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« Im Alter bereut man vor allem die Dinge, die man nie erlebt hat. »


Huckleberry Fynn » 22.12.2016, 20:26 » Die Kirche #1

Levana



Huck hielt dem starren und fast schon durchdringenden Blick der Stute mühelos stand. Der alte Rappe wusste noch immer nicht so recht, ob sie einfach nur genervt von ihm war oder ob sie wirklich versuchte, ihn einzuschüchtern. Die zweite Option würde bei Huck höchstwahrscheinlich nicht klappen. Dieser alte Hengst hatte schon so viel in seinem Leben gesehen und erlebt, dass ihm nichts mehr so schnell Angst einjagen konnte. 
Genau deshalb sah er sie ganz ruhig mit seinen müden und alten Augen an. Zwar lächelte er nicht mehr, aber seine Körpersprache sagte deutlich aus, dass er ihr noch immer nicht unfreundlich gesinnt war.

Doch dann geschah etwas unfassbares. Huck war sich sicher, dass er nur kurz eingenickt war oder schon wahnvorstellungen bekam, doch dem war nicht so. Zumindest nicht in diesem Moment, als er das unglaubliche sah: Die Schimmelstute, welche ihm gegenüber stand lächelte doch tatsächlich. Zwar war Huck sich noch immer nicht sicher, ob dieses Lächeln, welches für den Bruchteil einer Sekunde ihre Lippen umspielte, spöttisch war oder nicht - dennoch war er froh, dass sie überhaupt einmal eine wirkliche Regung zeigte. Vielleicht machte sie sich nur über ihn lustig. Aber es hätte natürlich auch - in einem verschobenen Paralleluniversum versteht sich - ein ehrliches, kleines Grinsen über die Aussage des Rappen sein können. 

Der Alte fühlte sich besser, wenn er an die zweite Möglichkeit glaubte und deshalb tat er das auch. Wieder einmal eine Bestätigung, dass Fynn einfach humor hatte und jeden zum - fast - lachen bringen konnte. Das gefiel ihm besser als die Möglichkeit, dass die Schimmelin ihn einfach nur spöttisch angrinste. 
Huck spitzte seine großen, pelzigen Ohren als Levana tatsächlich mal eine Antwort gab, mit der man als Gesprächspartner auch wirklich etwas anfangen konnte. Jetzt grinste auch Huck, ehe er ihr antwortete: Ich würde dir natürlich gerne meine Hilfe anbieten, aber ich bin noch älter und noch schwerer als du. Von meiner Gelenkigkeit wollen wir gar nicht erst anfangen. 
Huck sah ihr in die Augen und meinte fast, etwas weniger Verachtung in ihrem Blick zu sehen. 

Und auch wenn Huck meinte, dass ihn in seinem Alter nichts mehr schocken konnte, kam danach doch noch eine Antwort von Levana, welche Huck fast von den Socken haute. (Natürlich nur fast, er war ein Pferd und hatte aus diesem Grund keine Socken an.)
Ihre Stimme klang fast schon warm und freundlich. Ein wenig baff sah er sie an, ehe auch er etwas erwiderte: Na dann bin ich ja froh. Du wirst merken, so furchtbar bin ich gar nicht. 

Huck war sich nicht sicher, ob die Stute nun wirklich ein Gespräch mit ihm anfangen wollte, oder ob sie ihm gleich den Rücken zudrehen würde, um sich zum gehen zu wenden. Er konnte die Schimmelin wirklich nicht einschätzen. Und das, obwohl er von sich behaupten konnte, ein guter Pferdekenner zu sein. Die Stute trug so gut wie keine Emotionen nach außen, auch wenn der Rappe nun hoffte, das Eis zwischen ihnen endgültig gebrochen zu haben.
Huckleberry Fynn » 11.12.2016, 11:55 » Die Kirche #1

Levana




Die Züge der Schimmelstute waren immer noch eiskalt. Als hätte der Winter, der nun langsam einzug ins Stillreich hielt, sie erwischt und eingefroren. Vielleicht war ihr Fell überhaupt nicht weiß, sondern es war nur das Eis, welches durch den Frost der in ihr herrschte entstanden war. 
Wieder einmal musste der Rappe kaum merklich seinen schweren Kopf schütteln. Manchmal fragte er sich selbst, was eigentlich in ihm vorging. Was dachte er denn da nur? Auch wenn diese Metaphern definitiv zu Levana passten - so wusste er nicht, was ihn geritten hatte, dass er auf einmal so ein Philosoph wurde. Beim besten Willen nicht.

Er war noch nie ein Hengst der großen Worte gewesen - hier und da mal ein bisschen belangloses Plaudern war zwar kein Problem für ihn, aber Geschichten erzählen oder gar Gedichte aufsagen konnte wirklich nicht. Es hätte auch gar nicht zu ihm gepasst. Der Rapphengst versuchte, seinen verwirrten Kopf wieder ein wenig leer zu räumen, ehe er die Stute wieder ansah. Nein, sie schien wirklich ein Schimmel zu sein. Kein Frost war auf ihrem Fell zu erkennen. Auch wenn das bei den jetzigen Temparaturen kein Wunder gewesen wäre. 
Fast schon musste Huck über sich selbst grinsen. Doch das konnte er nicht, dafür machten ihm seine wirren Gedankengänge allmählich zu viele Sorgen. Er hoffte, im Alter nicht vollkommen verrückt zu werden. Obwohl auch das bestimmt seine Vorteile hatte.

Jäh wurde der Hengst aus seinen verworrenen Gedanken gerissen, als die Stute weitersprach. In ihrer Stimme schwang nicht einmal ein Hauch Interesse mit, als sie ihm eine sarkastische Antwort gab. Wollte sie lustig sein? Oder war sie noch immer nicht aufgetaut? 
Huck hatte schon bemerkt, dass die Stute in etwa sein Alter haben musste. Ihr Rücken war trotz ihrer noch kräftigen und starken Statur ein wenig eingefallen und auch in ihrem Gesicht machten sich die Jahredes Lebens bemerkbar. Hätte er diese Worte von einem jüngeren Pferd gehört, so wäre der Rapphengst zutiefst empört gewesen. Doch nun wusste Huckleberry Fynn nicht, wie er reagieren sollte. Sie war kein kleines Fohlen mehr, sie wusste, dass man so etwas nicht sagte. Und doch tat sie es, wie ein Jungpferd, welches ein wenig provozieren wollte. 

Huck seufzte und folgte ihrem Blick, welcher vor kurzem noch zur Kirche hoch gezeigt hatte. "Na dann...", die tiefe Stimme des Rappen hallte ein wenig in der Umgebung wieder. "Bin ich schon einmal gespannt, wie du bis zu den Glocken hoch klettern kannst." 
Der Hengst verdrehte ein wenig spöttisch die Augen. Langsam aber sicher war er mächtig genervt von Levana. Trotzdem entschloss er sich immer noch nicht dazu, einfach weiter zu ziehen. Er wollte wissen, wohin dieses Gespräch, diese Bekanntschaft führte. 

"Was ich hier will?", wiederholte er ihre Frage. In genau dem gleichen, unfreundlichen und genervten Ton, in dem die Schimmelstute sprach. "Ich lauere anderen Pferden auf um sie mit meiner Anwesenheit zu belästigen. Zum Glück habe ich ja dich gefunden.", Huck grinste. Seine Tonart hatte sich im laufe dieses Satzes einmal grunlegend geändert. Zum Ende hin gluckste er fast und konnte sich selbst nicht mehr wirklich ernst nehmen.
Huckleberry Fynn » 01.11.2016, 10:41 » Die Kirche #1

Levana




Die weiße Stute schien noch immer nicht erfreut über die Anwesenheit des alten Rappens zu sein. Zumindest verriet das ihr Wortlaut und auch ihre Wortwahl. Das gezischte Spinnst du?! hallte in seinen Ohren ein wenig nach. Der Rapphengst schüttelte den Kopf, fast so, als wollte er den Klang aus seinem Kopf heraus schütteln. 

Eigentlich hätte Huck einfach gehen sollen. Er hätte die Alte stehen lassen sollen, damit sie mit ihrer schlechten Laune alleine sein konnte. Aber das tat Huck Fynn nicht. Er hatte immer diesen Drang jemanden, dem es schlecht ging zu helfen. Auch wenn er nicht behaupten konnte, dass er in jeder bisherigen Situation seines Lebens ein absolut guter Kerl war. Gewiss nicht.

Die Weiße schien sich aber ein wenig zu beruhigen, als Huck sich vorstellte. Zwar sagte sie ihm nur kurz ihren eigenen Namen, aber das tat sie in einem komplett anderen Ton. Ihr Tonfall kam Huck fast schon freundlich vor.
Der alte Rappe war sichtlich verwirrt. Versuchte sie jetzt, nett zu ihm zu sein? Er legte den Kopf leicht schief und sah sie mit seinen dunklen, braunen Augen an. Woher kam diese plötzliche Sinneswandlung?

Dennoch versuchte Huck, sich davon nicht verunsichern zu lassen. Vielleicht wollte die Schimmelstute ihn ja einfach verwirren. Es könnte natürlich auch sein, dass sie sich durch das „anschleichen“ - der Rappe musste fast schon wieder darüber schmunzeln – des Alten so erschrocken hatte, dass sie ihn deshalb verscheuchen wollte. Es könnte sein, dass sie sich nun wieder beruhigt hatte und man mit ihr vielleicht doch noch normal reden konnte.


„Es freut mich, dich kennen zu lernen, Levana.“, sprach der alte Rappe. Ihr Name klang so sanft auf seiner Zunge. Es passte gar nicht zu der launischen Stute, welche da vor ihm stand.

Dennoch wollte Huck Fynn jetzt noch nicht gehen. Er würde sich ein wenig mit ihr unterhalten. Denn auch wenn sie es wahrscheinlich vehement abstreiten würde, brauchte sie bestimmt ein wenig Gesellschaft. Die Stute kam dem Rapphengst so traurig vor. So einsam.
„Was führt dich hier zur Kirche?“, Huck versuchte, ein wenig Smalltalk zu betreiben. Vielleicht könnte er ja doch noch ein wenig Freundlichkeit aus der Schimmelstute heraus locken. Wieder legte der Rappe den Kopf leicht schief und sah sie lächelnd an.

Huckleberry Fynn » 16.10.2016, 20:22 » Die Kirche #1

Levana




Die Schimmelstute war von Hucks Anwesenheit anscheinend ganz und gar nicht begeistert. Zumindest zerpflückte sie jedes einzelne Wort, welches er zu ihr gesagt hatte. Sie sah ihn ablehnend und herablassend an, ihre Ohren waren leicht angelegt. 
Schon jetzt bereute Huck, sie angesprochen zu haben. Wäre er doch einfach von dannen gezogen, hätte sich einen schönen Schlafplatz gesucht und wäre am nächsten Morgen frisch und fröhlich wieder aufgestanden, um erneut stundenlang nach Futter zu suchen. 

Gespannt lauschte der alte Rappe jedem Wort, welches die Stute aussprach. Er konnte ihr Alter schlecht einschätzen. Sie sprach wie eine jugendliche Göre, ihr Körper verriet aber, dass sie wesentlich älter war. Über die Tatsache, dass es eigentlich Nacht war und er sie mit 'Guten Tag' begrüßt hatte, brachte selbst den Alten zum lachen. Ja, da hatte sie recht. Fynn war kein agressiver Zeitgenosse. Viel zu lang lebte er schon auf dieser Erde, als das er sich von diesem provokanten Verhalten der Schimmelin angegriffen fühlen würde. Er wusste, dass man nicht alles persönlich nehmen durfte. Wahrscheinlich war sie einfach alt und verbittert. 

Nachdem sie sich so empört darüber aufgeregt hatte, dass Huck so an sie heran geschlichen war, verringerte sie die Distanz zu ihm. Wollte sie ihn einschüchtern? Wieder musste der Rappe leicht auflachen und er grinste die Stute fast schon ein wenig provozierend an: "Wie wäre es, wenn du mich erst einmal ansehen würdest? Sieht mein Körperbau in irgend einer Hinsicht so aus, als könnte ich mich anschleichen?", wieder lachte Huck, als er mit seinen schweren Tellerhufen noch einen Schritt auf sie zumachte. Auf dem festen Waldboden hörte man das abfußen aller vier Hufe genau. Man musste taub sein, um so etwas nicht zu hören. 

Hätte der Alte Augenbrauen gehabt, so hätte er diese nun neckisch nach oben gezogen, als er ihr in die Augen sah. "War das zu überhören?"
Dennoch wäre es nicht Hucks Art gewesen, wenn er sich nun weiterhin über die Stute lustig gemacht hätte. Ein wenig Tat sie ihm auch leid. Mit einer solchen Einstellung durch sein Leben zu gehen, musste furchtbar sein. Sie hatte bestimmt keine Freunde und auch so niemanden, mit dem sie reden konnte. 

"Gut, wir sollten damit aufhören.", begann Huck erneut, diesmal nur etwas ernster. "Mein Name ist Huckleberry Fynn und ich wollte mich nicht an dich heranschleichen, sondern einfach ganz nett fragen, ob alles in Ordnung ist. Du hast so traurig ausgesehen. Ich weiß nicht, ob das die Art von allen Pferden hier im Stillreich ist, aber zumindest ist es meine Art.", Dieses Mal grinster er nicht mehr spöttisch, sondern sah sie mit freundlichem Blick an.
Entweder würde sie jetzt ein wenig auf ihn eingehen und sich mit ihm unterhalten, oder sie würde ihn ohnehin verjagen. Huck war sich schon ziemlich sicher, dass zweiteres eher der Fall sein würde. Denn sie schien überhaupt nicht so, als hätte sie große Lust auf Gesellschaft. Wenn sie ihn wegjagte, wäre das ohnehin ihr Problem. Dann würde Huck von dannen ziehen und wieder seine eigenen Wege gehen. 
Huckleberry Fynn » 16.10.2016, 15:12 » Die Kirche #1

Levana





Schon wieder war ein Tag vergangen. Huck hatte dies fast gar nicht bemerkt. Er war zu beschäftigt damit, sich noch etwas Speck für den Winter anzufressen. Zwar wusste der Rappe selbst, dass dies wohl kaum möglich war, trotzdessen versuchte er alles erdenkliche, um diesen Winter zu überstehen. Sein Fell schien zwar dick und wärmend zu sein, aber der Schein seines Fellkleides trügte. Es war lang gewachsen, man sah die einigen lichten Stellen, welche sich vor allem an seinem Bauch ansammelten, nicht. Es war nicht dicht und ein starker Windzug ließ den Rapphengst vor Kälte mit den Zähnen klappern. 

Er seufzte leise, als er seinen Kopf in Richtung des Bodens senken ließ und auf einer Lichtung in diesem sonst so dichten Wald die letzten, noch halbwegs genießbaren Grashalme fraß. Es schmeckte furchtbar und Huck musste sich selbst ständig ins Gewissen rufen, dass ihm keine andere Wahl blieb, als es zu fressen. 
Zwar machte der Rappe sich noch immer Sorgen, diesen Winter nicht zu überleben, dennoch hatte er kaum mehr Angst zu sterben. Er würde diesen Winter bestimmt nicht mit Leichtigkeit überleben, aber es war sicher, dass Huck diesen Winter irgendwie überstehen würde. Fleißig war er die letzten Tage sehr erfolgreich auf Nahrungssuche. Wenn er jeden Tag so viel fressen könnte, dann würde er diesen Winter überstehen. 

Mittlerweile war Huck aber wirklich satt und konnte sich selbst nicht mehr dazu zwingen, dieses verdörrte Graß und die trockenen Äste zu fressen. Er nahm seinen Kopf wieder nach oben. Um ihn herum war es still, nur ein paar Singvögel hörte man noch zwitschern. Diese machten sich bestimmt dafür bereit, in Richtung Süden zu fliegen und dort den Winter zu verbringen. Der alte Rappe wünschte sich, dass er das auch könnte. Einfach losfliegen und ein paar Stunden später an einem völlig anderen Ort, ja vielleicht sogar in einem vollkommen anderen Land zu sein. Aber natürlich wusste er, dass so etwas niemals funktionieren würde. Zumindest nicht, so lange er so ein normalsterblicher Hengst war. Wieder einmal wunderte der Rappe sich, auf welche Gedanken man im Alter kommen konnte. In dieser Hinsicht war Huck manchmal sogar fantasievoller als ein kleines Fohlen.

Er musste über sich selbst grinsen, ehe er sich in Bewegung setzte. Huck lief ein wenig tiefer in den Wald, entfernte sich von der Lichtung. Als er in  etwa auf Höhe der Kirche war, welche gleich an dem Waldstück anschloss, sprang ihm eine schneeweiße Stute ins Auge. Ihre Statur war in etwa wie die seine, nur dass sie noch nicht gar so eingefallen war. Sie wirkte abwesend und in Hucks Augen auch ein wenig traurig. Der alte Rappe hatte das Gefühl, ihr helfen zu müssen. Er wollte sie ein wenig aufmuntern, auch wenn er sie gar nicht kannte. Im Schlimmstenfall würde der Schimmel Huck ohnehin nur wegjagen. 

"Hallo, Guten Tag!", rief Huck ihr zu. Er stand noch ein wenig weiter weg von ihr, so wollte er doch nicht, dass sie sich bedrängt fühlte. Sollte sie keine Lust auf eine Unterhaltung mit ihm haben, könnte sie ihm so einfach den Rücken kehren und weggehen. Dannn würde auch der alte Rappe seinen Weg in die entgegengesetzte Richtung fortsetzen. Er spitzte leicht lächelnd seine Ohren und sah sie freundlich an.
Huckleberry Fynn » 16.10.2016, 11:53 » Die verwunschene Quelle #2

Hanzo



So sehr Huck die Gesellschaft des Buckskin genoss - er war trotzdem froh, dass auch Hanzo fand, dass es an der Zeit war, ihre erste Begegnung zu beenden. Es war dunkel und kalt geworden, bald müsste Huck sich einen warmen und sicheren Platz zum schlafen suchen. 

Er spitzte seine großen, pelzigen Ohren, als er den Worten des Sandfarbenen lauschen. Für eine ungewisse Zeit würden dies die letzten Worte sein, welche er aus Hanzo Mund hörte. Lächelnd nickte er, ehe er selbst antwortete: "Die Freude ist ganz meinerseits Hanzo. Mach es gut, wir werden uns bestimmt einmal wiedersehen." Wir werden uns bestimmt einmal wiedersehen. So sicher war das in Anbetracht von Hucks Gesundheitszustand nicht. Dennoch war er sich jetzt sicher, dass er zumindest noch ein weiteres Treffen mit dem Buckskin erleben würde.
Er konnte jetzt einfach noch nicht sterben. 

Huck sah zu, wie Hanzo ihm den Rücken kehrte und im der mittlerweile schon tiefen Dunkelheit verschwand. Kurz blieb der Rappe noch stehen, ehe auch er sich in die entgegengesetzte Richtung drehte, um sich auf den Weg in den dichten, kleinen Wald zu machen, aus dem er vor ein paar Stunden gekommen war. Auch wenn es schon dunkel war, konnte Huck die kleinen Wolken sehen, welche sein Atem bildete. Es würde eine kalte Nacht werden, in der er bestimmt nicht viel schlaf finden würde. Sein Hinterbein schmerzte noch immer, als er sich ein wenig staksig in den Waldesrand schlich, ehe er vollkommen mit der Dunkelheit und dem Dickicht des Waldes verschwand.


>> WEG
Huckleberry Fynn » 15.10.2016, 18:57 » Die verwunschene Quelle #2

Hanzo




Aufmerksam lauschte Huck den Worten des Sandfarbenen. Hanzo schien allerdings nicht wirklich über seine Herde sprechen zu wollen und äußerte sich nur knapp über die Sache mit den Pferden und Raben. Freilich nagte die Neugier an dem alten Rappen, dennoch würde Huck nicht weiter nachbohren. Wahrscheinlich durfte Hanzo ohnehin nicht viel über die Corvus Corax preisgeben. Und wenn die Gerüchte, welche sich um diese Herde rankten, stimmten, dann wunderte Huck diese Tatsache überhaupt nicht. Dennoch war der Rappe sich sicher, dass er sich keinem Meister verpflichten wollen würde.

Der Abend wurde langsam dunkler und dunkler und Huck würde sich bald in die Wälder zurück ziehen wollen, um sich dort einen sicheren Platz für die Nacht zu suchen. Hanzo musste bestimmt auch bald zu seiner Herde zurück kehren, damit er dort in Frieden schlafen konnte. Ja, Huck beneidete den Buckskin ein wenig. Er hatte ein sicheres Zuhause und anscheinend auch die Freiheit, tagsüber herum zu streifen. Trotzdessen würden Huck, die Aufgaben welche man so in einer Herde zu erledigen hatte, bestimmt bald erdrücken. Er wurde als tunichtgut geboren, der sich gerne einmal vor der Arbeit und großer Anstrengung drückte und er würde als solcher wahrscheinlich auch sterben. 

"Ich verstehe schon, dass du nicht viel über deine Herde erzählen möchtest. Das brauchst du auch gar nicht.", sprach der Rappe. Er würde dieses Thema schnell beenden, damit Hanzo sich nicht wie in einem Verhör fühlen musste. "Wir sollten das Thema Herden am Besten gleich hinter uns lassen. Ich denke nicht, dass du mich alten Sturkopf noch dazu bewegen kannst, mich einer Gemeinschaft anzuschließen.", Huck lachte leise auf, ehe er seinen Gegenüber mit einem freundlichen, wenn auch von dem langen Tag etwas müdem, lächeln ansah. 

 
Huckleberry Fynn » 13.10.2016, 12:45 » Die verwunschene Quelle #2

Hanzo



Fast schon musste Huck sarkastisch auflachen, als er die Worte des großen Hengstes neben ihm vernahm. Auch er hatte einen Nutzen. Aber dies wäre nicht Hucks Art gewesen. Er wollte Hanzo nicht kränken, nur weil er in dieser Hinsicht wütend auf sich selbst war. 
Früher hätte er einen Nutzen für jede Herde gehabt. Er war stark und ausdauernd, ein guter Kämpfer. Und er konnte verdammt gut logisch denken. Auch wenn er damals noch ein sehr hitziges Temperament hatte, was ihn bei den anderen Pferden nie beliebt gemacht hatte, so war er doch auf so gut wie jedem Posten einsetzbar.

Jetzt war er alt, schwach und fühlte sich mit jedem Tag zunehmend nutzlos. Seine Beine drohten des öfteren, unter seinem Gewicht nachzugeben. Und das, obwohl Huck Fynn alles andere als Übergewichtig war. Sein Kopf machte ihm auch manchmal Probleme. Er konnte sich schon lange nicht mehr so gut auf eine Sache konzentrieren, wie noch vor zehn Jahren. 
Manchmal entglitt ihm ein Gedanke, ehe er ihn auch nur im Ansatz aussprechen konnte. Dann wurde er von seinem Gegenüber erwartungsvoll angesehen, wusste aber selbst nicht mehr was er sagen wollte. Er wusste beim besten Willen nicht, in welcher Hinsicht er noch nützlich für eine Herde war. 

"Ich weiß, du versuchst mich aufzumuntern...", begann Huck. "Aber ich weiß selbst am besten, dass ich kaum mehr einen Nutzen für irgendjemanden habe. Es ist ein Kreuz mit dem alt sein.", Die Stimme des Rappen klang weder böse noch traurig. Er sprach in diesem Moment sehr monoton.
Jedoch sprach er schnell weiter, in der Hoffnung dieses Gesprächsthema schnell hinter sich zu lassen und ein neues anzufangen. Huck redete ungern über sich selbst, vor allem wenn er sich schon in seiner Meinung festgefahren hatte.

"Diese Herde, in der sich die Pferde in Raben verwandeln können?", der Rappe kam sich in diesem Moment selbst verrückt vor. Er hatte noch nie an so etwas geglaubt. Und das tat er auch jetzt nicht wirklich. Aber er wollte ein wenig mehr über die Herde erfahren, welcher sich Hanzo angeschlossen hatte. Und er war sich sicher, dass der Sandfarbene ihn nicht anlügen würde.
Huckleberry Fynn » 10.10.2016, 18:57 » Die verwunschene Quelle #2

Hanzo 




Die Worte des Buckskin ließen den Alten aufhorchen. So, wie er sprach gehörte er sicher selbst einer Herde an. Daran hatte Huck noch gar nicht gedacht. Er hoffte, dass er Hanzo nicht verärgert hatte. Dieser blieb allerdings ruhig und gelassen - zumindest kam das Huck Fynn so vor. 
Vielleicht hatte er sich auch nur gut unter kontrolle. 

Der Rappe selbst wusste auch nicht viel über die Herden, welche sich hier im Stillreich angesiedelt hatten. Es waren seiner Meinung nach vier Pferdeherden und ein Wolfsrudel. Gut - aus dem Wolfrudel schied er schon einmal aus, obwohl sein Fell so lang und zottig war wie das eines alten Wolfes. Selbst die Farbe war ähnlich. Huck musste ein klein wenig über seine eigenen Gedanken grinsen. Nein, er konnte sich schlecht als das Pferd im Wolfspelz ausgeben.
Die anderen drei Herden waren verfeindet, so wie Huck das mitbekommen hatte. Außerdem wurde ihnen Übernatürlichkeit und Magie nachgesagt. Zugegeben - an Magie glaubte der Rappe definitiv nicht. Davon war er schon zu lange am Leben und hatte die ersten sechsundzwanzig Jahre seines Lebens nie etwas davon gehört. 
Andererseits wurde ihnen diese Übernatürlichkeit bestimmt nicht ohne Grund nachgesagt. 

Die vierte Herde, welche hier existierte, schien sich aus normalen Pferden zusammen zu setzen. Zumindest hatte Huck das von einem anderen Pferd gesagt bekommen. 
Er wusste, dass er sich eines Tages einer Herde anschließen müsste. Andererseits fragte er sich, ob die Herden überhaupt einen Alten aufnahmen, der zu nichts mehr zu gebrauchen war und im Grunde nur das Gras von den Herdenplätzen wegfressen würde.


"Darf ich fragen, welcher Herde du angehörst?", hörte Huck sich dann selbst sagen. "und bist du wirklich der Meinung, irgendeine Herde würde mich in meinem Zustand noch aufnehmen wollen?"

Vielleicht würden sie den Alten aus Mitleid aufnehmen. Oder ihn gleich wieder fortschicken. Huck war von beiden Möglichkeiten nicht begeistert. Die erste würde seinen Stolz kränken, die zweite würde für ihn spätestens im nächsten Winter zum verhängnis werden. 
Fynn verlagerte sein Gewicht wieder und entlastete sein rechtes Hinterbein. Dort hatte er vor vielen Jahren einmal einen Schlag von einem fremden Pferd abbekommen. Der dumpfe Schmerz, der sich noch jetzt an dieser Stelle ausbreitete, erinnerte ihn daran, dass alles einmal vergänglich war. Jahrelang hatte er keine Probleme mit dieser Narbe gehabt. Jetzt pochte sie wieder und sein Bein konnte sein eigenes Gewicht nur mit großer Mühe tragen.
Hanzo währenddessen ließ seine Ohren vor und zurück wandern und schien über irgendetwas nachzudenken. Huck konnte schon fast erahnen, woran er dachte. Der Sandfarbenen würde bestimmt wollen, dass Huck einen der Herdenplätze aufsuchte und darum bat aufgenommen zu werden.

Natürlich war dies kein schlechter Gedanke, aber der Rappe konnte sich damit einfach nicht wirklich anfreunden. Er war immer so unabhängig und frei gewesen. 

 
Huckleberry Fynn » 09.10.2016, 20:24 » Die verwunschene Quelle #2

Hanzo



Huck Fynn bemerkte selbst wie aufmerksam der junge Hengst neben ihm war. Wahrscheinlich war dieser unsicher, dass er etwas falsches sagen würde. Der Rappe selbst konnte nicht einschätzen, wie er selbst regiert hätte, wenn ihre Rollen umgekehrt verteilt wären. Wenn Hanzo der Alte wäre und Huck in der Blüte seines Lebens stehen würde.
Allerdings stand dieser Gedanke nicht zur Debatte. Das würde einfach nicht passieren. Solch einen Zauber gab es wohl noch nicht einmal im Stillreich.

Hanzos Ohren spielten ein wenig unsicher oder auch alamiert, als Fynn von angst sprach. Er hatte den unterschwelligen Ton in der Stimme des Rappens wohl wahrgenommen. Danach sprach der Sandfarbene vom Schicksal. Ja, daran hatte Huck auch schon oft gedacht. Vielleicht hatte man sein eigenes Leben nicht selbst in der Hand. Die wichtigsten Dinge waren ohnehin nicht der eigenen Entscheidung überlassen. Manchmal kam es Huck Fynn vor, als wäre sein Leben ein Buch, dessen eigenen Ausgang er nicht kannte. Als wäre dieses Buch von einer höheren Macht geschrieben worden, die mal mehr und mal weniger gut den Pferden und allen Wesen hier gegenüber gesinnt war. Das war einerseits ein schöner Gedanke. Man konnte sich damit vor großer Verantwortung drücken. Andererseits schien er auch eine trübe Seite zu haben - als ob nichts in ihren Leben auch nur irgendeiner Entscheidung unterliegen würde. Als ob es schon im Vorherein von einer höheren Macht entschieden wurde.

Huck war nie der Typ, welcher solche Gedanken hegte. Aber es stimmte wohl, was man sagte: Im Alter wird man einfach seltsam. Wäre Huck nicht so alt geworden, hätte er es selbst nicht geglaubt.
Hanzo sprach weiter. Vom Schutz einer Herde. Natürlich - Huck hatte selbst schon darüber nachgedacht. So konnte er nachts ruhig schlafen, während andere auf ihn aufpassten. Allerdings war der Rappe dafür doch noch ein wenig zu stolz. Er hatte schon immer auf sich selbst aufgepasst und das hatte sechsundzwanzig Jahre lang hervorragend funktioniert. Außerdem hatte selbst Huck schon von den Machenschaften der Gaistjan Skairae und den Corus Corax gehört. Die Herden schienen ihm unheimlich. Vorallem der Leithengst der Gaistjan Skairae war ihm absolut nicht geheuer. Einmal war Huck an ihrem Herdengebiet vorbei gelaufen und hatte schon diesen eigenartigen Geruch wahrgenommen. Er konnte es selbst kaum beschreiben. 

"Ich gebe ganz offen zu, dass ich nicht allzu viel von den Herden hier halte. Irgendetwas kommt mir an ihnen falsch vor. Ich denke nicht, dass ich mich da gut einfinden könnte. Außerdem war ich schon immer ein Einzelgänger.", wieder entfuhr Huck ein kurzes Seufzen. "Und im Alter wird man wohl noch verbohrter als man es in den jungen Jahren schon ist. Selbst, wenn einem der Tod gegenübersteht." Damit war es gesagt. Sicherlich hatte Hanzo es sich schon denken können. Huck sah nicht mehr so aus, als könnte er tiefste Kälte und knappe Nahrung so einfach wegstecken. Dennoch fühlte der Rappe sich ein wenig befreit, dass er es selbst laut aussprechen konnte. Auch, wenn es noch immer einen furchtbaren Beigeschmack hatte. Eines Tages würde Huck sich damit abfinden müssen. 
Huckleberry Fynn » 09.10.2016, 17:30 » Die verwunschene Quelle #2

Hanzo




Der Buckskin schien genau so überfragt zu sein, wie Huck es selbst war. Allerdings musste der junge Hengst sich noch nicht um die selben Dinge sorgen, über die der Alte nachzugrübeln hatte. Hanzo war groß und kräftig gebaut. Wahrscheinlich würde nicht einmal ein Rudel Wölfe ihm etwas anhaben können. Mit seinen großen Hufen und den starken, muskulösen Beinen konnte er sich mit Sicherheit wunderbar verteidigen.

Ein wenig fühlte Huck Fynn sich selbst in die Zeit zurück versetzt, in der er noch so jung war. Er hatte kaum Sorgen - konnte tun und lassen was er wollte. Huckleberry hatte kein allzu schweres Leben. Stets war er ein unbekümmerter Hengst, den nichts so schnell aus der Ruhe brachte. Er erinnerte sich daran, wie er stundenlang über weite Wiesen laufen konnte, ohne sich zu überanstrengen. An die Zeit, als er noch so stark war, dass er sich gegen Angriffe von Raubtieren mit Leichtigkeit wehren konnte. Ja, vor vielen Jahren war der Rappe der Statur des Sandfarbenen gar nicht so unähnlich. Ein leises Seufzen entfuhr Huck, von dem er nicht sicher war, ob Hanzo es gehört hatte.
Vielleicht sollte er vorerst aufhören darüber nachzudenken, wie dieser Winter wohl verlaufen würde. Vielleicht würde sich alles in Wohlgefallen auflösen und er konnte den nächsten Frühling noch erleben. Egal, wie viele Sorgen er sich machte - im Endeffekt würde es ihm rein gar nichts bringen. 
Wenn er den Winter überlebte, dann war das gut. Wenn er dies nicht tat, konnte er an dieser Tatsache nichts - aber auch gar nichts - ändern. 

Dennoch beruhigten den Schwarzen diese Gedankengänge fast überhaupt nicht. Er versuchte, sie einfach in die letzte Ecke seines Hirns zu verbannen. Einfach nicht mehr daran denken. Ändern lässt sich sowieso rein gar nichts. 
"Da magst du Recht haben, Hanzo.", gab Huck dem Buckskin kurz darauf zur Antwort. "Egal, wie viele Sorgen man sich bereitet - am Ende wird man davon noch mehr in die Tiefe gezogen und verbringt sein Leben nur in ständiger Angst." 
Angst. Auch wenn Huck das als junger Hengst niemals geglaubt hatte, dass dieses Gefühl überhaupt existierte, so war sie doch jetzt allgegenwärtig. Er wollte es sich selbst nicht eingestehen, aber der Rappe hatte eine Wahnsinnige Angst davor, zu sterben. Er wollte sein Leben nicht enden lassen. Obwohl er wusste, dass seine Zeit bald kommen würde. Mit viel Glück würde er noch ein zwei Jahre hier erleben... Aber danach sah es schlecht für ihn aus. Wenn er diesen Winter überhaupt überleben würde. Der Tod war in seinem Alter so allgegenwärtig, so real wie er ihm noch nie gegenüber stand. Aber Huck versuchte, auch diesen Gedanken an das sterben zu verbannen. Es hatte ohnehin keinen Sinn darüber nachzudenken. Ein wenig verkrampft und gespielt ruhig sah er wieder zu Hanzo, als er auf eine Antwort von diesem wartete.
Huckleberry Fynn » 08.10.2016, 15:51 » Die verwunschene Quelle #2

Hanzo




Tatsälich - der fremde Henst konnte sprechen. Seine Stimme klang nicht feindlich gesinnt, vielleicht hatte er den Alten nur nicht bemerkt, oder war nicht gewollt, ein Gespräch mit ihm zu führen.
Eventuell war der Fremde, welcher sich als Hanzo herausstellte einfach nur ein wenig zurück haltend. Huck Fynn jedenfalls war froh, dass er jemanden gefunden hatte, mit dem er zumindest ein wenig reden konnte. 

"Hanzo.", wiederholte Fynn mit seiner rauen Stimme. "Ich bin erfreut, dich kennen zu lernen." 
Ein wenig nachdenklich folgte der Rappe dem Blick des Sandfarbenen. Er sah in Richtung des Himmels. Man konnte ein paar einzelne Sterne sehen, jedoch nicht allzu viele. Es war eine eher trübe Nacht, welche den Himmel nicht komplett aufklaren ließ. 

"Sag mal, Hanzo.", fing Fynn wieder an, ohne seinen Blick von den Sternen abzuwenden. "Denkst du, der Winter dieses Jahr wird hart werden?", Huck selbst war sich da nicht sicher. Natürlich gab es einige Anzeichen dafür, dass der nahende Winter ein kalter und unbarmherziger werden würde. Andererseits war die Natur so unberechenbar. Auch wenn das Wetter schon jetzt kalt und trüb war, konnte Huck sich nicht vorstellen, dass dies bis zum Winter so bleiben würde. Der Rappe konnte noch nicht einmal erahnen, ob  es dieses Jahr Schnee geben würde oder nicht. 

Er hatte noch nie ein allzu gutes Gespühr für die Natur und das Wetter gehabt. Als er jung war, konnte er es ohnehin mit jeder Witterung und jeder Hitzewelle aufnehmen. Mittlerweile musste der struppige Hengst aber vorsichtig sein. Im Sommer musste er seit einigen Jahren die Sonne meiden - zu schnell bekam er einen Hitzschlag, welcher sich noch Tagelang bemerkbar machte. Im Winter fror er trotz seines langen Felles die meiste Zeit erbärmlich. Sein Fell war zwar lang, aber keinesfalls dicht. Außerdem konnte er sich in seinem Alter in den warmen Monaten nicht mehr so viele Vorräte anfressen, dass er den Winter nicht ausgehungert überstehen würde.
Es war ein Kreuz mit dem alt sein. 
Huckleberry Fynn » 07.10.2016, 20:23 » Die verwunschene Quelle #2

Hanzo




Während die Augen des alten Rappen geschlossen waren, drifteten seine Gedanken immer mehr und noch mehr ab. Langsam entglitten sie ihm, schwanden dahin wie sein Atem, der warme Wölkchen vor ihm bildete.
Huck döste ein wenig, träumte von seiner Zeit bei anderen Herden. Er war wieder jung und kraftvoll. Seine lange, Peckschwarze Mähne schien an ihm herunter zu fließen und sein ebenso schwarzes Fellgewand glänzte und strotzte vor Gesundheit. 
Mittlerweile war der Hengst alt und struppig. Seine Mähne war brüchig, genau wie seine Tellerhufe, mit denen er einst jeden Feind in die Luft schlagen konnte.

Das Fell war matt  und schob nur an einigen Stellen Winterfell. Auch, war er längst nicht mehr so kräftig, dass er sich sicher sein  konnte, ob er diesen Winter noch überleben würde, um den Frühling zu sehen. 
Huck Fynn wusste in den tiefen seines Herzens, dass seine beste Zeit abgelaufen war. Sie war ihm einfach entglitten. Manchmal hatte er das Gefühl, dass er in seinem Leben nicht genug erlebt hatte, zu viel Zeit verschwendet hatte. Wenn er allerdings zurück an die letzten sechsundzwanzig Jahre dachte, die er nun schon auf dieser Erde verweilte, wusste er, dass dieser Gedanke schwachsinn war. Er hat viel erlebt, hat viel zu erzählen. Auf seinem Körper, der schon viele Narben der Vergangenheit trug, konnte man sehen, dass er sein Leben nicht nur damit verbracht hatte, sich zu verstecken. Im Großen und Ganzen bereute er nichts - außer vielleicht ein paar Dinge, die er nicht getan hatte. 


Genau in diesem Moment riss das Klappern fremder Pferdehufe den Alten aus seinem dämmrigen Schlummer. Er wankte kurz, als er das Müde Hinterbein wieder auf den Boden stellte, ehe er ein wenig widerwillig seine eingefallenen Augen öffnete.
Neben ihm stand ein junger Hengst. Seine Statur war die, die Huck noch vor zehn Jahren hatte. Groß und Kräftig. Sein Fell hatte die Farbe von Sand und seine Beine waren mit einem fast noch kräftigerem Behang geziert, als die des Rappen. 
Fynn war sich unsicher. Er mochte es nicht, wenn sich jemand so nah bei ihm aufhielt, ohne ihn zumindest zu begrüßen und seinen Namen zu nennen. Es war eine Sache des Anstands. Manchmal musste der Rappe über sich selbst den Kopf schütteln. Dass er einmal so denken würde. Er sah den Sandfarbenen mit grimmiger Miene an - dieser sah es allerdings nicht, da er dem Rappen seinen Rücken zugewandt hatte. "Guten Tag.", hörte Huck sich selbst sagen. "Mein Name ich Huckleberry Fynn. Darf ich fragen, wie man dich nennt?", Die Stimme von Fynn klang nicht freundlich gesinnt, aber auch nicht boshaft, als er sich mit seinem vollen Namen vorstellte und mit gespitzten Ohren auf die Antwort des anderen Hengstes wartete.
Huckleberry Fynn » 06.10.2016, 18:03 » Die verwunschene Quelle #2

Wer mag?



Die Tage wurden langsam aber sicher wieder kürzer. Bald schon würde der Winter hier ins Stillreich treten, alles unter eine weiße Decke hüllen. Bald schon würde das noch grüne Gras vergehen, die Nahrung würde knapp werden. Etwas schwer atmete der alte Rappe aus. Schon jetzt konnte er das ziehen in seiner Magengegend spüren. Wenn man so alt war, konnte der Winter verheerend sein. Er war ins Stillreich gekommen, damit er dort sicher den Winter verbringen konnte. Er hatte schon viel von diesem Ort gehört - so manch mystische Geschichte, bei der es Huck schwer fiel, diese zu glauben. 

Andererseits war dies  der perfekte Ort, um den Winter gut zu überstehen. Die vielen Wälder würden Schutz vor dem kalten Wind bieten, die Flüsse froren im Winter nicht zu. Selbst das Nahrungsangebot sah nicht so schlecht aus, dass der Hengst um sein Leben bangen musste. 
Gerade erkundete er das Tal. Der Wald aus dem er gerade kam, war ganz in der Nähe dieser Quelle - das musste er sich merken. 

Er trat nah an das Wasser und trank einen Schluck davon. Es war sehr kalt, aber so klar und Wohltuend. Erst jetzt merkte Fynn, wie durstig er wirklich war, senkte seinen Kopf erneut und soff gierig. 
Hier würde er eine kurze Rast einlegen, ehe er sich wieder auf machte, das Tal zu erkunden. Schließlich musste er genau wissen, wo er im kalten Winter hin gehen musste. Seine Energie durfte er nämlich definitiv nicht mit endlosem Umherirren in der kalten Jahreszeit verschwenden.

Er nahm seinen Kopf wieder nach oben, entlastete einen Hinterhuf und schloss kurz die Augen. Um ihn herum waren ein paar andere Pferde, die ihn zwar nicht wirklich interessierten, aber ihm das Gefühl gaben, dass er einigermaßen sicher war. 
Seine Beinen waren schon wieder so schwer vom vielen laufen geworden, dass er sie nun kurz im stehen ausruhen musste.
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