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Halo » 03.11.2018, 16:00 » Der Fluss #2

Ruao


Nicht selten, wie in diesem Moment, war Halo von sich selbst fasziniert, wie ruhig und unbekümmert sie sprechen konnte, egal, wie wild der Sturm in ihrer Brust wütete. Schon immer, hatte die Graue ihre eigenen Sorgen und Problem hinten angestellt, und sich, wie selbstverständlich, um Artgenossen gekümmert, welche ihren Weg verloren hatten. Sicherlich war es nicht ihre Aufgabe in der Herde, um für jeden ein offenes Ohr und ein paar wohltuende Worte zu haben. Nein, dies stand wohl eher Voltaire zu, welcher seit etlichen Jahren – schon bevor er mit Raphael zu den Adoyan Enay gekommen war – als Priester jedem zur Verfügung stand. Kein einfaches Leben hatte den alten Hengst begleitet, aber er hatte niemals die Zuversicht, wie die Hoffnung verloren. Mit Gott an seiner Seite, war er oft genug im dunklen Tal gewandert, bis das Licht wieder den Boden berührte. In der Gegenwart von Voltaire fühlte man sich schlicht und einfach wohl. Er hatte etwas Erhabenes an sich, vor dem selbst ein Engel Respekt zeigte, und die wohlüberlegten Worte des Hengstes nicht in Frage stellte. Ab und an, wenn die dunklen Augen der Stute den alten Hengst beobachteten, fragte sie sich, wie schwer die Last auf seinen Schulter wohl war, wenn er all die Sorgen und Problem der Gemeinschaft trug. Nur für einen Moment, ehe der einzige, wahre Grund hell erleuchtend ihre Seele erwärmte: Voltaire war nicht allein; niemals. Denn Gott, war an seine Seite getreten.

„Ja, das tue ich." Halo selbst wüsste nicht, welcher Gemeinschaft sie sonst angehören würde. Nicht jede Herde war bereit einen Engel anzunehmen, und wahrscheinlich würde sie sich niemals ohne ihresgleichen wirklich wohlfühlen. Sie müsste immer lügen, dürfte die Flügel nicht ein einziges Mal entfalten; nur im Geheimen dürfte sich der Engel in die Lüfte erheben. Ein schweres Leben, aber selbst im Stillreich konnten die Adoyan Enay dank Galen ihr Geheimnis nicht mehr wahren. Die Gaistjan Skairae, wie dessen unheimlicher Anführer Faithless waren um diese wertvolle Information reicher, hatten diese längst auf grausame Art und Weise ausgenutzt, um einen Erzengel zu töten. Es war nur eine Frage der Zeit, bis jeder im Tal Bescheid wusste, welches Gefieder auf den Rücken mancher Mitglieder der Adoyan Enay schlummerte. Zumal Halo nicht wissen konnte, wie weit die Information in andere Herden eingedrungen war, oder in kleinen Zusammenschlüssen von Artgenossen. Gewiss, wusste Ruao nichts von der Herde, welche vermehrt aus Engel, wie anderem unsterblichen Leben bestand, sonst hätte er die Frage in Betracht gezogen, ob die Gerüchte, um die Adoyan Enay der Wahrheit entsprachen. Vielleicht besaß der höfliche Hengst auch nur genug Anstand, um den grauen Engel nicht mit dieser Frage zu bedrängen. Denn, wenn man ehrlich war, konnte Halo es auch lauthals herumschreien, da Galen es sowieso schon verbockt hatte.

Innerlich hoffte Halo, das sie dem fremden Hengst, deren Namen sie zwar kannte, aber nicht mehr wusste, eine gute Gesprächspartnerin war. Es musste wohl so sein, sonst wäre Ruao längst über alle Berge oder hätte dies deutlich zur Aussprach gepasst, wenn die Graue ihm zu nahe getreten war.
„Dafür doch nicht.", erklang die glockenhelle Stimme des Engels, fing das zaghafte Lächeln ihres Gegenübers auf, um es zu bestärken. Nur zu gut, spürte die Stute, welche Selbstzweifel den Hengsten plagten; wie tapfer sein Lächeln sie berührte. Nichts, ist im Leben wirklich leicht und wenn doch, weiß man nicht, wie man es behandeln soll. Mit einem freudigen Lächeln empfanden, oder doch eher die Skepsis des Verstandes wahren. Nichts, war unmöglich. Vielleicht waren manche Dinge etwas schwerer, wie andere, aber man durfte weder den Mut, noch den Halt verlieren.
Sie hörte ihm zu, ließ all seine Worte, wie seine Gefühle einen Platz in ihrer Seele finden, um ihm allein die Leichtigkeit zurückzulassen. Und es stimmt, so viel Wahrheit steckte in seinen Worten. Entweder man wächst daran, oder geht zu Grunde. Beide Möglichkeiten standen sich im Raum gegenüber, mit der gleichen Entfernung zur rettenden Tür. Kurz wanderten ihre Gedanken, waren fern von diesem Ort. Sie dachte an Illium, an das unerwartete Treffen im Götterhain. Unbewusst, war sie den Weg gelaufen, hatte eher die Orientierung verloren, als das sie wusste, an welchem Ort sie sich befand. Es war ein grausamer, schmerzerfüllter Anblick gewesen, den Erzengel in diesem Gefühlszustand zu sehen. Nicht viel, war von dem starken, mutigen und selbstbewussten Illium übrig geblieben, aber in Halo hatte er eine Stütze gefunden, was selbst den jungen Engel überrascht hatte. Manchmal brauchte es nicht viel, um jemanden etwas Gutes zu tun, und ihn aufzubauen, egal, wie aussichtlos die Lage auch schien - wie, bei Ruao.

Aufmerksam richteten sich die zierlichen Ohren der maskulinen Stimme zu, sogen jedes Wort in sich auf, um es zu verarbeiten. Das Lachen des Hengstes war ein befreiendes Gefühl, verabschiedete die trübe Stimmung von diesem idyllischen Ort. Er hatte sich der Herde also aufgedrängt, wie er es selber nannte. Das zarte Lächeln wurde in ein sanftes Grinsen verwandelt, war es doch nicht üblich, dass sich ein Mitglied der Herde quasi aufdrängte, um Leittier zu werden. „Es zeugt von viel Mut, Entschlossenheit und dem Glauben an die eigenen Fähigkeiten, um sich aus eigenem Willen dem Posten des Leittieres zu stellen." Jedoch, zwischen all dem Mut und der Entschlossenheit eine große Aufgabe an sich zu reißen, hatten Ruao auch die Selbstzweifel geplagt, ob er sich wohl nicht zu viel erlaubt hatte. Sich zum Leithengst zu ernennen war die eine Sache, eher leicht. Aber, auch den Aufgaben, wie den Pflichten gerecht zu werden, die andere Sache, und somit etwas schwieriger.
In Anbetracht der Situation - seiner Situation -, welche sich in dem Gespräch herauskristallisiert hatte, hatte Halo die Frage irgendwie erwartet. Ruao stellte die Entscheidung sich als Leithengst einer Herde aufgedrängt zu haben, in Frage. Vor allem aber, das die Entscheidung sich für ihn als falsch herausgestellt hatte. Waren ihre Entscheidungen vorbestimmt? Eine interessante Frage, wie Halo feststellen musste, und nicht einfach zu beantworten war. Zu mindestens nicht, dass sie sich für eine Seite entscheiden konnte, ob man Entscheidungen selbst traf, oder diese von jemand vorbestimmt waren. „Ich glaube an das Schicksal, das manche Dinge aus einem ganz bestimmten Grund passieren, weil sie vorbestimmt sind.", gab der graue Engel offen zu, und neigte den Kopf sachte zur Seite, hielt den Blick zu ihrem Gegenüber aufrecht. „Unsere Entscheidungen treffen wir am Ende selbst, aber es gibt genug Faktoren, die die beeinflussen können." Sie glaubte zwar an das Schicksal, suchte nach keiner rationalen Erklärung, aber bei Entscheidungen war es doch jeder selbst, der diese letztendlich traf. „Ich weiß nicht, ob es jemand oder etwas im Universum gibt, der uns die Entscheidung abnimmt, aber Ihr solltet niemals vergessen, dass man nur aus Fehlern lernen wird." Halo war sich sicher, das Ruao lieber hören wollte, dass man Entscheidungen nicht selbst traf, sondern jemand dafür zuständig war, dem man dafür verantwortlich machen konnte, um den eigenen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Sie wusste nicht, ob es solch eine Macht wirklich gab, welche die Entscheidung für jedes Lebewesen traf. War man wirklich fremdgesteuert, ohne Macht jegliche Entscheidungen selbst zu treffen? Und vor allem: Wollte man diese Macht wirklich in fremde Hände geben?
Halo » 28.09.2018, 19:18 » [NP] Götterhain

Illium



Ein Wenig, ein Bisschen. Halo konnte sich nicht sicher sein, aber hoffte doch insgeheim, dass sie Illium aufmuntern, in seiner Aufgabe als Erzengel bestärken konnte. Vielleicht wurde ihr genau diese Gabe in die Wiege gelegt. Verzweifelten Wesen Mut und Kraft zugeben. Ja, um an etwas zu glauben, auch, wenn die Hoffnung für einen selbst längst verloren war. Wenn man am Ende alles verliert, bleibt allein die Hoffnung zurück. Die Hoffnung, dass die Welt wieder besser wird. Die Hoffnung, dass der Schmerz irgendwann vergeht. Die Hoffnung, dass langersehnte Träume und Wünsche endlich in Erfüllung gehen. In manch schwerer Situation konnte allein der Glaube an etwas Berge versetzen. Worte, trafen mitten ins Herz, konnten Heilung schenken. Halo hatte schon immer ein offenes Ohr, wollte helfen, ohne irgendetwas zu verlangen. Sie tat es aus reiner, selbstloser Liebe zu Artgenossen. Dabei war es vollkommen egal, ob sie das Wesen seit Jahren kannte, oder es ihr fremd war. Vielleicht war sie zu naiv, zu gutgläubig, wenn sie immer nur das Gute in einem Wesen sah; und suchte. Und wer nun glaubt, dass sie aus manchen Begegnungen gelernt hatte, der wird enttäuscht. Womöglich würde Halo niemals den Glauben an das Gute in einem Wesen verlieren, egal, wie oft man ihr das Gegenteil bezeugen würde.

Das Räuspern des Gescheckten, gab Halo wieder die Aufmerksamkeit für die Situation zurück und mit einem sanften Lächeln auf den Lippen beobachtete der junge Engel, wie Illium langsam wieder zu seiner alten Stärke zurückfand. Ein schöner Anblick, welchen man sich nur schwer entziehen konnte, vor allem, wenn man die Pracht seiner silberblauen Schwingen beobachten konnte. Die Blicke der Engel trafen sich abermals, und der goldene Ausdruck des Erzengels erstrahlte in einen neuen Glanz, was Halo sichtlich beruhigte. Es war ihr wichtig, dass Illium vor allen den Glauben zu sich selber wieder fand und nicht weiter in eine Art Panik versank. Die Lider schlossen sich kurz, ehe ein sanftes Nicken folgte. Dennoch war sich die Graue nicht sicher, ob sie seinen Worten glauben konnte. Ging es ihm wirklich gut? Ein leiser Seufzer glitt über ihre Lippen und sie musste sich wirklich enorm zusammenreißen, um die Sache nicht weiter aufzukrempeln. Immerhin, konnte Halo glücklich sein, dass Illium sich hier überhaupt anvertraut hatte und nun, auch nicht wollte, dass sie ihn alleine ließ. „Sehr gerne, wenn es dir dann besser geht, würde ich dir gerne weiter Gesellschaft leisten.“, erklang die helle Stimme, umrahmt mit einem sanften Lächeln. Sie kann sich nicht an einem Moment erinnern, in dem sie dem Erzengel so nah war und er den Abstand zwischen ihnen weiter verringerte. Ihr femininer Körper verspannte sich nicht, verfiel nicht in einen Rausch, weil sich ihr ein Hengst näherte, was nicht nur daran lag, das sie den Gescheckten eher als eine Art Bruder sah, sondern… Viel zu schnell, als hätte sich Halo dagegen wehren, tauchte die feminine Silhouette vor ihrem inneren Auge auf. Efterklang. Die Gefühle wirr, der Verstand längst verloren. Im Augenblick der Zeit, hatte sich die Welt aufgehört zu drehen. Ein Blick hatte gereicht, um der jungen Stute vollkommen zu verfallen. Efterklang war eine Freundin – eine sehr gute Freundin. Oder, doch mehr? Halo hatte ihre Gefühle nie jemand offenbart, weil sie diese selber nicht verstand und nachvollziehen konnte. Und, der junge Engel sprach ungerne über Dinge, die er selbst nicht erklären konnte. Es blieb kompliziert, und wurde nicht besser, wenn die Gefühle weiterhin an ihrem Herz, ihre Seele nagten und sie innerlich auffraßen.

„Ja.“, polterte es einfach aus Halo heraus, ohne wirklich darüber nachzudenken. Es war die Wahrheit, auch, wenn es im Gegensatz zu Illium eine Kleinigkeit war, welche man mit offenen Worten aus der Welt schaffen konnte. „Du bist mit diesem Gefühl nicht allein.“, erhob sich die feminine Stimme, versuchte das eigene Gefühlschaos aus ihrem Kopf auszusperren; sie musste für den Erzengel da sein. „Ich glaube, dass sich jedes Wesen irgendwann einfach hilflos fühlt.“ Der Blick war fest in das Antlitz des Engels gerichtet, konzentrierte sich auf die Situation. Sie wollte ihn weiterhin aufmuntern, ihm das Gefühl geben, dass er nicht alleine war. „Wir sind nicht perfekt, nur weil wir Engel sind.“, die Stimme war ernst, bedacht. Nur, weil sie göttlichen Ursprungs waren, hieß es nicht, dass sie perfekt waren, keine Fehler machten. Vielleicht war gerade dies, was Illium schwer fiel, sich mit der Aufgabe auseinanderzusetzen, sich die Zweifel langsam in seinem Inneren einnisteten. Er war ein Erzengel. Er musste stark sein, ohne eine Schwäche zu zeigen. Er musste Entscheidungen treffen, ohne die falsche Wahl zutreffen. Er musste einfach ohne Probleme funktionieren, ohne den Verstand zu verlieren.
Halo » 10.07.2018, 21:59 » Der Fluss #2

Ruao



Die Adoyan Enay waren nicht einfach nur eine Herde, in der man Schutz suchte. Nein. Für Halo waren die Adoyan Enay eine Familie, in der man sich als Engel zu Hause fühlte und geachtet wurde. Vor allem, wenn sie an die grausame Geschichte von ihrem kleinen Bruder Sam dachte, zog sich ihr kleines Herz schmerzhaft zusammen. Gejagt, und eingesperrt. Jahrelang gequält. Wie, konnte man einem Lebewesen solche Qualen bereiten, egal ob Engel oder sterblich? Niemand auf der Welt, hätte es je verdient, solche Schmerzen zu erleiden, damit sich ein anderes Lebewesen daran erfreut. Eine komische Vorstellung, welcher sich der Engel nicht hingeben wollte. Es gab genug Unheil, das man nicht aufhalten konnte; selbst Illium nicht. Groß, und stark. Mutig, und entschlossen. Der gescheckte Erzengel würde alles tun, um den Mitgliedern der Adoyan Enay weiterhin Schutz und Geborgenheit zu bieten, aber konnte er das unausgesprochene Versprechen halten. Halo vertraute ihm, Agape und Sam sicherlich auch. Voltaire erst recht, auch, wenn er gegen Krieg war. Der Kreis der Sieben würde ihm den Rücken stärken, egal, wie schwer die Zeiten auch werden würden. Und Efterklang würde... Efterklang. Allein, der Gedanke riss Halo aus jeglichen Bahnen in ihrem Kopf. Was geordnet, strukturiert war, verlor an Konturen und Grenzen. Ein bittersüßer Schmerz durchstieß ihr Herz, unfair von hinten. Warum sie? Warum, konnte sich die Graue ihren Gefühlen nicht sicher sein, ohne ständig alles zu hinterfragen oder sich von den Gefühlen überrumpelt zu fühlen?

Halo nickte, versuchte alles in ihrem Kopf zur Seite zuschieben, um diesen frei für Ruao zu haben. Man sollte nicht den Gedanken  nachhängen, die nicht an diesen Ort gehörten. „Die Adoyan Enay sind für mich, wie eine Familie.“, erhob sich die engelsgleiche Stimme der Grauen, ehe ein feines Lächeln ihre Lippen zierte. „Sie sind mein Zuhause, meine Heimat.“ Heimat war kein Ort, sondern ein Gefühl, welches man verspürte, wenn man sich wohlfühlte. Wenn sie in der Mitte der Adoyan Enay war, egal an welchen Ort, in welchem Land, fühlte sie sich zu Hause. Nicht immer, hatte Halo den gleichen Weg mit ihnen bestritten, hatte alleine ihre Spuren im Sand hinterlassen. Sie fühlte sich nicht einmal, fand sie Wesen, deren Gesellschaft sie gerne teilte. Erst, wenn das Gefühl von Heimweh langsam, immer weiter und weiter durch barocken Körper kroch, folgte sie dem Ruf der Engel.
Auf die Frage hin, ob Ruao auch einer Gemeinschaft angehörte, reagierte dieser überraschter, als gedacht. Insgeheim, hätte der Hengst die Frage erwarten und ohne zu zögern eine Antwort geben müssen. Oder der gute, gar höfliche Schein trügt, und der Falbe hatte etwas zu verbergen. Vielleicht was schlimmes, oder gar was peinliches. Keine Ahnung. Am Ende konnte sich Halo weiterhin den Kopf zerbrechen, sich tausend Möglichkeiten ausmalen, die alle nicht der Wahrheit entsprachen. Sie wollte ihm auch sicherlich nichts unterstellen, was ihn schlecht darstellen würde. Bis jetzt, hatte die Graue keinen Anlass gefunden ihm einen gewissen Grad an Misstrauen entgegen zubringen. Was sich nun vielleicht ändern könnte, wenn Ruao weiterhin im Schweigen verweilen würde. Endlich, nach einer kleinen Ewigkeit, fand der Hengst zu Worten, welche Halo überraschten. Er gehörte zu den Alacres Pacem, was für sie kein Verbrechen war, oder ein Zustand über dem man sich schämen musste. Es war eine friedvolle Herde, in dem jeder willkommen war, der Schutz suchte. Nein. Erst im nächsten Atemzug offenbarte Ruao, das die einstigen Leittiere spurlos verschwunden waren und er nun die Leitung übernommen hatte. Wie Illium, dachte sich der graue Engel - mit dem Unterschied, das Gabriel von Faithless getötet worden und nicht einfach verschwunden war. Halo wusste, wie schwer die Last auf den Schultern des Erzengels  lag, konnte sich somit gut vorstellen, wie unsicher sich der Falbe in dieser neuen, gar ungewollten Position fühlte.

Ein sanftes Lächeln, ein zuversichtlicher Blick.  Sie hatte den Zweifel in den Augen Illiums gesehen, wie er mit sich selbst gerungen hatte, den Mitgliedern der Adoyan Enay nicht gerecht zu werden. „Es ist sicherlich keine leichte Aufgabe von heute auf morgen den Platz eines Leittieres einzunehmen. Nicht nur für sich selbst, sondern auch für eine Herde zu sorgen. “ Nein, sicherlich nicht. Somit konnte die Graue es auch nachvollziehen, das Ruao froh darüber wäre, wenn er die Pflichten und Aufgaben des Leithengstes wieder abgegeben könnte. „Aber, man wächst an seinen Aufgaben.“, versuchte Halo dem Hengst Mut und Zuversicht zu zusprechen, blickte ihm direkt in die dunklen Augen, welche jegliches Glück verloren hatten. Er war unzufrieden, versuchte es nicht einmal vor dem Engel zu verstecken. Vielleicht war er gerade aus diesem Grund hierhergekommen, und war nicht in der Mitte der Herde geblieben. Illium hatte auch die Ruhe und Einsamkeit gesucht, um zu sich selbst zu finden und, um nicht vor den Mitgliedern zu zerbrechen.  Dennoch, war sich die Stute nicht sicher, ob sie überhaupt in der Lage war Ruao ein wenig Selbstvertrauen in Sachen Herdenleitung zu zusprechen. „Man hat Euch sicherlich aus gutem Grund zum neuen Leittier ernannt. Die Mitglieder vertrauen Euch, und euren Fähigkeiten eine Herde zu leiten.“
Halo » 28.02.2018, 18:02 » Der Fluss #2

Ruao



Die Gesellschaft des Hengstes, welcher sich als Ruao vorgestellt hatte, empfang Halo als äußert angenehmen, auch, wenn das Wesen ihr fremd war. Die Worte, welche sie wechselten, lenkte die Stute von den Gedanken ab, welche ihre reine Seele trübten. Halo hatte keine Angst vor Fremden, war nicht zurückhaltend oder gar scheu, aber besaß genug Respekt und nicht die Naivität jedem Wort Vertrauen zu schenken. Sie war höflich und freundlich, immer zierte ein Lächeln ihre Lippen, wenn sich ihre Nüstern zart in weiche Falten legten. Nur, in den dunkelsten Stunden, wenn sie an Sam dachte, als dieser seinen Schwestern erzählte, dass ihre Eltern ermordet und er selbst gefangen gehalten wurde, trübte sich ihr Blick und die Augen füllten sich mit Tränen. Halo war ein gutgläubiges Wesen und war sich trotzdem dessen bewusst, wie grausam und brutal ein Wesen sein konnte. Manchmal waren es die Leisen, die Unscheinbaren, die einen  schlechten Charakter besaßen, die den Schein der guten Welt aufrechterhielten, aber die Hölle im Herzen anbeteten. Man konnte in keinen Kopf blicken, das Gute im Herzen auf Anhieb sehen. Nein, man musste Vertrauen schenken und gleichzeitig auf der Hut sein, um nicht in sein Unglück zu laufen.

Dennoch, in ihrem Inneren schrie keine Faser, kein Instinkt, nicht mal ein Impuls nach Flucht, seit sie bei dem Hengst Ruao stand. Er war ihr nicht böswillig entgegengetreten, hatte keinen Anschein gemacht, dass ihm die Gesellschaft des Engels nicht gefiel. Es freute ihn, und Halo konnte zwischen den Worten keine Lüge entdecken. Es waren ehrlich, aufrichtige Worte. Sie wollte sich auf ein Gefühl verlassen, auch, wenn dies nicht immer in einer rationalen Welt gut war. Vor allem, in diesen Zeiten nicht, in der jede Winkel des Tales nach Hass und Wut schrie. Krieg heraufbeschwören, oder den Frieden wahren? Ein schmaler Grat auf Messers Schneide, welcher bei einem falschen Schritt tödlich enden würde.
Die direkte, ehrliche Antwort hinterließ ein sanftes Schmunzeln auf den Lippen des Hellen zurück und sie war sich sicher, dass er dies nicht erwartet hatte. Warum, soll Halo auch Lügen? Nein, dafür hatte die reine Seele keinen Grund. Im Moment schwebten die Gedanken, wie ihr Körper frei herum, ohne das Bedürfnis nach Rast, wusste sie doch, wo ihr Zuhause lag. Das Leben in einer Gemeinschaft war kein Gefängnis; man konnte gehen, wohin man wollte und wann man wollte. Und wer, wollte nicht einmal die Einsamkeit genießen, fernab des Trubels innerhalb einer Herde? Schließlich schüttelte Ruao den Kopf, verneinte die Frage, welche nur ein Nein erwartet hatte; bestätigt zu werden. Minimal zogen sich die Mundwinkel der Stute ein kleines Stück weiter empor, formten ein sachtes Schmunzeln und die liebevollen Augen behielten das Antlitz des Hengstes stets im Blick. Auf das stumme Kopfschütteln, folgten Worte, welche dieses bestätigten. Halo nickte auf seinen Worte, ehe er endete. „Wohl wahr. Zu wenige, genießen den Moment der Freiheit, sich nicht an einen Weg zu binden.“ Die glockenklare Stimme verweilte einen Augenblick auf der weiten Ebene, bis der Wind und der rauschende Fluss die Worte in die Ferne trugen. Es war gut, wenn man einem Weg folgte, um den Halt im Leben nicht zu verlieren. Trotzdem, sollte man das Leben ebenso genießen und sich einfach treiben lassen, ohne der Gefangener der einen Gedanken zu sein.

Die zierlichen Ohren spitzten sich, als der fremde Hengst auf die persönliche Schiene abschweifte, was sie nicht im Geringsten störte. Man konnte sie ruhig fragen, was einem durch den Kopf schwirrte, aber es blieb offen, ganz und gar bei ihr selbst, ob sie auch eine Antwort darauf gab. „Ich lebe in der Gemeinschaft der Adoyan Enay, hier im Tal.“, gab Halo mit einem Lächeln, welches nicht verschwinden wollte, sanft zur Antwort. Die Stute ging weiterhin davon aus, dass sie von dem Hengst keine böswilligen Absichten erwarten würde und würde mit den nächsten Worten sicherlich mehr über diesen erfahren. „Und Ihr? Habt Ihr eine Gemeinschaft gefunden, oder euch  für das Leben eines Einzelgängers entschieden?“, interessiert lag der sanfte Blick des Engels auf dem markanten Gesicht des Hengstes, erwartete eine Antwort, wie sie ihm eine gegeben hatte. Trotzdem, würde sie ihn sicherlich nicht verurteilen, wenn er dies nicht preisgeben wollte, was das Misstrauen in der Stute langsam stärken und das Vertrauen zu Boden fallen lassen würde.
Halo » 23.10.2017, 17:28 » Der Fluss #2

Ruao



Das Denken, kam ihr so unendlich schwer vor, als wären die Gedanken so schwer, wie Blei. Das Atmen, fiel ihr so unglaublich schwer, als würde die Nähe zu Efterklang ihr die Luft wegnehmen. Warum, war Liebe so verwirrend? Warum, konnte man sich nicht ehrlich anlächeln und zueinanderstehen? Warum, war Halo an diesem Ort, und nicht auf dem Herdenplatz? Der junge Engel war kein Feigling, konnte ehrlich und aufrichtig sagen, was ihr durch den Kopf ging. Zu ihr, kamen die Artgenossen – sterbliche, wie unsterbliche – wenn sie ein Problem hatten, wenn sie etwas bedrückte oder einfach nur jemanden zum Reden brauchten. Halo, war eine gute Seele, welche für jedes Wesen ein offenes Ohr, und vor allem ein Herz hatte. Sie versuchte mit Worten zu schlichten, stets den Frieden zu wahren. Sie kämpfte mit Worten, nicht unter Einsatz ihrer körperlichen Kraft. Nur, wenn es um Efterklang ging, war sie immer machtlos; fand keine Worte und kein Gefühl, welches sie hätte sprechen lassen können. Keine Ahnung, wie die Stute zu dem Engel stand. Ob, sie sich auch Tag und Nacht den Kopf darüber zerbrach, was zwischen ihnen war, oder ob es ihr vollkommen egal war. Die Nähe zu Efterklang war angenehm, machte sie gar glücklich in dieser unheilvollen Zeit. Halo erfreute diese Nähe, wenn sie mit der Stute zusammen war und doch entstand schnell ein Wirrwarr aus Gefühlen, welches sie nicht deuten konnte.

Im ersten Moment erhaschte Halo allein den überraschten Blick des Hengstes, was sicherlich nicht ihre Absicht gewesen war, sich an dieses Wesen heranzuschleichen. Gut, sie musste zugeben, dass sie zu einer Spionin ausgebildet wurde und unter Jason Fuchtel stand. Wie es schien, war sie ziemlich gut und es ärgerte sie fast ein wenig, dass Jason diesen Akt nicht gesehen hatte; auch wenn dieser nicht beabsichtigt war. Vielleicht war der Hengst auch nur in Gedanken versunken gewesen. Wer, kannte diesen Zustand nicht besser, als Halo selbst. Mit einem Lächeln auf den Lippen, welches in keinsterweise verblassen würde, wartete der Engel auf eine Reaktion des Hengstes; auf irgendeine, die warum auch immer ausblieb. Augenblicklich kamen ihr die Flügel in den Sinn, welche ihm den Atem raubten oder einfach nur ihr Erscheinungsbild, ohne jeglichen Blick auf die göttlichen Schwingen. Auch, wenn sterbliche Wesen die Flügel nicht sehen konnten, musste Engel einen faszinierenden Eindruck hinterlassen. Ein Räuspern, ließ die Stute endlich aufhorchen und die Lippen des Gegenübers formten eine Begrüßung, untermalt mit einem Lächeln. Ruao, war der Name des wohl höflichen Tieres; zu mindestens gab er sich höflich. Man konnte nie wissen, welche Gesinnung in einer Gesellschaft herrschte. Dennoch, war sich Halo ziemlich sicher, dass Ruao keine bösen Absichten hatte, und einen Groll gegenüber den Engeln hegte, zu denen sie gehörte. Der Hengst, war sicherlich kein treuer Gefolgsmann von Faithless, sondern einer ehrenhafter Mann. „Und ich, darf mich als Halo vorstellen.“, stellte sie sich ebenfalls vor, verschwieg, dass sie eigentlich Aureole hieß, was aber nur ihre Schwester wusste. Sie hasste den Namen einfach, brauchte dafür nicht viele Gründe. Zumal, beide Namen die gleiche Bedeutung hatten: Heiligenschein.

Gute Frage, auch wenn die Stute nicht damit gerechnet hatte, warum jemand wissen wollte, warum sie hier war. Es war eine Frage, auf die sie selbst keine Antwort hatte. Verspürte sie doch keinen Hunger und auch keinen Durst, war dies doch ein sehr fruchtbarer Ort. Zugegeben, man musste nun, waren doch recht unruhige Zeiten im Tal angebrochen, immer auf der Hut sein, wen man begegnet. Dennoch, dies war ein freier Ort, der niemand gehörte. Somit, konnte Halo hier sein, ohne wirklichen Grund. „Natürlich, aber ich habe keine Antwort darauf.“ Sie konnte schlecht sagen, das in ihr ein Gefühlschaos herrschte, welches langsam zu einem großen Knäul verschwamm. Da gab es Efterklang, und Agape. Und die Angst, etwas Falsches zu tun und zu sagen. Krieg, und Frieden. Eine Verantwortung, welche sie nicht trug, aber welche sie trotzdem irgendwie belastete. Unbewusst, hielt sie sich vom Herdenplatz fern, vor all der Wut und der Angst, der Ungewissheit und der Unvernunft. „Braucht man denn immer ein Ziel oder einen Grund, um einen Weg zu gehen, um irgendwo zu sein?“ Halo war ein Engel, ein göttliches Wesen, welches an eine übernatürliche Macht glaubte und sich dieser bewusst war. Sie glaubte an das Schicksal, und brauchte nicht immer eine rationale Erklärung.
Halo » 28.07.2017, 16:00 » Der Fluss #2

Ruao



Obwohl Halo im Stande war, sich mit ihren grauen Schwingen, welche für Unwissende nicht sichtbar waren, in die Lüfte zu erheben, bevorzugte sie das schreiten auf dem festen Erdboden. Die Kraft, welche sie besaß, war nicht groß genug, um sie über weite Schrecken hinfort zutragen. So wollte die Graue Kraft sparen, wusste sie doch nicht, wer ihr über den Weg laufen würde. Vielleicht ein Feind? Dann musste sie fliehen und die Kraft sammeln, um sich durch die Luft aus dem Staub zu machen. Jedoch, war dies nicht zum Vorteil. Denn, nicht jeder kannte die Existenz von Engeln in diesem Tal. Okay, Galen hatte sich verplappert; was sie ihm persönlich nahm, und wieder mal deutlich machte, dass er lieber den Mund halten sollte. Somit hatten die Gaistjan Skairae, sowie ihr Anführer Faithless eine wichtige Informationen quasi auf den Silbertablett bekommen und diese schonungslos ausgenutzt, um Raphael aus dem Leben zu reißen. Halo, wusste nur zu gut, wie schwer die Last nun auf Illiums‘ starken Schultern thronte. Über Nacht, wurde er zum Erzengel berufen und musste nun die Herde im guten Sinne weiterleiten. Auch, wenn in Halos‘ Brust eine kleine, sachte Flamme der Rache brannte, war sie doch reinen Herzens und suchte stets die Lösung ohne jegliche Gewalt. Nicht so wie Galen, der wahrscheinlich Hals über Kopf, voller Wut in das Gebiet der Gaistjan Skairae eindringen würde, um Faithless höchstpersönlich den Kopf abzureißen. Jeder hatte seine Gedanken zu diesem grausamen Akt des Hasses. Manche äußerten diese lauthals über den ganzen Herdenplatz, und andere behielten ihre Gedanken für sich; es war ein großer Wirrwarr und Illium musste einen klaren Kopf behalten, um jedem gerecht zu werden.

Halo wollte längst zurück am Herdenplatz sein, um mit Agape, ihrer Schwester, zu reden. Sie wollte wissen, wie die Rappin darüber dachte; über Krieg oder Frieden. Es war ihr wichtig, auch wenn die Stute das Gefühl hatte, das Agape weit andere Probleme hatte, als über eine Kriegserklärung an die Gaistjan Skairae nachzudenken. Ja, es war nur ein Gefühl, eine sachte Vorahnung. Nein, sie konnte nicht den Kopf ihrer geliebten Schwester schauen, aber sie waren auf wundersame Weise seit ihrer Geburt miteinander verbunden. Dennoch, gab es eine Zeit, in der Agape vollkommen alleine, ohne Halo, durch die Welt gestreift ist. Wer wusste schon, was in dieser Zeit vorgefallen war?
Der Engel seufzte, richtete kurz die Flügel auf, ehe dieser wieder zusammengefaltet auf dem Rücken ihren Platz einnahmen. Ja, sie wollte längst zurück bei der Herde sein, aber nein. Nein, Halo streifte wiedermal vollkommen planlos durch das Tal. Ihre Eltern hatten in ihr immer einen wahren, barmherzigen Engel gesehen. Ein schlaues, hilfsbereites, geduldiges Tier. Sie, verband all das Gute, was Wesen über Engel dachten. Und, was dies so? Nein, natürlich nicht. Ja, irgendwie schon. Dennoch, zeigte sich oft ihre tollpatschige, ungeduldige Seite. Aber, tief in ihrem Herzen, saß ein hilfsbereites Wesen, was immer zuerst das Gute in einem Tier suchte, ehe es für deren böswilliges Verhalten verurteilen würde. Dies, war wohl auch der Grund, warum sie sehr Zwiegestalten zu einem Krieg stand, und darum wollte sie mit Agape sprechen.

Das Plätschern eines Flusses entfachte ihre Neugierde, und somit folgte Halo auf leichtem Fuße dem Ursprung des Geräusches. Denn, wo Wasser war, war Leben und wo Leben war, waren vielleicht auch Artgenossen. So langsam kam es ihr vor, als wöllte irgendein Teil von ihr, sich nicht dem Herdenplatz nähern. In der Ferne erkannte sie wirklich eine helle Silhouette, und beim Nähern erkannte sie schnell, dass es ein Hengst war. Unwillkürlich musste sie an Efterklang denken, welche sich bestimmt im Gebiet der Adoyan Enay befand. Oh Efterklang. Oh, meine Efterklang. War sie der Grund, warum sich Halo doch so ungern nach Hause wollte? Dort, würde die Stute warten und die Graue um den Verstand bringen. Allein, weil sie da war. Sie musste nicht sprechen, nur ein Blick und es war um Halo geschehen.
Mit einem sachten Kopfschütteln, versuchte sie die wirren Gedanken aus ihrem Kopf zu verdrängen und setzte stattdessen ein freundliches Lächeln auf, während sie auf den Fremden zuschritt. „Seid gegrüßt, der Herr.“, erklang ihre glockenklare Stimme über das Wasser des Flusses hinweg. Halo war gespannt, ob er die Flügel sehen konnte, oder nicht. Nicht viele glaubten an Engel, oder hatten jemals einen zu Gesicht bekommen. Vielleicht, hatte er Gerüchte bereits gehört, das es Engel in diesem Tal gab. Vielleicht, war er sogar ein Gefolgsmann von Faithless, aber so sah er nicht aus. Vielleicht, würde er sie sogar darauf ansprechen, welcher Herde sie angehörte. Halo, war keine großartige Lügnerin, dafür war ihre Seele wohl doch zu rein, aber sie konnte sich gepflegt ausdrücken, und um die Wahrheit herum reden.
Halo » 05.01.2017, 21:56 » [NP] Götterhain

Illium



Glitzernd und wunderschön lag die Kälte sanft auf der Welt; ließ ein Bild voller Unschuld auf eben diese abfärben. Jegliche Pflanzen wirkten, wie einzigartige Eisblumen; unzerstörbar und für die Ewigkeit geschaffen. Jegliche Gewässer, wie Teiche und Seen war mit einer dicken Eisschicht überzogen, stark genug um das Gewicht eines Pferdes mit Leichtigkeit zu tragen. Der Winter, ein einzigartiges Schauspiel der Natur, wie jedes Jahr. Doch im Moment konnte sich Halo nicht besonders an diesem Naturschauspiel erfreuen. Nein. Dem jungen Engel gingen zu viele Sachen durch den Kopf, als das sie sich einfach fallenlassen konnte. In der letzten Zeit war zu viel passiert, und nun drohte ein Krieg den Schnee mit Blut zu tränken. Sie war nicht bereit für einen Krieg, für eine gewaltvolle Auseinandersetzung, die noch weitere Leben kosten würde; nicht nur die Leben des Feindes. Halo strahlte stets das Reine, das Unschuldige und das Göttliche eines Engels wieder. Dies hatten selbst die Eltern in jungen Jahren des Zwillingpaares gemerkt, welches nicht unterschiedlicher sein konnte. Manche nannten es naiv, aber die Graue versuchte stets das Gute in einem Wesen zu finden, wollte niemals ein Wesen verändern - gar bekehren - wenn es „anders“ war. Jeder sollte sein Leben bestreiten, wie er selbst, es für richtig hielt. Natürlich, gab es nicht nur Gutes auf der Welt. Nein, es gab genug Wesen, die dem Bösen und der Gewalt verfallen waren und an dieser Art zu leben festhielten. Ganz tief im Inneren der Stute verspürte sie eine Spur von Rache; von gerechter Rache für den Tod von Raphael. Faithless musste dafür bezahlen, dies war ein ungeschriebenes Gesetz der Natur. Ein Leben, für ein Leben. Aber, besaß Faithless überhaupt ein Leben, eine Seele? Allein, seine Anwesenheit brachte Kälte, langsam fuhr der Tod durch jede Faser eines Körpers. Doch, war es richtig – als Rache einen Krieg mit solch einen Wesen anzufangen? Wo würde dies hinführen? Rache für Rache, bis kein Wesen mehr am Leben ist?

Es war nicht ihre Aufgabe oder gar Pflicht sich über solch einen bevorstehenden Krieg den Kopf zu zerbrechen. Sie war weder ein Erzengel, noch gehörte sie zum Kreis der Geschworenen. Aber, sie bemerkte allein an Illiums‘ Auftreten, dass seit dem Tod von Raphael eine schwere Last an Entscheidungen, die getroffen werden mussten, auf seinen Schultern lagen. Eine Last, die ihm niemand vollkommen abnehmen konnte. Halo ließ ihr mächtiges Gegenüber nicht aus den Augen, nahm jegliche Bewegung mit ihren sanften Augen wahr, fing jegliche Emotionen mit ihrem Herzen auf. Natürlich, stellt man sich ein Wesen mit solch einer hohen Stellung innerhalb einer Herde, als besonders nervenstark und kraftvoll vor. In diesem Moment traf weder das eine, noch das andere auf Illium zu. Andere Mitglieder der Adoyan Enay würde solch ein instabiler Herdenleiter mehr als nervös machen. Wie soll man einem Wesen, wie Faithless und seinen Anhängern standhalten, wenn nicht einmal der eigene Anführer in der Lage war einen klaren Gedanken zu fassen? Halo glaubte an Illium und an seine Fähigkeiten. Sie würde niemals an ihm zweifeln. Denn solch ein Zweifel würde alles zerstören, für das sie lebte. Wenn sie nicht an ihren Anführer glaubte, an was sollte sie sonst glauben? Sie vertraute Illium. Sie vertraute Caliane. Sie vertraute den Geschworenen.
Mit der Zeit beruhigte sie das aufgewühlte Gemüt des Erzengels, langsam hob und senkte sich seine Brust im Takt seines Gegenübers. Einatmen, ausatmen. Der Hengst schloss die Augen, lehnte sich erschöpft gegen einen Baum. Was wohl in seinem Kopf vorging?, fragte sich Halo unwillkürlich. Sie wollte sich das nicht fragen, weil es sie erstens nichts anging und sie es sich zweitens sehr gut vorstellen konnte. Dennoch, zog diese Frage unablässige Kreise in ihrem Kopf, während ihr Augenpaar sanft auf dem Körper des Erzengels ruhte. Sie fing seinen Blick wieder auf, ehe er seine Lider empor schlug und bewegte sich langsam auf die Graue zu. Sie trat nicht zurück, ließ ihn den Raum um sich zu bewegen und zu entfalten. Aber, nichts desgleichen geschah. Der Körper des Hengstes schrie förmlich nach Erschöpfung. Halo konnte nichts tun, ihm die schwere Last nicht abnehmen. Allein, ihre Anwesenheit und ihr zartes Lächeln konnte vielleicht ein wenig Licht in das Dunkle, das ihnen allen bevorstand, bringen. Der Schmerz, der sich in seinen trüben Augen wiederspiegelte, zerriss das kleine Herz der Grauen. Sie wollte was tun, wollte ihm helfen; konnte nur für ihn da sein, wenn er es wollte. Er war für sie, wie ein langjähriger Freund, dem man jeden Tag eine gewisse Portion Respekt erbrachte. Illium konnte kommen und gehen, wann er es wollte oder gar die Nähe zu Halo brauchte. Sie würde ihm immer zuhören und Antwort geben, wenn er es von ihr verlangte.

Ein zaghaftes Lächeln entstand auf seinen Gesichtszügen; ein Lichtblick am Ende des Tunnels. Er hatte Recht – sie traf keine Schuld. Dennoch, fühlte sich der Engel dezent schuldig ihn in solch einen Zustand überrascht zu haben. Es hatte nicht den Anschein gehabt, als wollte er Gesellschaft haben. Es schien, als wünschte er sich die absolute Einsamkeit, um über wichtige Entscheidungen nachzudenken. Sie nickte mit einem zarten Lächeln auf den Lippen, ehe seine Stimme brüchig wurde und er vor innerer Spannung bebte. Nur ein Schritt. Aber, sie empfand es als unangemessen Illium näher, als nah zu sein. Sie wollte den Abstand zwischen einem Erzengel und einem jungen Engel wahren. Es stand ihr nicht zu, sich ihm zu näher. So blieb Halo still stehen, fing jede Bewegung ihres Gegenübers ein und lauschte der Stimme des Hengstes. „Du musst dich nicht entschuldigen.“, erklang ihre helle, klare Stimme durch die Kälte der angespannten Luft. „In den letzten Monaten ist viel geschehen, und es ist für uns alle nicht leicht mit dieser Veränderung umzugehen.“ Halo sprach genau dies aus, was womöglich vielen in der Herde durch den Kopf ging. Vor allem für Illium selbst, war es eine schwere Last, die er von heute auf morgen irgendwie in sein Leben einbauen musste. Jeder würde langsam den Verstand verlieren, wenn man plötzlich mit solch einer Macht behaftet war. Er wollte nicht schwach wirken, wollte stark für die Adoyan Enay sein. Doch, vielleicht sollte er sich nicht ihr öffnen, sondern Caliane oder einem der Sieben. Sie würden sicherlich Verständnis zeigen, wenn sie wissen, wie hart Illium mit dieser Position in der Herde zu kämpfen hatte.
„Ich glaube nicht, dass du deinen Verstand verlierst.“, versucht sie ihn ein wenig zu beruhigen; was womöglich nicht helfen würde, da er innerlich zu aufgewühlt war, im ihren Worte zu glauben. „Dir wurde eine wichtige Aufgabe übertragen, und ich bin mir sicher, dass du die richtige Leitfigur für die Adoyan Enay bist.“ Sie wollte ihm nicht nur gut zu reden, sondern ihn in seiner Macht bestärken. Alle in der Herde hatten diesen Hengst als Nachfolger für Raphael akzeptiert; zu mindestens hatte die Graue ihn mehr, als nur akzeptiert. Es brauchte einfach etwas Zeit. Er brauchte einfach etwas Zeit. Auch, wenn die Zeit knapp war, und ein drohender Krieg immer näher in das Bewusstsein der Herde rückte. „Illium, du musst an dich selbst glauben, wir glauben auch an dich.“ Halo füllte die Lücke zwischen ihnen, schritt ihm entgegen. Ein intimer Moment, den sie nicht beabsichtig hatte, der nun aber da war. Efterklang, schlich sich in ihren Kopf, brachte ihre kleine Gefühlswelt kurz zum Schwanken. Vielleicht wurde Halo selbst langsam verrückt, weil sie sich selbst nicht sicher war, was sie für die Helle empfand. Schlagartig wandte die Graue ihren Kopf zur Seite, knapp an den Nüstern des Hengstes vorbei. Sie schüttelte den Kopf. „Nein, nur ein wenig erschreckt.“, gab sie offen zu und wandte ihren Kopf wieder zu Illium, blickte in direkt in die Augen. Sie sollte mit Efterklang reden, oder. Das war wichtig, für sie beide. Aber, es hatte auch irgendwie Zeit. Im Moment gab es wichtigere Dinge, als die kleine Gefühlswelt von Halo, die langsam im absoluten Chaos versank

„Wenn du willst, können wir zurück.“ Einerseits, tat die Stille im Götterhain wirklich gut, da auf dem Herdenplatz durchaus Trubel herrschte. Andererseits, konnte die Stille ziemlich erdrückend wirken, wenn keiner ein Wort sprach. Halo schüttelte elegant ihren Körper, streckte die hellgrauen Schwingen aus, ehe sie diese wieder sorgsam auf den Rücken zusammenlegte. Wenn sie Illium so von der Seite anblickte, war sich der Engel nicht sicher, ob er dafür bereit war, wieder zurück zur Herde zu gehen. So, machte die Stute keine Anstalten sich aus ihrem Stillstand zu lösen. Da sie auch nicht wollte, dass der Erzengel sich gezwungen fühlte den Rückweg zur Herde anzutreten, lächelte sie ihn zaghaft an. „Wir können auch hier bleiben, wenn du es willst.“, fügte sich unsicher hinzu. „Oder, ich kann dich auch wieder alleine lassen, wenn du das möchtest.“ Vielleicht brauchte Illium einfach nur Zeit für sich; eine gewisse Zeit in vollkommener Einsamkeit. Sie wollte ihm nicht im Weg stehen, wenn er Ruhe suchte. Obwohl, er deutlich gezeigt hatte, wie tief er im Schmerz versinken konnte und nicht mehr er selbst war, wenn er alleine war. Sollte – nein - durfte Halo ihn überhaupt alleine lassen?
Halo » 08.11.2016, 21:04 » [NP] Götterhain

Illium



Mitten durch den Wald, führte der Weg des jungen Engels. Es war ein Weg ohne wirkliches Ziel. Das Blätterdach über ihrem Kopf lichtere sich allmählich, aber in Bodennähe war noch genug Dickicht, um nicht wirklich aufzufallen. Sie kam sich sowieso allein, und verlassen vor. Und, je weiter sie in den Wald eindrang, desto gruseliger wurde die Atmosphäre. Kein Vogelgezwitscher, nur das Rauschen des  Windes in den Wipfeln der Bäume war zu vernehmen. Dennoch, vielleicht brauchte Halo einfach diese Einsamkeit. Auch, wenn sie normalerweise ein sehr geselliger Typ war, der wie ein Wasserfall reden konnte, war ihr in letzter Zeit mehr nach Schweigen, als nach Reden. Zu oft schluckte sie ihre Meinung einfach hinunter; oder ihre schlechten Gefühle und Gewissensbisse. Sie wollte nie jemanden zum Guten bekehren, wollte jedem sein Leben leben lassen, wie er es wollte. Das beste Beispiel – ihre eigene Zwillingschwester. Sie war nicht böse, nur anders. Wenn sie direkt nebeneinander stehen würden, würde man sie sicherlich nicht für Schwester, gar für Zwillingsschwester, halten. Nein, sie waren nicht nur charakterlich, sondern auch äußerlich, so unterschiedlich wie Tag, und Nacht. Das Gleichgewicht ihrer beider Wesen bildete ein unsichtbares, unzertrennliches Band, welches niemand vermochte jemals zu zerstören. Sie verstanden sich ohne Worte, mussten sich nur in die Augen blicken, um zu wissen, was der andere dachte. Sie spürten es förmlich, wenn es dem anderen total schlecht, oder super gut ging. Es war wundervoll, und doch konnte es sehr gruselig auf Fremde wirken, wenn diese nicht wussten, wie nah sich die beiden Stuten standen. Nein, sie konnte sich ein Leben ohne Agape nicht mehr vorstellen; selbst ihr kleiner Bruder Sameon war ihr ans Herz gewachsen, auch wenn dieser noch recht jung war. Und irgendwie, waren sie eine kleine, glückliche Familie.

Ohne eine Spur von Anmut hingen ihren Flügel hinab, schleiften über den blätterbedeckten Waldboden. Im Moment besaß sie nicht die Kraft – weder physisch, noch psychisch – um ihre silbergrauen Schwingen über dem Boden zu tragen. Ein Glück war sie alleine, zu mindestens glaubte sie das. Niemand sollte sie so niedergeschlagen sehen. Naja, so niedergeschlagen war sie eigentlich nicht, nur im Moment nicht in der Lage ihre gewaltigen Schwingen zusammengefaltet auf ihrem Rücken zu tragen. So, ließ Halo ihren Gedanken freien Lauf, gönnte ihrem Kopf eine kleine Auszeit. Die Gedanken in ihrem Kopf drehten sich unaufhaltsam im Kreis; wie ein Karussell aus dem man nicht mehr aussteigen konnte. Sie wünschte sich, dass sie sich einfach so hängen lassen konnte, wie ihre Flügel; welche sie monoton hinter sich herzog. Doch, das konnte sie nicht. In ihrem Kopf gab es nur ein Wort, ein Namen und das reichte vollkommen aus, um Halo ein Stückchen aus ihrem Gleichgewicht zu bringen. Sie dachte an Efterklang, und würde ihre Beziehung zueinander als äußerst kompliziert betiteln. Die Graue mochte diese Stute wirklich sehr, mehr als nur eine Freundin. Und trotzdem, konnte sie nicht eindeutig sagen, was sie für Efterklang empfand. Ein normales Schubladendenken, gab es bei Halo nicht, was die Sache mit Beziehungen für den weiblichen Engel nicht besser machte. Jeglichen Wesen, dem sie jemals begegnet war, wollte sie ein Gefühl geben, aber sie war sie nicht sicher, was sie für Efterklang empfand. Die Zeit, die sie gemeinsam verbrachten, egal wie und egal wo, war immer etwas Besonderes; was stark nach Wiederholung schrie. Und trotzdem, war sie sich unglaublich unsicher, wenn es um Efterklang ging. Zu oft, fragte sich Halo, warum es bei ihrer Freundin so schwer war, wenn es um Gefühle ging. Sie war ein durchaus gefühlvolles Wesen, welche sich gut in ihr Gegenüber hineinversetzen konnte; nur nicht in Efterklang.
Halo biss sich auf die Unterlippe, verzog voller Schmerz ihr Gesicht. Sie hing fest. Besser gesagt, ihr linker Flügel hing in einem Brombeerstrauch fest. Die Stute war so sehr in ihren Gedanken vertieft gewesen, dass sie vollkommen vergessen hatte, dass sie sich durchs Unterholz bewegte. Erst zaghaft, und dann mit etwas mehr Kraft beugte sich die Stute nach vorne; machte sachte ein Schritt. Sofort hielt sie inne, als der leichte Schmerz durch ihren Flügel schoss. In diesem Moment war Halo mehr als froh, dass sie alleine war. Dieser Fauxpas war mehr als peinlich, vor allem für einen Engel, der seine Flügel zusammengefaltet auf den Rücken zu tragen hatte, wenn er sich nicht gerade durch die Lüfte bewegte. Sie zog und zog, aber es tat sich nicht. Mach es schnell, und schmerzlos, dachte sich die Graue, schloss die Augen und sprang kraftvoll nach vorne. Beinahe wäre sie vorne über gekippt, hätte ihr Gleichgewicht verloren, aber sie blieb auf allen vier Hufe stehen. Halo schüttelte sich, schüttelte ihr Federkleid. Ein paar Federn hatte sie eingebüßt, aber die Verletzung, die der Brombeerstrauch hinterlassen hatte, war nur minimal. Vorsichtig faltete die Stute nun ihre Schwingen auf dem Rücken zusammen; sicher, war sicher. Ein tiefer Atemzug, ehe Halo mit neugewonnener Kraft einen Huf nach vorne setzte, um weiter ihren unbestimmten Weg zu gehen. Nein, heute war wirklich nicht Halos‘ Tag; so überhaupt nicht. Ehe sie sich versah, machte sie eine unsanfte Bauchlandung, küsste den Boden. Halo verdrehte die Augen, schnaubte kräftig, um ihr Gesicht von den grauen Locken ihrer Mähne zu befreien. Der Tag konnte definitiv nur besser werden; die Stute hoffte dies inständig.

Es war jetzt offiziell, sie hatte sich verlaufen. Halo hatte so einige Fähigkeiten vorzuweisen, aber ein guter Orientierungssinn gehörte offensichtlich nicht dazu. Nachdem sie sich, mehr oder weniger, damenhaft vom Boden erhoben, den Dreck von ihrem Körper geschüttelt hatte, war sie einfach ihren Weg weiter gegangen. Da sie es nicht eilig hatte, konnte sie keine Zeit in diesem Wald verlieren; das stand schon mal fest. Vorsichtig setzte Halo einen Huf vor den anderen, achtete ganz genau, wo sie hintrat. Nun, achtete sie zwar mit starrem Blick auf dem Boden - hoffe innerlich nicht gegen einen Baum zu laufen – und vergaß die Welt um sich herum. Wenn sie ehrlich war, hoffte er Engel irgendwann aus diesem Wald zu herauszufinden, um in einem Stück auf dem Herdenplatz zu standen.
Aus dem Nichts schoss eine dunkle Gestalt auf Halo zu, und im ersten Moment konnte die Stute nicht einschätzen, wer diese Gestalt war. Sie erkannte die Stimme, aber die Worte passten nicht zu diesem Wesen. So hasserfüllt, so wütend. Vollkommen verwirrt riss die Graue ihre Augen auf, ließ ein helles Wiehern aus ihrer Kehle springen, während sie ebenfalls ihre Flügel ausbreitete. Halo musste ein paar Schritte zurücktreten, um nicht im nächsten Moment niedergemacht zu werden. Die Welt stand Kopf. Denn das Wesen, dass völlig von Sinn sie töten wollte, war kein geringerer als Illlium selbst. Womöglich hatte sie ihn gestört. Vielleicht war er hierhergekommen um alleine zu sein, um über das Grauen, was in der Vergangenheit geschehen war, nachzudenken. Der Tod von Raphael hatte alle in der Herde schwer getroffen, ein schmerzhaftes Schweigen hinterlassen. Nur, in ihren einsamen, stillen Stunden ließ Halo den Tod des Erzengels an sich heran. Es klang hart, aber der Engel wollte stark sein; stark für andere, die immer tiefer in der Trauer versanken. Der Satz, den Illium ihr an den Kopf warf, machte deutlich, wie sehr ihm der Tod von Raphael mitgenommen hatte. Auf einen Schlag, nahm er dessen Platz in der Herde ein, um ihnen die Gerechtigkeit zu geben, die sie verdienten. Auch, wenn Halo nicht ganz von der Rache an Faithless überzeugt war, konnte sie durchaus verstehen, dass manche seinen Tod forderten.
Illium beruhigte sich langsam wieder, erkannte, dass es sich um Halo handelte, als er wieder bei klarem Verstand war. Man sah es dem Erzengel an, dass dieser mehr als fertig war; fertig mit der Welt, und fertig mich sich selbst. Wenn sie ehrlich war, war sie ihm nie außerhalb des Herdenplatzes begegnet, war nie mit ihm allein gewesen. Und irgendwie, hatte sie auch das Gefühl, dass sie nicht hier sein sollte. Sie war ein einfacher Engel, und er ein Erzengel. Doch, nun konnte sie ihm nicht einfach den Rücken kehren. Zudem war Illium ziemlich aufgelöst, zitterte am ganzen Körper. Während sie ihn wortlos betrachtete, und nach passenden Worten suchte, legte sie ihre Flügel sorgsam auf dem Rücken zusammen. „Ich hätte dich nicht stören dürfen.“ Sacht schüttelte sie den Kopf, ein sanftes Lächeln umspielte ihre zarten Gesichtszüge. Mehr, fiel ihr in diesem Moment nicht ein, sie war selbst dezent aufgewühlt. Da, sie den Erzengel in solch einem Zustand nicht kannte. Im Nachhinein, war es irgendwie gut, dass er auf Halo gestoßen war, und nicht auf einen Sterblichen. Vielleicht war es sogar gut, dass es genau auf Halo, und keinen anderen Engel, getroffen war. Wenn sie ihn nicht gestört hätte, wäre er niemals auf sie losgegangen, hätte er niemals für kurze Zeit den Verstand verloren. Die Frage aller Fragen war nur, wie lange war er schon in diesen Zustand verfallen, und war er überhaupt in der Lage jemals einen klaren Gedanken zu fassen, wenn es um das Wohlergehen der Herde ging?
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