Der Fuchs beobachtete die Schwarze neugierig. Ihr nervöses Auftreten war ja schon fast amüsant, wie er empfand. Nicht auf die sadistische Art und Weise, viel mehr auf die niedliche. Als würde man einem Fohlen zuschauen. Nicht, dass War viel ahnung von Fohlen hatte - er war selbst im Kopf noch fast eins - aber die junge Stute hatte definitiv etwas mehr von an sich als er. "Nein, das befürchte ich ist nicht möglich." lachte er, "Freut mich dich kennen zu lernen Sinija. Mein Name ist War Of Change, aber du kannst mich herne War nennen." Er nickte ihr freundlich zu in der Hoffnung, dass dies ihre Angst etwas nehmen würde. "Du musst nun wirklich keine Angst vor mir haben. Mein Interesse liegt mehr bei reiferen Stuten." Er lächelte ihr zu. Schließlich war sie ja noch fast ein Kind, nicht nur von ihrem Verhalten her.
Sicherlich suchten viele sowas wie Sicherheit in dem Herdenleben. Die Gebundenheit an eine Gruppe hatte ja nicht nur Nachteile, sondern auch viele Vorteile. Und dennoch war es nichts, was der Fuchs sich hätte je für sich vorstellen können. Er war noch jung, er wollte noch so viel wie möglich von der Welt sehen. Wobei, momentan wollte er sich einfach nur überraschen, was dieses Tal ihm noch so zeigen konnte.
Seine Ohren zuckten, als ein Rascheln die Anwesenheit eines anderen Tieres ankündigten. Ohne sich groß verschrecken zu lassen blickte er in die Richtung, nur um die Gestalt einer schwarzen Stute erblicken zu können. Die Unsicherheit in ihrer Körpersprache war kaum zu übersehen, als könnte er sie jeden Moment anfallen und bei lebendigen Leibe fressen. Naja gut, in diesem Tal wusste man es ja nie wirklich. Ihre Worte ließen ihn belustigt schnauben. "Ist das etwa ein Angebot?" Wollte er schmunzelnd wissen, wobei er sich ziemlich sicher war, wie dieses Angebot gemeint war. Sicherlich war er ein Hengst, aber es war nicht so, dass er alles haben musste, was nicht bei drei auf Baum war. "Alles gut, bleib locker", fügte er dann an, bevor die Arme schreiend vor ihm wegrennen konnte, "Ich nehme das Angebot sehr gerne an. Doch dürfte ich davor den Namen der netten Dame erfahren?" Er lächelte freundlich und sah sie mit neugierig gespitzten Ohren an.
Es fühlte sich an, als wären bereits Jahre vergangen, seit dem der Fuchs in diesem Tal gestrandet ist. Und dennoch konnte er sich an das Zusammenleben der Tiere nicht gewöhnen. Nein, er konnte sich nicht nur daran nicht wirklich gewöhnen, sondern auch an die Anwesenheit von Magie und allerhand anderen seltsamen Wesen, die dieses Tal an zu ziehen schien. Außerhalb des Tals gab es zwar Märchen und Geschichten von Geistern, Zauberern und Werwölfen, doch so wirklich glauben taten die wenigsten dran. Die wenigsten bedeutete dabei eigentlich, dass es meist Geschichten waren um Fohlen dazu zu bringen zu gehorchen. Doch war War in seiner Zeit im Tal gehört und teils auch gesehen hatte, hatte ihn jedenfalls daran zweifeln lassen, was es denn überhaupt nicht gab.
Und vielleicht war es genau das, was ihn hatte nicht wirklich davon überzeugen können sich einer der Herden an zu schließen. Die ganzen Kriege und Auseinandersetzungen... Definbitiv zu viel für sein freiheitliebendes Herz. Er wollte sich einfach mit jemanden Unterhalten den er sympatisch fand und nicht darauf achten wer welcher Gruppierung von Tieren gehörte.
Natürlich bemerkte War nicht, wie er auf die Barocke Stute wirkte und doch fand er das Gespräch sogar sehr interessant. Ihre Worte ließen ihn wider schmunzeln. Nur für den Moment zu leben. Ja, das war wirklich eine traumhafte Vorstellung. Wer wollte das denn nicht? Einfach leben, ohne über Morgen nachzudenken oder Gestern zu bereuen? Ohne zu wünschen Dinge nicht getan oder Gesagt zu haben? Als Fohlen konnte man sich sowas vielleicht leisten. Man hatte keine ernsthaften Sorgen, keine Bedenken. Das schlimmste, was einem passieren konnte war es vielleicht nicht mit dem besten Freund spielen zu dürfen. Damals war es vielleicht noch etwas, was einem zum Nachdenken gab, doch heute? Heute waren diese Sorgen schon fast lächerlich. „Traumhaft, aber für ein erwachsenes Pferd nicht machbar. Sorgen gehören zum Leben, genauso wie Fehler aber auch Freude und Glück. Stell dir ein Leben ohne all die schlechten Dinge vor. Traumhaft, aber schon bald würdest du all das Gute nicht mehr zu schätzen wissen.“, erwiderte er mit einem nachdenklichen Blick auf die graue Stute neben ihm. Sicher war ein Leben nur im hier und jetzt wundervoll, doch war War of Change der Meinung, dass man früher oder später von den eigenen Fehlern eingeholt wird. Spätestens mit dem nächsten Winter würde das Leben einen wieder dran erinnern, wie sichtig es war vorrausschauend zu leben.
Die Ohren des Fuchses zuckten interessiert, als er die weißen Flocken vom Himmel fallen beobachtete. Schnee. Unwillkürlich breitete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus, als wäre er ein kleines Fohlen, welches das kalte Weiß zum ersten Mal erblickte. Es dauerte wirklich nicht lange, bis der Waldboden vollständig bedeckt war und er hören konnte, wie der Schnee bei jedem Schritt unter ihren Hufen knirschte. Auf die Frage antwortete er nicht sofort. Er ließ sie erst ausreden, ihm erklären, dass er nicht der morsche Balken war oder werden würde. Es tat gut die Worte zu hören. Zu wissen, dass es jemanden gab, der dachte, dass er für ein Leben in der Herde geschaffen war oder zumindest, dass er nicht der Grund dafür sein würde, dass die Herde auseinander bricht. Einen Moment zögerte er noch, während er überlegte, wie er seine Gedanken in Worte fassen sollte. „Es hört sich vielleicht kindisch an, doch wollte und will ich nicht, dass jemand außer mir darunter leidet, weil ich meine Aufgabe in der Herde nicht erfüllen konnte. Ich wollte nicht, dass das Herdenleben wegen mir zusammenbricht nur, weil ich mit etwas nicht klar komme, was für die anderen Alltag ist.“, sein Blick fiel unsicher auf die Stute neben ihm, „Vielleicht hab ich nie einen schwerwiegenden Fehler gemacht, doch wollte ich es wirklich nicht ausprobieren, wie lange es bis dahin dauert.“ Es so zu erklären fühlte sich irgendwie komisch an. Er wusste selbst, dass seine Sorgen irrsinnig waren. Fehler gehörten zum Leben, doch wollte der Fuchs nicht andere leiden sehen, weil er einen gemacht hatte. Immer hin musste man nicht Leithengst sein um die anderen durch sowas in Gefahr zu bringen. Es reichte eine Gefahr zu unterschätzen oder eine Kleinigkeit zu übersehen und dafür wollte der Fuchs nicht verantwortlich sein. Es war vielleicht lang her, dass er wirklich in einer Herde gelebt hatte, doch konnte er sich nur zu gut an das bedrückende Gefühl der vielen Aufgaben erinnern. Aufgaben und Pflichten, von denen die anderen abhingen. „Aber danke für deine Worte.“, fügte er schließlich ruhig an.
Mit einem leisen Schnauben senkte der Hengst seinen Kopf und fuhr mit den Nüstern über den frischen Schnee. Ein freches Grinsen bildete sich auf seinen Lippen, als er seine Nase tiefer in das kalte Weiß tauchte und mit einer schwungvollen Bewegung den Schnee auf Lagertha spritzte. Noch bevor die Andere reagieren konnte, war der Hengst allerdings lachend und Bockend einige Meter davon gesprungen. Mit spielerisch aufgestellten Ohren blieb er schließlich stehen, wobei sein Blick frech auf die Graue fiel. Sicher war er sich bewusst, dass er sich gerade wie ein Fohlen verhielt. Doch, wen verleitete der gefallene Schnee nicht dazu sich wie ein verspieltes Fohlen zu verhalten? Dazu wirkte die Stute nicht gerade so, als würde sie ihm das Verhalten übel nehmen. Sie musste ja nicht gleich mit machen. War ging an der Stelle eher davon aus, dass die Stute es schon irgendwie schaffen würde ihn darauf hin zu weisen, dass ihr nicht gerade danach war wie ein Fohlen durch den Schnee zu hüpfen. Ein Versuch war es allerdings wert, vor allem weil er anfing die Graue wirklich sympathisch zu finden.