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ILLIUM, WITH HIS WINGS OF SILVER-KISSED BLUE
and a face designed to seduce both males and females, not to mention
his ability to do the most impossible acrobatics in the air,
would provide a worthy diversion.


Illium » 05.11.2016, 19:55 » [NP] Götterhain

Halo


Monster. Monster. Monster.
Ein Schrei hallte in seinem Kopf wieder und er wusste für einen Augenblick nicht, ob es sein eigener gewesen war, oder der seiner rastlosen Seele. Er fühlte sich, als würde er im Inneren verbrennen, jede Faser seines Körpers war angespannt und der hübsche Engel wünschte sich in diesem einen Moment nichts weiter, als die Erlösung. Erlösung von diesem furchtbaren Schmerz, der ihn von innen zerfraß wie ein Gift, welches man ihm hinterrücks eingeflößt hatte. Mit einem ächzenden Laut lehnte sich Illium zitternd an einen Baum, versuchte dabei hilflos seinen zusammengesackten Leib aufzurichten und seine Flügel in ihre normale, majestätische Form zu bringen, doch er schaffte es nicht. Seine Beine wurden schwach und das einzige was Illium tun konnte, war sich hilflos und schwer atmend weiter an dem Baum abzustützen. Was tat er hier eigentlich? Was passierte mit ihm? Eine idiotische Frage, denn schon allein bei diesen Gedanken, schüttelte ein erneuter Krampf seinen Körper und der Hengst krümmte sich laut stöhnend zusammen. Es war einfach zu viel gewesen. Wie sie alle hinter ihm standen, so voller Hoffnung. Mit diesen Blicken, als würden sie ihn anbeten, tatsächlich zu ihm aufsehen. Merkten sie denn nicht, was gerade passierte? Das sie im Inbegriff waren einen Krieg zu beginnen? Illium wollte keinen Krieg, er wollte Faithless Tod und den seiner widerlichen Lakaien. Doch er wollte nicht einfach nur ihren Tod, er wollte Rache, Vergeltung, das Leid in ihren dunklen Augen sehen. Furcht. Illium lachte leise in sich hinein, ehe sich seine Muskeln erneut verkrampften und er langsam zu Boden glitt. 
Verdorbene Seele. Dem Wahnsinn verfallen.

Einige Zeit blieb er so liegen. Schwer atmend und mit geschlossenen Augen. Sein Körper zitterte bereits ohne Pause und sein rasselnder Atem und sein schweißnasses Fell zeigten nur einmal mehr auf, wie es um den sonst so gefassten Engel bestellt war. Er wollte sie alle töten, er wollte sie leiden sehen und im selben Augenblick wollte er die Adoyan Enay wieder aufbauen, ihnen zu nie da gewesenem Ruhm verhelfen, zu Freiden und zu einem unbeschreiblichen Glück. Raphael hatte ihm einmal gesagt, dass sie nicht dafür auf dieser Welt waren, sie waren nicht dazu gemacht worden, um ihr Glück zu finden. Sie waren dazu da um zu beschenken und zu bestrafen, die Dinge die aus dem Gleichgewicht geraten waren, wieder gerade zu rücken. Doch Illium wusste nicht, ob er das konnte. Es machte ihn krank zu sehen, wie man ihm blind folgte, darauf vertraute, dass er die richtigen Entscheidungen traf. Wie ein Feigling war er abgehauen, hatte sich komplett von den Banden seiner Geschworenen abgeschottet, um für sich alleine zu sein. Aber vor allem, damit Niemand sah wie schwach er eigentlich war, wie sehr er mit dieser Bürde zu kämpfen hatte. Es war nicht länger ein Problem, das er unerfahren war, dass er diese unglaubliche Last zugeschoben bekommen hatte, es war viel mehr seine Seele, die zu zerbersten schien. Sein Verstand schien gespalten, sein Geist dem Wahnsinn so unglaublich nah und Illium konnte kaum beschreiben wie es sich anfühlte. Nie zuvor hatte er so empfunden und er wollte nichts mehr, als das es aufhörte. Einfach aufhörte. Nie zuvor hatte er sich die Schwärze so sehr herbei gewünscht. Nicht einmal als seine Geliebte verstorben war, nicht einmal in seinen dunkelsten Momenten hatte er sich so sehr nach dem Ende gesehnt.

Zitternd und mit einem halben Schluchzen legte Illium dem Kopf auf den Boden ab, versuchte seine unregelmäßige Atmung und seinen rasenden Herzschlag zu kontrollieren, doch je mehr er versuchte sich zu beruhigen, desto mehr begann er der Panik zu verfallen. Er würde einer von ihnen werden. Den Erzengeln, die den Verstand komplett verloren hatten, ihre Familie und ihre Freunde ins Verderben führten... Ein entsetzter Schrei entglitt seiner Kehle und mit einem kräftigen Ruck stieß er seinen Körper gegen den Baumstamm in seinem Rücken, kratzte sich die empfindliche Haut an der Rinde auf. Der Schmerz brachte ihm für einen kurzen Augenblick die Klarheit die er benötigte, doch der Schmerz, die Panik und der Schock waren nach wie vor da. Illium setzte einen Vorderhuf vor sich auf, versuchte sich aufzurichten, doch im Endeffekt stemmte er sich nur gegen den Boden, schlug immer wieder auf die selbe Stelle ein und wirbelte Dreck und Staub auf. Tief einatmen und wieder ausatmen. Immer wieder. Er würde schon wieder zu sich kommen, er würde es schaffen. Er versuchte es sich einzureden, doch egal, wie sehr er es versuchte, er fühlte sich elend, schaffte es nicht, seine eingeknickten Beine dazu zu bringen ihn wieder zu tragen. Schließlich gab er einfach auf, legte sich auf die Seite und ließ seine Flügel ebenso kraftlos zu Boden gehen, wie sich selbst. Er wusste nicht wie lange er dort lag, reglos, mit halb geschlossenen Augen und einer nach wie vor viel zu schnellen Atmung, doch es war einige Zeit vergangen, als er es im Unterholz knacken hörte. Kaltes Grauen durchzuckte ihn und mit einer plötzlichen Ruhe richtete Illium sich leicht auf, spähte mit gold glühenden Augen in das Dickhicht. Jeder der ihn so sah musste sterben.

Bedenke wo du dich befindest! 
Doch es interessierte ihn nicht. Alles was er sah, waren plötzlich die Geschworenen, Caliane oder gar Raphael, die von seinem Versagen erfuhren und ihn nur enttäuscht und gleichermaßen geschockt ansahen. Es vertrauten zu viele in ihn, als das er irgendjemanden die Hoffnung, die andere in ihn setzten, zerstören ließ. Mit einem eisigen Blick richtete Illium sich auf, schüttelte sich und richtete seine Flügel, sah nach wie vor nicht von der Stelle weg, an welcher er das Geräusch vernommen hatte. Ihm war schwindelig, er wankte und stolperte, als er versuchte einen Schritt zu tun, aber er versuchte es zu ignorieren. Zusätzlich kam es ihm vor, als würde er nicht vernünftig sehen. Wütend schüttelte er den Kopf und da sah er ihn, einen Schatten im Augenwinkel. Innerhalb von Sekunden war er dort, war durchs Dickhicht geprescht und hatte sich mit einem seelenlosen Laut auf die Kreatur gestürzt. Für einen Augenblick glaubte er Faithless zu erblicken, die kalten Augen in einer fahlen Fratze des Grauens. Ein siegessicheres Lächeln breitete sich auf dem Antlitz des Engels aus.
"Du wirst sterben, für das was du meinen Freunden und mir angetan hast." Voller Wut erhob er sich, breitete seine Flügel aus und starrte mit einem hasserfüllten Blick seinen Gegner nieder. Er wollte sich gerade mit einem lauten Schrei auf die Gestalt vor sich stürzen, als seine Sicht wieder klarer wurde. Vor ihm befand sich plötzlich Jemand, der ganz gewiss nicht Faithless darstellte und voller Schock wich Illium mit vor Schreck geweiteten Augen zurück. Ich verliere den Verstand.

In die Welt die zuvor so grau und trostlos erschienen war, kehrte die Farbe zurück, er vernahm wieder das Zwitschern der Vögel und die Gerüche des heiligen Ortes. Zitternd stand Illium nach wie vor am selben Fleck und sah die fremde Gestalt nur unsicher und vollkommen verschreckt an. Er hätte beinahe ohne zu zögern getötet. Was war nur aus ihm geworden? Kopfschüttelnd wich er noch einen Schritt zurück. Er wäre gerne geflohen, aber irgendetwas schien ihn daran zu hindern umzukehren und fortzulaufen. "I-Ich... Ich..." Er war nicht Herr seiner Sinne, schaffte es kaum einen einzigen vernünftigen Ton heraus zu bringen. Er wollte einfach, dass es aufhörte. 
Illium » 03.11.2016, 02:40 » Herdenplatz AE #2

{Hybrid Theory & Dmitri} // Azrael


Illium wagte kaum auf Dmitris Haupt zu blicken. Sie hatten sich über eine unglaublich schwierige Zeit hinweg geholfen. Dmitri schien alles verloren zu haben, was ihm lieb und teuer war und Illium? Schon der Gedanke daran, die Herde leiten zu müssen, ohne das Calinae ihn wirklich unterstützte, oder Raphael seine schützende Hand über ihn legte, war ein harter Schlag gewesen. Selbstzweifel waren nie gut, vor allem nicht, wenn man eine Gemeinschaft wieder aufbauen musste, die sich von einem so schweren Schock erholen musste. Doch irgendwie war es Illium gelungen und sie alle hatten sich an die neuen Umstände gewöhnt. Der Erzengel war sich nun seiner Kraft und seiner Verantwortung bewusst, aber ebenso seinen Fähigkeiten. Caliane hatten ihn nicht ohne Grund auserkoren und Dmitri hatte ihm dies nur immerzu versichert, ebenso wie all die anderen, die auf seiner Seite standen. Illium wusste, dass es jene in seinen Reihen gab die an ihm zweifelten, eventuell sogar Jene, die gegen ihn planten, aber der Schecke würde ihnen zuvor kommen. Er war kein Narr, er wusste, dass er damit rechnen musste, umgarnte sich mit seinen Geschworenen, Leibwächtern und Kriegern und war sich darüber bewusst, dass die Adoyan Enay zu einer außerordentlichen Kriegsmacht gekommen war. Und das war nicht allein Raphaels Verdienst, sondern auch seiner. Kurzum, Illium war mittlerweile selbstbewusst genug, Hybrid Theory voller Abneigung entgegen zu treten. Vielleicht hatte es einen Fehler gegeben, vielleicht hatte Aodhan etwas missverstanden, aber Illium vertraute seinem Freund bis aufs innigste. Nicht, dass er sich nicht wünschte, dass Dmitris Sohn einen triftigen Grund für sein Verschwinden hatte, aber irgendwie war er enttäuscht. Wütend. Aber nach einer Zeit, in welcher nichts zwischen ihnen stand, außer anklagendes Schweigen, schluckte Illium seine rasende Wut hinunter. Es gab sicherlich eine Erklärung, aber der Schecke wollte sie nicht hören. Er wollte zunächst, dass die Familie des Schimmels wieder zusammen fand und sich von dem Schock erholte, der glücklicherweise im Endeffekt nur das gewesen war.

"Deine ganze Familie hat deinen Tod nur sehr schwer verkraften können. Deinen Tod.Er betonte das letzte Wort ganz klar, zeigte damit, wie lächerlich er die ganze Situation fand. Zusätzlich bestand er darauf, dass Hybrid nicht nur an seine Gemahlin dachte. Hatte er seinen Vater vergessen? Ignorierte er sein Kind? Illium war sich sicher, dass der Schimmel seine Tochter kaum kannte, aber sie war es dennoch wert als diese anerkannt zu werden, nicht wahr? Illiums ehemaliger Respekt vor dem Schimmel schwand mit einer erschreckenden Geschwindigkeit und der Schecke wollte sich lieber nicht in eine längere Diskussion stürzen. Hybrid würde früher oder später Gelegenheit haben, das Bild, welches Illium nun von ihm hatte, zu verbessern. Denn im Endeffekt war es gut, dass Hybrid noch lebte, denn er konnte jede treue Seele an seiner Seite gebrauchen. Egoistische Denkweise, aber Illium wand den kalten Blick wie selbstverständlich von Hybrid ab und sah in die Ferne. Er hatte momentan nicht die Zeit, über all seine Taten auf moralischer Basis nachzudenken.
"Als Venom ihr die Nachrichten überbrachte, war sie sehr getroffen. Mir scheint sie hing mehr an dir, als du an ihr." Illium wusste, dass er grausam war, den Schimmel dort verletzte, wo es am meisten schmerzte, aber der plötzliche Wunsch, dem anderen Schmerzen zuzufügen war so übermächtig, dass er sich nicht dagegen wehren konnte. Ich bin ein Monster.

"Deine Tochter ist verschwunden, aber ich weiß das es ihr gut geht. Sie wird wiederkehren, dich jedoch nicht erkennen. Vielleicht wäre es an der Zeit, die eigene Familie mehr zu schätzen."
Mit einem abwertenden, aber dennoch höflichem Nicken wand er sich ab und lief mit einem kalten Blick an Hybrid vorbei. Er hatte ihm momentan nichts mehr zu sagen. Zumindest nicht, was sie beide nicht in Schwierigkeiten bringen würde. Illium konnte sich die ungezügelte Wut in seinem Inneren nicht erklären, aber mit einem Blick auf Dmitri verstand er. Der Wunsch nach Vergeltung schwand und er trat mit einem sanften Lächeln auf den Hengst zu, der ihm so sehr ans Herz gewachsen war. Er wirkte nach wie vor betrübt, aber Illium war sich sicher, dass er sich wieder fangen würde. Das vor ihm war eine starke und ehrenhafte Persönlichkeit, doch ihre Wege würden sich vorerst trennen. Illium spürte über diese Erkenntnis ein leichtes Unbehagen, aber er würde sich dem wohl fügen müssen. Nicht nur, weil er sich um andere, wichtigere Dinge kümmern musste. Er konnte nicht die gesamte Zeit bei Dmitri herum stehen, auch wenn die wachsende Zuneigung dem anderen gegenüber dies so unendlich einfach gemacht hätte. Mit einer sanfte Berührung am Hals verabschiedete sich der Schecke wortlos. Er würde zu ihm zurückkehren, aber aus dem Augenwinkel erkannte er bereits, an wen er sich nun wenden musste. Unruhen in der Herde zu vermeiden war eines seiner größten Ziele und dafür musste er gewisse Unklarheiten beiseite schaffen. 

Mit bestimmten Schritten trat er also auf den stattlichen Hengst mit den pechschwarzen Schwingen zu. Ein wunderschöner Anblick, denn er war Illium so lange verwehrt gewesen. Der Schecke lächelte leicht und neigte respektvoll sein Haupt. Azrael. Der Todesengel. Illium war keiner von denen gewesen, die ihn hatten fallen sehen, aber er hatte von seiner Geschichte gehört. Und von der Ariels. Es versetzte ihm nach wie vor einen Stich der Trostlosigkeit, wenn er die beiden ahnungslosen Engel zu Gesicht bekam. Zusätzlich wusste er auch nicht, wie oft er sich bei Elanors Namen versprochen hatte, sie einfach Ariel genannt und zu allgemeiner Verwirrung herbei gerufen hatte. Doch Illium glaubte irgendwie, dass sie es ahnte. Etwas an ihrem klugen und berechnendem Blick sagte ihr, dass sie es wusste, nur noch die Zeit benötigte, um die Puzzleteile ihres Daseins zusammenzufügen. Was Azraels Anwesenheit noch trauriger machte, denn würde sie es erst einmal verstehen... Illium seufzte. Er wusste nicht, wie er mit der Situation umgehen sollte, ob er Azrael berichten, oder ihn im Dunkeln tappen lassen sollte. Er war der Auffassung, dass es sich bei dem Braunen um einen Freigeist handelte. Aber andererseits stellte er sich auch die Frage, ob man ihn nicht zu diesem Lebensstil gezwungen hatte.

"Azrael.", sprach er ihn schließlich sanft, aber bestimmt an. Er wusste nicht wirklich, wie er das Gespräch einleiten sollte. Sie beide wussten, wie es um die Herde bestimmt war und was momentan vor sich ging. Dennoch... "Ich muss dir danken, du hast mir mit Elanor eine hervorragende Heilerin gebracht." Auch wenn Illium sich darüber im Klaren war, dass er der Stute eher widerwillig den Weg gezeigt hatte.
Illium » 01.05.2016, 11:40 » Herdenplatz AE #2

Dmitri & Hybrid Theory


Illium war von sich selbst überrascht. Im Bezug auf Dmitri war er immer vorsichtig gewesen, ein wenig zurückhaltend und bedachter, als bei den anderen Geschworenen. Er wollte den anderen nicht verärgern, schließlich handelte es sich bei ihm um ein uraltes, mächtiges Wesen. Vielleicht war er auch tief im Inneren egoistisch, wollte Dmitri auf seiner Seite wissen und sich dessen Loyalität uneingeschränkt zu Nutze machen. Doch in diesem einen Augenblick hatte er aufgehört zu überlegen, hatte das Leid in dem anderen gesehen und gehandelt. Der Schmerz hatte ihn schneller erreicht, als irgendeine Form der Gestik oder Worte es vermocht hätten. Illium war Niemand der andere leiden ließ, also hatte er aus reinem Instinkt heraus gehandelt und sich Dmitri angenommen, versucht ihn aufzuheitern und ihm Beistand zu leisten. Der Schimmel versuchte zwar, seine Gefühle hinter einer kalten Maske zu verstecken, doch Illium hatte schon immer gespürt, wie es in dem Inneren seines Gegenübers aussah. Sein Flügel spannte sich über den gesamten Körper des kräftigen Hengstes und die Spitzen der prächtigen Schwingen streiften die Flanke Dmitris. Sie standen sich nahe und Illium ging davon aus, dass sie das nun zu so etwas wie Freunden machte. Das stimmte ihn natürlich auf eine gewisse Art und Weise glücklich. Aodhan und Galen waren gute Freunde von ihm, unterstützten ihn, wann immer sie konnten, aber dann wiederum gab es andere Engel, die ihm ihre Treue geschworen hatten, mit denen er kaum sprach, denen er sich früher nicht einmal genähert hatte. Und das war der Moment, in dem Dmitri anfing zu sprechen. Er hatte Recht, es war nicht einfach gewesen. Nicht einmal ansatzweise. Von dem Moment an, in welchem Caliane ihm die furchtbaren Nachrichten vermittelt hatte, zu dem Augenblick, in welchem er die Adoyan Enay übernommen und wieder aufgebaut hatte. Auch jetzt lag die Last noch schwer auf seinen Schultern. Er wollte Niemanden enttäuschen, Raphael stolz machen und die Welt zu einem besseren Ort machen. Doch Niemand war allmächtig, nicht einmal Erzengel. Vielleicht hatte Illium das früher geglaubt, aber jetzt, mit seinen neuen Kräften, fühlte er sich im Prinzip nur noch nutzloser. Der Schecke wusste, dass er dieses Gefühl sehr bald abschütteln musste. Er würde die meisten hier versammelten in einen Krieg führen und Niemand konnte sich einen mental schwachen Anführer leisten. Doch die Worte Dmitris halfen ihm, brachte ein dankbares Lächeln auf sein Antlitz, welches sich in ein Strahlen entwickelte, sobald er das freundliche Glitzern in Dmitris Augen erkannte. Hätte er länger über seine Aktionen nachgedacht, wäre er vermutlich zurückgeschreckt, hätte sich selbst als Idioten geschimpft und viel Abstand zwischen sich und seinen Berater gelegt. Doch jetzt war er froh, dass er der spontanen Situation nicht Einhalt geboten hatte. Er fühlte sich dem Schimmel nun näher und es war von essenziell großer Bedeutung gewesen, dass sie beide sich näher kennenlernten. Auch wenn die Umstände wirklich furchtbar waren.

"Danke, Dmitri.", wisperte er schließlich, sichtlich gerührt. Dmitri als einen solch treuen Gefährten an seiner Seite zu wissen, machte ihn glücklich und auch gleichermaßen stolz.
"Das bedeutet mir viel." Tatsächlich bedeutete es ihm alles. Langsam sah der Gescheckte selbst, dass er die anderen zusammenhalten konnte, dass er sich ihren Respekt verdiente und nicht länger ein Schatten Raphaels darstellte. Er war hier angekommen, wurde respektiert und akzeptiert. Mehr hatte er sich nie gewünscht. Er vermisste Raphael, würde ihn immer in Ehren halten und vermissen, aber eine neue Era hatte begonnen und er würde nicht enttäuschen. Illium kam ein Gedanke, er fing an wie ein Kind zu lachen und setzte bereits zum sprechen an, doch was er hatte sagen wollen, würde Dmitri wohl nie erfahren, denn in diesem Augenblick trat ein Hengst zu ihnen, von dessem Tod der Erzengel fest ausgegangen war. Sofort veränderte sich Illiums Körperhaltung. Die gescheckten Glieder verspannten sich, die Ohren wanderten in den Nacken und den hellen Hengst traf ein Blick aus goldenem Feuer. Jegliche Freude war aus Illiums Zügen gewichen und an dessen Platz trat nichts weiter, als Wut. Er hatte nicht geschockt begreifen müssen, wer vor ihm stand. Er hatte ihn sofort erkannt, aber durch dieses Fehlen des Schockmomentes, fragte er sich sofort all die Fragen, die sich Dmitri vermutlich später ebenfalls stellen würde. Warum war Hybrid Theory hier? Wieso war er nicht tot? Hatte Aodhan ihn belogen? Oder hatte Jemand ihnen einen Streich gespielt? Wenn das hier wirklich Dmitris Sohn war, so hatte sein Berater das ganze Leid vollkommen umsonst ertragen müssen. Für welchen Preis? Und aufgrund von wem? Illium trat ein wenig vor, drängte Hybrid ein wenig von ihnen fort. Nach allem was geschehen war konnte das vor ihnen auch ein Spion sein. Ein Hexer, ein Gestaltenwandler, wer wusste schon, was Faithless alles um sich herum versammelt hatte? Die Frage brachte Illium nicht aus dem Konzept, viel mehr steigerte sie seine Wut nur.

"Nun, er ist definitiv nicht der Einzige der tot sein sollte.", gab er mit schneidender Kälte von sich. Prüfend musterte Illium den Hengst vor sich. Es gab keine Anhaltspunkte für einen Kampf oder für Verletzungen. Für tödliche Verletzungen. Sofort suchte er in seinem Geist nach Aodhan, schrie ihn förmlich an, ohne klare Worte zu finden. Was hatte das zu bedeuten? Befand sich wirklich Hybrid Theory, Dmitris Sohn, vor ihnen? Nachdem man ihm versichert hatte, dass dieser sich selbst die Klippen hinab gestürtzt hatte? Letztendlich betrachtet wirkte die Geschichte merkwürdig. War er nicht glücklich gewesen? Er hatte eine Familie gehabt. Kurz huschte Illiums Blick zu Scaretale. Sie hatten sogar eine Tochter, wieso sollte der Schimmel also all dies hinter sich lassen wollen? Doch der Schecke vertraute Aodhan, also blieb seine abweisende Haltung bestehen und er sah von oben auf den Hengst herab. Er würde es keinem Spion erlauben all diesen verlorenen Seelen neue Hoffnung zu schenken, nur um sie im Endeffekt zu zerschlagen. Scaretale war am Boden zerstört gewesen, ganz zu schweigen von ihrer gemeinsamen Tochter, die nach wie vor vermisst wurde. Über Dmitri musste er gar nicht erst nachdenken. Wenn das vor ihnen wirklich Hybrid Theory war, so hatte Aodhan eine Menge zu erklären.

 
 
Illium » 11.11.2015, 21:26 » Herdenplatz AE #2

Dmitri



Das schlimmste war, den Schmerz zu fühlen, ihn aber nicht zu sehen. Es waren gewaltige Schockwellen der Trauer und des Verlustes, die von dem kräftigen Schimmel ausgingen, aber Dmitris Antlitz zeigte keinerlei Regung. Einen Fremden hätte er vielleicht an der Nase herumführen und von der eigentlichen Tatsache ablenken können, aber Illium sah, wie es dem Schimmel wirklich erging. Er wusste nicht wirklich weshalb, der Schecke war sich darüber im Klaren, dass sie beide kaum miteinander gesprochen hatten. Kaum war noch eine Untertreibung, selbst selten beschrieb ihr Zusammenkommen nicht der Realität entsprechend. Er erinnerte sich noch an ihr erstes 'Gespräch'. Oder viel mehr das erste Treffe der vollständigen Sieben, in welchem Illium den fünf Mal so alten Hengst voller Ehrfurcht, aber auch ein wenig Stolz, entgegen geblickt hatte. Damals waren sie noch komplett gewesen, Illium praktisch ein Jungspund unter all den anderen. Sie hatten beide kein Wort miteinander gewechselt. Und auch die danach folgenden Gespräche hatten sich eher auf Raphael und die Adoyan Enay bezogen, als auf irgendetwas anderes. Illium hatte es häufig auf sein Alter, seine mangelnde Erfahrung geschoben, dass gerade Dmitri nicht viel mit ihm sprach. Mit der Zeit wurde jedoch auch klar, dass Dmitri generell nicht viel sprach. Wo Illium offen und herzlich über unverfängliche Themen sprach, stand der Schimmel allein und hing seinen Gedanken nach, oder aber erledigte eine seiner zahlreichen Aufgaben. Der Schecke hatte sich neben dem Älteren schon fast schlecht gefühlt. Während der Tatendrang Raphael zu helfen nur so von Dmitri ausstrahlte, war es Illium immer so erschienen, als habe er sich nicht genug für die Herde und Freund eingesetzt. Der Schecke wünschte sich für einen kurzen Augenblick Raphael an seine Seite, einfach nur um ihn zu fragen, ob er seine Sache gut gemacht hatte, ob Caliane wirklich einen guten Grund gehabt hatte, ihn zu dem zu machen, was er jetzt ist, denn er vertraute noch immer nicht komplett in sich selbst, wurde immer noch von Selbstzweifeln geplagt auch wenn er hoffte, eines Tages in sich selbst hineinzuwachsen.

Doch jetzt hatte Illium die Möglichkeit an Dmitri heran zu kommen. Er wollte ihm nicht zu nahe treten, ihn beleidigen, oder seine wohlmöglich hoch aufgebauten Mauern einreißen, er wollte einfach nur für ihn da sein, ihm helfen, so wie Raphael es hätte tun können. Doch der Gedanke, dass er versuchte ihn zu ersetzen schmerzte ihm selbst so sehr, dass er dieses Vorhaben fast schon sofort wieder verwarf. Er wollte kein zweiter Raphael sein, er wollte Illium sein. Vielleicht ein Leiter der nicht ganz so sehr in Ehren gehalten wurde, die der vorherige Erzengel, aber dennoch Jemand, auf den man stolz sein konnte. Jemand der sie beschützt und nach Möglichkeit Raphael gerächt hatte. Und in Dimitris Fall vielleicht auch Jemand, der einem über eine unglaublich schwere Zeit hinweg helfen konnte.
Der Schecke fühlte sich dem anderen jetzt ebenbürtig, wand daher seinen Blick nicht sofort ab wie sonst, wenn Dmitris Augen auf ihn fielen. Vielleicht hatte er sich in dieser kurzen Zeit schon mehr dem Ideal in seinem Kopf angenähert, als er geglaubt hatte. Es schmerzte ihn den anderen so zu sehen. Natürlich wollte er seinen Freund - Aodhan - in Schutz nehmen, Dmitri versichern, dass der Goldene nichts hätte tun können, doch er unterließ es. Es würde nichts bringen, Jemanden zu rechtfertigen, der so oder so nicht anwesend war. Dmitris Worte würde sich nur Illium behalten. Nur er würde sich an sie erinnern und somit konnte er deren Existenz innerhalb von Sekunden auslöschen. Dmitri wusste sicherlich selbst, dass Aodhan Hybrid niemals hätte sterben lassen, doch es war immer einfacher, Jemanden für etwas verantwortlich zu machen. Manchmal wollte man sich mit dieser Fingerzeigerei auch einfach von dem unglaublichen Schmerz, der in einem selbst aufwallte, ablenken. Daher wartete Illium, sah den anderen nur abwartend an, aber nicht als sähe er in Dmitri Jemand geringeren, nur weil er trauerte. Illium konnte sich gut vorstellen, dass Dmitri genug Mitleid in seinen Augen gesehen hatte, um zu wissen, dass die Situation auch ihm nahe ging.

Illium trat neben Dmitri, ignorierte für einen Augenblick, dass dieser sich höher aufstellte. Sanft, fast schon liebevoll, legte er einen Flügel über den Rücken des anderen und sah dem Schimmel fest in die Augen. "Du bist unglaublich stark, Dmitri; und glaub mir, das wusste ich von dem ersten Augenblick an. Aber die Welt ist grausam und unnachgiebig und es ist immer besser, wenn man sein Leid teilt. Du bist ebenso ein Teil der Adoyan Enay wie ich es bin und du bist mir wichtig. Ich kann momentan nicht mehr tun, als die Zeit die Wunden heilen zu lassen, aber ich kann meinen Freunden helfen, sich von diesen zu erholen."
Illium fühlte sich merkwürdigerweise nicht allzu unwohl, so nah an den Schimmel heran getreten zu sein. Er kannte sich, wusste, dass er gerne und schnell Körperkontakt aufbaute, sehr schnell sehr vertraut mit anderen umging, aber von den anderen Sieben ging eine respekteinflössende Aura aus. Illium hatte sich nie klein gemacht, oder sie auf ihm herum reiten lassen, aber er hätte auch niemals seine Stimme gegen sie erhoben, wäre Dmitri niemals so nahe getreten, wie er es jetzt getan hatte. Aber in Illiums Augen war genau das jetzt seine Aufgabe. Er musste dem Schimmel helfen und er wusste nicht, wie er die Situation sonst angehen sollte. Er wollte das der andere sich ihm anvertraute, auch wenn genau das vielleicht ein Problem darstellte. Würde er ihm überhaupt jemals vertrauen? Würde überhaupt einer der Geschworenen ihm vertrauen, abgesehen von Galen und Aodhan? Doch der Schecke wollte sich jetzt keinen Kopf darüber machen, fokussierte sich lieber auf den Schimmel, der nach wie vor neben ihm stand, nach wie vor hoch aufgerichtet, vermutlich um die erschütterte Neigung in seinen Schultern überspielen. Für einen kurzen Augenblick bewunderte Illium Dmitri. Er erinnerte sich an den Tag, an welchem seine Liebste verstorben war. Ein Tag den er niemals vergessen würde, denn der Schmerz war das schlimmste gewesen, was ihm jemals widerfahren war. Er hatte sich kaum aufrichten können, kein Lächeln seinerseits war auch nur ansatzweise ehrlich gewesen und jeder Schritte hatte einen noch tieferen Riss in seinem Herzen verursacht. Dmitri schaffte es noch immer seine Gefühle zu kontrollieren, obwohl es sich hierbei um seinen Sohn handelte. Illium wusste, dass er unter der Last dieser Trauer kläglich zusammen gebrochen wäre.
Illium » 17.08.2015, 21:17 » Herdenplatz AE #2

Dmitri & Serenity



Schock durchzuckte den Körper des Hengstes und für einen Augenblick waren seine Augen geweitet und angsterfüllt. In ihm tobte ein Sturm von Gefühlen und er wäre fast zurückgezuckt, schaffte es aber dennoch standhaft zu bleiben, wie ein Fels in der Brandung. Es war nicht Angst vor Dmitri, die ihn erfüllte. Er mochte den Hengst, selbst wenn er ihn nie wirklich gesprochen hatte. Es musste einen Grund geben, weshalb Raphael ihm bedingungslos vertraut hatte, noch dazu hatte er ihn immer höflich und zuvorkommend behandelt. Selbst jetzt, in einer solch schwierigen Zeit, machte er sich die Mühe sich ihm anzunähern. Er war vielmehr geschockt, fürchtete sich davor, was seine Worte mit dem Schimmel angestellt hatten. Mitleid erfüllte ihn und in seinen goldenen Augen schimmerte kurz eine Mischung aus Zuneigung und Mitgefühl. Er hatte geglaubt, dass Dmitri Bescheid wusste. Er hätte nicht einfach Dinge annehmen sollen, hätte nicht sprechen sollen, ohne zu überlegen. Doch andererseits wusste er, dass diese Nachricht den Hengst so oder so mitgenommen hätte, egal wie man es ihm beigebracht hätte. Vermutlich wäre es auf das selbe hinausgekommen. Er wollte nicht wissen, wie sehr dem Schimmel nun das Herz schmerzen musste. Binnen Sekunden legte sich eine Maske aus Kälte und Entschlossenheit auf seine Züge. Er würde den Hengst jetzt nicht alleine lassen, er würde ihm beistehen und versuchen ihm die Situation schonend beizubringen. Auch wenn dies kaum möglich war.

"Serenity?" fragte er tonlos, ließ jedoch auch eine gewisse Distanz in seinem Tonfall mitschwingen. Er war erschrocken darüber, wie unsensibel er gehandelt hatte, auch wenn er sich den Umständen nicht hatte bewusst sein können. Er wünschte sich in diesem Moment einfach nur, die Zeit zurückzudrehen, so dass Jemand anderes diese furchtbare Aufgabe auf sich nehmen konnte. Andererseits fragte er sich im selben Augenblick, ob er dies nicht doch lieber selbst in die Hand nehmen wollte. Auch wenn sie sich nicht kannten, lag der Schimmel ihm am Herzen und genau wie er, hatte er nicht mit allen der Sieben guten Kontakt. Wenn überhaupt, Illium hatte ihn selten bei den anderen gesehen.
"Lässt du uns einen Augenblick allein?" Er war trotz allem noch freundlich und höflich, aber sein Blick in die Ferne und der sorgenvolle Ausdruck um seine Augen herum, verriet, dass ihn die Situation mehr mitnahm, als er es zeigte. Er mochte die kleine Palominostute. Sogar sehr. Aber er wollte Dmitri ein wenig Privatsphäre gönnen. Nicht jeder musste zusehen, wenn ein herz auf eine solch grausame Art und Weise zerbrach. Und Illium war nur ungern derjenige der es tat.

Seufzend trat er ein paar Schritte von den anderen Herdenmitgliedern fort. Er wollte zumindest für einen Augenblick ungestört sein, sollte Dmitri die Nachricht allzu schwer treffen. Doch was danach folgte, war eine unangenehme Stille, die Illium nicht zu brechen wagte. Er wusste das Dmitri panisch war, verletzt und ungeduldig. Es war sicher nicht gut, seinem Gemüt noch mehr Warterei zuzumuten, aber andererseits musste der Schecke sich selbst auf seine nächsten Worte vorbereiten. Er wagte es kaum zu sprechen, denn sobald er es tun würde, wäre es endgültig. Dmitri würde keinen Sohn, keine Familie und keine Angehörigen mehr haben. Moment, das war falsch. Er hatte Efterklang, seine Enkelin. Doch hatten die beiden überhaupt Kontakt? Illium wusste so wenig über Dmitri, wie sollte er ihm also in solch einer Situation beistehen? Doch so groß seine Zweifel auch waren, er würde es zumindest versuchen. Oder sollte er lügen? Sollte er Dmitri erzählen, dass sein Sohn einfach nur verschollen war? Schlicht und ergreifend vom Erdboden verschluckt? Vielleicht war er eine Geißel von Faithless, vielleicht fortgelaufen, nachdem er die Nachricht von Raphaels Tod bekommen hatte? All diese Szenarien waren schlimm, aber nicht halb so schlimm, wie der Verlust eines Kindes. Illium hatte keine Kinder, also würde er vermutlich nie verstehen, wie sich diese schreckliche Qual anfühlte. Und der Schecke wusste um einige grausame Details von Dmitris Vorgeschichte. Er fiel ihm von Minute zu Minute schwerer, Worte zu finden. Im Endeffekt gab es keinen richtigen Weg, die Situation anzugehen, also sprach er einfach aus, was sich ereignet hatte. "Dmitri, Hybrid Theory ist verstorben..." Seine Stimme wäre fast gebrochen, aber der unbändige Wunsch für den anderen stark zu sein, war zu gewaltig, als das er sich hätte gehen lassen können.

Illium wartete einige Minuten, ließ die Botschaft die in diesen Worten steckte ankommen und fühlte sich nur noch elendig. Hätte er ihn retten können? Vermutlich nicht. Aodhan war bei ihm gewesen und selbst er hatte nicht tun können. Illium vertraute seinem Freund genug, um zu wissen, dass auch er machtlos gewesen war. Plötzlich erinnerte er sich wieder daran, was genau geschehen war. Selbstmord. Hybrid konnte sich selbst heilen. Er war nahezu unbesiegbar. Illium presste seinen Kiefer zusammen und wand den Blick von Dmitri ab. Er würde nicht lange brauchen, um zu der selben Feststellung zu gelangen. Doch der Schecke wollte ihn auch nicht noch mehr verletzen. Andererseits war die Wahrheit so ungeheuer wichtig, vor allem in ihrer Situation. Illium wollte das Vertrauen Dmitris gewinnen und mit dieser Erkenntnis entschloss sich Illium dazu dem anderen immer die Wahrheit zu sagen, egal wie furchtbar sie auch erscheinen mochte.
"Er war mit Aodhan fort und hat sich von einer Klippe gestürzt. E-Er wollte es." Illium war selbst davon geschockt. Hybrid hatte schließlich eine Familie. Eine Gefährtin und eine Tochter. Was konnte den Schimmel nur dazu getrieben haben, sich zu solch drastischen Mitteln zu entscheiden? Hatte er nicht etwas gehabt, wofür es sich zu leben lohnte? Illium druckste ein wenig herum, trat jedoch schließlich ein wenig näher an Dmitri heran. Er wusste nicht, ob der Schimmel ihn nun fortscheuchen würde. Er würde es verstehen, wenn er allein sein wollte. Dennoch hatte Illium den unbändigen Wunsch ihm beizustehen. Vorsichtig trat er noch ein wenig näher an Dmitri heran und senkte betrübt den Kopf. "Es tut mir Leid, Dmitri." Mehr sagte er nicht. Die Worte, dass es schwer für ihn sein musste, würde er nicht aussprechen und auch sein Beileid nicht. Er hatte Hybrid kaum gekannt und seine Worte würden so oder so nichts mehr gegen den Schmerz ausrichten, den der Schimmel gerade verspüren musste.
Illium » 03.08.2015, 13:31 » Herdenplatz AE #2

Dmitri & Serenity



Illium fühlte sich ausgelaugt und erschöpft. Seine verspannten Glieder lockerten sich langsam, als er einige Schritte zurück trat und das letzte Lächeln für die Menge sein Antlitz verzog. Er konnte es nicht leugnen, er hatte Angst vor diesem Moment gehabt. Vor die Menge treten und über das sprechen, was ihnen allen auf dem Herzen lag? Tatsächlich nichts, was man leichtfertig tun konnte. Vor allem nicht, wenn man sich selbst immer und immer wieder selbst verunsicherte. Illium liebte jeden, sah in fast allem etwas Gutes. Nur sich selbst hatte er noch keine wirkliche Chance gegeben. Seufzend lief er um die Gruppierung herum, konzentrierte sich nur halb auf seine Umgebung und mögliche Gefahren. Er war zu zerstreut, zu müde um sich jetzt sofort wieder mit diesen Dingen auseinander zu setzen. Doch Serenity schien die Dunkelheit um ihn herum plötzlich zu erhellen und ein Leuchten trat erneut in seine Augen. Lächelnd trat er wieder an sie heran, ließ seine Fassade endlich komplett fallen und sank fast schon in sich zusammen.
"Man hat es mir angesehen, nicht wahr?" lächelte er, noch immer ein wenig nervös. "Das mir das absolut nicht liegt?" Denn seiner Meinung nach tat es das nicht. Raphael war immer stark und selbstbewusst gewesen, wie ein großer Bruder, der immer in den Vordergrund trat, um die die er liebte zu beschützen. Illium hatte wahrlich kein Problem damit gehabt, von hinten zuzusehen. Doch jetzt musste er in Raphaels Fußstapfen treten und der junge Engel hatte noch nie einer schwierigeren Aufgabe bevor gestanden. Er wusste, dass das jetzt erst der Anfang gewesen war. Raphael hatte Unmengen an Beziehungen und Verpflichtungen, die nun zwangsläufig seine waren. Kurz schielte er zu der Stute neben sich. Wenn er ehrlich war, kannte er fast Niemanden von jenen, die mit Raphael vertraut gewesen waren. Die einzigen die an seiner Seite waren, waren Galen und Aodhan, eventuell noch Caliane und jetzt Serenity. Es war ein kleiner Kreis von Vertrauten, aber er musste ihn dringend ausweiten.

Illium überlegte noch, ob er der hübschen Stute sein Anliegen erklären sollte, da trat ein anderes Pferd zu ihnen. Jemand, mit dem Illium sich schon lange hätte unterhalten müssen. Der hübsche Schecke schluckte schwer, musterte den Erschaffenen kurz, ehe er sich auf dessen Gesicht konzentrierte und freundlich lächelte. Dmitri. Illium konnte nicht sagen, warum sie sich nie unterhalten hatten. Illium fühlte sich eingeschüchtert, sobald er neben dem stattlichen Hengst stand. Und hinzu kam, dass Dmitri ein Stratege zu sein schien. Durch und durch. Doch rationales denken war nicht unbedingt etwas, was Illium mochte. Er war vielleicht talentiert darin, ja, aber er war ein Träumer, hatte den Kopf oft in den Wolken und hoffte. Doch eines wusste er. Wäre ihm das widerfahren, was Dmitri geschehen ist, dann würde er nicht mit hoch erhobenem Haupt hier stehen. Raphael war einer Dmitris engsten Freunde gewesen und auch wenn Illium nicht viel über die Geschichte des Schimmels wusste, so kannte er doch ein paar Einzelheiten, die an und für sich schon grausam genug waren. Illium brauchte den Rest nicht zu erfahren. Doch der Tod Raphaels war nicht das einzige gewesen, was in Dmitris Leben als schwerer Schicksalsschlag gelten musste. Hybrid Theory, Dmitris Sohn, war vor nicht allzu langer Zeit verstorben. Illium hatte die traurige Nachricht durch Venom erfahren müssen und hatte erst nach einigen Momenten verstehen können, dass sich der hübsche Schimmel tatsächlich selbst das Leben genommen hatte. Und dabei hatte er eine Familie zurück gelassen. Doch nicht nur Scaretale und Efterklang waren von dieser Tragödie betroffen, das wurde ihm jetzt klar. Auch Dmitri war ein Teil dieser Familie.
Doch der Krieger wirkte so ruhig und stoisch wie immer, fast schon ein wenig zu gefasst. Aber das schob Illium eher auf die unangenehme Distanz, die zwischen ihnen existierte. Illium würde ihm seines Ranges nicht berauben. Niemals würde er sich so etwas zugestehen, aber diese Entscheidung bedeutete auch, dass Illium Dmitri kennenlernen musste. Er musste ihm vertrauen. Anders würde das zwischen ihnen niemals funktionieren.

Umso überraschter war er von den Worten, die der Schimmel hervorbrachte. Interessante Rede? Man konnte es gleichermaßen, als Kritik, oder aber Kompliment aufnehmen. Illim entschied sich sofort für das letztere. Er war schon allein dankbar dafür, dass Dmitri überhaupt den ersten Schritt auf ihn zugemacht hatte. Aber dann noch Worte der Anerkennung? Es blitzte kurz freudig in den goldenen Augen des Schecken, ehe er dankend nickte. Kurz warf Illium einen Blick auf Serenity und lächelte ihr entschuldigend zu. Er wusste nicht, ob die Anwesenheit Dmitris sie störte, aber der Schimmel schien auf jeden Fall absolut kein Problem mit ihr zu haben. Oder viel mehr wirkte es so, als würde er sich komplett auf ihn fixieren. Plötzlich fühlte sich der Schecke ein wenig taxiert und schluckte schwer.
Mitleid und Trauer durchzuckten ihn und er wusste nicht ganz, wie er all diese Gefühle kontrollieren sollte, daher versuchte er erst einmal sich zurückzuhalten, weiter die freundliche Fassade aufrecht zu erhalten. Doch er wusste, dass er dies nicht lange schaffen würde. "Es ist schön dich zu sehen, Dmitri... Was führt dich her?" Vermutlich etwas ungeheuer wichtiges, was es zu besprechen gab, von dem Illium längst gehört haben sollte. Aber das hatte er nicht, weil er unfähig war. Der Schecke war sich schon fast zu hundert Prozent sicher, dass Dmitri sich nur kurz mit ihm unterhalten würde, nur um festzustellen, was für ein ungeeigneter Leiter er eigentlich war.

Die Stille wurde unangenehm und zog sich in die Länge, raubte Illium fast schon den Atem. Nach längerem Betrachten von Dmitri sah auch er die Schatten um dessen wachsamen Augen. Es schien also doch nicht alles spurlos an ihm vorbei zu gehen.
"Was mit Ihrem Sohn passiert ist tut mir Leid... Und dann noch nach Raphael." fügte er schließlich doch leise hinzu, mit einem Ausdruck des Bedauerns auf dem Gesicht. Er wollte den anderen bloß wissen lassen, dass er für ihn da war, auch wenn sie sich kaum kannten. Illium wollte dies ändern und zwar bald, auch wenn er vermutlich noch einige andere Dinge zu tun hatte. Beziehungen zu pflegen schien ihm fast genauso wichtig, wie einen Plan für die Niederstreckung Faithless' anzufertigen.
Illium » 17.07.2015, 11:25 » Herdenplatz AE #2

Serenity // Alle



Er wäre ein Narr, würde er behaupten, dass ihm Serenity's Nähe nicht gut tat. Galen's Warnung hatte er durchaus noch im Gedächtnis und auch ohne weitere strafende Blicke war ihm klar, dass die Gefühle die sich langsam in ihm regten nicht vorhanden sein durften. Der Schecke mochte stark und intelligent sein, doch er fiel seinen Gefühlen immer wieder zum Opfer. So auch jetzt. Trauer, vermischt mit Wut und Hass, ließen etwas dunkles, brodelndes in ihm aufsteigen. Der Wunsch zu zerstören und zu vernichten war gewaltig und jeder der den jungen Engel näher kannte, hätte vermutlich erraten, weshalb sich die Dunkelheit in dem Geist des Schecken erhob. Doch dieser versuchte sich zusammenzureißen, den Druck, der ihm langsam auf das Gemüt schlug zu ignorieren. Vermutlich war der einzige Grund, weshalb er sich noch nicht auf den Weg gemacht hatte in kopfloser Wut Faithless zu suchen, die Anwesenheit der goldenen Stute.
Ihre Worte gaben ihm Kraft, aber zur gleichen Zeit war ihm nicht bewusst, ob er ihre Anerkennung wirklich verdiente. Sie mochte glauben, dass er der strahlende, stolze Anführer dieser Herde war, doch er selbst sah es nicht so. Er war jediglich an Raphaels Stelle getreten und in eine Welt geschubst worden, von welcher er keine Ahnung hatte. Unsicherheit erfüllte ihn und er konnte das kurze Zittern welches ihn schüttelte nicht vor der hübschen Stute verstecken. Man hatte immer recht gehabt. Alle, die ihn mit den Worten sterblich beschrieben hatten, hatten Recht gehabt. Vielleicht mochte Calliane der Auffassung sein er war mehr, als er zu sein schien, aber in seinen Augen war er so viel schwächer als der Rest. Aber all dies schien in den Hintergrund zu rücken, sobald er über den Fahlen nachdachte und seine schrecklichen Taten. Er hatte immer geglaubt, dass eine friedliche Lösung nicht ausgeschlossen sei, aber dafür fehlte Illium die Kraft. Er wollte Krieg, er wollte diese abgemagerte, durchsichtige Kreatur niedermetzeln und sie dem Erdboden gleich machen und alle die ihm folgten sollten sehen, dass der Hass der Engel niemanden verschonte. Jeder der diese Dunkelheit im Herzen trug würde sterben müssen und Illium würde nicht mehr zögern. Der Schecke fing an strategisch zu planen. Er brauchte Verbündete und eng Vertraute. Was nicht bedeutete, dass Illium irgendjemandem wirklich trauen würde. Mit einem verbitterten Ausdruck auf dem Gesicht trat er ein wenig näher an Serenity heran, suchte in ihrer Nähe Trost. Er spürte, wie ein Teil seiner Seele von ihm zerbrach, unter all dem Hass und der Wut die sich in ihm aufstaute. Güte und Freundlichkeit waren immer ein Teil seiner selbst gewesen, doch plötzlich erschien es ihm, als würde sich auch in ihm eine abscheuliche Kreatur befinden, die nach Blut lechzte. Er wusste, dass er nicht so war, dass ihn der Tod eines engen Freundes mitnahm und die allgegenwärtige Trauer ihm stark zusetzte, aber er konnte nichts gegen all diese Gefühle tun. Er hatte die Pflicht zu handeln und das nicht nur in seinem eigenen Namen. Er würde Raphael rächen und hoffte somit, Calliane Frieden zu schenken.

"Danke, Serenity..." murmelte er. Kurz legte er seinen Kopf gegen ihren Hals, kniff für einen Augenblick seine Augen zusammen um sich von der Außenwelt abzuschotten, ehe er sie wieder öffnete und langsam zurück trat. Er wollte nicht auch sie verlieren. Er würde sein Herz nicht verschenken. Zwischen ihnen würde sich jediglich eine... wunderbare Freundschaft entwickeln. Illium konnte sich selbst nur schwer davon überzeugen. Die Welt der Sterblichen hatte ihn immer fasziniert. Wie sollte es möglich sein, dass er sich dieses Mal fern halten konnte? Aber vielleicht würden die Pläne für die Zukunft ihn ablenken. Wenn auch nur ein kleines Bisschen. "Das... bedeutet mir wirklich viel. Ich bin mir nur nicht sicher, ob ich deinen Worten gerecht werden kann. Raphael war ein großartiger Anführer und wir alle haben ihm die ewige Treue geschworen. Die Vorstellung, dass sie nun auch mir so folgen werden ist..." Es war unvorstellbar. Es gab kein Wort welches die Gefühle von Ehrfurcht und Schock ausdrücken konnte, die in diesem Moment in Illiums Brust tobten.





Mit einem leisen Seufzen sah sich der Hengst um. Der Schnee war vor einiger Zeit geschmolzen, die Knospen hatten sich geöffnet, hatten feinen Blüten Platz gemacht und schließlich hatte sich die Luft erwärmt und der Sommer war eingekehrt. Sie trauerten immer noch, aber der Schock war nun vollends der Wut gewichen, die sie alle erfüllte. Illium hatte sich Gedanken gemacht, jeden Tag hin und her überlegt, wie er es schaffen sollte den Fahlen zu besiegen. Soweit er sich dessen bewusst war, bestand seine Gruppe aus einigen Abtrünnigen, die jedoch alle eine besondere Gabe, oder einen Hang zum Dunklen hatten. Jeder von ihnen war ein Individum und gefährlich. Illium würde nicht den Fehler machen und sie unterschätzen. Die Hoffnung des Schecken beruhte momentan darauf, dass er die Mitglieder seiner eigenen Herde ausbilden konnte, um einen inneren Verteidigungsring aufrecht zu erhalten, der unter allen Umständen funktionierte. Mit mehreren Heilern ausgestattet, war es ihm eventuell auch möglich zu gegebener Zeit einen frontalen Angriff zu starten. Doch das wollte er noch nicht überdenken, auch wenn es durchaus eine Möglichkeit war, die der Engel in Betracht zog. Zuerst jedoch musste er sich um die Verteidigung und Ausbildung der Adoyan Enay kümmern. Er hatte sich selbst und den anderen eine lange Zeit gewährt, um zu trauern, doch er würde nicht länger still stehen. Ihnen lief die Zeit davon und er konnte nicht länger warten. Mit bestimmten Schritten lief der Schecke in die Mitte des Herdenplatzes, wartete stumm, bis sich die Gespräche einstellten und sich die Aufmerksamkeit auf ihn gelegt hatte. Mit einer eleganten Bewegung breitete er seine schillernden Flügel ein wenig weiter aus und begutachtete jene, die sich um ihn herum versammelt hatten. Ein sanftes, fast schon liebevolles Lächeln legte sich auf seine Lippen. Trotz der schlimmen Ereignisse gab es hier immer noch jene, die an seiner Seite standen und dafür war er unendlich dankbar.
"Seid gegrüßt. Ich möchte, dass jeder hier weiß, dass Raphael uns allen nahe stand und wir seine Taten nie vergessen und immer ehren werden. Doch die Zeit der Trauer ist vorbei. Ich möchte nicht in seiner Schuld stehen und das Opfer was er brachte ignorieren. Man hat uns oft gewarnt, dass der Krieg vor der Tür stünde und uns nicht viel Zeit mit den Vorbereitungen bleibt. Mit diesen Warnungen hat man Recht behalten. Der Krieg hat begonnen, als uns Faithless unseren geliebten Freund nahm. Er hat etwas getan, was er nicht hätte tun dürfen und der Beschluss, dass er nicht länger unter uns verweilen darf, ist gefasst worden. Daher, meine Freunde, bitte ich euch uns mit vereinter Kraft zu unterstützen und euch aktiv an dieser Schlacht zu beteiligen. Wir brauchen jede Hilfe die wir kriegen können und ich danke euch bereits jetzt für eure Unterstützung."
In seinem Geiste sand Illium eine stille Botschaft an jene Engel, die sich nach wie vor nicht bei der Adoyan Enay eingefunden hatten. Er würde bald mit ihnen sprechen müssen. Nach wie vor hatten sie es nicht geschafft, sich zusammen zu tun und über das Ereignis zu reden. Egal, wie schmerzhaft es auch sein mochte, es musste geschehen. Nicht nur aufgrund des Schwurs der Treue. Illium hatte Pläne die in die Tat umgesetzt werden mussten und der Schecke brauchte die zusätzliche Unterstützung, von wem sie auch kommen mochte. Er musste sich bald in fremde Gebiete aufmachen und er würde die Herde niemals ohne Schutz zurück lassen, daher musste auch dieses Belangen abgesprochen werden. Illium's Blick blieb an Serenity hängen, die sich ebenfalls in der Menge befand und ein leichtes und zittriges Lächeln legte sich auf seine Züge. Der Druck, Raphael gerecht zu werden lastete immer noch auf seinen Schultern und Illium war sich nicht sicher, ob er wirklich an seiner Stelle stehen sollte. Doch auch wenn sein Herz schneller schlug als ihm lieb war und diese neuen Aufgaben ihn fast überwältigten, so würde er seine Freunde und Verbündeten niemals im Stich lassen.
Illium » 29.01.2015, 01:38 » Herdenplatz AE #2

Serenity



Illium legte leicht verlegen den Kopf zur Seite und lächelte. Das Lachen Serenitys verletzte ihn nicht, nein, in keinster Weise. Viel mehr machte es ihn glücklich, dass er die Stute erheitern konnte. Dennoch konnte er nicht leugnen, dass ihm sein Stolpern vor der Sterblichen peinlich war. Was wenn sie von seiner Existenz wusste? Den prächtigen Schwingen, die er eigentlich auf seinem Rücken trug? Wenn sie tatsächlich wusste, was er war, dann würde seine wunderbare Begrüßung sie vermutlich noch mehr erheitern, ihn noch lächerlicher da stehen lassen. Er war wahrhaftig der perfekte Leiter für die Adoyan Enay. Ein peinlich berührtes Grinsen zierte nun sein Gesicht und er wand sich langsam wieder der hübschen Palominostute zu, die plötzlich erschrocken zurück zuckte und anfing erneut zu stammeln. Eine Entschuldigung? Ein wenig verwundert blitzten seine honigfarbenen Augen. Eine Entschuldigung war wahrhaftig nicht von Nöten. Aber woher sollte Illium schon wissen, weshalb sie sich entschuldigte? Vielleicht hatte sie Angst, sie hätte ihn getroffen, verletzt, oder aber Zorn in ihm erregt. Alles war nicht der Fall, aber der Schecke wusste weder, wo die Stute vorher gelebt und unter welchen Bedingungen sie dies getan hatte. Daher schenkte er ihr ein beruhigendes Lächeln und trat ein wenig näher an sie heran, stupste mit seiner weichen Nüstern kurz gegen ihre Schulter. Er hoffte, dass er ihr die Sorge mit seiner sanften Berührung nahm. Mach dir keine Sorgen, meine Freunde hätten nicht anders reagiert. Wenn nicht schlimmer. Illium wollte gar nicht so richtig darüber nachdenken, wie Galen wohl reagiert hätte. Oder noch schlimmer, Venom. Sie waren nicht direkt befreundet, aber sein gehässiges Lachen schallte ihm sogar, ohne das er es gesehen hatte, in den feingliedrigen Ohren wieder. Vielleicht litt er aber auch einfach nur unter einem ernst zu nehmendem Verfolgungswahn. Es ist nicht das erste Mal, dass mir soetwas passiert. Vermutlich wirst du noch öfter etwas zu lachen haben. Er grinste, dieses Mal wirkte es fast spitzbübisch und doch ein wenig verplant. Er mochte im Moment häufig mit ernster Miene über das Tal blicken, doch das änderte nichts daran, dass er das Kind, welches in ihm lebte, nie verloren hatte. Er war ein glückliches, optimistisches Tier, doch der Schmerz, der ihn innerlich fraß und welchen er versuchte vor der Welt zu verstecken, näherte sich diesem kleinen, schlafenden Wesen in ihm immer weiter. Illium hoffte inständig, dass er sein strahlendes Lächeln nicht irgendwann verlieren würde.

Serenity schien sich ein wenig weiter vor zu wagen, was die Ebene anging, auf welcher sie kommunizierten. Illium war positiv überrascht. Der Schecke hatte geglaubt, dass er noch ein wenig mehr auf sie einreden müsste, um sie dazu zu bringen, aufzutauen. Doch tatsächlich schien sie langsam aber sicher Gefallen an seiner Anwesenheit zu finden. Oder bildete er sich das erfreute Lächeln auf ihrem Antlitz nur ein? Er hoffte nicht. Ihm gefiel der Gedanke, dass Serenity seine Anwesenheit als genauso angenehm empfand, wie er die ihre.
Nun… fing er an, machte eine künstlerische Pause und schielte während er tief Luft holte mit einem zucken seiner Mundwinkel zu der Stute. Ich denke, es ist ein kleines Geheimnis. Nur für dich und mich bestimmt. Was meinst du? Ihm gefiel der Gedanke, eine Art 'Insider' zu haben. Alarmglocken fingen an in seinem Kopf zu leuten, als er bemerkte, wie sehr er bereits an der Stute hing. Er suchte unterbewusst ihre Nähe und machte kleine Späßchen? Noch dazu in solchen Zeiten? Er hatte sich geschworen, sich nie wieder mit einem sterblichen Wesen anzufreunden, geschweige denn, sich in eines zu verlieben und er erneut stand er hier, sprach mit einer Sterblichen und ließ bereits ein tiefes Band einer innigen Freundschaft entstehen. Zumindest machte er sich vor, dass es sich dabei nur um Freundschaft handelte, denn so genau hatte er die Grenzen zwischen Freundschaft, Brüderlichkeit und Liebe nie abschätzen können. Sie verschwammen und verwischten, machten den Schecken dadurch zu einem reinen Gefühlschaos. Ihre liebliche Stimme riss ihn aus den dunklen Vorahnungen heraus. Sie freute sich ebenfalls ihn zu sehen. Also wurde seine Annahme bestätigt. Ein idiotisch breites Lächeln legte sich auf sein Gesicht, welches er verzweifelt versuchte zu unterdrücken. Verstohlen sah er zu Boden und wieder in Serenitys Gesicht und dann wieder… zu Boden. Auf seine Hufe, die unter einer dicken Schneeschicht vergraben waren. Was tat er hier eigentlich? Er wollte gerade sagen, dass er gehen musste und zu tun hatte, eine glatte Lüge, und sich vor dieser peinlichen Situation retten, da fing die Palominostute erneut an zu reden. Das glückliche Lächeln, welches die gesamte Zeit auf seinem Antlitz gesessen hatte, verwandelte sich nun in ein mitfühlendes Schmunzeln. Denn es gab Hoffnung. Viel Hoffnung, auch wenn so viel Trauer die lange Geschichte Ariels zierte.

Ja. Ihr richtiger Name ist Ariel, aber sprich sie bitte niemals so an. Sag Elanor zu ihr. Rede nicht über Engel mit ihr und… Illium seufzte und schüttelte seinen Kopf, ließ dabei seinen langen, dunklen Schopf über seine blitzenden Augen fallen. Elanor hat vergessen wer sie ist. Es ist nicht meine Aufgabe, sie daran zu erinnern und auch deine soll es nicht sein. Ihre Kenntnisse und ihr Können ist nach wie vor unübertroffen und sie wird eine gute Lehrerin sein, auch wenn sie zu Beginn ein wenig… kalt erscheinen mag. Ein wenig. Die Ariel die er kannte hatte sich verändert, aber vermutlich geschah genau das, wenn man unsanft auf der Erde landete und sich damit zurecht finden musste, sterblich zu sein. Illium selbst wünschte es sich, doch er würde niemals so weit gehen können wie Ariel. Noch dazu hatte er eine enorme Verantwortung zu tragen. Eine Verantwortung, die er nicht bereit war abzutreten.
Sein Blick verhärtete sich bei Serenitys Frage. Zuerst wollte er sie abwimmeln, sich von ihr entfernen, oder aber sie verschrecken und somit einer Antwort entgehen, die ihn erneut fühlen ließ, wie es in seinem Inneren aussah. Doch das kurze Aufflackern von Wut und Zorn erlosch, sobald er ihren ehrlichen und beteiligten Gesichtsausdruck in sich aufnahm. Er würde sie niemals verscheuchen oder verletzen können. Nicht willentlich. Seufzend ließ er seine Schultern sacken und er schüttelte langsam den Kopf. Nicht gut. gab er zu, dieses Mal mit leiser Stimme, so dass Niemand außer Serenity ihn hören konnte. Doch ich habe keine andere Wahl als für die anderen stark zu sein. Es ist etwas schreckliches passiert und ich bin froh, wenn ich es den anderen ein wenig leichter machen kann. Zumindest hoffte er, dass ihm das gelang.
Illium » 27.01.2015, 19:46 » Herdenplatz AE #2

Serenity



Das funkelnde Gold seiner Augen war getrübt, mit einem Schleier aus Hass, Verachtung und Trauer. Wie sehr sehnte er sich mittlerweile den Moment herbei, in welchem er seine Zähne in die Kehle des Fahlen schlagen würde? Normalerweise war es nicht seine Art, sich so in eine gewisse Situation hineinzusteigern, aber die Umstände sprachen wohl für sich. Raphaels Tod ging ihnen allen sehr nahe, zumindest jenen, die bereits davon erfahren hatten. Illium wusste selbst, dass noch nicht jeder Bescheid wusste und einmal mehr fühlte er sich schuldig, versuchte die Gewissensbisse die ihn plagten zumindest für einen Augenblick zu ignorieren. Sein Blick fiel auf einen kleinen Singvogel, welcher sich auf einen der kahlen Äste eines Baumes niedergelassen hatte. Sorglos zwitscherte er sein Lied, sah ihm dabei so treu entgegen, dass Illium es nicht lassen konnte, ein zaghaftes Lächeln auf sein Antlitz zu zaubern. Er wünschte Galen wäre jetzt hier. Oder zumindest Aodhan. Aber beide schienen auswärts der Adoyan Enay zu tun zu haben und das grauenhafte Gefühl der Kälte packte den geflügelten Engel. Mit einem Seufzen streckte er seinen Kopf dem Himmel entgegen, breitete dabei seine blauen Schwingen aus und genoss die kurze Illusion der Freiheit. Auch wenn die Sonne seinen Rücken nicht wärmte, so fühlte er sich doch um einiges befreiter, als er sich wieder normal hinstellte und den Herdenplatz überblickte. Seine Herde. Es wirkte immer noch falsch und sureal auf ihn, vor allem da es noch nicht lange her gewesen war, dass Raphael sich auf diesem Boden bewegt hatte, anderen zugesprochen hatte…
Illium hielt sich selbst immer noch für die vollkommen falsche Wahl. Er war nicht schnell darin, sich selbst zu akzeptieren. Die Selbstzweifel waren nicht in etwa so groß, dass sie an ihm nagten und ihn dazu brachten den Verstand zu verlieren, aber er war unsicher. Würde man ihn überhaupt einstimmig akzeptieren? Der Engel zweifelte daran, stellte jedoch noch im selben Moment fest, dass sie gar keine andere Wahl hatten. Sie musste nach wie vor zusammenhalten und an der eigentlichen Situation hatte sich nichts geändert. Sie waren hier, um Faithless die Stirn zu bieten und sein erster Zug hatte sich gewaltig getroffen. Illium hätte nie gedacht, dass es tatsächlich Jemanden geben könnte, der Raphaels Leben einfach so auslöschen könnte. Und doch war es passiert. Vielleicht war er selbst zu dumm und naiv gewesen, zu verschlossen vor der Tatsache, dass das Stillreich tatsächlich gewaltige Gefahren barg. Es war falsch sich selbst die Schuld dafür zu geben und doch tat er es. Sie hätten schneller und effektiver handeln sollen, dann wäre Faithless nicht einmal mehr hier und Raphael noch unter ihnen. Seufzend schüttelte er den Kopf, erinnerte sich an Calianes zornigen Blick und die Trauer, die unter all der Wut schimmerte. Ihm selbst ging es nicht anders. Blanker Hass brodelte in seinem Inneren und es überraschte und ängstigte ihn gleichermaßen, in was für einem Ausmaß er bereit war, Raphael zu rächen. Hätte der Erzengel manche Dinge, die Illium in seinem Kopf als gut befand überhaupt bewilligt? Vermutlich nicht. Doch die Zeiten in welchen er sich nach dem Erzengel richten musste waren vorbei. Eine Tatsache, die einen bitteren Nachgeschmack hinterließ, ebenso wie ein Gefühl der Freiheit. Für den letzten Gedanken hasste und schämte er sich. Vermutlich würde ihn Niemand verstehen, wenn er Jemandem diese Gedankengänge verraten würde. Hassen würde man ihn, als egoistisches Miststück abstempeln. Er war definitiv nicht würdig genug, die Adoyan Enay zu leiten.

Kopfschütteln lief er los, ignorierte die trüben Gedanken, die nichts weiter brachten, als ihn selbst herunter zu ziehen. Er brauchte eine andere Beschäftigung. Zumindest vorerst. Doch jene, mit denen er gerne ein Gespräch führen würde, waren zur Zeit nicht hier und alle anderen wirkten selbst ziemlich beschäftigt. Illiums Ohr zuckte in Venoms Richtung, als dieser von dem Tode Hybrids sprach. Eine neue Schockwelle durchzuckte den Hengst und er spannte seinen Kiefer an, lief zielstrebig weiter. Er würde einfach so tun, als hätte er diese Worte nie vernommen, als wäre ihm der tragische Verlust, welcher die Adoyan Enay heimzusuchen schien, nicht bewusst. Mit glitzernden Augen betrachtete er einige Mitglieder, die ihm noch nicht allzu bekannt waren. Die meisten, welche er interessiert betrachtete, waren Sterbliche. Manchen schien noch nicht einmal bewusst zu sein, unter was für Wesen sie lebten. Ein Strahlen im Gesicht und eine Heiterkeit erfüllte die Luft um sie herum, um welche Illium sie beneidete. Wie gerne würde er jetzt auch lachen, spaßeshalber nach Jemandem treten und mit Jemandem durch den Schnee fetzen nur um danach schwer atmend und lachend nebeneinander zu stehen und die Erfrischung zu genießen? Aber all das hatte er nicht, denn auch wenn man es ihm nicht ansah, die Jahre, die er bereits lebte, erdrückten ihn. Dabei war er noch jung. Sogar sehr jung. Kopfschüttelnd lief er weiter, versuchte die glücklichen Gesichter auszublenden, ebenso wie sein immer fortwährender Gedankensturm, der ihn förmlich niederdrückte.
Er wusste nicht weshalb es geschah. Vielleicht weil er ein unachtsamer Idiot war, oder aber, weil er sich kurz zu sehr auf den Schnee konzentriert hatte, der durch seine Hufe in die Luft geschleudert wurde. Doch im nächsten Moment knallte er gegen einen warmen Körper, verlor den Boden unter den Hufen und und stolperte über Luft. Verwirrt von der fehlenden Eleganz schaffte er es nicht sich rechtzeitig zu fangen und landete im Schnee. Zwar war ihm nichts geschehen, aber der angekratzte Stolz und die Scham über solch einen idiotischen Zusammenstoß war ihm auf das Gesicht geschrieben. Ein wenig perplex sah er nach oben, blinzelte ein wenig gegen das grelle Licht, ehe er eine Stute erkannte, mit einem Fell, welches in der selben Farbe schimmerte wie seine Augen. Jegliche Anspannung, Trauer und Scham, gut, die Scham blieb vielleicht noch ein wenig bestehen, wichen von ihm und er sprach fast schon ein wenig zu erfreut auf seine Beine, als er die Stute wiedererkannte. Serenity!

Peinlich berührt räusperte er sich und versuchte sich an einem etwas geziemteren Lächeln. Er wollte sie mit seiner Begeisterung nicht verunsichern. Und sich selbst auch nicht. Woher kamen nur all die Stimmungsschankungen und die plötzliche Energie?
So sieht man sich wieder. Ich hätte nicht gedacht das es so bald ist, aber es freut mich! Und es würde ihn auch freuen, wenn etwas intelligentere Dinge aus ihm heraus kommen würden, keine Sätze, über die man im stillen lachte. Er konnte nur hoffen, dass Niemand der anderen ihn so sah. Wie ist es dir ergangen? Hast du dich gut eingelebt? Schon besser. Aber das fast schon blendende Strahlen auf seinem Antlitz erweckte immer noch den Eindruck, als sei er mehr als erfreut die kleine Stute wieder zu sehen. Erneut räusperte er sich, versuchte sein grinsen in ein Lächeln zu verwandeln. Zumindest das glückte ihm. Für das Erste.
Illium » 22.01.2015, 21:01 » Nunataq #1

Caliane



Illium war erleichtert, als Caliane anfing zu sprechen. Für einen Augenblick hatte er geglaubt, dass sie ihn weiterhin anschweigen würde, über die Felsklippen hinweg auf das Stillreich blicken würde. Doch glücklicherweise war dem nicht so, ihre weisen, wachsamen Augen richteten sich auf seinen Körper und sie begann zu sprechen. Sie fing das Gespräch mit solch belanglosen Worten an, das Illium seine schlechten Vorahnungen schon fast vergaß. Im Hinterkopf klammerte er sich nach wie vor daran, denn seine Gefühle und seine Intuition hatten ihn selten getäuscht. Dennoch fing er an sich ein wenig zu entspannen, spitzte die Ohren und sah Caliane nun mit einem etwas aufgeschlossenerem Blick entgegen.
Ja, ich war wahrhaftig noch nie hie- Er wurde unterbrochen, bemerkte erst jetzt, dass Caliane allem Anschein nach nicht einmal eine Antwort erwartet hatte. Erschrocken zuckte er bei Calianes gezischten Worten zusammen, folgte ein wenig verwirrt ihrem Blick, konnte jedoch nichts erkennen, was sie in solch eine Aufruhr bringen konnte. Die Angst vor schlechten Neuigkeiten wuchs erneut und ein Blick auf Calianes angespanntes Haupt und Illium wurde bewusst, dass er all das Recht der Welt hatte, sich vor ihren kommenden Worten zu fürchten. Es war, als würde sie ihn kaum sehen oder wahrnehmen, sich viel mehr auf einen Plan konzentrieren, den sie längst geschmiedet und im Kopf ausgearbeitet hatte. Er musste nur noch in die Realität umgesetzt werden. Allem Anschein nach war Illium eine wichtige Schlüsselfigur.

Schluckend und ein wenig unsicher flackerte sein Blick zwischen Caliane und der ihm fremden Umgebung hin und her. Er wusste nicht wohin mit sich, auch wenn Caliane ihm keineswegs vermittelte, sich wieder zu entfernen. Er fühlte wie eine bedrohliche Wolke des Grauens auf ihn zurollte und er war sich unsicher, ob er sich diesem Unwetter, welches seinem Geist bevorstand stellen wollte. Dennoch blieb er stehen, als seien seine Hufe fest mit dem Boden verwurzelt.
Doch je länger Illium wartete, desto unangenehmer wurde das Schweigen, welches sich zwischen ihm und dem Erzengel ausbreitete. Daher öffnete er den Mund, wollte gerade etwas sagen, als er das leichte Flackern in Calianes Augen erblickte. Waren das Tränen? Der hübsche Engel erstarrte, sah die Stute vor sich gleichermaßen verwirrt und entsetzt an, doch nichts von all dem konnte seine Reaktion auf das kommende beschreiben. Calianes Worte trafen ihn mitten ins Herz, zerstörten das gesamte Bild, welches er von sich selbst und der Adoyan Enay gehabt hatte. Das Trugbild der Sicherheit und der Idylle zerbarst in tausend kleine Stücke und Illium konnte nicht anders, als weiterhin starr vor Caliane zu stehen und sie mit einem weit aufgerissenen Augen anzustarren. Die Frage nach dem Was oder dem Warum ließ er weg, versuchte zunächst die Wellen des Schocks und der Panik die über ihn hinweg rollten auszuharren. Es kam ihm vor wie eine Ewigkeit bis er sich wieder bewegen konnte. Voller Unglauben suchte er nach der Verbindung, die er einst mit Raphael geteilt hatte, suchte nach dem stabilen und fest geknüpften Band, welches von solch einer Stärke war, dass man es kaum in Worte fassen konnte. Ja, ein Normalsterblicher wäre vermutlich noch nicht einmal dazu in der Lage es überhaupt zu verstehen. In naiver Hoffnung suchte er es, rief sogar nach ihm, doch es kam keine Antwort, kein Lebenszeichen, nicht einmal ein beruhigendes Summen. Geschockt und mit einem kreischenden Schmerzenslaut sackte der Engel in sich zusammen, kniff die Augen zu und versuchte sich vor der grausamen Realität zu verschließen. Einige Male atmete er tief Ein und Aus, versuchte den seelischen Schmerz, der ihn zu zerreissen drohte zu bändigen. Zu viele Gefühle bemächtigten sich seiner. Erinnerungen kamen in ihm hoch, sowie die tiefe Dankbarkeit, die er Raphael immer geschuldet hatte.

Doch nicht nur Trauer und Schmerz waren es, die ihn beherrschten, auch unbändiger Hass und überschäumende Wut nahmen von ihm Besitz, brachten seine goldenen Augen dazu, wie die untergehende Sonne zu funkeln. Langsam richtete er sein zusammengesunkenes Haupt wieder auf, versuchte den Schmerz, der ihn immer noch in Wellen heimsuchte zu unterdrücken und zu ignorieren. Es gab einen Grund, weshalb Caliane ihn alleine hier her gebeten hatte. Sicher nicht, um ihm diese Tatsache allein vor Augen zu führen. Ganz gewiss nicht. Er wollte auch nicht wissen, wie sich die Mutter des verstorbenen Erzengels fühlen musste. Die gesamte Situation war so sureal, dass Illium sie nicht verstehen wollte, doch es führte kein Weg daran vorbei.
Ich… Es… Er… Der hübsche Hengst schüttelte den Kopf, ordnete seine Gedanken und sah wieder auf, dieses Mal lag Bestimmtheit und wilder Tatendrang in seinem Blick. Er wird dafür bezahlen. Und wenn es das letzte ist was ich tue. Es war ein unausgesprochenes Versprechen. Illium hatte wohl nie Jemanden mehr gehasst, als diese Bestie, die ihm seinen ersten und wahrhaftigen Freund und Verbündeten genommen hatte. Er würde später um Raphael trauern. Nicht hier, nicht vor Caliane. Denn Illium hatte das Gefühl, dass es hierbei um noch viel mehr ging.
Wieso hast du mich hergerufen? fragte er schließlich, hoffte dabei einigermaßen gefasst zu wirken. So gefasst, wie man in solch einer Situation eben sein konnte, denn wenn der hübsche Engel ehrlich zu sich selbst war, so musste er zugeben, dass er nicht lieber getan hätte, als sich vor der Welt zu verstecken und zu trauern. Aber das konnte er nicht. Auch nach Raphaels Tod galt sein Versprechen noch, seinen Plan zu unterstützen und ihn auszuführen, komme was wolle.
Illium » 21.01.2015, 21:20 » Nunataq #1

Caliane



Eine herrische und doch so klare Stimme unterbrach seine Gedanken, zog ihn wie ein Magnet in eine bestimmte Richtung. Caliane. Seine zuvor noch unschuldigen und regen Gedankengängen wurden zunichte gemacht, ersetzt mit etwas dunklem und schmerzverzerrten. Doch diese Gefühle ebbten so schnell ab, wie sie gekommen waren, zeigten Illium, dass der Erzengel, der ihn zu sich rief eine tiefe innere Unruhe verspürte. Der hübsche Hengst neigte den Kopf in die Richtung, in welche er sich begeben sollte. Verwirrung , aber auch Stolz gebraucht zu werden, erfüllte ihn. Er wechselte selten ein Wort mit Caliane, wenn ihre eindrucksvolle Gestalt überhaupt vor ihm erschien. Normalerweise war es nur Raphael, der ihre stetige Anwesenheit schätzen durfte, umso mehr verwunderte es den dunklen Hengst, dass es eben nicht dieser war, der ihn zu sich rief. Mit dem Kopf in den Wolken vergaß er ganz den Umstand, dass Raphael und er ihr Band schon seit einer längeren Zeitspanne nicht mehr gepflegt hatten, zu sehr war er mit seiner Aufgabe und dem analysieren der sterblichen Herdenmitglieder beschäftigt gewesen. Doch all dies würde ihn jetzt nicht aufhalten, denn Caliane hatte ihn gerufen und es bestand kein Zweifel, dass sie ihn sofort sprechen wollte. Binnen Sekunden hatte er sich von seinem eigentlichen Platz, von welchem er einen äußerst auffälligen Hengst beobachtet hatte, entfernt, schritt nun auf einen Ort zu, der den Normalsterblichen verwehrt blieb. Doch je weiter Illium lief, desto klarer wurde ihm, dass er selbst diesen Ort noch nie betreten hatte. Die gesamte Umgebung war ihm fremd, doch das bedingungslose Vertrauen welches er in Caliane und Raphael setzte, brachte ihn dazu ohne zögern weiter zu laufen.

Die Ohren Illiums waren steil gespitzt und nach einiger Zeit breitete er die silbrig blauen Schwingen aus, erhob sich in die Lüfte und folgte weiter dem Ruf, der von dem mächtigen Erzengel ausgegangen war. Seine Flügel trugen ihn ohne Versagen durch die Lüfte, brachten ihn immer näher an einen Ort, der ihm noch nie zuvor wirklich aufgefallen war. Schroffe Felsklippen zeichneten sich vor dem Horizont ab, auf welchen sich nur teilweise der frisch gefallene Schnee hielt. Es gab keinen Zweifel das von diesem sonderbaren Ort der Ruf Caliane's gekommen war. Mit kräftigen Flügelschlägen kam Illium in die Nähe seines Ziels, umkreiste den fremden Ort einen Augenblick voller Staunen, ehe er zur Landung ansetzte, mit seinen Hufen in den tiefen, weißen Schnee sackte, der so unberührt auf der Felsspitze lag. Die Frage, ob hier oben öfter Lebewesen erschienen, musste er sich gar nicht erst stellen.
Mit einem Räuspern sah er sich vorsichtig um, nahm die Umgebung in sich auf und erkannte schließlich Caliane. Mit einem höflichen Nicken trat er auf sie zu, wagte es jedoch nicht, zu nah an sie heran zu treten. Ihr musste all der Respekt entgegen gebracht werden, den er aufbringen konnte. Er wollte weder sie, noch Raphael enttäuschen. Seine goldenen Augen musterten die Stute dennoch, denn ihre Haltung war von Wut und Rachlust geprägt. Eine ungute Vorahnung machte sich in Illiums Körper breit, die seine Haut prickeln und ihn erschaudern ließ. War etwas geschehen?
Caliane? fragte er daher und versuchte sich von den pessimistischen Gedanken abzulenken. Er war sich unsicher wie er ihren Blick deuten sollte. Es war als sei sie weit weg, fern dieser Welt. Überall, aber ganz sicher nicht hier, bei ihm. Ihr habt mich gerufen? Mittlerweile bestand kein Zweifel mehr für den jungen Engel, dass es sich hierbei um etwas ernstes handelte. Er mochte Caliane nicht allzu gut kennen, doch ihrer Haltung nach zu urteilen, war etwas geschehen, was sie beide für eine lange Zeit beschäftigen würde. Ein Ereignis, von welchem Illium nicht wusste, ob er es erfahren wollte, oder nicht.

Ach, kein Problem, ich muss ja auch erst mal in Illium reinkommen. smilie
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