Natürlich hatten seine Worte nicht gereicht. Hilflos musste der Braune mit ansehen, wie Tränen das zarte Gesicht seines Gegenübers hinabliefen. Wie hatte er auch so töricht sein können, so dumm... Zu glauben, dass seine Worte Tränen stoppen konnten, passte nur allzu gut in seine neusten Spinnereien. Noch immer zögerte er, war sich nicht sicher, ob er sie trösten durfte. Aber sie hatte dieses Unnahbare verloren, das sie vorher umgeben hatte. Oder war das nur Teil der Illusion gewesen? In seinem Kopf drehte sich alles, die Situation überforderte sein momentanes Denkvermögen. Also tat er das, was er auch sonst immer tat: verließ sich auf sein Herz. Zaghaft, um ja nicht zu aufdringlich zu wirken, beknabberte er ihren Widerrist. Alles, was er in diesem Moment wollte, war dem schönen, verwirrten Geschöpf Trost zu spenden. Doch hier stellte sich wieder heraus, wie wenig der Hengst doch eigentlich von Stuten verstand. Er war zweifelsfrei ein guter Liebhaber, eine angenehme Gesellschaft wohl auch. Doch Gefühle mied er seit Jahren, fühlte sich schon seit langem fehl am Platz.
Wie ein geschlagener Hund zieht er seinen Kopf zurück, als die Stute zu schluchzen anfängt. Anstatt ihr Leid zu lindern, hatte er es nur noch schlimmer gemacht. "Ent... Entschuldige. Ich wollte das nicht", flüstert er. Passend dazu entflammte auch der Schmerz in seinem Bein von Neuem, wabernder Nebel trübte seine Sinne und ihm wurde flau im Magen. Gut möglich, dass ihm das schon einmal passiert war, das würde zumindest erklären, wieso er auf dem Boden aufgewacht war. Wieder konnte er sich an die Hilflosigkeit erinnern, das schreckliche Gefühl, nicht wieder aufstehen zu können. Auf keinen Fall war er gewillt, sich noch einmal in diese Situation zu begeben, doch schon die bloße Vorstellung ließ ihn schneller atmen und er spürte, wie die Panik sich weiter in ihm ausbreitete. Kontrolle. Er brauchte die Kontrolle, über das was geschah wieder... und wie schon vorher fiel ihm auch jetzt der Ratschlag seiner Mutter wieder ein. Zuerst war es schwer, sich überhaupt auf etwas zu konzentrieren, ging sein Atem doch so schnell wie der Hufschlag im Galopp. Die Umgebung verschwamm zu einem einzigen Hintergrundrauschen, unmöglich, einzelne Eindrücke noch herauszufiltern. Er spürte den Moment der Ohnmacht näher kommen, doch bevor alles um ihn herum schwarz wurde, fiel die Anspannung wieder von ihm ab. Für einen Moment vergaß er das Atmen sogar, doch danach hob und senkte sich seine Brust fast schon wieder regelmäßig. Langsam kam er wieder zu Sinnen. Zuerst hörte er die Vögel wieder, dann ihre Stimme. Sie bedankte sich bei ihm. Wofür auch immer, er hatte ihr doch gar nicht geholfen... doch noch war er zu benommen, um Widerspruch zu leisten. Doch anscheinend war auch sie wieder zu sich gekommen, denn ihr Schluchzen war abgeebbt. Verschwommen kehrte auch sein Augenlicht zurück, und er blickte direkt in ein Lächeln, dass sie ihm zuwarf. Auch wenn ihr ganzer Körper erschöpft wirkte, dieser Zug um den Mund brachte Jugendlichkeit in das schöne Gesicht zurück. Ihre Frage jedoch traf ihn unvorbereitet. Auch wenn er im Trösten nicht brillierte, so war er noch schlechter darin, von sich zu erzählen. "Mit mir? Es ist nichts, nur eine kleine Schramme. Braucht nur ein bisschen Zeit, um weiter zu heilen... Das wird schon wieder", erwiderte er, war sich jedoch nicht sicher, wen diese Worte eher beruhigen sollten - die Stute oder ihn selbst. Seine Illusion, Leorah, hatte davon gesprochen, dass man diese Wunde behandeln müsste, doch er kannte sich nur dürftig in der Heilkunst aus. Und Liesel, nun, sie schien genug eigene Sorgen zu haben, er wollte nicht eine von ihnen werden. Bisher hatte er sich immer allein durchschlagen können, das würde auch weiter funktionieren. Außerdem, waren Ratschläge von Illusionen nicht genauso ausgedacht wie sie selbst? Es gab wohl niemanden, der ihm diese Frage beantworten konnte.
Also mal davon abgesehen dass das vom Charakter her vielleicht ganz gut passen könnte, Celos wäre ziemlich angepisst weil er auch Flügel haben möchte! Überhaupt würde sein Ego gefoltert werden