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Ruao



Immer noch realisierte sie nicht, dass sie noch lebte. Warum nur? Wieso durfte sie nicht sterben. So einfach hätte alles beendet sein können. Es wäre perfekt gewesen.
Krampfhaft versuchte sie, die Enttäuschung zu verbergen.
Leicht wandte sie sich um, sah auf die Wunde, welche sauberer wirkte als sie sollte. Auch blutete sie nicht mehr. Warum nur? Sie verstand das ganze einfach nicht. Und überhaupt überforderte sie gerade die ganze Situation.
Die Stute konnte nicht verstehen, warum sie weiter hier war. Verzweifelt auf ein Wunder hoffte. Doch es würde nicht geschehen. Nichts hatte sich verändert.
Traurig ließ sie den Kopf hängen, schwelgte erneut in ihrer Trauer. Alles hatte sie verloren. Und nun, da sie hätte sterben können, hatte sie es nicht geschafft. Sogar dafür was sie nicht geeignet.
Ihr Blick fiel auf Ruao. Ihr Herz. Ihren Liebsten. Er war bei ihr geblieben, hatte sich um sie gesorgt. Wie sehr sie ihn doch vermisst hatte. Wie wenig sich an ihren Gefühlen geändert hatte. Immer noch liebte sie ihn, wusste jedoch, dass es dumm und naiv von ihr war.
Sie hatte alles zerstört. Hatte mit ihrem Verhalten dazu beigetragen, dass der sonst so starke Norweger aufgab und verschwand, weil er nicht mehr weiter wusste.
Nun stand sie da. Alleine, vor dem haufen Dreck, der ihr Leben darstellte. Bisher hatte sie immer der Hass aufrecht gehalten. Sie hatte ihn genährt. Es hatte ihr ein Ziel im Leben gegeben. Doch nun... nun stand sie hier, allein und verlassen, obwohl der Ponyhengst direkt neben ihr stand, und fragte sich, was nun passieren würde.
Sie wusste, dass sie sich abwenden würde. Das sie gehen musste. So sehr wollte sie kämpfen. Für sich selbst. Für Ruao. Für ihre Zukunft.
Doch wieder fiel ihr Blick an ihr herab. Wie ausgezerrt ihr Körper war. Wie schwach sie doch wirkte. Die Erholung des Schlafes hatte sie nur wenig gestärkt, denn zu sehr war sie schlecht mit ihrem Körper herumgesprungen.
Oona verspürte den Hunger und den Durst, der sich so lange nicht eingestellt hatte. Und doch unternahm sie nichts dagegen.
Alles gut. Ich danke dir. Ihre Stimme klang brüchig, als sie ihm direkt auf seine Frage antwortete. Sie wollte nicht, dass er sich Sorgen machte. Sie ertrug es einfach nicht, ihn so sorgenvoll zu sehen. Damals nicht, und heute genausowenig.
Und immer war es allein ihre Schuld, dass er sich Sorgen machte. Ihr Verdienst, der ihn schwächte.
Inzwischen begannen ihre Muskeln erneut zu zittern. Sie weigerten sich krampfhaft dagegen, ihren Körper wieder zu tragen. Ihre Energie war aufgebraucht, und nur die schwache Erholung des Schlafes hielt sie nun auf ihren Hufen.
Kurz darauf bebte fast ihr ganzer Körper, doch sie wollte sich nicht fallen lassen. Mit viel Anstrengung schaffte sie es, einen Huf zu heben und etwas vor sich abzusetzen. Es kostete sie viel kraft, aber sie gab nicht auf. Wollte den Anblick von Ruao nicht mehr ertragen müssen. So viel lag ihr an ihm, und sie hatte nichts mehr, was sie ihm geben konnte.
Alles hatte sie verloren. Auch ihren Körper, der nicht mehr wohl definiert war, sondern nur mehr aus Fell und Knochen bestand. Nicht genug für einen Hengst wie den Norweger, das wusste sie.
Ich danke dir für alles. Auch dafür das du auf mich aufgepasst hast. Aber ich lasse dich wieder allein. Es tut mir alles so Leid. Ich wünsche dir wirklich, dass du dein Glück findest. Etwas, dass ich dir nicht geben konnte. Werde glücklich, und sei mir bitte nicht mehr böse.
Ich werde deiner nie mehr würdig sein, und werde daher auch deine Zeit nicht weiter in Anspruch nehmen. Das habe ich bereits genug getan.

Traurig lächelte sie ihn an. Zeigte damit ihre tiefe Verzweiflung. Lange hielt sie dem Blick nicht stand, den sie ihm zuwarf. Sie wandte sich wieder ab, versuchte mit aller Macht auf den Hufen zu bleiben und weiter zu gehen. Jeder Schritt wurde schwerer. Jede Bewegung schmerzte mehr. Doch hieß sie den Schmerz willkommen. Denn er zeigte ihr, dass sie lebte. Und dass es nicht so einfach vorbei war, wie sie es sich gewünscht hatte.


Wörter: 714

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02.07.2015, 23:38
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Oona


Der Falbe hatte das Gefühl, dass die vergangene Zeit hier am Friedhof, unwirklich war. Ruao war sich nicht mehr sicher, ob das überhaupt wirklich real war oder seine Fantasie entsprungen war. Doch der Schmerz fühlte sich so echt, so grauenhaft an. Konnte einem ein verkümmerter Verstand solche Schäden zufügen? Seine Selbstzweifel jedoch wurden jäh unterbrochen, als er bemerkte, dass sie aufgewacht war. Dass sie noch lebte. Dass sie noch da war. Dass er es geschafft hatte. Und plötzlich war alles so verdammt echt, so extrem real – sein Herz beschleunigte sich sofort, sein Atem ging schneller und Ruao war binnen einer Sekunde hellwach, jegliche seiner Sinne waren aufs Maximum geschärft. Noch immer konnte der Norweger nicht fassen, dass es so weit hatte kommen können. Dass ausgerechnet sie beide sich verloren hatten, wo sie einander doch so sehr liebten.
“Nichts ist gut! Warum lügst du mich an?“ erwiderte er energisch aber dennoch voller Fürsorge. Oona konnte ihm nichts vormachen. Er kannte die Ponystute in- und auswendig, fast besser als sich selbst. “Und bedanken brauchst du dich auch nicht. Für dich würde ich durchs Feuer gehen, wenn es sein müsste – und das weißt du.“ Sanfte Wärme erfüllte seine tiefe, feste Stimme und sein Blick ließ kurz einen Hauch Liebe durchschimmern, ehe er seine Emotionen zügelte. Es war zu früh, noch einen Schritt zu gehen. Ruao musste diesen Prozess des Verzeihens, des gegenseitigen Verständnisses langsamer angehen. Etwas, was sich über so viele Monate angesammelt, angestaut hatte, baute sich nicht binnen weniger Wortfetzen wieder ab. Sie brauchten noch Zeit, Geduld. Doch der Falbe war zuversichtlicher denn je, dass sie es endlich schaffen würden. Gemeinsam.

Als Oona jedoch Anstalten machte, einfach zu gehen, verstand Ruao die Welt nicht mehr. Warum wollte sie jetzt gehen, wo sich endlich wieder dabei waren, sich wieder anzunähern? Warum gab sie gerade jetzt auf, wo alles danach schien, dass sie endlich siegen konnten? “Oona!“ Stumme Verzweiflung ertränkte seine Stimme in klagvollem Kummer. Sofort eilte er ihr nach, versperrte ihr den Weg, blickte ihr tief die matten, bekümmerten Augen. “Warum willst du ausgerechnet jetzt gehen?“ fragte er sie eindringlich, behutsam, gekränkt. “Wenn du jetzt gehst, werde ich nie wieder Glück finden. Du bist mein Glück. Ich will dich nicht eintauschen, gegen nichts auf dieser Welt. Daran hat sich trotz allem nichts geändert und ich bin mir sicher, dass sich daran auch niemals etwas ändern wird.“ Sein Blick grub sich in ihre Augen, welche trotz des ganzen Schmerzes, noch immer die Schönsten des ganzen Universums waren. Sie war die Schönste. Sie war die Eine für ihn und er würde sie nicht aufgeben, zumindest nicht freiwillig. Zu sehr war Ruao davon überzeugt, dass Liebe mächtiger war, als alles andere, was existierte. “Das erste Mal, seit wir unser Fohlen verloren haben, habe ich das Gefühl, dass wir es schaffen können.“ Das brachte es auf den Punkt, das sagte endlich alles aus, was ihm gerade durch den Körper jagte. Diese Hoffnung. Diese Zuversicht.


07.09.2015, 18:35
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Ruao



Obwohl sie wieder in das Reich der Lebenden zurückgekehrt war, mehr oder weniger, musste sie erneut feststellen, dass sie einfach nicht mehr konnte. Sie war am Ende, müde und wollte nicht mehr.
Egal wie oft sie es gedanklich durchkaute, Ruao zu sehen hatte nur wieder das Loch in ihr aufgerissen, das sie schon so lange festhielt. Sie war es Leid, einfach nur mehr Leid hier weiter herumzulaufen. Oder zu torkeln. Immer noch hatte sie ihre Hufe nicht vollkommen im Griff, während sie erneut in Selbstmitleid versank.
Sie hatte Ruao einfach nicht verdient und wollte schnell weg von ihm und diesem Ort, der sie nur immer mehr verletzte und die Wunde tief in ihrem Herzen erneut aufriss. Innerlich blutete sie wieder so stark wie an dem Tag, als sie sich für immer getrennt hatten.
Wieso war sie ihm gerade jetzt begegnet. Warum jetzt, wo es sowieso aussichtslos war. Noch während sie versuchte so schnell wie ihr möglich von ihm wegzu kommen, füllten sich ihre Augen erneut mit Tränen. Tränen die bereits seit so langer Zeit, wenn sie allein war, aus ihr herausflossen und sie immer tiefer in die Verzweiflung und Einsamkeit trieben.
Die Nähe zu dem Hengst tat ihr nicht gut, trieb sie nur immer tiefer in die Hilflosigkeit, während sie versuchte zu verschwinden, ehe Ruao ihr nachkam. Nicht das er es tun würde, das hatte die Stute bereits vor langem aufgegeben.
Die Stimme des Hengstes holte sie aus dem Strudel heraus sodass sie wieder ihre Umgebung wahrzunehmen begann. Ach ja... Friedhof... und sie immer noch am Leben. Ein ironischer Witz der Natur.
Sie ertrug die Sorge des Hengstes nicht. Er opfterte sich immer selbst, nur das es anderen gut ging. Das sollte er nicht, schon gar nicht bei ihr, wo sie doch nichts anderes verdient hattte. Wieso nur ließ er sie nicht einfach in Ruhe, sodass sie sterben konnte.
Wieso musste er sich immer um sie sorgen, anstatt sie einfach in Ruhe zu lassen? Wieso konnte er nicht abschließen und sie gehen lassen?
Weil es nicht dein Kampf ist. Ihre Stimme klang leise und liebevoll, und doch auch so voller Trauer, dass es ihr selbst die Kehle zuschnürte.
Sie wollte stark sein. Wollte gehen können und ihm somit auch die Chance geben, sie zu vergessen und weiterzumachen. Ihm sollte es doch besser gehen als ihr. Er war stark... und...

Sie hörte die Liebe in seiner Stimmte durchsickern. Es zeriss ihr immer mehr ihr demoliertes Herz als sie daran dachte wie sie Ruao immer wieder verletzte. Immer wieder verletzt hatte.
Wie hatte es nur so weit kommen können? Es war einfach aussichtslos, zumindest sah die Stute es so.
Ja er hatte recht. Sie wusste, wie weit er für sie und ihre Liebe gegangen war. Wusste um den unermüdlichen Einsatz des Hengstes. Doch nichts davon hatte sie verdient. Sie war es nicht wert, dass er sich um sie bemühte, warum sah er das nicht endlich ein? Wenn ihr aufgezehrter und kaputter Körper nicht deutlich genug sprachen, mussten es doch ihre Worte oder auch ihre Taten bei ihrer letzen Begegnung reichen, um ihn umzustimmen.
Aber nein, Ruao ist nicht so. Er will immer nur das beste für alle. die sinnfreiigkeit dieser ironischen Gedanken entgingen ihr nicht.
Trotzdem wandte sie sich nicht um, blieb hart und sah ihn immer noch nicht an sondern ignorierte ihn weiter. Sie konnte ihn einfach nicht mehr ansehen, ohne erneut komplett zusammenzubrechen.
Für sie war es Zeit, endlich von hier wegzukommen und endlich mit dieser Zeit, die so wundervoll und doch voller Kummer war abzuschließen.

Ruao jedoch ließ sie nicht in Ruhe. Gerade als sie ihren Körper überredet hatte ernsthaft zu verschwinden und einige Schritte zu machen, stellte er sich ihr plötzlich in den Weg. Durch den Schwung, den sie zum Gehen brauchte, wäre sie fast in ihn hinein geprallt.
Warum ließ er sie nicht endlich gehen? Sah er nicht, wie schlecht es ihr durch ihn ging?
Sah er nicht ihr Herz bluten, wenn sie ihn sah, vorgesetzt bekam, was sie verloren hatte durch ihre eigene Dummheit?
Warum glaubst du denn Ruao? Weil es keinen Sinn hat.
Traurig schüttelte sie den Kopf, während ihre Mähne matt liegen blieb. Auch ihre Augen strahlten ihre Aufgabe, Verzweiflung und trauer ab.
Es wartet auf dich eine Stute, die dich nach all dieser Schweren Zeit auffangen wird, die dich lieben wird und bei der du wieder glücklich sein wirst.
Aber nein, ich werde das nicht sein. Und das ist auch ok so. Ich habe dich erst hierhin getrieben. Wir hatten eine schöne Zeit. Doch diese Zeit ist lange vorbei.
Es ist Zeit für einen Schlussstrich, findest du nicht auch?

Gerade bei dem letzten Satz lächelte sie traurig. Ja, sie liebte ihn immer noch. Genau deswegen konnte sie nicht zulassen, dass er an ihr festhielt, denn sie konnte ihm nichts bieten.
Keine Zukunft, Kein Fohlen, keine Familie. Nichts.
Sie sah die Hoffnung in ihm. Eine Hoffnung, die sie ihm schnell nehmen musste um ihm nicht noch mehr wehzutun.
Es schmerzte sie selbst, wusste sie doch längst nicht mehr, welcher Schmerz in ihrem Körper zu was gehörte. Ihr Kopf dröhnte durch die unsanfte Behandlung und auch ihre Muskeln meldeten Einspruch. Und doch gab sie nicht nach, wollte Ruao nicht noch mehr Sorgen bereiten. Erst wenn er weg war würde sie sich erlauben erneut zusammen zu brechen. Erst dann, aber niemals wenn er es sehen konnte.
Es gab eine Zeit des Glücks, das auf uns gewartet hatte. Wir hatten eine schöne Zeit miteinander. Eine Zeit die ich niemals vergessen werde. Und doch dürfen wir beide nicht an der Vergangenheit festhalten, an alten Idealen, alten Ritualen oder Gefühlen, wenn wir wieder nach vorne schauen wollen.
Es war gut für mich dich zu treffen, denn so habe ich die Chance mich von dir zu verabschieden.
Es wird kein Wir mehr geben Ruao. Wach auf und sieh den Tatsachen ins Auge. Wir ist Vergangenheit. Eine Vergangenheit mit Liebe, Fürsorge und Glück.
Nichts davon kommt wieder. Egal wie du es drehst, auch du kannst daran nichts ändern, also lass uns damit umgehen wie zwei erwachsene, die wir auch sind.

Sie sprach vollkommen ruhig, hatte den inneren Sturm in ihr tief begraben um gleichgütlig zu wirken. Alles an ihr hatte sich verändert, war ruhiger und bestimmter geworden. Ein Abklatsch dessen wie es davor war.
Erneut wurde bei ihren Worten ihr Herz in kleine Schnipsel gerissen, doch dies lies sie sich nicht anmerken. Er musste ein Leben haben. Ein glückliches Leben mit Freude und Liebe.
Sie konnte ihm nichts davon geben, war sie doch einfach zu kaputt.


Wörter: 1135

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01.10.2015, 22:54
»Ruao
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Oona

Weil es nicht dein Kampf ist. Ihre Worte trafen ihn hart und Ruao schreckte vor ihrer kühlen, abweisenden Art zurück. Der Falbe wusste, dass auch Oona eine mehr als schwierige Zeit hinter sich hatte – doch er konnte trotz allem nicht verstehen, weswegen sie ihn noch immer derart mit ihren Hufen trat. Warum sie ihn noch immer abwies, ihn vor den Kopf stieß. Waren sie doch alles, was sie noch besaßen; alles andere hatten sie verloren, hatten kläglich versagt. Warum um alles in der Welt sollte es daher nicht auch sein Kampf sein? Natürlich war es auch sein Kampf. Ruao hatte genauso viel verloren, wie die Stute, die vor ihm stand, wie eine Fremde. Von der einst existierenden Vertrautheit, der unerschütterlichen Nähe war nichts mehr übrig. Vielleicht war diese Tatsache das grausamste an dieser ganzen Begegnung – zu wissen, dass es tatsächlich keinen Kampf mehr gab, den Ruao hätte gewinnen können. Denn Oona hatte aufgegen. Sich selbst, und ihn gleich mit.
Der Norweger war nach wie vor überzeugt davon, dass Oona ihn auch noch immer von Herzen liebte – diese tiefen Gefühle konnte man nicht einfach abstellen oder aus seinem inneren verbannen; das war komplett unmöglich. Sie hatten so viele Jahre miteinander verbracht, waren sich so unbeschreiblich nahe gewesen. Immer. Von Anfang an. Bis zum Schluss. Und auch jetzt musste doch davon noch irgendwas übrig sein? Ruao konnte sich nicht vorstellen, dass seine Anwesenheit Oona kalt ließ. Dafür war sie zu sanft, zu gefühlvoll. Ihm war klar, dass sie sich gegenseitig zerstört hatten, sich in den Abgrund stießen. Doch schlussendlich lag es an ihnen, ob sie sich aufraffen konnten, ob sie nochmal zueinander finden konnten. Niemand – außer ihnen selbst – hatte das zu entscheiden, niemand. “Ich verstehe dich einfach nicht?“ Ruao klang verzweifelt, bemühte sich jedoch darum, nicht zu aufgelöst zu wirken. In den letzten Tagen war so viel passiert: Sie hatten sich wieder gefunden. Hatten begonnen, sich auszusöhnen und nun waren sie dabei, sich endgültig und für immer voneinander zu entfernen – der Falbene wusste einfach nicht mehr, was er tun sollte, um diesen unverweigerlich nahenden Prozess aufzuhalten. “Ich dachte, dass du mich liebst. Dass du mich brauchst. Genauso wie ich dich.“ Doch darin musste er sich getäuscht haben, denn Oona war dabei, sich von ihm zu verabschieden um für immer aus seinem Leben zu verschwinden.

Langsam aber sicher verwandelte sich seine Verzweiflung in blanke Wut. Mit der Art und Weise, wie Oona ihn versuchte loszuwerden, kam Ruao gar nicht klar. Nicht nach all dem, was er ihretwegen durchgemacht hatte. Nicht nach all den Monaten der verbitterten Einsamkeit. Und dem unstillbaren Kampf der Versöhnung. Das hatte er nicht verdient. “Weil es keinen Sinn hat?“ platzte es verärgert aus ihrem heraus; abweisend vergrub er seine Ohren tief im Nacken, während sich seine Nüstern verzerrten. Der Norweger musste sich wahrlich beherrschen, nicht komplett die Kontrolle über sich selbst zu verlieren. Wie kam Oona darauf, ihn so zu behandeln? So herablassend? So endgültig, obwohl er gerade dabei war, ihr sein Herz auszuschütten? Sie trampelte noch immer ohne Rücksicht auf seinen Gefühlen herum – daran hatte sich offenbar trotz ihrer scheinbaren Einsicht nichts geändert. “Weißt du wie oft ich der Meinung war, dass es keinen Sinn macht? Und ich bin trotzdem so verdammt lange bei dir geblieben, wollte dich trösten, dich aufbauen. Aber du hast mich nie gelassen. Hast mich immer und immer wieder abgewiesen. Meine Liebe zu dir mit aller Kraft getreten. Und dann sagst du zu mir, dass es keinen Sinn macht?“ Fassungslos und ernsthaft entzürnt schüttelte Ruao seinen massigen Kopf, schnaubte dabei verächtlich. Sein Puls war in die Höhe gestiegen, schien seine Venen jeden Moment sprengen zu wollen.
Es ist Zeit für einen Schlussstrich, findest du nicht auch? Sein Blick wurde bei diesen Worten noch leerer, noch härter. Oona hatte auf ihn einen erbärmlichen, reumütigen Eindruck gemacht und vor allem hatte sie ihm das Gefühl vermittelt, ihn noch immer zu lieben, noch immer auf ihn und ihr gemeinsames Leben zu bauen. Sie war es gewesen, die ihm erneut die Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft eingehaucht hatte. Wieso zur Hölle hatte sie das getan, wenn dies doch offenbar so gar nicht in ihrem Sinne war? Warum hatte sie mit ihm gespielt? “Du wolltest nur noch einmal die Bestätigung haben, oder? Nur deswegen bist du zu Kreuze gekrochen, hast auf mich eingeredet. Und ich Trottel habe wirklich gedacht, dass du es ernst meinst!“ Ruao wusste, wie verwirrend seine Worte gewählt haben; womöglich würde Oona ihm gar nicht folgen können – dafür war dieser Ausbruch zu sehr seinen Gedanken, seinen Emotionen entsprungen. “Aber keine Sorge, ich habe diesen Schlussstrich schon längst gezogen.“

Ihre Worte klangen so befremdlich, passten so gar nicht zu ihr. Was war nur geschehen, dass sie so geworden war? So heuchlerisch, so gleichgültig? Und vorher kam dieser psychologische Mist, den sie da brabbelte? Oona warf für ihn immer mehr Rätsel auf und Ruao musste sich schließlich eingestehen, dass er dieser ganzen Situation gerade einfach nicht mehr gewachsen war. Es gab tatsächlich kein ‚wir’ mehr. Nie mehr. “Ob du erwachsen und Herr deiner selbst bist, wage ich zwar sehr zu bezweifeln, doch ich denke du hast Recht: Wir sollten von nun an auf ewig getrennte Wege gehen. Ich möchte deinen Wünschen nicht im Wege stehen – und ich werde es auch nicht.“ Ruao wirkte nun endgültig kalt, emotionslos. Sämtliche Gefühle hatte er in seinem blutenden Herzen eingesperrt, hatte beschlossen, Oona wunschgemäß ziehen zu lassen. Er besaß nicht das Recht, sie zu etwas zu zwingen. Sie war erwachsen. Und er war es auch. Einst waren sie ein bezauberndes Liebespaar gewesen, heute waren sie nicht einmal mehr flüchtige Bekannte. Wo er wieder beim Thema wäre: Alles hatte ein Ende. Aber wirklich alles. “Mach’s gut, Oona,“ murmelte er leise, trat bei Seite um der Ponystute nicht mehr jenen Weg zu versperren, den sie gehen wollte. Ohne ihn.


03.10.2015, 18:07
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Ruao



Nur schwer ertrug die Stute den Blick den Hengstes ohne Zusammenzubrechen. Wie konnte er nur immer weitermachen. Wieso kämpfte er um etwas, das sich nicht lohnte. Wieso kämpfte er immer wieder um sie... um sie, wo sie doch kaputt war. Am Ende ihrer Kräfte und nicht mehr die Möglichkeit hatte noch lange zu leben. Wieder spürte sie das Blut an sich herab rinnen. Es spiegelte ihren Zustand wieder. Trostlos und sinnlos. Frei von jeglicher Hoffnung auf ein normales Leben. Je mehr sie darüber nachdachte, desto weiter sah sie ihre Vergangenheit hinter sich liegen. Die Zeiten mit Ruao, die Freude und Glück versprachen, sowie ihre Herde, die Sicherheit und Schutz bot. Trotz all der Verantwortung waren sie beide glücklich gewesen.
Eine längst vergessene Zeit, wenn sie es genau bedachte.
Jetzt sah sie nur den Kampf, die Verzweiflung in ihren Beiden. So viel war passiert, hatte die Stute zerstört. Nicht allein der Verlust ihres gemeinsamen Fohlens war daran schuld, sondern auch die Zeit danach. Die Zeit in der sie beide Aufgegeben hatten anstatt aneinender zu glauben.
Immer wieder irrte der Blick der Stute umher, schaffte es nicht etwas zu fixieren während sie den Blick auf ihre Liebe legte. Er verstand sie einfach nicht, wollte nicht verstehen, dass sie schlecht für ihn war. Gift, dass ihn mit in den Abgrund reißen würde, der schon so nah auf sie wartete. Es war keine Frage der Zeit mehr, wann sie abstürzen würde, denn sie konnte sich nicht mehr am Rande halten. Sie klammerte sich mit letzer Kraft an der Vorstellung fest, dass Ruao sie für stark halten sollte. So stark, dass er sie gehen ließ, damit sie endlich wieder zusammenbrechen konnte.
Die Verzweiflung in den Worten des Hengstes beruhigten sie nicht. Es zerriss sie innerlich immer mehr, zerstörte die letzten Stückchen von ihr, bis nichts mehr übrig war.
Ihr Verstand reagierte darauf eigenständig. Teilnahmslos, ohne sich dessen bewusst zu sein, erfasste sie endlich die gewünschte Ruhe. Fast entspannt sah sie Ruao diesmal direkt an, ertrank zufrieden in der Teilnahmslosigkeit.
Viel ist passiert Ruao. Du brauchst mich nicht. Ich brauche dich nicht. Wir haben so viel erlebt, so viel Mist, so viel Leid. Es hat die Liebe getötet. Es ist nur mehr die Erinnerung des Gefühls in uns, redet uns ein etwas zu fühlen das lang vergangen ist. Nichts ist mehr so wie es war. Es war an der Zeit uns zu trennen, getrennte Wege zu gehen. Ihr Blick war hart. Kalt.
Endlich.

Mit der Wut des Hengstes wusste sie besser umzugehen. Diese konnte sie schüren, aufdass er sich von ihr abwandte, endlich seinen Weg ging. Er würde es nicht verstehen, nicht jetzt. Aber er konnte wieder glücklich werden, wenn er nur etwas Zeit hatte und mit ihr abgeschlossen hatte.
Hass war gut. Wut war ihr Freund, so sehr sie auch innerlich zerriss.
Fast spöttisch durch die Eiseskälte in sich sah sie ihn bei seinem Wutausbruch an. Ich hatte dich nie gebeten zu bleiben nachdem dies geschehen war. Ich habe dich nie gezwungen bei mir zu bleiben, deine Herde zu vernachlässigen und sie schließlich zu verlassen. All das war deine Entscheidung, deine Schuld. Schieb sie nicht mir zu, denn ich habe dir nie etwas vorgemacht. Ja ich habe dich geliebt, mehr als mein Leben, doch das ist lang vorbei. Es tut mir Leid, wenn du denkst ich hätte es absichtlich getan, denn das war nie meine Absicht.
Unwillkührlich war sie bei seinem Aggressiven Verhalten einige Schritte zurück gegangen. Er war immer noch im Rang höher, war stärker als die ausgezehrte Stute. Sie machte sich nichts vor, und sie wusste auch das Ruao es bereuen würde, wenn er sie nun verletzte, dazu war er einfach zu gut.
Die Erkenntnis in seinem Blick freute die Stute, auch wenn sie unendliche Trauer darüber empfand. Er hatte es eingesehen. Endlich.... oder auch nicht. Sie sollte sich freuen, und doch betrachtete der Teil in ihr der immer noch an ihre Liebe glaubte, das ganze voller Unglauben.
Nein wollte ich nicht. Ich hatte einen schwachen Moment. Ich entschuldige mich bei dir. Ich habe der Vergangenheit nachgetrauert ohne an die Gegenwart zu denken. Es wird nie wieder vorkommen. Leicht senkte sie den Kopf um so ihre Entschuldigung zu unterstreichen. Es war nie in ihrem Intresse gelegen Ruao so etwas vorzuspielen. Allein das er so etwas von ihr dachte.....
Und eigentlich sollte sie auch sehr froh über seine Worte sein.

Äußerlich völlig ruhig betrachtete sie den Abschied zu dem Hengst. Auch wenn er sie nun beschimpfte, vielleicht konnte er so endlich sein Glück finden, dass er so sehr verdient hatte. Eine Stute die ihm gerecht wurde und ein Fohlen, sogar mehrere, schenken konnte. Sie war Augenscheinlich dazu nicht in der Lage.
Wie konnte ein Herz, das aus nichts mehr als Sandkörner bestand, immer noch bluten? Sie verstand es einfach nicht. Trotzdem blutete sie immer weiter, als Ruao zur Seite ging und sie sich in Bewegung setze.
Es sollte sie beruhigen, sollte sie freuen. Und doch zerriss sie der Gedanke daran, dass Ihr Hengst wen anderen kenenlernte und vielleicht sogar liebte, so ansah wie sie damals, immer mehr, bis wirklich nichts mehr übrig war.
Nur mühsam bekam sie die vermutlich letzten Worte an den Hengst heraus, welche ihr Schiksal besiegeln würden. Alles Gute Ruao. Ich wünsche dir ein Leben frei von Schmerzen und Verzweiflung, denn du hast genug gelitten.
Ohne noch einmal einen Blick auf ihre Liebe zu werfen ging sie. Auch wenn ihr Körper nicht schnell ging, so entfernte sie sich doch langsam.

Sie spürte den Zusammenbruch immer schneller näher kommen. Verzweiflung machte sich in ihr breit. Nein... nicht jetzt und nicht hier.
Nicht wo er es endlich eingesehen hatte, dass sie ihm nichts mehr bieten konnte außer Schmerzen. Das durfte nicht passieren.
Mühsam hielt sie auf einen Baum zu, neben dem ein riesiger Grabstein stand. Sie musste sich verstecken ehe es geschah. Hoffte darauf das Ruao verschwinden würde, so schnell es ging, dass er in seinem Hass so schnell wegwollte wie möglich von diesem Ort.
Ihre Nerven waren am Ende. Die ganzen Lügen und der Hass, die Ablehnung des Hengstes, all die Beschuldigungen. Auch wenn sie selbst schuld daran war, sie konnte einfach nicht mehr.
Auch ihr Körper merkte erneut an, dass er mit der Behandlung in der letzten Zeit sehr böse mit ihr war.
Ihre Schritte wurden immer wackeliger, so schlecht konnte sie sich auf den Beinen halten. Die Sicht war längst vor ihren Augen verschwommen, denn sie weinte.
Nur mit letzter Kraft unterdrückte sie ein Schluckzen, schaffte es geräuschlos weiterzugehen. Ihre Atemzüge kamen abgehackt durch die Trauer.
Gerade rechtzeitig erreichte sie ihr Ziel. Es war nicht weit weg von dem Ort, wo sie mit Ruao gebrochen hatte, doch weiter kam sie einfach nicht mehr.
Kraftlos ließ sie sich erneut zu Boden fallen, diesmal ohne weitere Wunden an ihrem Körper.
Lautlos schluchzte sie ob ihres Verlustes. Betrauerte ihre Entscheidung, die sie nur zum Wohle ihrer Liebe getroffen hatte. Es war richtig, das wusste sie, und doch kam sie damit nicht klar. Immer schwerer bekam sie Luft, erstickte fast an ihren Tränen, an ihrer Trauer und dem Verlust. An der Liebe, die nicht sein durfte.
Irgendwann konnte sie nicht mehr denken, ertrank entgültig in ihrer Trauer, an dem Schmerz in ihr. Das Schluckzen konnte sie nicht mehr unterdrücken, während ihr Körper panisch versuchte wieder Luft in die Luftröhren zu bekommen. Nur muhsam gelang es ihnen.
Doch die Trauer schlug immer und immer wieder erneut über ihr zusammen, ließen sie fast darin ertrinken. So einfach. So schnell.
Es könnte so schnell zu Ende sein.
Um die Geräusche zu unterdrücken, begann sie stattdessen wie besessen, ohne den Blick auf sich selbst oder ihre Umgebung, sich selbst zu beißen. Zuerst riss sie sich nur Haare aus, immer und immer wieder, egal wo, wo sie sich eben erwischte. Zuerst hielt sie sich an die Beine, bis sie schließlich ihren eigenen Bauch sah. Nichts sah sie mehr, und doch fühlte es sich richig an.
Um den Schmerz in ihrem inneren zu entkommen blieb ihr nur eine Wahl. Nur eine Möglichkeit. Völlig gefangen in ihrem tun begann sie immer tiefer in ihren Bauch, ihre Flanken und Übergänge zu beißen. Das Blut, das jedes Mal erneut aus ihr schloss spürte sie gar nicht mehr.
Sie erreichte ihr Ziel. Je mehr ihr Körper vor Schmerzen schrie, desto mehr verstummten die Stimmen in ihr. Die Trauer und der Schmerz in ihrem Herz, in ihren Gedanken, wich dem Körperlichen Schmerz.
Endlich, sie hatte es geschafft. Ruao konnte seinen Weg gehen, egal was mit ihr geschehen würde.
Die Schmerzen beruhigten ihren Geist. Sie wurde ruhiger. Sah klarer.
So lange, bis sie aus der Ferne den Ruf eines Adlers hörte. Wieder brach sie Weinend zusammen.
Egal was sie tat, es wurde einfach nicht besser.
Erneut begann sie wie im Wahn an ihren zugefügten Wunden zu beißen, riss sie damit weiter auf, den Schmerz hieß sie Willkommen.
Denn sie wusste einfach nicht mehr weiter.....


Wörter: 1563

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10.10.2015, 00:24
»Ruao
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Oona

Sie hatte Recht: Es war viel passiert. Doch das rechtfertigte nicht einmal ansatzweise, was sie gerade tat. Sie stieß ihn von sich, schon wieder. Immer und immer wieder. Ruao spürte, dass er endgültig an jenem Punkt angekommen war, an dem er einsehen musste, dass es vorbei war. Dass sie schlussendlich tatsächlich verloren hatten, nicht zuletzt sogar sich selbst. Und diese Einsicht, diese Resignation erfüllte den Falben mit einer wohltuenden Ruhe, einer Entspannung, welche er in den letzten Monaten schmerzlich vermisst hatte. Der Norweger wusste nicht, ob er überhaupt jemals über Oona hinwegkommen würde – doch eines war nun glasklar: Er musste, denn er hatte keine andere Wahl mehr. Sie hatte für ihn mitentschieden, ihm gar die eigene Entscheidung abgenommen, indem sie seine durch die ihre ersetzt hatte. Mit befremdlicher Gleichgültigkeit blickte er Oona an, begegnete ihrer Teilnahmslosigkeit mit erstaunlicher Stärke.
Ihre Worte prallten komplett an ihm ab, Ruao besaß nicht mehr die Kraft, gegen Oona anzukämpfen. Das hatte er schon zu lange, zu oft getan. Wenn sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, blieb sie dabei war – einst hatte er sie für genau diese Meinungsstärke geliebt. Abgöttisch geliebt. Heute stand ihre Sturheit gnadenlos zwischen ihnen, weil sie nicht einsehen konnte, wie falsch sie lag, wie unfair sie war. Es war vorbei. Scharf sog der Falbe die kühle, feuchte Luft ein, ließ seinen Blick schweifen um seine Lustlosigkeit zu unterstreichen. Es wäre tatsächlich besser, wenn Oona endlich ging. Es entsetzte ihn, dass er das dachte – niemals hätte er es für möglich gehalten, dass er es sich wünschen würde, dass sie ihn verließ. Eigentlich hatte er sein gesamtes Leben mit ihr verbringen wollen; sogar bis gerade eben. Doch nun waren alle Gefühle in ihm gegangen, er fühlte sich leer aber gleichermaßen befreit, entfesselt. Endlich.

“Sei endlich still und geh!“ platzte es irgendwann komplett unvorhergesehen aus ihm heraus; laut, ungehalten und kopflos. Ihre Ausflüchte, ihre Schuldzuweisungen, ihre erbärmlichen Entschuldigungsversuche machten ihn kaputt. Waren im Begriff, ihn endgültig zu zerstören. Er konnte das alles nicht mehr, und Oona sei Dank wollte er es auch nicht mehr. Der Bogen war nun überspannt, das Fass war übergelaufen. Sie hatten es auf die Spitze getrieben, die Situation war hoffnungslos eskaliert. Es gab kein Weg zurück, nicht mehr. Die letzte Tür hatte sich soeben geschlossen. Auf ewig.
Als sie sich von ihm verabschiedete, seufzte Ruao tonlos. Dieser Moment war wohl der mit Abstand das Grässlichste, was er jemals hatte über sich ergehen lassen müssen: Jemanden zu verabschieden, den man niemals hatte verlassen wollen. Jemand, von dem man geglaubt hatte, ohne ihn nicht leben zu können. Der Falbe war entsetzt darüber, welch unschönes Ende ihre Geschichte nunmehr genommen hatte. Doch was war ihnen anderes übrig geblieben? Das Schicksal hatte ihnen genau diesen Lebensweg ausgewürfelt und zugeteilt. Ihnen war nichts anderes übrig geblieben, als sich zu fügen. “Dir auch,“ erwiderte er angespannt, fühlte sich nicht mehr in der Lage Oona anzusehen – auch wenn es womöglich die letzte Chance gewesen wäre. Es war besser so. Und deswegen ließ er sie gehen, verblieb noch kurz an Ort und Stelle, ehe auch er sich in Bewegung setzte. Tapfer und entschlossen bahnte Ruao sich seinen Weg in ein neues Leben, in seine neue Ära. Und schon jetzt übte er sich in Optimismus, damit ihn nicht gleich wieder die Kraft verließ.

Ruao wusste nicht, weswegen er in die gleiche Richtung ging, wie Oona gegangen war. Es wäre endgültiger und vernünftiger gewesen, in die entgegengesetzte Richtung zu gehen – doch ein inneres, betäubendes Gefühl hatte ihn quasi dazu gezwungen, sich davon zu überzeugen, dass die Stute diesen Ort verlassen hatte. Dass es ihr gelungen war, dass sie genug Kraft dazu hatte aufbringen können.
Als der Falbe jedoch einsehen musste, dass Oona es nicht geschafft hatte, blieb er wie angewurzelt stehen und starrte sie ihn. Das Bild, was sich ihm bot, war absurd, unrealistisch, so fern. Die Stute, welche er einst geliebt hatte, hatte nicht nur ihr Leben zerstört, sondern war nun auch im Begriff, ihren Körper zu schänden. Ruao wusste nicht, ob er seinen Augen trauen durfte – denn das, was er sah, hätte er Oona niemals zugetraut. Sie war immer stark gewesen, ein Vorbild, für jedes junge Mädchen. Sie war rundum perfekt gewesen, zumindest für ihn und Ruao wollte einfach nicht glauben, dass Oona so gar nichts mehr davon in sich trug. “Bist du immer noch der Meinung, dass du meine Hilfe nicht brauchst?“ fragte er sie mit erstickter, gar tonloser Stimme, stand noch immer regungslos an Ort und Stelle, einige Meter von Oona entfernt. Sein Blick wirkte starr, leer und stumpf.
Der Norweger wusste noch immer nicht, ob er das richtige tat – diese Situation verlangte ihm einiges ab und Ruao wusste nicht, ob es ihm lieber gewesen wäre, diese Situation zu umgehen, indem er ihr nicht gefolgt wäre. Doch nun war es so oder so zu spät. In jeder Hinsicht. "Hör auf damit!"


24.10.2015, 11:10
» Oona


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Ruao



Je mehr die Stute versuchte den Schmerz in ihrem Inneren zu kontrollieren, desto mehr fügte sie sich körperliche Schmerzen zu. Dadurch wurde der Schmerz zwar dumpfer, verschwand jedoch nicht. Egal wie sehr sie es versuchte, wie verzweifelt sie war, sie kam einfach nicht weiter.
Die Selbstvorwürfe, der Hass von Ruao, ihre eigene Unzurechnungsfähigkeit. All das hatte dazu beigetragen sie zu zerstören. Sie hatte alles versaut. Sie war sich bewusst, dass alles ihre Schuld war.
Wie sie es geschafft hatte nicht zusammen zu brechen während sie ging, erschien ihr jetzt vollkommen surreal. Alles war wie tot. Nichts bereitete ihr mehr Freude. Sie hatte nicht mehr die Kraft weiterzumachen.
Ruao zu vertreiben war das schwerste was sie je getan hatte. Die Hoffnung in seinem Blick, die Liebe. All das war so falsch und hatte sich doch richtig angefühlt.
Es durfte nicht sein. Die Konik Stute hatte das Leben des Hengstes zerstört, ihm seine Herde genommen und seine Chance auf eine Familie. All das hatte sie gehabt, hatte mit ihm gelebt und sich dessen erfreut. Nun wusste sie, dass sie dieser Aufgabe nie würde gerecht werden können.
Sie konnte ihm nicht bieten was er bauchte, was er verdiente. Und doch hatte er es lang nicht einsehen wollen. Die Verachtung in seinen Augen. Sie wusste, sie hatte es verdient und doch litt die Stute schwer daran.
Es war richtig gewesen, und doch konnte sie einfach nicht aufhören es zu bereuen. Sie vermisste den Hengst. All die Schönen Zeiten. Das Lachen, die Vertrautheit, die Liebe, ihre Zusammengehörigkeit.
All das war mit dem Tod ihres Fohlens verschwunden. Nun, als sie sich endlich wieder trafen um dieses Thema für immer zu beenden war sie schwach geworden. Die Stute hatte sich so sehr an Ruao und an ihrer Liebe zu ihm geklammert, dass sie blind war für seine Bedürfnisse. Sie konnte sie nicht erfüllen, konnte nicht sein was er brauchte. Sie hatte das nun akzeptiert, hatte sich stattdessen hingegeben sich selbst zu verletzen. Es kam ihr rein vor, so einfach.

Inzwischen bekam sie gar nichts mehr mit. Immer noch biss sie sich wie im Wahn immer und immer wieder selbst, versenkte ihre Zähne tief in ihre weiche Haut. Sie hatte all das nicht verdient. Sie musste offensichlich gezeichnet sein, damit jeder es wusste. Ihre Unreinheit und ihre absolute Unvollkommenheit sowie ihre Fehlbarkeit musste sichtbar sein.
So konnte niemand mehr den Fehler machen sie zu akzeptieren. Sie tat es selbst nicht, hatte alles verloren.
Sie verachtete sich für ihre eigene Unfähigkeit und Schwäche. Für die Tatsache das sie ihrer Liebe nie wieder nahe sein würde.
Sie hatte in Ruaos Augen gesehen. Hatte die Gefühle dahinter bemerkt.
So bemerkte sie in ihrem Wahn weder sein Näher kommen, noch spürte sie seine Gegenwart, wie sonst immer. Zu sehr war sie auf sich fixiert, während sie unruhig umher um es zu beenden. Doch sie fand nichts.
Die Worte zu ihr erreichten sie nicht. Sie nahm ihn einfach nicht war.. Er war viel besser als sie. Durfte nicht mit ihrer Unzulänglichkeit beschmutzt werden.
Erst die hart gesprochenen Worte rissen sie heraus.
Entsetzt starrte sie auf die Müden und fast toten Blick.
Sofort hielt sie in ihrer Bewegung inne. Wieso war er hier? Wieso war er nicht gegangen.
SIe konnte einfach nicht mehr. Zu lange tat sie das nun schon.
Ich kann nicht mehr. Ich kann es einfach nicht. ich bin nicht gut genug für dich. Sehr leise sprach sie dieses Mantra immer und immer wieder. Sie wollte sicher sein, doch stand sie gerade mit diesem Hengst alleine dar. Sie schaukelte immer wieder vor und zurück- Ob sie mun hier waren, die Worte kamen einfach nicht hervor. Egal wie sehr sie versuchte sich zu beherrschen, es ging nicht mehr. Sie fixierte mit einer wahnsinnigen Verzweiflung den Norweger vor ihr.
Es tut mir Leid. So Leid. Ich bin deiner nicht wert, Ich kann nichts richtig machen. Ich bin nichts wert. Ich liebe dich. Ich liebe dich so sehr, aber ich darf dich nicht fest halten. Dich nicht binden. Noch immer schwieg er .
Sie wusste nicht mehr was sie sagen sollte, während ihr Tränen über das Gesicht liefen und ihre Verzweiflung und Liebe widerspiegelte.


Wörter: 722

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26.10.2015, 00:41
»Ruao
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Oona

Ruao konnte nicht verstehen, was Oona dazu trieb, so zu handeln. Er kannte sie bereits sein halbes Leben, kannte niemandem, dem er sich jemals so nahe, so vertraut gefühlt hatte. Dass ausgerechnet Oona ihm plötzlich fremd erschien, zerstörte sämtliche Illusionen in ihm – die Konikstute war immer sein Fels in der Brandung gewesen, seine Wohlfühloase, sein Rückzugsort. Dass er ausgerechnet diesen wichtigen Bezug in seinem Leben hatte verlieren müssen, war für den Falben nach wie vor unbegreiflich. Und vor allem konnte Ruao nicht verstehen, weswegen Oona ihn schon wieder abgewiesen hatte. Es war doch so offensichtlich, dass sie ihn brauchte. Und er wollte doch auch für sie da sein, sie aufbauen – sie waren doch alles, was ihnen noch geblieben war. Egal wie sehr er es versucht hatte: Er konnte sie einfach nicht aufgeben. Dafür war sie ihm viel zu wertvoll.
Unwirsch schüttelte der Norweger sein kräftiges Haupt und trat näher an die Stute heran, die vor ihm im Dreck lag, wie ein Häufchen Elend. Oona so am Boden zu sehen, zerriss ihm schier das Herz. “Du musst endlich aufhören, dir so einen Schwachsinn einzureden. Du bist mehr als perfekt für mich, auch jetzt. Und du bist mit Abstand die stärkste und tapferste Stute, die ich jemals kennengelernt habe.“ Seine Worte klangen aufrichtig und ernst – sein strenger Blick zeigte ihr deutlich, dass er keine Widerrede mehr dulden würde. Wenn Oona ehrlich zu sich selbst war, wusste sie, dass er Recht hatte – wenn sie nicht füreinander geschaffen waren, wer denn dann? “Wir haben in all den Jahren schon so viel zusammen erlebt, dass ich nicht daran zweifle, dass wir auch das schaffen können. Wir brauchen nur Zeit.“ Ruao’s Stimme klang nun eindringlicher, liebevoller. Er wollte Oona endlich wieder strahlen sehen; sie war so bildschön, wenn sie lächelte. “Und du musst dir eine Chance geben. Und mir – vor allem uns,“ fügte er flehend hinzu, berührte sie ganz vorsichtig am Hals; er wollte sofort, dass sie aufhörte, sich selbst zu verletzen. Das hatte sie überhaupt nicht nötig, dafür war sie viel zu kostbar.
“Nichts muss dir leid tun, Oona. Wie bereits gesagt: Wir haben beide Fehler gemacht. Und wenn du bereit bist, mir meine zu verzeihen, werde ich einen Teufel tun und es dir nicht gleichtun.“ In seinen Worten klang so viel Zuneigung, so viel Verständnis. Er würde hier keinen Schritt ohne sie weg tun – ihm war nun mehr als deutlich, wie sehr die Ponystute ihn brauchte. Ohne ihn wäre sie endgültig verloren, das konnte er nicht zulassen. “Und ich liebe dich auch, das weißt du. Bedingungslos und unwiderruflich. Für immer.“ In seinen Worten lag unwahrscheinlich viel Liebe und Zärtlichkeit, sein Blick war voller Wärme und Zuversicht. Er glaubte an sie. Oona war stark genug, um diese letzte Hürde zu nehmen – und danach konnten sie endlich gemeinsam von Vorne beginnen. Hier, im Stillreich.
Er drückte ihr sachte einen Kuss auf die Stirn, wollte ihr damit zeigen, dass er vollstes Vertrauen zu ihr hatte – und vor allem wollte er sie daran erinnern, wie viel sie ihm bedeutete und dass er sie niemals kampflos aufgeben würde. Völlig gleich, was vorgefallen war oder vorfallen würde. “Aber ich halte dich fest. Und ich lasse dich nicht los. Du hast also gar keine andere Wahl, als dich mit mir zu arrangieren,“ murmelte er sachte, lächelte ihr dabei schief und etwas unbeholfen zu.
Die gesamte Situation überforderte ihn maßlos. Er hatte nicht damit gerechnet, Oona jemals so zerstört zu sehen. Er war dafür schlichtweg nicht gewappnet gewesen – doch das spielte keine Rolle. Denn auch Ruao war stark genug, es zu schaffen. Er würde alles tun, was nötig wäre. “Bitte hör auf zu weinen, meine Liebe – das bricht mir das Herz,“ wisperte er zärtlich und strich ihr sanft den Schopf aus dem Gesicht.
Der Falbe wusste nicht, ob die Konikstute sich nun auf ihn einlassen würde oder ob sie ihn wieder von sich stieß. Der Norweger war nervös, das Herz schlug ihm bis zum Hals – er wusste nicht, was er tun sollte, sofern Oona ihn wieder wegschickte. Wäre es dann tatsächlich zu Ende?


26.10.2015, 20:11
» Oona


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Ruao



Nur mühsam konnte sie sich beherrschen, versuchte sich nicht weiter zu verletzten. Auch wenn sie ihn vor lauter Tränen und Schmerzen nicht mehr erkennen konnte, sie kannte ihn gut genug um zu wissen, dass er selbst mehr litt als sie. Das war immer schon so geweesn und sie konnte es einfach nicht verhindern. Er gab alles, wollte sie immer zufrieden stellen. Und doch hatte sie ihn bei der ersten Herrausforderung für ihre Partnerschaft im Stich gelassen. Sie hatte ihm nichts geben können, hatte es nicht geschafft ihm zu geben was ihm zustand: Ein Nachkomme, ein Fohlen. Ein Teil von jedem von ihnen.
Sie hatte einfach keine Kraft mehr. Konnte sich nicht mehr wehren, konnte nicht mehr das richtige tun.
Sie sollte ihn ziehen lassen, sollte ihm eine Chance auf eine normale Zukunft geben. Doch sie sah ihn kämpfen, für sie, für ihre Beziehung. Und sie schaffte es nicht mehr, ihn erneut von sich zu stoßen. Egal wie sehr sie an die Vernunft dachte, sie hatte zu starke Schmerzen, war zu kraftlos um erneut zu verschwinden. Sie konnte sich ihm nicht erneut verwehren.
Ich bin ein nichts. Ich bin ein niemand. Ich bin nichs wert, nicht gut genug. Du bist so rein, so gut, so ehrenvoll und hast so viel Chancen. Chancen die ich dir nicht bieten kann.
Ich bin nicht stark, nicht tapfer. Ich bin nichts mehr. Nur kaputt, nur zerstört und nichst wert. Nicht genug für dich. Einfach nicht genug.
Sie wusste nicht was sie sprach, während sie blicklos geradeaus starrte. Sie spürte die Nähe des Hengstes und war sich nicht sicher wie sie nun aussah. Sie erinnerte sich an die schönen Zeiten, die sie erlebt hatten. Der Friede und die Schönheit ihres Körpers war verschwunden. Sie war wie eine Blume verwelkt und kurz davor zu sterben. Ihr Lebenssaft floss noch immer aus ihr heraus, ließ sie schwindeln. Nur ob es reichte?
Von der ehemals schönen Konik Stute war nichts mehr übrig. Die wohlgeformten Proportionen, das seidige Fell und die starken Augen die sie ausgemacht hatten, all das war verschwunden. Zurück blieb der geschundene Leib der Stute und die toten Augen, die nicht mehr an die glückliche Zukunft glauben konnten, die Ruao ihr versprach.
Nur langsam verebbten ihre schaukelbewegungen. Auch wenn sie nichts mehr erkennen konnte, richtete sich ihr Blick auf den Hengst. Nur die Umrisse konnte sie noch erkennen, doch sie spürte ihn. Seine Nähe und seine Gefühle für sie.
So gern wollte sie ihm glauben, wollte auf eine schöne Zukunft mit ihm vertrauen. Ich möchte so gern. Will genug für dich sein. Aber was wenn wir nie ein normales Leben haben können. Wenn ich dir nie bieten kannst was du verdienst. Wenn ich nie wieder genug für dich sein kann. Wenn ich kaputt bleibe.
Nur schwach spürte sie seine Berührung, während eine erneute Schmerzwelle durch ihren Körper fuhr. Sie wusste die Geste zu schätzen, verlor sich in dem Gefühl, dass sie einmal erlebt hatte und träumte davon.
Energisch schüttelte sie den Kopf, während ein erneutes Stechen durch ihren Kopf zog und sie sterne sah. Du hast nichts falsch gemacht. Du hast immer zu mir gestanden, mir geholfen und warst für mich da. Ich jedoch hab auf unserer Beziehung herumgetrampelt, konnte nicht geben was andere können.
Auch sie sprach sanft, voller Liebe und Bitterkeit. Sie hatte ihm keine Fohlen schenken können und war daran zerbrochen. Und trotz all dem gab er nicht auf, kämpfte für sie beide. Doch hatte sie noch genug Kraft ebenfalls zu kämpfen?
Mit geschlossenen Augen genoss sie auch die verbotente Körperliche Nähe des Hengstes, gab sich nur kurz der Illusion hin, dass alles gut werden würde. Sie wollte so sehr dran glauben.
Ich liebe dich auch. und ich will dich nicht verlieren. Aber ich darf dich nicht festhalten Ruao. Ich darf dir dein Leben nicht noch mehr rauben. Ich kann einfach nicht mehr. Ich weiß nicht mehr weiter. Erneut begann sie zu zittern. Inzwischen war ihr nicht mehr klar was sie genau gesagt hatte. Was sie zu ihm sprach.
Bitte bleib bei mir, nur gehauchte Worte, nicht laut genug um wirklich für Ohren bestimmt zu sein. Die verzweifelte Bitte der kaputten Stute an den Hengst, der so viel Stärke und Liebe bewies, dass sie darin regelrecht ertrank. Aber es fühlte sich gut an.
Verboten und doch so richtg.


Wörter: 764

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26.10.2015, 21:17
»Ruao
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Oona

Ruao lauschte ihren Worten stumm, ließ sie dabei nicht eine Sekunde aus den Augen. Dass Oona eine derart schlechte Meinung von sich selbst hatte, verletzte ihn. Niemals hatte auch nur derartige Dinge von ihr gedacht, auch damals nicht, als das ganze Drama seinen Lauf genommen und er sie verlassen hatte. Ein Teil von ihm – auch wenn es ein winziger gewesen war – hatte stets einen gewissen Funken Verständnis für ihr Handeln, ihr Verhalten gehabt. Es war schockierend, dass Oona sich nicht selbst vergeben konnte, obwohl er es schon getan hatte.
Dass die Konikstute sich selbst so schwere Vorwürfe machte, hinterließ einen schmerzenden Stich in seinem Herzen. Der Falbe hatte immer geglaubt, sie würde das nicht einsehen können, niemals. Oona war spätestens jetzt auf einem guten Weg, da war er sich ziemlich sicher. Einsicht war der erste Schritt auf ihrem Weg der Besserung – es musste einfach so sein. Und mit Ruao’s tatkräftiger Unterstützung würde sie schon bald wieder auf die Beine und zu Kräften kommen. Außerdem: was sprach denn dagegen, dass sie nicht irgendwann doch noch Eltern wurden? Vielleicht war der Zeitpunkt einfach nicht passend gewesen, eine ungünstige Lebenssituation. Klar, es war weithergeholt – immerhin stand noch nicht einmal fest, ob sie sich überhaupt wieder gänzlich zusammenraufen konnten. Fest stand nur, dass der Norweger sich das von Herzen wünschte und Oona offenbar auch nicht prinzipiell abgeneigt war. Noch stand die Stute sich schlichtweg selbst im Weg, doch auch das würde sich im Laufe der erübrigen. Hoffentlich.
“Und ich bin immer noch für dich da, werde es immer sein. Ich habe in keiner Sekunde bereut, diesen schweren Weg mit dir gegangen zu sein. Und bitte glaub mir: Es ist mir nicht leicht gefallen dich zu verlassen – ich wusste einfach nur nicht mehr weiter, dachte, dass der Abstand uns gut tun würde.“ Er bedachte die Stute nach wie vor mit nachdenklichen, eindringlichen Blicken. Seine Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft, ein Happy End wuchs wieder sachte empor, während er bemerkte, dass Oona den Kampf gegen sich selbst endlich nach und nach einstellte. Vielleicht gab sie ihm tatsächlich die Chance, ihr zu helfen – und dann stand ihnen nichts mehr Weg. Nichts und niemand. “Und ich habe jeden Tag gehofft, dass wir uns wieder sehen – dass wir endlich wieder zueinander finden können,“ fügte er leise hinzu, konnte seinen Blick noch immer nicht von ihr loseisen. Dafür war er zu froh, dass sie sich wieder gefunden hatten – und gleichermaßen so schockiert, in welchem Zustand sich die Stute seines Lebens befand.
“Du wirst mich nicht verlieren; außerdem möchte ich, dass du mich festhältst. Also hör endlich auf dir einzureden, dass es falsch ist, mich wieder an deiner Seite zu akzeptieren. Ich will das,“ beharrte er nach wie vor darauf, war glücklich, dass Oona ihm gesagt hatte, dass sie ihn auch liebte und nicht verlieren wollte. Tiefe Wärme hatte sein gebrochenes Herz in Empfang genommen und er fühlte sich ein wenig freier, unbeschwerter als noch zuvor. Ihre Gefühle für ihn bedeuteten ihm unsagbar viel und er war endlos dankbar, dass nicht alles verloren gegangen war.
Ihre leisen, gar gehauchten Worte erreichten ihn ganz zart, überrascht zuckte der Norweger mit den wuscheligen Ohren und bedachte Oona dabei mit leicht schiefgelegtem Kopf. Der Falbe konnte keinen Zusammenhang finden, hatte jedoch sofort ihre tiefe Verzweiflung gespürt – das Flehen in ihrer Stimme erinnerte ihn daran, wie sehr sie ihn brauchte. Vor allem jetzt, in dieser grausam schweren Zeit. “Natürlich bleibe ich bei dir, für immer – aber bitte schick mich nie wieder weg,“ erwiderte mit ebenfalls gesenkter Stimme und legte ihr seine Nüstern auf die Stirn. Ruao wusste nicht, wie er die Konikstute wieder aufpäppeln konnte; er kannte sich mit dieser Materie einfach nicht gut genug aus. Doch er würde nichts unversucht lassen, irgendwie konnten sie es schaffen. Oona musste lediglich mitarbeiten, ebenfalls ihren Teil dazu beitragen.
In erster Linie wäre es wahrscheinlich ratsam, einen Ort aufzusuchen, an welchem die Ponystute ihren Durst stillen und Ruao ihre Wunden säubern konnte. “Kannst du aufstehen? Wir sollten an einen Ort mit Frischwasser gehen. Oder möchtest du dich noch ein wenig ausruhen?“ Besorgt blickte er seiner Stute tief in die Augen, streichelte sie beruhigend. Seine Stute. Bei dem Gedanken schlich sich ein überglückliches Lächeln auf seine trockenen, spröden Lippen.


28.10.2015, 22:27
» Oona


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Ruao



Onna konnte sich lebhaft denken, was der Norweger nun von ihr dachte. Und doch kam sie nicht umhin sich zu fragen, warum er sie, kaputt wie sie war, nicht einfach gehen ließ. Der Drang sich erneut zu verletzen wurde übermächtig. Nur mit ihrem Scham schaffe sie es zu widerstehen. Ruao sollte nicht erneut sehen, wie es ihr wirklich ging, wie sehr sie den Schmerz brauchte um zu überleben.
Wieso war er nicht gegangen? Wieso hatte er sie nach ihren Worten nicht verlassen? Es erschloss sich der Stute nicht, wo sie sich doch so verzweifelt nach Einsamkeit sehnte. Diese Einsamkeit, die es ihr ermöglichte wieder in ihr Selbstmitleid zu versinken, sich in den Schmerzen zu vergraben, die sie sich selbst zufügte.
Und doch war er hier, redete auf sie ein und war hier.
Es erdete sie. So wie damals auch schon spürte sie auch jetzt diese wahnsinnige Ruhe, die sie schon lange nicht mehr kannte. Immer hatte er etwas an sich gehabt, dass sie besänftigte und ihre teilweise überschäumende Gefühle. Erst jetzt, blutend und am Boden liegend, machte sie sich Gedanken. Sie hatte sich damals verändert, als sie Ruao getroffen hatte. Sie war ruhiger und ausgeglichener, sogar besonnener geworden.
Nun fragte sie sich jedoch, ob es das alles wirklich wert gewesen war. Die Beziehung zu dem Hengst, die Zeit die sie verbacht haben, die Hoffnung und die Liebe.
Alles war zerstört worden durch ihre eigene Unfähigkeit. Noch nie war ihr das so klar gewesen wie in diesem Moment.
Was sah er in ihr, wo sie zerstört und gebrochen am Boden lag, wenn er doch jede haben konnte? Jede die ihm ein Leben und ein Fohlen bieten konnte, die ganz war, vollkommen. Nicht so wie Oona selbst, nicht fähig ein Fohlen zu gebären, obwohl er ihr absolute Sicherheit gegeben hatte.
Vielleicht hat es das. Ruao bitte. Ich kann dir nicht geben was du willst. Was du brauchst und verdienst. Ich habe das eingesehen. ich werde dich nicht mehr an mich ketten, nur damit ich nicht allein bin. Sie wirkte immer resignierter, schaffte es immer mehr kraftlos auszusehen, das wusste sie.
Davor hatte ihr Körper versagt, während ihr Verstand wie ein Berserker gewütet hatte. Erst durch den Hengst neben ihr kam auch dieser zur Ruhe, wurde müde.
Sie hatte einfach keine Kraft mehr um weiter zu machen, um Ruao immer und immer wieder zu sagen, wie wenig sie wert war, wie viel er mit ihr an seiner Seite aufgab. Wie wenig sie ihm bieten konnte und wieviel er doch verdiente.
Verwirrt schüttelte sie den Kopf, versuchte wieder klare Gedanken zu fassen. Alles fühlte sich an wie im Nebel, als sie mit tränenverschleiertem Blick zu ihm aufsah.
Ich wollte dich. Immer nur dich. Und nun...... nun ist es auch nicht anders.
Sie hatte bei diesen Worten den Blick erneut abgewandt und wagte es nicht mehr den Hengst anzusehen. Es war schlimm genug ihm dies zu gestehen, ihn dazu zu bringen, an ihr festzuhalten, egal wie zerstört und nutzlos sie war.
Ich will dich nie wieder verlieren. Nie wieder ohne dich sein. Nur was ist wenn du irgendwann mehr willst? Mehr als ich dir geben kann? Was ist, wenn ich dir nie ein Fohlen schenken kann?
Immer noch wagte sie nicht zu hoffen, den Hengst nicht anzusehen, der ihr so viel bedeutete.
Sie zuckte regelrecht zusammen, als er auf ihre gehauchten Worte reagierte. Das durfte er nicht gehört haben. Bitte nicht.
Und doch beruhigte sich die Stute wieder langsam.
Je mehr er aussprach was sie sich so sehr ersehnte, desto ruhiger wurde die Stute. Er wollte bleiben? Wollte erneut zu ihr stehen, obwohl sie ihn verletzt hatte? Obwohl sie ihn mit Worten so schwer beschuldigt hatte und ihn vertreiben wollte, ihm Schmerzen zugefügt hatte?
Mit geschlossenen Augen genoss sie den Körperkontakt zu dem Hengst, ließ endlich etwas los, als sie daran dachte, dass er nicht weg wollte.
Nie wieder. Dazu ist der Schmerz zu groß.
Nur mit Mühe richtete sie erneut ihren Aufgewühten Blick auf den Hengst.
Als dieser sie erneut ansprach, nickte sie nur schwerfällig.
Es würde wohl gehen, musste gehen.
Wenn Ruao für sie kämpfte, würde sie es ebenso tun.
So erhob sie sich, schwerfällig und voller Schmerzen, ehe sie zitternd neben Ruao stehen bliebn und wartete, wo er sie wohl hinführen würde.


Wörter: 745

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29.10.2015, 23:58
»Ruao
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Oona

Es war offensichtlich, wie sehr die letzten Monate an ihnen beiden gezerrt hatten. Doch nun stellte sich endlich dieses beruhigende, hoffnungsvolle Gefühl der Erleichterung ein. Ruao war froh, dass Oona ihren Widerstand endlich aufgab und ihn hier akzeptierte, bei ihr. Die Konikstute konnte so unwahrscheinlich stur sein, was sie hiermit wieder einmal perfekt unter Beweis gestellt hatte. Der Norweger jedoch war unsagbar froh, nicht aufgegeben zu haben – denn egal wie hart es gewesen war oder noch werden würde: es hatte sich in jedem Fall gelohnt. Mehr als nur das. Er fühlte sich nun freier, endlich wieder glücklicher, als noch zuvor.
Oona’s Einwand, dass sie ihm irgendwann nicht mehr reichen konnte, war Blödsinn und Ruao schüttelte lediglich bestimmt den Kopf. Es war ihm egal, ob sie ihm eines Tages einen Nachkommen schenkten konnte, oder nicht – das alles spielte für ihn plötzlich keine Rolle mehr, weil es so viel wichtiger war, mit dem glücklich zu sein, was man besaß. Es war ein großer Fehler, immer nur nach mehr zu streben – denn dabei verlor man viel zu schnell aus den Augen, was man eigentlich alles besaß. So war es ihnen ergangen. Sie hatten sich zu sehr darauf versteift, ein Fohlen zu bekommen und dabei völlig außer Acht gelassen, dass ihre Beziehung trotz allem das Wertvollste gewesen war, was sie verbunden hatte. Der Falbe war sich sicher, dass so etwas nie wieder zwischen ihnen stehen würde. Er hatte aus seinen Fehlern gelernt, war nicht gewillt, sie nochmals zu begehen. Zu viel hatte er aufs Spiel gesetzt, um dieses Risiko eines Tages erneut in Kauf zu nehmen. Es war alles wunderbar, so wie es war.
Als die Ponystute ihm versicherte, dass sie ihn nie wieder fortschicken würde, lächelte Ruao zufrieden und strich Oona dankbar durch das tränenverschmierte Gesicht. Sie gehörten einfach zusammen, völlig gleich wer was dazu zu sagen hatte – niemals würde der Norweger sich vom Gegenteil überzeugen lassen. Er hatte mehr als sein halbes Leben an der Seite dieser Stute verbracht, es gab keine Zweifel daran, dass sie die Richtige, die Eine war.
Die Muskeln des Falben spannten sich an, als Oona sich erhob. Sorgenvoll bot er seine Hilfe an, stützte sie zärtlich, als sie auf den Beinen war. Zwar war sie zittrig und schwach, doch sie stand. Und nur das zählte. Stolz lächelte er sie an, strich ihr aufmunternd die Ganasche entlang. Ruao war sich sicher, dass Oona stark genug war, sich wieder aufzurappeln – und er würde alles dafür tun, dass sie schon ganz bald wieder strahlen konnte, von ganzem Herzen. “Du bist wunderschön, bitte vergiss das nicht,“ raunte er ihr liebevoll zu, sah ihr dabei tief in die Augen. Keine Stute der Welt würde Oona ersetzen, in keinerlei Hinsicht. Und es war Ruao plötzlich wichtig gewesen, ihr das nochmals zu sagen – denn es war schon viel zu lange her, seit er das letzte Mal getan hatte.
Kurz orientierte der Norweger sich, ehe er beschloss, dass sie gen Südwesten gehen sollten. “Wir sollten zum See aufbrechen,“ teilte er ihr sodann seinen Entschluss fest und nickte ihr tröstend zu. Der See war nicht allzu weit weg und bot sämtliche Möglichkeiten, um Oona aufzupäppeln: Wasser, Gras und Schlafplätze. Zwar war der See meist ziemlich voll, doch Ruao kannte einige geheime Stellen, welche selten bis gar nicht von anderen Tieren besucht wurden. “Wir haben jede Menge Zeit, Oona. Also setz dich nicht unter Druck – du weißt, ich bin geduldig,“ murmelte er und zwinkerte seiner Partnerin verschmitzt zu. Sie hatten schließlich nichts zu verlieren, nicht einmal Zeit. Denn sogar davon besaßen sie mehr als genug. Das einzige, was zählte, war, dass sie zusammen waren. Endlich wieder. Und diesmal endgültig für immer und ewig. “Komm,“ spornte er sie sachte an, lächelte ihr aufmunternd zu und setzte sich langsam in Bewegung.

» zum See


30.10.2015, 19:59
»Xenon
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Wer will.

cf: Leuchtturm

Gelangweilt verließ der Rappene den Leuchtturm. Das seltsame Gespräch mit der Gescheckten ließ er in Vergessenheit raten. Auf keinen Fall würde er dieses wiederholen wollen. Dennoch tat es gut, endlich einfach mal irgendeinen Scheiß von sich zu geben. Mit schnellen Schritten marschierte er durch die dichten Regenvorhänge. Sein Weg war ihm nun wirklich egal. Hauptsache weit weg von diesem Ort. Eine Macht zog ihn zu sich. Wie sehr er sich doch nun einen Ort wünschte, welcher an einen Horrorort erinnerte. Seine Beine trugen ihn immer weiter durch den Regen. Erkennen konnte er kaum etwas. Als er näher an den Friedhof kam, erblickte er die Grabsteine, wenn auch nur die Umrisse. Mit dem Regen hatte dies alles eine schöne Atmosphäre wie er fand.

einplay


31.10.2015, 06:47
» Frostbluete
Dieser Nutzer/Charakter wurde gelöscht.

Amaranth


Haha... Wie passend. Eind Friedhof... Na? Passt das nicht zu dir du Monster? Können wir dich hier denn nicht mal begraben? Dich vergessen? Dich verschwinden lassen? Aus ihrem Innern klang ein leises, aber immer lauter werdendes Grollen, beinahe schon ein Knurren. Ooookaaay... Das war wohl doch keine gute Idee gewesen. "Nun beruhig dich schon, du verrücktes Etwas. Ich weiß schon, dass ich dich niemals los werde. Du bist wohl mit mir so stark verbunden... Nunja uns bekommt man nur zu zweit, nicht?" Ein zustimmendes Geräusch erklang. Nun gut, dann war es wohl so... Sie hatte sich schließlich schon eh beinahe damit abgefunden.
Müde setzte die kleine Stute einen Huf vor den anderen und schlängelte sich zwischen den Steinen der Gräber hindurch. Wo sie hintrat war ihr dabei relativ egal. Es waren Menschengräber. Und Menschen? Nun, die verabscheute sie eben so, wie sie einfach alles andere Lebendige auf dem Planeten verabscheute. Es gab Nichts und Niemanden, den sie noch an sich heran lassen konnte. Zu groß war die Angst, dass Er  wieder die Macht und Oberhand überhnahm. Das konnte und wollte sie nicht zu lassen. Also: Allein sein. Ihre einzige Chance...
Außer... Ja, eine kleine Chance gab es noch. Ihre Mutter hatte ihr damals davon erzählt. Das heilige Feuer. Ein von der Göttin erschaffenes Feuer, das sogar Blinde wieder zum Sehen bringen konnte. So zumindest erzählten die Geschichten.. Aber ob das alles stimmte? So ganz konnte Frost es nicht glauben. Und auch der Wolf lachte nur darüber, als er ihre Gedanken an das Feuer vernahm. Er würde sich von Soetwas Abergläubischem sicherlich nicht beeinflussen lassen. Dazu war er einfach viel zu stark. Leider.
Wieder seufzte die kleine Schimmelstute, während sie weiter tapfer voranschritt. Nun... es musste ja wohl irgendeine Strafe für Das geben, was sie bisher alles getan hatte. Zu viele Leben hatte sie schon genommen. Zu viele Lebewesen hatte auch ihr Vater genommen. Irgendwann, nun irgendwann einmal rächte sich die Natur. Und nun war es also der Fluch geworden, der mittlerwiele auf ihren Schultern lastete. Und er belastete sie nicht mit gerade wenig Gewicht...
Beinahe schon kraftlos war die kleine Weiße mittlwerweile geworden. Futter fand sie kaum noch. Es fehlte einfach die Zeit. Ständig floh sie, von einem Ort zum Nächsten. Einfach, um nicht noch Weitere zu gefährden, die es wagten, ihr den Weg zu treten.
Mit einem leisen und gequälten Zischen dachte Frost an ihr letztes Opfer. Ein junger Hengst, ein paar Monde waren seit ihrem Zusammentreffen vergangen. Und doch blieb er ihr noch immer in Erinnerung, als sei es gesten gewesen. Ihre Rosse hatte eingesetzt, als plötzlich der Jüngling vor ihr auf dem Weg auftauchte.Rabenschwarz. Bildhübsch. Nur wenige Jahre alt. Und doch war er so selbstbewusst, so selbstsicher, ihr entgegen getreten. Und er hatte sich von ihrem Äußeren blenden lassen, hatte sich nur auf die kleine schwache Stte verlassen, war so siegessicher gewesen. Selbst dann noch, als sie ihn angefleht hatte, zu gehen. Nicht, weil sie vor ihm Angst hatte, das nicht. Sie hatte um ihn Angst gehabt. Berechtigterweise leider. Denn bevor er auch nur auf ihre Kruppe aufspringen konnte, war der Wolf hervorgebrochen und hatte den kleinen Schönling getötet. Ihm einfach die Kehle aufgerissen.
Frostbluete erzitterte bei dem Gedanken daran, Tränen rannen ihre Ganaschen hinab.
Ich hab das nicht gewollt! Hörst du, kleiner Rappe?! Ich war das nicht... Ich bin das nicht... Ich-
Der Wolf in ihrem Innern lachte. Er hatte gesiegt. Er hatte es fast geschafft, hatte Frostblute nun beinahe endgültig besiegt.
Wütend blieb Frost stehen und rammte ihre Vorderbeine in den Boden. Sie schrie, laut, unkontrolliert, ohne einen Sinn in den Worten."Woaaaaah!" Einfach, weil sie nicht mehr weiter wusste, nicht mehr konnte. Sie wusste keinen Ausweg aus diesem Dilemma.
"Verschwinde einfach! Ich hasse dich!" Schrill, hysterisch und beinahe schon panisch klang ihre Stimme. Doch sie kam nicht gegen das gehässige Lachen des Wolfes an. Während Frosts Tränen wieder kamen und unkontrolliert über ihre Ganaschen liefen und die Stute zitternd dort stand auf dem Friedhof zwischen all den Gräbern. Es war das Einzige, was sie hörte. Sein hämisches, siegessicheres Lachen.


19.11.2015, 16:21
»Amaranth
Dieser Charakter wurde eingefroren.


Frostbluete 



Pah. Das waren doch alles Schwächlinge. Immer wieder kam es vor, dass Amaranth durch das Stillreich zog. Bis heute hatte sie nicht verstanden, was ihre Mutter meinte, als sie ihr sagte, es wäre wichtig, dass sie sich von nun an hier aufhielten. Natürlich, ihre Geburtsstätte von "damals" war längst überflutet, aber manch einmal ging die Nougatfarbene doch noch einmal dort hin und traf auf dem Weg ihre Opfer. 
Seitdem sie hier im Stillreich jedoch einem Fremden den Schädel eingetreten hatte, gingen die anderen ihr generell aus dem Weg. Und so richtig willkommen hatte man sie hier auch nie geheißen. Weshalb denn auch? Wenn sie schon auf jemanden treffen musste, hinterließ sie ihre Artgenossen zumeist verwirrt, verletzt, verstört oder gar verstorben. Huppsala. Nein, nein. Das wollte ich nicht!  Das Unschuldslamm, dass alle zunächst in ihr sahen. Doch dann trat der rote Rubinenschimmer in ihren Blick, der Schalk der ihr im Nacken saß und brachte die "unschuldige Kleine" dazu, wie sie oftmals insbesondere von Hengsten tituliert wurde, unsagbare Dinge zu tun. Was? Oh Blut in meinem Fell? Ja, da habe ich den kleinen Biber gerettet. Wie bitte? Zu viel Blut für einen Biber? Das kann nicht sein! Du guckst wohl nicht richtig! Lügen über Lügen, die sich stapelten, die aufeinander aufbauten und atemberaubende Skylines in der Welt von Amaranth erschufen. Die Frage war nur, was nun wirklich Wahrheit, und was die Lüge in Amaranths Leben war. Bisher hatte sie immer noch nicht ihren Vater getroffen. Ob sie das besonders kratzte, wusste sie selbst nicht. Vermutlich eher nicht. Für was brauchte man schon einen Vater? Gefühlsduselei wurde in ihrer Beziehung nicht gerade groß geschrieben. Natürlich wurde Amaranth von ihrer Mutter Abendleid geliebt. Auf seltsame verschrobene Art und Weise. Doch auch ihre Mutter liebte es, andere zu quälen. Sie zu Tode zu foltern brachte sie endlich zum Lachen. Töten war etwas gutes. Verletzen tat gut, liebkoste die Seele der Jungen. Sozusagen Abendleid junior, in einem anderen Fellkleid. Schläge einstecken tat ebenso gut, brachte sie immer wieder zum erschauern, doch ein wohliges Gefühl breitete sich dabei in ihr aus. Kein Wunder also, dass die Stute niemals ihr Opfer direkt tötete. Nein, sie ließ sie bereitwillig wehren, steckte Tritte und Bisse ein. Ein beispielhaftes Zeugnis dessen befand sich an ihrem Mähnenkamm. Die Zähne ihres Opfers hatten sich so sehr in ihr Fleisch gebohrt, dass die Narbe selbst nach fast schon zwei Jahren noch sichtbar war. Außerdem fehlte etwas von ihrem Langhaar dort. 
Sie überlegte, welche wohl ihre letzte Begegnung hier war, bevor sie nicht zwischen den Tälern switchte. Sie erinnerte sich an den Strand und die Begegnung mit einem Fohlen, dass einerseits tickte wie sie, ihr aber andererseits zu sehr auf den Sack gegangen war. Und davor erinnerte sie sich an eine skurille Begegnung auf dem Friedhof. Ob dort gerade jemand war? Und falls, verstand er oder sie die Stute wohl auch so miss, wie Kirk? 

Langsam schlug sie den Weg dorthin ein und galloppierte letztendlich die letzten Meter durch das Friedhofstor. Alt, staubig und verrostet stand es offen. Die eine Tür oben aus der Angel gehoben, stand schräg vom Weg weggekippt da. Für Amaranth einer der seeligsten Orte, die sie hier kannte. Ein Gefühl von Heimat breitete sich in ihr aus. 
Urplötzlich blieb sie stehen, legte einen Sliding Stop hin und pflügte dabei ein Stück des Friedhofs. Schrilles Wiehern aus dem Körper der Stute. Jeder sollte wissen, dass sie zu Hause war.

Angewidert rümpfte sie die Nase und runzelte die Stirn. Die Verwesung war ihr vertraut, doch da lag der Duft von anderen Pferden in der Luft. Die Nüstern weiteten sich aufs Maximum, der Blick schweifte angestrengt über die Grabsteine hinweg. Sah dann eine Schimmelstute. Hörte ihren Schrei. Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen. Begann wieder zu traben, direkt auf die Fremde zu. 
Kurz bevor sie bei ihr ankam, vernahm sie das Schluchzen, sah wie die Fremde weinte. Und irgendwo in ihr regte sich so etwas wie Empathie. 
»Nana, was ist denn los? Mich hast du doch noch gar nicht kennengelernt, es gibt also keinen Grund zu weinen.«, sagte sie vorsichtig, während sie sich langsam von hinten näherte. Schritt für Schritt, bis sie neben der Weißen stand, sie anstarrte und dann geradeaus, dort einen der Grabsteine mit dem Blick fixierte. Als wollte sie den Stein hypnotisieren. 


[oh Gott. 715 Wörter und ich hab nicht einmal einen Plan, wie sich das Fräulein entwickelt smilie  Und heeey; letzter Post vor exakt 1500 Tagen :'D  ]


19.11.2015, 17:24
» Frostbluete
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Amaranth



Noch immer schluchzte die kleine Stute. Sie hatte genug. Endgültig genug von dem Dämonen in ihrem Innern. Aber leider machte er ihr gerade sehr deutlich, dass sie ihn wohl nicht so schnell los wurde. Er lachte einfach immer weiter, während sie selbst ziternd mit ihren Tränen kämpfen musste. Viel länger und sie  würde es wohl nicht mehr aushalten. Sie war am Ende, körperlich und auch nervlich. Der Dämon hatte gesiegt.
Niedergeschlagen senkte sie ihren Kopf und schloss die dunklen klaren Augen. Ihren Kopf ließ sie gegen einen Stein sinken, einen großen, leicht schief stehenden Grabstein, der dort vor ihr stand. Ich kann nicht mehr... Hörst du? Wenn du so weiter machst, dann bin ich am Ende. Und wenn es mich nicht mehr gibt...
Frostbluete hob ihren Kopf und schaute wieder geradeaus. Das war die Lösung. Wenn es sie nicht mehr gab, dann würde es auch den Wolf nicht mehr geben. Dann hätte sie gewonnen.
Ein lautes Knurren gefolgt von einem Lachen schalte so laut durch ihren Kopf, dass es schmerzte. Vor Schmerzen zuckte die kleine Stute zusammen und schloss abermals die Augen.
Du glaubst doch wohl nicht, dass es so einfach wird... Die Stimme des Wolfes hallte laut durch ihre gedanken. Versuch es ruhig... Aber du wirst es nicht schaffen. Ich lasse dich nicht sterben. NIEMALS.  Abermals erklang das bösartige Lachen des Wolfes. Und wieder begann auch die kleine Stute zu weinen. Ich will doch nur, dass es endlich aufhört... Ich möchte einfach nur ich selbst sein. Ich möchte einfach nur geheilt sein...


 
When this began
I had nothing to say
And I get lost in the nothingness inside of me
I was confused
And I let it all out to find
That I'm not the only person with these things in mind
Inside of me
But all that they can see the words revealed
Is the only real thing that I've got left to feel
Nothing to lose
Just stuck, hollow and alone
And the fault is my own, and the fault is my own

Nothing to gain, hollow and alone
And the fault is my own, and the fault is my own
I wanna heal, I wanna feel what I thought was never real
I wanna let go of the pain I've felt so long

Erase all the pain till it's gone
I wanna heal, I wanna feel like I'm close to something real
I wanna find something I've wanted all along
Somewhere I belong

 


Doch der Wolf ließ einfach nicht von ihr ab. Es war ihr eigenes Fehler gewesen. und für den musste sie nun büßen. und so wie es schien wohl bis auf Ewig.

Frostbluetes Körper wurde immer und immer wieder von kleinen zitternden Schüben geschüttelt, während sie weinend dort stand und einfach nicht mehr weiter wusste.
Erst als sie Schritte vernahm und noch dazu eine Stimme, blickte sie auf und blickte verwirrt in die kalten, dunklen Augen einer jungen Fuchsstute. Unruhig spielten ihre Ohren, während die Fremde sprach. Automatisch wich sie immer weiter von ihr fort. Einfach aus Angst, der Wolf könnte sich bedroht fühlen, von was auch immer.
Sie verstand dennoch die Worte der Fuchsstute nicht wirklich, schüttelte ihren Kopf, ehe sie antwortete, um die restlichen Tränen ein wenig zu vertreiben.
"Ich glaube eher, dass du gehen solltest... " erwiderte die Weiße schließlich. "Ich will dir nicht weh tun... Aber ich kann es nicht mehr lange aufhalten, wenn du nicht gehst. Bitte..." Dennn es stimmte, der Wolf fühlte sich durch die Worte der anderen Stute bedroht, wartete im Inneren von frostbluete nur darauf, rausgelassen zu werden.
Immer weiter wich die junge Stute zurück, versuchte die Andere vor sich selbst zu beschützen, hoffte einfach, dass die Rotbraune so schnell verschwand, wie sie auch gekommen war.



20.11.2015, 16:02
»Amaranth
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Frostbluete



Die Braune betrachtete die Weiße kritisch. Was war denn nur mit ihr los? Eigentlich wäre es DIE Chance schlechthin für Amaranth zuzuschlagen. In jeglicher Hinsicht. Die Fremde schien geradezu prädestiniert dafür zu sein, ihr ein Opfer darzustellen. Doch irgendwas war anders als bei den anderen. War sie erkrankt und trug ein ansteckenden Virus in sich? Amaranth nahm das Zittern war, dass den Körper der anderen immer wieder zum erschüttern brachte. Sie stutzte bei den Worten der sich ihr entfernenden Stute. Was konnte sie nicht aufhalten? Die Augen der Barocken verengten sich. 
War das eine Drohung? Ihr ausgemachtes Opfer schien bereits ein Opfer zu sein. Doch wer war ihr Peiniger? Sollte sie einfach munter dort weitermachen, wo man sie verlassen hatte? Und wo war das eigentlich? Die Stirn der dunklen legte sich in Falten, der Kopf ging in eine Schieflage und sie zog die linke Augenbraue nach oben, während die rechte Braue sich ihrem Auge weiter näherte. 
Was war es? Und was hielt Amaranth davon ab ihr direkt körperliches Leid zuzuführen? Die Fremde wirkte so ... verloren und verzweifelt. Pack es an, Amaranth! Die Stimme ihres Kopfes. Ihre Ohren zuckten nervös, sie wurde ganz aus ihrem gewohnten Takt gebracht. Schüttelte sich umrundete die Weiße einmal und stand dann vor ihr. Mit jedem Schritt den die andere von ihr weg tat, ging sie einen Schritt auf sie zu. Bald würden sie am Rande des Friedhofes sein und es blieb nur noch die Flucht zu Seite. 
»Ich gehe nicht eher, bevor wir nicht das nötigste ausgetauscht haben.«, die Nüstern blähten sich wieder bei diesen Worten. Sie wollte ein wenig provozieren, wusste nur nicht so recht, was sie herraufbeschwören würde. Irghs. Namen austauschen. Wer brauchte das schon? Andernfalls kam es ihr immer zu gute, wenn ihr Name, und damit auch ihr Ruf, der Stute vorauseilten. Die Stimme klang fast mechanisch als sie monoton sprach: »Ich bin Amaranth. Und ich bezweifle das, was du gerade sagtest.« Bezweifelte, dass ihr weh getan werden konnte. Was konnte man ihr schon antun? Physischer Schmerz? Ja bitte! Herzensleid? Was lag ihr überhaupt am Herzen? Ihr Gegenüber war ihr so suspekt, dass sich die Nougatfarbene nicht mehr konzentrieren konnte, warum sie eigentlich hier war und warum sie gerade auf diese Stute zugetreten war. 
Der Blick ließ die Augen der anderen nicht mehr los. Ohne zu wissen wo sie hin ging Schritt sie immer noch weiter, fast maschinengleich. 


21.11.2015, 14:10
» Cullen
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Wer will?



Freiheit. Die verdiente Freiheit lag nun vor dem Hengst. Endlich konnte er alles vergessen was damals geschehen war. Dennoch flüchtete er auch wegen seiner Arbeit als Kommandant. Er schaffte es einfach nicht mehr. Brach an dem ganzen Druck zusammen. Dies trieb ihn an, sich endlich in die Freiheit zu rennen, sich dort verstecken, sich selber zu verlieren. Auch wenn das Gefühl fest in ihm verankert war, das er von seinen ganzen Pflichten davon rannte, war er sich sicher, dies war die beste Entscheidung die er jemals treffen hätte können. Was die anderen nun dachten? Die müssen nun ohne mich klarkommen. waren seine letzten Gedanken ehe er dieses Thema nun endgültig abschloss. Eher konzentrierte er sich darauf schneller von seiner Vergangenheit weg zu kommen. Doch genau in diesem Moment brach das Gedankenchaos aus. Jedes einzelne Erlebnis der schlimmen Art spielten sich vor seinem inneren Auge ab. Zuerst der Turm der Magie, dann Kirkwall und zu guter Letzt Haven. Für diese Geschehnisse in Haven gab er sich insbesondere die Schuld.
Der Palomino machte eine Pause. Versuchte die Vergangenheit nun endlich hinter sich zu lassen. Er konnte jetzt auch nichts mehr ändern. Doch seine Gedanken wollten nicht auf ihn hören. Die Schuld fraß sich in ihm fest. Hätte er doch nur besser aufgepasst. Er schloss die Augen und senkte seinen Kopf. Wie würde er es nur jemals schaffen, dass alles hinter sich zu lassen und einen Neubeginn zu wagen? Einen Beginn ohne dauernd an das Vergangene zu denken. Vielleicht würden ihm neue Bekanntschaften dabei helfen. War dies auch ein Grund wieso er von der Himmelsfeste wegrannte? Er vertraute kaum jemanden seine Geschichte und Gefühle an. Daran würde er so schnell nun auch nichts mehr ändern. Mit dieser Tatsache würde er nun leben müssen.
Da er nun lang genug über sich selber trotzte, ging er weiter. Ein Gebäude, welches aussah wie eine kleine Kirche, baute sich in der Ferne auf. Grabsteine links und rechts an den Seiten des Gebäudes. Wollte er wirklich hier bleiben? Ohne lange zu zögern ging er näher an das Gebäude heran. Fühlte sich hier geborgen und dennoch verunsichert, ob er sich hier wirklich sicher fühlen konnte. Dieser Ort würde nun der Anfang seines neuen Lebens werden.


28.11.2015, 19:28
» Frostbluete
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Amaranth



"Willst oder kannst du mich nicht verstehen?! Bleib von mir fern... ich bin eine Gefahr!"
Mit angelegten Ohren wich Frostbluete immer weiter von der Fremden zurück. Wollte oder konnte sie einfach nicht verstehen, was Frost ihr da sagte?! Es war doch wohl eindeutig gewesen. Mehr konnte sie nicht sagen,  um jemanden von sich abzuwehren. 
Doch die Rotbraune schritt einfach munter voran. Ohne auch nur ein wenig auf die Worte der weißen Stute zu reagieren. 
Beinahe schon panisch spielte Frost mit ihren Ohren, schnaubte aufgebracht und setzte einen weiteren Schritt zurück. Sie zuckte zusammen, war mit ihrem Oberschenkel gegen einen der Steine gestoßen. Zurück ging also nicht mehr. Und vor ihr stand nun fast direkt die andere Stute. Gequält schloss Frost die Augen,  als der Wolf in ihrem Innern zu heulen begann. Seine Jagd stand bevor. Wenn es so weiter ging wie gerade jetzt, dann würde sicherlich gleich ein Blutbad an der Stelle der Rotbraunen dort vor ihr sein...
Frostbluetes Körper begann zu zittern. Sie versuchte verzweifelt den Dämon unter Kontrolle zu halten und sein wahnsinniges Lachen in ihrem Kopf zu ignorieren.  Er versuchte ihr so üble Kopfschmerzen, dass sie nicht anders konnte und ihren Kopf gen Boden sinken ließ. Sie kniff die Augen noch weiter zu, versuchte den Schmerz an ihren Schläfen zu verdrängen. Versuchs ruhig kleine Stute. Aber du weißt genauso gut wie ich, dass das hier mich nicht aufhalten kann. Gleich... Gleich ist meine Zeit wieder einmal gekommen. Und du kannst einfach NICHTS dagegen tun!
Wieder dieses wahnsinnige Lachen, der unglaubliche und stechende Schmerz in ihren Schläfen... Doch noch ließ Frost sich nicht unterdrücken. Noch war sie selbst stärker als der Dämon. Noch hatte sie die Kontrolle über ihren Körper und sein Handeln. Nur wie lange das andauern würde,  das wusste sie nicht. 
Energisch hob Frostbluete schließlich wieder ihren Blick und schaute die Rotbraune an. Ihre Augen waren verfärbt, glühten eisblau von der eisigen Kälte in ihrem Innern. Ein Schauer rann ihren Rücken hinab, während sich um ihre Hufe am Boden kleine Eiskristalle bildeten. Das Mal auf ihrer Stirn glomm leicht blau.
Alles zusammen Zeichen dafür,  dass der Wolf kurz davor war, zu übernehmen. 
"Verdammte Scheiße! Könntest du jetzt endlich verschwinden?! Mein Name ist Frostbluete... und wenn du nicht gleich deine Beine in die Hand nimmst und rennst, wird mein Dämon dich töten! Jetzt Lauf!" Die letzten Worte kamen nur noch als eine Art Knurren,  ein lautes Grollen in der Stimmlage des Wolfes.
Zitternd vor Anstrengung, jeden einzelnen Muskel ingredients Körper bis zum zerreißen gespannt, stand Frist nun da und hoffte einfach, dass die Stute nun endlich verstand und davon lief.


01.12.2015, 10:47
» Memoria
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Cullen




Heute war einer jener Tage, an welchen sich Memoria aus ihrem Versteck heraus getraut hatte, um wenigstens ein wenig am regen Leben im Stillreich teilzunehmen. Oftmals war ihr die Fülle, das fröhliche Dasein um sie herum zu viel und sie fühlte sich überfordert mit der Freude der anderen – heute aber (aus welchem Grund auch immer) fühlte die Palominostute sich dieser Herausforderung gewachsen, war bereit, sich jenen Dingen zu stellen, die ihr sonst unangenehm und überdrüssig waren.
Bereits seit ihrer Geburt lebte sie hier, im Stillreich. Sie kannte das Tal wie ihre Westentasche, fühlte sich hier wohl und geborgen. Doch seit ihrer Verwandlung konnte sie die Schönheit, die Vielseitigkeit dieser Umgebung nicht mehr genießen, fühlte sich dieser gar machtlos ausgeliefert. Es war wohl die größte Strafe für sie gewesen, als Vampir zu enden, nachdem sie ihre Familie aufgrund dieser Spezies verloren hatte. Vielleicht war das ihre grundlegende Herausforderung, ihre Bestimmung vor allem ihre Verdammung. Vielleicht hatte sie es verdient. Memoria wusste es nicht, schob jegliche Gedanken hierüber stets beiseite – in den letzten Jahrhunderten hatte die zierliche Stute einsehen müssen, dass sie es niemals verstehen würde. Niemals.
Es war noch am frühen Morgen, weswegen das Stillreich noch ruhig und unbedarft vor ihr lag. Memoria genoss diese Tageszeit, da sie immer nur dann das Gefühl hatte, sich unbemerkt in der Öffentlichkeit aufhalten zu können. Die Vampirin war unscheinbar, unauffällig und lebte ein scheinbar alltägliches, gewöhnliches Leben – und im Grundsatz unterscheidetete sie sich tatsächlich nicht von ihren sterblichen Artgenossen. Es waren lediglich die Feinheiten, die sie anders machten und ihr das Gefühl gaben, Fehl am Platz zu sein. Denn sie war ein Monster. Und an dieser Tatsache würde sie nichts ändern können, völlig gleich, nach welchen Prinzipien sie lebte.
Die Helle hatte seit jener Nacht kein Wort mehr gesprochen; seit sie realisiert hatte, auch ihren Vater an die Gattung Vampir verloren zu haben war ein ganz wichtiger Teil in ihr restlos verstorben: ihr Herz, ihre Hoffnung. Dass ausgerechnet sie in jener Nacht von einem Vampir gebissen und somit zur Verwandlung gezwungen wurde, war die Ironie des Schicksals gewesen, welche nur in seltenen Fällen auf sich warten ließ. Seither lebte Memoria in vollkommener Isolation, in endgültiger Einsamkeit – es gab keinen Grund mehr, zu sprechen. Alles, was sie jemals zu sagen gehabt hätte, war gesagt worden und mittlerweile (so befürchtete sie) hatte sie das Sprechen gänzlich verlernt. Zu fremd wäre es ihr, nach all den Jahrhunderten.
Ihr Weg an diesem Morgen führte sie zum Friedhof, an welchem sie sich stets dem Tod näher fühlen konnte, als dem Leben. Innerlich war sie zwar längst gestorben, doch ihr Körper war eisern an das Leben gefesselt worden und es erschien Memoria vollkommen unmöglich, eines Tages eines würdigen Todes zu sterben. Sie sehnte sich nach einem sterblichen Leben, auch wenn sie dann schon längst nicht mehr existieren würde – es wäre wertvoller, kostbarer gewesen.

Memoria’s Blick fiel erschrocken auf einen ebenfalls cremefarbenen Hengst, welcher sich ebenfalls auf dem Friedhof aufhielt. Zu dieser Tageszeit war sie hier eigentlich bisher nie auf einen Artgenossen getroffen, weswegen sie zunächst wie erstarrt an Ort und Stelle verharrte, ehe sie sich wieder fing. Die Palominostute war nicht gerne in Gesellschaft, weil sie diese meist nicht meistern konnte – dadurch, dass sie nicht sprach, fiel es ihr schwer, eine Bindung aufzubauen und auch die anderen wussten daher selten etwas mit ihr anzufangen, was Memoria allerdings nachvollziehen konnte und es sich daher nicht zu Herzen nahm.
Da sie jedoch nicht unhöflich sein wollte, nickte sie dem Hengst freundlich zu und schenkte ihm ein schüchternes Lächeln. Die Vampirin hatte längst erkannt, dass ihr Dasein nicht erträglicher wurde, wenn sie sich vehement gegen sich selbst wehrte. Hin und wieder musste auch sie am Leben teilnehmen, ob sie nun wollte oder nicht – denn auch ihre Grundbedürfnisse mussten gedeckt werden.
Noch während sie den Fremden aus sicherer Entfernung beobachtete, versuchte sie, seine Aura und seine Stimmung in sich aufzunehmen. Da sie ihr Gegenüber nicht nach dem Befinden fragen konnte, wollte Memoria dies unbedingt erfühlen können und sie war guter Dinge, diese Fähigkeit eines Tages vollends erlernen zu können.
Für den Moment jedoch ging von dem Hengst lediglich pure Neutralität aus, auch wenn es Memoria nicht entging, dass auch er gedanklichen mit etwas beschäftigt war – anderenfalls würde er sich womöglich auch sonst nicht um diese Tageszeit an einem Ort wie diesem aufhalten.



01.12.2015, 22:21
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Geschlossen