Stillreich » Das Tal » If our demons can't dance neither can we
Ort: Gebirge - Teilnehmer: Faithless, Magdelaine
» Magdelaine
jenseits von eden

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Der tiefe Fall in tausend Scherben, wie in ein unendliches Nichts. Egal, wie anstrengend ein Aufstieg auch sein mochte, der Abstieg war ein freier Fall. Am harten Gestein zerschellend, bis zur Unkenntlichkeit deformiert, ehe man auf dem Grund aufschlagen würde. Mit Glück das Bewusstsein im freien Fall verloren, mit dem Aufschlag das Genick gebrochen, ohne quälenden Schmerz in den Tod gefunden. Der Leib in der Tiefe, zwischen Felsen zum Erliegen gekommen, zuckte sacht – das Echos des blutigen Röchelns war unverkennbar zu hören. Das zarte Wesen, in der Gestalt eines jungen Rehs, war nicht tief gefallen, aber es hatte gereicht, um jeglichen Knochen zu brechen. Die Augen voller Unschuld weit aufgerissen, wanderte der Blick gegen den Himmel – nur wenige Sekunden – bis die Leere sich die liebliche Seele gierig nahm.

Ruhig, in vollkommender Stille, verweilte der weiße, gar kräftige Körper der Stute am Abgrund. Nur ein Schritt, und es würde so enden, wie das junge Leben des Rehs, welches sich in den Höhen des Gebirges verlaufen hatte. Das stolze Haupt gesenkt, starrten die dunklen Augen hinab in die Tiefe, als würden sie gespannt auf ‚etwas‘ warten. Vielleicht auf ein fremdes Gefühl der Trauer, oder gar der Reue? Die weiche Haut der Nüstern kräuselten sich, ehe die Lippen ein schiefes Lächeln erlaubten. Ein tiefer Atemzug folgte, um den Duft des Todes mit einer feinen Note des roten Goldes vereint, in sich hinein zu saugen. Die Augenlider für einen Moment verschlossen, ehe sich der feminine Kopf erhobt und sich der dunkle Blick ’gen Himmel öffnete. Sie war kein Geschöpf des Himmels mehr, sondern durch den Akt des Bösen an den Boden gefesselt worden. Die langen Narben an ihrem Rücken, in blutjungen Jahren längst verheilt, versprachen nicht nur stummen Unheil, sondern auch laute Qualen.

Eine fahle Silhouette, im Augenwinkel aufkommend, weckte die Aufmerksamkeit von Magdelaine; denn sie kannte nur ein Wesen mit dieser unverkennlichen Ausstrahlung. Ein laszives Lächeln erhob die Mundwinkel, ehe sich der helle, kraftvolle Leib der Halbdämonin elegant in Bewegung setzte. Sie hatten sich lange nicht gesehen, war Faithless doch spurlos vom Herdenplatz der Gaistjan Skairae verschwunden. „Seid gegrüßt, Faithless.“, erhob sich die glockenklare, gar engelsgleiche Stimme der Stute, als diese sich auf Sichtweit dem Hengst frontal genähert hatte. Mit einem gewissen Abstand kam sie vor dem Fahlen zum Stillstand, senkte kaum merklich das anmutige Haupt. „Was führt Euch hinauf in das hohe Gebirge?“, kam die Frage höflich, wie interessierend über die weichen Lippen, nachdem sich ihr Kopf wieder erhoben hatte, die weiße Mähne in Locken über den starken Hals sacht wippten.

 



Wörter: 490

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Nein, man kann nur lernen, mit ihnen zu leben.
10.06.2020, 17:19
»Faithless
Dieser Charakter wurde eingefroren.


An diesem Ort war er dem Himmel so nah. Jener Himmel, aus dem er Lucifer nicht unähnlich gestürzt sein musste. Sein Fell hatte dieselbe unschuldige Farbe wie der Himmel und die Wolken an einem grauen Wintertag, wenn die Schneeflocken langsam und traurig zu Boden kreiselten und alles unter sich bedeckten. Faithless mochte den Schnee, denn er mochte das Knarzen des Bodens unter seinen Hufen und die betäubende Stille, die sich darüber hinaus über das Tal legte. Wenn aller Schall von der Schneedecke geschluckt wurde und nichts blieb als gähnende Leere. 

Faithless lauschte dem Klappern seiner Hufe auf dem Steinboden der Felsen, die er querte. Das Gebirge war zu einer Art Rückzugsort für ihn geworden, nachdem ihn die letzten Wochen und Monate gleichermaßen zu über- und unterfordern begannen. Das Tal war wie leergefegt, immer weniger Pferde verirrten sich hier her und er fühlte sich ob dieser Situation ruhelos. Dann all die Gefühle, die über ihn hereingebrochen waren, damals noch und doch noch so frisch. 

Faithless hob den Kopf, als eine zarte Stimme - vertraut und fremd zugleich - seine Aufmerksamkeit erforderte. Magdelaine, so hieß sie doch, stand nicht weit von ihm am Abgrund. Er war so in seine Gedanken vertieft gewesen, dass er ihrer nicht gewahr gewesen war. Sie sah bezaubernd aus, wie sie da so stand. Bezaubernd, ja. Eine Augenwaide. Er gab seinem Oberstübchen diesmal wohl recht. Die Stute, die ihm bereits zuvor aufgefallen war, hatte eine Aura um sich, die sie von anderen deutlich unterschied. Sie war kraftvoll und auf eine gefährliche Weise ruhig. Er verspürte so etwas wie Furcht nicht, doch wäre er ein Sterblicher, hätte er Magdelaine entweder gemieden oder aber er wäre ihr verfallen. 

"Es ist schön hier, nicht wahr?", raunte er ohne direkt auf ihre Frage zu antworten. "Mit den Wolken im Kopf kann man besser denken", er deutete auf Wolken, die im Gebirge tatsächlich zum Greifen nahe erschienen. "Und Ihr? Auf der Suche nach Opfern oder seid ihr gar selbst das Opfer?" Und dabei deutete er auf die Nähe ihres Körpers zur Kante. Ein leichter Schlag und sie würde fallen, sterben, fallen. Und Faithless konnte ihr diesen Stoß leicht geben. 



17.03.2021, 08:30
» Magdelaine
jenseits von eden

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Den Himmel über den Köpfen, die Hölle unter den Hufen. Mit dem Teufel im Herzen, hat man Gott gehängt und die Unschuldigen mit Blut befleckt.


Der Winter war kühl, die Gipfel der Berge mit Schnee bedeckt. Die Stille, welche sie umgab mit Wind zwischen den tiefen Schluchten untermalt, mochte kein Leben ihren Weg kreuzen. Die Einsamkeit liebend, konnte allein sein erdrückend werden, wenn der Durst nach Qualen tief in der Seele drückte. Das Reh war, wie der Tropfen auf einen heißen Stein gewesen – nicht mehr, nicht weniger. Es hatte nicht die Lust gestillt, sondern die Sehnsucht geweckt. Die scharfen Krallen des Monsters kratzte unter dem seidig weißen Fell des femininen Wesens, hinterließen eine erregende Gänsehaut bis sich die dunklen, weichen Nüstern kräuselten. Ein kalter Schauer jagte durch den Leib der Halbdämonin, die filigranen Ohren bewegten sich aufmerksam im Wind. Der Tod war nahe, kam wie ein unsichtbarer Schleier über die Lebenden, um sie mit sanften Wogen in die Tiefe zu leiten.

Sie fühlte sich dem Fahlen nahe, gar verbunden - ohne, dass sie lange Weggefährten waren. War sie seiner unheilvollen Nähe – oder gar ihm – verfallen? Konnte ein Wesen, wie Magdelaine überhaupt einem anderen Geschöpf verfallen? Ein Geist und eine Halbdämonin – kannten beide die sinnliche Melodie aus Schmerz und Qual auswendig. Sie lebte in der Gegenwart, vergeudete keinen Gedanken an die Zukunft und doch fragte sich Magdelaine mit Blick auf den Fahlen, was eine gemeinsame Zukunft ihnen wohl bringen würde. Die dunkle Seele würde sich in seiner unterkühlten Nähe suhlen, die grausame Kälte fest in ihrem Herz verschließen, während der letzte Rest des heiligen Scheins in ewiger Finsternis verschwinden würde.

Die weichen, dunklen Nüstern verformten sich zu einem sachten Lächeln, die zierlichen Ohren zuckten im kühlen Wind des Gebirges. „Ja, ein wundervoller Ort.“, erhob sich die feminine Stimme leise, verstreute sich in alle Himmelsrichtungen, verklang in der Ferne. Der dunkle Blick der Halbdämonin folgte dem Fahlen, sah fast ein wenig verträumt in die Wolken, welche so nah waren, wie an keinem Ort der Welt. Ein tiefer Atemzug sog die kalte Luft in die Lunge, durchschlugen den weißen Leib mit einem scharfen, kurzen Schmerz, bevor sie der feminine Blick von den Wolken lösen konnten. Magdelaine senkt ihr Haupt, sah hinab auf ihre Hufe, die dem Abgrund so nah waren, dass manch anderer längst in Panik geraten wäre. Das dunkle Augenpaar wandte sich etwas zur Seite, wo in den Tiefen der verdrehte, tote Körper des zarten Rehs lag. Ein Blick genügte, um dem femininen Herz einen starken Schlag zugeben, sich die Pupillen erweiterten und die Lippen eine knappes, aber schiefes Grinsen trugen. „Ich hatte ein Opfer … gefunden.“, raunte die engelsgleiche Stimme, ehe sich ihr Haupt, umrahmt von den weißen Locken, langsam erhob und sich für einen Moment im eiskalten Augenpaar des Fahlen verlor. „Wenn ich nicht aufpasse, kann ich wohl rasch zum Opfer werden, mh?“ Die Hufe hoben sich minimal, scharrten über den felsigen Untergrund, bis sich kleine Steinchen lösten, hinab in der Tiefe verschwanden – bis der Widerhall an den Berggipfeln verklang.



Wörter: 595

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Nein, man kann nur lernen, mit ihnen zu leben.
17.03.2021, 22:54
»Faithless
Dieser Charakter wurde eingefroren.


Das leise Klackern der Steine, die den Hang hinab rollten, zerschnitt die Stille polternd. Seine Blicke waren auf die Hufe Magdelaines gerichtet, die so nahe am Abgrund standen, dass Faithless den Fall bereits sah, bereits spürte. Ob sie schreien würde? Ob sie wimmern würde, wenn ihr Körper am Boden zerschellte und der letzte Hauch Leben noch nicht verronnen war? Für eine Sekunde wog er ab, ob der Verlust eines solchen Wesens das kurze Vergnügen, es rauszufinden, wert war. Sie ist zu wertvoll. Und Faithless nickte, da stimmte er seinem Oberstübchen ausnahmsweise zu. Magdelaine war nicht nur eine strahlende Schönheit, sondern auch kraftvoll und gefährlich. Obgleich er für sich noch nicht recht entschieden hatte, ob er sie mochte oder nicht, wusste er doch den Wert ihrer Nähe und Existenz zu schätzen. 

Es wäre zu schade drum. Um dich, mein ich. Er lächelte schief, jungenhaft. Dass die Lasten des Führens aktuell von seinen Schultern gefallen waren, kitzelte eine ganz neue Seite des Hengstes hervor, der so viele Persönlichkeiten besaß. Einst hatte er ein altes Märchen vernommen, eine Sage. Dass der Tod von jedem, den er hinüber geleitet, ein Stückchen aufbewahrt. Ein winziges bisschen der Seele. War Faithless womöglich ein Moasik aus diesen Splittern? War sein Oberstübchen vielleicht das manifesteste Konstrukt, das von einem seiner Schützlinge übrig geblieben war? Und wenn ja, welcher Teil war er? Wer war er? 

Nun trat Faithless an die Kante des Felsens. Sein Blick suchte die zerklüfteten Formationen ab, bis er fand, was er suchte. Bambi, nun selbst zum Opfer geworden. Hach. Kennst du das Märchen? Der Menschen, mein ich? Von Bambi? Echt traurig. Ziemlich traurig. Er musste kurz daran denken, dass auch er einst einem Menschen nahegestanden hatte. Ein Mensch, der ihm all diese Geschichten erzählt hatte. Auf langen Spaziermärschen quer durch die Wälder. In Zeiten, da der Krieg grollte. Der Mensch hatte damals geglaubt, einem normalen Pferd ein Freund zu sein. Und das war er gewesen, ein Freund. Dieses Menschenkind - der Junge war noch jung gewesen - hatte in ihm nicht nur ein Nutztier gesehen. Er hatte vielleicht den wahren Charakter Faithless nicht gekannt, da eine Kommunikation nicht möglich gewesen war. Doch er hatte in dem Fahlen, vor dem all die anderen Burschen und vor allem die Mädchen Angst hatten, einen Freund gesehen. Faithless dachte an einen Abend, als der Junge sich mit seiner Familie gestritten und zu ihm gekommen war. Faithless, in diesem Körper damals selbst noch ein Füllen, hatte ihm bedächtig zugehört und seine kalten Nüstern an seiner Wange gerieben, als die Tränen darüber perlten. Er...

Ruhe, jetzt! Fort mit diesen Gedanken!, schrie das Oberstübchen gequält auf. Und Faithless gestand sich ein, auch er wollte nicht weiter daran denken. Stattdessen widmete er sich wieder Magdelaine zu, die in ihrer atemberaubenden Schönheit vor ihm stand, als sei sie einer Leinwand entsprungen. Die Locken ihrer Mähne schmiegten sich um ihre Ganaschen und ihr dunkler Blick lag auf ihm, als könne sie Gedanken lesen. Rasch fegte er den letzten Gedanken an den Jungen fort. Die Zuneigung zu dem Burschen machte ihn schwach. Das durfte er sich nicht erlauben. Und er wusste wohl, warum Erinnerungen begraben bleiben sollten.



18.03.2021, 13:00
» Magdelaine
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» Marta Nowakowska



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Der Fall wäre tief, ausreichend für einen sanften Tod. Sie wusste es nicht, konnte es nur herausfinden, und ein Schritt würde reichen. Das unschuldige Reh lag zwischen den Spitzen der Felsformation gebettet, längt war das Leben aus dem zarten Wesen gewichen. Ein kurzes Vergnügen, aber der Gedanke verschwand rasch aus ihrem Kopf, als Faithless die Stimme erhob und sich sein Lächeln auf ihre Lippen übertrug. Die zierlichen Ohren spitzen sich aufmerksam, und Magdelaine fragte sich für einen Moment, ob sie sich wahrlich verhört hatte. Es wäre … schade um sie? Einen Hengst zu verführen, war eine Leichtigkeit, um zu bekommen, was der Dämon in ihr verlangte. Ihnen schöne Augen machen, mit den femininen Reizen spielen, bis sie freiwillig in den Tod springen würden. Die Faszination für den Fahlen war seit der ersten Begegnung in seinem Reich nicht verschwunden, sondern die Anziehungskraft war stets gestiegen. Sie schätze seine Nähe, wie seine kühle Aura, aber nicht einmal auf den Gedanken bekommen den Fahlen gar zu verführen – weil es schlichtweg nicht möglich sein würde.

Gespannt behielt die Halbdämonin das dunkle Augenpaar auf ihrem Gegenüber, beobachtete all die Bewegungen, welche sich unter dem seidig, fahlen Fell abzeichneten. Das zarte Lächeln verschwand für einen Moment und ihr Haupt legte sich sacht zur Seite, ehe sie den Fahlen nachdenklich, gar unwissend ansah. Sie kannte keine Märchen der Menschen, weil sie nie Kontakt zu den komischen Wesen auf zwei Beinen gepflegt hatte. Ein Produkt zweier übernatürlicher Wesen, war Magdelaine in der Mitte von normalen, sterblichen Artgenossen aufgewachsen. Mit dem Fragezeichen zwischen den dunklen Augen sitzend, öffnete sich langsam der Mund, um mehr über das Märchen und die Menschen zu erfahren, aber leise Stimmen touchierten ihren Verstand. Am Anfang hatte die Halbdämonin sich selbst für verrückt gehalten, wenn leise, unbekannte Stimmen ihre Gedanken durchbrachen, aber irgendwann war sie dahintergekommen, woher die Stimme ihren Ursprung hatten. Es waren die Gedanken jener, die ihr gegenüberstanden. Die Halbdämonin konnte es nicht kontrollieren und ein gezieltes Vorgehen mit dieser Gabe verlangten nach viel Kraft, die sich mit der Zeit schwächte. Ab und an wurde ihr Verstand mit Stimme überspült, die sie zwar einordnen, aber nicht sortieren konnte. Madgelaine vernahm nur vage die Gedanken des Fahlen, versuchte sich zu konzentrieren, aber der Respekt ihm gegenüber hielt sie von dem Lauschen ab. Sie spürte tiefe Gefühle, konnte aber nicht sagen, welchen Ursprung diese hatten – ob sie gut oder schlecht für den Fahlen waren. Ein Mensch, ein Freund – mehr wollte sie nicht wissen, nicht zu nah dem Fahlen treten.

„Ich kenne das Märchen nicht, weil ich die Menschen stets gemieden habe.“, erhob sie die hellklingende Stimme der Halbdämonin, das dunkle Augenpaar in dem eisblauen Blick des Geistes vertieft. Das Interesse wie Neugier der Hellen wurde geweckt, aber nicht mehr an dem Märchen von einem Bambi, vielmehr an das Verhältnis von Faithless zu den Menschen. „Ich höre aus euren Worten, dass ihr einst Kontakt zu den Menschen gepflegt habt, wenn ihr die Märchen dieser Wesen kennt?“ Vielleicht war es nicht allein eine unbedachte Interesse, sondern in den Tiefen ihrer dunklen Psyche wollte sie mehr von seinen Gedanken wissen, um sich ein Bild von der Vergangenheit dieses wundersamen Hengstes zu machen.



Wörter: 624

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Nein, man kann nur lernen, mit ihnen zu leben.
18.03.2021, 23:00
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