Stillreich » Das Tal » Salzsee der Ahnen #1
» Namida
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Querida




Namida blinzelte. Mittlerweile war es düsterer geworden. Sie schüttelte ihre Mähne aus. Der Wind heulte kalt um ihre Beine. Die FRemde schien eindeutig mehr als schüchtern zu sein. Obwohl, eigentlich wusst Namida nicht warum man bei ihrem Anblick schüchtern werden sollte. Keine Sorge, du hast mich bloß ein wenig erschreckt. Aber das macht nichts.
Ein Zittern überkam Namida, und sie rat von einem Huf auf den anderen. Namida wollte freundlich wirken, jedoch war sie sich nicht sicher ob es klappte. Nun, ja sagen wir so:  Ich streife schon länger ziellos durchs Tal. aber ja ich bin schon etwa länger hier. Und du? bist du erst angekommen?
 


15.03.2016, 17:49
» Isis
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Jesien



Ein frischer Vorfrühlingstag, der kühle Biss des Winters noch spürbar, neigte sich dem Ende. Blassrosa Farbstriche zierten einen blaugrauen Himmel, an dem bereits die ersten Sterne vorsichtig blinzelnd ihr Antlitz zeigten. Inmitten der abendlichen Ruhe schlich ein zartgoldener Schimmer zwischen winterlich kahlen Bäumen, lautlos und behände. Eine zierliche Stute gehörte zu diesem zartgoldenen Schimmern, denn es war ihr Fell, seidig und wohlgepflegt, das diese untypische Farbe trug. Ihre Muskeln bewegten sich katzenartig unter diesem Fell, zierten ihre schlanke Gestalt, und zeigten bei jedem Schritt welche Eleganz sie der Stute verliehen. 
Die goldschimmernde Stute, die den Namen Isis trug, folgte einem kleinen Bachlauf, der nur kümmerliche Mengen Wasser mit sich führte für diese Jahreszeit. Isis hoffte, dass sie an der Mündung des Wasserlaufs an einen See gelangen würde, an dem sie ihren Durst stillen und eventuell ein kurzes Bad nehmen konnte. Ihre gestählten Muskeln waren vielen Anstrengungen gewappnet, doch auch sie waren nicht darauf ausgelegt über mehrere Tage und ohne Rast an der Belastungsgrenze benutzt zu werden. Ein wenig Entspannung und Erfrischung wären daher ein willkommener Zeitvertreib. 

An einem Waldsaum ankommend, hielt die zierliche Falbstute inne. Ihre schmalen Ohren spielten aufmerksam und ihre dunkelbraunen Augen blickten wachsam, suchten das offene Gelände, das sich nun vor ihr erstreckte, nach Gefahren oder Artgenossen ab. Sie blähte ihre Nüstern, atmete die kühle Abendluft ein. Viele verschiedene Gerüche lagen darin, verrieten Isis, dass andere, fremde Pferde in der näheren Umgebung waren. Doch über allem lag ein beinahe beißender Geruch von Salz. Isis' Ohren zuckten in ihren Nacken und ihre Nüstern fächelten die Luft aufgeregt in ihre Atemwege. Salz?
Die Stute war irritiert, beunruhigt. Dennoch zwang sie sich dazu ihren Weg fortzusetzen und so folgte sie dem Bachlauf weiter in die offene Landschaft hinaus. Vielleicht würde der Bach ins Meer münden und erklärte somit die salzigen Gerüche?

Doch eine nagende Stimme in dem primitiven Teil ihres Gehirns beheimatet war, sagte ihr, dass die Gerüche falsch waren... Dass der Meerluft anders roch. Nicht so metallisch und toxisch. Isis spürte wie ihr Herz zu flattern begann. Neugierde, Aufregung und ein bisschen Furcht trieben sich um, brodelten durch ihre Adern und heizten ihren Blutkreislauf an. 
Schließlich gewann die Neugierde die Oberhand und mit tänzlerischen, federnden Schritten trabte die Stute an. Grazil hielt sie ihren Schweif hoch in die Luft, die Nase hoch in den Wind und fast unmerklich wurden ihre Tritte raumgreifender bis es den Anschein hatte als flöge sie über die Gräser. Als ob sie den Boden gar nicht erst berühren müsse, um vorwärts zu kommen. 

Es dauerte nicht lange und bald fühlte sie sich, als ob der metallische Geruch von Salzen ihre Atemwege aufraute und ihr die Luft nahm. Keine Minute später und die federnden Trabtritte stoppten abrupt. Sie stand an dem weitläufigen Ufer eines Sees, doch das Wasser sah merkwürdig aus. Brackig, braun. Isis flehmte. Genau dieses Wasser trug den absonderlichen salzigen Geruch, verstörte sie zutiefst. Die goldschimmernde Stute schüttelte ihre fast bleiche Mähne, frustriert, dass ihre Hoffnung genießbares Süßwasser zu finden unbelohnt bleiben sollte. Also würde sie weitersuchen müssen.... Erneut ließ die Falbstute ihren Blick wandern, suchte das Ufer ab und bemerkte, dass sie an diesem trostlosen, gottverdamten Ort nicht alleine war. 


23.04.2016, 21:16
»Jesien
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Isis



Es war schwer zu beschreiben, wie Jesien sich gerade fühlte. Eigentlich hatte er sich mit Marston auf Anhieb gut verstanden und das erste Mal in seinem (neuen) Leben hatte der Schimmelhengst das Gefühl gehabt, etwas richtig zu tun, bei jemandem gut anzukommen, ohne sinnlos prahlen zu müssen. Und nun? Nun fühlte er sich vor den Kopf gestoßen, zurückgewiesen und das, obwohl Marston ihn eigentlich nur mit Nichtbeachtung gestraft hatte. Auf seine Frage, ob sie gemeinsam einen Schlafplatz suchen sollten, hatte Jesien von dem Fuchsenen keine Antwort mehr erhalten - eigentlich eine klare Reaktion, nicht wahr? Nicht, dass der Helle sonderlich viel Erfahrung mit Artgenossen hatte, Gott bewahre! Aber irgendwie hatte ihm seine Intuition geraten, das Weite zu suchen. Warum auch immer: er war bei Marston gerade nicht mehr erwünscht. Seinen Anstand hatte Jesien dennoch nicht verloren, weswegen er sich höflich - wenn nun auch deutlich distanziert - von Marston verabschiedet hatte. Vielleicht würden sie sich eines Tages nochmals begegnen. Vielleicht aber auch nicht.
Der Barocke hatte sich sofort entfernt, wollte sich zurückziehen und wieder gänzlich isolieren. Das Schicksal aber durchkreuzte diesen Plan. Sein matter Blick traf die Gestalt einer goldenen Stute; ihr graziler Körper verharrte am Ufer des Salzsees - Jesien blieb sofort wie angewurzelt stehen, und starrte sie an. Das erste Mal ertappte der massige Hengst sich dabei, wie er eine Stute als attraktiv, gar schön empfand und es beschämte ihn, dass er sich selbst nicht besser im Griff hatte. Seine Mutter hatte ihm immer gesagt, dass es schwach war, eine Stute begehrenswert zu finden und bisher hatte Jesien sich eigentlich auch herzlich wenig für das andere Geschlecht interessiert. Wie gesagt: bisher. Denn nun war er plötzlich frei; entkommen aus der Gefangenschaft und seiner Familie und auf einmal verschob sich sein Weltbild und er begann all das zu tun, all das zu empfinden, wie alle anderen (die ein normales Leben führten) es auch taten. War das tatsächlich verwerflich?
Jesien nahm all seinen Mut zusammen und beschloss, die Gesellschaft der Goldenen zu suchen. Seine Angst, auch von ihr abgewiesen zu werden, war zwar groß, aber nicht mächtig genug. Seine Unerfahrenheit jedoch zeichnete sich in seinem Gesicht ab, welches mit jedem Schritt, den er mehr auf sie zu tat, immer unbeholfener erschien. Wie lächerlich, wenn man bedachte, dass Jesien eigentlich ein erwachsener Hengst im besten Alter war. Schade, dass sich ihm nie früher die Möglichkeit eröffnet hatte, Erfahrungen zu sammeln. Es erschien ihm schwerer, dies nun nachzuholen. In seinem jugendlichen Leichtsinn wäre ihm all dies gewiss leichter gefallen, als heute.
"Guten Abend," begrüßte er sie höflich, schenkte ihr ein erfreutes Lächeln und bedachte sie mit interessierten Blicken. Dabei versuchte Jesien allerdings krampfhaft, nicht aufdringlich zu wirken - er wusste, wie dünn die Schwelle zwischen Interesse und Bedrängnis war. "Ein ziemlich verlassener Ort, nicht wahr?" Eine typische Floskel irgendwie, auch wenn es zu diesem kleinen See zu passen vermochte. Jesiens Herz schlug wie verrückt, raste regelrecht. Irgendwie fiel ihm kein Gesprächsthema ein und er kam sich augenblicklich vor, wie ein Vollidiot der erfolglos versuchte, bei der Goldenen Eindruck zu schinden. Der Helle konnte ja noch nicht einmal einschätzen, ob die fremde Stute zu dieser späten Stunde überhaupt noch an Gesellschaft interessiert war - keine besonders guten Voraussetzungen, irgendwie. "Ich heiße Jesien."



23.04.2016, 21:38
» Isis
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Jesien.



Der goldschimmernden Stute fiel es schwer, den Artgenossen, der dort mit langen Schritten auf sie zu geschlendert kam, nicht anzustarren. Sein Körperbau gefiel der Stute. Maskulin und muskulös wirkte er, auf eine unbewusste Art und Weise sprach er ihre Sinne an. Isis blinzelte als sie verstand, dass sich der Hengst tatsächlich zu ihr gesellen wollte, und in ihrem Blick fand sich ein Glänzen, das Interesse und Aufmerksamkeit zugleich verriet.
Sein Verhalten war höflich, doch bemerkte sie einen gewissen Hauch an Unsicherheit in dem Hengst, der ungefähr in ihrem Alter sein musste. Niedlich, so unerfahren. Isis zauberte ein Lächeln auf ihre samtig weichen Lippen, die Mimik ein Strahlen in ihrem Gesicht hervorrufend. "Guten Abend," entgegnete sie dem Hellen, bewusst, dass der weiche, warme Klang ihrer Stimme schon vielen Männern weiche Knie bereitet hatte. Nicht, dass sie es unbedingt darauf anlegte. Es schadete aber auch nicht. Dennoch ignorierte sie seinen kläglichen Versuch, Smalltalk zu führen, schenkte ihm jedoch ein weiteres Lächeln.

Mit vorsichtigen Worten stellte der Hengst sich vor, gab seinen Namen als Jesien preis. Ein ungewöhnlicher Name, ein schöner Klang. Nicht gerade der eines Kriegers, wie Isis unterbewusst notierte, aber es war doch ein Name der durchaus zu seinem Träger passte. "Angenehm, Jesien," hob die goldschimmernde Stute ihre Stimme und holte kurz Luft, ehe sie fortfuhr, "Mein Name ist Isis." Daraufhin schlug die Falbstute ihre Lider nieder und blickte auf den Boden, auf das Gras, welches sich zwischen den Hufen der beiden Pferde erstreckte. 
Sie kostete den Moment, der sich schweigsam für eine kleine Ewigkeit erstreckte, spürte die Aufregung in dem stattlichen Schimmelhengst ihr gegenüber. "Ihr habt wohl nicht häufig Kontakt zu anderen Artgenossen?", kam die interessierte Frage und sie hob sachte ihren Blick, suchte den seinen. Natürlich wusste sie die Antwort, in welcher Ausgestaltung sie auch kommen mochte, schon während sie fragte. Es war kein Geheimnis, dass ein Hengst in seinem Alter für gewöhnlich schon einen gewissen Grad an Reife und Souveränität erlangt hatten... Seine Aufregung, die sich so deutlich in seinem erhöhten Puls und einer Unruhe, die das geübt Auge erkennen konnte, manifestierte, sprachen für sich. 

Isis leckte sich die Lippen. Die Geste war unbewusst und wirkte keinesfalls lasziv, doch nach so vielen Jahren und bei ihrer Ausstrahlung lag ein gewisses Quentchen Einladung auch ungewollt darin. Die zierliche Stute wandte den Blick ab, wollte dem ohnehin schon aufgeregten Hengst nicht unhöflich oder aufdringlich wirken. Ihre dunkelbraunen Augen suchten das Ufer ab, musterten den nun mehr nachtschwarzen Himmel und die graublauen Wolkenfetzen, die sich dank des Mondlichts vom Firmament plastisch abhoben. "Wunderschön," entfuhr es der Stute, drang es wie ein zarter Windhauch über ihre Lippen. Sie warf dem Schimmel einen verstohlenen Blick aus den Augenwinkeln zu, betrachtete dann jedoch weiter den See. In den trüben, düsteren Tiefen spiegelte sich der Himmel und der Mondschein, zuckte durch den Wellenschlag in einem gespenstischen Treiben. Isis fühlte sich in den Bann des Schauspiels gezogen, fühlte jedoch gleichzeitig, dass ihr Innerstes sich dem Bann ihres Gegenübers ebenso wenig entziehen konnte. 


23.04.2016, 22:14
»Jesien
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Isis



Ich seh nichts, außer dich. Sonnenmädchen, tanz für mich!
Eigentlich sah es ihm überhaupt nicht ähnlich, dass er so zielstrebig die Gesellschaft einer Stute suchte - Jesien war dafür eigentlich viel zu schüchtern, viel zu verschlossen. Doch dieses goldene Mädchen übte auf ihn eine ungewohnte, aufregende Anziehungskraft aus und der helle Barocke konnte dem Drang, sie anzusprechen und kennenzulernen, einfach nicht widerstehen. Es war etwas an ihrer Ausstrahlung, etwas an ihrer Aura, die ihn schier magisch anzog - und als Jesien bemerkte, dass auch sie ihn anstarrte, während er sich ihr näherte, schlug sein Herz augenblicklich nochmals einige Takte schneller.
Erleichterung machte sich in Jesien breit, als sie seine Begrüßung freundlich erwiderte und ihm ein bildhübsches Lächeln schenkte. Der Klang ihrer Stimme war weich, sanft und lieblich - ganz so, wie er es von ihr erwartet hatte. Sie mochte gewiss keine klassische Schönheit sein aber für Jesien war sie wunderschön, nahezu perfekt und er war sich sicher, dass ihm viele Hengste in dieser Hinsicht eindeutig beipflichten würden. Trotzdessen rief der Schimmelhengst sich nur vernunft, er benahm sich ja nahezu wie ein Teenie! Jesien zügelte seine Begeisterung und versuchte bodenständiger, ruhiger und erwachsener zu wirken. Es war womöglich der erste Eindruck gewesen, der ihn so maßlos geflasht hatte. Nun war es an der Zeit, die Dinge wieder nüchterner, realistischer zu sehen.
Als sie seinen Namen aussprach, konnte Jesien sich ein erfreutes Lächeln nicht verkneifen. Es war das erste Mal, dass er es genoss, Gesellschaft zu haben. Dass er sich ehrlich und aufrichtig für eine Stute interessierte, hatte er solche Begegnungen doch sonst immer gekonnt zu vermeiden gewusst. "Ich freue mich sehr, Ihre Bekanntschaft zu machen, Isis," entgegnete er höflich und schenkte der Goldenen ein freundliches Lächeln. Nur zu gerne wäre Jesien nun locker und lässig, tiefenentspannt - in Wirklichkeit aber war er gar zum bersten angespannt und hochnervös.
Ihre Frage brachte den Barocken noch mehr aus dem Konzept. Erschrocken blinzelte er ihr entgegen, rang nach Luft und suchte dabei nach den passenden Worten. Beschämt schlug er kurz die dunklen Augen nieder, ehe er sie tapfer wieder ansah. Jesien wusste, dass Isis durchaus ins Schwarze getroffen hatte - im Grunde war das absolut kein Geheimnis. Seltsamerweise war er dennoch peinlich berührt, hatte gehofft, diesen Umstand der goldenen Stute nicht so offensichtlich zu präsentieren. "Ist das so offensichtlich?" erwiderte er nun grinsend und fühlte sich schon wieder gefasster. Es fehlte ihm nicht an Selbstbewusstsein, absolut nicht. Es war anders. Speziell.
"Aber ja, Sie liegen damit richtig. Ich bin eher der zurückhaltende, vielleicht sogar verschlossene Typ Hengst." Es fiel Jesien nicht schwer, ihr zuzustimmen. Er war seit je her so gewesen und er hatte sich so selbst zu schätzen gelernt; denn ohne all diese Charaktereigenschaften wäre er niemals der geworden, der er heute war. Und auch wenn er sich oftmals unbeholfen anstellte, so wusste der Helle doch, dass er ein gutes Herz besaß und eine reine Seele beherbergte. "Da Ihnen das sofort aufgefallen ist, gehe ich davon aus, dass Sie den Kontrast zu mir darstellen?" erkundigte Jesien sich interessiert und bedachte Isis mit wachen, aufmerksamen Blicken. Ihre Schönheit mochte ihn war blenden, machten ihn jedoch nicht gänzlich blind. Noch nicht.
Als die Goldene ihre Blicke über den See und den nachtschwarzen Himmel gleiten ließ, tat Jesien es ihr gleich. Auch er wusste das Schauspiel der Sterne und des Mondes zu schätzen, bewunderte die seichten Wellen des Sees welche im blassen Licht des Mondes gar gespenstisch erschienen. Jesien fürchtete sich nicht, er fürchtete sich nie. Er hatte nicht gelernt, was es bedeutete, Angst zu haben. Vielleicht war er auch genau deswegen so im Reinen mit sich selbst? Und auch wenn seine Kindheit, gar sein gesamtes Leben bisher, einer Gefangenschaft geglichen hatte, so hegte der Schimmelhengst keinen Groll, keine Wut und keine Verachtung. Viel mehr wusste er zu schätzen, nun endlich gänzlich und unwiderruflich frei zu sein.
Wunderschön. Jesien warf Isis einen verstohlenen Seitenblick zu und schmunzelte etwas verlegen, auch wenn er wusste, dass die Stute keineswegs ihn damit gemeint hatte. Es war der Anblick, das Spektakel der Natur, welches sie beeindruckte. "Ja," wisperte der Barocke zustimmend. Für Außenstehende mochte nicht eindeutig klar sein, ob sich seine Aussage nun auf den See bezog oder ob er die Äußerung der Goldenen nicht doch direkt mit ihr selbst assoziierte und ihr somit diesbezüglich zustimmte.



24.04.2016, 14:41
» Isis
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Jesien.



Isis schmunzelte, ob seiner überraschten Reaktion, den daher gefaselten Worten aus Entsetzen und Beschämung. Sie mühte sich, dass ihre Mimik nicht gehässig wurde, denn damit würde sie dem Schimmel nur Unrecht tun. Es war ihr nicht erlaubt vorschnell zu urteilen, würde von schlechten Manieren sprechen, wenn sie ihn nun brüsk abwiegelte nur weil er in seinem Leben noch nicht viele Erfahrungen machen konnte. Dass er sich so schnell fing und durchaus in selbstkritischer aber humorvoller Art seine Person kommentiere, zeugte viel mehr von Charakterstärke: "Ist das so offensichtlich? Aber ja, Sie liegen damit richtig. Ich bin eher der zurückhaltende, vielleicht sogar verschlossene Typ Hengst." Die goldfarbene Stute neigte ihr Haupt in anerkennender Geste, ehe sie sagte: "Zurückhaltend, verschlossen, aber rational und in der Lage sich selbst zu reflektieren... So etwas ist in der heutigen Zeit doch immer seltener. Chapeau!" Sie wandte den Blick vom See ihm entgegen, suchte in seinen Augen nach Auskünften über das was in seinem Inneren wohl gerade vor sich ging.

Das, womit er ihr entgegnete, war jedoch nicht was sie erwartet hatte: "Da Ihnen das sofort aufgefallen ist, gehe ich davon aus, dass Sie den Kontrast zu mir darstellen?" Mit einem koketten Augenaufschlag und einem zarten Lächeln auf den Lippen leitete sie ihre Antwort ein. "Es wäre ja langweilig, wenn wir auf dieser Erde alle gleich wären, oder? Ich gebe Euch Recht, dass ich nicht gerade zum zurückhaltenden Volke gehöre, denn sonst hätte ich wahrscheinlich das Gespräch mit einem fremden Hengst gemieden, aber..." Sie pausierte einen kurzen Moment, kostete die Stille. "Bisher ist mir noch kein Mann begegnet, für den es sich gelohnt hätte, mein Innerstes zu öffnen." 

Tatsächlich war es keine Lüge. Isis war sicherlich kein unbeschriebenes Blatt und sie liebte es, sich den Vergnügungen des Lebens hinzugeben. Dafür war sie ein viel zu sinnliches Wesen, als dass sie sich den Verlockungen des Fleisches und der Lust widersetzen konnte. Geschweige denn wollte. Doch unter all den Partnern, die sie bisher für diese Spiele, Erfahrungen und Experimente besessen hatte, war kein Einziger gewesen, der ihre Seele auf tieferer Ebene berührt und angesprochen hätte. 
Isis blähte die Nüstern, warf ihre seidige, fast-weiße Mähne zurück und blickte wieder zurück auf den See hinaus. Es lohnte sich nicht, so zu tun, als wäre sie jemand anderes. Entweder ihr Gegenüber akzeptierte, dass sie eine Geschichte hatte, dass sie besondere Bedürfnisse hatte, oder er tat es nicht. Sie würde sich nicht verbiegen - für nichts und niemanden! - und zudem hatte sie es nicht nötig, irgendeinen zu nehmen. Doch Jesien schien ihrem Bann zu unterliegen, schien von ihrer Gestalt fasziniert zu sein. Nicht alles was Gold war, glänzte auch - und Isis war sicherlich dafür das beste Beispiel. Aber das oblag dem Schimmelhengst zu entscheiden...


24.04.2016, 15:12
»Jesien
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Isis



Jesien hatte nicht erwartet, Isis mit seiner ehrlichen Selbsteinschätzung zu beeindrucken - außerdem war es auch gar nicht seine Absicht gewesen. Der Barocke mochte es nicht, zu prahlen. Hochmut war ihm suspekt, jegliche Form von Arroganz oder Selbstliebe erschien ihm lächerlich und unbegründet. Der Schimmel war viel mehr der nüchterne, realistische Typ der sich und andere gerne auf eine bodenständige Art und Weise analysierte. Überrascht nahm Jesien zur Kenntnis, dass der goldenen Stute nicht entgangen war - offenbar besaß sie eine gute Pferdekenntnis. Jesien lachte leise auf, war amüsiert und ebenso entzückt von ihren Worten. Isis wusste, wie sie sich zu artikulieren hatte und ebenso wusste sie auch nur zu gut, wie sie ihre Reize einsetzen konnte. Damit würde sie bei Jesien im Ernstfall allerdings nicht viel bezwecken können, doch das Interesse des Barocken brannte nach wie vor für sie. "Ich gehe davon aus, dass das ein Kompliment war?" Der Helle grinste fröhlich. "Vielen Dank." Dabei neigte er höflich sein Haupt, unterstreichend, dass er Manieren besaß und eigentlich eine gute Erziehung genossen hatte. Jesien war sich nämlich nicht sicher, ob er auf Isis bisher vielleicht lediglich wie eine Flegel wirkte.
Erstaunt bemerkte der Barocke, dass er die Stute mit seiner Gegenfrage kurzzeitig aus dem Konzept gebracht hatte. Offensichtlich hatte sie mit einem solchen Gegenzug von ihm nicht gerechnet; doch sie fing sich ebenso schnell wieder und antwortete ihm souverän, wenn auch etwas ausweichend. Jesien lächelte ihr dezent zu, um ihr zu zeigen, dass er jedem ihrer Worte und jeder ihrer Bewegung seine volle Aufmerksamkeit schenkte. "In der Tat wäre unser aller Leben eintönig, wären wir alle gleich," stimmte er ihr sofort zu, dabei entschlossen nickend. Allein der Gedanke, dass alle so wären wie ihr - gruselig! "Ich bin durchaus froh, dass Sie das Gespräch mit mir nicht gemieden haben, Isis." Jesien blinzelte ihr etwas verlegen zu, spürte, wie ihm die Hitze in den Kopf stieg. Meine Güte! Komplimente hatte er bisher höchst selten verteilt, kein Wunder, dass es ihm so schwer fiel. Selbst auf dieser Ebene fehlten ihm einschneidende Erlebnisse, aus welchen Erfahrung hätte resultieren können.
Als Isis ihm anvertraute, dass sie bislang jedoch den richtigen Hengst noch nicht gefunden hatte, welchem sie sich gänzlich öffnen konnte oder wollte, schluckte Jesien hektisch einen Kloß im Hals weg. Wenn sie wüsste, wie weit entfernt er doch davon war! Er war ein kompletter Grünschnabel, das gesamte Leben in kompletter Freiheit war ihm ja schon so unfassbar neu. Ob er überhaupt jemals in der Lage wäre, sich an jemanden zu binden, war fraglich. Jesien war schmerzlich bewusst geworden, wie extrem anders er war - im Vergleich zu seinen Artgenossen. "Das tut mir leid," murmelte er zerknirscht, nicht wissend, was eine Stute wie Isis auf eine solche Aussage genau von ihm hören wollte. "Aber ich bin mir sicher, dass Sie eines Tages fündig werden. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass es keine Hengste gibt, die liebend gern ihr Leben an Ihrer Seite verbringen möchten." Und diese Worte meinte Jesien tatsächlich genau so, wie er sie sagte. Seine ehrliche, aufrichtige Art würde eine Lüge (selbst wenn es nur eine Notlüge wäre) niemals zulassen. Seine Brüder beschrieben ihn ja schon beinahe als krankhaft ehrlich.
Nur zu gerne hätte Jesien gewusst, was der Goldenen durch den Kopf ging, während sie nun wieder den See beobachtete. Wenn man es genau nahm, war auch Isis verschlossen. Sie überspielte das jedoch gut damit, dass sie sich geheimnisvoll und rätselhaft gab. Das machte sie interessant. Im Grunde aber waren sie gar nicht so unterschiedlich, im Kern zumindest. "Leben Sie schon länger hier im Stillreich? Konnten Sie schon Anschluss finden?" erkundigte Jesien sich höflich, um Isis nicht zu langweilen. Er wusste, dass er eigentlich keine sonderlich spannende oder tolle Gesellschaft war - das war auch der Grund, warum es kaum jemand wirklich lange mit ihm aushielt. Dabei bemühte der Helle sich tatsächlich, versuchte zuvorkommend und freundlich zu sein und hoffte stets, es seinem Gegenüber irgendwie recht machen zu können.



24.04.2016, 18:06
» Isis
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Jesien.



Die Worte des Schimmelhengstes waren freundlich, höflich. Doch Isis bemerkte, wie sich in seiner Stimme und seiner Körperhaltung das höflichen Interesse in immer noch höfliche Distanz wandelte. Sofort huschte der Blick der Stute vom Ausblick auf den See zurück zum Gesicht des Hellen, die dunklenbraunen Augen ein warmes, weiches Schimmern. Sie hatte ihn wohl schockiert, ihm zu viel zugemutet. Seine angenehme, neutrale und rationale Art passte nicht zu ihrem Wesen, dass Liebe, Lust und Schmerz gleichsam genoss.
Isis' Ohren lehnten sich aufmerksam in seine Richtung, erhaschten die Worte, die er nun sprach: "Das tut mir Leid." Aaah, er bezog sich auf ihre bisherigen Erfahrungen mit Männern. Sie zog den rechten Mundwinkel an, schüttelte den Kopf in einer abwinkenden Geste. Doch Jesien sprach unbeirrt weiter und seine Worte klangen aufrecht, wenngleich distanziert: "Aber ich bin mir sicher, dass Sie eines Tages fündig werden. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass es keine Hengste gibt, die liebend gern ihr Leben an Ihrer Seite verbringen möchten." War es eine bewusste Handlung des Schimmels, dass er nun seine anfängliche Aufregung und das niedlich wirkende Teenagerverhalten gegen fast kühle Rationalität eintauschte? 
Die goldschimmernde Stute verengte ihre dunkelbraunen Augen, während sie darüber nachdachte, ihn musterte um Hinweise zu finden. Er mochte vielleicht denken, dass sie was interpersonelle Beziehungen anbelangte einen gewissen Erfahrungsschatz besaß, aber diese Erfahrungen waren viel mehr intimer Natur. Auf der normal-sozialen Ebene unterschieden sich die beiden Pferde vermutlich weniger, als Jesien glauben mochte. Nun schürzte Isis ihre hübschen Lippen, entgegnete mit fester Stimme: "Ach herrje, wenn ich mir das Gros an Hengsten, das zur Auswahl steht ansehe, da bleibe ich lieber bis ans Ende meiner Tage allein." Ein kehliges Lachen entfuhr ihr, glockenhell und zart, aber wirklich amüsiert klang es nicht. So war es kein Wunder, dass Isis umso trockener fortfuhr: "Im Ernst... Das eben war weniger ein Kompliment, als eine begeisterte Erkenntnis meinerseits. Ihr seid wirklich der erste Mann seit Jahren, der auch nur einen Funken Anstand, Manieren und Sinn für Rationalität beweist. Bewahrt Euch das!" 

Ihre dunklen Augen glänzten und sie biss sich auf die Unterlippe, ehe sie noch ein flehendes Bitte! hintendran gehangen hätte. Es war seltsam. Isis wusste in diesem Moment nicht recht, ob ihre Hormone Tango tanzten oder ob sie tatsächlich so viel Leidenschaft in diesem Moment entwickelte, weil Jesien all die Eigenschaften verkörperte, die sie in so vielen anderen Hengsten vermisste. Zugleich stellte die Falbstute jedoch verbittert fest, dass der stattliche Schimmel einen eher asexuellen Eindruck auf sie machte. Nun gut, das lag vielleicht an seiner Vergangenheit, dass er bisher noch nicht viel Kontakt zu Artgenossen hatte. Dennoch fühlte sie, wie ihr Herz anders schlug, nicht wild aber fasziniert, nicht leidenschaftlich aber gefühlvoll. Er war vielleicht kein Typ für erotische Liebe, aber auf einer platonischen Ebene fühlte sie sich zu ihm hingezogen, verstanden.... 
Bis auf diese Distanz, die sie fühlte. Oder bildete sie sich diese Distanz nur ein? 

Isis schüttelte ihre Mähne, hielt den Atem an. Langsam pendelte ihr Schweif, während sie ihn nochmals eindringlich musterte, bevor sie schließlich den Blick zu Boden sinken ließ. Was war nur los mit ihr? Sie musste sich am Riemen reißen oder sie würde in wenigen Moment ganz ähnliche Teenagergebaren demonstrieren, wie Jesien in nur wenigen Augenblicken zuvor. 
Fast dankbar, dass Jesiens nächste Worte sie aus ihren Gedankengängen rissen, blinzelte sie erst irritiert, antwortete dann jedoch auf seine durchaus freundlich gemeinte Frage: "Nein," kam die Antwort etwas schleppend, nachdenklich. "Nein, ich bin erst vor wenigen Tagen im Stillreich angekommen. Ich weiß gar nicht wie lange ich zuvor unterwegs war..." Sie schmunzelte schwach ehe sie zugab: "Um ehrlich zu sein, Ihr seid der Erste, den ich hier überhaupt treffe geschweige denn kennenlerne." In diesem Moment verschwieg sie, dass sie einen Bewohner des Stillreichs sehr gut kannte, dass sie wegen ihm den langen Weg auf sich genommen hatte. Doch das hatte Jesien nicht zu kümmern, vielleicht kannte er ihn auch gar nicht und diese Information würde ihn nur langweilen. Oder schockieren. 


24.04.2016, 19:11
»Jesien
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Isis ♥



Er beobachtete jeder ihrer Reaktion, bemerkte jede Veränderung in ihrer Mimik und befürchtete gar, ihr nun zu nahe getreten zu sein. Dass Jesien sich angemaßt hatte, sich zu ihrem Liebesleben zu äußern war nun - nachträglich betrachtet - tatsächlich ziemlich gewagt und fast schon unverschämt gewesen. Kurz überlegte der Barocke, ob er sich bei ihr entschuldigen sollte - hielt dann aber doch inne. Würde es nicht noch viel befremdlicher werden, wenn er nun einen Rückzug andeuten würde? Zwar war der Helle nicht unbedingt der Standhafteste, aber zu dieser Aussage würde er nun stehen müssen; auch wenn er ein Donnerwetter von Isis ernten würde. Dann hatte er es zumindest verdient. Aber voll.
Jesien hatte mit wirklich beinahe jeder Reaktion ihrerseits gerechnet; nicht aber damit, dass sie lachen würde. Die Goldene war sichtlich amüsiert, betitelte ihre Auswahl als wenig vielversprechend und äußerte sich sogar dahingehend, dass sie dann doch lieber alleine blieb. Zunächst war der Schimmelhengst sich nicht ganz sicher, ob Isis das auch wirklich so gemeint hatte - oder ob das viel eher noch die Ruhe vor dem Sturm gewesen war, doch nein. Offensichtlich ließ die Goldene es dabei, schien in dieser Hinsicht lockerer zu sein, als Jesien es bisher angenommen hatte. Insgeheim war der Helle ehrlich froh, nicht in ein Fettnäpfchen getreten zu sein - beziehungsweise: selbst wenn er reingetreten war, ließ Isis es ihn zumindest nicht spüren.
Ihre nächsten Worte brachten ihn total in Verlegenheit. Könnte er, würde er auf der Stelle erröten. Jesien war es nicht gewöhnt, Komplimente zu kassieren. Die meisten schenkten ihm ja nicht einmal Beachtung, wenn sie seinen Weg kreuzten. Daher kam es auch, dass der Schimmel total sprachlos war und seine Stimme erstmal wieder suchen musste. "Danke," murmelte er schüchtern und blinzelte Isis verlegen zu. Sie hatte ihn ehrlich entzückt; es bedeutete Jesien viel, dass sie ihm ans Herz gelegt hatte, seinen Charakter beizubehalten. Das bestätigte ihn endlich darin, dass er nicht grundlegend scheiße war. Sodann dass das auch bei ihm im Auge des Betrachters lag und er bislang offensichtlich lediglich die falsche Gesellschaft genossen hatte, die ihn nicht zu schätzen gewusst hatten. "Das werde ich." Sein Blick bei diesen Worten war mindestens genauso entschlossen, wie die Worte selbst auch geklungen hatten. "Auf verbiegen stehe ich eh nicht so," fügte er grinsend hinzu und unterstrich damit nochmals spielerisch, dass er sich nicht ändern ließ. Von niemandem. Und für nichts auf dieser Welt.

Die Goldene war eine wundervolle Stute! Jesien war nach wie vor total von ihr angetan, fühlte sich gar magisch von ihr angezogen. Allerdings konnte er noch immer nicht erörtern, was genau es war, was ihn an Isis derart faszinierte. Sie war anders. Positiv anders, irgendwie. Hätte der Schimmel mehr Erfahrung, so hätte er ihr nun ganz gewiss schöne Augen und den Hof gemacht - so allerdings musste er sich damit begnügen, hoffentlich weitgehend normal auf sie zu wirken. Jesien wusste allerdings, dass dem eher nicht so war. Isis hatte längst erkannt, dass er ihr nicht wirklich viel zu bieten hatte. Erstaunlich, dass sie trotzdem noch hier war, bei ihm.
Doch so gerne er auch würde: Jesien traute sich nicht. Er traute sich nicht, ihr Komplimente zu machen (obwohl ihm bei Gott jede Menge einfallen würden) oder sie gar zu berühren, auch wenn sich alles in ihm danach sehnte. Es war befremdlich für ihn, einer Stute binnen so kurzer Zeit zu verfallen. Eine neue Erfahrung, eine Lebenssituation, welche ihm gerade das erste Mal begegnete. Die Feuertaufe, sozusagen. Sein Blick lag noch immer auf ihr, nahezu von Bewunderung getränkt - wie ein Junghengst schmachtete er sie an, unfähig jedoch, den ersten Schritt zu machen. Jesien war zu feige, viel zu feige. Leider.
Während sich ihre Blicke immer wieder trafen, begann der Barocke sich zu fragen, was ihr wohl durch den Kopf ging. Sie wirkte mindestens genauso nachdenklich, wie er es war - nur zu gerne hätte er ihre Gedanken gelesen, ihre Gefühle nachempfunden. Ihre Körpersprache allerdings war zu verschlossen (und er sowieso zu unerfahren) um diesbezüglich Vermutungen anstellen zu können.

"Tatsächlich?" entfloh es Jesien ehrlich erstaunt, als Isis ihm erzählte, dass sie neu hier war und außer ihn bislang niemanden kennengelernt hatte. Die Goldene hatte auf ihn den Eindruck gemacht, als wäre sie mit dem Stillreich und dessen Einwohnern bereits gänzlich vertraut. "Na dann: Herzlich Willkommen im Stillreich!" Jesien grinste feierlich, gar triumphierend - vor allem allerdings spielerisch. Schließlich war dies auch nur eine Floskel und für kaum jemanden von Bedeutung; Jesien allerdings meinte auch diese alltäglichen Worte ernst und schob ihnen mehr Bedeutung zu, als er es eigentlich sollte. Schon oft war ihm zu Ohren gekommen, dass er zu weich war. Viel zu weich, um in dieser harten Welt bestehen zu können.
"Im Gegensatz zu Ihnen bin ich ja dann fast schon ein alter Hase. Ich lebe bereits seit einigen Monaten hier im Tal," erzählte er belustigt und zog dabei seine imaginären Augenbrauen empor. Jesien wusste, dass sie das nicht beeindrucken würde. Musste es aber auch nicht. Denn diese Kleinigkeit machten den Barocken nicht aufregender oder wichtiger, als zuvor. Vor allem nicht, weil er sowieso niemanden kannte. Außer seinen Brüdern, Marston und nun Isis. Bei dem Gedanken daran, dass er die Goldene zu seinen Bekannten (vielleicht sogar Freunden?) zählen konnte, begann Jesien dümmlich zu schmunzeln. Seine Naivität ließ sämtliche Fantasien zu, egal wie absurd sie auch sein mochten.
"Hat Sie etwas Bestimmtes hierher verschlagen?" fragte Jesien. Er wollte Isis keinesfalls ausquetschen; er wollte sie lediglich näher kennenlernen und das Gespräch vor dem aussterben bewahren. Für ihn war dieser Austausch wertvoller, als die Stute es womöglich auch nur ansatzweise erahnen konnte.



25.04.2016, 21:04
» Isis
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Jesien smilie



Isis' Herz klopfte ihr noch immer wild in der Brust, schmerzlich gar, so aufgeregt war es. Die Gelbfalbe konnte sich ihr Verhalten nicht erklären, fragte sich ob es allein Jesiens Art und Nähe war, die ihr Blut in Wallung brachte. Die goldschimmernde Stute hob ihren Schweif, ließ ihn nervös durch die Luft peitschen als ob sie lästige Fliegen - oder Gedanken - damit verjagen wolle. Sie lächelte, als sie seine leisen Worte hörte, das genuschelte Danke und das ebenso zurückhaltende, wie feste Versprechen sich nicht zu verändern geschweige denn verbiegen zu wollen. Ihr Lächeln berührte zum ersten Mal ihre dunkelbraunen Augen, ließ das Schimmern darin glänzen, ja fast Funken sprühen. In der Tat, diese zwei Pferde - so unterschiedlich sie auf den ersten Blick auch wirken mochten - waren sich ähnlicher, als sie vielleicht in diesem Moment ahnten oder wahrhaben wollten. 

Isis war froh, dass Jesien das Gespräch auf das Stillreich lenkte, dass er sie mit charmanter und durchaus humorvoller Art ganz förmlich im Tal willkommen hieß. Sie neigte ihr Haupt, ließ dabei die bleichen Strähnen ihrer Mähne und des Schopfes tief in ihre Augen fallen. "Recht herzlichen Dank," sagte Isis, mit nun gespielt übertriebener Höflichkeit. Sie wollte ihn necken, herausfinden, ob er sich darauf einlassen konnte private Spielchen zu spielen. "Ein alter Hase, ich verstehe!", entgegnete sie ihm auf seine Äußerung, dass er bereits einige Monate im Stillreich lebte. Sie hob den Kopf, blickte ihn keck an und musterte ihn eingehend. Sie schürzte die Lippen, hätte die Stirn in Falten gelegt wenn es ihr denn möglich gewesen wäre, und betrachtete ihn frech. Dann machte sie einen Schritt, schließlich auch einen zweiten, um den Hengst herum und betrachtete dabei eingehend seinen Körperbau. Stupste ihn an seinem Hinterteil an. "Ich sehe überhaupt keinen Puschelschwanz. Du bist kein Hase," und sie streckte ihm die Zunge heraus. 
Mit einem übermütigen Quietschen sprang sie von ihm weg, hob den Schweif und tänzelte mit federleichten Tritten um ihn herum. Erst in diesem Moment fiel der Gelbfalbenen ein, warum ihre Hormone wohl so übermütig waren... ganz sanft, kaum wahrnehmbar stahl sich der Geruch ihrer Rosse in die Luft, vermischte sich mit den kühlen Nachtwinden. Doch Jesien wirkte so unerfahren auf Isis, dass sie sich weder Sorgen noch Mühe machte... wahrscheinlich nahm er die Veränderung gar nicht wahr, oder wusste damit nichts anzufangen.

"Hat Sie etwas Bestimmtes hierher verschlagen?"

Da war sie. Die Frage, mit der sie gerechnet hatte... Er fragte höflich, interessiert. Und sie wusste nicht genau, ob sie ihn nun langweilen sollte, schockieren oder einfach plump anlügen. Sie entschied sich für die Wahrheit. "Ich bin auf der Suche nach Raphael. Er... ist ein alter Bekannter und ich habe gehört, dass er sich im Stillreich aufhalten soll. Ich habe ihn ewig nicht mehr gesehen", sie lächelte, versuchte zu erkennen, ob Jesien von Raphael gehört hatte. Eigentlich war es unmöglich nicht von Raphael zu hören, vor allem, wenn er - wie er sagte - schon Monate im Stillreich gelebt hatte.
Bekannter, nichts war eine dreistere Lüge als die Beziehung zwischen Isis und Raphael als Bekanntschaft zu bezeichnen. Niemand hatte mehr unter Isis gelitten als der stolze Schimmel. Niemand konnte von sich sagen, dass er - oder sie - Raphael gefangen gehalten hatte. Niemand, außer das wundersame Goldstütchen, dass momentan einen gezähmten und hinreißenden Eindruck auf einen naiven, unerfahrenen Schimmelhengst machte. Hatte sie ihn sich deshalb ausgesucht? Weil er sie an Raphael erinnerte? 

Nein, niemand war wie Raphael. Isis' Ohren zuckten für einen Moment in ihren schlanken Nacken, zornig, aggressiv. Doch dann schnellten sie vor und richteten sich auf Jesien und sie schenkte ihm erneut ein strahlendes Lächeln. "Der Blödmann spielt mit mir Verstecken, aber ich glaube es macht ihm nichts aus, wenn er eine Weile warten muss. Ich musste schließlich lang genug suchen. Ich möchte dich schließlich nicht langweilen." Und sie zwinkerte dem hübschen Hellen zu.  


25.04.2016, 21:37
»Jesien
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Isis ♥



Jesien lächelte dezent höflich, als Isis sich für seine Willkommensgrüße bedankte. Er wusste, dass es auf sie mehr oberflächlich als herzlich gewirkt haben mochte - doch dies tat für Jesien keinen Abbruch. Für ihn war es selbstverständlich gewesen, sie im Stillreich zu begrüßen auch wenn ihr Aufenthalt unter Umständen nicht von allzu langer Dauer wäre. Dem Barocken entging nicht, dass viele Artgenossen nur auf der Durchreise waren oder eben einfach nach einigen Tagen oder Wochen die Schnauze voll hatten. Nicht sehr viele wurden sesshaft, ließen sich in den Bann dieses Tales ziehen - auf die meisten mochte es seltsam wirken, einschüchternd. Und tatsächlich, auch Jesien hatte schon Orte entdeckt, an welchen er sich seltsam unwohl gefühlt hatte. Das Stillreich hatte etwas Magisches, gleichzeitig auch Dunkles an sich - der Schimmelhengst konnte nachvollziehen, dass das nicht jedermanns Sache war.
Als die Goldene begann, ihn zu umrunden, spannte Jesien jede Faser seines Körpers an. Aufgeregt beobachtete er jede ihrer Bewegung, sein Atem ging schneller, unruhiger. Jesien konnte nicht abschätzen, was Isis vor hatte - doch es war Vorfreude, die ihn nervös machte; kein Unbehagen. Es war das erste Mal, dass Jesien sich gerne auf fremdem Terrain bewegte, das dünne Eis zu schätzen wusste; seine Neugierde auf sie hatte gesiegt und Jesien war bereit, jedes Risiko auf sich zu nehmen. Zumindest für diesen Moment.
Sein mächtiger Körper zuckte sichtlich zusammen, als die Goldene ihn am Hinterteil anstupste. Ein befremdliche Berührung, neu und aufregend. Ein schiefes Grinsen umspielte seine Lippen, als er sie ansah. Ihre Aussage entlockte ihm gar ein unbeschwertes Lachen, dabei funkelten seine Augen warm und herzlich. Isis' Lebensfreude und ihre Leichtigkeit waren ansteckend und der Barocke begann sich mit jeder Minute mehr zu entspannen. Sie gab ihm ein gutes Gefühl und Jesien genoss es, dass sie ihm Gesellschaft leistete. "Ich verwandle mich nur an Vollmond," entgegnete er ebenfalls so keck wie möglich, zwinkerte ihr schelmisch zu und schmunzelte dabei amüsiert. "Aber pssst, das ist mein größtes Geheimnis!" fügte er raunend hinzu, streckte ihr ebenfalls spielerisch die Zunge raus. Ja, Isis war eine tolle Stute - sympathisch, geheimnisvoll, aufregend, verspielt, humorvoll und offensichtlich abenteuerlustig. Damit besaß sie viele Charaktereigenschaften, die ihm zwar fehlen mochten - Jesien glaubte allerdings dennoch, dass sie sich unter Umständen gut ergänzen könnten. Teilweise. Manchmal.Vielleicht.
Plötzlich war etwas anders. Der Schimmelhengst war derart auf die goldene Stute fixiert gewesen, dass es ihm nicht sofort aufgefallen war. Doch der süßliche Duft ihrer Rosse war langsam aber eindrucksvoll in seine empfindlichen Nüstern gekrochen und auch wenn Jesien nicht allzu viel Erfahrung in körperlichen Dingen, Intimitäten etc. hatte, so wusste er dennoch sofort, wie er dies einzuordnen hatte. Schließlich war auch er nur ein Hengst, so sonderbar er manchmal auch wirken mochte. Seine Miene wurde wieder ernster, er räusperte sich etwas verlegen - wirkte aber plötzlich trotzdem so viel selbstsicherer, männlicher. Seine Triebe waren aktiv; wie eigentlich bei allen Hengsten. Sein Blick wurde eindringlicher, sein Lächeln charmanter, gar anzüglicher. Doch er hielt sich zurück; Jesien nahm sich nicht einfach, was er wollte. Mal ganz abgesehen davon, dass er auch überhaupt nicht an jeder Stute interessiert wäre. Doch Isis, ja, sie hatte sich wahrlich bereits in sein Unterbewusstsein geschlichen und es fiel ihm ungewohnt schwer, zu verzichten.

Irgendwie kam es Jesien gelegen, dass er den richtigen Moment abgefangen hatte, das Thema umzulenken. Ihre Beweggründe interessierten ihn zudem wirklich; nicht jeder war als Flüchtling hier gelandet, wie er. Viele kamen tatsächlich mit festen Plänen und Zielen hierher. Dass Isis zu dieser Sorte gehörte, war weniger verwunderlich. Der Helle schenkte ihr ein freundliches Lächeln, nickte aufmerksam. "Raphael gehört zu den Adoyan Enay, nicht wahr? Mir ist zu Ohren gekommen, dass man ihn dort als Erzengel bezeichnet." Jesiens Informationen waren spärlich, doch auch das war nicht verwunderlich - der Schimmelhengst interessierte sich nur wenig für die Gegebenheiten im Tal oder gar die Herden und deren Beziehungen; dass er zumindest mal von Raphael gehört hatte, war purer Zufall. Daher kam es wohl auch, dass Jesien nicht darüber informiert war, dass der Hengst zwischenzeitlich getötet worden war. Doch woher auch? Er lebte alleine und einsam; genoss seine Isolation und liebte es, sich aus allem heraushalten zu können. "Er wird sich bestimmt sehr über Ihren Besuch freuen," fügte Jesien höflich hinzu und lächelte kurz.
In welcher Beziehung Isis und Raphael tatsächlich standen, war ihm egal. Der Barocke hatte sich noch nie für Zwischenmenschliches interessiert; Gefühle waren für ihn eher wie eine Last und er war froh, dass er sich sogar von seiner Familie und von allen seinen Brüdern emotional isoliert hatte. Das machte das Leben für ihn leichter, einfacher und vor allem unkomplizierter. Er war frei, ungebunden und hatte selten Kummer - und wenn er nun gerade so darüber nachdachte, wollte er eigentlich auch, dass das so blieb.

Ihre aggressive Geste war ihm nicht entgangen, doch seine Verwunderung war Gleichgültigkeit gewichen, als Isis sich binnen weniger Sekunden wieder im Griff gehabt hatte. Jesien schloss darauf, dass ihre Bindung von Raphael nicht ausschließlich positiver Natur war; sie war auf ihre Beweggründe offenbar nicht allzu gut zu sprechen doch der Schimmel wollte diese Thematik nicht weiter kommentieren. Nicht nur, dass es ihn absolut nichts anging. Er wollte sich allein von seinem Wesen her in solche Verstrickungen nicht einmischen.
Mit Erstaunen bemerkte Jesien erst jetzt, dass die Goldene bereits zum Du übergangen war. Er strahlte sie fröhlich an, empfand es als ein Kompliment, dass sich dieser vertraute Umgangston zwischen ihnen bereits eingestellt hatte. "Du langweilst mich nicht." Seine raue, tiefe Stimme klang leise, eindringlich und er lächelte ihr sachte zu. Es war ungewohnt, jemanden zu duzen - aber es gefiel ihm. Es gab ihm das Gefühl, irgendwie Anschluss gefunden zu haben. Zumindest kurzzeitig.
Dass Isis im Begriff war, ihm den Kopf zu verdrehen war unübersichtlich. Und ihre immer stärker werdende Rosse tat dabei ihr Übriges. Jesiens Unerfahrenheit sei Dank, dass er noch nicht wie ein wildes Tier über sie hergefallen war! Der Helle jedoch begnügte sich ganz Gentlemanlike mit tiefen Blicken, charmant-verlegenen Lächeln und hoffte, die Goldene damit nicht gänzlich zu enttäuschen.



29.04.2016, 20:57
» Isis
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Jesien <3



Die Goldfalbene blinzelte. Der Schimmelhengst wusste von Raphael, wusste gar, dass dieser nicht-sterblicher Natur war. Ihre dunklen, sonst so warm glänzenden Augen verengten sich zu Schlitzen, glitzerten mit frostiger Kälte. Gehörte Jesien dem Gefolge des Engels - huh, Erzengels?! - an? Die Stute schnaubte leise aus, ließ ihre schlanken Ohren spielen und musterte den Hellen mit scharfen Blicken. "Du kennst ihn?", hakte Isis nach und musste sich mühen, dass ihr Ton nicht also barsch klang. Angespannt peitschte die cremefarbene Stute mit dem Schweif, ließ ihn auf und ab schlagen und verteilte den Duft ihrer Rosse mit immer größerer Intensität.

Isis bemerkte ihr Verhalten kaum. In ihren Ohren pochte es, rauschte das Blut und ihr Atem ging flach. Luft floss in ihre Lungen und wieder heraus, ohne dass sie wahrnahm überhaupt zu atmen, ohne dass ihr Blut den Sauerstoff registrierte. In ihrem Kopf wurde ihr zunehmend schwindelig und ihre dunklen, immer noch kühl und scharf dreinblickenden Augen stierten ins Leere. Raphael..., schoss es ihr durch den Kopf. Wie sie den Schimmel hasste. Ein Erzengel? Nun, dann würde es ihr nicht mehr so leicht vergönnt sein, ihn zu töten. Aber er würde umso länger ihren Quälereien standhalten. Doch sie würde es geschickt angehen lassen müssen...

Vier zarte, leise gesprochenen Worte rissen die Falbstute aus ihren teuflischen Überlegungen: "Du langweilst mich nicht." Isis blinzelte erneut, machte den Mund auf und wieder zu ohne dass ihr ein Ton entwischte. Jesien blickte sie unbekümmert an... nein, nicht unbekümmert. Seine Körperhaltung hatte sich gewandelt. Sein Lächeln war interessanter geworden. Sein Hals runder, seine Gesichtszüge markanter. Isis hob den Kopf ein Stück höher und versuchte ihn zu lesen... was ihr misslang. 
"Natürlich nicht," sagte sie ein wenig atemlos. "Noch nicht." Sie zwinkerte ihm entgegen. "Aber damit das so bleibt, sollte ich mich bemühen dein Interesse zu behalten. Oder?" Langsam hob sie den Schweif an, eine unbewusste Handlung. Bewusster war viel mehr der Schritt, den sie auf Jesien zu machte. Sie spürte die Wärme - ja, fast Hitze - die von ihm abstrahlte und atmete den maskulinen Duft des Hengstes ein. Vorsichtig, um ihn nicht zu verschrecken, hob sie ihr Haupt ein kleines Stück, reckte den Hals und ließ ihre Lippen sanft an seiner Ganasche entlang fahren. Sie schloss ihre Augen, konzentrierte sich ganz auf Jesien. 

Sein Herzschlag... sein Geruch... die Wärme und das seidige Gefühl seines hellen Fells. Isis seufzte leise, lasziv. "Du gefällst mir sehr, Jesien. Du bist perfekt." Ihr Flüstern drang an sein Ohr, umschmeichelte ihn mit wissender Präzision. Sie wollte ihn. Wollte ihn spüren, wollte ihn riechen und sein Blut schmecken.


20.06.2016, 12:30
»Jesien
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Isis ♥



Jesien war überfordert damit, dass die Stimmung binnen weniger Atemzüge komplett kippte. Schon kurz nachdem er sich höflich, gar oberflächlich zu Raphael geäußert hatte, wechselte Isis' Stimmung um hundertachtzig Grad! Der Barocke brauchte einige Augenblicke, ehe er begriff weshalb. Ihre gezielte Frage, ob Jesien Raphael kannte, machte dem Hellen bewusst, dass es womöglich keine positive Beziehung war, welche Isis mit dem Erzengel verband. Erschrocken weiteten sich die Augen des Schimmelhengstes und er suchte fieberhaft nach einem eleganten Ausweg aus dieser offensichtlich beklemmenden Situation. "Nein, ich kenne ihn nicht," erwiderte Jesien, versuchte dabei gelassener zu wirken, als er es eigentlich war. In Wirklichkeit war er sogar ziemlich aufgewühlt, weil er das alles gerade nicht so wirklich begriff. "Ich kenne niemanden." Sein stechender Blick bohrte sich in den von Isis, während diese Aussage bestimmt über seine Lippen geflossen war.
Jesien bemerkte, dass die Goldene quasi in Trance verfallen war. Für einige Momente wirkte Isis nicht ansprechbar, war wie weggetreten. Der Barocke war sich - und dass, obwohl er sich wirklich herzlich wenig mit zwischenpferdischem auskannte - mittlerweile sicher, dass die Stute keine gute Meinung von Raphael besaß und nicht aus positiven Beweggründen hergekommen war, um ihn aufzusuchen. Jesien allerdings war zu scheu, um nachzufragen. Nicht nur, dass es ihn prinzipiell nichts anging - sondern um ehrlich zu sein war es ihm auch eher gleichgültig. Er kannte Isis nicht gut genug, um in solche komplizierten Konflikte eingeweiht werden zu wollen. Daher beließ er es dabei, behielt es dennoch im Hinterkopf.

Und da war sie wieder! Es war wie ein imaginärer Hieb, der ihn erfasste, als Isis plötzlich erwachte, ihm wieder ihre volle Aufmerksamkeit schenkte. Jesien verlor sich in ihren Blicken, haftete an jedem ihrer Worte und konnte sich partout nicht von der Goldenen lossagen. Die Wirkung, welche sie auf ihn hatte, war erstaunlich. Immer wieder schaffte sie es, den Barocken aus der Reserve zu locken - und es war das erste Mal, dass Jesien auf diese Herausforderungen bereitwillig ansprang.
"Vielleicht," entgegnete er charmant, schmunzelte geheimnissvoll. Er mochte Isis' lockere, lässige Art. Er mochte ihre Wortwahl, ihre direkte Redeführung. Es gab - seiner Meinung nach - nicht viele Stuten, die diese Eigenschaften aufwiesen. Die meisten waren viel zu devot, um für Jesien interessant zu sein. Er mochte das Gegenteil von sich selbst; und das hatte er in der goldenen Stute definitiv gefunden. "Aber um ehrlich zu sein, bedarf das keiner großen Bemühungen deinerseits. Das passiert ganz von allein." In diesem Moment würde Jesien nicht einmal annähernd in Erwägung ziehen, dass sein Interesse an Isis jemals abflauen könnte.

Ihre Berührungen jagten ihm einen erregten Schauder über den Rücken, Jesien fröstelte gar. Hitze pochte in seinem Inneren, drang auf seine Haut, welche augenblicklich zu glühen schien. Es fiel dem Barocken schwer, einen klaren Gedanken zu fassen - und so war es für einige Momente reglos, ehe ihre melodische Stimme ihn wieder in die Realität zurückriss. Ein verlegenes Lächeln umschmeichelte seine Lippen, ehe er mit fester Stimme entgegnete: "Dieses Kompliment kann ich dir nur zurückgeben, Isis."
Seine Ohren rauschten, sein Blick war ausschließlich auf die Goldene fokussiert und Jesien blendete alles andere um sich herum aus. Für ihn galt momemtan nur noch sie. In einer unbewussten, triebgesteuerten Bewegung zog er Isis in eine enge, entschlossene Umhalsung, bei welcher er sein Haupt leidenschaft an ihrem Hals rieb. Jesien beschloss, sich leiten zu lassen. Sein Instinkt war scharf; und obwohl diese Situation gänzlich neu für den Hellen war, war er selbstsicher und überzeugt davon, dass richtige zu tun.



21.06.2016, 20:02
»Jesien
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Isis



Die Begegnung war so vielversprechend, gar atemberaubend gewesen. Jesien hatte sich auf Anhieb wohlgefühlt, hatte das Gefühl, augenblicklich in ihren Bann gezogen worden zu sein – Isis hatte ihn verzaubert, eingenommen und vollkommen ausgefüllt. Der helle Barocke war geblendet gewesen, hatte den Blick für das Wesentliche verloren und hatte sich ihr voll und ganz hingeben wollen. Die Goldene war die Erfüllung seiner heimlichen, stillen Wünsche gewesen und hätte seine Sehnsucht nach Liebe stillen können. Jesien hatte ehrlich gehofft, dass dem so sein würde. Eigentlich hatte er sich alles schon zurechtgelegt, gar ausgemalt.
Nun aber kam die Erkenntnis. Die Erkenntnis, dass das alles nichts als eine fahle Illusion gewesen war. Sein Wunschdenken, mehr aber auch nicht. Isis war eine nette Bekanntschaft, nicht jedoch seine Freundin oder gar Geliebte. Es war nur oberflächlich, vollkommen ohne Tiefgang. Plötzlich konnte er es spüren und im ersten Moment schien es ihm den Boden unter den Hufen wegzureißen – dann aber fing der Barocke sich, ordnete seine Gedanken und Emotionen und versuchte, wieder klar zu sehen. Es war ein nettes Abenteuer gewesen, ein berauschender Trip – doch er musste jetzt aufhören, sich einzubilden, dass das mehr war. Dass das mehr werden könnte. Daraus bestand Jesien’s Leben einfach nicht.
Jesien wollte Isis gegenüber nicht unhöflich oder abweisend wirken, doch er befürchtete, dass sich das kaum vermeiden ließ. Daher lächelte er ihr höflich zu ehe er entschlossen aber dennoch freundlich seine maskuline, rauchige Stimme erhob: “Es hat mich sehr gefreut, deine Bekanntschaft zu machen, Isis. Allerdings denke ich, dass es besser ist, wenn ich mich nun verabschiede.“ Jesien wollte nicht ins Detail gehen oder Isis gar seine Gefühlswelt offenbaren – dafür war er zu verschlossen und diskret. “Vielleicht sehen wir uns eines Tages wieder? Ich würde mich jedenfalls freuen.“ Es war ihm egal, ob sie ihn nun für einen Feigling hielt – vermutlich dachte sie nun, er hätte kalte Hufe bekommen. Das alles sollte für ihn jedoch keine Rolle spielen. In einer flüssigen Bewegung setzte er zum Gehen an und neigte zum Abschied höflich das Haupt, ehe er den Salzsee hinter sich ließ.


» weg, an einen anderen Ort



07.09.2016, 17:38
»Jason
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An sich selbst



Zu viele Gedanken. Zu viel Chaos in seinem Kopf. Jason floh aus den vertrauten Reihen seiner Herde, seiner Familie und rauschte in die Freiheit hinaus. Dorthin, wo ihn niemand kannte und wo sich niemand für ihn interessierte. Wie ein Fremder wandelte er durch das Stillreich, versteckte sich vor seiner Umgebung und verschloss sich vor sämtlichen Eindrücken. Er wollte einfach nur allein sein, allein mit sich, seinen Gefühlen und Gedanken. Die letzten Monate waren hart und nervenaufreibend gewesen, sie hatten den stattlichen Rappen ausgelaugt und er glaubte sich am Ende seiner Kräfte.
Sein einsamer Weg führte ihn zum Salzsee der Ahnen, versteckt zwischen Bäumen und Büschen. Ein leerer, geheimer Ort an welchem man sich meist in absoluter Einsamkeit wägen konnte. Genau das, was Jason nun brauchte. Der dunkle Engel stand am Ufer, sog den salzigen Duft des kleinen Gewässers tief ein. Seine Lungen brannten leicht, gaben ihm das Gefühl, lebendig zu sein. Zufriedenheit erfüllte ihn und der Rappe seufzte erleichtert. Endlich ließ die Leere von ihm ab, endlich verschwanden die Schatten und gaben dem Licht die Möglichkeit, ihn zu wärmen. Endlich begann er wieder zu begreifen, was ihn und sein Leben ausmachte. Endlich wusste er wieder, wohin er gehörte. Und als der Engel seinen kühlen, starken Blick wieder erhob war nichts mehr von Schwäche zu sehen. Es war seine Stärke und sein eiserner Wille, der aus ihm sprach. Er war bereit, zu kämpfen. Für das, was ihm lieb und heilig war.



31.12.2016, 15:26
»Madison
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Merten ♥



Es war so viel Zeit vergangen. Viel zu viel Zeit. Madison wusste nicht, wie lange sie schon umherirrte und hoffte, ihn irgendwo zu finden. Vermutlich hätte beinahe jeder andere diese irrationale Hoffnung schon längst aufgegeben; doch die Dunkle hielt eisern und gleichermaßen verzweifelt daran fest. Es war das einzige, was ihr noch geblieben war. Er war das einzige, was ihr noch geblieben war - auch wenn er nicht mehr da war; schon lange nicht mehr.
Nur allzu gut konnte Madison sich noch an ihr letztes Treffen erinnern; und das, obwohl es bereits so fern in der Vergangenheit lag. Sie konnte seine Nähe, seine Wärme noch immer spüren. Er hatte dich bei ihr gelegen, als sie geschlafen hatte. Und sie hatte ihm gesagt, dass sie ihn liebte. Und dass es ihr reichen würde zu wissen, dass er diese Gefühle erwiderte. Dass sie sonst nichts von ihm erwarten würde. Seither hatte sie ihn nicht mehr gesehen, nichts mehr von ihm gehört. Jeder Gedanke an ihn schmerzte; er fehlte ihr so sehr.
Merten. Madison schloss gedankenversunken die Augen, achtete nicht auf den Weg, welchen sie beschritt. Es war alles nebensächlich, beinahe unwichtig geworden. Sie lebte so vor sich hin, ohne ihrem Leben einen Sinn zu geben. Aber irgendwie war das für sie okay geworden - sie hatte sich mit dieser Leere irgendwie abfinden können. Was anfänglich so schwer zu akzeptieren gewesen war, war plötzlich normal geworden. Manchmal hatte sie Angst zu vergessen, wie er aussah. Oder wie seine Stimme klang.
Ständig versuchte sie, sich seinen Geruch in Erinnerung zu rufen. Sie wollte Merten nicht vergessen. Er war das Beste, was sie je besessen hatte. Und sie würde alles dafür tun, um ihn zurück zu bekommen. Einfach alles.
Er hatte ihrem Leben damals wieder Farbe eingehaucht, nachdem für sie alles nur noch schwarzweiß gewesen war. Merten war in der Lage gewesen, sie glücklich zu machen. Und dafür hatte es sogar gereicht, wenn er einfach nur stillschweigend neben ihr hergegangen war. Mehr hatte Madison nicht gebraucht, um sich schwerelos und grenzenlos glücklich zu fühlen. Wie leicht es doch sein konnte, nicht wahr?
Die Vollblüterin schwelkte in Erinnerungen und verlor dabei immer mehr den Bezug zur Realität. Sie konnte einfach nicht begreifen, wieso es nicht gehalten hatte. Wieso sie es nicht geschafft hatten, zu bestehen. Viel zu oft grübelte sie über der Frage, ob es ihre Schuld gewesen war. Ob sie etwas falsch gemachte hatte. Aber wahrscheinlich war sie einfach nicht gut genug für den Rappen gewesen. Er hatte etwas Besseres verdient, das stimmte. Madison wusste, dass sie nicht einfach war. Sie und ihr Leben waren kompliziert; sie war eine kaputt. Und Merten hätte vermutlich zu viel von sich selbst aufopfern müssen, wenn er sich für ein Leben mit ihr entschieden hätte.
Madison war nicht sauer auf ihn. Nein, sie war eigentlich nur traurig. Aber sie konnte Merten verstehen - zumindest glaubte sie das. Sie könnte den Rappen niemals hassen oder wütend auf ihn sein. Wenn man jemanden wirklich liebte, konnte daran nichts etwas ändern. Absolut nichts. Sie hoffte einfach nur, dass es ihm gut ging. Und dass er glücklich war. Denn es gab niemandem, dem Madison mehr Glück wünschte, als Merten. Niemand hatte in ihren Augen mehr Glück und Liebe verdient, als der Friese.

Ihr Weg hatte sie zum Salzsee geführt, wieder einmal. In den letzten Monaten war sie überraschend oft hier gewesen - meistens unbewusst, doch Madison hatte begonnen, sich an diesem Ort wohlzufühlen. Hier war sie immer allein, konnte ihren Gedanken nachhängen ohne von jemandem beobachtet zu werden oder sich rechtfertigen zu müssen. Sie mied Gesellschaft nahezu komplett, weswegen sie sich eigentlich nur noch an Orten wie diesen aufhalten wollte. Hier musste sie keine Angst haben, gezwungen zu sein, mit jemandem ein Gespräch zu führen, obwohl sie das nicht wollte.
Gedankenversunken stand die dunkle Stute am Ufer des kleinen Sees und betrachtete stumm ihr Spiegelbild. Sie sah irgendwie müde und abgeschafft aus, stellte sie fest. Doch sie war nicht gewillt, daran etwas zu ändern. Immerhin war da niemand, der sie ansah. Niemand, für den sie schön sein wollte. Und für sie selbst reichte das, was sie war. Es musste reichen. Ein beinahe tonloses Seufzen perlte über ihre Lippen, während ihre Gedanken sich immer weiter vom Hier und Jetzt entfernten.



20.10.2018, 19:49
»Merten
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Madison



Eine zweite Chance.
Noch immer grübelte Merten, bis sein Kopf schmerzte.
Einsamkeit.
Selbsthass.
Nichts als das konnte er empfinden. Lange hatte er sich verboten, das HErdengebiet zu verlassen. Hatte am Rande der Gruppe gestanden und alles über sich ergehen lassen. Madison.
Wie es der Stute wohl ging? Ob sie noch lebte? Damals hatte er verzweifelt die Flucht ergriffen. Hatte sie verlassne, sobald es möglich war.
Liebe.
Auch der Friese empfand diese Liebe. Totgeglaubte Gefühle, die ihm erneut alles rauben würden, das ihm wichtig war.
Trauer.
Nicht noch einmal wollte er sie erleben. Er konnte nicht sterben, wenn es der MEister nicht wollte. Irgendwie schien er sich gegen Merten zu verschwören. Wie gerne würde er sein Leben beendet wissen. Es könnte Madison das Leben retten. Doch auch schuldete er ihr eine Antwort. Eine Rechtfetigung für seine Reaktion. Doch wollte sie es noch hören? Konnte sie ihm glauben, wenn er sich erklärte? Sie nahm sofort das schlechteste von sich an und gab ihm kaum eine Chance, etwas anderes zu sagen. Und wenn, würde sie ihm erneut nicht glauben.
Konnte Merten genug für Madison sein? Konnte er stark genug sein, obwohl er doch selbst zerbrochen war?

Die innere Unruhe war irgendwann stärker geworden. Niemand hatte ihn aufgehalten, als er das Herdengebiet verlassen hatte. Wie lange er umher lief, ohne Ziel und Ende, wusste Merten am Schluss nicht mehr. Es blieb die EInsamkeit und die Vorwürfe. Ob Madison noch lebte? Ob es ihr gut ging? Vielleicht hatte sie einen Partner gefunden, der zu ihr passte. Der zu ihr stehen konnte und nicht immer fürchten müsste, mit seiner eigenen Liebe zu töten. Es war zum Fell raufen. Wie gern wäre er an ihrer Seite, wüsste sie an der seinen. Doch seine alte Entscheidung stand ihm im Weg. Wenn er könnte, würde er die Herde verlassen und sie suchen. Doch er wagte nicht zu fragen. Es war aussichtslos. Deshalb blieb ihm nur das ziellose herumwandern und nach nichts zu suchen. Er ertrug die Nähe der anderen Gesellen und Herdenmitglieder nicht mehr. Doch am wenigsten die seines Meisters.
Es gab jedoch keinen Ausweg. Wenn die Herde von Madison erfuhr, würde sie sterben, wenn sie denn noch lebte.
Das könnte er ihr nie antun.

Wie immer lief er ziellos umher. Die anderen Pferde verschwammen vor seinen Augen, wurden zu einer trüben Masse, die sich nicht vorneinander unterschied. Seine Instinkte funktionierten wie von selbst, wie es bereits eine gefühlte Ewigkeit war. Nur Madison hatte ihn aufgeweckt und ihm wieder so etwas wie ein Leben gegeben. Er hatte einmal mehr als nur funktioniert.
So erstarrte er, als er die Stute sah, die seine Gedanken beherrschte.
Madison? Konnte das sein?
Sie sah nicht gut aus. AUch wenn es kein Vergleich zu ihrer ersten Begegnung war, war sie immer noch mager und schwach.
Also lebte sie noch? Sie war nach wie vor hier im Stillreich? Wie hatten sie so lange aneinander vorbei gehen können? So groß war das Tal doch nicht.
Madison, er wusste nicht, ob er sich freuen sollte oder die Sorge über sie Überwog. Erneut war sie da, überflutete ihn. Doch das Glücksgefühl, sie erneut zu sehen und sie lebend zu wissen, war deutlich stärker.
Er galoppierte auf sie zu, ignorierte die Umgebung, in der sie sich aufhielte. Was ging es ihn schon an? Selbst wenn er auf einem Gebiet einer fremden Herde war, er musste zu ihr.
Nur einen Hauch vor ihr hielt er inne. Auch wenn es gegen ihn sprach, eine Stute zu bedrängen, er freute sich zu sehr.
Tief atmete er ihren bekannten Geruch ein, genoss alles von ihr, was er bekommen konnte.
Nur einen Moment.
Erst jetzt wurde ihm bewusst, wie gefährlich sein Verhalten war. Was, wenn er beobachtet wurde? Suchend sah er sich um, aber der See war komplett ausgestorben. Gut
Merten konnte nicht mehr sprechen, genoss nur die Sekunden der Nähe, bis Madison ihn vertreiben würde. Doch konnte sie das noch? Sie wirkte weggetreten.
Madison, alles okay?, fragte er besorgt. Er wollte sie nicht verlieren.


20.10.2018, 20:56
»Madison
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Merten ♥


"Wenn die Tränen kommen und ich trauern muss
und ich da einfach durch muss, bis zum Schluss:
ich würd' zu dir gehen."


Sie hatte ihn so oft in ihren Träumen gesehen. Er war so oft Teil ihrer Gedanken gewesen; Madison hatte sich nahezu eine Illusion von ihm erschaffen, ihn stets bei sich getragen - nur, um zu verhindern, dass ihre Erinnerung an ihn verblassen konnte. All die Zeit über hatte sie der Wahrheit nicht in die Augen sehen wollen; hatte stets versucht, sich einzubilden, dass er noch immer da war. Und manchmal hatte es sich sogar beinahe echt angefühlt.
Doch nun, wo sie ihn hören, riechen und sehen konnte, fühlte es sich plötzlich so unwirklich an. Der Boden vibrierte unter seinen Galoppsprüngen; sie konnte jeden seiner Hufe spüren, als sie in regelmäßigen Abständen den Untergrund berührten. Augenblicklich lief ihr ein wohliger Schauer über den Rücken, sie fühlte sich wie elektrisiert - all ihre Härchen richteten sich kaum merklich auf, bezeugten, dass da noch Leben in ihr war. Madison fühlte sich gefangen in diesem Moment; glaubte, dass er wieder einmal nur ihrer Fantasie entsprungen war - weil sie es sich so sehr wünschte. Als sie ihn neben sich spüren konnte, erwachte sie aus ihrer Starre und sah ihn an. Es war ein zu schöner Traum; sie fürchtete sich davor, schon bald wieder aufwachen zu müssen. Sie wollte nicht, dass es endete. Nur zu gerne würde sie für immer hier bleiben, in ihrem Traum, bei ihm. "Merten," hauchte sie tonlos, überwältigt von ihren Gefühlen, die augenblicklich mit voller Wucht über ihr herein brachen.
Ihren Namen aus seinem Mund zu hören, tat so unsagbar gut. Fast war es so, als hätte sie schon längst vergessen wer sie war - und nur der Rappe war in der Lage, sie daran zu erinnern. Ob er sich bewusst war, wie wertvoll er für sie war? Wie einzigartig und unersetzbar? Madison glaubte noch immer, dass sie nie die Gelegenheit erhalten würde, es ihm zu sagen.

Seine Frage, ob mit ihr alles okay war, kam ihr seltsam vor. Das hatte Merten sie in ihren Träumen noch nie gefragt - für sie und ihre Fantasie war das nie wichtig gewesen. Warum fragte er sie das jetzt? Madison stockte, blinzelte, ihr Atem wurde schneller. Hier stimmte etwas nicht. Es war anders als sonst. Irgendwie besser, echter. Erst langsam begann es der dunklen Vollblüterin zu dämmern: war es möglich, dass sie sich Merten zur Abwechslung nicht nur einbildete? Konnte es etwa wirklich sein, dass er wahrhaftig da war? Endlich, nach all der Zeit? Ihr Herz setzte vor Freude aus, längst vergangene Hoffnung und Freude fluteten ihren zierlichen, gar dürren Körper. Ihr Herz wurde glühend heiß, entflammte in ihr etwas, was derart eingestaubt gewesen war. Liebe.
Und plötzlich konnte sie es spüren: seinen Atem, der ihr Gesicht berührte. Sein Geruch, der ihre Sinne vollkommen einnahm. Die Wärme, die von ihm ausging und direkt in ihren Körper schlüpfte. Das hier war noch echter, als sonst. Madison hatte Angst, sich zu irren. Angst, dass ihre Vorstellungskraft aus Verzweiflung mittlerweile sogar in der Lage war, ihr derart grausame Streiche zu spielen - doch sie wusste, dass sie sich dieser Angst stellen musste. Sie musste zurück in die Realität um zu erfahren, ob er wirklich da war.
Zaghaft reckte sich ihm entgegen, wollte ihn berühren. In all ihren Träumen war er immer verschwunden, sobald sie ihn auch nur ansatzweise berührt hatte. Sie hatte Angst, dass es auch diesmal so sein würde. Dass da wieder diese Kälte, diese Leere war, die sie daraufhin empfangen würde. Sie war so alles-vernichtend. Angespannt hielt Madison den Atem an, kurz, bevor ihre Nüstern kaum merklich die seinen berührten. Es glich einem Wunder, doch er blieb. Er verschwand nicht. Sie konnte ihn spüren, wahrhaftig. Er war da. "Merten!" entfloh es ihr überglücklich, ehe sie sich ihm überschwänglich um den Hals warf. Obwohl Madison immer versucht hatte, sich und ihre Emotionen im Zaum zu halten, gelang es ihr diesmal nicht. Nicht, nach all der Sehnsucht nach ihm, die sie regelrecht verzehrt hatte. "Du bist es wirklich," seufzte sie ihm erleichtert in die Mähne, in welche sie ihr Gesicht fest drückte. Es fühlte sich so gut an; seine Nähe fühlte sich so unwahrscheinlich gut an. Fast schon hätte sie die Hoffnung auf genau diesen Moment aufgegeben - jetzt war sie einfach nur froh, dass sie es nicht getan hatte. Jetzt gerade war sie überzeugt davon, dass es sich gelohnt hatte. Dass jeder Schritt des Weges, den sie gegangen waren, Sinn machte.
"Jetzt ist alles okay," wisperte sie ergriffen und löste sich nur schwer aus der Umhalsung, in welche sie ihn regelrecht gezwungen hatte. Jetzt, wo sie wieder vollends in der Realität angekommen war und ihr bewusst wurde, was sie da gerade getan hatte, wurde sie verlegen. Merten hatte noch nie gerne Gefühle oder Nähe zugelassen. Vermutlich hatte sie ihn damit gerade vollkommen überrumpelt. "Es tut mir leid, ich hätte das nicht tun sollen," entschuldigte sie sich sofort und wandte etwas beschämt den Blick ab. Ansonsten hatte Madison immer respektiert, dass der Rappe nicht wollte, dass sie ihm zu nahe kam. Jetzt gerade war es ihr allerdings nicht gelungen. Überglücklich blickte sie ihm in die Augen - konnte noch immer kaum glauben, dass er wirklich da war. Nach all der Zeit, in welcher sie ihn so schmerzlich vermisst hatte. "Du hast mir so sehr gefehlt."


20.10.2018, 22:01
»Merten
Dieser Charakter wurde eingefroren.


Madison smilie

Es war ein Traum. Etwas anderes konnte es nicht sein, wenn er die Stute vor sich betrachtete. Wie oft hatte er überlegt und gehofft, dass er sie wiedersehen würde. Doch die Angst war sein stetiger Begleiter gewesen.
Jedes Mal, wenn er seine Freunde ignoriert hatte und sogar den Ruf des Meisters missachtet hatte, um herumzustehen. Er wollte alleine sein, wollte Madison beschützen. Er durfte sie nicht in Gefahr bringen, durfte sich nicht verraten. Alles hing davon ab, dass er durchhielt und sich nicht länger auf ein Hirngespinst einließ. Doch er war ihr immer wieder erlegen, der Hoffnung, dass alles gut werden würde und sie einen gemeinsamen Weg finden konnten.
Welch Ironie, dass er bei seinem Versuch, sie zu vergessen, genau über diese Stute stolperte. Genau die eine im ganzen Stillreich, die er nicht haben durfte. Die er nicht einmal mehr sehen durfte. Trotzdem stand er nun vor ihr und sein Herz schlug vor Aufregung höher. Hoffnung. Das war es, was er hatte. Jedes Mal wenn er sie sah, wollte er im Kreis springen vor Freude. Wann war es geschehen? Wann war er der Stute erlegen? Noch immer konnte er es nicht sagen, war sich nur sicher, dass es für ihn zu spät war.
Doch auch die Freude der Braunen schien echt. Sie hing an ihm, das wusste Merten, doch das war falsch. Er war keine gute Entscheidung, für niemanden. Er brachte nur den Tod. Immer wieder bei jenen, die er liebte. Doch wie sollte er sie vor sich beschützen, wenn sogar das Schicksal gegen sie war? Wenn er ihr immer wieder über den Weg lief.
Wie gern würde er sich verwandeln und seine Schwingen ausbreiten. Er wollte fliegen. So weit wie er konnte. Den Wind unter seinen Federn fühlen. Stattdessen war er gefangen zwischen Freude und Leid. Dem Leid, das er Madison bei jedem zusammentreffen antat. Sie war unschuldig und so rein, im Gegensatz zu ihm. Nicht nur sein Fell war schwarz, sondern auch seine Seele. Alles was ihn ausmachte. Die Magie pulsierte durch seine Adern, erinnerten ihn an den preis, den er zahlen musste.

Madison schwieg. Wollte sie nicht mehr mit ihm sprechen? Hatte er sie nach dem letzten Mal entgültig vertrieben? Er hatte sie oft genug gewarnt, vor sich und vor seiner Herde. Hatte sie mit halben Wahrheiten abgespeist, weil er die ganze Wahrheit nicht offenbaren durfte. Im Gegenteil, sie war immer noch in Gefahr. Immer wieder schweifte sein Blick zum Himmel. Wie viel Zeit blieb ihnen, bis sie entdeckt werden würden?
Langsam trat die Stute auf ihn zu. Sein Herz raste immer noch, freute sich so sehr, seine Liebe wiederzusehen, die er so lange verleugnet hatte. Er konnte nicht mehr, war am Ende seiner Kräfte. Mit jedem Schritt, den sie auf ihn zumachte, spannte er sich mehr an. Das durfte er nicht zulassen, egal was er wollte.
Sie berührte ihn. Es war nur ein Hauch und trotzdem reichte es aus, um die Schmetterlinge in seinem bauch fliegen zu lassen. Wie konnte eine einzige Stute, die noch dazu selbst Krank und mager war, selbst am Ende ihrer Kräfte, ihm nur derart viel Kraft spenden. Er fühlte sich besser. Die Schuldgefühe blieben, doch er kam endlich zur Ruhe. Es war immer noch schlimm, doch sie schenkte ihm die Hoffnung, dass sie es zusammen hinbekommen konnte. Doch dazu musste er ihr die Wahrheit erzählen und dann würde sie sich abwenden, da brauchte er sich keine Illusionen zu machen.
Natürlich bin ich es, wen hast du denn erwartet, dass er so auf dich zuläuft? Seine Stimme war sanft, wie er es selbst nicht von sich kannte. Voller sehnsucht und Liebe, die er immer noch nicht hinnehmen konnte. Sie würde ihn vernichten, wie sie es bei seinem Cousin getan hatte.
Er spürte die feste Berührung an seinem Hals und legte seinen Kopf an ihre Schulter. Der Duft war so unverkennbar Madison, wie er es in Erinnerung hatte. Eine verbotene Erinnerung zwar, doch sie war stärker denn je.
Das ist gut. Du siehst nicht gut aus Madison. Du achtest zu wenig auf dich, Sorge erfasste ihn und hielt ihn fest im Griff. Wenn es nicht der Meister war, der sie töten würde, dann schaffte sie es auch selbst sehr gut. Auch wenn es nicht so schlimm war, wie bei ihrem ersten Treffen, viel fehlte nicht mehr. Oder er bildete sich nur ein, dass es heute besser war.
Ich verstehe dich, mach dir keine Gedanken, ich habe dich ebenfalls vermisst. Aber es ist nicht sicher hier. Bitte, vertrau mir. Hier auf der freien Fläche würden sie so einfach entdeckt werden. Schon von weitem konnte einer der Raben sie sehen und die innigkeit ihrer Gefühle füreinander.
Das durfte er nicht zulassen, doch wohin sollten sie gehen. Das Gebiet war nahe an einer ihrer verfeindeten Herden.
Fieberhaft überlegte er.
Lass uns ins Dorf gehen, es ist nicht weit von hier. Dort können wir uns unterhalten, also nur wenn du das möchtest. Aber hier auf offener Fläche sind wir nicht sicher.
Würde sie ihm folgen? Konnte sie ihm noch soweit vertrauen, dass sie die Dringlichkeit verstand und mitgehen würde? Er konnte es nur hoffen, denn er musste hier weg, bevor er noch jemand die richtigen Schlüsse zog und damit ihr beider Schicksal besiegelte.


04.01.2019, 12:44
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