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Red Riding Hood » 05.08.2017, 17:04 » Strand & Meer #2
Ceasar


 


„Es ist ein guter Ort um sich nicht sicher zu sein.“


Stellte ich mit einem stumpfen Schulterzucken fest, schnippte mit den Ohren und verhedderte mich hoffnungslos in meinen Gedanken.


Der Strand war tatsächlich perfekt dafür.


Der Horizont in der Ferne, nichts anderes als Sand und Meer, das melancholische Rauschen der Wellen, eine andauernde Trostlosigkeit.


Hier konnten man seinen Gedanken hinterherhängen und herausfinden was man hier tat, wie man hergekommen war, was man den Rest seiner Existenz tun sollte um nicht an seinen Dämonen zu ersticken.


Und Himmel, davon wohnten mir einige inne.


Auch wenn ich mich gerne so hinstellte, war ich nicht durch und durch böse.


Wobei ich fand das böse ein Wort war, welches man nicht allzu leichtfertig benutzen sollte. Gekränkt, geschädigt, verletzt, verstört oder einfach gezeichnet vom Leben, würde es meistens tatsächlich besser treffen.


Jeder kompensierte es auf eine andere Art und Weise.


Ich hatte mich dem Mord an meinem Bruder hingegeben, hatte mich davon verschlingen lassen und war dem bis heute nicht gänzlich entkommen.


Doch irgendwie hatte ich Gefallen gefunden an meinen dunklen Gedanken, manche gingen darin ein und manche wohl auf eine kranke Art und Weise auf.


Was wollte ich bitte erwarten wenn ich in eine Familie von Gestörten geboren wurde, die verzweifelt versuchten normal zu sein?


Was wollte ich tun wenn mich die schleichenden, kratzenden, stummen Geister in den Wahnsinn trieben und fließendes Blut mich beruhigte?


Wenn ich die Kunst des Quälens und Tötens ausgearbeitet hatte und in diesen wölfischen Augen in jeder Sekunde meines Daseins der Irrsinn tanzte?


Wenn ich versuchte mich zu bessern aber aus Liebe nur noch mehr Schmerz wurde?


Es hatte doch am Ende des Tages alles keinen Zweck, warum sich also so dermaßen dagegen wehren.


Als es mich nach kurzer Zeit aus meinen Gedanken riss, glitt mein Blick wieder zum Schwarzen, der mich nicht aus den Augen zu lassen schien.


Er hatte keine Angst, doch war vorsichtig.


Irgendetwas daran faszinierte mich.


Es war irgendwo sogar befriedigend das meine pure Ausstrahlung ein Lebewesen dazu bringen konnte auf der Hut zu sein, ich genoss es immer wieder.


Solange es kein weibliches Gegenüber war.


Von denen hielt ich meistens zu wenig, um überhaupt lange zu warten bevor ich mir nahm was ich wollte – oder brauchte.


Doch wusste ich nicht mal was es wirklich war das ich brauchte.


Vielleicht genau das.


Aber vielleicht auch nur Lafayette.


Vielleicht Einsamkeit.


Oder vielleicht ein Geschöpf das wusste wie man mit mir umzugehen hatte.


Existieren war kompliziert und die Existenz fraß einen bei lebendigen Leibe.

Red Riding Hood » 03.08.2017, 14:31 » Strand & Meer #2
Caesar

Stumm beobachtete ich den Fremden.

Er strahlte eine furchtbar drückende Ruhe aus, die in mir ein ungeduldiges Brennen weckte, welches ich jedoch nicht an die Oberfläche ließ.

Etwas gefasstes, friedliches lag in seinen Worten.

Ein tiefer Atemzug und ein furchtbar langsames Blinzeln um das Flimmern in meinem Blickfeld verschwinden zu lassen, ob es nun durch die Hitze kam oder von den sanften Geistern die mich Tag für Tag begleiteten und manchmal meine einzige Gesellschaft waren.

Auf die Antwort auf meine Begrüßung zuckte nur ein Mundwinkel meinerseits.

Strände machten mich furchtbar melancholisch.

Ich verband mit solchen Orten soviele Erinnerungen welche bereits langsam am verblassen waren.

Auf der einen Seite wollte ich nicht das sie verschwanden, vielleicht würde ich mich so genauer an das Gefühl erinnern können wie es sich anfühlte etwas wie Familie zu haben.

Auf der anderen konnte es mir nur recht sein, wischte es doch den Rest fort von dem Red Riding Hood zu dem mich all die armen Seelen hatten machen wollen.

Vielleicht hatte es mich deshalb an diesen Ort getrieben.

Um mit dem Sand unter den Hufen und dem Meer im Blick nochmal die Vergangenheit aufleben zu lassen.

Die Stimme des Fremden riss mich abrupt aus den Gedanken, die mir ein gewisses Gefühl des Ekels verschafften und ich versuchte sie ein für alle mal vom Tisch zu wischen.

Der Rappe neigte sein Haupt, verriet mir seinen Namen, worauf sich kurz meine Stirn kräuselte.

Ceasar.

Noch nie gehört und beinahe schon wieder vergessen.

„Red Riding Hood“

Stellte ich mich schließlich vor.

Dem gefährlichen Funkeln war eine intensive Kälte gewichen, eine allumfassende Mauer um den Kern voll überkochender Emotionen welche wohl lange Zeit niemand mehr zu Gesicht bekommen würde.

Oder ich sperrte diese so lange weg, bis sie sich selbst fraßen.

Wäre frei, ungebunden und müsste nie wieder einen Funken des Schmerzes erfahren.

Mir wurde klar wie sehr es mich zerstört hatte mein Mädchen zu verlieren.

„Und was führt einen bei dem Wetter an einen Ort ohne Schutz, wenn nicht gerade ein todesmutiger Spaziergang?“

Fragte ich Ceasar, mit einem relativ abschätzigen Ausdruck im Blick als ich mir sein schwarzes Fell ansah und mir vorstellte wie heiß ihm wohl werden würde wenn er länger hier stand.

Ich selbst spürte das Brennen auf meiner Haut aber auch.

Die Strahlen die sich durch jede Pore fraßen.

Spürte jede Faser meines Körpers.

Jede der Narben die mein rötliches Fell durchzog.

Jeden der Muskeln, die mich schon seit langem anflehten ihnen doch bitte ein wenig Ruhe zu gönnen.

Jeden Gedanken der sich darum drehte meinen Hass auf die Welt an deren Bewohnern auszulassen und die Wut rauszuschreien, welche ich für diejenigen hegte die mich verflucht hatten zu fühlen.

Es war ein hässliches Leben, in dem ich Gespräche nur mit meinen Gedanken führte und mich weigerte irgendjemanden durch die Mauer zu lassen.
 
Red Riding Hood » 01.08.2017, 12:28 » Strand & Meer #2
Caesar


[Echt keine Ahnung warum mein Lappi den post so zerschossen hat, aber er ist wenigstens lesbar :,)]


 


Es vergingen wenige Herzschläge bis sich ein schmenhafter Schatten in meinen Augenwinkel schob.


Aus purer Gewohnheit drehte ich meinen Kopf nicht sofort, am Rande meines Blickfeldes spielte sich normalerweise immer sehr viel ab.


Doch als sich das vermeintliche Hirngespinst nicht wieder in Luft auflöste, sobald ich nur oft genug blinzelte, wandte ich das kräftige Haupt.


Dort stand ein Hengst der etwas jünger zu sein schien.


Unsere Blicke trafen sich, ich ließ zu das sich meiner in sein Fleisch brannte wie die nahezu unerträglich heiße Sonne.


Kein Wort fiel, es breitete sich eine schwere Stille aus, lag in der Luft wie das dumpfe Brodeln vor einem Gewitter.


Mein Grinsen war schon lange erloschen, die Züge vollkommen unterkühlt, mit dem gewohnten gefährlichen raubtierhaften Funkeln im Blick.


Diesen Fremden musternd, jeden Winkel erfassend - bis ich mich komplett drehte und auf den Hengst zuschlenderte.


Die Lippen verzogen sich erneut, zu etwas was weniger ein Lächeln und mehr ein Zähne blecken war, der Blick starr auf dem Rappen ruhend, nicht weichend, bis ich näher bei ihm stand.


"Ein schöner Tag für einen Spaziergang, oder?"


Fasziniert davon meine Stimme zu benutzen breitete sich eine seichte Zufriedenheit in mir aus, der Klang der Worte hallte lange in meinem Schädel nach, rau und verbraucht, rauchig und abtastend.


Die langen Beine streckte ich genüsslich.


Es war angenehm sich um nichts Sorgen machen zu müssen.


Zu lange war es her gewesen dass ich mir keine Gedanken mehr machen musste.


Lafayette war in irgendeiner Versenkung verschwunden, nachdem ich gegangen war.


War ich überhaupt gegangen? War sie es? Hatten wir uns aus den Augen verloren?


Ich war mir nicht mehr sicher über den Ausgang unseres Treffens, nur war sicher das ich der gefühlsduselige Kerl nicht sein wollte der ich in ihrer Gegenwart war.


Das war zu viel des Guten.


Jegliche andere wichtige Persöhnlichkeit in meinem Leben hatte ich damals zurückgelassen als es mich aus meiner alten Heimat zog, aufs Neue.


Doch hatte ich beinahe schon jedes ihrer Gesichter vergessen.


Selbst die meiner Kinder.


Die von deren Müttern erst recht.


Selbst das Gesicht von meinem besten Freund, der mich oft wieder runtergeholt hatte.


Seit dem Krieg der ausbrach hatten wir uns nicht mehr gesehen.


Und mit diesem Vergessen kam wohl auch diese kühle Gleichgültigkeit, die momentan meinen Tag bestimmte.


Die Härte und das Auskotzen aller Gefühle die sich jemals erlaubt hatten mich so dermaßen zu beherrschen.


Ich hatte sie in einer blutigen, schmerzerfüllten, farbenfrohen Masse erbrochen und das dumpf, angenehme Grau zurückgelassen.


Es hatte sich eine sanfte Schicht um all die Wunden gelegt, um den Schmerz und das Leid.


Und hatte ein Wesen zurückgelassen dem alles egal war.


Doch ohne Gefühlsregungen und Anker artete jede Macke und Störung komplett aus.


 

Red Riding Hood » 27.07.2017, 17:43 » Strand & Meer #2
Wer mag?


Stille.
Pure, reine Stille.
Sie schlang sich mit langen, kalten Fingern um meine Kehle, in Begleitung von brennender Einsamkeit.
Ich erschauderte, obwohl die Hitze sich tief in mein rotbraunes Fell brannte, mich förmlich kochen ließ.
Die goldenen Augen hatte ich geschlossen, summte leise, wie in Trance, vor mich her.
Ein wenig schwankend, ein Rauschen im Schädel.
So wie das Meer zu meinen Hufen. Jene gruben sich tief in den feuchten Sand, während die Wellen im gleichbleibenden Takt meine Fesseln umspülten.
Mir Abkühlung verschafften.
Ein tiefes Seufzen und ich schlug die Lider auf, der kalte, leere Blick strich über den Horizont.
Meine Muskeln zuckten voller Erwartung.
Die langen Beine zitterten.
Irgendwas musste geschehen.
Ich verweilte nun schon zu lange Zeit in einer Starre. Sprach mit niemandem, hielt mich am Rande jeglichen Geschehens auf und war verrottet und vergammelt.
Wusste kaum wie es sich anfühlte zu sprechen.
Ich wusste nicht mehr wer der letzte war mit dem ich ein Gespräch geführt hatte, wusste nicht wie das letzte Gesicht aussah in das ich bewusst geguckt hatte, nicht mal mehr das Gefühl puren Glückes wenn ich die Haut eines dahergelaufenen Pferdchens aufriss und das warme, pulsierende Blut meinen eigenen Leib benetzte.
Das breite Grinsen das sich bei diesen Gedanken über meine Lippen legte war in Kombination mit dem lüsternen Funkeln in den hellen Augen bei weitem nicht ansehnlich.
Vielleicht war es an der Zeit aus der Starre zu erwachen.
Red Riding Hood » 07.03.2017, 21:46 » Das Gebirge #2

Dorothea


Weil es ja nicht schon genug war das der Regen nicht nachließ und von eisigem Wind begleitet war, prallte im nächsten Moment auch noch etwas gegen mich und mein Herz schien beinahe einen Aussetzer zu machen.
Der jemand, der die dreistigkeit besaß in mich reinzurennen, maulte mich nun von der Seite an, warf mir böse Blicke zu.
Bevor die Wut sich in meinem Magen zusammenballen konnte und der Schock sich verflüchtigt hatte musterte ich das Pferd welches augenscheinlich schlechte Laune hatte.
Eine helle Stute stand vor mir.
Meine hellen Augen funkelten wütend, die Muskeln spannten sich augenblicklich an, worauf man kaum noch erkennen konnte dass der Winter mich nahe an den Abgrund getrieben hatte.
“Mach du vorher die Augen auf und pass auf wo du hinrennst.”
knurrte ich mit meiner bedrohlichsten Stimme, die Ohren sich noch viel tiefer in der Mähne vergrabend.
Wär ich nicht so wahnsinnig müde und durchgefroren hätte ich dem Weib deutlich gezeigt dass man mich ganz sicher nicht einfach so dumm anmachte, doch es wäre sinnlose Verschwendung von Energie gewesen, die ich eindeutig in Besseres stecken konnte.
Fest stand dass ich schon lange nichts mehr dagegen hatte einer Stute Schmerzen zuzufügen, für manche war es ein Unding, doch die Meinung anderer hatte längst keinen Wert mehr für mich.
Red Riding Hood » 06.03.2017, 02:35 » Das Gebirge #2

wer mag?



Ich wusste nicht wie lange ich fort gewesen war, doch nach meinem Aufenthalt außerhalb des Tales näherte sich der beißend kalte Winter langsam dem Ende und Hoffnung glomm schwach auf.
Der Regen war zwar noch kalt, doch hatte dieser den Schnee weggewaschen und Leben zum Vorschein kommen lassen.
Mir rang dies nur ein verbittertes Zähneknirschen ab, die Ohren drückten sich tief in die dunkle Mähne, während sich der vom Winter ausgemergelte Körper an schroffen Felsen vorbei schob.
Auf der Suche nach etwas Schutz vor der durchdringenden Nässe.
Der Wind riss an mir als wolle er mich zu sich holen, hinabreißen in die Tiefen allen Elends.
Die Schatten blieben heute dichter, das Glühen in ihren gierigen Augen war so verdorben wie die Schwärze meiner Seele und der Tod in meinem Schädel.
Das letzte Mal dass ich hier, in diesem Tal, gewesen war, hatte mich die sommerliche Hitze erdrücken wollen.
Mit dem Anblick der gewohnten Landschaft kam auch die Erinnerung an Lafayette zurück, die ich mal wieder verlassen hatte.
Es war zu viel geworden, zu viel Gedrücke, zu viel Gedränge, zu viele Gefühle, zu viel Altes und ebenso zu viel Neues.
Ein Kurzschluss hatte mich dazu gebracht für Monate in der Versenkung zu verschwinden, kurze Gespräche zu führen, aber die meiste Zeit mit mir und den Geistern in meinem Kopf zu verbringen.
Irgendwann hatte ich festgestellt dass all jenes, was sich nach dem Schimmelmädchen verzehrte vorerst verstummt war, die Einsamkeit fraß alles was mich quälte bei lebendigem Leibe und ließ mich als leere Hülle zurück.

Doch oftmals war Leere angenehmer als man es sich im ersten Moment vorstellen würde.
Red Riding Hood » 10.07.2016, 16:47 » Der See #2

Lafayette ❥



Es war immer Lafayette die mich zähmte, es war immer sie gewesen die sich sorgte, sich kümmerte, immer bei mir blieb egal was ich wieder angerichtet hatte.
Mein Blick ruhte auf dem weißen Mädchen.

Es war warm geworden um uns herum, die Hitze drückte sich gegen meinen Körper und machte selbst das denken anstrengend.
Ich seufzte lautlos, lauschte mit einem harten Brennen in den Augen ihren Worten, welche sich schmerzhaft in mein Herz bohrten.
Ja, ich bereute solche Dinge.
Auch wenn sie mir in dem Moment das größte Glück bescherten, so dachte ich jedes Mal darüber nach was ich hätte anders machen können.
Und jedes Mal kam ich zu dem Punkt das es unmöglich gewesen wäre es nicht zu tun, weil mein verseuchtes Innerstes es nicht zulassen würde.
Ich hatte mich in etwas verfangen aus dem ich nicht mehr rauskommen konnte, die Dunkelheit in meinem Herzen war zu etwas herangereift, das von einer alles versengenden Zerstörungswut durchzogen war.
Immer wenn ich Yette ansah konnte ich an nichts anderes denken als an das selbstsichere, wunderschöne Mädchen das sie am ersten Tag gewesen war und nun stand sie vor mir und weinte.
Die Schimmelstute war in Tränen ausgebrochen und versuchte mir begreiflich zu machen das ich ein gutes Herz hatte.
So war es einmal gewesen, doch ich spürte nichts außer Schatten, Blut, Feuer.
Außer wenn sie bei mir war.
Dann loderte etwas in meinem Körper auf das mich innerlich nach Luft schnappen ließ und mit den Jahren ins unendliche gewachsen war.
“Yette.”
flüsterte ich mit einem seltenen Ausdruck der Verzweiflung im Gesicht, der Schmerz mir die Kehle zuschnürend.
Mein Zustand hatte sich mit der Zeit immer mehr verschlimmert, komplett zerfressen und durchdrungen vom spontanen Wahnsinn, ich erinnerte mich an die sorgenvollen Blicke die mir Lafayette jedes Mal zugeworfen hatte und ebenso war die Sorge mit jedem Male präsenter geworden.
Ihre Stimme durchdrang meine Gedanken, mein eben noch leerer Blick fixierte den Schimmel und mit einem erschöpften Seufzen realisierte ich was sie soeben von sich gegeben hatte.
Unser Kind war tot.
Es berührte mich kaum, war ein Ziepen am Rande meines Bewusstseins, doch auf irgendeine Art und Weise stimmte es mich seltsam schwermütig.
Ich beobachtete die Stute, das Zittern, die Haltung die in sich zusammengefallen war und trotz des Drangs sie an mich zu drücken blieb ich stehen wo ich war.
Ich hätte niemals gehen dürfen. Dann würde das Fohlen noch leben und Yette müsste mir keine sie so sehr quälende Nachricht überbringen, dann wären wir zusammen und irgendwie wäre dann alles gut.
Ein schnelles Blinzeln, ich wandte den Blick ab, ließ diesen über die in der Hitze flimmernde Umgebung wandern während sanfte Schatten am Rande meines Blickfeldes tanzten.
Mit schnellen Bewegungen und scheuen gold glühenden Augen den Schutz im Dunkeln suchten.
Ein Mundwinkel zog sich leicht hoch, war die Andeutung eines Lächelns das nur dem nebligen Wesen meines Kopfes galt und verblasste schließlich als ich mich wieder dem schmalen Mädchen widmete.
Die Nachricht über das Ableben unseres Kindes stachelte den Wahnsinn an in den Vordergrund zu rücken, wollte die Blutrünstigkeit hervorlocken und zerrte die Dunkelheit aus ihrem Versteck.
Ich fühlte es tief in mir drinnen, etwas veränderte sich, die Ohren drehten sich und die Geister meiner Existenz zerrten an meiner Seele.
Ihr dichtes Fell, die scharfen Zähne, die durchdringenden, geisterhaften Augen.
Ich schloss schnell meine Lider um all das wieder zu verdrängen, doch mit einer ungekannten Kraft drängte es sich mir entgegen und Übelkeit schlang sich um meine trockene Kehle.
Von außen sah man nichts von diesem Kampf, doch im Inneren rang ich verzweifelt um den Funken Gutes. Konnte ihn mit der Anwesenheit Yettes bewahren, doch hing dieser an einem seidenen Faden und meine Kraft versiegte.
“Mach dir keinen Vorwurf.”
durchbrach meine raue Stimme die Stille.
“Es wird sicher nicht dein letztes Kind sein.”
Mehr brachte ich nicht zustande während mein Blick an ihrem Antlitz hing und der Faden sich kräuselte, mir mit dem langsamen Schwinden Schmerzen bereitete.
Ich wusste ich konnte Lafayette nichts vormachen, jedoch war es jedes Mal einen neuen Versuch wert.
“Tut mir Leid.”
entkam nahezu lautlos meiner Kehle, es war mir unmöglich geworden meine Augen von den ihren zu wenden.
“Gerade wenn ich ein gutes Herz besitze so ist es mir unmöglich dich mit in den Abgrund zu ziehen. Du bist mir unendlich wichtig, doch ich würde es mir niemals verzeihen dich noch weiter zu zerstören.”
Bitterkeit in meiner Stimme und tiefe blutige Risse die sich durch mein ganzes Wesen zogen.  
Red Riding Hood » 26.04.2016, 17:03 » Der See #2

Lafayette ❥



Ich presste meine Lider fest zusammen, verharrte ruckartig in der Bewegung und senkte mit geblähten Nüstern schnell atmend das kräftige Haupt. Wut, lodernd wie die heiߟesten Flammen, brannte sich durch meine Venen und versengte mein Innerstes, lieߟ es schwarz und verkohlt zurück. Wenn ich ihre Schönheit nicht vor Augen hatte würde es mir leichter fallen, so hoffte ich.
Doch stattdessen ertönte nun ihre liebreizende Stimme die es schaffte sich durch die Wand aus Wut und Verzweiflung zu drängen und zu den Dingen dahinter vorzudringen. Meine Augen öffneten sich, der Blick auf den Boden gerichtet und mit einer betäubenden Leere erfüllt, doch Lafayette hatte Recht.
Ich wollte sie nicht verletzen.
Ich könnte ihr niemals etwas antun, selbst wenn sie es verdient hätte - was nicht der Fall war.
Was noch nie der Fall gewesen war.
Mein Kopf hob sich, die Atmung war ein wenig ruhiger geworden und mit den Zähnen knirschend ruhte mein Blick schließlich wieder auf der Schimmelstute.
"Warum?"
kam es aus meinem Mund - mit einem bitteren Unterton in der rauen Stimme.
"Warum vertraust du mir?"
Ich hatte sie verlassen, da war es ein Wunder wenn noch so etwas wie Vertrauen übrig blieb, im Gegensatz zu Macawi hatte ich Yette wenigstens nicht betrogen oder irgendwann einfach nicht mehr ertragen. Wobei das für meinen Geschmack bei weitem zu grausam klang.
Ich hatte sie einst geliebt, ja, doch es war nicht das gewesen nach was ich mich verzehrt hatte. Denn das war seit jener ersten Begegnung mit meiner Lafayette schon immer eben diese gewesen.
Und zu verleugnen sie zu lieben wäre zwecklos.
Doch die Grausamkeit und Verrückheit zog ihre Kreise um meine Seele, nahm schmerzhafte Bissen von meinem Herzen und verschlang mich bei lebendigem Leibe, tat dies seit vielen Jahren.
Warum wollte sie das ich blieb? Ich war unberechenbar.
"Warum bist du nur so naiv manchmal? Und warum liebe ich dich noch immer so sehr?"
Es war nur ein erschöpftes Hauchen, gerade laut genug um es zu verstehen - während mein Blick sich in ihrem verfangen hatte und die Wut so schnell erlosch wie sie gekommen war.
Erschöpfung war dann das einzige was zurückblieb, bleierne Müdigkeit die alles ganz schwer machte und matt werden lie߃.
Doch war Lafayette auch die einzige die mich aus den Fängen dieser Raserei wieder befreien konnte, einer der Gründe warum ich sie so sehr liebte.
"Dann erzähl."
Diese Worte klangen härter als ich es gewollt hatte.
Abwartend musterte ich das Mädchen, die Augen schimmernd wie flüssiges Gold.
Eigentlich war ich ja nichtmal wütend auf sie, weil das Fohlen nicht bei ihr war, denn eben jenes war mir mehr als nur egal - dessen Wohlergehen juckte mich gerade überhaupt nicht.
Ich hatte schon einige Kinder, ein paar tot, andere nicht. Mir war es längst egal.
Mein Blick glitt ihr Antlitz hinab, blieb an ihren weichen Lippen hängen. Es wäre so einfach, ich müsste nur auf sie zugehen und sie in einen Kuss ziehen.
Doch mit einem bedrückten Brummeln blickte ich ihr in die dunklen Augen, eben jene die ich begehrte und nicht missen wollte, die mich seit Jahren begleiteten und die bei weitem nicht mehr so leuchtend waren wie zuvor einmal.
Yette, mit ihrem blütenweißen Fell und dem strahlenden Herzen.
Sie, die sie von Schönheit gesegnet war, raubte mir jedes Mal aufs Neue den Atem.
Red Riding Hood » 22.02.2016, 21:56 » Der See #2

Lafayette ❥


I need you forever.

Ich stand einfach nur da.
Stille breitete sich aus, friedliche, angenehme Stille.
Sie schmiegte sich an meinen rotbraunen, geschundenen Körper, packte uns in Watte und schnitt mich und die Schimmelstute von der Außenwelt ab.
Die Goldaugen waren geschlossen, nur ihr warmer Duft strömte in meine Lungen und weckte in mir jedes noch so vergrabene Gefühl, verbarg jede noch so festsitzende Grausamkeit.
Ich wollte ihr sagen das ich gar nichts tat, das ich nur existierte und versuchte sie von mir, mich von ihr fernzuhalten.
Völlig verzweifelt.
Doch ich hatte keine Stimme mehr.
Statt meiner bebenden Nüstern drückte ich jetzt bereits meinen Kopf gegen den warmen Mädchenkörper, versuchte mit bleiernder Erschöpfung irgendwie gegen die tausend Gefühle anzugehen die überschwappten und losbrachen.
Ich wollte ihr sagen das sie gehen sollte, doch nichts kam aus meiner Kehle.
Jegliche Kraft war aus mir gewichen, schützend legte ich meinen Hals auf sie, um sie, wollte die Weiße unter mir begraben um sie nicht mehr gehen zu lassen.

Doch die harte Realität sah anders aus.
Ganz anders.
Ein bitterer Zug fand sich um meinen Mundwinkel, meine Kehle wurde trocken, ein Klos bildete sich.
Schmerz kündigte sich an, tosend, laut, die Stille zersplitterte, unsere kleine Welt, die Kuppel, alles zerbrach wieder.
Doch ich wollte nicht.
Noch fünf Minuten, sagte ich mir, noch den einen Moment auskosten.
Ich würde sie gerne verschlingen, die brodelnden Gefühle ausleben.
“Das Kind.”
brachte ich schließlich hervor, die Stimme rau, kratzig, als hätte ich Jahrzehnte nicht gesprochen.
“Was ist mit dem Kind.”
Nach diesem Treffen müsste ich an irgendwas diese wahnsinnige Wut auslassen, an einem hilflosen Wesen das es nicht besser verdient hatte.
Musste die Grausamkeit die sich in meinem inneren ballte irgendwie nach außen tragen.
Mir einen Sündenbock suchen für mein eigenes Versagen, ich schaffte es ja nichtmal mein Mädchen zu beschützen.
Und aufeinmal wurde ich wütend auf sie.
Fürchterlich wütend.
Was kam sie auch hierher? In dieses Tal in dem ich versuchte mich niederzulassen? Warum musste sie mich so quälen?
Mit einem frustrierten Schnaufen riss ich mich los, drehte einen wutentbrannten Kreis und verharrte mit wild mahlenden Kiefern und brennenden Wolfsaugen vor ihr.
Aufeinmal kam eine ungeahnte Blutlust in mir auf, ich würde sie jetzt so gern zerreißen und für ihr schreckliches Versagen bestrafen, das Tosen in meinem Innersten wurde lauter.
Mein Herz schlug wild, den aufbrandenden Wahnsinn sah man in meinen Augen aufblitzen.
Ich wollte sie wegstoßen, gleichzeitig aber an mich reißen.

Ich wusste es war nicht ihre Schuld, doch irgendeinem musste ich diese doch geben, Yette war mir gerade am nächsten.
"Ich muss gehen."
presste ich zwischen meinen Zähnen hervor.
Bevor noch etwas schlimmes passiert.
Red Riding Hood » 02.02.2016, 11:32 » Der See #2

Lafayette ❥


Ich tat etwas was sonst niemand zu Gesicht bekam, nur jene denen mein Herz vollends gehörte von denen es, nun ja, lediglich genau die eine gab.
Ich senkte meinen Blick,
auf eine Art und Weise die man gut und gerne als betreten deuten durfte. Versuchte all dem hier auszuweichen, zu flüchten vor den beißenden Schmerzen die mich bereits fraßen.
Verbissen presste ich die Kiefer aufeinander, meine Zähne lautlos übereinanderschabend, das Gold im Blick pulsierend vor Trauer die ich zu verbergen versuchte.
Doch bis ich mich gefasst hatte hielt ich Haupt und Blick dem Grund nahe, lauschte lediglich ihren Worte und ergötzte mich am Klang ihrer Stimme der für mich zuhause bedeutete.
Mich jedes Mal, wenn ich ihn vernahm, mit so viel Wärme füllen wollte, das sich der Rest meines Seins schreiend gegenanstemmte.
Das es ihr schlecht erging hatte ich mir gedacht.
Ich hob meinen Blick, sah ihr wieder ins Antlitz.
Freudensprünge hätte ich auch niemals erwartet und doch war es eine meiner Taktiken gewesen mir einzureden sie wäre glücklich, würde sich freuen das ich fort war.
Ich erinnerte mich noch genau an den Moment als mir bewusst geworden war das ich sie verlassen musste.
Yette hatte mir voller Glück gezeigt das das Fohlen sich bereits bewegte, für mich nur das Zeichen das es Zeit wäre zu verschwinden und das Glück von Mutter und Kind nicht zu zerstören.
Die Nacht darauf war ich fort gewesen.
"Nein."
kam es lediglich aus meinem Mund, meine Kehle sich immer weiter verengend und mir das Gefühl gebend das ich nicht mehr atmen konnte.
Mehr konnte ich bei bestem Willen nicht hervorbringen ohne das meine Stimme vollends brach.
Wie ein geschlagener Hund zuckte ich zurück als die Weiße mir versicherte sie würde ohne mich die ganze zeit leiden, schlang in einer Reaktion der Panik feste Ketten um mein Herz und versuchte es so zu bändigen.
Verbarrikadierte mich hinter jeglicher Mauer die ich aufbringen konnte und füllte mich mit einer solch kalten Leere das sich ein Loch durch meine Gedärme ätzte, voll seelischen Schmerzens.
Ein weiteres Nein formten meine trockenen Lippen als der Schimmel einen Schritt auf mich zutrat, ich versuchte sie verzweifelt zurückzuhalten indem ich mich drohend aufrichtete.
Doch als ein Windstoß den vertrauten, warmen Duft meines Mädchens zu mir herrüberwehte fiel alles in sich zusammen.
Ich wollte sie beißen, nein küssen, zerfetzen, nein an mich ziehen.
Die Ohren spielten nervös, die Flanken zitterten, in meiner Brust polterte das Herz schnell wie der Flügelschlag eines Vogels.
"Was tust du?"
knurrte ich verzweifelt, ein letzter Versuch mich ihr zu entziehen.
Doch als die Luft zu brennen schien und ich ihren Herzschlag förmlich schmecken konnte kam ich dem Mädchen näher, ihr Antlitz fest im Blick.
Gegen sie konnte ich mich unmöglich wehren, jedenfalls für den Moment.
Ich würde meine Meinung nicht ändern, es war beschlossene Sache das ich ihr nicht guttat und nur Lafayettes Wohlergehen wollte, welches sie nicht fand wenn ich an ihrer Seite war.
Doch einmal konnte ich...
Es war zu spät,
ich hatte meine Nüstern ganz sacht an ihr weiches Fell gelegt, schloss in einem seltenen Moment des Friedens die Augen und genoss es für den Moment nur.
Ich spürte ihren Puls unter der warmen Haut, das Flattern des kleinen Mädchenherzens das ich in die Mangel genommen hatte...
Jeder andere sollte so fühlen, nur nicht ich.
Auch wenn mir bei der Gedanke von Yette und einem anderen die Galle hochkommen ließ, so musste ich mich zusammenreißen und durfte sie nicht mit in den Abgrund ziehen den ich mein Dasein nannte.
Red Riding Hood » 01.02.2016, 21:49 » Der See #2

Lafayette ❥


Wie sollte ich sie anlügen wenn sie so wunderschön aussah?
Ich wollte ihr sagen das es mir gut erging, das ich ohne sie besser dran war, wenn sie schon nicht verstehen wollte das es ihr besser ohne mich gehen würde. Doch ihre Augen waren so dunkel und ihr Fell so weiß,
wie am ersten Tag.
Nur das zwischen uns so viel passiert war.
Zu viel.
Und jeden Tag an dem Yette nicht bei mir war litt ich mehr als in all den Jahren zuvor, mehr als ich jemals gelitten hatte.
Wie sollte ich ihr so also sagen das es mir gut ging?
Ich war grandios darin andere etwas glauben zu lassen was nicht der Wahrheit entsprach, doch nicht bei ihr.
Ein Blick, Gold auf Schwarz treffend, Seelen die sich so eng ineinander verschlungen hatten das sie mit allem kämpfen und beißen nicht mehr voneinander loskamen.
Meine Lider schlossen sich unwillkürlich beim Klang ihrer Stimme.
Nein ich hatte mich nicht verabschiedet, war einfach verschwunden in einer Nacht und Nebel Aktion.
Auf eine Art wie man es bei mir auf den ersten Blick erwarten würde.
Ich blickte die Schimmelstute erneut an, die Müdigkeit in meinem Blick aufeinmal nicht zu übersehen und es war eigentlich keine Antwort mehr nötig um zu sehen wie ich gelitten, wie immer alles in mich hineingefressen hatte.
Das war meine Art.
Und so entstand mit der vergehenden Zeit diese tiefe Dunkelheit in mir.
Nur einmal ihren gewohnten Geruch in den Nüstern, nur einmal.
Doch ich blieb hier stehen, hatte noch immer nichts gesagt, war es als wäre meine Kehle zugeschnürt und staubtrocken.
Ich konnte nicht leugnen das sie mich schon immer angezogen hatte wie das Licht die Motten und doch wusste ich das es für uns keine Zukunft geben würde,
nicht so
nicht auf diesem Fundament.
Ich sollte mich umdrehen und gehen. Ein für alle mal.
So weit weg das es unmöglich wäre dieses Mädchen jemals wieder zu Gesicht zu bekommen.
Dennoch verharrte ich hier und sah sie einfach nur an.
Die Kälte biss, das Herz raste, die Haut wurde heißer, heißer, heißer.
Alles stand aufeinmal in Flammen.
"Schlechter als erhofft...Und dir?"
brachte ich schlussendlich hervor, die Stimme rau und gebrochen.
Ich ärgerte mich über diese eindeutige Schwäche die ich zeigte und über den Beweis für sie das ich noch die selben alles verschlingenden Gefühle hegte.
"Es war das beste so."
fügte ich nun etwas grimmiger hinzu, das Funkeln in den Augen nur als Zweck um meine wahren Gefühle wieder in mein Innerstes zu verbannen, doch alles an was ich denken konnte waren ihre Lippen auf den meinen.
Ich wollte etwas hinzufügen, doch meine Stimme versiegte.
Mein Herz stolperte vor sich her, die Seele ächzte erschöpft.
"Ich wollte dich nicht leiden sehen."
Ein dunkles Flüstern nur, mehr ein Gedanke den meine Lippen formten, die Ohren gruben sich erbost über mein eigenes Versagen was das Beherrschen der Gefühle anging in der dichten Mähne.
Und aufeinmal erschien mir der Gedanke Yette niemals mehr berühren zu dürfen unerträglich.
Leid wurde greifbar gemacht.
Red Riding Hood » 16.01.2016, 21:15 » Der See #2

Lafayette ❥


Ein Geräusch riss mich aus meinen Gedanken.
Nur ein leises Knartschen von Schnee, ein lautloser Atemzug, die Andeutung eines Herzpochens.
Zuerst zuckten meine Ohren in Richtung des Ursprungs, schließlich drehte sich auch langsam mein Kopf.
Ein Schmerz brach los in dem Moment in dem ich in ihre dunklen Augen blickte.
Tosend und brennend, stumm schrie mein Herz, meine Seele.
Doch von außen konnte man davon nichts sehen.
Mein Antlitz blieb kalt, regte sich nicht, die Goldaugen waren eisig, abweisend.
Ich wollte das sie ging.
Sie sollte gehen,
verschwinden,
für immer.
Bleiben.
Jede Zelle meines Seins verzehrte sich nach diesem Mädchen, der blütenweißen Schönheit, meiner besten Freundin, Geliebten, Vertrautesten, Einzigen.
Tränen rannen über das Antlitz der Stute, fast konnte ich ihr Salz auf meinen Lippen, ihre Hitze auf meiner Haut spüren.
Schloss einen Herzschlag die Lider.
Als ich sie öffnete stand der Schimmel noch immer einige Meter entfernt von mir im Schnee.
Ich stellte mir vor wie Blut ihren schönen schlanken Körper hinabrann, rot, pulsierend, Spuren in ihrem makellosen Fell hinterlassend.
Innerlich zuckte ich zusammen als mir bewusst wurde was mir da gerade durch den Kopf ging, ebenso zeigte es mir warum ich sie verlassen hatte.
Mit gewohnt geschmeidigen Bewegungen schritt ich auf Yette zu, blieb zwei Meter vor dem Mädchen stehen.
Sie war so schön.
Zum anbeißen.
Perfekt wie eh und je.
Selbst jetzt, als sie weinte, ohne ein Wort zu sagen, nicht das kleinste Geräusch von sich gebend.
"Lafayette."
Meine Zunge liebkoste ihren Namen, nahezu liebevoll;
 die Augen noch immer jedem den Zutritt zu meinem Innersten verwährend.
Doch erst jetzt viel mir auf das sie allein war, kein Fohlen wuselte um die Weiße herum. Irgendetwas war passiert und auch wenn die Sorge nun gewohnt in mir aufbranden wollte, so hielt der Teil verpestet von den Schatten meiner dunkelsten Stunden diese zurück.
Drängte sie nieder, flüsterte mir giftige Dinge zu.
Mein Herz schrie nach Lafayette;
doch sie hörte es nicht.
Red Riding Hood » 14.01.2016, 22:39 » Der See #2

Lafayette ❥


Als das fremde Schimmelmädchen sich nach kurzer Zeit abwandte und in der noch immer bestehenden Dunkelheit verschwand, huschte ein leichtes Schmunzeln über meine Lippen, doch seufzend setzte ich mich schließlich in Bewegung.
Begann den See zu umrunden.
Der Schnee knartschte bei jedem der erschöpften Schritte, der Klos im Hals war heute übermächtig.
Jegliche Boshaftigkeit die die Stute vorhin noch ertragen musste war nun in den Abgründen meines Herzens verschwunden, wartete knurrend darauf wieder an die Oberfläche zu gelangen.
Das Raubtier lauerte immer unter meiner Haut, schabte, kratzte, grollte und fraß alles was mich einst ausgemacht hatte.
Schatten waren das was übrig blieb.
Schatten jeglicher Werte, die zu etwas so kalten, grausamen mutierten das selbst ich nachts aufschreckte, gefangen von ihren düsteren Schwingen.
Irgendwann fing es an zu dämmern und ich hatte mich ans Ufer gestellt, beobachtete die Sonne die verzweifelt versuchte Wärme zu spenden.
Nun spürte ich den Schnee nicht nur, sondern musste ihn auch noch sehen, das Weiß blendend und eisig.
Der bemuskelte Körper bebte an manchen Stellen, unsicher ob ihm nun kalt sein sollte oder dies alles nur Übertreibung war.
Und ehe ich mich versah glitten meine Gedanken zu der Schönsten aller Stuten, die mir jedes Mal das wir uns sahen ein kleines Stückchen mehr meines Herzens mit sich genommen und dort sicher aufbewahrt hatte.
Es war eine gute Entscheidung gewesen dieses ihr wieder zu entreißen, Yette den Rücken zu kehren und nicht mehr zurückzukommen.
Sie war nun sicher glücklich.
Würde sich um das Fohlen kümmern, hatte jemanden gefunden der gut für sie war.
Denn so heiß mir auch wurde wenn ich an sie dachte, so viele wohlige Schauder auch über meinen rotbraunen Körper glitten, ich durfte das Mädchen nicht aus purem Egoismus in eine solche Gefahr bringen.
Ich war unberechenbar.
Im einen Moment noch legte ich ihr die Welt zu Füßen, im darauffolgenden verbiss ich mich im Hals der nächsten Stute und lebte an dieser die dunkelsten meiner Träume aus.
Die kalte Luft holte mich aus den Gedanken, schnitt mir ins Fleisch.
Blut verkrustete noch immer Teile meines Antlitzes, die goldnen Augen gefährlich funkelnd.
Alles an mir schien verrucht und bedrohlich.
Red Riding Hood » 14.12.2015, 10:11 » Der See #2

Aesi



Auch nach weiteren vorbeigezogenen Stunden stand ich hier, mein Blick stumm auf den See gerichtet den man mittlerweile nur noch mit Hilfe des wenigen Mondlichtes erkennen konnte, das jedoch oft von der dichten Wolkendecke bedeckt wurde die für reichlich Nachschub in Sachen Schnee sorgte.
Mein Antlitz und meine Brust waren verkrustet vom getrockneten Blut, ich sah in diesem Augenblick wahrlich zum fürchten aus, doch das würde mir Artgenossen vom Leibe halten.
Im Moment war das einzige was ich wollte mich einfach diesen Gedanken hingeben die mich verschlangen und nicht mehr losließen.
Es grenzte an Grausamkeit.
Doch ich sehnte mich mit jeder Faser meines Körpers nach Yette.
Mit jedem Atemzug, jedem Funkeln in den Goldaugen, jeder Bewegung sehnte ich sie ein bisschen mehr herbei.
Dennoch, mir war klar das, wenn sie auftauchen sollte, ich gezwungen war sie von mir zu stoßen.
Ich dürfte dieses Mädchen der Gefahr nicht nocheinmal aussetzen.
Wenn die Zeitbombe hochging und sie in der Nähe war, wäre es schlimmer als nur verlassen zu werden.
Ich wollte einfach nur das sie endlich das Leben bekam das sie verdiente.
Im selben Moment fiel mir das Fohlen ein.
Schreckliche Hitze kroch aufeinmal mein Rückrat hoch, ich sackte wieder in mich zusammen.
Es war nahezu Verzweiflung die nun in Wellen durch meinen Leib schoss.
Eine tiefe Trauer beherrschte mich schon seit langem, sie fraß sich durch mein Herz, oder was davon noch übrig war, ließ mich zu ungünstigen Zeiten zu Boden gehen.
Eigentlich war ich nicht so stark wie ich tat,
die Kraft hatte mich schon lange verlassen.
Müde seufzte ich, ließ Härte mein Antlitz überlagern und wollte mich gerade umdrehen und gehen, da hörte ich ein Platschen, erschrak.
Mein Blick suchte die Umgebung ab, da erkannte ich im fahlen Licht eine schmale Gestalt, runzelte verwirrt die Stirn.
Sie schien mich nur anzusehen, schien zu zittern.
Aufeinmal wurde meine Kehle eng.
Mit langsamen Schritten näherte ich mich dem fremden Geschöpf, hatte keine bösen Absichten, war einfach nur fürchterlich erschöpft.
Ich erkannte eine helle Stute, dürr, eingefallen, die jedoch auf ihre Art eine gewisse Schönheit ausstrahlte.
Einige Meter vor ihr blieb ich stehen, da das Mädchen so verängstigt wirkte.
Noch ein Schimmel.
Wollte das Universum mich ärgern?

Red Riding Hood » 13.12.2015, 20:23 » Der See #2

Wer mag?



Mein Blick glitt über die vom Schnee bedeckte Landschaft.
Kalte Windstöße schlangen sich um meinen braunen Körper, die Temperaturen fielen stetig und ließen meinen Atem in Wolken den noch von Blut verkrusteten Nüstern entweichen.
Einen Moment lang fragte ich mich ob das Mädchen noch lebte, verjagte solche Gedanken schließlich aber wieder.
Konzentrierte mich auf die Umgebung.
Erinnerungen kamen hoch, drangen durch die harte Schicht die sich um alles gelegt hatte das auch nur annähernd gut sein könnte.
Sie bekam feine Risse, durch welche Gedanken entwichen, die anfingen mein Hirn zu verpesten.
Frierend stand ich da, blickte aufs Wasser und fand mich aufeinmal woanders wieder.
An einem solchen See hatten Yette und ich zueinander gefunden.
Um kurze Zeit später wieder getrennt zu werden.
Nein.
Ich hatte diese Trennung herbeigeführt, dabei war sie es gewesen die ich liebte seit ich sie sah an diesem einen aller ersten Tage in meiner alten Heimat.
Nach Jahren war es mir klar geworden, nach Jahren der Freundschaft und versteckten Empfindungen.
Ich knirschte mit den Zähnen, die ohren vergruben sich in meiner Mähne.
Ein Windstoß ließ mich frösteln.
Schnee bedeckte langsam meinen Körper.
Wie eingefroren stand ich da, starrte auf den See, selbst als es bereits dunkel wurde.
Als alle schliefen.
Die Kälte unerträglich wurde.
Regte mich nicht.
Die Fassade glitt von meinem Antlitz, legte Herz und Seele frei,
verletzlich nun.
Meine Schwäche hatte zugeschlagen.

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