Stillreich » Das Tal » Ich leg mein Herz zu deinen Hufen.
Ort: Wiesen - Teilnehmer: Liesel, Celos
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Mein Herz zu deinen Hufen, da wird es schon sicher sein.



Celos hatte nie realisiert, dass es einfacher war, Andere hinter sich zu lassen, als selbst verlassen zu werden. Nie – bis jetzt. Er wusste gar nicht, wann er den Sprung vom Jungspund zum ewigen Junggesellen gemacht hatte, aber irgendwo zwischen dann und jetzt musste er weise geworden sein. Früher, da waren es banale Gedanken gewesen, die ihm durch den Kopf gegangen waren, früher, da war sein Kopf sogar leer gewesen, von Zeit zu Zeit. Und heute war ihm, als würden all die Gedanken, die er dann nicht gehabt hatte, alle auf einmal auf ihn einprasseln.

Auch wenn er von Anfang an gewusst hatte, dass Liesel ein Geschenk des Himmels war, dass er unmöglich auf ewig würde behalten können, hatte es weh getan, eines Tages ohne sie aufzuwachen. Das Wissen um den Verlust war nicht Vorbereitung genug gewesen, er hatte trotzdem nach ihr gesucht, mit langen Pausen, seinem verletzten Bein zuliebe – denn dessen Heilung war immerhin ihr Vermächtnis, Celos würde den Teufel tun und die Genesung erneut in Gefahr bringen. Hätte er auch nicht, hätte er gewusst, dass sie gar nicht so fern war, ihn immer im Blick gehabt hatte – ultimativ respektierte er ihren Wunsch, Abstand zu nehmen von ihm. War vielleicht auch besser so. Was wollte sie, dieses engelsgleiche Wesen, auch mit einem alten Griesgram wie ihm?

Inzwischen waren die Tage ohne die Schimmelstute sogar zur Gewohnheit geworden, ungewollt. Am Anfang war Celos sich sicher gewesen, sie auf ewg zu vermissen, aber wie sagte man so schön? Das Leben ging weiter, schaute nicht nach links oder rechts. Celos war traurig, aber nicht suizidal. Er würde das Leben, das Liesel ihm gerettet hatte, nicht in den Wind schießen.
Die große Wiese in der Mitte des Tals war ein wenig sein Basiscamp geworden, hier hatte er alles, das er brauchte. Was für die Beißer, Wasser im Überfluss, einige andere Pferde um ihn herum, die ihm etwas Sicherheit gaben, wenn er ruhte – als Einzelgänger wusste er, dass es eigentlich töricht war, sich auf Fremde zu verlassen. Aber er war noch nicht bereit, sich wieder jemandem anzuschließen, und ein bisschen Gesellschaft war immer noch besser, als einsam auf weiter Flur zu stehen. Heute fühlte er sich schon deutlich besser. Zum ersten Mal seit Langem traute er sich, überhaupt seine gewohnten Wege zwischen Fluss und seinem Liegeplatz zu verlassen, dem See entgegen.



Wörter: 447

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23.10.2020, 13:59
» Liesel
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Sie beobachtete ihn. So wie sie es all die Tage und all die Wochen zuvor getan hatte. Sie behielt ihn im Auge. Seine Bewegungen. Achtete auf jedes Anzeichen zurückkehrender Schmerzen, achtete auf die Beeinträchtigungen, die mit seiner Verletzung einher gehen könnten und seinen Alltag beeinträchtigten. Es war ihr so schwer gefallen, von ihm zu gehen. Ihn allein zu lassen. Sie konnte sich nicht erklären, wieso, aber Celos hatte ihr Herz in einer Weise berührt, wie sie es nicht wieder für möglich gehalten hatte nach dem Engelstod. 

Es zehrte an ihr, nicht einfach zu ihm gehen zu können. Ihn zu berühren. Ihm Trost zu spenden. Sie hatte bemerkt, dass es ihn getroffen hatte, als sie ging. Doch war es nicht besser so? Liesel brachte Unglück. Alle, die sie dereinst geliebt hatte, waren tot. Wegen ihr? Vermutlich. Raphael zumindest ganz sicher. Sie war ihm eine Schwachstelle geworden und der Geist hatte das ausgenutzt. Sie war zu seiner Marionette geworden und damit zum Messer, das in Raphaels Herz gestochen wurde. Sie seufzte gequält, aber leise. 

Celos hatte es gut hier. Er würde klar kommen. Er hatte sich einen taktisch klugen Platz gewählt: Nahrung in Unmengen, etwas Gesellschaft und Sicherheit, eine ruhige Stätte. Solange die Geister oder andere Gefahren nicht zufällig einen Halt hier einplanten, konnte ihm nichts geschehen. Für sie bedeutete das, dass sie einen kurzen Abstecher zu  ihrem eigenen Lager einlegen könnte. Auch Liesel musste schlafen und fressen. Ihre selbsterlegte Aufgabe, auf Celos aufzupassen, hatte sie sich selbst jedoch oft vergessen lassen. Man sah es ihr an. Die Wochen und Monate in Trauer, mit wenig Nahrung und viel zu viel Kummer nagten an ihr. Ihr Fell war stumpf, ihre Rippen zeichneten sich unschön ab. Vielleicht hätte sie besser auf sich acht geben sollen, denn als sie glaubte, Celos blickte in ihre Richtung und als sie sich in die Schatten zurückziehen wollte, strauchelte sie. Ein Ast am Boden, der sich ihr nun wie ein Fallstrick um das Bein gelegt zu haben schien. Was völlig absurd war. Aber in ihrem übermüdeten und entkräfteten Zustand vermochte wohl selbst ein Stöckchen, sie zu Fall u bringen. 

Sie keuchte erschrocken auf. Zu spät fiel ihr auf, dass genau das ihr Verderben sein konnte. Sie betete zu Gott, der alte Griesgram in Celos möge die Oberhand gewinnen und ihm war egal, welches tollpatschige Geschöpf nicht fern von ihm im Gestrüpp gefallen war. Sie versuchte, aufzustehen, doch die Dornenhecke neben ihr und das dichte Unterholz machten es schwer. Sie musste hier fort, so schnell wie möglich. Ehe Celos doch einen Blick auf das Rascheln warf. Doch sie schaffte es einfach nicht, sich aus ihrer misslichen Lage zu befreien. 


Wörter: 505

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25.01.2021, 09:32
» Celos


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Vielleicht war dies genau, auf was das Schicksal gewartet hatte. Dass Celos nicht mehr an Liesel dachte. Von einem anderen Wanderer hatte er einmal gehört, das Schicksal schlage dann ganz besonders gern zu, wenn man nicht damit rechnete. Celos hatte das damals als Klamauk abgetan, er glaubte nicht an Schicksal. Wer weiß, vielleicht würden die Ereignisse des Tages ihn ja noch zum Gläubigen machen.
Hinterher würde er nicht mehr genau sagen können, was ihn dazu bewogen hatte, dem Rascheln im Gebüsch nachzugehen. Vielleicht, ja vielleicht, war es sogar so etwas wie jugendlicher Übermut, der ihn dazu trieb. Eigentlich war dies ja das erste Mal, dass er eine längere Strecke gehen wollte, seit er sich diesen Platz ausgesucht hatte (nicht, dass die Strecke zum See besonders lang gewesen wäre, aber Celos bewegte sich hier auf einem sehr niedrigen Niveau). Und gleich dann, ohne zu wissen, wie sehr er seinem geschundenen Bein vertrauen konnte, einen Abstecher zu machen, konnte wohl kaum anders bezeichnet werden:  es war leichtsinnig. Oder Schicksal?

Jedenfalls beschleunigte sein Herz für einen Moment, als er durch das Blätterdickicht einen Flecken weißen Fells erkennen konnte. Liesel. Sein Kopf formte bloß einen Gedanken, obwohl es ja viele weiße Pferde gab, obwohl es so schrecklich unwahrscheinlich war, dass dieses weiße Pferd die junge Stute war, der er sein Leben zu verdanken hatte. Mit jedem Schritt kämpfte Celos mehr gegen den Gedanken an, kämpfte ihn nieder, um am Ende nicht enttäuscht zu werden. Eine Enttäuschung, die sich nur anfühlen würde, als hätte er sie ein zweites Mal verloren.
Beim Näherkommen bemerkte er dann, dass das Geschöpf mit dem Gestrüpp zu kämpfen schien. Er nutzte diese Erkenntnis, um auch das letzte Stück von Liesel aus seinen Gedanken zu verbannen: Das hier war nicht mehr bloß seine Neugier, seine auswegslose Hoffnung, sie wiederzusehen. Er konnte etwas Gutes tun, diesem Wesen helfen. So, wie sie damals ihm geholfen hatte.

Einige Tritte später war er am Ort des Geschehens angelangt, endlich in der Lage, einen Blick über das Gestrüpp zu werfen. Die Dornen bemerkte er kaum, waren bloß eine Randnotiz bei dem Anblick, der sich ihm da gerade eröffnete. „Liesel?“, keuchte er, überrascht. Seine Worte irgendwo zwischen Frage und Feststellung, denn selbstverständlich fragte er nicht, ob sie es wirklich war. Er konnte es bloß nicht glauben.



Wörter: 451

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13.04.2021, 13:46
» Liesel
engelstod.

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Die Dornen des Gestrüpps schlangen sich wie Ranken um ihre Beine und in ihrer Panik verbesserte sie die Situation nicht gerade. Celos würde sie bemerken, dessen war sie sich sicher. Lediglich die Hoffnung, er möge sich nicht darum kümmern, blieb ihr noch. Doch als das Gebüsch um sie herum erneut knackte - diesmal viel lauter - wusste sie, dass sie ihre Hoffnungen begraben konnte. Und da war sie auch schon, die ungläubige Stimme des Hengstes, dem sie das Herz gebrochen haben mochte um es zu schützen. 

"Ähm... hallo", murmelte sie wenig intelligent und lächelte ihn beschämt an. Erneut versuchte sie, sich auf ihre Beine zu hieven, doch das Gestrüpp hielt sie in dieser würdelosen Haltung und Situation fest. Sie hätte sich selbst am liebsten selbst getreten, denn so viel Blödheit gehörte doch bestraft. "Schön dich zu sehen, ein toller Zufall." Natürlich, ein Zufall. Sie war ihm nicht die letzten Tage und Wochen wie eine verrückte Stalkerin gefolgt. Sie hatte nicht stets in seiner Nähe gestanden, geschlafen, gelungert, nur um zu schauen, dass alles gut war. Ein Zufall. Nett. Schön dich zu sehen, natürlich. 

Sie hätte ihn um Hilfe bitten können, doch sie wagte es nicht. Sie wusste nicht, wie er auf sie reagieren würde. Ob er sie überhaupt sehen wollte. Ob er nicht unendlich sauer auf sie war. Und ob er ihr verzeihen konnte, dass sie gegangen war. Und auch jetzt noch wünschte sie, sich von ihm fernzuhalten. Liesel hatte bereits einen Engel auf dem Gewissen. Celos war weit weniger stark und konnte noch schneller dem Schicksal zum Opfer fallen. Alle, die Liesel je geliebt hatte, waren tot. Celos durfte kein weiterer Name auf dieser Liste werden. 



Wörter: 337

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17.05.2021, 11:58
» Celos


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Ein Hallo war nicht unbedingt das, was Celos erwartet hatte. (Nicht, dass er eine Entschuldigung erwartet hatte. Liesel hatte sicherlich ihre Gründe gehabt, um zu gehen. Auch wenn er sie nicht verstanden hatte – immer noch nicht verstand –, aber dass sie diese Gründe gehabt hatte, dessen war er sich sicher.) Ein Glück, dass ihr kläglicher Befreiungsversuch ihn daran hinderte, weiter über diese Begrüßung nachzudenken. Augenblicklich ging ein Ruck durch seinen Körper, bereit, sich gegen den Feind zu stellen. Ein Instinkt, natürlich. Die Dornen waren schließlich kein Problem, die sich durch ein resolutes Auftreten lösen ließen. Celos stoppte noch in der Bewegung, ein Bein schon vor sich abgestellt. Unentschlossen zog er es wieder zurück.

„Da soll nochmal jemand sagen, es wäre ein großes Tal?“ Celos hatte einen Witz machen wollen, aber noch immer sprach die Unsicherheit, die Verwirrung aus seiner Stimme. Dass er sie tatsächlich wiedergefunden hatte. Was für ein großartiger Zufall das war. Solch ein Zufall, dass sie eigentlich gänzlich unmöglich waren. Aber, am Ende – und davon war Celos überzeugt – eben genau das: ein Zufall. Niemals wäre ihm eingefallen, dass die hübsche Stute ihm gefolgt war, dass sie die ganze Zeit über ihn gewacht hatte – ausgerechnet ihn. Jemanden wie sie hatte er nicht verdient. Vielleicht gerade noch als vorübergehenden Zufall, jetzt schon zum zweiten Mal. Nur für einen schnellen Blick erlaubte er sich, die Augen von ihrem Gesicht zu nehmen, aber was er sah, erschreckte ihn. Von der grazilen Stute, auf die er einst in großer Not getroffen war, war bloß noch ein... Celos schüttelte energisch den Kopf, sodas seine Mähne wild flog. Wrack, hatte er gedacht. Ein Wort, ein Gedanke, der sicher nicht angemessen war für die, die sich so selbstlos aufgeopfert hatte für ihn. Wortlos trat er einen Schritt vor, zaghafter jedoch dieses Mal. Er senkte den Kopf und schloss das Maul um eine Dornenranke, jedes Stechen und Pieksen ignorierend. Es war ein stummes Hilfeangebot. Um es auszusprechen, hatte er keine Worte finden können. Hier lief so viel mehr schief, als bloß die dornigen Ranken dieses Gestrüpps, das war so klar wie die Nachtluft am Meer. Aber danach zu fragen, das traute Celos sich nicht.



Wörter: 439

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20.05.2021, 23:40
» Liesel
engelstod.

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Liesel spürte pure Verzweiflung, als sie aufschaute. Immer wieder trafen ihre Blicke das Gesicht des Hengstes, seine Züge kannte sie in- und auswendig und doch waren sie ihr fremd. Sie wollte etwas sagen und versuchte zu sprechen, doch die Worte wollten nicht aus ihrem Mund kommen. Sie wollte sich entschuldigen, dass sie ihn einfach hatte stehen lassen. Doch genau genommen tat es ihr nicht leid, denn sie hatte ihn verlassen, um ihn zu schützen. Sollte es so etwas überhaupt geben, so war Liesel ein Magnet für Unglück. All jene, die sie einst geliebt hatte, starben einen grauenvollen Tod. Sie starben nicht einfach, nein. Sie siechten dahin, sie wurden ermordet, sie fielen im Krieg. Und Liesel ertrug es nicht. Würde es kein weiteres Mal ertragen. Und als sich nun ihre und Celos' Blicke trafen, wusste sie, dass dieser Hengst - sollte ihm etwas zustoßen - der endgültige Gnadenstoß für sie sein konnte.  Diese Erkenntnis ließ sie aufbäumen, doch die Ranken und Dornen schnitten sich nur umso heftiger in ihr Fleisch. Verzweifelt heulte Liesel auf, ein Laut der puren Frustration.

Als Celos einen Witz zu machen versuchte, lachte sie trocken auf. Er nahm es also wahrlich noch mit Humor. Dabei war ihr Aufeinandertreffen kein Zufall. Sie war ihm in den vergangenen Wochen und Monaten keinen Schritt von der Seite gewichen - er wusste es bloß nicht. Wie ein filigraner Schatten war sie ihm gefolgt, hatte über ihn gewacht, bereit für ihn zu sterben, wenn nötig. Und er? Er war vermutlich einfach davon ausgegangen, dass sie gegangen war. Ihm den Rücken gekehrt hatte. Und das wäre auch gut so gewesen. Denn welches Bild warf ihr Verhalten auf Liesel? Das einer manischen Stalkerin? 

Es vergingen Minuten, in denen keiner von beiden etwas sagte. Es schien, als hingen sie ihren Gedanken nach in dieser makabren Situation. Völlig entkräftet neigte Liesel den Blick. Nicht wissend, wie es nun weitergehen würde. Dann jedoch kam Leben in Celos Körper. Und mit zunächst immer größer werdenden Augen beobachtete Liesel, wie Celos seinen Kopf neigte und ungeachtet der spitzen Dornen das Gestrüpp von ihrem Leib riss. Nun konnte sie sehen, wie kleine, feine Blutstropfen auf ihrem Fell glitzerten. Doch mehr noch glitzerten die Tränen in ihren Augen, die sich nun Bahn brachen ohne dass sie eine Chance hatte, sie zurückzuhalten. Dieser Kerl wurde von ihr verlassen, von ihr einfach stehen lassen und nun bohrten sich Dornen schmerzvoll in seine Nüstern, seine Lippen, seine Ganaschen während er sein eigenes Leid ignorierend ihr half. Sie wusste: Er war ihre Rettung. Und ihr Untergang. Die Tränen vermehrten sich zu Sturzbächen, die nun aus ihren Augen traten und hysterisches Schluchzen ergriff ihren Körper, während der gutmütige Kerl Dorne um Dorne, Ranke um Ranke ihr die Freiheit zurückeroberte. 



Wörter: 524

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27.07.2021, 09:59
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Es war nicht so, dass Celos nicht mitbekam, wie Schluchzer um Schluchzern der Kehle seiner hübschen Retterin entflohen. Er konnte lediglich nicht damit umgehen, konnte ihren Schmerz so viel weniger ertragen als jeglichen, der ihm jemals selbst in seinem Leben widerfahren sein mochte. Also ignorierte er, was nicht sein sollte, ging nur stoisch seiner Aufgabe nach, als wäre er blind für das Leid um ihn herum. In Wahrheit zerriss es ihm das Herz, schlimmer noch als die Dornen, die in seine Lippen stachen. Irgendwo war dieser Schmerz wohltuend, weil es ihm das Gefühl gab, darin mit ihr verbunden zu sein – auch, wenn er bereits vermuten konnte, dass es nicht physische Qualen waren, die sie gerade heimsuchten. Es war nur einfacher, sich auf diese zu fokussieren. Und Celos war, schlussendlich, ein einfacher Kerl.

Und immer, wenn er eine neue Ranke beiseite geschafft hatte, schnoberte er unbeholfen über Liesels Fell, unsicher, wie er sie am besten erreichen konnte. Wollte, dass sie wusste, dass er für sie da war; für sie da war, wie sie es damals für ihn gewesen war. Es dauerte bis er sich zu ihrer Schulter hochgearbeitet hatte, dass Celos inne hielt und vorsichtig gegen ihren Hals stupste. Jetzt wäre ein guter Moment gewesen, um tröstende Worte auszusprechen und doch fielen ihm einfach keine auf die Zunge. „Liesel...“, murmelte er leise, seine Stimme schwebend irgendwo zwischen verzweifelter Hilflosigkeit und einer Frage. Warum weinst du?, wäre sicherlich die einfachste von allen gewesen, aber sie wirkte zu einfach, zu trivial für die Schimmelstute. Er wollte weniger fordern, mehr Sicherheit bieten als Antworten. Es war unschwer zu erkennen, dass der Pfad für sie bergab verlaufen war, seit sie sich verloren hatten, während seiner stets zu grünen Weiden gezeigt hatte. Was war passiert? Was war passiert, das seine schöne Retterin so dermaßen aus der Bahn geworfen hatte? Celos würde gleichzeitig sterben wollen für die Antwort und wusste doch zur selben Zeit, dass dies eine Frage für später, wenn überhaupt, war. Nicht für jetzt. „Liesel, ich... ich bin hier. Ich weiß, es... es ist nicht viel... aber ich bin hier.“ Unsicherheit schwang in seiner Stimme mit, ein fragender Unterton. Ob sie ihn überhaupt hier haben wollte. Was auch immer es war – die Schimmelstute hatte etwas an sich, das ihn nach elf Sommern wieder ratlos wie ein Fohlen werden ließ. Als wäre er an ihrer Zerbrechlichkeit zerbrochen.



Wörter: 452

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08.12.2021, 02:00
» Liesel
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Liesel sog zitternd Luft ein. Während Celos sie sanft aus ihrer Misere befreite, war er ihr so nahe. Sie konnte die Wärme spüren, die von seinem Fell ausging. Sie spürte seinen warmen Atem und manchmal glaubte sie, einen Hauch seiner Lippen auf ihrem Fell zu spüren. Tröstend. Liebkosend. Wie die Umarmung eines Kindes, welches verloren geglaubt war und nun von der es liebenden Familie gefunden wurde. Und all das verdiente sie nicht. Sie hatte ihn nicht verdient. Als er zu sprechen anhob, konnte sie ein empörtes Schnauben nicht zurückhalten. 

"Nicht viel?", ächzte sie und wusste nicht, ob sie lachen, weinen oder schreien sollte. "Nicht viel, sagst du? Nach allem was ich..." Sie biss die Zähne zusammen, um nicht zu viel zu verraten. Nicht zu viel preiszugeben. Er sollte nur wissen, dass seine Anwesenheit - ja seine Fürsorge - schon mehr war, als Liesel je verdient hätte. Sie war nicht nur ein Pechrabe, der Unheil über jene brachte die sie liebte. Ein Fluch auf vier Hufen. Sie hatte ihn auch verlassen. So zumindest musste es ihm erscheinen, nicht wissend, dass sie stets bei ihm gewesen war. Stets ein Auge auf ihn geworfen hatte. Bereit, einzugreifen, wenn notwendig. Und da stand er nun und glaubte ernsthaft, es sei nicht viel, dass er sich nun um sie kümmerte und für sie da war. Bei allem, was sie ihm angetan hatte. Bei allem, was sie der Welt angetan hatte. "Wenn du glaubst, es sei nicht viel, dann solltest du deine Maßstäbe für Güte und Vergebung ein wenig überdenken", ächzte sie, als die letzte Ranke von Celos beiseite geschoben war. 

Ihre Blicke warne tränenverschleiert, doch sie zwinkerte einige Male um ihn anschauen zu können. Die Dornen hatten Striemen auf seinem Fell hinterlassen und gedankenverloren strich sie mit ihren Nüstern darüber. Dann jedoch wurde ihr bewusst, wie nahe sie einander waren und schreckte furchtsam wie ein Reh zurück. Im Nu sprang sie auf und tat einige Schritte, um Distanz zwischen sich und den deutlich stämmigeren und kräftigeren Hengst zu bringen. All ihre Bemühungen waren dahin. Sie war wieder in sein Leben getreten, ja, gestolpert. Und damit hatte sie auch die schwarzen Wolken wieder heraufbeschworen, die sein Leben in Gefahr brachten. 



Wörter: 433

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22.03.2022, 18:14
» Celos


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In ganzer Art reagierte Liesel anders, als Celos es hätte vorhersehen können. Er hätte es verstanden, wäre sie abweisend gewesen, gar nicht willens, seine Hilfe überhaupt anzunehmen – oder, das vielleicht auch: seine Anwesenheit überhaupt als solches zu verstehen. Als mehr als die Hilfe, die er ihr gegen die Dornen unmittelbar geleistet hatte. Oder wenn sie ihm zu verstehen gegeben hätte, dass sie nur einen Moment brauchte, um sich zu sammeln. Er hätte es ihr sogar glauben wollen, wenn sie ihm mitgeteilt habe, dass ihr Zustand nur Erleichterung war. Tränen der Erleichterung – vielleicht sogar das Szenario, das Celos am liebsten gehört hätte. Nicht gerechnet aber hatte er mit ihrer gebrochenen Stimme, die dennoch klar und bestimmt klang. Ihr Zynismus stach mehr als die Dornen an seinen Nüstern, vielleicht am meisten, weil er sich gegen sie zu richten schien. Aus verlorenen Augen sah er sie an, versuchte, die Teile ihrer Antwort zu einem Ganzen zusammenzusetzen – und scheiterten daran, dass Celos sich nicht vorstellen konnte, dass irgendjemand etwas gegen die weiße Schönheit haben könnte. Und dass sie selbst... nein. Es passte nicht. Vielleicht wollte Celos auch einfach nicht, dass es passte.

Er überlegte auch dann noch weiter, als er sie seinen Blick erwidern sah. Er wollte das verstehen. Um ihretwillen. Und wenn er nur genug... Celos erstarrte, als ihre Nüstern über sein Gesicht strichen. Sanft, einer Engelsberührung gleich. Die ihn sofort aus allem rissen, was ihn davon abhalten könnte, das ganze Ausmaß ihrer Fürsorge aufnehmen zu können. Noch nie hatte jemand geschafft, Celos auf so radikale Weise einzunehmen wie sie es tat mit nur dieser zartesten aller Gesten. Dieser einzelne Moment hatte Potential genug, um sich für eine Ewigkeit darin zu verlieren – und Celos müsste ein anderer sein, um das Verlangen danach zu verleugnen. Nach nichts mehr als das genau das eintreten mochte – dass dieser Moment anhielt, für die Ewigkeit. Weil genauso klar wie ihre Berührung war, dass ein Moment alles war, was Celos zustand. Eine Engelsberührung – wie kam es überhaupt, dass einem Sterblichen wie ihm das widerfuhr?

Dennoch schaffte Celos es, überrascht zu sein, als Liesel zurückschreckte, aufsprang und zurückwich. Überrascht und nicht vorbereitet. Ein Sentiment, das ihm sicherlich auch übers Gesicht geschrieben stand, während er sie ansah, während langsam zurückkam, was sie gesagt hatte, bevor... sie ihn beim Daran-Denken unterbrochen hatte. Bevor alles andere unwichtig geworden war. Nur mit Widerwillen erinnerte Celos sich, sträubte sich gegen die Erinnerung an die Bestimmtheit, mit der sie seine Fürsorge gesträubt hatte. Versuchte trotzdem, dahinter zu kommen. Weil er das Gefühl hatte, dass er das musste, ein wenig, als hinge ihrer beider Glückseligkeit davon ab. Aber.. „Das verstehe ich nicht.“ Man sah, dass Celos Gedanken mit ihrem Aussprechen noch nicht beendet waren, wie er fieberhaft weiter versuchte, einen Sinn aus ihren Worten zu spinnen. Noch nie hatte er sich mehr gefühlt wie ein einfacher Kerl – denn das war er: ein einfacher Kerl, der niemals würde umreißen können, welche hohen Gedanken die Stirn dieser Schönheit durchquerten. „Du bist meine Retterin, Liesel“, fügte er nach einer Weile verständnislos an. Als hätte er erkannt, dass er seine Stirn niemals genug matern könnte, um hinter den Fluss ihrer Gedanken zu kommen. „Nichts, was ich dir je zurückgeben würde, könnte je genug sein. Und nichts mehr, als dir etwas davon zurück zu geben, habe ich doch gerade getan...“ Ratlos war noch immer sein Blick. Er verstand nicht.


Wörter: 673

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04.10.2023, 20:12
» Liesel
engelstod.

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Sie musterte ihn. Musterte ihn lange. Ihre Blicke hafteten an den Striemen, die die Dornen an ihm hinterlassen hatten. Eine weitere Wunde, die ihm auf indirekte Weise Liesel zugefügt hatte. In ihrem Herz wogte das Gefühl von Schuld und Panik. Sie hatte in ihrem Leben viel verloren. All jene, an denen ihr Herz einst hing und noch immer hängt. Wenn Celos etwas zustieße, dann... 

Sie weigerte sich, den Gedanken fortzuführen. Denn sie wusste nur all zu genau, dass sie einen solchen Verlust - seinen Verlust - nicht würde überstehen können. Dieser Hengst hatte sich auf eine für sie nicht zu verstehende Weise in ihr Herz gewühlt. Und er hatte Widerhaken. Würde man versuchen, ihn ihr zu entreißen, so entrisse man ihr das ganze Herz und ließe eine schwarze, endlos blutende Höhle zurück. 

Diese Gedanken jedoch waren egoistisch. Und sie hatte sich geschworen, nie wieder egoistische Gedanken zu spinnen. Doch die Alternative war nicht viel besser. Was, wenn ihm etwas zustieße? Was, wenn einem Pferd, das so viel Güte gezeigt hatte, ihretwegen....? 

"Du spinnst", murrte sie einsilbig, als sie seine Worte vernahm. Sie schüttelte irritiert und frustriert den Kopf. Wie konnte er bloß nach allem glauben, er stünde in ihrer Schuld? Wie konnte er auch nur für eine einzige Sekunde einen so schwachsinnigen Gedaken denken? Gar glauben? "Wenn du das wirklich glaubst, frage ich mich, ob du blind bist und die Augen vor der Realität verschließt.  Ich bringe nicht nur das Unglück, Celos", sie atmete tief durch. "Ich bin das Unglück. Und du bedeutest mir die Welt. Viel zu viel, als dass ich dich in meiner Nähe dulden dürfte." 



Wörter: 337

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27.01.2024, 11:30
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