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Ferun » 24.02.2018, 12:20 » Das Gebirge #2

Athan



(Ich hoffe ich darf, auch wenn das sicher etwas "plakativ" wirkt wenn sie aufeinander treffen smilie

Sie hatte heilen gelernt. Sowohl konventionelle Heilung, als auch jene mithilfe der Kräfte der Natur, der Magie und der uralten Elementare. Sie konnte kleine Lappalien heilen, sie konnte Brüche heilen, und ja, selbst schwerwiegende Fälle waren nicht ganz aussichtslos, nahm sich Ferun ihrer einmal an. Doch eines konnte sie niemals heilen: ihr gebrochenes Herz. Sie hatte viel gegeben, hatte gelernt und sich eifrig fortgebildet. Hatte Lehrmeister aufgesucht und galt nun im gesamten Tal als angesehene Heilerin. Sie hatte Müttern ihre Füllen zurückgebracht, hatte Familien vereint, hatte Liebende einander gerettet. Doch sie selbst war einsam geblieben und glitt immer mehr in eine Verbitterung, die es ihren Patienten erträglicher machte, solange sie schwieg. Oft dachte sie an Athan und in ihren Träumen fanden sie wieder zueinander. Er verzieh ihr und war stolz auf sie, hatte er doch vernommen, dass sie allen Wesen dieses Tals half, ganz gleich welcher Gruppierung oder Art sie angehörten. Doch sie wusste, nichts davon war realistisch. Weder würde sie ihn wieder sehen, noch würde er auch nur ein Sterbenswörtchen mit ihr reden oder gar Stolz auf sie empfinden. 

Manchmal überlegte sie, was genau sie am Leben hielt  und warum sie so an diesem kümmerlichen Dasein festhielt. Doch dann sah sie ein Füllen, wie es sich lächelnd nach wochelangem Krankenbett erhob und mit schwachen Beinen auf Ferun zustakste, sich mit stummen Gesten bedankte. Jedes Mal, wenn etwas dergleichen geschah, barst Feruns Herz. Wie sehr wünschte sie sich eine eigene Familie. Doch zugleich gab es ihrem Leben den Sinn zurück. Auch wenn sie niemals ihr Glück finden würde, so konnte sie anderen doch ihr Glück retten.

Mühsam arbeitete sie sich voran, ging den steilen Pfad hinauf, schlängelte sich durch Täler, balancierte über Geröll. Sie war auf der Suche nach einem Kraut, das es nur hier oben gab. Die rollenden Kiesel und Steinchen, die ihre Hufe los traten, klimperten über den Unterrgund. Doch plötzlich wurde das Geräusch so polyphon, dass unmöglich ihre Hufe allein diesen Klang verursachen konnten. Überraschte wandte sie den Blick vom Boden und sah auf. Ein anderes Pferd? 

Ein Schrei entfuhr ihrem Mund, Verwunderung und Schock vermischt. Sie hatte den Blick noch nicht vollständig gehoben, da erkannte sie ihn bereits. In all seiner Anmut und Eleganz, für die sie ihn so bewunderte. Ihr Innerstes zog sofort einen Wall aus Emotionslosigkeit hoch, sie durfte auf keinen Fall Schwäche zeigen. Sie durfte ihn überhaupt nicht sehen, nicht treffen. Für einen Bruchteil übrelegte sie, zu fliehen. Doch das widerhallende Echo ihres Schreis machte ihr klar, dass er sie unmöglich nicht bemerkt haben konnte. Was sollte sie tun? Am liebsten wäre sie in Grund und Boden versunken. 

Ferun » 01.02.2017, 10:22 » Der Leuchtturm #1

Riako



Sie hätte ihr Leben einfach weiterleben können. Glücklich. Zufrieden. In ihrer Tätigkeit als Magierin aufgehend. Sie hätte die Schwachen gestärkt und die Kranken geheilt. Sie hätte der Herde geholfen und jedem, der hilfesuchend zu ihr stieß. Sie hätte ein erfülltes Leben haben können, hätte sie nicht den bitteren Geschmack der Liebe auf den Lippen gespürt und wäre süchtig geworden. Gott, sie hatte geliebt. Mit ihrem ganzen Herzen, ihrer Seele, jedem einzelnen Bestandteil ihres Körpers und Geistes. Doch er war gegangen. Die ungleiche Liebe hatte keinen bestand gehabt. Wahrscheinlich war sie ihm, dem Vollblüter, doch zu plump und klein gewesen. Zu wenig edel. Zu wenig elegant. Eigentlich lag es nicht in Feruns Interesse, Athan all diese schlimmen Eigenschaften anzudichten. Oberflächlichkeit. Herzlosigkeit. Untreue. Doch nun, da er sie bereits Monate - waren es Jahre? -  allein ließ... was anderes sollte sie denken? Glauben? Sollte sie da noch an das Gute in ihm glauben und hoffen, dass er bloß ein wenig länger als sonst unterwegs war? Nein. Ferun war verliebt, nicht aber dumm oder naiv. 

Es zog sie, wie so oft, zum Leuchtturm. Hier oben konnte man das Tal und die See überblicken und zur Ruhe kommen. Der gleichmäßige Schlag der Wellen wirkte beruhigend auf die Stute und sie liebte den salzigen Geschmack auf ihren Lippen, den der Wind mit sich brachte. Nun aber mischte sich in das Tosen der Wellen auch ein Wiehern, woraufhin sie den Kopf hob und innehielt, sich umsah. In weiter Ferne, am Fuße des Leuchtturms, stand ein Pferd. Der Hengst, kräftig und elegant gebaut, trug ein cremefarbenes Fellkleid und war schön anzusehen. Womöglich hätte Ferun s ich fern halten sollen. Pferde wie diese verachteten Ponys wie sie. Doch auch in ihr wuchs die Einsamkeit und flotten Schrittes setzte sie ihren Weg fort, bis sie sich dem Fremden gegenüber wusste. Nur wenige Meter trennten die beiden Pferde. Sie sah ihn aus ihren wunderschönen Augen an und lächelte. Versuchte es zumindest. Es fiel ihr nicht leicht, nach allem, was passiert war. Ein wenig Verbitterung jedoch entschuldigte Ferun bei sich. Schließlich hatte sie eine harte Trennung hinter sich.

"Guten Tag." begrüßte sie den anderen, der offensichtlich genauso allein war, wie sie. "Ein schöner Ort, nicht wahr?" Ihre Blicke schweiften von dem Cremefarbenen zur See, die blau und schwarz im kalten Februarwetter tobte und an den Klippen zog, als wolle sie die Welt damit zerbersten.

Ferun » 20.02.2016, 16:28 » Herdenplatz CC #1

Juro



Juro war ein stattlicher Bursche, ihr jedoch nicht unähnlich. Sie war eine etwas kleinere, etwas zierlichere, etwas geflecktere Ausgabe des gutmütigen Gesellen. Sie kannte die Raben nicht näher, es wunderte sie daher, dass Juro sie aufsuchte. Da sie jedoch als Heilerin der Herde und Kräuterhexe arbeitete, war es nicht ungewöhnlich, dass verletzte oder Heilung suchende Pferde und Wölfe zu ihr kamen. Juros Anliegen ging jedoch in eine Richtung, die anders war. Forschend musterte sie sein hübsches, geduldiges Gesicht. Manchmal fragte sie sich, welche Geheimnisse darin verborgen lagen. Dann aber schalt sie sich. Vielleicht barg Juro ja auch gar keine Geheimnisse.  Vielleicht war er ja tatsächlich einfach nur der gutmütige, ruhige Geselle den alle kannten. Und als diesen wusste Ferun ihn wohl zu schätzen. Er sprach vielleicht nicht so gebildet wie die anderen, doch gerade das machte ihn nahbarer und sympathischer.

"Ich verstehe dich, Juro. Auch ich habe Angst vor einer Entwicklung in diese Richtung. Ich habe mich dieser Herde angeschlossen, um - wenn überhaupt - heilend eingreifen zu können. Der Kampf liegt mir fern." Sie seufzte leise. Eine juckende Stelle machte sich unangenehm auf ihrem Rücken bemerkbar. In einer intuitiven Bewegung schnellte sie herum und kratzte sich leicht, dabei berührte sie - nur kurze Augenblicke - den Rappen. 
"Entschuldige." murmelte sie leise und ihr Lächeln perlte entschuldigend über ihre Lippen. Sie wusste, dass der Kontakt zu Stuten den Raben verboten war. Sie wollte nicht, dass Juro wegen ihr in Schwierigkeiten geriet. Und sei es nur einer unbedachten Berührung wegen. "Nun. Ich kann dir natürlich nicht vieles zeigen, Juro. Du bist mir bei weitem an Macht überlegen." Sie zwinkerte ihm freundlich zu und neigte den Kopf demütig. Sie wusste, dass sie einen viel niedrigeren Rang begleitete als ihr Gegenüber. "Ich kann dir jedoch ein wenig über die heilenden Wirkungen von Kräutern zeigen, dir leichte Schutz- und Heilzauber erklären. Du wirst niemandem damit das Leben retten können, sollte einer deiner Brüder lebensgefährlich verletzt werden. Doch du wirst ihnen den Kampf erleichtern. Wunden werden sich nicht entzünden, ihre Körper regenieren etwas schneller, sie fühlen sich fitter und werden nicht so schwer verletzt." Sie wusste gar nicht, ob ihr das Verbreiten des  Wissens, das sie vom Meister erlernt hatte, erlaubt war. Da es sich jedoch um einen der Raben handelte, glaubte sie sich nicht in Gefahr. Juro würde all die Zauber, die sie ihm würde lehren können, zum Schutz der Herde einsetzen - das wusste sie. Glaubte sie. Hoffte sie. 

Lächelnd wandte sie den Blick von Juro, wieder auf die Herde. Hier und da standen ein paar Gestalten. Der Rappe fiel ihr auf, war der doch ihr neuer Meister. Wieder einmal. viele Meister waren ins Land gegangen, seit Ferun der Herde angehörte. Doch sie vertraute darauf, dass nur das Beste im Sinne der Corvus Corax geschah. Und sie war auf jeden Schutz der Herde angewiesen in Zeiten wie diesen. Unwillkürlich trat sie einen leisen Schritt näher an Juro heran. Die körperliche Nähe des Hengstes beruhigte sie auf eine der Worte nicht bedürfenden Arten. Sie sehnte sich nach Athan, doch der Hengst hatte sie im Stich gelassen. So und nicht anders fühlte es sich zumindest an. Der Schmerz benebelte sie nach wie vor, doch mittlerweile wusste sie ihn hinunter zu schlucken.

Ferun » 04.12.2015, 15:44 » Hot or Not #5
Hot.
Ferun » 16.11.2015, 22:40 » Herdenplatz CC #1

Juro


Sie liebte die Herde und ihr gesamter Dank galt dem Meister, den Meistern besser gesagt. Denn Ferun hatte bereits mehrere Machtwechsel mit angesehen. Doch eines hatte sich nie geändert: stellte sie ihr Können in den Dienst der Herde, ließ man ihr alles Gute zukommen. Sie lernte, lebte in Frieden, hatte genug zu Fressen und ihr wurde Schutz vor den bösen Geistern dieser Lande zuteil. Nein, sie konnte sich nicht beschweren und sie log, behauptete sie, es anderswo besser zu haben. Warum also war Athan so stur und folgte ihr nicht einfach zu den Corvus Corax? Genügte ihm die Liebe zu Ferun nicht, um sich ebenfalls den Magiern anzuschließen? Athan sprach davon, dass ihre Rolle bei den Raben einem glücklichen und sicheren Familienleben entgegen stand. Aber war es nicht eigentlich umgekehrt? Bot nicht gerade die Herde den Schutz, den man für die Aufzucht eines Füllen benötigte? Die Magier und Hexen, die Kundigen vor Ort würden eingreifen können, wenn Komplikationen oder Krankheiten eintraten. Sie seufzte, genervt. Sie konnte und wollte sich den Kopf nicht weiter darüber zerbrechen, auch wenn ihr ganzes Herz nur für Athan schlug. Er war fort und sie vermisste ihn schmerzlich. Er hatte sie sitzen lassen, so zumindest fühlte es sich an.

Sie schrak ein wenig zusammen, als ein Hengst sie ansprach. Die Stimme erkannte sie sofort und mit einem gütigen, liebevollen Lächeln wandte sie sich an Juro. Ihre Gedanken waren zwar nach wie vor präsent, doch sie mochte den Raben sehr gerne. Sie bewunderte ihn seines Könnens wegen und achtete ihn sehr, ganz gleich wie die Herde ihm gegenüberstand. Denn sie wusste, dass Juro nicht von allen als einer der ehrenhaften Raben angesehen wurde. Vielleicht war Juro tatsächlich ein bisschen tollpatschig, doch sie mochte ihn. Zweifelsohne. "Hallo Juro! Nein, du störst mich natürlich nicht." Ihre Gedanken glitten erneut zu Athan, doch sie verscheuchte sie sofort. Dafür war nun keine Zeit. "Um was geht es denn?" Als Kundige der weißen Magie sprach man sie meist des Heilens wegen an, sie konnte so manche Kleinigkeit herbei zaubern. Wirklich nur Kleinigkeiten, die jedoch einem Schmetterlingsflügelschlag gleich auch große Nachbeben erwirken konnten. "Du bist doch hoffentlich nicht verletzt." murmelte sie und musterte Juro sorgsam, doch sie konnte keine Wunde erkennen. Der Gedanke daran, dass dem Gesellen etwas zustieß, gefiel ihr nicht. Zum einen aus reiner Herzensgüte heraus. Doch zum anderen.. die Gesellen waren mächtige Zauberlehrlinge. Wenn ihnen etwas geschah, war man selbst ebenfalls nicht mehr sicher. Nicht in dieser Herde und nicht in diesem Tal. Ferun sah in ihnen so etwas wie die Ritter in weißer Rüstung. Sie waren es, die der Herde Schutz gewährte und die Feinde fern hielten.
Ferun » 10.11.2015, 18:45 » Herdenplatz CC #1

Wer möchte?


Behutsam legte Ferun das Bündel Kräuter zu den anderen und vergewisserte sich, dass der kleine Vorrat trocken in einem Höhlenspalt vor Wind und Regen geschützt war. Die mühsam zusammengetragenen Kräuter durften nicht verloren gehen oder verderben. Es war die Arbeit mehrerer Monate, der gesamten Sommertage. Nicht nur, dass all die mühsame Arbeit für nichts gewesen wäre - der Vorrat wäre im Winter keinesfalls wieder aufzufüllen. Seufzend schob die schwarze Stute wieder etwas Moos und Blatwerk vor den Spalt, ehe sie sich vom Fels abwand, der die Kräuter der Herde in sich barg. Ihre kurzen Beine trugen sich dann rasch zu einer kleinen Erhöhung, einer Kuppe von der aus man das gesamte Herdengebiet sowie das Umland überblicken konnte. Sie stand nun hier wie jeden Abend seit Wochen und Monaten, denn sie war auf der Suche nach Athan - ihrem Liebsten. Kühle, bange Angst beherrschte sie, seit Athan ihren Treffen fortblieb. Ihre Befürchtungen waren vielfältig, doch keine vermochte ihr Herz nicht zu zerbrechen. Was, wenn ihm etwas zugestoßen war? Was, wenn er sich einer neuen Stute zugewandt hatte? Was, wenn er ihrer überdrüssig ward und sie nicht mehr schön fand? Ganz gleich worauf es hinaus lief, Ferun kullerten einige dicke, verbitterte Tränen über die Ganaschen.

Wütend ließ sie einen letzten Blick über das Gebiet gleiten, ehe sie aufgab und sich wieder zur Herde gesellte. Sie war an die Corvus Corax gebunden und das hatte Athan gewusst, als er sich in sie verliebte. Sie konnte nicht einfach gehen. Sofern ihr Vertrag mit dem Meister nicht vollends als erfüllt galt, war sie seine Sklavin. Sie stand in seinem Dienst und versuchte sie, diesem zu entfliehen, geschahen schreckliche Dinge. Sie hatte daher seit langem aufgegeben, sich den Krallen der Corvux Corax zu entziehen. Und wäre sie Athan nicht begegnet, hätte sie all das auch nie in Frage gestellt. Warum sollte sie? Die Herde war angenehm. Sie bot Ferun Schutz und eine Heimat. In diesem Tal war die Stärke der Herde nicht zu unterschätzen. Außerdem lernte Ferun so vieles, die Kräuter- und Heilkunde war ihr in Mark und Bein übergegangen. Und alles, was dafür verlangt wurde, war Loyalität und die Bereitschaft, sich um die jungen Füllen zu kümmern. Nein, eigentlich durfte sich Ferun nicht beschweren. Doch allein die vertane Chance, sich mit ihrem Geliebten eine eigene kleine Familie aufzubauen, ließ alle noch so schönen und guten Argumente im Schatten stehen. Athan war deutlich gewesen. Solange Ferun wie eine Sklavin an die Corvus Corav gebunden war, würden sie keine Familie gründen können. Wütend schnaubte sie aus und stapfte über das Gebiet ohne nach links oder rechts zu schauen.
Ferun » 09.01.2014, 11:03 » Der Wald #2

Athan


Dieser Hengst hatte sie um den Verstand gebracht, ohne dass sie viel von ihm wusste. Sie hatte keine Ahnung, wer seine Eltern waren. Ob er Geschwister hatte. Warum er nicht mehr dort lebte, wo er ursprünglich herstammte. Wo stammte er eigentlich her? Es ergaben sich ihr viele Fragen, wenn es um Athans Vergangenheit ging. Und doch hatte sie nicht vor, sie ihm zu stellen. Der Vollblüter würde sprechen, wenn er dazu bereit war. Wenn er die Situation für gekommen hielt. Die Rappfarbene würde ihn nie zu etwas drängen, so wie auch er sich dafür hütete, ihr etwas abzuverlangen, was sie nicht wollte.

Allmählich verebbte das Herniederfallen des Schnees. Doch es trat noch immer nicht jener von Athan so erhoffte Frühling ein. Nein. Es schneite allein deshalb nicht mehr, weil selbst dem Schnee zu kalt wäre. Ferun bemerkte es kaum. Ihr dichtes Winterfell schützte sie, auch wenn sie deswegen mehr als ulkig aussah und eher einer großen Kugel voller Fusseln glich. Hätte sie die auf die Leiber herabsteigende Kälte gespürt, hätte sie sich wohl schützend - so gut sie ihn eben schützen konnte - an Athan gedrängt, um diesem von ihrer eigenen Körperwärme abzugeben. Sie hatte die Vollblüter so oft beneidet und sich darüber beklagt, dass Gott sie mit einer so plumpen Gestalt gestraft hatte. Nun aber wurde ihr erst bewusst, dass sie durch ihre Statur und ihr Wesen doch auch so einige Vorteile genoss. Kaum ein Pferd war so trittsicher und kälteresistent. Zudem - auch wenn sie selbst es nicht wusste, da sie es noch nicht erprobt hatte - war sie ein wahres Kraftbündel gemessen an ihrer geringeren Größe. Sie fragte sich instinktiv, ob Athans und ihre Fohlen wohl die anmutige Statur oder das funktionstüchtig Plumpe erben würden. Oder würde gar eine faszinierende oder aber auch merkwürdige Mischung entstehen? Sie musste lächeln, konnte das Lächeln nicht von sich weisen. Erst recht nicht, als Athan sie berührte. Denn jede dieser Berührungen wurde von einem Gefühl begleitet, als durchfahre ihren Körper ein Blitz.

"Nun. Im Moment habe ich recht herzlich wenig zu tun. Aufgabe? Pah. Ich steh dort doch nur den ganzen Tag rum und warte darauf, dass eine der Stuten angebrummt wird. Du glaubst nicht wie langweilig das ist." Sie ächzte gekünstelt und strahlte dann wieder über das ganze Gesicht. "Mir auch egal. Da bleibt mehr Zeit für dich." Dass sie, wenn sie im Herdengebiet sinnlos ihr Dasein mit Warten fristete, nur an ihn dachte und sich ihren Tagträumen hingab, in denen sie eine Familie hatten, vertraute sie ihm jedoch nicht an. Zumal sich ihre Miene nun ein wenig verdunkelte. Niemandem würde ich eher meine Kinder anvertrauen. Dieser Satz. Diesen konnte sie so nicht wahrnehmen. Denn sie selbst würde sich kein Kind in Obhut geben. Denn sie wusste ja, dass unter ihrer Obhut schone in Kind starb. Viel zu früh. Ihre Schwester hätte ihr gesamtes Leben noch vor sich gehabt. Und allein Feruns Dummheit war es zu verdanken, dass ihr diese Chance genommen wurde. "Nun... Naja. Ich glaube, da gibt es viel bessere für den Posten. Aber sie hatten eben schon genug Heiler. Und keiner darf dort ohne Aufgabe bleiben. Sie haben mich einfach irgendwo reingesteckt. Ich weiß auch nicht." Erneut zuckten die Bilder in ihrem Kopf, von Wölfen und Blut. Ihrem Blut. Dem Blut ihrer Schwester. Und sie hatte nichts tun können. Vorsichtig schmiegte sie sich an Athan und vergoß eine einzelne Träne, die zum Glück schnell unerkannt in ihrem Fell trocknete. Oder sei sie gefroren, in diesem Moment war es ihr egal. Sie war bloß froh, dass Athan bei ihr war. Ohne ihn könnte sie mit diesen Alpträumen nicht umgehen.
Ferun » 29.12.2013, 22:51 » Der Wald #2

Athan


Es hatte aufgehört zu schneien, die zarte Wolkenpracht brach auf und bot der Sonne einen Platz am Himmel. Überall lag der weiße Puderzucker verstreut, gab der Landschaft einen träumerischen Anstrich. Dabei schlich sich das Bild eines jungen Mädchens in ihre Gedanken. Das Bild ihrer Schwester. Wie sie und Ferun über eine schneebedeckte Wiese tobten, beide Kinder noch klein und die Liebe ihrer Eltern wehrte noch, wenn auch nur noch für wenige Wochen. Das waren die unbeschwerten Momente in Feruns Leben, ehe dieses sich so gewaltig verändern sollte. Sie konnte das zarte Lachen ihrer Schwester vernehmen, konnte den um sich stobenden Schnee noch einmal spüren. Sie war unbeschwert und als sie zu Ende getobt hatten, fiel die knapp ein Jahr alte Stute in den Schnee und begann zu träumen, während die Kälte des Winters Besitz von ihr ergriff. Sie träumte von einem wunderschönen Prinzen. Einem Hengst, der ihr die Sterne vom Himmel holen konnte. Der ihr Kraft gab in den Momenten, in denen sie Kraft so bitter nötig hatte. Er hatte in ihren Träumen weder eine Farbe, noch eine klar definierte Statur. Allein seine Art war sicher: schlau und charmant sollte er sein, freundlich und offenherzig. Er sollte das Herz eines Löwen und die Güte eines alten Baums besitzen. Er sollte sie lieben mit seinem ganzen Herzen, seiner Seele und jeder Faser seines Körpers. Ohne aber an ihr zu ersticken, ohne sie zu ersticken.

Ganz unbemerkt hatte sie die Augen geschlossen und war ihren Tagträumen nachgegangen. Doch als sie die Augen wieder öffnete, blickte sie dem Hengst aus ihren Träumen direkt in die dunklen, verheißungsvollen Augen, in denen sich nun ebenfalls Hoffnung spiegelte. Doch worauf hoffte Athan? Ihr großer, brauner Adonis hatte so manches Geheimnis im Herzen verschlossen und Ferun wusste, dass sie eigentlich kaum etwas über ihn wusste. Doch sowohl seine Vergangenheit, noch irgendwelche Schand- oder auch Guttaten gingen sie etwas an. Sie wollte diesen Hengst, weil er genau das war, was er war. Er besaß jenes Löwenherz gepaart mit dem guten Geist eines Engels. Ihn und keinen anderen wollte sie. Und selbst wenn er ein Minishetlandpony gewesen wäre, geliebt hätte sie ihn so oder so. Denn sein gutes Aussehen war zwar ein Pluspunkt, nicht aber der Grund ihrer Liebe. Und umso verliebter musterte sie ihn, als er ihre Kräfte zu würdigen wusste. Bei seinen Worten begann ihr Herz zu stolpern, ihr Atem stockte. Prinzessin. Noch Monate zuvor hätte sie nicht geglaubt, je irgendjemandes Prinzessin zu sein. Und nun? Er war da. Er war da für sie. Und sie konnte sich jederzeit an seine starke Schulter lehnen und ihre Kräfte sammeln. Und genau das tat sie nun, da ihre Kräfte vorerst aufgebraucht waren. Sie schmiegte sich sanft an ihn und nickte, wenn auch ein wenig bekümmert.

Denn er hatte recht. Manala, die rechte Hand des Meisters, hatte sie zur Amme degradiert. Man brauche keine weitere Kräuterhexe, keine Heilerin. Dabei konnte Ferun Leben retten, konnte durch die geringe, aber zumindest solide Ausbildung des Meisters Kräuter herbeirufen, für die die jetzigen Heiler kilometerweit galoppieren mussten, ehe sie helfen konnte. Natürlich fühlte sich Ferun übergangen. Aber sie konnte es verstehen. "Ich bin traurig, ja." Sie gestand es sich selbst und auch ihm ein. Sie war traurig, weil sie die Aufgabe, die ihr eigentlicher Lebenssinn war, nicht mehr ausüben konnte. Zum anderen aber war sie traurig, weil sie die Kinder anderer behüten sollte, während sie selbst eigentlich ihren sehnlichsten Wunsch nach einem Fohlen erfüllt wissen wollte. Der tagtägliche Gedanke, die Kinder behüten zu müssen, weckte die Sehnsucht in ihr umso mehr. Aber damit musste sie leben. Jeder in der Herde hatte eine Aufgabe zu erfüllen. Dies war die ihre.

"Nun. Bis jetzt wurden mir keine Kinder zugeteilt, ich genieße also noch freie Zeit. Vielleicht sucht Manala auch schon nach mir. Ich weiß nicht, ich mag sie nicht. Märchenmond ist ein guter Meister. Sein Wissen ist groß. Das spüre ich, obwohl ich noch gar nicht die Ehre gehabt habe. Er verbreitet Hoffnung. Von ihm geht nicht so etwas Böses aus. Er wird mir nichts tun, das spüre ich. Aber er kümmert sich nicht unbedingt um diese eher geringeren Dinge. Aufgaben verteilen und so. Das macht eben Manala. Und ich weiß nicht..." Ferun hatte sich schon immer ein wenig an der Stute gestört. Oder - um es besser auszudrücken - sie hatte diese nie verstanden. Wer war sie eigentlich und was berechtigte sie dazu, die Herde herum zu kommandieren? Feruns Gehorsam galt dem Meister. Und nur ihm allein. Dass sie sich auch an Manalas Worte halten musste, war ein Übel, das sie akzeptieren musste.

Sie trat zurück und küsste Athan. Küsste ihn, damit die Tränen, die ihr im Hals heraufkrochen, wieder hinab glitten, erstarben. Sobald sie seine Lippen spürte, war alles gut. Und selbst der Missstand, dass sie von nun an eine einfache Amme war, konnte ihr nichts anhaben. "Sieh's positiv. Wenn wir einmal so weit sind, bin ich durchaus geübt und kann absolut nichts falsch machen. Die Fehler mache ich jetzt erstmal an fremden Kindern und lerne daraus." Sie lachte erst, verstummte dann jedoch schnell wieder. Sollte sie dieses Thema überhaupt anschneiden? Schon einmal hatten sie darüber gesprochen, aber damals hatten die Zeichen der Zeit dagegen gesprochen. Es hatte nicht sein sollen. Aber nun, in Anbetracht der neuen Entwicklungen, war es gar nicht mehr so unmöglich, dass sie eine Familie gründeten. Nein. So ungern sie Athan auch in die Sache hineinzog, es wäre möglich ein Kind zu bekommen, obwohl sie ein Teil der Corvus Corax war. "Entschuldige. Ich wollte nicht schon wieder... Diksussionen und so. Ein heikles Thema.." Hätte sie gekonnt, sie wäre errötet.
Ferun » 17.12.2013, 21:32 » Der Wald #2

Athan


Seinen vertrauten Duft zu atmen tat ihr gut. Nach all den turbulenten Tagen, war er ihr Fels in der Brandung. Sein Geruch löst ein ihr all die Verspannungen, ihr Körper fühlte sich plötzlich trotz der Kälte des Winters wohlig warm und geborgen an. Sie wühlte zärtlich mit ihren Nüstern in seiner dunklen Masse aus Haaren, die ihm sanft und viel dünner, als es bei ihr der Fall war, über den muskulösen Hals fiel. Für einen Moment antwortete sie nicht, gefangen in der Stille, die sie so liebte. Gefangen in ihrer kleinen Seifenblase, die rosarot war und ihr Familie bedeutete.

Dann aber löste sie sich langsam von ihm, widerwillig. Seine Wärme tat ihr gut, auch wenn sie bei ihrem Winterfell kaum eine äußere Wärmequelle nötig hatte. "Es läuft... gut. Manala, seine Gehilfin oder was auch immer sie ist, hat mir eine Aufgabe gegeben. Ich bin nun..." Sie hielt kurz inne und seufzte leise. Teils aus Freude, teils aber auch aus Ärger. "...eine Amme. Ich kümmere mich um die Kleinen der Herde. Nicht gerade das, warum ich zu dieser Herde ging. Und wohl ganz weit gefehlt, wenn man auf meine Ausbildung oder meine Vergangenheit achtet - aber hey, ich habe zumindest eine Aufgabe." Sie lächelte schwach und dachte an die Zeiten zurück, da sie sich voll und ganz auf die Studien über Kräuter und Heilung, Früchte und Blumen konzentrieren konnte. Ihre Floralmagie nahm Tag für Tag ab, da sie nicht mehr genügend Zeit und Muse fand, zu üben. Noch lebten nicht wirklich viele junge Pferde in den Reihen der Corvus Corax. Doch das würde sich ändern, wenn die Zeit reif war. "Alles in allem glaube ich aber, das Märchenmond ein besserer Meister ist und wir uns eine bessere Führung nicht hätten wünschen können. Seit er an der Macht ist habe ich... Hoffnung." Ein Lächeln erfüllte ihr weiches, liebliches Gesicht, das nun glücklich in die Augen des Edlen blickte. Sie hatte einen großen Wunsch: eine Familie mit Athan gründen. Und so fern dies alles noch vor wenigen Wochen gewirkt hatte, so nah war es nun doch gerückt. Es war nicht mehr unvorstellbar.

Und doch schmerzte sie der Gedanke. Denn sie fürchtete sich, fürchtete, dass es irgendwann einfach aufhören konnte. Ausgeträumt. Ein Glück, dass Athan in genau dem Moment, das Thema recht geschickt wechselte und aus ihrem Mund ein herzliches Lachen perlte. Sie schmiegte sich wieder dichter an ihn, was wohl durchaus einen wärmenden Effekt haben dürfte. "Pass nur auf. Nicht, dass du plötzlich in Flammen stehst!" Sie kicherte ein wenig, auch wenn die Vorstellung ihr durchaus Angst machte. "Warte kurz." Sie kicherte leise, trat wieder zurück und betrachtete ihren persönlichen Adonis für einen Moment mit einem ihrer frechsten Ponyblicke. Dann senkte sie den Kopf, musterte den schneebedeckten Boden zu ihren Füßen. Im leisen Singsang begann sie, einige Verse zu singen:

Do der sumer komen was
Und die bluomen durch daz gras
Wünneclîch entsprungen,
Und die vogel sungen.


Ihre Augen konzentriert geschlossen, ihr Herz begann zu rasen. Da schob sich, ganz leise und verstohlen, ein grünes Blatt durch die Schneedecke. Sproß. Schoss höher. Blieb stehen. Entfaltete sich und bot einen herrlichen Anblick, denn nun knospte eine herrlich rosa-weiß-farbene Blüte, die einen angenehmen Duft verströmte. "Ich kann den Winter nicht vertreiben." murmelte sie ein bisschen aus der Puste gekommen. "Aber ein bisschen Frühling kann ich dir dann doch bieten." Sie lächelte und ließ sich ein wenig geschwächt an ihn fallen. Ferun war keine geborene Magierin. Sie war nicht einmal besonders talentiert. Umso schwieriger fiel es ihr, diese einfachen Zauber zu wirken. Und doch half es ihr. Denn eine Kräuterheilerin, die auf den Punkt genau die gewünschten Kräuter sprießen lassen konnte, war Gold wert.
Ferun » 21.11.2013, 22:11 » Der Wald #2

Athan


Die Tage waren ihr zur Last gefallen, als Athan sich nicht in ihrer Nähe aufhielt. Die Anwesenheit des Braunen genügte, um ihr in letzter Zeit immer öfter aufgeschrecktes Gemüt zu beruhigen. Doch die Wege der beiden Liebenden trennten sich ebenso selbstverständlich, wie sie immer wieder zusammen fanden. Denn das, was sich mittlerweile zwischen edlem Vollblut und kuschligem Pony ergeben hatte, war wohl kaum mehr noch als Romanze zu bezeichnen. Ferun hatte Tag um Tag bemerkt, wie aus der heiß lodernden, jedoch launenhaften Flamme des Verliebtseins wahrhaftig Liebe entsprungen war. Die Gefühle, die sie für Athan hegte, waren weit tiefgreifender, als sie sich selbst zu manchen Momenten hatte zugestehen wollen. Er war ihr nicht mehr nur eine gute Gesellschaft und das Schönste dieses Tales. Er war ihr Heimat, bester Freund, Vertrauter, Seelenverwandter. Und so war es nicht verwunderlich, dass die beiden Pferde einander an diesem Tag, der vom kühlen Novemberwind dominiert wurde, im Wald über den Weg liefen. Mein Herz wird dich immer finden.

Sie erkannte seine anmutige Gestalt bereits von weitem. Hätte wohl nicht einmal ihre Augen gebraucht, noch ihr Gehör. Sie konnte seine Nähe elektrisierend in jeder Faser ihres Körpers spüren. Eine Mischung aus trostspendender Wärme und leidenschaftlicher Verzehrung. Die plüschig gewordene Tinkerstute trabte an. Das Laub zu ihren Hufen raschelte geräuschvoll. Doch sie konnte die Ungeduld, die Sehnsucht nicht länger im Zaum halten. Ihre Nüstern trafen die seinen, noch ehe sie genügend Luft holen konnte um einem dauerhaften Kuss stand zu halten. "Athan." jappste sie zufrieden, als sie zurückgetreten war und nach Luft gesucht hatte. Ihr Lächeln verriet die tiefen Gefühle, das Glück, das sie in diesem Moment des Wiedersehens empfand. Der ihr Liebste wirkte, als friere er. Und so rückte sie, die mehr Fell am Körper trug als nötig, näher an ihn heran - das Spiel kannten sie schon. "Alles in Ordnung bei dir?" Sein Blick wirkte irgendwie ... - ruhelos? Womöglich waren Feruns Befürchtungen Athans gegenüber haltlos, doch sie war fürsorglich. So fürsorglich, dss sie ihn am liebsten von früh bis spät bemuttert und bekümmert hätte. Sie liebte diesen Hengst und wollte, dass es ihm an nichts - aber auch wirklich gar nichts - fehlte. Doch diese ständige Nähe wäre weder gut für die Beziehung, noch konnte Ferun es derart eingehen. Ihre Pflichten der Herde gegenüber waren nach wie vor präsent, auch wenn die Herde sich im Umschwung zu befinden schien. Wobei Umschwung fast ein falsches Wort war. Ein neuer Meister hatte sich an die Spitze der Herde empor gearbeitet. Und nun...? Noch nichts. Keine Veränderungen. Keine Taten. Doch Ferun war sich sicher, dieser Hengst würde Taten sprechen lassen. Sie hatte neue Hoffnungen geschöpft. Kalter Atem war fort. Und womöglich bedeutete Märchenmond nicht nur für sie, sondern auch für den Rest der Herde, einen Neuanfang. Nun aber, da sie ihm so nahe war, schien all das so weit fort. So unendlich unwichtig. Es zählte nur er und der zarte Herzschlag, den sie vernahm, als sie ihren Kopf sanft an seine Brust schmiegte , die gerade so die perfekte Höhe für Ferun hatte.
Ferun » 21.08.2013, 19:19 » Der See #2

Athan.


Ein Schrei zerriss die Stille ihrer Gedanken, die eigentlich bloß ihm golten. Sie sah neuerlich ihre Schwester vor sich, zerfetzt und blutend, tot. Sie hatte ihren Schrei vernommen, war aber nicht rechtzeitig an den Ort des Grauens gelangt. Sie hätte ohnehin nichts ausrichten können, auch sie wäre tot gewesen. Aber vielleicht wäre das besser... Das erste Mal im Leben verbot sie sich diesen Gedanken. Das erste Mal im Leben glaubte sie nicht daran, dass ihr eigener Tod besser gewesen wäre. Denn nun hatte sie Athan und in ihrer verliebten Naivität glaubte sie tatsächlich daran, dass er sie brauchte und dass ihr Tod ihn zerstören würde. Vielleicht war dem auch so. Doch selbst wenn nicht, die schöne Illusion nahm ihr das erste Mal das Leid. Und sie lächelte versonnen, nicht bemerkend, wie sie in Gedanken abrutschte. Sie sah sich selbst an seiner Seite, ein so ungleiches Paar. Doch selbst ein Blinder konnte die Liebe sehen, die zwischen den beiden prickelnd und knisternd existierte. Sie liebte. Er liebte. Und solange sie einander liebten, glich selbst das Stillreich dem Paradies. Sie würden einen Weg finden, den Gefahren zu trotzen.

Athans Kuss riss sie zurück in die Wirklichkeit, die ihr genauso süß erschien wie ihre Träume. Seine seidig weichen Lippen pressten sich auf die ihren und schmeckten so herrlich. "Wehe nicht." murmelte sie besänftigt, wobei die Angst selbst nicht erlosch. Denn sie liebte Athan. Und um das, was man liebte, sorgte man sich wohl ganz automatisch. Sie betrachtete Athan, als dieser selbst seinen Gedanken nachging. Sie fand ihn so unglaublich schön. Während er die Realität vergaß, nahm sein Gesicht einen starren Ausdruck an. Es schien ihr, als beschäftige ihn etwas. Als mache ihn etwas unglücklich oder zumindest verunsicherte es ihn. Sie kannte ihn noch nicht gut genug, um all das wirklich einschätzen zu können. Eines Tages würde sie sich von Athan seine Geschichte in all ihrer womöglich grausamen Gesamtheit erzählen lassen, nur um den, den sie liebte, besser zu kennen als sich selbst. Doch sie wollte keine alten Wunden aufreißen, also blieb sie still. Er würde, wenn er wollte, schon von selbst beginnen zu reden. Und dann lag es an ihr, behutsam nachzufragen, weitere Informationen aus ihm heraus zu kitzeln.

Sie musste kichern, als er vom kommenden Winter sprach. Ja tatsächlich, Ferun konnte man auch ganz gut als Wärmflasche missbrauchen. Eine puschlige noch dazu! Sie wusste ja nun schon, dass der Hengst selbst nur spärlich Winterfell bildete und so würde es ihr ein Vergnügen sein, ihm als persönlicher Wärmekuschelball zur Verfügung zu stehen. Seine weiteren Worte jedoch nahmen ihr den Atem, verwunderten Blickes starrte sie ihn direkt an. Was hatte er da gerade gesagt? Zog er ernsthaft in Erwägung in ihrer Nähe zu bleiben, wenn sie im Dienste der Corvus Corax stand? Sie wusste, ihr Athan würde sich keiner Herde beugen. Aber allein der Gedanke daran, dass er zumindest in ihrer Nähe blieb - so verlockend süß. Sie konnte ein breites Grinsen nicht verkneifen, versuchte jedoch so wahrheitsgemäß wie möglich zu antworten. Wobei sie zu dem Zeitpunkt ja noch gar nicht wissen konnte, dass sich ein Machtwechsel vollzog. "Nun. Der Meister. Er ist ein grusliger Kerl und selten da. Er kümmert sich meist nur um seine Lehrlinge, ein paar Jungen an der Zahl. Diese bildet er besonders gut aus. Er ist kein freundlicher Kerl, aber er erschien mir immer fair. Und er scheint keinen Krieg im Schilde zu führen, aus der Politik des Tales hielt er sich bis jetzt immer heraus." Nein, die Corvus Corax wollte sich an diesem Krieg der Geister und Engel nicht beteiligen. Würden diese die Herde jedoch angreifen, war die Kraft eines jeden Einzelnen gefragt. Und Ferun, als Heilerin, würde wohl mitten im Kampfgeschehen gebraucht werden.
Ferun » 30.07.2013, 18:06 » Was wäre das Tier für ein Gegenstand
Mh... Ne Gardine smilie
Ferun » 25.07.2013, 09:14 » Der See #2

Athan ♥


Dies war der unweigerliche Lauf des Lebens. Man lernte jemanden kennen, man mochte ihn, man liebte ihn. Und da gab es so etwas, wie Vernunft nicht mehr. Ferun hatte von Anfang an gewusst, welcher Gefahr sie Athan übergab. Sie hatte gewusst, dass ein einfaches und glückliches Leben wohl nie würde zustande kommen können. Und dabei war es doch gerade das, was sie sich so sehnlichst erwünscht hatte: eine kleine Familie mit dem rötlich Schimmernden. Sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter und spürte dabei, wie die Tränen auf sein schönes Fell glitten, welches direkt vor ihren Augen rötlich tanzte, sobald er sich bewegte. Er war schön. Viel schöner als all das, was sie je zuvor hatte sehen dürfen, betrachten können. Die Hengste des Tales, ganz gleich wie schön oder anmutig - sie waren nichts im Vergleich zu dem Hengst, den sie liebte.
Einige Schritte trat sie zurück, als er die melodische Stimme anhob und ihr tief in die Augen blickte. Das Blut in ihren Venen schien zu gefrieren, als sie auch nur den Hauch einer Ahnung zu bekommen schien, was die Worte ihr zu sagen hatten. Er liebte sie. Er liebte sie aufrichtig. Sie war nicht nur eine Affäre, die der Zeit Kurzweile bringen sollte. Sie war seine Gefährtin. Und nun war wohl auch der erste Augenblick, da sie selbst das so recht begriff. In einer etwas tollpatschigen Bewegung schnappte sie nach Luft und wandte den Blick zu Boden, für kurze Zeit nicht fähig den Blick aufrecht zu erhalten. Noch nie zuvor hatte sie jemand geliebt. Natürlich, die Liebe ihrer Schwestern. Doch diese hatte sie ohnehin nur enttäuscht, wahrscheinlich liebte diese sie in dem Moment ihres Todes schon gar nicht mehr. Athan jedoch... er liebte sie wahrlich. Das größte Geschenk, das man ihr hätte machen können. Umso sorgenvoller war sie, da sie das Leben des Geliebten bedroht wusste. Aber, und das schien fest zu stehen, ihn von ihrer Seite zu schicken wäre nicht der rechte Weg gewesen, geschweige denn, dass er da mit gemacht hätte. "Versprich mir wenigstens, dich nicht in Gefahr zu begeben, Athan. Ich..." Ihre Worte stockten im Mund, es war ihr fremd etwas Dergleichen überhaupt zu denken. "Ich liebe dich. Was soll denn aus mir werden, wenn du stirbst? Ich möchte mit dir alt werden, nimm mir diese Chance nicht durch unbesonnenes Handeln. Bitte." Das letzte Wort schien eher gehaucht, geflüstert. Mit ihren schönen Augen blickte nun sie ihm fest in die Augen, dieses Versprechen abverlangend.
Ob er sich tatsächlich davor hüten würde, der Gefahr ins Auge zu blicken? Ob sie ihn davon abhalten könnte, sich einem Kampf zu stellen, wenn es um Ferun ging? Was, wenn die Corvus Corax in einen Kampf verwickelt würden, einen Krieg? Ferun würde als Soldatin und Heilerin mitziehen müssen. Aber Athan? Was wäre mit ihm? Er würde doch nicht so mir nichts, dir nichts damit einverstanden sein und daheim am Herd warten, während seine Gefährtin im Krieg womöglich umkam. Aber dies waren Dinge, an die wollte sie derzeit gar nicht denken. So weit durfte es nicht kommen. Womöglich gab es ja doch eine kleine Chance, dem Meister zu entkommen. In einem geschwächten Moment vielleicht? Vielleicht gab es in diesem Tal voller wundersamer Orte ja auch einen darunter, an dem er sie nicht verfolgen konnte? Ferun beschloss, in Abwesenheit Athans um ihn nicht zu beunruhigen oder in Gefahr zu bringen, nach einem solchen Ort zu suchen. Und mit diesem Gedanken gelang es ihr, schon ein wenig heller in das Gesicht des schönen Vollbluts zu schauen.
Ferun » 12.06.2013, 21:40 » Der See #2

Athan


Unwillig blickte sie ihm in die schönen Augen, bereit weitere Argumente anzuführen. Sie wollte ihn um jeden Preis schützen. Ihm, dem wundervollen Vollblüter, durfte nichts geschehen. Wenn ihm etwas geschah, so würde sie Zeit ihres Lebens nie wieder zu Lächeln imstande sein. Nein. Ohne ihn wollte sie keine Sekunde weiterleben. Er war es, der sie glücklich machte. Und sein Tod war es, der auch Ferun ins Unglück stürzen würde. Sie seufzte leise und sah, wie sich in Athans Ausdruck etwas veränderte. Die Sorgen- und Ärgernissfalten strafften sich, die vertraute Weichheit und Wärme kehrte zurück in die erkalteten und steifen Züge. Sie lächelt unwillkürlich, denn sein Anblick war es, der ihr ein Lächeln abverlangte - ganz gleich in welcher Lage sie sich befand. Diese Lage jedoch wurde nicht angenehmer, als ein Schwall Rosse ihre langen und schönen Hinterbeine hinab lief. Der süßliche Duft in der Luft erinnerte sie an ihren größten Wunsch, der zugleich ihre größte Angst war: ein eigenes Fohlen. Als Ferun Athan kennen gelernt hatte, hatte sie ebenso endlich einen Hengst kennen gelernt, mit dem sie sich eine solche Zukunft hätte vorstellen können. Seit dem Tod ihrer Schwester hatte sie Angst, ein Fohlen das ihre zu nennen. Was, wenn sie auch dann nicht imstande sein würde es zu schützen? Was, wenn auch dieses Leben ihr entglitt? In diesem Teil des Landes starben Pferde, tagtäglich. Sie wusste, dass ihr Kind denselben Schutz genießen würde wie sie. Natürlich. Der Meister sperrte sie in einen goldenen Käfig und ließ sie nicht fort aus diesem Tal, ehe sie ihren Teil des Vertrages eingehalten hatte. Doch eines konnte ihr stets gewiss sein: der Schutz der Herde oder aber zumindest Rache an jenen, die ihr ein Leid tun.

Seufzend blickte sie auf, spürte die warmen Nüstern an ihrem Hals der ihr selbst irgendwie ganz kalt vorkam in diesem Moment. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als ein Fohlen mit diesem Hengst. Und dazu ein schöner, lauschiger Ort an dem sie ihrer Liebe und ihrem Glück ungestört nachgehen konnten. Aber all das schien ihr mehr Wunschdenken, denn alles andere. Eine salzige Träne kullerte ihre Wangen herab. Warum eigentlich war sie diese Beziehung eingegangen? Sie hätte wissen müssen, dass sie Athan ins Unglück stürzt. Er hätte sich längst in einem friedlicheren Teil des Landes eine schöne Stute suchen können, die nicht an einen solch dämlichen Vertrag gebunden ist. Er hätte Fohlen bekommen können und wäre alt und grau geworden, während er seinen Enkeln und Urenkeln beim Spielen zusah. Nun aber, da er sich für die kleine Tinkerstute entschieden hatte, war er an ein Leben gebunden, dass jeden Tag zu Ende sein konnte. "Ich habe dir Schlimmes angetan." murmelt sie mehr zu sich selbst als zu ihm. Die Schuldgefühle drohen sie zu übermannen. Kraftlos lässt sie ihren Körper gegen den seinen sinken, lehnt sich trostsuchend an ihn.
Ferun » 26.05.2013, 14:13 » Der See #2

Athan.


Wahrscheinlich war der Eindruck, den sie gerade bei Athan hinterließ, mehr als nur schlecht. Doch sie spürte mit jeder Faser ihres Körpers, wie er all das viel zu locker sah, nicht ernst nahm. Das Problem bei der Sache war, dass er so sein eigenes und - wenn man so wollte - auch ihr Leben aufs Spiel setzte. Sie hätte viel darum gegeben, ihm all das gar nicht erzählen zu müssen. Am liebsten hätte sie ihn einfach davor behütet. Doch das lag nicht in der Macht einer so zierlichen und nur zur Pflanzenkunde erzogenen Stute. Sie seufzte leise, spürte wie sie ihn verärgerte. Seine Worte trafen sie ihns Herz, auch wenn diese durchaus berechtigt waren. "Tut mir ja Leid, aber wie es aussieht schätzt du die Lage falsch ein. Und solange du das tust, bringst du dein Leben in Gefahr." Ihr Ton war nüchtern, feststellend. Nicht vorwurfsvoll, noch wütend. Tatsächlich war es eine bloße Tatsache, dass Athan in Gefahr war, solange er seinen Feind nicht recht kannte. Ihr wurde jedoch ebenso bewusst, dass kein Reden dieser Welt den Schönen hätte umstimmen oder eines besseren belehren können. "Aber gut. Wie dem auch sei. Fest steht; du bist in Kraft und Anzahl denen deutlich unterlegen. Du hast keine Chance. Und wenn du dich töten lässt, kannst du dir sicher sein, dass ich mich sofort ebenso umbringe und dir dann in der Ewigkeit des Todes den Arsch immer und immer wieder aufreißen werde. Du bringst mich schließlich mit diesem Leichtsinn um Mann und Zukunft."

Die Worte, die er ihr beinahe in seiner Verletztheit entgegenschleuderte, waren wundervoll. In ihnen fand Ferun das wieder, was sie eine glückliche Zukunft nennen wollte. Mit ihm. Fohlen von ihm. Gemeinsam. Aber es stellte sich doch als so schwer heraus. "Ich will natürlich nicht, dass du mich verlässt. Auch wenn das für dich vielleicht sicherer wäre." Sie trat einen Schritt zu ihm, spürte die Spannung in der Luft und ignorierte sie gekonnt, in dem sie ihren Kopf gegen seine Brust lehnte. "Ich will nur, dass du begreifst, was hier vor sich geht. Nur so bist du imstande dich zu schützen. Und auch nur so wärst du imstande mich und - wie du es nennen magst - eine Herde von Fohlen zu schützen." Sie lächelte, als sie die Fohlen ansprach. Ein warmes Gefühl beherrschte trotz der eisigen Stimmung zwischen ihnen ihr Herz. Sie fragte sich, ob Athan überhaupt begriff, warum sie ein solches Theater aufführte. War ihm eigentlich klar, dass es ihr allein um sein Wohl ging? Und tatsächlich auch nur darum? Wenn sie starb, so sei das so. Damit hatte sie sich abgefunden. Ihr war bewusst, dass sie jeden Tag zwischen den Fronten den letzten Atemzug würde tun können. Aber Athan. Ihm war ein solches Schicksal nicht beschieden und sie würde alles daran setzen, ihn zu schützen.
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