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völlig normal sein
Wenn du abweichst, wirst du anders. Du spürst alle Blicke auf dir. Du kannst aus einer Meile Entfernung hören, wie über dich getuschelt wird. Du kannst schreien, und niemand hört einen Laut. Du wirst der Mutant, dem alle Gliedmaßen fehlen, aber nicht das verdammt Herz. Du wirst das Wesen, das irgendwann mal normal war, aber das ist dann so lange her, dass du nicht mal mehr weißt, wie das war.


Sencillo » 07.01.2022, 11:37 » Guter Junge. Böser Junge.

Die schnippischen Worte klingelte in den Ohren des Hengste und seine Augen vereengten sich zu Schlitzen, während die Ohren fix in den Nacken flogen. Viper nahm ihn nicht ernst! Einem ersten Impuls folgend wollte Sencillo vorpreschen, ihr die Zähne ins Fleisch schlagen und sie in die Knie zwingen. Er wollte ihr zeigen das ihn zu unterschätzen, ihn nicht ernst zu nehmen ein Fehler war. Doch Sencillo nahm sich innerlich zurück, straffte die Haltung und behielt die Kontrolle. Viper sollte weiterhin ihre Chance haben. Vielleicht, weil er in der Stute ein Potential sah, welches er noch nicht verschwenden wollte. Vielleicht auch nur, weil sie zumindest eine kleine Abwechslung vom Grau des Alltags war? Es fiel dem Buckskin nicht leicht. Impulsivität war etwas, was man ihm fast schon als Charakterzug unterstellen konnte, aber nicht immer war sie angebracht. Hier vielleicht war es ein Fehler dem nachzugeben? Ihr fast schon versöhnliches Blinzen machte es ihm letztlich etwas einfacher. So zog der Hengst nur tief die Luft ein, hielt inne und lauschte weiter den Geräuschen die da waren.

"Mitnichten." gab der Hengst nach einem Moment, wo er ihre ernst gemeinte Frage auf sich wirken ließ, mit dunkler Stimme zu hören. Sicher gab es mehr als Blutvergießen und Verderben, auch wenn ihm auf die Schnelle nicht wirklich einfiel, was davon für ihn ausreichend war das Gemüt zu erhellen. Langeweile war es zumindest nicht. "Aber das waren so die Geschichten, die ich hörte, die nicht vor Langeweile überqollen." Das sollte wohl fürs Erste reichen. Und wenn sich Viper damit nicht zufrieden gab, irgendwas würde ihm als Antwort schon einfallen. Etwas Dramatik vielleicht? Gespräche? Gemeinsame Aktivitäten? Freundschaften? Liebschaften? Sencillo schüttelte kurz das Haupt. Das alles klang so normal in seinem Kopf, nicht wirklich reizend. Außer man hatte den richtigen Gegenüber. Gab es so Jemanden schonmal? Nami vielleicht, aber die hatte auch das Glück gepachtet gehabt, die abgespaltene Persönlichkeit des Buckskin an einem guten Tag erwischt zu haben. Was dieser jetzt, hier und heute für einer war oder werden würde, stand noch in den Sternen.

Die Stute gab sich natürlich nicht zufrieden. Sencillo schnaubte, hart und dunkel. Also was sollte er ihr sagen? Kurz wanderte der Blick, ein beinah grüblerischer Ausdruck darin. Warum sollte er eigentlich was vorschlagen? "Nun." begann der Hengst und lenkte seine Augen zurück auf ihre Gestalt. "Was käme dir denn in den Sinn? Wahlweise höre ich mir auch gern ein Schlag aus deiner Jugend an." In seine dunklen Seelenspiegel trat ein Funkeln. Viper machte nicht den Anschein als würde sie gern über das sprechen, was vergangen war. "Auch wenn du sagst da gäbe es nicht viel zu wissen. Vielleicht ist ja was interessantes für mich dabei?" Der Ton seiner Stimme trug einen hörbaren, nicht einschätzbaren Nebenton, wenngleich da werden etwas Bedrohliches noch Bohrendes beiwohnte. Vielleicht echte Neugierde? Wer wusste das schon. 

Sencillo » 05.01.2022, 19:30 » Guter Junge. Böser Junge.

Sencillo hielt die Fremde letztlich wieder fest im Blick. Hier gab es sonst einfach nichts Interessantes, warum also der Stute nicht eine echte Chance geben. Immerhin versprach sie etwas Abwechslung vom sterbenslangweiligen Alltag hier in diesem gottverdammten Tal. Langsam arbeiteten sich die fein geschwungenen Ohren des Buckskin nach vorne, lauschten ihren Worten. Während der Hengst beobachtete, musterte und analysierte, musste er seinen ersten Eindruck revidieren. Die Stute wirkte gar nicht so hektisch, wie ihr lautstarker Lauf durch das Geäst geklungen hatte. Eher temperamentvoll, voller Leben und Energie. Gut, damit konnte man tatsächlich etwas anfangen. „Nicht nur eine Seele.“ hauchte Sencillo auf ihre Aussage, die Stimme kaum mehr als ein dunkles Flüstern mit einem wissenden, beinahe schon unheilvollen Nebenton. Sie hatte ja so gar keine Ahnung. Aber wie sollte sie auch? Wenn nichtmal der wahre Sencillo von dieser zweiten Seele in seinem Körper wusste – oder wissen wollte? - wie sollte das ein Fremder wissen können? Die Stute sah hier einfach nur einen durchschnittlichen Hengst. Nicht besonders groß, aber auch kein Zwerg. Nicht besonders hübsch, aber auch keiner vor dem es einem gruselte. Und trotzdem, sobald er da war, die abgespaltene Persönlichkeit des eigentlichen Bewohners dieses Körpers, war seine Erscheinung in einer nicht genau erklärbaren Weise fesselnd, faszinierend, besonders. Woran das lag? Was weiß der Teufel.

Viper.“ wiederholte der Buckskin knapp, nickte verständnisvoll. Kein gewöhnlicher Name, aber irgendwie kam er ihm passend für diese Erscheinung vor. Das sie sich auf ihn einließ schrieb er ihr zumindest schon mal gut. „Ich bin bekannt als Sencillo.“ Nicht das Namen von großer Bedeutung wären. Grundsätzlich nur Schall und Rauch. Wie selten war es, das ein Name auch die gesamte Persönlichkeit erklärte. Dafür konnten Persönlichkeiten viel zu breit gefächert sein. Gerade der Buckskin war das beste Beispiel. Zwei so gegensätzliche Seiten, das dieser Name den sie trugen, absolut gar nichts aussagte. „Etwas Spannendes?“ wiederholte Sencillo und ließt den Blick über die nahe Umgebung wandern, deutete ihr mit dem Haupt kurz an es ihm gleich zu tun. „Hier? In diesem gottverdammten und sterbenslangweiligen Tal? Eher nein.“ Wie automatisch rutschten die Ohren des Hengstes wieder etwas nach hinten, genervt, die Nüstern beinahe angeekelt gekräuselt. Hier war alles so unglaublich normal. Zu ruhig. Zu friedlich. „Ich hörte von Krieg und Verwüstung. Aber ganz ehrlich? Nichtmal eine Ahnung davon hab ich bisher bekommen. Hier ist einfach alles so ein grauer, trister Trott.“ Ohne sich dessen bewusst zu sein stapfte der Buckskin hart mit dem Vorderhuf auf, was auf manche sicher wie blanker Trotz wirken konnte. Das Sencillo alles andere als trotzig war, konnte man erkennen, wenn man genau hinsah. Er war einfach nur genervt, wollte leben, etwas erleben, sich austoben und einfach sein. Das durfte er ja sowieso viel zu selten. Warum eigentlich? Warum ließ er immer den Anderen vorne und nahm sich viel zu selten Zeit für sich selbst? Immerhin hatte er durchaus die Kraft den Anderen, diese lahme Lusche, den Körpergeber, zu unterdrücken. Aber ständig durch Langeweile zu waten, das war nur auch nicht so das Gelbe vom Ei.

Und ansonsten.“ begann der Buckskin nach einem Moment der Stille, die Stimme dunkel, aber neutral. „Ich war mal hier, mal dort. Nichts was irgendwie wichtig wäre. Wie nanntest du es? Es gibt nicht viel zu wissen.“ Das er ihr das nicht ganz abkaufte verriet sein Tonfall. Die Meisten hatten eine Geschichte. Und nicht allzu selten gab es dort dunkle Geheimnisse. Auch der Hengst hatte seine Vergangenheit. Krieg. Blut. Kampf. Morde. Zwar nur diesen einen, großen, beeindruckenden Kampf, neben mehreren kleinen, unbedeutenden, aber immerhin. Gerade die, die behaupten es gäbe nicht viel zu erzählen, hatten meistens die größten Geschichten im Gepäck. Aber Sencillo würde die Stute nicht ausquetschen, das war es nicht wert. Würde sie reden wollen, er würde zuhören. Zumindest wenn es was interessantes war. Und ansonsten könnte sie sich ihre Geschichten sonst wohin stecken. Kurz zuckten die Ohren des Buckskins, ehe sie wieder in aufmerksamer Position nach vorne gerichtet verharrten. Zumindest schaffte die Stute es, das die graue Eintönigkeit hier nicht mehr ganz so erdrückend auf ihm lastete.

Sencillo » 04.01.2022, 21:20 » Guter Junge. Böser Junge.

Die Geräusche des Waldes änderten sich. Äste brachen unter schnellen Schritten. Sencillo verriet mit beinahe keiner Regung das er hörte, das da Jemand wie ein Irrer durch das Geäst semmelte und scheinbar direkt auf ihn zukam. Lediglich ein kurzes Ohrenzucken war bei genauem Hinsehen zu erkennen. Er sprang nicht herum, wand sich nicht dem oder der Unbekannten zu. Warum auch? Wäre es ein Angriff, würde derjenige schon sehen was er davon hatte. Und war es keiner, nun dann könnte das vielleicht eine willkommen Abwechslung vom tristen Alltagstrott sein. „Man könnte meinen eine ganze Elefantenherde wühlt sich durch den Wald.“ ließ der Buckskin mit dunkler, unbeeindruckter Stimme hören, als das Geräusch der Schritte direkt hinter ihm erstarb. Der Wind trug ihm den Geruch einer Stute zu. Unbekannt. Fremd. Nicht das der Hengst grundsätzlich etwas gegen neue Bekanntschaften hatte. Im Gegenteil. Gerade wo ihn doch eben noch die Langeweile beinahe den Verstand geraubt hätte. Sofern er einen solchen überhaupt besaß.

Der Buckskin ließ sich Zeit. Niemand hetzte ihn. Und wenn die Fremde es eilig hatte, er würde sie nicht aufhalten. Warum auch. Letztlich ließ er sich doch dazu hin, sich der Stute zuzuwenden. Die dunklen Seelenspiegel musterten ihre Gestalt. Sie war von kompakter Statur. Nicht wirklich fett, aber doch muskulös und eine Erscheinung, wie man sie in Stutengestalt wohl seltener sah. In ihren Augen blitze es beinahe herausfordernd, während ihre Ohren wie wild spielten. Sie überließ es scheinbar ihm, das Ganze ins Rollen zu bringen. „Warum diese Hektik? Wo geht’s hin?“ Nicht das es Sencillo wirklich interessierte, aber vielleicht bestand in dieser Begegnung eine Chance mal etwas anderes zu erleben als denn immer gleichen Trott. Die bis vor wenigen Sekunden noch in den Nacken gepressten Ohren rutschten wie von selbst in eine neutral-aufmerksame Position. Er hatte keinen wirklich schlechten Tag, war nur etwas genervt von Allem. Wie das Ganze hier laufen würde, das würde sich wohl noch ergeben. Mit den richtigen Worten und der richtigen Art konnte der Buckskin, besser gesagt seine abgespaltene Persönlichkeit, die er nun mal gerade war, ein recht angenehmer Zeitgenosse sein. Manchmal. Wenn man wusste mit ihm umzugehen.

Der Wind frischte auf, trieb die Wolkenansammlung am Himmel vor sich her, wie ein Schäfer seine Schäfchen. Sencillo ließ den Blick wandern, schmeckte die Frische der Luft, die Frost und Kälte ankündigte. Vermutlich würde es am heutigen Abend ziemlich winterlich hereinbrechen, auch wenn die Sonne, die man durch die Wipfel der Bäume erahnen konnte, jetzt noch nichts davon erzählte. Es war beinahe zu warm für diese Jahreszeit. Frühlingshaft. „Wer bist du überhaupt, wenn man das fragen und wissen darf?“ ließ der Buckskin hören, während er die Umgebung scannte und den Eindruck vermittelte, als hätte er eigentlich kein wirkliches Interesse an einer Unterhaltung. Das dies alles ein Test war, das war ihm vermutlich selber nicht mal ganz so klar. Immerhin, wer mit ihm beisammen sein wollte, der musste es schon wert sein. Er war niemand, der einfach so eine Zeit, die sowieso rar war, da meistens der andere Teil präsent war, oder sein Wesen an jeden beliebigen Dahergelaufenen vergeudetet. Wenngleich wohl auch irgendeine Gesellschaft besser war, als gar keine.

Sencillo » 04.01.2022, 07:36 » Guter Junge. Böser Junge.

>>> Co-Sencillo an der Front

Fast schon missmutig gruben sich die Hufe des Buckskin in den vom Tauwetter aufgeweichten Boden, während er dem Lauf des Flusses folgte. Dieses gottverdammte Tal war so grundlegend langweilig, das es einem vorkommen konnte wie die Hölle. Es gab zwar einige Herden mit einigen Mitgliedern und auch ein paar Einzelgänger, wie man die ohne Zugehörigkeit wohl nannte, aber nichts, was von Großartigkeit oder Bedeutung war. Was die Faszination des Hengstes fesseln konnte. Bis auf Nami, die war ganz in Ordnung, aber ihre Treffen waren irgendwie rar. Wie lange war es her, das er die helle Stute das letzte Mal gesehen hatte? Als er, der er war. Nicht der richtige Sencillo, sondern seine abgespaltene Persönlichkeit. Sie beide gehörten zwar der selben, langweiligen Herde an, welche vor Normalität nur so strotze, aber hier hatte das scheinbar nicht viel zu bedeuten. Jeder war mal hier, mal da, ein richtiger Zusammenhalt? Der war vermutlich nur in Ausnahmefällen möglich. Angewidert kräuselte der Buckskin die Nüstern, ehe er ungehalten den Kopf in den Nacken warf, dass das dunkle Langhaar nur so flog. Warum war er überhaupt vorne? Was wollte er hier? Hier, wo niemand war, der ihn sah. Ihm die Zeit erträglich machen konnte. Auf welche Art auch immer.

Langsam veränderte sich die Umgebung. Den Fluss zur Linken wurde der Wald zu seiner Rechten etwas lichter, heller, freundlicher. Sencillo hielt inne, ließ den Blick wandern. Wie weit er schon gelaufen war, genervt von Allem und irgendwie einsam? Nicht das es ihm wirklich etwas ausmachte. Oder vielleicht doch? Immerhin stand der Buckskin gerne im Mittelpunkt des Geschehens. Nur hier gab es einfach keins. Die Tage hier waren öde und erdrückten manchmal jeglichen Tatendrang im Keim. Wo waren die Unstimmigkeiten zwischen den Herden, von denen er gehört hatte? Die Verrückten? Die Magischen? Tot und Verwüstung? Es war ihm beinahe, als wären das alles Lügen gewesen. Von alledem hatte der Hengst bisher nämlich so gut wie gar nichts mitbekommen, wenn man von den hohlen Worten und das mitunter angsterfüllte Geschwätz von Anderen absah. Irgendwie war alles hier einfach sterbenslangweilig. Normal. Da war Nichts, was ihm in irgendeiner Weise reizen konnte. Für den Haupt-Sencillo war das hier alles natürlich so was von perfekt. Der wollte ja einfach nur in der Masse untergehen, normal sein, nicht auffallen und sein Leben ungeachtet ihrer Möglichkeiten leben. Nun, er wusste ja auch gar nicht was sie Beide, zusammen, als Eins, im Stande wären zu tun. Er wusste ja nicht mal genau, das er nicht nur er war, sondern viel mehr als das. Mehr als die meisten Lebewesen waren. Vielleicht sollte er seinem Körpergeber endlich mal einen Wink mit dem Zaunpfahl geben? Oder am Besten mit dem ganzen Zaun, so begriffsstutzig wie der manchmal war?

Ein Knacken von Geäst ließ Sencillo aufhorchen. Gesellschaft? Kurz spielten die immer noch im Genick vergrabenen Ohren, während die geblähten Nüstern versuchten einen Geruch zu erhaschen. Das laue Lüftchen, welches über das Wasser herüber im Märchenwald verschwand, kam aus dem Rücken des Hengstes und war somit keine große Hilfe. Sekunden - oder waren es gar Minuten - verstrichen ohne das Etwas geschah. Vermutlich war es nur irgendein dummes Kleintier gewesen. Nichts von Bedeutung. Mit einem genervten Schnauben wand der Hengst den Kopf aus Richtung des Geräusches zum Flussbett hinüber. Vielleicht sollte er einfach gehen. Hinfort. Irgendwo fernab dieses Tals nach Abenteuern suchen. Nach Etwas, das sich lohnte, das eine Herausforderung war, ihn reizte. Auch wenn Sencillo nicht genau wusste, ob es überhaupt irgendetwas gab, was ihn auf lange Sicht beschäftigen und fesseln konnte. Der Kampf, damals, in jungen Jahren, der war was gewesen. Da konnte er sein und zeigen wer er war. Wie viele Jahre mochte das her sein? Und nicht einmal da hatte der Haupt-Sencillo verstanden. Wie dumm konnte man sein?

Sencillo » 14.12.2017, 11:02 » Der Wasserfall #2

Nova



Es war unglaublich schön die Kleine zu beobachten, wie sie die Welt mit Lebensfreude und kindlicher Neugier zu verstehen versuchte. Und wie sie immer wieder die Nähe des Hengstes suchte, sich an ihn schmiegte. Vermutlich hatte sie ihn auch schon tief in ihr Herz geschlossen. Das Alles erwärmte Herz und Seele des Buckskins, der die Augen kaum von Nova lassen konnte. Vermutlich war es wirklich absolut falsch, sich so auf die Kleine einzulassen, aber die Chance sich dagegen zu entscheiden war sowieso längst vorbei. Sencillo war der Kindlichkeit der jungen Fähe längst erlegen. Anders wie diese bescheuerte Stimme in seinem Kopf, die immer wieder drohend und warnend von diesem riesengroßen Fehler sprach. Der Hengst lauschte ihrer Stimme mit gespitzten Ohren, nickte hin und wieder leicht, um ihr zu verstehen zu geben, das er sie verstanden hatte. "Danke, das du auf dich aufpassen möchtest." erwiderte der Buckskin schließlich und war wirklich erfreut, das sie verantwortungsbewusst war. Nun ja, sie war früh auf sich allein gestellt gewesen, da wurde man vermutlich einfach so. "Wenn wir uns bald auf den Weg machen, dann finden wir bestimmt schnell ein Zuhause für uns." Ein seichtes Lächeln erschien auf den Gesichtszügen des Hengstes. Wie schnell seine Kleine doch Feuer und Flamme war. Seine Kleine? Warum dachte er so? Nova war eine Wölfin, ein Blinder würde erkennen das sie nicht seine Tochter sein konnte, auch wenn Sencillo fast so empfand. Vatergefühle, die mit jeder Minute tiefer wurden.

Als Nova plötzlich beinahe panisch zusammenzuckte, genau in dem Moment als sie unter seinem Bauch hindurch tapste, wurde dem Buckskin bewusst, das seine geknurrtes Nein nicht nur ins Innere gerichtet war. Wenn du sie mal nicht sowieso selber verscheuchst. Idiot. Sencillo schnaubte, schüttelte sich kurz. Er musste unbedingt aufpassen. Er war nicht mehr allein, konnte nicht mehr so einfach mit sich selbst reden. Wenn das überhaupt Selbstgespräche waren. "Alles gut." versuchte der Hengst die Kleine mit dunkler, sanfter Stimme zu beruhigen. Und auch sich selbst, denn in Ordnung fühlte sich das irgendwie nicht an. Nein, es ist wirklich nichts in Ordnung. Wer nicht hören will, muss halt irgendwann fühlen. Die Ohren des Buckskin spielten. Im Grunde wollte er die Stimme einfach ignorieren, sie außen vor lassen, aber sie drohte ihm und vor allen Dingen richtete sich die Drohung gegen Nova. Der kleinen Wölfin, die sich einfach so in sein Herz geschlichen hatte. "Sei ruhig." zischte Sencillo leise. Für ihn war klar an wen es sich richtete und er hoffte einfach, das Nova es diesmal nicht wieder gehört hatte. Ein kurzer, besorgter Blick zu ihr. Nicht das sie nachher noch dachte er mochte sie nicht. Den das entsprach ganz und gar nicht der Wahrheit. Im Gegenteil. Er mochte sie mehr, als es wahrscheinlich gut war. Mochte sie, wie ein Vater seine Tochter. Obwohl sie vermutlich ganz anders war, als seine wirkliche Tochter, sofern er denn eine hätte. Nein, Kinder hatte Sencillo noch keine. Zumindest bis jetzt hatte er keine gehabt.

"Mach dir nicht so große Sorgen okay?" richtete der Buckskin wiederholt seine Worte an die kleine Wölfin und nickte kurz um seine Worte zu unterstreichen. Es würde Nova nichts bringen sich den Kopf zu zerbrechen. Nie und nimmer würde Sencillo ihr das erklären können. "Ich bin einfach manchmal ein wenig in Gedanken versunken." Ob sich Nova damit zufrieden geben würde? Die ist zwar ein doofer Wolf, aber ganz auf den Kopf gefallen wird sie schon nicht sein. Irgendwann wird sie hellhörig werden. Da sorge ich schon für. Ein Knurren unterdrückend biss Sencillo die Zähne zusammen, konzentrierte sich auf seine Atmung. Vielleicht wäre es besser etwas zu tun, sich abzulenken. Eventuell konnte er dann diese Stimme überhören. Versuchs doch, mich wirst du nicht los. Ich bin immer da, Sen. Für alle Zeit. So lange sie nur im Kopf war. Es war zwar schwer damit zu leben, aber schwerer wäre es vermutlich, wenn diese Stimme irgendwie auch agieren könnte. Ach, kleiner, dummer Sen. Das Lachen der Stimme klang absolut nicht freundlich, hallte lange in den Ohren des Buckskin nach.

"Nun, meine Kleine, wollen wir schauen das wir eine Heimat für uns finden?" Ohne es wirklich zu merken, hatte Sencillo ihr so eben verraten, das er sie als zu seinem Leben und seiner Persönlichkeit zugehörig sah. Irgendwie zumindest. Der Buckskin blinzelte einige Male, ließ den Blick wandern. Nun, wo fing man denn an? Lass es, kleiner dummer Sen! Entschlossen stampfte der Hengst auf, schüttelte das markante Haupt. "Na komm, gehen wir da lang." Ohne auf Novas Antwort zu warten schritt Sencillo los. Die Kleine würde ihm schon folgen. Wo sollte sie auch sonst hin?


>> Herdenplatz AP

Sencillo » 16.08.2017, 10:32 » Herdenplatz AP #1

Nami



Gerade als Sencillo sich gegen Gesellschaft entschlossen und bereits einige Male das samte Maul im satten Grün zu seinen Hufen versenkt hatte, zerschnitt eine Stimme, die seinen Namen rief, die heimelige Ruhe des Herdenplatzes. Erschrocken warf der Hengst den Kopf in den Nacken, ließ augenblicklich das wohlschmeckende Gras aus dem Maul fallen. Die Augen in Sorge geweitet, sprang der Buckskin nur den Bruchteil einer Sekunde später auf der Hinterhand herum und suchte mit seinem Blick fast schon panisch den Baum, zwischen dessen Wurzeln Nova ruhte. Doch da war alles in Ordnung, keine Gefahr zu erkennen. Was oder wer war das dann gewesen? Ihm blieb keine Zeit Ausschau zu halten, denn urplötzlich fühlte der Hengst eine Berührung an seiner Schulter. Die feinen Ohren schnellten nach hinten, vergruben sich in der dunklen Mähne, während ein Ruck durch den Körper ging und Sencillo sich mit einem Satz nach hinten aus der scheinbaren Gefahrenzone brachte. Mit gekrausten Nüstern, die Haltung drohend und zur Abwehr bereit, hatte der Buckskin endlich die Möglichkeit seinen Angreifer wahr zu nehmen. Und was er da sah verschlug ihm beinahe die Sprache. Diese zierliche, recht hübsche Schimmelstute vor ihm strahlte keinerlei Gefahr aus. Im Gegenteil, sie sprühte förmlich über vor Freundlichkeit und hatte etwas Vertrautes an sich.

Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, ehe Sencillos Ohren langsam wieder nach vorne kamen. In seinen Augen konnte man Verwirrtheit lesen, die Haltung war nun mehr nur noch überrumpelt. Oh nein. Sencillo schnaubte kurz, dunkel. Was zum Teufel war hier los? Woher kannte diese Stute seinen Namen? Und warum schien ihr Auftauchen der Stimme in seinem Inneren nicht zu gefallen. „Verzeihung.“ entfleuchte dem Buckskin schließlich, während er es langsam schaffte sich zu beruhigen. Irgendwie kam ihm diese Stute bekannt vor, aber er konnte sich nicht wirklich daran erinnern sie zu kennen. Nur, die Helle kannte seinen Namen, also mussten sie sich schon einmal getroffen haben? Aber würde er sich nicht an ein solch hübsches Wesen erinnern? Vergeblich kramte der Hengst in seinem Kopf, doch wurde nicht fündig. Nami. Ihr Name ist Nami. Er konnte förmlich die Anspannung spüren, die in seiner inneren Stimme lag. Fast schon zähneknirschend klang sie. Es passte ihr scheinbar ganz und gar nicht, was sich hier abspielte. Später wäre noch genug Zeit darüber nach zu denken.

„Du… du bist Nami, richtig?“ setzte Sencillo schließlich leicht stotternd fort, die Stimme von Unsicherheit durchzogen. Noch immer kam er nicht klar mit der Situation. Was war geschehen? Woher kannten sie sich? Was zum Teufel war nur los? Mit einem heftigen Kopfschütteln versuchte der Buckskin die Verwirrtheit, die Gedanken abzuschütteln. Konzentration war gefragt. Normal sein. Nicht auffallen. „Tut mir wirklich leid, ich hatte nicht mit Jemandem gerechnet.“ Immerhin stimmte das. Er hatte wirklich nicht damit gerechnet hier förmlich überfallen zu werden. Nami wirkte jedoch noch immer nicht so, als ginge von ihr eine ernsthafte Gefahr aus. Sie wirkte durch und durch freundlich, aufgeschlossen. Und war noch dazu überaus hübsch. Langsam entspannte sich der Hengst, lockerte die Muskeln und glitt zurück in seine normale Haltung. „Verzeih wenn ich frage, aber woher genau kennen wir uns? Warst du ein Mitglied meiner alten Herde?“ Das konnte fast nicht sein, er erinnerte sich eigentlich an jedes Gesicht. Aber es war auch schon sehr lange her, vielleicht übersah er doch Jemanden in seiner Erinnerung? Sencillos Stimme klang nun wieder gefasster, dunkel und fast schon sanft. Wie eigentlich immer, sofern er nicht gerade von Jemanden so urplötzlich überrascht wurde.

Sencillo » 02.08.2017, 12:52 » Herdenplatz AP #1

Wer möchte?



Vom Himmelszelt strahlte die Sonne aus voller Kraft zur Erde hinab. Es war Sommer. Hochsommer. Und das konnte man deutlich spüren. Die Insekten hatten sich scheinbar urplötzlich extrem vermehrt und sie liebten diese heißen Tage. Sencillo ruhte – leicht gereizt von den fliegenden Plagegeistern – im Schatten eines Baumes am Rande des Herdengebietes der Alacres Pacem. Der Herde, der er vor kurzem zusammen mit Nova begegnet war und zu dessen Mitgliedern sie nun zählten. Es war schon ein kurioser Fall. Vor kurzem noch hätte der Buckskin mit einem Lachen verneint, hätte man ihn gefragt ob er nicht sesshaft werden wolle. Dann war ihm dieses kleine Wolfskind vor die Hufe gestolpert und stellte innerhalb eines Tages alles auf den Kopf. Nun denn, so war es nun wohl. Glaub mir, das wird dir noch leidtun. Mit einem dunklen Schnauben schüttelte Sencillo das Haupt, versuchte die Stimme aus seinen Kopf zu vertreiben, auch wenn er sich seit Jahren darüber bewusst war, dass jegliche Versuche vergeblich waren. Kurz ließ der Buckskin den Blick Richtung Baum wandern, zwischen dessen Wurzeln sich Nova zu einer Kugel zusammen gerollt hatte. Verständlich das sie ausgelaugt und müde war, immerhin hatte sie viel erlebt die letzte Zeit. Sollte sie nur Kräfte sammeln, während er sich etwas in der Herde umschauen würde. Natürlich immer in Reichweite, bereit im Falle des Falles seine kleine Ziehtochter zu schützten.

Mit einem letzten, liebevollen Blick ließ Sencillo die Kleine im Schutz ihrer Träume zurück. So leise wie möglich setzte sich der Hengst in Bewegung Richtung Herdenplatzinneren. Es tummelten sich nicht viele Wesen hier, doch unterschiedlicher könnte eine Herde gar nicht sein. Pferde, Wölfe und Hunde die friedlich miteinander lebten. Wo gab es sowas schon. Er wusste schon, dass hier all Jene Unterschlupf fanden, die in Ruhe und Frieden leben wollten, doch konnte das möglich sein? Beute und Räuber zusammen, dauerhaft, ohne das es Probleme gab? Prüfend ließ der Buckskin den Blick zwischen den unterschiedlichen Individuen umher wandern. Nicht das er sich Sorgen um sich selbst machte, denn auch wenn er kein Kämpfer war, auf sich aufpassen konnte er schon, doch Nova, sie war noch so klein und unbeholfen. Ein kurzer absichernder Blick zurück, doch bei der jungen Fähe war alles in Ordnung. Unschlüssig blieb der Buckskin schließlich stehen. Irgendwie schien sich keiner so wirklich um seine Anwesenheit zu kümmern. Ob es am Wetter lag? Es drückte schon ganz schön aufs Gemüt, grade jetzt zur Mittagszeit. Aber wollte der Hengst überhaupt bemerkt werden? Wollte er Gesellschaft und Gespräche, eventuell Fragen, die er nicht beantworten konnte und wollte?

Sencillo » 02.10.2016, 17:37 » Der Wasserfall #2

Nova



Sencillo blies Nova sacht in das dichte, flauschig-weiche Welpenfell, als sie sich an seinen Kopf schmiegte. Es schien ihr zu gefallen, wie sein warmer Atem durch ihr Haarkleid strich. Vielleicht war es die Wärme, die das Wölfchen genoss? Oder die intensive Nähe, die sie ja kaum kennen lernen durfte. Bisher zumindest. Der Buckskin lächelte sacht. In den dunklen Augen, mit denen er Nova beobachtete, lag ein liebevolles Glänzen. Ob sie es wohl erkannte? Ob sie spürte, das er sich viel zu sehr auf sie einließ? Anfangs noch dachte der Hengst daran, sie bald einem Rudel zu übergeben und damit wäre die Sache für ihn erledigt. Doch nun, nachdem Nova davon gesprochen hatte das es vielleicht eine Rudel-Herden-Gemeinschaft gab, ließ dem Buckskin der Gedanke nicht los, das sie vielleicht doch länger an seiner Seite bleiben würde. Vielleicht sogar für immer? Im Herzen hatte er das kleine Ding schon längst als Ziehttochter angenommen. Auch wenn es komplett gegen die Natur und vielleicht auch falsch war. Immerhin wollte das die Stimme im Kopf des Hengstes ihm ja eindringlich klar machen. Wahrscheinlich war es auch ein wenig Gegenwehr gegen deren Meinung, das Sencillo sich mehr auf die Kleine einließ, als er anfangs noch geplant hatte.

Die kleine Fähe hing dem Buckskin förmlich an den Lippen, als er ihr die Entstehung der Regenbögen erklärte. Endlich war sie das, was sie sein sollte. Neugierig. Offen gegenüber der Umwelt. Lebensfroh. Ihre kleinen Raubtieraugen glänzten im Sonnenlicht, welches die Welt immer heller werden ließ. Gleichzeitig kam jedoch ein Wind auf, der mit seinen kühlen Fingern durch das schwarze Langhaar des Hengstes fuhr, damit spielte. "Nachts gibt es doch den Mond, nicht wahr?" antwortete der Buckskin mit sanfter Stimme und betrachtete Nova. "Der ist auch sehr, sehr wichtig. Er beeinflusst Eben und Flut. Und wenn die Sonne hier bei uns am Horizont verschwindet, dann geht sie woanders auf. Die Welt ist rund und sie dreht sich um sich selbst. Darum gehen Sonne und Mond auf und unter. Sie verschwinden nie, sie sind nur, wenn wir sie nicht sehen, auf der anderen Seite der Welt. Verstehst du das so in etwa?" Eine nachdenkliche Falte erschien auf der Stirn des Hengstes, während er Nova mit dem Blick folgte, als sie um ihn herum tapste. Das Ganze war ein ziemlich kompliziertes Thema. Vieles verstand er selber nicht, einfach weil es nicht wirklich erklärbar war. Und doch wollte er Nova helfen die Welt besser zu verstehen. Es gab sicher viel nachzuholen. Vermutlich hatte sie nicht viel gelernt über das Leben und Alles. Wissbegierig war sie, mittlerweile, und das war auch gut so.

Immer wieder spürte Sencillo Nova an seinen Beinen, wie sie sich an ihn schmiegte. Vertrauensvoll. Es ehrte ihn schon, das die Kleine ihm so vertraute, aber es weckte auch Sorge in ihm. Der Hengst half ihr endlich das Kind in ihr zu entdecken, doch zu viel Neugier und Offenheit war auch eine Gefahr. Wenn sie sich jedem so anvertraute, wie sie es bei dem Buckskin getan hatte, könnte sie schnell an die Falschen kommen. "Nova, versprichst du mir was?" Sencillo schnaubte kurz, die Augen fest auf dem Wolfskind, welches endlich den Durst stillte. Und damit spielte. Er sah wie sie mit der Pfote auf die Wasseroberfläche patschte, mit ihrer Nase Blasen produzierte. Ihr Kichern, hell und kindlich, war wie Balsam für den Hengst. Es besänftigte seine Sorge, die schon fast väterlicher Natur war. "Hör zu, Nova, du musst immer etwas aufpassen, okay? Nicht Jeder hier auf der Welt ist nett. Versprich mir, das du dich nicht zu leicht Jemanden anvertraust, okay?" Eine kurze Pause. Erneut erschien die nachdenkliche Falte auf der Stirn des Buckskin. Verstand sie was er ihr sagen wollte? "Ich mein, ich passe auf dich auf. Aber wenn ich mal nicht da sein sollte, dann musst du auch etwas auf dich selbst Acht geben. Ich würde nicht mehr glücklich werden, wenn dir etwas zustößt." Nun war es raus. Zumindest ein wenig. Wenn Nova nun ganz scharf nachdachte, dann würde sie schon erahnen können, das Sencillo sie mehr in sein Leben einbezog, als es vielleicht gut war.

"Ja, ein wenig Hunger hab ich schon." antwortete Sencillo auf die Frage der Kleinen. Erneut spürte er die Wärme, die vom Körper der jungen Fähe ausging, als diese sich abermals an ihn schmiegte. Als wenn sie sich entschuldigen wollte. Das Lächeln auf den Lippen des Hengstes tauchte wiederholt auf. "Ich finde aber, wir sollten vielleicht erst mal schauen wo wir uns anschließen wollen, oder?" Der Buckskin senkte das Haupt, blies Nova seinen warmen Atem entgegen. Das Sencillo noch keine eigenen Nachkommen hatte, war eigentlich verwunderlich. Er wäre ein sehr, sehr guter Vater. Doch es hatte seine Gründe. Alles hatte seine Gründe. "Und wenn wir dann eine Gemeinschaft für uns gefunden haben, dann verspreche ich dir was zu fressen. Okay?" Im Moment könnte er sich eh nicht wirklich auf die Futtersuche konzentrieren. Überall könnte Gefahr lauern und er hatte doch versprochen auf sie aufzupassen. Doch in Sicherheit einer Herde oder eines Rudels, wie auch immer man Gemeinschaften aus Pferden und Wölfen nannten, sofern es sie gab, würde es dem Buckskin leichter fallen Nova auch mal etwas aus dem Blick zu lassen. 

Gott, Sen, du bist so dumm. Das funktioniert nie und nimmer. Jetzt lass den verdammten Schwachsinn, sonst sorge ich dafür das du es musst. Ein erschrockenes, entrüstetes Schnauben kam den Buckskin über die Nüstern. Die Stimme sollte es wagen der Kleinen etwas anzutun. "Nein." knurrte Sencillo leise, entschlossen in sich hinein und merkte nicht, das seine Stimme auch ins Außen drang. Die Ohren spielten kurz heftig, doch dann besann sich der Hengst wieder. Er sollte sie einfach ignorieren. Was konnte sie schon ausrichten? Sie war nur in ihm drin. Oder? Die leise Ahnung, das sie mehr Macht hatte, als er ihr zugestehen wollte, keimte weiter auf. Sie war schon von Kindheit an da gewesen, diese Ahnung, doch noch nie hatte Sencillo Beweise dafür bekommen. Vielleicht bildetet er sich das auch nur ein. Vielleicht war sie wirklich nicht mehr als eine Stimme. Tja, das wirst du schon noch rausfinden. 

Sencillo » 21.09.2016, 20:54 » Der Wasserfall #2

Nova



Die Sonne erkämpfte sich immer mehr vom Land, was sich um die Beiden herum erstreckte. Von hier aus sah man zwar nicht viel, aber was man sah war ausreichend. Die Regenbögen strahlten in den schönsten Farben. Nova schien fasziniert von diesem Anblick, erblühte förmlich vor Lebensfreude. Sencillo betrachtete die Kleine mit einem warmen, liebevollen Leuchten in den dunklen Augen. Seine Züge waren erhellt von Zuneigung, die eindeutig dem Wolfskind zugesprochen war. Seine ganze Haltung und Art entsprach fast dem Ausdruck eines liebenden Vaters, der seinen Nachwuchs betrachtete. Der Buckskin spürte Novas Wärme, als sie seine Beine umschmeichelte. Ihr kleines Mäulchen stand vor Erstaunen offen und die weißen Raubtierzähne blitzen im Sonnenlicht. Irgendwann würde das Wolfskind damit Beute töten. Beute, die ähnlich dem Hengst war, doch dieser wollte über diese Dinge nicht nachdenken. Noch war die Kleine unschuldig, würde ihm nichts tun und auch nichts tun können. Und später? Später würden sich ihre Wege vielleicht getrennt haben.

Du weißt das es nicht funktionieren wird. Der Buckskin schnaubte, als die Stimmte sich erneut regte. Er reagierte nicht weiter. Nova würde ihn hören. Sicher könnte sie das nicht verstehen, wenn er das erklären würde. Vielleicht würde sie sich auch ängstigen? Außerdem wusste Sencillo das es nichts bringen würde, mit der Stimmte zu diskutieren. Sie war fest gefahren in ihrer Meinung. "Du brauchst mir nicht danken." erwiderte der Hengst sanft und senkte den Kopf hinab zu Nova, die vollkommen auf das Farbenspiel fixiert war. "Auch ich finde es schön." Was genau er meinte, ließ der Buckskin im Raum stehen. Die Zeit mit Nova? Die Regenbögen? Beides? "Weißt du, die Sonne macht dieses Schauspiel. Ihr Licht bricht sich in den kleinen Wassertropfen und dann entstehen Regenbögen. Das Sonnenlicht hat unglaublich viel Kraft. Es lässt nach dem Winter auch die Bäume, Sträucher und Blumen zu neuem Leben erwachen. Ohne Sonnenlicht gäbe es wahrscheinlich überhaupt gar kein Leben." Kurz hielt der Hengst inne, blickte zum Himmel. Ja, die Sonne war wirklich mächtig. Sie vertrieb die Schatten der Nacht, schenkte Leben und Kraft. "Sie ist so wichtig für uns alle, dabei ist sie so weit weg. Spannend, oder?" Sencillo erklärte der Kleinen die Welt, weil es scheinbar noch keiner getan hatte, einfach so. Wie ein Vater es seinen Kindern erklären würde.

Ich wiederhole: Es wird nicht funktionieren. Du fällst aus der Reihe. Du fällst auf. Und das willst du doch nicht. Sencillo schwieg weiter. Er wollte sich nicht mit ihr abgeben. Sie sollte still sein, ihn nicht an das erinnern, woran er nicht erinnert werden wollte. Ja, ein Pferd mit einem Wolf fiel auf. Das war nicht die Natur. Und der Buckskin war immer bestrebt mit der Masse zu schwimmen. Warum also gab er sich mit Nova ab? Ganz einfach, sie hatte seine Vatergefühle und sein Beschützerinstinkt geweckt. Das konnte Sencillo nicht mehr vor sich selbst verbergen. Das durfte im Grunde jedoch nicht sein. Beute und Räuber. Zusammen. Das war nicht richtig. Oder doch? Wenn du das nicht einsiehst, werde ich mich darum kümmern. Kurz erschrak der Buckskin, weitete überrascht die Augen, bevor er vehemtent den Kopf schüttelte. Wollte die Stimme ihm drohen? Ein schneller Blick auf Nova, doch sie war noch immer von den Regenbögen fasziniert. Sencillo schnaubte ab, eher er an den Rand des kleinen Beckens trat. Mit tiefen Zügen löschte der Hengst endlich den Brand in seiner Kehle und versuchte die Stimme zu ignorieren, zu verdrängen. Irgendwann müsste er auch noch das Rumoren in seinem Magen stillen. "Nova? Kleine? Wolltest du nicht auch etwas trinken?" erinnerte Sencillo das Wölfchen an den eigentlichen Grund, warum sie zum Wasserfall zurück gekehrt waren. Kinder waren so leicht ablenkbar, doch der Buckskin war nicht böse oder dergleichen. Es freute ihn, das Nova endlich so war, wie sie in ihrem Alter sein sollte.

Sencillo » 17.09.2016, 18:59 » Der Wasserfall #2

Nova



Sencillo beobachtete, wie die Kleine über das taunasse Gras auf ihn zu getapst kam. Kinder hatten immer eine ganz bestimmte Art an sich, tollpatschig und so unendlich niedlich. Egal was sie taten. Und das spiegelte sich auch in ihrem Lauf wieder. Im Alter würde sich das verlaufen, wie sich alles Kindliche mit den Jahren verlor. Das Lächeln auf dem Gesicht des Buckskin wurde etwas breiter, als Nova sich ohne Bedenken in den freien Raum zwischen seinen Vorderbeinen setzte. Er konnte die Wärme, die ihr kleiner Körper abgab, spüren, obwohl sie ihn nicht direkt berührte. Mit gespitzten Ohren lausche der Hengst dem kleinen Wölfchen und speicherte sich jede Information ab. Ihre Stimmte klang viel heller als zu Beginn der Begegnung und auch dieses Ernste, was nicht zu einem so jungen Wolf zu passen schien, war einem freundlichen Lächeln gewichen. Nova schien die dunklen Gedanken an früher verdrängt zu haben. Das war gut. Und gestärkt war die Kleine nun auch, wie sie verlauten lies. "Ja, vielleicht finden wir solch einen Zusammenschluss?" erwiderte der Hengst auf die beinahe schon euphorische Idee der Kleinen. Ganz sicher war er sich nicht, ließ es sich aber nicht anmerken. Eine Gemeinschaft von Wölfen und Pferden. Ob es so was wirklich gäbe, irgendwo? Und wie würde das da wohl ablaufen?

Im nächsten Atemzug nahm die Stimmte der Kleinen einen viel höheren Ton ein. Meinst du wirklich, dass wir so einen sehen? Bis jetzt hab ich nur davon gehört. Pure Erwartungsfreude, welche Nova nun ausstrahlte. Ein Schritt in die richtige Richtung. So sollten Kinder im dem Alter sein. Freudig. Neugierig. Offen. "Ja, bestimmt. Die Sonne muss nur noch etwas hoch kommen." lachte Sencillo, während Nova schon längst auf dem Sprung war. Wie ein junges Reh hüpfte sie den Weg voraus. Ihre Rute wedelte leicht hin und her. Nach einigen Sprüngen schaute sich die Kleine nach Sencillo um, forderte ihn erneut auf zu folgen. "Ich komme schon, ich komme schon." Nova hörte wahrscheinlich schon gar nicht mehr richtig zu, hüpfte bereits weiter zurück Richtung Wasserfall. Voller Energie. Sencillos Lächeln wurde noch breiter, sanfter und beinahe liebevoll. Wenn er ehrlich zu sich war, dann lag die kleine Wölfin ihm doch schon ganz schön am Herzen. Auch wenn ihre gemeinsame Zeit vielleicht nicht für immer wäre. Die gemeinsame Zeit würden sie Beide wahrscheinlich genießen und als gute Erinnerung im Kopf behalten.

"Findest du das richtig?" Gerade als Sencillo sich in Bewegung setzten wollte Nova zu folgen, hallte die Stimme in seinem Kopf nach. Ein tonloses Seufzen entkam dem Buckskin. Warum musste sie gerade jetzt erwachen. "Was?“ hauchte der Hengst leise und ließ seine Augen auf der noch immer den Weg dahin hüpfenden Nova ruhen. Sie war zu weit weg und würde ihn sicher nicht hören, während er mit dem Stimme in seinem Schädel sprach. In der Zeit seiner Reise hatte er sich angewöhnt so mit ihr zu sprechen, als hätte sie einen Körper und würde vor ihm stehen. Nur das tat sie nicht, hatte es nie getan. Sie war schon immer in seinem Kopf gewesen und würde vermutlich ewig da bleiben. Wo er allein umher gewandert war, war das kein Problem gewesen. Nun, in Gesellschaft müsste er aufpassen. "Beute und Jäger. Du weißt das ist nicht richtig und kann nicht funktionieren." Sencillo schüttelte den Kopf. Das würde er sich jetzt nicht vermiesen lassen. "Wer sagt das es das nicht kann?" Der Buckskin konnte beinahe fühlen, wie die Stimme zornig wurde. Man könnte nun meinen es wäre die Stimme der Vernunft, aber der Hengst war sich absolut nicht sicher was sie genau darstellte. Mal war sie so, mal wieder so. "Die Natur sagt das das nicht geht. Du wirst schon sehen, was ich mein, wenn sie die den Hals zerfetzt sobald sie größer ist." Sencillo schnaubte entrüstet und schüttelte kurz heftig den Kopf. "Du spinnst." Nova würde ihm sicher nichts tun, auch später nicht. Oder doch?

Endlich setzte sich der Buckskin in Bewegung, der Kleinen hinterher. Nein, er war sich sicher das sie ihm niemals etwas tun würde. Egal was die Stimme sagte. Sollte sie sich doch über sein Verhalten aufregen, mit Zorn reagieren. Sencillo würde sie ignorieren. Und genau darum herrschte nun auch wieder Schweigen in seinem Schädel. Die Stimme wusste das es zwecklos war ihn jetzt von was anderes zu überzeugen. "Nicht so schnell, Nova. Die Sonne braucht eh noch etwas." rief der Hengst der Wölfin lachend hinterher. Es machte ihn glücklich sie so unbeschwert und glücklich zu sehen. Mit einem dunklen Schnauben trabte der Hengst an und erreichte schon bald die Braune. Neben ihr fiel Sencillo zurück in den Schritt. Die Ohren des Hengstes zuckten. Da war eindeutig schon das Plätschern des Wassers zu hören. Ein Blick zurück. Die Sonne stand mittlerweile hoch genug. Hoffentlich war da auch wirklich ein Regenbogen, sonst wäre die Wölfin sicher enttäuscht.

Als sich vor dem ungleichen Paar schließlich der Wasserfall in seiner ganzen Faszination zeigte, durchfuhr Sencillo Erleichterung. Was er da sah, ließ sein Herz vor Faszination schneller schlagen. Sogar zwei kleine Regenbögen, die in den schillerndsten Farben leuchteten. Klar und deutlich waren sie über der Wasseroberfläche zu sehen. "Was hab ich dir gesagt? Wunderschön, oder?" Die Augen des Hengstes wandten sich von den Bögen Nova zu. Er war sich sicher, das die Kleine das genauso toll finden würde. In den dunklen Augen lag Freude, Wärme und ein Hauch Zuneigung.

Sencillo » 12.09.2016, 20:38 » Der Wasserfall #2

Nova



Sencillo sah der Kleinen entgegen, wie sie mit ihren viel zu großen Pranken auf ihn zu getappt kam, und ein Schmunzeln schlich sich über sein Gesichtszüge. Sie sah wirklich zauberhaft aus, ein wenig tollpatschig, aber gerade das machte ihre Niedlichkeit noch perfekter. So waren Kinder eben. Kullerrunde Augen, ein rundes Köpfchen und irgendwie schien so gar nichts zusammen zu passen. Er sah ihren besorgten Anblick und wie ihre Zunge säubernd über die Lefzen glitt. Ob sich die Braune Gedanken darüber machte, das er und sie so grundlegend verschieden waren? Nicht nur in der Nahrungsaufnahme, sondern allgemein. Oder hatte sie Sorge, das Sencillo sich vor ihr ekeln würde, wegen dem Blut und dem Geruch des toten Tieres? Die Nüstern des Hengstes kräuselten sich kurz, aber gar so schlimm roch Nova gar nicht. "Ja, ein wenig Durst hab ich schon, aber das kann auch noch warten, wenn du noch ein Verdauungspäuschen brauchst?" Der Buckskin legte den Kopf schief und musterte die Kleine prüfend. Vielleicht hatte sie auch Durst, warum sonst sollte sie auf das Thema kommen? Kurz huschte die Frage, ob er die Kleine jetzt noch tragen können würde, nachdem sie die Pfoten sehr wahrscheinlich in Blut und totem Leben getaucht hatte, aber mit einem Kopfschütteln vertrieb er diese dunklen Gedanken. Er sollte nicht an so was denken. Nicht jetzt.

Der Streifen am Horizont wurde breiter. Die Sonne kämpfte sich weiter vor und die ersten Strahlen kämpften sich durch das Geäst um die Zwei. Man konnte förmlich zusehen, wie die Dunkelheit langsam heller wurde. Und selbst die Temperaturen schafften es ganz langsam zu steigen. "Vielleicht finden wir irgendwann ein Rudel. Eines, was nicht gleich auf jedes potentielle Beutetier los geht." meinte der Buckskin schließlich und versuchte trotz seiner Selbstzweifel selbstsicher zu klingen. Vielleicht gab es ja irgendwo tatsächlich so etwas. Wenn er und Nova miteinander klar kamen, vielleicht gab es wirklich noch mehr solche ungewöhnlichen Freundschaften. War es denn wirklich schon eine Freundschaft? "Nein, du hast Recht, man muss nicht immer im Rudel oder der Herde sein. Nur ganz allein sollte man sich auch nicht immer rum treiben. Das macht einsam. Und angreifbar. Denk immer daran, ja?" Der Ausdruck in den dunklen Augen des Hengstes wurde ernst, eindringlich. Auch wenn er sich selbst geschworen hatte, auf Nora aufzupassen, er könnte nicht immer da sein. Auch wenn er es wollen würde. Und sie sollte wissen das es Gefahren gab, auf die es Acht zu geben hieß. "Ich denke schon das Herden so ähnlich sind wie Rudel. Es gibt Anführer und Mitglieder. So viel Unterschied gibt es da nicht, glaube ich." Wenn Sencillo so darüber nachdachte, waren Herden und Rudel wirklich ziemlich gleich. Wobei er noch nie ein Rudel intern untersucht hatte. Was für eine absurde Vorstellung, ein Pferd inmitten einem Rudel Wölfe, um deren Sozialstruktur zu untersuchen.

Bevor der Buckskin sich versah wurde der Ausdruck in Novas kleinen Kieselsteinaugen wieder abschweifend. Ihre Gesichtzüge viel zu hart und traurig. Ob sie wieder an früher dachte? Sencillo konnte sich vorstellen, das so etwas, wie sie erlebt hatte, sich für immer im Kopf fest brannte. Man würde es nur schwer wieder los werden. Die feinen Ohren des Hengstes spielten. "Um zum Thema zurück zu kommen, hast du denn Durst? Dann könnten wir zurück zum Wasserfall. Es sieht bestimmt sehr schön dort aus, wenn die Sonne dann endlich ihre Strahlen auf das Wasser wirft." Der Buckskin hatte manchmal schon ein Faibel dafür, sich Naturschauspiele anzuschauen. Vielleicht konnte man dort heute noch ein Regenbogen sehen? Ob Nova so etwas scho nmal gesehen hatte? "Vielleicht können wir dort einen kleinen Regenbogen sehen?" Erneut legte der Hengst seinen Kopf schief, ein leichtes Funkeln der Vorfreude erschien in seinen dunklen Augen. Er mochte die Farbenpracht dieses schwer erklärlichen Phänomens. Ob Nova auch so sehr Gefallen an so etwas fand? "Könntest du denn jetzt laufen oder magst du wieder hoch?"

Sencillo » 10.09.2016, 22:42 » Der Wasserfall #2

Nova



Sencillo registrierte das breite Grinse auf Novas kindlichem Gesicht, das immer dann erschien, wenn er seinen Kopf überprüfend zu ihr drehte. Sie schmiegte sich enger an ihn, drückte ihre feuchte Nase in sein weiches Fell. Ihre kleinen Pranken hingen rechts und links an seinen Seiten, stützend und Halt gebend. Überraschenderweise störte es den Buckskin überhaupt nicht, sie auf seinem Rücken zu tragen. Es fühlte sich auch nicht bedrohlich an, eher angenehm. Wenn der Buckskin ganz genau hin fühlte, konnte er den Herzschlag der kleinen Wölfin fühlen. Es schlug ruhig und gleichmäßig. Ein Zeichen, das sie sich wohl und sicher fühlte. Dadurch, das ihre Schnauze in dem dunklen Langhaar vergraben war, hatte Sencillo etwas Mühe ihre Worte zu verstehen. "Ja, ich hatte meine Eltern immer an meiner Seite. Sie waren gute Eltern." Kurz huschten die Gedanken des Hengstes an früher zurück. Im Grunde vermisste er die Herde, sie alle, aber die Neugier auf das was die Welt zu bieten hatte, war größer. Und er hatte ja jederzeit die Möglichkeit zurück zu kehren. Als Nova ihm gestand, das er auf immer ihr Retter sein würde, huschte ein seichtes Lächeln über seine Züge. Ja, vermutlich war er wirklich ihr Lebensretter, aber darauf einbilden würde der Buckskin sich nichts. Schon immer war er hilfsbereit gewesen, ein Anker für Viele, die einen brauchten.

Sencillo hielt inne. Er war am Ziel angekommen. Nur ein paar Meter vor den Beiden lag ein totes Reh, kaum ein paar Stunden alt. Der Hals war zerbissen, Fleischsstücke waren heraus gerissen und der Boden vom Blut getränkt. Kurz überkam Ekel den Hengst, doch er schluckte ihn hinunter. So richteten Wölfe ihre Beute her. Eiskalt und ohne Skrupel. Nova würde auch irgendwann so töten. Ein Schnauben entkam den weichen Nüstern. Er sollte nicht an solche Dinge denken. Räuber taten solche Morde, um zu überleben. Sie hatten keine Wahl. Es lag in ihrer Natur. "Ich weiß das dies hier nicht das Beste ist, aber ich kann nicht jagen. Wir Pferde sind dafür nicht geschaffen." Mit einer leichten, flüssigen Bewegung griff Sencillo das kleine Wesen auf seinem Rücken und ließ es sicher zu Boden gleiten. "Es ist glaube ich auch noch nicht ganz so alt. Also musst du dich nicht ekeln. Ich hoffe nur es reicht um dir ein wenig zu Kräften zu helfen, hm?" Die dunkle Stimme des Buckskin war fragend. Er kannte sich mit den Mengen, die so ein ausgehungertes Wölfchen brauchte, wirklich nicht aus. Kurz zuckten die Ohren des Hengstes, als ein Geräusch aus dem Geäst über ihnen erklang. Der Gesang eines Vogels. Waren die Beiden wirklich schon so lange zusammen? Mit geweiteten Nüstern versuchte Sencillo den Horizont zu sehen, doch überall standen ihm Bäume im Blick. "Nova? Ich werde ganz kurz etwas nachschauen, okay? Ich bin gleich wieder hier. Friss bitte, bis ich wieder da bin, ja?" Vielleicht war es auch besser, er schaute sich das nicht an. Immerhin könnte auch er an Stelle des Rehs da liegen. Noch ein kurzer, prüfender Blick auf die kleine Braune, dann setzte sich der Buckskin in Bewegung und verschwand im schnellen Trab zwischen den Bäumen.

Es dauerte nicht lange, da hatte Sencillo den Rand des Waldes erreicht. Vor ihm erstreckte sich die Weite. Noch war sie grün, fruchtbar, aber das konnte sich schnell ändern. Am Horizont war bereits ein leichter, heller Schimmer zu sehen. Die Sonne kämpfte sich schon nach oben. Das bedeutete, dass Sencillo und Nova die ganze Nacht zusammen zugebracht hatten. Nun rumorte es auch im Magen des Buckskin. Er würde auch bald Nahrung brauchen. Und Wasser. Seine Kehle brannte noch immer. Die Augen des Hengstes scannten noch einmal sichernd die Umgebung, bevor er auf dem Absatz kehrt machte und wieder den Weg zu Nova einschlug. Äste streiften seinen muskulösen Körper, als er sich zielsicher zwischen Bäume und Büsche bewegte. Schon sah er die Kleine wieder vor sich und ein Blick auf das Reh zeigte, das sie sich bereits daran bedient hatte. Erneut schluckte Sencillo ein Ekelgefühl herunter. Das war eben die Natur. Das zarte Stimmchen von Nova zerschnitt die frühmorgendliche Stille. "Ich kenn mich mit euch Wölfen nicht gut aus, aber ich glaub das du dich vielleicht doch irgendwann einem Rudel anschließen solltest, oder nicht? Es gibt sicher auch andere Rudel, als dein Geburtsrudel. Das Leben als Einzelgänger ist nicht immer einfach. Und du bist noch so klein." Sencillo hielt kurz inne, musterte das kleine Wölfchen eindringlich. "Wenn du alt genug bist spricht bestimmt nichts dagegen die Welt zu erkunden. Dann könnten wir das sicher auch zusammen machen. Was hälst du davon?" Der Buckskin war sich fast sicher, das ihr die Vorstellung gefallen würde. Und wenn Sencillo sich ehrlich war, gefiel ihm diese Idee auch. Irgendwie hatte er die Kleine schon echt lieb gewonnen. Sie war herzlich, eine reine Seele, wenn man so wollte. "Ich gehöre doch bereits einer Herde an. Meiner Geburtsherde. Wenn ich möchte, kann ich jederzeit dorthin zurück." War das kurz Sorge, die durch die Augen der kleinen Wölfin blitze? Hatte sie Angst ihn zu verlieren? "Aber vorerst hab ich das nicht vor. Erst einmal bleib ich hier."

Sencillo » 09.09.2016, 21:53 » Der Wasserfall #2

Nova



Aber damit fällt man doch auf. Die Worte der Kleinen hallten in den Ohren des Hengstes nach. Man fiel auf, wenn man anders war. Auffallen. Genau das wollte Sencillo im Grunde nicht. Das brachte immer nur Probleme. Probleme waren nie gut. Wer normal war, so wie die breite Masse, kam leichter durch das Leben. Und wie er hier so lief, mit einem Wolfkind auf seinem Rücken, war er vermutlich alles andere als normal. Wenn die Zwei ein anderes Pferd sehen würde, dann würde sich dieses bestimmt denken das der Buckskin verrückt wäre. Einem Räuber Zuflucht bieten auf dem eigenen Rücken. Ja, das war wirklich unnormal. Sencillo schnaubte. Kurz. Dunkel. Er sollte sich jetzt nicht mit solchen Gedanken befassen. Nova sollte nicht wieder betrübt werden, jetzt wo sie gerade etwas aufgemuntert wirkte. Die feinen Ohren wanderten zurück in Richtung Rücken, da wo die Kleine sich um Halt bemühte. "Nein, keine Sorge. Es braucht schon etwas mehr um mir weh zu tun." sprach Sencillo mit einem leichten Lachen in der Stimme. Nova war wirklich ein niedliches Ding. Noch zumindest. "Du wirst merken das es nach ein paar Minuten viel leichter ist. Der Körper gewöhnt sich schnell daran. Ich pass auch auf und werde ganz vorsichtig gehen." Sie sollte sich wirklich keine allzu großen Sorgen machen. Immerhin war Sencillos Rücken breit. Viel breiter als der von diesen vollblütigen Pferden, die viel schmaler gebaut waren. Nicht das der Buckskin sich selbst als fett ansah. Er war einfach stabiler gebaut. So war seine Art eben.

Im gemütlichen Schritt lief Sencillo dem beißendem Geruch von Aas entgegen. Dort angekommen würde Nova ihren größten Hunger hoffentlich stillen können. Sencillo spürte, wie die Kleine ihre Nase tiefer in seine Mähne vergrub. Wie sie sich wohl fühlte? Sicher? Zufrieden? Aufgehoben? Wahrscheinlich besser, als vorher, auf dem kalten Boden, wo der Wind ihr den Rest gab. Was hatte die Kleine vorher noch gesagt? Sie würde ihn nicht enttäuschen? Sencillo spielte mit den Ohren, ließ den Blick schweifen. Er glaubte ihr. Es war wie ein stilles Versprechen, was Niemand direkt aussprach, aber Beide würden daran fest halten. "Nun, wo ich herkomme willst du wissen." Der Buckskin blickte immer wieder absichernd zu Nova. "Ich komme von ziemlich weit her. Irgendwann trieb mich die Neugier von Zuhause fort. Seitdem ziehe ich umher. Ich bin selbst erst seit einigen Tagen hier." Würde der Braunen das reichen oder wollte sie mehr wissen? Vielleicht wie es dem Hengst ergangen war in seinem Zuhause? Da gab es nicht viel zu erzählen. Er hatte es gut gehabt. Das genaue Gegenteil von dem, was Nova erlebt hatte.

Erneut fegte ein kalter Wind durch das Geäst, spielte kurz mit dem Langhaar des Buckskin. Der Mond erhellte das Land wenig, aber ausreichend. Sencillo konnte alles genau erkennen. Und der stärker werdende Geruch verriet ihm, das sie dem Aas immer näher kamen. Ob Nova es auch schon witterte? Hatten Räuber nicht einen viel besseren Geruchssinn? "Wie geht es dir da oben? Wird es schon besser? Wir sind nämlich gleich da." Wenn Nova ihren Hunger gestillt hätte, dann wäre es an der Zeit ein wenig Wasser zu sich zu nehmen. Das Brennen in der Kehle des Hengstes keimte wieder auf, kaum das er an das kühle Nass dachte. Sein Hunger hielt sich dafür in Grenzen. Ohne Nahrung konnte man länger aushalten, als ohne Wasser. Ein paar Tage ohne Wasser und man war tot. Soweit sollte es nicht kommen. Man durfte vor aller Hilfsbereitschaft auch niemals sich selbst aus den Augen lassen. Damit wäre nämlich Niemandem geholfen. "Sag mal, Nova, wo wolltest du eigentlich hin? Hattest du ein Ziel?" Vielleicht war sie auf dem Weg zu einem anderen Rudel gewesen, wo sie dann in Sicherheit wäre. Möglich konnte das ja sein. Sencillo würde sie dann dorthin geleiten und danach seiner Wege ziehen. Aber nur dann, wenn sicher war, das es Nova gut hatte. Er würde sie nirgendwo lassen, wo er Bedenken um ihr Wohlergehen hatte.

Sencillo » 08.09.2016, 22:20 » Der Wasserfall #2

Nova



Der Buckskinfarbene beobachtete die kleine Wölfin weiterhin. Studierte ihre Mimik, bemerkte jeder Veränderung im Ausdruck ihrer Augen. Nova versank kurz in Gedanken, wirkte weit weg. Dann erschien ein Blitzen von Schmerz in ihren kleinen Augen. Woran sie wohl dachte? An früher? Ob sie wohl auch gehänselt und verletzt wurde, damals im Geburtsrudel? Sencillo weitete die Nüstern und schnaubte kurz, dunkel, beruhigend. Die feinen Ohren des Hengstes gewöhnten sich langsam an das zarte Stimmchen der Kleinen. Mit jedem weiteren Wort, was der Wölfin über die Lefzen glitt, gelang es ihm das Rauschen des Wasserfalles auszublenden um ihren Aussagen zu lauschen. "Und nur weil du nicht wie die Anderen bist, sollst du kein Recht haben zu leben und gemocht zu werden?" Der Buckskin ließ eine kurze Pause. Zeit, damit Nova über ihre und seine Worte nachdenken konnte. Es war wirklich ein komisches, ja fast schon falsches Denken, was die kleine Braune an den Tag legte. "Ich finde das dumm. Anders zu sein ist muss nichts Negatives sein. Wo kämen wir denn hin, wenn immer alle gleich wären, hm?" Waren die Worte des Hengstes wirklich ernst gemeint? War es nicht Sencillos bestreben nur nicht aufzufallen, in der breiten Masse unterzugehen? Ja, im Augenblick waren sie wirklich todernst gemeint.

Die Ohren des Hengstes zuckten, als Nova seinen Namen aussprach. Leise, probierend, zart. Der Ausdruck in Sencillos Gesicht wurde weich, genauso wie der in seinen dunklen Augen. Irgendwie war sie schon niedlich mit ihren kleinen Kieselsteinaugen, den viel zu groß wirkenden Pranken, dem noch sehr flauschigem Welpenfell. Nova wurde mutiger, traute sich sogar den Buckskin zu mustern. Sencillo strafte unbewusst seine Haltung. Was sie wohl mittlerweile in ihm sah? Bestimmt keinen Mörder mehr, oder? Erneut erklang das kleine Stimmchen und der Hengst lauschte geduldig ihren Worten. Sie bestätigte, was er sich schon gedacht hatte. Man hatte Nova dem sicheren Tod überlassen. Wenn er nicht gekommen wäre, wie lange hätte sie es noch geschafft? Einen Tag? Oder vielleicht Zwei? Bevor Sencillo reagieren konnte, bewegte sich die Kleine und huschte zwischen seine Hufe. Ein kurzes, überraschtes Schnauben entkam den samtweichen Nüstern. Was tat sie da? Der Buckskin musste den Hals samt Kopf weit beugen um sie im Blick behalten zu können. Die Kleine hatte sich zwischen seine schwarzen Beine gekauert. Zitterte sie etwa? Wieder zerschnitt die zarte, kindliche Stimme das Rauschen des Wassers. Ihren Worten schwang viel Leid und Schmerz mit. Armes, kleines Wölfchen.

"Natürlich wirst du das irgendwann können. Du hast dich ganz allein bis hier her gekämpft. Da kannst du stolz auf dich sein." erwiderte Sencillo ruhig, bedacht, nachdem er sicher war, das Nova mir ihrer Rede geendet hatte. Er hegte keinen Zweifel daran, das die Kleine stärker war als sie glaubte. Kurz streckte der Buckskin die Nüstern in den Wind, der erneut durch die Geäste der Bäume und Büsche fuhr. Es war ziemlich kalt geworden. Bald würde der Winter herein brechen. Schnee und Eis würden das Land beherrschen. "Wie ich hier her gekommen bin? Na was denkst du? Mit meinen Beinen." Sencillo schmunzelte. Sicher war das nicht das, was die Kleine interessiert hat, aber Sencillo hegte den Wunsch das Alles etwas aufzulockern. Vielleicht konnte er Nova so von den dunklen Gedanken ablenken? Ein Tier in diesem jungen Alter sollte nicht soviel Schmerz ertragen müssen. Der Buckskin überlegte. Wie nun weiter? Was konnte er Nova Gutes tun? Sie brauchte Wärme. Und Nahrung. Bevor Sencillo wusste, was genau er da tat, senkte er die Schnauze Richtung Nova, zog die Lippen zurück und nahm sie am Nackenfell. Sacht und vorsichtig zog er den Kopf zurück, bedacht der Kleinen nicht weh zu tun. Er wusste, das Wölfe das so machten mit ihrem Nachwuchs. Sencillo drehte den Hals Richtung Rücken, reckte den Kopf und ließ Nova vorsichtig darauf ab. Ein prüfender Blick, ob die Kleine auch wirklich dort Halt finden würde, aber alles sah gut aus. "Wenn ich du wäre würde ich mich gut fest halten. Okay?" Ganz vorsichtig, langsam setzte sich der Buckskin in Bewegung, die Ohren in Richtung Wölfin gerichtet.

Sencillo » 08.09.2016, 19:49 » Der Wasserfall #2

Nova



Sencillo beobachtete jede Bewegung des kleinen Bündels. Er verfolgte interessiert, wie sich die Kleine aufraffte, die verkümmerten Muskeln spannte. Erst straffte sie den vorderen Teil ihres kleinen Körpers und hievte dann letztendlich das Hinterteil in die Höhe. Die schmale Rute, welche viel zu lang für den Körper schien, pendelte leicht von rechts nach links. Was heiß das noch gleich in der Sprache der Räuber? Kurz erschien eine Denkfalte zwischen den dunklen Augen des Hengstes, aber er kam auf keinen grünen Nenner. Es konnte vieles heißen, aber etwas Gefährliches war nicht darunter. Zumindest nicht das Sencillo sich daran erinnern konnte. Der Buckskin ließ seinen Blick kurz über die Kleine wandern. Nun, im Stand, sah man deutlich die Rippen. Selbst die Hüftknochen waren zu erahnen. Ein trauriger Anblick. So jung und schon so gezeichnet. Ausgesetzt. Verstoßen. Im Grunde dem sicheren Tod überlassen. Sencillos interessierter, fast schon faszinierter Ausdruck in den dunklen Augen wich der Besorgnis um das kleine Leben zu seinen Hufen. Was hatte sie getan, das ihr so etwas angetan wurde?

Erneut erklang das zarte Stimmchen der kleinen Wölfin. Sie schien sicherer zu werden, mit jeder Minute, die Sencillo vor ihr stand und ihr nicht weh tat. Dachte sie wirklich er wäre Jemand, der einem so viel schwächeren Wesen etwas antun würde? "Nenn mir einen Grund warum ich das tun sollte?" Der Klang der dunklen Stimme war wirklich fragend. Sencillo interessierte, warum die Kleine auf solche Ideen kam. Sah er gefährlich aus? Wie ein böser, großer Mörder? Sah sie so etwas in ihm? Wo er doch im Grunde ein herzensguter Hengst war. Noch nie hatte er Jemandem weh getan. Zumindest nicht das er sich erinnern konnte. "Nein, keine Sorge. Ich wüsste wirklich nicht warum ich dich zertrampeln sollte. Du hast mir nichts getan." Wie um seine Worte zu unterstreichen bewegte sich der Kopf des Buckskin sacht hoch und wieder runter. Er würde sie eher schützen, statt ihr zu schaden. Ja, das kleine Ding löste einen Beschützerinstinkt in ihm aus. Manch anderes Pferd hätte die Kleine vermutlich sich selbst überlassen. Immerhin wäre die junge Fähe irgendwann auch erwachsen, würde jagen und töten. Das war eben die Natur von Wölfen. Aber jetzt, wo sie da so ausgemergelt vor dem Hengst stand, in den Augen immer noch eine Spur von Furcht, würde sie ganz sicher Niemanden in seiner Größe töten können.

Wieder schoben sich Wolken vor den Mond, tauchten die Welt in Dunkelheit. Kurz ließ der Buckskin seinen Blick zum Himmel gleiten. Wie lange würde es noch dauern, bis die Sonne sich am Horizont hervor schob und alles wieder etwas gemütlicher machen würde? Stunden? Minuten? Der Hengst wusste es nicht genau, aber im Grunde war es auch im Augenblick nicht von Bedeutung. Mit einem tiefen Atemzug wand sich Sencillo wieder der Kleinen zu, deren Stimme seine Gedanken unterbrach. "Nun, Nova, ich bin Sencillo. Aber falls dir das zu schwer ist, dann darfst du mich auch gerne Sen nennen." Ein seichtes Lächeln umspielte die Lippen des Hengstes. Sen, so wurde er nur von Familie und guten Freunden genannt. Die Kleine konnte das nicht wissen und vielleicht war das auch besser so. Sie sollte sich nicht zu viel einbilden. Sicher würde Sencillo ihr helfen, aber eine Freundschaft war wahrscheinlich doch sehr weit her geholt. Irgendwann würde Nova groß sein und dann solche wie ihn mit einem Rudel zusammen erjagen. Oder? "Hast du denn je gelernt zu jagen? Dich heranzuschleichen? All diese Dinge? Wie alt bist du denn? Mir scheint es als wärst du noch viel zu jung um all diese Sachen zu können?" Sencillo war sich eigentlich ziemlich sicher, das Nova kein jagen gelernt hatte. Immerhin hatte ihr Geburtsrudel sie verstoßen. Als ob ihr da einer das Überleben beibringen würde. "Weißt du, wenn du nie gelernt hast wie das geht, dann brauchst du nicht traurig sein, das du es nicht kannst. Alles braucht Übung und ich bin mir ganz sicher, irgendwann wirst du das können." Und der Buckskin war sich mehr als sicher. Dieses kleine Ding hatte bisher ganz allein überlebt, wenn auch mehr schlecht als recht, und das zeugte von einem unglaublichen Willen zu leben.

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