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Oona » 04.12.2015, 12:09 » Der See #2

Ruao



 

Je länger sie sich ihre wahren Gefühle verschwieg und sie versteckte, desto leichter fiel es ihr fröhlich zu sein. Sie wusste wie hohl dieses Gefühl war, spürte es ganz deutlich, doch sie wagte nicht etwas zu sagen oder zu tun. Wie lange noch? Wieviel Zeit blieb der Stute mit der Liebe ihres Lebens, ehe sie zu den wirklichen Themen kamen? Wie viel Zeit hatte sie noch mit Ruao, ehe sie sich erneut trennten? Sie würde das nicht noch einmal überstehen, auch wenn sie das letzte Mal kaum von Überstehen sprechen konnte. Sie hatte überlebt, nicht mehr und nicht weniger. Doch sie konnte sich nicht vorstellen, dass sie wieder allein sein würde.
Vor dieser Zeit graute ihr bereits, denn sie war sich sicher, dass der Frieden gerade nur vorübergehend war. So zerbrechlich. Es war so viel geschehen, dass Ruao irgendwann einsehen würde, dass sie nicht mehr zusammen sein konnte. Sie fürchtete diese Erkenntnis, doch sie ließ nichts nach außen dringen. Sie hatte die Maske perfektioniert.
Dass er sich auf den Spaß einließ, freute sie jede Sekunden. Die Zeit mit ihm war kostbar. Nun wirkte sie unbeschwert, sie gingen miteinander um, als ob es nie diesen Bruch gegeben hatte. Sie machte sich was vor, das wusste sie selbst, sie redete es einfach vor sich selbst schön.
Das hättest du vielleicht. Aber ich weiß doch, wie erfroren du bist. Armer kleiner Ruao. Nicht das du dich erkältest. Ihr breites Grinsen lag auf ihm. Die gute alte Zeit.
Er konnte die Temperaturen noch nie sonderlich gut ab, obwohl er plüschig war. Weich und plüschig.... Nein, sie durfte nicht daran denken, die Zeit war vorbei. Nie wieder würde sie ihm auf diese Weise nah sein, das war ihre eigene Schuld, ihre Unzulänglichkeit.
Die Umhalsung genoss sie sehr. Das Gefühl zuhause zu sein, stieg sofort bei der Berührung in ihr auf. Sie wollte so gern daran glauben, doch sie erinnerte sich selbst, dass es nur auf Zeit sein würde, bis Ruao zur Besinnung kam. Gierig sog sie die Berührung auf, versuchte sich alles einzuprägen, doch sie wusste, keine Erinnerung würde diesem Moment je gereicht werden, egal wie sehr sie es auch versuchen würde. Es ging einfach nicht. So flüchtig, doch sie war glücklich.
Ist leider so lieber Ruao. Du bist ein offenes Buch. Spielerisch sprang sie ein paar Schritte zurück, sodass das Wasser erneut in Wallung geriet. Durch ein Steigen ihrerseits schob sie weitere Wellen in die Richtung des Norwegers. Platschend landeten ihre Vorderbeine wieder im Wasser und sie sah ihn frech an. Ihre nasse Mähne lag schwer in ihrer Stirn.
Alles klar, dann sag Bescheid, wenn dir zu kalt ist. Unkraut vielleicht nicht, aber du bist keine Pflanze, was weiß man. Wieder schubste sie ihn mit ihrem Kopf weiter Wasser in seine Richtung.
Bald darauf begann es zu schneien.
Irritiert sah sie nach oben, folgte mit ihrem Blick den Flocken, die auf den See trafen, in dem sie stand. Schön, majestätisch, doch nun war es Zeit.
Lass uns gehen. Es wird kalt. Als sie aus dem Wasser trat, wurde sie sofort von Schneeflocken umfangen. So wunderschön. Doch inzwischen war ihr sehr kalt, die Kälte des Winters zog in ihr durchnässtes Fell. Energisch schüttelte sie sich.
Oona » 21.11.2015, 22:50 » Der See #2

Ruao



Immer noch quälten sie die Gedanken, die sich einfach nicht vertreiben ließen. Die Vorwürfe und die Gewissheit, dass alles ein Ende hatte.
Vielleicht benahm sie sich inzwischen wie ein dummes Fohlen, doch sie hatte sich fest vorgenommen jegliches Gespräch zu vermeiden, um jeden Preis zu verhindern, dass es dazu kam. Er würde sich erneut abwenden, wenn er genug Zeit hatte darüber nachzudenken, was passiert war und das es fast ausschließlich ihre Schuld war.
Krampfhaft hielt sie an der Fröhlichkeit fest, die sie tief in sich nicht fühlen konnte. Die Haltung musste gewahrt bleiben, selbst in anbetracht von Ruao, ihrer einzigen und großen Liebe.
Es kostete sie so viel so unbeschwert zu sein. Diese Leichtkeit in ihre Züge zu bringen.
Wieder warf sie sich ins Wasser, verursachte so hohe Wellen, die dem Norweger entgegen schwappten. Sie begann in seiner Nähe zu steigen und sah ihn danach mit nassen Schopf an. Übermütig riss sie den Kopf hoch, sodass sie wieder etwas durch die langen Haare erkennen konnte.
Nun, liegt wohl daran, dass du fast zitterst wie ein junges Fohlen. Sie sah ihn keck an.
Wie schwer es ihr doch fiel, wie ausgelaugt sie sich durch dieses mentale Spiel fühlte. Sie spürte die Kraft schwinden, die sie Mühsam aufgebaut hatte, aber sie wusste, das sie noch sehr lang nicht verbraucht hatte.
Auch wenn man dachte, man sei am Ende, hatte man es doch noch lange nicht erreicht. Eine Erkenntnis, die sie anfangs sehr erschüttert hatte. Inzwischen kannte sie dies schon ausreichend.
Hart prallte sie gegen ihn, doch sie genoss seine Nähe, die er selbst verursacht hatte. Sie schloss die Augen und atmete tief ein. Sog den Geruch und die Wärme des Körpers in sich auf. Versuchte die Erinnerung an ihn tief in sich zu brennen. Sie würde ihn bald nie wieder sehen, sie wollte alles nehmen was er ihr freiwillig gab.
Sie genoss die Intimität, die ihr so lang verwehrt war, zog ihn näher an sich heran.
Wehmütig löste sie sich aus der Umklammerung, fegte die Trauer doch sofort wieder aus ihrem Gesicht.
Hättest du wohl gern, du bist so berechenbar.  Frech sah sie ihn an. Spöttisch und doch liebevoll.
Ist dir kalt? Nicht das du krank wirst?  Nun wirkte sie besorgt, machte sich über seine Gesundheit sorgen. Und auch darüber, was sie danach tun würden, damit er nicht erneut darüber nachdachte und sie bereits jetzt erneut verließ.

 
Oona » 16.11.2015, 21:30 » Der See #2

Ruao



Die Stute war froh, dass der Norweger nach kam. Sie hatte sich dumm gefühlt, als sie allein hier drin war, doch vielleicht hätte es ein Zeichen sein können. Umso froher war sie, als er sich endlich in Bewegung setzte. Das Wetter war schön, zwar stürmisch doch die Stute mit dem dicken Fell hatte keine Probleme damit. Sie genoss es lieber, die kurze Zeit die ihr mit Ruao blieb. Das kalte Wasser weckte ihre müden Knochen auf, belebte ihren Geist.
Egal wie fertig sie war, das Wasser tat seine Wirkung augenblicklich. Ihr Geist wurde wach und sie wirkte munterer. Ihr Blick lag auf dem Hengst vor ihr, der erst nach anfänglicher Skepsis schien er langsam auf ihre Aufforderung einzugehen. Ihm schien kalt zu sein.
Spöttisch sah sie ihn an. War er etwa eingerostet?
Na, ist dir jetzt schon kalt alter Mann? Trotzdem strahlten ihre Augen die Liebe aus, die sie empfand wenn sie ihn ansah. Immer noch liebte sie ihn sehr, wollte so gern an die Zeit zurück denken wo alles gut war. Wo ihre Liebe rein und ungetrübt war.
Ohne jegliche Zweifel und ohne die Kluft, die sie jetzt trennte. So viel war seitdem geschehen. So viel war kaputt gegangen. Gemeine Worte waren zwischen den beiden geflossen, hatten sie immer weiter entzweit und den Hass den Frust aufeinander einem guten Nährboden gegeben. Irgendwann musste es unweigerlich dazu kommen, und das war es im Endeffekt auch.
Die Sute hatte sehr darunter gelitten. Zuerst die ganzen Körperlichen Schmerzen, danach die Seelischen Qualen, die sie entgültig besiegt hatten. Sie immer tiefer in sich selbst getrieben hatten.
Sie nickte ihn lächelnd an, ließ ihn nicht wissen, wie schwach ihr Körper immer noch war.
Nur ihr Winterfell hinderte die Augen anderer Pferde daran zu erkennen, wie mager und schwach sie wirklich war. Gut versteckt hinter dem dichten Fell waren ihre Rippen versteckt, wo die Haut straff darum herum spannte. Gut das es nicht sofort erkennbar war.
Als Ruao endlich bei ihr war, sah sie ihn lächelnd an. Endlich wieder etwas Zeit zu zweit. Zeit die an das Anlehnte was sie gehabt hatten. Vor langer Zeit, wie es ihr vorkam.
Als sie angespritzt wurde, sah sie ihn kurz geschockt an. Wie gemein.
Sofort reagierte sie und sprang ihm nach. Währenddessen versenkte sie ihren ganzen Kopf im Wasser und riss ihn hoch, als sie nah genug war. Damit riss sie auch kleinere Wassermassen mit hinaus und überschmwemmte damit in kombination mit ihrem eigenen Körper, auch Ruao.
Sofort schüttelte sie ihren Kopf, machte ihn damit nochmals nass.
Danach stupste sie ihn an, ehe sie ihn nochmal mit Wasser bewarf.
Freudig sah sie ihn an.
Es war für sie die sicher einzige Zeit die sie hatte. Schon bald würde ihm wieder einfallen warum er sie verlassen hatte, das die Schlucht zueinander unüberwindbar war und sie wieder allein sein würde.
Doch bis dahin dachte sie nicht daran, würde alles tun, damit er ebenfalls nicht daran dachte, nur um noch ein wenig mehr Zeit mit ihm zu haben. Etwas mehr frohe Zeiten, ehe sie in ihr Loch zurückkehren musste und ihn nur mehr aus der Ferne anhimmeln durfte.
Oona » 13.11.2015, 14:38 » Der See #2

Ruao



So sehr wünschte sich die Stute, an sie glauben zu können. An ihre Beziehung und das Band, das Ruao und sie verband. Doch ihr Traum hatte ihr erneut gezeigt, dass sie es nicht schaffen würde. Wieder würde sie ihn enttäuschen. Würde wieder den Blick in den Augen des Hengstes sehen. Die Vorwürfe, die Ablehung, immer und immer wieder.
Sie würde ihn erneut verletzen.
Trotzdem lächelte sie tapfer. Verlor sich in der Situation. Auch wenn ihr Glück nur kurz währte, sie würde nehmen, was sie von ihm bekam. Wollte nur kurz die Kraft sammeln, sich in der Hoffnung und Liebe zwischen ihnen verlieren. Nur kurz bevor es wieder brach. Bis sie wieder alles zerstörte.
Ihr totes Fohlen. Ihre Zukunft, unweigerlich geplatzt. Die Herde, die sie verließ, nachdem sie allein war. Es war einfach zu viel, doch sie ließ sich nichts mehr anmerken. Ihre Maske saß. Wie sie es immer tat.
Inzwischen begann sie immer wieder etwas zu grasen, versuchte das Loch in ihrem Magen etwas zu füllen. Ihre Körper wieder die Energie zuzuführen, die sie zum Leben brauchte.
Sie wollte stark sein für Ruao. Trotz allem. Nur für ihn.
Nur langsam konnte sie essen, während ihr immer, wenn sie schneller aß, fast schlecht wurde. So blieb sie bei einer ruhigen Geschwindigkeit. Sie hatte gar keinen Hunger, doch sie wollte ihm gerecht werden. Nur ein bisschen. So viel wie sie konnte.
Ja, jetzt wo du da bist. Liebevoll sah sie ihn an, legte all ihre Liebe in den Blick, den sie ihm zuwarf. Sie hatte ihm nichts zu bieten. Sie sah die Anerkennung und Sorgen im Blick von Ruao. Wie immer war er um sie besorgt. Wieder verursachte sie nur weiteren Kummer für den Norweger.
So viel mehr als er je hätte schultern sollen.
Schnell merkte sie, wie ihr Magen durch die plötzliche Menge protestierte. Um ihn davon abzulenken, wie wenig sie doch gegesse hatte, sah sie ihn munterer an.
Schwimmen? Sie war schon am Weg zum Wasser, trabte mit müden und steifen Schritten auf das Ufer zu. Sie sah ihn mit ihren nun klareren Augen an, herrausfordernd. Noch immer stand er da, doch sie ging einfach weiter, während sie ihn wirklich spöttisch ansah, ehe sie in den See trat.
Ruhig ging sie bis zum Bauch hinein, wartete auf ihn, wollte ihn bei sich haben. Kurz trank sie, ehe sie begann mit dem Wasser zu spielen. Sie pustete mit halber Kraft ins Wasser. Dieses spritze auf, während sie versuchte allen Tropfen zu verfolgen, ehe sie sich wieder der Masse anschlossen.
So versuchte sie etwas Normalität aufzubauen, ihn davon abzulenken, dass sie ihm nichts bieten, nichts geben konnte. Hoffentlich nahm er es an. Nur kurz wollte sie ihn noch bei sich haben, ehe er sie sie wieder verließ, denn sie hatte nichts um ihn zu halten.
Oona » 07.11.2015, 21:37 » Der See #2

Ruao



Ihre Gedanken flogen dahin, ließen sich nicht greifen. Egal wie bemüht sie war, sie bekam sie einfach nicht mehr geordnet. Sie versuchte die Bilder zu vertreiben, die sich immer tiefer in ihr Herz schlichen.
Sie bemühte sich wirklich, doch erneut befielen sie Zweifel. War sie wirklich gut genug für Ruao? Trieb sie ihn nicht mit ihrer Art erneut in die Verzweiflung? Sie wurde diese Gedanken nicht los.
Selbst als sie vollkommen erwacht war, blieben die Bilder der vergangenen Zeit. Schwerfällig und mit steifen Gliedern erhon sie sich. Durch das Schütteln danach gingen einige Wunden wieder auf, doch es war nichts schlimmes. Und nichts im Vergleich zu den inneren Wunden, die gerade wieder aufgegangen waren, wo sie doch gerade erst begonnen hatten zu heilen.
Die Zweifel, gerade erst besiegt, kamen mit voller Wucht zurück. Wieso gerade jetzt? Sie hatten sich versöhnt.
Trotzdem wusste sie, das das wirkliche Gespräch ihnen noch bevor stand. Liebe alleine konnte sie nicht zusammen halten. Es war zu viel passiert, es wurde zu viel an ihnen gerissen, um es einfach so, durch so schnell und emotional erschöpft zu versprechen.
Sie mussten hart arbeiten, doch selbst wenn.... War Oona wirklich gut für den Hengst? Sie war schwach geworden, so bemitleidenswert und voller Spuren ihrer Vergangenheit. Sie konnte sie nicht abstreifen, konnte sie nicht vergessen.
Immer noch spürte sie den Alptraum sie besetzen. Ihr war kalt.
Dennoch schwieg sie, wollte den Hengst nicht weiter beunruhigen. Sie sah ihm an, dass er an ihrer Situation litt. Doch konnte sie ihm das weiter antun?
Je mehr sie nachdachte, je mehr sie sich selbst wieder bewusst wurde, desto mehr war sie sich sicher, wie sehr sie Ruao gerade verletzte, und noch viel mehr verletzen würde. Sie konnte es ihm nicht antun. Sie durfte es nicht. Viel zu sehr liebte sie ihn dafür, um ihn noch mehr leiden zu sehen.
Die beruhigenden Worte des Hengste zeigten ihre Wirkung. Niemals konnte sie sich dessen erwähren.
Sanft lächelte sie ihn an. So war es immer gewesen. Und auch jetzt schaffte sie es, sich darin zu verlieren.
Ihre Gedanken rasten auf der Suche nach einer Antwort. Doch sie würde ihm nicht erzählen, was sie geträumt hatte. Es war ihre Strafe für ihr Unvermögen.
Tapfer lächelte sie. Die Halbwahrheit war immerhin besser als nichts, denn ihr fiel nichts anderes ein. Wird schon wieder. Nun bist du ja da. Glücklich lächelte sie ihn an. Er war zu gut für sie.
Auch die Berührung genoss sie sehr.
Nur mühsam konnte sie ihre Gefühle verdrängen, begann ihre Maske vor dem einzigen Pferd aufzubauen, bei der sie es nie für nötig gehalten hatte.
Die Liebe, die er ihr gab erwärmten sie. Ebendiese schenkte sie ihm auch. Mit all dem was sie ausmachte, was sie war.
Und doch blieben die Zweifel an alledem. An ihr und an ihrem Zusammensein.
Oona » 02.11.2015, 18:26 » Der See #2

Ruao



Mit ihrer Verbissenheit kehrten auch die Selbstzweifel zurück, Egal wie sehr sie es versuchte, sie konnte nicht umhin sich darüber Gedanken zu machen. Auch wenn ihr Ruao viel bedeutete und er es ihr auch immer wieder sagte, ihr mit jeder Geste zeigte wie sehr er sie liebte, zweifelte sie immer noch an ihrer Unzulänglichkeit.
Dennnoch schwieg sie, wollte ihre zerbrechliche Bindung nicht weiter gefährden. So viel war gerade noch wackelig und unvertraut. Auch wenn sie sich etwas vormachen wollte, ganz so wie damals war es noch einfach nicht. Ruao hatte sich nur wenig verändert, doch die Stute selbst... nunja.
Sie versuchte immer die Energie und Kraft für jeden einzelnen Schritt aus der Liebe und Hoffnung mit Ruao zu ziehen. Er hielt sie aufrecht, stand an ihrer Seite immer wenn sie aufgeben wollte.
Das Bad war sehr erfrischend für die Stute. Sie hatte Wasser dringend nötig gehabt, auch wenn sie es ungern zugab.
Als sie sich dann unter seiner strengen Aufsicht hinlegte, kam sie sich fast wie ein Fohlen vor. Normalerweise störte es sie, doch nun genoss sie nur das Gefühl behütet zu werden, ehe sie einschlief.
Und träumte.
Sie sah ihre gemeinsame Herde vor sich. Friedlich und Zufriedenheit lag in der Luft, zeugte von der Sicherheit die das Leittierpaar brachte. Alles war ruhig und nur die belustigten Spiele der jungen Tiere störten die friedliche Herde. Alles war entspannt und es gab keine Differenzen, wie eigentlich nie. Sie ließ ihren Blick über das Gebiet leiten, dass ihr über all die Zeit schon in Fleisch und Blut übergegangen war. Sie kannte alles hier, hatte sich mit allem Vertraut machen müssen.
Der Wind spielte mit ihrer Mähne, als sie sich umsah. Ruao stand nicht weit von ihr Entfernt und graste vollkommen zufrieden. Seine Züge waren frei der Zeichen, die ihn nun begleitete. Sie waren glücklich. Alles war bunt und voller Farben.
Nach einiger Zeit veränderte sich ihr Traum. Sie wurde träge. Müde.
Die Herde vor ihr sah mitgenommen aus. Immer wieder warfen sie vorwurfsvolle Blicke auf sie, straften sie.
Die Ruhe war verschwunden, zurück blieb Unsicherheit und Angst. Wenn sie versuchte Ruao zu finden sah sie ihn nicht. Oft war er nicht da gewesen, während sie am Rande des Gebietes stand und sich immer tiefer in sich vergrub. All die Hasserfüllten und vorwurfsvollen Blickte. Sie hielt es nicht mehr aus. Sie spürte die Ablehnung der ganzen Herde gegen sie. Immer noch trauerte sie um ihr totes Fohlen, doch nichts war noch wie es mal war. Die jungen Pferde in ihrer Herde standen teilnahmslos, beinahe Angsterfüllt herum, sahen sich immer wieder unruhig um. während die Unruhe immer weiter Wellen schlug.
Ruao tauchte auf. Etwas war anders, doch Oona war einfach nicht in der Lage weiter zu denken oder sich darüber überhaupt Gedenken zu machen. Nichts erschien ihr mehr wichtig.
Sie sah den Blick des Hengstes, ob er was sagte, konnte sie nicht sagen, denn die Entgültigkeit in dessen Blick reichte aus. Es war zuende. Als er sich abwandte und ging zerbrach ihre bereits so schwer zerstörte Welt entgültig auseinander. Sie war nicht mehr zu Tränen fähig sondern blickte nur geschockt den Weg entlang, über den Ruao verschwunden war.
Wenige Tage später war auch der Rest der Herde verschwunden. Sie hatte versucht zu retten was zu retten war, aber sie war nicht stark genug, hatte durch ihre Trauer nicht durchalten können, keine Sicherheit bieten können.
Sie alle, ihre Freunde und Familie, war nun entgültig weg.

Erst jetzt wachte sie auf. Ob sie weinte oder nicht wusste die Stute nicht, doch sie war wie erstarrt. Sie hatte damit rechen müssen, das diese Träume kamen. Wie immer.
Sie begann wieder zu grübeln, schaffte es nicht die Auswirkungen des Traums abzuschütteln. Der Schock saß erneut tief, als ihr all das erneut in den Sinn kam.
Tapfer lächelte sie den Hengst neben sich an. Er war noch immer da. Wieder da.
Und doch wurde sie das beklemmende Gefühl nicht los.
Oona » 30.10.2015, 20:45 » Der See #2

Ruao



cf Friedhof

Nur mühsam schaffte es die Stute aufrecht zu bleiben. Ihr ganzer Körper zitterte durch die schlechte Behandlung. Der Blutverlust, das aushungern und der Wassermangel sorgten dafür, dass die Freude über das Wiederfinden von Ruao für sie zur Tortur wurde.
Immer wieder wollte sie aufgeben, wollte einfach nicht mehr. Sie sah kaum mehr was, während sich ihr Blick immer wieder drehte und sie begann Sterne zu sehen.
Nur langsam war die Blutung gestoppt, hatten harten und dreckigen Verkrustungen hinterlassen, die bei jedem Schritt erneut ein Stück aufplatzten.
Trotzdem hatte sich alles langsam beruhigt. Doch je mehr der Körperliche Schmerz von den Wunden in den Hintergrund rückte, desto mehr spürte sie die körperliche Erschöpfung. Egal was man sagte, der Körper verweigerte ab einem gewissen Zeitpunkt einfach die Zusammenarbeit. Punkt und aus.

Nur durch Ruao kamen sie langsam und mühsam voran. Nur der Blick den sie immer wieder an ihm sah, die Worte die er zu ihr gesprochen hatte, ließen sie noch an sich glauben. Nun wollte sie nicht mehr aufgeben, wollte sich nicht einfach hinlegen und nie wieder aufstehen. Sie hatte etwas gefunden wodurch es sich zu leben lohnte. Wodurch all das wertlos wurde, wenn sie daran dachte was sie bekam. Was sie endlich nach so langer Zeit wiedergefunden hatte. All das hatten sie weggeschmissen, hatten sich aufgrund all dem verloren und aufgegeben. Nur um zu entkommen, um die Vorwürfe des Anderen nicht mehr sehen zu müssen.
All das war nichts mehr im Gegensatz zu den Gefühlen die nun in der Stute tobten. Nur diese hielten sie noch eisern aufrecht. Nur durch diese ging sie immer weiter. Nur dadurch heitl sie durch.
Erleichtert seufzte sie, als sie endlich den See im Blick hatte.
Du bist wunderschön, bitte vergiss das nicht, hatte er zu ihr gesagt. Es stimmte nicht, und das wussten sie beide. Jetzt, zerstört und vollkommen am Ende, heruntergekommen, war sie ein schrecklicher Anblick. Und doch wusste sie, hatte in seinen Augen gesehen, dass er es vollkommen ernst meinte. Sie verstand ihn. Er konnte sie sehen wie sie war, wie sie wieder sein konnte. Er konnte sie auch in diesem Zustand an die Zeit denken lassen, die folgen würde. An die schöne Zeit die vorbei war.
Dankbar hatte sie ihn angelächelt, hatte Ich liebe dich,gehaucht und es auch vollkommen ernst gemeint.
Sie hatte auch schon einen vollkommen ernstgemeinten Plan für die Nahe Zukunft,
Schwerfällig ging sie tiefer in den See, ließ sich von dem Wasser umspielen. Ihre Musklen verkrampften sich durch die Kälte sofort, und doch tat es ihrem geschunden Körper mehr als gut. So schloss sie genießend die Augen.
Nur langsam kehrte etwas Kraft in ihre Gleider zurück. Erst jetzt öffnete sie erneut ihre Augen und fixierte den Hengst, der ihr Leben bedeutete.
Schwerfällig verließ sie den See wieder, langsam während ihr Körper protestierte. Kurz bevor sie es verlassen hatte, trank sie noch in gierigen Zügen. Erst danach ging sie vollends hinaus. Am Rande des Sees ließ sie ihren Körper sinken. Unter einem Baum legte sie sich erschöpft hin. Nur langsam begann sie zu grasen, zupfte an dem Gras das sie von ihrer Position aus erreichen konnte.
Es füllte ihren Magen mehr als gedacht, war er doch all das nicht gewöhnt.
Müde ließ sie ihren Blick ein letztes Mal über den Hengst gleiten, den sie liebte und der immer an ihrer Seite war, ehe sie ihn entschuldigend ansah und kurz darauf einnickte, um sich etwas zu erholen.
Oona » 29.10.2015, 23:58 » Der Friedhof #2

Ruao



Onna konnte sich lebhaft denken, was der Norweger nun von ihr dachte. Und doch kam sie nicht umhin sich zu fragen, warum er sie, kaputt wie sie war, nicht einfach gehen ließ. Der Drang sich erneut zu verletzen wurde übermächtig. Nur mit ihrem Scham schaffe sie es zu widerstehen. Ruao sollte nicht erneut sehen, wie es ihr wirklich ging, wie sehr sie den Schmerz brauchte um zu überleben.
Wieso war er nicht gegangen? Wieso hatte er sie nach ihren Worten nicht verlassen? Es erschloss sich der Stute nicht, wo sie sich doch so verzweifelt nach Einsamkeit sehnte. Diese Einsamkeit, die es ihr ermöglichte wieder in ihr Selbstmitleid zu versinken, sich in den Schmerzen zu vergraben, die sie sich selbst zufügte.
Und doch war er hier, redete auf sie ein und war hier.
Es erdete sie. So wie damals auch schon spürte sie auch jetzt diese wahnsinnige Ruhe, die sie schon lange nicht mehr kannte. Immer hatte er etwas an sich gehabt, dass sie besänftigte und ihre teilweise überschäumende Gefühle. Erst jetzt, blutend und am Boden liegend, machte sie sich Gedanken. Sie hatte sich damals verändert, als sie Ruao getroffen hatte. Sie war ruhiger und ausgeglichener, sogar besonnener geworden.
Nun fragte sie sich jedoch, ob es das alles wirklich wert gewesen war. Die Beziehung zu dem Hengst, die Zeit die sie verbacht haben, die Hoffnung und die Liebe.
Alles war zerstört worden durch ihre eigene Unfähigkeit. Noch nie war ihr das so klar gewesen wie in diesem Moment.
Was sah er in ihr, wo sie zerstört und gebrochen am Boden lag, wenn er doch jede haben konnte? Jede die ihm ein Leben und ein Fohlen bieten konnte, die ganz war, vollkommen. Nicht so wie Oona selbst, nicht fähig ein Fohlen zu gebären, obwohl er ihr absolute Sicherheit gegeben hatte.
Vielleicht hat es das. Ruao bitte. Ich kann dir nicht geben was du willst. Was du brauchst und verdienst. Ich habe das eingesehen. ich werde dich nicht mehr an mich ketten, nur damit ich nicht allein bin. Sie wirkte immer resignierter, schaffte es immer mehr kraftlos auszusehen, das wusste sie.
Davor hatte ihr Körper versagt, während ihr Verstand wie ein Berserker gewütet hatte. Erst durch den Hengst neben ihr kam auch dieser zur Ruhe, wurde müde.
Sie hatte einfach keine Kraft mehr um weiter zu machen, um Ruao immer und immer wieder zu sagen, wie wenig sie wert war, wie viel er mit ihr an seiner Seite aufgab. Wie wenig sie ihm bieten konnte und wieviel er doch verdiente.
Verwirrt schüttelte sie den Kopf, versuchte wieder klare Gedanken zu fassen. Alles fühlte sich an wie im Nebel, als sie mit tränenverschleiertem Blick zu ihm aufsah.
Ich wollte dich. Immer nur dich. Und nun...... nun ist es auch nicht anders.
Sie hatte bei diesen Worten den Blick erneut abgewandt und wagte es nicht mehr den Hengst anzusehen. Es war schlimm genug ihm dies zu gestehen, ihn dazu zu bringen, an ihr festzuhalten, egal wie zerstört und nutzlos sie war.
Ich will dich nie wieder verlieren. Nie wieder ohne dich sein. Nur was ist wenn du irgendwann mehr willst? Mehr als ich dir geben kann? Was ist, wenn ich dir nie ein Fohlen schenken kann?
Immer noch wagte sie nicht zu hoffen, den Hengst nicht anzusehen, der ihr so viel bedeutete.
Sie zuckte regelrecht zusammen, als er auf ihre gehauchten Worte reagierte. Das durfte er nicht gehört haben. Bitte nicht.
Und doch beruhigte sich die Stute wieder langsam.
Je mehr er aussprach was sie sich so sehr ersehnte, desto ruhiger wurde die Stute. Er wollte bleiben? Wollte erneut zu ihr stehen, obwohl sie ihn verletzt hatte? Obwohl sie ihn mit Worten so schwer beschuldigt hatte und ihn vertreiben wollte, ihm Schmerzen zugefügt hatte?
Mit geschlossenen Augen genoss sie den Körperkontakt zu dem Hengst, ließ endlich etwas los, als sie daran dachte, dass er nicht weg wollte.
Nie wieder. Dazu ist der Schmerz zu groß.
Nur mit Mühe richtete sie erneut ihren Aufgewühten Blick auf den Hengst.
Als dieser sie erneut ansprach, nickte sie nur schwerfällig.
Es würde wohl gehen, musste gehen.
Wenn Ruao für sie kämpfte, würde sie es ebenso tun.
So erhob sie sich, schwerfällig und voller Schmerzen, ehe sie zitternd neben Ruao stehen bliebn und wartete, wo er sie wohl hinführen würde.
Oona » 26.10.2015, 21:17 » Der Friedhof #2

Ruao



Nur mühsam konnte sie sich beherrschen, versuchte sich nicht weiter zu verletzten. Auch wenn sie ihn vor lauter Tränen und Schmerzen nicht mehr erkennen konnte, sie kannte ihn gut genug um zu wissen, dass er selbst mehr litt als sie. Das war immer schon so geweesn und sie konnte es einfach nicht verhindern. Er gab alles, wollte sie immer zufrieden stellen. Und doch hatte sie ihn bei der ersten Herrausforderung für ihre Partnerschaft im Stich gelassen. Sie hatte ihm nichts geben können, hatte es nicht geschafft ihm zu geben was ihm zustand: Ein Nachkomme, ein Fohlen. Ein Teil von jedem von ihnen.
Sie hatte einfach keine Kraft mehr. Konnte sich nicht mehr wehren, konnte nicht mehr das richtige tun.
Sie sollte ihn ziehen lassen, sollte ihm eine Chance auf eine normale Zukunft geben. Doch sie sah ihn kämpfen, für sie, für ihre Beziehung. Und sie schaffte es nicht mehr, ihn erneut von sich zu stoßen. Egal wie sehr sie an die Vernunft dachte, sie hatte zu starke Schmerzen, war zu kraftlos um erneut zu verschwinden. Sie konnte sich ihm nicht erneut verwehren.
Ich bin ein nichts. Ich bin ein niemand. Ich bin nichs wert, nicht gut genug. Du bist so rein, so gut, so ehrenvoll und hast so viel Chancen. Chancen die ich dir nicht bieten kann.
Ich bin nicht stark, nicht tapfer. Ich bin nichts mehr. Nur kaputt, nur zerstört und nichst wert. Nicht genug für dich. Einfach nicht genug.
Sie wusste nicht was sie sprach, während sie blicklos geradeaus starrte. Sie spürte die Nähe des Hengstes und war sich nicht sicher wie sie nun aussah. Sie erinnerte sich an die schönen Zeiten, die sie erlebt hatten. Der Friede und die Schönheit ihres Körpers war verschwunden. Sie war wie eine Blume verwelkt und kurz davor zu sterben. Ihr Lebenssaft floss noch immer aus ihr heraus, ließ sie schwindeln. Nur ob es reichte?
Von der ehemals schönen Konik Stute war nichts mehr übrig. Die wohlgeformten Proportionen, das seidige Fell und die starken Augen die sie ausgemacht hatten, all das war verschwunden. Zurück blieb der geschundene Leib der Stute und die toten Augen, die nicht mehr an die glückliche Zukunft glauben konnten, die Ruao ihr versprach.
Nur langsam verebbten ihre schaukelbewegungen. Auch wenn sie nichts mehr erkennen konnte, richtete sich ihr Blick auf den Hengst. Nur die Umrisse konnte sie noch erkennen, doch sie spürte ihn. Seine Nähe und seine Gefühle für sie.
So gern wollte sie ihm glauben, wollte auf eine schöne Zukunft mit ihm vertrauen. Ich möchte so gern. Will genug für dich sein. Aber was wenn wir nie ein normales Leben haben können. Wenn ich dir nie bieten kannst was du verdienst. Wenn ich nie wieder genug für dich sein kann. Wenn ich kaputt bleibe.
Nur schwach spürte sie seine Berührung, während eine erneute Schmerzwelle durch ihren Körper fuhr. Sie wusste die Geste zu schätzen, verlor sich in dem Gefühl, dass sie einmal erlebt hatte und träumte davon.
Energisch schüttelte sie den Kopf, während ein erneutes Stechen durch ihren Kopf zog und sie sterne sah. Du hast nichts falsch gemacht. Du hast immer zu mir gestanden, mir geholfen und warst für mich da. Ich jedoch hab auf unserer Beziehung herumgetrampelt, konnte nicht geben was andere können.
Auch sie sprach sanft, voller Liebe und Bitterkeit. Sie hatte ihm keine Fohlen schenken können und war daran zerbrochen. Und trotz all dem gab er nicht auf, kämpfte für sie beide. Doch hatte sie noch genug Kraft ebenfalls zu kämpfen?
Mit geschlossenen Augen genoss sie auch die verbotente Körperliche Nähe des Hengstes, gab sich nur kurz der Illusion hin, dass alles gut werden würde. Sie wollte so sehr dran glauben.
Ich liebe dich auch. und ich will dich nicht verlieren. Aber ich darf dich nicht festhalten Ruao. Ich darf dir dein Leben nicht noch mehr rauben. Ich kann einfach nicht mehr. Ich weiß nicht mehr weiter. Erneut begann sie zu zittern. Inzwischen war ihr nicht mehr klar was sie genau gesagt hatte. Was sie zu ihm sprach.
Bitte bleib bei mir, nur gehauchte Worte, nicht laut genug um wirklich für Ohren bestimmt zu sein. Die verzweifelte Bitte der kaputten Stute an den Hengst, der so viel Stärke und Liebe bewies, dass sie darin regelrecht ertrank. Aber es fühlte sich gut an.
Verboten und doch so richtg.
Oona » 26.10.2015, 00:41 » Der Friedhof #2

Ruao



Je mehr die Stute versuchte den Schmerz in ihrem Inneren zu kontrollieren, desto mehr fügte sie sich körperliche Schmerzen zu. Dadurch wurde der Schmerz zwar dumpfer, verschwand jedoch nicht. Egal wie sehr sie es versuchte, wie verzweifelt sie war, sie kam einfach nicht weiter.
Die Selbstvorwürfe, der Hass von Ruao, ihre eigene Unzurechnungsfähigkeit. All das hatte dazu beigetragen sie zu zerstören. Sie hatte alles versaut. Sie war sich bewusst, dass alles ihre Schuld war.
Wie sie es geschafft hatte nicht zusammen zu brechen während sie ging, erschien ihr jetzt vollkommen surreal. Alles war wie tot. Nichts bereitete ihr mehr Freude. Sie hatte nicht mehr die Kraft weiterzumachen.
Ruao zu vertreiben war das schwerste was sie je getan hatte. Die Hoffnung in seinem Blick, die Liebe. All das war so falsch und hatte sich doch richtig angefühlt.
Es durfte nicht sein. Die Konik Stute hatte das Leben des Hengstes zerstört, ihm seine Herde genommen und seine Chance auf eine Familie. All das hatte sie gehabt, hatte mit ihm gelebt und sich dessen erfreut. Nun wusste sie, dass sie dieser Aufgabe nie würde gerecht werden können.
Sie konnte ihm nicht bieten was er bauchte, was er verdiente. Und doch hatte er es lang nicht einsehen wollen. Die Verachtung in seinen Augen. Sie wusste, sie hatte es verdient und doch litt die Stute schwer daran.
Es war richtig gewesen, und doch konnte sie einfach nicht aufhören es zu bereuen. Sie vermisste den Hengst. All die Schönen Zeiten. Das Lachen, die Vertrautheit, die Liebe, ihre Zusammengehörigkeit.
All das war mit dem Tod ihres Fohlens verschwunden. Nun, als sie sich endlich wieder trafen um dieses Thema für immer zu beenden war sie schwach geworden. Die Stute hatte sich so sehr an Ruao und an ihrer Liebe zu ihm geklammert, dass sie blind war für seine Bedürfnisse. Sie konnte sie nicht erfüllen, konnte nicht sein was er brauchte. Sie hatte das nun akzeptiert, hatte sich stattdessen hingegeben sich selbst zu verletzen. Es kam ihr rein vor, so einfach.

Inzwischen bekam sie gar nichts mehr mit. Immer noch biss sie sich wie im Wahn immer und immer wieder selbst, versenkte ihre Zähne tief in ihre weiche Haut. Sie hatte all das nicht verdient. Sie musste offensichlich gezeichnet sein, damit jeder es wusste. Ihre Unreinheit und ihre absolute Unvollkommenheit sowie ihre Fehlbarkeit musste sichtbar sein.
So konnte niemand mehr den Fehler machen sie zu akzeptieren. Sie tat es selbst nicht, hatte alles verloren.
Sie verachtete sich für ihre eigene Unfähigkeit und Schwäche. Für die Tatsache das sie ihrer Liebe nie wieder nahe sein würde.
Sie hatte in Ruaos Augen gesehen. Hatte die Gefühle dahinter bemerkt.
So bemerkte sie in ihrem Wahn weder sein Näher kommen, noch spürte sie seine Gegenwart, wie sonst immer. Zu sehr war sie auf sich fixiert, während sie unruhig umher um es zu beenden. Doch sie fand nichts.
Die Worte zu ihr erreichten sie nicht. Sie nahm ihn einfach nicht war.. Er war viel besser als sie. Durfte nicht mit ihrer Unzulänglichkeit beschmutzt werden.
Erst die hart gesprochenen Worte rissen sie heraus.
Entsetzt starrte sie auf die Müden und fast toten Blick.
Sofort hielt sie in ihrer Bewegung inne. Wieso war er hier? Wieso war er nicht gegangen.
SIe konnte einfach nicht mehr. Zu lange tat sie das nun schon.
Ich kann nicht mehr. Ich kann es einfach nicht. ich bin nicht gut genug für dich. Sehr leise sprach sie dieses Mantra immer und immer wieder. Sie wollte sicher sein, doch stand sie gerade mit diesem Hengst alleine dar. Sie schaukelte immer wieder vor und zurück- Ob sie mun hier waren, die Worte kamen einfach nicht hervor. Egal wie sehr sie versuchte sich zu beherrschen, es ging nicht mehr. Sie fixierte mit einer wahnsinnigen Verzweiflung den Norweger vor ihr.
Es tut mir Leid. So Leid. Ich bin deiner nicht wert, Ich kann nichts richtig machen. Ich bin nichts wert. Ich liebe dich. Ich liebe dich so sehr, aber ich darf dich nicht fest halten. Dich nicht binden. Noch immer schwieg er .
Sie wusste nicht mehr was sie sagen sollte, während ihr Tränen über das Gesicht liefen und ihre Verzweiflung und Liebe widerspiegelte.
Oona » 10.10.2015, 00:24 » Der Friedhof #2

Ruao



Nur schwer ertrug die Stute den Blick den Hengstes ohne Zusammenzubrechen. Wie konnte er nur immer weitermachen. Wieso kämpfte er um etwas, das sich nicht lohnte. Wieso kämpfte er immer wieder um sie... um sie, wo sie doch kaputt war. Am Ende ihrer Kräfte und nicht mehr die Möglichkeit hatte noch lange zu leben. Wieder spürte sie das Blut an sich herab rinnen. Es spiegelte ihren Zustand wieder. Trostlos und sinnlos. Frei von jeglicher Hoffnung auf ein normales Leben. Je mehr sie darüber nachdachte, desto weiter sah sie ihre Vergangenheit hinter sich liegen. Die Zeiten mit Ruao, die Freude und Glück versprachen, sowie ihre Herde, die Sicherheit und Schutz bot. Trotz all der Verantwortung waren sie beide glücklich gewesen.
Eine längst vergessene Zeit, wenn sie es genau bedachte.
Jetzt sah sie nur den Kampf, die Verzweiflung in ihren Beiden. So viel war passiert, hatte die Stute zerstört. Nicht allein der Verlust ihres gemeinsamen Fohlens war daran schuld, sondern auch die Zeit danach. Die Zeit in der sie beide Aufgegeben hatten anstatt aneinender zu glauben.
Immer wieder irrte der Blick der Stute umher, schaffte es nicht etwas zu fixieren während sie den Blick auf ihre Liebe legte. Er verstand sie einfach nicht, wollte nicht verstehen, dass sie schlecht für ihn war. Gift, dass ihn mit in den Abgrund reißen würde, der schon so nah auf sie wartete. Es war keine Frage der Zeit mehr, wann sie abstürzen würde, denn sie konnte sich nicht mehr am Rande halten. Sie klammerte sich mit letzer Kraft an der Vorstellung fest, dass Ruao sie für stark halten sollte. So stark, dass er sie gehen ließ, damit sie endlich wieder zusammenbrechen konnte.
Die Verzweiflung in den Worten des Hengstes beruhigten sie nicht. Es zerriss sie innerlich immer mehr, zerstörte die letzten Stückchen von ihr, bis nichts mehr übrig war.
Ihr Verstand reagierte darauf eigenständig. Teilnahmslos, ohne sich dessen bewusst zu sein, erfasste sie endlich die gewünschte Ruhe. Fast entspannt sah sie Ruao diesmal direkt an, ertrank zufrieden in der Teilnahmslosigkeit.
Viel ist passiert Ruao. Du brauchst mich nicht. Ich brauche dich nicht. Wir haben so viel erlebt, so viel Mist, so viel Leid. Es hat die Liebe getötet. Es ist nur mehr die Erinnerung des Gefühls in uns, redet uns ein etwas zu fühlen das lang vergangen ist. Nichts ist mehr so wie es war. Es war an der Zeit uns zu trennen, getrennte Wege zu gehen. Ihr Blick war hart. Kalt.
Endlich.

Mit der Wut des Hengstes wusste sie besser umzugehen. Diese konnte sie schüren, aufdass er sich von ihr abwandte, endlich seinen Weg ging. Er würde es nicht verstehen, nicht jetzt. Aber er konnte wieder glücklich werden, wenn er nur etwas Zeit hatte und mit ihr abgeschlossen hatte.
Hass war gut. Wut war ihr Freund, so sehr sie auch innerlich zerriss.
Fast spöttisch durch die Eiseskälte in sich sah sie ihn bei seinem Wutausbruch an. Ich hatte dich nie gebeten zu bleiben nachdem dies geschehen war. Ich habe dich nie gezwungen bei mir zu bleiben, deine Herde zu vernachlässigen und sie schließlich zu verlassen. All das war deine Entscheidung, deine Schuld. Schieb sie nicht mir zu, denn ich habe dir nie etwas vorgemacht. Ja ich habe dich geliebt, mehr als mein Leben, doch das ist lang vorbei. Es tut mir Leid, wenn du denkst ich hätte es absichtlich getan, denn das war nie meine Absicht.
Unwillkührlich war sie bei seinem Aggressiven Verhalten einige Schritte zurück gegangen. Er war immer noch im Rang höher, war stärker als die ausgezehrte Stute. Sie machte sich nichts vor, und sie wusste auch das Ruao es bereuen würde, wenn er sie nun verletzte, dazu war er einfach zu gut.
Die Erkenntnis in seinem Blick freute die Stute, auch wenn sie unendliche Trauer darüber empfand. Er hatte es eingesehen. Endlich.... oder auch nicht. Sie sollte sich freuen, und doch betrachtete der Teil in ihr der immer noch an ihre Liebe glaubte, das ganze voller Unglauben.
Nein wollte ich nicht. Ich hatte einen schwachen Moment. Ich entschuldige mich bei dir. Ich habe der Vergangenheit nachgetrauert ohne an die Gegenwart zu denken. Es wird nie wieder vorkommen. Leicht senkte sie den Kopf um so ihre Entschuldigung zu unterstreichen. Es war nie in ihrem Intresse gelegen Ruao so etwas vorzuspielen. Allein das er so etwas von ihr dachte.....
Und eigentlich sollte sie auch sehr froh über seine Worte sein.

Äußerlich völlig ruhig betrachtete sie den Abschied zu dem Hengst. Auch wenn er sie nun beschimpfte, vielleicht konnte er so endlich sein Glück finden, dass er so sehr verdient hatte. Eine Stute die ihm gerecht wurde und ein Fohlen, sogar mehrere, schenken konnte. Sie war Augenscheinlich dazu nicht in der Lage.
Wie konnte ein Herz, das aus nichts mehr als Sandkörner bestand, immer noch bluten? Sie verstand es einfach nicht. Trotzdem blutete sie immer weiter, als Ruao zur Seite ging und sie sich in Bewegung setze.
Es sollte sie beruhigen, sollte sie freuen. Und doch zerriss sie der Gedanke daran, dass Ihr Hengst wen anderen kenenlernte und vielleicht sogar liebte, so ansah wie sie damals, immer mehr, bis wirklich nichts mehr übrig war.
Nur mühsam bekam sie die vermutlich letzten Worte an den Hengst heraus, welche ihr Schiksal besiegeln würden. Alles Gute Ruao. Ich wünsche dir ein Leben frei von Schmerzen und Verzweiflung, denn du hast genug gelitten.
Ohne noch einmal einen Blick auf ihre Liebe zu werfen ging sie. Auch wenn ihr Körper nicht schnell ging, so entfernte sie sich doch langsam.

Sie spürte den Zusammenbruch immer schneller näher kommen. Verzweiflung machte sich in ihr breit. Nein... nicht jetzt und nicht hier.
Nicht wo er es endlich eingesehen hatte, dass sie ihm nichts mehr bieten konnte außer Schmerzen. Das durfte nicht passieren.
Mühsam hielt sie auf einen Baum zu, neben dem ein riesiger Grabstein stand. Sie musste sich verstecken ehe es geschah. Hoffte darauf das Ruao verschwinden würde, so schnell es ging, dass er in seinem Hass so schnell wegwollte wie möglich von diesem Ort.
Ihre Nerven waren am Ende. Die ganzen Lügen und der Hass, die Ablehnung des Hengstes, all die Beschuldigungen. Auch wenn sie selbst schuld daran war, sie konnte einfach nicht mehr.
Auch ihr Körper merkte erneut an, dass er mit der Behandlung in der letzten Zeit sehr böse mit ihr war.
Ihre Schritte wurden immer wackeliger, so schlecht konnte sie sich auf den Beinen halten. Die Sicht war längst vor ihren Augen verschwommen, denn sie weinte.
Nur mit letzter Kraft unterdrückte sie ein Schluckzen, schaffte es geräuschlos weiterzugehen. Ihre Atemzüge kamen abgehackt durch die Trauer.
Gerade rechtzeitig erreichte sie ihr Ziel. Es war nicht weit weg von dem Ort, wo sie mit Ruao gebrochen hatte, doch weiter kam sie einfach nicht mehr.
Kraftlos ließ sie sich erneut zu Boden fallen, diesmal ohne weitere Wunden an ihrem Körper.
Lautlos schluchzte sie ob ihres Verlustes. Betrauerte ihre Entscheidung, die sie nur zum Wohle ihrer Liebe getroffen hatte. Es war richtig, das wusste sie, und doch kam sie damit nicht klar. Immer schwerer bekam sie Luft, erstickte fast an ihren Tränen, an ihrer Trauer und dem Verlust. An der Liebe, die nicht sein durfte.
Irgendwann konnte sie nicht mehr denken, ertrank entgültig in ihrer Trauer, an dem Schmerz in ihr. Das Schluckzen konnte sie nicht mehr unterdrücken, während ihr Körper panisch versuchte wieder Luft in die Luftröhren zu bekommen. Nur muhsam gelang es ihnen.
Doch die Trauer schlug immer und immer wieder erneut über ihr zusammen, ließen sie fast darin ertrinken. So einfach. So schnell.
Es könnte so schnell zu Ende sein.
Um die Geräusche zu unterdrücken, begann sie stattdessen wie besessen, ohne den Blick auf sich selbst oder ihre Umgebung, sich selbst zu beißen. Zuerst riss sie sich nur Haare aus, immer und immer wieder, egal wo, wo sie sich eben erwischte. Zuerst hielt sie sich an die Beine, bis sie schließlich ihren eigenen Bauch sah. Nichts sah sie mehr, und doch fühlte es sich richig an.
Um den Schmerz in ihrem inneren zu entkommen blieb ihr nur eine Wahl. Nur eine Möglichkeit. Völlig gefangen in ihrem tun begann sie immer tiefer in ihren Bauch, ihre Flanken und Übergänge zu beißen. Das Blut, das jedes Mal erneut aus ihr schloss spürte sie gar nicht mehr.
Sie erreichte ihr Ziel. Je mehr ihr Körper vor Schmerzen schrie, desto mehr verstummten die Stimmen in ihr. Die Trauer und der Schmerz in ihrem Herz, in ihren Gedanken, wich dem Körperlichen Schmerz.
Endlich, sie hatte es geschafft. Ruao konnte seinen Weg gehen, egal was mit ihr geschehen würde.
Die Schmerzen beruhigten ihren Geist. Sie wurde ruhiger. Sah klarer.
So lange, bis sie aus der Ferne den Ruf eines Adlers hörte. Wieder brach sie Weinend zusammen.
Egal was sie tat, es wurde einfach nicht besser.
Erneut begann sie wie im Wahn an ihren zugefügten Wunden zu beißen, riss sie damit weiter auf, den Schmerz hieß sie Willkommen.
Denn sie wusste einfach nicht mehr weiter.....
Oona » 01.10.2015, 22:54 » Der Friedhof #2

Ruao



Obwohl sie wieder in das Reich der Lebenden zurückgekehrt war, mehr oder weniger, musste sie erneut feststellen, dass sie einfach nicht mehr konnte. Sie war am Ende, müde und wollte nicht mehr.
Egal wie oft sie es gedanklich durchkaute, Ruao zu sehen hatte nur wieder das Loch in ihr aufgerissen, das sie schon so lange festhielt. Sie war es Leid, einfach nur mehr Leid hier weiter herumzulaufen. Oder zu torkeln. Immer noch hatte sie ihre Hufe nicht vollkommen im Griff, während sie erneut in Selbstmitleid versank.
Sie hatte Ruao einfach nicht verdient und wollte schnell weg von ihm und diesem Ort, der sie nur immer mehr verletzte und die Wunde tief in ihrem Herzen erneut aufriss. Innerlich blutete sie wieder so stark wie an dem Tag, als sie sich für immer getrennt hatten.
Wieso war sie ihm gerade jetzt begegnet. Warum jetzt, wo es sowieso aussichtslos war. Noch während sie versuchte so schnell wie ihr möglich von ihm wegzu kommen, füllten sich ihre Augen erneut mit Tränen. Tränen die bereits seit so langer Zeit, wenn sie allein war, aus ihr herausflossen und sie immer tiefer in die Verzweiflung und Einsamkeit trieben.
Die Nähe zu dem Hengst tat ihr nicht gut, trieb sie nur immer tiefer in die Hilflosigkeit, während sie versuchte zu verschwinden, ehe Ruao ihr nachkam. Nicht das er es tun würde, das hatte die Stute bereits vor langem aufgegeben.
Die Stimme des Hengstes holte sie aus dem Strudel heraus sodass sie wieder ihre Umgebung wahrzunehmen begann. Ach ja... Friedhof... und sie immer noch am Leben. Ein ironischer Witz der Natur.
Sie ertrug die Sorge des Hengstes nicht. Er opfterte sich immer selbst, nur das es anderen gut ging. Das sollte er nicht, schon gar nicht bei ihr, wo sie doch nichts anderes verdient hattte. Wieso nur ließ er sie nicht einfach in Ruhe, sodass sie sterben konnte.
Wieso musste er sich immer um sie sorgen, anstatt sie einfach in Ruhe zu lassen? Wieso konnte er nicht abschließen und sie gehen lassen?
Weil es nicht dein Kampf ist. Ihre Stimme klang leise und liebevoll, und doch auch so voller Trauer, dass es ihr selbst die Kehle zuschnürte.
Sie wollte stark sein. Wollte gehen können und ihm somit auch die Chance geben, sie zu vergessen und weiterzumachen. Ihm sollte es doch besser gehen als ihr. Er war stark... und...

Sie hörte die Liebe in seiner Stimmte durchsickern. Es zeriss ihr immer mehr ihr demoliertes Herz als sie daran dachte wie sie Ruao immer wieder verletzte. Immer wieder verletzt hatte.
Wie hatte es nur so weit kommen können? Es war einfach aussichtslos, zumindest sah die Stute es so.
Ja er hatte recht. Sie wusste, wie weit er für sie und ihre Liebe gegangen war. Wusste um den unermüdlichen Einsatz des Hengstes. Doch nichts davon hatte sie verdient. Sie war es nicht wert, dass er sich um sie bemühte, warum sah er das nicht endlich ein? Wenn ihr aufgezehrter und kaputter Körper nicht deutlich genug sprachen, mussten es doch ihre Worte oder auch ihre Taten bei ihrer letzen Begegnung reichen, um ihn umzustimmen.
Aber nein, Ruao ist nicht so. Er will immer nur das beste für alle. die sinnfreiigkeit dieser ironischen Gedanken entgingen ihr nicht.
Trotzdem wandte sie sich nicht um, blieb hart und sah ihn immer noch nicht an sondern ignorierte ihn weiter. Sie konnte ihn einfach nicht mehr ansehen, ohne erneut komplett zusammenzubrechen.
Für sie war es Zeit, endlich von hier wegzukommen und endlich mit dieser Zeit, die so wundervoll und doch voller Kummer war abzuschließen.

Ruao jedoch ließ sie nicht in Ruhe. Gerade als sie ihren Körper überredet hatte ernsthaft zu verschwinden und einige Schritte zu machen, stellte er sich ihr plötzlich in den Weg. Durch den Schwung, den sie zum Gehen brauchte, wäre sie fast in ihn hinein geprallt.
Warum ließ er sie nicht endlich gehen? Sah er nicht, wie schlecht es ihr durch ihn ging?
Sah er nicht ihr Herz bluten, wenn sie ihn sah, vorgesetzt bekam, was sie verloren hatte durch ihre eigene Dummheit?
Warum glaubst du denn Ruao? Weil es keinen Sinn hat.
Traurig schüttelte sie den Kopf, während ihre Mähne matt liegen blieb. Auch ihre Augen strahlten ihre Aufgabe, Verzweiflung und trauer ab.
Es wartet auf dich eine Stute, die dich nach all dieser Schweren Zeit auffangen wird, die dich lieben wird und bei der du wieder glücklich sein wirst.
Aber nein, ich werde das nicht sein. Und das ist auch ok so. Ich habe dich erst hierhin getrieben. Wir hatten eine schöne Zeit. Doch diese Zeit ist lange vorbei.
Es ist Zeit für einen Schlussstrich, findest du nicht auch?

Gerade bei dem letzten Satz lächelte sie traurig. Ja, sie liebte ihn immer noch. Genau deswegen konnte sie nicht zulassen, dass er an ihr festhielt, denn sie konnte ihm nichts bieten.
Keine Zukunft, Kein Fohlen, keine Familie. Nichts.
Sie sah die Hoffnung in ihm. Eine Hoffnung, die sie ihm schnell nehmen musste um ihm nicht noch mehr wehzutun.
Es schmerzte sie selbst, wusste sie doch längst nicht mehr, welcher Schmerz in ihrem Körper zu was gehörte. Ihr Kopf dröhnte durch die unsanfte Behandlung und auch ihre Muskeln meldeten Einspruch. Und doch gab sie nicht nach, wollte Ruao nicht noch mehr Sorgen bereiten. Erst wenn er weg war würde sie sich erlauben erneut zusammen zu brechen. Erst dann, aber niemals wenn er es sehen konnte.
Es gab eine Zeit des Glücks, das auf uns gewartet hatte. Wir hatten eine schöne Zeit miteinander. Eine Zeit die ich niemals vergessen werde. Und doch dürfen wir beide nicht an der Vergangenheit festhalten, an alten Idealen, alten Ritualen oder Gefühlen, wenn wir wieder nach vorne schauen wollen.
Es war gut für mich dich zu treffen, denn so habe ich die Chance mich von dir zu verabschieden.
Es wird kein Wir mehr geben Ruao. Wach auf und sieh den Tatsachen ins Auge. Wir ist Vergangenheit. Eine Vergangenheit mit Liebe, Fürsorge und Glück.
Nichts davon kommt wieder. Egal wie du es drehst, auch du kannst daran nichts ändern, also lass uns damit umgehen wie zwei erwachsene, die wir auch sind.

Sie sprach vollkommen ruhig, hatte den inneren Sturm in ihr tief begraben um gleichgütlig zu wirken. Alles an ihr hatte sich verändert, war ruhiger und bestimmter geworden. Ein Abklatsch dessen wie es davor war.
Erneut wurde bei ihren Worten ihr Herz in kleine Schnipsel gerissen, doch dies lies sie sich nicht anmerken. Er musste ein Leben haben. Ein glückliches Leben mit Freude und Liebe.
Sie konnte ihm nichts davon geben, war sie doch einfach zu kaputt.
Oona » 02.07.2015, 23:38 » Der Friedhof #2

Ruao



Immer noch realisierte sie nicht, dass sie noch lebte. Warum nur? Wieso durfte sie nicht sterben. So einfach hätte alles beendet sein können. Es wäre perfekt gewesen.
Krampfhaft versuchte sie, die Enttäuschung zu verbergen.
Leicht wandte sie sich um, sah auf die Wunde, welche sauberer wirkte als sie sollte. Auch blutete sie nicht mehr. Warum nur? Sie verstand das ganze einfach nicht. Und überhaupt überforderte sie gerade die ganze Situation.
Die Stute konnte nicht verstehen, warum sie weiter hier war. Verzweifelt auf ein Wunder hoffte. Doch es würde nicht geschehen. Nichts hatte sich verändert.
Traurig ließ sie den Kopf hängen, schwelgte erneut in ihrer Trauer. Alles hatte sie verloren. Und nun, da sie hätte sterben können, hatte sie es nicht geschafft. Sogar dafür was sie nicht geeignet.
Ihr Blick fiel auf Ruao. Ihr Herz. Ihren Liebsten. Er war bei ihr geblieben, hatte sich um sie gesorgt. Wie sehr sie ihn doch vermisst hatte. Wie wenig sich an ihren Gefühlen geändert hatte. Immer noch liebte sie ihn, wusste jedoch, dass es dumm und naiv von ihr war.
Sie hatte alles zerstört. Hatte mit ihrem Verhalten dazu beigetragen, dass der sonst so starke Norweger aufgab und verschwand, weil er nicht mehr weiter wusste.
Nun stand sie da. Alleine, vor dem haufen Dreck, der ihr Leben darstellte. Bisher hatte sie immer der Hass aufrecht gehalten. Sie hatte ihn genährt. Es hatte ihr ein Ziel im Leben gegeben. Doch nun... nun stand sie hier, allein und verlassen, obwohl der Ponyhengst direkt neben ihr stand, und fragte sich, was nun passieren würde.
Sie wusste, dass sie sich abwenden würde. Das sie gehen musste. So sehr wollte sie kämpfen. Für sich selbst. Für Ruao. Für ihre Zukunft.
Doch wieder fiel ihr Blick an ihr herab. Wie ausgezerrt ihr Körper war. Wie schwach sie doch wirkte. Die Erholung des Schlafes hatte sie nur wenig gestärkt, denn zu sehr war sie schlecht mit ihrem Körper herumgesprungen.
Oona verspürte den Hunger und den Durst, der sich so lange nicht eingestellt hatte. Und doch unternahm sie nichts dagegen.
Alles gut. Ich danke dir. Ihre Stimme klang brüchig, als sie ihm direkt auf seine Frage antwortete. Sie wollte nicht, dass er sich Sorgen machte. Sie ertrug es einfach nicht, ihn so sorgenvoll zu sehen. Damals nicht, und heute genausowenig.
Und immer war es allein ihre Schuld, dass er sich Sorgen machte. Ihr Verdienst, der ihn schwächte.
Inzwischen begannen ihre Muskeln erneut zu zittern. Sie weigerten sich krampfhaft dagegen, ihren Körper wieder zu tragen. Ihre Energie war aufgebraucht, und nur die schwache Erholung des Schlafes hielt sie nun auf ihren Hufen.
Kurz darauf bebte fast ihr ganzer Körper, doch sie wollte sich nicht fallen lassen. Mit viel Anstrengung schaffte sie es, einen Huf zu heben und etwas vor sich abzusetzen. Es kostete sie viel kraft, aber sie gab nicht auf. Wollte den Anblick von Ruao nicht mehr ertragen müssen. So viel lag ihr an ihm, und sie hatte nichts mehr, was sie ihm geben konnte.
Alles hatte sie verloren. Auch ihren Körper, der nicht mehr wohl definiert war, sondern nur mehr aus Fell und Knochen bestand. Nicht genug für einen Hengst wie den Norweger, das wusste sie.
Ich danke dir für alles. Auch dafür das du auf mich aufgepasst hast. Aber ich lasse dich wieder allein. Es tut mir alles so Leid. Ich wünsche dir wirklich, dass du dein Glück findest. Etwas, dass ich dir nicht geben konnte. Werde glücklich, und sei mir bitte nicht mehr böse.
Ich werde deiner nie mehr würdig sein, und werde daher auch deine Zeit nicht weiter in Anspruch nehmen. Das habe ich bereits genug getan.

Traurig lächelte sie ihn an. Zeigte damit ihre tiefe Verzweiflung. Lange hielt sie dem Blick nicht stand, den sie ihm zuwarf. Sie wandte sich wieder ab, versuchte mit aller Macht auf den Hufen zu bleiben und weiter zu gehen. Jeder Schritt wurde schwerer. Jede Bewegung schmerzte mehr. Doch hieß sie den Schmerz willkommen. Denn er zeigte ihr, dass sie lebte. Und dass es nicht so einfach vorbei war, wie sie es sich gewünscht hatte.
Oona » 28.06.2015, 00:15 » Der Friedhof #2

Ruao



Immer wurde ihr gesagt, sterben sei friedlich. Man würde in den Himmel kommen, wenn man aufrichtig war. Die Konikstute wusste, dass sie sich diese Chance mit ihrem Verhalten in den letzen Monaten selbst verbaut hatte, dorthin zu kommen. Aber hatte sie die Hölle wirklich verdient? Sie wollte nichts davon, denn eigentlich hatte sie, nachdem sie Ruao gesehen hatte, endlich wieder Mut geschöpft. Den Mut daraus, dass sie vielleicht an sich arbeiten konnten. Dass alles wieder gut werden würde und sie ihr Leben gemeinsam weiter bestreiten konnten. Nichts lief wie es sollte. Wie sich Oona das wünschte. Warum nur? Es betrübte sie, den Norweger zurück zu lassen. Egal wie sehr sie versucht hatte in wegzuschicken, ihn dazu zu bringen zu gehen, damit er verschwand. Er war bei ihr geblieben. Ja er hatte recht, sie hatten sich all dies geschworen. Waren immer füreinander da gewesen. Bis zu dem Zeitpunkt, als sie ihr gemeinsames Fohlen verloren hatte. Ab da war alles schief gegangen. Und nun, nun stand sie am Rande des Todes, den Scherbenhaufen ihres Lebens vor sich, ihren Gefährten an ihrer Seite, der ihr Beistand. Und die Erkenntnis, dass es nichts brachte. Dass sie verloren hatte. Diesmal wohl endgültig, denn was außer ihrem Leben konnte sie nun verlieren.
Wieso war er nicht gegangen, als sie ihn brutalst angesprochen hatte. Nachdem sie ihn verletzt und gebissen hatte. Nachdem sie alles getan hatte, um ihm jedes erdenkliche leiden zuzufügen. Wieso war dieser Norweger so störrisch. Nun sah er auch noch mitan, wie sie starb. Zuerst ihr Fohlen, und nun Oona selbst. Was würde Ruao nun tun? Würde er das überstehen? Würde es ihn noch mehr mitnehmen, wenn sie starb, als das ungeborene Leben, welches sie frühzeitig verlassen hatte? Oder erwartete sie einfach immer noch, dass er sie liebte, obwohl er bereits mit ihr abgeschlossen hatte, sie nicht mehr liebte, sondern nur als Pflichtbewusstsein, jemandem seiner alten Herde zu verabschieden, geblieben war?

Eigentlich hatte sie gedacht, dass sterben friedlich war. Das es sie beruhigte und ihr den Schmerz nahm, der sie seit so vielen Tagen begleitete. Sie hatte von einem Licht gehört, welches sich vor ihr öffnen würde. Darauf sollte sie zugehen können. Doch es ging nicht, denn das Licht kam nicht. Stattdessen war sie in der unendlichen Schwärze gefangen. Fragte sich, womit sie das verdient hatte. War sie wirklich ein so schreckliches Pferd gewesen, dass sie es nicht verdiente, ihren Frieden zu finden, sondern für immer hier verharren musste?
Das war so ungerecht. Und doch konnte sie nichts daran ändern.

Es beruhigte sie, dass sie den Körper ihres Liebsten bei sich fühlte. Es er erfüllte sie mit einer Ruhe, die sie so noch nie empfunden hatte. Sie bemerkte, dass sie seit so langer Zeit endlich wieder atmen konnte. Die Luft, die durch ihre Lungen strömte und sie dehnte, schenkte ihr die Kraft die es brauchte, ihren Körper wieder in Gang zu setzen. Nur langsam und mit viel Mühe arbeitete wieder alles wie es sollte. Die Schmerzen, die sie mit jedem Atemzug spürte, während sie das Blut wahrnahm, welches immer noch aus ihrem Körper sickerte, brachten sie wieder zur Besinnung. Sie spürte immer noch den Hengst neben sich. Wieviel Zeit war vergangen? Sie konnte es einfach nicht einschätzen, während ihr Körper sich die Kraft aus all dem holte und begann, sich langsam zu erholen.
Sie spürte den Frieden in sich. Die Hoffnung, die ihr gerade aberwitzig vorkam. Selbst wenn sie überlebte. Würde Ruao ihr dann nochmals eine Chance geben? Bisher hatte sie immer gedacht, dass sie ohne in besser dran war, dass er ihr immer nur wehtat. Doch nun, wo sie begriffen hatte, wieviel Schuld sie selbst trug, und das er auch darunter gelitten hatte, genau wie sie.....
Sie wollte ihn wieder zurück. Wollte wieder mit ihm Leben. Doch sie traute sich nicht. Traute sich nicht auf eine gemeinsame Zukunft zu hoffen.
Inzwischen wurde ihr bewusst, dass sie schlief. Ihr Körper begann sich zu erholen, um wieder aufzuwachen. Viel zu wenig hatte sie geschlafen, viel zu wenig auf ihn geachtet. Kein Wunder, dass er nun die Rechnung stellte.

Es dauerte einige Zeit, bis sie wieder wach wurde. Bis sie die Augen öffnen und sich wieder der Welt stellen konnte. Die Wunde an ihrer Seite hatte aufgehört zu bluten und war nun verkrustet, ehe sie mit neuer Kraft zu sich kam. In einer Bewegung richtete sie sich auf. Oona sah an sich herab. Sie musste feststellen, wie schlecht sie aussah. Und sie erinnerte sich an Ruao, den Hengst, der ihr alles bedeutete.
Doch nun.... nun war sie seiner nicht mehr würdig. Würde sie es jemals wieder sein? Könnte er sich ein Leben mit ihr vorstellen, wenn sie das werden würde, was er verdiente, was er wollte?
Sie wollte alles für ihn sein. Alles für ihn tun. Ihre Augen hatten wieder ein wenig mehr Leben in sich, als sie ihn ansah. Ihren Held. Ihre Liebe.
Wie sehr sich die Stute auch wünschte, ihm wieder gerecht werden zu können. Sie würde es sicher nie schaffen. Nie wieder Sein sein. Nie wieder genug.
Traurig sah sie in den Nachthimmel. Ob inzwischen nur Stunden oder Tage vergangen sind, wusste sie nicht, doch sie sah nur zu den Sternen. Wünschte, jemals genug zu sein, um ihm gerecht zu werden.
Diese Gedanken und Träume schickte sie in den Himmel zu den Sternen. Hoffte auf Erfüllung, wenn sie dann endlich anfangen konnte daran zu arbeiten. Ihn zu Lieben.
Oona » 10.06.2015, 02:09 » Der Friedhof #2

Ruao



Oona wusste nicht, was passiert war. Immer mehr erkannte sie, dass ihr Körper und ihre Wut eigenständig gearbeitet hatten, während der Rest von ihr sich tief in sich selbst zurückgezogen hatte. Sie hatte all das nie gewollt. Nichts davon. Weder den Angriff auf Ruao, noch die Trennung, noch den Bruch der Herde. Wieder fragte sie sich, ob es ihre Schuld war. Was sie hätte anders machen müssen, damit sie doch noch eine Chance gehabt hätten, neu hätten anfangen können, und vielleicht sogar alles gut geworden wäre. Immer mehr kam die Erkenntnis dessen, was sie weggeworfen hatte, zu fest verankert in ihrer Trauer, um Ruaos etwas unsichere Hilfe anzunehmen, wo er doch selbst darunter gelitten hatte.
Durch den Nebel des Hasses bemerkte sie endlich, wie fertig ihr Hengst war. Immer war er stark gewesen, hatte alles für sie und die Herden getan. Trotzdem war er gegangen, nachdem er mit ihr nicht mehr zurecht gekommen waren. Doch eigentlich hatten sie sich gegenseitig geschworen, in guten und schlechten Zeiten immer füreinander da zu sein. Wie schnell waren sie dann doch von diesem Versprechen abgewichen.
Was ist nur mit uns passiert, Liebster. Ihre kaum hörbare Stimme war nur mehr traurig, ihre Augen immer noch tot. Nichts war mehr übrig, nachdem der Hass, all die Wut, alles was sie angetrieben hatte, verschwunden war.

Wie gern würde sie jetzt wieder stark sein, sich hinter ihrer Mauer verstecken, welche sie mühsam errichtet hatte. Doch es ging nicht. Sie bemerkte wie ihre Gefühle, die sie fest in sich vergraben hatte, verdrängt und von denen die gehofft hatte, dass sie endlich besser wurden, nachdem einige Zeit vergangen war, immer wieder in ihr auftauchten. Sie bekam kaum noch Luft, ehe sie unter der Last zusammen brach. Den Norweger konnte sie dabei einfach nicht ansehen, konnte nicht in ihre Vergangenheit blicken. Alles was sie zerstört hatte mit ihrer Art, mit welcher die den Verlust ihres gemeinsamen Fohlens betrauerte. Damals hatte sie immer wieder ignoriert, dass es auch Ruaos Fohlen war, dass er genau gelitten hatte. Dass es ihn ebenfalls mitnahm. Es war ihr nur wichtig, ihn für alles verantwortlich zu machen. Ihren Schmerz und ihre hilflose Wut auf irgendwas zu lenken, auf etwas fokussiert zu sein, damit man sich nicht mit Tatsachen auseinander setzen musste.
Ihr Körper hatte der Stute gezeigt, was ihr Geist nicht begreifen wollte. All die Zeit nicht. Die Kraft war irgendwann zuende, wenn man sich nicht darum kümmerte. Und sie hatte kaum geschlafen, denn immer wieder hatte sie Alpträume gehabt, und sie hatte zu wenig gegessen und getrunken. Irgendwann war es einfach genug.
Doch sie war froh, dass sie ihre große Liebe noch einmal gesehen hatte. Dass sie ihm sagen konnte, wie leid ihr das alles tat. Und sie es jetzt auch so meinte.
Inzwischen spürte sie das Blut ihren Körper herabrinnen, während sie sich immer weiter auf den Stein presste, den Hengst nicht mehr ansehen wollte. Sie wollte schöne Erinnerungen von ihnen, zusammen, in einer Zeit wo sie glücklich waren.
Bitte geh jetzt. Ich danke dir für alles, und es tut mir so Leid. Alles. Die Kraft hatte sie verlassen, während sie immer mehr flüsterte. Sie sah nur zu Boden, vermied den Blick, während sie darauf hoffte, dass er sie allein sterben ließ. Sie wollte nicht mehr. Die Schmerzen, die Trauer, die Hoffnungslosigkeit. Es war genug für das Leben der Ponystute.

Sie schüttelte nur träge den Kopf, wollte ihm sagen, dass er keinerlei Schuld trug, immerhin hatte sie das Fohlen in sich getragen, es war allein ihre Schuld, dass es schief gegangen war. Immer hatte er sie umsorgt, geliebt und so ehrerbietig behandelt. Es traf ihn keine Schuld. Nein, nicht ihn. Wieder schüttelte sie den Kopf. Doch, du hast gelernt damit zu Leben, und weiterzumachen, egal wie schwer es war. Fast liebevoll lächelte sie, während sie sich immer mehr auf den Stein lehnte, der sich immer tiefer in ihren Körper bohrte. Den Hengst konnte sie dabei nicht ansehen. Zu schwer lag die Last ihrer Fehler auf ihr. Zu sehr vermisste sie die Zeit mit ihm.
Du konntest nichts tun. Du hast dich immer gut um mich und unser ungeborenes Fohlen gekümmert. Alles gegeben. Ich konnte es nicht halten. So wie ich auch unsere Herde nicht halten konnte. So wie ich unsere Beziehung weggeschmissen hatten. Ich will nur, dass du wieder glücklich wirst. Dass du eine Stute findest, mit der du ein neues Leben beginnen kannst. Die dir ein Fohlen schenkt, wenn du noch eins willst. Mit der du wieder zufrieden und ohne Schatten leben kannst.
Erst jetzt hob sie schwach den Kopf, sah den Hengst an. Der frühere Sanftmut war unter ihrer Fassade von Niedergeschlagenheit zu erkennen, ehe sie den Kopf senkte. Danke.... das ist gut. Dankbarkeit lag in ihren Zügen. Er würde ihr vergeben können. Mehr wünschte sie sich nicht mehr.
Nur kurz hatte sie es geschafft wieder auf die Beine zu kommen, ehe sie auf der selben Stelle wieder zusammengesackt war. Nur diesmal erwischte der Stein einen Rippenbogen weiter hinten. Ob er wohl brechen würde, bevor sie starb?
Warum sie gerade jetzt darauf kam, konnte sie sich nichtmal denken, doch andererseits nahm sie die Gedanken nun wie sie kamen.
All das war mehr, als sie jemals erhoffen konnte. So viel mehr als sie erwartet hatte. Und mit jedem Atemzug der ihr schwerer fiel, war sie dankbarer.
Er konnte ihr vergeben. Er konnte weiterleben. Wenigstens einer.

Immer undeutlicher nahm sie ihre Umgebung war. Immer weniger sah sie vor sich, und die Dunkelheit kehrte immer mehr zu ihr zurück. Inzwischen hatte sie aufgegeben noch einmal aufzustehen. Oona schloss die Augen, während sie hoffte, dass es bald vorbei sein würde.
Schmerzen spürte sie keine mehr, doch sie bekam Ruaos Stimme noch aus der Entfernung mit. Wieso war er noch hier? Er sollte doch gehen, damit sie endlich in Ruhe sterben konnte. Damit sie endlich Frieden fand. So glücklich wie sie war, dass sie ihn nochmals gesehen hatte, dass er ihr vergeben würde, dass er weiterleben konnte, dass er stark genug war. Das war gut, und es beruhigte sie auf eine Art und Weise, die sie nicht für möglich gehalten hätte.
Wieder versuchte sie es. Bitte geh einfach. Werde glücklich. Ich habe keine Angst mehr. Keinen Hass. Und ich werde mit ungetrübter Liebe im Herzen sterben.
Die Körperwärme, welche von Ruao ausging, nahm sie in sich auf, saugte die Berührung in einem letzten Versuch auf, doch sie konnte einfach nicht mehr wach bleiben. Ihr Körper streikte mit jedem Versuch von ihrem Hengst.
Mit einem letzten Versuch schaffte sie es zumindest sich umzudrehen, lag nun auf dem Flachen Boden und wurde nicht mehr von einem kaputten Grabstein gequält.
Leise seufzte sie zufrieden, als der Druck nachlies. So war es besser. Immer mehr entglitten ihr die Gedanken, während sie auf das Ende wartete. Wieso ging er nicht? Er sollte das nicht mitan sehen. Das hatte er nicht verdient.
Doch inzwischen fehlte ihr auch die Kraft zu sprechen. Sie spürte nichts mehr, außer einer angenehmen Ruhe, die sie überkam.
Als letztes spürte sie noch den Körper von Ruao nahe bei ihr. Es rührte sie, dass er bei ihr blieb bis zum Ende.

Oona ließ sich einfach fallen. Doch eigentlich dachte sie immer, dass Sterben anders war. Sie dachte an einen Tunnel, den sie entlang ging. Das Licht, welches sie abholen würde.
Doch nichts davon geschah.
Sie fühlte sich nur leichter als die letzten Monate zuvor. So als wäre ein wahnsinniges Gewicht von ihr genommen worden. So als könnte sie zum ersten Mal seit dem Tod ihres Fohlens in Ruhe schlafen.
Nichts mehr fühlte sie, als ihr Körper von selbst einen tiefen Atemzug tat, und ihr Herz in einem kräftigen Rythmus begann weiterzuschlagen.
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