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Ezra » 03.11.2016, 01:50 » Der Zaubergarten #1

Nada & Aurelie


Diese Idiotie. Es war zum Verzweifeln und Ezra war sich durchaus darüber im Klaren, dass er nun eine Entscheidung treffen musste. Er hörte bereits die geschockte Stimme seiner rationalen Gedankengänge 'Tu es nicht'  schreien, aber im Endeffekt hatte er sich bereits dazu entschieden, die Herausforderung die sich ihm hier bot anzunehmen. Es war dumm, vielleicht sogar noch dümmer als seine Taten nach dem Zerfall seiner Familie. Unschuldige auf dem Gewissen zu haben war eine Sache, die Gesellschaft und Gemeinschaft der Corvus Corax aufs Spiels zu setzen, weil Ezra sich an einem hoffnungslosen Fall versuchen wollte, eine andere. Er spürte den Ehrgeiz und den Drang, aus diesem nutzlosen Wesen ein zu ehrendes Mitglied seiner Herde zu machen. Es war idiotisch. Er war an seinen Fehlern gewachsen, verstand die Tugenden, nach denen er lebte und vertraute auf absoluten Gehorsam. Die Stute vor sich würde all das nicht verstehen und vermutlich darüber hinaus noch zeigen, wie absolut unfähig sie war, sich in ihre existierende Gemeinschaft einzufügen. Sein Rundgang dauerte bereits viel zu lange an und er musste dringend nach den anderen Wächtern sehen. Er war sich sicher, dass alles nach Plan verlief, schließlich handelte es sich bei den Wächtern um treue Anhänger, die er ausgebildet hatte. Er erwartete nichts anderes als Perfektion. Sollte Jemand aus der Reihe tanzen, wäre ein neuer Platz frei, für Jemanden der definitiv geeigneter war. Sein Blick fiel auf die fremde Stute und das hysterische Lachen, welches in seinem Kopf widerhallte, ließ ihn fast selbst schmunzeln. Doch wenn man länger darüber nachdachte, war es kaum noch amüsant. Wie fühlte es sich wohl an, mit so wenig Attributen für das reale Leben ausgestattet zu sein? Tatsächlich wollte er die Stute einmalig nicht erniedrigen, er fragte sich ernsthaft, wie es für sie gewesen sein musste. Erneut ratterte eine strenge Stimme in seinem Kopf die Liste herunter, was die Stute zu verbessern hatte, um überhaupt als Schüler in Frage zu kommen. Die Haltung, Gott bewahre. Der Gleichgewichtssinn, die Koordination, die Intelligenz. Und vermutlich waren ihre Sinne so geschärft, wie die einer alten Mähre. Die Kundtuung ihres Namens quittierte Ezra nur mit einem ausdruckslosen Blick. Dann nickte er bestimmt und wand sie wieder Aurelie zu, die zuvor alles mit ruhigem Blick betrachtet hatte. 

"Ich werde sie zu den Corvus Corax bringen. Du solltest mit uns kommen, wenn du nach wie vor Interesse an unserer Gemeinschaft hast, und dich dann Seelendieb vorstellen. Ein schwarzer, imposanter Hengst. Größer als ich und meistens in der Gesellschaft von Junggesellen." Die definitiv keine Junggesellen waren. Aber diese Informationen rückte Niemand heraus, der sie wusste. Es war das oberste Gebot die Geheimnisse des Zirkels zu bewahren. Er selbst wusste, dass es ihn gab und das er definitiv nicht gewöhnlich war, aber das war auch alles. In Aurelies Richtung hatte sich seine Körperhaltung wieder entspannt, seine Stimme war ruhiger und seine Gesichtszüge sanfter geworden. Doch sobald er sich wieder an "Nada" richtete, wurde er wieder zu einer grimmig dreinblickenden Statue der Gehässigkeit. Er war sich ziemlich sicher, dass sie gelauscht und die Worte die er zu der Schimmelstute gesprochen hatte, verstanden hatte. Auffordernd ging er einen Schritt in ihre Richtung, wartete mit zuckenden Ohren und peitschendem Schweif darauf, dass sie sich in Bewegung setzte. Er hatte die leise Vorahnung, dass sie sich wie ein trotziger Bengel gegen seinen Befehl stemmen würde, aber glücklicherweise schien sie so eingeschüchtert, dass es ein leichtes sein würde, sie in die Nähe der Herde zu bringen. Also setzte er sich in Bewegung, nicht länger besorgt, dass sich das törichte Ding umwenden und abhauen könnte und fing bei seinem Gang zum Herdenplatz noch einmal an mit der Schimmelstute zu sprechen, ohne Nada dabei irgendeines weiteren Blickes zu beachten. Er spürte ihre Anwesenheit und er wusste, würde sie versuchen auszubrechen, wäre er in Windeseile wieder bei ihr, um ihr den Weg abzuschneiden. Aber momentan bestand kein Grund zur Sorge und es war ihm wichtig, dass die Stute die er kennengelernt hatte, einen Ort hatte, an dem sie sich sicher fühlte. 
"Ich bin mir sicher, dass Seelendieb dich ohne weiteres aufnehmen wird. Wenn du ein offenes Ohr brauchst, ich bin meistens am Herdenrand zu finden." 

» Herdenplatz CC

Bei den Corvux Corax angelangt ließ er sie schließlich mit einem aufmunterndem Lächeln zurück. Es war schwer für ihn, seine sonst so reglose Miene zu verändern, aber es erschien ihm so, als bräuchte die Stute jede Art von Beistand die sie kriegen konnte. Seelendieb würde ihr sicherlich die Zweifel nehmen und sie ohne weiteres aufnehmen. Ezra brauchte sich gewiss keine Sorgen mehr um sie zu machen und er würde sie sicherlich noch einmal zu Gesicht bekommen. Also lief er weiter und das Lächeln verschwand, ebenso wie jegliche Regung in seinem Gesicht. Sein Blick war nun starr geradeaus gerichtet und er ging nach wie vor davon aus, das die Fremde ihm ohne Wiederworte folgte. Es war ihm egal, ob sie Angst hatte, er sie beschämt hatte, oder sie sich vorkam wie ein Nichtsnutz. All diese Empfindungen waren berechtigt und Ezra würde ihr nur zustimmen, würde sie sich für eine Idiotin halten. Ein Seitenblick auf Nada verriet ihm bereits, was er wissen musste. Sie bemitleidete sich selbst. Was hatte er sich da nur aufgehalst? Ein jammerndes, verweichlichtes Stütchen, welches sich ohne weiteres auf Jemanden gestürzt hatte, den sie hasste. Und auf was für eine idiotische Art und Weise sie dies getan hatte...

Ezra blieb schließlich stehen. Er sah nach wie vor nicht auf Nada, betrachtete den Herdenplatz, die Wächter auf ihren Posten, den Herdenrand und erst als er zufrieden war, mit dem was er sah, und eine lange Zeit des Schweigens vorüber gezogen war, wand er sich an die Stute. Im Licht bemerkte man nur noch mehr, dass es sich bei ihr um ein untrainiertes Wesen mit wenig Zukunftschancen handelte. Ezra seufzte. Dummerweise kam man jetzt zu dem, was einen Krieger eigentlich ausmachte. Den Geist. Egal wie wenig der Körper funktionieren wollte, hatte man das Feuer, die Leidenschaft dazu, dann konnte man alles. Und Ezra hatte dieses Feuer gesehen. Vollkommen falsch eingesetzt und extrem unkontrolliert, aber immerhin vorhanden. An dem Grips der Kleinen würde man ebenfalls noch arbeiten müssen und diese eingesackte Haltung, die sie nun schon zur Schau stellte, seit er sie das erste Mal mit einem abschätzigen Blick begutachtete hatte, gefiel ihm überhaupt nicht.
"Richte dich auf. Man lebt nicht mit dem Blick zum Boden." Er musterte sie erneut, dieses Mal schon mit mehr Neugierde, als nur dem abwertenden Ekel. Er wollte sehen, wie sie auf das was sie hier sah reagierte, ob sie verstand, oder nur geschockt vor ihm zurück wich und alles falsch interpretierte. Würde sie Fragen stellen, zetern, ihn verängstigt ansehen oder übermütig den Kopf fort drehen? Alles Möglichkeiten, die sich vor Ezras innerem Auge abspielten und der Rappe war unglaublich gespannt, wen er eigentlich vor sich hatte. 

"Nun, was glaubst du wird jetzt passieren?"
 
Ezra » 05.12.2015, 00:17 » Der Zaubergarten #1

Nada & Aurelie

 

Ezra wusste nicht, ob sich die Stute über ihr lächerliches Auftreten im Klaren war. Vermutlich nicht. Sie erschien ihm töricht, stur und kindisch, wie ein Kleinkind, welches trotzig versuchte seinen Willen durchzubekommen, obwohl es ganz genau wusste, dass es diesen niemals kriegen würde, egal wie sehr es bettelte. Zeitverschwendung. Ezra hätte sie innerhalb einer Sekunde auslöschen können, doch er dachte an Aurelie, dachte auch an sein eigenes Gewissen und daran, dass die Stute letztendlich nicht wirklich versucht hatte sie anzugreifen. Vielleicht hatte sie es vorgehabt, aber allem Anschein nach war sie zu unfähig, um wirklich ihren Wünschen entsprechend zu handeln. Dieser Gedanke zauberte ein leichtes Lächeln auf Ezra’s Züge, welches jedoch ebenso schnell verschwand, wie es gekommen war. Er wollte der Fremden keine Hoffnungen auf Gnade machen, auch wenn der Rappe in Wirklichkeit nicht einmal vor hatte, die Stute in der Luft zu zerfetzen. Ihre Antwort und ihr leicht unkoordiniertes Aufstehen quittierte Ezra nur mit einem unbeeindruckten Blick, der genau die Gleichgültigkeit ausstrahlte, die man von einem Wächter erwartet hätte. Fast schon stur starrte er der dunklen Stute entgegen, machte sich nicht einmal die Mühe sie zu mustern. Er unterschätzte generell Niemanden, war von Natur aus misstrauisch und traute prinzipiell Jedem alles zu. Fohlen konnten gerissene Spione sein, Stuten stärkere Krieger, als Hengste, die sich auf dem Schlachtfeld als absolute Versager entpuppen konnten. Ezra glaubte nicht an das allgemeine Rollenbild und würde jene die es taten als Narren abstempeln und keinerlei Zeit mehr mit ihnen verschwenden. Aber die Stute vor sich konnte er nicht unterschätzen, denn sie hatte bereits gezeigt was sie konnte. Gar nichts. Ezra wich ihrem Blick nicht aus, erwiderte ihn nur mit kühler Dominanz und listete in Gedanken auf was sie nicht konnte. Im Nachhinein hätte er vielleicht eine über ihre guten Attribute machen sollen, doch je länger er sie betrachtete, desto zweifelnder wurde sein Gesichtsausdruck. Ihre Balance war unterirdisch, ihr Temperament zerstörte jegliche Fähigkeiten die sie ansonsten vielleicht noch gehabt hätte und sie trampelte durch den Wald, wie ein Elefant auf der Suche nach seinem verlorenen Jungen. Wenn der Rappe es zusammenfassen musste, würde er wohl sagen, dass sie nicht ungeeigneter hätte sein können. Zumindest als Schülerin. Seine Schülerin. Er bildete Wächter aus, keine Waschlappen und ganz sicher keine untalentierten Witzbolde, die nicht einmal einen Hang hinab rennen konnten. Ezra wollte gerade erneut anfangen zu sprechen, um die Stute fort zu schicken, da fing sie an zu reden. Und wie sie reden konnte. Die Flut aus Wörtern die ihm entgegen kam, musste der Hengst erst einmal ordnen. Seufzend sah er auf den Boden, zuckte mit einem seiner Ohren zum Zeichen das er verstanden hatte. Er hatte verstanden das sie töricht war, glaubte eine rebellische Persönlichkeit zu besitzen un vermutlich dachte,s ei hätte die Möglichkeit mit ihrem vorlauten Verhalten hier lebend rauszukommen. Ezra’s Augen fingen an ihre Farbe zu verändern, schlugen von dem tiefen Blutrot in ein dunkles Braun um. Er hatte keine Lust, sich weiter mit dieser peinliche Situation zu befassen. Zumindest nicht auf die Art und Weise, mit welcher er sich um einen Eindringling hätte kümmern müssen. 

 

Langsam sah Ezra wieder auf, blickte zwischen der Stute und Aurelie hin und her, fing langsam an die Worte zu verarbeiten, ehe er langsam und mit einem recht skeptischen Blick den Kopf drehte. Bitte? Ein Missverständnis? Erneut sah der Rappe zu Aurelie. Skepsis und auch ein wenig Enttäuschung spiegelten sich in seinem Blick, als er wieder zu der Fremden sah. Sie schien also auch noch absolut dämlich zu sein.
“Ein Missverständnis, also? Du bist den Berg hier hinab gestürzt, weil du dachtest, dass meine Freundin hier einer deiner Feinde ist? Nachdem du uns ungefähr zehn Minuten begutachtet hast.“ Der letzte Satz war keine Frage, sondern eine einfache Feststellung. Ezra war nicht dumm, hatte durch seine geschärften Sinne sofort mitbekommen, dass er beobachtet wurde. Das leichte Kribbeln zwischen seinen Schulterblättern, das ungute Gefühl etwas im Nacken sitzen zu haben, alles Indizien dafür, dass Jemand hinter einem stand und einem einen tödlichen Blick in den Rücken bohrte. Dafür musste man sich nicht einmal großartig von den Sterblichen unterscheiden, alles angeborene Instinkte. Langsam fing Ezra an um die Stute herum zu laufen, begutachtete sie und versuchte ihren Körperbau zu deuten. Nichts Besonderes. Sie würde keine Probleme haben, aber sie würde nicht herausstechen, aufgrund ihrer überragenden Leistungen. Ihr Brustkorb war zu schmal, um eine voll austrainierte Lunge beherbergen zu können, die Beine zwar lang, aber auch nicht perfekt koordiniert. Diese Koordination zu erlernen würde Jahre dauern. Der Kopf? Allem Anschein nach ohne das dazugehörige Gehirn vorhanden. Fast schon wütend blieb er wieder vor der Fremden stehen. “Sag mir deinen Namen. Ich würde gerne Jemanden kennen, der aus fünf Metern Entfernung nicht erkennt, ob es sich um einen Hengst, oder eine Stute handelt.“ Der eigentliche Grund, weshalb er der Fremden ihre merkwürdig formulierte Ausrede nicht abkaufte, war genau dieser Grund. Wer stürzte sich schon kopflos auf das erstbeste Pferd, welches man zu Gesicht bekam? Wer vertauschte dann auch noch die Geschlechter? Entweder war sie vollkommen in Rage und ließ sich nur von ihren Gefühlen leiten, oder sie war unüberlegt und dämlich. Beides unglaublich unvorteilhafte Eigenschaften, beidermaßen gleich schlecht. Ezra bemerkte, wie er anfing die Stute kritisch zu betrachten, als sei sie eine von seinen Schülern. Kurz überlegte Ezra, ob er sie vielleicht sogar zu einer der seinen machen sollte. Sie hatte Feuer, erinnerte ihn ein wenig an sich selbst. Dieses Feuer zu kontrollieren und in die richtige Richtung zu lenken, würde schwer werden, aber es würde sich lohnen. Ezra war sich nur nicht sicher, ob er Lust hatte, Erzieher zu spielen. Er hatte schon genug mit seiner eigenen Pubertät zutun gehabt, er brauchte nicht noch Jemanden, mit dem er all das durchleben musste. Laut seufzend schüttelte er den Kopf, sah der Stute erneut mit einem festen Blick in die Augen. 
“Dein Name.“ Dieses Mal war es ein unmissverständlicher Befehl. Er würde sie nicht davon kommen lassen, ohne ihren Namen zu kennen. Sie würde ihm ihn nennen müssen, oder würde nie aus dieser Zwickmühle herauskommen. Auch wenn Ezra von Sekunde zu Sekunde mehr glaubte, dass er sie mitnehmen würde. Zur Not könnte er sie ja zwingen. Ezra hätte fast auf eine besorgniserregend Art und Weise gegrinst, hielt seine Züge jedoch ruhig, wirkte, als sei er eine Statue in Stein gemeißelt.
Ezra » 03.08.2015, 14:25 » Der Zaubergarten #1

Aurelie & Nada



Das Gespräch mit der jungen Schimmelstute entpuppte sich als äußerst tückisch. Der stattliche Rappe war tatsächlich dazu fähig gut zuzuhören und Ratschläge zu erteilen, die die Situation positiv voran brachten, aber die Probleme, die die Fremde zu haben schien, wirkten so rätselhaft und schleierhaft, dass selbst Ezra sie kaum verstehen konnte. Aber sein scharfer Verstand arbeitete und er konnte ungefähr erahnen, was mit der Schimmelstute nicht stimmte. Sie war nicht gewöhnlich. Sie war anders, als normale Pferde. Keine Seltenheit im Stillreich, aber das schien die Fremde nicht zu wissen und die unerträgliche Hoffnungslosigkeit die sie befiel, war etwas, mit dem sich Ezra nur ungern beschäftigte. Er sorgte sich fast schon um die Fremde, war ein wenig erschrocken von der Anteilnahme, die er bereits jetzt schon bereit war zu empfinden. Vielleicht ähnelten sie sich in gewisser Weise. Daher lächelte er auch ein klein wenig, als ein neugieriger Glanz in die Augen der Fremden trat. Es wirkte fast so, als sei dort nun ein Funken an Hoffnung in ihren gebeugten Körper getreten. “Es wäre mir eine Freude, Ihnen zu helfen. Es wirkt auf mich, als brächten sie lediglich einen Stoß in die richtige Richtung und Jemanden an Ihrer Seite, der Ihnen hilft.“ Es waren Worte, die mit Eindringlichkeit, aber auch Freundlichkeit gesprochen worden waren. Seit er so viel Tod und Leid über andere gebracht hatte, genoss er es fast schon, zu helfen. Es war ein tief verwurzelter Instinkt, den er schon immer besessen, aber früher stetig falsch angewandt hatte. Er hatte den Kampf mit der Selbstbeherrschung verloren und seine ungeahnten Kräfte falsch eingesetzt. Heutzutage würde ihm dies nicht mehr passieren.

Das Gespräch wurde fortgeführt, ließ Ezra immer wieder nachdenken, was mit der Fremden nicht zu stimmen schien. Es wirkte fast so als habe sie Kräfte, die sie als eine Bürde ansah. Ezra konnte sich daran erinnern früher auch so gedacht zu haben. Jung und unerfahren. Eigentlich war er das immer noch, doch das was sich für andere wie Tage anfühlte, verwandelte sich vor seinen Augen in Jahre, die schier endlos vorbeizuziehen schienen. “Es gibt nichts zu entschuldigen.“ sprach er schließlich mit ruhiger Stimme. Fast hätte er der Schimmelstute erklärt, dass sie definitiv Hilfe brauchte, aber der Rappe war nicht erfahren genug, um dies in einem freundlichen Ton herauszubringen. Aus seinem Mund hätte es sich vermutlich eher wie eine Beleidigung angehört. Ihre Frage dagegen war etwas, was Ezra beantworten konnte. Wenn auch nur schwer. “Ich bin ein Wesen, welches sehr viel schneller und stärker ist als andere. Ich sehe deine Bewegungen voraus und kann mit der Dunkelheit verschmelzen.“ Seine Stimme trug dabei weder Spott noch Überheblichkeit in sich. Das worüber er sprach waren Tatsachen, wenn auch nicht alle, die mit seiner Existenz einhergingen. Er hatte es sich verboten, lang und breit über sich selbst zu sprechen. Es hatte Niemanden zu interessieren, wie gefährlich er wirklich war. Man konnte sich einfach darauf verlassen, dass er die Corvus Corax ewig beschützen würde und das ohne zu versagen.

Die kleine Rede, die die Stute plötzlich von sich gab war wahrhaftig inspirierend und die Ohren des Rappen spitzten sich steil auf. Er hatte selten Jemanden mit solch einer Leidenschaft über Gemeinschaft sprechen hören und Ezra war, um es knapp auszudrücken, fasziniert. “Würdest du die Herde kennenlernen wollen, in welcher ich lebe?“ Er hatte die Frage kau ausgesprochen, da kam die junge Stute, die sich bereits seit Ewigkeiten auf dem Hügel links von ihm aufgehalten hatte, wie eine Wahnsinnige den Hügel herunter gefegt. Sie war eine Närrin. Mit seinen geschärften Sinnen hatte er sie schon vor Ewigkeiten durchs Geäst krachen hören, doch selbst Aurelie musste sich ihrer Präsenz bewusst gewesen sein. Zu lang hatte sie sich auf dem Hügel befunden, um überraschend angreifen zu können. Innerhalb von Sekunden verfärbten sich Ezras Augen in ein leuchtendes, intensives Rot, welches bereits schon einige Angreifer vom bloßen hinsehen paralysiert hätte. Er hätte sich abgewehrt wie eine lästige Fliege, hätte sie sich nicht bereits selbst außer Gefecht gesetzt. Es war fast schon ein wenig traurig, dachte er, als er sie fliegen sah. Trotz allem bewegte er sich leicht vor seine Gesprächspartnerin. Man durfte Niemanden unterschätzen. Wer wusste schon wie ernst es dieser Fremden mit ihrem Angriff gewesen war. Doch als sie sich bloß aufrappelte und ihn wütend anstarrte, entspannte sich Ezra sofort. Ihr Vorteil war vertan und er würde sie schon kommen sehen, bevor sie sich überhaupt in Bewegung gesetzt hatte, weshalb sollte er sich also noch groß um sie sorgen? Der blanke Zorn in ihren Augen galt vermutlich lediglich ihr selbst. Ezra hätte fast geschmunzelt, vielleicht sogar gelacht, aber solche seltenen Augenblicke, in welchen er tatsächlich die Miene verzog, schenkte er kaum Jemandem.

Trotz allem war er nach wie vor eine imposante Gestalt. Die farbigen Augen gaben ihr übriges dazu. “Es würde mich wirklich brennend interessieren, wer so töricht ist einen steilen Hang hinab zu stürzen, nur um letztendlich auf dem Rücken zu landen?“ fragte Ezra, während er langsam näher kam. Sein Blick taxierte die Fremde und er wirkte fast schon bedrohlich, wäre da nicht dieser leicht erheiterte Unterton in seiner Stimme mitgeschwungen.
Ezra » 25.01.2015, 13:11 » Der Zaubergarten #1

Aurelie



Die Neugierde die von der Fremden ausging verunsicherte den schwarzen Hengst nun doch. War sie im Endeffekt doch nur eine Spionin? Es war nicht so, als würde Ezra wirklich etwas zu verbergen haben. Im Grunde waren sie eine Herde, die momentan noch friedlich neben den anderen existierte und nicht groß vor hatte sich einzumischen. Über gewisse Dinge konnte der Rappe natürlich nicht berichten, weder über den Meister, noch dessen Meister. Die meisten Herdenmitglieder hatten nicht die Ehre, diese Geheimnisse zu erfahren, doch im Endeffekt war es nur zum Wohle der anderen. Dennoch, er sollte sich entspannen, schließlich sollte er auch andere dazu ermutigen, den Corvus Corax beizutreten. Ob dies bei Aurelie funktionieren würde, konnte er nicht abschätzen. Er vermutete eher das Gegenteil, aber was nicht ist, konnte ja noch werden. Ezra würde sie keinesfalls drängen, das war prinzipiell nicht seine Art, aber er konnte auch nicht bestreiten, dass ihre Anwesenheit angenehm war und sie somit tatsächlich eine Bereicherung für die Herde wäre.
Ezras Kopf neigte sich bei ihrer Frage ein wenig und er lächelte verschmitzt. Sie war tatsächlich sehr neugierig und auch wenn er momentan noch nicht allzu viel Vertrauen in die Sache steckte, so konnte er das leichte Schmunzeln nicht unterdrücken. Doch er würde sie enttäuschen müssen, denn eine ehrliche Antwort konnte er ihr nicht geben. Das ist geheim, entschuldige. Auch viele unserer Mitglieder, wissen die Antwort darauf nicht, es dient allein dem Schutz der Herde. Was ich dir sagen kann, ist, dass es sich dabei um einige Auserwählte handelt, die ihr Leben dazu verpflichtet haben, ihrem Lehrmeister zu folgen und seine Regeln zu achten und zu respektieren.

Ezra stockte einen Augenblick. Sie wirkte so voller Hoffnung, fast schon besessen davon, eine Antwort zu erhalten, die ihr ein wenig Ruhe verschaffen würde. War sie auf der Suche nach etwas? Oder konnte es sein…?
Sie sind nicht gewöhnlich, nicht wahr? entkam es ihm schließlich. Natürlich war ihm diese Tatsache schon vorher bewusst gewesen, aber er hatte es auf etwas anderes geschoben… Viele Tiere unterschieden sich grundsätzlich von den Normen der Gesellschaft, er hatte sie zu einer dieser Tiere gezählt. Sie sind auf der Suche nach Gleichgesinnten. Wieso war ihm das nicht früher aufgefallen? Ezra seufzte und musterte die Stute kurz. Was sie von anderen abgrenzte, konnte er nicht sagen, aber er hatte einen starken Drang dazu, es herauszufinden. Vielleicht kann ich dir helfen. Vielleicht. Er wollte keine Versprechen ablegen, die er nicht halten konnte, denn das wäre in ihrem Fall wohl ziemlich schlecht. Er wollte ihre Hoffnungen nicht zerstören, denn auch wenn Ezra nicht unbedingt der freundlichste Zeitgenosse war, so war er doch Niemand, der die Wünsche anderer willentlich zerstörte.
Ein Lächeln erschien auf Aurelies Lippen als sie stetig nachfragte. Also hatte er ins schwarze getroffen mit seiner Vermutung? Magie. nannte er also einfach nur das Wort, welches ohnehin schon seit Generationen durch das Tal wanderte. Im Stillreich gibt es sehr viele Wesen, die… anders sind. Es gibt sehr viele Arten der Magie und auch in unserer Herde herrscht viel davon. Er selbst war schließlich nicht ganz normal. Aber das musste er der Stute nicht sofort auf die Nase binden. Seine Fähigkeiten hielt er in der Regel unter Verschluss, offenbarte sie erst, wenn Jemand explizit nachfragte. Er war kein zu entschlüsselndes Geheimnis, aber auch kein Pferd, welches mit den Gaben, mit welchen er geboren war, prahlte. Das war nicht seine Art und er verachtete diesen Charakterzug, wenn andere ihn aufwiesen. Doch Aurelie besaß einen scharfen Verstand, schien sofort zu verstehen, was er mit seinen vorherigen Worten gemeint hatte. Es gab viele unterschiedliche Wesen im Tal und er war eines von ihnen. Falls die Stute sich nun vor ihm fürchtete, ließ sie es sich nicht anmerken und er schenkte ihr nur ein freundliches Lächeln. Sie war also aufrichtig interessiert.

Es gibt wie gesagt viele unterschiedliche Dinge hier im Tal. Auch viele Wesen, die als einzigartig gelten. Aus diesen besteht auch teilweise die Corvus Corax. Ich allerdings bin nicht wirklich wie sie. Ich bin ein Schatten. Mehr sagte er dazu nicht. Einigen war die Bezeichnung bekannt, anderen nicht. Ezra war sich nicht sicher, ob sie das wirklich interessierte, viel mehr schien sie an dem großen Ganzen Gefallen zu finden. Ob sie dort wo sie herkam, nie Jemanden getroffen hatte, der 'anders' war? Ezra konnte sich so ein Leben kaum vorstellen, für ihn war es eher schwer gewesen, sich vorzustellen, dass es auch Pferde gab, die vollkommen normal waren. Ohne Gabe, ohne Magie, ohne irgendetwas. Es war nicht so, dass Ezra sie als nutzlos abstempelte, ihm erschien es jedoch sehr viel schwerer, auf diese Art und Weise zu leben. Dennoch war er in den letzten Jahren genügen Normalsterblichen begegnet, um zu wissen, dass auch sie gewaltige Stärke besitzen konnten. Unerreichte Intelligenz, Kraft oder Geschwindigkeit, von welcher sogar viele Dämonen begeistert waren. Jeder hatte seine eigenen Talente und ob diese nun für andere normal oder nicht normal war, spielte im Endeffekt keine Rolle. Es zählte nur, für was man seine Gaben einsetzte.
Wenn du tatsächlich nicht Normalsterblich bist, dann hat dein Schicksal dich in das richtige Tal geführt, Aurelie. Es mag sein, dass du hier noch fremd bist, aber du wirst dir schon bald einen kleinen Überblick verschaffen können. Zu Beginn war er auch verwirrt gewesen, von den vielen Herden und dem Rudel, aber mittlerweile kannte er sich hier perfekt aus. Es war nicht schwer, einen groben Überblick über das Tal zu erlangen und Erzählungen von Spionen taten ihr übriges hinzu. Langsam trat er wieder ein paar Schritte an sie heran, versuchte allerdings trotz allem noch einen gebürtigen Abstand zwischen ihnen zu halten. Er wollte ihr lediglich zeigen, dass er sich interessierte.

Kann man dir denn helfen? So wie es scheint suchst du schon fast nach Jemanden, der so ist wie… du. Ezra wusste nicht, was die Stute war, was sie auszeichnete, in wie weit sie ihm gefährlich werden konnte, aber er war neugierig geworden. Sie war eine vollkommen Fremde, aber auch Jemand, der sich jederzeit selbst verteidigen konnte. Mit was für Kräften? Und wie war sie überhaupt hierher gekommen? War das Schicksal gnädig zu ihr gewesen und hatte ihren verzweifelten Ruf nach Gleichgesinnten gehört?
Ezra » 14.12.2014, 16:20 » Der Zaubergarten #1

Aurelie



Ezra hätte fast gelächelt. Die Stute vor ihm hatte also Interesse an dem Zaubergarten. Allem Anschein nach interessierte sie sich vor allem über die Herkunft des Namens. Der Rappe konnte sich natürlich nicht erklären, weshalb dem so war, aber er konnte Vermutungen anstellen, schlussfolgerte, dass sie sich wohl sehr mit magischen Dingen beschäftigte und Interesse daran zeigte, wenn sie bereits bei dem bloßen Namen des Ortes eine Leidenschaft im Gesicht zeigte, die Ezra selten sah.
Der Rappe entschied sich dazu, der Stute einen Gefallen zu tun und sie aufzuklären. Im Grunde war er ein eher wortkarger Zeitgenosse, aber die Stute vor ihm schien so, als bräuchte sie die Information, um sich besser zu fühlen. Vielleicht tat er ihr damit sogar etwas gutes. Aber was wusste er schon? Ich kann Ihnen nicht genau sagen, woher der Name kommt, aber ich denke, er hat etwas mit den Corvus Corax zu tun, sowie dessen Lehrlingen. Das diese sich dank des Meisters der Zauberei bedienten, musste die fremde Stute ja noch nicht wissen, außer sie hatte vor, sich tatsächlich der Herde anzuschließen. Ezra wusste nicht wie er sie in diesem Punkt einschätzen sollte. Es gab viele Freigeister, die es bevorzugten alleine zu leben, sich eher mit zwei bis drei Vertrauten umgaben und damit allen Schutz hatten den sie brauchten. Oder aber es gab die, die das Leben in einer festen Gemeinschaft bevorzugten. Demnach, was Ezra von der Stute bereits gehört und gesehen hatte, gehörte sie nicht wirklich dazu. Denn tatsächlich, welches Pferd, welches sich gerne in eine Gemeinschaft integrierte, zog schon allein umher? Ezra wusste aus eigener Erfahrung, wie gewagt und schwierig es war, sich im Stillreich alleine zurecht zu finden und auch noch heil aus all den gefährlichen Situationen wieder heraus zu kommen. Die Stute hatte es gemeistert, also war sie es entweder gewohnt, alleine zu sein, oder aber hatte ein Geheimnis. Ezra lächelte. Sie alle hatten ein Geheimnis. Die Stute vor ihm konnte ein ganz gewöhnliches Wesen sein, oder aber war wie er, mit einer Fähigkeit ausgestattet, die die Vorstellungskraft anderer überging. Oder sie war gar kein sterbliches Wesen. Diese Vorstellung mochte Ezra nicht. Er fürchtete sich gewiss nicht vor der Stute, aber das Unsterbliche, Unvergängliche bereitete ihm Unbehagen. Wer wollte schon ewig leben?

Die Annahme, dass die Stute vor sich tatsächlich ein Geheimnis bar, verstärkte sich bei ihren Worten. Geheimnisvoll, oder aber unvorsichtig. Sie konnte beides sein, aber Ezra würde sie nicht für das verurteilen was sie war. Solange sie weder für die Herde, noch für ihn eine Gefahr darstellte, war sie frei darin, das zu tun, was ihr beliebte. Aus eben diesem Grund nickte er und spitzte seine Ohren, fixierte all seine Sinne auf die Stute vor sich.
Tatsächlich könnte das die Ursache sein. Es würde mich nicht im entferntesten wundern, wenn Sie sich tatsächlich von den anderen Wesen unterscheiden, mit… gewissen Fähigkeiten.
Der Rappe würde die Stute nicht dazu drängen, irgendetwas über sich preiszugeben, außer ihre Absichten. Ob Gut oder Böse, das hatte ihn zu interessieren, der Rest war ihr selbst überlassen. Tiere, die schlichtweg grausam waren, stieß er auch mit einem guten Gewissen ab, denn bei jenen fühlte er sich mehr als unwohl, sie in den inneren Kreis der Herde zu lassen. Aber vermutlich sah Maugrim das anders. Ezra jedoch hatte kein Problem damit, ein weiteres, wahnsinniges Pferd, in die Richtung der Gaistjan Skairae zu schicken. Doch die Stute vor ihm, war mit Sicherheit weder irre, noch wahnsinnig, noch besessen. Bei letzterem konnte er sich nicht sicher sein, aber er vertraute seinem Bauchgefühl.
Für einen Augenblick wurden Ezras Augen kalt, der rötliche Schimmer, den er oftmals versteckte trat für einen winzigen Augenblick hervor, ehe er all diese Merkmale seines wirklichen Ichs wieder versteckte. Also war sie sich tatsächlich nicht über de Verbleib der Herde bewusst gewesen. Immerhin war ihr Ziel nicht, die Herde zu vernichten. Denn auch die gab es leider und das nicht wenig, doch Ezra hatte selten ein Problem damit, eben jene zu beseitigen.
Wenn du nichts über diesen Ort wusstest, bist du auch keine Gefahr. Verzeih, wenn ich dir Unrecht getan habe, aber es ist meine Aufgabe, vorsichtig zu sein. Eher gesagt, vorsichtig mit Fremden umzugehen und sie dann aus diesem Teil des Landes heraus zu ekeln, oder aber ihnen den beitritt schmackhaft zu machen. Jedoch verwischte Ezra die Grenze zwischen diesen beiden Möglichkeiten gerne einmal.

Der Rappe hörte der Stute weiterhin aufmerksam zu, suchte in ihren Worten nach einer Gefahr, konnte jedoch keine finden. Daher nickte er nur gleichermaßend verstehend, wie zustimmend. Tatsächlich ist die Einsamkeit nicht gerade etwas wünschenswertes, aber ab und an ist sie doch ein großer Helfer. Ezra konnte sich nicht vorstellen, wie manche sich in einer Gruppe auf ihre Aufgabe konzentrieren konnten. Der Rappe war von Natur aus misstrauisch, zudem kam es auch nicht selten vor, dass Ezra auch seinen Komplizen kaum über den Weg traute. Es war ein einfacher Schutzmechanismus und vermutlich sogar eine sehr intelligente Maßnahme, wenn man bedachte, was für einen Rang der Rappe in der Herde besaß, aber natürlich ging mit diesem Verhalten auch eine gewisse Einsamkeit einher.
Ezra bemerkte im Stillen, wie die Stute nicht von ihm wich. Mutig, töricht oder aber gefährlich. Der Rappe versuchte nicht zu viel in ihre Reaktion auf seine Nähe hineinzuinterpretieren, schließlich konnte der fehlende Schritt nach hinten auch aus purer Dickköpfigkeit entstanden sein. Ezra spielte kurz mit den Ohren, entschied sich dann jedoch, die fremde Stute aufzuklären. Allem Anschein nach war sie neu im Stillreich, was auch ihre Reaktion erklären würde.
Das hier ist das Stillreich. Hier befinden sich vier Herden, sowie ein Rudel. Du bist in der Nähe der Corvus Corax zu welcher ich, korrekt, gehöre. Meine Aufgabe ist es, die Grenzen zu bewachen, damit keine Feinde einen einfachen Weg in den inneren Ring unserer Verteidigung finden. Wenn sie Fragen hatte, würde er sie sicherlich stellen, aber Ezra war Niemand der lang und breit die Beziehungen zwischen den einzelnen Herden von sich aus erklären würde. Entweder würde die Stute fragen, wenn es sie interessierte, oder aber sie würde nur verstehend nicken. Beides war dem Rappen nur recht.
Ezra » 06.12.2014, 13:20 » Der Zaubergarten #1

Aurelie



Ezra war nicht allzu überrascht, dass die Stute bei seinem Räuspern kurz zusammenzuckte. Es war normal, dass man erschreckte, sobald etwas passierte, mit dem man nicht gerechnet hatte. Im Falle des Rappen geschah das nahezu nie, aber er war auch lange Zeit darauf vorbereitete worden, das eben genau soetwas nicht geschah. Als Wächter war es seine Aufgabe, immer auf das vorbereitet zu sein, was geschehen könnte, egal wie unwahrscheinlich es war. Die Stute war nicht gerade gut darin, ihre Gefühlsregungen zu verstecken, aber in Ezras Augen war das nahezu Niemand. Er konnte die Unsicherheit die von ihr ausging förmlich riechen. Sie wirkte so wie sie ihm entgegen trat, eher wie ein Jungtier, als eine erwachsene Stute, die sie dem Körperbau und der Erscheinung nach jedoch zweifelslos war. Sie stellte keine Gefahr dar. Ezra hörte auf sich anzuspannen und legte ein beruhigendes Lächeln auf seine Züge. Sie sollte sehen, dass sie auch in ihm keine Gefahr sehen brauchte. Es war nur schlichtweg seine Aufgabe, sich mit Fremden, die der Herde zu nahe kamen, auseinanderzusetzen. Jetzt, wo er die Stute erfolgreich eingeschätzt hatte, könnte er ach wieder gehen, aber vielleicht ließ sich in der Stute ja auch ein potenzielles Herdenmitglied finden.

Ein dunkles, leises Lachen verließ seine Kehle, als er die Frage der Schimmelstute vernahm. Immerhin zeigte sie ihm deutlich, wie irritiert sie von seinem plötzlich Auftreten und seiner doch eher merkwürdigen Frage war.
Sie befinden sich im Zaubergarten. Nicht gerade ein Ort, an welchen mir Fremde gewöhnlicherweise kommen. Oder sich hin verirren. Chezem beobachtete die Stute nun doch wieder ein wenig aufmerksamer. Sie schien keine wirkliche Gefahr darin zu sehen, alleine herum zu laufen. Möglicherweise war sie kräftig, ausgebildet im kämpfen, oder aber hatte, was in diesem Tal nicht mehr außergewöhnlich war, eine Gabe welche es ihr ermöglichte sich ohne Angst in Einsamkeit fortzubewegen. Ihre Frage bestätigte seine Annahme nur. Furchtlos war sie gewiss nicht, aber sie war auch nicht feige. Sie wäre sicherlich eine Bereicherung für die Corvus Corax, die momentan jede Unterstützung gebrauchen könnten. Wer wusste wohl, wo Märchenmond hin verschwunden war? Er war verschollen und Ezra glaubte fast, dass es sich dabei um eine längere Zeitspanne handelte. Und Maugrim? Der Rappe tat, als würde er ihm trauen, nahm seine Befehle an und bewachte das Herdengebiet nach wie vor, aber vertrauen tat er dem weißen Wolf keinesfalls. Es wirkte eher, als habe Märchenmond die Herde an Maugrim übergeben und sich dann aus dem Staub gemacht auch wenn Ezra dies dem weißen Hengst nicht zumuten wollte. Hätte er nicht wenigstens seine Schüler mit sich genommen? Die Raben waren nun ohne Aufsicht und die dunkle Magie die auf der Lichtung schlummerte war ohne Jemanden, der sie wirklich kontrollieren konnte.
An diesem Ort gibt es eine Herde, bestehend aus Pferden und Wölfen. Die Wölfe werden vor allem in solchen Zeiten nicht davor zurückschrecken Fremde anzugreifen. Im Tal ist es zusätzlich auch bekannt, dass sich hier eher sonderbare Gestalten herumtreiben, daher drücke ich meine Frage ein wenig anders aus. Mit langsamen Schritten ging er auf die Stute zu, blieb direkt vor ihr stehen und sah bedrohlich auf sie hinab. Er wollte sie testen, wollte sehen, ob sie ein Geheimnis von sich preisgab, oder das Schweigen bevorzugte. Was machst du hier? Hast du einen Todeswunsch, oder den Drang uns beizutreten? Er begutachtete sie nachdenklich, wartete auf eine Antwort und musterte sie erneut. Er war Niemand der Jemanden aufgrund seiner Äußerlichtkeit einschätzte. Würde er es tun, würde er sie vermutlich als eine Stute einschätzen, die schon verlor, bevor der Kampf überhaupt angefangen hatte. Aber Ezra würde sich hüten, Jemanden falsch einzuschätzen.

Erfolg beim allein sein? Es ist wahrlich eine Kunst auf längere Zeit hier in Einsamkeit zu überleben, aber ist es wirklich als Erfolg auszudrücken, niemanden bei sich zu haben? Ezra bevorzugte die Einsamkeit, aber er hielt sie dennoch nicht lange aus. Er brauchte ab und an Jemanden, der sich zu ihm gesellte und sich mit ihm unterhielt. Ezra musste nicht tratschen, oder sich über die neusten, politischen Geschehen unterhalten, dass einzige was er brauchte, war ein wenig Unterhalten, ein kleiner Witz der ihn zum Lachen brachte und den Tag verschönerte. Es überraschte Ezra, dass die Stute vor sich die Höflichtkeit besaß, ihn nach seinem Befinden zu fragen, daher nickte er nur dankend. Mir geht es gut.
Der Rappe wusste nicht, wie er die Stute dazu bringen könnte, mehr Interesse an der Herde zu zeigen. Viele Einzelgänger wollten es auch bleiben, oder waren schon allein von dem Wort 'Magie' abgeschreckt und Ezra war Niemand, der ausgeschickt wurde, um Mitglieder ausfindig zu machen. Im Normalfall war er derjenige, der die meisten, die sich um ihre Herde herum aufhielten, verschreckte. Haben Sie denn überhaupt schon einmal von den Corvus Corax gehört? Es verwunderte ihn nach wie vor, dass sich hier Jemand aufhielt, der weder zu ihnen gehörte, noch jemals von ihnen gehört hatte. Vielleicht eine neue Seele in diesem Tal? Denn nur dann war diese Unwissenheit verständlich. Ansonsten zeugte es davon, dass die Stute sich selten, wenn überhaupt mit Artgenossen unterhielt und das ließ Ezra erneut wachsam werden. Hatte sie etwas zu verstecken, oder war sie es einfach Leid, sich mit anderen zu unterhalten? Ezra entschied sich dafür, einfach geduldig zu warten.
Ezra » 21.11.2014, 15:33 » Der Zaubergarten #1

Aurelie



Der schwarze Hengst sah der aufsteigenden Sonne entgegen, spitzte die Ohren, während er die langsam heller werdende Umgebung begutachtete. Die dunkle, kalte Welt um ihn herum verwandelte sich in etwas zauberhaftes und tief berührendes. Kaum Jemand erlebte diesen Wechsel zwischen Tag und Nacht so, wie er es tat. Denn er war nachts unterwegs, tat seinen letzten Rundgang am Morgengrauen und wechselte schließlich nach getaner Arbeit seine Schicht mit einem seiner besten Wächter. Wirklich viele waren sie nicht, aber der Rappe hoffte darauf unter den anderen bald schon geeignete Neuankömmlinge zu finden. Auch wenn diese Tatsache bedeuten würde, dass es an ihm hinge, jene auszubilden.
Mit bedachten Schritten lief er durch das Unterholz, begutachtete die Welt um sich herum und erkannte die Schönheit, welche nur die Natur besaß, an. Nie würde er in einem Lebewesen solch eine Perfektion erkennen. Jeder der die Macht hätte, ihn vollkommen zu bezaubern, war sich seiner Wirkung auf andere vollkommen bewusst, veränderte mit diesen Gedanken seine Bewegungen zu etwas aufgesetztem und gestelltem. Seufzend schüttelte der Schwarze den Kopf, lief weiter seinen Weg und begutachtete die Umgebung. Niemand schien hier. Es war verlassen und abgesehen von ein paar Tieren, die jedoch eindeutig zu ihrer Herde gehörten, schien sich hier Niemand zu befinden. Die Corvus Corax hatten wohl schon einigen Respekt erlangt und Angst in die Herzen vieler gejagt. Doch gerade als er sich zufrieden umdrehen wollte, sah er eine Stute. Sie wirkte reifer, als viele andere Pferde. Vermutlich war sie schon um einiges älter, als die Jungtiere, die sich so gerne Wächter nannten und voller Lebensfreude um ihn herum sprangen, bis er sie zur Ruhe ermahnte.

Ruhig blieb er stehen, begutachtete die schneeweiße mit einem undurchdringlichen Blick. Er hatte vor langer Zeit gelernt, wie man andere erfolgreich einschätzen konnte. Und auch dieses Mal würde ihm diese Begabung helfen, die Herde in Sicherheit zu wiegen. Ezra spitzte die Ohren im wachsenden Interesse, als er die Gestalt der Stute musterte. Er sah Trauer, Liebe und eine Güte, welche er selten hatte erblicken dürfen. Sie stellte keine Gefahr dar. Bist jetzt. Ezra weigerte sich komplett in seine Instinkte und Begabungen zu vertrauen. Jedem konnte ein Fehler unterlaufen.
Mit einem räuspern kündigte er sich an und lief die wenigen Schritte, die ihn noch von der Fremden trennten, auf die Weiße zu. nach wie vor hüllte er sich in Schweigen, doch er versuchte seine Glieder zu entspannen, um so harmlos wie möglich zu erscheinen. Was bei seiner großen Gestalt wohl kaum möglich war. Ezra begutachtete die Stute noch einmal. Sie würde sicherlich nicht in Hysterie verfallen und vor ihm davon rennen, wie ein junges Füllen, aber ein klein wenig Angst hatte noch keinem Lebewesen geschadet. Fast hätte er ein tiefes Grollen hervor gebracht. Manche Lebewesen benötigten sogar ein wenig Angst und Respekt, um es überhaupt weit zu bringen. Aber er ignorierte die Gedanken an manche Pferde seine Bekanntenkreises lieber.
In ihrer Nähe konnte er der Stute gut in die Augen blicken, der wichtigste Aspekt, wenn es darum ging Jemanden einzuschätzen. Jeder konnte lügen, aber man sah es ihnen immer an. Körpersprache verriet fast alles, aber nichts ließ einen sicherer in seinen Annahmen machen, als die Gefühle, die sich nur in den Augen widerspiegeln konnten.

Gebrochen.
Das einzige, was ihm einfiel, als er die Augen der Stute studierte. Gebrochen und allein. Was hatte sie hier verloren? Ezra sah sich um, konnte jedoch keine anderen Tiere in ihrer Nähe finden. Was gut war. Sie könnte auch ein Lockvogel sein, auch wenn der Rappe nicht verstehen würde, was man mit ihm anfangen wollte.
Geht es Ihnen gut? fragte er schließlich, als er sich sicher war, dass die Stute vorerst nichts gegen ihn, oder gar die Herde, plante. Ich möchte nicht aufdringlich erscheinen, aber dies ist kein gewöhnlicher Ort für Spaziergänge. Schon gar nicht ohne Begleitung. Er ignorierte die Tatsache, dass er ebenfalls alleine durch den Zaubergarten streifte. Aber im Gegensatz zu ihr, war das hier sein Job. Aber das musste sie nicht wissen, zumindest noch nicht. Vielleicht, wenn sich in ihr ein potenzielles Herdenmitglied finden ließ, aber Ezra war durchaus gewillt sie auch auf eigene Faust weiterziehen zu lassen. Die Corvus Corax war wahrlich keine Herde für jeden und wenn der Rappe sich die Stute vor sich so ansah, wirkte sie wie eine gewöhnliche Stute. Keinerlei Magie. Was er jedoch auch dachte, wenn er einen der Raben erblickte und er wusste, zu was sie im Stande waren. Und Ezra konnte nicht leugnen, dass ihre Gemeinschaft mehr Wächter brauchte, mehr Krieger, mehr Mitglieder. Sie alle benötigten die Unterstützung von jedem einzelnen, aber eben nur die freiwillige Unterstützung. Ezra konnte Niemanden zu etwas zwingen.
Seufzend blickte er zurück. Für ihn war es in Ordnung viel und harte Arbeit zu verrichten, aber er wollte es den jüngeren Tieren noch nicht zumuten, ihr gesamtes Leben für die Herde zu schuften. Sie waren jung und mussten Erfahrungen machen. Er hatte seine bereits gemacht.

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