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Oona » 07.11.2015, 21:37 » Der See #2

Ruao



Ihre Gedanken flogen dahin, ließen sich nicht greifen. Egal wie bemüht sie war, sie bekam sie einfach nicht mehr geordnet. Sie versuchte die Bilder zu vertreiben, die sich immer tiefer in ihr Herz schlichen.
Sie bemühte sich wirklich, doch erneut befielen sie Zweifel. War sie wirklich gut genug für Ruao? Trieb sie ihn nicht mit ihrer Art erneut in die Verzweiflung? Sie wurde diese Gedanken nicht los.
Selbst als sie vollkommen erwacht war, blieben die Bilder der vergangenen Zeit. Schwerfällig und mit steifen Gliedern erhon sie sich. Durch das Schütteln danach gingen einige Wunden wieder auf, doch es war nichts schlimmes. Und nichts im Vergleich zu den inneren Wunden, die gerade wieder aufgegangen waren, wo sie doch gerade erst begonnen hatten zu heilen.
Die Zweifel, gerade erst besiegt, kamen mit voller Wucht zurück. Wieso gerade jetzt? Sie hatten sich versöhnt.
Trotzdem wusste sie, das das wirkliche Gespräch ihnen noch bevor stand. Liebe alleine konnte sie nicht zusammen halten. Es war zu viel passiert, es wurde zu viel an ihnen gerissen, um es einfach so, durch so schnell und emotional erschöpft zu versprechen.
Sie mussten hart arbeiten, doch selbst wenn.... War Oona wirklich gut für den Hengst? Sie war schwach geworden, so bemitleidenswert und voller Spuren ihrer Vergangenheit. Sie konnte sie nicht abstreifen, konnte sie nicht vergessen.
Immer noch spürte sie den Alptraum sie besetzen. Ihr war kalt.
Dennoch schwieg sie, wollte den Hengst nicht weiter beunruhigen. Sie sah ihm an, dass er an ihrer Situation litt. Doch konnte sie ihm das weiter antun?
Je mehr sie nachdachte, je mehr sie sich selbst wieder bewusst wurde, desto mehr war sie sich sicher, wie sehr sie Ruao gerade verletzte, und noch viel mehr verletzen würde. Sie konnte es ihm nicht antun. Sie durfte es nicht. Viel zu sehr liebte sie ihn dafür, um ihn noch mehr leiden zu sehen.
Die beruhigenden Worte des Hengste zeigten ihre Wirkung. Niemals konnte sie sich dessen erwähren.
Sanft lächelte sie ihn an. So war es immer gewesen. Und auch jetzt schaffte sie es, sich darin zu verlieren.
Ihre Gedanken rasten auf der Suche nach einer Antwort. Doch sie würde ihm nicht erzählen, was sie geträumt hatte. Es war ihre Strafe für ihr Unvermögen.
Tapfer lächelte sie. Die Halbwahrheit war immerhin besser als nichts, denn ihr fiel nichts anderes ein. Wird schon wieder. Nun bist du ja da. Glücklich lächelte sie ihn an. Er war zu gut für sie.
Auch die Berührung genoss sie sehr.
Nur mühsam konnte sie ihre Gefühle verdrängen, begann ihre Maske vor dem einzigen Pferd aufzubauen, bei der sie es nie für nötig gehalten hatte.
Die Liebe, die er ihr gab erwärmten sie. Ebendiese schenkte sie ihm auch. Mit all dem was sie ausmachte, was sie war.
Und doch blieben die Zweifel an alledem. An ihr und an ihrem Zusammensein.
Oona » 02.11.2015, 18:26 » Der See #2

Ruao



Mit ihrer Verbissenheit kehrten auch die Selbstzweifel zurück, Egal wie sehr sie es versuchte, sie konnte nicht umhin sich darüber Gedanken zu machen. Auch wenn ihr Ruao viel bedeutete und er es ihr auch immer wieder sagte, ihr mit jeder Geste zeigte wie sehr er sie liebte, zweifelte sie immer noch an ihrer Unzulänglichkeit.
Dennnoch schwieg sie, wollte ihre zerbrechliche Bindung nicht weiter gefährden. So viel war gerade noch wackelig und unvertraut. Auch wenn sie sich etwas vormachen wollte, ganz so wie damals war es noch einfach nicht. Ruao hatte sich nur wenig verändert, doch die Stute selbst... nunja.
Sie versuchte immer die Energie und Kraft für jeden einzelnen Schritt aus der Liebe und Hoffnung mit Ruao zu ziehen. Er hielt sie aufrecht, stand an ihrer Seite immer wenn sie aufgeben wollte.
Das Bad war sehr erfrischend für die Stute. Sie hatte Wasser dringend nötig gehabt, auch wenn sie es ungern zugab.
Als sie sich dann unter seiner strengen Aufsicht hinlegte, kam sie sich fast wie ein Fohlen vor. Normalerweise störte es sie, doch nun genoss sie nur das Gefühl behütet zu werden, ehe sie einschlief.
Und träumte.
Sie sah ihre gemeinsame Herde vor sich. Friedlich und Zufriedenheit lag in der Luft, zeugte von der Sicherheit die das Leittierpaar brachte. Alles war ruhig und nur die belustigten Spiele der jungen Tiere störten die friedliche Herde. Alles war entspannt und es gab keine Differenzen, wie eigentlich nie. Sie ließ ihren Blick über das Gebiet leiten, dass ihr über all die Zeit schon in Fleisch und Blut übergegangen war. Sie kannte alles hier, hatte sich mit allem Vertraut machen müssen.
Der Wind spielte mit ihrer Mähne, als sie sich umsah. Ruao stand nicht weit von ihr Entfernt und graste vollkommen zufrieden. Seine Züge waren frei der Zeichen, die ihn nun begleitete. Sie waren glücklich. Alles war bunt und voller Farben.
Nach einiger Zeit veränderte sich ihr Traum. Sie wurde träge. Müde.
Die Herde vor ihr sah mitgenommen aus. Immer wieder warfen sie vorwurfsvolle Blicke auf sie, straften sie.
Die Ruhe war verschwunden, zurück blieb Unsicherheit und Angst. Wenn sie versuchte Ruao zu finden sah sie ihn nicht. Oft war er nicht da gewesen, während sie am Rande des Gebietes stand und sich immer tiefer in sich vergrub. All die Hasserfüllten und vorwurfsvollen Blickte. Sie hielt es nicht mehr aus. Sie spürte die Ablehnung der ganzen Herde gegen sie. Immer noch trauerte sie um ihr totes Fohlen, doch nichts war noch wie es mal war. Die jungen Pferde in ihrer Herde standen teilnahmslos, beinahe Angsterfüllt herum, sahen sich immer wieder unruhig um. während die Unruhe immer weiter Wellen schlug.
Ruao tauchte auf. Etwas war anders, doch Oona war einfach nicht in der Lage weiter zu denken oder sich darüber überhaupt Gedenken zu machen. Nichts erschien ihr mehr wichtig.
Sie sah den Blick des Hengstes, ob er was sagte, konnte sie nicht sagen, denn die Entgültigkeit in dessen Blick reichte aus. Es war zuende. Als er sich abwandte und ging zerbrach ihre bereits so schwer zerstörte Welt entgültig auseinander. Sie war nicht mehr zu Tränen fähig sondern blickte nur geschockt den Weg entlang, über den Ruao verschwunden war.
Wenige Tage später war auch der Rest der Herde verschwunden. Sie hatte versucht zu retten was zu retten war, aber sie war nicht stark genug, hatte durch ihre Trauer nicht durchalten können, keine Sicherheit bieten können.
Sie alle, ihre Freunde und Familie, war nun entgültig weg.

Erst jetzt wachte sie auf. Ob sie weinte oder nicht wusste die Stute nicht, doch sie war wie erstarrt. Sie hatte damit rechen müssen, das diese Träume kamen. Wie immer.
Sie begann wieder zu grübeln, schaffte es nicht die Auswirkungen des Traums abzuschütteln. Der Schock saß erneut tief, als ihr all das erneut in den Sinn kam.
Tapfer lächelte sie den Hengst neben sich an. Er war noch immer da. Wieder da.
Und doch wurde sie das beklemmende Gefühl nicht los.
Oona » 30.10.2015, 20:45 » Der See #2

Ruao



cf Friedhof

Nur mühsam schaffte es die Stute aufrecht zu bleiben. Ihr ganzer Körper zitterte durch die schlechte Behandlung. Der Blutverlust, das aushungern und der Wassermangel sorgten dafür, dass die Freude über das Wiederfinden von Ruao für sie zur Tortur wurde.
Immer wieder wollte sie aufgeben, wollte einfach nicht mehr. Sie sah kaum mehr was, während sich ihr Blick immer wieder drehte und sie begann Sterne zu sehen.
Nur langsam war die Blutung gestoppt, hatten harten und dreckigen Verkrustungen hinterlassen, die bei jedem Schritt erneut ein Stück aufplatzten.
Trotzdem hatte sich alles langsam beruhigt. Doch je mehr der Körperliche Schmerz von den Wunden in den Hintergrund rückte, desto mehr spürte sie die körperliche Erschöpfung. Egal was man sagte, der Körper verweigerte ab einem gewissen Zeitpunkt einfach die Zusammenarbeit. Punkt und aus.

Nur durch Ruao kamen sie langsam und mühsam voran. Nur der Blick den sie immer wieder an ihm sah, die Worte die er zu ihr gesprochen hatte, ließen sie noch an sich glauben. Nun wollte sie nicht mehr aufgeben, wollte sich nicht einfach hinlegen und nie wieder aufstehen. Sie hatte etwas gefunden wodurch es sich zu leben lohnte. Wodurch all das wertlos wurde, wenn sie daran dachte was sie bekam. Was sie endlich nach so langer Zeit wiedergefunden hatte. All das hatten sie weggeschmissen, hatten sich aufgrund all dem verloren und aufgegeben. Nur um zu entkommen, um die Vorwürfe des Anderen nicht mehr sehen zu müssen.
All das war nichts mehr im Gegensatz zu den Gefühlen die nun in der Stute tobten. Nur diese hielten sie noch eisern aufrecht. Nur durch diese ging sie immer weiter. Nur dadurch heitl sie durch.
Erleichtert seufzte sie, als sie endlich den See im Blick hatte.
Du bist wunderschön, bitte vergiss das nicht, hatte er zu ihr gesagt. Es stimmte nicht, und das wussten sie beide. Jetzt, zerstört und vollkommen am Ende, heruntergekommen, war sie ein schrecklicher Anblick. Und doch wusste sie, hatte in seinen Augen gesehen, dass er es vollkommen ernst meinte. Sie verstand ihn. Er konnte sie sehen wie sie war, wie sie wieder sein konnte. Er konnte sie auch in diesem Zustand an die Zeit denken lassen, die folgen würde. An die schöne Zeit die vorbei war.
Dankbar hatte sie ihn angelächelt, hatte Ich liebe dich,gehaucht und es auch vollkommen ernst gemeint.
Sie hatte auch schon einen vollkommen ernstgemeinten Plan für die Nahe Zukunft,
Schwerfällig ging sie tiefer in den See, ließ sich von dem Wasser umspielen. Ihre Musklen verkrampften sich durch die Kälte sofort, und doch tat es ihrem geschunden Körper mehr als gut. So schloss sie genießend die Augen.
Nur langsam kehrte etwas Kraft in ihre Gleider zurück. Erst jetzt öffnete sie erneut ihre Augen und fixierte den Hengst, der ihr Leben bedeutete.
Schwerfällig verließ sie den See wieder, langsam während ihr Körper protestierte. Kurz bevor sie es verlassen hatte, trank sie noch in gierigen Zügen. Erst danach ging sie vollends hinaus. Am Rande des Sees ließ sie ihren Körper sinken. Unter einem Baum legte sie sich erschöpft hin. Nur langsam begann sie zu grasen, zupfte an dem Gras das sie von ihrer Position aus erreichen konnte.
Es füllte ihren Magen mehr als gedacht, war er doch all das nicht gewöhnt.
Müde ließ sie ihren Blick ein letztes Mal über den Hengst gleiten, den sie liebte und der immer an ihrer Seite war, ehe sie ihn entschuldigend ansah und kurz darauf einnickte, um sich etwas zu erholen.
Oona » 29.10.2015, 23:58 » Der Friedhof #2

Ruao



Onna konnte sich lebhaft denken, was der Norweger nun von ihr dachte. Und doch kam sie nicht umhin sich zu fragen, warum er sie, kaputt wie sie war, nicht einfach gehen ließ. Der Drang sich erneut zu verletzen wurde übermächtig. Nur mit ihrem Scham schaffe sie es zu widerstehen. Ruao sollte nicht erneut sehen, wie es ihr wirklich ging, wie sehr sie den Schmerz brauchte um zu überleben.
Wieso war er nicht gegangen? Wieso hatte er sie nach ihren Worten nicht verlassen? Es erschloss sich der Stute nicht, wo sie sich doch so verzweifelt nach Einsamkeit sehnte. Diese Einsamkeit, die es ihr ermöglichte wieder in ihr Selbstmitleid zu versinken, sich in den Schmerzen zu vergraben, die sie sich selbst zufügte.
Und doch war er hier, redete auf sie ein und war hier.
Es erdete sie. So wie damals auch schon spürte sie auch jetzt diese wahnsinnige Ruhe, die sie schon lange nicht mehr kannte. Immer hatte er etwas an sich gehabt, dass sie besänftigte und ihre teilweise überschäumende Gefühle. Erst jetzt, blutend und am Boden liegend, machte sie sich Gedanken. Sie hatte sich damals verändert, als sie Ruao getroffen hatte. Sie war ruhiger und ausgeglichener, sogar besonnener geworden.
Nun fragte sie sich jedoch, ob es das alles wirklich wert gewesen war. Die Beziehung zu dem Hengst, die Zeit die sie verbacht haben, die Hoffnung und die Liebe.
Alles war zerstört worden durch ihre eigene Unfähigkeit. Noch nie war ihr das so klar gewesen wie in diesem Moment.
Was sah er in ihr, wo sie zerstört und gebrochen am Boden lag, wenn er doch jede haben konnte? Jede die ihm ein Leben und ein Fohlen bieten konnte, die ganz war, vollkommen. Nicht so wie Oona selbst, nicht fähig ein Fohlen zu gebären, obwohl er ihr absolute Sicherheit gegeben hatte.
Vielleicht hat es das. Ruao bitte. Ich kann dir nicht geben was du willst. Was du brauchst und verdienst. Ich habe das eingesehen. ich werde dich nicht mehr an mich ketten, nur damit ich nicht allein bin. Sie wirkte immer resignierter, schaffte es immer mehr kraftlos auszusehen, das wusste sie.
Davor hatte ihr Körper versagt, während ihr Verstand wie ein Berserker gewütet hatte. Erst durch den Hengst neben ihr kam auch dieser zur Ruhe, wurde müde.
Sie hatte einfach keine Kraft mehr um weiter zu machen, um Ruao immer und immer wieder zu sagen, wie wenig sie wert war, wie viel er mit ihr an seiner Seite aufgab. Wie wenig sie ihm bieten konnte und wieviel er doch verdiente.
Verwirrt schüttelte sie den Kopf, versuchte wieder klare Gedanken zu fassen. Alles fühlte sich an wie im Nebel, als sie mit tränenverschleiertem Blick zu ihm aufsah.
Ich wollte dich. Immer nur dich. Und nun...... nun ist es auch nicht anders.
Sie hatte bei diesen Worten den Blick erneut abgewandt und wagte es nicht mehr den Hengst anzusehen. Es war schlimm genug ihm dies zu gestehen, ihn dazu zu bringen, an ihr festzuhalten, egal wie zerstört und nutzlos sie war.
Ich will dich nie wieder verlieren. Nie wieder ohne dich sein. Nur was ist wenn du irgendwann mehr willst? Mehr als ich dir geben kann? Was ist, wenn ich dir nie ein Fohlen schenken kann?
Immer noch wagte sie nicht zu hoffen, den Hengst nicht anzusehen, der ihr so viel bedeutete.
Sie zuckte regelrecht zusammen, als er auf ihre gehauchten Worte reagierte. Das durfte er nicht gehört haben. Bitte nicht.
Und doch beruhigte sich die Stute wieder langsam.
Je mehr er aussprach was sie sich so sehr ersehnte, desto ruhiger wurde die Stute. Er wollte bleiben? Wollte erneut zu ihr stehen, obwohl sie ihn verletzt hatte? Obwohl sie ihn mit Worten so schwer beschuldigt hatte und ihn vertreiben wollte, ihm Schmerzen zugefügt hatte?
Mit geschlossenen Augen genoss sie den Körperkontakt zu dem Hengst, ließ endlich etwas los, als sie daran dachte, dass er nicht weg wollte.
Nie wieder. Dazu ist der Schmerz zu groß.
Nur mit Mühe richtete sie erneut ihren Aufgewühten Blick auf den Hengst.
Als dieser sie erneut ansprach, nickte sie nur schwerfällig.
Es würde wohl gehen, musste gehen.
Wenn Ruao für sie kämpfte, würde sie es ebenso tun.
So erhob sie sich, schwerfällig und voller Schmerzen, ehe sie zitternd neben Ruao stehen bliebn und wartete, wo er sie wohl hinführen würde.
Oona » 26.10.2015, 21:17 » Der Friedhof #2

Ruao



Nur mühsam konnte sie sich beherrschen, versuchte sich nicht weiter zu verletzten. Auch wenn sie ihn vor lauter Tränen und Schmerzen nicht mehr erkennen konnte, sie kannte ihn gut genug um zu wissen, dass er selbst mehr litt als sie. Das war immer schon so geweesn und sie konnte es einfach nicht verhindern. Er gab alles, wollte sie immer zufrieden stellen. Und doch hatte sie ihn bei der ersten Herrausforderung für ihre Partnerschaft im Stich gelassen. Sie hatte ihm nichts geben können, hatte es nicht geschafft ihm zu geben was ihm zustand: Ein Nachkomme, ein Fohlen. Ein Teil von jedem von ihnen.
Sie hatte einfach keine Kraft mehr. Konnte sich nicht mehr wehren, konnte nicht mehr das richtige tun.
Sie sollte ihn ziehen lassen, sollte ihm eine Chance auf eine normale Zukunft geben. Doch sie sah ihn kämpfen, für sie, für ihre Beziehung. Und sie schaffte es nicht mehr, ihn erneut von sich zu stoßen. Egal wie sehr sie an die Vernunft dachte, sie hatte zu starke Schmerzen, war zu kraftlos um erneut zu verschwinden. Sie konnte sich ihm nicht erneut verwehren.
Ich bin ein nichts. Ich bin ein niemand. Ich bin nichs wert, nicht gut genug. Du bist so rein, so gut, so ehrenvoll und hast so viel Chancen. Chancen die ich dir nicht bieten kann.
Ich bin nicht stark, nicht tapfer. Ich bin nichts mehr. Nur kaputt, nur zerstört und nichst wert. Nicht genug für dich. Einfach nicht genug.
Sie wusste nicht was sie sprach, während sie blicklos geradeaus starrte. Sie spürte die Nähe des Hengstes und war sich nicht sicher wie sie nun aussah. Sie erinnerte sich an die schönen Zeiten, die sie erlebt hatten. Der Friede und die Schönheit ihres Körpers war verschwunden. Sie war wie eine Blume verwelkt und kurz davor zu sterben. Ihr Lebenssaft floss noch immer aus ihr heraus, ließ sie schwindeln. Nur ob es reichte?
Von der ehemals schönen Konik Stute war nichts mehr übrig. Die wohlgeformten Proportionen, das seidige Fell und die starken Augen die sie ausgemacht hatten, all das war verschwunden. Zurück blieb der geschundene Leib der Stute und die toten Augen, die nicht mehr an die glückliche Zukunft glauben konnten, die Ruao ihr versprach.
Nur langsam verebbten ihre schaukelbewegungen. Auch wenn sie nichts mehr erkennen konnte, richtete sich ihr Blick auf den Hengst. Nur die Umrisse konnte sie noch erkennen, doch sie spürte ihn. Seine Nähe und seine Gefühle für sie.
So gern wollte sie ihm glauben, wollte auf eine schöne Zukunft mit ihm vertrauen. Ich möchte so gern. Will genug für dich sein. Aber was wenn wir nie ein normales Leben haben können. Wenn ich dir nie bieten kannst was du verdienst. Wenn ich nie wieder genug für dich sein kann. Wenn ich kaputt bleibe.
Nur schwach spürte sie seine Berührung, während eine erneute Schmerzwelle durch ihren Körper fuhr. Sie wusste die Geste zu schätzen, verlor sich in dem Gefühl, dass sie einmal erlebt hatte und träumte davon.
Energisch schüttelte sie den Kopf, während ein erneutes Stechen durch ihren Kopf zog und sie sterne sah. Du hast nichts falsch gemacht. Du hast immer zu mir gestanden, mir geholfen und warst für mich da. Ich jedoch hab auf unserer Beziehung herumgetrampelt, konnte nicht geben was andere können.
Auch sie sprach sanft, voller Liebe und Bitterkeit. Sie hatte ihm keine Fohlen schenken können und war daran zerbrochen. Und trotz all dem gab er nicht auf, kämpfte für sie beide. Doch hatte sie noch genug Kraft ebenfalls zu kämpfen?
Mit geschlossenen Augen genoss sie auch die verbotente Körperliche Nähe des Hengstes, gab sich nur kurz der Illusion hin, dass alles gut werden würde. Sie wollte so sehr dran glauben.
Ich liebe dich auch. und ich will dich nicht verlieren. Aber ich darf dich nicht festhalten Ruao. Ich darf dir dein Leben nicht noch mehr rauben. Ich kann einfach nicht mehr. Ich weiß nicht mehr weiter. Erneut begann sie zu zittern. Inzwischen war ihr nicht mehr klar was sie genau gesagt hatte. Was sie zu ihm sprach.
Bitte bleib bei mir, nur gehauchte Worte, nicht laut genug um wirklich für Ohren bestimmt zu sein. Die verzweifelte Bitte der kaputten Stute an den Hengst, der so viel Stärke und Liebe bewies, dass sie darin regelrecht ertrank. Aber es fühlte sich gut an.
Verboten und doch so richtg.
Oona » 26.10.2015, 00:41 » Der Friedhof #2

Ruao



Je mehr die Stute versuchte den Schmerz in ihrem Inneren zu kontrollieren, desto mehr fügte sie sich körperliche Schmerzen zu. Dadurch wurde der Schmerz zwar dumpfer, verschwand jedoch nicht. Egal wie sehr sie es versuchte, wie verzweifelt sie war, sie kam einfach nicht weiter.
Die Selbstvorwürfe, der Hass von Ruao, ihre eigene Unzurechnungsfähigkeit. All das hatte dazu beigetragen sie zu zerstören. Sie hatte alles versaut. Sie war sich bewusst, dass alles ihre Schuld war.
Wie sie es geschafft hatte nicht zusammen zu brechen während sie ging, erschien ihr jetzt vollkommen surreal. Alles war wie tot. Nichts bereitete ihr mehr Freude. Sie hatte nicht mehr die Kraft weiterzumachen.
Ruao zu vertreiben war das schwerste was sie je getan hatte. Die Hoffnung in seinem Blick, die Liebe. All das war so falsch und hatte sich doch richtig angefühlt.
Es durfte nicht sein. Die Konik Stute hatte das Leben des Hengstes zerstört, ihm seine Herde genommen und seine Chance auf eine Familie. All das hatte sie gehabt, hatte mit ihm gelebt und sich dessen erfreut. Nun wusste sie, dass sie dieser Aufgabe nie würde gerecht werden können.
Sie konnte ihm nicht bieten was er bauchte, was er verdiente. Und doch hatte er es lang nicht einsehen wollen. Die Verachtung in seinen Augen. Sie wusste, sie hatte es verdient und doch litt die Stute schwer daran.
Es war richtig gewesen, und doch konnte sie einfach nicht aufhören es zu bereuen. Sie vermisste den Hengst. All die Schönen Zeiten. Das Lachen, die Vertrautheit, die Liebe, ihre Zusammengehörigkeit.
All das war mit dem Tod ihres Fohlens verschwunden. Nun, als sie sich endlich wieder trafen um dieses Thema für immer zu beenden war sie schwach geworden. Die Stute hatte sich so sehr an Ruao und an ihrer Liebe zu ihm geklammert, dass sie blind war für seine Bedürfnisse. Sie konnte sie nicht erfüllen, konnte nicht sein was er brauchte. Sie hatte das nun akzeptiert, hatte sich stattdessen hingegeben sich selbst zu verletzen. Es kam ihr rein vor, so einfach.

Inzwischen bekam sie gar nichts mehr mit. Immer noch biss sie sich wie im Wahn immer und immer wieder selbst, versenkte ihre Zähne tief in ihre weiche Haut. Sie hatte all das nicht verdient. Sie musste offensichlich gezeichnet sein, damit jeder es wusste. Ihre Unreinheit und ihre absolute Unvollkommenheit sowie ihre Fehlbarkeit musste sichtbar sein.
So konnte niemand mehr den Fehler machen sie zu akzeptieren. Sie tat es selbst nicht, hatte alles verloren.
Sie verachtete sich für ihre eigene Unfähigkeit und Schwäche. Für die Tatsache das sie ihrer Liebe nie wieder nahe sein würde.
Sie hatte in Ruaos Augen gesehen. Hatte die Gefühle dahinter bemerkt.
So bemerkte sie in ihrem Wahn weder sein Näher kommen, noch spürte sie seine Gegenwart, wie sonst immer. Zu sehr war sie auf sich fixiert, während sie unruhig umher um es zu beenden. Doch sie fand nichts.
Die Worte zu ihr erreichten sie nicht. Sie nahm ihn einfach nicht war.. Er war viel besser als sie. Durfte nicht mit ihrer Unzulänglichkeit beschmutzt werden.
Erst die hart gesprochenen Worte rissen sie heraus.
Entsetzt starrte sie auf die Müden und fast toten Blick.
Sofort hielt sie in ihrer Bewegung inne. Wieso war er hier? Wieso war er nicht gegangen.
SIe konnte einfach nicht mehr. Zu lange tat sie das nun schon.
Ich kann nicht mehr. Ich kann es einfach nicht. ich bin nicht gut genug für dich. Sehr leise sprach sie dieses Mantra immer und immer wieder. Sie wollte sicher sein, doch stand sie gerade mit diesem Hengst alleine dar. Sie schaukelte immer wieder vor und zurück- Ob sie mun hier waren, die Worte kamen einfach nicht hervor. Egal wie sehr sie versuchte sich zu beherrschen, es ging nicht mehr. Sie fixierte mit einer wahnsinnigen Verzweiflung den Norweger vor ihr.
Es tut mir Leid. So Leid. Ich bin deiner nicht wert, Ich kann nichts richtig machen. Ich bin nichts wert. Ich liebe dich. Ich liebe dich so sehr, aber ich darf dich nicht fest halten. Dich nicht binden. Noch immer schwieg er .
Sie wusste nicht mehr was sie sagen sollte, während ihr Tränen über das Gesicht liefen und ihre Verzweiflung und Liebe widerspiegelte.
Oona » 10.10.2015, 00:24 » Der Friedhof #2

Ruao



Nur schwer ertrug die Stute den Blick den Hengstes ohne Zusammenzubrechen. Wie konnte er nur immer weitermachen. Wieso kämpfte er um etwas, das sich nicht lohnte. Wieso kämpfte er immer wieder um sie... um sie, wo sie doch kaputt war. Am Ende ihrer Kräfte und nicht mehr die Möglichkeit hatte noch lange zu leben. Wieder spürte sie das Blut an sich herab rinnen. Es spiegelte ihren Zustand wieder. Trostlos und sinnlos. Frei von jeglicher Hoffnung auf ein normales Leben. Je mehr sie darüber nachdachte, desto weiter sah sie ihre Vergangenheit hinter sich liegen. Die Zeiten mit Ruao, die Freude und Glück versprachen, sowie ihre Herde, die Sicherheit und Schutz bot. Trotz all der Verantwortung waren sie beide glücklich gewesen.
Eine längst vergessene Zeit, wenn sie es genau bedachte.
Jetzt sah sie nur den Kampf, die Verzweiflung in ihren Beiden. So viel war passiert, hatte die Stute zerstört. Nicht allein der Verlust ihres gemeinsamen Fohlens war daran schuld, sondern auch die Zeit danach. Die Zeit in der sie beide Aufgegeben hatten anstatt aneinender zu glauben.
Immer wieder irrte der Blick der Stute umher, schaffte es nicht etwas zu fixieren während sie den Blick auf ihre Liebe legte. Er verstand sie einfach nicht, wollte nicht verstehen, dass sie schlecht für ihn war. Gift, dass ihn mit in den Abgrund reißen würde, der schon so nah auf sie wartete. Es war keine Frage der Zeit mehr, wann sie abstürzen würde, denn sie konnte sich nicht mehr am Rande halten. Sie klammerte sich mit letzer Kraft an der Vorstellung fest, dass Ruao sie für stark halten sollte. So stark, dass er sie gehen ließ, damit sie endlich wieder zusammenbrechen konnte.
Die Verzweiflung in den Worten des Hengstes beruhigten sie nicht. Es zerriss sie innerlich immer mehr, zerstörte die letzten Stückchen von ihr, bis nichts mehr übrig war.
Ihr Verstand reagierte darauf eigenständig. Teilnahmslos, ohne sich dessen bewusst zu sein, erfasste sie endlich die gewünschte Ruhe. Fast entspannt sah sie Ruao diesmal direkt an, ertrank zufrieden in der Teilnahmslosigkeit.
Viel ist passiert Ruao. Du brauchst mich nicht. Ich brauche dich nicht. Wir haben so viel erlebt, so viel Mist, so viel Leid. Es hat die Liebe getötet. Es ist nur mehr die Erinnerung des Gefühls in uns, redet uns ein etwas zu fühlen das lang vergangen ist. Nichts ist mehr so wie es war. Es war an der Zeit uns zu trennen, getrennte Wege zu gehen. Ihr Blick war hart. Kalt.
Endlich.

Mit der Wut des Hengstes wusste sie besser umzugehen. Diese konnte sie schüren, aufdass er sich von ihr abwandte, endlich seinen Weg ging. Er würde es nicht verstehen, nicht jetzt. Aber er konnte wieder glücklich werden, wenn er nur etwas Zeit hatte und mit ihr abgeschlossen hatte.
Hass war gut. Wut war ihr Freund, so sehr sie auch innerlich zerriss.
Fast spöttisch durch die Eiseskälte in sich sah sie ihn bei seinem Wutausbruch an. Ich hatte dich nie gebeten zu bleiben nachdem dies geschehen war. Ich habe dich nie gezwungen bei mir zu bleiben, deine Herde zu vernachlässigen und sie schließlich zu verlassen. All das war deine Entscheidung, deine Schuld. Schieb sie nicht mir zu, denn ich habe dir nie etwas vorgemacht. Ja ich habe dich geliebt, mehr als mein Leben, doch das ist lang vorbei. Es tut mir Leid, wenn du denkst ich hätte es absichtlich getan, denn das war nie meine Absicht.
Unwillkührlich war sie bei seinem Aggressiven Verhalten einige Schritte zurück gegangen. Er war immer noch im Rang höher, war stärker als die ausgezehrte Stute. Sie machte sich nichts vor, und sie wusste auch das Ruao es bereuen würde, wenn er sie nun verletzte, dazu war er einfach zu gut.
Die Erkenntnis in seinem Blick freute die Stute, auch wenn sie unendliche Trauer darüber empfand. Er hatte es eingesehen. Endlich.... oder auch nicht. Sie sollte sich freuen, und doch betrachtete der Teil in ihr der immer noch an ihre Liebe glaubte, das ganze voller Unglauben.
Nein wollte ich nicht. Ich hatte einen schwachen Moment. Ich entschuldige mich bei dir. Ich habe der Vergangenheit nachgetrauert ohne an die Gegenwart zu denken. Es wird nie wieder vorkommen. Leicht senkte sie den Kopf um so ihre Entschuldigung zu unterstreichen. Es war nie in ihrem Intresse gelegen Ruao so etwas vorzuspielen. Allein das er so etwas von ihr dachte.....
Und eigentlich sollte sie auch sehr froh über seine Worte sein.

Äußerlich völlig ruhig betrachtete sie den Abschied zu dem Hengst. Auch wenn er sie nun beschimpfte, vielleicht konnte er so endlich sein Glück finden, dass er so sehr verdient hatte. Eine Stute die ihm gerecht wurde und ein Fohlen, sogar mehrere, schenken konnte. Sie war Augenscheinlich dazu nicht in der Lage.
Wie konnte ein Herz, das aus nichts mehr als Sandkörner bestand, immer noch bluten? Sie verstand es einfach nicht. Trotzdem blutete sie immer weiter, als Ruao zur Seite ging und sie sich in Bewegung setze.
Es sollte sie beruhigen, sollte sie freuen. Und doch zerriss sie der Gedanke daran, dass Ihr Hengst wen anderen kenenlernte und vielleicht sogar liebte, so ansah wie sie damals, immer mehr, bis wirklich nichts mehr übrig war.
Nur mühsam bekam sie die vermutlich letzten Worte an den Hengst heraus, welche ihr Schiksal besiegeln würden. Alles Gute Ruao. Ich wünsche dir ein Leben frei von Schmerzen und Verzweiflung, denn du hast genug gelitten.
Ohne noch einmal einen Blick auf ihre Liebe zu werfen ging sie. Auch wenn ihr Körper nicht schnell ging, so entfernte sie sich doch langsam.

Sie spürte den Zusammenbruch immer schneller näher kommen. Verzweiflung machte sich in ihr breit. Nein... nicht jetzt und nicht hier.
Nicht wo er es endlich eingesehen hatte, dass sie ihm nichts mehr bieten konnte außer Schmerzen. Das durfte nicht passieren.
Mühsam hielt sie auf einen Baum zu, neben dem ein riesiger Grabstein stand. Sie musste sich verstecken ehe es geschah. Hoffte darauf das Ruao verschwinden würde, so schnell es ging, dass er in seinem Hass so schnell wegwollte wie möglich von diesem Ort.
Ihre Nerven waren am Ende. Die ganzen Lügen und der Hass, die Ablehnung des Hengstes, all die Beschuldigungen. Auch wenn sie selbst schuld daran war, sie konnte einfach nicht mehr.
Auch ihr Körper merkte erneut an, dass er mit der Behandlung in der letzten Zeit sehr böse mit ihr war.
Ihre Schritte wurden immer wackeliger, so schlecht konnte sie sich auf den Beinen halten. Die Sicht war längst vor ihren Augen verschwommen, denn sie weinte.
Nur mit letzter Kraft unterdrückte sie ein Schluckzen, schaffte es geräuschlos weiterzugehen. Ihre Atemzüge kamen abgehackt durch die Trauer.
Gerade rechtzeitig erreichte sie ihr Ziel. Es war nicht weit weg von dem Ort, wo sie mit Ruao gebrochen hatte, doch weiter kam sie einfach nicht mehr.
Kraftlos ließ sie sich erneut zu Boden fallen, diesmal ohne weitere Wunden an ihrem Körper.
Lautlos schluchzte sie ob ihres Verlustes. Betrauerte ihre Entscheidung, die sie nur zum Wohle ihrer Liebe getroffen hatte. Es war richtig, das wusste sie, und doch kam sie damit nicht klar. Immer schwerer bekam sie Luft, erstickte fast an ihren Tränen, an ihrer Trauer und dem Verlust. An der Liebe, die nicht sein durfte.
Irgendwann konnte sie nicht mehr denken, ertrank entgültig in ihrer Trauer, an dem Schmerz in ihr. Das Schluckzen konnte sie nicht mehr unterdrücken, während ihr Körper panisch versuchte wieder Luft in die Luftröhren zu bekommen. Nur muhsam gelang es ihnen.
Doch die Trauer schlug immer und immer wieder erneut über ihr zusammen, ließen sie fast darin ertrinken. So einfach. So schnell.
Es könnte so schnell zu Ende sein.
Um die Geräusche zu unterdrücken, begann sie stattdessen wie besessen, ohne den Blick auf sich selbst oder ihre Umgebung, sich selbst zu beißen. Zuerst riss sie sich nur Haare aus, immer und immer wieder, egal wo, wo sie sich eben erwischte. Zuerst hielt sie sich an die Beine, bis sie schließlich ihren eigenen Bauch sah. Nichts sah sie mehr, und doch fühlte es sich richig an.
Um den Schmerz in ihrem inneren zu entkommen blieb ihr nur eine Wahl. Nur eine Möglichkeit. Völlig gefangen in ihrem tun begann sie immer tiefer in ihren Bauch, ihre Flanken und Übergänge zu beißen. Das Blut, das jedes Mal erneut aus ihr schloss spürte sie gar nicht mehr.
Sie erreichte ihr Ziel. Je mehr ihr Körper vor Schmerzen schrie, desto mehr verstummten die Stimmen in ihr. Die Trauer und der Schmerz in ihrem Herz, in ihren Gedanken, wich dem Körperlichen Schmerz.
Endlich, sie hatte es geschafft. Ruao konnte seinen Weg gehen, egal was mit ihr geschehen würde.
Die Schmerzen beruhigten ihren Geist. Sie wurde ruhiger. Sah klarer.
So lange, bis sie aus der Ferne den Ruf eines Adlers hörte. Wieder brach sie Weinend zusammen.
Egal was sie tat, es wurde einfach nicht besser.
Erneut begann sie wie im Wahn an ihren zugefügten Wunden zu beißen, riss sie damit weiter auf, den Schmerz hieß sie Willkommen.
Denn sie wusste einfach nicht mehr weiter.....
Oona » 01.10.2015, 22:54 » Der Friedhof #2

Ruao



Obwohl sie wieder in das Reich der Lebenden zurückgekehrt war, mehr oder weniger, musste sie erneut feststellen, dass sie einfach nicht mehr konnte. Sie war am Ende, müde und wollte nicht mehr.
Egal wie oft sie es gedanklich durchkaute, Ruao zu sehen hatte nur wieder das Loch in ihr aufgerissen, das sie schon so lange festhielt. Sie war es Leid, einfach nur mehr Leid hier weiter herumzulaufen. Oder zu torkeln. Immer noch hatte sie ihre Hufe nicht vollkommen im Griff, während sie erneut in Selbstmitleid versank.
Sie hatte Ruao einfach nicht verdient und wollte schnell weg von ihm und diesem Ort, der sie nur immer mehr verletzte und die Wunde tief in ihrem Herzen erneut aufriss. Innerlich blutete sie wieder so stark wie an dem Tag, als sie sich für immer getrennt hatten.
Wieso war sie ihm gerade jetzt begegnet. Warum jetzt, wo es sowieso aussichtslos war. Noch während sie versuchte so schnell wie ihr möglich von ihm wegzu kommen, füllten sich ihre Augen erneut mit Tränen. Tränen die bereits seit so langer Zeit, wenn sie allein war, aus ihr herausflossen und sie immer tiefer in die Verzweiflung und Einsamkeit trieben.
Die Nähe zu dem Hengst tat ihr nicht gut, trieb sie nur immer tiefer in die Hilflosigkeit, während sie versuchte zu verschwinden, ehe Ruao ihr nachkam. Nicht das er es tun würde, das hatte die Stute bereits vor langem aufgegeben.
Die Stimme des Hengstes holte sie aus dem Strudel heraus sodass sie wieder ihre Umgebung wahrzunehmen begann. Ach ja... Friedhof... und sie immer noch am Leben. Ein ironischer Witz der Natur.
Sie ertrug die Sorge des Hengstes nicht. Er opfterte sich immer selbst, nur das es anderen gut ging. Das sollte er nicht, schon gar nicht bei ihr, wo sie doch nichts anderes verdient hattte. Wieso nur ließ er sie nicht einfach in Ruhe, sodass sie sterben konnte.
Wieso musste er sich immer um sie sorgen, anstatt sie einfach in Ruhe zu lassen? Wieso konnte er nicht abschließen und sie gehen lassen?
Weil es nicht dein Kampf ist. Ihre Stimme klang leise und liebevoll, und doch auch so voller Trauer, dass es ihr selbst die Kehle zuschnürte.
Sie wollte stark sein. Wollte gehen können und ihm somit auch die Chance geben, sie zu vergessen und weiterzumachen. Ihm sollte es doch besser gehen als ihr. Er war stark... und...

Sie hörte die Liebe in seiner Stimmte durchsickern. Es zeriss ihr immer mehr ihr demoliertes Herz als sie daran dachte wie sie Ruao immer wieder verletzte. Immer wieder verletzt hatte.
Wie hatte es nur so weit kommen können? Es war einfach aussichtslos, zumindest sah die Stute es so.
Ja er hatte recht. Sie wusste, wie weit er für sie und ihre Liebe gegangen war. Wusste um den unermüdlichen Einsatz des Hengstes. Doch nichts davon hatte sie verdient. Sie war es nicht wert, dass er sich um sie bemühte, warum sah er das nicht endlich ein? Wenn ihr aufgezehrter und kaputter Körper nicht deutlich genug sprachen, mussten es doch ihre Worte oder auch ihre Taten bei ihrer letzen Begegnung reichen, um ihn umzustimmen.
Aber nein, Ruao ist nicht so. Er will immer nur das beste für alle. die sinnfreiigkeit dieser ironischen Gedanken entgingen ihr nicht.
Trotzdem wandte sie sich nicht um, blieb hart und sah ihn immer noch nicht an sondern ignorierte ihn weiter. Sie konnte ihn einfach nicht mehr ansehen, ohne erneut komplett zusammenzubrechen.
Für sie war es Zeit, endlich von hier wegzukommen und endlich mit dieser Zeit, die so wundervoll und doch voller Kummer war abzuschließen.

Ruao jedoch ließ sie nicht in Ruhe. Gerade als sie ihren Körper überredet hatte ernsthaft zu verschwinden und einige Schritte zu machen, stellte er sich ihr plötzlich in den Weg. Durch den Schwung, den sie zum Gehen brauchte, wäre sie fast in ihn hinein geprallt.
Warum ließ er sie nicht endlich gehen? Sah er nicht, wie schlecht es ihr durch ihn ging?
Sah er nicht ihr Herz bluten, wenn sie ihn sah, vorgesetzt bekam, was sie verloren hatte durch ihre eigene Dummheit?
Warum glaubst du denn Ruao? Weil es keinen Sinn hat.
Traurig schüttelte sie den Kopf, während ihre Mähne matt liegen blieb. Auch ihre Augen strahlten ihre Aufgabe, Verzweiflung und trauer ab.
Es wartet auf dich eine Stute, die dich nach all dieser Schweren Zeit auffangen wird, die dich lieben wird und bei der du wieder glücklich sein wirst.
Aber nein, ich werde das nicht sein. Und das ist auch ok so. Ich habe dich erst hierhin getrieben. Wir hatten eine schöne Zeit. Doch diese Zeit ist lange vorbei.
Es ist Zeit für einen Schlussstrich, findest du nicht auch?

Gerade bei dem letzten Satz lächelte sie traurig. Ja, sie liebte ihn immer noch. Genau deswegen konnte sie nicht zulassen, dass er an ihr festhielt, denn sie konnte ihm nichts bieten.
Keine Zukunft, Kein Fohlen, keine Familie. Nichts.
Sie sah die Hoffnung in ihm. Eine Hoffnung, die sie ihm schnell nehmen musste um ihm nicht noch mehr wehzutun.
Es schmerzte sie selbst, wusste sie doch längst nicht mehr, welcher Schmerz in ihrem Körper zu was gehörte. Ihr Kopf dröhnte durch die unsanfte Behandlung und auch ihre Muskeln meldeten Einspruch. Und doch gab sie nicht nach, wollte Ruao nicht noch mehr Sorgen bereiten. Erst wenn er weg war würde sie sich erlauben erneut zusammen zu brechen. Erst dann, aber niemals wenn er es sehen konnte.
Es gab eine Zeit des Glücks, das auf uns gewartet hatte. Wir hatten eine schöne Zeit miteinander. Eine Zeit die ich niemals vergessen werde. Und doch dürfen wir beide nicht an der Vergangenheit festhalten, an alten Idealen, alten Ritualen oder Gefühlen, wenn wir wieder nach vorne schauen wollen.
Es war gut für mich dich zu treffen, denn so habe ich die Chance mich von dir zu verabschieden.
Es wird kein Wir mehr geben Ruao. Wach auf und sieh den Tatsachen ins Auge. Wir ist Vergangenheit. Eine Vergangenheit mit Liebe, Fürsorge und Glück.
Nichts davon kommt wieder. Egal wie du es drehst, auch du kannst daran nichts ändern, also lass uns damit umgehen wie zwei erwachsene, die wir auch sind.

Sie sprach vollkommen ruhig, hatte den inneren Sturm in ihr tief begraben um gleichgütlig zu wirken. Alles an ihr hatte sich verändert, war ruhiger und bestimmter geworden. Ein Abklatsch dessen wie es davor war.
Erneut wurde bei ihren Worten ihr Herz in kleine Schnipsel gerissen, doch dies lies sie sich nicht anmerken. Er musste ein Leben haben. Ein glückliches Leben mit Freude und Liebe.
Sie konnte ihm nichts davon geben, war sie doch einfach zu kaputt.
Oona » 02.07.2015, 23:38 » Der Friedhof #2

Ruao



Immer noch realisierte sie nicht, dass sie noch lebte. Warum nur? Wieso durfte sie nicht sterben. So einfach hätte alles beendet sein können. Es wäre perfekt gewesen.
Krampfhaft versuchte sie, die Enttäuschung zu verbergen.
Leicht wandte sie sich um, sah auf die Wunde, welche sauberer wirkte als sie sollte. Auch blutete sie nicht mehr. Warum nur? Sie verstand das ganze einfach nicht. Und überhaupt überforderte sie gerade die ganze Situation.
Die Stute konnte nicht verstehen, warum sie weiter hier war. Verzweifelt auf ein Wunder hoffte. Doch es würde nicht geschehen. Nichts hatte sich verändert.
Traurig ließ sie den Kopf hängen, schwelgte erneut in ihrer Trauer. Alles hatte sie verloren. Und nun, da sie hätte sterben können, hatte sie es nicht geschafft. Sogar dafür was sie nicht geeignet.
Ihr Blick fiel auf Ruao. Ihr Herz. Ihren Liebsten. Er war bei ihr geblieben, hatte sich um sie gesorgt. Wie sehr sie ihn doch vermisst hatte. Wie wenig sich an ihren Gefühlen geändert hatte. Immer noch liebte sie ihn, wusste jedoch, dass es dumm und naiv von ihr war.
Sie hatte alles zerstört. Hatte mit ihrem Verhalten dazu beigetragen, dass der sonst so starke Norweger aufgab und verschwand, weil er nicht mehr weiter wusste.
Nun stand sie da. Alleine, vor dem haufen Dreck, der ihr Leben darstellte. Bisher hatte sie immer der Hass aufrecht gehalten. Sie hatte ihn genährt. Es hatte ihr ein Ziel im Leben gegeben. Doch nun... nun stand sie hier, allein und verlassen, obwohl der Ponyhengst direkt neben ihr stand, und fragte sich, was nun passieren würde.
Sie wusste, dass sie sich abwenden würde. Das sie gehen musste. So sehr wollte sie kämpfen. Für sich selbst. Für Ruao. Für ihre Zukunft.
Doch wieder fiel ihr Blick an ihr herab. Wie ausgezerrt ihr Körper war. Wie schwach sie doch wirkte. Die Erholung des Schlafes hatte sie nur wenig gestärkt, denn zu sehr war sie schlecht mit ihrem Körper herumgesprungen.
Oona verspürte den Hunger und den Durst, der sich so lange nicht eingestellt hatte. Und doch unternahm sie nichts dagegen.
Alles gut. Ich danke dir. Ihre Stimme klang brüchig, als sie ihm direkt auf seine Frage antwortete. Sie wollte nicht, dass er sich Sorgen machte. Sie ertrug es einfach nicht, ihn so sorgenvoll zu sehen. Damals nicht, und heute genausowenig.
Und immer war es allein ihre Schuld, dass er sich Sorgen machte. Ihr Verdienst, der ihn schwächte.
Inzwischen begannen ihre Muskeln erneut zu zittern. Sie weigerten sich krampfhaft dagegen, ihren Körper wieder zu tragen. Ihre Energie war aufgebraucht, und nur die schwache Erholung des Schlafes hielt sie nun auf ihren Hufen.
Kurz darauf bebte fast ihr ganzer Körper, doch sie wollte sich nicht fallen lassen. Mit viel Anstrengung schaffte sie es, einen Huf zu heben und etwas vor sich abzusetzen. Es kostete sie viel kraft, aber sie gab nicht auf. Wollte den Anblick von Ruao nicht mehr ertragen müssen. So viel lag ihr an ihm, und sie hatte nichts mehr, was sie ihm geben konnte.
Alles hatte sie verloren. Auch ihren Körper, der nicht mehr wohl definiert war, sondern nur mehr aus Fell und Knochen bestand. Nicht genug für einen Hengst wie den Norweger, das wusste sie.
Ich danke dir für alles. Auch dafür das du auf mich aufgepasst hast. Aber ich lasse dich wieder allein. Es tut mir alles so Leid. Ich wünsche dir wirklich, dass du dein Glück findest. Etwas, dass ich dir nicht geben konnte. Werde glücklich, und sei mir bitte nicht mehr böse.
Ich werde deiner nie mehr würdig sein, und werde daher auch deine Zeit nicht weiter in Anspruch nehmen. Das habe ich bereits genug getan.

Traurig lächelte sie ihn an. Zeigte damit ihre tiefe Verzweiflung. Lange hielt sie dem Blick nicht stand, den sie ihm zuwarf. Sie wandte sich wieder ab, versuchte mit aller Macht auf den Hufen zu bleiben und weiter zu gehen. Jeder Schritt wurde schwerer. Jede Bewegung schmerzte mehr. Doch hieß sie den Schmerz willkommen. Denn er zeigte ihr, dass sie lebte. Und dass es nicht so einfach vorbei war, wie sie es sich gewünscht hatte.
Oona » 28.06.2015, 00:15 » Der Friedhof #2

Ruao



Immer wurde ihr gesagt, sterben sei friedlich. Man würde in den Himmel kommen, wenn man aufrichtig war. Die Konikstute wusste, dass sie sich diese Chance mit ihrem Verhalten in den letzen Monaten selbst verbaut hatte, dorthin zu kommen. Aber hatte sie die Hölle wirklich verdient? Sie wollte nichts davon, denn eigentlich hatte sie, nachdem sie Ruao gesehen hatte, endlich wieder Mut geschöpft. Den Mut daraus, dass sie vielleicht an sich arbeiten konnten. Dass alles wieder gut werden würde und sie ihr Leben gemeinsam weiter bestreiten konnten. Nichts lief wie es sollte. Wie sich Oona das wünschte. Warum nur? Es betrübte sie, den Norweger zurück zu lassen. Egal wie sehr sie versucht hatte in wegzuschicken, ihn dazu zu bringen zu gehen, damit er verschwand. Er war bei ihr geblieben. Ja er hatte recht, sie hatten sich all dies geschworen. Waren immer füreinander da gewesen. Bis zu dem Zeitpunkt, als sie ihr gemeinsames Fohlen verloren hatte. Ab da war alles schief gegangen. Und nun, nun stand sie am Rande des Todes, den Scherbenhaufen ihres Lebens vor sich, ihren Gefährten an ihrer Seite, der ihr Beistand. Und die Erkenntnis, dass es nichts brachte. Dass sie verloren hatte. Diesmal wohl endgültig, denn was außer ihrem Leben konnte sie nun verlieren.
Wieso war er nicht gegangen, als sie ihn brutalst angesprochen hatte. Nachdem sie ihn verletzt und gebissen hatte. Nachdem sie alles getan hatte, um ihm jedes erdenkliche leiden zuzufügen. Wieso war dieser Norweger so störrisch. Nun sah er auch noch mitan, wie sie starb. Zuerst ihr Fohlen, und nun Oona selbst. Was würde Ruao nun tun? Würde er das überstehen? Würde es ihn noch mehr mitnehmen, wenn sie starb, als das ungeborene Leben, welches sie frühzeitig verlassen hatte? Oder erwartete sie einfach immer noch, dass er sie liebte, obwohl er bereits mit ihr abgeschlossen hatte, sie nicht mehr liebte, sondern nur als Pflichtbewusstsein, jemandem seiner alten Herde zu verabschieden, geblieben war?

Eigentlich hatte sie gedacht, dass sterben friedlich war. Das es sie beruhigte und ihr den Schmerz nahm, der sie seit so vielen Tagen begleitete. Sie hatte von einem Licht gehört, welches sich vor ihr öffnen würde. Darauf sollte sie zugehen können. Doch es ging nicht, denn das Licht kam nicht. Stattdessen war sie in der unendlichen Schwärze gefangen. Fragte sich, womit sie das verdient hatte. War sie wirklich ein so schreckliches Pferd gewesen, dass sie es nicht verdiente, ihren Frieden zu finden, sondern für immer hier verharren musste?
Das war so ungerecht. Und doch konnte sie nichts daran ändern.

Es beruhigte sie, dass sie den Körper ihres Liebsten bei sich fühlte. Es er erfüllte sie mit einer Ruhe, die sie so noch nie empfunden hatte. Sie bemerkte, dass sie seit so langer Zeit endlich wieder atmen konnte. Die Luft, die durch ihre Lungen strömte und sie dehnte, schenkte ihr die Kraft die es brauchte, ihren Körper wieder in Gang zu setzen. Nur langsam und mit viel Mühe arbeitete wieder alles wie es sollte. Die Schmerzen, die sie mit jedem Atemzug spürte, während sie das Blut wahrnahm, welches immer noch aus ihrem Körper sickerte, brachten sie wieder zur Besinnung. Sie spürte immer noch den Hengst neben sich. Wieviel Zeit war vergangen? Sie konnte es einfach nicht einschätzen, während ihr Körper sich die Kraft aus all dem holte und begann, sich langsam zu erholen.
Sie spürte den Frieden in sich. Die Hoffnung, die ihr gerade aberwitzig vorkam. Selbst wenn sie überlebte. Würde Ruao ihr dann nochmals eine Chance geben? Bisher hatte sie immer gedacht, dass sie ohne in besser dran war, dass er ihr immer nur wehtat. Doch nun, wo sie begriffen hatte, wieviel Schuld sie selbst trug, und das er auch darunter gelitten hatte, genau wie sie.....
Sie wollte ihn wieder zurück. Wollte wieder mit ihm Leben. Doch sie traute sich nicht. Traute sich nicht auf eine gemeinsame Zukunft zu hoffen.
Inzwischen wurde ihr bewusst, dass sie schlief. Ihr Körper begann sich zu erholen, um wieder aufzuwachen. Viel zu wenig hatte sie geschlafen, viel zu wenig auf ihn geachtet. Kein Wunder, dass er nun die Rechnung stellte.

Es dauerte einige Zeit, bis sie wieder wach wurde. Bis sie die Augen öffnen und sich wieder der Welt stellen konnte. Die Wunde an ihrer Seite hatte aufgehört zu bluten und war nun verkrustet, ehe sie mit neuer Kraft zu sich kam. In einer Bewegung richtete sie sich auf. Oona sah an sich herab. Sie musste feststellen, wie schlecht sie aussah. Und sie erinnerte sich an Ruao, den Hengst, der ihr alles bedeutete.
Doch nun.... nun war sie seiner nicht mehr würdig. Würde sie es jemals wieder sein? Könnte er sich ein Leben mit ihr vorstellen, wenn sie das werden würde, was er verdiente, was er wollte?
Sie wollte alles für ihn sein. Alles für ihn tun. Ihre Augen hatten wieder ein wenig mehr Leben in sich, als sie ihn ansah. Ihren Held. Ihre Liebe.
Wie sehr sich die Stute auch wünschte, ihm wieder gerecht werden zu können. Sie würde es sicher nie schaffen. Nie wieder Sein sein. Nie wieder genug.
Traurig sah sie in den Nachthimmel. Ob inzwischen nur Stunden oder Tage vergangen sind, wusste sie nicht, doch sie sah nur zu den Sternen. Wünschte, jemals genug zu sein, um ihm gerecht zu werden.
Diese Gedanken und Träume schickte sie in den Himmel zu den Sternen. Hoffte auf Erfüllung, wenn sie dann endlich anfangen konnte daran zu arbeiten. Ihn zu Lieben.
Oona » 10.06.2015, 02:09 » Der Friedhof #2

Ruao



Oona wusste nicht, was passiert war. Immer mehr erkannte sie, dass ihr Körper und ihre Wut eigenständig gearbeitet hatten, während der Rest von ihr sich tief in sich selbst zurückgezogen hatte. Sie hatte all das nie gewollt. Nichts davon. Weder den Angriff auf Ruao, noch die Trennung, noch den Bruch der Herde. Wieder fragte sie sich, ob es ihre Schuld war. Was sie hätte anders machen müssen, damit sie doch noch eine Chance gehabt hätten, neu hätten anfangen können, und vielleicht sogar alles gut geworden wäre. Immer mehr kam die Erkenntnis dessen, was sie weggeworfen hatte, zu fest verankert in ihrer Trauer, um Ruaos etwas unsichere Hilfe anzunehmen, wo er doch selbst darunter gelitten hatte.
Durch den Nebel des Hasses bemerkte sie endlich, wie fertig ihr Hengst war. Immer war er stark gewesen, hatte alles für sie und die Herden getan. Trotzdem war er gegangen, nachdem er mit ihr nicht mehr zurecht gekommen waren. Doch eigentlich hatten sie sich gegenseitig geschworen, in guten und schlechten Zeiten immer füreinander da zu sein. Wie schnell waren sie dann doch von diesem Versprechen abgewichen.
Was ist nur mit uns passiert, Liebster. Ihre kaum hörbare Stimme war nur mehr traurig, ihre Augen immer noch tot. Nichts war mehr übrig, nachdem der Hass, all die Wut, alles was sie angetrieben hatte, verschwunden war.

Wie gern würde sie jetzt wieder stark sein, sich hinter ihrer Mauer verstecken, welche sie mühsam errichtet hatte. Doch es ging nicht. Sie bemerkte wie ihre Gefühle, die sie fest in sich vergraben hatte, verdrängt und von denen die gehofft hatte, dass sie endlich besser wurden, nachdem einige Zeit vergangen war, immer wieder in ihr auftauchten. Sie bekam kaum noch Luft, ehe sie unter der Last zusammen brach. Den Norweger konnte sie dabei einfach nicht ansehen, konnte nicht in ihre Vergangenheit blicken. Alles was sie zerstört hatte mit ihrer Art, mit welcher die den Verlust ihres gemeinsamen Fohlens betrauerte. Damals hatte sie immer wieder ignoriert, dass es auch Ruaos Fohlen war, dass er genau gelitten hatte. Dass es ihn ebenfalls mitnahm. Es war ihr nur wichtig, ihn für alles verantwortlich zu machen. Ihren Schmerz und ihre hilflose Wut auf irgendwas zu lenken, auf etwas fokussiert zu sein, damit man sich nicht mit Tatsachen auseinander setzen musste.
Ihr Körper hatte der Stute gezeigt, was ihr Geist nicht begreifen wollte. All die Zeit nicht. Die Kraft war irgendwann zuende, wenn man sich nicht darum kümmerte. Und sie hatte kaum geschlafen, denn immer wieder hatte sie Alpträume gehabt, und sie hatte zu wenig gegessen und getrunken. Irgendwann war es einfach genug.
Doch sie war froh, dass sie ihre große Liebe noch einmal gesehen hatte. Dass sie ihm sagen konnte, wie leid ihr das alles tat. Und sie es jetzt auch so meinte.
Inzwischen spürte sie das Blut ihren Körper herabrinnen, während sie sich immer weiter auf den Stein presste, den Hengst nicht mehr ansehen wollte. Sie wollte schöne Erinnerungen von ihnen, zusammen, in einer Zeit wo sie glücklich waren.
Bitte geh jetzt. Ich danke dir für alles, und es tut mir so Leid. Alles. Die Kraft hatte sie verlassen, während sie immer mehr flüsterte. Sie sah nur zu Boden, vermied den Blick, während sie darauf hoffte, dass er sie allein sterben ließ. Sie wollte nicht mehr. Die Schmerzen, die Trauer, die Hoffnungslosigkeit. Es war genug für das Leben der Ponystute.

Sie schüttelte nur träge den Kopf, wollte ihm sagen, dass er keinerlei Schuld trug, immerhin hatte sie das Fohlen in sich getragen, es war allein ihre Schuld, dass es schief gegangen war. Immer hatte er sie umsorgt, geliebt und so ehrerbietig behandelt. Es traf ihn keine Schuld. Nein, nicht ihn. Wieder schüttelte sie den Kopf. Doch, du hast gelernt damit zu Leben, und weiterzumachen, egal wie schwer es war. Fast liebevoll lächelte sie, während sie sich immer mehr auf den Stein lehnte, der sich immer tiefer in ihren Körper bohrte. Den Hengst konnte sie dabei nicht ansehen. Zu schwer lag die Last ihrer Fehler auf ihr. Zu sehr vermisste sie die Zeit mit ihm.
Du konntest nichts tun. Du hast dich immer gut um mich und unser ungeborenes Fohlen gekümmert. Alles gegeben. Ich konnte es nicht halten. So wie ich auch unsere Herde nicht halten konnte. So wie ich unsere Beziehung weggeschmissen hatten. Ich will nur, dass du wieder glücklich wirst. Dass du eine Stute findest, mit der du ein neues Leben beginnen kannst. Die dir ein Fohlen schenkt, wenn du noch eins willst. Mit der du wieder zufrieden und ohne Schatten leben kannst.
Erst jetzt hob sie schwach den Kopf, sah den Hengst an. Der frühere Sanftmut war unter ihrer Fassade von Niedergeschlagenheit zu erkennen, ehe sie den Kopf senkte. Danke.... das ist gut. Dankbarkeit lag in ihren Zügen. Er würde ihr vergeben können. Mehr wünschte sie sich nicht mehr.
Nur kurz hatte sie es geschafft wieder auf die Beine zu kommen, ehe sie auf der selben Stelle wieder zusammengesackt war. Nur diesmal erwischte der Stein einen Rippenbogen weiter hinten. Ob er wohl brechen würde, bevor sie starb?
Warum sie gerade jetzt darauf kam, konnte sie sich nichtmal denken, doch andererseits nahm sie die Gedanken nun wie sie kamen.
All das war mehr, als sie jemals erhoffen konnte. So viel mehr als sie erwartet hatte. Und mit jedem Atemzug der ihr schwerer fiel, war sie dankbarer.
Er konnte ihr vergeben. Er konnte weiterleben. Wenigstens einer.

Immer undeutlicher nahm sie ihre Umgebung war. Immer weniger sah sie vor sich, und die Dunkelheit kehrte immer mehr zu ihr zurück. Inzwischen hatte sie aufgegeben noch einmal aufzustehen. Oona schloss die Augen, während sie hoffte, dass es bald vorbei sein würde.
Schmerzen spürte sie keine mehr, doch sie bekam Ruaos Stimme noch aus der Entfernung mit. Wieso war er noch hier? Er sollte doch gehen, damit sie endlich in Ruhe sterben konnte. Damit sie endlich Frieden fand. So glücklich wie sie war, dass sie ihn nochmals gesehen hatte, dass er ihr vergeben würde, dass er weiterleben konnte, dass er stark genug war. Das war gut, und es beruhigte sie auf eine Art und Weise, die sie nicht für möglich gehalten hätte.
Wieder versuchte sie es. Bitte geh einfach. Werde glücklich. Ich habe keine Angst mehr. Keinen Hass. Und ich werde mit ungetrübter Liebe im Herzen sterben.
Die Körperwärme, welche von Ruao ausging, nahm sie in sich auf, saugte die Berührung in einem letzten Versuch auf, doch sie konnte einfach nicht mehr wach bleiben. Ihr Körper streikte mit jedem Versuch von ihrem Hengst.
Mit einem letzten Versuch schaffte sie es zumindest sich umzudrehen, lag nun auf dem Flachen Boden und wurde nicht mehr von einem kaputten Grabstein gequält.
Leise seufzte sie zufrieden, als der Druck nachlies. So war es besser. Immer mehr entglitten ihr die Gedanken, während sie auf das Ende wartete. Wieso ging er nicht? Er sollte das nicht mitan sehen. Das hatte er nicht verdient.
Doch inzwischen fehlte ihr auch die Kraft zu sprechen. Sie spürte nichts mehr, außer einer angenehmen Ruhe, die sie überkam.
Als letztes spürte sie noch den Körper von Ruao nahe bei ihr. Es rührte sie, dass er bei ihr blieb bis zum Ende.

Oona ließ sich einfach fallen. Doch eigentlich dachte sie immer, dass Sterben anders war. Sie dachte an einen Tunnel, den sie entlang ging. Das Licht, welches sie abholen würde.
Doch nichts davon geschah.
Sie fühlte sich nur leichter als die letzten Monate zuvor. So als wäre ein wahnsinniges Gewicht von ihr genommen worden. So als könnte sie zum ersten Mal seit dem Tod ihres Fohlens in Ruhe schlafen.
Nichts mehr fühlte sie, als ihr Körper von selbst einen tiefen Atemzug tat, und ihr Herz in einem kräftigen Rythmus begann weiterzuschlagen.
Oona » 20.05.2015, 18:01 » Der Friedhof #2

Ruao



Immer noch schockiert starrte sie Stute ins Leere, konnte nicht fassen, was sie da gerade getan hatte. Wie konnte sie nur so auf ihn losgehen? Ja sie wollte ihn demütigen, ihn verletzten, doch war es nicht in ihrem Sinne gewesen, ihn körperlich zu verletzten.
Sie brach in Tränen aus, die Lautlos zu Boden tropften und sich mit dem Regen vermischten. Sie konnte ihn einfach nicht ansehen, ihm nicht zeigen wie entsetzt sie über sich selbst war. Niemals war sie aggressiv gegenüber irgendwem gewesen, niemals hatte sie jemanden so stark verletzt wie Ruao jetzt. Sie verstand sich selbst nicht, wusste nicht, was sie davon halten sollte. In ihr war ein reines Chaos ausgebrochen, dass sie einfach nicht mehr unter Kontrolle brachte. Die so sorgsam verpackten Wunden, die sie durch eine Trennwand verdeckte, hatten nach all der Zeit wieder zu bluten, ja sogar zu eitern begonnen, während sie immer weiter in sich zusammensackte. Nein, das konnte sie nicht mehr. Sie wollte Ruao nicht mehr wehtun, nie mehr. Auch ihn schien das alles mitzunehmen, auch wenn die Konikstute nicht wusste, ob es nur an dem Wiedersehen lag oder an allem. Sie hatte einfach nicht die Kraft hinzusehen.
Lang verdeckte und abgestorbene Gefühle kehrten wieder zu ihr zurück. Erschlugen sie mit grausamer Brutalität, die sie noch nie erlebt hatte. Wieso jetzt? Wieso gerade jetzt? Hatte sie es doch gerade erst geschafft, ihre Fassade anderen gegenüber aufzubauen, wieder weiterzumachen, auch wenn sie keinen Sinn darin sah, doch zumindest hatte sie aufgehört darüber nachzudenken, sich umzubringen. Nicht das sie bereuen würde zu sterben, oder Angst davor hatte, doch tief in sich glaubte sie daran, dass alles einen Grund hatte. Wenn sie sterben sollte, würde sie es tun, ohne mit der Wimper zu zucken, doch bis dahin würde sie weitermachen, so lange sie noch irgendwie konnte. Doch ihre Energiereserven waren endgültig aufgebraucht, sie war einfach nur am Ende. Sie wusste nicht mehr wo hin mit sich, was sie jetzt tun sollte, und schwieg einfach, während sie mit gesenktem Kopf versuchte das Chaos in sich zu Ordnen. Die Gefühle, welche sie gerade überschwemmten, ließen sie vollkommen verzweifeln. Noch während Ruaos ansprache brach die Stute auch körperlich zusammen und landete hart am Boden. Die Luft wurde aus ihren Lugen gepresst, als sie sich ungebremst landete. Eigentlich versuchte sie gar nicht, den Schmerz zu verdränge, da sie auf einem Teil eines Grabsteins gelandet war. Sie nahm den Schmerz an, sah es als Rache an, dass sie ihren ehemaligen Gefährten blutig gebissen hatte und weinte einfach weiter, ohne ein Geräusch zu verursachen. Wie sollte es nur weiter gehen? Was sollte sie weiter tun? Die Vorwürfe, welche der Norweger ihr an den Kopf warf waren alle war, und erst jetzt sah sie wirklich, wie tief sie ihre einzige große Liebe verletzt hatte. Viel zu sehr war sie gefangen gewesen in ihren eigenen Schmerzen, dass sie seine vollkommen ignoriert hatte.
Hoffnungslosigkeit erfasste sie, veranlasste sie, sich immer stärker an den Stein zu lehnen, welcher sich immer tiefer in sie bohrte, und so die seelischen Schmerzen ablenkte, da ihr Körper immer weiter protestierte. Doch sie verdiente es nicht anders. Sie verstand nun, dass sie schuld daran war, dass Ruao ging, dass die Herde zusammenbrach. Sie hatte ihn soweit getrieben, hatte ihm in seinem eigenen Schmerz nicht beigestanden.
Immer mehr kam sich die Stute wie ein Monster aus Kindermärchen vor. Von solchen Monstern hatte ihre Mutter ihr erzählt, und auch andere Mütter erzählten Geschichten darüber. Die Verzweiflung in der Stute wurde immer schlimmer, als sie ergeben den Kopf auf den Regennassen Boden legte und immer noch nicht sprach. Ob sie nochmal die Kraft aufbringen konnte? Für sie war alles verloren, und sie wollte gar nicht wissen, ob sie diesen Friedhof überhaupt wieder verlassen würde.
Erst jetzt fiel ihr die Antwort auf eine Frage von ihr selbst ein.... eine Woche.... es war eine Woche her, dass sie das letzte Mal gegessen und mehr als ein, zwei Schlucke getrunken hatte. Und auch davor hatte sie immer nur sporadisch was zu sich genommen, seit sie ihr Fohlen verloren hatte. Vielleicht wollte das Schicksal, dass sie eine letzte Gelegenheit bekam, ihren Geliebten zu sehen.
Erst jetzt hob sie den Blick. Die Tränen waren versiegt, weggespült durch den Regen, als sie den Hengst das erste Mal seid so langer Zeit wieder leibhaftig sah. Er schien ebenfalls fertig zu sein, wenn auch deutlich weniger als sie, aber sie hatte einfach begonnen, auf nichts mehr zu achten. Sie achtete ihr Leben nicht mehr.
Es tut mir Leid. Das gerade, und was alles passiert ist. Aber nachdem du gegangen bist, da... da konnte ich die Herde nicht mehr zusammen halte, die hat sich einfach aufgelöst. Danach war ich einfach nur mehr allein, hatte nichts mehr. Ich hab dich für all das Verantwortlich gemacht. Ihre Stimme klang stumpf, einfach kraftlos und ließ keinerlei Emotionen mehr erkennen. Auch ihre Augen schienen von einem Tod geprägt, den die Stute sich mehr als alles andere wünschte, als ihr Leben zu beenden. Inzwischen hatte sie Ruao verziehen. Hatte im Herzen verstanden, was ihn dazu getrieben hatte, und nun wollte sie ihm nicht mehr böse sein. Nur der Hass auf ihn hatte sie all die Zeit lang begleitet, genährt, ja eigentlich gar vorwärts getrieben.
Weißt du. Lange habe ich dir allein die Schul daran gegeben, einfach um irgendeinen Sinn im Leben zu finden, nachdem ich nichts mehr hatte. Einfach um weitermachen zu können. Ich bin nicht so stark wie du. Ich habe es nicht geschafft. Ich kann einfach nicht mehr so weitermachen. Weder mit dem Hass, noch mit den Beschuldigungen. Was passiert ist, ist Vergangenheit. Nicht mehr zu ändern, egal wie sehr wir daran festklammern.
Aber Ruao. Trotz all dem Liebe ich dich noch immer. Und vielleicht ist es Glück, dass wir uns gerade jetzt begegnen..
kurz bevor ich sterben werde,beendete sie Gedanklich den Satz.
Denn ich habe jetzt erst begriffen, dass ich daran schuld war. Ich hätte für dich da sein sollen, wie es sich für die Gefährtin eines Leithengstes gehört. Ich hätte mehr auf die Herde schauen sollen, diese zusammenhalten, bis sich alles wieder normalisiert hat. Aber ich war blind.
Mir tut Leid was passiert ist. Und ich bitte dich um Verzeihung. Vielleicht kannst du mir irgendwann vergeben, was passiert ist, und wieder glücklich werden wie früher. Ich wünsche es dir aus tiefstem Herzen, denn inzwischen bin ich einfach froh über diese Chance, dich noch einmal gesehen zu haben.

Der Ton in ihrer Stimme hatte sich bei keinem ihrer Worte verändert. Ebensowenig wie ihre gesamte Haltung. Ihr Körper blieb, trotz der Worte am besten Wege zum Tod.
Mit letzter Kraft versuchte sie sich wieder aufzurichten, schürte sich dabei auf ihrem Stein auf, der ihr geholfen hatte die Gefühle wieder einzudämmen und zurückzudrängen, und sah Ruao an. Doch vor seinen Augen wollte sie sich die letzte Blöße doch nicht geben. Und ihm auch nicht noch mehr Kummer bereiten, sollte er sie doch noch etwas mögen und nicht einfach nur verabscheuen. Sie nahm die Schmerzen an ihren Rippen gar nicht mehr wahr, während etwas Blut an ihr heruntertropte. So war es vielleicht auch fair. So bluteten sie beide. Sie spürte nichts mehr. Gar nichts mehr. Doch wollte sie, wenn sie schon sterben musste, alleine sterben, und das mit den frischen Erinnerungen an ihr Herz, dass seid der Fehlgeburt ihres Fohlens immer nur bei Ruao gewesen war. So konnte sie sterben, stellte sie fest. Immer noch saugte sie jedes Detail des so vertrauten Hengstes in sich auf.
Jetzt war alles gut.
Oona » 20.05.2015, 00:15 » Der Friedhof #2

Ruao



von Dorf Neumond


Oona fühlte sich immer schwächer, als sie es endlich geschafft hatte, sich weit genug zu entfernen, um nicht mehr Gefahr zu laufen, dass ihr Midnight noch folgen konnte, und sie so sah. Ihre Gedanken verdüsterten sich immer weiter, während sie mechanisch einen Huf vor den anderen setzte. Sie konnte nicht mehr, und wollte auch nicht mehr. Wieder einmal fragte sie sich, warum sie ihr Leben nicht beendete, es bot ihr nichts mehr. Ruao finden? Um was zu tun? Was würde es ihr bringen, wenn sie das Leben des Hengstes zerstörte? Würde es ihr dann wirklich besser gehen? Würde es sie befriedigen, sein Glück zu zerstören, nachdem es ihnen beiden gewaltsam entrissen worden war?
Die Stute wusste nicht mehr was richtig und was falsch war, was sie eigentlich wollte. Denn genau genommen wollte sie gar nichts. Sie sah gar nichts mehr. Ihre Augen trübten sich immer weiter, während sie einem Weg folgte, von dem sie sich ein wenig wünschte, er würde sie über eine Klippe führen. So sehr sie ihr Leben hasste, konnte sie ihr Leben doch noch nicht absichtlich beenden, warum wusste sie nicht. Denn hier hielt sie nichts mehr. Was sollte sie auch tun? Sie hatte nichts mehr, sie stand vor dem Scherbenhaufen ihres Lebens. Ihre Herde war weg, Ihre Sicherheit, ihre Freude, und das für sie immer am Wichtigsten: Ihre einzige große Liebe. Doch konnte sie dem Norweger vergeben, dass er einfach gegangen war? Dass er geflohen war, als es ihr am schlechtesten ging? Nein sie gab ihm nicht die alleinige Schuld, dass sie ihr gemeinsames Fohlen verloren hatte, denn warum auch? Und doch... war er einfach nicht da gewesen. Und das verstand die Stute nicht.
Erst nachdem es dunkler wurde, und sie immer weniger sah, bemerkte die Konikstute wo sie hingegangen war. Irgendwie musste sie um die Ironie hart lächeln. War das hier vielleicht ihr Grab? Und damit niemand sie vermisste, was eh niemand tat, aber auch um unnötige Spuren zu vermeiden, konnte sie sich einfach gleich hier hinlegen und sterben, denn sie spürte es tief in sich, dass sie keine Kraft mehr hatte weiter zu machen. Ziemlich bald ging sie in die Knie, und ließ sich schlaff auf den Boden fallen. Während der Regen einfach nicht besser wurde, sondern wieder stärker geworden war, und ihr somit immer kälter war, spürte sie innerlich die Kälte, die sie so sehr vereinnahmt hatte. Keine Ahnung, wie sie so lang überlebt hatte, aber nun konnte sie einfach nicht mehr. Sie gab auf und ließ den Kopf hängen, während sie sich kaum mehr rührte, und beschloss, dass sie genauso gut hier sterben konnte wie überall anders. Doch irgendwie wünschte sie Ruao, jetzt, wo sie ihn nicht mehr sah, doch noch ein gutes Leben. Aber sie war sicher, dass der Hengst genau das haben würde. So war er einfach, er sah irgendwann einfach nach vorne und vergaß die Vergangenheit, vergaß sie. Ein Stern am Himmel, an den sich niemand mehr erinnerte. Doch Oona war nicht mehr traurig darüber, denn sie fühlte nichts mehr.
Irgendwann spitze sie doch die Ohren, als es immer wieder etwas dunkler wurde. Sie hörte ein Pferd, welches näher kam, konnte jedoch nicht sagen. Es interessierte sie auch nicht weiter. Ehr aus Routine sah sie auf. Erkennen konnte man sie hier wohl nicht unbedingt, da einige Grabsteine und Sträucher sie vor der Geräuschquelle verborgen, doch so konnte sie doch einiges Erkennen. Zuerst sah sie nur ein Pferd, erkannte irgendwann die Farbe, ehe sie die Augen zusammenkniff. War es wohl immer so, wenn man sterben würde, dass man sich das, was man eigentlich sehen wollte, und doch wieder nicht sehen wollte, genau jetzt kam? Sicher nur eine Illusion, was anderes viel ihr darauf nicht ein.
Wieso nur regte sich ihn ihr gerade wieder alles? Sie spürte die Kraft durch sie strömen, als ob sie elektrisiert wurde. Erst als ihr Phantom sich wieder entfernte, stand Oona schließlich auf, folgte dem Weg, welcher der Fremde gegangen war. Wie ein Magnet wurde sie von dem Pferd angezogen, dass ihrem Geliebten so sehr ähnlich sah. Sie trabte ihm nach, besessen davon zu erfahren, ob es wirklich Ruao war, der da vor ihr war. Den sie gerade dann traf, wenn sie in Ruhe sterben wollte. Wenn sie mit sich endlich im reinen war. Wieder einmal ruinierte er alles, wieso konnte er sie nicht in Ruhe lassen? Wenigstens beim Sterben konnte sie das wohl erwarten!
Inzwischen sah sie rot, als sie dem Pferd immer schneller und kraftvoller nachrannte. Kurz darauf bereits hatte sie ihn erreicht und erstarrte schockiert. Auch in ihren Augen bemerkte man den Schock, ehe er von Hass abgelöst wurde. Ihre Chance.
Er hatte alles zerstört, dafür würde er nun büßen. Nie ließ er sie in Ruhe. Noch bevor er großartig reagieren konnte galoppierte sie auf ihn zu, bäumte sich vor ihm auf und schrie ihn an. Duuu! Aus allen ihren Gesten sprach der Abgrundtiefe Hass, der ihre Lethargie vertrieben hatte. Doch wie lang sie dieses Gefühl halten konnte, wusste sie sich, denn schon jetzt verflog es wieder, und sie fühlte sich wieder immer Schwächer.
Wieder redete sie sich ein, was Ruao alles getan hatte, was er ihr angetan hatte, und es interessierte ihn nichtmal, denn ihm schien es bei weitem nicht so schlecht zu gehen wie ihr.
Gerade als ihre Hufe wieder den Boden berührten, war sie ihm nahe genug und verbiss sich in seinen Halsansatz, versuchte ihn zu Boden zu reißen. Warum sie das tat wusste sie nicht, denn sie bekam das ganze kaum mit.
Erst nach einigen Sekunden, als sie Blut schmeckte, wurde ihr bewusst was sie eigentlich tat. Sofort ließ sie los, stolperte rückwärts, während sie einfach nur entsetzt über sich selbst war. Mit weit aufgerissenen Augen sah sie ihren Gefährten an, den sie so lange nicht gesehen hatte. Der sie verlassen hatte, als er keine Lust mehr darauf hatte.
Inzwischen hatte sie die Kraft erneut verlassen, und man sah von weitem, dass sie sich nun kaum mehr auf den Beinen halten konnte. Nur mit Mühe fiel sie nicht wieder hin, sondern stand mit zitternden Beinen bei dem Hengst, dem noch immer ihr Herz gehörte. Das Adrenalin war weg, ihr Körper, der ausgelaugt und energielos war, nachdem sie seid zwei Tagen nichts mehr zu sich genommen hatte, streikte immer mehr, während sie nun hilflos zu weinen begann. Den Kopf wandte sie ab, zu schwer war der Anblick des Hengstes, den sie nicht nur Liebte, sondern auch gerade verletzt hatte.
Die Mähne fiel in ihr Gesicht, sodass man nicht sah, wie schlecht es ihr wieder ging. Ihre Augen hatten wieder den toten Ausdruck angenommen, nahm sie doch ihr Schicksal hin, dass Ruao sich ihr Verhalten nicht gefallen lassen würde. Wenn sie sterben würde? Vielleicht war es ganz gut, dass gerade er es tun würde.
Ergeben stand sie da, wartete auf sein Urteil, dass er sicher fällen würde, denn er war trotz allem der Leithengst ihrer Herde, die sie beide verlassen hatten. Während ihr Kopf sich mit all dem Abgefunden hatte, dass der Hengst noch lebte und auch ohne sie gut klar kam.
Verkrampft und starr stand sie da, während sie nicht wusste, das nun geschehen würde, nur die Muskeln verkrampften immer weiter, die Kraft ließ nach, während sie ihren Blick krampfhaft am Boden hielt, weil sie Ruao nicht ansehen wollte. Nicht sehen wollte, was sie verloren hatte, und sicher nie wieder bekommen würde.
Vielleicht war der Tod doch das Beste für die Stute.
Oona » 19.05.2015, 22:42 » Das Dorf Neumond #1

Midnight Sun



Oona genoss die Stille zwischen sich und dem Hengst, denn so war sie nicht gezwungen, übermäßig glücklich zu wirken. Zwar hatte sie nicht das Gefühl, dass ihm besonders viel daran lag, oder es ihn überhaupt kümmerte, aber die Zeit hatte ihr gezeigt, dass es ihr anders noch schlechter ging, wenn sie mit anderen Pferden zusammen war. Sie brauchte weder Mitleid, noch blöde Sprüche, darauf konnte sie problemlos verzichten.
Zwar wusste sie sein Angebot zu schätzen, dass er ihr helfen wollte, aber sie hatte wenig Lust darauf, sich dauerhaft verstellen zu müssen, dazu fehlte ihr einfach die Kraft. Sie dachte immer nur daran, was sie alles verloren hatte, und nie wieder haben konnte, denn sie würde nie wieder Liebe finden, dass wusste die Stute nur zu genau.
Immer wieder glitt ihr Blick zu dem Regen, der nur ein wenig nachgelassen hatte, und sie immer mehr in das tiefe Loch riss, welches sie schon seid dem Zusammenbruch ihres Leben verfolgte. Nun wusste sie, dass es ihr nicht vergönnt war lange glücklich zu sein, und sie hatte ihr Leben zwar immer genossen, aber nie genug, wie sie nun fand. Damals war alles gut gewesen. Anders als heute. Ihr Blick war trüb geworden, als ihr immer mehr die Kraft ausging, weiterhin normal und unbeschwert zu tun. Wo war ihre Energie nur hingekommen? Normalerweise konnte sie das wesentlich länger. Dennoch, sie wusste einfach nicht, wohin mit sich, und was war nur wieder mit ihr los?
Betrübt ließ sie den Kopf hängen, fühlte, wie ihre Kraft davonfloss, wie das Wasser, welches sich in die Rillen des Bodens grub, und träge seinen Weg ging.
Die Stute schwieg die ganze Zeit, zuckte jedoch auf seinen Ausspruch die Schultern. Damit hatte er sicher recht, und sie wusste auch, dass sie sich wieder bewegen musste, wenn sie wieder kraftlos zusammenbrechen wollte, und das diesmal vor einem Fremden. Das wollte die Stute vermeiden.
Noch einige Zeit, solang wie es ihr Möglich war, blieb sie stehen, entspannte sich, soweit es ging, und freute sich doch etwas, auf die neue Erfahrung, auch wenn sie sie nicht sehr genoss.
Gerade als der Regen geringer wurde, beschloss Oona diese Gelegenheit zu nutzen und wieder allein zu sein. Ob sie Ruao wirklich finden wollte, bezweifelte sie inzwischen, aber zumindest musste sie sich wieder bewegen.
Es war mir eine Ehre, dich kennenzulernen. Da das Wetter sich zu bessern scheint, werde ich meine Suche nun fortsetzen. Natürlich wartete sie höflich, bis er ihre Verabschiedung zur Kenntnis nahm, und brach dann mit ruhigen Schritten auf.
Erst als sie um die Ecke einer Straße bog, ließ sie ihre Fassade endgültig fallen. Mit hängendem Kopf und schlurfenden Schritten ging sie weiter. Weiter in eine noch unbestimmte Zukunft, die sie hoffentlich lange vor anderen Pferden verschonte

-> Friedhof
Oona » 07.05.2015, 18:09 » Das Dorf Neumond #1

Midnight Sun



Oona verspürte keinerlei Interesse daran, mehr von sich erzählen. Zwar war der Hengst durchaus höflich ihr gegenüber, doch sie spürte sehr deutlich, dass es ihn kaum kümmerte, und es war der Stute auch ganz recht. Sie ertrug diese ganzen Heuchlerischen Pferde einfach nicht mehr, denn es machte sie total fertig, sich auf Dauer mit diesen Abzugeben. Bei ihm fühlte sie sich deutlich wohler, denn er verlangte nichts von ihr, und so konnte auch sie ohne Erwartungen und Verpflichtungen neben ihm stehen. Die Stute entspannte sich wieder, denn sie mochte den Hengst irgendwie. Vielleicht sahen sie sich irgendwann wieder, und sie würde es nicht hassen, denn sie ließ sie einfach zum Größten Teil in Ruhe. Mehr wollte sie einfach nicht.
Sie genoss die Schweigenden Zeiten zwischen ihnen sehr, es war ihr einfach angenehm.
Während dieser Zeit der Stille nutzte sie die Gelegenheit, ihren Hass auf einen speziellen Hengst immer weiter zu entfachen, denn sie wollte einfach nur dass er litt wie niemals zuvor. Dieser Feige Wallach. Er hatte es nicht verdient, je wieder ein Fohlen zu haben, sein eigen Fleisch und Blut, ebensowenig wie er eine neue Liebe verdiente. Vielleicht sollte er ihn Zeugungsunfähig machen, nachdem sie ihn auch sonst fertig gemacht hatte. Er sollte doppelt leiden. Vielleicht war es auch wirklich gut, ihn Körperlich Leiden zu lassen. Davon würde er länger was haben, und es lange spüren.
So sollte sie es wirklich so machen, dachte sie sich gehässig. Sie war absolut kein schadenfrohes oder gemeines Pferd, aber bei ihrem ehemaligen Partner würde sie gern eine Ausnahme machen.
Sie zuckte nur die Schultern über seine Antwort. Keine Angst, ich erwarte gar nichts von dir. Es ist alles ok. Ich kann dieses Thema auch allein klären. Sie lächelte ihn wieder aufmunternd an, während sie wieder in den Regen starrte. Ob ihr Leben wieder einen Sinn bekam, oder sie sich, nachdem sie ihre Rache bekommen hatte, umbringen sollte? Vermutlich war dies das Beste. Es hatte keinen Sinn mehr weiterzuleben, wenn sie Ruaos Leben zerstört hatte.
Danach konnte sie mit ruhigem Gewissen sterben, denn Sinn hatte ihr Leben seit dem Tod ihres Fohlens keines mehr. Alles war so trostlos und trüb, so wie ihre Augen, welche sie nicht verstellen konnte. Alles an sich konnte sie äußerlich verändern, fröhlicher machen, doch leider ihre Augen nicht. Egal wie sehr sie sich aufputschte, egal wie sie sich selbst was einredete, es wurde einfach nicht besser. Doch niemand achtete auf die Augen, und das wir ihr Glück.
Ich danke dir für das Angebot, aber ich werde ihn finden, wenn die Zeit reif ist. Wieder lächelte sie freundlich, als sie ihn ansah. Sie fand das Angebot freundlich von ihm, aber sie spürte seinen Widerwillen, das Angebot gemacht zu haben. Sie wollte das nicht. Außerdem würde sie ihn auch allein finden. Und bis dahin wollte sie einfach nur die Ruhe zwischen ihnen genießen.
Die Stille kam der Stute angenehm vor, sie fühlte sich wohl darin, wohl mit dem Hengst an ihrer Seite, wie schon lange nicht mehr.
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