Stillreich » Das Tal » Die Kirche #1
» Loan
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Nathanael ♥



Loan war ehrlich und sichtlich platt und überrascht, wie gut Nathanael über die politischen Angelegenheiten im Stillreich Bescheid wusste. Nicht, dass er es dem Rappen nicht zugetraut hätte - er hatte es schlicht und einfach nicht erwartet. Kurz kam Loan sich nutzlos und minderwertig vor, weil er sich für derartige Dinge bislang nie interessiert hatte und sich wirklich noch nie mit den Herden und deren Gesinnungen oder Absichten auseinandergesetzt hatte. Dann aber rief er sich zur Vernunft: nicht jeder konnte immer top informiert sein. Es musste auch welche wie ihn geben, die sich mal so gar nicht dafür begeistern konnten und einfach nichts damit am Hut haben wollten.
Nichts desto Trotz kam der braune Vollblüter nicht darum herum, interessiert die Ohren zu spitzen und Nathanaels Worten aufmerksam zu lauschen. Seine Neugierde war tatsächlich kurzzeitg entfacht und brannte förmlich lichterloh. Bislang hatte Loan nie in Erwägung gezogen, sein Leben politisch auszurichten - vielleicht wäre das aber der Schlüssel? Der Knackpunkt, der ihm neue Welten eröffnen würde? Niemand außer Loan selbst wusste, wie unzufrieden er mit seinem derzeitigen Leben war. Der Junge wollte nicht ausschließen, dass das eben gerade diesem Desinteresse zuzuschreiben war.
"Puh!" stöhnte Loan mit dicken Backen, als der dunkle Kaltblüter seine Ausführungen beendet hatte. Er war offensichtlich geplättet und sprachlos; so viel Input hatte er in den letzten Monaten nicht einmal annähernd erhalten. Sein Gehirn war mit dieser Art von Arbeit quasi maßlos überfordert. "Ganz schön viele Infos und die meisten sind mir echt komplett neu." Loan zuckte ratlos, gar hilfesuchend mit den Schultern. Er schämte sich ehrlich dafür, so blind und unwissend vor sich hin zu leben, während andere sich stets weiterbildeten und sich bemühten, immer auf dem aktuellen Stand zu bleiben. So ein Larifarileben hatte Loan eigentlich nie führen wollen; und ausgerechnet er musste nun erkennen, dass er schon seit geraumer Zeit nicht mehr über den Tellerrand hinaussah. "Sorry," murmelte der braune Hengst überfordert und wandte beschämt den Blick ab.
Es war kein schönes Gefühl, nicht mitreden zu können. Loan wäre nun gerne auf das Thema angesprungen und hätte sich auch nur zu gerne aktiv eingebracht - doch wie hätte er das tun sollen? Er hatte keinen blassen Schimmer. Nicht einmal die Namen der ansässigen Herden hätte er fehlerfrei nennen können. Und das, obwohl er schon so lange hier lebte!
"Wie lange lebst du schon bei den Corvus Corax?" erkundigte er sich kurzerhand, entschlossen, jetzt nicht stundenlang im Selbstmitleid zu baden. Irgendwann würde auch am Ende seines Tunnels ein Licht erscheinen. Und wann wäre ein besserer Zeitpunkt als jetzt, um einen neuen, besseren Weg einzuschlagen? Loan hatte - so traurig es auch klingen mochte - absolut gar nichts zu verlieren. "Und welche Überzeugung treibt dich an?" Ehrlich neugierig und interessiert suchte er nun wieder Nathanaels Blick, gespannt, was der Rappe wohl noch so alles zu erzählen hatte. Er erschien Loan sehr erfahren und gebildet.
"Wäre ich ein Feind für dich, wenn ich einer der anderen Herde angehören würde?" Bei dieser Frage schlug Loans Herz wie verrückt; allein die Vorstellung, dass eine Herdenzugehörigkeit ausschlaggebend für Frieden oder Krieg sein konnte, war furchteinflößend. Diese Welt war dem braunen Vollblüter gänzlich fremd, gar suspekt und abwegig. "Was ist mit der vierten Herde?" Loan kreiste unsicher mit den Ohren, wusste nicht, ob er sich gerade auf dünnem Eis befand. Aber irgendwie war es ihm das Risiko gerade wert; er hatte so ein stilles Gefühl, dass Nathanael der Schlüssel war. Der Schlüssel, zum Wandel. Der Schlüssel zum richtigen Weg.



11.08.2016, 19:24
»Nathanael
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Loan



Er wollte nicht Lachen, aber er kam nicht drum herum ein breites Grinsen zu zeigen, dass auch seine Augen erreichte und diese funkelnd strahlen ließ, als Loan seine Ausführungen mit geblähten Backen quittierte. Oh je, scheinbar hatte er ihn gerade absolut tot gequatscht. Und was Loan nun sagte bestätigte ihn ganz eindeutig. »Du musst dich nicht entschuldigen. Ganz und gar nicht!«, versuchte er den anderen zu beruhigen und auch sein eigenes breites Grinsen zu entschuldigen. Es war nicht richtig jemanden dafür zu belächeln, wenn er etwas nicht wusste. Aber verdammt der Rappe konnte in diesem Moment einfach nicht anders. Und er war sich sicher, dass er nicht so dämlich grinste, weil sein Gegenüber davon nichts wusste, sondern eher wegen dessen Reaktion. Darauf war Nathanael einfach nicht gefasst gewesen und er erinnerte sich auch nicht Ratlosigkeit in Person vor sich gesehen zu haben. Selbst gespürt, gewiss. Aber seine letzten Gesprächspartner waren immer so though und haben sich diese nicht so anmerken lassen, wie Loan es gerade tat. Aber das war ok und machte ihn durchaus sympathisch. 
Und dann war es an dem bulligen Hengst ratlos die Backen zu blähen und die Luft entweichen zu lassen. »Puh, schon einige Zeit. Und soweit ich mich erinnere kurz nachdem ich mich von meinen Eltern abgenabelt hatte.«, sagte er schaute dabei in der Gegend umher und überlegte laut, ein wenig auf der Unterlippe herum kauend, »Wie lange mag das her sein? ... Vielleicht ... drei? Nein, ... vier Winter?!« Dann blickte er dem etwas jüngeren Hengst in die Augen. Die nächste Frage war schwierig. Natürlich gab es Gründe, wieso er bei den CC war und nicht bei einer der anderen Herden. Und er wusste es sicherlich auch tief in seinem Herzen. Aber das in Worte zu formen war schwierig: »Ich ... ich weiß nicht. Damals erschien es mir sinnvoll ihnen bei zu treten. Sie waren neu, geheimnisvoll, vielversprechend. Und auch heute sind sie...wir das noch - mit der Ausnahme, dass wir nicht mehr so neu sind.« Seine Stirn runzelte sich. Er konnte die vielen Gedanken und Gründe, die in seinem Kopf schwirrten, einfach nicht zu fassen bekommen und das ärgerte ihn ein wenig. Die Corvus Corax waren ihm eine Familie und sie verdienten es besser dargestellt zu werden, als er es bisher getan hatte. Und plötzlich kam er ins Stolpern, zum Zweifeln, ob die Corvus Corax wirklich ideal für ihn waren, wenn er nicht ausdrücken konnte, wieso er dort heimisch war. »Ich mag, dass wir uns nicht direkt auf eine Seite geschlagen haben, aber dennoch ein starkes Heer aufbauen. Ich sehe uns als eine Art Polizei. Vielleicht liege ich da auch falsch, denn letztendlich liegt alles unter den Entscheidungen unserer Leiter.« Und auch mit dieser Antwort war er nicht vollends zufrieden und seinen Verdruss verdeutlichte er in einem Schnauben. »Es ist schwierig zu sagen«, und dieser Satz hing genau zwischen seiner Überzeugung und der Antwort ob er ihn als Feind sehen würde, »Nach aktuellem Stand ist uns keiner ein direkter Feind. Die Herden sind einfach existent und man sollte trotzdem auf der Hut sein, wem man was anvertraut. Denn wer weiß, ob nicht doch etwas gegen einen verwendet wird? Aber je nachdem, wem wir gegenüber loyal sind, falls der Krieg - wenn der Krieg entbrennt, werde ich entweder gegen dich kämpfen oder mit dir. « Und doch widerstrebte es ihm ein wenig das zu sagen. Je mehr Lebewesen er kennenlernte, die nicht den CC angehörten, die ihm aber dennoch sympathisch waren, desto mehr zweifelte er an seinen bisherigen Einstellungen und sichtweisen. Was ist richtig was ist falsch? Er seufzte und man konnte zurecht meinen, dass es ein wenig verzweifelt klang. 
»Die vierte Herde nennt man Alacres Pacem. Und über sie weiß ich nicht so viel, sie zogen ein nachdem ich mich bereits den Corvus Corax angeschlossen hatte.«, sprach er und vor seinem geistigen Auge spielte sich sein Erlebnis mit Nami auf dem Herdenplatz der AP ab, »Soweit ich es beurteilen kann, sind sie eher friedliebend und als ich sie letztens besuchte habe ich keine nennenswerte Armee vorgefunden. Es erschien mir nach einer Herde voller Denker. Aber letzteres ist eher eine Mutmaßung. Leider wurde ich als Spion enttarnt - oder eher; ich habe mit offenen Karten gespielt und wurde dort von einer Stute, Nami, nicht gerade unbefangen mit Informationen umhüllt. Sie erwähnte allerdings, dass diese Herde bereits eine Art Diplomaten umherschicken, aber ob mich das nur verwirren sollte kann ich nicht sagen.« 
Der schwarze wollte Loan noch etwas fragen, aber im Moment war sein Hirn zu sehr damit beschäftigt sich selbst in Frage zu stellen.


16.09.2016, 14:52
» Loan
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Nathanael



Loan war durchaus bewusst, dass er auf Nathanael vermutlich einen ziemlich dümmlichen Eindruck machte - darin fühlte er sich auch bestätigt, als der Rappe über seine Unwissenheit breit zu grinsen begann. Wahrscheinlich war nicht nur seine Unwissenheit amüsant, sondern insbesondere auch seine offensichtliche Überforderungen und Hilflosigkeit. Für Loan war Politik ein Buch mit sieben Siegeln und er hatte die Hoffnung, irgendwann erleuchtet zu werden, eigentlich schon aufgegeben. Für ihn würde das immer fremdes Terrain bleiben, dessen war der Braune sich sicher.
Er nahm es Nathanael nicht übel, dass er grinste. Loan versuchte es positiv aufzufassen; immerhin schien er dem Kaltblüter nicht gegen den Strich zu gehen - allein das war für ihn schon viel wert. Wenn er an seine letzten Bekanntschaften hier im Stillreich dachte war diese hier bisher nahezu perfekt und reibungslos verlaufen. Allein der Gedanke an Linette, die ihm von Beginn an pure Abneigung und Verachtung entgegengebracht hatte, ließ ihn schaudern. Loan war lieber eine Lachnummer als ein unangenehmer Störenfried.
Als der mächtige Rappe ihm versicherte, dass er sich nicht zu entschuldigen brauchte, nickte Loan zustimmend und lächelte ebenfalls ein wenig schief; nach wie vor unbeholfen. Er wusste diese Begegnung bislang nicht einzuschätzen und riet sich zur Vorsicht. Loan wusste, dass Leichtsinn eine Tugend war. Er musste sich bemühen, vernünftig zu bleiben. Blindes Vertrauen hatte ihn schon oft in brenzlige Situationen gebracht.

Dass Nathanael schon seit einigen Jahren Teil der Corvus Corax war, erstaunte Loan. Das hatte er nicht erwartet; er war viel eher davon ausgegangen, dass der Kaltblüter sich erst vor Kurzem an eine Herde gebunden hatte. Wie man sich doch täuschen konnte! Der Braune fand es jedoch ehrlich beeindruckend, dass Nathanael seiner Herde schon seit geraumer Zeit treu und loyal war - Loan wusste nicht, ob er jemals eine ähnliche Zugehörigkeit erzielen würde. Für ihn war seine Unabhängigkeit das Größte; Freiheit bedeutete für ihn Leben.
Seine Worte, weswegen er den Corvus Corax angehörte, waren wirr und teilweise ungünstig gewählt - das entging Loan nicht. Aber es störte ihn auch nicht, da er sich definitiv nicht besser ausgedrückt hätte. Das machte Nathanael für ihn irgendwie greifbar, weil er auch er Schwächen besaß. Ähnliche Schwächen offenbar, wie Loan selbst. Außerdem schien der Rappe selbst nicht glücklich über seine Wortwahl zu sein, was Loan in dessen abschließenden Schnauben hineininterpretierte. Doch der braune Hengst hatte begriffen, was der Dunkle ihm hatte sagen wollen.
"Es klingt für mich wie ein gesundes Geben und Nehmen: sie bieten dir Schutz und eine Heimat; und du gibst ihnen dafür deine Loyalität, deine Treue und deinen Einsatz, sofern er erforderlich werden sollte." Loan nickte anerkennend. "Das finde ich wirklich gut!" Und dabei funkelten seine dunklen Augen aufrichtig. Nathanael hatte in seinen Augen einen guten Weg eingeschlagen; er hatte seinem Leben einen Sinn gegeben und hatte sich abgesichert. Loan hingegen führte ein bodenloses, unstetes Leben - ihm war bewusst, dass auch er irgendwann bodenständiger werden musste. "Denkst du, dass es tatsächlich zum Krieg kommen wird? Diesbezüglich gehen die Meinungen stark auseinander, wie ich mitbekommen habe." Loan legte fragend sein Haupt schief, bedachte den Kaltblüter mit ruhigen, interessierten Blicken. Es war aufregend für ihn mit jemandem zu sprechen, der das große Ganze im Blick hatte; jemand, der über den Tellerrand hinausblicken konnte - eine Fähigkeit, welche ihm bislang noch nicht zuteil geworden war.

Die vierte Herde. Loan lauschte gespannt und war überrascht, dass diese Herde noch nicht allzu lange hier im Stillreich ansässig war. Der Braune fragte sich, ob der Einzug der Alacres Pacem friedlich verlaufen war - eigentlich waren da doch Reibereien vorprogrammiert, oder? Loan konnte sich irgendwie nicht vorstellen, wie Gebietsansprüche hier generell entschieden worden waren. Er konnte ja schließlich auch nicht einfach bestimmen, dass die Kirche hier jetzt ihm gehörte. Aber seine Welt war sowieso klein und unbefangen; rein und unerfahren. Es gab so vieles da draußen, was Loan sich nicht einmal ansatzweise vorstellen konnte - und obwohl so vieles in ihm danach drängte, es zu erkunden, war da dennoch noch etwas in ihm, was ihn zurückhielt, was ihn ängstigte.
"Ich kann mir ein Leben in einer Herde irgendwie einfach nicht vorstellen," teilte Loan seine Gedanken mit dem dunklen Kaltblüter und zuckte dabei melancholisch mit den Schultern. "Und um ehrlich zu sein traue ich mich auch nicht, es auszuprobieren." Allein schon deswegen, weil er sich ja nicht nach ein paar Wochen einfach aus dem Staub machen konnte - schließlich ging man ja auch Verpflichtungen ein, übernahm Verantwortung und so weiter und so fort. Für den braunen Hengst war das einfach nur kompliziert und verwirrend. Umso beeindruckender eigentlich, dass Nathanael einen Überblick besaß; und das nicht nur über seine eigene Herde sondern über das gesamte herrschende System hier im Tal.



24.09.2016, 23:16
»Levana
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Huckleberry Fynn



Es wurde kalt, überall auf der Welt. Mit jedem Tag, besser gesagt jeder Nacht, nahmen die Stunden der Dunkelheit zu, während die Temperaturen stetig sanken. Unaufhaltsam näherte sich die Gradzahl dem Nullpunkt. Die weiße Stute, die ihren stabilen Körper unbeirrt durch das Geäst des Waldes schob, beobachtete mit kühlem Blick das Sterben der Bäume und Sträucher um sich herum. Der nahe Winter machte ihr keine Angst. Es konnte noch so runter kühlen, kein Winter der Welt würde je an den eisigen Sturm in ihrem Inneren heran kommen, welchen sie des öfteren aushalten musste. Beim ersten Mal hatte es so unglaublich gebrannt und geschmerzt, ihr gar den Atem genommen, das sie gedacht hatte sie müsse sterben. Nicht das es ihr in dem Moment ungelegen gekommen wäre, doch sie hatte es überlebt. Wie Unkraut hatte sie all die Jahre jeder Ungemütlichkeit stand gehalten, ob sie gewollt hatte oder nicht. Mit der Zeit war es leichter geworden. Nun schmerzte und brannte der Wintersturm in ihrem Inneren seltener und bei weitem nicht mehr so stark wie am Anfang. Vielleicht hatte sich die Stute auch einfach nur daran gewöhnt und resigniert, da ein Wehren gegen diesen Empfindungsfluten nie etwas gebracht hatten. Hieß es nicht, man gewöhne sich mit der Zeit an alles? Vielleicht würden die Momente des Einbruchs irgendwann ganz vergehen?

Mitten im Wald, irgendwo im Nirgendwo, hielt die Schimmelstute inne. Die feinen Ohren waren eher desinteressiert nach hinten, als aufmerksam nach vorne gespitzt, ausgerichtet. Die Züge im eigentlich feingliedrigem Gesicht der Kaltblüterin schienen wie eingefroren. Die Muskeln, die unter dem glänzenden reinweißen Fell, welches lediglich zu den Hufen hin dunkler wurde, ruhten, waren gespannt. Jederzeit bereit für einen Kampf, wenn es ein müsste. Und notfalls wahrscheinlich auch für eine Flucht. Alles in Allem wirkte die Haltung der Schimmelin abweisend, beinahe schon kalt, dabei aber nicht aggressiv. Nein, die Alte war kein Wesen, was grundlos auf Andere losging, auch wenn sie kein Geheimnis daraus machte sich zu wehren, wenn es jemand darauf anlegte. Sie wollte einfach nur keine Gesellschaft, zumindest machte sie nicht gerade einen einladenden Eindruck auf Fremde. Aber konnte ein Schein nicht trügen? Die Schimmelin schnaubte, schüttelte kurz das mächtige Haupt, verzog jedoch keine einzige Miene. Der Wind, der sich leicht durch das sterbende Geäst schlängelte, erfasste das Langhaar der Stute, spielte damit, ließ es ihren massigen Hals umspielen. Nicht ein Zuck ging über das Fell der Weißen. Seit nun schon 23 Jahren wandelte sie auf dieser Erde und mehr als zehntausend Mal hatte der Wind mit ihrem Langhaar gespielt. Früher hatte es sie öfter gekitzelt. Mittlerweile war da nicht mehr, als eine Bemerkung davon, das sich Mähne und Schweif bewegten, wenn die Luft an ihnen zerrte.

Das Knacken von berstenden Zweigen nicht unweit der Kaltblüterin ließ sie kurz aufhorchen, doch ihre Augen entdeckten lediglich ein Eichhörnchen, welches mit einer Nuss im Maul flink die Bäume erklomm. Die Nüstern der Stute weiteten sich. Es legte sich sicher einen Vorrat für den Winter an. Das hatten die kleinen Tierchen den Pferden voraus, aber es gestaltete sich auch schwierig einen Haufen Gras zu horten, damit man genug Nahrung hätte. Es verdorrte zu schnell, rupfte man es heraus, und unterm Schnee war es zu kalt, als das es gedeihen könnte. Also eigentlich unmöglich für ein Pferd, einen Wintervorrat anzulegen. Mit einem Schnauben wand die Alte sich vom Anblick des flinken Tierchens ab und starrte ungerührt in die Leere vor sich. Wie lange war es her, das sie sich in Gesellschaft anderer Pferde befunden hatte? Ein paar Monate? Vielleicht schon ein Jahr? Oder gar mehrere Jahre? Sehr oft vermisste sie Gesellschaft. Sie war tief im Inneren so unendlich einsam, doch trotzdem ekelte sie alles weg, was sich in ihrer Nähe befand. Mal beabsichtige, mal unbeabsichtigt. Es war besser für ihr zerschmettertes Herz. Es konnte und sollte am Besten nie wieder fühlen. Wie oft ein Herz wohl brechen konnte, ehe es aufhören würde zu schlagen?

Als der Wind sich heftiger durch das Geäst pflügte, brachte er die Kühle der Nacht und Weite mit sich. Diesmal erwischte er die Schimmelstute direkt an der ungeschützten Brust, genau dort wo eine feine, wenn man nicht genau drauf achtete kaum zu sehende, Narbe das reinweiße, ansonsten makellose Fell entstellte. . Und nun zuckte tatsächlich ein Schauer über den stämmigen Körper. Die Stute blähte die Nüstern, beinahe erschrocken, ehe sie sich das tiefe Unbehagen, was der Wind mit seiner Berührung der Narbe ausgelöst hatte, vom Körper schüttelte. Es war schon viele Jahre her, trotzdem war dieses Zeichen an der Brust ihre Schwachstelle. Wo eine nicht erwartete Berührung, selbst nur ein nicht kommen sehender Windzug, Unbehagen, Schreck und mitunter sogar Furcht auslöste. Es war aber auch so ziemlich die einzige Stelle. Mit einem kurzen, abweisenden Schnauben drehte die Kaltblüterin sich um, zeigte dem beißendem Herbst- und Nachtwind die kalte Schulter. Ihr war gar nicht wirklich aufgefallen, wie die Sonne verschwunden war und nun fast völlige Finsternis alles in seinen Klauen hielt. Nur an manchen Stellen schaffte das Mondlicht es durch die lichten Kronen der Bäume. Die Stute hob den Blick weg von der Leere vor sich, wo nichts außer Baumstamm um Baumstamm zu sehen war, sowie die kaum erkennbaren Umrisse eines alten, verfallenen Gebäudes, und blickte gen Himmel. Viel war nicht zu sehen zwischen den Ästen der Baumkronen. Nur ein Teil von Mond und ein paar wenige Sterne.



14.10.2016, 22:15
» Huckleberry Fynn
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Levana





Schon wieder war ein Tag vergangen. Huck hatte dies fast gar nicht bemerkt. Er war zu beschäftigt damit, sich noch etwas Speck für den Winter anzufressen. Zwar wusste der Rappe selbst, dass dies wohl kaum möglich war, trotzdessen versuchte er alles erdenkliche, um diesen Winter zu überstehen. Sein Fell schien zwar dick und wärmend zu sein, aber der Schein seines Fellkleides trügte. Es war lang gewachsen, man sah die einigen lichten Stellen, welche sich vor allem an seinem Bauch ansammelten, nicht. Es war nicht dicht und ein starker Windzug ließ den Rapphengst vor Kälte mit den Zähnen klappern. 

Er seufzte leise, als er seinen Kopf in Richtung des Bodens senken ließ und auf einer Lichtung in diesem sonst so dichten Wald die letzten, noch halbwegs genießbaren Grashalme fraß. Es schmeckte furchtbar und Huck musste sich selbst ständig ins Gewissen rufen, dass ihm keine andere Wahl blieb, als es zu fressen. 
Zwar machte der Rappe sich noch immer Sorgen, diesen Winter nicht zu überleben, dennoch hatte er kaum mehr Angst zu sterben. Er würde diesen Winter bestimmt nicht mit Leichtigkeit überleben, aber es war sicher, dass Huck diesen Winter irgendwie überstehen würde. Fleißig war er die letzten Tage sehr erfolgreich auf Nahrungssuche. Wenn er jeden Tag so viel fressen könnte, dann würde er diesen Winter überstehen. 

Mittlerweile war Huck aber wirklich satt und konnte sich selbst nicht mehr dazu zwingen, dieses verdörrte Graß und die trockenen Äste zu fressen. Er nahm seinen Kopf wieder nach oben. Um ihn herum war es still, nur ein paar Singvögel hörte man noch zwitschern. Diese machten sich bestimmt dafür bereit, in Richtung Süden zu fliegen und dort den Winter zu verbringen. Der alte Rappe wünschte sich, dass er das auch könnte. Einfach losfliegen und ein paar Stunden später an einem völlig anderen Ort, ja vielleicht sogar in einem vollkommen anderen Land zu sein. Aber natürlich wusste er, dass so etwas niemals funktionieren würde. Zumindest nicht, so lange er so ein normalsterblicher Hengst war. Wieder einmal wunderte der Rappe sich, auf welche Gedanken man im Alter kommen konnte. In dieser Hinsicht war Huck manchmal sogar fantasievoller als ein kleines Fohlen.

Er musste über sich selbst grinsen, ehe er sich in Bewegung setzte. Huck lief ein wenig tiefer in den Wald, entfernte sich von der Lichtung. Als er in  etwa auf Höhe der Kirche war, welche gleich an dem Waldstück anschloss, sprang ihm eine schneeweiße Stute ins Auge. Ihre Statur war in etwa wie die seine, nur dass sie noch nicht gar so eingefallen war. Sie wirkte abwesend und in Hucks Augen auch ein wenig traurig. Der alte Rappe hatte das Gefühl, ihr helfen zu müssen. Er wollte sie ein wenig aufmuntern, auch wenn er sie gar nicht kannte. Im Schlimmstenfall würde der Schimmel Huck ohnehin nur wegjagen. 

"Hallo, Guten Tag!", rief Huck ihr zu. Er stand noch ein wenig weiter weg von ihr, so wollte er doch nicht, dass sie sich bedrängt fühlte. Sollte sie keine Lust auf eine Unterhaltung mit ihm haben, könnte sie ihm so einfach den Rücken kehren und weggehen. Dannn würde auch der alte Rappe seinen Weg in die entgegengesetzte Richtung fortsetzen. Er spitzte leicht lächelnd seine Ohren und sah sie freundlich an.


Wörter: 625

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« Im Alter bereut man vor allem die Dinge, die man nie erlebt hat. »
16.10.2016, 15:12
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Huckleberry Fynn



Die Ohren der Weißen zuckten, als der Klang einer unbekannten Stimme sie aus den beinahe schon depressiven Gedanken holte. Wie automatisch wand die Kaltblüterin ihren Blick vom Himmelszelt ab zu dem Fremden, der sich einfach so erdreistete ihre Einsamkeit zu zerstören, sie in einem schwachen Moment zu erwischen. Im Inneren schallte sie sich selbst eine dumme Kuh, stand sie doch so abwesend in einem vollkommen fremden Wald in einem total unbekannten Tal und bekam nicht einmal mit wie Jemand sich näherte. Es hätte sonst wer sein können. Nicht das sie Angst vor dem Tod hatte, vermutlich würde sie ihn mit offenen Armen empfangen, immerhin warteten auf der anderen Seite all ihre Liebsten, dennoch war es mehr als töricht so dümmlich hier herum zu stehen. Der dichte Schweif der Stute zischte durch die kühle Nachtluft, fast schon abweisend, während sie den Schwarzen, der in einiger Entfernung von ihr verharrte, aus dunklen Augen prüfend mit leicht unterkühltem Blick musterte. Er wirkte alt, eingefallen, beinahe schon schwach. Auch sie war nicht mehr die Jüngste, aber gar so abgemagert und alt wirkte sie nicht.

Die Schimmelstute schnaubte, legte sich im Kopf eine passende Antwort zurecht. Ihr entging nicht das seichte Lächeln auf den Lippen des Fremden, doch ihre Züge blieben kühl und fast schon versteinert. "Wäre es Tag, dann wäre er sicher gut." erwiderte die Weiße die Begrüßung des Hengstes mit zynischer Stimme und schüttelte kurz das Haupt. Begrüßte man sich hier so, auch wenn es Nacht war? "Aber da es Nacht ist, wie dir eventuell entfallen ist, kann ich absolut nicht sagen ob er gut ist, war oder sein wird." In ihrer ganzen Art vermittelte die Stute Ablehnung, während sich in ihrem Inneren der Wunsch nach Gesellschaft bemerkbar machte, leicht an der harten Hülle zum Außen kratze. Früher hätte sie sich gefreut, den Fremden ebenso freundlich begrüßt, wie er es getan hatte, aber das war gefühlte Jahrhunderte her. Mit einem dunklen Schnauben rang die Kaltblüterin diesen irrsinnigen Wunsch nach Gemeinschaft nieder. Sie wollte und musste alleine bleiben, das war besser, für sie und für alle Anderen. Ihr Herz würde noch einen Bruch nicht ertragen und sie war nach dem zweiten Mal schon kaum ertragbar geworden. Für sich selbst und alle, die auf dieser Erde wandelten.

Ein kühler Wind trieb der Weißen den Geruch des Fremden zu. Sie blähte die Nüstern, saugte ihn in sich auf. Nur zur Sicherheit, falls sie sich nochmals treffen sollten. Irgendwann. Irgendwo. Ihre Haltung drückte nun Stolz sowie Kampfbereitschaft aus. Nicht das sie daran glaubte, dass der Rappe sie attackieren wollte, aber man konnte nie wissen. "Ist das so Sitte hier? Sich einfach dreist an einen heran zu schleichen?" fragte die Stute schließlich mit kühl klingender, fordernder Stimme und überwand ein paar Meter der Distanz zwischen ihnen. Eigentlich wollte sie das nicht und gleichzeitig doch mehr als alles Andere. Einsamkeit konnte so drückend, so schmerzend sein. Vielleicht sollte sie sich mit diesem Fremden ein wenig die Zeit vertreiben? Er sah nicht so aus als würde er sie nicht in Ruhe lassen, wenn sie genug von ihm hätte. Vielleicht würde er nicht mal den nächsten Winter überleben, so wie er aussah, und dann hätte sich die Sache eh von selbst erledigt. Der Schwarze wirkte auch vom Nahen nicht bedrohlich oder gar gefährlich. Früher war er sicher mal ein stattlicher, kräftiger Hengst gewesen. Nun sah er eher aus wie ein alter, komischer Kauz. Ob die Schimmelin auch so aussehen würde, in ein paar Jahren, wenn sie noch älter als jetzt schon war. Nicht das sie danach schrie zu altern, noch länger zu leben, aber irgendwas schien zu wollen das sie weiter auf Erden wandelte. Ihre Ohren ruhten leicht in Richtung Genick. Sie war nicht gefährlich, aber ihre ganze Haltung verriet Ablehnung. Ob der Schwarze nun einer war, der das gleich persönlich auffasste, oder sah, das sie allgemein einfach so war, konnte sich die Kaltblüterin noch nicht beantworten.



16.10.2016, 15:35
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Levana




Die Schimmelstute war von Hucks Anwesenheit anscheinend ganz und gar nicht begeistert. Zumindest zerpflückte sie jedes einzelne Wort, welches er zu ihr gesagt hatte. Sie sah ihn ablehnend und herablassend an, ihre Ohren waren leicht angelegt. 
Schon jetzt bereute Huck, sie angesprochen zu haben. Wäre er doch einfach von dannen gezogen, hätte sich einen schönen Schlafplatz gesucht und wäre am nächsten Morgen frisch und fröhlich wieder aufgestanden, um erneut stundenlang nach Futter zu suchen. 

Gespannt lauschte der alte Rappe jedem Wort, welches die Stute aussprach. Er konnte ihr Alter schlecht einschätzen. Sie sprach wie eine jugendliche Göre, ihr Körper verriet aber, dass sie wesentlich älter war. Über die Tatsache, dass es eigentlich Nacht war und er sie mit 'Guten Tag' begrüßt hatte, brachte selbst den Alten zum lachen. Ja, da hatte sie recht. Fynn war kein agressiver Zeitgenosse. Viel zu lang lebte er schon auf dieser Erde, als das er sich von diesem provokanten Verhalten der Schimmelin angegriffen fühlen würde. Er wusste, dass man nicht alles persönlich nehmen durfte. Wahrscheinlich war sie einfach alt und verbittert. 

Nachdem sie sich so empört darüber aufgeregt hatte, dass Huck so an sie heran geschlichen war, verringerte sie die Distanz zu ihm. Wollte sie ihn einschüchtern? Wieder musste der Rappe leicht auflachen und er grinste die Stute fast schon ein wenig provozierend an: "Wie wäre es, wenn du mich erst einmal ansehen würdest? Sieht mein Körperbau in irgend einer Hinsicht so aus, als könnte ich mich anschleichen?", wieder lachte Huck, als er mit seinen schweren Tellerhufen noch einen Schritt auf sie zumachte. Auf dem festen Waldboden hörte man das abfußen aller vier Hufe genau. Man musste taub sein, um so etwas nicht zu hören. 

Hätte der Alte Augenbrauen gehabt, so hätte er diese nun neckisch nach oben gezogen, als er ihr in die Augen sah. "War das zu überhören?"
Dennoch wäre es nicht Hucks Art gewesen, wenn er sich nun weiterhin über die Stute lustig gemacht hätte. Ein wenig Tat sie ihm auch leid. Mit einer solchen Einstellung durch sein Leben zu gehen, musste furchtbar sein. Sie hatte bestimmt keine Freunde und auch so niemanden, mit dem sie reden konnte. 

"Gut, wir sollten damit aufhören.", begann Huck erneut, diesmal nur etwas ernster. "Mein Name ist Huckleberry Fynn und ich wollte mich nicht an dich heranschleichen, sondern einfach ganz nett fragen, ob alles in Ordnung ist. Du hast so traurig ausgesehen. Ich weiß nicht, ob das die Art von allen Pferden hier im Stillreich ist, aber zumindest ist es meine Art.", Dieses Mal grinster er nicht mehr spöttisch, sondern sah sie mit freundlichem Blick an.
Entweder würde sie jetzt ein wenig auf ihn eingehen und sich mit ihm unterhalten, oder sie würde ihn ohnehin verjagen. Huck war sich schon ziemlich sicher, dass zweiteres eher der Fall sein würde. Denn sie schien überhaupt nicht so, als hätte sie große Lust auf Gesellschaft. Wenn sie ihn wegjagte, wäre das ohnehin ihr Problem. Dann würde Huck von dannen ziehen und wieder seine eigenen Wege gehen. 


Wörter: 600

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« Im Alter bereut man vor allem die Dinge, die man nie erlebt hat. »
16.10.2016, 20:22
»Levana
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Huckleberry Fynn



Die Schimmelstute bemerkte jede Regung im Gesicht ihres Gegenübers, beobachtete was ihre Worte in ihm auslösten. Er wirkte nachdenklich, vielleicht auch ein wenig vor den Kopf gestoßen? Immerhin war er freundlich gewesen, fast schon höflich, und bekam nur schroffe, zynische Antworten. Damit hatte der Fremde bestimmt nicht gerechnet und so etwas wie Scham kratze im Inneren der Stute. Ja, sie sollte sich schämen, das sie ihm so frech, unhöflich und verbitterte Worte an den Kopf knallte, aber ihre Gesichtszüge blieben hart und abweisend. Ob der Schwarze es bereute, sie angesprochen zu haben? Ihre Gesellschaft war wahrlich nicht angenehm, kaum zum aushalten. Die Stute wusste das. Sie wusste wie sie auf andere wirkte, eben genau, weil sie es einerseits wollte. Sie wollte Jeden von sich wegstoßen, einfach weil es besser war. Zwar ertrug sie sich so kalt und abweisend selbst kaum, aber das Leben hatte ihr gezeigt das es anders nicht ging. Vielleicht würde die Schimmelstute sich irgendwann an das neue Selbst gewöhnen. Obwohl, sie war schon Jahre so und hatte sich nicht einmal einen Hauch daran gewöhnt.

Als der Unbekannte plötzlich lachte, laut und deutlich, zuckte die Stute zusammen. Damit hatte sie wahrlich nicht gerechnet. Ihre Ohren rutschten in den Nacken. "Spinnst du?" zischte sie dem Hengst in dem Moment des Kontrollverlust entgegen. Ja, sie hatte sich wahrlich erschrocken. Es kam so spontan. Schon im nächsten Augenblick hatte die Kaltblüterin sich wieder gefangen, entschuldigte sich jedoch nicht für ihre schroffen Worte. Die Ohren zuckten nach vorne, ganz automatisch, als der Fremde nun endlich die Stimme erhob und damit Worte formte. Wie er es wünschte, ließ die Schimmelin ihren Blick über seinen alten Körper gleiten. Im Grunde hatte der Unbekannte Recht, anschleichen war wahrscheinlich nicht seine beste Eigenschaft, trotzdem würde sie sich hüten seiner Aussage zuzustimmen. Erneut ließ er seine Lippen Worte formen und in der Stute machte sich das Gefühl breit, das er sie wörtlich für doof verkaufte. Leise Wut keimte irgendwo in ihrem Inneren auf. Was erlaubte sich dieser alte Kauz sich über sie lustig zu machen. Die Kaltblüterin blähte die Nüstern, legte die Ohren wieder ins Genick. Ihr entging sogar, wie der Schwarze nun seinerseits einen Schritt auf sie zukam.

Bevor die Weiße in einen heftigen Wutausbruch geraten konnte, schien der Schwarze vernünftig zu werden. Seine Stimmlage nahm nun einen ernsten Ton an. Wenn sich die Kaltblüterin bemühte, dann konnte sie es sogar fast als Entschuldigung betrachten. Mit einem Schnauben schickte sie den Zorn in die hinterste Ecke ihres Körpers zurück. Das, was Huckleberry Fynn, wie er sich vorgestellt hatte, dann von sich gab, traf die Stute wie ein Pfeil. Er sprach von Traurigkeit. Hatte sie wirklich traurig ausgesehen? Vermutlich, warum sollte er das sonst sagen. Einen Moment entglitt der Hellen die kühle, abweisende Maske. Durch ihre Augen zuckte ein Hauch von Schmerz, der sofort wieder in den tiefen der Dunkelheit darin verschwand. Sie musste sich zusammen reißen. Ihre letzte Gesellschaft war viel zu lange her und in der Einsamkeit ihrer Wanderung war es nicht wichtig gewesen, ob ihre Maske saß. Aber nun hier mit diesem fremden Hengst musste sie sitzen, jederzeit. "Levana." gab die Schimmelstute kurz und knapp zurück, während sie ihre entgleisten Züge glättete und die Maske gerade rückte. Der kurze Einblick in ihr wahrhaftiges Selbst war vorbei. Vielleicht hatte der Schwarze auch gar nichts mitbekommen. Ob das so war konnte sie ja raus finden, auch wenn sie dazu vorerst in seiner Gesellschaft bleiben musste.



16.10.2016, 20:52
»Nathanael
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Loan ♥ 



Aber wenigstens nahm Loan es ihm nicht übel, dass Nathanael seine Reaktion auf die Informationsflut so belächelt hatte. Immerhin lächelte er ebenfalls wenn auch etwas schief. Aber das machte ihn gleich nur noch viel sympathischer. Endlich mal wieder jemand, der sich selbst nicht allzu schwer und wichtig nahm! Nathanael hatte schon den Eindruck gewonnen, dass die Welt mittlerweile nur noch aus solchen Typen bestand. Alle hatten etwas total Wichtiges vor und waren selbst auch unverzichtbar. Ach ja, und wehe du lachst! Freude hat in diesen Tagen nichts zu suchen. Ja, genau solch einen Eindruck hatte er in letzter Zeit von seiner Umwelt geerntet. Und wenn er mal ganz ehrlich zu sich war, musste er auch zugeben selbst nicht anders gewesen zu sein. Drum fiel ihm ein Stein vom Herzen, als er bei dem Anderen nicht auf die geballte "ich bin ja soo kompetent und ach-so-professionell"-Schiene traf. Dem bisherigen Eindruck nach konnte man bereits sagen, dass ihm Loan gefiel. 
Nachdem Nathanael so unbefriedigend Auskunft über die Corvus Corax gegeben hatte - wie sollte er so jemals seine Aufgaben erfolgreich abschließen? - fasste Loan das, was er eigentlich ausdrücken wollte, recht gut zusammen. Vielleicht hatte der Kaltblüter also doch nicht ganz so versagt wie er selbst angenommen hatte? Oder Loan hatte doch bereits etwas von der Herde der Corvus Corax gehört. Aber statt darüber nun weiter nach zu sinnen nickte Nathanael aufgeregt und bestätigte erfreut, dass er verstanden wurde: »Ganz genau so wollte ich das sagen! « Und schon änderte sich seine Körperhaltung von der Verunsicherung wieder in eine stolze, aufrechte Position. Wenn Loan das gut hieß, standen die Zeichen ja doch nicht allzu schlecht, dass er ihn womöglich werben konnte einer der ihren zu werden, oder? Aber jetzt mal ganz langsam. Wenn er nun zu schnell vorgehen würde, könnte dieser Funke Hoffnung in einem Bruchteil erlischen und damit eine weitere seiner Aufgaben - wieder einmal- (vorerst) scheitern. Warum hatte man auch gerade ihn mit dieser Aufgabe losgeschickt? Hatten sie nicht deutlich redegewandtere Wesen in ihren Reihen? Oder waren sie alle solche Legastheniker? Und wo er schon darüber nachdachte... Hatte man ihm diese Aufgabe überhaupt direkt zugeordnet oder war sie vielleicht sogar an mehrere erteilt worden? Oh, er hoffte, dass nicht nur er diese Aufgabe auf seinen Schultern zu Lasten hatte. 
Doch zurück in die Jetztzeit; Loan wollte von ihm wissen, für wie wahrscheinlich er einen aktiven Krieg halte.  Sein Blick irrte rasch um die beiden herum, ehe er ihm schnell die Antwort gab: »Ich denke sehr fest, dass es zu einem aktiven Krieg kommen wird. Die Frage ist nur wann und wer ihn austrägt. Vielleicht noch wir, vielleicht unsere Kinder oder unsere Enkelkinder oder gar noch weiter in der Zukunft liegende Generationen.« - er räusperte sich kurz und schaute direkt darauf wieder in Loans Gesicht - »Denn eines ist mir klar geworden, die Geschichten über längst vergangene Tage, die mir beispielsweise mein Großvater erzählt hat, lehren uns nichts weiter, als dass die Geschichte uns nichts lehrt. Ungereimtheiten und Streit gab es schon immer und wird es sicherlich auch immer geben und es liegt an uns, wie vernünftig wir miteinander umgehen. Und ich schätze die Herden, wie sie momentan existieren, nicht als so vernünftig ein. « Das tat er wirklich nicht. Würden die Herden nur noch größer werden, mehr Platz benötigen und sich quasi auf die Hufe treten, würde es sicherlich spätestens dann eskalieren. Wie viele konnte man auf einen Fleck sperren, ohne dass irgendwem auch nur ein Haar gekrümmt wurde? Wie sah Loan aber das mit dem Krieg? Sicherlich hoffte er wie jeder andere darauf, niemals darin verwickelt zu werden, geschweige denn dass überhaupt einer ausbrach. Sicherlich, das hoffte Nathanael ja selbst auch. Aber die Hoffnung war manchmal eben leider meilenweit davon entfernt, was ein sehr wahrscheinliches Szenario von morgen werden könnte. Ein tiefes, trauriges Seufzen entglitt dem tiefschwarzen Hengst. 
Wie, Loan konnte sich ein Leben in der Herde nicht vorstellen? Und was sollte das heißen, er traue sich nicht? Nathanael schaute ihn perplex an. »Wieso das denn nicht?«, fragte er und bemühte sich darum, keinen weiteren Satz daran anzuhängen, der in irgendeiner Weise als vorwurfsvoll aufgefasst werden könnte - was ihm auch gelang, nach dieser Frage verstummte der Herzstirn-Hengst einfach. Aber was unterschied sich schon großartig zwischen dem Leben allein und dem Leben in einer Herde? Man konnte sich ja trotzdem dazu entschließen 'frei' zu bleiben und sich einfach weniger sozial engagieren. Der Bonus der Herde war doch nun einmal der Schutz und die Vor-und Nachsorge. Wie organisierte sich Loan denn wenn es im Winter kaum noch Nahrung gab? Was tat er, wenn er krank wurde? Schlug er sich ganz allein durch? Wie konnte man so etwas schaffen? Wobei. Zu schaffen war es sicherlich, aber war es da nicht doch viel einfacher sich einer Herde anzuschließen? 


30.10.2016, 21:44
» Huckleberry Fynn
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Levana




Die weiße Stute schien noch immer nicht erfreut über die Anwesenheit des alten Rappens zu sein. Zumindest verriet das ihr Wortlaut und auch ihre Wortwahl. Das gezischte Spinnst du?! hallte in seinen Ohren ein wenig nach. Der Rapphengst schüttelte den Kopf, fast so, als wollte er den Klang aus seinem Kopf heraus schütteln. 

Eigentlich hätte Huck einfach gehen sollen. Er hätte die Alte stehen lassen sollen, damit sie mit ihrer schlechten Laune alleine sein konnte. Aber das tat Huck Fynn nicht. Er hatte immer diesen Drang jemanden, dem es schlecht ging zu helfen. Auch wenn er nicht behaupten konnte, dass er in jeder bisherigen Situation seines Lebens ein absolut guter Kerl war. Gewiss nicht.

Die Weiße schien sich aber ein wenig zu beruhigen, als Huck sich vorstellte. Zwar sagte sie ihm nur kurz ihren eigenen Namen, aber das tat sie in einem komplett anderen Ton. Ihr Tonfall kam Huck fast schon freundlich vor.
Der alte Rappe war sichtlich verwirrt. Versuchte sie jetzt, nett zu ihm zu sein? Er legte den Kopf leicht schief und sah sie mit seinen dunklen, braunen Augen an. Woher kam diese plötzliche Sinneswandlung?

Dennoch versuchte Huck, sich davon nicht verunsichern zu lassen. Vielleicht wollte die Schimmelstute ihn ja einfach verwirren. Es könnte natürlich auch sein, dass sie sich durch das „anschleichen“ - der Rappe musste fast schon wieder darüber schmunzeln – des Alten so erschrocken hatte, dass sie ihn deshalb verscheuchen wollte. Es könnte sein, dass sie sich nun wieder beruhigt hatte und man mit ihr vielleicht doch noch normal reden konnte.


„Es freut mich, dich kennen zu lernen, Levana.“, sprach der alte Rappe. Ihr Name klang so sanft auf seiner Zunge. Es passte gar nicht zu der launischen Stute, welche da vor ihm stand.

Dennoch wollte Huck Fynn jetzt noch nicht gehen. Er würde sich ein wenig mit ihr unterhalten. Denn auch wenn sie es wahrscheinlich vehement abstreiten würde, brauchte sie bestimmt ein wenig Gesellschaft. Die Stute kam dem Rapphengst so traurig vor. So einsam.
„Was führt dich hier zur Kirche?“, Huck versuchte, ein wenig Smalltalk zu betreiben. Vielleicht könnte er ja doch noch ein wenig Freundlichkeit aus der Schimmelstute heraus locken. Wieder legte der Rappe den Kopf leicht schief und sah sie lächelnd an.



Wörter: 413

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« Im Alter bereut man vor allem die Dinge, die man nie erlebt hat. »
01.11.2016, 10:41
»Levana
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Huckleberry Fynn



Levana ließ den Alten nicht aus den Augen, registrierte jeder Regung und jedes noch so Muskelzucken von ihm. Versuchte zu erkennen, was in ihm vorging. Sie durchschritt dieser Welt schon sehr lange, wenn auch nicht ganz so lange wahrscheinlich wie der Rappe, und besaß zumindest ein wenig Lebenserfahrung. Und sie hatte so einige Gestalten getroffen, die ihr gelehrt hatten, das der Schein immer trügen konnte. Der Schwarze mochte freundlich wirken, auf seine Art und Weise, und trotzdem konnte er dahinter versteckt dunkle Absichten verfolgen. Nicht das die Weiße im Falle des Falles nicht wissen würde sich zu verteidigen, im Gegenteil, sie würde Huckleberry Fynn dann schon zurecht stutzen, aber das lag ihr eigentlich nicht. Im Grunde verabscheute die Schimmelstute Gewalt jeglicher Art. So war sie nicht erzogen worden, darum kam ein Kampf mit körperlichen Aktivitäten nur im aller größten Notfall in Frage. Nicht weil die Stute Angst hatte verletzt zu werden – kein körperlicher Schmerz konnte so groß werden, wie Seelenschmerz – aber tief in ihrem Inneren wollte sie einfach Niemanden schaden. Es konnte ja keiner etwas für das, was ihr widerfahren war.

Die Helle war sich nicht ganz sicher, aber eine leise Ahnung, das ihr Auftreten ihren Gegenüber ganz schon verwirrt und verunsicher hatte, machte sich in ihr breit. Nun gut, er hatte alles recht dazu sich so zu fühlen. Erst fauchte Levana ihn förmlich an, nur um dann näher zu treten. Dann keifte sie erneut los um sich im nächsten Augenblick vorzustellen. Die Stimme des Hengstes erklangt erneut, so sanft und freundlich, das es der Weißen schon irgendwie im Herzen – sofern sie noch eins besaß – wehtat ihn so unfreundlich und kalt zu behandeln. Aber es war keine Alternative ihm gegenüber nett zu sein, fast schon einladend und warm, nur damit danach dann wieder etwas in ihr zerbrach, wodurch auch immer. Sie war im Außen nicht mehr die, die sie damals gewesen war. Schon lange nicht mehr. "Ich würde ja sagen das ich ebenfalls erfreut bin." begann Levana eine Antwort, blinzelte kurz, die Stimme nun ein wenig weicher, als noch vor wenigen Minuten, mit einem hellen, reinen Unterton. Ein Ausblick auf das, was sie mal gewesen war. Irgendwann in einem früheren Leben. "Aber im Augenblick bin ich mir absolut nicht sicher." Das stimmte sogar. Innerlich war die Stute froh über die Gesellschaft, aber gleichzeitig wollte sie diesen Fremden nicht bei sich haben. Eine Zwickmühle.

Als der Rappe letztlich den markanten Kopf in eine leichte Schieflage legte, sie aus seinen dunklen Augen freundlich betrachtete, versetzte es der Weißen einen Stich irgendwo in dem Bereich, wo sich wohl das Herz befand. Zumindest im Normalfall. Levana schnaubte dunkel, schüttelte ihr Haupt. Was zum Teufel tat sie hier? "Was mich her führte?“ wiederholte sie die Frage von Huckleberry Fynn, die Züge im Gesicht weiterhin wie eingefroren. Ihre Maske. Der Blick der Schimmelstute wanderte kurz zu dem Gebäude, der Kirche. Eigentlich wollte sie hier gar nichts. "Ah ich weiß. Ich wollt die Glocken läuten, damit noch mehr ungebetener Besuch auf den Plan tritt." Der Sarkasmus in ihrer unterkühlten Stimme war kaum zu überhören, während ihre Augen nun wieder prüfend auf dem Schwarzen ruhten. Wie lange er das wohl durch halten würde? Lange genug vielleicht um ein wenig der wahren Levana zu erleben? Vermutlich nicht, denn die Schimmeln hatte ihr wahres Ich sehr, sehr tief in sich und unter der Maske vergraben. "Und was willst du hier?" Das Interesse an seinen Beweggründen war wahrhaft echt, immerhin bestand weiterhin die Möglichkeit das er ein Bösewicht sein könnte, aber in ihrer Stimme schwang keinerlei Neugier mit. Sie klang zwar nicht mehr so eiskalt und abweisen, wie ganz zu Anfang, aber auch nicht wirklich einladen. Einfach neutral unterkühlt irgendwie.



01.11.2016, 12:40
» Loan
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Nathanael ♥



Loan war stolz, dass er Nathanaels Ausführungen offensichtlich richtig aufgenommen und zusammengefasst hatte. Die positive und zustimmende Reaktion des Rappen ließ ihn das deuten und der braune Hengst lächelte erleichtert, ja richtig zufrieden. Eigentlich war er meist der, der nicht verstand, worum es ging - beziehungsweise war er der, der nicht ausdrücken konnte, was er dachte. Daher kam es nicht gerade selten vor, dass man ihn als dumm abstempelte. Jetzt aber schien er zur Abwechslung endlich mal auf der richtigen Fährte gewesen zu sein und ein bisschen stolz stellte Loan fest, dass er damit bei Nathanael höchstwahrscheinlich ein paar kleine Pluspunkte hatte sammeln können.

Die realistische Einschätzung des Rappen zum Thema Krieg ließ Loan sichtlich erschaudern. Er hatte gehofft, dass auch Nathanael die Situation im Tal schönreden würde; so, wie es eigentlich alle taten. Inklusive Loan selbst. Doch der Kaltblüter machte ihm diesen Gefallen nicht. Im Gegenteil: er war der Erste, der ihm ganz direkt sagte, dass es seiner Meinung nach definitiv zum Krieg kommen würde. Und dass die Herden aktuell eigentlich alles dafür taten, dass es so kam. Sie versuchten scheinbar nicht wirklich, es zu verhindern. Die Sichtweise des Rappen war beunruhigend und der braune Vollblüter zuckte etwas verunsichert mit den Ohren, er wirkte plötzlich ein wenig nervös und eingeschüchtert. Der Gedanke, dass er vermutlich noch Zeuge eines Krieges werden könnte, behagte ihm nicht. Vor allem, weil er als Einzelgänger vollkommen schutzlos zwischen die Fronten geraten würde. Das versprach kein gutes Ende zu nehmen. Loan schluckte einige Male angespannt, ehe er sich dezent räusperte. "Ja, vermutlich hast du Recht," murmelte Loan kleinlaut und blinzelte dem stämmigen Kaltblüter sichtlich überfordert zu. Dieses Thema stellte ihn vor neue Schwierigkeiten, neuen Hindernissen, welchen er sich nicht annehmen wollte. "Die Vorstellung gefällt mir nicht." Betrübt ließ Loan ein wenig den Kopf hängen, hielt den Blickkontakt zu Nathanael allerdings nach wie vor aufrecht. "Hast du Angst, dass du es noch erleben wirst?" Fragend legte der braune Hengst sein Haupt schief und bedachte den Dunklen mit interessierten Blicken. In Loan's Vorstellung hatte ein Hengst wie Nathanael vor nichts und niemandem Angst.

Nathanael's Verwunderung lenkte Loan kurzzeitig von den aufkeimenden Sorgen ab und er blinzelte dem Rappen zunächst ebenso perplex zu, ehe er etwas verlegen zu grinsen begann. Seine Einstellung war genauso seltsam, wie sein Leben. Bisher hatte noch niemand für ihn und seine Lebensweisheit Verständnis aufbringen können; offenbar war Loan ziemlich speziell war Bindungen oder ähnliches anging. "Ich weiß nicht so genau. Es ist schwierig zu erklären," begann der Braune ausschweifend, zuckte hilflos mit den Schultern. Er wollte sich nicht wieder sinnlos um Kopf und Kragen reden. Bei einem Hengst wie Nathanael, der seit Jahren seiner Herde treu und loyal war, würde für seine Sichtweise erst Recht kein Verständnis aufbringen können. "Ich möchte keine Verantwortung eingehen, keine Verpflichtungen. Ich möchte frei sein, ungebunden. Ich möchte mich nicht ein bestehendes System integrieren müssen. Ich will vermeiden, dass andere über mich urteilen müssen. Ich will meine Sorgen und Ängste eigentlich mit niemandem teilen. Und vor allem möchte ich niemandem meine Treue oder Loyalität schwören müssen." Loan bemerkte erst jetzt, wie egoistisch und selbstsüchtig das klang und befürchtete, dass ihn das in ein sehr unvorteilhaftes Licht stellen würde. "Ich habe das Gefühl dass mich eine Herde einengen würde." Hilflos zuckte der Hengst mit den Schultern. Das war wohl irgendwie das perfekte Fettnäpfchen, oder? Jetzt wirkte er bestimmt wie so ein Egoschwein. "Es ist sehr kompliziert, entschuldige." Entschuldigend lächelte er, sichtlich verunsichert. Seine Blicke lagen abwartend auf dem Rappen, befürchtend, eine negative Reaktion von ihm zu ernten.



04.11.2016, 21:47
»Chiara Elena Kostas
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Wer will?



Irgendwie hatte sie es einmal wieder geschafft ihren Bruder aus den Augen zu verlieren. Der Sommer war vorüber und sie hatte sich einige Zeit bei der Herde aufgehalten, der die Geschwister beigetreten waren. Es war einfach und unbeschwert gewesen, die Zweisamkeit mit ihrem geliebten Bruder. 
So viel hatte sich seither verändert und nun stand die wohl größte Veränderung bevor. 
Alleine hatte sie das Herdengebiet verlassen. Es zog sie nach dem bisschen Heimat, das sie noch kannte. An die Vergangenheit, die sie nie wieder haben würde.
Nein, sie vermisste das Leben nicht, doch es hing ihr kurzweilig immer noch in den Knochen, so rasant hatte sich ihr Leben verändert.
Die Kirche war eine der wenigen Orte, die sie stark an ihr damaliges, sittsames Leben erinnerte. 
Sie hatte die Kirche gehasst. Chiara konnte sich nicht vorstellen, dass jemand an Gott glauben konnte und in einer Region lebte, die eine Purgenacht hatte.
Dieser Gott... den ihre Ihre Eltern immer angebetet hatten. Wo war er gewesen, als Chironex ihnen das Leben ausgehaucht hatte?
Ein feines Lächeln überzog ihre Züge, als sie sich ins innere Begab.
Obwohl alles heruntergekommen war, überkam sie der Wehmut. Und glück durchströmte sie. Ja, diese Zeit lag hinter ihr.
Ein leises Schnauben unterbrach die Stille, die sich gerade an diesem ehemals heiligen Ort eingestellt hatte.
Heute.... heute war er nichts als eine flüchtige Erinnerung, so wie Chiara es sich erhofft hatte. 


10.11.2016, 12:27
» Haru


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Chiara Elena Kostas



„… das klingt doch nach einer fabelhaften Idee, oder? Was denkst du Haru? Ja oder nein? Ah komm schon, wir wissen beide, dass du mich nicht ewig ignorieren kannst. Nein, halt, du wirst irgendwann antworten. Also sag was. Komm schon, du bist das einzige Wesen mit dem ich kommunizieren kann, sei nicht so...“ Ein entnervtes Schnauben entfuhr der Stute, während sie mit den Nüstern über den kahlen Boden fuhr. Es war schon einige Zeit vergangen, seit sie im Tal angekommen war und trotzdem konnte sie dort kein wirkliches Ziel finden. Sie wusste nicht einmal, ob sie nach irgendwas suchte, oder doch nur ziellos durch die Gegend irrte. Anfangs hatte sie noch die Alte finden wollen, die sie nach Fakhirs Ausbruch aufgenommen hatte. Mittlerweile wusste sie allerdings nicht einmal, ob es möglich war die Stute zu finden. Sie war weg, wie in Luft aufgelöst und Haru allein. Fakhirs Stimme war für sie dabei meist nur ein nerviges Hintergrundgeräusch, welches sie versuchte so gut es ging zu ignorieren. Leider wusste der schwarze Hengst allerdings zu gut, womit er ihr am besten auf die Nerven ging, als würde er ihr damit den Fakt heimzahlen wollen, dass sie ihn nicht mehr so leicht die Kontrolle über den eigenen Körper haben ließ. Vielleicht war es ja auch der Grund, warum er sie rund um die Uhr an seinen ganzen sadistischen Gedanken teilhaben ließ. Oder ihr generell wie und wann er nur konnte auf die Nerven ging. Manchmal wusste Haru selbst nicht, was sie gegen den Quälgeist tun konnte, denn ein ‚halt die Klappe‘ stachelte ihn an und ignorieren half auch nicht viel. „Haru!“, meinte der Hengst, wobei er ihren Namen wie einen Kaugummi in die Länge zog und dabei wie ein aufgedrehtes Fohlen um sie herum hüpfte. „Haruharuharuharuharu-“
„WAS?!“, entfuhr es der hellen Stute schließlich. Ein dunkles Lachen seitens Fakhir, als würde ihm ihre genervte Reaktion mehr als nur Freude bereiten.
„Ah nichts, ich wollte nur sicher stellen, dass du mir zuhörst. Also, was hälst du von der Idee? Ich meine, das würde doch soooo viel Spaß machen!“, flötete der Hengst. Wie kam es eigentlich, dass er immer so gute Laune hatte? Oder eher, wie kam er auf die ganzen Ideen? Ein genervtes Augenrollen seitens Haru, ehe ihr Blick wieder auf die verlassene Zweibeinersiedlung fiel. Die Häuser sahen mittlerweile ziemlich heruntergekommen aus, als wären ihre Bewohner schon seit Jahren davon gezogen. Dasselbe galt für den Geruch. Diesem nach zu urteilen suchten Pferde oder Wölfe diesen Ort öfter als Menschen auf. Der Blick der Stute fiel in das dunkle Innere eines der Häuser, während sie sich größte Mühe gab Fakhir, der wie üblich auf Schritt und Tritt folgte, nicht zuzuhören.

Die Kirche ragte besonders hoch über die anderen Orte hinaus. Harus Blick fiel auf den großen Turm, der sich irgendwo weit über ihr in den Himmel streckte. Es war nicht die erste Zweibeinerkirche, die sie betrachtete. Trotzdem konnte sie nie genug über die Höhe und Prächtigkeit solcher Gebäude staunen.
„Ew, du willst da aber nicht rein, oder?“, hörte sie Fakhir angewidert neben sich. Stumm rollte die Stute wieder mal mit den Augen, ehe sie den Eingang ansteuerte. Entgegen des Glaubens vieler anderer tat das Betreten einer Kirche Dämonen nicht weh. Leider. Im Inneren des Gebäudes war es düster und kühl, dennoch konnte die Stute vor ihrem inneren Auge die frühere Prächtigkeit des Gebäudes erkennen. Das Gefühl von Ruhe, Zufriedenheit und Wehmut durchströmte die Stute, als Ihr Blick auf das fiel, was einmal der Altar gewesen sein Musste. Für einen Moment schaffte sie es sogar das Quengeln des Dämons zu vergessen. War Fakhir vielleicht Gottes Strafe dafür, dass sie den Dämon herausgelassen hatte? Dafür, dass sie nur ein Zuschauer beim Tod ihrer Familie war? Ja, mit Sicherheit. Es war nicht Fakhirs Stimme, die die Aufmerksamkeit der Stute auf sich lenkte, auch wenn sie im ersten Moment dachte, seine Silhouette aus den Augenwinkeln zu sehen. Es war der Geruch eines Fremden Pferdes, welcher Haru die Ohren spitzen ließ. Fakhirs freudige Kommentare, dass es endlich ein wenig Abwechslung gab ignorierend trat sie auf die Braune zu.
„Guten Tag, das ist ein echt seltsamer Ort um auf ein anderes Pferd zu treffen.“, sagte sie mit ruhiger Stimme. Manchmal wünschte sie sich wirklich, dass sie nicht die Einzige sein würde, die Fakhir sehen und hören konnte. Dann gab es wenigstens auch andere Wesen, die ihr Leid teilen würden. Wobei sie dann andererseits nicht wissen wollte, was für einen Schaden der Dämon anrichten würde oder eher, wie viele Seelen er mit in die Hölle reißen würde.


Wörter: 895

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Please forgive my evil sins
Please give me strength so that I may not fall
Please give me wisdom to throw away the evil things
18.11.2016, 18:49
» Justice
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Artax



Trautes Heim kommt immer mit all den Pflichten die dazu gehören ... "Nein, ich glaube dass gehört sich so nicht." "Was weiß ich, ich habe kein Zuhause!" "Reg dich nicht auf, pass lieber auf wo du ..." Boom! "... hintrittst. Dummes Stück!" Die Schlammpfütze wurde größer, immerhin lag jetzt ein Pferd darin. Die Schnautze alg inter dem Oberfläche. Blubb. Blubb. Blubbblubb. Schlammbläschen. Ein gluksendes Lachen erklang, dann erhob sich das von oben bis unten in Schlamm getauchte Schlammmonster aus dem Schlamm und hüpfte davon. Die Umgebung veränderte sich stetig, manchmal auch nicht. Bis jetzt fand sich allerdings nichts wieder was in den Erinnerungen des Monsters etwas auslöste. Ein leiser Wind wehte. "Nein! Nicht schon wieder!" Sie antwortete nicht, flötete eine leise Melodie vor sich hin die durch den Schlamm, welcher immer wieder ins Maul tropfte, unförmig und nicht zu erkennen war. Irgendwann, das dreckige Tier blieb stehen und steckte den Hals in den Himmel (es sah aus wie einer dieser Vogel der sich mit seinem Kopf an den Rücken haut ...) und knurrte (unbegründet ...). Vor ihr ragte ein altes Gebäude empor, hoch und spitz ragte es in den Himmel, fast durch die niedirge Wolkendecke nicht zu erkennen. Sie lies einen Pfiff los, drehte den Kopf wieder richtig und seufzte. Der Blick schweifte durch die Umgebung, auf nichts spezielles gerichtet und es bliebt auch an nichts haften. Etwas später, sie hatte ihren Posten nicht verlassen, hüpfte sie weiter, auf das Gebäude zu, drum rum und wieder zu ihrem Ausgangspunkt zurück. Dann legte sie den Kopf schief, der Schlamm tropfte weiter von ihrem dürren Körper ab, die Wolken zogen sich zu und verdunkelten die Umgebung. Sie stand nur da, dreckig und unbeobachtet.


09.12.2016, 19:57
»Artax
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{Justice.}

cf: Gebirge

Nach seiner kurzen Bekanntschaft am Gebirge, machte er sich erneut auf den Weg. Seine Beine trugen ihn durch den Schnee. Wie lange er wohl am Gebirge verweilt hatte ohne auf seine Umgebung zu achten? Immerhin war nun alles weiß, auch wenn der Schnee unter seinen hufen dahin schmolz. Darüber wollte er sich nun keine Gedanken machen, denn es wartete mehr als dieser eine Gedanke auf ihn. Es wartete ein Abenteuer voll neuer Dinge. Alles war fremd und konnte erkundigt werden. Egal ob alleine oder zu zweit, auch wenn ihm alleine lieber wäre. Den Kopf senkte er ruckartig zu Boden. Seine Schritte verlangsamten sich. Seufzend schloss er die Augen, während seine Beine ihn weiter trugen. Diese Welle, welche ihn bei ihm brach, kam ihm recht ungelegen. Besser hätte es gepasst wenn diese nicht gekommen wäre. Doch so schnell diese Welle ihn erreichte, überkam ihm nun wieder eine Welle, welche das negative wegspülte. Den Kopf richtete er nun wieder etwas auf, die Augen öffnete er. Wo war er hier nun? Er bekam nicht mit, dass er schon an einem anderen Ort war. Vor ihm erstreckte sich ein Gebäude. Ob dieses von großer Bedeutung war? Die Neugierde zog ihn näher an das Gebäude und somit auch zur Tür. Vor dieser blieb er stehen. Hibbilig tänzelte er auf der Stelle. Sollte er es von innen erkunden? Sein Kopf drehte sich zu seiner rechten und zu seiner linken. Da er niemanden sah, der in aufhalten wollte, marschierte er in das hohe Gebäude und ließ seinen Blick über alles schweifen.


09.12.2016, 21:06
» Huckleberry Fynn
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Levana




Die Züge der Schimmelstute waren immer noch eiskalt. Als hätte der Winter, der nun langsam einzug ins Stillreich hielt, sie erwischt und eingefroren. Vielleicht war ihr Fell überhaupt nicht weiß, sondern es war nur das Eis, welches durch den Frost der in ihr herrschte entstanden war. 
Wieder einmal musste der Rappe kaum merklich seinen schweren Kopf schütteln. Manchmal fragte er sich selbst, was eigentlich in ihm vorging. Was dachte er denn da nur? Auch wenn diese Metaphern definitiv zu Levana passten - so wusste er nicht, was ihn geritten hatte, dass er auf einmal so ein Philosoph wurde. Beim besten Willen nicht.

Er war noch nie ein Hengst der großen Worte gewesen - hier und da mal ein bisschen belangloses Plaudern war zwar kein Problem für ihn, aber Geschichten erzählen oder gar Gedichte aufsagen konnte wirklich nicht. Es hätte auch gar nicht zu ihm gepasst. Der Rapphengst versuchte, seinen verwirrten Kopf wieder ein wenig leer zu räumen, ehe er die Stute wieder ansah. Nein, sie schien wirklich ein Schimmel zu sein. Kein Frost war auf ihrem Fell zu erkennen. Auch wenn das bei den jetzigen Temparaturen kein Wunder gewesen wäre. 
Fast schon musste Huck über sich selbst grinsen. Doch das konnte er nicht, dafür machten ihm seine wirren Gedankengänge allmählich zu viele Sorgen. Er hoffte, im Alter nicht vollkommen verrückt zu werden. Obwohl auch das bestimmt seine Vorteile hatte.

Jäh wurde der Hengst aus seinen verworrenen Gedanken gerissen, als die Stute weitersprach. In ihrer Stimme schwang nicht einmal ein Hauch Interesse mit, als sie ihm eine sarkastische Antwort gab. Wollte sie lustig sein? Oder war sie noch immer nicht aufgetaut? 
Huck hatte schon bemerkt, dass die Stute in etwa sein Alter haben musste. Ihr Rücken war trotz ihrer noch kräftigen und starken Statur ein wenig eingefallen und auch in ihrem Gesicht machten sich die Jahredes Lebens bemerkbar. Hätte er diese Worte von einem jüngeren Pferd gehört, so wäre der Rapphengst zutiefst empört gewesen. Doch nun wusste Huckleberry Fynn nicht, wie er reagieren sollte. Sie war kein kleines Fohlen mehr, sie wusste, dass man so etwas nicht sagte. Und doch tat sie es, wie ein Jungpferd, welches ein wenig provozieren wollte. 

Huck seufzte und folgte ihrem Blick, welcher vor kurzem noch zur Kirche hoch gezeigt hatte. "Na dann...", die tiefe Stimme des Rappen hallte ein wenig in der Umgebung wieder. "Bin ich schon einmal gespannt, wie du bis zu den Glocken hoch klettern kannst." 
Der Hengst verdrehte ein wenig spöttisch die Augen. Langsam aber sicher war er mächtig genervt von Levana. Trotzdem entschloss er sich immer noch nicht dazu, einfach weiter zu ziehen. Er wollte wissen, wohin dieses Gespräch, diese Bekanntschaft führte. 

"Was ich hier will?", wiederholte er ihre Frage. In genau dem gleichen, unfreundlichen und genervten Ton, in dem die Schimmelstute sprach. "Ich lauere anderen Pferden auf um sie mit meiner Anwesenheit zu belästigen. Zum Glück habe ich ja dich gefunden.", Huck grinste. Seine Tonart hatte sich im laufe dieses Satzes einmal grunlegend geändert. Zum Ende hin gluckste er fast und konnte sich selbst nicht mehr wirklich ernst nehmen.


Wörter: 588

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« Im Alter bereut man vor allem die Dinge, die man nie erlebt hat. »
11.12.2016, 11:55
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Huckleberry Fynn




Levana hielt die kalte Maske weiterhin aufrecht. Mit dem unterkühlten Blick hielt sie den Schwarzen weiterhin im Blick, ließ ihn nicht aus den Augen. Zwar wurde der verdacht, das er dunkle Hintergedanken hegte, immer weniger, doch sicher sein konnte man sich nie. Das hatte die Schimmelstute in ihrem Leben mehr als einmal gelernt. Als Huckleberry Fynn wiederholt mit das markanten Haupt schüttelte, zuckte die Stute kurz zurück. Die feinen Ohren rutschten automatisch zurück ganz eng ans Genick. Ein Angriff? Nein, der Rapphengst hatte vermutlich nur den Kopf über sich selbst geschüttelt. Wahrscheinlich über Gedanken, die ihm durch das Haupt geschossen waren. Nicht das Levana es interessierte, was genau der Hengst dachte. Zumindest nicht nach Außen hin. Als Huckleberry Fynn seinen Blick wieder auf sie legte, erwiderte die Weiße ihn starr. Ihre Züge blieben verhärtet. Es würde sicher seine Zeit dauern, ehe Levana das ablegen würde, sofern es überhaupt jemals wieder möglich wäre. Manchmal war sich die Stute selbst nicht sicher ob sie nicht irgendwann doch wieder so sein könnte wie früher. Unbeschwert. Freundlich. Leicht. Liebenswert.

Als Huckleberry Fynn erneut seine Stimme erklingen ließ, alt und rau, mit einem leicht ironischen Unterton, huschte doch tatsächlich so etwas wie ein leichtes Grinsen über die Züge der Stute. Kaum mehr als ein Wimpernschlag lang. Unbewusst straffte Levana die Haltung, ließ die Augen zum Glockenturm gleiten. Es würde sicher sehr amüsant aussehen, würde sie ihren schweren, alten Körper dort hinauf hieven. Nicht, das man ihr das Alter so sehr ansah, immerhin hielt ihr ruheloses Leben sie fit, aber wirklich verleugnen konnte die Weiße es doch nicht. Ihr Rücken war bereits leicht eingefallen. Wäre sie nicht von Natur aus weiß, so würde man überall weiße Härchen sehen können. So wie bei dem Hengst. „Wir wissen beide, das ich das sicher nicht schaffen würde. Zu schwer. Zu alt. Zu ungelenkt.“ erwiderte die Schimmelin schließlich ebenso spöttisch, wie Huckleberry Fynn zuvor noch gesprochen hatte. Unbemerkt schwang in der Stimme nun ein leiser, kaum hörbarer Ton von Wärme und Weichheit mit. Fast so, als wenn sie einem kleinen Fohlen erklären müsse, warum das für ein Pferd kaum möglich war.

Mit einem doch recht eleganten Augenaufschlag richtete die Stute ihren Blick zurück auf den Gegenüber. Die Ohren rutschten wie von selbst fast schon neugierig nach vorne, spitzten sich beim Hören der Stimme des Hengstes, der ihre Frage wiederholte. Die Stimme gespielt unfreundlich, genervt. Levana wusste, das sie so klang, selbst wenn sie es nicht wollen würde. Selbstschutz vielleicht? Die Antwort des Rappen, begleitet von dem Grinsen auf seinen Zügen, schaffte es tatsächlich die Weiße wirklich zu erreichen. Sie tat ihm Unrecht, so wie sie ihn behandelte, was war ihr mehr als klar. Diese Gewissheit stach schmerzhaft in der Brust von Levana. Doch sie sollte sich auf Niemanden einlassen. Es könnte sie umbringen. Trotzdem, die Weiße konnte sich fast nicht mehr dagegen wehren, bemerkte wie sich erneut ihre Maulwinkel kurzzeitig nach oben bewegten. Huckleberry Fynn kratze eindringlich an ihrer Hülle, wollte sie scheinbar auftauen, erreichen. „Ja, zum Glück hast du mich gefunden.“ erwiderte Levana, wollte die Stimme neutral halten, doch ein sehnsüchtiger, fast schon dankender Unterton war nicht zu vermeiden. Die Schimmelin biss sich auf die Lippen, ehe sie heftig den Kopf schüttelte. Vielleicht sollte sie gehen? Auch wenn ihr Innerstes nach Gesellschaft schrie?



21.12.2016, 15:09
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Levana



Huck hielt dem starren und fast schon durchdringenden Blick der Stute mühelos stand. Der alte Rappe wusste noch immer nicht so recht, ob sie einfach nur genervt von ihm war oder ob sie wirklich versuchte, ihn einzuschüchtern. Die zweite Option würde bei Huck höchstwahrscheinlich nicht klappen. Dieser alte Hengst hatte schon so viel in seinem Leben gesehen und erlebt, dass ihm nichts mehr so schnell Angst einjagen konnte. 
Genau deshalb sah er sie ganz ruhig mit seinen müden und alten Augen an. Zwar lächelte er nicht mehr, aber seine Körpersprache sagte deutlich aus, dass er ihr noch immer nicht unfreundlich gesinnt war.

Doch dann geschah etwas unfassbares. Huck war sich sicher, dass er nur kurz eingenickt war oder schon wahnvorstellungen bekam, doch dem war nicht so. Zumindest nicht in diesem Moment, als er das unglaubliche sah: Die Schimmelstute, welche ihm gegenüber stand lächelte doch tatsächlich. Zwar war Huck sich noch immer nicht sicher, ob dieses Lächeln, welches für den Bruchteil einer Sekunde ihre Lippen umspielte, spöttisch war oder nicht - dennoch war er froh, dass sie überhaupt einmal eine wirkliche Regung zeigte. Vielleicht machte sie sich nur über ihn lustig. Aber es hätte natürlich auch - in einem verschobenen Paralleluniversum versteht sich - ein ehrliches, kleines Grinsen über die Aussage des Rappen sein können. 

Der Alte fühlte sich besser, wenn er an die zweite Möglichkeit glaubte und deshalb tat er das auch. Wieder einmal eine Bestätigung, dass Fynn einfach humor hatte und jeden zum - fast - lachen bringen konnte. Das gefiel ihm besser als die Möglichkeit, dass die Schimmelin ihn einfach nur spöttisch angrinste. 
Huck spitzte seine großen, pelzigen Ohren als Levana tatsächlich mal eine Antwort gab, mit der man als Gesprächspartner auch wirklich etwas anfangen konnte. Jetzt grinste auch Huck, ehe er ihr antwortete: Ich würde dir natürlich gerne meine Hilfe anbieten, aber ich bin noch älter und noch schwerer als du. Von meiner Gelenkigkeit wollen wir gar nicht erst anfangen. 
Huck sah ihr in die Augen und meinte fast, etwas weniger Verachtung in ihrem Blick zu sehen. 

Und auch wenn Huck meinte, dass ihn in seinem Alter nichts mehr schocken konnte, kam danach doch noch eine Antwort von Levana, welche Huck fast von den Socken haute. (Natürlich nur fast, er war ein Pferd und hatte aus diesem Grund keine Socken an.)
Ihre Stimme klang fast schon warm und freundlich. Ein wenig baff sah er sie an, ehe auch er etwas erwiderte: Na dann bin ich ja froh. Du wirst merken, so furchtbar bin ich gar nicht. 

Huck war sich nicht sicher, ob die Stute nun wirklich ein Gespräch mit ihm anfangen wollte, oder ob sie ihm gleich den Rücken zudrehen würde, um sich zum gehen zu wenden. Er konnte die Schimmelin wirklich nicht einschätzen. Und das, obwohl er von sich behaupten konnte, ein guter Pferdekenner zu sein. Die Stute trug so gut wie keine Emotionen nach außen, auch wenn der Rappe nun hoffte, das Eis zwischen ihnen endgültig gebrochen zu haben.


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« Im Alter bereut man vor allem die Dinge, die man nie erlebt hat. »
22.12.2016, 20:26
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Nathanael




Loan war stolz, dass er Nathanaels Ausführungen offensichtlich richtig aufgenommen und zusammengefasst hatte. Die positive und zustimmende Reaktion des Rappen ließ ihn das deuten und der braune Hengst lächelte erleichtert, ja richtig zufrieden. Eigentlich war er meist der, der nicht verstand, worum es ging - beziehungsweise war er der, der nicht ausdrücken konnte, was er dachte. Daher kam es nicht gerade selten vor, dass man ihn als dumm abstempelte. Jetzt aber schien er zur Abwechslung endlich mal auf der richtigen Fährte gewesen zu sein und ein bisschen stolz stellte Loan fest, dass er damit bei Nathanael höchstwahrscheinlich ein paar kleine Pluspunkte hatte sammeln können.

Die realistische Einschätzung des Rappen zum Thema Krieg ließ Loan sichtlich erschaudern. Er hatte gehofft, dass auch Nathanael die Situation im Tal schönreden würde; so, wie es eigentlich alle taten. Inklusive Loan selbst. Doch der Kaltblüter machte ihm diesen Gefallen nicht. Im Gegenteil: er war der Erste, der ihm ganz direkt sagte, dass es seiner Meinung nach definitiv zum Krieg kommen würde. Und dass die Herden aktuell eigentlich alles dafür taten, dass es so kam. Sie versuchten scheinbar nicht wirklich, es zu verhindern. Die Sichtweise des Rappen war beunruhigend und der braune Vollblüter zuckte etwas verunsichert mit den Ohren, er wirkte plötzlich ein wenig nervös und eingeschüchtert. Der Gedanke, dass er vermutlich noch Zeuge eines Krieges werden könnte, behagte ihm nicht. Vor allem, weil er als Einzelgänger vollkommen schutzlos zwischen die Fronten geraten würde. Das versprach kein gutes Ende zu nehmen. Loan schluckte einige Male angespannt, ehe er sich dezent räusperte. "Ja, vermutlich hast du Recht," murmelte Loan kleinlaut und blinzelte dem stämmigen Kaltblüter sichtlich überfordert zu. Dieses Thema stellte ihn vor neue Schwierigkeiten, neuen Hindernissen, welchen er sich nicht annehmen wollte. "Die Vorstellung gefällt mir nicht." Betrübt ließ Loan ein wenig den Kopf hängen, hielt den Blickkontakt zu Nathanael allerdings nach wie vor aufrecht. "Hast du Angst, dass du es noch erleben wirst?" Fragend legte der braune Hengst sein Haupt schief und bedachte den Dunklen mit interessierten Blicken. In Loan's Vorstellung hatte ein Hengst wie Nathanael vor nichts und niemandem Angst.

Nathanael's Verwunderung lenkte Loan kurzzeitig von den aufkeimenden Sorgen ab und er blinzelte dem Rappen zunächst ebenso perplex zu, ehe er etwas verlegen zu grinsen begann. Seine Einstellung war genauso seltsam, wie sein Leben. Bisher hatte noch niemand für ihn und seine Lebensweisheit Verständnis aufbringen können; offenbar war Loan ziemlich speziell war Bindungen oder ähnliches anging. "Ich weiß nicht so genau. Es ist schwierig zu erklären," begann der Braune ausschweifend, zuckte hilflos mit den Schultern. Er wollte sich nicht wieder sinnlos um Kopf und Kragen reden. Bei einem Hengst wie Nathanael, der seit Jahren seiner Herde treu und loyal war, würde für seine Sichtweise erst Recht kein Verständnis aufbringen können. "Ich möchte keine Verantwortung eingehen, keine Verpflichtungen. Ich möchte frei sein, ungebunden. Ich möchte mich nicht ein bestehendes System integrieren müssen. Ich will vermeiden, dass andere über mich urteilen müssen. Ich will meine Sorgen und Ängste eigentlich mit niemandem teilen. Und vor allem möchte ich niemandem meine Treue oder Loyalität schwören müssen." Loan bemerkte erst jetzt, wie egoistisch und selbstsüchtig das klang und befürchtete, dass ihn das in ein sehr unvorteilhaftes Licht stellen würde. "Ich habe das Gefühl dass mich eine Herde einengen würde." Hilflos zuckte der Hengst mit den Schultern. Das war wohl irgendwie das perfekte Fettnäpfchen, oder? Jetzt wirkte er bestimmt wie so ein Egoschwein. "Es ist sehr kompliziert, entschuldige." Entschuldigend lächelte er, sichtlich verunsichert. Seine Blicke lagen abwartend auf dem Rappen, befürchtend, eine negative Reaktion von ihm zu ernten.




31.12.2016, 15:31
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Stillreich » Das Tal » Die Kirche #1
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Anwesende Tiere: Huckleberry Fynn. Leyla.