Stillreich » Das Tal » Das Mohnblumenfeld #2
» Zahrat Alssahra
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Riako



 

Immer wieder lächelte Zahrat Alssahra. Immer wieder versuchte sie ihre Enttäuschung und Trauer vor den Augen des jungen Hengstes zu verbergen. Irgendwie musste es ja schließlich weiter gehen. Und irgendwie würde sie das auch sicher schon schaffen. Hoffentlich natürlich.

Klar würde es schwer werden. Und klar würden die beiden einige Rückschläge ertragen müssen. Aber so wie jetzt, erging es ihnen ja nicht wirklich besser. Das hier war kein Leben für die zierliche Fuchsstute. Sie brauchte die Gesellschaft anderer Pferde. Koste es, was es wolle. Und ja, diese Gesellschaft würde sie, allein schon um Sulains Willen, finden. Nur allzu lange sollte sie sich wohl damit nicht mehr Zeit lassen... Ein wenig bedrüppelt schaute sie an sich herab. Sie war nicht mehr das, was sie einst gewesen war. So würde ihr Herr sie nicht einmal mit der Kehrseite ansehen. Von der einstigen Schönheit war nur noch wenig geblieben.

Riako? Wir müssen uns auf den Weg machen...“ erwiderte sie schließlich auf seine Worte und lächelte den hellen Hengst sanft an. „Je eher wir beginnen, desto eher finden wir jemanden. Und desto schneller sind wir aus dem ganzen Schlamassel heraus!

Ein Lachen klang aus der Kehle der Fuchsstute. Sie zwang sich dazu, hoffte jedoch, dass Riako dies nicht sofort bemerkte. Er sollte nicht sehen, dass sie ihm etwas vorspielte. Und mit ein wenig Glück würde er das auch nicht. Denn schon seit jeher war Zahrat Alssahra eine wahre Meisterin der Schauspielkunst. So einen Jüngling wie den kleinen Hengst überzeugte sie schnell. Auch wenn ihre einstige Schönheit recht verblasst war.

Anmutig hob die zierliche Stute ihren Schweif, wölbte den Hals und prustete aufgeregt aus den geweiteten Nüstern. Ein wenig kam die alte Zahrat zurück. Ihre Augen blitzen sogar wieder ein wenig, als sie Riako grinsend ansah und ihn aufmunternd an stupste, ehe sie abermals auffordernd um ihn herum tänzelte. Das dabei ihre Rosse einsetzte, merkte die Fuchsfarbene nicht. Zu sehr war sie darauf bedacht, den jungen Hengst von ihrer vermeintlich guten Laune zu überzeugen.


17.07.2016, 20:53
»Cassandra
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Wer hat Lust?



» von hier an übernommen/gespielt von Eule.

Eine neue Umgebung, ein neues Tal. Cassandra hatte das Stillreich mit gemischten Gefühlen betreten und sich nur vorsichtig voran gewagt. Sie traute der oftmals trügerischen Ruhe nicht, welche dieses Tal einhüllte und befürchtete jeden Moment, dass sie eines Besseren belehrt wurde. Doch die ersten Wochen waren ohne jegliche Komplikationen verstrichen und die helle Stute begann tatsächlich, diese Harmonie, diesen Frieden zu genießen. Endlich hatte sie einen Ort gefunden, an welchem sie zur Ruhe kommen konnte. Das letzte Jahr war voller Strapazen gewesen, hatte an ihren Nerven gezerrt - diese Auszeit hatte die Schimmelstute wirklich nötig gehabt.
Die Umstellung war hart gewesen; ein plötzliches Leben in Freiheit und Unabhängigkeit war anstrengender, als sie es erwartet hatte. Doch zu keinem Zeitpunkt hatte sie auch nur ansatzweise ihre Entscheidung bereut oder sich nach ihrem Leben in Gefangenschaft bei den Menschen gesehnt. Cassandra war immer wieder zu dem Entschluss gekommen, dass sie die einzig richtige Entscheidung getroffen hatte. Auch der Schmerz über den Verlust ihrer Tochter ebbte langsam ab, auch wenn er nach wie vor allgegenwärtig war - und vermutlich auch immer bleiben würde. Dies war ein Neuanfang, eine neue Ära. Cassandra wusste, dass es ihre Pflicht war, diese Chance zu nutzen.
Es war ein milder, sonniger Herbsttag, an welchem die Schimmelstute durch das Stillreich schlenderte und dabei rein zufällig an einem Mohnblumenfeld vorbeikam. Die feuerroten Blüten tanzten im Sonnenlicht, wogen sich sachte im Wind von links nach rechts. Ein wunderschöner Anblick! Cassandra kam nicht drumherum, zu verharren und dieses Naturszenario begeistert zu beobachten. Sie liebte Farben; und sie liebte Blumen. Dieser Ort strahlte so viel Lebendigkeit, so viel Optimismus aus, dass Cassandra sich auf Anhieb verliebte.
Sachte setzte sie ihren ersten Huf in das Mohnblumenfeld und tänzelte vorsichtig hinein, dabei stets aufpassend, so wenig Blumen wie möglich zu zerstören. Sie wollte mit diesem Blumenmeer verschmelzen, wollte eins mit dieser Farbenpracht werden, darin versinken und nie wieder auftauchen. Genießerisch schloss Cassandra die Augen, sog den süßlich-herben Duft der Mohnblumen tief ein und spürte dabei, wie die Blüten immer wieder sachte ihre stämmigen Beine streiften. Eine tiefe, machtvolle Zufriedenheit erfüllte ihre gebrochene Seele und Cassandra wollte diesen Moment der reinen Glückseligkeit am liebsten einfangen und für immer behalten. Das hier war das Leben, das hier war ihr Leben.



30.09.2016, 16:42
» Servan
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Cassandra



Es war still und friedlich in diesem Tal, das der Palomino erst vor kurzem betreten hatte. Der Weg über das Gebirge war beschwerlich gewesen, doch das es sich bereits gelohnt hatte, da war sich der muskulöse Hengst sicher. Niemand hier, der ihm vorschrieb wie er zu leben hatte. Niemand hier, der ihn einengte und seinen Weg mit Pflichten pflasterte. Früher, früher hatte er sich all das gefallen lassen. Hatte sich all den Regeln und Anweisungen unterworfen, einfach weil er es nicht anders kennen gelernt hatte. Doch dann kam die Rekrutierung und alles hatte sich verändert. Servan lernte für sich selbst zu entscheiden, zu leben. Zumindest in der Freizeit. Davon gab es nicht viel, aber es gab sie. Und er durfte endlich nach seinem eigenen Kopf gehen. Und nach der Rückkehr konnte der Goldene sich einfach nicht mehr seinen Eltern unterwerfen. Sie waren ihm nicht mehr vorgesetzt. Befehle entgegen nehmen kam für ihn nur noch im Kriegsfall in Frage. Alles drum herum war nun Seins. Er konnte sich absolut nicht mehr einfügen, nicht mehr mit dem was er als Kind hatte identifizieren. Da blieb ihm nur der Gang in die Ungewissheit der weiten Welt.

Der laue Wind drehte plötzlich, trieb einen unbekannten Geruch und das Geräusch von tänzelnden Schritten heran. Es holte den Goldenen aus seinen Gedanken. Mit einem überraschten Schnauben ließ Servan den Blick wandern. Wann zum Teufel war er mitten in dieses Mohnblumenfeld gelaufen? Überall um ihn herum standen die roten Blüten in voller Pracht. Ein wunderbarer Anblick, eigentlich. Viel mehr fesselte Servan dann doch ein anderer Anblick. Nicht weit vor ihm stand eine Fremde ebenfalls mitten in diesem Meer aus Blumen. Gut, sie stand nicht wirklich, sie tanzte umher. Leichtfüßig. Elegant. Ihre Augen waren geschlossen und sie schien diesen milden, sonnigen Herbsttag zu genießen. Der Palomino hörte, wie die Stute tief die Luft einzog, den süßlichen Geruch förmlich in sich einsaugte. Der Wind stand ungünstig. Vermutlich hatte sie den Hengst noch gar nicht bemerkt, so gefesselt wie sie wirkte. "Guten Abend die Dame." sprach Servan schließlich mit dunkler, rauer Stimme und durchbrach damit die friedliche Stille. Respekt und Höflichkeit hatte er sich erhalten. Zumindest wenn es um Fremde außerhalb vom Krieg ging. Abwartend spielten die Ohren des Palomino. Was sie wohl für einen Charakter hatte? Das Bild was sie bot war auf jeden Fall sehr ansehnlich. Nicht das er gerade auf solche Treffen aus war, dazu war es gerade nicht passig, aber das sie hübsch war, das war wirklich nicht zu verleugnen. Ihr weißes Fell schimmerte leicht im Sonnenlicht und das dichte Langhaar schmiegte sich leicht an ihren Körper. Der Schopf fiel ihr lang über die Augen. Es passte einfach alles zusammen. "Ein schöner Tag und ein noch schönerer Ort, nicht wahr?"



Wörter: 521

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30.09.2016, 17:51
»Cassandra
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Servan



Manchmal war es nicht leicht, mit Vergangenem abzuschließen. Vielmehr war es meist so, dass es einem unmöglich erschien, loszulassen. Denn der Akt des Loslassens war wie ein freier Fall in die Ungewissheit, in ein großes, schwarzes Nichts. Cassandra hatte nie in Erwägung gezogen, dass sie eines Tages an diesem Punkt stehen würde - dass sie eines Tages die Wahl treffen musste, ob sie an der Vergangenheit festhielt oder ob sie bereit war, den Sprung in ein neues, unbekanntes Leben zu wagen. Sie war mit dem, was sie besaß, eigentlich immer zufrieden gewesen. Wenn ihr jemand vor wenigen Jahren erzählt hätte, dass sie heute in diesem Tal stehen würde und gänzlich auf sich alleine gestellt war, hätte sie demjenigen nicht ein Wort von all dem geglaubt. Es war irrsinnig, wie schnell sich alles drehen und wenden konnte - ohne, dass man irgendwie in der Lage war, es zu beeinflussen. Das war dann wohl Schicksal, nicht wahr? Viel erstaunlicher aber war, dass die Helle trotzdessen glücklich war. Glücklich und zufrieden, auf ihre Weise - und mit dem, was sie hatte.

Als seine Stimme ertönte, zuckte Cassandra kaum merklich zusammen. Mit einem ruhigen, fließenden Augenaufschlag sah sie ihn an und sofort schimmerte ein freundliches Lächeln auf ihren weichen Lippen. Die Schimmelstute hegte kein Misstrauen; sie hatte sich diese Last noch nie aufgeladen und war froh, dass es sich bislang auch noch nie als einen Fehler herausgestellt hatte. Sie sah gerne in anderen das Gute und vertraute voller Überzeugung darauf, dass jedes Wesen es verdient hatte. Der Hengst machte ebenfalls einen sehr höflichen, anständigen Eindruck und Cassandra war ehrlich erfreut, dass sich ihre Wege an diesem wundervollen Ort kreuzten.
"Ich wünsche Ihnen ebenfalls einen guten Abend," entgegnete sie freundlich, lächelte einladend. Der milde Herbstwind zupfte gar liebkosend an ihrem dichten, gewellten Langhaar. "Bitte entschuldigen Sie meine Unaufmerksamkeit - ich war vollkommen in Gedanken versunken." Cassandra lächelte dem Palominohengst entschuldigend zu und hoffte, bei ihm damit nicht einen schlechten Eindruck hinterlassen zu haben; immerhin könnte es so ausgesehen haben, als hätte sie ihn bewusst ignoriert oder dergleichen. Und dem war schließlich nicht so gewesen - sie hatte lediglich (wie oftmals in den letzten Monaten) ihre Umgebung voller Leichtsinn gänzlich ausgeblendet.
Nachdem der Hengst das Mohnblumenfeld kommentiert hatte, erhellte ein begeistertes Strahlen ihre Züge und Cassandra nickte eifrig. Dass der Palomino diesen Ort ebenfalls zu schätzen wusste, machte ihn für sie sympathisch - denn das bedeutete immerhin, dass sie scheinbar irgendwie auf einer Wellenlänge sein mussten, zumindest teilweise. "Ohja! Es ist so traumhaft schön hier!" verlieh sie ihrer Begeisterung Ausdruck und lachte dabei glockenklar. Wie schade, dass die rote Blütenpracht schon bald verblühen und absterben würde.
"Ich heiße Cassandra," stellte sie sich ihm schließlich wohlwollend vor und neigte höflich ihr Haupt ein wenig zur Seite. Nur zu gerne hätte sie den Hengst nun mit sämtlichen Fragen gelöchert, die ihr in den Sinn kamen, doch Cassandra zügelte sich und ihre Neugier. Sie befürchtete, dass sie dabei nicht bei jedem einen guten Eindruck hinterlassen würde - Interesse wurde schnell mit Aufdringlichkeit verwechselt und kann dann mit negativen Emotionen bestraft werden. Dieses Risiko wollte sie nicht sofort eingehen - dafür war sie zu erfreut, den Palominohengst hier und jetzt angetroffen zu haben.



01.10.2016, 23:39
» Servan
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Cassandra



Servan bemerkte, wie die Unbekannte kurz erschrocken zusammen gezuckt war, als er sie so unverblümt angesprochenen hatte. Ein kurzes, entschuldigendes Schnauben fand den Weg an die Oberfläche. Die feinen Ohren des Palomino waren gespitzt, direkt auf die Schimmelstute gerichtet. Auf deren Lippen fand sich ein weiches, sanftes Lächeln ein, welches ihr außerordentlich gut stand. Der ehemalige Soldat konnte weder in ihrem Auftreten, noch in ihren dunklen Augen auch nur einen Hauch Misstrauen erkennen. Sie schien ein offenes, freundliches Wesen zu haben. Der Schein konnte zwar trügen, aber vorerst gab es für den Hengst keinen Grund abweisend oder distanziert zu sein. Zumal ihre Stimme, hell und klar, einladend und mit einer guten Portion Respekt und Freundlichkeit gefüllt erklang. Der laue Wind zupfte an ihrem gewellten Langhaar. "Oh, da gibt es nichts zu entschuldigen." erwiderte Servan, die Stimme wie gewohnt rau und dunkel. Auf seine Lippen schlich sich kurz ebenfalls ein seichtes Lächeln. "Ich sollte mich entschuldigen für mein plumpes Auftauchen." Servan senkte einen Augenblick entschuldigend das Haupt, bevor seine Augen sich wieder in ihrem Blick fixierten.

Einigen Sekunden später hellte sich die Miene der Unbekannten noch weiter. Aus dem sanften Lächeln wurde ein begeistertes Strahlen. Scheinbar hatte der Palomino genau das richtige Thema getroffen. Er erwiderte ihr Strahlen erneut mit einem sanften Lächeln. Ohja! Es ist so traumhaft schön hier! Das folgende Lachen war glockenhell und vollkommen klar von jeglichen negativen Einflüssen. Ihre Begeisterung war förmlich ansteckend. Servan nahm sich einen Moment, ließ den Blick über das Feld wandern. Blüte an Blüte, in voller roter Farbenpracht, schien das Meer aus Blumen kaum ein Ende zu finden. Bald würde der Winter sie verblühen lassen, aber nur damit sie im nächsten Frühjahr noch prächtiger erblühen könnten. "Es ist schade, wenn man daran denkt das sie bald alle verblüht sein werden und alles kahl wird. Hoffen wir, das der Winter nicht zu lange dauert und sie bald darauf neu erstrahlen." Servan unterstrich seine Aussage mit einem kurzen, kräftigen Nicken. Vielleicht würde er diesen Ort öfter aufsuchen, im nächsten Jahr, um sich zu entspannen. Für sich zu sein, allein. Dann, wenn ihn alles mal wieder überforderte. Im Moment jedoch war der Hengst ganz froh um die Gesellschaft der Stute.

"Ich bin erfreut, Cassandra. Mich nennt man Servan." Der Goldene tat es der Weißen gleich und neigte ebenfalls kurz sein Haupt. Ein Zeichen von freundlichem Respekt. Cassandra. Ein hübscher Name, der ihm passend für die Stute erschien. Einprägend, wie auch ihr Aussehen. Selten hatte er solch eine Pracht an Langhaar sehen dürfen, welches in leichten Wellen ihrem Körper schmeichelte. Cassandra wirkte älter als der Hengst selbst, trotzdem nicht wirklich wie einfach alt. Es ging eher in Richtung Reife, trotzdem mit einem Hauch Jugendlichkeit. Als wenn sie alles erst jetzt entdeckte und die Welt sie faszinierte. "Darf man fragen, was dich hier her getrieben hat?" Die Stimme des Goldenen war von einem Hauch Neugier gefüllt. Automatisch war Servan zum du übergegangen, ohne es wirklich bemerkt zu haben. Nun, immerhin hatten sich die Beiden mit Namen vorgestellt und ihre Gesellschaft fand der Palomino durchaus angenehm. Da war zu viel Distanz seiner Meinung nach einfach hinderlich.



Wörter: 611

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02.10.2016, 12:23
»Cassandra
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Servan



Er besaß ein sehr aufmerksames, feinfühliges Wesen wie Cassandra erstaunt aber durchaus positiv angetan feststellte, als er entschuldigend schnaubte. Offenbar war es seiner Aufmerksamkeit nicht entgangen, dass sie sich doch leicht erschrocken hatte, als er sie ansprach. Diesen Charakterzug hatte sie bislang bei kaum einem Hengst feststellen dürfen und war froh, dass es noch immer Ausnahmen zu geben schien. Daher schenkte sie dem Palominohengst ein zartes Lächeln zum Zeichen, dass er sich keineswegs entschuldigen musste. Cassandra wusste, dass er gewiss nicht mutwillig gehandelt hatte - außerdem erfreute sie sich sehr an seiner Gesellschaft.
"Plump?" Die helle Barocke lachte herzlich. "Achwas! Ich empfinde Sie alles andere als plump," wehrte sie freundlich ab und meinte es auch so. Der Palomino war bis jetzt ihre angenehmste Gesellschaft und Cassandra empfand nichts - aber auch wirklich gar nichts - an ihm plump oder unhöflich.

Dass er das Mohnblumenfeld und dessen reine Schönheit genauso zu schätzen wusste, wie Cassandra selbst, beeindruckte sie wahrlich sehr. Bislang hatte sie niemanden getroffen, der überhaupt etwas in seinem Umfeld zu schätzen gewusst hatte - erst recht keine 'Kleinigkeiten' wie diese. Die Schimmelstute folgte dem Blick des Hengstes, als dieser den Anblick des Blumenmeers nochmals auf sich wirken ließ und sich genau umsah, beinahe so, als wolle er dieses Bild ganz tief in sich einsaugen um sich im kalten, trüben Winter daran erfreuen zu können.
"Ja, das stimmt. Schon sehr bald wird dieser Ort abgestorben und kahl sein," stimmte sie ihm zu, wirkte dabei kurzzeitig betrübt. Dann aber schlich sich wieder ein sanftes, zartes Lächeln auf ihre Lippen und ihre Augen begannen abermals zu funkeln. "Genau! Das ist der Lauf der Natur - und nächstes Jahr werden die Mohnblumen wieder in ihrer ganzen Pracht erstrahlen." Eine immer wiederkehrende Wandlung; etwas, was eine beruhigende Wirkung auf Cassandra hatte. Eine solche Konstante vermisste sie in ihrem Leben gerade ein wenig.
Servan. Die Helle lächelte erfreut. Sein Name war kurz und knapp; aber männlich und eindrucksvoll. In ihren Augen passte der Name zu ihm wie die Faust aufs Auge. "Ich bin ebenfalls sehr erfreut, Servan." Sie schenkte ihm ein ehrliches, strahlendes Lächeln. Plötzlich hatte Cassandra das Gefühl, dass das Stillreich ihr doch mehr zu bieten hatte, als sie es bislang angenommen hatte. Die letzten Wochen hatte sie sich immer einreden wollen, dass dieses Tal nicht das richtige für sie sein konnte - jetzt aber gerade fühlte es sich an, als würde sie endlich ein bisschen ankommen. Dass sie das Servan zu verdanken hatte, war ihr durchaus bewusst.

Als Servan sie fragte, was sie hierher getrieben hatte und sie dabei sogar duzte, schmunzelte Cassandra ein bisschen verlegen. Es schmeichelte ihr, dass er sich nach ihr erkundigte und sich für ihre Beweggründe interessierte. Und dass er die Du-Form gewählt hatte zeigte ihr, dass sie die erste Schwelle erfolgreich überschritten hatten. "Ich bin seit geraumer Zeit - es müsste ungefähr ein Jahr sein - unterwegs. Bisher habe ich mich nicht entscheiden können, ob und wo ich sesshaft werden möchte. Aber das Stillreich gefällt mir bisher ziemlich gut," erzählte sie ihm aufgeschlossen und nickte bekräftigend. Dass Cassandra aus der Gefangenschaft der Menschen geflohen war und sich in diesem Leben überhaupt erstmal zurechtfinden musste, ließ sie zunächst weg. Sie wollte Servan nicht vertreiben oder abschrecken. "Meiner alten Heimat bin ich überdrüssig geworden." Sie grinste breit, dabei wurden ihre dunklen Augen von fröhlichen Grübchen ummalt.
"Und wie sieht es mit dir aus?" erkundigte sie sich neugierig und spitzte sodann interessiert die Ohren. Cassandra konnte sich irgendwie vorstellen, dass seine Beweggründe gewiss aufregender waren, als die ihre. Fraglich war nur, inwiefern Servan ihr Einblick in sein Leben und seine Vergangenheit gewähren würde. Schließlich hatte die Helle selbst sich ebenfalls zunächst bedeckt gehalten.



04.10.2016, 14:34
» Servan
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Cassandra



Servan beobachtete interessiert, ja beinahe schon fasziniert, wie der Ausdruck der Weißen fast sekündlich wechselte. Von freundlich-offen über erstaunt zu leicht beeindruckt und über kurzzeitig betrübt wieder zurück. Das Lächeln wich fast gar nicht aus ihrem hübschen Gesicht, genauso wenig wie das Glänzen in ihren dunklen Augen. Schon allein das - ihr ganzes Auftreten, ihre Art - weckte die kindliche Neugier in dem Palomino. Neugier. Damals als Fohlen war sie ihm verboten worden. Zu gefährlich, hatte man ihm eingetrichtert. Doch Servan hatte sie sich all die Jahre erhalten. Mit den Jahren hatte er begriffen, das die Aussage, das Neugier eine Gefahr war, nicht gänzlich falsch war. Mittlerweile jedoch war der Goldene alt genug das selbst einzuschätzen. Zumindest glaubte er das. Das es nicht immer so war, das er wusste wann er vorsichtig sein musste, war trotzdem eine Tatsache, die er kaum verleugnen konnte. Doch Fehler machte ein Jeder. Sie erst formen eine Persönlichkeit. Vielleicht hatte man das damals verhindern wollen? Das Servan zu eigenständig wurde?

Mit gespitzten Ohren lauschte der Palomino der Weißen. Nickte ihre Worte verstehend und bestätigend ab, aber unterbrach sie nicht. Das wäre unhöflich. Außerdem war ihre Stimme so angenehm hell und klar, das er ihr wahrhaftig gerne zuhörte, die Worte förmlich aufsaugte. Und mit jedem Satz lernte er mehr von Cassandra kennen. Stück für Stück würde sich am Ende alles zusammen fügen. Ganz von allein ohne das er groß nach bohren musste. Servan konnte nicht verleugnen, das sie ihn gefesselt hatte. Auf ihre einfache Art und Weise. Vielleicht war es die leichte Ähnlichkeit in ihren Grundzügen, die der Goldene meinte zu sehen, die ihn so anzog? Dieses Weltoffene. Diese Neugier. Er meinte all das auch bei der Stute erkennen zu können. Nicht so gut verdeckt, wie es bei ihm der Fall war. Und in genauerer Betrachtung wären sie wahrscheinlich doch sehr unterschiedlich. Aber das machte ja nichts. Wie langweilig wäre es, wenn alle gleich wären. Die gleichen Empfindungen. Die gleichen Erfahrungen. Alles ein grauer, einheitlicher Trott. Nichts Spannendes. Nichts wofür es sich im Endeffekt lohnen würde zu leben.

Als Cassandra die Frage nach den Gründen des Hierseins zurück stellte, holte sie den Goldenen damit aus seinen Gedanken. Kurz ließ Servan die Ohren spielen, den Blick fest auf ihr Antlitz gelegt. Wie viel könnte er preis geben ohne zu viel zu verraten? "Ich denke da haben wir ganz ähnliche Gründe." erwiderte der Hengst schließlich und spiegelte ihr seichtes Lächeln wieder. Im Grunde stimmte das. Er war fort gezogen, weil er es nicht mehr aussieht. "In meiner Heimat hielt mich nichts mehr. Da waren keine Reize mehr und die Welt in ihrem Ganzen zog mich dann hinaus." Servan nickte bekräftigend. So klang das ganz gut. Und es war nicht gelogen. Nicht wirklich zumindest. Kurz huschte der Name seiner Versprochenen Natalie durch seinen Kopf, doch er versuchte es zu ignorierte. Sicher ging es ihr gut. Immerhin war seine Heimat nicht wirklich ein schlechter Aufenthaltsort. Nur für ihn hatte es nicht mehr gepasst. Sie würde sicher wunderbar dort zurecht kommen. Immerhin hatte Natalie nie etwas anderes als das kennen gelernt. Er schon. Und danach gab es einfach kein zurück mehr. Es ging nicht.

"Das ist also das Stillreich hier. Wie lange bist du schon hier? Weißt du etwas über dieses Reich? Gibt es hier Herden?" Fragen über Fragen. Vielleicht konnte sie ihm ja etwas erzählen. Ob es sich wirklich lohnen würde hier zu bleiben zum Beispiel. Das der Palomino die Weiße mit den vielen Fragen vielleicht überfordern könnte, kam ihm erst einige Sekunden später in den Sinn. „Verzeih, ich sollte mich etwas bremsen.“ Mit einem kurzen, leichten, dunklen, entschuldigenden Lachen versuchte Servan seine Neugier zu vertuschen. Nicht das er sie mit dieser ganzen Fragerei noch vertrieb. Ihre Gesellschaft war bisher das Angenehmste der letzten Wochen. Sie war auch so ziemlich die einzige Gesellschaft, wenn der Hengst genauer nachdachte. Es wäre schade wenn sie jetzt gehen würde. Zwar konnte er nicht für die Stute sprechen, aber er vermutete zumindest, das es ihr ähnlich erging was dieses Treffen hier inmitten der roten Blumen betraf. Oder sollte er sich irren? Unbewusst legte der Hengst den Kopf leicht schief, beobachtete jegliche Regung und nahm sie tief in sich auf. Die freundlichen Grübchen in ihrem Antlitz, welche ihre Schönheit noch unterstrichen. Das seidige, fast nicht enden wollende Langhaar. Es passte alles. Und brannte sich in seinen Erinnerungen fest.  



Wörter: 854

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04.10.2016, 17:53
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Servan



Servan blieb eine ganze Weile still und lauschte lediglich ihren Worten. Das war für Cassandra ungewohnt - es ist schon länger her, seit ihr jemand wirklich aufmerksam und interessiert zugehört hatte. Meistens hatte man ihr nie mehr als ein paar Minuten gegeben, ehe sämtliche Gespräche meist zufällig unterbrochen und verschoben wurden. Selbstverständlich waren diese Gespräche nie fortgeführt worden, lediglich leere Versprechungen.
Die Helle verscheuchte ihre düsteren Gedanken, wollte sich auf das Hier und Jetzt - und vor allem auf den Palominohengst - konzentrieren. Immerhin hatte sie in Servan endlich jemanden gefunden, der ihr mehr schenkte, als andere. Und zwar ehrliche Aufmerksamkeit, kostbare Zeit und das Gefühl, gemocht zu werden.

Cassandra klebte an seinen Lippen, nachdem sie ihn nach seinen Beweggründen ins Stillreich gekommen zu sein gefragt hatte. Sie wusste nicht genau, was sie nun erwartete zu hören - aber vermutlich wäre sie mit jeder Art von Antwort mehr als nur zufrieden. Die Schimmelstute war ehrlich begierig darauf, mehr von Servan zu erfahren. Nur zu gerne hätte sie den Palominohengst binnen weniger Stunden nur so mit allen möglichen Fragen gelöchert - jetzt, wo sie endlich die Möglichkeit dazu hatte. Doch Cassandra wusste nur zu gut, dass sie sich dringend zügeln musste und bisher gelang es ihr auch ziemlich gut.
Auf ihren Lippen erschien ein erstaunt-erfreutes Lächeln, als Servan ihr erzählte, dass er aus ähnlichen Gründen hier war. Es beruhigte sie, dass nicht nur sie sich nach so vielen Jahren plötzlich nach einem Tapetenwechsel gesehnt hatte - dass auch andere aus ihrem Leben ausbrachen, um woanders etwas Neues zu beginnen. Cassandra nickte ihm sachte zu; ein Zeichen dafür, dass sie seine Antwort vernommen hatte.

Ein helles, fröhliches Lachen entrann ihrer Kehle, nachdem Servan sie zunächst mit Fragen gelöchert und sich anschließend sofort dafür entschuldigt hatte. Sie mochte seine Natürlichkeit, die er permanent ausstrahlte - seine Aura war nicht nur sympathisch, sondern gar vertraut. Er wirkte auf sie durch und durch echt.
"Nein, keineswegs! Ich freue mich, dass ich endlich jemanden treffen durfte, der auch wirklich spricht." Cassandra schmunzelte noch immer, warf mit einer flüssigen, eleganten Bewegung ihren langen, lockigen Schopf in den Nacken zurück um freie Sicht auf Servan zu haben. Ihre Gedanken huschten kurz zu all den mürrischen Wesen; oder denen, die so seltsam gewesen waren, dass Cassandra sich beinahe hatte ängstigen müssen. Das Stillreich beherbergte wahrlich seltsame Persönlichkeiten.
"Ich bin noch nicht sehr lange hier - erst wenige Wochen," begann sie sodann freundlich seine Fragen zu beantworten. Dabei schimmerte Freude in ihrer Mimik; Cassandra hatte schon lange nicht mehr die Möglichkeit bekommen, über sich selbst zu sprechen und etwas über sich und ihren Werdegang zu erzählen. Es hatte sich schlichtweg niemand für sie interessiert.
"Ich habe mich zwar umgehört, aber ein richtiger Insider bin ich leider noch nicht geworden. Aber Herden gibt es. Mehrere sogar. Mir kam sogar zu Ohren dass es neben einem reinen Wolfsrudel sogar eine Herde gibt, die von Pferden und Wölfen bewohnt wird. Erstaunlich, nicht?" Cassandra grinste breit. Diese Entwicklung erstaunte sie tatsächlich. Wie weit die Welt dort fortgeschritten war, dass man nun sogar bereit war mit seinem Feind seine Heimat zu teilen.
"Jemand hat mir noch erzählt, dass es im Stillreich Magie geben würde - also Zauberer, Hexen, Geister, Engel und all das Zeug." Cassandra konnte sich nur zu gut an diesen zwielichtigen Typ erinnern - der war ihr von Anfang an nicht so wirklich geheuer gewesen. "Aber ich denke das sind nur Märchen." Die Helle zuckte lächelnd mit den Schultern; es blieb jedem selbst überlassen inwiefern er dieser Übernatürlichkeit Glauben schenken wollte. Cassandra selbst war zu weltfremd um sich diesbezüglich eine Meinung bilden zu können. Sie war bisher noch mit nichts vergleichbarem konfrontiert worden.
"So, und jetzt bin ich die, die sich vielleicht mal bremsen sollte, was?" Die Schimmelstute lachte verlegen auf, schüttelte kurz ihr Haupt um die Fliegen zu vertreiben, die es sich wieder an ihrem Hals bequem gemacht hatten. Ihr Blick ruhte auf Servan, interessiert und aufgeschlossen. Nur zu gerne wüsste sie, was ihm gerade alles durch den Kopf ging.



05.10.2016, 20:41
» Servan
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Cassandra



Cassandra schien etwas Besonderes zu sein. Servan konnte sich selbst nicht genau erklären warum, aber diese Ahnung nistete sich immer mehr ein, je länger er sie betrachtete, ihren Worten lauschte. Er bemerkte wie sie an seinen Lippen zu kleben schien. Jedes Wort von dem Hengst saugte sie förmlich auf. Ihr wacher Ausdruck verriet echtes Interesse. Der Palomino versuchte sich an Jemanden zu erinnern, der ebensolche ehrliche Neugier an ihm als Persönlichkeit hatte, doch ihm wollte nicht wirklich Jemand einfallen. Stuten waren für ihn oft nur Lückenfüller gewesen. Der Gewinn des Sieges. Mehr wollten sie auch nie von ihm. Ein paar belanglose Worte und danach wurden die Triebe Beider befriedigt. Die Stuten waren zufrieden gewesen, hatten sie doch Nähe, wenn auch nur kurz, mit einem echten Helden erlebt. Und Servan war zufrieden, weil seine männlichen Triebe ausgelebt werden konnten. Hatte es ihn denn wirklich zufrieden gestellt, diese oberflächlichen Bekanntschaften? Das hier mit Cassandra war etwas anderes. Und es fühlte sich gut an, richtig.

Ihr helles, fröhliches Lachen rief den Hengst in die Gegenwart zurück. Es war ansteckend und Servan erwiderte es. Er schaffte es zwar nicht annähernd solch einen reinen, hellen Tonfall wie Cassandra zustande zu bekommen, hoffte dennoch das man die echte Freude heraus hören konnten. Es klang selbst in seinen Ohren befremdlich. Wann hatte Servan das letzte Mal so ehrlich und offen gelacht? Gab es so etwas überhaupt jemals bisher? "Darf man fragen was das bedeuten soll? Jemand der wirklich spricht?" Der Palomino konnte sich darunter wirklich absolut nichts vorstellen. Gab es Lebewesen, die unwirklich sprachen? Zwischen den dunklen Augen des Hengstes erschien eine kleine, nachdenkliche Falte. Beinahe wäre ihm die überaus elegante, fließende Bewegung entgangen, mit der Cassandra ihren Schopf aus dem hübschen Gesicht warf um ihn besser sehen zu können. Ihre dunklen Augen wirkten unendlich tief. Servan unterbrach seine Gedankengänge, während er sich in ihren Augen fast verlor. Es war ja nun nicht wirklich wichtig was sie damit gemeint hatte, oder?

Als ihre freundliche Stimme erneut erklangt zuckten die feinen Ohren des Hengstes. Interessiert und begierig darauf mehr von diesem Land zu erfahren – und auch von ihr – lauschte er gespannt ihren Worten. Cassandra gab zu noch nicht lange hier zu sein, trotzdem wusste sie die ein oder andere Information, mit der Servan etwas anfangen konnte. Als sie von einer Gemeinschaft sprach, in der Pferde und Wölfe zusammen lebten, konnte der Palomino förmlich ihr Estaunen fühlen. Das sachte Lächeln kehrte auf seine Lippen zurück. Scheinbar wusste sie nicht viel von der Welt, denn solche Gemeinschaften gab es immer mal wieder. Anfangs hatte es den Hengst auch etwas verstört, mittlerweile war es in Ordnung. Wenn es funktionierte, warum dann auch nicht. "Ich habe schon von solch Gemeinschaften gehört, leider aber noch keine selbst aufgesucht. Mich würde interessieren wie so etwas funktioniert und ob es bestimmte Regeln gibt. Im Grunde glaub ich jedoch, das es problemlos klappen kann. Räuber jagen ja im Grunde nur Schwache. An gesunde, starke Tiere gehen sie im Normalfall ja nicht." Servan bemerkte ihr breites Grinsen. Vielen stand solch ein Grinsen nicht, es entstellte auf komische Art und Weise, aber Cassandra stand es überaus gut. Der Palomino überlegte kurz, ob es überhaupt etwas geben könnte, was die Schönheit und Besonderheit der Hellen zerstören würde, aber ihm fiel nichts ein.

Cassandra sprach weiter. Sie wirkte wie in ihrem Element und schien darin förmlich aufzugehen. Servan wartete geduldig, nahm jedes ihrer Worte in sich auf und nickte hin und wieder als Zeichen das er verstand. Bei Natalie wäre er wahrscheinlich längst geplatzt. Wie oft sie ihn in den Wahnsinn getrieben hatte ohne das der Palomino genau sagen könnte warum. Bei Cassandra war das anders. Ihre Stimme war wohlklingend, ihre Gesellschaft angenehm, da gab es keinen Grund für Servan harsch und ungeduldig zu werden. Als die Weiße von Magie sprach, ungläubig die Schultern zuckte, nur um sich kurz darauf für ihren Redefluss zu entschuldigen, war es an Servan mit einem dunklen Schnauben ab zuwinken. "Nein, nein. Ist schon alles passend so." meinte er mit dunkler, rauer Stimme und nickte sacht. Er könnte ihr ja kaum sagen das es ihn unglaublich erfreute, wenn sie so freizügig sprach. Und das sich ihre Stimme wie Balsam auf seiner einsamen Seele anfühlte. "Und wegen der Magie. Ich glaube schon das es sein könnte das sich solche Wesen hier herum treiben. Es gibt so viel zwischen Himmel und Erde, was unerklärlich ist und trotzdem existiert." Zum Beispiel dieses Treffen hier und dieses tiefe Interesse aneinander, welche vermutlich Beide auf ihre Art empfanden. Kurz senkte Servan den Blick gegen Boden. Beinahe hätte er diesen Gedanken laut ausgesprochen.



Wörter: 878

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06.10.2016, 18:13
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Servan ♥



Cassandra wusste nicht, ob ihr überhaupt jemals jemand wie Servan begegnet war. Er war ein so besonderer Hengst, so anders - positiv anders. Er war aufmerksam, aufgeschlossen und lebensfroh - er wirkte ausgelassen, natürlich und durch und durch ehrlich. All diese Eigenschaften faszinierten die helle Barocke sichtlich und sie könnte sich seinem Bann nicht entziehen, selbst wenn sie es noch so wollen würde. In ihm glaubte sie etwas gefunden zu haben, was bisher irgendwie immer gefehlt hatte; doch Cassandra konnte nicht genau sagen, was es war.
Das einzige, was ihr ein wenig Magenschmerzen bereitete, war, dass sie offensichtlich eine Ecke älter war, als der Palomino. Nicht, dass sie das stören würde - doch was wollte ein so gutaussehender, stattlicher Hengst wie Servan mit einer alten Stute, wie ihr? Er könnte vermutlich all den jungen, bildschönen Mädchen den Kopf verdrehen. Es war so absurd, dass er ihr seine kostbare Zeit schenkte, obwohl sie ihm doch eigentlich überhaupt nichts zu bieten hatte. Man sah Cassandra immerhin deutlich an, dass sie nicht mehr die Jüngste war - auch an ihr hinterließ die Zeit ihre Spuren; das Alter würde vor nichts und niemandem Halt machen. Die Helle versuchte, ihre Selbstzweifel zu verbergen. Sie wollte diese tolle Atmosphäre nicht mit solch unwürdigen Gefühlen zerstören. Viel lieber wollte sie die Gesellschaft von Servan so lange genießen, wie es ihr möglich war. Früher oder später würde er erkennen, dass sie ihm nichts zu geben hatte.

Sein Lachen holte sie in die Realität zurück. Cassandra blinzelte ihm erstaunt zu, lachte dann aber erfreut auf. Servan hatte bisher einen eher distanzierten Eindruck gemacht - nicht unhöflich distanziert, aber irgendwie so, als habe er es nie anders gelernt. So, als hätte man ihn so 'bedeckt' erzogen. Umso schöner war es zu sehen, dass er aufblühte und sein ehrliches, unbeschwertes Lachen traf die Barocke direkt ins Herz und hinterließ dort eine angenehme Wärme.
"Ich weiß gar nicht genau, wie ich das erklären soll," begann Cassandra nachdenklich und schmunzelte Servan sachte zu. Manchmal wählte sie die falschen Worte und kam dann in Erklärungsnot. Aber es gab so vieles, was man nicht beschreiben oder erklären konnte. Diese Begegnung zum Beispiel, die so außergewöhnlich wundervoll war. "Die meisten beantworten zwar deine Fragen, stellen dir aber wiederrum keine. Das ist für mich das kein wirkliches Gespräch, weil es einseitig und eintönig ist. Verstehst du, was ich meine?"
Die Schimmelstute kicherte ein wenig verlegen und ließ ihren Schopf wieder über Augen fallen, um seinen forschenden Blicken kurz auszuweichen. Sie hatte sich - wie so oft - um Kopf und Kragen gesprochen und war erst nicht auf den Punkt gekommen. Vorsichtig blinzelte einige Augenblicke später unter ihrem Schopf hervor um zu schauen, ob sie bei Servan nun einen merkwürdigen Eindruck hinterlassen hatte. Doch der Hengst wirkte noch ebenso ausgeglichen und ruhig, wie zuvor.

Als Servan ihr erzählte, dass er bereits von Gemeinschaften gehört hatte, in welcher Pferde und Wölfe gemeinsam lebten, zuckte Cassandra verunsichert mit den Ohren. Es war ihr irgendwie unangenehm, dass sie das nicht gewusst hatte - und sie glaubte, dass sie das jetzt irgendwie dumm wirken lassen könnte. In ihrem Alter war Unwissenheit tatsächlich eine Tugend; doch sie wollte sie all das besser wissen, wo sie doch gerade erst seit knapp einem Jahr in Freiheit lebte? Cassandra musste all das erst noch lernen; ihr war durchaus bewusst, dass sie unfassbar viel nachzuholen hatte.
Auf seine Ausführungen hin, nickte sie lediglich still. Sie konnte sich absolut nicht vorstellen, wie sowas funktionieren sollte. Für sie war es ein Rätsel, warum man seine Heimat freiwillig mit seinem natürlichen Feind teilen wollte - aber vielleich würde sie es eines Tages verstehen können.

Jetzt, nachdem Cassandra ihren Redefluss endlich unterbrochen hatte, überraschte es sie, dass Servan sie kein einziges Mal unterbrochen hatte. Geduldig und aufmerksam hatte er ihr zugehört und erst jetzt bemerkte sie, wie ungewöhnlich das war. Freude spiegelte sich in ihrem sanften Blick wieder, als der Palomino ihr versicherte, dass schon alles passte. Also hatte sie ihn mit ihren Wortschwall nicht gänzlich überfordert oder gar vertrieben.
Seine Meinung zum Thema Magie verwunderten sie komplett, was man ihrem erstaunten Blick aus den großen Augen auch sofort entnehmen konnte. Cassandra hätte niemals gedacht, dass ein Hengst wie Servan diese Meinung hatte - auf sie hatte er immer einen sehr bodenständigen, realistisch veranlagten und nüchternen Eindruck gemacht. Eben wie jemand, der nicht an übernatürliche Dinge glaubte, sondern nur an Fakten und Tatsachen. An Dinge, die er anfassen und sehen konnte. Wieder einmal erkannte die Barocke, dass in dem Hengst noch viel mehr schlummerte, was sie entdecken wollte. Stille Wasser gingen bekanntlich ja sehr tief.
"Meinst du?" Sie lächelte und ihren Augen spiegelte sich stille Begeisterung. Cassandra war ohnehin gespannt, was ihr neues Leben noch so alles für sie bereit hielt. Und sie war alles andere als abgeneigt, herauszufinden, ob Magie tatsächlich existierte. Abenteuer waren schließlich schon immer genau ihr Ding gewesen - nur leider hatten ihre früheren Lebensumstände selten welche zugelassen. "Aber du hast recht; es gibt so vieles, was wir nicht erklären können." Sie warf dem Palomino einen tiefen, warmen Blick zu - auf ihren weichen Lippen schimmerte ein sachtes, zärtliches Lächeln.
Und wie aus dem Nichts - so völlig unpassend und ohne Vorwarnung - setzte schließlich ihre Rosse ein. Cassandra konnte nicht verbergen, dass ihr das mehr als nur peinlich war. Wieso ausgerechnet jetzt? Die Helle würde nicht leugnen können, dass ihre Rosse sie nun völlig unvorbereitet getroffen hatte. Seltsamerweise jedoch fühlte sich der Augenblick dennoch seltsam richtig an. So, als passte es vielleicht doch gerade zur Gesamtsituation.



15.10.2016, 15:23
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Cassandra



Irgendwie war es schon sehr außergewöhnlich, dieses Treffen, mitten in dem Mohnblumenfeld. Außergewöhnlich und wunderbar angenehm. Die Schimmelin hatte etwas an sich, was sich Servan nicht erklären konnte, aber es zog ihn förmlich an. Auf welche Weise konnte er sich selbst nicht beantworten, aber es erschien im Moment auch nicht wirklich wichtig. Schon komisch, sonst war es der Hengst, der diese Anziehungskraft auf seine Gegenüber ausübte. Einfach so, ohne das er groß etwas dafür tun musste. Vielleicht lag es an ihrer sanften, freundlichen Art? Oder an ihren scheinbar unendlich tiefen Augen? Oder daran, das der Palomino das Gefühl nicht los wurde, das sie etwas versteckte, und er heraus finden wollte was es war. Seine Neugier auf diese wunderbare Stute – denn das sie überaus wunderbar war in ihrer ganzen Erscheinung, da war sich der Hengst sicher – war geweckt und musste gestillt werden. Nicht sofort, Servan wollte ihre angenehm warme Gesellschaft so lange wie möglich auskosten. Es lenkte ihn ab, von all den Dingen die Ablenkung forderten. Es störte den Hengst absolut gar nicht, das sie scheinbar einigen Jahre länger auf dieser Welt wandelte, als er selbst. Zwar hatte der Goldene bisher immer ein wenig auf das Alter geschaut, wenn es darum ging mit welchen Stuten er intensivere Nähe einging, aber Ersten fand dieses Treffen ja nicht statt, weil er diese Nähe gesucht hatte, und Zweitens war Cassandra von ihrer Art und ihrem Verhalten her im Grunde jünger, als ihr Leben wahrscheinlich zählte. Ja, sie war schon etwas ganz Besonderes und wenn er ehrlich zu sich selbst war, würde er sie nur mit Murren ziehen lassen, wenn sie gehen wollen würde. Die Weiße sah aber ganz und gar nicht so aus, als wenn sie im nächsten Augenblick ihren hübschen Körper wenden und sich aus seiner Gesellschaft entfernen wollen würde.

Als die helle, reine Stimme Cassandras erneut die Stille zwischen ihnen vertrieb, spitze Servan noch mehr als eh schon so feinen Ohren. Er wollte jedes ihrer Worte auffangen und tief in sich einsaugen, damit er sich in dunklen, einsamen Stunden daran erinnern konnte. Der Goldene bemerkte ihre leichte Verlegenheit, als sie versuchte zu erklären, was man unter einem nicht wirklichen Gespräch verstand. Irgendwie gab ihr das leichte Schmunzeln der Verlegenheit einen sehr süßen Ausdruck, den der Palomino mit einem sanften Lächeln kommentierte. Wie lange war es her, das er sich in Gesellschaft einer Stute so wohl, fast schon wie Zuhause, gefühlt hatte? Und das ganz ohne Hintergedanken? Vermutlich hatte es solch einen Moment noch nie in seinem Leben gegeben, oder? "Ich verstehe schon." gab der Hengst mit dunkler, rauer Stimme von sich und damit zu verstehen, das er es wirklich verstand. Auch der Goldene kannte solche Gespräche, wenn er sie auch nicht als unwirkliches Gespräch betitelt hatte. Nun, so hatte er jetzt immerhin Worte um solche Dinge zu beschreiben. "Aber das hier ist ja anders, nicht wahr? Das hier ist ein wirkliches Gespräch. Danke dafür." Servan nickte leicht, wahrhaft dankbar dafür, das Cassandra die Einsamkeit vertrieb und die Atmosphäre um ihn herum ins Angenehme wandelte. Ohne es zu merken verharrte sein markantes Haupt in einer leichten Schieflage. Der, im Gegensatz zu der Stute sehr spärlich ausgeprägte Schopf des Palomino rutschte ihm vor die Augen. Unter seinem hellen Langhaar hervor späte Servan beinahe kess hervor, die Stute immer im Blick behaltend. Auch der Schopf der Weißen hing vor ihren dunklen Augen, ließ sie blinzeln. Servan schnaubte dunkel. Was nur hatte Cassandra an sich, das sie es schaffte ihn ruhig und besonnen, sowie das Gespräch am Laufen, zu halten.

Der Ausdruck im Gesicht der Schimmelstute wurde hin und wieder von Nachdenklichkeit überzogen. Es zeigte dem Goldenen, das auch sie genauso interessiert an dem war, was Servan von sich gab, wie er an dem was sie sprach. Beiderseitiges Interesse am Gegenüber. Das war gut, mehr als gut. "Ja, ganz sicher. Es gibt soviel Unerklärliches zwischen Himmel und Hölle." Der Goldene nickte, seine eigene Aussage bekräftigend, eher er dunkel abschnaubte. Das zarte Lächeln in dem Gesicht der Weißen entging dem Palomino nicht, genau sowenig wie die Begeisterung, die nun Einzug in ihren Augen hielt. Er erwiderte es mit einem Lächeln, versuchte es ebenfalls so sanft zu gestalten. Vermutlich würde es nicht annähernd so perfekt aussehen, wie das von Cassandra. "Zum Beispiel dieses Treffen hier. Ich hätte nicht damit gerechnet hier auf Jemanden wie dich zu treffen." Klang das nicht etwas zu negativ? Nicht das Cassandra das jetzt falsch verstand. Zwischen den Augen des Hengstes erschien eine nachdenkliche Falte, während er die Stute prüfend anblickte. Nein, sie sollte das jetzt wahrhaft nicht falsch verstehen, aber er wusste auch nicht, wie er die leichte Spannung zwischen sich auflösen konnte. Ihm fielen nicht die richtigen Worte ein.

Bevor Servan weiter in seinen Gedanken versumpfen konnte, erreichte ein süßlicher, unverkennbarer Geruch seine weichen Nüstern. Automatisch blähten sie sich, filterten den Duft genauer aus dem Geruch von Mohn und Herbst heraus. In die dunklen Augen des Palomino trat ein leicht besorgtes Glänzen, während sich sein Körper instinktiv straffte. Cassandras Rosse hatte eingesetzt. Das konnte diese Begegnung von Grund auf ändern. Nicht das Servan so Jemand war, der sofort auf alles ansprang, was weiblich und bereit war, aber auch er war nur ein Hengst mit Trieben, gegen die er manchmal nichts machen konnte. Unbewusst ließ der Goldene den Schweif durch die kühle Luft surren. Das peitschende Geräusch ließ ihn kurz zusammen zucken. Nein, er wollte Cassandra wirklich nicht so nahe kommen. Nicht jetzt. Er wollte sie ja nicht vertreiben oder einen falschen Eindruck hinterlassen. "Verzeih." murmelte der Goldene mit dunkler Stimme, versuchte die aufwallenden Gefühle nieder zu ringen. Es war schon etwas her, das der Hengst seine Triebe ausgelebt hatte, aber Cassandra war keine, die man sich nahm und dann ging. Jedenfalls wollte Servan nicht, das sie solch eine Begegnung wurde. Aber was genau wollte er dann von Cassandra? Was sollte das Alles werden? So genau wusste das der Hengst selbst nicht.



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15.10.2016, 16:50
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Servan



In seiner Gegenwart fühlte Cassandra sich in eine Zeit zurückversetzt, welche sie damals nicht hatte ausschöpfen und genießen können. Plötzlich fühlte sich wie ein junges Mädchen, welches das erste Mal Gefallen an einem Hengst fand und gerade erst begann, sich mit sich und ihrem Körper auseinanderzusetzen. Heute musste Cassandra sich eingestehen, dass sie sich nie mit ihrer Sexualität auseinandergesetzt hatte - und genau das war heute ihr Nachteil. Denn sie wusste eigentlich gar nicht wirklich, wie es funktionierte. Für sie war es immer mehr eine Pflicht, als reines Vergnügen gewesen und das Ergebnis hatte immer zwingend zur Folge haben müssen, dass sie ein Fohlen austrug. Seltsam, wenn man bedachte, dass sie bisher lediglich eine Tochter zur Welt gebracht hatte. Doch mit diesem Leben hatte sie abschließen wollen, war ausgebrochen, um etwas Neues zu beginnen. Erstaunlich, dass sie sich dennoch damit konfrontiert fühlte und erkennen musste, dass ihre Vergangenheit sie nachhaltig geschädigt hatte: sie hatte eine verdrehte Ansicht zur Sexualität und fürchtete sich vor ihrer Unbeholfenheit. Und ihre Scham darüber hatte Cassandra nicht immer Griff, das konnte sie deutlich spüren.

"Ja, das hier ist in der Tat anders," stimmte sie ihm lächelnd zu und nickte begeistert. Dass er sich dafür bedankte, bedeutete Cassandra sehr viel - doch sie wusste nicht, wie sie ihm das zum jetzigen Zeitpunkt hätte zeigen sollen. Sie hoffte einfach, dass er wusste, dass sie genauso dankbar dafür war, ihn kennenlernen zu dürfen. Noch zuvor war sie sich ein wenig verloren vorgekommen; er gab ihr jedoch etwas, was ihr sonst chronisch fehlte: Rückhalt. "Wirklicher ginge nicht. Danke auch dir dafür." Die helle Barocke lächelte ihm aufrichtig zu, ihre Augen schimmerten gerührt. Ja, diese Begegnung war irgendwie schicksalhaft. Sie hatte Servan immerhin genau dann und dort getroffen, wo sie es am allerwenigsten erwartet hätte. Es war schon erstaunlich, wie das Leben so spielte - und wie man immer dann die Konstante fand, die man suchte, wenn man beschlossen hatte, aufzugeben. Beinahe so, als wäre das ein höherer Plan, den sie verfolgen sollten.
Himmel und Hölle. Cassandra dachte über seine Wortwahl nach und legte sachte ihr massives Haupt schief. Sie hatte sich noch nie zuvor mit ihrem Glauben auseinandergesetzt - vermutlich, weil sie ihn bislang nicht gebraucht hatte. Die Schimmelstute war der Meinung, dass man sich dem Glauben nur dann bediente, wenn man in einer Notlage war, aus welcher man aus eigener Kraft keinen Ausweg finden konnte. Meist war es doch so, dass die Religion die letzte Hoffnung auf Erlösung war. "Du glaubst, dass die Hölle existiert?" fragte sie ihn mit ihrer weichen aber dennoch festen Stimme und sah ihm dabei tief in die Augen. Für Cassandra hatte es bislang immer nur den Himmel gegeben; die Vorstellung, dass einem irgendwann der Zutritt in den Himmel verwehrt werden könnte, behagte ihr nicht. Vielleicht hatte sie die Hölle daher nie in Betracht ziehen wollen. Wie viele Unschuldige würden sonst wohl dort landen, ohne es verdient zu haben?

Still hatte Cassandra die Atemzüge gezählt, bis der süßliche Duft ihrer Rosse den Palominohengst erreicht hatte. Seine Erkenntnis kam schneller, als die Barocke es erwartet hatte: sie konnte sehen, wie sich seine Nüstern blähten und sie sah dieses veränderte Schimmern in seinen Augen; seine Muskeln wirkten angespannt, gar verhärtet. Seine Besorgnis über diese Situation schwappte augenblicklich auf Cassandra über, welche nun auch verunsichert und nervös wirkte. Ihr Herzschlag beschleunigte sich augenblicklich und auch ihre Muskeln wirkten hart und verspannt.
Seine Anspannung schien den Höhepunkt zu erreichen, als er seinen Schweif mit einer solchen Kraft durch die Luft wirbelte, dass ein lautes Zischen dabei ertönte. Cassandra war unbeabsichtigt zusammengezuckt und sah ihn wortlos an. Ihre Lippen hatte sie fest aufeinandergepresst. Was sollte sie nun tun? Das war schließlich einzig und allein ihre Schuld. Die noch zuvor ungezwungene Atmosphäre war nun wie elektrisiert. "Nein, es muss dir nicht leid tun. Mir sollte es leid tun." Die Schimmelstute schüttelte entschlossen den Kopf, als Servan um Verzeihung bat.
Cassandra konnte sich nicht erinnern, sich jemals in einer solchen Situation wiedergefunden zu haben: eingesperrt zwischen Verlangen und Vernunft. Zwischen Unsicherheit und Sicherheit. Zwischen richtig und falsch. Diese Begegnung war anders; der Ausgang noch völlig offen. Die Barocke wusste nicht, was sie sich davon versprach - was sie sich von Servan wünschte, oder nicht. Sie war verwirrt. Aber glücklich. Seltsam glücklich. Und aus diesem Glücksgefühl heraus trat Cassandra näher an den Palomino heran um sodann ihr Gesicht liebevoll in seiner Mähne zu vergraben. Dabei atmete sie seinen Geruch tief ein, rieb ihre Nüstern sachte an seinem muskulösen Hals. Es war das erste verdammte Mal, dass sie sich einem Hengst so tief verbunden fühlte. Es war das erste Mal, dass sie in einem Hengst mehr sah, als nur einen Hengst. Ja, es war das erste Mal, dass sie in der Gegenwart eines Hengstes wahrlich zufrieden, ja, regelrecht wunschlos glücklich war.



15.10.2016, 17:40
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Cassandra 



Das Schicksal war ein mieser Verräter. Erst ist es nett und freundlich, leitet alles in die Bahnen und lässt zwei Seelen aufeinander treffen, die sich sympathisch sind, ja beinahe magisch voneinander angezogen werden. Es lässt zu, das sie in eine Gespräch geraten, sich wohl und gut aufgehoben fühlen in Gesellschaft eines eigentlichen Fremden. Und dann bekommt es einen Rappel und legt die Karten neu, schlägt eine vollkommen falsche Richtung ein und macht das der weibliche Teil dieser Zweisamkeit in die Rosse kommt, genau wissend, das der männliche Teil seine Triebe seit geraumer Zeit nicht mehr ausgelebt hatte, dementsprechend vor Testosteron nur so strotzte. Oh ja, das Schicksal war wirklich mies, manchmal. Servan wusste worauf es hinaus wollte, was es bezweckte mit alledem, aber er müsste und würde es nicht tun. Cassandra war etwas Besonderes, auch wenn er noch nicht sagen konnte warum und wieso genau. Er würde sich das nicht von seinen Trieben und Hormonen kaputt machen lassen. Immerhin könnte die Weiße Etwas werden in seinem Leben. Ein Halt, wenn alles aus den Fugen zu geraten drohte. Vielleicht gar eine Freundin? Irgendwas, was ihm das Leben in diesem noch unbekannten Tal erleichtern würde. Und die Finsternis aus seinen Gedanken vertreiben konnte, wenn es nötig war.

Der Palomino schüttelte kurz das Haupt, zwang die aufwallenden Emotionen zurück in die tiefen seines Inneren. Er war nicht umsonst ein Krieger und Soldat. Kontrolle zu behalten hatte er gelernt und auch wenn es hier im Moment mit der Stute mehr als schwer werden würde, er konnte und musste es schaffen. Cassandras Stimme erreichte diesmal mit Mühe und Not das Gehör des Goldenen, der sofort die Konzentration vom Innen weg wieder auf sie richtete. Die leicht spielenden Ohren verharrten in gespitzter Position. Ihre Dankbarkeit schaffte es letztendlich, die verhärteten Züge im Gesicht des Palomino zu erweichen. Es erfreute Servan, das sie das Alles hier genauso wahrnahm, wie er. Das es ihr gefiel, das sie sich wohl zu fühlen schien. So tat diese Begegnung ihnen beiden gut, auf welche Art auch immer. Als der Ausdruck im Gesicht der Weißen nachdenklich wurde und sie mit weicher Stimme tatsächlich fragte, ob er an die Hölle glaubte, musste der Hengst leicht schmunzeln. Glaubte er denn an Himmel und Hölle? Im Grunde hatte er nie Gedanken daran verschwndet. "Eigentlich ist das nur so ein Sprichwort, was man so daher sagt." erklärte Servan, die Stimme ruhig und dunkel. Ob Cassandra das verstehen würde? "Einen Glauben habe ich nicht, denke ich. Ich meine, die Existenz von Himmel oder Hölle ist weder bestätigt, noch abgewiesen, von daher kann es schon sein das es beides gibt." Es lenkte ab, das Sprechen. Die in Wallung geratenen Emotionen wurden ruhiger, schwabbten nur noch leicht gegen die äußere Hülle, die nicht wollte, das sie nach außen drangen. Servan legte all seine Aufmerksamkeit auf die Stute, die scheinbar ebenfalls versuchte, diese elektrisierende Spannung zwischen ihnen zu vertuschen.

Erneut durchbrach die Stimme der Weißen die Stille, die langsam aber sicher eine drückende Art annahm. Hatte sich Cassandra eben wirklich wegen ihrer Rosse entschuldigt? Servan runzelte leicht die Stirn. Sie konnte doch nichts dafür? Das war Natur, genauso wie seine Reaktion auf ihre Rosse Natur war. Zwar gerade lästige Natur, aber eben natürlich. "Hey, nicht doch." sprach der Goldene, die Stimme diesmal das erste Mal von einem sanft-belehrenden Ton begleitet. "Du kannst doch nichts dafür. Das ist normal." Er nickte leicht, ein warmes Lächeln auf den Lippen. Ohne es zu bemerkten kam der Palomino langsam aus dem Versteck, legte seine distanziert-höfliche Art ab, benahm sich vertrauter. Zwar hatte er sich soweit wieder im Griff, auch wenn die Haltung weiterhin gespannt und geladen blieb, das was die Rosse in ihm auslöste, zeigte seine Wirkung trotzdem, eben auf genau diese Art. Servan bemerkte, das auch Cassandra angespannter wirkte. Sicher war ihr die Änderung seiner Haltung, sowie in seinen Augen, aufgefallen. Die Weiße wirkte unsicher, wie Hin und Her gerissen. Sie schüttelte ihr hübsches Haupt, das Langhaar schmeichelte dabei sacht ihren Hals. Servans Nüstern blieben gebläht, atmeten immer mehr vom süßlichen Duft der Rosse ein. Noch benebelte es ihn nicht. Er war stark, er konnte sich kontrollieren, wenn er wollte. Der Goldene musste nur versuchen einen klaren Kopf zu behalten. Das hier, was so toll und bedeutungsvoll angefangen hatte, sollte nicht als bedeutungsloser Lückenfüller enden.

Servan stockte der Atem, als ein Ruck durch den Körper von Cassandra ging. Eher er etwas sagen oder gar tun konnte, überwand die Stute die Distanz, die zwischen ihren Körpern lag, mit fließenden, eleganten Bewegungen. Es war wie ein elektrischer Schlag, der durch den Körper des Goldenen schoss, das glänzende Fell erschauern ließ, als die Stute, die ihm doch noch so fremd war, ihren Kopf an seinen Hals legte und ihn in seiner hellen Mähne vergrubt. Der Hengst hatte das Gefühl, das sein Herz einen Augenblick vollkommen aussetzte, ehe es im schnelleren Tempo weiter schlug, hart gegen seine Rippen pochte. Der Geruch von Rosse brannte in seinen Nüstern, aber was ihm viel mehr die Sinne raubte, war ihr ganz persönlicher, einzigartiger Duft und die Wärme, die ihr Körper an seinen ausstrahlte. Ohne etwas dagegen tun zu können, rollte Servan den Hals auf, während der Schweif das Pendeln anfing. Die feinen Ohren spielten beinahe unsicher. Was sollte das hier? Er wollte doch nicht, das es so endete, wie das Schicksal es geplant hatte. Das miese, bösartige Schicksal.

Der Palomino schloss die Augen. Er sollte sich besser dieser intensiven Nähe entziehen, aber seine Beine bewegten sich einfach nicht von der Stelle. Ja, er genoss es, wenn er ehrlich zu sich war. Diese Liebevolle, das Cassandra ihm gegenüber ausstrahlte. Wie sie zärtlich ihren Kopf ganz leicht an seinen Hals geschmiegt hielt. Wie ihr Atem sein Fell entlang strich. Aber es durfte nicht sein. Er wollte es nicht. War es Furcht, die Servan empfand? Furcht darüber, das dies alles verändern könnte, negativ verändern? Ein Soldat durfte keine Angst empfinden. Ein Soldat sollte sich auch nicht von einer Unbekannten die Kontrolle entreißen lassen. "Cassandra..." murmelte der Palomino, die Stimme kaum mehr als ein Flüstern. "Wir... wir sollten das nicht tun." War es Sehnsucht, die ganz leise und unsicher in seiner Stimmlage mitschwang? Die Augen weiterhin geschlossen, seufzte Servan tonlos. Er wollte ihr nicht weh tun, auf keinen Fall, so viel war sicher. Und wenn er das alles so weiterlaufen ließ, würde es sicher passieren. Doch statt sich von Cassandra zu lösen, so wie der Hengst es seinem Körper befahl, wand sich sein Kopf der Stute zu. Es war beinahe so, als wenn er nur noch Zuschauer war. Servan fühlte, wie er die Schimmelstute ganz zart umhalste, tief ihren einzigartigen Geruch in sich einzog.



Wörter: 1283

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15.10.2016, 18:29
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Servan



Es gibts nichts, was unbeständiger war, als Glück. In einem Moment glaubte man, es noch zu besitzen um im nächsten Augenblick jedoch schon feststellen zu müssen, dass dem nicht mehr so war - oder dass dem sogar nie so gewesen war. Im Grunde war Glück nichts als eine Illusion, eine Hülle, ein Hauch von Nichts. Man konnte es nicht für sich beanspruchen, oder gar besitzen. Glück und Enttäuschung lagen so nahe beieinander, dass man es manchmal nicht einmal voneinander unterscheiden konnte. Cassandra hatte schon früh gelernt, dass man sich nicht an das Glück klammern durfte - denn es gab nichts, was untreuer und verräterischer war. Glück konnte man nicht festhalten. Es war zu frei, zu eigensinnig.
Cassandra wusste, dass er Recht hatte. Servan war ein kluger Hengst, der alles genauer analysierte als sie. Er war im Gegensatz zu ihr in der Lage, das alles nüchtern zu betrachten und dabei zu erkennen, dass sie ihre gerade erst aufkeimende Freundschaft riskieren würden, wenn sie diese unsichtbare Schwelle überschreiten würden. Er erkannte die Grenzen und achtete sie. Er hatte Respekt. Cassandra hingegen war der Freigeist, der glaubte, das alles unbekümmert geschehen lassen zu können, ohne dass es ihr zum Verhängnis werden würde. Das war die Unerfahrenheit, die ihrem reifen Körper innewohnte und danach lechzte, endlich zu leben. Endlich frei und eigensinnig zu sein, wie das Glück. Viel zu lange hatte sie sich einsperren, sich bevormunden lassen. Doch selbst Cassandra konnte erkennen, dass der Weg, den sie gerade gehen wollte, nicht der richtige sein konnte. Er würde sie an kein schönes Ziel führen, auch wenn er gerade noch so verlockend zu sein vermochte.

Ihre Entscheidung entpuppte sich - wie so oft - in jenem Moment als Fehler, in welchem sie sie in die Tat umgesetzt hatte. Insgeheim wusste sie nicht, weswegen sie das tat; es fühlte sich an, als wäre sie fremdgesteuert, als sie an Servan herantrat um ihn zu berühren. So, als wäre sie für einige Atemzüge nicht sie selbst gewesen. Hätte sie einen Augenblick länger über ihr Vorhaben nachgedacht, hätte sie erkannt, dass sie nicht das Recht dazu hatte, den Palominohengst in eine solche prekäre Situation zu bringen. Ihn derart zu bedrängen und mit ihrer Aufdringlichkeit in die Enge zu treiben, war nicht die feine Art und Cassandra wusste, dass sie sich zu viel herausnahm. Ihre Einsamkeit würde selbst das niemals rechtfertigen können.
Servan bestätigte schlussendlich nur das, was ihr ohnehin soeben in den Sinn gekommen war: sie sollten das nicht tun. Und dafür gab es mehr, als nur einen Grund. Auch wenn seine Zurückweisung durchaus schmerzlich war, konnte Cassandra erkennen, dass er Recht hatte. "Ich weiß." Sie klang nicht traurig, oder enttäuscht. Da war noch immer Glück, in ihr. Vielleicht war es an der Zeit, endlich mit dem zufrieden zu sein, was man besaß. Dieses ständige Streben nach mehr war unsinnig und hinterließ nur verbrannte Erde. Cassandra wusste, dass sie einfach nur wertschätzen sollte, ihn kennenlernen zu dürfen und damit die Chance erhalten zu haben, einen echten Freund zu finden. Dass sie sofort alles auf eine Karte setzte, auf volles Risiko ging um diese Begegnung eventuell sofort im Keime zu ersticken, sofern sie scheiterte, war nicht nur leichtsinnig und unvorsichtig, sondern fast schon undankbar. Die Barocke kam nicht umhin, sich zu schämen.
Still und genießerisch erwiderte sie noch seine zarte Umhalsung, ehe sie sich widerwillig derer entzog. Cassandra nahm sich vor, nun vernünftig zu sein und auf ihn zu hören. Servan hatte Recht, sie sollten das nicht tun. Sie würden alles verlieren, was sie bisher gemeinsam gesammelt hatten. Es wäre schade um all das, was noch hätte werden können. Entschlossen wich sie einige Schritte von ihm zurück und lächelte ihn tapfer an. Doch ihre Miene war verändert; sie war unruhiger und verunsicherter. Selbst dieser kurze Austausch von Intimitäten hatte bereits Veränderung hinterlassen. Ein weiteres Zeichen dafür, dass es klüger war, sämtliche körperliche Zärtlichkeiten zu unterlassen. "Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht überfallen."
Cassandra versuchte sich einzureden, dass er sie nur abgewiesen hatte, weil sie ihm etwas bedeutete und weil er nicht zerstören wollte, was da zwischen ihnen war. Aber insgeheim war sie überzeugt davon, dass sie ihm einfach nicht gefiel. Dass sie einfach nicht die Art von Stute war, die ihm zusagte und je länger sie darüber nachdachte, desto mehr schmerzte seine Zurückweisung. Und ja, sie bereute es, es riskiert zu haben. Sie hätte wissen müssen, dass Servan das nicht wollte. Aber sie war egoistisch gewesen; hatte gedacht, sie könnte sich einfach das nehmen, was sie wollte. Ein Fehler, den sie nicht das erste Mal gemacht hatte. Und immer war es die Einsamkeit, der stille Wunsch nach Liebe, der sie dazu gedrängt hatte, überstürzt zu handeln, sich zu weit aus dem Fenster zu lehnen. Wann nur würde sie endlich daraus lernen?
Unsicher lächelte sie dem Hengst zu, hoffte, dass sie das Geschehene einfach irgendwie übergehen konnten, um dort weiterzumachen, wo sie zuvor aufgehört hatten. Sie hatten sich so frei und ungezwungen unterhalten; hatten gelacht und sich frei gefühlt. Auch wenn der Wunsch kindlich und unrealistisch war, glaubte Cassandra daran, dass sie ihre Annäherungsversuche einfach übergehen konnten. Dabei bedachte sie allerdings nicht, was seine Zurückweisung ihre Erkenntnis darüber, dass sie von Einsamkeit zerfressen war, bei ihr hinterließen.



15.10.2016, 19:05
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Cassandra



Es schien, als wenn die Zeit still stand. Das Einzige was zählte war Cassandra und der Wunsch sie weder zu verletzten noch zu verlieren. Ihre Wärme und ihren Pulsschlag, die der Palomino klar und deutlich spürte, löste ein Gefühl von Heimat und Ankommen in seinem Inneren aus. Sie erdete ihn. Und genau das sollte nicht sein. Durfte nicht sein. Nicht jetzt. Nicht hier. Nicht so. Wenn es auf noch mehr Nähe hinaus lief, als jetzt gerade im Moment vorhanden war, könnte sich alles negativ verändern. Sicher gab es auch die Chance, das sich alles positiv entwickelte, doch der Goldene wollte das doch recht hohe Risiko nicht eingehen. Es gab noch zu viele Geheimnisse zwischen ihnen. So viele Dinge, die noch nicht ausgesprochen und bisher unentdeckt waren. Er wusste zwar nicht wie die Schimmelstute darüber dachte, doch er hoffte sie würde verstehen, warum er es nicht zulassen wollte, nicht für richtig befand. Vielleicht war Cassandra selbst klar, das es nicht gut war, was sie hier taten. Und vielleicht war ihre Annäherung auch nur eine unbedachte, spontane Aktion, die sie bereute. Nicht das Servan es nicht genoss, im Gegenteil, es war wie Balsam auf seiner Seele, aber es war im Augenblick einfach zu viel Gutes. Viel zu viel.

Ihre helle, reine Stimme durchdrang die sich im Kreis drehenden Gedanken des Hengstes, welcher weiterhin die Augen geschlossen hielt. Nicht, weil er nicht sehen wollte, eher aus Sorge darüber das er, wenn er sie nicht nur so nah fühlte, sondern auch sah, nicht mehr klar denken könne. Cassandra klang weder traurig, noch enttäuscht. Servan konnte ihre Stimmlage nicht wirklich einordnen. Hatte er sie vielleicht doch schon tiefer verletzt, als gedacht? Seine Lippen blieben versiegelt, während die feinen Ohren weiterhin unruhig spielte. Das Ganze war doch Irrsinn. Die Beiden kannten sich erst kurze Zeit, wussten kaum mehr voneinander als ihre Namen. Der Goldene hatte noch nie, soweit er sich erinnern konnte, solch ein Emotionsdurcheinander empfunden. Einerseits war er mehr als froh, die Stute so nah bei sich zu wissen, von ihrem Geruch und ihrer warmen Zuneigung eingelullt zu werden, fühlte es sich doch sicher und heimisch an. Andererseits war dort die Befürchtung sie genau dadurch von sich fort zu treiben, am Ende wieder vollkommen alleine da zu stehen. Was machte die Weiße nur, das sie mit nur wenigen Handlungen solch eine Flut an Gefühlen und Gedanken in ihm auslöste, derer er kaum Herr wurde. Er war doch ein Soldat, immer im Vollbesitz von Körper und Geist, immer unter Kontrolle. Und dann kam da einfach eine Stute, hell und rein, und brachte einfach alles Durcheinander. Im Normalfall hätte ihn das in Rage gebracht, er wäre vielleicht laut und herrisch geworden, doch war da nichts in ihm außer etwas Unsicherheit und das Gefühl das es richtig und falsch zugleich war.

Es geschah am Ende viel zu schnell, das Cassandra seinem Rat folge und sich von ihm löste, einen Schritt zurück trat. Servan entkam ein widerwilliges Knurren, leise und kaum hörbar. Im Grunde wollte er sie nicht von sich weichen lassen, aber es musste sein. Zumindest nach seinem Denken her. Ihre Stimme zerschnitt die Stille. Der Palomino schüttelte kurz, heftig den Kopf, ehe er die Lider aufschlug und direkt in ihre Augen blickte. In diese dunklen, wunderschönen Augen. "Es ist okay." sprach Servan, bemüht darum seine Stimme gefasst und ruhig klingen zu lassen. Es gelang ihm nicht ganz, ein leichtes Beben konnte er nicht verbergen. Dort, wo eben noch die Wärme der Weißen zu spüren war, biss nun die kalte Nachtluft nach ihm. In seinem Inneren tobte ein Sturm und er fühlte sich so unendlich einsam, nun wo da wieder Distanz zwischen ihnen war. Servan versuchte zu erkennen, was in der Schimmelin vorging, doch viel konnte er nicht sehen. Ihr Lächeln wirkte unsicher, als wenn sie ihre spontane Handlung vertuschen wollte. Und in ihren Augen, war das Traurigkeit? Der Hengst legte leicht den Kopf schief, versuchte besser zu erkennen, was seine Abweisung in ihr ausgelöst hatte. Mit jedem Augenblick, der vorbei strich und wo er sie musterte, wurde das Gefühl in ihm, das er ihr doch sehr weh getan hatte, stärker und stärker. Sie schwieg, rührte sich nicht mehr. So sollte das alles nicht laufen. Verdammtes Schicksal.

Nach einigen Minuten der vollkommen Stille hielt es Servan nicht mehr aus. Er litt, wenn er ehrlich zu sich war. Und sie litt auch. Zumindest sah es danach aus. Seine gehauchten, abweisenden Worte waren scheinbar zu viel gewesen. Mit einem heftigen Kopfschütteln brachte er die warnenden Gedanken in seinem Kopf zum Schweigen, ehe es nun er war, der die Distanz mit einer flinken Bewegung überwand. Ohne lang zu warten schob er sein Maul unter ihre Ganaschen, schloss erneut die Augen. Die Nähe überwältigte ihn erneut, aber er musste stark bleiben. Für sie Beide. "Versteh mich nicht falsch, Cassandra." murmelte Servan leise. Das war doch Wahnsinn. Erst trieb er sie von sich, sprach davon das sie es nicht tun sollten, und stand nun wieder direkt bei ihr. Verrückt, ja, das war das richtige Wort. "Ich will dir einfach nicht weh tun." Kurz und knapp und doch genau das, was ihn dazu bewegt hatte die Nähe zu zerstören, die er nun von sich aus erneut aufgesucht hatte. Der Goldene wollte nicht, das sie eine von den Stuten wurde, die er damals in Krieszeiten ständig hatte. Bedeutungslos. Ob sie es wirklich wurde, wenn mehr aus dieser Nähe werden würde, war nicht sicher, aber er wollte nichts riskieren. "Das ist besonders. Du bist besonders. Ich will es nicht zerstören." Nun war es raus, ganz ohne das Servan irgendwas dagegen hätte tun können. Nun wusste die Schimmelstute, das sie etwas Außergewöhnliches für ihn war. Das das Alles hier außergewöhnlich war. Das es so Etwas noch nie gegeben hatte, nicht einmal mit Natalie, an die Servan im Augenblick nicht einen Gedanken verschwndete. 



Wörter: 1103

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15.10.2016, 19:51
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Servan



Es ist okay. Cassandra lächelte matt, nickte stumm. Alles in ihr schrie, dass nichts okay war. Weder für ihn, noch für sie. Alles war scheiße, durch und durch scheiße. Aber die helle Barocke wusste, dass sie sich dieses Chaos selbst eingebrockt hatte - sie hätte wissen müssen, welches Ausmaß das haben würde. Was zunächst so unscheinbar gewesen war, schlug nun zu hohe Wellen. Aber es war ihre Schuld. Sie hatte sich von ihren Gefühlen leiten lassen, von ihren Trieben und ihren Wünschen nach jemandem, der ihr Nähe und Wärme spendete. Sie hatte sich von ihrer Einsamkeit beeinflussen lassen und dabei völlig aus den Augen verloren, worauf es wirklich ankam. Sie hatte Servan dafür benutzen wollen, um ihre Bedürfnisse nach Zuneigung und Geborgenheit zu stillen - und allein dieser Gedanke war schon ekelhaft selbstsüchtig. In diesem Augenblick verabscheute Cassandra sich für das, was sie war und was sie hatte tun wollen; beziehungsweise sogar schon getan hatte. Den Palominohengst traf keine Schuld; er hatte nur nett zu ihr sein wollen. Er hatte immerhin nicht wissen können, dass sie über ihn herfallen würde wie ein hungriges Raubtier über seine Beute. Von daher war es gerade alles andere als okay.
Nun standen sie sich gegenüber, starrten einander wortlos an und wussten nicht, wie sie sich verhalten sollten. Die Stille war drückend und schwer; Cassandra suchte nach einer Möglichkeit, die Stimmung aufzulockern - doch ihr Körper war stocksteif, in ihrem Kopf herrschte pures Chaos. Nicht ein Wort wollte über ihre Lippen kommen. In diesem Augenblick schien es für sie keine Lösung für das herrschende Problem zu geben, und so gab sie sich dem Schweigen hin und versuchte, sich neu zu ordnen. Erst wenn es ihr gelang, ihre Emotionen und Gedanken wieder unter Kontrolle zu bringen, wäre sie in der Lage, dort weiterzumachen, wo sie vor ihrer Aktion gewesen waren. Jetzt gerade erschien ihr dieses Ziel jedoch so fern, dass sie regelrecht zu verzweifeln drohte. Sie hatte alles kaputt gemacht; wie zerbrechlich sie doch gewesen waren.

Dass es nun Servan war, der abermals ihre Nähe suchte, erstaunte Cassandra sichtlich. Sie hatte nicht mit einer Annäherung seinerseits gerechnet, nachdem er sie schließlich zuvor zurückgewiesen hatte. Er hatte ihr eine Grenze aufgezeigt, welche er nun aus eigener Entscheidung heraus selbst ebenfalls überschritt. Für die Helle passte all das nicht zusammen aber wenn sie ehrlich zu sich war, war sie froh, dass er das tat. Die düsteren Gedanken verflogen augenblicklich und ihre Selbstzweifel ließen von ihr ab. Zärtlich schmiegte sie ihr Gesicht an seines und schloss die Augen, um die Berührung gänzlich auszukosten. Diese Nähe besaß eine Intensität, welche sie regelrecht überwältigte. Noch nie zuvor hatte Cassandra sich zu jemandem derart hingezogen gefühlt; Servan hatte etwas in ihr zum Leben erweckt, was zuvor nicht existenz gewesen war: Leidenschaft. Es war so unbegreiflich, dass sich etwas falsches so unheimlich richtig anfühlen konnte.
Ich will dir einfach nicht weh tun. Die Schimmelstute öffnete ihre dunklen Augen und blickte Servan eindringlich an. Sie nickte sachte, versuchte sich an einem zarten Lächeln. "Das weiß ich zu schätzen, Servan." Ja, in der Tat. Eigentlich zeugte das doch nur von seinem guten Charakter, von seiner Rücksichtsnahme auf ihre Gefühle - aber trotzdem ergab es in Cassandra's Kopf einfach keinen Sinn. Da konnte seine Sichtweise und sein Handeln noch so vernünftig und nachvollziehbar sein; für sie war das alles befremdlich.
Ein wohliger Schauer lief über ihren Rücken, als er ihr sagte, dass sie für ihn besonders war und dass er das um keinen Preis zerstören wollte. Auf ihren Lippen schimmerte ein gerührtes Lächeln und aus ihren Augen sprühte pure Herzlichkeit. Sie glaubte ihm, was er sagte. Sie wusste, dass pure Ehrlichkeit aus ihm sprach und das bedeutete ihr viel. Denn nun wusste sie, dass es nicht an ihr lag. Beziehungsweise dass es sehr wohl an ihr lag, jedoch noch im negativen Sinne. Er fand sie nicht abstoßend; er wollte nur nichts falsch machen. Wobei es hier natürlich im Auge des Betrachters lag, was wirklich richtig wäre. "Ich will es auch nicht zerstören." Nein, sie wollte es behalten.



15.10.2016, 21:48
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Cassandra



Servan versuchte sich zwischen den endlosen Gedankenkreisen zu erinnern. So etwas, wie das was er hier mit Cassandra fühlte, hatte es noch nie bei einer anderen Stute gegeben. Und wie sah es aus bei Pferden des gleichen Geschlechts? Auch da hatte es intensivere Nähe gegeben, nach dem Krieg und nachdem er von der Geburtsherde fort gezogen war, aufgebrochen zu der langen Wanderung, an dessen Ende er das Stillreich erreichte, aber auch bei solchen Begegnungen hatte er nie so etwas wie jetzt empfunden. Allein das sich der Goldene auch zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlte, war kompliziert genug für ihn selbst gewesen. Mittlerweile war es okay, wenn auch nicht erklärbar.

Nur, was würde wohl Cassandra davon halten, wenn er ihr das sagen würde? Wie erklärte man so was? Das es schon unzählige Stuten gegeben hatte und sogar ein paar Hengste? Sicher, er könnte beteuern das es allein wegen seiner Triebe war, die er hatte ausleben müssen, trotzdem wäre die Weiße sicherlich schockiert. Vielleicht würde sie denken, sie wäre nur eine von vielen, auch nicht mehr als ein Lückenfüller. Und das wollte Servan auf keinen Fall. Diese Geheimnisse würde er für sich behalten. Vorerst. Die Schimmelin war nicht eine von vielen und sie sollte es auch nicht werden. Warum, das wusste der Hengst selber nicht. Er traute sich kaum den Gedanken weiter zu denken, aber konnte es wahrhaft Liebe sein, die ihn so durcheinander brachte? Noch nie hatte er mit Liebe zu tun gehabt, wusste sie weder zu erklären noch wie sie sich anfühlte. Konnte das tatsächlich sein, das man sich einfach in eine eigentlich vollkommen fremde Person verliebte? Nein, so sollte er gar nicht weiter denken. Es war einfach etwas Besonderes. Und wie besonders, das würde der Goldene noch heraus finden. So lange sollte er die Gedanken im Zaum halten.

Servan spürte, wie Cassandra ihr Gesicht an seines schmiegte. Es fühlte sich so unglaublich gut und richtig an, dafür das es im Grunde vollkommen falsch war. Ja, es war falsch von dem Goldenen gewesen, nochmals diese Nähe zu suchen, die er zuvor abgewiesen hatte. Die Weiße musste total verwirrt sein von diesem Hin und Her. Nun gut, dann empfanden sie zumindest das fast gleichwertig, wenn auch aus anderen Gründen. Der Palomino seufzte tonlos, während diese intensive Nähe alles in ihm zu beruhigen schien. Er fühlte sich wohl und sicher, obwohl er sich eigentlich unwohl und unsicher fühlen sollte. Zum Schutz für sie und auch sich selbst. Er sollte und durfte sich nicht darauf einlassen, nicht die winzigste Chance lassen das all das noch tiefer und inniger wurde. Ihre helle Stimme klang so unendlich nah, als sie endlich wieder das Wort ergriff. Cassandra verriet, dass sie es schätze, dass er ihr nicht weh tun wollte. Und trotzdem hatte er es bereits getan nur um danach selbst diese Grenze zu überschreiten. Wie töricht dieses Verhalten im Grunde doch war. Töricht. Kindisch. Nicht zu erklären.

"Wenn wir Beide das nicht wollen, warum tun wir das hier?" fragte Servan, die Stimme kaum mehr als ein Flüstern, und nahm sein Maul von ihr, nur um damit einen Millisekunde später sanft über ihre Ganasche zu streichen. Ein Schauer jagte über sein goldenes Fell, ließ seine Lippen erzittern. Noch immer waren seine Augen geschlossen, aus Bedenken, das, wenn er sie so nah bei sich sehen würde, er noch mehr Dummheiten begehen würde. Ja, vielleicht konnte Cassandra ihm beantworten was das hier war. Er glaubte nicht wirklich daran, hoffte viel eher, denn sie war zwar von den Jahren her älter, aber von ihrer Art her kam sie ihm nicht reifer vor, als er selbst es war. Die Schimmelin war im Inneren wahrscheinlich genauso viel Kind, wie er es war. Seine Gründe dafür waren ihm bekannt. Und ihre würde er vielleicht noch erfahren, irgendwann. Denn das er sie nicht mehr einfach so gehen lassen könnte, das war im mittlerweile mehr als klar. Und wenn die Stute genau nachdenken würde, dann würde auch sie das wissen. Es war komisch, sie hatte ihn in der Hand. Eine Fremde hatte sich den immer unter Kontrolle habenden Soldaten einfach so geschnappt. Das Schicksal war wirklich ein mieser, ganz mieser Verräter.



Wörter: 793

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15.10.2016, 22:04
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Servan



Was mochten sie wohl für ein Bild abgeben, wie sie da so innig in dem roten Blumenmeer standen? Vermutlich sahen sie so romantisch, so verliebt, so harmonisch aus. Vorbeigehende würden sie eindeutig für ein Liebespaar halten; für zwei Pferde die sich einander ihr Leben und ihre Liebe versprochen hatten, die gemeinsam durch dick und dünn gingen. Wie seltsam, wo sie selbst doch nur zu gut wussten, dass sie eigentlich Fremde waren und kaum mehr als den Namen des anderen kannten. Nichts mehr, als eine Illusion und dennoch so stark, dass sie sich dessen nicht entziehen konnten.
Ihr Herz schlug aufgeregt gegen ihre Brust und Cassandra spürte, wie ihr gesamter Körper unter Strom stand. Das wirklich erstaunliche an alle dem war doch, dass es ihnen gleich erging. Das sie das Gleiche zu fühlen schienen, dass sie gleich dachten und wollten. Oder auch nicht wollten. Die Helle eine solche Verbindung noch nie erleben dürfen und die Tatsache, dass es ausgerechnet ein mehr oder weniger fremder Hengst war, der ihr eine solch aufregende, kostbare Erfahrung lieferte, machte sie sprachlos.
Wer hätte das schon für möglich gehalten? Dass man auf jemanden traf, den man auf Anhieb mochte. Dem man sich vom ersten Augenblick an verbunden fühlte, obwohl man ihn nicht einmal ansatzweise kannte? Den man am liebsten verzehren würde, weil man zufällig rossig war? Cassandra spürte, wie sich ihr Körper in diese Situation immer mehr hineinsteigerte und sich ihre Rosse dadurch verstärkte. Es war so irrsinnig, dass sogar ihr Körper eine derartige Reaktion auf Servan zu zeigen schien. Und trotzdem sollte es nicht sein. Sie hatten es beschlossen, gemeinsam. Es sollte ein Wunsch bleiben, ein Gedanke, der sich in ihr Bewusstsein geschlichen und dort festgefahren hatte.

Ein leises, belegtes Lachen entrann ihrer Kehle, als Servan sie fragte, weswegen sie das hier taten wenn sie es doch nicht zerstören wollten. Die Berührung seiner Lippen auf ihrer Ganasche hinterließ ein feuriges Brennen, welches genau das wiederspiegelte, was in ihrem inneren tobte: ein ausgebrochenes Feuer, dessen Flammen in Massen gen Himmel züngelten. Man konnte es weder einfangen, noch löschen. Es hatte nun ein Eigenleben entwickelt, sich vom Rest abgenabelt. "Vielleicht, weil das hier, was wir tun, nichts mit Zerstörung zu tun hat."
Cassandra suchte seinen Blick, strich ihm sachte mit den Nüstern über den Nasenrücken, als sie sah, dass er seine Augen geschlossen hielt. Ihr war bewusst, dass sie ihn in eine wirklich missliche Lage gebracht hatte: einerseits war er vernünftig, wollte nichts überstürzen oder etwas unüberlegtes tun - andererseits jedoch war er ein Hengst mit Bedürfnissen, Trieben und Instinkten. Eigentlich war das ein abgekatertes Spiel, welches er nicht gewinnen konnte. Cassandra saß vollkommen unbeabsichtigt am längeren Hebel, und das war nicht fair.
"Die Entscheidung, ob wir es wagen oder nicht, liegt allein bei uns. Meist erkennen wir erst im Nachhinein, was wirklich richtig und was falsch war." Sie lächelte ihm sachte zu, zog sich jedoch abermals ein wenig zurück. Es war nicht ihre Absicht, den Palomino in die Enge zu treiben wie ein gejagtes Tier. Sie musste ihm einen Teil der Kontrolle zurückgeben, ihm die Freiheit lassen, für sich selbst eine Entscheidung zu treffen. Dass sie sich ihm gänzlich hingeben würde, hatte sie in dem Moment zum Ausdruck gebracht, als sie ohne Vorwarnung seine Nähe gesucht hatte. Dabei hatte es für sie keine Rolle gespielt, ob das auf langfristige Sicht eine gute Entscheidung war oder nicht.
Nun lag es allein an ihm, was er daraus machen würde. Cassandra würde seine Entscheidung respektieren, egal wie sie auszufallen vermochte. Immerhin waren sie beide erwachsen und sollten in der Lage sein, Meinungen anderer zu akzeptieren. "Wir können uns nicht immer vor Fehlern oder Enttäuschungen bewahren. Manchmal besteht unser Leben darin, Wagnisse einzugehen." Die Schimmelstute legte behutsam ihr Haupt schief und bedachte Servan nun mit aufmerksamen, eindringlichen Blicken. Alles, was sie sagte, klang allgemein und konnte auf so viele Situationen im Leben zutreffen - aber sie bezog sich einzig und allein auf das, was sich gerade zwischen ihnen abspielte. Und sie wusste, dass Servan das erkennen würde.



15.10.2016, 22:37
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Cassandra



Der Goldene verschwendete keinen Gedanken an das, was außerhalb ihres kleinen, von kribbelnder Nähe erfüllten Kreises lag. Nicht daran, was Fremde dachten, wenn sie vorbei schritten und die Zwei so innig mitten im roten Blumenmeer stehen sahen. Selbst wenn er es gewollt hätte, in seinem Kopf, in dem die Gedanken Tango tanzten, war dafür gar kein Platz. Da waren nur Cassandra, Nähe, Zweifel, Wollen, nicht Wollen, Sorge, Bedenken. Und das alles drehte sich im Kreis, erzeugte einen Sog, der alles Andere einfach in sich hinein zog und verschluckte, verschwinden ließ. Der Goldene dachte nicht mehr an früher, alles hatte sich in Luft aufgelöst. War verpufft, verdrängt worden von der Intensität der innigen Nähe, von der brennenden Wärme, die vom Körper der Stute auf ihn überging. Einerseits erdete ihre Anwesenheit ihn, nur um ihn gleichzeitig so zu verwirren, das er kaum mehr fähig war einen klaren Gedanken zu fassen. Da war nur eine wabbelnde, sich immer schneller drehende Suppe in seinem markantem Haupt, welches ihrem zarten Antlitz so unendlich nah und fern zugleich war.

Servan spürte die Spannung ihres Körpers durch die brennende Wärme hindurch. Ihr Herzschlag pochte laut, dringlich in seinem feinen Gehör. Ob sie sich auch so durcheinander fühlte? Ob ihre Gedanken auch ein einziger Sumpf war, und sie kaum fähig klare Details zu erkennen? Der Palomino hoffte insgeheim, das es Cassandra ging wie ihm, einfach damit er nicht der einzige Dumme in dieser Begegnung war. Damit sie hinterher nicht behaupten könnte – sofern sie es überhaupt wollte – das sie einem stattlichen Hengst den Kopf verdreht und in damit in der Hand gehabt hatte. Zwar glaube der ehemalige Soldat nicht, das die Weiße eine solche Natur besaß, hinterhältig und leicht bösartig, schadenfroh, aber der Schein konnte trügen. Sehr trügen. Warum dann ließ er sich darauf ein, konnte sich ihrer Anziehung nicht entziehen. Servan war doch ein Soldat, Selbstkontrolle hatte auf seinem Ausbildungsplan gestanden. Trotzdem wurde jeder kümmerliche Versuch die Kontrolle über sich und diese Begegnung zurück zu bekommen vom Gedankensumpf in seinem Kopf ertränkt. Wenn er seinen Beinen befahl, den Körper zurück zu bewegen, passierte genau gar nichts. Es hielt den Hengst an Ort und Stelle, ganz nahe an der Stute, die sich ihrerseits auch nicht zurück zog. Ob sie ebenso unfähig der ganzen Situation gegenüber war, wie Servan?

Das leise, belegte Lachen der Stute durchdrang den Smog in seinem Kopf, genauso wie ihre reine, helle Stimme. Ihm war fast, als sprach sie direkt aus seinem Inneren zu ihm, auch wenn das natürlich gar nicht sein konnte. Spürte er sie doch immer noch, genau neben sich, atmete ihren einzigartigen Duft tief ein, mit jedem Luftzug, der seine Lungen erfüllte. Die Weiße sprach davon, dass all das nichts mit Zerstörung zu tun hatte, doch Servan wusste es besser. Und konnte sich trotzdem nicht wehren, auch wenn er gewollt hätte. Aufgrund der geschlossenen Augen sah Servan nicht, wie Cassandra versuchte ihren Blick in seine Augen zu ertränken, nur um ihm dann sacht, fast schon zärtlich und liebevoll, über den Nasenrücken zu streichen. Die nicht kommen sehende Berührung ließ den kräftigen Hengst zusammenzucken. Ihm war beinahe, als würde er explodieren. Es kam so unerwartet. Seine weichen Lippen bebten erneut. Was war das nur hier, was stellte Cassandra mit ihm an? Sie sprach von Entscheidungen, davon das man erst nachdem man etwas wagte, sah ob es wahrhaft richtig oder falsch war. Ja, sie hatte Recht. Im Grunde musste man ein Wagnis eingehen um zu sehen was daraus werden konnte, doch Servan wollte nichts eingehen. Das Risiko war einfach zu hoch. Er konnte sie verlieren. Die Stute, die ihn als Erste überhaupt in solch eine Position gebracht hatte.

Cassandra zog sich erneut zurück. Nicht sehr weit, aber doch weit genug das Servan sich traute die Lider zu öffnen. Er blickte ihr direkt in das hübsche Gesicht, bohrte seinen Blick in ihre dunklen Augen. Er war sich nicht sicher, was er erhoffte darin zu finden. Wiederholt durchbrach ihre Stimme die vor Spannung geladene Luft zwischen ihnen. Sie sprach erneut von Wagnissen, davon das man nicht immer Fehler vermeiden konnte. Servan schnaubte, dunkel. Sie wusste nicht was sie bereit war für ein Wagnis einzugehen, welches Risiko dahinter lauerte. Woher auch, hatte der Goldene ihr doch noch gar nichts wirklich von sich preis gegeben. Mit einem entschlossenen, flinken Schritt überwand der Palomino erneut die Distanz, die so kalt und beißenden zwischen ihnen lag. Ohne lang zu zögern drückte er seine Stirn sacht gegen die ihre. Diesmal wollte er seinen Blick nicht abwenden, sah ihr direkt in die Augen, die nur so wenige Millimeter von seinen entfernt waren. Es raubte dem Hengst fast den Atem. Er hatte gewusst, wenn er ihr so nah war und sie dann auch noch so nah bei sich sah, das er kaum mehr fähig war klar zu denken, doch er musste einen kühlen Kopf bewahren. So halb zumindest.

"Deine Worte sind wahr." hauchte Servan leise, darum bemüht die richtigen Worte zu finden und die Kontrolle – jedenfalls das bisschen, was er noch hatte – zu behalten. Er spürte durch ihre Stirn ihren Pulsschlag, konnte schon fast ihr Herz schlagen hören, während seines ebenfalls laut und hart gegen die Rippen pochte. So sehr, das es fast schmerzte. "Doch du kennst nicht, worauf du dich einlassen willst. Du weißt nicht welches Risiko dahinter steckt." Servan wollte, das die Worte warnend klangen, wollte sie damit wachrütteln, doch seine Lippen zitterten und so wurde seine Stimme von leicht verlangender Sehnsucht begleitet. Es war schwer ihr so nah zu sein, die Rosse zu riechen und dann noch vernünftig zu agieren. Solle nicht sie, die Ältere, die sein, die mit Vernunft und Verstand die Sache betrachtete. Statt dessen war es nun der Hengst, der im inneren noch so sehr Kind war. "Ich bin nicht so rein, schön und gut, wie du vielleicht denkst, Cassandra. Ich möchte keinen Fehler machen, den ich hinterher vielleicht bereuen würde." Mit seinen Worten versuchte der ehemalige Soldat sie zur Räson zu bringen, weg zu treiben aus der Nähe, dahin wo es sicher für sie Beide war, während sein ganzer Körper sie nicht gehen lassen wollte, sie fest an sich zog, beinahe schon kettete. Nein, das war ganz und gar falsch. Die Folgen könnten alles zerstören, die zarte Bande, die sich aufgebaut hatte. Das war es einfach nicht wert, sah die Weiße das denn nicht? War sie genauso von dem Ganzen gefangen, wie der Palomino?

Sollte Cassandra sich nun immer noch nicht von ihm abwenden, nicht dahin zurück kehren, wo sie angefangen hatte, dann, das wusste Servan, blieb ihm keine andere Wahl als mehr preis zu geben. Es würde sie schockieren, erschrecken, das war dem Palomino durchaus klar, und damit endlich das hier beenden. Hoffentlich nur für den Moment und nicht für immer. Aber der Goldene müsste es eingehen, sonst würde er sie auf die Art der intensiven Nähe verlieren. Es wäre Gehupft wie Gesprungen. Vielleicht würde sie die brutale Wahrheit, das er ein Weiber- und Männerheld war, getrieben von Instinkten, bisher unfähig tiefere Gefühle zu empfinden, auch gar nicht so sehr treffen, wie er dachte. Vielleicht würde die Weiße das alles mit einem Wink abtun und trotzdem so nah an seiner Seite bleiben. Servan konnte sie nicht einschätzen. Und jemanden nicht einschätzen zu können, konnte tötlich enden. "Bitte, versteh doch." versuchte Servan zu flehen, aber es klang mehr wie ein Lechzen nach mehr. "Es könnte alles, was ziwschen uns ist, ermorden. Das möchte ich nicht. Ich möchte dich bei mir wissen, als das Besondere."  



Wörter: 1457

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15.10.2016, 23:37
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Servan



Das alles war nicht einfach. Weder für ihn, noch für sie. Und Cassandra wusste, dass sie es mit ihren Worten eigentlich nur noch schlimmer machte - weil sie partout nicht locker lassen wollte, egal um welchen Preis. Innerlich verabscheute sie sich gerade für ihre Beharrlichkeit, aber es wäre doch absurd, ihn fallen zu lassen, nicht wahr? Sie konnte doch genau spüren und sehen, dass er es auch wollte. Ihre Rebellion war für ihn im Grunde gar kein wirklicher Widerstand; vermutlich hoffte er insgeheim sogar darauf, dass die Barocke nicht von ihm ablassen würde. Vielleicht beruhigte es sein Gewissen, wenn er aber dennoch immer wieder betonte, dass es falsch war und dass sie es nicht tun sollten. Cassandra begann sich langsam zu fragen, was tatsächlich dahinter steckte - was wirklich in ihm vorging, was er unter Umständen vor ihr verbarg, was womöglich doch dazu führen würde, dass es auch in ihren Augen falsch wäre.
Die Distanz zwischen ihnen hinterließ eine Eiseskälte, brannte sich schmerzlich in die sich plötzlich so nackt anfühlende Haut. Für Cassandra war es so absurd, dass man sich freiwillig quälte. Dass man sich selbst Verbote erteilte - gerade das Verbotene war es doch, was einem reizte. Gerade das Verbotene war das Aufregende, das Besondere. Doch sie hatte sich vorgenommen, ihn und seine Entscheidungen zu akzeptieren. Und wenn seine Ansichten so von den ihren abwichen, dann war dem nunmal so. Die Helle wusste, dass man nichts erzwingen konnte. Und selbst wenn man es könnte, sollte man es nicht tun. Denn einzig und alleine das war in ihren Augen Zerstörung.

Es war ein Hin und Her. Ein Geben und Nehmen. Ein Gewinnen und ein Verlieren. Erst zog sich einer zurück in dem Glauben, das wäre nun das richtige nur damit der andere im nächsten Augenblick wieder ganz bewusst das falsche tat, indem er sich abermals näherte. Es war wie ein Spiel, welches immer mehr an Intensität gewann und drohte, ernst zu werden. Cassandra genoss den Nervenkitzel, die elektrisierte Stimmung zwischen ihnen. Denn kaum war sie zurückgewichen um ihm die Freiheit zu überlassen, zu entscheiden, war er abermals bei ihr. Nun noch näher, als zuvor. Seine Stirn lag auf ihrer und sie drückte sich sachte aber dennoch bestimmt gegen ihn. Ihr Blick bohrte sich seinen; ihre Augen schienen einander gar restlos zu verschlingen. Ihr Herz schlug wild und unkontrolliert, ihre Lippen waren plötzlich so trocken, dass sie nicht umhin kam sie alle paar Sekunden mit ihrer Zunge zu befeuchten. Ihr Atem ging schneller, stoßweise. Servan begann ihr wahrlich sämtliche Nerven zu rauben, sie um den Verstand zu bringen - all ihre Sinne waren nur seinetwegen geschärft und ausschließlich auf ihn fokussiert. Es war, als hätte er sie gefangen genommen.
Als er versuchte, sie zu warnen, horchte sie auf. Ihre Worte waren wahr, sagte er. Doch sie kannte nicht das Risiko, auf welches sie sich einlassen wollte. Cassandra verstand nicht sofort, dass diese Aussage sich auf ihn und seine Persönlichkeit bezog. Sie hatte bisher nicht einen Gedanken daran verschwendet, dass Servan nicht gut für sie sein könnte. Sie hatte in dem Palomino von Anfang nichts als das Gute gesehen - und das war es doch, was sie so glücklich machte. Dass er so gut war, so gut zu ihr und so gut für sie. Die Vorstellung, dass er ihr gefährlich werden könnte, war vollkommen absurd und realitätsfern. Noch ehe die Schimmelstute sich zu seinen Worten hätte äußern können, fuhr er auch schon fort. Er sagte, er wäre nicht so rein und schön wie sie vermutlich dachte. Er sagte, er wäre nicht gut. Und er wollte keinen Fehler machen, den er hinterher vielleicht bereuen würde. Verwirrung platzierte sich in ihrem weichen Gesicht und ihr Blick wurde fragender und auch unsicherer. Was genau meinte er damit? Warum sagte er all diese Sachen? Glaubte er, sie damit vertreiben zu können? Sie lächelte matt. Er kannte sie noch nicht gut genug, um zu wissen, dass Cassandra sich nicht so leicht abschrecken ließ. Sie war mutiger und tapferer, als sie aussehen mochte.

"Niemand ist nur rein, schön oder gut." Ihre Stimme klang plötzlich ein wenig brüchig. Ihr Blick war durchlässiger geworden. Es war nicht Resignation, die sie flutete - es war viel mehr die Erkenntnis, dass sie im Begriff war Servan zu etwas zu drängen, was er mit aller Macht versuchte zu verhindern. "Selbst ich nicht." Jeder besaß seine dunklen Geheimnisse, welche er niemandem anvertraute. Jeder hatte bereits Kapitel in seinem Leben erlebt, welche er für immer abgeschlossen hatte und  welche er nie wieder würde öffnen wollen. Man musste lernen, mit diesen Erfahrungen zu leben. Man musste einen Weg finden, damit klarzukommen. Cassandra hatte am eigenen Leib erfahren, dass man sonst früher oder später daran zu Grunde gehen würde. Die Geister der Vergangenheit durften einem nicht in die Gegenwart oder gar in die Zukunft folgen. Das wäre der ganz persönliche Untergang.
Als Servan sie anflehte, es doch bitte zu verstehen, seufzte Cassandra leise und zog ihren Kopf mit einer entschlossenen Geste zurück. Sie mussten dieses Spiel hier und jetzt beenden; die Helle hatte erkannt, dass es plan- und ziellos war und kein gutes Ende nehmen konnte. Nicht, wenn der Palomino immer wieder so sehr darauf beharrte.
"Es ist in Ordnung," stimmte sie ihm nickend zu. "Dann bleibe ich jetzt die besondere Unbekannte an deiner Seite." Und da war es wieder, das kecke Schmunzeln auf ihrem Gesicht und das freche Funkeln in ihren tiefschwarzen Augen. "Aber keine Sorge, ich hätte dich auch nicht heiraten wollen, wenn wir unser Techtelgemechtelt fortgeführt hätten." Sie lachte unbeschwert und schüttelte fröhlich ihren Kopf, damit ihr Langhaar sich neu platzieren konnte. Cassandra hatte beschlossen, loszulassen und diese Begegnung so zu genießen, wie sie begonnen hatte. Es war doch sinnlos nach dem zu Streben, was man nicht erlangen konnte. Vielleicht war auch einfach noch nicht der richtige Zeitpunkt dafür gewesen. Geduld war leider noch nie ihre Stärke gewesen.



16.10.2016, 12:05
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Stillreich » Das Tal » Das Mohnblumenfeld #2
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