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Garou » 29.03.2014, 10:01 » Rudelplatz FA #1

Kennocha



Herrschte irgendwo in seinem Geist der geringste Zweifel, ob er tatsächlich aufgenommen werden würde? Wohl kaum. Garou war der festen Überzeugung, dass man ihn rasch in die Gemeinschaft dieses Rudels einbringen würde. Er hatte sich nicht unpfleglich verhalten, den Respekt vor dieser Wölfin gezeigt und auch niemanden mit lediglich einem bösen Blick bedacht. Zudem besaß der Schwarze keine allseits bekannte Vorgeschichte, die ihm das Leben gehörig erschweren könnte. Er war schier ein unbeschriebenes Blatt, über das sie sich wohl oder übel selbst ein Bild machen musste. Manchmal war es also doch von Vorteil, wenn man aus einem unbekannten Rudel kam, das sich noch nirgendwo einen Namen gemacht hatte. So standen ihm rein theoretisch erst einmal alle Wege offen und er müsste sich nicht erst einem gewissen Ruf erwehren, bevor er offen in einem Rudel empfangen wurde. Bislang hatte er nirgendwo Auffälligkeiten gezeigt, hatte nirgendwo Vorurteile gegen sich aufgebracht. Somit gab es kaum einen Grund, dass sie ihn nicht aufnehmen sollte. Natürlich hatten Rudel nicht selten auch Probleme mit der Nahrungsversorgung und konnten eigentlich nicht noch mehr Mäuler stopfen. Doch er war längst alt genug, um sich seine Beute selbst zu erjagen und auch andere mit Fleisch zu versorgen. Und somit war ihre Antwort für ihn nahezu eine Selbstverständlichkeit, die er in höchstem Maße erwartet hatte. Dennoch neigte er respektvoll den Kopf, bevor er ihr wieder offen in die Augen blickte. “Ich werde mein bestes geben, um einen angemessenen Anteil in diesem Rudel zu leisten.“ Mit seiner Aufnahme hier stand abermals ein neuer Zeitabschnitt vor ihm. Der Rüde musste neu beginnen und sich das aufbauen, was er woanders vielleicht schon gehabt hatte. Doch den Respekt und die Achtung von anderen verdiente man sich nicht allein durch autoritäres Auftreten, sondern durch Handeln. Somit würde es eine ganze Weile benötigen, ehe er hier schlussendlich von allen akzeptiert wurde. Zumindest ging er davon aus.

“Gibt es bereits eine Aufgabe, die ich zu erfüllen habe? Wenn nicht, dann würde ich mich entfernen. Es gibt hier wohl nicht Wenige, die ich erst einmal kennenlernen muss.“ Ein fragender Ausdruck schlich sich auf sein Gesicht und geduldig blickte er die Stellvertreterin an. Noch immer wusste er nicht, ob es in diesem Rudel einen Anführer gab und wenn ja, wer er war. Wie er war. Anführer hatten verschiedene Prinzipien und diverse Charakteristiken, die man erst erforschen musste, um Vertrauen zu erlangen. Nicht Vertrauen, um hinterrücks jemanden zu stürzen und den Posten selbst einzunehmen. Garou war von tiefstem Ehrgeiz geprägt und würde somit nicht wagen, derlei Dinge zu tun. Man musste sich hocharbeiten, man musste etwas dafür tun. Niederträchtig derlei Aktionen durchzuführen lag nicht in seinem Bestreben. Etwas anderes wäre es natürlich, wenn er erst einmal offensiv abgewiesen worden war. Dann würde sich abgrundtiefer Hass in ihm bilden und der Schwarze würde ihn selbst weiter schüren, bis ein regelrechter Vulkan zum Ausbruch gebracht wurde. Aber so weit war es noch längst nicht.

Mit einer gewissen Erleichterung bemerkte er, dass inzwischen nicht mehr dieser süßliche Duft in der Luft hin, welcher von der Läufe der Fähe verursacht wurde. Nach einer gewissen Zeit wurde dieses Gefühl, man hätte ihm die Nase völlig zugekleistert, schließlich jedes Mal unerträglich. Und er hätte sich nicht einfach entfernen können, um sich ein wenig davon zu „erholen“ – das wäre eine reine Unhöflichkeit gewesen. So aber musste er nicht mehr seine innersten Triebe im Keim ersticken und dabei vollkommen ruhig bleiben. Somit schien es beinahe so, als wäre ihm eine gewisse Last von den Schultern genommen worden. Alles war gut gegangen, er hatte sich richtig verhalten und war nun ein Teil dieses Rudels. Beruhigend, diesen Gedanken ein ums andere Mal zu wiederholen. Sein neuer Kampf konnte beginnen, sein Streben nach einem endlich gerechten Rang in einer Gruppe. Zwar war dies hier kein Rudel, welches aktiv in den Krieg eingriff. Als noch viel besser hätte Garou dies empfunden, lag es doch ebenso in seinem Bestreben, dort einen Teil zu leisten. Doch nichts blieb bis in die Unendlichkeit gleich, alle Dinge waren stetigen Veränderungen unterworfen. Wer wusste schon, was geschah? Vielleicht wurde dieses Rudel gar angegriffen von loyalen Mitgliedern der entsprechenden Herden. Nur schwerlich konnte er sich da vorstellen, dass ein starker Anführer untätig bleiben würde. Solche Vorkommnisse schürten den Hass und bewirkten nicht selten extreme Reaktionen. Selbstverständlich war er nicht Verletzung oder Tod, welches er jenen Wölfen und Hunden hier wünschte. Doch für die Erfüllung seiner Ziele zog der Rüde zahlreiche Möglichkeiten in Betracht, die sich nicht immer erfüllen sollten. Einiges, was in seinem Kopf umherschwebte, war viel zu skrupellos, als dass es selbst der Teufel ausführen würde. Und schließlich konnte es auch ganz einfache Wege geben, die sich rasch erfüllten und ihn näher an sein Ziel heranbrachten. Der Schwarze reckte für einen Augenblick seinen Kopf gen Himmel, sodass es angenehm in seinem Rücken knackte. Dabei kitzelten warme Sonnenstrahlen sein Gesicht und gemeinsam mit dem hereinbrechenden Grün war dies der endgültige Beweis, dass der Frühling endlich gekommen war. Und er wusste, was das hieß. Die Beutetiere wurden in ihrer Euphorie äußerst leichtsinnig, sodass es ihm deutlich leichter fallen würde, etwas zu erjagen. Tatsächlich könnte er im Augenblick etwas zwischen den Zähnen vertragen, knurrte doch schon seit geraumer Zeit ab und an sein Magen. Jedoch war Garou schon lange genug alleine unterwegs gewesen, um das Gefühl des Hungers über einige Zeit hinweg zu unterdrücken und zu ignorieren. Man konnte nicht immer etwas erjagen und gerade der Winter war eine harte Zeit gewesen. Das bewies auch sein sehniger, wenn auch gleichsam muskulöser Körper. In guten Zeiten hatte er doch etwas mehr Fleisch auf den Rippen als jetzt.
Garou » 16.03.2014, 14:55 » Rudelplatz FA #1

Kennocha


Ob es hier wohl einen Anführer gab? Recht plötzlich durchzuckte diese Frage seine Gedanken und er wusste doch, dass er die Antwort darauf nicht kannte. Die Weiße vor ihm hatte sich lediglich als Stellvertreterin vorgestellt, somit hatte sie also keine vollkommene Macht über dieses Rudel. Natürlich musste es nicht sein, dass wegen einem Fremden sogleich der Anführer herbeigerufen wurde. Noch immer konnte irgendwo ein überaus autoritärer Wolf hier herumstreifen, den er nur noch nicht erblickt hatte. Durchlebt hatte Garou dies schon, solange er sich selbst nicht als aggressiv darstellte, wurde dabei kein größerer Aufstand gemacht. Aber sollte es hier tatsächlich keinen richtigen Anführer geben, dann wäre dieses Rudel perfekt für ihn – aber er zweifelte daran, dass es tatsächlich so einfach werden würde. Niemals war sein Leben ohne jegliche Hindernisse abgelaufen, dann würde dies auch jetzt nicht der Fall sein. Allerdings würde der Rüde sich hüten, sein Gegenüber direkt nach diesem Umstand zu fragen. Sonderlich höflich wäre es nicht – und zeitgleich ebenso verräterisch. Wenn sie ihn als überehrgeiziges, nach höheren Rängen strebendes Individuum ansah, dann würde sie wohl gut abwägen, ob seine Aufnahme hier tatsächlich klug wäre.

“Schon seit geraumer Zeit ziehe ich allein umher, ohne dass mich irgendjemand begleitet.“ setzte der Schwarze schließlich an und richtete seine intensiven Augen wieder auf die Fähe. “Ich hielt die Zeit für reif, mich wieder einem Rudel anzuschließen. Viel hat man noch nicht von euch gehört – einige würden das als schlecht ansehen, ich als gut. So kann ich mir selbst ein Bild darüber machen, von welchen Ansichten ihr geprägt seid.“ Nahezu wachsam blickte er die Weiße an, während er ihre Reaktion abzuschätzen versuchte. Viele würden sich bereits ein Urteil über ihn bilden, aufgrund der Art, wie er redete. Was er sagte. Wie seine Haltung war. Garou hoffte, dass es sich mit der Weißen nicht so verhielt. Auch die Stellvertreterin eines Rudels sollte klug genug sein, um erst nach Taten zu handeln und nicht nach derlei Dinge. Bedauerlicherweise kam dies nur noch äußerst selten vor. In Schubladen wurde man gesteckt und niemals mehr dort hinausgelassen, sofern man sich nicht grundlegend änderte. Doch gut, hatte er dies nicht soeben selbst getan? Er hatte dieses Rudel als einen Haufen von Jüngeren eingeschätzt, die wohl kaum zu Größerem fähig sein würden, wenn man sie nicht offensiv dazu anleitete. Auch das war eine Einschätzung, die er sich nicht erlauben sollte, ehe er mit jedem von ihnen ein Gespräch geführt hatte. Vorerst jedoch sollte er seine Aussage beenden. “Aus diesem Grunde möchte ich um meine Aufnahme in diesem Rudel bitten. Ich bin gewillt, mir zugeteilte Aufgaben unter Einsatz meiner vollen Kraft zu bewältigen.“ Und nun musste er warten. Warten, welche Entscheidung sie über ihn fällen würde. Vielleicht würde er auch dann erfahren, ob es nicht doch einen Anführer gab, sollte sie diesen zur Rate ziehen wollen. Und je nachdem, wie diese Entscheidung für ihn ausfiel, würde sie ihm mehrere Möglichkeiten verschaffen. Kennocha könnte ihn ablehnen, den Zutritt zu diesem Rudel verweigern. Dann wäre er weiterhin auf sich allein gestellt und müsste durch die Lande ziehen, um ein geeignetes Rudel zu finden. Denn sich direkt einer der großen Herden anzuschließen, das wollte er nicht. Fast nur Pferde waren dort vertreten und eine offene Rivalität zwischen den beiden Rassen war ihm aus vielerlei Fällen bekannt. Dort könnte er niemals zu angemessener Größe gelangen. Wenn sie ihn jedoch hier aufnahm, so gäbe es noch viele weitere Möglichkeiten. Vielleicht gelangte sie rasch zu dem Schluss, dass er ein überaus angemessener Anführer wäre und verlieh ihm dieses Amt nur allzu freiwillig. Natürlich konnte es auch sein, dass er hart dafür arbeiten musste, um irgendwann auch nur in eine ansatzweise gehobenere Position zu gelangen. Doch an diesem Punkt war Garou gewillt, alles dafür zu tun. Vieles schon hatte er erlebt, hart gekämpft, bitter geblutet. Endlich sollte die Zeit seines Triumphes anbrechen. Eine weitere Wahl wäre wohl noch, ihm einen ansprechenden Rang zu verweigern. Und dann würde es wohl Ärger geben, um das Ganze einmal sanft auszudrücken. Der Schwarze würde sich nicht einfach so abspeisen lassen, Ausreden und Hinhaltungen hatten ihm noch nie sonderlich gut gefallen. Wenn er nicht mit seiner Stärke, seinem Willen und seinem Charakter für die Leitung kämpfen konnte, dann musste er es mit Krallen und Zähnen tun. Dabei war ihm gleich, wie viele er aufgrund dessen gegen sich haben würde. Wie erwähnt konnte er Puppen für sich tanzen lassen, an gläsernen Fäden ziehen, damit sie seine Befehle befolgte. Und mit seinem unbestrittenen Ehrgeiz würde er den gewollten Posten erlangen – wenngleich dann wohl viele sich von ihm abwenden und gehen würden. Aber so zahlreiche Wölfe gab es in dieser Welt, dass er sich darum keine Sorgen machen müsste. Schnell würde er neue Anhänger finden, die ihn vor jenen verteidigten würden, die einen Putsch planten. Dies war ein Szenario, das wohl lieber vermieden werden sollte. Aus diesem Grund war es wichtig, dass die Weiße vor ihm – und gegebenenfalls auch der Anführer – die richtigen Entscheidungen traf. Vielleicht war der Leitposten auch von einem alten Rüden besetzt, der kaum noch Kraft hatte, um ein paar letzte Atemzüge zu tun. So jemand bräuchte einen Nachfolger und wenngleich Kennocha dann sicher erwählt werden würde, so hatte er dennoch Chancen, zumindest erst einmal begrenzt aufzusteigen. Besser als nichts. All dies jedoch waren nur Möglichkeiten, Zukunft, die sich vielleicht niemals erfüllen würde. Spielereien seiner Gedanken, in die niemand je Einsicht haben würde – und das war auch gut so. Einige würden ihn gewiss verabscheuen, wenn sie jeder seiner Gedanken kennen würden. So jedoch konnte er alles für sich behalten, was lieber nicht an die Außenwelt dringen sollte. Wie vorteilhaft.
Garou » 15.03.2014, 11:25 » Rudelplatz FA #1

Kennocha


Geduldig wartete er eine Antwort der Wölfin ab, würde wohl in der Lage sein, mehrere Stunden regungslos hier auszuharren. Deutlich spürte er, wie ihre Augen über ihn hinwegglitten, wie sie ihn beobachtete, einzuschätzen versuchte. Dies sollte ihm recht sein. Es war wohl eine völlig natürliche Reaktion, einen Fremden auf einem Rudelplatz derart zu betrachten. Ihre letztendlichen Worte jedoch machten den Eindruck, als wäre sie ihm nicht negativ gesinnt. Freundlich schien der Klang ihrer Stimme, ebenso der Sinn ihrer Aussage. Sie erlaubte ihm, sich zu ihr zu gesellen und stellte sich noch im selben Atemzug vor. Kennocha, Stellvertreterin des Rudels. Er hatte also richtig damit gelegen, als er ihr eine höhere Position zugeordnet hatte. Die Autorität, welche sie durchaus ausstrahlte, ließ eigentlich auch keinen Zweifel daran. Ebenso wenig ihr Gebaren. Mit einem leichten Nicken näherte sich der Schwarze ihr, nur um sich in weiterhin gebührendem Abstand zu ihr zu setzen. Er wusste, dass die meisten Fähen während ihrer Läufe nicht allzu positiv auf intensive Nähe reagierten. Besonders nicht, wenn sie Fremden gegenüberstanden. Aus diesem Grund wahrte er einen gewissen Abstand, wohl auch zur Erleichterung seiner selbst. Denn je näher er kam, umso stärker würde der süßliche Duft werden, welchen sie absonderte. Und auf lange Zeit könnte dies vielleicht nicht gut gehen. Für gewöhnlich hatte Garou sich selbst fest im Griff, denn undiszipliniertes Eigenverhalten konnte man bei dem Kampf nach einer höheren Position niemals gebrauchen. Mehr musste man schmeicheln, zur rechten Zeit die richtigen Worte finden, Taten vollbringen, die einen zu etwas Besserem machten. Irgendwann würde er seine Chance erhalten – und sie ohne jedweden Zweifel augenblicklich nutzen.

“Man nennt mich Garou.“ stellte schließlich auch er sich vor. Keine weiteren Ausschweifungen, die seine Herkunft oder sein bisheriges Leben betrafen. Sie hatte nur gefragt, wer er war. Und die Vergangenheit war kein Teil von ihm, sein Lebensstil musste ihn nicht unbedingt ausmachen. Auch unterließ er es mit vollem Bewusstsein, eben das anzusprechen, was er soeben festgestellt hatte. Dass sie einer höheren Position allein durch ihr Auftreten in jedem Fall würdig war. Für den Moment nutzlose Schmeicheleien, die ihr nur eine vorschnelle Meinung über ihn selbst entlocken würden. Und dies wollte der Rüde in jedem Fall vermeiden. Für diese Wölfin wollte er ein unbeschriebenes Blatt sein, sich erst durch Handlungen ehrbar machen, die er hier verbrachte. Nichts, was er schon einmal getan hatte, sollte sie interessieren. Du sprichst, als wärst du schon längst in diesem Rudel aufgenommen. Wie wahr. Natürlich zweifelte er nicht, dass er als würdig erachtet werden würde, ein Teil dieses Ganzen zu werden. Lediglich hungrige Mäuler schätzte ein Rudel niemals, doch er war jemand, der eben jene stopfen könnte. Ein hervorragender Jäger, ein schier makelloser Kämpfer. Sicher, auch Garou hatte seine Fehler, so ungern er dies auch zugeben würde. Schon immer hatte man davon gesprochen, dass sein Ehrgeiz ihn nicht nur stets vorantreiben, sondern auch einmal sein Verhängnis werden würde. Denn sofern der Schwarze einmal in eine autoritäre Rolle schlüpfen könnte, so würde er doch immer nach mehr streben. Nach einem größeren Rudel, einem größeren Gebiet, einem stärkeren Eingreifen. Niemals war das, was er hatte, für ihn genug. Für den Moment befand er sich noch auf einem Level, welches als gesund anzusehen wäre. Kein Fehler war es, nach einem Rang zu streben, der seiner eher würdig wäre. Aber das, was danach kommen könnte, wüsste wohl nicht einmal seine Mutter. Niemand konnte erahnen, ab welchem Punkt sein Durst nach Macht und Einfluss endlich gestillt werden würde. Wirkte er nach außen hin doch stets besonnen und ruhig, so tobte in ihm dieser Ehrgeiz und würde früher oder später in voller Pracht ans Tageslicht treten. Er selbst wusste wohl bislang kaum, dass es einmal dazu kommen könnte. Dafür glaubte er viel zu sehr, sich selbst absolut im Griff zu haben. So blieb nur zu hoffen, dass er eine gewisse Grenze niemals überschreiten würde. Wenn man ihm jedoch noch auf längere Dauer einen angemessenen Posten verweigerte, in jedem Rudel, in jedem Bereich, auch dann könnte das Fass zum Überlaufen gebracht werden. Der Schwarze war autoritär und beeinflussend genug, um ausreichend andere auf seine Seite zu ziehen und in einen Kampf zu verwickeln, an dessen Ende nur seine eigene Macht stand. Wie ein Meister könnte er weitere Wölfe an seinen Fäden tanzen lassen, sie dem Glauben überlassen, dass auch sie am Ende einen Gewinn von dem Ganzen hätten. Tief in dem Wolf schlummerte etwas Böses, das sich schleichend seinen Weg an die Oberfläche bahnte, wenn nicht die für ihn richtigen Entscheidungen getroffen wurden.

Für einige Wimpernschläge ließ er seinen Blick über das Rudel schweifen. Ein mehr bunt zusammengewürfelter Haufen mit zahlreichen Jungtieren, die wohl kaum einen ausreichenden Erfahrungsstand hätten. Sie wirkten alle nicht wie eine Einheit, sondern wie ein paar klägliche Überlebende, die sich nur zum gegenseitigen Schutze hier versammelt hatten. Eine Menge Arbeit wäre nötig, um aus diesem Rudel etwas Bedeutendes zu machen, das in diesem Krieg etwas bewirken könnte. Doch bereits jetzt schwor Garou sich, dass er um einen hohen Posten kämpfen würde, sofern er in dieses Rudel aufgenommen wurde. Und dann würde er sie zusammenführen, ihnen eine große Aufgabe in dieser Welt geben. Er wusste um seinen Einfluss, er wusste, dass er andere dazu bringen konnte, für ihn sterben zu wollen. Natürlich wäre es reichlich sinnlos, ohne Unterlass viele Leben zu verschwenden, zumal diese Gruppe eher klein war. Aber wie gesagt, er würde kämpfen und er würde die richtigen Entscheidungen treffen. Aus einem unbestimmten Grund war der Wolf sich sicher, dass er hier endlich einmal Erfolg haben könnte. Vielleicht würde er es endlich zu etwas Großem bringen und dann wären all jene, die er kannte, stolz auf ihn.
Garou » 14.03.2014, 17:02 » Rudelplatz FA #1

Kennocha



Er wusste, dass er in der Nähe eines Rudels war. Schon seit geraumer Zeit umwölkten die Düfte zahlreicher Wölfe und Hunde seine feine Nase. Er hatte nicht geplant, die Gesellschaft anderer aufzusuchen, aber ebenso wenig scheute er sich davor. Ein Rudel bedeutete, die eigenen Fähigkeiten unter Beweis stellen zu können, um vielleicht endlich einen höheren Posten zu ergattern. Schon so lange hoffte er darauf, in eine autoritärere Rolle hineinversetzt zu werden – und was war stattdessen der Fall? Er streifte ziellos als Einzelgänger umher und hatte keine andere Wahl, als seine Kraft für sich selbst zu trainieren. Um zu überleben. Schon lange hatte er sich nicht mehr vor anderen beweisen müssen, denn einige Zeit war vergangen, seitdem er sein altes Rudel verlassen hatte. Aus welchem Grund? Dort hatte er keine Chance gehabt, eine Leitposition zu erhalten, ganz egal, wie viel Mühe er sich gemacht hätte. Und so hatte Garou beschlossen, durch die Welt zu ziehen und einen besseren Ort zu finden – denn er wusste, dass er ein guter Anführer wäre. Mit Fug und Recht konnte er behaupten, ein scharfsinniger und starker Kämpfer zu sein, der in gewissem Maße bereits von Natur aus Autorität ausstrahlte. Es schien beinahe wie eine Gabe, die nahezu um Erfüllung lechzte. Der Schwarze besaß ausreichend Selbstbewusstsein, um dies von sich selbst zu sagen.

Zwischen den Bäumen blitzen gelegentlich andere Töne auf, Felle, die ganz sicher anderen Wölfen zuzuordnen wären. Selbst ihre Stimmen vernahm er schon und so gab er sich größte Mühe, vorerst nicht weiter auf sich aufmerksam zu machen. Wie ein Geist schien er über den Waldboden zu schweben und in seiner feinen Kunst gelang es ihm, dass nicht ein Ast unter seinen großen Pfoten knackte. Nur andere Tiere könnten es wohl sein, die ihn noch verraten würden. Kleine Vögel, die aufgrund seiner Anwesenheit lärmend aus den Büschen stoben; Nager, die ihre Angst vor ihm nicht verbergen konnten. Doch Garou hatte Glück und konnte sich dem Rudel ungesehen nähern. Er hatte nicht vor, Unfrieden zu stiften und von seiner rein muskulären Kraft Gebrauch zu machen. Es wäre doch töricht, sich allein gegen viele zu wenden. Stattdessen musterte er aus orange-bernsteinfarbenen Augen seine Umgebung und versuchte, einen Anführer ausfindig zu machen. Leittiere strahlten oftmals einen hohen Grad an Autorität aus und man wusste einfach, dass sie das Sagen hatten. Erstaunlicherweise konnte er auf den ersten Blick niemanden erkennen und sah erst nach mehrmaliger Wiederholung seiner Suche eine Wölfin. Sie saß auf einer kleinen Erhebung und schien, als würde sie das gesamte Geschehen auf diesem Platz im Blick haben. Definitiv jemand in höherer Position. Jedoch saß sie auf der gegenüberliegenden Seite des Rudelplatzes und er würde niemals die Frechheit besitzen, in gerader Linie auf sie zuzugehen. Stattdessen machte Garou sich daran, diesen Ort zu umrunden, um sich ihr von der Seite zu nähern. Dabei konnte er letztendlich nicht verhindern, dass einige Äste in seinem dichten Fell hängen blieben oder kaum sichtbare Stöckchen mit einem Knacken zerbrachen. Gewiss hatte er bereits auf sich aufmerksam gemacht, doch von reiner Zielstrebigkeit geprägt schritt er weiter auf die Weiße zu. “Meinen Gruß.“ Tief war seine Stimme, während er verharrte und sie offen anblickte. Der Wolf senkte nicht den Blick, wenngleich sie wohl von höherem Rang war. Schon früh hatte er gelernt, niemals augenblicklich klein bei zu geben und sich unterwürfig zu zeigen. Es war auch nicht seine natürliche Art, dies zu tun. Viel zu stark war sein Auftreten, viel zu stolz seine Haltung. Zumeist hielten Leittiere auch nicht viel von jenen, die sich sofort äußerst unterwürfig zeigten. “Ist es mir erlaubt, mich zu nähern?“ Folgte schließlich seine Frage, während er sie noch immer ruhig anblickte. Unlängst hatte er den Duft ihrer Läufe wahrgenommen, welcher sich förmlich in seiner Nase festzusetzen schien. Doch viel zu vernünftig war er, um in einem Moment wie diesem seine Triebe aufwallen zu lassen. Es würde schmerzliche Folgen für ihn haben und schicklich wäre es ganz gewiss nicht. Wenn seine Mutter ihm eines mit harter Beständigkeit eingebläut hatte, so war es wohl pure Höflichkeit und vernünftiges Benehmen. Somit setzte der Schwarze keine weitere Pfote vor die andere, versuchte nicht, exessiv ihren Duft aufzuschnappen. Wenn er in diesem Rudel – sollte er willkommen sein und überhaupt bleiben wollen – etwas erreichen wollte, so musste er sich von Anfang an ordentlich verhalten. Garou hatte schon rasch gelernt, dass man im Leben meist nur eine Chance bekam – und wenn diese vertan war, dann half kein Entschuldigen, kein Drohen und kein Betteln. Dann war es vorbei und man musste sich einen neuen Ort mit neuen Individuen suchen, denen man noch unbekannt war.

Sachte fuhr der Wind durch seinen dichten Pelz, war jedoch bereits von einer gewissen Wärme geprägt. Der Frühling hielt allmählich Einzug und schon bald würde diese Welt wieder in vollem Leben erblühen. Dennoch hatte er das Gefühl, dass stets der graue Schleier des Krieges über diesem Reich lag. Das musste enden und dies tat es nicht, indem man ohne jegliches Handeln dabei zusah und die anderen sterben ließ. Der Rüde war der festen Überzeugung, dass jeder hier eingreifen sollte, statt sich angsterfüllt in dunklen Höhlen oder tiefen Wäldern zu verkriechen. Erst wenn jeder eine Seite bezogen hatte, dann würden sich die absoluten Kräfte messen können – und dadurch würde sich entscheiden, wer letztendlich den Sieg davontrug. Natürlich wollte er nicht auf der Seite der Verlierer stehen, doch selbst wenn es im Endeffekt so kam, wäre er doch nicht enttäuscht. Denn er hätte eingegriffen, seine Pflicht getan und für das gekämpft, was ihm wichtig war. Gewiss könnte allein dieses Rudel einen großen Unterschied machen, wenn es sich auf eine Seite schlug.
Garou » 12.01.2014, 22:11 » Die verwunschene Quelle #1

Yuna



“Da hast du wohl recht. Wäre es nicht gut, in die kommenden Tage sehen zu können? Zu wissen, was einen erwartet und worauf man sich gefasst machen muss?“ Oh, wie oft hatte Garou von dieser Gabe geträumt? Sie ließe sich in eine unschlagbare Waffe verwandeln, eine Waffe gegen die auch die stärksten Feinde nichts würden ausrichten können. Er könnte ihre Schritte voraussehen, würde wissen, wann er am richtigen Ort zu sein hatte, um die besten Erfolge für sich herausschlagen zu können. Oh, wäre das nicht wunderbar? Jederzeit dessen gewiss, was am nächsten Morgen auf ihn lauerte. Was ihn erwarten würde, wenn die Sonne sich erneut über den Wipfeln der Bäume zu senken begann, und das Land in Dunkelheit versank.
Nicht nur in der Politik und der Kriegsführung wäre sie ein wahrer Vorteil, auch auf der Jagd und zur Leitung eines Rudels wäre sie sicher auch nicht zu verachten. Wann würde das unbedachte Reh wohl erneut diesen Wildwechsel dort beschreiten? Wann bräche der Winter hinein, wann musste das Rudel auf einen Sturm gefasst sein? Diese Fähigkeiten würden ihn über alles erheben, ihn zu einem wahren Anführer machen, einem unvergesslichen! Noch in vielen Generationen würden die Mütter ihren Welpen von seinen Taten berichten.
Doch nein, er besaß keine dieser Kräfte, die einigen wenigen Wölfen zuteil wurden. Er konnte nicht in die Zukunft sehen, sich nicht mit Bären messen, nicht unter Wasser atmen, keine Kräuter sprießen lassen. Dafür jedoch hatte ihn sein Schicksal mit einem scharfen Verstand und einem starken Körper gesegnet. Er würde es auch ohne Zauberei an die Spitze eines Rudels schaffen, er benötigte nur etwas Zeit dazu. Etwas Zeit und einige Voraussetzungen, Voraussetzungen die ihm hier vielleicht gegeben wurden.
Sie waren einige Zeit lang schweigend nebeneinander her gegangen, jeder für sich in seinen eigenen Gedanken versunken. Eine Stille hatte geherrscht, doch keine unangenehme. Wobei Garou das mit den Gesprächspausen ja erst vor einigen Minuten für sich durchdacht hatte und zu dem Schluss gekommen war, dass es nur für schwache Wölfe unangenehme Stille gab – für ihn jedenfalls nicht.
Plötzlich stoppte Garou. Der große dunkle Wolf hatte regelmäßig die Luft geprüft, mehr aus Gewohnheit denn aus Hunger oder Wachsamkeit. Er hatte stets seine Umwelt im Blick und war nie unvorbereitet. Ein einziges Mal hatte er sich überraschen lassen, es war ihm eine Lehre gewesen. Noch am selben Tag hatte er sich geschworen, seinen Rücken nie wieder ungeschützt zu zeigen, nie wieder einem vermeintlichen Freund selbstsicher sein Vertrauen zu demonstrieren, zu groß war das Opfer gewesen, das er dafür hatte bringen müssen.
Er witterte Artgenossen. Nicht einen und auch nicht zwei, es waren mehrere - Wölfe wie Hunde. Sein Herz begann kräftig zu schlagen, nur wenige Sekunden, dann hatte es sich wieder beruhigt und der Rüde kontrollierte seinen gesamten Körper aufs Neue. “Riechst du das auch?“, fragend wandte er sich an seine Begleitung und nahm noch einmal alle Gerüche in sich auf. Noch waren sie zart, kaum erkennbar unter dem kräftigen Geruch nach Schnee und Eis, doch unverkennbar. Wieder sah er Yuna an, eine unausgesprochene Frage in seinem Gesicht; würde sie ihm folgen?
Garou » 09.01.2014, 20:20 » Die verwunschene Quelle #1

Yuna



Yuna schien sich nicht daran zu stören, dass er sich etwas Zeit genommen hatte, um die Worte zu finden, die er benötigte. Im Allgemeinen war sie überhaupt eine angenehme Gesprächspartnerin, mit der das Sprechen nie ganz stockte und man sich dennoch keine Floskeln aufzwingen musste, um eine unangenehme Stille zu überbrücken. Nicht, dass ihm Pausen in einem Gespräch je unangenehm gewesen wären, doch die meisten Wölfe begannen bald, sich im leeren Raum zu winden, drückten ihr ganzes Unwohlsein in blödsinnigem Gebrabbel aus, damit ihre Lippen nicht länger ruhen mussten. Primitives Gekreuch! Garou widerte das ganze Gefleuch an, das nie aussprach, was es dachte und auf dem Boden kroch, um nicht zu sich selbst stehen zu müssen. Sicher – auch er selbst sprach nicht immer die Wahrheit, konnte nicht immer zuvorkommend und freundlich sein, das sowieso nicht, doch wenn er es nicht sein wollte, dann kümmerte es ihn selten, was der Andere dachte.
Er fühlte sich durchaus etwas geschmeichelt, als ihm Yuna scheinbar ehrlich Vertrauen in seine Fähigkeiten aussprach. “Wir werden es mit Sicherheit sehen“, antwortete er, “vielleicht bin ich dann aber auch wieder auf Wanderschaft. Mich hat es in der Vergangenheit nicht lange an einem Ort gehalten.“ Ich hatte bisher aber auch noch nie solch perfekte Voraussetzungen! dachte er still bei sich und rieb sich innerlich die Pfoten. Dass das Rudel zum Teil aus Hunden bestand war ein Wermutstropfen, sicher, doch mit seinen Ansichten würde er sich vorerst zurückhalten und gute Miene zum bösen Spiel wandeln. Wenn er erst einmal gut Fuß gefasst hatte blieb noch genug zeit, sich diesem Problem anzunehmen und es von Grund auf ungeschehen zu machen.
Er warf einen schnellen Blick auf die Fähe, die neben ihm lief und sah dann wieder nach vorne, konzentrierte sich auf den Weg, der gefunden werden musste. Das klang, als ob sie kaum Erinnerungen an ihre Kindheit hatte, kaum Erinnerung an ihre Wurzeln. Wie das wohl war, nicht zu wissen, woher man stammte, nicht nur auf den Ort bezogen, den man hätte aufsuchen können sondern vielmehr an seine Vorfahren, seine Herkunft. Wenn man seine Ahnen nicht kannte, auf die man sich berufen konnte, die den eigenen Weg geebnet hatten. Er stellte es sich seltsam vor, einsam, als würde ein Stück von ihm fehlen, das unwiederbringbar verloren war.
“Es gibt in einem Rudel auch nicht nur ranghoch und rangniedrig, die meisten Wölfe leben im breiten Mittelfeld, das ja auch der Kernbestandteil eines jeden Rudels ist. Und ich denke, du würdest gut in eine solche Position passen. Komm doch einfach mit mir, wenn ich mich den Leittieren vorstelle. Man weiß nie, was einen erwartet und manchmal ist es gut, nicht alleine zu sein, wenn man sich neuen Aufgaben stellt.“ Das Schicksal spielte ihm heute wahrlich geradezu in die Pfoten, wenn es so etwas wie Schicksal denn gab. Er hatte nicht nur die deutliche Spur eines Rudels gefunden, sondern auch den Schlüssel zu allen Chancen, um dort von Anfang an als ein Wolf akzeptiert zu werden, der fähig war einen leitenden Posten einzunehmen.
Der Wille etwas zu fressen zu finden war inzwischen abgeklungen, zu sehr reizte es ihn nun, dieses Rudel zu finden, sich ein Bild der Lage zu verschaffen und einige erste Entscheidungen zu treffen. Entscheidungen, die ihn an das Ziel seiner Träume führen konnten.

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Gnaah smilie
Ich würde sie gerne auf Spuren des Rudels treffen lassen und ihn da hin schicken, gerne auch mit ihr.. ist das in deinem Sinne?
Garou » 06.01.2014, 00:15 » Die verwunschene Quelle #1

Yuna



Garou nickte als Zeichen, dass er sie gehört hatte. Er würde sie schon noch ein wenig ertragen, noch ging sie ihm nicht auf die Nerven und bisher hatte sie ihn schließlich nur genutzt. Wozu jetzt auf ihre Gesellschaft verzichten? Er war nicht der Geduldigste, das musste er zugeben, und war generell schnell gereizt, aber diese Fähe schien ihm momentan sehr unaufgeregt und als leicht zu dulden. Noch dazu polierte sie sein Ego noch ein wenig auf, bevor er sich seiner Aufgabe stellte und, auch das musste er zugeben, dem war er durchaus nicht abgeneigt.
“Ein Rudel kann jedes Mitglied brauchen, das bereit ist, ihm loyal und treu zu dienen“, antwortete er mit seiner tiefen rauen Stimme. Bisher war das Gespräch seicht dahin geplätschert, hatte die ein oder andere Neuigkeit mit sich gebracht, aber keine größeren Stromschnellen geboten, jetzt jedoch galt es, die Worte gut und genau abzuwägen. “Nun,“ er ließ sich dieses Mal Zeit und beantwortete gleich zwei ihrer Fragen: “ich bin in einem Rudel aufgewachsen und habe bereits zahlreiche Erfahrungen in vielen Bereichen des Rudellebens gesammelt. Wenn dieses Rudel sich tatsächlich gerade erst formiert hat, so wird es Wölfe mit diesen Erfahrungen benötigen und wenn ich in eine solche Position gebeten werden sollte, sehe ich mich durchaus auch in einer der koordinierenden Rollen – zumindest vorübergehend, bis ein funktionaler Alltag hergestellt ist.“ Gut so! Er durfte weder zu viel Ehrgeiz zeigen, noch sein Licht unter einen Scheffel stellen, beides könnte seine Zukunft so wie er sie sah gefährden oder zumindest viel Überzeugungsarbeit bedeuten und die wollte er sich auf alle Fälle ersparen. Fürs Erste jedoch war er mit den von ihm gewählten Worten sehr zufrieden, da er das Gefühl hatte, genau den richtigen Ton getroffen zu haben.
“Wie steht es denn mit dir?“, wandte er sich dann an die helle Fähe. Yuna erschien ihm wie eine, die sich nicht gerne ohne Umschweife band und doch machte sie einen etwas wehmütigen Eindruck, wenn sie an das Alleinsein dachte. “Wirst du dir das Rudel ansehen? Vielleicht ist dort ja ein Platz, der von dir gefunden werden will. Hast du daran schon einmal gedacht?“
Er hatte diese Worte völlig selbstlos gesprochen – ja, er war tatsächlich vor allen Dingen an einer Unterhaltung interessiert, doch kam ihm dabei eine Idee. Es war mehr eine schemenhafte Vision, die ihm kaum greifbar im Kopf herum spukte. Wenn er mit einem weiteren potenziellen Rudelmitglied die Bildfläche betreten würde, würde ihn das von Anfang an noch mehr wie einen erscheinen lassen, der wahre Führungsqualitäten besaß. Noch dazu brachte er damit vielleicht den ersten Unterstützer seiner Partei mit ins Rudel, denn ein solcher gemeinsamer Schritt schuf eine solide Basis aus Vertrauen und dem Gefühl, zusammen zu gehören. Wenn er es recht bedachte, so wäre dies eine ausgezeichnete Möglichkeit, ihn seinen Zielen unauffällig aber einen gewaltigen Schritt vorwärts zu bringen.
Garou » 29.12.2013, 18:45 » Die verwunschene Quelle #1

Yuna



Ihr Zögern rang ihm ein weiteres kleines Lächeln ab. Garou fand es immer wieder amüsant, wie sehr sich viele Wölfe das Leben selbst schwer machten. Damit meinte er nicht einmal Wölfe wie Yuna, die sich fragen mussten, ob der Andere es ernst meine, als vielmehr genau diese, die sich selbst hinter großen Floskeln und Regeln des Anstands, der Höflichkeit versteckten. Sicher, in der Politik waren diese Umgangsformen unumgänglich, absolut unvermeidlich, wenn man Erfolg haben wollte, doch wenn es ein Wolf erst einmal nötig hatte, sich selbst einem Fremden gegenüber so selbstlos zuvorkommend zu verhalten, dann war er ein Narr und verlor sich selbst aus den Augen. “Ich muss gestehen, dass ich kein großer Freund der sogenannten Höflichkeit bin und diese auch eher selten zum Ausdruck bringe. Wenn ich dich also frage, ob du mich begleiten möchtest, so tue ich das nicht aus Pflichtgefühl“, stellte er ruhig und freundlich klar und lud sie dann mit einer Kopfbewegung erneut zum Gehen ein. In der Tat kam es nicht allzu häufig vor, dass er die Gesellschaft so sehr suchte, doch verlor man auf einsamen Reisen oft einen Teil der eigenen Distanziertheit anderen Wesen gegenüber. Seiner Erfahrung nach kam diese jedoch rasch zurück, hielt man sich erst wieder unter Artgenossen auf und man sehnte sich nach etwas Ruhe.
“Ich denke, ich werde mir das Rudel ansehen, von dem du mir erzählt hast. Da ich aus dem Osten komme und bisher noch keine auffälligen Spuren zu Gesicht bekommen habe, werde ich vorerst meinen Weg nach Westen fortsetzen. So, wie die Luft riecht, kann das Meer nicht weit sein und ich hatte vor, an der Küste entlang zu ziehen.“ Mit diesen Worten setzte sich der große Wolf in Bewegung, von der Quelle führte ein schmaler Weg zwischen Felsen einen steilen kurzen Hand hinunter auf nach Westen abfallendes Gelände. Garou achtete darauf, wohin er seine Pfoten setzte, das letzte das er jetzt gebrauchen konnte, war ein verletzter Lauf. Seine Beine waren stark und geschmeidig, von der Wanderung erfahren und doch erschien es ihm nun, wo er das Ziel in Aussicht hatte, wichtig, Acht darauf zu geben. Wenn er dem Rudel gegenüber trat, musste er sich von seiner besten Seite zeigen, der erste Eindruck würde entscheidend sein. Sahen ihn die Rüden und Fähen zu diesem Zeitpunkt schon voller Stärke, gepflegt und selbstständig, so würden sie ihn rasch auf einem ranghohen Posten akzeptieren. Er würde sich keinen Patzer leisten, durfte sich keine Schwäche erlauben. Eine solche Gelegenheit würde sich nicht allzu bald wieder ergeben, deshalb war es nun besonders wichtig, auf jeden Schritt zu achten, real wie auch im übertragenen Sinne. Immer wieder hielt er inne, um die Luft zu schmecken, doch außer einer mageren Amsel kreuzte nichts ihren Weg. Verächtlich zog er die Lefzen hoch, als der Vogel an ihnen vorüber flatterte. Bevor er diesem Wesen nach sprang und sich zum unbeholfenen Welpen zurück entwickelte, musste er schon reichlich ausgehungert sein! Ihm stand, wie so oft in letzter Zeit, der Sinn nach einem schönen Stück Wild, doch von diesen Tagträumen konnte er nun wahrlich nicht profitieren.
Garou » 28.12.2013, 11:35 » Die verwunschene Quelle #1

Yuna



Die Fähe hatte also Humor, wunderbar! Grinsend bleckte er die Zähne und knurrte: “Eben. Schau mich an!“ Nun gut, unbesiegbar war er nicht, gewiss nicht, doch er hatte bereits einige Kämpfe hinter sich und konnte guten Gewissens sagen, dass er in jeder Hinsicht einen passablen Krieger abgab. Guten Gewissens. Garou zweifelte stark an seiner Existenz und sollte es wider erwarten dennoch bestehen, so war er sich ganz sicher, keines zu besitzen, kein reines und gutes jedenfalls. Wozu auch?
Lächelnd lauschte er den folgenden Worten, sie passten doch so sehr zu dem Gedankengang, den er vor wenigen Minuten erst geführt hatte. “Ich danke dir“, in seiner Stimme schwang leiser Spott mit, weniger über sein Gegenüber, als mehr über sich selbst. Es wurde Zeit, dass er endlich seinen Platz fand und sein Lebensziel aus dem Boden stampfte. Wenn er so weiter machte, verkam er noch vollkommen zu einem Spottbild seiner selbst, einer sentimentalen, Worte schwingenden Karrikatur. Yunas weitere Ausführungen brachten ihn bald auf den Boden der Tatsachen zurück. Einige Herden gleich! Nun, das könnte zum Problem werden. Andererseits – nicht selten gab es Differenzen zwischen den Gruppierungen. Anders als viele behaupteten, zählten Pferde zu den leicht reizbaren und schnell aggressiven Spezies, besonders untereinander. Wenn es zu Kämpfen kam, bröckelten die Herdenstrukturen dahin. Schwache und Kranke wurden vernachlässigt, der Krieg forderte viele Opfer. Das war der Zeitpunkt für ein starkes Rudel, auf dem Plan zu erscheinen.
Eine dicke Wolke schob sich vor die Sonne, die wärmenden Strahlen verschwanden und das goldene Licht, das die Landschaft verzaubert hatte, wich dem blaugrauen Schleier des Winters. Seufzend erhob sich der Wolf und streckte sein knackendes Rückgrat. “Nun, ich danke dir für die Informationen über diesen Ort und deine Gesellschaft, doch nun wird es Zeit für mich, mich wieder auf den Weg zu machen.“ Gerade wollte er sich mit einem Abschiedsgruß zum Gehen wenden, da hielt er inne: “Oder möchtest du mich ein Stück begleiten? Jetzt, wo ich darüber nachdenke, werde ich mir erst noch eine Kleinigkeit fangen, hier oben sollte die ein oder andere Maus zu finden sein, denke ich.“ Mit erhobenem Kopf prüfte er die Luft und stellte tatsächlich einen schalen Geruch nach den kleinen Säugern fest. Er wollte gestärkt sein, bevor er sich seiner Aufgabe stellte und das Kaninchenmahl lag nun schon einige Zeit zurück, zudem hatte er an dem jungen Ding sowieso kaum Fleisch und Fett finden können. Würde er erst an der Spitze eines Rudels stehen, so würde er dafür sorgen, dass es jeden Tag in seinem Leben Wild gab, so viel stand fest. Er war es Leid, sich von wuselndem Ungeziefer zu ernähren, doch selbst wenn er mit Yuna gemeinsame Sache machen würde, würden sie nichts fangen, dazu musste man schon einige Wölfe zusammenbringen. Das Leben als Einzelgänger konnte verdammt noch mal furchtbar frustrierend sein! Mit jeder Sekunde wuchs die Ungeduld in seinem Leib zu einem reißenden Tier heran. Er würde sich nun ein gutes Mahl fangen und sich dann auf die Suche machen.
Garou » 27.12.2013, 20:35 » Die verwunschene Quelle #1

Yuna



“Ja, vielleicht“, Garou kam das Wort leicht über die Lippen, auch wenn er schon jetzt wusste, dass dies keine Eventualität, keine Frage war. Der Rüde war im Allgemeinen niemand, der Fragen stellte, er fand die Antworten oder forderte sie ein. Er würde das Rudel aufsuchen und sich ein Bild der Lage machen. Sollte er Chancen für sich sehen, so würde er alle Hebel in Bewegung setzen und nichts unversucht lassen, sollte das 'Rudel' sich jedoch als Ansammlung von Halbverrückten und Weltverbesserern erweisen, so würde er für etwas Unruhe sorgen und schleunigst weiter ziehen. Er brauchte keinen bescheuerten Anhang, was er suchte war ein starkes Rudel, das sich mit jedem anderen messen konnte. Eines, dessen Anführer respektiert und nicht belächelt wurde, eines, das einem jeden Einzelgänger ein respektvolles Murmeln und einen unbehaglichen Schauer über den Rücken jagte. Oh ja, ein solches Rudel würde Garous Verlangen stillen und ihm die Macht geben können, nach der er sich sehnte.
“Allerdings muss ich zugeben, dass es mich nicht allzu sehr kümmert, mit welcher Einstellung man Fremden begegnet. Ich glaube, ich kann behaupten, dass ich mich mehr als gut verteidigen kann, glaubst du nicht?!“ Der dunkle Rüde schlug einen fragenden, beinahe neckenden Ton an. Ihm stand der Sinn nach einer leichten Unterhaltung, jetzt, wo seine Träume zum Greifen nah schienen und seine Gedanken ebenso leicht dahin flogen.
“Das glaube ich auch. Jedem von uns ist ein Platz in der Geschichte zugedacht und früher oder später wissen wir auch, welcher das ist. Es gilt einzig und allein herauszufinden, wohin unser Schicksal führt.“ Und wenn man es denn weiß, ihm ein wenig auf die Sprünge zu helfen, führte er den Satz still für sich zu Ende. Er jedenfalls wusste bereits, wo sein Weg zu enden hatte.
“Ich habe auf meinem Weg viele Pferdespuren gefunden und hinter jeder Ecke scheint eines zu stehen. Weißt du mehr über sie?“ Pferde konnten leichte Beute sein, wenn sie angeschlagen, jung oder alt waren, wenn auch sie ausdauernde Läufer und recht geschickte Kämpfer waren. Trotzdem ließen sie sich leicht in die Enge treiben und im Wald oder unwegsamen Gelände waren sie schnell zur Strecke gebracht, anders als das Wild der Wälder. Doch wo Pferde waren, waren meist auch Herden und diese konnten tatsächlich eine wahre Bedrohung darstellen. Gegen eine Gruppe Pferde konnte selbst das stärkste Rudel nur schwer ankommen.
Garou hatte von Geschehnissen gehört, zu denen sich Wölfe und Pferde zusammengeschlossen hatten. Unzweifelhaft konnte das eine starke Truppe bilden, doch so recht vorstellen konnte er sich das nicht und war sich zudem nicht sicher, ob er dies überhaupt wollte. Irgendwie ging es ihm gegen den Strich, es schien ihm wider der Natur und bot sicher nicht nur Vorteile. Schwierigkeiten innerhalb der Gruppe jedenfalls waren vorbestimmt und so sicher wie die Ebbe auf die Flut folgt.
Garou » 27.12.2013, 19:18 » Die verwunschene Quelle #1

Yuna



Ein leises heiseres Lachen stahl sich über seine Lippen, als er antwortete. Nun, dann wollen wir mal das beste hoffen!“ Noch einmal betrachtete er die weiße Fähe eingehend. Sie wirkte nachdenklich, ehrlich und wie ein intuitiv handelnder Wolf. Wie eine, die ihr Herz auf den Lippen trug und sich nicht in Dinge verstricken ließ, die ihr nicht gefielen. Eine wie so viele und doch war jede von ihnen etwas besonderes. Manchmal könnte Garou wirklich über sich selbst lachen! Vielleicht sollte er einfach ein wanderner Spielmann werden, von Ort zu Ort ziehen und Lieder und Märchen vortragen, Gedichte über die Mächtigen und das Volk mit Parodien derselben unterhalten, statt sich eine Machtposition zu erkämpfen.
Bei ihren nächsten Worten jedoch wurde er sofort hellhörig. Tatsächlich schien ihm da oben im Universum jemand gut gesinnt zu sein! Das waren die besten Voraussetzungen für ihn. Eine neue Gruppierung war immer labil, denn sicher waren Rudelordnung und Rangfolge noch nicht endgültig festgelegt. Die Tiere waren ein zufällig zusammengewürfelter Haufen statt einem eingespielten Rudel und ließen sich leicht beeinflussen. Wenn man in einer solchen Situation richtig auftrat, so hatte man gute Chancen auf einen Posten, der Verantwortung, Ansehen und Macht einbrachte. Es war noch möglich, das Rudel zu formen und Einfluss auf die Zukunft zu nehmen. Garou spürte die Erregung sein Rückgrat hinabrieseln und in seinen Pfoten kribbeln. Er spielte mit den Muskeln seiner breiten Schultern, um das Fell zu legen. Kein Grund zur Aufregung, ermahnte er sich, nur Geduld! Nun hatte er lange genug gewartet, er würde nicht zu große Hoffnungen auf Worte setzen, die sich eben so gut als bloßes Gerücht erweisen könnten. Im Übrigen hatte Yuna eventuell noch weiteres zu berichten und konnte ihm vielleicht sogar einmal nützlich werden. Es war immer gut, Beziehungen zu haben, auf die man sich später berufen konnte.
„Noch weiß ich nicht, was in einem Jahr sein wird. Vorerst möchte ich mich einem Rudel anschließen, zumindest den Winter über, um etwas zur Ruhe zu kommen, wohin meine Pfoten mich danach tragen werden, wird sich zeigen müssen. Und du? Weißt du über deine Zukunft schon bescheid?“

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wie gesagt, etwas kürzer, sorry
Garou » 27.12.2013, 14:05 » Die verwunschene Quelle #1

Yuna



Die Nase des dunklen Wolfes sog tief die kalte Luft ein, die Ohren zuckten, dann öffneten sich die bernsteinfarbenen Augen und er wandte den Kopf. Noch jemand war hier. Dem geruch nach handelte es sich um eine Fähe, einen Wolf. Gut, dachte Garou. Er hatte nicht direkt etwas gegen Hunde, es gab zweifellos sehr fähige und starke Exemplare und dennoch - so viel ihrer beiden Arten auch verband, so viel trennte sie von einander.
Als eine helle Wölfin zwischen den dünnen Stämmen hervortrat, richtete er sich mit einer geschmeidigen Bewegung zu seiner vollen Größe auf, die Rute locker pendelnd, die Ohren freundlich gespitzt. Er war hier im Niemandsland, es gab keine Grenzen, die es zuverteidigen gab, nicht für ihn, doch auch die Fähe machte nicht den Eindruck, als wolle sie ihn von ihrem Land jagen. In ihrem Geruch fand sich auch nur eine einzige starke Duftspur, wäre sie Teil einer Gruppe, so hätten sich die Gerüche der Mitglieder zu einem Neuen zusammengefügt. Schade!, tatsächlich hing dieser Gedanke für einen Herzschlag in seinem Kopf, Vielleicht hätte ich mit ihnen ziehen können.
Sie war stehen geblieben und einen Moment lang wirkte sie, als wolle sie einfach an ihm vorüber gehen, ihm vielleicht einen höflichen Gruß zu nicken und dann wieder verschwinden, doch dann trat sie auf ihn zu und sprach ihn an. Beinahe schon erfreut - er musste wohl wirklich einsam sein, dass er sich über ein simples Gespräch mit ungewissem Ausgang freuen konnte - blinzelte er ihr zu und erwiderte ihren Gruß. "Nein nein, ganz und gar nicht, ich habe gerade darüber nachgedacht, wann ich wohl das letzte interessante Gespräch geführt habe." In seiner tiefen rauen Stimme schwang all seine Gelassenheit, sein Selbstvertrauen und auch seine Stärke mit. Ihren Namen nahm er mit einem Nicken zur Kenntnis und stellte sich anschließend selbst vor: "Mich nennt man Garou. Setz' dich doch zu mir!"
Mit diesen Worten nahm er wieder Platz und betrachtete Yuna dann aufmerksam. Die Fähe war noch recht jung, jünger als er und schien, obwohl sie soweit gut genährt und auch gepflegt erschien, dennoch eine Reise hinter sich zu haben, vielleicht auch eine unruhige Zeit. "Bist du von hier? Kannst du mir sagen, ob es hier Territorien zu beachten gibt? Ich bin auf der Durchreise und möchte Schwierigkeiten vermeiden." Vielleicht konnte er ihr ja ein paar interessante Informationen entlocken, fragen konnte er sie jedenfalls und mit etwas Glück war ihm das Schicksal gnädig gestimmt.
Garou » 27.12.2013, 12:07 » Die verwunschene Quelle #1

Offen für alles und Jeden



Seltsam, wie warm das Wasser doch war!
Garou hatte sich am Rande des Wasserlaufs niedergekauert, um seinen Durst zu stillen und hatte überrascht festgestellt, dass das klare Wasser, statt wie erwartet schneidend kalt, angenehme Wärme ausstrahlte. Zunächst hatte er es misstrauisch geprüft, doch nun genoss er es, seinen Körper etwas zu wärmen.
Inzwischen waren die Wolken aufgerissen und die helle Sonne strahlte mit voller Kraft. Sie ließ die Äste glänzen, den Schnee glitzern und ihre Strahlen spielten in den sanften Wellen, den freudigen Sprüngen des Wassers. Ihr gelbes Licht besaß sogar eine zwar zarte, aber dennoch spürbare wärmende Kraft, doch riss diese der eisige Wind aus der Luft und zerfetzte sie in tausend winzige Stücke, sodass nur wenig davon auf dem dunklen Fell des Wolfes haften blieb.
Als Garous Durst gelöscht war, setzte er sich auf und wischte sich mit der Pfote eine Klette von der Nase. Es wurde Zeit, eine neue Heimat zu finden, zu bleiben, ein Leben aufzubauen. Der junge Wolf war nicht für das Wandern gemacht. Er vermisste die Jagd nach Großwild, das Leben im Rudel. Oft stieß er auf seinen Wegen auf frische Fährten und war sofort bereit, die Verfolgung aufzunehmen, einen Hinterhalt zu legen, bevor er sich in Erinnerung rief, dass es dafür ein eingespieltes Team benötigte und sich wieder mit einigen Mäusen begnügte. Heute hatte er Glück gehabt. Auf seinem Weg hierher war ihm auf einer Wiese ein Kaninchen in die Fänge gelaufen und mit Freuden hatte er ihm den Garaus gemacht.
Trotzdem. Er wollte ein Territorium, in dem er jeden Baum und jeden Stein kannte, wo er die Wildwechsel im Schlafe ging und sich in Notzeiten in Sicherheit wusste. Außerdem wollte er Anerkennung für seine Taten, Rudelmitglieder die einander den Rücken stärkten und nicht immer nur ein Fremder sein, überall und jeden Tag aufs Neue. Er würde sich endlich einem neuen Rudel anschließen.
Vorerst jedoch schloss er die Augen und blieb, wo er war. Mit wachsam gespitzten Ohren ruhte er sich ein wenig aus, bevor er die nächste Etappe seiner langen Reise antrat. Noch wusste er nicht, wohin ihn sein Weg führte, oder wann er am Ziel war, doch eines wusste er: Er würde ihn zu ende gehen und finden, was er suchte.
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