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Ferun » 25.05.2013, 22:07 » Der See #2

Athan


Es war zum Haare zerraufen, was Athan da von sich gab. Der Hengst hatte tatsächlich nicht einmal eine Ahnung von dem, was auf ihn zukommen würde. Ferun glaubte, dass der schöne Hengst die Gefahr schlichtweg unterschätzte und sich so wohl dem Tod preisgeben würde, ohne auch nur die leiseste Ahnung darüber zu haben. Hätte sie nicht mit eigenen Augen gesehen, wozu all diese Bestien fähig waren, hätte sie es wohl selbst nicht geglaubt. Aber Athan ins Gebirge schleppen und ihm Faithless so direkt in die Arme laufen lassen? Ihn mit zu ihrer Herde nehmen, einem der Jünger bekannt machen, aber Gefahr laufen, dass der Meister es bemerkte? Egal was sie vorhatte, es war für ihn zu gefährlich. Und sie schwor sich, bei Gott, dass sie ihn weit weg von all dieser Gefahr bringen würde. Im Moment jedoch wirkte er auf sie lediglich stur und - und das tat ihr am meisten weh - herablassend. Ja, tatsächlich. Es kam ihr so vor, als hielte er sie für dumm. Für geringer als ihn. Sie sah in seinen Augen diese feine Spur der Überheblichkeit, die sie in den Augen so vieler zuvor hatte erdulden müssen. Vielleicht waren sie doch alle gleich und sich einen von ihnen zum Gefährten zu wählen war purer Leichtsinn. Ihr Herz ließ jedoch keine weitere Sekunde einen solchen Gedanken zu. Sie atmete ein paar Mal tief durch, wusste, dass sie auf den Hengst ohnehin jämmerlich und hysterisch wirkte. Auch als er lächelte brachte sie es nicht fertig, die Geste zu erwidern. So herzerwärmend und wundervoll sein Lächeln auch war, ihr war alles andere als zum Lächeln zumute. Sie begegnete seinem Püppchen mit einem vor Trauer und Schmerz verzerrten Blick.

"Na schön. Magie und so gibts nicht. Hab's verstanden. Ich mein klar, wenn die Burschen sich in Raben verwandeln und vom Herdenplatz schwirren ist das auch immer pure Sinnestäuschung. Schon klar, also übergehen wir das." Der böse und scharfe Ton ihrer Stimme war nicht beabsichtigt, doch sie war gereizt. Und das vor allem, weil ihr nichts wichtiger war als er. "Um es dir mal ganz rational zu erklären; hier im Tal gibt es drei Herden. Die Corvus Corax, die Adoyan Enay und die Gaistjan Skairae." Während sie so sprach deutete sie mit dem hübschen Kopf in jene Richtungen, in denen sie die Herdenplätze wusste oder zumindest vermutete. Selbst von hier aus konnte man die stattliche Irrenanstalt im Gebirge lauern sehen. Das würde wohl auch Athan nicht bestreiten können. "Die Gaistjan Skairae haben einen Leithengst, der sich Faithless schimpft. Geist. Tod und so. Ich hab ihn mal von weitem gesehen, unheimlicher Kerl. Ganz weiß und er leuchtet bisschen. Naja egal, war ja dann eh nur das Licht und Sinnentäuschung. Egal. Er ist ganz kalt. Wohl selbstverständlich wenn man tot ist." Sie holte kurz Luft, hatte sich in Rage geredet und die vielen Worte kosteten sie die Beherrschung. Aber anders würde Athan wohl nicht verstehen. "Dieser Kerl will irgendwie das ganze Tal und danach noch weiter gehen. Ich weiß nicht genau was er vorhat, aber er muss gestoppt werden. Dann gibts da die Adoyan Enay. Der Herdenleiter ist sowas wie ein Erzengel, sagt man zumindst. Keine Ahnung, ihn habe ich noch nie gesehen, aber er soll unglaublich stark sein. Sind keine netten Burschen, aber sie wollen das Gleichgewicht wiederherstellen was so viel heißt wie: Faithless muss sterben. Wer ihnen in den Weg kommt halt gleich mit." Mit einem Blick bedeutete sie ihn, dass auch er ein solches Hindernis sein könnte, stand er nur im falschen Moment am falschen Ort zum Grasen herum. "Ja und dann noch die Corvus Corax. Der Meister ist hierher gekommen, um die ungewöhnlichen magischen, pardon machtvollen Begebenheiten zu studieren. Er lehrt seine Burschen in der Kunst der schwarzen Magie, ähm, naja schwarzen Macht oder wie auch immer. Und die Unterbemittelten, wie er sie nennt, belehrt er halt in der Kräuterkunde, der Kriegskunst und so weiter. Wer weiß, ob auch er sich in das Machtgefüge einmischen wird." Sie holte tief Luft, schnappte beinahe danach. Ihre Kehle fühlte sich rau und trocken an. Das viele Sprechen war ihr unangenehm, doch Athan hatte die Wahrheit verdient. Und nun hatte sie ihm all das erklärt, was sie wusste. Eigentlich war ihr mehr danach, mit ihm zusammen zu sein.Ihn zu spüren, warm und lebendig an ihrem eigenen Körper. Sie wünschte sich, sich an ihn lehnen zu können und einfach nur seinem Atem lauschen zu können. Und doch, es war ihnen nun nicht vergönnt. Zumal Ferun eindeutig erhitzten Gemütes und doch auch sauer auf ihn war. Vielleicht war es gerade das, was das Kribbeln in ihrem Bauch in eine erneute heiße Leidenschaft verwandelte. Doch sie unterdrückte den Drang, sich ihm schnurrend an den Hals zu werfen.
Ferun » 25.05.2013, 20:07 » Der See #2

Athan


Interessant. Kann man das lernen? Mehr also nicht? Ein bisschen gekränkt war Ferun schon. So dringlich das Erkennen der Gefahr auch war, so stolz war sie auch auf die Fähigkeit, dieses Blümchen zum Leben erweckt zu haben. Aber darum ging es nicht und sie schob den Gedanken des gekränkten Stolzes schnell beiseite. Bekräftigungen wie diese hatte sie nicht nötig, auch wenn es schön war. Natürlich. Sie sah stattdessen traurig auf, ihm direkt in die schönen Augen. Die ihren funkelten magisch, waren es jedoch nicht. All die Kräfte, die Ferun besaß, beschränkten sich auf die Natur und die darin beheimateten Gewächse. Der Meister hatte ihr versprochen, dass sie dereinst auch kleine Wunden würde schneller heilen lassen können. Doch allein dieses Röschen hatte ihr alle Kraft gekostet und Ferun war nun einmal keine geborene Hexe. Sie hatte die Magie nicht im Blut und konnte daher auch nur schwer darauf zurück greifen. Sie hatte Talent, das sah man. Sterbliche lernten nur schwer. Aber Ferun schaffte es. Und, womöglich, floss ja tatsächlich irgendwo ein stark verdünnter Hexenblutstropfen. Aber das war nun auch egal, denn - und das schien ihr wichtiger - Athan schien die Gefahr, in der sie sich alle befanden, nicht zu begreifen.

Und Gott weiß, es wäre ihr eigentlich egal gewesen. Dann hätten sie eben gegen das Böse gekämpft oder wären geflohen. Sie hätten es schon irgendwie geschafft. Ferun aber wusste, wie grausam die Geister waren. Sie wusste, dass auch die Engel unglaubliche Macht besaßen. Athan, der für sie zwar das magischste und schönste Geschöpf aller war, war nicht stark genug um gegen diese Ausgeburten der Hölle zu kämpfen. Sie hatte schon einmal jemanden verloren und ihr Herz lag gebrochen da. Erst er hatte es zu flicken gewusst. Und was, wenn ihm etwas geschah? Wenn er starb? Eine Gänsehaut breitete sich auf ihrem Körper aus, ein Kloß wuchs im schönen Kehlraum der Stute. "Was soll ich denn nur machen, wenn dir was passiert?" Sie neigte den Kopf, sah fort, in die Ferne. Blinzelte ein paar Tränchen beiseite, wollte ihre Angst so offen nicht zeigen. Ihre Verletzlichkeit. "Du Sturkopf begreifst ja nicht einmal, dass du gegen die nicht einmal eine Sekunde bestehen könntest. Ich weiß, dass du stark und mutig bist, Athan. Aber das ist bei weitem nicht genug, um hier zu überleben." Doch egal was sie sagte, sie wusste, dass Athan ihr nicht beipflichten, irh nicht glauben würde. Insgeheim nahm sie sich vor, einen neuen Zauber zu erlernen, der ihm im Fall aller Fälle würde helfen können. Ferun hatte von Magie vernommen, mit der man zwei Seelen koppeln konnte. Würde ihm eine Wunde zugefügt, so würde Ferun den Schmerz und die Folgen tragen. Nicht er. Ob das wirklich möglich war? Ferun glaubte nicht, dass sie selbst in der Lage zu solchen Zaubern war. Aber wenn doch... Sie musste es versuchen, um diesen Sturkopf im Notfall retten zu können, auch wenn dies ihren eigenen Tod bedeuten würde.

Doch was war sie schon wert, wenn Athan nicht mehr lebte? Wofür würde sie dann auch noch leben? Dann hätte sie ein weiteres Mal den Sinn ihres Lebens verloren. Mehr, als ein Pferd überhaupt verkraften konnte. Und Athan? Genau genommen wusste Ferun nicht viel über den, den sie liebte. Doch es bedurfte der Liebe nicht mehr, als das wahre Gefühl im Herzen. Und das trug sie bei sich wie eine lodernde Flamme. Was hätte sie darum gegeben, ihn in Sicherheit zu wissen? Sie blickte um sich, musterte das Gebiet. Der See lag ganz ruhig, kein Lüftchen wehte kleine Wirbel in die glatte Spiegeloberfläche. Sie wünschte sich in diesem Moment nichts sehnlicher, als ein ruhiges und abgeschiedenes Leben mit diesem einen Hengst, der sie nahm, obwohl er von Geburt eigentlich viel höher gestellt war als sie. Sie wollte ein Fohlen mit ihm. Ach was. Nicht nur eines! Sie wollte sich ihm versprechen, bis der Tod sie schied. Aber solang sie an diesen Ort gebunden war mit all den magischen Ketten und Fesseln, war daran nicht einmal zu denken.
Ferun » 24.05.2013, 19:50 » Der See #2

Athan


Ihre Blicke betasteten den schönen Körper des maskulinen Vollblüters intensiv, begehrten jede noch so winzige Faser daran. Sie musste an ein Gespräch zwischen ihnen denken, in dem Fohlen vorgekommen waren. Unwillkürlich musste sie auch nun wieder daran denken, spürte den Tagtraum aufkeimen einst eigene Fohlen mit ihm haben zu dürfen. Doch was für eine Angst würde sie erst dann durchzustehen haben, wenn das Leben ihres eigenen Kindes in diesem Tal begann? Und eines wusste sie; fort von hier würde Ferun nicht kommen. Sofern der Meister sie nicht freigab. Und das würde er nicht tun. Sie seufzte leise und blickte abermals auf, ihm direkt in die Augen zu blicken. Seit langem war ihr niemand mehr so wichtig gewesen, dass sie ihren - im übrigen allen Tieren angeborenen - Egoismus komplett zurückschraubte und bloß an ihn dachte, sein Wohlbefinden. Es wäre kein Schweres, ihn aus dem Tal zu bringen und ihn dort ein glückliches Leben beginnen zu lassen; womöglich mit einer anderen Stute an seiner Seite. Denn Ferun war eine Gefangene. Wie konnte sie ihm das aber begreiflich machen? Er würde ihr doch jegliche geistige Fähigkeit absprechen, erklärte sie es ihm.

Seine Worte waren deutlich. Und ängstigten sie. Allein der Gedanke, Athan könne versuchen gegen Faithless oder seine Anhänger zu kämpfen bereitete ihr ein unglaublich schlechtes Gefühl im Magen und sie sog zischend Luft ein. "Du begreifst nicht." murmelte sie leise, verzweifelt. "Das müssen wir ändern." Plötzlich huschten Feruns Blicke über den Boden, suchten. Hier am See war nicht wirklich das zu finden, was sie sich erwünschte. Als sie ein paar Schritte weiter ging, ihren Blick immer noch über den Boden gleiten ließ, entdeckte sie jedoch was sie suchte. Wie ein Hund kam sie mit einem Stöckchen im Mund zurück, legte jenes Stöckchen direkt vor die Hufe des Hengstes. "Sieh genau hin." Das Stöckchen schien tot. Kein einzig grün schlich sich an dem satten Braun entlang. Ferun schloss die Augen, konzentrierte sich und berührte vorsichtig, liebevoll, mit den Nüstern jenen Ast. Sie spürte das elektrisierende Gefühl an ihren Nüstern. Schweiß trat ihr aus jeder Pore. Sie strengte sich deutlich an. Mit geringem Erfolg. Aus dem dunklen Holz spross leise, jedoch rasch eine kleine Buschwindrose. Dann aber schwankte Ferun; sie hatte sich verausgabt. Japsend sah sie wieder auf. "Es geschehen hier unbegreifliche Dinge, Athan. Ich beherrsche nur einen Funken Magie und habe lediglich auf Kräuter und Pflanzen Einfluss. Und du siehst, es kostet mich alle Kraft auch nur ein wenig Magie aufzubringen. Würde ich versuchen, auch nur eine weitere Blüte keimen zu lassen, ich würde sterben." Sie sah ihm aufrichtig liebend in die dunkeln Augen. "Faithless. Er ist tot. Er ist der Bruder des Todes. Halt mich meinetwegen für wahnsinnig. Aber Athan, er ist tot. Ihm kann man nichts anhaben. Aber er kann dir mit einem einzigen Blick alle Lebenssäfte aus dem Körper pressen und dich elend verrecken lassen. Wage es also nicht, mich zu verteidigen. Lauf einfach. Sollte dir je ein solches Wesen über den Weg laufen, lass all das hinter dir und lauf so schnell du kannst."
Ferun » 17.05.2013, 13:58 » Der See #2

Athan ♥


Die Rosse vernebelte nicht nur Athan den Kopf, die Sinne. Ferun hatte noch nie zuvor gespürt, dass mit ihrer Rosse auch ein Verlangen einher ging. Nie zuvor hatte sie einen Hengst begehrt. Vielmehr hatte sie sich gefürchtet, dass ihr etwas Schreckliches würde zustoßen können. Dass ein Hengst sie mit Gewalt nahm, gegen ihren Willen. Dass sie all das so anders empfinden würde, wenn sie den ihr gegenüberstehenden Hengst liebte, war ihr nicht bewusst gewesen. Dass sie selbst plötzlich den Drang hatte ihm nahe zu sein erschien ihr befremdlich, und doch so schön. Schmetterlinge schwirrten ihr umso vermehrter im Bauch herum, als sie es ohnehin in Athans Nähe immer taten. Doch die Situation war zu heikel, zu ernst. Sie schuldete ihrem Liebsten eine Erklärung und doch schien sich ihr gesamter Geist dagegen zu sträuben. Sie wollte ihn nicht in die Gefahr mit hinein ziehen. Sie hätte ihn am liebsten ganz fern dieses Ortes gesehen. Fern von all dem Bösen, was hier vor sich ging. Geister und Engel. Mein Gott. Er würde sie für verrückt halten, spräche sie auch nur die Hälfte dessen an was sie wusste. Diese Gefahr, die ständig im Nacken saß, hinter ihnen her kroch. Wusste man von all dem nichts, so war man zumindest ein bisschen behütet. Oder maßlos ausgeliefert. Je nachdem, wie man es nahm.

Sie sah ihm mit ihren tieftraurigen, treuen Augen an und hätte ihm in diesem Moment am liebsten vollkommen klar gemacht wie sehr sie ihn liebte. Doch das konnte sie nicht, keine Worte würde sie finden. "Glaub mir, wenn ich daran denke in welcher Gefahr du dich befindest... Das würde mich fast dazu bringen, dich fort von hier zu schicken. Ich würde mit dir fliehen, wenn ich könnte." Sie verspürte das Gefühl, zuviel gesagt zu haben. Es war ihr unangenehm, dass Athan wissen könnte, welch dunklem Pakt sie sich ergeben hatte in ihrer Unwissenheit. Er schien Ferun tatsächlich zu unterschätzen. Sie war gut durch und durch. Doch sie hatte, zumindest in diesem Moment, alles in Kauf genommen um ihrem Ziel näher zu sein; eine Kräuterhexe hatte sie werden wollen und war sie nun. Wer sich mit Dunklem umgab, wurde selbst dunkel. Das hatte sie lernen müssen. Denn einen Ausweg gab es nicht. Do or die. Das war die Devise, nach der es in diesem Tal ging. Sie seufzte abermals, schmiegte sich haltsuchend an ihn und trat dann doch wieder zurück. Dieses Gespräch forderte Augenkontakt. "Nichts in diesem Tal ist das, wofür du es hältst Athan. Es ist... mehr. Im Gebirge lauert die Gefahr. Und das sind nicht einfach Pferde, Wölfe oder was auch immer. Das sind.. Geister." Flehend sah sie ihn an, er würde sie doch jetzt nicht für verrückt halten? Er würde doch wohl nicht glauben, dass sie ihn in einem so heiklen Moment zum Narren hielt? "Es gibt in diesem Tal Kreaturen; sie brauchen dich bloß anzusehen und du stirbst just in dem Moment." Sie sah sich um , beinahe als befürchte sie eine dieser Kreaturen ganz in ihrer Nähe. "Ich habe einen hohen Preis dafür gezahlt, in die Lehre gehen zu können. Ich habe mich an diesen Ort gebunden. Ein Ort voller Dunkelheit und bösen Mächten." Nicht nur böse Mächte, das wusste Ferun. Da gab es schließlich noch diese Engelsgleichen, die die Geister zu besiegen versuchten um das Gleichgewicht des Tales wieder her zustellen. Bis dahin jedoch war wenig geschehen, nichts hatte geholfen. Und sie alle waren bloß Spielsteine eines übergroßen Schachspieles. Lediglich Bauern, die geopfert wurden um die wahren Ziele zu verfolgen. Der Zweck heiligt die Mittel.
Ferun » 08.05.2013, 20:43 » Der See #2

Athan


Ihr Herz schlug schwer, allein wenn sie ihn betrachtete. Er schien das Maß aller Dinge für sie. Seine Schönheit war von einer solchen Reinheit und Erhabenheit, dass ihr der Atem stockte. Sie liebte ihn, mit jeder Faser ihres Körpers. Doch sie liebte nicht nur das schöne Äußere, das gewiss am Anfang für die ersten Schmetterlinge gesorgt hatte. Sie liebte vielmehr das gütige Herz, mit dem er sie liebte. Mit dem er sie wirklich liebte, nicht ihrer Äußerlichkeiten halber. Er war es, der für sie da war. Der ihr stets ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Der ihr den Ernst des Lebens zu versüßen wusste und ihr beigebracht hatte, nicht alles so ernst und dunkel zu sehen, wie es auf den ersten Blick erschien. Das liebte sie an ihm. Und das war es auch, was sie klar überzeugte, ihn ewiglich lieben zu können und zu wollen. Als dann sein Kuss ihre Lippen traf, explodierten die Gefühle in ihr. Ein Schauder ließ ihren Körper erzittern, als sie seinen Atem ganz warm und vorsichtig an ihrer Haut spürte. Wie hatte sie nur all die Jahre ohne dieses süßes Gift überleben können? Ohne diese Droge?!

Als Athan sich von ihr zurückzog, ihr kurz mit mehr als merkwürdigem Gesichtsausdruck direkt in die Augen sah, musste sie lachen. All die Schwere der letzten Tage fiel von ihr ab. Sie konnte bei ihm sie selbst sein, das Kindische, was ihr verblieben war, ausleben. Sie hatte genug erlebt, viel Schmerz und Leid erfahren. Doch sie hatte all das nie in ihrem Alltag thematisiert. Doch sie hatte es ebenso wenig geschafft mit all der Schuld auf ihren Schultern glücklich den Tag zu genießen. Dieses Gefühl kannte sie erst, seit dieser unglaubliche Hengst in ihr Leben getreten war. "Spannendes?" Sie lächelte verwirrt, obwohl sie genau wusste, dass sie hochbrisante Neuigkeiten würde auftragen können. Doch was wollte sie nicht. Sie wollte Athan so weit wie möglich von den bösen Machenschaften dieses Tales fern halten. Am liebsten wäre sie mit ihm geflohen, wenn ihr dies denn vergönnt wäre. Sie würde ihn aus diesem Tal bringen, fort von all der Dunkelheit die bereits nach ihr griff. Sie hatte sich dem allen angeschlossen ohne zu wissen, welchen Schwur sie mit ihrem Blut besiegelte. Zu jung, um wirklich klare Gedanken zu fassen. Und nun? Sie hatte nun mehr als nur ein Schicksal zu beschützen. Die Corvus Corax waren nicht dunkel, nicht schlecht. Sie waren bloß auch nicht gut. Die wirklich Boshaften dieses Tales waren die Geister, die mit ihrem Tun selbst die friedlichen Völker gegen sich aufbrachten. Und es war mitnichten bloß eine Frage der Zeit, bis all das sich so konzentrieren würde, dass alles in sich zusammen brach. Tod und Morden das Tal beherrschte. Sie seufzte leise, wollte eine Ausrede finden. Da jedoch trafen seine Worte sie wie ein Schlag in die Magengrube. Er ahnte etwas. Natürlich. Dumm war nicht. Wie hatte sie auch glauben können, es ihm zu verheimlichen. "Ich..ähm..." Sie spürte, wie der Kloß ihr im Hals stecken blieb. Nein. Sie wollte ihn raushalten. Wollte ihn den Gefahren nicht aussetzen. Je mehr er wusste, umso gefährlicher wurde es für ihn. Doch sie war ihm eine Antwort schuldig und sie würde ihn nicht belügen, das stand fest. "Es gibt sehr, sehr viele Dinge in diesem Tal die ich dir vielleicht erzählen sollte. Aber Athan, ich will das nicht. Ich will nicht, dass dir etwas geschieht. Was soll ich tun, wenn sie auch dich in ihre Fänge bekommen. Wir haben es hier doch nicht mehr mit Irdischem zu tun. Mein Gott, Athan..." Sie schluchzte leise auf und als sei all das noch nicht genug, brach ein sanfter Schwall Rosse hervor und lief ihr sanft über die Hinterbeine, versickerte ihm grünbewachsenen Boden. Sie blickte sich ein wenig unsicher um, sah ihm dann jedoch direkt in die wunderschönen Augen, die sie sofort gefangen nahmen und ihr trotz ihrer Trauer eine solche Wärme im Herz schenkten, dass sie am liebsten nur noch seinem Atmen und seinem Herzen gelauscht hätte.
Ferun » 02.05.2013, 14:53 » Der See #2

Athan.


Es war nicht viel geschehen, seit sie einander das letzte Mal gesehen hatten. Der Alltag hatte Ferun gefangen genommen; Kträuer sammeln, Lektionen des Meisters, sie selbst hatte hie und da auf ein paar der kleinen Fohlen aufgepasst. Die Herde war - wie nicht anders zu erwarten war - mit einer kalten Ignoranz an sie heran getreten, hatten nur die nötigsten Worte mit ihr gewechselt. Sobald jedoch einer von ihnen auch nur eine kleine Verletzung hatte - ein kleines Kratzerchen am hochwohlgeborenen Leib - kamen sie jammernd zu Ferun, legten dieser ihr Leben, oder zumindest das Wehwehchen in ihr Geschick. Denn selbst wenn sie Ferun als Pferd wenig achteten, umso mehr achteten sie die Heilkundigkeit des unscheinbaren Stütchens. Dann jedoch war Kalter Atem verschwunden; der Meister der Corvus Corax. Wohin er wohl verschwand? Ob er wiederkehrte? Die Politik dieses Tales; gefährlich und mysteriös. Ferun hatte unlängst begriffen, dass es hier um weithin mehr ging, als ihr lieb war. Und dass sie selbst an dieses Schlamassel gekettet schien. Als bewandertste der Heilerinnen der Corvus Corax würde man sie unweigerlich in Kampfgeschehen mit hinein ziehen, sie war es die die verwundeten Soldaten würde heilen können. Dass es hier jedoch um höhere Mächte ging, daran wagte sie gar nicht zu denken. Ob auch Athan von all dem wusste? Ob ihm bewusst war, dass Ferun durch ihr Blut - schwarze Magie - an ihr Versprechen gebunden war, dem Meister und der Herde zu dienen? Sie fröstelte bei dem Gedanken. Eigentlich hätte sie sich am liebsten aus dem Staub gemacht, mit Athan die weite Welt erkundet. Doch dieses Option stand ihr, solang ihr Wort galt, nicht offen. Alle Wege, die sie einschlug, führten automatisch zurück zu den Corvus Corax. Sie konnte nicht fliehen. Und davon, sie fürchtete sich vor dem erhellenden Moment, wusste ihr Geliebter nichts. Allein das Wissen darum, dass auch Ferun von ihm nicht alles wusste und er nicht alles preisgab, linderte ihr schlechtes Gewissen es ihm verheimlicht zu haben.

Sie versuchte zu Grinsen, als er ihr sanft einen Kuss gab, den langen Schopf aus den schönen Augen strich. "Mir war bloß langweilig. Vermisst, pah." Sie trat einen Schritt zurück und streckte ihm die Zunge heraus, auf seine Neckereien konnte sie ebensogut eingehen. Ihr Blick jedoch, liebevoll und warm, strafte ihre Worte Lügen. Keine Sekunde war vergangen, da sie nicht an ihn gedacht hatte. Kein Kräuterchen hatte sie ausgezupft, ohne dabei leise zu summen und das Herz in ihrer Brust schlagen zu spüren, weil sein Name ihr durch den Kopf geisterte. "Es ist.. nichts. Ich bin bloß ein bisschen durch den Wind. Bin das alles noch nicht so gewöhnt." Sie lächelte und strich ihm vorsichtig die Mähne entlang des muskulösen Halses, so gut es ging. Denn immerhin war sie um einiges kleiner als Athan und gelangte nicht ohne Mühe an seinen Rücken. Würde er sich nicht zu ihr neigen, so wäre ein Kuss nicht denkbar. Unterschiedlicher hätte ein Paar nicht sein können. Doch die Liebe suchte nicht nach Gleichheiten. Sie suchte nach Herzen, die bereit waren, miteinander im Gleichtakt zu tanzen. "Was hast du so getrieben?" Sie sah ihn an, ohne Vorwurf wie andere Stuten das wohl getan hätten. So unmöglich ihr die Liebe des Braunen zu ihr schien, so sehr vertraute sie ihm doch. Dass er, wie sie schon oft von anderen gehört, hinter ihrem Rücken anderen Stuten nachstieg; das glaubte sie nicht.
Ein sanfter Windhauch strich über die Pferdeleiber. Sein Duft stieg ihr neuerlich in die Nüstern, betörte jeden einzelnen Gedanken den sie zu hegen versucht hatte. Sie hätte sich nicht vorstellen können je eine so intensive Empfindung in sich zu finden, nun war es so weit. Das, wofür sie früher nur ein unverständiges Naserümpfen parat gehabt hatte, war Wirklichkeit gewonnen - Verliebtsein.
Ferun » 01.05.2013, 22:06 » Der See #2

Athan



Das kleine Herz zerschlug ihre Brust beinahe, als sie sich mit flinken Schritten dem See näherte. Die räumliche Trennung von Athan hatte ihr gut getan; sie hatte sich viele Gedanken machen können und die Möglichkeit, ihre Gefühle in Ruhe zu ordnen, hatte sie voll und ganz genutzt. Womöglich hätte sich nun herausstellen können, dass allein eine Schwärmerei ihr die Schmetterlinge in den Magen gesetzt hatte. Doch das war es nicht. Selbst nach gründlichsten Überlegungen war sie zu dem vollkommen irrationalen Gefühl der Liebe gelangt - sie liebte Athan. Sie liebte diesen gottgleichen Vollblüter, der einen so erhabenen Namen trug und den Mut in seinem Herzen. Und er liebte sie, obwohl ihr das noch immer wie ein Scherz, eine Belustigung des Schönen vorkam. Er und sie. Das kam ihr vor wie ein Märchen. Ein Märchen, das zu schön war um wahr zu sein. Doch es schien, als seien Athans Gefühle wahr. Als liebte er sie wirklich. Und welches Gefühl war schöner, denn das des Geliebtwerdens? Stolz schwellte ihre Brust, dachte sie auch nur an ihn. Er war der ihre, auch wenn sie bis heute nie darüber geredet hatten was sie überhaupt waren. Doch, schlugen zwei Herzen füreinander, waren sie, wenn nicht Partner? Liebende? Gefährten?

Ihr Herz klopfte nun so schnell, dass ihr schwindlig wurde. Das leise Blitzen der Wasseroberfläche im Mondenschein flimmerte am Horizont und ihre Schritte wurden unweigerlich schneller, ihr Atem stockender, ihr Herz fordernder. Dort stand er, die dunkle Silhouette hob sich vom dunkelblauen Himmel ab. Sie war nun nahe an ihn heran gekommen, er jedoch hatte sie noch nicht erblickt. Sie nutzte den Moment innezuhalten, obgleich die Spannung sie zu zerreißen drohte. Sie musterte ihn mit einer so warmen Liebe im Herzen, dass ihr die Tränen in die Augen stiegen - "Athan." Sie flüsterte seinen Namen.
Langsam setzte sie sich wieder in Bewegung, stolperte, fing sich wieder. Ihr wurde schwindlig, sie hatte seit einiger Zeit nichts getrunken. Doch daran war nun nicht zu denken. Sie stand hinter ihm. Wiederholte seinen Namen, lauter und fordernder nun. Sie hatte ihn vermisst. Und nun, da sie ihn sah, spürte sie erst wie sehr sie ihn vermisst hatte. Dass ohne ihn ein Teil von ihr fehlte, ein ganz erheblicher sogar. Wie hatte sie nur all die Jahre ohne ihn leben können? Wie ohne diese sie ausgleichende andere, bessere Hälfte durchs Leben wandern können? Er gab ihr die Kraft, die sie allein nicht hatte aufbringen können. Er machte sie stark. Er schaffte, dass sie sich schön und begehrt fühlte. Dass sie an sich glaubte. Seine Züge; so wunderschön vom Firmament beschienen. Einen Moment noch, dann brach es aus ihr heraus und sie warf sich - wohl zu überschwänglich - gegen seine Brust und atmete seinen schweren, maskulinen Duft einer Droge gleich ein.
Ferun » 08.02.2013, 08:40 » Der Zaubergarten #1

Athan



Ein langes, Ferun verunsicherndes Schweigen entstand, als sie all ihre Worte ausgespien hatte und nun auf Athans Reaktion wartete. Sie beobachtete ihn vorsichtig, versuchte in jedem sich bewegenden Gesichtszug zu lesen. Er wirkte versteinert, hart. Und doch lag darin diese Wärme, die sie zuvor noch so heftig am eigenen Leib hatte verspüren dürfen; in seinen Küssen. Sie verspürte einmal mehr diese Bewunderung, die sie ihm entgegenbrachte. Eine Bewunderung, die in sich eine gehörige Portion Leidenschaft und Versuchung trug. Athan war schön, zweifelsohne. Doch er wurde durch einen ebenso schönen und wertvollen Charakter ergänzt, was die Sache für ihr Herz nicht sonderlich viel leichter machte; hatte sie doch das Gefühl mit dem Feuer zu spielen.
Der Kloß in ihrem Hals schwoll nicht weiter an, wenn sie ihn ansah, obwohl die traurigen Gedanken an ihre Schwester sie für diesen Moment voll im Griff zu haben schienen. Sie musste an die Schreie denken, die das kleine Mädchen ausgestoßen hatte. Sie hatte nach ihr geschrien, nach Ferun. Sie hatte gehofft, in der Schwester ihre Rettung zu finden. Doch Ferun war ihr nicht zu Hilfe geeilt. Sie wurde selbst bedroht, befand sich selbst in Gefahr. Was hätte Ferun darum gegeben, in diesem Moment ihre Eltern an ihrer Stelle zu wissen. Sie selbst und ihre kleine Schwester bloß als Zuschauer daneben stehend. Jene waren es, denen dieses Unglück gerecht wurde. Nicht die kleine Ferun und eine noch kleinere Emilie. Sie selbst, das hatte sie sich damals schon geschworen, würde einen solchen Fehler nie begehen. Würde ihre Kinder lieben und stets so gut für sie sorgen, dass kein Unglück der Welt ihnen etwas würde anhaben können. Doch Ferun wusste, dass man nicht alles Leid von den Kleinen fern halten konnte. Doch man musste sie schützen, so gut es eben nur ging.

Sie war so in ihren Gedanken verstrickt, dass sie erschrak, als der schöne Hengst mit voller Leidenschaft zu sprechen begann. Sie folgte seinen Worten stumm, reglos. Er hatte in allem Recht und doch konnte sie das so nicht akzeptieren. Sie hielt sich selbst wohl für ein Monster, zumindest nicht für unschuldig. Sie hatte nur zugesehen. "Ja, dann hätten sie uns eben beide getötet. So lebe ich. Mit dem Wissen dessen was geschehen ist. Was ist wohl besser?" Es war ein Eingeständnis. Das Geständnis der vielen, vielen Stunden in denen auch Ferun daran gedacht hatte, ihrer Schwester nachzufolgen. Ihre Worte jedoch bereute sie sofort, als sie realisierte, dass Athan ihr gerade erzählt hatte, dass seine Mutter an Selbstmord starb. Mist... Sie seufzte leise, hätte sich am liebsten selbst geohrfeigt für diesen dummen Ausspruch, doch Worte konnte man nicht ungesagt machen. Und Athan, der selbst eine Leidenschaft und ein Temperament in sich trug, würde ihr wohl nachsehen können. Und doch war ihr unwohl bei dem Gedanken, dass sie ihn womöglich verletzt habe. Sie trat ein wenig näher an ihn, obwohl die Situation wohl nicht die rechte dafür war. Vorsichtig glitten ihre Nüstern entlang seines muskulösen Halses. An seiner Schulter angekommen, legte sie den Kopf ganz fest an diese und schloss die Augen, sog seinen wundervollen Duft in sich ein. Ein Ziehen ließ ihren Körper erzittern. Ein Ziehen in der Magengegend. Schmetterlinge im Bauch? Nein. Vielleicht. Zumindest floss nun ein vorsichtiger Schwall Rosse über Feruns Hinterbeine und versetzte die Luft. Sie zitterte ein wenig, wollte Athan nicht noch provozieren mit den Zufälligkeiten des Lebens. Doch sie weigerte sich ebenso, von seiner Seite zu weichen. Sie wollte bei ihm sein, seine Wärme spüren. Wenn dies hieß, dass er ihrer Rosse ausgesetzt war, so würde sie das für den Moment in Kauf nehmen, denn das Gefühl, sie sterbe wenn sie von ihm ginge, saß tief.
Ferun » 04.02.2013, 21:34 » Der Zaubergarten #1

Athan ♥



Sie hatte ihm so vieles gesagt, gebeichtet beinahe. Denn niemand sonst, außer ihrer Eltern, wussten von ihrer Schwester; Emilie. Allein beim Gedanken an deren Namen wurde ihr ganz schlecht, die Übelkeit drohte sie zu übermannen und hinterließ einen stechenden Kopfschmerz. Sie, Ferun, hatte das Mädchen getötet. War schuld daran. Ferun. Ein so lächerlicher Name. „Die Glückbringende.“ Damals hatte ihre verdammte Mutter ihr diesen Namen gegeben, weil sie ja ach so glücklich darüber war, dass Ferun ihr geschenkt wurde. So glücklich war sie beim zweiten Kind schon nicht mehr, weswegen Emilie einen 0-8-15 Namen bekam, der in diesem Moment schlicht modern erschien weil viele Fohlen so hießen. Nun, rückblickend, hätte Ferun ihrer Matter am liebsten Galle ins Gesicht gespuckt dafür, was sie der damals einjährigen Stute angetan hatte. Emilie… Ferun konnte die Schreie des Mädchens in ihren Ohren klingen hören, als sie an die Begebenheit damals dachte. Jene Nacht, in der sich alles für sie ändern sollte. Der Moment, in dem ein Leben voller Schuldgefühle geboren wurde.

Sie bemerkte, wie ihre Blicke teilnahmslos wurden und sie in eine Welt der Gedanken abdriftete, die fernab der Realität ihre Lager aufgeschlagen hatte. Dabei befand sich im Hier und Jetzt ein so lohnenswerter Lebensgrund. Sie seufzte, schüttelte den Kopf um die Träumereien los zu werden. Seine durchaus berechtigte Frage traf sie wie ein harter Schlag ins Gesicht. Sie hätte wissen müssen, dass ein so schöner Hengst diese Gefühle nicht würde nachvollziehen können. Dabei war es ganz einfach: Ferun wurde als Kind von ihren Eltern verlassen. Jeder, dem sie begegnete, außer ihrer Schwester, hatte sie gemieden oder nach kurzer Zeit wieder verlassen. Ihr Leben bestand aus einer Endlosschleife: jemanden ins Herz schließen, einige Zeit glücklich sein, verlassen werden. Und das mit Athan, nun, das war das intensivste Gefühl. Freundschaftlich hatte sie sich schon oft gebunden und wurde enttäuscht. Doch geliebt hatte sie noch nie. Bis jetzt. Denn dieser Hengst vermochte es, in ihr tiefste Gefühle zu wecken die von Fürsorge bis hin zu Leidenschaft reichten. Eine Gefühlsspanne, die ihr bis dahin so unbekannte gewesen war, wie das Land aus dem er kam.

Sie versuchte sich auf ihn zu konzentrieren, auch wenn es ihr nach dem Aufbruch der alten Wunden schwer fiel. Sie wollte ihm wahrheitsgemäß antworten, glaubte aber in Selbstmitleid dabei zu zerfließen. So sträubte sie sich ein wenig, ehe die Worte ihren Mund passierten. „Was glaubst du, Athan? Jeder in meinem Leben, der mir einst etwas bedeutete, hat mich verlassen. Mal ganz davon abgesehen, dass ich an dem Tod meiner Schwester Schuld trage und zudem hätte eingreifen können, es jedoch aus Furcht und Selbstschutz nicht tat.“ Sie versuchte seinem Blick standzuhalten, doch eine einzelne Träne quälte sich aus den verengten Augen, die zu trotzen versuchten. Ja. Sie hatte damals von weitem gesehen, was ihrer Schwester angetan wurde. Doch ihre Angst hatte sie fliehen lassen. Erst am nächsten Tag war Ferun zurück gekehrt. Sie hatte die blutige Lichtung noch heute so scharf ins Gedächtnis gebrannt, dass sie manchmal sogar noch den blutig-metallischen Geruch wahr nahm.
Ferun » 04.02.2013, 19:43 » Der Zaubergarten #1

Athan



Seine etwas zu hohe Stimme zerriss die eingetretene Stille schrill und die schwarze Stute schrak in sich zusammen, als sie das Ausmaß ihrer Worte an seinem Tonfall und der Mimik erkannte, die in seinem Gesicht spielte und einen gewissen fassungslosen Eindruck hinterließ. Das erste Mal seit dem Gespräch wurde ihr bewusst, dass sie ihn wohl verletzen konnte. Im Leben hätte sie an diese Möglichkeit nicht gedacht, schluckte schwer als sie begriff. Sie besaß die Macht, ihn zu verletzen. Warum? Was an diesen Worten hatte ihn aufgebracht, was daran verletzte ihn? Glaubte er, sie sei nicht verletzt? Mit jeder Faser ihres Körpers liebte sie einen Hengst, der sich eines Tages etwas Besseres suchen würde, sie einfach würde fallen lassen. Ferun. Eine kleine, pummelige Tinkerstute. Eine Stute, die wohl mit Charakterstärke und Wissen, nicht aber mit Schönheit und Anmut überzeugen konnte. Sie wollte ihm am liebsten an den Kopf knallen, dass ja nicht sie diejenige war, die ihrem Gegenüber keine Chancen einräumen konnte aufgrund der ach so tollen Vorfahren. Ihr war gar nicht bewusst, dass Athan sie wohl so hinnahm wie sie war. Die Leiden und Peinigungen der Jahre zuvor hatten sie tief geprägt. Sie hätte am liebsten getobt, gewütet, geweint und geschrien. Sich gegen die Brust des Rotbraunen gelehnt, um von seinem rhythmischen Herzschlag Trost zu empfangen. Doch sie blieb still, so wie auch er seine aufwallenden Gefühle unter Kontrolle zu haben schien. Die Ruhe vor dem Sturm.

Sie lauschte seinen Worten, die über die Schatten hinwegzutäuschen versuchten und es doch nicht schafften, weil allein jener Satz mit den Ammen wieder bitter auffahren lies. Sie betrachtete sein kühles Mienenspiel und glaubte kaum zu verstehen, was sie da sah. Als sie die verletzte Kälte erblickte, hätte sie ihm am liebsten liebevolle Worte ins Ohr geflüstert. Ihm ihren warmen Atem gegen die Stirn geblasen, während ein sanfter Kuss sich auf seiner derselben wiederfand. Sie hätte ihn am liebsten umhalst, ihn getröstet, ihn von ihren verletzenden Worten frei gesprochen. Stattdessen lauschte sie ihm. Und umso trauriger wurde sie. Denn wenngleich die Beschreibung seiner Heimat dem Paradies glich, so schien seine familiäre Geschichte tragisch. Bei den Worten über seine Mutter schien er besonders verletzlich, womöglich bildete sie sich das auch nur ein. Die Aufforderung, von sich selbst zu sprechen, riss sie aus ihren Tagträumen, in denen sie versuchte die Heimat Athans zu rekonstruieren. So einfach war das jedoch nicht, denn einen solch tropischen Ort hatte sie zuvor noch nie gesehen. Sie räusperte sich und schlug den Blick nieder, denn der verhärtete Ausdruck wollte von den wunderschönen Zügen nicht weichen.

„Mein Leben. Ja…. Es ist nicht viel zu sagen, Athan. Eigentlich kaum etwas. Ich stamme aus einem Land, dass dem deinen wohl im Kontrast steht: Schnee, nebelverhangene Wälder, Eis. Den hohen Norden nenne ich mein Zuhause. Dort wo die Elche leben und die Flechten die Bäume erobern. Wo Bären durch die Wälder streifen. Überall sind Wasserfälle, Bäche, Flüsse, Seen. Ein Land des Wassers und der Kälte. Man munkelt sogar von Trollen und anderen; Zwergen und so. Skandinavien nennt man den Landstrich. Ein wunderschöner Ort, wenn man die Kälte mag – wie ich.“ Sie lächelte verlegen. In ihrer Herkunft ließen sich wohl auch ihre Leibesfülle, die stämmige Statur und das wuschlige Fell begründen. „Ich hatte eine kleine Schwester. Als ich eine junge Stute und sie gerade geboren war, verließen uns unsere Eltern, weil ihnen das häusliche und familiäre Leben nicht gefiel, Abenteuer und so. Aber ich war ja alt genug. Ich konnte auf mich und die Kleine aufpassen.“ Das zumindest hatte sie gedacht, bis die wilden Tiere eines Nachts ihre Schwester in Fetzen zerrissen, als Ferun gerade unterwegs war um eine sichere Stelle für die Nacht zu suchen. Hätte sie sie doch mitgenommen und nicht als Klotz am Bein betrachtet. Sie schluckte schwer, konzentrierte sich dann jedoch wieder auf Athan. „Meine Schwester starb. Als die Totenwache vorbei war, wollte ich dort nicht bleiben. Ich wanderte und lernte dabei hier und da von alten Kräuterhexen, bis ich den Meister traf und bei ihm in die Lehre ging. Ich bin also auch viel gewandert.“ Sie versuchte zu lächeln, doch es fiel ihr zu schwer. Stattdessen begannen ihre Augen zu glitzern. Man hätte meinen können es sei die Geschichte, die Ferun berührte. Nein. Das war es nicht. Der Blick in Athans Gesicht war es, der sie traurig machte. Ein Blick, der vorhin noch so liebend und nun so distanziert war. Womöglich hatte er bereits jetzt schon den Spaß an ihr verloren und würde sie bald verlassen.
Ferun » 01.02.2013, 16:08 » Der Zaubergarten #1

Athan



Ein so unglaublich warmes und schönes Lächeln erfasste Athans Lippen, als er ihre Worte vernommen und darauf geantwortet hatte. Er wollte das nicht. Natürlich wollte er das nicht. Schließlich hatte sie ihm keinen Grund gegeben, sie zu hassen. Warum also erfüllte sie dieser eine Satz mit einem solchen Stolz, dass ihr Herz zu bersten drohte? Warum interpretierte sie Gefühle in diesen von ihm gesprochenen Satz, die womöglich gar nicht existierten? Wie kam sie eigentlich überhaupt auf die Idee, dass Athan sie lieben könnte, ganz zu schweigen davon, dass er es schon tat?! So naiv wollte und sollte sie nicht sein. Nein. Er liebte sie nicht. Womöglich würde er sich eines Tages in eine wirklich schöne und anmutige Stute verlieben, die zudem sehr klug und intelligent war. (Nicht, dass Ferun dies alles nicht wäre. Aber so sah sie selbst sich natürlich nicht.) Sie seufzte leise, unmerklich. Athan war ohnehin fern ab von all der Realität, wo auch immer. Sie musterte ihn neugierig, versuchte aus seinen Zügen zu lesen. Sie glaubte einen sanften Schatten darüber huschen zu sehen, doch wahrscheinlich redete sie sich das auch ein. Was sollte schon so Schlimmes in den Gedanken des schönen Braunen vor sich gehen?

Sie wartete geduldig, bis er sich ihr wieder zuwandte. Zurück kam zu ihr, zurück in die Realität und die Wirklichkeit. "Das ist eine schöne Vorstellung, du als Opa mit ganz vielen Enkeln. Ja, das stelle ich mir wirklich schön vor." Doch der Gedanke bekam ihr bitter, denn tatsächlich stellte sie sich den älter gewordenen Athan vor. Wie er umringt von seinen Enkel bloß noch anmutiger und schöner erschien. Und neben ihm eine ebenso schöne Araberstute, eine Schimmelin. Oder vielleicht eine Lackschwarze? Ganz gleich. Sie trug ebenso feine und schöne Züge wie Athan und das spiegelte sich natürlich auch in den Gesichtern ihrer Kindeskinder wieder. Sie spürte, wie sie am liebsten ihr eigenes Bild an deren Stelle geschnitten hätte. Wie sie der Fremden aus ihren Gedanken am liebsten an den Hals springen würde, da diese etwas besaß, was ihr nicht zuteil wurde: sein Herz. Doch Ferun wagte nicht einmal den Hauch einer Hoffnung darauf. Man hatte ihr Selbstbewusstsein in den letzten Jahren so zerstört, dass sie sich solche Gedanken verbat. "Ich könnte dann deine Amme sein." murmelte sie etwas schüchterner, sich wohl bewusst dass dieser Spruch womöglich unpassend war. Umso glücklicher,als er auf ihre Frage zurück kam.

"Was ich wissen möchte? Vieles, Athan. Ich würde am liebsten alles über dich erfahren, doch das würde wohl zu weit führen. Erzähl mir von der Gegend, aus der du stammst. Von deiner Familie. Deinen Freunden. All solchen Dingen. Erzähl mir was du liebst, was du gern tust." Sie lächelte, unterbrach ihren plötzlichen Redeschwall der nicht nur über das zuvor unangenehme Thema hinweg täuschen sollte. Denn auch etwas anderes schien ihr unschön; Athans Züge hatten sich irgendwie verdunkelt, als läge ihm etwas auf dem Herzen. Hatte sie etwas Falsches gesagt? Wollte er nicht über sich sprechen? Verwundert sah sie ihn an, wollte jedoch auch nicht weiter darauf eingehen. "Natürlich nur, wenn du möchtest. Du musst nicht, aber du kannst erzählen." Sie spürte, wie sie ihn anschmachtend ansah und zwang sich, ihren Blick von ihm abzuwenden.
Ferun » 28.01.2013, 16:27 » Der Zaubergarten #1

Athan



In den kurzen Momenten der Stille hob sie ihren Blick und begutachtete das Wesen, dass sich so schön und elegant vor ihr aufbaute und dabei wohl keine Wirkung erzielen wollte; die Eleganz schien bei ihm genetisch veranlagt. Noch immer konnte Ferun kaum glauben, dass dieser Hengst auch nur im entferntesten irgendwelche Gefühle für sie hegte; seien es freundschaftliche. Ein warmes Gefühl breitete sich ihr in der Magengegend aus, Schmetterlinge tobten wild durcheinander und ihr Herz drohte für einen Moment auszusetzen, den sie wohl nicht überlebt hätte. Doch allein ein Kuss von ihm hätte genügt, es erneut und noch viel heftiger zum Schlagen zu bewegen. Während sie ihn so begutachtete und versuchte sich ihrer eigenen Gefühle klar zu werden, sah sie seine Lippen sich bewegen und vernahm die Worte doch nicht ganz. Erst als er sie küsste rekonstruierte sie, was er zuvor noch gesagt hatte. Ich würde dich vermissen. Jede Minute die du nicht in meiner Nähe bist. Am liebsten hätte sie ihm etwas entgegnet. Doch auch wenn seine Lippen nicht die ihren fest verschlossen hätten, wäre sie sprachlos geblieben. Hätte sie es gekonnt, sie wäre errötet wie ein Krebs. Was fiel diesem verdammt gut aussehenden Hengst bloß ein, ihr Gefühlsleben so dermaßen durcheinander zu bringen? Der Kuss dauerte lang, atemberaubend lang. Sie genoss jede Sekunde, jeden einzelnen Moment. Sie spürte seine Wärme, seinen Atem. Ihre Augen vor Leidenschaft geschlossen, ihr Herz sich überschlagend. Als sie sich voneinander lösten atmete sie ein, zweimal tief durch. "Wenn du so weiter machst, sterb ich noch." Sie lachte laut, herzlich. Ein so melodischer, aber selten erklingender Klang. Erst Athan hatte diese zwanglose Regung in ihr überhaupt hervor gelockt. Er war es, der ihr bis dahin stupide in geraden Linien verlaufendes Leben aus der Bahn geworfen hatte. Und genau das war es, was ihr gefehlt hatte. Diese romantisch denkende, jedoch nie geliebte Stute spürte zum ersten Mal, dass das Zusammensein mit anderen nicht unbedingt zwanghaft sein musste. Dass sie akzeptiert werden konnte, wenn das Herz des anderen bloß dafür bereit war. Sie hätte im Leben nicht geglaubt, dass sie dieses offene Herz in einem so edlen und schönen Tier würde finden können, doch er schaffte es aus der Einsiedlerin zumindest eine Zweisiedlerin zu schaffen.

Sie lächelte schräg, als er von Eifersucht sprach. "Worauf solltest du denn eifersüchtig sein?" Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass Athan, wenn auch nur scherzhaft, einen gewissen Anspruch auf sie erhob. Das Lächeln verstummte kurz und breitete sich dann liebevoller, wärmer denn je auf ihren Lippen auf. Auch wenn dies bloß eine kleine Verliebtheit, eine Schelmtat des Hengstes war, so tat sie ihr doch gut. Wenngleich stets der bittere Geschmack der Angst in ihr tobte, ihn doch gleich wieder zu verlieren. Seine zweite Frage verwunderte sie mehr, doch sie sah nichts weiter dahinter als ernsthaftes Interesse. Und genau das war auch gut so, denn ihr fiel auf, dass sie einander kaum kannten. Das sollte sich ändern. Sie wollte alles von ihm wissen. Am liebsten jede Sekunde seines Lebens in ihrem Hirn verankert wissen. Doch so weit, das wusste sie, waren beide noch nicht. "Fohlen? Ja...." Sie schluckte kurz, fürchtete sich vor ihren nächsten Worten. Fürchtete, sie schlugen den Hengst in die Flucht. "Ich liebe Kinder, wünsche mir selbst welche. Die Erwachsenen, sie akzeptieren mich nicht. Aber die Fohlen,... sie lieben mich, weißt du? Und ich liebe sie... Irgendwann eine eigene Familie." Ein Moment. Ein kurzer Moment der Stille, des Träumens, ehe sie hektisch hinzufügte: "Natürlich nicht sofort. Und auch erst, wenn ich den passenden Gefährten habe und so. Du weißt schon..." Sie lächelte entschuldigend, war eindeutig peinlich berührt. Umso schneller versuchte sie von sich auf ihn zu lenken. "Erzähl mir mehr über dich." Ihr vor Scham verzerrtes Grinsen wurde wieder zu jenem liebenden Lächeln, dass er ihr immer dann abrang, wenn sie ihn ansah.
Ferun » 25.01.2013, 17:33 » Der Zaubergarten #1

Athan



Seine Stimme schlich sich in ihr Gehör wie zuckersüßer Honig. Sie lauschte ihm gern, war beeindruckt von seiner gesamten Art und wollte sich doch nicht blenden lassen. Sie zuckte ein wenig zusammen, als die Worte seinen Mund verließen und sie sich ihres Inhaltes gewahr wurde. Als er jedoch, beinahe beruhigend, seinen Nüstern eine Berührung ihres Halses gestattete, entschied sie sich es mit Humor zu nehmen. Das Schelmische seiner Stimme war deutlich, für sie zumindest. Auch wenn sie einen solchen Scherz eigentlich eher als geschmacklos einstufte, da sie keinesfalls glauben wollte, dass Athan zu blöd war. Jeder noch so negative Ausspruch gegen Athan gewandt hatte das Vermögen sie zur Raserei zu bringen. Doch warum? Warum war ihr an diesem Hengst so sehr gelegen, dass sie kein gegen ihn gerichtetes böses Wort würde ertragen können, sofern es nicht seine eigenen Lippen verließ? Sie schüttelte den Kopf, als wolle sie den Gedanken verscheuchen. Blickte dann direkt auf seinen makellos rotbraunen Rücken, der sich so seidig anfühlte. Nicht so dicht und wollig wie ihr schwarzes Fellkleid. Ob er fror?

Seine Frage traf sie unerwartet, doch sie zögerte nicht zu antworten. "Mich vermisst niemand. Ich bin eben da. Und wenn ich nicht da bin, dann ist das auch nicht so schlimm. Sie würden es wohl erst dann merken, wenn sie meine Heilkünste benötigen. Wobei ich selbst da bezweifle, dass sie wissen, dass ich über solche Fähigkeiten verfüge. Die meisten dort waren sich zu fein, mit mir zu reden." Sie lächelte schwach und irgendwie stimmte es sie traurig, dass sie bis zur Bekanntschaft von Athan für andere stets bloß ein Schatten gewesen war. Niemandem etwas bedeutend. "Weißt du, ich bin eigentlich auch nur dort, weil der Meister.." Sie sprach den Namen ehrfürchtig aus. "...mich in die Lehre genommen hat. Er bringt mir all das bei, was ich über Kräuter und Heilung noch nicht weiß. Dafür helfe ich in der Herde, wenn es nötig ist. Fohlen hüten und so..." Sie lächelte noch immer, auch wenn ihr traurig zumute war. Was, wenn Athan mit ihrem Lebensstil nicht zufrieden war? Da jedoch prallten seine heißen, wundervollen Lippen wieder auf die ihren und ein heißes Gefühl überkam sie. Ein Gefühl der Sehnsucht, der Erfüllung, die Wille nach mehr und mehr und mehr... Und immer mehr. Sie konnte nicht glauben, diesen Hengst je wieder gehen zu lassen. Sie würde ihn bei sich behalten wollen, ihm folgen wollen, bis er ihr ganz klar und deutlich sagen würde, dass er sie nicht mehr wollte. Dieser Moment würde eher kommen, als ihr lieb war. Davon war die Pessimistin überzeugt. Doch die Hoffnung, die würde sie nicht so einfach aufgeben.
Ferun » 18.01.2013, 12:55 » Der Zaubergarten #1

Athan



Seine Worte legten sich wie Balsam auf die noch nicht verheilten Stellen ihrer früheren Schmach. Immer wieder hatte Ferun damit zu kämpfen gehabt, Athan wusste wie er ihr helfen konnte - ob nun bewusst, oder unbewusst. Sie empfand eine so wohlige Wärme und Sicherheit in seiner Gegenwart, dass das Atmen ihr viel leichter fiel und doch so schwer schien, weil ihr Herz zu rasen begann sobald sein adonisgleicher Körper dem ihren nahe kam. Ferun wusste, dass sie äußerlich nicht im Entferntesten hätte mit ihm mithalten können. Umso amüsierter sah sie ihn an, als er das Kompliment bloß bejahte. "Denk dran, Aussehen ist nicht alles. Wäre zu schade, wenn hinter der schönen Fassade kein gut durchdachtes Köpfchen stecken würde." Sie steckte ihm die Zunge raus, wurde jedoch schnell wieder ernst; aus Angst ihm zu nahe zu treten und das wundervolle, hauchfeine Band zwischen ihnen zu zerreißen. Es verwunderte sie kein bisschen, dass er kaum darüber nachdachte und es ebenso wenig benennen konnte. So hatte Ferun ihn eingeschätzt. Als lebe er ein wenig in den Tag hinein, und sog gerade daraus seine Leichtigkeit. Diese Leichtigkeit, die in ihrem starrsinnigen Leben gefehlt hatte, in dem die Wissenschaft der Kräuter, die Kunde der Heilung eine entscheidende, zu große Rolle gespielt hatten. Erst jetzt wurde ihr wieder bewusst, dass sie sich inmitten der Ruine dessen befanden, was ihr einst lieb und teuer war. Nun aber, als sie seine Lippen erneut auf den ihren spürte, schmolz sie dahin und verdrängte das über das Tal hergezogene Unglück. Mit einem Kichern entgegnete sie ihm: "Das wiederum wusste ich schon." Nun waren es ihre Lippen, die auf die seinen trafen und somit die Initiative ergriffen. Was brachte sie dazu, sich diesem Hengst so anzuvertrauen? Was hatte sie dazu verleitet, ihn so an sich heran zu lassen? Wenn sie jedoch seinen warmen Atem spürte, der sich mit dem ihren vermengte, bereute sie nichts.

Ihr war bewusst, dass dieser Moment nicht für eine Ewigkeit hätte anhalten können. Und doch lebte sie in diesem Moment zeitlos vor sich hin, trieb in einer Woge des Glückes, dass - so hoffte sie - sie mit ihm teilen konnte. Es schien, als habe auch er Gefallen daran gefunden. Als wolle auch er, dass dieses Gefühl nicht abriss. Doch sie konnten nicht ewig hier bleiben, zumal Ferun eine Dusche wirklich nötig hatte. Es schneite auch schon gar nicht mehr, dafür war es bitterkalt geworden. "Nicht gerade das richtige Wetter, um ein Bad zu nehmen." Sie seufzte und sah an sich herunter. Dass er sie trotz des schmuddeligen Antlitzes geküsst hatte, an sich heran ließ, schien ihr ein noch größerer Beweis seiner Zuneigung und ihres Glücks.
Ferun » 17.01.2013, 20:56 » Der Zaubergarten #1

Athan.



In ihren Adern breiteten sich süße Endorphine aus, die ihr die Sinne zu vernebeln drohten. Sie schnappte nach Luft, als seine Lippen von den ihren abließen. Sofort spürte sie dieses brennend Verlangen nach mehr; die Sehnsucht nach einem weiteren Kuss. Doch sie zügelte sich, sah ihm tief in die Augen und musste doch immer und immer wieder blinzeln, brauchte Mut den Blick aufrecht zu erhalten. Das Gefühl, er spiele mit ihr, beschlich sie immer wieder und sie schalt sich eine Närrin, auf seine Avancen mit einer solchen Leidenschaft zu reagieren. Als er sich schüttelte, und leiser Schnee sich über ihre Stirn und ihre Augenpartie ausbreitete, schüttelte sie unwirsch den Kopf und kicherte leise. Ein Geräusch, dass aus ihrer Kehle so fremd erschien. Sie. Die sonst so vernünftige, einsame Ferun. Was tat er nur mit ihr? Warum spielte er mit ihren Gefühlen? Dabei konnte sie die Gefühle in ihrer Magengegend nicht einmal deuten. Er hatte ihr Schmetterlinge in den Bauch gesetzt ohne jenen zu bedeuten, welche Funktion sie eigentlich zu erfüllen hatten. Die Schwarze seufzte leise, als er ihr die Haare aus der Stirn strich. Eine sanfte, wundervolle Begegnung zweier Körper. Wie hatte er es bloß geschafft, eine so wichtige Rolle einzunehmen in einer so kurzen Zeit? Womöglich waren erst wenige Tage vergangen, seit sie einander kennen gelernt hatten. Nun aber fühlte es sich wie eine vertraute, innige Ewigkeit an. Und diese wohlige Gefühl wurde durch seine Worte nur noch bestärkt, die sie beschämt zur Seite blicken ließen. "Nein, das weiß ich nicht. Wahrscheinlich, weil's nicht stimmt." Sie lächelte leise und blickte auf, um ihm in die vielsagenden Augen sehen zu können. "DU bist schön, Athan. " Womöglich hatte er das schon so viele Male gehört, wahrscheinlich hatte er allein darauf abgezielt. Warum aber musste Ferun stets vom Schlechten ausgehen? Warum konnte sie den Moment nicht einfach genießen? Vorsichtig drängte sie sich mit ihrer Brust gegen die seine und legte ihren Kopf ganz leicht an seiner Schulter an. Sie konnte den Herzschlag fern in seinem Körper vernehmen und spürte, wie das ihre einen Gleichklang zu erzeugen versuchte - zwei Herzen, ein Rhythmus. Schluss, nein! Sie durfte sich solchen Fantasien nicht hingeben, musste die Träume begraben die ihr ein Happy End herauf beschworen. Doch was, wenn sie sich irrte? Wenn dies nun tatsächlich das schöne Ende, oder zumindest eine Phase des Glücks sein sollte? Die Rechnung jedoch machte sie nicht allein. Ein anderer war daran beteiligt. Hatte die Leinen in der Hand und die Chance, ihr den Stoß in die Tiefe zu verpassen. "Verstehst du das? All das?" Sie lächelte, doch der Schmerz und die Verwirrung spiegelten sich in ihren Worten wider. Sie wollte ihn nicht bedrängen, doch diese Gefühle warfen so unglaublich viele Fragen in ihr auf. "Ich habe so etwas noch nie gefühlt."
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