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Lagertha » 04.11.2016, 23:08 » Der Wald #2

War of Change



"Ich warte, bis all diese Gefühle in mir gehen."
Es war ein Tag, wie jeder andere auch. Seit sie ihre Heimat, ihre Familie verlassen hatte, glich ihr Leben einem verdammten Einheitsbrei. Ein eintöniger Alltag beherrschte ihr Dasein und manchmal musste Lagertha sich ehrlich beherrschen, um nicht vor Wut zu platzen. Sie hatte alles verloren. Alles, was sie geliebt hatte und was ihr wichtig gewesen war. Doch da war keine Treuer, keine Enttäuschung. Nur Wut. Wut, und Hass. Es fühlte sich wie Selbstzerstörung an, irgendwie. Die Apfelschimmelstute würde die Gefühle, die in ihr tobten, nicht beschreiben können. Es war zu chaotisch, zu durcheinander, zu kompliziert. Oft verspürte sie den Drang, zurück zu gehen. Sie alle anzubetteln, wieder dazugehören zu dürfen. Gerne würde sie Ragnar anflehen, sie wieder zur Frau zu nehmen. Doch ihr Stolz war größer und hielt sie - den Göttern sei Dank! - zurück. Ihre Entscheidung war, trotz all des Gegenwindes, richtig gewesen. Und es gab für sie kein Zurück mehr. Das hatte Lagertha sich geschworen. Außerdem hoffte sie noch darauf, dass ihr Verlustschmerz sich bald schon in Gleichgültigkeit wandeln würde; dann würde alles einfacher werden.

Gedankenversunken schritt Lagertha durch den Wald, der weiche, federnde Boden unter ihren Hufen verlieh ihren sonst so schweren Schritten eine erstaunliche Leichtigkeit. Der frühmorgendliche Nebel hatte sich noch nicht gänzlich verzogen und hing noch vereinzelt zwischen einigen Bäumen und Büschen fest. Der Tau hatte eine angenehme Feuchtigkeit hinterlassen und milde Sonnenstrahlen warfen ihr fahles Licht durch die dünner werdenden Baumkronen. Der Winter kam unweigerlich näher. Im Vergleich zu vielen anderen jedoch fürchtete Lagertha diese Jahreszeit nicht. Sie war mit ihr bestens vertraut, konnte sich anpassen, versorgen und daher überleben. Schon jetzt waren die Nächte kalt und rau; die Winde hart und eisern. Der kräftigen Barocken jedoch konnte diese Witterung bislang nichts anhaben. Ihr Fellwechsel hatte bereits eingesetzt und der Ansatz eines satten Winterfells schimmerte bereits auf ihrem athletischen Körper.

Lagertha wurde aus ihren Gedanken gerissen, als sie die Schritte eines Artgenossens vernahm. Sofort waren ihre Sinne scharf wie ein frisch gewetztes Messer und ihr Blick durchforstete das Unterholz nach dem anderen Pferd. Die Apfelschimmelstute war gerne auf alles vorbereitet, traf stets die nötigen Vorkehrungen - spontane Gesellschaften waren daher nicht unbedingt ihr Ding. Vor allem, seit sie ohne Herde und Familie dastand. Solche Dinge jedoch konnte man sich nicht immer aussuchen. Das war das Leben.
Ihr Blick schnitt die Gestalt des fuchsfarbenen Hengstes, als dieser in ihr Sichtfeld trat. Lagertha hatte kein besonders gutes Gedächtnis, was Gesichter und Namen von Artgenossen anging aber diesen Hengst glaubte sie bereits schonmal getroffen zu haben. Misstrauisch - wie immer - beäugte sie diesen und lauschte seinen Worten andächtig. Ihre Miene blieb hart und verschlossen; ihre Augen jedoch funkelten lebhaft. Lagertha mochte eigen sein, jedoch nicht ungesellig.

"Guten Tag," erwiderte sie zunächst knapp seine Begrüßung und neigte höflich ihr Haupt gen Seite. Den Blick wandte sie jedoch nicht von ihm ab; zu groß die potenzielle Gefahr, die von ihm ausgehen könnte. "Was Damen allein im Wald machen, weiß ich nicht." Eine leichte Andeutung eines amüsierten Schmunzelns umspielte ihre überraschend weichen, femininen Lippen. "Ich jedenfalls bin nur hier, um mir die Beine zu vertreten." Und in der Tat: diesen Pfad war sie in den letzten Wochen immer öfter gegangen. Diese Gewohnheit hatte ihr neue Beständigkeit geschenkt und ihr geholfen, nicht gänzlich im Selbstmitleid zu versinken. Außerdem tat sie damit kontinuierlich etwas für ihre Fitness und kam so nicht komplett aus dem Training, welches sie in vergangenen Zeiten genossen hatte.
Bei seiner Frage, ob sie sich nicht schonmal getroffen hatten, wurde Lagertha hellhörig. Seltsam, dass auch dem Fuchsenen dieser Gedanke kam. Die Schimmelin hatte zuvor noch geglaubt, dass sie sich das nur einbilde und da nichts Wahres dran war. Doch jetzt schien es eher so, als waren sie einander in der Vergangenheit doch schon einmal begegnet. "Das könnte durchaus sein; der Gedanke ging mir eben auch durch den Kopf." Die nickte dem Fuchsenen kurz zu, lächelte ihm kaum merklich zu. Lagertha war noch nicht bereit, ihre Verschlossenheit abzulegen. Dafür war sie zu tief in ihr verwurzelt. "Lebst du schon länger hier im Stillreich? Ich vermute fast, dass wir uns nur hier begegnet sein können." Auf ihrer Reise von Kattegat hierher hatte sie eigentlich mit niemandem gesprochen, denn diese Zeit war die Härteste gewesen. Erst hier im Stillreich hatte sie begonnen, bewusst an diesem neuen Leben teilzuhaben. "Lagertha," stellte sie sich ihm kurz angebunden vor und neigte respektvoll ihr Haupt; dabei glitt ihr langes, welliges Langhaar sachte über ihren muskulösen Hals.

Lagertha » 30.10.2016, 16:08 » Lagertha

Seelendieb



Das Grenzgebiet war überraschend leer. Lagertha fragte sich, ob die Wächter ihrem Job in diesem Gebiet nicht richtig nachkamen oder ob die Herde es einfach nicht für nötig hielt, das Grenzgebiet überhaupt zu überwachen. Die Apfelschimmelstute hatte auf ihrer Reise hierher viele verschiedene Herden kennengelernt und jede handhabte solche Regelungen auf ihre eigene Art und Weise. In keiner davon hatte sie bleiben wollen.
Erstaunlicherweise jedoch blieb sie nicht lange alleine. Ihrem Ruf folgte ein hochgewachsener, muskulöser Rappe der ihr sogleich entgegen kam. Sie nickte ihm höflich und respektvoll zu, ehe sie ihre feste Stimme erhob: "Guten Tag." Interessiert musterte sie den Friesen, der eine durchaus eindrucksvolle Gestalt besaß. Rein proportional betrachtet könnte er durchaus der Leiter der Corvus Corax sein. Aber wieso sollte sich der Leiter höchstpersönlich im Grenzgebiet aufhalten? Lagertha war sich nicht ganz sicher.
Seine direkte Frage entlockte ihr ein mattes Lächeln, ehe sie ihr Haupt in einer fließenenden Bewegung etwas zur Seite neigte. Sie mochte direkte Fragen und Antworten. Small Talk und sinnloses Geplänkel lagen ihr nicht sonderlich. "Ich suche denjenigen, der hier das sagen hat. Ich bin daran interessiert den Corvus Corax beizutreten." Ein höfliches, knappes Lächeln erschien auf ihren Lippen; ein knappes Zicken hatten ihre entschlossenen Worte unterstrichen.

Lagertha » 30.10.2016, 11:49 » Lagertha

Seelendieb



Es war alles andere als einfach, alles hinter sich lassen zu müssen und irgendwo anders komplett neu anzufangen. Lagertha hatte diese Herausforderung durchaus ein wenig unterschätzt, war jedoch nicht bereit, sich unterkriegen zu lassen. Sie hatte diesen Weg aus freien Stücken gewählt; für Selbstmitleid oder Selbstzweifel war absolut kein Platz.
Entschlossen steuerte sie daher an diesem frühen, nebelverhangenen Morgen das Herdengebiet der Corvus Corax an. Sie hatte sich in den letzten Wochen im Stillreich ein wenig umgehört und in Erfahrung gebracht, dass diese Herde ihrem Ideal, ihrem Weltbild und ihren Zielen am nähesten kam. Natürlich würde jedoch nichts ihre ehemalige Heimat ersetzen können; in welcher sie lange gelebt und geliebt hatte. Dort, wo sie ihren Sohn mit ihrem Expartner zurückgelassen hatte. Doch es hatte so sein müssen. Sie war überflüssig geworden.
Mit einem starken, selbstbewussten Wiehern machte Lagertha auf sich aufmerksam, ehe sie die Schwelle überschritt. Unhöflichkeit zählte nicht zu ihren Charaktereigenschaften, doch durch ihre forsche, direkte Art konnte sie nicht bei jedem Pluspunkte sammeln. Ihre lange, gelockte Mähne wehte sachte im Wind als sie ruhigen Schrittes tiefer in das Gebiet der Corvus Corax vordrang, in der Hoffnung, denjenigen anzutreffen, dem sie ihr Anliegen vortragen konnte.

Lagertha » 29.10.2016, 23:42 » Testthread #2
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