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Alle - Nur Rollenspiel

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Karitsa » 12.10.2016, 17:26 » Herdenplatz AP #1

"Oh Gott." {Aida && Tazêllayt}


Ich habe Aida einige Zeit einfach nur selbst erzählen lassen, habe ihr nur zugehört; wie sie von diesem anderen Lbeen erzählt, von der Kindheit, Jugend, die ich mir fast gar nicht vorstellen kann. Doch als sie endet, ich einen Blick zu ihr werfe, um zu gucken, ob sie wirklich fertig ist... das ist es, was den Ausschlag gibt. Sie sieht, wenn vielleicht auch nicht überaus glücklich, auf jeden Fall nicht unzufrieden aus. Und das muss doch ein gutes Zeichen sein, oder? "Ich glaube nicht, dass es so eine dumme Idee war. Schau dich an, was du für ein hübsches Ding bist, wie selbstverständlich du dich hier zurechtfindest, ganz ohne Hilfe - glaub nicht, dass es mir in deinem Alter so gegangen ist. Ich bewundere dich immer noch für deinen Mut... wenn er auch vielleicht töricht war", meine ich lächelnd. Es folgt eine Weile, in der wir uns noch weiter austauschen, über das, was war, was sein wird - erst als sie wieder auf Varg zu sprechen kommt, beende ich sanft das Thema. Es verwirrt mich, an ihn zu denken, jetzt, gerade - es verwirrt, über ihn zu sprechen und all diese Erinnerungen zu fühlen, die ich noch nie mit jemandem geteilt habe, die immer unser kleines süßes Geheimnis bleiben werden.

Überhaupt, das Wetter zwingt uns manchmal, ganz eng zusammen zu gehen, um uns zu wärmen, um uns nicht zu verlieren - und dann wieder ist es so warm, als hätte gerade erst der Sommer angefangen. "Mal den Teufel nicht an die Wand", lache ich, als Aida dieses Schauspiel kommentiert. "Oder, vielleicht, doch. Vielleicht will es uns ja auch diesmal das Gegenteil beweisen?"
Und tatsächlich, nach einem kleinen - wenn auch sehr unangenehmen - Schauer zeigt sich die Sonne wieder, gnadenlos. Das nasse, schwere Fell behindert uns nur noch mehr, denn auf einmal ist es auch drückend, die Landschaft wird grüner, sanfter: dafür zeigen sich auch immer mehr Stechviecher, die uns beide belästigen; sich immer nur für kurze Zeit mit einem Schweifschlagen verjagen lassen. Genervt trotten wir nur noch nebeneinander her, ohne besonders viele Worte zu verlieren - dafür ist es mitunter eh zu heiss, neben der sowieso schon gedrückten Laune. Erst als ich verdutzt stehen bleibe, sprechen wir wieder miteinander. Zugegeben, ich bin schon erleichtert, dass sie mich bestätigt: es ist keine Einbildung meinerseits, so unvermittelt, wie die plötzliche Erscheinung auch wirken mag. "Ich habe keine Ahnung, Aida", meine ich todernst, wenn auch mehr verwundert als erschrocken. Ich lasse meinen Blick erneut über die Herde schweifen, auf der Suche nach ihm - und nein, dieses Mal kann ich Varg nicht so einfach aus meinen Gedanken ausschließen. Er ist der Grund, warum ich hier bin, ich will ihn finden, muss es sogar. Ich vermisse meinen großen Bruder, unsere gemeinsamen Abenteuer: alleine ist es einfach nicht das Gleiche. Mein Blick bleibt an einer Gestalt am Rande der Herde hängen - das könnte er sein. Nicht? Viel zu weit weg ist er, viel zu weit weg, um sich sicher zu sein. Angestrengt kneife ich die Augen zusammen, versuche, mit ausgestrecktem Hals ein paar Extrazentimeter zu gewinnen, um vielleicht einen besseren Blick zu erhaschen - aber vergebens.
Ich drehe den Kopf wieder zu Aida, eine schwingende Kopfbewegung - und pralle gegen einen warmen Körper. Überrascht springe ich rückwärts, der Kopf sachte pochend. Überrascht starre ich den weißen Hengst an, der mir jetzt langsam den Kopf zuwendet: oh Gott. Bestimmt gehört er zur Herde; bestimmt ist er wichtig. "Entschuldigt... es... es tut mir... so leid... Oh Gott, ich hoffe, ich habe Euch nicht wehgetan?", frage ich bestürzt, fast schon panisch. Bitte mach, dass ihm nichts passiert ist, schicke ich ein Stoßgebet an meinen Liebsten, die Augen für einen kurzen Moment so fest geschlossen, dass es in den Lidern wehtut - aber dann sollte der Wunsch doch auch in Erfüllung gehen, nicht?
Karitsa » 31.01.2016, 02:20 » Strand & Meer #2

Lach- und Sachgeschichten {Aida}


Die Sonne auf meinem Fell tut mir gut. Würde es jetzt auch noch regnen, gar stürmen, würden die Zweifel, die mich gerade plagen, vermutlich übermannen und in die Tiefe zerren, so ist es nur ein Schatten, der meine Wahrnehmung etwas trübt. Aber ich weiß, dass ich nicht alleine bin. Es tut gut, Aida dabei zuzuhören, wie sie über meine Pläne philosophiert. "Danke", sage ich und werfe ihr gleichzeitig ein warmes Lächeln zu. "Danke, dass du an mich glaubst. Eigentlich... wollte ich immer, dass ich sofort dazu komme, meine Pläne zu verwirklichen. Aber vielleicht... kommt es gar nicht darauf an, möglichst schnell ans Ziel zu gelangen. Ich werde mir deinen Ratschlag zu Herzen nehmen", fahre ich fort. "Du bist wirklich eine gute Freundin", setze ich noch dazu und sehe sie noch einmal liebevoll von der Seite aus an. Ich bin wirklich froh, dass meine Irrfahrt mich zu ihr geführt hat.

Während wir weitertrotten, spricht Aida weiter. Ich nicke immer wieder zustimmend, brumme mein Einverständnis. Als sie fertig ist, schweige ich eine Weile, lasse ihre Worte noch einmal auf mich wirken. "Das Leben hat dich weise gemacht, oder?", frage ich bewundernd. Ich wünschte, ich könnte auch auf so viel Lebenserfahrung zurückgreifen "Wie war deine Kindheit?", will ich wissen, doch breche gleich danach in Lachen aus - Aida hat mir im gleichen Moment ebenfalls eine Frage gestellt. Nach einer Weile, noch immer kichernd, setze ich zu einer Antwort an: "Das habe ich doch schon gesagt, oder? Ich werde meinen Bruder finden, und irgendwann den Hengst, der schon so lange meine Träume bestimmt... und dann, dann...", für einen kurzen Moment stocke ich, weil ich verzückt einem Film in meinen Gedanken nachhänge, "werden wir unser Fohlen großziehen!" Die Zweifel von vorhin sind vergessen angesichts der Bilder, die sich vor meinem inneren Auge abspielen - und Aidas lieben Worten. "Aida, ich werde Mutter!", rufe ich begeistert und mache einen kleinen Hüpfer. Vielleicht werde ich das ja tatsächlich - eine Trächtigkeit soll doch immer mit starken Stimmungsschwankungen verbunden sein, nicht?

Ich grinse noch immer, als Aida mich fragt, was mich so zum Lachen gebracht hat. "Naja, ich habe darüber nachgedacht, dass ich eigentlich meinen Traumprinzen lieber heute als morgen treffen will. Und dann ist mir aufgefallen, dass wir stinken wie ein Schlammloch, und das es vielleicht besser wäre, wenn ich mit der Begegnung etwas Geduld habe", kichere ich. Ich finde diese Überlegung nach wie vor ziemlich amüsant. Mit einem Nicken bestätige ich nochmal, dass sie sich wirklich immer an mich wenden kann. Als sie mir im Gegenzug das gleiche Angebot unterbreitet, mache ich mir einen Spaß daraus, ebenfalls ihre Worte zu wiederholen: "Ich werde es mir merken", natürlich nicht ohne den zugehörigen Nasenstüber.

Der Anstieg ist eine kleine Herausforderung, die ich aber mit Begeisterung nehme. Mit meinen kleinen Hufen finde ich wunderbar Halt, aber trotzdem muss man aufpassen, wo man sie hinsetzt - sonst verliert man den Halt, rutscht ab und muss die Strecke erneut zurücklegen. Verwegen nehme ich den letzten Schritt mit einem Sprung, komme zwar mit den Hinterhufen noch am Hang auf, aber kann sie gerade noch nachziehen, sodass ich nun auf der Ebene stehe. Während der Kraxelei ist mir die Anstrengung gar nicht so aufgefallen, jetzt aber hebt und senkt sich meine Brust in einem schnellen Rhythmus, und ich schnaufe hörbar - Aida scheint aber noch größere Probleme zu haben, zumindest, wenn man nach der Lautstärke der Atmung geht. Wieder lache ich amüsiert, als sie ihren von Ironie tropfenden Kommentar abgibt. "Okay, nächstes Mal machen wir Klippenspringen, versprochen!", gebe ich zurück und blinzle ihr schelmisch zu. Vielleicht mag sie das ja lieber?

Genau wie Aida lasse ich meinen Blick über die Umgebung schweifen und blicke auf das Meer zurück - für einen kurzen Moment starre ich sehnsüchtig zurück, aber dann erinnere ich mich daran, dass ich Varg finden will. Und dafür kann ich nicht hier bleiben - aber wenn ich meinen großen Bruder wiederhabe, werden wir sicherlich sowieso zu unserem Lieblingsplatz zurückkehren, früher oder später. Ich wende mich also wieder der Fläche vor mir zu. Das Gras hier oben sieht nicht schmackhaft aus, es lädt nicht gerade zu einer Snackpause ein. Langsam setze ich mich in Bewegung, eher bummelnd, sodass Aida sich nicht alleine gelassen fühlt, wir aber trotzdem nicht ewig hier herumstehen.
 
» über Stock und Stein, bis zum Herdenplaz der Alacres Pacem
Karitsa » 01.12.2015, 15:09 » Strand & Meer #2

Auf der Suche - nach was? {Aida}


Und als ich schon glaube, hier im eisigen Wind erfrieren zu müssen, reisst der Wolkenhimmel auf und die Sonne sendet, erst zaghaft, dann mit all ihrer Kraft, ihre Strahlen zur Erde. Natürlich kümmert den Wind das wenig - aber ein wenig spüre ich die Wärme doch auf der Haut, und meine Stimmung bessert der Wetterumschwung auf jeden Fall auf. Völlig zufrieden verkürzen sich meine Schritte ganz automatisch, weil ich mich so in dem Glauben wähne, die Güte des Feuerballs noch ein wenig länger genießen zu dürfen - in der Zeit schließt auch Aida wieder zu mir auf.

Nachdenklich wiege ich bei ihren Erklärungen den Kopf hin und her. "Ehrlich gesagt... habe ich mir das nie überlegt", gebe ich zu. Eine Spur Besorgnis schwingt in meiner Stimme mit, als ich mich nach einer kurzen Pause wieder an sie wende: "Meinst du denn, dass meine Pläne so unrealistisch sind? Ich meine... ich weiß wirklich nicht, was ich dann machen würde", gestehe ich kleinlaut und schaue zu Boden. Jetzt, wo meine Freundin es anspricht, fällt mir wirklich auf, dass mein Vorhaben nicht so einfach ist, wie geplant. Immerhin habe ich Varg noch immer nicht gefunden, und dabei kenne ich ihn eigentlich am Besten, dachte, ich wüsste, wo ich nach ihm suchen müsste. Wie soll es da erst bei einem Hengst sein, den ich gar nicht kenne, und bei dem ich nicht einmal weiß wo ich anfangen soll zu suchen? Wahrscheinlich haben wir beide über das Gleiche nachgedacht, denn als Aida mich aus meinen Gedanken reisst, kommen wir wieder auf das Gleiche zu sprechen. Ich schüttle den Kopf, während sie spricht. "Du hast auch recht. Meine Pläne mögen zwar perfekt sein, aber wer sagt, dass ich sie auch verwirklichen kann? Schließlich sind es nicht nur meine Pläne, sondern sie müssen auch zu den Plänen der Anderen passen...", fahre ich meinerseits fort. "Von daher, vielleicht ist es sogar die besser Alternative, ohne Pläne durch die Welt zu ziehen? So kannst du auch nicht enttäuscht werden. Solange du offen für Neues bist, solltest du ich doch nicht aus der Ruhe bringen lassen. Dir stehen alle Türen offen...", schwärme ich und blicke sie von der Seite an. Vielleicht würde ich doch gerne mit ihr tauschen. Zumindest für einen Tag.

Nach dem Galoppstück fallen wir beide in den Schritt, und schon bald wird es kühl - der Winter kommt. Mich störte das allerdings nicht groß, zwar ist das Angebot nicht so groß wie im Sommer, und am Liebsten habe ich sowieso den Frühling - aber der Winter hat auch seine schönen Seiten. Aida neben mir scheint auch glücklich, und das steckt an. Fröhlich spiele ich mit den Ohren, sauge die verschiedenen Gerüche in mich auf - noch immer die salzige Seeluft, aber auch der klare, frische Duft, den nur ein kräftiger Regengus hinterlässt - und nasses Pferd. Wir müssen stinken wie die Pest! Je länger ich darüber nachdenke, worüber wir gerade noch geredet haben - vielleicht warte ich doch noch lieber etwas, bis ich meinen Traumprinz treffe. Der Gedanke bringt mich erst zum Schmunzeln, dann breche ich in herzhaftes Lachen aus.

Erst als Aida wieder spricht, kann ich mich beruhigen - schließlich lache ich nicht über sie. "Wie gesagt... vielleicht bin ich doch neidisch. Auf jeden Fall brauchst du dich nicht dafür zu schämen, ohne Frage", beschließe ich. Sanft stupse ich sie an, um ihr zu zeigen, dass sie keine Angst haben musste, ihre Gedanken vor mir auszubreiten. "Falls dich etwas bedrückt... immer raus damit! Geteiltes Leid ist halbes Leid", setze ich dann noch hinterher und blicke ein weiteres Mal zu ihr hinüber. Sie macht sich wirklich zu viele Sorgen um das ganze Thema, oder?

Langsam wandelt sich nun auch unsere Umgebung. Diesmal habe ich, statt den Pfad zu den Höhlen, einen anderen gewählt - für eine Weile müssen wir ganz schön kraxeln, und man hört uns nur beide schnaufen - doch hier und da krallt sich schon ein wagemutiges Grasbüschel zwischen den Steinen fest, und der Weg flacht bald ab - vor uns öffnet sich eine Ebene, die erst einmal unglaublich weit erscheint, zumal sie nur niedrig bewachsen ist. Hinter mir klettert nun auch Aida über die Anhöhe und bleibt dann neben mir stehen. Noch atmen wir beide recht heftig und lassen die Fläche auf uns wirken, aber wenn wir genügend Luft in den Lungen haben werden, werden wir wohl zusammen überlegen, wo wir als Nächstes unser Glück versuchen sollen.
Karitsa » 24.10.2015, 02:29 » Strand & Meer #2

Auf ins Warme {Aida}



Stände doch bloß ein Baum hier! Dann könnte ich mir zumindest die größten Sandklumpen aus dem Fell schubbern, aber schon bei klarem Wetter habe ich hier nur Wasser und Sand gesehen. So werde ich es noch eine Weile so aushalten müssen... "Lach du nur", grummele ich in Richtung Aida, gar nicht mal, weil ich ihr böse bin, sondern viel mehr weil ich meine eigene Dummheit verfluche. Ich bin ihr durchaus dankbar, als sie dann das Thema wechselt und stimme ihr nickend zu. "Ja, lass uns ein warmes Plätzchen suchen", bestätige ich ihre Aussage und kämpfe mich wieder in Richtung der Felsen - gar nicht so einfach auf dem sandigen Untergrund. Einige Zeit vergeht, in der wir beide einfach nur den besten Weg ausloten, bis wir wieder auf einem Pfad angelangen, der sich in die Höhe windet und nach und nach immer steiniger wird. Lächelnd muss ich jetzt wieder an unser voriges Gespräch denken. "Nun, ich denke jeder hat einen Plan für die Zukunft... und vielleicht ist keinen Plan haben ja auch ein Plan? Einfach alles auf sich zu kommen lassen, frei und unabhängig sein... dir steht doch die ganze Welt offen!", schwärme ich und blicke zu Aida zurück. "Ich beneide dich nicht... zumindest nicht in dieser Art, dass ich gerne mit dir tauschen möchte. Schließlich habe ich die Pläne gemacht, weil sie mit wichtig sind, deshalb will ich sie auch erreichen. Aber an deiner Stelle... ich glaube nicht dass ich unglücklich wäre", meine ich nachdenklich. Als wir eben die Strecke im Galopp zurück gelegt haben, ist sie nur so dahin geflogen. Jetzt, im Schritt, scheint sie schier endlos - zumal der Wind mir um die Flanken pfeift und Nässe und Sand in meinem Fell die Kälte aufnimmt als wäre sie ein Teil von mir. Vermutlich hat Aida recht, wenn wir nicht schnellstmöglichst einen Unterschlupf finden, dann werden wir bald beide krank sein. Aber gleichzeitig will ich auch nicht hier bleiben, das Meer ist so aufgebracht und auch der Himmel deutet auf mehr Sturm hin. Dann ist das hier kein gemütlicher Ort, und Varg hat mir auch einmal davon erzählt, dass manchmal, wenn die Götter baden, das Meer höher steigt. Die Höhlen sind mir unter diesen Umständen gar nicht geheuer - wir wären dort dann gefangen und ich kann mir kaum etwas Schlimmeres vorstellen. Ich vermute, dass meine Freundin mir in diesem Punkt auch zustimmt - wer gibt schon Sicherheit für ein warmes Plätzchen auf, das einen am Ende doch ins Verderben führt? Aber zumindest der Weg wird jetzt breiter. Nach ein paar Schritten ist Aida wieder an meiner Seite, ich begrüße sie mit einem kurzen Brummeln. Interessiert schaue ich sie von der Seite an. "Und du hast wirklich keine Pläne? Niemanden, den du suchst, oder einen Ort, den du umbedingt einmal sehen willst?", frage ich sie staunend. Die Suche, zuerst nach meinem Prinzen und irgendwann auch nach Varg sind schon seit so langer Zeit Bestandteil meines Lebens, ich kann mich gar nicht mehr an die Zeit erinnern, als ich, wie sie, noch keine Pläne ausgebrütet hatte.
Karitsa » 19.07.2015, 15:01 » Strand & Meer #2

Planschen für Fortgeschrittene {Aida}



Ich reisse den Kopf aus dem Wasser. Eine Welle war höher geschwappt, als ich es vermutet hatte, und mir war Salzwasser in die Nüstern geraten - ich schnaube wieder und wieder, bemüht, die brennende Flüssigkeit wieder dorthin zurück zu schleudern, wo sie hergekommen war. Nach einem letzten irritierten Schnauben fängt auch Aida wieder an zu sprechen.

"Dann?" Die Frage, eine logische Weiterführung meiner vorherigen Ausführungen, steht im Raum und ich schaue sie nachdenklich an. Über das "Dann" hatte ich mir selten Gedanken gemacht. Was ich tun würde. Was er tun würde. "Dann... weiß ich einfach, dass alles ab diesem Punkt wundervoll werden wird", antworte ich jedoch kurz darauf langsam und wahrheitsgemäß. Ja, das stimmt. Und so würde es auch kommen, das spüre ich.

Während ich nachgedacht hatte, war Aida weiter ins Wasser gewatet, aber irgendetwas musste sie erschreckt haben - sie sprang rückwärts. Ich lache, als sie mich fragt, wie ich bloß so schnell hineingehen kann. "Mein Bruder hat mir immer gesagt, je länger ich warte, desto kälter wird das Wasser. Es stimmt sogar. Wenn du ganz schnell mit dem ganzen Körper eintauchst, spürst du die Kälte kaum mehr", erkläre ich ihr. Meine Neckereien scheinen Früchte zu tragen, denn Aida wirkt auf einmal bestimmt und entschlossen. Ruhig bewegt sie sich auf die Brandung zu, drückt sich dann ab und landet somit hinter den ersten Brechern. "Tata da bin ich!, verkündet sie mit einem Funkeln in den Augen, und obwohl der Ausruf eher witzig gewesen war, schwang auch Stolz in ihm mit. Genauso bin auch ich stolz, dass sie sich so einfach und mutig von ihren Bedenken hatte abbringen lassen.

Mit der Gelassenheit einer alten Dame schreitet sie zu mir herüber, doch kurz bevor sie an meiner Seite angekommen ist, schnellt sie mit dem Kopf vor und berührt mich mit den Nüstern an der Flanke. "Du bist!" In einer eleganten Wendung wirft sie sich herum und spritzt durch das Wasser davon - ich mache mich, nachdem ich meine Verblüffung überwunden habe, gleich an die Verfolgung.

Hier zeigt sich, wie unterschiedlich wir beiden sind. Obwohl ich ein Wettrennen an Land gewinnen kann, hat sie mit ihrem kräftigen Körper hier im Wasser den klaren Vorteil - mir fehlt die Kraft, die Wellen so einfach zu teilen wie sie das kann. So kommt es, dass ich zwar immer wieder nah dran bin, sie zu fangen, sie mir aber doch immer ein, zwei Schritte voraus ist. Erst als ich sie in tieferes Gewässer abdrängen kann und wir beide gegen den Sturm anpaddeln, pralle ich mehr zufällig als aus eigenem Willen in einer Welle mit ihr zusammen - aber zum Weiterspielen sind wir beide zu erschöpft. Ohne ein Wort darüber zu verlieren, haben wir beide uns geeinigt, zum Strand zurückzukehren.

Als ich aus den kalten Fluten steige, zeigt sich der Wind erbarmungslos. Er pfeift um meinen nassen Körper herum und mir ist noch kälter als bei der ersten Berührung mit der See. Mit einem Stöhnen lasse ich mich auf die Knie fallen und rolle mich auf die Seite fallen. Als ich mich wälze, schubbert der nasse Sand über meine Haut und hinterlässt ein angenehmes Gefühl. Allerdings haftet er auch wunderbar an meinem nassen Fell, und als ich mich wieder aufrichte, fallen nur kleine Klumpen ab. Ich schüttle mich unwillig, aber auch jetzt bleibt der Erfolg eher aus. "Was für eine dumme Idee", meine ich zähneknirschend. Im wahrsten Sinne des Wortes - ich habe allerhand Sand im Maul. Widerlich.
Karitsa » 19.04.2015, 03:06 » Strand & Meer #2

Planschen für Anfänger {Aida}



Ich muss schmunzeln, als Aida mich geradezu anfleht, doch noch am Meer vorbeizuschauen, bevor wir uns auf den Weg machen. Wie von selbst haben meine Hufe noch während sie sprach den Weg geändert . "Na gut, aber wer als letzter da ist ist eine lahme Ente!", quietsche ich und drücke mich kraftvoll ab, für ein Wettrennen ist immer Zeit!

Obwohl mir weiterhin der Regen ins Gesicht peitscht - und es nicht besser wird, nein, im Gegenteil, der Himmel zieht sich wieder zu - und der Wind eisig ist, vergesse ich im Geschwindigkeitsrausch alles um mich herum. Leider auch den Untergrund, sodass ich ein ums andere Mal strauchle, bevor der Kiespfad sich endlich im Sand verliert. Voller Freude hebe ich die Hinterbeine kurz an, konzentriere mich aber dann wieder auf das Galoppieren - auch wenn Aida wohl weit zurückgefallen ist, nur einmal kann ich sie noch hören, sie stößt ein vergnügtes Jauchzen aus, ich will die Erste sein! Dann habe ich das Meer auch noch kurz für mich, für mich ganz allein.

Nein, das ist falsch!, ermahne ich mich. Wir sind Freundinnen und wir gehen gemeinsam zum Meer! Widerwillig folge ich die Stimme der Stimme der Moral und drossle mein Tempo, bis Aida wieder zu mir aufgeschlossen hat - mit einem Brummeln begrüße ich sie an meiner Seite, und falle wieder in einen lockeren Trab. Über das Tosen des Windes hört man jetzt schon die Brandung, weit weg kann es also nicht mehr sein, das Meer. Tatsächlich erstreckt es sich im nächsten Moment auch vor uns, in all seiner Schönheit - wie jedes Mal bin ich vollkommen fasziniert und verliere mich im Anblick. Bedächtig, ja fast schwebend, nähere ich mich dem Wasser und quietsche kurz auf, als das Wasser zum ersten Mal meine Fesseln berührt. Es ist kalt, aber das stört mich kaum. Ich schaue zu Aida - oder zumindest wollte ich das. ich hatte sie neben mir vermutet, aber sie scheint eine ganz eigene Art zu haben. Im Gegensatz zu mir ist sie noch am Strand stehen geblieben und bewundert den Wellengang aus der Ferne. Trotzdem ist sie nicht weit entfernt, und so kann ich ihren Worten trotz der steifen Brise gut folgen. Als das Gespräch auf meinen Partner fällt, senke ich den Kopf und lächle ein wenig verlegen.

Während ich mit einem Vorderhuf im Wasser rumplansche, beginne ich zu erklären. "Ich weiß, dass es da draußen einen gibt, der auf mich wartet. Er ist so schön wie der aufgehende Mond, und gescheit wie tausend Eulen. Ich habe ihn noch nie getroffen, aber ich weiß, eines Tages werde ich ihm begegnen und dann..." Ich schaue sie verträumt an. Da ist es wieder, dieses wohlige, geborgene Gefühl, dass ich jedes Mal beim bloßen Gedanken an dich verspüre, Liebster. Geht es dir genauso? Kannst du auch manchmal nachts nicht schlafen, weil du an mich denken musst? Ich weiß gar nicht, wie es werden wird, wenn ich dir dann endlich gegenüberstehe - ich weiß nur, dass ich glücklich sein werde, weil ich dich endlich gefunden habe.

Aber bis dahin wird wohl noch etwas Zeit vergehen. Mit einem kurzen Anflug von Trauer verabschiede ich mich von meinem Liebsten, dann kehrt das Grinsen auf mein Gesicht zurück. "Willst du nicht reinkommen? Das Wasser ist herrlich!", rufe ich der sandfarbenen Stute zu. "Oder traust du dich nicht?", setze ich hinterher und mustere sie mit einem kecken Funkeln in den Augen.
Karitsa » 17.03.2015, 00:19 » Strand & Meer #2

Aufbruchsstimmung {Aida}



Ich nicke bestätigend mit dem Kopf. "Ja, ich hab erstaunlich gut geschlafen, aber ich meine, nach dem ganzen Trubel gestern, kein Wunder... War schön, mal wieder nicht alleine einzuschlafen", füge ich dann noch an und berühre sie kurz am Hals, um meine Dankbarkeit auszudrücken.

Eine kurze Weile verharren wir beide und hängen nur unseren eigenen Gedanken nach. Mein Blick wandert zurück, dem Horizont entgegen. Was wohl dahinter sein mag? Als kleines Fohlen hatte ich einmal versucht, ihn zu erreichen. Immer weiter war ich gepaddelt, immer noch ein Stückchen weiter - aber je mehr ich mich angestrengt habe, desto weiter weg kam er mir vor. Eines Tages hatte ich es mir fest vorgenommen, ihn zu erreichen, doch auf halber Strecke wurden meine Beine schwerer und schwerer, und wäre Varg nicht gewesen, ich wäre nicht mehr lange in der Lage gewesen, den Kopf über Wasser zu halten.

Aidas Frage reisst mich aus meinen Gedanken. Schnell drehe ich den Kopf - was hat sie gesagt? Ach ja, ob wir weitergehen sollten, oder hier bleiben? Hier ist es schön, aber die Suche muss weitergehen. Schließlich muss ich nicht nur meinen Bruder, sondern auch meinen Prinzen finden! "Ich denke, wir sollten uns langsam aufmachen, ich würde gerne weiter das Tal erkunden... Im Sommer ist es hier sowieso schöner, dann können wir ja wiederkommen", schlage ich vor. Ja, ich bin mir sicher, im Sommer werden wir wiederkommen. Und ab jetzt zusammen umherziehen - in Aida habe ich die Freundin gefunden, die ich vielleicht nie gesucht habe, aber jetzt doch gefunden.

Vielleicht sollte ich es genau so mit dir anstellen, Liebster? Aber... Wie könnte ich dich jetzt nicht mehr suchen, wo ich doch schon weiß, wie sehr ich dich brauche?

Ich trotte los, zuversichtlich, dass dieser Tag Gutes bringen wird. Das Meer müsste sich jetzt irgendwo zu meiner Linken erstrecken, und kurz darauf höre ich auch Aidas Hufschlag hinter mir auf dem Steinen. Hier oben ist es noch felsig und man muss aufpassen, wohin man seine Hufe setzt, aber ich sehe schon einen Pfad, der an den Strand führt - dort können wir auch wieder nebeneinander laufen. Kurz warte ich, bis auch meine Freundin den Pfad gemeistert hat, dann laufe ich wieder los. Zwischen uns herrscht eine einvernehmliche Stille, und obwohl keine von uns spricht, geht doch eine gewisse Geborgenheit von der Situation aus.

Trotzdem breche ich eine Weile später das Schweigen. "Hast du eigentlich einen Hengst, da, wo du herkommst, in... Mallorca?" Die Frage interessiert mich, vielleicht weiß sie ja, wie ich meinen Liebsten erkenne, wenn ich ihn sehe - denn das ist auch eine meiner Sorgen, dass ich, so vertieft in die Suche, vielleicht das Auge für das Wesentliche verliere... oder würde mir sofort klar werden, dass er es ist? Eigentlich schon, schließlich ist er mir insgeheim so vertraut. Der Klang des Wortes aus der fremden Sprache zergeht mir jedes Mal aufs Neue auf der Zunge. Mallorca. Dieser Name klingt so geheimnisvoll und vielversprechend zugleich, wie ein unbeschwertes Leben, sonnig und aufregend - wieso hatte Aida dann aber diese Welt verlassen?
Karitsa » 27.02.2015, 00:35 » Strand & Meer #2

Guten Morgen! {Aida}



"Nicht, Varg. Noch nicht aufstehen. Hör auf mich anzupusten! Nein!", kichere ich. Wie immer hat mein großer Bruder nur Unfug im Kopf, bläst mir gegen den Hals und spielt mit den Spitzen meiner Mähne. Doch meine Worte scheinen ihn nicht zu interessieren, nein, er schnaubt jetzt so heftig, dass ein Schauer über meinen gesamten Körper fährt - wartet. Das ist nicht Varg, das ist auch kein anderes Pferd.

Wo bin ich?

Verwirrt schlage ich die Augen auf. Eigentlich sollte ich jetzt sofort wissen, wo ich bin, und was ich zu tun habe. Aber es kommt erst langsam wieder: ich war mit Aida unterwegs, der Sturm ist aufgezogen. Wir wollten einen Unterschlupf suchen, und haben irgendwann völlig erschöpft diese Höhle gefunden. Ich drehe den Kopf ein wenig, und da blitzt etwas im Augenwinkel auf - die Sonne! Erfreut brummele ich und mache einen Schritt auf den Ausgang zu, bemerke jedoch gerade noch rechtzeitig Aida, die friedlich schlummernd auf dem Boden liegt. Kurz betrachte ich meine neue Freundin, aber ich will sie nicht stören, denn es fühlt sich so an, als könnte man sie aufwecken, wenn man sie nur zu lange ansieht.
Vorsichtig, ganz vorsichtig, setze ich einen Huf nach dem anderen über ihren Rücken. Die Anspannung fällt aber erst wieder von mir, als ich im Eingang stehe und noch einmal einen Blick zurückwerfe - sie ist nicht aufgewacht, schläft immer noch tief und fest.

Ich entscheide, dass der Ort sicher ist und trete mit einigen Trippelschritten hinaus in die Sonne. Herrlich! Obwohl der Wind auch bis nach hier oben noch Sand trägt, die Sonne wärmt meine müden Knochen und verbessert meine Laune augenblicklich. Mit dem Gesicht zur Sonne schließe ich noch einmal die Augen und denke über meinen Traum nach. Varg - von ihm hatte ich schon lange nicht mehr geträumt. Eigentlich merkwürdig, schließlich denke ich tagsüber oft an ihn. Geträumt habe ich dennoch immer nur von dir, Liebster. Aber ich vermisse meinen großen Bruder auch! Das verstehst du doch auch, oder? Liebster? Bitte sei nicht eifersüchtig!

Ich öffne die Augen erst wieder, als eine Windböe mir Sand ins Gesicht peitscht. Der Regen hat sich zwar verzogen, und auch Blitz und Donner scheinen vergrault, aber der Wind ist ein beständiger als seine Genossen. Das Meer ist von hier oben nicht mehr zu sehen, aber ich kann es noch immer aufgebraust rauschen hören. Trotzdem, die Verhältnisse haben sich eindeutig zum Guten gewendet, und wenn wir noch eine Weile hier ausharren, erstrahlt das Tal sicherlich auch wieder als Paradies. Verträumt starre ich in die Ferne und denke an die vielen Sommertage, die ich früher mit Varg am Strand verbracht habe. Es war wohl ein anderer gewesen, gewiss, aber der Geruch war gleich gewesen, und auch die unendliche Freiheit, die nur das Meer bieten kann. Dort, hatte er gesagt, würde uns niemand stören, und wir könnten ungehindert miteinander spielen. In der Herde, bei Mama und Papa, schickte sich das natürlich nicht. Er als stattlicher Junghengst, ich als brave Tochter, nein, Spielen stand nicht auf dem Programm. So genossen wir unsere Zeit am Strand, und auch wenn das, was er mit mir machte, mir erst gefährlich und abenteuerlich vorkam, es machte ihn glücklich, ich machte meinen großen Bruder, meinen Helden, damals so unglaublich glücklich! Und nichts war je schöner gewesen als seine kleinen zärtlichen Berührungen danach, die mir zeigten, wie sehr er mich liebte.

Und oh, wie hatte ich ihn geliebt! Man sagt, Blut sei dicker als Wasser, aber ich verbinde beides mit Varg. Das salzige Meerwasser, aber auch die kleinen Wunden, die ich von seinen wilden Spielen davontrug. Ich wusste, er hatte mich nie verletzen wollen, und so hatte ich nie etwas gesagt, sondern stumm die Wunden mit den salzigen Tränen des Meeres versorgt.

Ich schrecke hoch, als auf einmal neben mir ein Schatten auftaucht. Aida! Ich habe sie allein gelassen, sie schutzlos zurückgelassen, und war unaufmerksam gewesen. Ob ihr etwas passiert war? Ich drehe den Kopf etwas, und sofort löst sich die Anspannung wieder. Ich begrüße meine Freundin mit einem kleinen Brummeln und einem sanften Nasenstüber. "Guten Morgen, Schlafmütze", richte ich dann meine Stimme an sie. "Ausgeschlafen?", setze ich noch hinterher, schließlich hat sie deutlich länger als ich geschlafen.
Karitsa » 30.11.2014, 02:36 » Strand & Meer #2

Lass uns den Sturm vergessen {Aida}



Mallorca?”, frage ich und rolle das Wort in meinem Mund. Ich kenne den Ort nicht – nein, die Heimat von der sie spricht ist definitiv kein Ort, den ich jemals besucht habe. Ich kenne Orte wie den Zauberwald oder die große Lichtung, aber Mallorca – das ist fremd, das hört sich nach Abenteuern an, nach einer sanften Brise und schmackhaften Gräsern. Es muss schön dort sein!
Wir bleiben beide eine Weile still, weil der Weg jetzt leicht nach oben führt und außerdem einige Felsbrocken im Sand verstreut liegen, den wir ausweichen müssen. Der Wind peitscht den Regen gegen unsere Körper, einmal erfasst mich eine Böe sogar so stark dass ich einen Schritt zur Seite weichen muss um ihr standzuhalten. Obwohl ich inzwischen wirklich nur noch sehen kann, was direkt vor mir liegt, Aidas angestrengtes Schnauben gibt mir die Sicherheit, dass sie noch immer neben mir ist – worüber ich mir ohne dieses Zeichen nicht sicher wäre. Doch so habe ich eine Sorge weniger – das Unwetter ist jedoch mehr als genug. Aida dabei an meiner Seite zu wissen gibt Kraft.
Nach einer Weile, in der wir beide immer noch stumm unseren eigenen Weg suchen, bleibe ich stehen. Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Ich betrachte die Felswand vor mir – wir haben es geschafft! Zumindest sind wir bei den Felsen, die Aida gesehen hat. Unterschlupf jedoch werden wir auch hier nicht finden. Der Wind hat hier oben zwar minimal nachgelassen, trotzdem schneidet er noch unangenehm durch mein nasses Fell. „Vielleicht ist hier irgendwo eine Höhle... Lass uns an der Wand entlanggehen“, schlage ich vor. Auch wenn mir die Enge und Dunkelheit ganz und gar nicht behagt, die Bedingungen hier draußen sind noch widriger und, wir sind ja zu zweit. Und im Falle eines Falles rennen wir einfach ganz schnell. Und Höhlen gibt es hier wie Sand am Meer, das weiß ich von früheren Besuchen – war ich doch nie mutig genug, eine zu betreten, alles muss besser als das hier sein. Ich kann so etwas wie ein „Ja“ von Aida erahnen – der Wind ist so ein eifersüchtiger Geselle, er übertönt sie, aber ich meine, ihre Stimme herausgehört zu haben, setze mich daraufhin also in Bewegung.
Tatsächlich weiß ich nicht mehr, wie lange wir noch durch das Unwetter gestapft sind – aber auf einmal war da diese Lücke im Fels und dann standen wir beide vor der Öffnung, etwas unsicher, aber so verfroren und durchnässt, dass wir uns doch auf das Ungewisse eingelassen haben. Zitternd stehen wir in der Höhle und lauschen dem Heulen des Windes, und wie der Sturm draußen wütet. „Wir haben es geschafft“, murmele ich erleichtert und dränge mich an Aida – es ist weniger die Suche nach Wärme als nach Nähe, die mich meinen Kopf an ihr reiben lässt.
Erzähl mir von deiner Heimat. Ist es schön da? In... Mallorca?“ Erneut spreche ich das ungewohnte Wort aus, lausche dem Klang. Ein schöner Laut. Gespannt warte ich dann darauf, dass sie beginnt zu erzählen.
Jetzt, wo ich endlich wieder zur Ruhe komme, merke ich, wie sehr ich mich verkrampft habe, wie sehr die Anstrengung an mir nagt. Die Sorge um Aida, der Sturm, die Wanderei – alles hat Spuren hinterlassen, und so gern ich ihre Geschichte auch hören will, ich befürchte dass ich schon bald darüber einschlafen werde... So sehr ich mich auch dagegen wehre, schon bei ihren ersten Worten schließe ich die Augen und gebe mich dann meinen Träumen hin. Ich hoffe nur, sie nimmt es mir nicht übel. Entschuldige, meine Freundin. Gute Nacht, Liebster.

Fortsetzung von Seite 13 – ich entschuldige mich nochmal dass es so lange gedauert hat. Kreativität war im negativen Bereich und so ._.
Karitsa » 03.08.2014, 00:32 » Strand & Meer #2

Du tust mir leid! {Aida}



Erschreckt mache ich einen kleinen Hüpfer zur Seite, als mich etwas berührt. Schon die ganze Zeit war ich angespannt gewesen, und die Aufregung seitdem ich Aida getroffen habe, hat das Gefühl nur noch verstärkt. Ich atme wieder auf als mir bewusst wird, dass es nur ein freundlicher Nasenstüber der Hellen gewesen war. Doch als sie die Worte spricht, Worte, die mich eigentlich beruhigen sollen, bewirken sie genau das Gegenteil. „Keine Sorge... Du brauchst dich nicht entschuldigen...“, meine ich leicht abwesend, während meine Gedanken noch immer um den zweiten Teil des Satzes kreisen. Was meint sie damit, dass ich die anderen Seiten nicht kennenlernen will? Liebster, ist es nur das Gewitter, bilde ich mir das alles nur ein, bin ich hier die Verrückte? Oder sprach sie soeben tatsächlich eine Warnung aus, versteckt in diesen Worten? Was meinst du?
Natürlich bekomme ich keine Antwort. Natürlich nicht. Er ist in Sicherheit, sicher, damit er mich treffen kann wenn dieser Sturm vorbei ist. Wenn er es denn irgendwann einmal ist.
Ich halte den Blick stur nach vorne. schließlich will ich nirgendwo gegen laufen. Doch ich will auch nicht, dass Aida merkt, dass ich mich insgeheim ein bisschen vor ihr fürchte. Die Arme hat schon genug gelitten unter ihren Attacken, und ich will ihr ja beistehen. Eigentlich.
Dass sie offenbar auch Stimmen hört scheint mir da das kleinere Übel, obwohl die sie scheinbar doch sehr zu schaffen machen... Aida tut mir einfach leid, und ich fühle mich schrecklich, weil ich Angst vor ihr habe. Innerlich verfluche ich meine ängstliche Natur. Wir sind uns doch so ähnlich, zwei Stuten, allein im Regen, nur auf der Suche nach ein bisschen Gesellschaft. „Jetzt kannst du ja mit mir reden“, beschwichtige ich sie. Und das meine ich schließlich auch. Vielleicht lassen die Stimmen sie dann in Ruhe? Ich blicke zur Seite und schenke ihr ein kurzes Lächeln, bevor ich wieder nach vorne schaue.
Kurz sagt keine von uns etwas, dann spricht sie wieder. Fast verhaspelt sie sich, so schnell spricht sie, deshalb brauche ich auch eine Weile, um das Gesagte zu sortieren. Doch der letzte Satz schlägt ein wie der Blitz, der im selben Moment einschlägt. Ihr Ende. Das musste ich verhindern. Erst dann bemerke ich, dass sie genau das gemeint hatte. Sie hatte mich um Hilfe gebeten, ich sollte ihr helfen wenn sie wieder in Trance fiel. Verschreckt reisse ich die Augen auf und bin froh, dass sie mein Gesicht durch den Regenschleier wohl nicht erkennen kann. Ich hatte sie gesehen – wie sollte ich es schaffen sie aus diesem Zustand zurückzuholen? Sie scheint so überzeugt von mir, so zuversichtlich, aber ich selbst zweifle an mir. Wäre ich wirklich dazu fähig? Ich schlucke hart, und obwohl es weder den Kloß noch die Zweifel verschwinden lässt, die Sprache hat es mir noch nicht verschlagen. „Natürlich“, versichere ich ihr dann, ich selbst höre die Unsicherheit in meiner Stimme, doch ich glaube, dass sie es nicht hören wird. Es mag daran liegen, dass es nur ein Hauch ist, dass sie mich noch nicht lange kennt, oder der Regen einfach alles übertönt – aber ich denke, ich kann es ganz gut verbergen, dass ich mir nicht so sicher bin wie ich ihr zu verstehen versuche. Ich will sie nicht enttäuschen. „Ich werde mein Bestes versuchen“, sage ich, nicht nur für sie, sondern auch um mich selbst zu Überzeugen.
Gespannt höre ich ihrer Erklärung zu – etwas, von dem ich noch nie, aber wirklich nie vorher gehört habe. „Also... ein Psychiater hilft einem, wenn man ein Problem hat?“, hake ich nach. „Bei allen Problemen?“ Vielleicht wusste er ja sogar, wo Varg war. Oder wo ich den weißen Hengst finden könnte. Einen Versuch wäre es wert, wenn ich Aida sowieso begleiten würde. Denn danach sieht es schließlich aus, zumindest bis sie mich mit ihren nächsten Worten wieder enttäuscht.
Nun will sie wieder keinen mehr?, frage ich mich selbst verwirrt, schlucke die Frage jedoch noch gerade im letzten Moment herunter. Ich will nicht unhöflich erscheinen. „Kennst du denn einen... Psychiater?“, frage ich neugierig, stocke jedoch bei dem noch immer neu und seltsam klingenden Wort. Aber vielleicht könnte ich ja unseren Weg dorthin lenken. Aber sie hat recht – meine Suche nach dem Weißen wie auch Varg scheint im Angesichts des Sturms erst einmal nebensächlich zu sein. Erstmal, Liebster. Du weisst, ich würde nie aufhören nach dir zu Suchen!, sende ich eine stille Entschuldigung, bevor ich auch Aida antworte: „Ja, lass uns zuerst einmal ein trockenes Plätzchen suchen“, stimme ich ihr zu – wenn auch vielleicht etwas später als man es von mir erwartet hätte.
Ich schüttle einmal kurz den Kopf – ich habe mir vorgenommen, mein Versprechen einzulösen und mich wirklich vollkommen auf die Suche nach einem Unterschlupf zu Konzentrieren. Ich ziehe das Tempo ein wenig an, schiele aber mit einem Auge nach rechts und atme erst wieder auf, als ich Aida auch neben mir entdecke. Ich muss lächeln als sie meint, ich würde mich im Tal besser auskennen. „So richtig gut ja auch nicht. Ich war längst noch nicht überall“, meine ich gutmütig. Auf ihre nächsten Worte antworte ich mit einem Nicken: „Ja, es ist wirklich wunderschön hier, wenn nicht gerade der Sturm über den Strand fegt. Es ist es wirklich wert, nochmal zurückzukommen. Aber du, wo kommst du her? Du bist also nicht hier geboren worden?“, frage ich sie.
Karitsa » 30.07.2014, 02:29 » Strand & Meer #2

Dir geht es gut... Oder? {Aida}



Auf meine Vorstellung antwortet die Stute nur mit einem Kopfschütteln. Verwirrt blinzele ich, was hatte das zu bedeuten? Doch im nächsten Moment grollt der Donner, lauter als zuvor. Und nun frage ich mich eher, ob sie es gefühlt hat? Den Donner? Kann man sowas überhaupt fühlen? Vielleicht. Das Geräusch scheint sie so erschreckt zu haben, dass ihre Beine wieder unter ihr nachgaben, denn obwohl ich nur kurz in Gedanken war, liegt sie nun wieder am Boden. Aber wenn sie das Gewitter fühlt, würde das auch erklären, wieso jetzt ein gehetzter Ausdruck in ihren Augen steht, und sie ihren Kopf unruhig, ja fast panisch, herumwirft.
Auf ihren Ausbruch folgt Stille. Das Geräusch des Regens ist noch zu hören, aber es ist zu Hintergrundmusik geworden, fast schon alltäglich. Doch keine von uns rührt sich. Stattdessen weicht der panische Blick aus ihren Augen, wird von einem glasigen, starren ersetzt. Ich fahre zusammen, als ein Schrei den Moment zerschneidet. Hilfe! Sie hatte nach Hilfe geschrien, doch im nächsten Moment zucke ich erneut zusammen, als ein Blitz den Himmel erleuchtet. Nur kurz, dennoch habe ich das Gefühl dass sich das Bild in meinem Gedächtnis eingebrannt hat. Eine gewisse Faszination geht davon aus. Ein Wunderwerk der Natur. Schön, zerbrechlich und gefährlich.
Wieder werde ich durch einen Schrei aus meinen Gedanken geholt. Hört auf! Geht! Ein wenig gekränkt recke ich den Kopf in die Höhe. Zwar konnte ich verstehen, dass die Fremde allein sein sollte, aber ihre barschen Worte sind nicht angebracht. Schließlich habe ich ihr beigestanden, auch wenn ich keine große Hilfe war. Vielleicht war es das gewesen. Auch ich fände Zuschauer in dieser Situation wohl mehr Last als Beistand. Ich will mich schon gerade zum Gehen wenden, als sie mich noch einmal anspricht: "Ich meinte nicht dich!" Es sind nur gemurmelte Worte, aber doch heben sie sich vom monotonen Säuseln des Regens ab. Zwar verwundert sie mich, hatte sie mich schließlich eben noch deutlich aufgefordert, zu Verschwinden. Doch sie scheint verwirrt, vielleicht waren es nur die Worte einer Irren. Ich beschließe, dass dies die Erklärung sein wird und entscheide mich, bei ihr zu bleiben. Es sieht so aus als würde sie Hilfe brauchen.
Diesmal bin ich darauf vorbereitet, ihre Stimme zu hören, doch ihre Worte sind mir fremd. Stockend fragt sie nach einem Psychiater. Ist das eine Art Unterschlupf? Es muss ein Unterschlupf sein, nicht? Irgendetwas, wo wir zur Ruhe kommen könnten.
Jetzt rappelt sie sich zum Glück wieder auf, sodass wir wieder auf einer Augenhöhe sind. Ich antworte ihr: "Ein Psychiater? ich weiß nicht was das ist, aber wenn du einen Unterschlupf meinst, ich suche auch nach einem... wir könnten zusammen weitersuchen?", schlage ich vor, doch ihr Blick ist in die Ferne gerichtet und ich habe das Gefühl dass sie meine Worte gar nicht gehört hat.
Dieser Gedanke bestätigt sich dann auch als sie sich von mir in die Richtung ihres Blickes wegbewegt, langsam, wie in Trance. Ich folge ihr mit Blicken, doch schon bald ist sie im Regenschleier verschwunden. Ich mache einen Schritt in ihre Richtung, doch dann bleibe ich doch nur wieder stehen. Vielleicht meinte sie wirklich, dass sie Zeit für sich bräuchte, doch hatte mit zwei Stimmen gesprochen.
Zwei Stimmen. Wie Varg. Der Gedanke durchzuckt mich wie ein Blitz. In letzter Zeit hatte ich ihn verdrängt, obwohl er der Grund ist, wegen dem ich hier bin. Aber mit dem Gewitter war er geflüchtet so wie ich, nur dass er einen Zuschlupf irgendwo gefunden haben musste. Doch jetzt ist er zu mir zurückgekommen, und genauso wird es auch mit Varg sein.
Varg hatte auch zwei Stimmen, zwei Gesichter gehabt. Es war, als wäre da manchmal ein Raubtier in ihm gewesen, das mich anfallen wollte. Und so schmerzvoll die Verletzungen auch waren, die es mir zufügte, ich wusste wie ich das Raubtier zähmen konnte, um meinen Bruder zu retten. Danach war immer alles gut. Die Bestie verwandelte sich zurück in meinen großen Bruder: stark, schön, beschützerisch.
Ich musste diesen Effekt haben. Denn als die Fremde, nein, nicht Fremde - Aida wiederkommt, strahlt sie vor Freude und ihre gute Laune ist ansteckend. Bist du schon lange im Tal?, fragt sie mich neugierig und stupst mich auffordernd am Hals. Grade will ich antworten, da bringt sie mich noch einmal zum Schmunzeln. "Es freut mich auch, deine Bekanntschaft zu machen, Aida!", erwidere ich freudestrahlend. Ihre gute Laune ist einfach ansteckend. Dann fahre ich fort: "Tatsächlich bin ich noch nicht allzu lange im Tal. Ich wurde außerhalb geboren und bin erst letzten Sommer hierher gekommen. Jedoch bin ich lange genug hier, um einen Teil seiner Geschichten und die schönsten Orte zu kennen!", verrate ich ihr grinsend. Während ich erzähle, habe ich tatsächlich den Regen vergessen, doch dem ist nicht lange so. Schon bald spüre ich mein nasses Fell wieder, die triefende Mähne, die an meinem Hals zerrt.
Obwohl das meine Laune etwas trübt, meine ich weiterhin munter: "Nun aber los! Lass uns deinen Psychiater suchen gehen!"
Mit diesen optimistischen Worten falle ich in einen gemütlichen Trab, ein Tempo dass ich lange durchhalten kann und mich außerdem nicht blindlings in Gefahren rennen lässt, lässt es doch zu, dass ich rechtzeitig reagiere. Ich blicke mich nicht nach der Fremden um, bin mir jedoch sicher, dass sie mir folgt. Wieso sollte sie auch nicht? Aus zwei Fremden sind zwei Leidensgenossinnen geworden, und eine Freundschaft scheint zwischen uns aufzukeimen. Trotz des Regens: dieser Tag ist wunderbar, der Erste dieser Art seit Langem!
Karitsa » 26.07.2014, 18:08 » Strand & Meer #2

Alles in Ordnung? {Aida}



Eine Zeit lang höre ich nichts, nur ab und zu ein Schweifschlagen oder ein Schnauben. Es sind eindeutig die Geräusche eines Pferdes, dessen bin ich mir nun sicher. Aber die Fremde gibt nicht preis, wer sie ist und was ihre Gesinnung ist.
Dann jedoch, ein neues Geräusch, eines das ich nicht zuordnen kann. Sehen kann ich nichts, denn der Regen ist, so unvorstellbar es ist, noch stärker geworden. Dann höre ich nichts mehr.
Eine Weile ringe ich mit mir selbst, suche Rat bei dem weißen Schimmel: Sind wir alleine? Oder hat sich doch ein Raubtier hierher gewagt? Ist sie verletzt? Begebe ich mich in Gefahr, wenn ich nach ihr sehe? Aber ich kann sie auch nicht hier lassen, ausgeliefert was immer da draußen sein mag, oder? Oh, Liebster, glaubst du es ist eine Falle? Doch am Ende siegt doch mein Bedürfnis nach Gesellschaft und mein gutes Herz. Bisher habe ich noch keine Gefahr bemerkt, also beschließe ich das Wagnis einzugehen.
Vorsichtig trete ich in kleinen Schritten in die Richtung, in der ich die Stimme gehört habe. Da die Sicht immer noch sehr beschränkt ist, habe ich mitunter Angst, einfach an ihr vorbeizulaufen - möglich wäre es in dieser Sintflut.
Doch nein, gerade noch rechtzeitig bemerke ich die helle Gestalt am Boden. Ist sie tot? Nein, im nächsten Moment zuckt eins ihrer Beine. Ich lasse meinen Blick über den Körper am Boden gleiten, zumindest den Teil der nicht in der Dunkelheit verschwindet. Ihr Fall ist genauso nass wie meins, doch sie wirkt knochiger, obwohl gerade jetzt alle Gräser gut gedeihen und niemand Hunger leiden muss. Ihre Ohren sind zurückgelegt, zucken jedoch wie ihre Beine von Zeit zu Zeit.
Hilflos fühle ich mich, weiß nicht was ich machen soll. Man hat mir mal gesagt, man solle Schlafwandler nicht aufwecken und dieser Gedanke verfolgt mich nun. Doch bevor ich zu einer Entscheidung kommen muss, öffnen sich ihre Augen wieder. Kurz sieht sie aus wie eine Irre, das Weiße dominiert und starrt mich bedrohlich an. Dann jedoch schließen sie sich erneut und als sie sie wieder öffnet, sind sie wieder ganz normal. Kurz schüttle ich den Kopf um das Bild aus meinem Kopf zu verscheuchen.
Ich beobachte ihre Versuche, aufzustehen von meiner Position, noch immer bin ich nicht sicher ob ich ihr meine Hilfe anbieten soll. Ich will schon erleichtert aufatmen, als sie sich zittrig aufrichtet. Das Schlimmste scheint überstanden. Doch im selben Moment knicken ihre Beine wieder ein und sie sackt erneut zu Boden. Wie in einer Schockstarre bleibe ich stumm und regungslos stehen. Denn auch ohne meine Hilfe schafft die Stute es nach einer kleinen Ruhepause, sich aufzurichten. Zwar scheint sie immer noch etwas zittrig zu sein, aber scheinbar stabil.
Erst ein Donnergrollen weckt mich aus meiner Tatenlosigkeit. Diesmal bin ich es, die zusammenzuckt, und dann hektisch den Kopf herumwirft, als die Fremde wieder spricht. Sie nennt mir ihren Namen, Aida. Es dauert noch eine Weile, bis ich den nächsten Satz verarbeitet habe. Ich starre sie an, warte auf mehr, doch sie sieht mich nur fragend an. Nur langsam setzt mein Verstand die Wörter in Verbindung. Sie hat mich nach meinem Namen gefragt. Ich bin... Karitsa. Ich heisse Karitsa. Inzwischen spreche ich wirklich zu mir selbst, der weiße Hengst ist nicht bei meiner Seite. Langsam spreche ich dann auch die Worte aus: "Ich heisse Karitsa. Ist... ist mit dir alles in Ordnung?" Als ich die Frage ausspreche, erscheint sie mir selbst ein wenig unhöflich, aber die Qualen der Stute sehe ich noch immer, und obwohl ich sie nicht kenne, fühle ich mich auf einmal seltsam mit ihr verbunden. Vielleicht würden wir ja Freundinnen werden? Denn danach sehne ich mich gerade, jemanden der mit mir durch das Tal wandert.
Karitsa » 23.07.2014, 20:42 » Strand & Meer #2

Endlich jemand! {Aida}



Der Regen wurde immer dichter und schon bald konnte ich gar nichts mehr sehen - zum einen, weil es so dunkel war und die Landschaft nur ab und zu von einem Blitz erhellt wurde, zum anderen, weil ich den Kopf so gesenkt hielt, dass er beinahe am Boden schleifte. Wirklich viel Nutzen war aber auch darin nicht, der Regen war zu stark um ihm zu entkommen.
Überhaupt, mein Fell war triefend nass, doch kalt war mir nicht. Die Luft war noch immer drückend schwül, und auch der Regen schien wärmer als sonst. Wenn ich es mir recht überlege, bildete er sogar eine angenehme Abkühlung im Gegensatz zu den heissen Temperaturen, da der Wind, der hier besonders eigensinnig war, mit seinem Atem an mir vorbeistreifte.

Angenehm war es trotzdem nicht, denn alles war so schwerfällig. Auf dem weichen, nassen Untergrund war nur schlecht voranzukommen, und mein nasser Körper trug auch nicht positiv zur Fortbewegung zu. Fast schon habe ich mich meinem Schicksal hingegeben, dass ich wohl allein und unterschlupflos bleiben würde, als mich ein plötzlicher Stoß ins Taumeln bringt. Kurz bricht die Vorderhand unter mir ein, bis ich mich wieder gefangen habe und schwer atmend nach links blicke. Was das wohl war? Ein größerer Stein? Hoffentlich kein Berglöwe! Wäre ein Berglöwe denn so riesig? Würden einer von ihnen den weiten Weg bis zum Strand zurücklegen? Und... Sieht er mich, obwohl ich ihn nicht sehe?
Ich meine schon fast, den schnellen Rhythmus meines Herzens hören zu können, während ich mich bemühe, mich wieder zu fassen. Obwohl mein Puls noch immer rast und mich am Liebsten so schnell wie möglich weg von hier bringen würde, sagt mir mein Kopf dass eine kopflose Flucht eher fatal enden würde. Da sich meine Atmung inzwischen aber doch soweit beruhigt hat, dass ich die Luft in mich aufnehmen kann, nehme ich einen tiefen Zug. Neben dem starken Geruch nach Meer und Regen, nehme ich deutlich Pferd wahr. Okay, verbessere: nasses Pferd. Erleichtert atme ich wieder aus, ein leises Prusten kommt dabei zustande. Ich meine sogar, eine Stimme zu hören, doch der Regen ist so laut, und in ebenjenem Moment grollt auch noch der Donner, da bin ich mir schon fast sicher, dass ich mich verhört habe. Die Worte hat sowieso der Wind geschluckt, der Regen gestohlen und der Donner vernichtet, sollten da welche gewesen sein.

Den Donner noch in meinen Ohren nachhallend, vernehme ich dann aber deutlich eine Begrüßung. Ein schüchternes "Hallo" ist es. Die Stimme klingt weiblich, meiner gar nicht so unähnlich. "Guten Tag!", erwidere ich die Begrüßung der Fremden und blicke in ihre Richtung. Vage meine ich, einen hellen Körper auszumachen, doch es können auch meine Augen sein, die mir einen Streich spielen - immer wieder geblendet von den Blitzen. Ja, es könnte auch ein Felsen sein, doch irgendetwas sagt mir, dass der Körper zu der Stimme gehört.

Anscheinend hatte ich endlich Beistand gefunden. Was meinst du, Liebster?
Karitsa » 23.07.2014, 12:36 » Strand & Meer #2
Angereist aus dem Mohnblumenfeld.

Aida



Und dies, mein Liebster, ist das Meer. Momentan kann man die Faszination wohl nur annähernd erkennen, fast schon zu gewaltig sind doch die Wellen, meinst du nicht auch? Wenn wir uns denn dann sehen, müssen wir diesen Ort in der Sonne aufsuchen, denn dann ist er wahrlich zauberhaft. Schon so oft hat man mir erzählt, wie romantisch es doch bei Sonnenuntergang ist, doch ich habe mich gehütet, diesen Moment ohne dich zu erleben. Nein, ich warte. Auf dich.

Ich starre auf das aufgewühlte Meer. Wellen brechen laut gegen den Sand, der dunkler ist als sonst. Auch nicht mehr so leicht und federnd, wie ich es gewohnt bin, sondern schwer und träge. Ob Sand träge sein kann? Wohl eher nicht, aber so fühlt er sich zumindest an.
Als ich von einem eiskalten Finger an der Schulter angetippt werde, zucke ich zusammen - es hat wieder angefangen zu regnen. Große, dicke Tropfen fallen vom Himmel, und in der Ferne hört man schon wieder Donnergrollen. Ich seufze und nehme kurz Abschied vom Meer, dann trotte ich weiter, Kopf gesenkt.

Eines Tages wirst du aus den Fluten steigen!

Ich sehe die schon so oft erträumte Szene vor mir, ein kleiner Film einer besseren Welt. Der Schimmel, der mich überall hin begleitet, der so vertraut mit den Wellen spielt, und dann nur noch Augen für mich hat, das Mädchen, das nun schon Jahre auf ihn wartet.

Aber nun, wo der Regen stärker und stärker wird, sorge ich mich doch mehr um Unterschlupf als um ihn - man hat mir gesagt, man solle sich nicht am Meer aufhalten, wenn es gewittert, und da werden sie wohl Recht haben - aber Unterschlupf finden ist leichter gesagt als getan. Unendlich viele Schritte weit kann man meistens sehen, und alles besteht nur aus Sand. Heute reicht die Sich nicht so weit, aber Bäume wachsen auch nicht in wenigen Tagen. Langsam wird mir mulmig, ich will nicht alleine hier draussen bleiben!

Zwar ist der Regen ganz angenehm, weil er doch etwas Abkühlung verschafft, aber es ist immer noch drückend und der grollende Donner macht mir Angst.

Ist denn wirklich niemand hier?

meh.
Karitsa » 30.03.2014, 00:54 » Das Mohnblumenfeld #1

Der gefallene Prinz {ALTAÏR]



Gebannt blicke der weißen Gestalt entgegen. Doch mit den Metern, die uns trennen, schwindet auch meine Hoffnung. Anders als mein Prinz kann ich schon jetzt seine Muskeln in der Brust spielen sehen. Anstatt Eleganz sehe ich Stärke. Ich senke den Kopf und spüre, wie mich eine Welle der Enttäuschung erfasst und mitnimmt. Ich suche nach meinem Prinzen, doch so sehr ich auch nach ihm rufe, ihn verzweifelt anflehe, mir Gesellschaft zu leisten, er verwehrt mir seine tröstende Anwesenheit.
Stattdessen spüre ich nun den Körper des Anderen in meiner Nähe. Nicht aufdringlich, nein, der Fremde hält einen höflichen Abstand ein. Ich will mich schon gerade abwenden und meines Weges gehen, da höre ich eine Stimme - und sie muss dem Fremden gehören. Genau wie sein Erscheinen ist auch seine Stimme kräftig und wenig elegant, aber da ist etwas anderes. Fast schon meine ich heraushören zu können, dass er die Welt bereist hat, viel gesehen hat. Schließlich spricht er Französisch, wie es den Anschein hat - noch nie hat mich jemand in der Sprache der Könige angesprochen.
Ich drehe meine Ohren in seine Richtung, in der Erwartung auf mehr. Etwas in seiner Stimme hat meine Aufmerksamkeit geweckt. Doch als er stumm bleibt, hebe ich wider Erwaten den Kopf und blinzle ihn an.
Bevor mir bewusst wird, dass es vielleicht an mir wäre, das Wort zu ergreifen, entsteht kurz eine unangenehme Stille, in der er mich mustert und ich ihn nur anblicke. Dann erwidere ich seine Begrüßung. "Guten Tag..." Meine Stimme ist so viel heller als seine. So viel unerfahrener. Nichts trübt den Klang, kein Akzent mischt sich unter sie. "Rein, klar, und unschuldig", wie Varg mich einmal beschrieben hat.
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