half, vor der Realität davonzulaufen. “Doch die Wahrheit wirst du nur von ihr erfahren.” Illium war sich nicht einmal sicher, ob Azrael es in seinem momentanen Zustand verkraftet hätte, die ganze Wahrheit zu kennen. Doch auch der Erzengel konnte nur wiedergeben, was er vermutet und gehört hatte. Den vollen Einblick in Elanors Gefühlswelt würde Azrael nur bekommen, wenn er mit ihr sprach und der Schecke hoffte inständig, dass die beiden anfingen miteinander zu sprechen, sich annäherten und früher oder später erkannten, wer sie füreinander waren. Selbst jetzt konnte der Engel erkennen, dass die beiden sich vervollständigten, doch die Frage, ob das Schicksal es gut mit ihnen meinte, war ungeklärt. Elanor schien sich nach wie vor nicht erinnern zu können und Illium hatte Angst vor dem Tag, an dem sie es tun würde. Würde sie sich selbst für ihre Entscheidung hassen? Oder würde sie nach wie vor zu den Wünschen ihres Herzens stehen und sich demjenigen entgegenstellen, für den sie all das Leid in Kauf genommen hatte? 

“Ich kann dir versichern, dass dir selbst das Leben im Himmel einige Dinge nicht bieten kann.” Vermutlich war es für Azrael schwer zu verstehen. Aus einer Welt herausgerissen, die er mehr geliebt hatte als sich selbst, war es natürlich ein sehnlicher Wunsch von ihm zurückzukehren. Wie manche Engel ihre Flügel aufgaben war für ihn wohl unverständlich. Aber Illium erinnerte sich an das Gefühl der Wärme, sobald er die Zuneigung seiner Liebsten empfangen hatte. Selbst jetzt war er sich sicher, dass er für dieses Gefühl den ewigen Ausschluss aus ihrer Gemeinschaft in Kauf genommen hätte. Doch dann erinnerte er sich an seinen Berater, das momentane Ziehen in seiner Brust und nannte sich im Innersten selbst einen Heuchler. Es war schwierig. Das Leben war schwierig. “Sie wird sich an dich erinnern. Mit der Zeit.” Ob Azrael das überhaupt wollte? Ob der Selbsthass sein Herz bereits so zerfressen hatte, dass er nicht länger daran glaubte Liebe zu verdienen? Illium hoffte inständig, dass sie beide eines Tages zueinander finden würden und das aus dem geteilten Leid, ein schönes Leben in Ewigkeit geboren wurde. 
Illium » 25.09.2018, 20:05 » NP Gebetsstätte #1

Galen




Ein Zittern ging durch den nachtschwarzen Leib an seiner Seite und Illium tat Galen den Gefallen und ignorierte den offenkundigen Schreck, den er seinem Freund mit seinen Überlegungen verschafft hatte. Er konnte selbst das Grauen nicht leugnen, welches die Gedanken an die Zukunft in ihm auslösten. Aber was hatten sie noch zu verlieren, außer die Adoyan Enay, die ihm treu ergeben war? Illium würde zu den Corvus Corax ziehen, in der Hoffnung etwas zu bewegen. Sollte er nicht zurückkommen, wusste er, dass er auf die Verbliebenen zählen konnte. „Wir können Ihnen nur vertrauen. Einen andere Möglichkeit haben wir nicht, auch, wenn ich deine Befürchtung teile.” Die tiefe Stimme seines Freundes löste seine Anspannung etwas, doch er konnte den verbitterten Zug um seinen Mund nicht fallen lassen. Illium nickte nur barsch auf die Worte Galens. Er würde ihnen nicht vertrauen. Er würde so tun. Er war nicht länger dazu fähig sein Vertrauen irgendjemandem zu schenken. Selbst wenn es nur Vorsichtsmaßnahmen waren, so würde er die Corvus Corax weiterhin beobachten, ob nun aus Paranoia oder reinem Selbstschutz heraus. Nicht noch einmal würde er das weitere Fortschreiten dieses Krieges dem Zufall überlassen. Er konnte Fremden nicht trauen, wenn er nicht einmal sich selbst trauen konnte. Beschämt sah er zur Seite, als er sich an den Tag erinnerte, an welchem die dunklen Stimmen es beinahe vollbracht hatten, ihn zu vernichten. Ohne Halos Güte hätte er es vermutlich geschafft sich selbst zu zerstören und somit auch jegliche Hoffnung auf ihren Sieg. Es war schwierig einzusehen, doch er war wichtig und um alle, die ihm lieb und teuer waren, zu beschützen, musste er sich selbst am Leben erhalten. Und dennoch musste er sich bereits jetzt auf seinen Niedergang vorbereiten. Wäre die Adoyan Enay unvorbereitet, wenn er fiel, würden sie erneut einen Rückschlag einstecken, der sie viele Monde kosten würde. Er wollte seine Freunde, seine Familie, nicht noch einmal durch diese schreckliche Zeit der Trauer schicken müssen.

 

Illiums Kopf zuckte ruckartig herum, als Galen plötzlich weitersprach. Er wollte ihn begleiten? Die goldenen Augen des Schecken waren weit aufgerissen und für einen Augenblick lang vermochte er es nicht, seine Stimme zu erheben. Er wusste, dass Galen ihm treu ergeben war. Wie alle Geschworenen. Sein Vertrauen beschränkte sich nur noch auf einige wenige Mitglieder der Adoyan Enay, doch er wusste mit ganzem Herzen, dass er ihnen vertrauen konnte. Für die Ewigkeit. Dennoch hätte er nie geglaubt, dass Galen sich freiwillig bereit stellen würde, ihn auf eine solch wichtige Mission zu begleiten. Ein zartes Lächeln ließ seine Mundwinkel nach oben zucken und er trat einen Schritt näher an Galen heran. Ohne ihn stünde er jetzt nicht hier. Er brauchte Galen, so wie er die Luft zum atmen brauchte. “Ich würde es sehr schätzen, dich an meiner Seite zu wissen.”, wisperte er. Bereits jetzt sah er dem ganzen viel optimistischer entgegen. Galen hatte eine Art an sich, die ihm Sicherheit verlieh. Er war die Stütze in seinem Rücken und der Wind unter seinen Flügeln. Sein bester Freund. Dankend lehnte sich Illium gegen den warmen Körper an seiner Seite. Doch Galen war noch nicht fertig, sprach erneut Worte, die gezeichnet waren von Selbstzweifeln und einem tief verwurzeltem Hass auf sich selbst. Illium konnte nur hoffen, dass er es eines Tages vollbringen würde sich selbst zu vergeben. “Nein.” Ein einziges Wort, klar gesprochen und so nachdrücklich über die Lippen gebracht, dass niemand es wagen würde seine Entscheidung auch nur in Frage zu stellen. “Nein,”, begann er, dieses Mal sanfter, “Dmitri wird bei den Adoyan Enay bleiben.” Ein einziger Gedanke an ihn und er spürte nicht länger die Kälte des Winters, den Wind, der unbarmherzig an seinem Langhaar zerrte oder die Schneeflocken, die sein Fell durchnässten. Harsch schob er den Gedanken an den Schimmelhengst zur Seite und versuchte sich an einem zittrigen Lächeln. Es wollte ihm nicht ganz gelingen, so war ihm doch bewusst, was die plötzliche Wärme die seine Brust bei Dmitris Namen erfüllte, bedeutete. “Wenn wir scheitern wird er wissen, was zu tun ist.” Denn es gab nur noch einen Einzigen, dem er wirklich mit dieser schwierigen Aufgabe vertraute. Es waren nicht die restlichen Geschworenen, die er alle an Raphaels Tod hatte zerbrechen sehen, oder Caliane, die seit Monden nicht auf seine Bitten reagiert hatte. Es war seine rechte Hand, die es bis jetzt immer geschafft hatte einen kühlen Kopf zu bewahren. Illium hoffte, betete, dass dieses Vertrauen in Dmitris Fähigkeiten der einzige Grund war, weshalb er ihn hier behalten und nicht mit sich, in das gefährliche Gebiet der Corvus Corax, nehmen wollte. “Hoffen wir, das es nicht dazu kommt.”
Illium » 25.09.2018, 17:29 » Herdenplatz AE #2

Azrael



Es schmerzte, Azrael dabei zuzusehen, wie er sich voller Hoffnung an eine Erklärung klammerte, die weniger Pein und Seelenschmerz versprach. Auf das Antlitz des Engels trat nur ein trauriges Lächeln. Illium hätte ihm gerne zugestimmt, ihm beteuert, wie Recht er damit hatte und das Elanor unmöglich die Heilerin sein konnte, die all ihre Wunden geflickt hatte. Doch er konnte nicht voller Überzeugung hinter diesen Worten stehen, wenn er die Wahrheit kannte. Er hatte sie erkannt, hatte die fehlenden Schwingen gespürt sowie den Hauch der Verzweiflung, der Elanors Seele beiwohnte. Die Art Verzweiflung, die nur von den Gefallenen ausging, die seinen Weg kreuzten. Die selbe Art Verzweiflung, die auch an Azrael klebte, wie der Geruch des Todes. “Ich bin mir sicher.”, sprach er und seine Worte waren endgültig. Er wusste aus eigener Erfahrung, wie einfach es war, sich an Wahrheiten festzuklammern, die der eigenen Vorstellungskraft entsprungen waren. Dinge zu leugnen und sich, vor lauter Entsetzen vor der Realität, an etwas leichter zu akzeptierendem festzuklammern, war ebenso eine Stärke wie Schwäche des Erzengeles. Doch er weigerte sich zuzulassen, dass ein weiterer seiner Gefährten sich zu diesem Verhalten herablassen würde. Azrael war stark und obwohl es nicht an Illium war die gesamte Geschichte zu erzählen, so war es doch seine Pflicht ihn darüber in Kenntnis zu setzen, was es mit der Palominostute auf sich hatte. 
Doch er zögerte. Wie sooft zögerte Illium, da er es nicht ertragen konnte, wenn sich Schmerz und Leid auf dem Gesicht seines Gegenübers abzeichneten. Er wollte nicht, dass sich das Herz Azraels zusammenzog, aufgrund einer Tatsache, für die er schlicht und ergreifend nichts konnte. Noch mehr Angst hatte er davor, dass Azrael seinen Schmerz geheim hielt, oder einfach gar keinen verspürte. Elanor hatte viel durchstehen müssen und Illium wünschte sich ein glückliches Ende für sie. Doch momentan sah es so aus, als würde die Barriere, die sie freiwillig aufgebaut hatte, sie von ihrem eigenen Glück abtrennen. Illium war nicht mächtig genug diese zu entfernen und auch Azrael konnte er nur ermutigende Worte mit auf den Weg geben, nicht aber in seine Gefühlswelt eingreifen, oder den beiden Engeln das schenken, was sie verdient hatten. Azrael sprach weiter, doch das Einzige was Illium hören konnte, war der Wunsch der Realität zu entfliehen. Natürlich hatte der Braune recht. Ariel war immer eine fromme und gutherzige Seele gewesen, beliebt und geschätzt im Rat und sie hätte den Engeln vermutlich noch ewig gedient, hätte sie sich nicht in etwas eingemischt, aus dem sie sich hätte raushalten sollen. Obwohl Illium zugeben musste, dass er ihren Mut und ihren Sinn für Gerechtigkeit schätzte. Sie war ein Vorbild. Für viele von ihnen.
“Sie fiel wegen dir.” Stille breitete sich zwischen ihnen aus, während Illium die Worte auf Azrael wirken ließ. Er hatte ihm den Grund nicht sagen wollen, aber es lag nicht in seiner Natur zu lügen und sich der Wahrheit vollkommen zu entziehen. Um die Situation zu verstehen brauchte Azrael jede Information die er bekommen konnte, auch wenn es Dinge gab, die Illium ihm, aus reinem Respekt Elanor gegenüber, nicht offenbaren konnte. Der Engel räusperte sich und legte die blauen Schwingen enger an seinen Körper, beinahe um sich selbst Mut zuzusprechen. “Mir ist nicht klar weswegen.”, log er und wandte den Blick ab. “Ob sie das Unrecht, welches dir angetan wurde nicht ertrug, oder ob sie andere Beweggründe hatte bleibt mir schleierhaft. Aber sie entschied sich aus freien Stücken dazu, ihre Flügel für dich aufzugeben.” Ein großes Opfer. Illium erinnerte sich an die Jahre, die es gebraucht hatte, bis seine prächtigen Schwingen sein Haupt wieder in ihrer alten Schönheit geschmückt hatten. Vielleicht ähnelten er und Elanor sich mehr, als er zunächst geglaubt hatte. Schließlich hatte auch er seine Federn auch aus nur einem einzigen Grund verloren. Liebe. Nur, das Illium sich noch in die Lüfte erheben konnte und ihn nichts weiter an die damalige Zeit erinnerte, als der kleinen Stich in seinem Herzen, wann immer er an seine frühere Geliebte dachte. Elanor hingegen hatte ihre Flügel auf ewig gegen die Hoffnung auf Liebe eingetauscht.
Illium » 25.09.2018, 16:51 » NP Gebetsstätte #1

Galen




Illium legte den Kopf schief, als Galen begann mit tief nachklingender Stimme zu sprechen. Sein Freund hatte recht. Sie waren schon immer ein sehr in sich gekehrtes Volk gewesen, nicht gewillt Fremde einfach in ihren Reihen aufzunehmen, doch es waren harte Zeiten angebrochen. Spätestens Raphaels Tod hatte ihm das vor Augen geführt und seinen leichtsinnigen Geist vertrieben. Sie konnten sich nicht länger auf sich selbst verlassen. Die Adoyan Enay mochte stark sein, aber sollte Faithless sich Hilfe bei einer der anderen Herden suchen, so wären die Folgen fatal und Illium war nicht bereit es darauf ankommen zu lassen. Er hatte sich dem Schutz seiner Herde verschrieben und er würde alles notwendige tun, um sie vor dem drohenden Untergang zu bewahren. 
„Die Corvus Corax sind stark.“, sprach Illium nach einiger Zeit. Sie waren sogar sehr stark. Wann immer der Wind kleine Fetzen an Informationen an seine Ohren brachte, hörte er von ihrer Disziplin, ihrer Loyalität und ihrer Macht. Doch das Wort, welches ihn am meisten ängstige, war Magie. Illium war schon lange klar gewesen, dass sie nicht die einzigen Wesen waren, die sich in diesem Tal über die Sterblichen erhoben, doch es war eben das Unbekannte, welches er nicht einzuschätzen wusste und welches ihn sorgte. „Sollten sie sich eines Tages dazu entscheiden sich gegen uns zu wenden, könnte ich kaum beschreiben, wie viele Opfer es auf beiden Seiten zu verzeichnen gäbe. Sie wären mächtige Verbündete…“ Und ebenso mächtige Feinde. Faithless war wie vom Erdboden verschluckt und der Erzengel hatte keinerlei Informationen über seinen Verbleib. Seine Spione taten alles in ihrer Macht stehende, doch er blieb verschollen. Wer wusste schon, ob er sich bereits mit den Corvus Corax in Verbindung gesetzt hatte? Unruhig begann Illium mit dem Schweif zu schlagen. Niemand sonst kam ihm in den Sinn. Er hatte von den Alacres Pacem gehört und ihrem törichten Streben nach Frieden, ebenso von dem sich bildenden Rudel, dessen Lageplatz näher an dem der Gaistjan Skairae angrenzte, als ihm lieb war. Illium zweifelte daran, dass ihre Vorstellungen sich deckten und der Erzengel war nicht bereit, einen Waffenstillstand einzuräumen. Er wollte Rache und früher oder später würde er diese bekommen.
„Ich werde mich mit Seelendieb in Verbindung setzen. Ich fürchte nur, dass die Corvus Corax Informationen über die Adoyan Enay gegen uns verwenden könnten.“ Einst hatte Illium jeden mit einem offenen Lächeln gegenüber gestanden, ihnen sein Vertrauen geschenkt und darauf gehofft, dass dieses nicht missbraucht wurde. Mittlerweile konnte er sich dieses Verhalten nicht mehr leisten. An der Spitze der Adoyan Enay war er misstrauischer geworden. Es war nicht länger nur sein eigenes Leben, welches er aufs Spiel setzte, sondern das all seiner Anhänger. Er liebte jedes einzelne Mitglied seiner Herde und er würde alles tun, um sie zu beschützen. Seelendieb mochte vertrauenserweckend wirken, aber einen Eid zwischen ihren Herden war ein großer Schritt, vor allem mit der Gefahr, dass der Rappe sich eines Tages gegen sie wenden könnte.
„Ich mache das nur ungern.“, fasste Illium seine verworrenen Gedanken in Worte. Er konnte das Gefühl in seiner Brust selbst kaum beschreiben, doch es vermochte seinen Herzschlag in die Höhe zu treiben und ihm die Kehle zuzuschnüren. Er wünschte es wäre einfacher. Er wünschte, er könnte diesen Schritt umgehen, sich darauf verlassen, dass ihre eigenen Kräfte reichen würden, doch eine einzige Fehlentscheidung seinerseits und sie müssten alle darunter leiden. „Ich sehe keinen anderen Weg.“, wisperte er. Sobald die Zweige sich nicht mehr unter der Last des Schnees biegen würden und der Fluss mehr Wasser führte, würde er sich mit seinen treu zur Seite stehenden Gefährten zu den Corvus Corax aufmachen. Es war eine beschlossene Sache und Illium spannte seine Kiefermuskeln an, als er verstand, wie endgültig dieser Entschluss war. Er wusste nicht was ihn erwarten würde, aber es war wohl ratsam sich bereits jetzt darauf vorzubereiten. Die Reise zum Dunkelwald war nicht kurz und es behagte ihm nicht, die anderen für einen längeren Zeitraum alleine zu lassen, doch diese Verhandlung war auch nichts, was er einen Botschafter erledigen lassen konnte. Nein, es war ausgeschlossen, er musste sich dieser Aufgabe selbst stellen.
Illium » 19.09.2018, 23:10 » [NP] Götterhain

Halo


Selbstzweifel waren kein guter Begleiter auf dem Weg in einen Krieg. Das hatte Illium bereits feststellen müssen und dennoch nagten es unerbittlich an seiner Seele. All die Dinge, die er bis jetzt falsch gemacht hatte, verdeutlichten ihm bloß, wie wenig er es im Anbetracht dessen verdiente, die Adoyan Enay zu leiten. Er wollte Calianes Entscheidung nicht infrage stellen, oder sie gar als eine Heuchlerin betiteln, die ihm aus reiner Verzweiflung die Leitung der Herde übergeben hatte, aber war es nicht offenkundig, dass er mit dieser Aufgabe restlos überfordert war? Stetig schlichen sich seine Ängste und Befürchtungen in seine Träume, ließen ihn im erkaltendem Schweiß erwachen und pressten ihm die Luft aus den Lungen. Der goldene Blick Illiums zuckte zu Halo. Vielleicht hatte sie recht mitdem was sie sagte. Ihr unerschütterliches Vertrauen ihm gegenüber ehrte ihn, andererseits kam in ihm auch die Furcht auf, dass sie ihn einfach nicht verstand. Wie so viele. Was geschehen war, war geschehen. Vielleicht erklärte es sein Verhalten, ja, aber entschuldigen tat es dies noch lange nicht. Illium war nicht gewillt, sich auf diesen Tatsachen auszuruhen. Er musste für seine Herde da sein, sie schützen und sie nicht noch weiter mit seinem wirrem Blick und seinen verworrenen Gedankengängen in das sichere Verderben stürzen. Er konnte sie nicht im Stich lassen und genau das tat er gerade.

Mit einem Räuspern sammelte er sich, versuchte sein eingeknicktes Haupt wieder aufzurichten und die herabhängenden Flügel wieder in ihrer vollen Pracht auszubreiten. Es gelang ihm eher schlecht als recht, aber es genügte für den Anfang. Vor Halo konnte er seinen wirklichen Gemütszustand ohnehin nicht mehr verbergen und wenn er ehrlich war, tat es gut seine Ängste nicht länger zu verschweigen. Es tat gut sich Jemandem anvertrauen zu können. Die Panik in seinen Augen schwand langsam und seine verkrampften Muskeln lösten sich. Es war die Wahrheit. Er konnte ihr vertrauen. Bestimmt schüttelte er den Kopf. “Nein. Danke dir, es geht schon.” Eigentlich ging es nicht. Mit seinen Worten versuchte er bloß die Wahrheit zu verleugnen, dass es ihm momentan eben nicht gut ging. Die Verantwortung, die er plötzlich besaß schien ihn zu erdrücken und die Macht, die durch seine Adern floss, zerriss ihn förmlich. Aber Illium besaß noch die Hoffnung, das, wenn er oft genug wiederholte, dass es ihm gut ging, es zur Realität werden und er selbst daran glauben würde. “Ich denke… Ich denke ich würde mich gerne noch etwas mit dir unterhalten.”, gab er mit leiser Stimme zu und trat ein paar zaghafte Schritte in Halos Richtung. Er war nicht gewillt sich weiter von seinem Zustand lenken zu lassen und dennoch brachten seine Gedanken ihn immer wieder zurück zu dem Moment, in welchem er sich fast selbst verloren hatte. “Hast du je so empfunden?”, brach es in einem Augenblick der Unachtsamkeit aus ihm heraus. Unruhig begann er mit dem Schweif zu schlagen, als er verstand, was er da gerade gesagt hatte. “Verzeih, ich… Ich frage mich nur manchmal, ob nur ich es bin, der sich beizeiten so… hilflos fühlt?” Wenn er sich in seiner näheren Umgebung umsah, waren überall seine Gefährten, die ihn umringten und beistanden. Jason, Dmitri, Venom... Alles unglaublich starke Persönlichkeiten, die nichts in die Knie zu zwingen schien. Er zweifelte ihre Loyalität keinesfalls an, doch sie waren alle so erfahren, wirkten so stark und unnahbar. Manchmal wusste Illium nicht, ob er im Endeffekt der einzige war, der darin versagte seine Gefühle unter Kontrolle zu halten.

// Sorry, dass es gegenüber deinem Text jetzt so kurz ist, aber ich versuche einfach mal mich an meine guten Vorsätze zu halten. XD //
Illium » 14.12.2017, 18:06 » NP Gebetsstätte #1

Galen




Bis zu seinem letzten Atemzug. Galens Worte hallten in Illiums Kopf nach und für einen kurzen Augenblick breitete sich ein Gefühl in ihm aus, welches er nicht benennen konnte. Es war eine Mischung aus Reue und Sehnsucht, raubte ihm kurzzeitig den Atem und vermutlich auch den Verstand, denn er starrte seinen alten Freund für einen Moment an, als habe er einen Geist vor sich. Natürlich war ihm bewusst gewesen, dass die Geschworenen sich nun ihm verschrieben hatten, sich für ihn aufopfern und für ihn kämpfen würden, aber diese Worte an sich gerichtet zu hören, so klar und unmissverständlich, war dennoch etwas, was Illium nur schwer fassen konnte. Nur langsam konnte er sich an den Gedanken gewöhnen, Leben kontrollieren zu können. Man folgte seinen Anweisungen, tat, was er selbst für richtig hielt und auch wenn Dimitri als Berater an seiner Seite stand, so würde es früher oder später geschehen, das er eine falsche Entscheidung traf, die das Leben einiger seiner Anhänger fordern würde. Unruhig druckste er herum, trat von einer Stelle auf die andere und suchte mit einem wild umher fliegenden Blick nach Worten. Ein Danke erschien ihm hohl, fast schon idiotisch nach einer solchen Offenbarung. Dann gab es da noch die Wahrheit. Er wollte nicht, das sein Freund wegen ihm starb. Ein egoistischer, närrischer Wunsch, wenn man in Anbetracht zog, das sie kurz vor einem Krieg standen. Schwer schluckend brachte er sich dazu diese Gedanken zu verwerfen und nickte bloß mit einem zarten Lächeln auf die Worte des Rappen. Der Anblick des anderen beruhigte ihn. Er mochte niedergeschlagen sein, ein wenig in sich zusammengesunken, aber er war dennoch eine prachtvolle Gestalt, mit gewaltigen Schwingen und stark definierten Muskeln. So wie er neben Illium stand, wirkte er wie eine Naturgewalt. Unzerstörbar und kraftvoll. Illium ignorierte die leise Stimme in seinem Kopf, die ihn an Raphael erinnerte. Einen Erzengel, stärker als sie alle, der ebenfalls sein Leben verloren hatte. Und Caliane, stark, schön, ebenfalls verschwunden und vermutlich ein Opfer ihrer gequälten Seele. Illium senkte den Blick. Er musste an andere Dinge denken, nicht an die Toten, die der Krieg opfern würde, sondern an die Leben, die er schenken würde. Nachdenklich sah er hinaus auf den See, betrachtete die Spiegelung des Nachthimmels und verlor sich für einen Augenblick in der Schönheit, die sich ihm bot.

Da erhob sich Galen. Es war als würde das Meer nach der Ebbe zurückkehren. Der Rappe baute sich neben ihm auf, hob den Kopf wieder an und streckte die mächtigen Schwingen. Illium betrachtete das Schauspiel nur mit einem liebevollen Lächeln auf den Lippen. Sein Freund war wunderschön und der Engel hoffte inständig, dass ihm dies bewusst war. Es tat gut ihn mit neu gewonnenem Selbstwert zu sehen, mit Hoffnung im Blick und Ehrgeiz in der Stimme. Einen Augenblick noch gestattete er sich Galen zu betrachten, das Bild eines wieder aufgerichteten Freundes in sich aufzunehmen, bevor er zurück auf den See blickte. Sein goldener Blick verharrte noch eine Weile im Nichts, bevor er die Augen schloß und tief durchatmete. 
„Es wird Krieg geben, Galen.“, gab er schließlich von sich. Er hatte diese Worte nie ausgesprochen, hatte sie nur stetig gedacht. Es war kein Geheimnis, wahrlich nicht. Der Wunsch nach Rache war zu groß, als das ihn irgendjemand nicht hätte mitbekommen können und viele schienen sich bereits auf das Leid vorzubereiten, welches der Krieg mit sich bringen würde. Es war mittlerweile unumgänglich. Faithless hatte ihnen etwas genommen, was sie alle in Ehren gehalten hatten. Doch auch er bereitete sich vor. Illium wusste nicht wie - eines seiner größten Probleme - und er wusste auch nicht, wie lange sich diese unangenehme Zeit zwischen der Ruhe vor dem Sturm und dem Krieg noch hinziehen würde, doch eines war gewiss, die Adoyan Enay mussten ebenfalls vorbereitete sein. 

„Unsere Spione haben ihn seit Ewigkeiten nicht gesehen.“, sprach er weiter. „Das letzte Mal mit einer Stute, allein, fort ab seiner Herde. Es muss Monate her sein. Aber ich glaube nicht, dass er die Gaistjan Skairae verlassen hat. Ich habe viel mehr die Befürchtung, dass er etwas plant.“ Illiums Blick trübte sich und er scharrte unruhig mit einem Vorderhuf durch den Schnee. Er mochte versuchen sich mit dieser Geste zu beruhigen, doch die Unwissenheit machte ihn trotzdem schier wahnsinnig, egal was er sich auch vormachen wollte. Einen Augenblick verweilte er noch im Schweigen, bevor er den Kopf zu seinem Freund drehte und ihn fest ansah. Er hatte sich natürlich Gedanken gemacht, doch ob diese Pläne wirklich Wirkung zeigen würden… Der Schecke befand, dass es Zeit war sich einem Freund anzuvertrauen. Oder einem seiner Geschworenen.
„Es ist mir zu riskant noch mehr in ihr Gebiet zu schicken, wenn wir nicht wissen, was dort vor sich geht. Aber mir ist auch kein anderer Weg bekannt, herauszufinden, was sie planen.“ Seufzend senkte er den Blick und sammelte sich kurz um die richtigen Worte zu finden. „Die Adoyan Enay ist stark, aber… Vielleicht ist es Zeit die anderen Herden zu kontaktieren, um in Notsituationen Jemanden auf unserer Seite zu haben.“ Illium hatte lange über diesen Schritt nachgedacht und er konnte nur hoffen, dass er den anderen Engel damit nicht zu sehr empörte. Bisher hatten sie sich von den anderen abgekapselt, waren für sich geblieben. Eine friedliche, aber unantastbare Gruppierung. Dies zu ändern, wirkte wie ein schier unmöglich zu tätigender Schritt. Vorsichtig schielte er durch lange Wimpern zu seinem Freund hinauf. „Was glaubst du?“

Illium ärgerte sich darüber, wie unsicher und schwach seine Stimme klang. Nach Hilfe zu fragen mochte kein Unding sein, aber er empfand sich selbst nach wie vor als der wohl jämmerlichste Anführer der Adoyan Enay. Die Stimmen seiner Freunde, die him versicherten, dass er in die Aufgabe hinein wachsen würde, halfen, aber der Prozess war ein langer. Illium mochte vor seinen Herdenmitgliedern stark und selbstbewusst wirken, doch vor engen Freunden wirkte es fast, als würde er stetig einknicken. Illium wusste nicht, ob es an der Vertrautheit lag, oder einfach der Tatsache, dass er sich traute vor ihnen Schwäche zu zeigen, aber er wollte Galens Meinung hören, auch wenn ihm davor graute.
Illium » 24.05.2017, 18:21 » NP Gebetsstätte #1

Galen


Galens Schweigen beunruhigte Illium nicht direkt, aber es zog seinen Blick doch wieder auf den dunklen Leib seines Freundes. Der Schecke hatte nicht gelogen, als er Galen gesagt hatte, dass dessen Selbsthass wohl Strafe genug war, aber Illium hatte das Gefühl, dass diese Art der Selbstbestrafung viel weitere Kreis zog als gedacht. Galen war immer in sich gekehrt gewesen. Er war ehrenhaft und höflich, aber viele Worte sprach er in der Regel nicht. Illium hatte dies an manchen Tagen sehr an seinem Freund geschätzt. Es gab einfach Dinge, über die man nicht reden konnte, bei denen ein Blickwechsel allerdings alles aussagte. Worte waren in den meisten Fällen Waffen und Galen - ein Kriegsherr durch und durch - weigerte sich schlicht und ergreifend mit ihnen zu kämpfen. Illium hatte diese Eigenschaft immer bewundert, war er selbst doch so unglaublich schnell darin die Schwachpunkte anderer mit Worten auszunutzen. Natürlich hatte Galen einen Fehler begangen. Einen großen sogar. Aber es war nicht seine Schuld allein. Doch Galen sah aus, als würde er das wirklich glauben. Seine Augen waren trüb, aber dennoch Hasserfüllt. Illium war sich fast sicher, dass dieser Hass nicht nur den Gaistjan Skairae allein galt.

Ohne ein weiteres Wort hob er eine seiner Schwingen und legte sie über Galens Haupt. Es war eine alte Geste unter Freunden, eine die vor allem ihm selbst geholfen hatte. Damals. Damals hatte es noch so viel mehr bedeutet und Galen hatte dies gewusst. Illium, allein, Schuld an dem Tod seiner Geliebten und völlig nackt und kahl, ohne den Schutz seiner mächtigen Schwingen, hatte an genau diesem Ort gestanden, vollkommen verzweifelt und verstört. Galen hatte nicht viel sprechen müssen. Er hatte seinen starken Flügel über sie beide erhoben und Illium vor den gehässigen Blicken anderer geschützt, ihm zusätzlich das vertraute Gefühl von Federn an seinem Fell gegeben. Es gab keinen Tag, an dem sich Illium zerrissener gefühlt hatte, als an diesem. Doch das vertraute Gefühl der Wärme und die Nächstenliebe die sein Freund ihm entgegen brachte, hatten ihn aus dem dunklen Loch der Hoffnungslosigkeit gezogen. Ohne seinen Freund hätte er diese Zeit niemals durchstehen können. Illium konnte nur hoffen, dass Galen sich erinnerte und seine Geste verstand. Er würde ihm immer beistehen, komme was wolle. Es war nicht nur, weil Galen ihm damals geholfen hatte, es war einfach eine Selbstverständlichkeit für seinen Freund da zu sein, solange er konnte. 

Illium lächelte leicht, als Galen ihm dankte. Es war für ihn selbst ein Wunder, einen so treuen und beständigen Freund gefunden zu haben. Er konnte diese Dankbarkeit nicht in Worte fassen und das Galen es schon allein versuchte bedeutete ihm viel. "Immer.", antwortete er nur mit ruhiger Stimme und blickte Galen lächelnd entgegen. Sein Freund kam seiner Geste nach, wand endlich den Kopf vom See ab und blickte ihm entgegen. Einen Augenblick sah Illium seinem Freund fest in die Augen, gab ihm mit einem liebevollen Blick zu verstehen, dass er nicht allein war. Das egal wie sehr er es auch glaubte Illium immer an seiner Seite stehen und ihn unterstützen würde. Langsam schloss er die Augen und lehnte seine Stirn gegen Galens. "Es ist ein Kampf, den du nur allein gewinnen kannst, aber alleine bist du nicht. Du wirst immer Jemanden in mir finden, der dich unterstützt. Komme was wolle. Das verspreche ich dir." Illium wusste, das solch ein Schwur gefährlich werden konnte. Vor allem im Krieg. Seit einiger Zeit vertraute der Schecke sich selbst nicht mehr. Die unbändige Kraft die man ihm zugeteilt hatte schien ihn an manchen Tagen förmlich zu zerreißen und Selbstzweifel plagten ihn ständig. Er wusste, dass er irgendwann darüber hinweg kommen würde. Er musste, es gab keinen anderen Ausweg. Aber die Zeiten in denen er jegliche Selbstkontrolle verlor, wo sein Geiste ihm kurzzeitig zu entgleiten drohte, da bekam er Angst. Nicht nur um jene die ihm nahezu blind folgten, sondern Angst vor sich selbst. Er wollte Galen nicht im Stich lassen, indem er ihm die ewige Treue schwor und ihn dann in dieser grauenhaften Welt zurückließ. Zaghaft trat Illium zurück und lächelte seinem Freund zart entgegen. Dennoch änderte dies nichts an seinen Gefühlen. Solange er konnte, würde er bei ihm bleiben. "Wir sind bereit dich alle zu unterstützen. Aodhan, Jason, Dmitri, Venom..." Illiums Lächeln bekam kurz verschmitzte Züge und er legte leicht den Kopf schief. "Jessamy." Galen sollte bloß nicht vergessen, wer ihm alles zur Seite stand. Das hier war ein Rückschlag, den vor allem Galen nur schwer wegstecken konnte, aber sie würden darüber hinweg kommen. Eines Tages würde es ein Missgeschick sein, welches furchtbare Dinge nach sich gezogen hatte, aber es würde in der Vergangenheit liegen und nichts weiter sein als eine Erinnerung, die an manchen Tagen noch schmerzte. 

Er hoffte inständig, dass sein Freund es nicht wagen würde an sich selbst zu zweifeln. Sie brauchten ihn. Nicht nur als treuen Weggefährten und Freund, sondern auch als Krieger. Die Gaistjan Skairae waren verdächtig ruhig geworden und während andere anfingen sich zu entspannen, wurde Illium nur zunehmend unruhiger. Ruhe war nie gut. Es bedeutete, dass Dinge geplant wurden, von denen er selbst absolut keine Ahnung hatte und selbst seine Spione schienen nichts brauchbares herauszufinden. Illium wusste, dass sie die Gaistjan Skairae in einem offenen Kampf vernichten konnten. Doch vor allem in der letzten Zeit war das nicht der Stil von Faithless gewesen. Sie waren gerissen und alles was sie ihnen angetan hatten war im Stillen geschehen, so dass sie alle erst im letzten Augenblick davon erfahren hatten. Sie brauchten kluge Köpfe in ihren Reihen. Sie brauchten Galen, egal wie sehr er vom Gegenteil überzeugt sein mochte. 
Illium » 23.05.2017, 02:25 » Herdenplatz AE #2

Azrael


Azrael war ein prächtiger Engel. Seine Schwingen waren breiter als seine eigenen und das rostbraune Fell schimmerte in der Sonne, wie lodernde Flammen. Dennoch wirkte der Hengst kleiner als er eigentlich war. Geknickt, fast schon betrübt. Illium konnte sich vorstellen, wo diese Gefühle her kamen, aber er wollte den anderen was diese Dinge anging nicht bedrängen.  Der Himmel war ihre Heimat. Der Ort, an dem sie sich geborgen und sicher fühlten. Von Zuhause verstoßen zu werden war immer eine Angelegenheit, mit welcher man stark zu kämpfen hatte. Vor allem wenn es so geschah, wie damals bei Azrael. Der Todesengel, welcher in Ungnade gefallen war. Das waren die Worte des hohen Rates gewesen, aber Illium hatte gewusst, was die anderen wirklich zu der Verbannung Azraels getrieben hatte. Angst. Der Schecke wusste bis heute nicht, wovor sie sich gefürchtet hatten. Vor der Macht des Todesengel? Es war ein Unrecht gewesen, welches weder er noch Ariel hatten verhindern können. Und genau aus diesem Grund fing Illium an, Azrael nachdenklich zu mustern. Elanor, seine Heilerin. Ariel, der Erzengel, dessen Wissen die Welt zum Guten verändert hatte. Sie war eine reine Seele gewesen. So liebevoll und hilfsbereit, dass es Illium die Tränen in die Augen trieb. Und zur selben Zeit konnte ihr Zorn Brände entfachen. Ihre Gefühle waren immer geprägt gewesen von einer Leidenschaft, die selbst er nicht nachvollziehen konnte. Und eine unerwiderte Liebe hatte sie ins Verderben gestoßen.

Illium räusperte sich leicht und wand den Blick von Azrael ab. "Ja. Es handelt sich bei ihr um Ariel." Es war schwer, diese Worte laut auszusprechen. Sie alle hatten es bemerkt. Das vor ihnen war Ariel, aber in gewisser Weise war sie es nicht. Das vor ihnen war nicht wirklich eine Sterbliche, aber auch definitiv kein Engel. Die Schwingen fehlten. Die Macht. Es hatte Illium für einen kurzen Augenblick irritiert, bis er sich an die gefallene Ariel erinnert hatte. Ariel, die jetzt auf den Namen Elanor hörte. Es war eine Tragödie und Illium war es zuwider derjenige zu sein, der die Geschichte Azrael überbrachte. "Du warst bereits fort, als sie fiel.", versuchte er es zumindest in gewisser Weise zu erklären. Azrael musste verwirrt sein. Schließlich kannte er sie noch, wie sie sie alle gekannt hatten. Als Heilerin in den Wolken. "Sie war eine der alten Heiler. Hatte viele Schüler um sich herum und schenkte jedem ein Lächeln." Es war fast schon ironisch wie ähnlich sich Elanors damalige und jetzige Situation waren. "Ich bin mir nicht sicher, ob du dich an sie erinnerst. Aber sie wollte nicht, dass du fällst." Illium war sich nicht sicher, warum er diese Worte wählte. Azrael und Elanor waren zusammen gekommen, aber der Schecke hatte sie nach ihrer Ankunft kein einziges Mal zusammen gesehen. Es war einerseits verwunderlich und andererseits ernüchternd. Illium wusste, weshalb Elanor sich damals dazu entschlossen hatte zu fallen und einzusehen, dass ihr Wunsch nicht in Erfüllung gegangen war, war etwas, was Illium nur schwer mitverfolgen konnte. 

Illium blieb einen Augenblick still, wollte Azrael so wenigstens ein wenig Zeit geben, um sich an diese Informationen zu gewöhnen. Es war bei weitem nicht alles, aber zumindest auf den ersten Schlag genug. Illium selbst war erschrocken, als er die Palominostute vor sich als Ariel erkannt hatte. Er hatte sie ebenfalls nicht allzu sehr gekannt, aber der Schecke konnte sich auch nicht über die Natur von Azrael und Ariels früherer Beziehung im klaren sein. Illium fragte sich, wie Elanor es trotz ihrer verlorenen Erinnerungen geschafft hatte, Azrael zu finden. Oder war es einfach ihr Schicksal gewesen, wieder auf ihn zu stoßen? Ihr Fall war schon einige Zeit her und dennoch schienen sich die Beiden erst seit kurzem zu kennen. Wie lange war Elanor im Stillreich umher gewandert? Wie lange hatte sie Niemanden gekannt, außer sich selbst. Illium wollte sich nicht vorstellen, wie es war nichts und Niemanden zu haben. Nicht einmal Erinnerungen, die einen dazu brachten in schweren Zeiten zu lächeln. "Es wäre vermutlich besser, falls du sie gut kanntest, mit ihr nicht allzu viel über damals zu sprechen. Es scheint ihr nicht gut zu bekommen sich an vieles auf einmal zu erinnern." Er war nicht wirklich dabei gewesen, als Elanor sich an ihre früheren Tage erinnert hatte, aber man hatte ihm von Elanors migräneartigen Zuständen erzählt, sowie ihrem ab und an wiederkommenden Rückenschmerzen. Illium wusste natürlich was das bedeutete. Elanor vermutlich auch, aber ob sie wirklich wusste, weshalb sie sich auf Erden befand und nicht im Himmel, wo sie eigentlich hingehörte, stand in den Sternen. Hatte er Elanor und Azrael vielleicht deshalb so wenig zusammen gesehen? Erinnerte sie sich? Illium schielte kurz zu Azrael. Er glaubte insgeheim nicht, dass das der Grund war, aber er wollte sich auch nicht zu sehr einmischen. Denoch packte ihn die Neugierde. "Sie scheint dich jedoch von früher zu kennen." Das Elanor ihn sogar sehr gut zu kennen schien, sprach er nicht aus. 
Illium » 09.01.2017, 20:33 » NP Gebetsstätte #1

Galen


Schnee lag über der Illium so vertrauten Umgebung, glitzerte im Mondlicht wie in einem Märchen und gab der Landschaft einen fast schon mystischen Flair. Der Schecke ignorierte den kalten Wind, der an seinem Langhaar zerrte, lief unbeirrt weiter durch den Schnee und stellte seine Flügel schützen gegen die Kälte auf. Dieser Ort war heilig. Sonderbar und beruhigend zugleich. Die Hügel fielen sanft ab, führten zu in den Himmel ragenden Steinen, die sich kreisförmig vor einem See abzeichneten. Das Wasser glitzerte ebenso sehr im Mondlicht, wie der Schnee, der sich über das gesamte Stillreich gelegt hatte und Illium konnte nicht anders, als über diese Schönheit zu lächeln. Dieser Anblick hätte Aodhan sicherlich inspiriert. Mit zaghaften Schritten lief er weiter durch den Schnee, sah dabei zu wie seine Hufe die weißen Flocken aufwirbelten und er tiefe Spuren zog. Mit einem zärtlichen Blick begutachtete er die Silhouette eines Rappen, der vor der Steinformation stand und auf den See hinaus zu blicken schien. Illium trat nur langsam näher, stellte sich zunächst stillschweigend neben einen seiner treusten Freunde. 
"Galen.", murmelte er schließlich sanft. "Die Wunder dieses Ortes sollte man zu zweit genießen." Auch wenn Illium im Geheimen wusste, dass dies ebenfalls ein Ort der Isolation war. Ein Ort, an dem man bereuen konnte, was man falsch gemacht hatte und wo man um Vergebung bitten konnte, ohne das einen verurteilende Blicke straften. Doch das wussten sie Beide. Hatten sie nicht alle schon einmal diesen Ort aufgesucht, um sich selbst zu beruhigen? Illium bewahrte noch einige Zeit Stillschweigen, genoss das beruhigende Geräusch von Wasser, welches ans Ufer schwappte und gab Galen Zeit, sich an sein plötzliches Auftauchen zu gewöhnen.

"Dmitri glaubte es sei besser, dass ich mit dir spreche." Bei der Erwähnung des Schimmels lächelte Illium leicht und seine Augen glitzerten kurz eigenartig, ehe er sich wieder komplett auf seinen Freund konzentrierte. Vermutlich war es ohnehin besser, wenn er selbst mit dem stattlichen Rappen sprach. Dmitri war Jemand, den Illium über alle Maßen schätzte, aber wenn man ihn nicht kannte konnte er sehr harsch wirken. Die tiefe und innige Freundschaft die Galen und Illium verband bestand nun schon seit Jahrhunderten und der hübsche Hengst war froh darum. Galen hatte sich in der Zeit der Not liebevoll um ihn gekümmert und er würde ihm dies nie vergessen. Umso wichtiger war es, dass er selbst an der Seite des Rappen stand. Galen hatte ihm treu zur Seite gestanden, trotz seines Verrates. Illium würde das selbe für seinen Freund tun.
„Aufgrund deiner Unachtsamkeit hat die Gaistjan Skairae von uns erfahren. Eigentlich wäre es nun meine Aufgabe dich zu strafen, aber das tust du vermutlich selbst genug.“, sprach er mit beruhigender Stimme. Er kannte das Gefühl sich selbst Vorwürfe zu machen nur zu gut. Es nagte an einem, setzte sich tief im Innersten fest und wollte nicht loslassen, bis man eine Lösung für das Problem gefunden hatte. Doch manche Probleme konnte man nicht lösen, manche Dinge nicht rückgängig machen. Illium hatte lang gebraucht um dies zu akzeptieren und er hoffte, dass Galen sich schneller erholen würde, als er selbst. Sie hatten sich alle darauf verlassen, dass zunächst Niemand von ihnen erfuhr, aber das die Information früher oder später an fremde Ohren gelangen würde war absehbar gewesen. Das es durch einen der treusten Anhänger Raphaels geschah war natürlich ein Rückschlag. 

"Galen, tatsächlich macht jeder Fehler. Selbst wir. Es war nicht richtig was du getan hast, aber jede neue Erfahrung bringt uns etwas aus dem wir lernen können." Voller Scham dachte Illium an die Dinge die ihm selbst widerfahren waren. Seine verstorbene Geliebte, seine zerrissenen Flügel. Hatte er daraus gelernt? Bilder von Tristan und Serenity tauchten vor ihm auf. Sterbliche, die sein Herz hatten schneller schlagen lassen. Und schließlich Dmitri. Voller Scham wand er den Blick zur Seite und starrte auf das im Mondlicht glitzernde Wasser. Er konnte nicht ändern was er empfand, aber er konnte sich zusammen nehmen und darauf achten, nicht so töricht zu handeln wie früher. Genau das selbe erwartete er auch von Galen, auch wenn es sich bei diesem tatsächlich um eine ungünstige Situation gehandelt hatte. Ein Missgeschick. Illium war damals kopflos in sein eigenes Verderben gerannt, war sich jedoch vollkommen darüber im Klaren gewesen, was er tat. Galen war nicht so schwach wie er. Er konnte reflektieren, überdenken, nach seinen eigenen Wünschen handeln. Illium holte tief Luft und sah lächelnd zu seinem Freund, musterte die stattliche Gestalt. Er war ein Krieger, ein Soldat, strategisch und trainiert. Vermutlich noch stärker, als er glaubte zu sein. Illium konnte nicht leugnen, dass es ihn mit Stolz erfüllte, Galen seinen Freund nennen zu können. Und das war es, was Illium heute sein wollte. Er mochte der Leiter der Adoyan Enay sein, aber selbst mit dem Eid, den Galen ihm geschworen hatte, wollte er zuallererst ein Freund an Galens Seite sein. 
"Möchtest du darüber reden? Dmitri wird sich eine Strafe für dich ausdenken, aber die Last wird sie nicht von deiner Seele nehmen. Wenn du Jemanden brauchst, der dir zuhört bin ich für dich da." Es waren intime Worte, die der Schecke an seinen Freund sprach, doch aufgrund ihrer tiefgehenden Bindung empfand er keine Scham, ihm diese Worte offen und ehrlich zu übermitteln. Sie hatten so viel gemeinsam durchgestanden und würde der Rappe ihn brauchen, würde er an seiner Seite bleiben. Wenn er lieber das Thema wechseln wollte, würde er nach wie vor bleiben und auch den Wunsch nach Einsamkeit würde Illium akzeptieren. Das war es was Freundschaft für ihn bedeutete. Man unterstütze sich gegenseitig und liebte sich trotz der Fehler, die sie alle aufzuweisen hatten. Niemand war perfekt, selbst sie nicht, trotz ihrer gewaltigen Kräfte und mächtigen Schwingen.
Illium » 21.11.2016, 14:21 » [NP] Götterhain

Halo



In Illiums Kopf drehte sich alles und mit einem ruckartigen Kopfnicken, stimmte er Halo zu. Es war nicht anklagend gemeint, doch der gescheckte Hengst zweifelte daran, diese Botschaft mit seinen geweiteten Augen und zitterndem Körper überbringen zu können. Er war völlig von Sinnen. In einem Zustand, in dem ihn eigentlich Niemand sehen durfte. Gerade in diesem Moment warf er ein furchtbares Bild auf die Adoyan Enay und er weigerte sich, seine Herde - die ohnehin schon zu kämpfen hatte - weiter hinab zu ziehen. Schluckend musterte er die Stute vor sich, Halo. Ein Engel, so wie er, nur um einiges jünger und noch mit diesem unglaublich liebevollen Lächeln ausgestattet. Ob sie wohl schon an ihm zweifelte? Sie erschien so freundlich und sanft und dennoch brannte nach wie vor eine Mischung von Scham, Hass und Angst in seinen Adern. Illiums Brustkorb hob und senkte sich in einer rasanten Geschwindigkeit, doch je länger er die vertrauten Gesichtszüge vor sich studierte, desto ruhiger wurde seine Atmung. Erschöpft und leicht zittrig lehnte er sich gegen einen der Bäume und schloss für einen kurzen Augenblick die Augen, vor dem Grauen welches ihm bevor stand. Jedoch war er froh, dass es sich bei der Gestalt vor ihm um Halo handelte. Er wusste nicht, was er getan hätte, wenn es sich bei dem plötzlichen Besucher um einen der Sieben, oder gar Caliane gehandelt hätte. Wie hätte er all das erklären können, ohne den nötigen Respekt zu verlieren? Sie waren im Krieg, es wurde von ihm erwartet stark zu sein. Doch das war er nicht, egal wie sehr er sich das auch einreden mochte. Schwer schluckend öffnete er seine Lider wieder und blickte zaghaft zu Halo auf. Ihre Worte machten in Illiums Kopf keinen Sinn. Jeder hatte das Recht hierher zu kommen. Er hatte einfach nicht das Recht zu verlangen, dass man ihn an einem öffentlichen Ort alleine ließ. Natürlich hatte er geglaubt alleine zu sein, dennoch...

Langsam stieß er sich von dem Baum an seiner Seite ab, noch immer ein wenig wackelig auf den Beinen, aber immerhin stark genug, um auf die Stute zuzugehen. Er wirkte niedergeschlagen. Mit gesenkten Flügeln, zur Seite geklappten Ohren und trüben Augen, trat Illium langsam auf Halo zu. Einen Augenblick sah er nur auf sie hinab, traurig und mit all dem Schmerz, den er tief in seinem Innersten empfand. Er glaubte nicht, dass er den Engel vor sich damit belasten konnte. Er wusste, dass es sich bei der Stute um eine reine Seele handelte, das sie zuhören würde, aber der Schecke glaubte einfach nicht, dass er das verdient hatte, das er sich auf diese Art und Weise gehen lassen konnte. Langsam bildete sich ein tapferes Lächeln auf seinem Antlitz, doch so zärtlich es auch war, so schmerzerfüllt schien es auch. Jeder hätte den Erzengel in diesem Moment durchschauen können. Er selbst fühlte sich schwach, doch im Endeffekt war er einfach nur ausgebrannt, vollkommen entsetzt von den Ereignissen der letzten Monate. Er mochte es verarbeitet haben, aber die Last all dieser Dinge drückte ihn trotz allem nieder und jedes Mal, wenn er stolz lächelnd die Tränen fort blinzelte, wurde dieses alles erdrückende Gefühl in seinem Inneren größer. Dennoch schaffte er es, ehrlich auf die Stute vor sich hinab zu lächeln. 
"Dich trifft keine Schuld, Halo... Ich war einfach... Ich..." Bei diesen Worten brach seine Stimme plötzlich wieder weg und wütend über sich selbst sah er fort, spannte sich leicht an, um den Schmerz wenigstens für einen kurzen Augenblick zu vertreiben. Diese Schwäche durfte ihm auf dem Herdenplatz der Adoyan Enay nicht geschehen. Er musste stark bleiben, egal, was geschah. Er war eine Leitfigur, würde er einknicken, wäre seine Herde in Gefahr und das würde er sich niemals verzeihen. Entschlossen drehte er den Kopf wieder in Halos Richtung. "Ich war einfach nur verwirrt. Es tut mir Leid." Es war so viel mehr als das gewesen und er war vermutlich nicht der Einzige der das wusste. Halo wirkte nicht wie Jemand, dem man etwas vorspielen konnte. Seufzend sah er wieder zu Boden, ließ seine sonst so stolz aufgerichteten Schwingen ein wenig herab hängen. Einerseits wollte er sich Jemandem anvertrauen, andererseits war er der Meinung, dass er derjenige war, der helfen sollte. Er war derjenige der zuhörte, er sprach seine Sorgen nicht aus und bedrückte andere damit. Aber war das wirklich wahre Stärke? Zu ignorieren, was einen selbst verletzte? Illium wusste es nicht und wirklich fragen konnte er auch Niemanden, oder?

Langsam sah er wieder zu Halo, musterte sie, wie sie dort vor ihm stand, wachsam, aber trotz allem entspannt, der Blick offen und herzlich. Wie konnte sie ihm nach wie vor so entgegen treten? Illium hätte sich fast an ihr vergangen und dennoch stand sie hier vor ihm, wartete mit einem sanften Blick darauf, dass er weiter sprach. Illiums Augen fanden die von Halo und die Worte die er plötzlich sagte, konnte er gar nicht mehr aufhalten. Etwas an ihrem zärtlichen Blick hatte ihn nahezu dazu aufgefordert zu fragen, die Wörter zu formen, die in seinem Kopf herum wirbelten.
"Glaubst du ich verliere den Verstand?" Er war selbst geschockt über diese Worte, wusste nicht wie er sie in Vergessenheit geraten lassen konnte, doch jetzt war es zu spät. Er schluckte leicht, versuchte jedoch nicht zurückzutreten. Wenn er ehrlich war, wollte er Halos ehrliche Antwort. Verlor er den Verstand? Wie wirkte er auf den jungen Engel? Gebrochen, verzweifelt oder verloren? Es wäre nicht das erste Mal, das ein Erzengel den Verstand verlor, vor allem nicht, nachdem er eine solch gewaltige Macht erlangt hatte. Doch waren es nur seine neuen Kräfte? Oder viel mehr die Kombination aus allem? Illium trat entschieden einen Schritt zurück und schüttelte den Kopf, lächelte Halo entschuldigend zu. "Entschuldige, ich sollte dich nicht... so behandeln. Ich muss grade reichlich merkwürdig wirken.", gab er leicht lachend von sich. Doch das Lachen wirkte gestellt, verzweifelt und Illium hörte dies auch. Dennoch versuchte er die Haltung zu wahren. "Vergiss einfach was ich gesagt habe... Ich hoffe ich habe dir nicht wehgetan." Tatsächlich die einzige Sache, welcher er sich sicher war, war das er niemals hatte Halo verletzen wollen. Oder einen Gleichgesinnten. Doch Faithless war ihm plötzlich erschienen und er hatte tatsächlich den Verstand verloren. Wenn Illium es sich zugestand, wollte er eigentlich keine ehrliche Antwort mehr auf seine Frage, denn es lag auf der Hand wie es um ihn bestellt war. Zumindest aus seiner Sicht. "W-Wollen...Wollen wir zurück?", gab er schließlich zittrig von sich, sich selbst darüber im Klaren, dass er niemals in einem solchen Zustand zum Herdenplatz zurückkehren würde. Doch die Stille um sie herum war erdrückend, ihre Anwesenheit beunruhigte ihn und seine neuste Erkenntnis, dass er tatsächlich verrückt zu werden schien, machte ihn unruhig. Aber was wenn Halo ihn verurteilte, hasste, von ihm enttäuscht war? Illium wusste, dass er sich selbst verrückt machte und sich selbst mit diesen Gedanken schadete, doch er konnte einfach nicht aufhören.
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