Unbenanntes Dokument

Alle Posts von

Alle - Nur Rollenspiel

Kein Avatar hinterlegt.


Lagertha » 03.10.2017, 20:43 » kuntergraudunkelbunt
Huhu Lisa smilie
Magst du mir vielleicht ein hübsches Bild für Lagertha basteln? smilie Ich würde dir freie Hand lassen, jedoch den Wunsch äußern, dass es nicht zu feminin/weich wird. Sie ist ja doch eher etwas .. maskulin? smilie ich denke du verstehst, was ich meine smilie <3
Danke dir smilie
Lagertha » 03.10.2017, 19:45 » NP: Trainingsplatz der Krieger #1

Tonda



Insgeheim hatte sie wohl bereits vermutet, dass dieser Ort anders war. Schon als sie das Stillreich betreten hatte, hatte sie gespürt, dass hier außergewöhnliche Dinge in der Luft lagen, die den Alltag beeinflussten. Doch das hatte Lagertha nicht abgeschreckt - im Gegenteil. Sie hatte sich davon angezogen gefühlt; beinahe so, wie es sich bei Magneten in der Regel verhielt. Die Barocke hatte schon früh erkannt, dass Angst ein natürlicher Feind war und einem daran hinderte, sich selbst zu verwirklichen. Diese Ansichten hatten Ragnar und ihre gemeinsamen Kinder gestärkt. Angst war etwas, dass Lagertha nur mit all ihrem Widerwillen in ihr Leben lassen würde - egal, wie furchteinflößend manches auch sein mochte. Und ihre Prinzipien sind ihr bis heute noch immer heilig.
"Danke," entgegnete Lagertha gefasst, als Tonda sie warnte - ihr einen Tipp gab, der eines Tages, im Ernstfall, unbezahlbar wäre. Die Helle wusste das. Irgendwann lief auch ihre Uhr ab. Doch sie konnte es hinauszögern. Und dank dem Schimmelhengst wusste sie nun, welch übernatürliche Wesen im Stillreich lebten. Sie besaßen augenscheinlich faszinierende Fähigkeiten und waren ihr dadurch überlegen. Doch Tonda hatte recht: ihrem scharfsinnigen Verstand konnten sie dennoch nichts anhaben.
Um ehrlich zu sein hatte die Barocke nicht damit gerechnet, dass Tonda ihre Frage mit einer solchen Offenheit und Ehrlichkeit beantworten würde. Sie bewunderte ihn für seine Stärke. Und insbesondere dafür, dass er bereit war, sich seinen Fehler einzugestehen. Er suchte die Schuld bei sich, nicht bei anderen. Das taten nicht viele. Das machte ihn besonders.
Lagertha nickte stumm, als er zugab, einen viel zu hohen Preis bezahlt zu haben. Damit hatte sie gerechnet - nicht jedoch damit, dass er es zugab. Er war selbstlos, aufopferungsvoll. Was auch immer ihn dazu getrieben hatte, diesen Pakt einzugehen, er war nicht von Egoismus oder Boshaftigkeit geprägt gewesen. Das sprach für ihn.
"Schuld?" Lagertha war ehrlich überrascht. Diesen Begriff hätte sie vermutlich niemals damit in Verbindung gebracht. "Es war eine Entscheidung; und zwar deine allein. Eine Schuldfrage stellt sich mir hier nicht." Sie lächelte ihn zaghaft an, unsicher, wie genau seine Definition von Schuld wohl lautete. Der Barocken war bewusst, dass diesbezüglich die Meinungen meilenweit auseinandergehen konnten.
"Und dennoch bin ich überzeugt davon, dass viele mit dir tauschen würden, wenn sie könnten." Denn egal wie unzufrieden und unglücklich Tonda auch mit seiner Entscheidung - oder seiner Schuld, wie er es nannte - war, träumten dennoch gewiss viele davon, so zu sein wie er: außergewöhnlich, magisch, übernatürlich und stark. Davon war Lagertha restlos überzeugt.
"Danke für deine Offenheit, Tonda," hauchte sie ihm leise entgegen, lächelte sanft und versuchte damit, ihn zu ermutigen. Sie genoss seine Gesellschaft mehr, als sie es für möglich gehalten hätte. Und sie war froh, dass sie hier ungestört waren. Nur er und sie.

Lagertha » 20.07.2017, 08:44 » NP: Trainingsplatz der Krieger #1

Tonda



Noch wusste Lagertha nicht, wie sie Tonda einschätzen oder einordnen sollte - er machte einen sympathischen Eindruck; wirkte auf seine Art und Weise sogar aufgeschlossen und unkompliziert. Aber irgendwie auch nicht. Die Barocke spürte, dass diese Herde nicht nur so war, wie sie vorgab zu sein - etwas an diesem Ort, an dieser Gemeinschaft war anders, außergewöhnlich. Ihre Intuition sagte ihr, dass sie vorsichtig sein musste. Es gab zu vieles, von dem sie noch nichts wusste. Und Unwissenheit war schon immer gefährlich.
Kunst der Magie. Lagertha lauschte gespannt und blickte Tonda aus großen Augen an. Der ein oder andere hatte diesbezüglich schon etwas angedeutet - sich konkret geäußert hatte allerdings niemand. Zufall? Oder doch Absicht? Die Schimmelstute war sich nicht einmal sicher, ob sie es überhaupt wissen wollte. Sie fürchtete die Konsequenzen, die dieses Wissen mit sich bringen könnte.
Dann geschah etwas, was Lagertha niemals für möglich gehalten hätte: Tonda verwandelte sich - zu einem weißen Raben. Sprachlos stand sie da, wie versteinert und sah dem Raben zu, wie um sie herum flatterte, ehe er wieder absetzte und sich zurückverwandelte. Zu Tonda, so, wie sie ihn bislang kannte: als Pferd. Ihre Gedanken überschlugen sich und sie suchte nach den richtigen Worten; hatte sie das vielleicht nur geträumt? War ihre Fantasie mit ihr durchgegangen? Nein, das war eigentlich unmöglich.
"Wow," rutschte ihr schließlich perplex raus. Ihre Augen ruhten aufgeregt auf ihm, musterten ihn von oben bis unten. "Das ist unglaublich!" Ja, sogar mehr als das! Niemand - der es nicht mit seinen eigenen Augen gesehen hätte - würde ihr das glauben. Absolut niemand.
Einige Minuten vergingen, in denen Lagertha schwieg und nachdachte. Tonda war interessanter, als nahezu jedes andere Wesen, welches sie bis dato getroffen hatte. So ein besonderer, außergewöhnlicher Hengst. Was verbarg sich wohl noch alles in ihm? Was hatte er alles erlebt? Wie war er früher? Wie war er zu dem gekommen, was er nun war? Die Barocke hätte ihn nur zu gerne mit sämtlichen Fragen gelöchert, die ihr auf der Zunge lagen. Doch sie zügelte sich. Das war nicht ihre Art.
Eine Frage konnte sie sich dennoch nicht verkneifen: "Welchen Preis hast du für diese Fähigkeiten bezahlt?"

Lagertha » 12.06.2017, 18:35 » NP: Trainingsplatz der Krieger #1

Tonda



(Haha, ja okay das erklärt natürlich einiges smilie)

Lagertha hatte die leise Vorahnung, dass nicht einfach irgendwer vor ihr stand - nein, viel mehr war da diese Überzeugung, dass Tonda mächtiger war, als sie es jemals sein würde. Nicht, dass es sie einschüchtern würde. Es war viel mehr die Angst, aufgrund ihrer Unwissenheit unbeabsichtigt in ein unter Umständen fatales Fettnäpfchen zu treten. Lagertha war gerade erst hier angekommen; sie wollte es sich nicht sofort mit jemandem verscherzen, der deutlich mehr Einflus besaß, als sie.
Sie lächelte dem Schimmelhengst dankbar zu, als er ihr versicherte, dass ihre Unwissenheit ihm nichts ausmachte. Sie nickte zu seinen Ausführungen zustimmend und entschlossen - Lagertha hatte nicht vor, sich zu isolieren. Sie wollte aktiv am Herdenleben der Corvus Corax teilnehmen und nicht nur passiv dabei zusehen. Noch ahnte sie nicht, wie viel es doch gab, was sie über diesen Ort noch nicht wusste.
Tonda's Frage brachte sie ein wenig aus dem Konzept, was man vermutlich auch ihrem erstaunten Gesichtsausdruck entnehmen konnte. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass der Helle sich danach erkundigen würde. Die Barocke war davon ausgegangen, dass dies offensichtlich war, wenn sie auf dem Trainingsplatz verweilte. Aber gut, klar, sie hätte sich hierher auch nur verirren können - gerade, weil sie noch so neu war. Als eine Diskriminierung ihres Geschlechtes wegen fasste Lagertha Tonda's Frage allerdings nicht auf.
"Ja, das ist zumindest mal mein Plan," entgegnete sie entschlossen, lächelte dabei zuversichtlich. "Aber ich schätze, ich muss mich erst beweisen." Immerhin konnte die Barocke nicht unbedingt behaupten, von Seelendieb mit offenen Armen empfangen worden zu sein. Eher im Gegenteil. "Tut mir leid wenn ich jetzt so blöd frage, aber was genau ist Ihre Position, beziehungsweise Ihre Aufgabe als Geselle?" Lagertha hatte beschlossen, nicht zimperlich zu sein. Sie hatte ihn vorgewarnt und Tonda hatte ihr versichert, dass ihm ihr "grüner Schnabel" nichts ausmachte. Die Schimmelstute ging daher davon aus, dass sie durchaus berechtigt war, ihm ebenfalls Fragen zu stellen.

Lagertha » 23.04.2017, 19:55 » NP: Trainingsplatz der Krieger #1

Tonda smilie



Yeah, man erkennt dass sie ne Vikingerbraut ist! smilie smilie

So unsicher wie Lagertha insgeheim auch war, umso selbstsicherer und entschlossener sah sie aus. Dies war eine Fähigkeit, welche die Barocke sich intensiv antrainiert und zur Perfektion ausgebildet hatte - denn es gab nichts, was verwerflicher war, als Schwäche zu zeigen. Und es gab nichts, was Lagertha mehr hasste, als Schwäche - egal, in welcher Hinsicht.
Dass sie nach Gesellschaft gerufen hatte, war dennoch eher untypisch für die Schimmelstute. Ihr gefiel der Gedanke nicht, dass sich jemand nur wegen einer Aufforderung dazu gedrängt fühlte, ihrem Begehren nachzugeben und ihr Gesellschaft zu leisten. Auch ein Training, welches spontan begann, war weit nützlicher, als ein geplantes. Doch welche Wahl hätte sie denn noch gehabt? Hier war seit Tagen eigentlich keiner freiwillig aufgetaucht - und Lagertha hatte es satt, nutzlos in der Gegend rumzustehen. Wo war nur der Ehrgeiz all derer, die auch hier lebten?
Für sie war diese Faulenzerei nicht nachvollziehbar. Vor allem nicht, weil sie alle an den Krieg glaubten, der bald ausbrechen würde. Lagertha war bislang immer davon ausgegangen, dass Gefahr in jedem ungeahnte Kräfte auslösen würde - doch darin hatte sie sich offenbar geirrt. Hier im Stillreich glaubten zwar alle zu wissen, was ihnen bevorstand, doch ihnen kam nicht in den Sinn, sich vorzubereiten oder die Katastrophe abzuwenden.

Ein Schimmelhengst betrat den Trainingsplatz; nicht lange, nachdem Lagertha ihr Wiehern entsandt hatte. Zunächst stand er nur da und starrte sie an. Und die Barocke starrte zurück. Er besaß ein reinweißes Fell, welches seidig schimmerte. Er wirkte zierlicher, filigraner als sie - doch er besaß Anmut und Stolz. Er war schön; und er besaß ebenfalls ansehnliche Muskeln. Lagertha würde eine Bewunderung nicht leugnen können.
Obwohl sie einander bereits eine Weile angestarrt hatten, hatte die Schimmelstute nicht erwartet, dass er sich tatsächlich zu ihr gesellen würde. Umso erfreuter war sie, als er es doch tat. "Hallo Tonda, es freut mich, Eure Bekanntschaft zu machen," entgegnete Lagertha die Begrüßung höflich und quittierte seine Verbeugung mit einem für sie typischen Lächeln: kantig, aber dennoch herzlich. "Ich heiße Lagertha."
Ein Geselle also. Lagertha versuchte erst gar nicht, ihre neugierigen Blicke zu verbergen, sondern musterte ihn offensichtlich. Bisher hatte sie nicht die Ehre gehabt, mit einem der Gesellen zu sprechen. Generell war es ihr bislang nicht wirklich gelungen, Bekanntschaften zu knüpfen. Tonda war somit einer der 'Ersten'. "Ich habe mich erst vor wenigen Tagen den Corvus Corax angeschlossen," erzählte sie ihm höflich und versuchte damit, sich indirekt dafür zu entschuldigen, dass sie eigentlich nichts über ihn wusste. Generell war Lagertha noch ziemlich unbedarft, was ihr auch selbst missfiel. Ihre Wissbegierde war alles andere als befriedigt.
"Es tut mir leid, falls ich einen unwissenden Eindruck auf Euch machen sollte." Sie blinzelte Tonda ungewohnt schüchtern zu. Lagertha war noch nie in einer Situation wie dieser gewesen: sie war die Neue, die Fremde. Sie war die, die nichts wusste und niemanden kannte. Bisher hatte sie dieses Schauspiel immer nur aus der anderen Perspektive erlebt.

Lagertha » 31.03.2017, 16:55 » NP: Trainingsplatz der Krieger #1

Wer hat Lust auf ein Training?



Lagertha lebte noch nicht lange bei den Corvus Corax, daher fiel es ihr noch schwer, sich fehlerfrei in die Gemeinschaft einzugliedern. Immer wieder tanzte sie unfreiwillig aus der Reihe und zog damit die Aufmerksamkeit auf sich. Ein Umstand, der der Barocken nicht sonderlich gefiel - sie lebte gerne ein unauffälliges Leben und hasste nichts mehr, als im Mittelpunkt zu stehen.
Um sich von diesen Sorgen abzulenken, suchte Lagertha in letzter Zeit immer öfter den Trainingsplatz auf. Hier konnte sie abschalten, hier konnte sie etwas tun, worin sie sich sicher war - worin sie gut war. Hier musste sie sich keine Gedanken machen, ob sie in Ungnade fiel oder ob man sie anstarrte. Hier bewegte sie sich auf einem Terrain, dass ihr grundsätzlich vertraut war und wo sie mit Selbstsicherheit glänzen konnte. Hier fühlte sie sich zu Hause.
Leider war es jedoch nicht unbedingt leicht, einen Trainingspartner zu finden. Entweder besaßen die Corvus Corax derzeit keine Krieger, oder aber diese glänzten lediglich durch Abwesenheit. Bislang hatte Lagertha ihr Training immer selbst absolviert, weswegen sie sich hauptsächlich auf ihr Konditions- und Ausdauertraining konzentrierte.
Auch heute herrschte auf dem Trainingsplatz gähnende Leere. Wie immer entsandte die Schimmelstute jedoch zunächst ein fragendes Wiehern und wartete ab, ob nicht doch jemand anwesend war, der daran interessiert war, mit ihr zu trainieren.

Lagertha » 05.03.2017, 12:37 » Der Wald #2

War of Change



Lagertha lächelte stumm. War war ein sehr nüchterner, bodenständiger Hengst ohne sämtlichen Hang zum Risiko, zur Fantasie oder zur Kopflosigkeit. Damit mochte er sich insgeheim ein wenig von der Schimmelstute unterscheiden - denn auch wenn sie ebenfalls einen meist vernünftigen Eindruck machte, schlummerte in Lagertha ein schier unbändiger Freigeist, denn es immer wieder nach gefährlichen Abenteuern dürstete. "Ja, das mag sein," stimmte sie ihm nickend zu, warf ihm ein seichtes Lächeln zu. "Aber wir sollten alles zu jeder Zeit zu schätzen wissen. Das Gute sowie das Schlechte. Denn alles gehört zu uns; alles ist von den Göttern für uns vorherbestimmt worden." Und sie hatten diese Entscheidungen, diese Bestimmungen ohne Widerworte anzunehmen; sie hatten diese Last zu tragen, wenn es von ihnen verlangt würde. Niemand durfte sich gegen sein Schicksal stellen. Gegenwehr hatte zur Folge, dass man die Missgunst der Götter auf sich zog - Lagertha würde sich hüten, sich jemals einen solchen Fehltritt zu erlauben.

Lagertha lauschte aufmerksam, als War sich ihr anvertraute und ihr von seinen Sorgen und Ängsten erzählte. Er eröffnete ihr eine vollkommen neue Sichtweise auf das Herdenleben, entführte sie in eine Gedankenwelt, welcher ihrer eigenen schier gänzlich fremd war. Diese Reise bedeutete ihr viel; die Barocke wusste, dass es alles andere als selbstverständlich war, dass der Fuchsene ihr Einblick in sein Inneres gewährte. Aber vielleicht war das der Lohn dafür, dass sie ebenfalls bereit gewesen war, sich ihm ein Stück weit zu öffnen - vielleicht war dass das ständige Geben und Nehmen, der stete Kreislauf des Lebens.
"Es hört sich nicht kindisch an," begann sie leise und warf ihm einen tiefen Blick zu. Sie konnte seine Unsicherheit spüren und ihr war unwohl dabei, in alten Wunden zu wühlen. Lagertha hatte das Gefühl, dass ihr das nicht zustand. "Deine Sichtweise ist nachvollziehbar." Sie nickte ihm sanft lächelnd zu, wollte ihm das Gefühl geben, dass sie nicht schlecht von ihm dachte. Warum auch? Es war gut, dass sie alle unterschiedlich waren. Denn nur das bedeutete, dass sie sich überhaupt ergänzen konnten. Wären alle gleich, gäbe es nichts, worauf man jemals stolz sein könnte.
"Aber ich glaube dass du eine Herde als etwas anderes ansiehst, als sie eigentlich ist." Die helle Barocke verharrte kurz, um War direkt in die Augen blicken zu können. Ihre Stimme klang behutsam und weich; ihr Blick war tiefgehend aber sanft. "In einer Herde geht es nicht darum, was ein Einzelner tut oder nicht tut," fuhr sie mit bedächtiger Stimme fort, wählte ihre Wort klug und vorausschauend. "Es geht um das Ganze, um die Einheit, um die Gemeinschaft." Ihre Augen strahlten bei diesen Worten hell und aufrichtig. "Dabei darf es keine Rolle spielen, ob Einzelne aus der Reihe tanzen. Man hält zusammen, bedingungslos und zu jeder Zeit." Nach diesen Worten setzte Lagertha sich abermals in Bewegung. "Das ist meine Definition einer Herde," schloss sie lächelnd ab und konzentrierte sich wieder auf den verschneiten Pfad, welchem sie folgten.

Der Schnee traf sie ohne Vorwarnung. Die Barocke quietschte perplex auf und drehte sich blitzschnell um, um War gespielt verärgert anzustarren. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass der Fuchsene trotz der tiefen, schweren Gespräche trotzdem noch so eine Leichtigkeit, so eine Ausgelassenheit an den Tag legen konnte. Sogar ihr selbst fiel es manchmal schwer, nicht in ihrer Melancholie stecken zu bleiben - völlig gleich, wie lebensfroh und optimistisch sie grundsätzlich war. "Na warte!!" drohte sie ihm lachend und stürmte entschlossen auf ihn zu. Kurz zu ihm bremste sie scharf ab und stob damit ebenfalls den frisch gefallenen Schnee auf, welcher den Fuchshengst erbarmungslos in eine eiskalte, nasse Wolke hüllte. Nun war sie es, die herausfordernd vor ihm stand und ihn frech angrinste.

Lagertha » 14.01.2017, 11:20 » Der Wald #2

War of Change



Seine Unbeschwertheit, seine Losgelassenheit war regelrecht ansteckend. Lagertha konnte sich nicht daran erinnern, wann genau sie das letzte Mal jemanden wie War getroffen hatte: der mit seiner Zuversicht, seinem Optimismus und seiner Lebensfreude so viele Funken versprühte, dass er damit in ihr ein neues Feuer entfachte. Ein Feuer der neuen Hoffnung, das Feuer der Zukunft, dass sie durch düstere Zeiten leiten sollte. Die Barocke wusste, dass ihr keine leichten Zeiten bevorstanden - doch der Fuchsene gab ihr die Zuversicht, dass sie es schaffen konnte, wenn sie nur fest daran glaubte und sich bemühte. Durch War konnte sie endlich wieder glauben, dass man mit Stärke Bestand haben würde auch wenn alle drumherum versuchen würden, einen zu brechen. Ein dankbares Lächeln schimmerte auf ihren Lippen, als sie ihn ansah. Ihm war vermutlich gar nicht bewusst, was für ein Chaos in ihr tobte, welcher Nebel ihr die Sicht nahm. Und erst recht war ihm nicht bewusst, dass er den richtigen Weg aufgezeigt hatte. Zumindest für diesen Moment.
In seiner Gegenwart fühlte sich die Helle ungewöhnlich nackt. So, als habe sie alles vor ihm ausgezogen und sich ihm mit ihren gesamten Gefühlen und Geheimnissen dargelegt. Dabei waren es nur Bruckstücke gewesen, die sie ihm anvertraut hatte. Diese sensible Empfindung kam gewiss daher, dass sie schon viel zu lange mit niemandem mehr gesprochen. Weder über alltägliches, geschweigedenn noch über privates.
Interessiert lauschte Lagertha seinen Worten, lächelte still und warf ihm immer wieder aufmerksame, freundliche Seitenblicke zu. Seine Gesellschaft tat ihr richtig gut, sie fühlte sich, als könne sie endlich wieder ein wenig aufblühen! Endlich kehrte wieder ein wenig mehr Normalität in ihr unbeständiges Leben ein, gab ihr Rückhalt und ein Ziel, welches sie zuvor nicht mehr hatte definieren können. Endlich kreisten ihre Gedanken mal wieder um ihre Zukunft und nicht immer nur um das, was unweigerlich hinter ihr lag.
Wir werden aber auch nie erfahren, ob die andere Entscheidung besser gewesen wäre. Bei seinen Worten nickte die helle Barocke zustimmend und grummelte gedämpft. Ja, in der Tat war das etwas, was man niemals würde wissen können. Denn man bekam nie die Möglichkeit, die Zeit zurückzudrehen und die andere Entscheidung zu testen - Entscheidungen sind wie Einbahnstraßen, man konnte sie nicht zurückgehen. "Nur für den Moment zu leben ist eine traumhafte Vorstellung," warf sie nachdenklich schmunzelnd ein, als War ihr sagte, dass das Jetzt meist wichtiger war, als alles andere. Damit hatte er nicht ganz unrecht - es war nur unsagbar schwer, sich davon nicht abbringen zu lassen. Lagertha selbst stand zum Beispiel zu sehr unter dem Einfluss ihrer Vergangenheit - und so lange sie nicht losließ, konnte sie nicht für das Jetzt, für den Moment leben.
Lagertha war selbst erstaunt, wie viel sie von sich preisgab, wie viel sie War anvertraute. Ihre tiefsten Gefühle, ihre tiefsten Ängste und ihre tiefsten Gedanken teilte sie mit dem Fuchsenen, obwohl sie ihn kaum kannte. Und so seltsam dass auch wirken musste, es hatte etwas befreiendes! Etwas so unsagbar befreiendes und die Barocke glaubte, sich leichter zu fühlen. So, als wäre endlich eine zentnerschwere Last von ihr abgefallen. Tief atmete sie die kalte Waldluft ein, lauschte dem Knirschen unter ihren Hufen, während sie durch den Wald schritten. Lagertha glaubte, den Schnee zu riechen, der bald gen Erde fallen würde, um die Landschaft in ein tiefes, undurchdringendes Weiß zu tauchen. Ein sanftes Lächeln schimmerte bei diesem Gedanken auf ihren weichen Lippen - denn so widrig und garstig der Winter auch sein mochte: sie liebte ihn auf eine Art und Weise, die sie nicht beschreiben könnte. Sie liebte auch die Erbarmungslosigkeit daran, die Härte und Kälte. All das gehörte zum Kreislauf der Natur. All das gehörte zu ihrer Existenz. Sie würde nichts daran ändern wollen.
Als war erwiderte, dass er sie verstand, zuckte Lagertha erstaunt mit den Ohren und warf ihm einen tiefen Blick zu. Wann hatte ihr jemand das letzte Mal Verständnis entgegen gebracht? Verstanden zu werden war für sie quasi wie ein Grundbedürfnis, welches in den letzten Monaten nur mangelhaft bis gar nicht befriedigt worden war. "Warum bist du damals gegangen?" fragte sie ihn bedächtig. Sie war sich nicht sicher, ob War auf eine derart persönliche Frage antworten würde - Lagertha wäre ihm allerdings keineswegs böse, wenn er es nicht täte. Im Gegenteil: sie würde es verstehen. "Ich glaube nicht, dass du ein morscher Balken bist." Sie sah ihm eindringlich und tief in die Augen, sachte lächelnd. Ihre Worte klangen einfühlsam aber gleichermaßen auch entschlossen. "Weder jetzt, noch sonst irgendwann." Ehrliche Worte, mit viel Überzeugungskraft ausgesprochen und verpackt mit einem herzlichen Lächeln. Lagertha wollte nicht, dass der Fuchsene sich aus diesem Grund einer Herde fernhielt. Sie sah in ihm etwas ganz anderes, besseres, als er es selbst tat.

Lagertha » 25.11.2016, 09:16 » Lagertha

Seelendieb



Als er sie abschließend nochmals herzlich Willkommen hieß, kam Lagertha nicht umhin, über das ganze Gesicht zu strahlen. Im Normalfall war es nicht ihre Art, ihre Emotionen nach außen sichtlich mit sich herumzutragen - aber dieser Erfolgsmoment, welchen sie gerade erlebte, war der entscheidende Schritt in ein neues Leben gewesen. Ab jetzt konnte sie endlich wieder nach vorne sehen und das Vergangene endgültig hinter sich lassen.
"Danke," wiederholte sie aufrichtig und neigte respektvoll ihr Haupt. Vermutlich war dem Rappen nicht einmal annähernd bewusst, welche Last er soeben von ihren Schultern genommen hatte. "Ich werde in jedem Fall am Training teilnehmen," versicherte sie entschlossen. "Na dann werde ich mich mal ein wenig umsehen gehen." Sie lächelte sichtlich verunsichert; eigentlich hatte sie keine Ahnung, wie man mit Leittieren umging. In ihrer alten Heimat war Ragnar, ihr Mann, der König gewesen.
"Bis dann," verabschiedete sie sich freundlich, ehe sie das Grenzgebiet verließ um sich innerhalb der Grenzen das Herdengeschehen ihrer neuen Heimat genauer anzusehen.

» weg, zur Herde ♥

Lagertha » 24.11.2016, 21:04 » Lagertha

Seelendieb



Ein erfreutes Strahlen erhellte ihre Gesichtszüge, als Seelendieb vorschlug, dass sie sich zunächst als Kriegerin nützlich machen könnte. "Sehr gerne," stimmte sie eifrig zu und nickte dabei sogar unbewusst. Sich zu bedanken kam Lagertha irgendwie unsinnig vor; sie konnte den Unmut des Rappen förmlich spüren. Sie glaubte, dass Seelendieb ihre Aufnahme kurz und knapp abhandeln wollte. Vermutlich, weil er noch vieles anderes zu tun hatte - oder ihm schlichtweg die Lust fehlte.
Daher sah sie ihn lediglich aufmerksam und direkt an, abwartend, ob er ihr noch etwas mitzuteilen hatte oder ob ihre Herdenaufnahme hiermit erfolgreich abgeschlossen war.

Lagertha » 24.11.2016, 14:15 » Lagertha

Seelendieb



Nur zu gerne hätte Lagertha gewusst, was wirklich in dem Friesen vorging. Er war freundlich, hieß sie herzlich Willkommen - und doch wurde die Helle das Gefühl nicht los, dass das nichts als reine Floskeln waren. In seiner Stellung war dies jedoch vermutlich alltäglich und für sie durchaus nachvollziehbar. Lagertha nickte erfreut, der Hauch eines Lächelns schimmerte auf ihren Lippen. Dankbarkeit war etwas, was bei ihr mitunter die höchste Priorität besaß. "Vielen Dank, Seelendieb," entgegnete sie aufrichtig.
Gerne hätte sie ihn gefragt, ob man bei den Corvus Corax Aufgaben übernehmen konnte. Lagertha besaß gerne eine feste Stellung, ein direktes Zuständigkeitsgebiet. Doch sie war der Meinung, dass sie nicht berechtigt war, sich diesbezüglich zu erkundigen. Zunächst sollte sie ausschließlich froh und dankbar sein, dass Seelendieb sie bei den Corvus Corax willkommen gehießen hatte.

Lagertha » 21.11.2016, 10:22 » Lagertha

Seelendieb



Der Friese war ein wenig griesgrämig, doch keinesfalls unfreundlich. Lagertha nahm Stimmungen wie diese jedenfalls nicht persönlich - sie legte nicht sonderlich viel Wert darauf, von jedem gemocht oder gar angehimmelt zu werden. Reine Akzeptanz und der nötige Respekt genügten ihr vollkommen.
Die Helle neigte anerkennend ihr Haupt, als der sich als der Leiter der Corvus Corax outete. Lediglich seinen Namen schien er ihr nicht aus freien Zügen nennen zu wollen; Lagertha glaubte jedoch es mit Seelendieb zu tun zu haben. Die Erzählungen hatten stets ihn als Anführer dieser Herde angepriesen. "Ich suche eine Herde mit Ambitionen." Lagertha nickte knapp. "Ich bin eine Kriegerin und möchte auch entsprechend gefördert und eingesetzt werden. In den anderen Herden habe ich das hierfür nötige Potenzial nicht entdeckt."
Sie konnte sich vorstellen, wie oft der Rappe Gespräche dieser Art führen musste. Und sie war sich auch fast sicher, wie langweilig das für ihn sein musste. Schlussendlich interessierte sich eben doch jeder in erster Linie nur für sich selbst. Das war norma. Nur die meisten wollten es sich nicht eingestehen. "Ich heiße übrigens Lagertha," fügte sie der Höflichkeit halber noch hinzu und neigte respektvoll ihr Haupt.

Lagertha » 20.11.2016, 14:07 » Der Wald #2

War of Change



Auf den ersten Eindruck schienen sich die beiden Pferde, die optisch wohl nicht unterschiedlicher sein könnten, dennoch ähnlich zu sein. Lagertha hatte sofort das Gefühl gehabt, dass sie mit War einige Ansichten und Einstellungen teilte - aber eben nicht alle. Die Helle konnte sich nicht vorstellen, dass sein Leben ähnlich bewegend und aufreibend gewesen war, wie ihres. Die Stute mochte jetzt einen bodenständigen, vernünftigen und durchschnittlichen - ja gar einen harmlosen - Eindruck machen; doch hinter ihr lagen auch düstere Zeiten, in welchen sie dazu gezwungen gewesen war, grausame Dinge zu tun. Und so absurd das auch klingen mochte: sie hatte alles - auch all die Missetaten - nur aus Liebe getan. Aus Liebe zu ihrem Mann und ihren Kindern; aus Liebe zu ihrer Familie und der Herde. Das waren vermutlich Dinge, wofür War niemals Verständnis würde aufbringen können. Lagertha hatte schon jetzt erkannt, dass der Fuchshengt viel Wert auf Fairness und Gerechtigkeit legte und von Streitereien hingegen absolut nichts hielt. Daraus schloss sie, dass War noch nie aktiv etwas hatte mit seinem Leben verteidigen müssen, was er liebte. Demnach war er vermutlich noch nicht zum Mörder geworden und würde es auch niemals tun. Auch wenn er damit das Gegenteil zu ihr darstellte, bewunderte Lagertha ihn für diese Reinheit, für diese Geradlinigkeit und diese guten Werte, die ihn füllten. In manchen Momenten wünschte sie sich, dass sie ein wenig mehr war wie andere. Wie er, zum Beispiel. Manchmal glaubte Lagertha, dass sie sämtliche Eigenschaften dieser Art unauffindbar verloren hatte.

"Bestimmt," pflichtete sie ihm lächelnd bei, als er mutmaßte, dass es durchaus interessant wäre zu wissen, was in dem ein oder anderen vorging. Lagertha war jedoch eher der Meinung, dass es gut war, dass dem nicht so war. Es wäre unheimlich diese Dinge zu wissen; sie war überzeugt davon, dass in den meisten dunkle Gedanken schlummerten die nur darauf warteten, einen passenden Nährboden zu erhalten, um in der Realität keimen und sprießen zu können. Denn niemand - wirklich niemand! - war von grundauf gut. In jedem lauerte das Böse, die dunkle Seite, die nur darauf wartete, zum Leben erweckt zu werden.
Lagertha schmunzelte amüsiert auf seine Aussage hin, dass er ihre Infos im Hinterkopf behalten würde, sofern er es im Alter irgendwann in Betracht ziehen würde, sich einer Herde anzuschließen. "Im Alter?" hakte sie herausfordernd nach und taxierte ihn mit spielerisch kritischen Blicken. "So jung scheinst du jetzt auch nicht mehr zu sein." Es war immer riskant, andere zu necken oder zu provozieren. Lagertha jedoch war sich diesem Risiko bewusst und kostete es dennoch immer wieder gerne aus. Meistens war es nur ein Spiel; ein spielerisches Ärgern. Doch es gab auch Momente, in denen diese zu Beginn harmlose Situation durchaus ausartete. War machte jedoch nicht den Eindruck, als könnte er das nicht ab. "Wie alt willst du denn erst werden, bis du dich entschließt, dich den Oldies in den Herden anzuschließen?" Sie zwinkerte ihm schelmisch zu, noch immer schmunzelnd. Der Fuchsene war der erste Artgenosse, der sie seit langem mal wieder zum Lächeln bringen konnte. Das wusste Lagertha zu schätzen.
"Es wäre ratsam, wenn du dich den Gaistjan Skairae fernhälst. Sie haben keinen sehr guten Ruf und sind - den Erzählungen nach - sehr gewaltbereit und brutal. Viele sagen, sie wären seelenlos und hätten kein Gewissen; daher sind sie wohl besonders skrupellos. Persönlich habe ich mich davon allerdings noch nicht überzeugt," beantwortete sie War's Frage eindringlich und sah ihm dabei kurz in die Augen um ihre Warnung noch zu unterstreichen. Die Gaistjan Skairae waren wirklich absolut keine friedlichen Artgenossen. "Das Gebiet in welchem sie sich aufhalten ist aber derart ungemütlich, dass ich denke, dass du dich dort ohnehin nicht freiwillig aufhalten willst."

Lagertha war selbst erstaunt, dass sie War anvertraut hatte, dass sie ihre Familie aus freien Stücken verlassen hatte. Damit hatte sie sich automatisch selbst in den Schatten gedrängt und sich nicht unbedingt von einer guten Seite präsentiert. Doch der Fuchshengst reagierte angemessen, höflich und vorurteilsfrei. Etwas, was die helle Barocke ihm sehr hoch anrechnete. Als er anmerkte, dass das eine weitere gemeinsame Sache war, die sie besaßen, nickte Lagertha traurig, lächelte ihm dennoch dankend zu. Der Trost, den er ausstrahlte und in seine Worte gelegt hatte, war bei ihr angekommen. Und es war eine großte Geste dafür, dass sie einander eigentlich kaum kannten.
"Danke, das ist sehr nett von dir," erwiderte Lagertha ehrlich erfreut, als War seine Freude über ihre eventuell bevorstehende Herdenzugehörigkeit aussprach und ihr mehr oder weniger versicherte, dass sie gewiss bald schon eine Zusage bekommen würde. Seine Zuversicht war regelrecht ansteckend und die Schimmelstute spürte die Vorfreude, die in ihrem Herzen aufgeregt kribbelte. Eine Zurückweisung der Corvus Corax würde sie vermutlich härter treffen, als sie sich nun eingestehen wollte.

Offensichtlich hatte sie mit ihrer Frage einen eher wunden Punkt bei ihm getroffen. War's Seufzen entging ihr nicht und Lagertha war gespannt, ob er überhaupt antworten oder ihrer Frage doch nur ausweichen würde. So skurril es ihr auch erscheinen mag: es gab so unsagbar viele Artgenossen die trotz dessen, dass sie Herdentiere waren, nicht daran interessiert waren, einer Herde anzugehören. Unheimlich viele bevorzugten trotz ihrer Triebe und Instinkte das Leben als Einzelgänger. Seiner Reaktion nach zu urteilen ging Lagertha davon aus, dass War zu dieser Sorte Pferd gehörte. Etwas, was sie vielleicht nicht unbedingt nachvollziehen konnte - aber dennoch akzeptierte sie jede Einstellung würde niemanden dafür verurteilen.
Seine Unentschlossenheit entlockte Lagertha ein sanftes Lächeln und sie nickte verständnisvoll bei seinen Aussagen. Er hatte Recht. Alles im Leben hatte seine Vor- und Nachteile. Und in den meisten Situationen konnte man sie in der Tat nicht gegeneinander aufwiegen. Aber am Ende fand jeder seinen Weg. Und jeder Weg, so falsch er auch auf viele andere wirken mochte, war auf seine Art und Weise dennoch richtig. "Es stimmt, dass wir nie wissen können, was das Leben mit uns vor hat. Und wir werden auch nie wissen, ob wir das richtige tun. Denn vieles, was wir als richtig oder falsch empfinden, sehen Außenstehende anders als wir." Ein wissendes Funkeln erhellte ihre dunklen Augen und Lagertha suchte abermals den direkten Blickkontakt zu dem Fuchsenen. Sie mochte seine tiefgründige Ader, da sie sich damit auch identifizieren konnte. In dieser Hinsicht könnten sie sich vermutlich nicht ähnlicher sein. "Irgendwann wird der Moment kommen, in welchem du dich für eines von beidem entscheiden wirst. Und dann liegt es in deinem Ermessen, was für dich das richtige ist." Sie unterstrich ihre Worte mit einem zuversichtlichen Nicken und lächelte ihm aufmunternd zu. Lagertha hoffte, dass War nicht die falsche Entscheidung treffen würde.
Was ihre Gründe waren, sich einer Herde anzuschließen? Lagertha grübelte einige Momente, ehe sie ein wenig ratlos mit den Schultern zuckte. Das war in der Tat keine leicht zu beantwortende Frage. Es gab so viele Gründe; und doch waren die meisten von ihnen keine Gründe sondern nur bodenlose Ausflüchte. "Ich glaube wirkliche Gründe habe ich nicht." Sie sah ihn etwas schuldbewusst an, lächelte etwas beschämt. Lagertha hatte selten keine Antworten auf Fragen - in solchem Momenten wie jetzt fühlte sie sich schwach und wehrlos. "Vermutlich ist es die Gewohnheit. Ich habe seit je her in einer Herde gelebt. Zuletzt mit meinem Mann Ragnar und unserem Sohn." Kurz schwelgte sie in Erinnerungen. "Mir kommt es so vor, als habe ich nie gelernt, wirklich alleine zu sein. Das Wissen, dass ich eine Herde hinter mir habe und einen Ort, an dem ich immer Willkommen bin und an welchem ich geschätzt werde, gibt meinem Leben erst einen wirklichen Sinn. Ich brauche diesen Rückhalt, diese Zugehörigkeit um mich lebendig zu fühlen. Ich brauche Verantwortung und einen festen Stand um mich selbst als nützlich zu empfinden. Jetzt gerade als Einzelgänger fühlt es sich so an, als würde ich nur vor mich hin vegetieren und vereinsamen. Das passt nicht zu mir, das füllt mich nicht aus." Sie warf War ein ruhiges Lächeln zu und stellte dabei perplex fest, dass sie dem Fuchsenen schon wieder erstaunlich viel von sich und dem, was in ihr vorging, anvertraut hatte.

Lagertha » 13.11.2016, 17:50 » Der Wald #2

War of Change



In den letzten Monaten war Lagertha beinahe jeder Gesellschaft ausgewichen, um keine unnötigen Risiken einzugehen. Nun in gänzlicher Einsamkeit zu leben, vollkommen auf sich allein gestellt zu sein war ihr neu und fremd - die sonst so mutige, tapfere Barocke könnte nicht verleugnen, dass das sie ängstigte. Beziehungsweise geängstigt hatte. Nun war Lagertha der Meinung, dass sie sich einigermaßen zurecht fand, klar kam, so ganz alleine. Ihr Misstrauen, welches sie nun beinahe jedem grundlos entgegen brachte, verblasste zunehmend und die Schimmelstute war bereit, sich dieser neuen Welt und ihrem neuen Leben  wieder ein Stück weit zu öffnen. Und nur aus diesem Grund akzeptierte sie nun die Anwesenheit des Fuchsenen und versuchte, seine Gesellschaft ein wenig zu genießen. Lagertha hatte endlich aufgehört in jedem eine Bedrohung zu sehen. Nur das ermöglichte ihr, dass sie nun amüsiert schmunzelte und feixend erwiderte: "Ich befürchte, dass du nicht fündig werden wirst. Es gibt Fragen, auf die es keine Antwort gibt. Diese gehört eindeutig dazu. Trotzdem viel Erfolg!" Die Helle zwinkerte War keck zu und war erstaunt, mit welcher Leichtigkeit sie mit ihm Bekanntschaft knüpfte. Noch vor wenigen Wochen wäre das undenkbar gewesen; viel zu lange hatte sie im Sog des Verlustes gesteckt, um klar und nüchtern denken zu können. Nun, rückwirkend betrachtet, war es albern gewesen, sich derart gehen zu lassen.

Es überraschte die Stute sichtlich, dass der fuchsene Hengst sich derart über ihre Zustimmung freute. Lagertha konnte sich nicht erinnern, wann jemand das letzte Mal so sehr daran interessiert gewesen war, ihr Gesellschaft zu leisten. Sogar Ragnar, ihr Mann, hatte schon viel zu lange kein derartiges Interesse mehr an ihr gezeigt. Vermutlich war ihre Ehe auch genau aus diesem Grund aus dem Ruder gelaufen, war entgleist um schlussendlich endgültig zu scheitern. Lagertha dachte mit einem lachenden, aber auch mit einem weinenden Auge an ihn zurück. Er hatte viel Glück in ihr Leben gebracht, jedoch auch genauso viel Leid und Schmerz hinterlassen, als er gegangen war. Seither war War der erste Hengst, der ihr Aufmerksamkeit schenkte. Vermutlich aber auch nur, weil sie zuvor keinem Hengst die Chance dazu gegeben hatte.
"Ja, das stimmt. Es gibt seltsame Artgenossen," entgegnete sie zustimmend und sah ihm kurz aufmerksam entgegen, ehe sie ihren Blick wieder auf den Weg lenkte, welchen sie nun gemeinsam beschritten. Es war irgendwie ein seltsames, ungewohntes Gefühl nicht mehr auf sich allein gestellt zu sein. Plötzlich nicht mehr alleine zu sein und sich nur mit seinen Gedanken zu unterhalten - endlich war wieder jemand da, der ihr tatsächlich zuhörte und mit dem sie sprechen konnte. War ahnte wohl nichts von all den Glücksgefühlen, die in diesem Moment ihren athletischen Körper fluteten.
Aufmerksam lauschte Lagertha seiner Antwort auf ihre Frage und nickte verständnisvoll als er erzählte dass er ohne Familie hier lebte und schon eine ganze Weile auf sich allein gestellt war. Das kam ihr irgendwie bekannt vor. Dass er jedoch noch nicht auf die hier ansässigen Herden gestoßen war, überraschte die helle Barocke dann doch und sie sah ihn kurz gespielt schockiert an, ehe sie lässig lächelte. "Die Herden hier bieten ein breites Spektrum: von 0815 bis komplett paranoid." Und das war - wenn man es genau nahm - sogar noch untertrieben. Lagertha war von der Vielfalt selbst erstaunt gewesen; allerdings nicht nur im positiven Sinne. "Also rate ich dir: Augen auf bei der Herdenwahl, sofern du es irgendwann in Betracht ziehen solltest." Sie grinste ihn kurz belustigt an, ehe ihre Miene wieder etwas ernster wurde. Sie wollte War nicht gänzlich verschrecken oder ihm Angst machen - ganz so schlimm waren die Herden dann nun auch wieder nicht. Aber eben mit Vorsicht zu genießen. "Es ist aber trotzdem für jeden was passendes dabei, denke ich." Sie unterstrich ihre Worte mit einem entschlossenen Nicken um ihnen noch mehr Nachdruck zu verleihen.

Bei seiner Gegenfrage - bezogen auf ihre Familie und einer eventuellen Herdenangehörigkeit - zuckte Lagertha kaum merklich zusammen. Schmerzende Erinnerungen stachen ihr ins Bewusstsein und ließen einen Film vor ihrem inneren Auge ablaufen, welcher Leid und Enttäuschung hinterließ. Noch war der Verlust zu frisch, um ihn objektiv zu betrachten. Noch war Lagertha zu emotional, vermisste all das viel zu sehr. Doch die Barocke war sich sicher, dass das bald nachlassen würde. Ihr neues Leben war immerhin nicht gänzlich schlecht - und vielleicht würde sie irgendwann sagen können, wieder glücklich zu sein. Sie musste all dem nur eine Chance geben. Eine faire Chance.
"Nein, ich bin auch ohne Familie hergekommen." Sie stockte, schluckte angespannt. Man konnte ihrem verzerrten Gesicht gewiss entnehmen, dass es nicht leicht für sie war, über dieses Thema zu sprechen. Doch Lagertha war kein Feigling und sie würde War's Frage daher auch nicht ausweichen. "Um genau zu sein habe ich meine Familie und meine Heimat verlassen." Während sie diese Worte aussprach, fühlte sie sich wieder wie eine Rabenmutter, weil sie auch ihren Sohn bei seinem Vater gelassen hatte. Aber es war sein Wunsch gewesen. Und Bjorn war erwachsen genug, um seine eigenen Entscheidungen zu treffen.
"Nun bin ich hier im Stillreich gelandet und versuche Huf zu fassen. Ich habe mich bereits bei einer Herde, den Corvus Corax, vorgestellt und hoffe, aufgenommen zu werden. Diese Entscheidung steht allerdings noch aus." Lagertha lächelte abschließend tapfer und versuchte, all diese Veränderungen ausschließlich positiv zu sehen.
Sie war stolz auf sich, dass sie schon so viel unternommen hatte, um sich erfolgreich abzunabeln. Allein schon der Absprung war schwer genug gewesen; sich nun aber einer neuen Herde vorzustellen war eine ganz andere Ebene gewesen, welche sie dennoch - ihrer Meinung nach - gut gemeistert hatte. Jetzt blieb nur abzuwarten, ob Seelendieb das ähnlich sah, wie sie. Lagertha hoffte, dass der Friese sie mit seiner Entscheidung nicht noch länger hinhalten würde. Sie spürte, dass die Zeit reif war, ihrem Leben endlich wieder eine Aufgabe zu verleihen.
"Hast du auch vor, dich irgendwann einer Herde anzuschließen oder ziehst du ein Leben als Einzelgänger vor?" erkundigte sie sich bei dem fuchsfarbenen Hengst interessiert und warf ihm einen aufmerksamen, ehrlich neugierigen Blick zu. War machte auf sie einen sehr freundlichen, ausgeglichenen Eindruck - er war bodenständig und höflich.
In ihren Augen war er dauerhaft nicht für ein Leben als Einzelgänger gemacht. Und sofern er doch diesen Weg wählen würde, würde er früher oder später daran zu Grunde gehen, abstumpfen und ausbrennen. Er würde zwangsläufig all seine guten Eigenschaften verlieren und das wäre angesichts der Sympathie, welche Lagertha für den Hengst empfand, wahrlich schade. Und doch war es seine Entscheidung und sein Leben - so, wie es auch ihre Entscheidung gewesen war, ihr beständiges Leben gegen ein unbeständiges einzutauschen.

Lagertha » 05.11.2016, 21:34 » Der Wald #2

War of Change



"Hello Darkness, my old Friend."
Der Fuchsene machte einen zurückhaltenden, höflichen Eindruck auf sie. Im Gegensatz zu den meisten anderen männlichen Geschöpfen war er nicht einmal annähernd aufdringlich. Zumindest bisher. Damit sammelte er bei Lagertha bereits einige kleine Pluspunkte. Denn wenn es etwas gab, was die Schimmelstute nicht leiden konnte, dann war es, bedrängt und in die Enge getrieben zu werden. Darauf reagierte die selbstbewusste Stute mehr als nur empfindlich.
Dass sie ihn mit seiner Aussage zum Grinsen brachte und ihn amüsierte, zeigte Lagertha dass der Fuchshengst zumindest mal nicht humorlos oder komplett versteift war. Ebenfalls eine gute Basis, diesem Artgenossen noch ein wenig Gesellschaft zu leisten. Und bisher hatte er sich von ihrer verschlossenen, distanzierten und manchmal leicht unterkühlten Art auch keineswegs abschrecken lassen. Das sprach ebenfalls für ihn.

Als er witzelte, wenn er denn dann fragen sollte, wenn sogar sie ihm das nicht beantworten konnte, schlich sich auch auf Lagertha's Lippen ein kurzes, belustigtes Grinsen. "Das kann ich dir leider auch nicht sagen," gab sie keck zurück und erwiderte sogar sein Zwinkern; sie tat es jedoch auf eine charmant, sanfte Art. Ihre dunklen Augen schimmerten dabei sacht.
Lagertha zuckte misstrauisch mit den Ohren, als der Fuchs sie fragte, ob sie mit einer Herde oder einem Gefährten hier war. Der Barocken erschloss sich der Zusammenhang nicht, weswegen er das ausgerechnet jetzt fragte. Ihr erschien der Zeitpunkt unpassend; seine Stimmung wirkte seltsam angespannt. Noch war Lagertha sich nicht sicher, ob sie dem Fremden trauen konnte. Und wenn Fremde seltsame Fragen stellten, läuteten in der kriegerischen Hellen sofort sämtliche Alarmglocken. Ihm schien allerdings auch aufzufallen, dass seine Frage unter Umständen Fragen bei ihr aufwerfen könnte, denn er stellte nun klar, weswegen er das wissen wollte. Lagertha wägte binnen weniger Sekunden ab, ob sie ihm glauben konnte oder nicht. "Ich kann dich beruhigen; ich bin alleine hier. Das heißt die einzige Auseinandersetzung die dir blühen könnte, wäre die mit mir."

Wenn er erst wenige Vollmonde hier war, war es unwahrscheinlich dass sie ihn im Stillreich bereits getroffen hatte. Daran hätte sie sich erinnert. Andererseits könnte sie sich aber wahrlich nicht daran erinnern, auf ihrer Reise hierher großartig mit jemandem ins Gespräch gekommen zu sein. Doch das schloss die Barocke zwischenzeitlich ohnehin gänzlich aus. Sein Name war ihr unbekannt und auch generell kamen keine Erinnerungsfetzen zurück, die sich zu einem Puzzle formen könnten. Doch war das überhaupt wichtig? Lagertha's Leben bestand ohnehin nur noch darin, zu überleben. Alles andere war in den Hintergrund gerückt; besaß einfach keinen hohen Stellenwert mehr.
"Die Freude liegt ganz meinerseits, War," erwiderte sie höflich, benutzte eine Floskel, wie es wohl beinahe jeder tat. Aber daraus bestanden doch die meisten Gespräche und Begegnungen; nur Small Talk, nichts, was wirklich von Belang war.
Lagertha bedachte den Fuchsenen mit ruhigen Blicken als auch er bemerkte, dass sie vermutlich nie herausfinden würden, wann und wo sie einander begegnet waren. Es beruhigte sie, dass er das einsah und nun nicht jede Minute seines Lebens analysieren wollte. "Vermutlich haben sich unsere Wege ganz zufällig irgendwann und irgendwo gekreuzt, ohne das wir es wirklich bewusst wahrgenommen haben." Sie nickte zustimmend. Aber das Unterbewusstsein notierte sich alles, das hatte die Schimmelstute schon früh gelernt. Lagertha vertraute auf sich und ihre Intuition, hatte oft das Gefühl, dass tief im Inneren mehr wusste, als ihr bewusst war. Durch diese Fähigkeit war sie sinnlicher als viele ihrer Artgenossen, auch wenn sie auf den ersten Blick alles andere als lieblich wirken wollte.

Sie zögerte nicht lange, als War sie fragte, ob er ihr beim Beine vertreten Gesellschaft leisten durfte. "Selbstverständlich," stimmte sie zu. "Das hier ist ein freies Land und wir sind freie Pferde." Sie nickte ihm kurz zu, schenkte ihm ein eher trockenes Lächeln - welches jedoch alles andere als unfreundlich gemeint war - und setzte ihren Körper wieder langsam in Bewegung. Die letzten Monate hatten sie abgestumpft. Die Einsamkeit hatte ihre Herzlichkeit gefangen, eingesperrt. Der Verlust nagte an ihrer Substanz und Lagertha hatte jeden Morgen damit zu kämpfen, sich aufzuraffen. Sie vermisste ihre Heimat. Und sie vermisste ihren Sohn; mehr als alles andere auf der Welt. "Hast du deine Familie mit ins Stillreich gebracht? Oder dich bereits einer der ansässigen Herden angeschlossen?" erkundigte die Schimmelstute sich interessiert, während sie mit War durch den Wald schritt - gemächlich, Seite an Seite.

Seite: 1 2
Deine Suche ergab 19 Treffer.