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Supergirl » 19.04.2021, 00:25 » Where do we go from here?

„Natürlich habe ich Recht.“ Man hörte das Amüsement, das in der Stimme der Falbstute mitschwang, ja, fast ein bisschen überheblich klang. Aber nur in der Art und Weise, dass man fühlen konnte, es hier mit jemandem zu tun zu haben, der über genügend Selbstbewusstsein verfügte. Das zumindest war die freundliche Auslegung, und Supi war immer freundlich zu sich selbst. Wieso auch nicht? Sie war diejenige, die es täglich mit ihr aushalten musste. Die eine Konstante in ihrem Leben (natürlicherweise). Sie hatte gerne Recht. „Ich werde immer ein Wieher für dich übrig haben“, versicherte sie der Rappstute. Die Lüge perlte so einfach von ihren Lippen, weil es technisch gesehen keine Lüge war. In diesem Moment, für diesen Moment, glaubte die große Falbstute an das Versprechen, das sie gerade gegeben hatte. Wer wusste schon, wie es morgen aussehen würde? Sie mochte ihre Unabhängikeit, ungebunden zu sein, ihre Freiheit.

„Natürlich wäre ich enttäuscht. Was ich dir zeigen möchte, ist ein Ort, den du auf alle Fälle gesehen haben musst. Aber weißt du, das hier mache ich nicht für jeden. Du solltest meine Weggeleitung also schon zu schätzen wissen... denn ja, sonst wäre ich enttäuscht.“ Zumindest für den Moment. Wer wusste schon, was morgen war? Supi war weder nachtragend, noch besonders gut darin, längerfristige Bindungen zu anderen aufzubauen. Normalerweise war sie schon wieder weitergezogen, bevor sie überhaupt jemandem die Chance gab, sie enttäuschen zu können.
Dass die Erzählung der Anderen sie interessierte, merkte man am aufmerksamen Ohrenspiel der Falbin. Trotz der vielen Worte aber hatte sie kaum mehr über die Rappstute herausgefunden. Wie paradox, schien die Andere ihr Herz doch eigentlich durchaus auf der Zunge zu tragen. „Und du? Wie bist du hergekommen?“  Sie blickte in Richtung des fernen Horizonts, wo sie das Gebirge wusste. „Über die Berge? Mir wurde immer gesagt, dass es dort eine Passage geben soll.“

Supergirl » 03.02.2021, 03:22 » Where do we go from here?
„Oh, aber wer von uns hat schon eine schöne Vergangenheit?“ Sie brummelte amüsiert. „Ich bin mir sicher, es gibt für alles einen Grund – wieso unsere Vergangenheit vergangen ist, warum Weggefährten uns nicht ins Jetzt begleitet haben. Wenn deine Vergangenheit dir nicht gefällt, dann streif sie ab. Erfinde dich neu. Jeden Tag, wenn du willst.“ Sie zwinkerte der Anderen zu. Heute also war sie ein Lebensguru – das war das Schöne daran, ungebunden zu sein: Man lernte sich ständig selbst neu kennen. „Du wirst sicher einige Gestalten begegnen, die ich bereits getroffen habe, aber ich bezweifle, dass jeder von ihnen mich auch wiedererkennen würde.“ Ihre Worte waren reichlich kryptisch, aber sie klangen gut in ihren Ohren – diese Aura von Geheimnisträchtigkeit, sie mochte die. „Also entscheide du.“

Erleichtert blies sie Luft, von der sie gar nicht bemerkt hatte, dass sie sie einbehalten hatte, durch die Nüstern aus, als hinter ihr das erwartete Hufgeklapper zu hören war. „Ich wäre auch enttäuscht, wenn du es nicht wärst“, erwiderte Supergirl, das gleiche Schmunzeln wie ihre neue Weggefährtin auf den Lippen. Eine Weile würde ihre Reise dauern, und warum nicht das Reisen nutzen, um übers Reisen zu sprechen? „Ist sie beschwerlich? Die Reise ins Tal, meine ich.“ Neugierig musterte sie die Rappstute von der Seite. Ob es wohl schöner war – auf der anderen Seite?
Supergirl » 20.12.2020, 15:34 » Where do we go from here?
Alles in ihr entspannte sich, als die Rappstute zurück trat. Augenblicklich gab sie dem Verlangen nach und peitsche mit ihrem Schweif (nun, dem kümmerlichen Rest, der verblieben war) von links nach rechts. Sie hatte grundsätzlich kein Problem mit Nähe, aber diese war – der Natur der Sache geschuldet – unangenehm gewesen, und Unangenehmen entfloh sie normalerweise einfach. Nur war es diesmal eben nötig gewesen, das Bleiben, so schwer es auch gewesen sein mochte – schließlich ging es der Anderen ja auch darum, ihr das Leben zu erleichtern. Aufmerksam beobachtete sie das Spiel der Stute; es hatte etwas Kindliches, Leichtes. Ein niedlicher Kontrast zum sonst so souveränen Auftritt der Rappstute, fand sie.

Trotzdem durchbrach sie den Moment lieber, als in das Spiel einzustimmen. Erfreut registierte sie, wie die Aufmerksamkeit ihres Gegenübers sofort zu ihr übersprang, kaum dass sie das erste Wort ausgesprochen hatte. Es war ehrliches Interesse, das da aus ihr sprach (sie liebte es, neue Weggenossen kennenzulernen), und so spitzte auch sie die Ohren, als die Rappstute zur Antwort ansetzte. Sie sog die neuen Informationen nahezu auf, ergänze damit das Bild, das sich so langsam formte. „Du kommst also nicht von hier?“, hakte sie nach. „Wie bist du auf unser Tal gestoßen?“ So wenig sie auch an einem Ort hielt, so sehr sie in Bewegung bleiben musste – dieses Tal war, insgesamt gesehen, doch ihre Heimat. Obwohl jetzt, wo sie darüber nachdachte, was es da draußen wohl noch so gab, es nur allzu verlockend schien, auch einmal das Dahinter zu erkunden – was ihre Retterin wohl darüber zu erzählen wusste?

„Ich könnte deine Gesellschaft sein“, erwiderte sie keck. Dass Andere – dass die Rappstute damit auch zu ihrer Gesellschaft wurde, nicht bloß umgekehrt – sprach sie nicht aus. „Deine Reiseführerin, sozusagen. Als Dankeschön“, schmunzelte sie und sprach direkt weiter, ohne ihrem Gegenüber Zeit zur Reaktion zu lassen. „Also folge mir... ich kenne einen Ort nicht fern von hier, den du unbedingt gesehen haben musst!“ Mit einem neckischen Kopfnicken setzte sie sich in Bewegung, die Ohren nach hinten gerichtet, nur darauf wartend, Hufschläge von dort zu vernehmen.
Supergirl » 11.12.2020, 14:51 » Where do we go from here?

Stillzuhalten, während die Rappstute an ihrem Schweif rumzubbelte und ziepte, war... schwierig. Supergirl klammerte sich mit dem Blick an den toten Baum in einiger Entfernung, um das Verlangen zu unterdrücken, mit dem Schweif zu schlagen und das lästige Ziepen zu beenden. Oh, wie sie es hasste, von anderen abhängig zu sein!

Aber irgendwann hielt sie es nicht mehr aus. Sie stellte eine Frage, vielleicht, um sich selbst abzulenken, vielleicht, weil sie hoffte, dass dann das Ziepen aufhörte. In welcher Weise auch immer: ihr Wunsch wurde erfüllt. „Oh, mir geht es sicher ähnlich wie dir. Heute bin ich hier, morgen bin ich da“, erwiderte sie, und fand selbst, dass sie dabei recht geheimnisvoll wirkte – das gefiel ihr. „Und du? Jeden Ort einmal zu besuchen, hört sich nach einer großen Aufgabe an. Ich habe gehört, dass nicht jeder dir gut gesinnt sein dürfte.“ Dieses Tal hielt viele Geheimnisse bereit, einige bloß gut behütet, andere gefährlich. Neugierig sah sie die Rappstute an. „Bist du auf der Suche nach etwas Bestimmten?“

Supergirl » 14.07.2020, 20:58 » Where do we go from here?

Where do we go from here?



Mit leichter Wehmut begutachtete die erdfabrene Stute ihren Schweif. Sie hatte die langen, feinen Strähnen immer gemocht, jetzt... war davon nichts mehr zu erkennen. Als könne sie es ungeschehen machen, ließ sie die Haare von einer Seite auf die andere schwingen. Aber sie besaß keine Magie, um ihr schönes Langhaar zurückzubekommen. Es war wirklich ein jämmerlicher Anblick. In den Haaren hatten sich Dornenzweige verhakt, an einigen Stellen hingen längere Haarbüschel herunter. Es war nicht anders gegangen...

Es fiel ihr schwer, den Blick wieder nach vorne zu richten, zu ihrer Retterin. Es war schwer, das Langhaardesaster nicht mit der Rappstute in Verbindung zu bringen, aber gleichzeitig verspürte sie auch eine tiefe Dankbarkeit. Ohne die Hilfe der Anderen hätte sie warten müssen, bis der Dornbusch verrottet wäre. Vorher hätten sie sicher die Wölfe bei lebendigem Leibe zerfleischt. Keine... schöne Vorstellung. „Was führt dich denn hierher? Sicher warst du nicht hier, um mir aus der Patsche zu helfen. Oder gibt's sowas... ein eingebautes Sonar für Maiden in Not?“ Sie schnaubte belustigt. Es tat auf jeden Fall besser, über andere zu reden als über sich selbst. Ablenkung schaffen. Nach vorne blicken. Wieder frei sein.

*KLICK* altes Play im Zaubergarten

Supergirl » 04.09.2019, 17:10 » Der Zaubergarten #1

Surprise



Supergirl legte den Kopf schief. „Ach, vielleicht wollt ihr näher kommen und selbst Bekanntschaft mit ihm schließen? Wie sagt man noch, hm..." Sie legte eine kurze Pause ein, in dem sie nach dem richtigen Sprichwort suchte. „Stachelige Schale, weicher Kern, nicht?" Manche sollten ja auf so etwas stehen.

Leider gehörte sie nicht dazu – nun, um genau zu sein betrauerte sie diesen Umstand gerade zum ersten Mal, schließlich war sie nicht eine dieser Stuten, die wehklagend mit anderen wehklagenden Stuten beisammen stand und sich über ihr wehklage-bedürftiges Leben austauschte. Viel lieber genoss sie die Gegenwart der gut gelaunten Rappstute, die sich nun zu ihr herabmühte. Äußerst nett von ihr, wie sie fand, doch ihr kleines Dilemma wurde davon nicht auch nicht gelöst.

Doch sie wäre nicht sie, wenn sie die Situation nicht zumindest mit Humor nehmen würde. „Ah, ich kann die Schlagzeilen schon hören... ‚Die durch den Dornwald ging‘, oder, nein, noch besser: ‚Schönheit aus der Nähe ziemlich kratzbürstig‘." Sie funkelte ihr Gegenüber amüsiert an. „Irgendetwas Gutes muss dieser Lage doch entspringen! Meinst du nicht, ich habe genau die richtige Ausstrahlung, um ihn in die Welt zu tragen?" Sie klimperte kokett mit den Wimpern.
Supergirl » 24.05.2019, 23:05 » Der Zaubergarten #1

Surprise



In der Gesellschaft ihrer Artgenossin ging es ihr direkt viel besser. Verrückt, schließlich hatte sich ja gar nichts, rein gar nichts an ihrer sonstigen misslichen Lage geändert. „Um Himmels willen, nein!" Man musste schon sehr stark masochistisch veranlagt zu sein, um an einem unlebendigen, dornigen Strauch Gefallen zu finden, und das war sie definitiv nicht. „Ich finde ihn ehrlich gesagt etwas kratzbürstig." Ein Grinsen umspielte ihre Lippen. Auf das Wortspiel war sie stolz, ja. Dabei ließ sie ganz bewusst den ersten Teil der Frage unkommentiert. Sie wollte die Rappstute nicht vor den Kopf stoßen, wollte nicht, dass sie ging. Mühsam, mit all ihrer Kraft hielt sie daher ein „Nein, ich kann das!" zurück. Sie hasste es, hier festgehalten zu werden, wenn sie laufen, springen, fliegen wollte. Es war einfach nicht richtig so, Jemand wie sie war nicht dafür gedacht, hier am Boden zu liegen, angekettet zu sein! „Aber wer weiß, vielleicht begründe ich ja einen neuen Trend." Wieder grinste Supergirl, ein verschmitzter Ausdruck zierte ihr Gesicht. Dabei versuchte sie lediglich, ihre neue Bekanntschaft – und sich selbst – abzulenken.
Supergirl » 09.04.2019, 23:27 » Der Zaubergarten #1

Surprise



Misbilligend zog die erdfarbene Stute die Stirn kraus und versuchte erneut, einen Schritt in die Zukunft zu machen. Mit einem feurigen Ziepen der Schweifrübe wurde sie jedoch abermals daran erinnert, dass dies keine gute Idee war. Verärgert stampfte sie mit dem Vorderhuf auf, wich aber vorher einen Schritt rückwärts. Entnervt warf sie einen Blick nach hinten, doch ihre Ausgangslage hatte sich nicht verbessert. Mitnichten, wenn sie richtig sah, war es sogar noch auswegsloser geworden.

Wie gesponnenes Garn hatten sich verschiedene Strähnen ihres Schweifs um einen kleinen Dornbusch geschlungen. Wie konnte so ein kleines, unwichtiges Ding ihr bloß solche Schwierigkeiten bereiten? Aufgebracht schlug sie mit dem Schweif, was ihr rein gar nichts brachte – bis auf dass ihr Tränen in die Augen schossen, Tränen des Schmerz, die ihren Blick verschleierten, ohne dass sie etwas dagegen tun könnte. Schnell hob und senkte sich ihr Brustkorb, das Blut rauschte in ihren Adern. Sie wollte weg, weg, weg! Ein weiteres Mal schmiss sie sich mit all ihrem Gewicht gegen die Mächte, die sie hielten, doch es half nichts. Sie japste erschöpft und taumelte für einen Moment. Die Welt wurde schwarz, um sie herum nur ein ohrenbetäubendes Sirren. Dumpf spürte sie, wie ihr Körper auf dem Boden aufschlug, wie an einem Bein ein flammender Schmerz aufbrannte, als die Dornen dort kleine Löcher rissen. Obwohl sie nun lag, eigentlich fest mit dem Erdreich verbunden war, hatte sie noch immer das Gefühl, als würde sich alles um sie herum drehen. Sie wollte die Augen schließen, nur für einen Moment sich ausruhen… und doch sträubte sie sich mit all ihrer Kraft dagegen. Es kam ihr so vor, als würde etwas ungeheuer Schreckliches passieren, wenn sie das nun tun würde. Unbeirrt klammerte sie sich an die Silhouette eines Baumes, den sie verschwommen ausmachen konnte, bis dieser langsam aufhörte, wie ein Zweiglein im Wind zu schwanken. Auch ihre restlichen Sinne kamen zurück, langsam zwar, aber sie fühlte sich nicht mehr ganz so orientierungslos. Vorsichtig riskierte sie einen Blick auf den Dornbusch, der jetzt direkt vor ihr lag – das jedoch war eine ganz üble Idee gewesen. Mit einem Augenrollen ließ sie sich auf den Boden fallen. Sie war erschöpft, und der Blick nach hinten hatte ihr gezeigt, dass die Situation noch verfahrener aussah als noch vor wenigen Minuten (auch wenn sie da geglaubt hatte, schon am Zenit dieses Ärgernisses zu stehen). Wenigstens lag sie gut gepolstert, den Tannennadeln sei Dank. Normalerweise konnte sie von diesem Duft gar nicht genug kriegen (einer der Gründe, warum es sie in den Wald gezogen hatte, obwohl sie eigentlich die weiten Flächen bevorzugte), aber gerade würde sie diese gerne gegen einen Ausweg aus dieser Misere eintauschen. Seufzend rollte sie sich wieder auf den Bauch, die Beine unter sich eingezogen.

Auf einmal fiel ein Schatten auf sie und war drauf und dran, auf die Beine zu springen, als sie jäh zurückgerissen wurde (langsam wurde der Witz alt, würde man meinen, aber nein…) Angestrengt hob sie den Kopf so weit, dass sie das Lebewesen taxieren konnte. Zum Glück war es ein Artgenosse, stellte sie erleichtert fest. „Ich fürchte, er hat Gefallen an mir gefunden", meinte sie mit einem schiefen Lächeln in Richtung der schwarzen Stute. Mit dem Kopf nickte sie dabei in Richtung des Dornenbusches.
Supergirl » 08.02.2016, 03:34 » Das Gebirge #2

I like you, a lot



Für einen Moment hätte man glauben können, dass der Hengst zur Ruhe kam - aber das Zucken seiner Ohren verriet ihn, das angedeutete Schweifschlagen: er zwang sich dazu, still zu stehen, aus welchen Gründen auch immer - vielleicht hatte er Angst, abzurutschen. Aber im Grunde war es ihr egal, solange er da blieb. Und da der Hengst keine Anstalten machte, wegzulaufen, konnte sie auch so unbeschwert mit ihm lachen, wie sie es schon lange nicht mehr getan hatte - und sie hatte es vermisst, stellte sie jetzt erstaunt fest. Ab jetzt wirst du nie wieder allein sein, schwor sie sich selbst. Nie wieder völlig allein. Glücksgefühle durchströmten sie, während sie an die Zukunft dachte. Sie sah gut aus, befand sie. Und dass der Hengst auch noch ihre Gedanken aussprach, als hätte er sie gelesen - war das nicht ein gutes Omen? "Genau das habe ich auch gerade gedacht!", plappert sie daher vergnügt, mitten in seinen Satz hinein. Und obwohl man meinen könnte, sie wäre so auf sich selbst fixiert gewesen, sie hätte sein Kompliment überhört, so irrte man. Verlegen spielte sie mit den Ohren und murmelte leise: "Du bist auch ziemlich wunderbar." Zwar klangen die Worte noch schüchtern, doch schon bei seiner Rückfrage brachte sie es wieder fertig, ihm mit einem Lächeln in die Augen zu sehen. Bestimmt nickte sie. "Ja, das glaube ich", erwiderte sie, und griff dann auch seinen neckischen Ton auf: "Aber um das ganz genau festzustellen, müsste ich wohl noch ein bisschen Zeit mit dir verbringen... Ich hoffe, dich stört das nicht?" Mit den letzten Worten funkelte sie ihn belustigt an, schließlich glaubte sie nicht daran, dass er ablehnen würde.

Und weil sie sich sicher war, dass er folgen würde, beschloss sie auch, dass sie genug Zeit im Gebirge verbracht hatte. Sie wollte wieder rennen, sich im Schlamm wälzen, und außerdem hatte sie Hunger. Im Vorbeigehen strich sie leicht mit ihrem Körper über seine Flanke - der Kontakt war nicht beabsichtigt gewesen, sie konnte allerdings auch nicht behaupten, ihm ausgewichen zu sein. Wieso auch? Sie hatte schon lange nicht mehr die Nähe eines anderen Pferdes auskosten können, und wenn sie sich recht besann, ging es Xyper genauso. Im Laufen beantwortete sie seine Frage, ohne groß darüber nachzudenken. "Ich weiß nicht. Es ist einfach ein Klang, den man nicht so hört, denke ich. Ungewöhnlich, aber auf jeden Fall besonders", erklärte sie. Die Stute hatte das Gefühl, ihn mit ihrer Aussage etwas gekränkt zu haben, was wirklich nie ihre Absicht gewesen war. Wieder senkte sie verlegen den Kopf, als er sie erneut mit Komplimenten bedachte. Zuerst tat sie so, als wäre sie zu sehr mit dem Boden unter ihren Hufen beschäftigt, dann aber besann sie sich darauf, dass es unhöflich war. Und dass es für sie keinen Grund gab, verlegen zu sein. "Schmeichler", meinte sie kopfschüttelnd, doch ihre Stimme verriet, dass sie sich insgeheim freute. "Warte es ab, der Tag kann immer noch besser werden. Schließlich hast du mich gerade erst kennengelernt!", behauptete sie dann forsch. Der einzige Weg, ihre Schüchternheit anzugehen, war das Spiel mitzuspielen.

Als sie jedoch nicht direkt seine Schritte hinter sich vernahm, blieb sie beunruhigt stehen und wand den Kopf zurück. Als sie sah, dass er nur den Ausblick bewunderte, nahm sie sich die Zeit, ihn noch einmal ausführlich zu betrachten, ohne dass er es merken würde, wie zuvor. Lange blieb ihr Blick an der auffälligen Zeichnung hängen, die sie fasziniert anstarrte - doch dann ließ sie neugierig ihren Blick weiter schweifen. Er war kräftig, wenn auch kein ausgebildeter Krieger. Ein wenig haftete ihm noch etwas fohlenhaftes an, trotzdem, es ließ sich kaum leugnen: er war durchaus attraktiv. Bevor sie allerdings die Zeit mit Schwärmereien vergeudete, wollte sie ihm lieber wirklich nah sein - und dazu mussten sie von den schmalen Gebirgspfaden weg. "Kommst du?", erkundigte sie sich sanft, wollte ihn einerseits nicht stören, allerdings auch den Abstieg ins Tal hinter sich bringen, bevor es allzu spät wurde. Obwohl sie den Weg schon oft beschritten hatte, nachts wollte sie doch nicht hier umherirren. Zu groß war die Gefahr, mit einem unbedachten Schritt den Halt unter den Hufen zu verlieren und ins bodenlose zu stürzen. Seinen Schwärmereien konnte sie allerdings nur zustimmen. Vermutlich machte die Gefahr auch einen der Reize aus, die das Gebiet auf sie hatte. "Ja, man hat von hier wirklich den besten Ausblick über das Tal. Ich bin gerne hier... Aber da unten gibt es auch so schöne Plätze, die du bestimmt noch nicht alle kennst, oder?", gluckst sie, schließlich ist die Frage kaum ernst gemeint. Schließlich findet sie selbst immer und immer wieder noch neue Plätze, die sie sofort zu ihren gesammelten Lieblingsplätzen aufnimmt. Wo sich Xyper wohl am liebsten aufhält? Ob es nur ein Zufall ist, dass er sie in diesem Moment fragt, was sie hierher bringt, oder ob er wirklich ihre Gedanken lesen kann - sie ist sich nicht sicher. Viel lieber wendet sie sich seiner Frage zu, denn die kann sie beantworten. "Nein, eigentlich nichts bestimmtes. Ich bin gerne hier, vor allem wenn ich alleine sein will. Die Luft hier oben klärt einfach alle Gedanken, weisst du? Also nein, ich suche nichts bestimmtes, aber es hat mich auch nicht einfach so nach hier oben verschlagen", erwidert sie bedacht. Warum sie ihm die Sache mit den Vögeln verschweigt, weiß sie nicht. Aber sie hat das Gefühl, dass das zu ihrem Innersten gehört, etwas, das sie noch nicht bereit ist preiszugeben. Weil sie weiß, welche Fragen damit verbunden wären und wie er sie vermutlich nur auslachen könnte, wenn er die Wahrheit wüsste. Damit er nicht auf die Idee kam, näher darauf einzugehen, beantwortete sie hastig seine nächste Frage. "Natürlich darfst du mich begleiten, Dummerchen!" Das Lachen klingt zwar etwas gekünstelt, aber sie überspielt damit die Zweifel, die sie für einen kurzen Moment gepackt hatten. "Wenn wir jetzt aufbrechen, kommen wir noch rechtzeitig im Tal an, um in ein Gebiet mit fettem Gras zu wandern. Du kannst gar nicht glauben, wie viel Hunger ich habe!" Wieder lacht sie, doch diesmal ist es nicht gespielt. Als sie sich umdreht und wieder den Weg hinuntertänzelt ist sie sich sicher, dass der Hengst ihr diesmal folgen wird. Er will genauso wenig allein sein wie sie selbst.
Supergirl » 27.12.2015, 17:33 » Das Gebirge #2

We'd be perfect company


Vergnügt kicherte die Stute, als der Hengst auf sie zukam. Er wirkte jung, sorglos, wie ein guter Spielpartner - und plötzlich vermisste sie die Vögel über ihr nicht mehr. Sie war sich sicher, er würde ihr ebenfalls eine gute Gesellschaft sein, gerade jetzt, wo das Schneetreiben langsam dichter wurde - so sehr, dass er manchmal gar darin verschwand, aber dann sogleich wieder auftauchte, sodass sie sich sicher war, dass er nicht bloß eine Illusion war. Da stand er also, ihre tollpatschige Nicht-Illusion, wirkte kurzzeitig erschößft von dem kleinen Anstieg, aber nach einer kleinen Verschnaufpause hellte sich seine Miene ebenfalls wieder auf. Viel mehr noch, er strahlte jetzt eine Wärme und Freundlichket aus, bei der ihr Herz aufging, und zudem überbrückte er noch die Entfernung, die zwischen ihnen lag. Anscheinend schien auch er also von etwas Gesellschaft nicht abgeneigt?

Sie musste wieder lachen, als er sich vor ihr aufbaute und mit seiner Mähne durch die Luft peitschte. Er schien sehr aufgeregt, warf immer wieder den Kopf hoch, konnte nicht länger auf einem Fleck stehen. Aber sie wusste, dass es einfach nur pure Lebensfreude war, und wäre sie dem Abgrund nicht so nahe gewesen, hätte sie seine Freudensprünge geteilt. Doch sie war nicht leichtsinnig, auch wenn sie zu gern ausprobiert hätte, ob sie nicht doch fliegen könnte - sie hatte es oft genug probiert und die Verletzungen, die sie sich dabei zugezogen hatte, waren zwar lämgst in Vergessenheit geraten, doch manche ihrer Narben lachten sie trotzdem noch jeden Tag höhnisch an. Jetzt war jedoch nicht der Zeitpunkt für trübselige Gedanken, denn das Leben war wirklich schön, genau wie ihr Gegenüber sagte! Zwar irrtierte es sie etwas, dass er im gleichen Atemzug vom Tod sprach, doch dieser Gedanke war schnell vergessen, denn sein Kompliment schickte ein Kribbeln durch ihren gesamten Körper und sie senkte für einen Moment verlegen den Blick. "Vielen Dank", sagte sie, und schlug dann wieder die Augen auf. "Ich glaube, das kann ich nur zurückgeben", grinste sie, wenn auch noch etwas schüchtern. Komplimente hatten immer diese Wirkung auf sie, und doch freute sie sich über jedes einzelne. Jetzt hatte sie auch die Möglichkeit, ihn wirklich zu betrachten - er war vor ihr zum Stehen gekommen, und auch wenn man ihm ansah, dass weiterhin jede Faser seines Körpers unter Strom stand, so ließ sich die ungewöhnliche Musterung, die sich über seinen Rücken erstreckte, jetzt nicht mehr verstecken. Fasziniert starrte sie seine Schulter an, bis seine Stimme sie wieder aufschrecken ließ. "Ein bisschen vielleicht - aber Xyper klingt auch komisch", grinste sie. Tatsächlich fand sie den Klang seines Namens belustigend, sodass sie ihn gleich noch einmal leise, für sich, wiederholte: "Xyper..." Fast hätte sie darüber seine nächsten Worte überhört. "Stören? Nein, ganz im Gegenteil! Ich bin schon eine Weile alleine, und so nette Gesellschaft trifft man nicht alle Tage. Mir ging es gut, aber jetzt geht es mir eigentlich noch besser!", schließt die erdfarbene Stute strahlend, denn jedes Wort ist wahr. Sie hat nichts gegen die Einsamkeit, braucht sie von Zeit zu Zeit wie die Luft zum Atmen - aber das hatte sie jetzt lang genug. Sie hatte tief genug Luft geholt, um wieder ihr Leben im Galopp zu bestreiten. Und wie es aussah, würde dieses Mal dieser wunderschöne Hengst an ihrer Seite laufen.
Supergirl » 15.12.2015, 17:47 » Das Gebirge #2

Like to stay a while?


In diesem Moment tauchte ein grauer Kopf hinter den Felsen auf, mit einem zügigen Schritt folgte der Körper, der mit seiner Farbe einen schönen Kontrast zu der Schneelandschaft um sie herum bildete. Noch immer war es laut, ein paar der Vögel zogen noch immer ihre Kreise über der Felsklippe - es war wie Musik in Supergirls Ohren. Einen sehnsüchtigen Blick warf sie nach oben, doch die Gefiederten waren zu weit entfernt, um noch Einzelheiten ausmachen zu können. Wieder glitt ihr Blick zurück zu dem Neuankömmling, und sie begann, ein wenig zu grollen. Wieso hatte er ihre Ruhe, dieses unglaubliche Schauspiel, das nur für sie gespielt wurde, stören können? Sie hatte sich federleicht gefühlt, und manchmal war sie sich sogar sicher gewesen, dass sie sich gleich mit den Vögeln in die Lüfte schwingen könnte. Jetzt jedoch war sie wieder geerdet, stand fest auf dem Boden der Tatsachen - und ihre Beine fühlten sich schwerer an denn je, sie war sich noch nie so fehl am Platze vorgekommen. Bitter blickte sie auf ihre Gliedmaßen herab, verwünschte sie, wie sie es schon so oft getan hatte, doch wie immer half es natürlich nicht im Geringsten.

Nur im Augenwinkel bekam sie mit, dass auch das andere Pferd seine Beine wohl nicht ganz unter Kontrolle hatte - und musste unwillkürlich grinsen. Es überkam sie einfach, ohne dass sie wirklich etwas dafür getan hätte, aber es nahm ihre Trübseligkeit mit, ohne sie zu fragen. Nicht, dass sie etwas dagegen gehabt hätte - denn als der Hengst vor ihr zum Stehen kam, wie hätte sie ihm auch böse sein können? Mit einem freundlichen Brummeln begrüßte sie ihn, ein begeistertes Glitzern in den Augen. Der Graue strahlte so eine Freude aus, dass sie ihn schon jetzt in ihr Herz geschlossen hatte, obwohl sie ihn noch nicht wirklich kannte - aber sie würde den Teufel tun und das nicht in Zukunft tun! Fasziniert blickte sie ihn noch einen weiteren Augenblick an, die Ohren aufmerksam gespitzt, die Nüstern geweitet, mit allen vier Hufen einen festen Stand auf der Klippe wahrend.

Dann jedoch riss sie sich los, wagte den ersten Schritt, streckte dann den Kopf aus und stupste sanft die Nüstern des Artgenossen an. Es war nur eine kurze, freundlich gemeinte Begrüßung, doch sie wollte ihn nicht durch eine zu stürmische Umhalsung überraschen - in diesem Gelände wäre es tödlich, wenn er zur Seite spränge. "Hallo du! Dich muss heute Morgen aber auch die Sonne persönlich wachgeküsst haben, dass du so fröhlich bist!", schmunzelt die Stute. Mit den Worten prustet sie dem Hengst ein bisschen warme Luft in die Nüstern, damit er ihren Geruch aufnehmen konnte. "Ich bin übrigens Supergirl", fügte sie erklärend dazu, legte leicht den Kopf schief und betrachtete ihr Gegenüber. Er schien sich zu freuen, hier oben zu sein, vielleicht war das ja auch sein Lieblingsort - ihr gemeinsamer Ort? Auszuschließen wäre es nicht, denn für einen kurzen Moment ließ die Stute noch einmal ihren Blick über das Gelände schweifen - ja, es war ein wahrlich bezaubernder Ort, zumindest für sie - und warum sollte es dem Grauen anders gehen? Mit einem seeligen Lächeln ums Maul wendet sie sich wieder dem Hengst zu, der jetzt ihre volle Aufmerksamkeit hat.
Supergirl » 04.12.2015, 01:15 » Das Gebirge #2

Hey, Stranger.



"I got lost on the way"
 

In einem Anflug völliger Gelassenheit blickte die Stute in das Tal, das unter ihr lag. Ihre Heimat. Die stetige Komponente ihres Lebens, die bisher einzige, bei der sie sich nicht fühlte, als hätte man sie in einen Käfig gesperrt, wie ein Vogel, dem man die Flügel gestutzt hatte. Und obwohl das Tal groß war, und auch sie noch nicht bis in den letzten Winkel vorgedrungen war - dies war ihr Lieblingsort. Wo sonst konnte sie dem Himmel auch sonst noch näher kommen als hier? Auch jetzt sah sie sehnsüchtig zu den Wolken auf, stellte sich vor, wie es wohl wäre, ein Teil von ihnen zu sein, für immer frei und ungebunden, stets einen wachenden Blick auf die Lebenden, Zeuge all ihrer Glücksmomente, doch gleichzeitig immer ein zugedrücktes Auge, wenn sie mal wieder die Fehler begehen, die sie später die Fehler ihres Lebens nennen würden.

Ein Flügelschlag brachte die Stute wieder auf den Boden der Tatsachen zurück - auch wenn sie zunächst starr verblieb, ohne eine Reaktion zu zeigen. Über mehrere Jahre hatte sie das Verhalten jeglicher Flugkünstler beobachtet, die sie so sehr faszinierten. Wie gerne würde sie sich ihnen anschließen, sich mit ihnen in die Lüfte erheben, um sich ihre Heimat von oben ansehen. Was mochte das für ein Gefühl sein, wenn die man den Boden unter den Hufen verlor, der Körper dafür aber von kräftigen Schwingen durch die Luft getragen wurde? Zu gern hätte sie einmal einen von ihnen gefragt, doch waren die Wesen scheu, kam man ihnen bloß einen Schritt zu nahe - und jedes Mal war es wie ein Dolchstoß in ihr Herz gewesen, wenn die Vögel laut kreischend um sie herum in die Lüfte aufgestiegen waren. Doch bis zum heutigen Tag hatte sie herausgefunden, wie nahe man ihnen kommen konnte, wie schnell eine Kopfbewegung ausgeführt werden durfte, welche Lautstärke ein Schnauben haben durfte, damit sie es nicht als Bedrohung ansahen.

So dauerte es eine Weile, bis sie den kleinen Gesellen auch betrachten konnte. Schön war er, ohne Frage. Unscheinbar auf den ersten Blick, und doch spürte sie zugleich eine tiefe Verbundenheit mit dem Gefiederten - denn der Ton entsprach dem ihren, ja, würde man von einer kleinen Besonderheit absehen, könnte man glatt annehmen, der Vogel wäre ihre zweite Seele. Liebevoll blickte Supergirl ihn an, nicht ohne einen gewissen Neid im Blick, als er über die Fügel glitt. Doch wie könnte man einem Geschöpf, dass die Natur so vollkommen geschaffen hat, aus niederen Motiven wie Neid bloß etwas antun? Wie sollte ein Lebewesen es überhaupt über sich bringen? Wie der Himmel an einem Sommertag - so schön und klar leuchtet die blaue Färbung an der Flügelspitze.

Reglos steht die Stute da, mit der Zeit landen mehr Vögel um sie herum, bis sie inmitten einer Schar von sorglos pickendem Federvieh steht. Könnte sie jetzt jemand sehen, er könnte den Ausdruck auf ihrem Gesicht nicht missdeuten, so sehr umfing sie eine Aura der Glückseligkeit. Stundenlang könnte sie hier so stehen, einfach nur den Vögeln zusehen, Ankunft von Neulingen würde ihr Herz erfüllen, doch auch beim Abflug würde es jedes Mal einen Sprung machen, so anmutig, wie sich das Schauspiel vollzog.

Doch es sollte nicht sein. Hinter sich vernahm die Erdfarbene ein Geräusch - und einen Moment in ihrer Konzentration gestört, wirbelte sie herum, musste sichergehen, dass ihr Lieblingsort nicht zur tödlichen Falle wurde. Doch die Vögel, aufgeschreckt durch ihre Bewegung, stoben auf, nahmen ihr für eine kurze Zeit sogar die Sicht. Ein Ausdruck tiefsten Bedauerns strich über ihr Gesicht, dann jedoch schnellten ihre Ohren wieder nach vorne, all ihre Sinne blieben angespannt: würde der Ankömmling Freund oder Feind sein? Einen seltsamen Anblick mochte die Erdfarbene bieten, wenngleich auch unheimlich imposant. Auch wenn die Landschaft um sie herum einfach war, so schien sie fast auf dem Felsvorsprung zu thronen, und doch war sie gleichzeitig dem Abgrund gefährlich nah - ein Unwissender könnte leicht vermuten, man habe ihre letzten Gedanken gestört. Die Vögel bildeten für eine kurze Zeit einen Ring um ihren Körper, und wenngleich sie auch schon kurze Zeit später in weit größere Höhen aufgestiegen waren - auch ein Wortkünstler hätte sich Supergirls Inszenierung in einer Geschichte nicht besser ausmalen können.
 
"but I'm a Supergirl"

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