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Alle - Nur Rollenspiel


Was ist bloss passiert
alle so erwachsen um uns rum, außer wir
er kennt seine Grenzen, geht trotzdem zu weit


Servan » 15.10.2016, 19:51 » Das Mohnblumenfeld #2

Cassandra



Es schien, als wenn die Zeit still stand. Das Einzige was zählte war Cassandra und der Wunsch sie weder zu verletzten noch zu verlieren. Ihre Wärme und ihren Pulsschlag, die der Palomino klar und deutlich spürte, löste ein Gefühl von Heimat und Ankommen in seinem Inneren aus. Sie erdete ihn. Und genau das sollte nicht sein. Durfte nicht sein. Nicht jetzt. Nicht hier. Nicht so. Wenn es auf noch mehr Nähe hinaus lief, als jetzt gerade im Moment vorhanden war, könnte sich alles negativ verändern. Sicher gab es auch die Chance, das sich alles positiv entwickelte, doch der Goldene wollte das doch recht hohe Risiko nicht eingehen. Es gab noch zu viele Geheimnisse zwischen ihnen. So viele Dinge, die noch nicht ausgesprochen und bisher unentdeckt waren. Er wusste zwar nicht wie die Schimmelstute darüber dachte, doch er hoffte sie würde verstehen, warum er es nicht zulassen wollte, nicht für richtig befand. Vielleicht war Cassandra selbst klar, das es nicht gut war, was sie hier taten. Und vielleicht war ihre Annäherung auch nur eine unbedachte, spontane Aktion, die sie bereute. Nicht das Servan es nicht genoss, im Gegenteil, es war wie Balsam auf seiner Seele, aber es war im Augenblick einfach zu viel Gutes. Viel zu viel.

Ihre helle, reine Stimme durchdrang die sich im Kreis drehenden Gedanken des Hengstes, welcher weiterhin die Augen geschlossen hielt. Nicht, weil er nicht sehen wollte, eher aus Sorge darüber das er, wenn er sie nicht nur so nah fühlte, sondern auch sah, nicht mehr klar denken könne. Cassandra klang weder traurig, noch enttäuscht. Servan konnte ihre Stimmlage nicht wirklich einordnen. Hatte er sie vielleicht doch schon tiefer verletzt, als gedacht? Seine Lippen blieben versiegelt, während die feinen Ohren weiterhin unruhig spielte. Das Ganze war doch Irrsinn. Die Beiden kannten sich erst kurze Zeit, wussten kaum mehr voneinander als ihre Namen. Der Goldene hatte noch nie, soweit er sich erinnern konnte, solch ein Emotionsdurcheinander empfunden. Einerseits war er mehr als froh, die Stute so nah bei sich zu wissen, von ihrem Geruch und ihrer warmen Zuneigung eingelullt zu werden, fühlte es sich doch sicher und heimisch an. Andererseits war dort die Befürchtung sie genau dadurch von sich fort zu treiben, am Ende wieder vollkommen alleine da zu stehen. Was machte die Weiße nur, das sie mit nur wenigen Handlungen solch eine Flut an Gefühlen und Gedanken in ihm auslöste, derer er kaum Herr wurde. Er war doch ein Soldat, immer im Vollbesitz von Körper und Geist, immer unter Kontrolle. Und dann kam da einfach eine Stute, hell und rein, und brachte einfach alles Durcheinander. Im Normalfall hätte ihn das in Rage gebracht, er wäre vielleicht laut und herrisch geworden, doch war da nichts in ihm außer etwas Unsicherheit und das Gefühl das es richtig und falsch zugleich war.

Es geschah am Ende viel zu schnell, das Cassandra seinem Rat folge und sich von ihm löste, einen Schritt zurück trat. Servan entkam ein widerwilliges Knurren, leise und kaum hörbar. Im Grunde wollte er sie nicht von sich weichen lassen, aber es musste sein. Zumindest nach seinem Denken her. Ihre Stimme zerschnitt die Stille. Der Palomino schüttelte kurz, heftig den Kopf, ehe er die Lider aufschlug und direkt in ihre Augen blickte. In diese dunklen, wunderschönen Augen. "Es ist okay." sprach Servan, bemüht darum seine Stimme gefasst und ruhig klingen zu lassen. Es gelang ihm nicht ganz, ein leichtes Beben konnte er nicht verbergen. Dort, wo eben noch die Wärme der Weißen zu spüren war, biss nun die kalte Nachtluft nach ihm. In seinem Inneren tobte ein Sturm und er fühlte sich so unendlich einsam, nun wo da wieder Distanz zwischen ihnen war. Servan versuchte zu erkennen, was in der Schimmelin vorging, doch viel konnte er nicht sehen. Ihr Lächeln wirkte unsicher, als wenn sie ihre spontane Handlung vertuschen wollte. Und in ihren Augen, war das Traurigkeit? Der Hengst legte leicht den Kopf schief, versuchte besser zu erkennen, was seine Abweisung in ihr ausgelöst hatte. Mit jedem Augenblick, der vorbei strich und wo er sie musterte, wurde das Gefühl in ihm, das er ihr doch sehr weh getan hatte, stärker und stärker. Sie schwieg, rührte sich nicht mehr. So sollte das alles nicht laufen. Verdammtes Schicksal.

Nach einigen Minuten der vollkommen Stille hielt es Servan nicht mehr aus. Er litt, wenn er ehrlich zu sich war. Und sie litt auch. Zumindest sah es danach aus. Seine gehauchten, abweisenden Worte waren scheinbar zu viel gewesen. Mit einem heftigen Kopfschütteln brachte er die warnenden Gedanken in seinem Kopf zum Schweigen, ehe es nun er war, der die Distanz mit einer flinken Bewegung überwand. Ohne lang zu warten schob er sein Maul unter ihre Ganaschen, schloss erneut die Augen. Die Nähe überwältigte ihn erneut, aber er musste stark bleiben. Für sie Beide. "Versteh mich nicht falsch, Cassandra." murmelte Servan leise. Das war doch Wahnsinn. Erst trieb er sie von sich, sprach davon das sie es nicht tun sollten, und stand nun wieder direkt bei ihr. Verrückt, ja, das war das richtige Wort. "Ich will dir einfach nicht weh tun." Kurz und knapp und doch genau das, was ihn dazu bewegt hatte die Nähe zu zerstören, die er nun von sich aus erneut aufgesucht hatte. Der Goldene wollte nicht, das sie eine von den Stuten wurde, die er damals in Krieszeiten ständig hatte. Bedeutungslos. Ob sie es wirklich wurde, wenn mehr aus dieser Nähe werden würde, war nicht sicher, aber er wollte nichts riskieren. "Das ist besonders. Du bist besonders. Ich will es nicht zerstören." Nun war es raus, ganz ohne das Servan irgendwas dagegen hätte tun können. Nun wusste die Schimmelstute, das sie etwas Außergewöhnliches für ihn war. Das das Alles hier außergewöhnlich war. Das es so Etwas noch nie gegeben hatte, nicht einmal mit Natalie, an die Servan im Augenblick nicht einen Gedanken verschwndete. 

Servan » 15.10.2016, 18:29 » Das Mohnblumenfeld #2

Cassandra 



Das Schicksal war ein mieser Verräter. Erst ist es nett und freundlich, leitet alles in die Bahnen und lässt zwei Seelen aufeinander treffen, die sich sympathisch sind, ja beinahe magisch voneinander angezogen werden. Es lässt zu, das sie in eine Gespräch geraten, sich wohl und gut aufgehoben fühlen in Gesellschaft eines eigentlichen Fremden. Und dann bekommt es einen Rappel und legt die Karten neu, schlägt eine vollkommen falsche Richtung ein und macht das der weibliche Teil dieser Zweisamkeit in die Rosse kommt, genau wissend, das der männliche Teil seine Triebe seit geraumer Zeit nicht mehr ausgelebt hatte, dementsprechend vor Testosteron nur so strotzte. Oh ja, das Schicksal war wirklich mies, manchmal. Servan wusste worauf es hinaus wollte, was es bezweckte mit alledem, aber er müsste und würde es nicht tun. Cassandra war etwas Besonderes, auch wenn er noch nicht sagen konnte warum und wieso genau. Er würde sich das nicht von seinen Trieben und Hormonen kaputt machen lassen. Immerhin könnte die Weiße Etwas werden in seinem Leben. Ein Halt, wenn alles aus den Fugen zu geraten drohte. Vielleicht gar eine Freundin? Irgendwas, was ihm das Leben in diesem noch unbekannten Tal erleichtern würde. Und die Finsternis aus seinen Gedanken vertreiben konnte, wenn es nötig war.

Der Palomino schüttelte kurz das Haupt, zwang die aufwallenden Emotionen zurück in die tiefen seines Inneren. Er war nicht umsonst ein Krieger und Soldat. Kontrolle zu behalten hatte er gelernt und auch wenn es hier im Moment mit der Stute mehr als schwer werden würde, er konnte und musste es schaffen. Cassandras Stimme erreichte diesmal mit Mühe und Not das Gehör des Goldenen, der sofort die Konzentration vom Innen weg wieder auf sie richtete. Die leicht spielenden Ohren verharrten in gespitzter Position. Ihre Dankbarkeit schaffte es letztendlich, die verhärteten Züge im Gesicht des Palomino zu erweichen. Es erfreute Servan, das sie das Alles hier genauso wahrnahm, wie er. Das es ihr gefiel, das sie sich wohl zu fühlen schien. So tat diese Begegnung ihnen beiden gut, auf welche Art auch immer. Als der Ausdruck im Gesicht der Weißen nachdenklich wurde und sie mit weicher Stimme tatsächlich fragte, ob er an die Hölle glaubte, musste der Hengst leicht schmunzeln. Glaubte er denn an Himmel und Hölle? Im Grunde hatte er nie Gedanken daran verschwndet. "Eigentlich ist das nur so ein Sprichwort, was man so daher sagt." erklärte Servan, die Stimme ruhig und dunkel. Ob Cassandra das verstehen würde? "Einen Glauben habe ich nicht, denke ich. Ich meine, die Existenz von Himmel oder Hölle ist weder bestätigt, noch abgewiesen, von daher kann es schon sein das es beides gibt." Es lenkte ab, das Sprechen. Die in Wallung geratenen Emotionen wurden ruhiger, schwabbten nur noch leicht gegen die äußere Hülle, die nicht wollte, das sie nach außen drangen. Servan legte all seine Aufmerksamkeit auf die Stute, die scheinbar ebenfalls versuchte, diese elektrisierende Spannung zwischen ihnen zu vertuschen.

Erneut durchbrach die Stimme der Weißen die Stille, die langsam aber sicher eine drückende Art annahm. Hatte sich Cassandra eben wirklich wegen ihrer Rosse entschuldigt? Servan runzelte leicht die Stirn. Sie konnte doch nichts dafür? Das war Natur, genauso wie seine Reaktion auf ihre Rosse Natur war. Zwar gerade lästige Natur, aber eben natürlich. "Hey, nicht doch." sprach der Goldene, die Stimme diesmal das erste Mal von einem sanft-belehrenden Ton begleitet. "Du kannst doch nichts dafür. Das ist normal." Er nickte leicht, ein warmes Lächeln auf den Lippen. Ohne es zu bemerkten kam der Palomino langsam aus dem Versteck, legte seine distanziert-höfliche Art ab, benahm sich vertrauter. Zwar hatte er sich soweit wieder im Griff, auch wenn die Haltung weiterhin gespannt und geladen blieb, das was die Rosse in ihm auslöste, zeigte seine Wirkung trotzdem, eben auf genau diese Art. Servan bemerkte, das auch Cassandra angespannter wirkte. Sicher war ihr die Änderung seiner Haltung, sowie in seinen Augen, aufgefallen. Die Weiße wirkte unsicher, wie Hin und Her gerissen. Sie schüttelte ihr hübsches Haupt, das Langhaar schmeichelte dabei sacht ihren Hals. Servans Nüstern blieben gebläht, atmeten immer mehr vom süßlichen Duft der Rosse ein. Noch benebelte es ihn nicht. Er war stark, er konnte sich kontrollieren, wenn er wollte. Der Goldene musste nur versuchen einen klaren Kopf zu behalten. Das hier, was so toll und bedeutungsvoll angefangen hatte, sollte nicht als bedeutungsloser Lückenfüller enden.

Servan stockte der Atem, als ein Ruck durch den Körper von Cassandra ging. Eher er etwas sagen oder gar tun konnte, überwand die Stute die Distanz, die zwischen ihren Körpern lag, mit fließenden, eleganten Bewegungen. Es war wie ein elektrischer Schlag, der durch den Körper des Goldenen schoss, das glänzende Fell erschauern ließ, als die Stute, die ihm doch noch so fremd war, ihren Kopf an seinen Hals legte und ihn in seiner hellen Mähne vergrubt. Der Hengst hatte das Gefühl, das sein Herz einen Augenblick vollkommen aussetzte, ehe es im schnelleren Tempo weiter schlug, hart gegen seine Rippen pochte. Der Geruch von Rosse brannte in seinen Nüstern, aber was ihm viel mehr die Sinne raubte, war ihr ganz persönlicher, einzigartiger Duft und die Wärme, die ihr Körper an seinen ausstrahlte. Ohne etwas dagegen tun zu können, rollte Servan den Hals auf, während der Schweif das Pendeln anfing. Die feinen Ohren spielten beinahe unsicher. Was sollte das hier? Er wollte doch nicht, das es so endete, wie das Schicksal es geplant hatte. Das miese, bösartige Schicksal.

Der Palomino schloss die Augen. Er sollte sich besser dieser intensiven Nähe entziehen, aber seine Beine bewegten sich einfach nicht von der Stelle. Ja, er genoss es, wenn er ehrlich zu sich war. Diese Liebevolle, das Cassandra ihm gegenüber ausstrahlte. Wie sie zärtlich ihren Kopf ganz leicht an seinen Hals geschmiegt hielt. Wie ihr Atem sein Fell entlang strich. Aber es durfte nicht sein. Er wollte es nicht. War es Furcht, die Servan empfand? Furcht darüber, das dies alles verändern könnte, negativ verändern? Ein Soldat durfte keine Angst empfinden. Ein Soldat sollte sich auch nicht von einer Unbekannten die Kontrolle entreißen lassen. "Cassandra..." murmelte der Palomino, die Stimme kaum mehr als ein Flüstern. "Wir... wir sollten das nicht tun." War es Sehnsucht, die ganz leise und unsicher in seiner Stimmlage mitschwang? Die Augen weiterhin geschlossen, seufzte Servan tonlos. Er wollte ihr nicht weh tun, auf keinen Fall, so viel war sicher. Und wenn er das alles so weiterlaufen ließ, würde es sicher passieren. Doch statt sich von Cassandra zu lösen, so wie der Hengst es seinem Körper befahl, wand sich sein Kopf der Stute zu. Es war beinahe so, als wenn er nur noch Zuschauer war. Servan fühlte, wie er die Schimmelstute ganz zart umhalste, tief ihren einzigartigen Geruch in sich einzog.

Servan » 15.10.2016, 16:50 » Das Mohnblumenfeld #2

Cassandra



Irgendwie war es schon sehr außergewöhnlich, dieses Treffen, mitten in dem Mohnblumenfeld. Außergewöhnlich und wunderbar angenehm. Die Schimmelin hatte etwas an sich, was sich Servan nicht erklären konnte, aber es zog ihn förmlich an. Auf welche Weise konnte er sich selbst nicht beantworten, aber es erschien im Moment auch nicht wirklich wichtig. Schon komisch, sonst war es der Hengst, der diese Anziehungskraft auf seine Gegenüber ausübte. Einfach so, ohne das er groß etwas dafür tun musste. Vielleicht lag es an ihrer sanften, freundlichen Art? Oder an ihren scheinbar unendlich tiefen Augen? Oder daran, das der Palomino das Gefühl nicht los wurde, das sie etwas versteckte, und er heraus finden wollte was es war. Seine Neugier auf diese wunderbare Stute – denn das sie überaus wunderbar war in ihrer ganzen Erscheinung, da war sich der Hengst sicher – war geweckt und musste gestillt werden. Nicht sofort, Servan wollte ihre angenehm warme Gesellschaft so lange wie möglich auskosten. Es lenkte ihn ab, von all den Dingen die Ablenkung forderten. Es störte den Hengst absolut gar nicht, das sie scheinbar einigen Jahre länger auf dieser Welt wandelte, als er selbst. Zwar hatte der Goldene bisher immer ein wenig auf das Alter geschaut, wenn es darum ging mit welchen Stuten er intensivere Nähe einging, aber Ersten fand dieses Treffen ja nicht statt, weil er diese Nähe gesucht hatte, und Zweitens war Cassandra von ihrer Art und ihrem Verhalten her im Grunde jünger, als ihr Leben wahrscheinlich zählte. Ja, sie war schon etwas ganz Besonderes und wenn er ehrlich zu sich selbst war, würde er sie nur mit Murren ziehen lassen, wenn sie gehen wollen würde. Die Weiße sah aber ganz und gar nicht so aus, als wenn sie im nächsten Augenblick ihren hübschen Körper wenden und sich aus seiner Gesellschaft entfernen wollen würde.

Als die helle, reine Stimme Cassandras erneut die Stille zwischen ihnen vertrieb, spitze Servan noch mehr als eh schon so feinen Ohren. Er wollte jedes ihrer Worte auffangen und tief in sich einsaugen, damit er sich in dunklen, einsamen Stunden daran erinnern konnte. Der Goldene bemerkte ihre leichte Verlegenheit, als sie versuchte zu erklären, was man unter einem nicht wirklichen Gespräch verstand. Irgendwie gab ihr das leichte Schmunzeln der Verlegenheit einen sehr süßen Ausdruck, den der Palomino mit einem sanften Lächeln kommentierte. Wie lange war es her, das er sich in Gesellschaft einer Stute so wohl, fast schon wie Zuhause, gefühlt hatte? Und das ganz ohne Hintergedanken? Vermutlich hatte es solch einen Moment noch nie in seinem Leben gegeben, oder? "Ich verstehe schon." gab der Hengst mit dunkler, rauer Stimme von sich und damit zu verstehen, das er es wirklich verstand. Auch der Goldene kannte solche Gespräche, wenn er sie auch nicht als unwirkliches Gespräch betitelt hatte. Nun, so hatte er jetzt immerhin Worte um solche Dinge zu beschreiben. "Aber das hier ist ja anders, nicht wahr? Das hier ist ein wirkliches Gespräch. Danke dafür." Servan nickte leicht, wahrhaft dankbar dafür, das Cassandra die Einsamkeit vertrieb und die Atmosphäre um ihn herum ins Angenehme wandelte. Ohne es zu merken verharrte sein markantes Haupt in einer leichten Schieflage. Der, im Gegensatz zu der Stute sehr spärlich ausgeprägte Schopf des Palomino rutschte ihm vor die Augen. Unter seinem hellen Langhaar hervor späte Servan beinahe kess hervor, die Stute immer im Blick behaltend. Auch der Schopf der Weißen hing vor ihren dunklen Augen, ließ sie blinzeln. Servan schnaubte dunkel. Was nur hatte Cassandra an sich, das sie es schaffte ihn ruhig und besonnen, sowie das Gespräch am Laufen, zu halten.

Der Ausdruck im Gesicht der Schimmelstute wurde hin und wieder von Nachdenklichkeit überzogen. Es zeigte dem Goldenen, das auch sie genauso interessiert an dem war, was Servan von sich gab, wie er an dem was sie sprach. Beiderseitiges Interesse am Gegenüber. Das war gut, mehr als gut. "Ja, ganz sicher. Es gibt soviel Unerklärliches zwischen Himmel und Hölle." Der Goldene nickte, seine eigene Aussage bekräftigend, eher er dunkel abschnaubte. Das zarte Lächeln in dem Gesicht der Weißen entging dem Palomino nicht, genau sowenig wie die Begeisterung, die nun Einzug in ihren Augen hielt. Er erwiderte es mit einem Lächeln, versuchte es ebenfalls so sanft zu gestalten. Vermutlich würde es nicht annähernd so perfekt aussehen, wie das von Cassandra. "Zum Beispiel dieses Treffen hier. Ich hätte nicht damit gerechnet hier auf Jemanden wie dich zu treffen." Klang das nicht etwas zu negativ? Nicht das Cassandra das jetzt falsch verstand. Zwischen den Augen des Hengstes erschien eine nachdenkliche Falte, während er die Stute prüfend anblickte. Nein, sie sollte das jetzt wahrhaft nicht falsch verstehen, aber er wusste auch nicht, wie er die leichte Spannung zwischen sich auflösen konnte. Ihm fielen nicht die richtigen Worte ein.

Bevor Servan weiter in seinen Gedanken versumpfen konnte, erreichte ein süßlicher, unverkennbarer Geruch seine weichen Nüstern. Automatisch blähten sie sich, filterten den Duft genauer aus dem Geruch von Mohn und Herbst heraus. In die dunklen Augen des Palomino trat ein leicht besorgtes Glänzen, während sich sein Körper instinktiv straffte. Cassandras Rosse hatte eingesetzt. Das konnte diese Begegnung von Grund auf ändern. Nicht das Servan so Jemand war, der sofort auf alles ansprang, was weiblich und bereit war, aber auch er war nur ein Hengst mit Trieben, gegen die er manchmal nichts machen konnte. Unbewusst ließ der Goldene den Schweif durch die kühle Luft surren. Das peitschende Geräusch ließ ihn kurz zusammen zucken. Nein, er wollte Cassandra wirklich nicht so nahe kommen. Nicht jetzt. Er wollte sie ja nicht vertreiben oder einen falschen Eindruck hinterlassen. "Verzeih." murmelte der Goldene mit dunkler Stimme, versuchte die aufwallenden Gefühle nieder zu ringen. Es war schon etwas her, das der Hengst seine Triebe ausgelebt hatte, aber Cassandra war keine, die man sich nahm und dann ging. Jedenfalls wollte Servan nicht, das sie solch eine Begegnung wurde. Aber was genau wollte er dann von Cassandra? Was sollte das Alles werden? So genau wusste das der Hengst selbst nicht.

Servan » 06.10.2016, 18:13 » Das Mohnblumenfeld #2

Cassandra



Cassandra schien etwas Besonderes zu sein. Servan konnte sich selbst nicht genau erklären warum, aber diese Ahnung nistete sich immer mehr ein, je länger er sie betrachtete, ihren Worten lauschte. Er bemerkte wie sie an seinen Lippen zu kleben schien. Jedes Wort von dem Hengst saugte sie förmlich auf. Ihr wacher Ausdruck verriet echtes Interesse. Der Palomino versuchte sich an Jemanden zu erinnern, der ebensolche ehrliche Neugier an ihm als Persönlichkeit hatte, doch ihm wollte nicht wirklich Jemand einfallen. Stuten waren für ihn oft nur Lückenfüller gewesen. Der Gewinn des Sieges. Mehr wollten sie auch nie von ihm. Ein paar belanglose Worte und danach wurden die Triebe Beider befriedigt. Die Stuten waren zufrieden gewesen, hatten sie doch Nähe, wenn auch nur kurz, mit einem echten Helden erlebt. Und Servan war zufrieden, weil seine männlichen Triebe ausgelebt werden konnten. Hatte es ihn denn wirklich zufrieden gestellt, diese oberflächlichen Bekanntschaften? Das hier mit Cassandra war etwas anderes. Und es fühlte sich gut an, richtig.

Ihr helles, fröhliches Lachen rief den Hengst in die Gegenwart zurück. Es war ansteckend und Servan erwiderte es. Er schaffte es zwar nicht annähernd solch einen reinen, hellen Tonfall wie Cassandra zustande zu bekommen, hoffte dennoch das man die echte Freude heraus hören konnten. Es klang selbst in seinen Ohren befremdlich. Wann hatte Servan das letzte Mal so ehrlich und offen gelacht? Gab es so etwas überhaupt jemals bisher? "Darf man fragen was das bedeuten soll? Jemand der wirklich spricht?" Der Palomino konnte sich darunter wirklich absolut nichts vorstellen. Gab es Lebewesen, die unwirklich sprachen? Zwischen den dunklen Augen des Hengstes erschien eine kleine, nachdenkliche Falte. Beinahe wäre ihm die überaus elegante, fließende Bewegung entgangen, mit der Cassandra ihren Schopf aus dem hübschen Gesicht warf um ihn besser sehen zu können. Ihre dunklen Augen wirkten unendlich tief. Servan unterbrach seine Gedankengänge, während er sich in ihren Augen fast verlor. Es war ja nun nicht wirklich wichtig was sie damit gemeint hatte, oder?

Als ihre freundliche Stimme erneut erklangt zuckten die feinen Ohren des Hengstes. Interessiert und begierig darauf mehr von diesem Land zu erfahren – und auch von ihr – lauschte er gespannt ihren Worten. Cassandra gab zu noch nicht lange hier zu sein, trotzdem wusste sie die ein oder andere Information, mit der Servan etwas anfangen konnte. Als sie von einer Gemeinschaft sprach, in der Pferde und Wölfe zusammen lebten, konnte der Palomino förmlich ihr Estaunen fühlen. Das sachte Lächeln kehrte auf seine Lippen zurück. Scheinbar wusste sie nicht viel von der Welt, denn solche Gemeinschaften gab es immer mal wieder. Anfangs hatte es den Hengst auch etwas verstört, mittlerweile war es in Ordnung. Wenn es funktionierte, warum dann auch nicht. "Ich habe schon von solch Gemeinschaften gehört, leider aber noch keine selbst aufgesucht. Mich würde interessieren wie so etwas funktioniert und ob es bestimmte Regeln gibt. Im Grunde glaub ich jedoch, das es problemlos klappen kann. Räuber jagen ja im Grunde nur Schwache. An gesunde, starke Tiere gehen sie im Normalfall ja nicht." Servan bemerkte ihr breites Grinsen. Vielen stand solch ein Grinsen nicht, es entstellte auf komische Art und Weise, aber Cassandra stand es überaus gut. Der Palomino überlegte kurz, ob es überhaupt etwas geben könnte, was die Schönheit und Besonderheit der Hellen zerstören würde, aber ihm fiel nichts ein.

Cassandra sprach weiter. Sie wirkte wie in ihrem Element und schien darin förmlich aufzugehen. Servan wartete geduldig, nahm jedes ihrer Worte in sich auf und nickte hin und wieder als Zeichen das er verstand. Bei Natalie wäre er wahrscheinlich längst geplatzt. Wie oft sie ihn in den Wahnsinn getrieben hatte ohne das der Palomino genau sagen könnte warum. Bei Cassandra war das anders. Ihre Stimme war wohlklingend, ihre Gesellschaft angenehm, da gab es keinen Grund für Servan harsch und ungeduldig zu werden. Als die Weiße von Magie sprach, ungläubig die Schultern zuckte, nur um sich kurz darauf für ihren Redefluss zu entschuldigen, war es an Servan mit einem dunklen Schnauben ab zuwinken. "Nein, nein. Ist schon alles passend so." meinte er mit dunkler, rauer Stimme und nickte sacht. Er könnte ihr ja kaum sagen das es ihn unglaublich erfreute, wenn sie so freizügig sprach. Und das sich ihre Stimme wie Balsam auf seiner einsamen Seele anfühlte. "Und wegen der Magie. Ich glaube schon das es sein könnte das sich solche Wesen hier herum treiben. Es gibt so viel zwischen Himmel und Erde, was unerklärlich ist und trotzdem existiert." Zum Beispiel dieses Treffen hier und dieses tiefe Interesse aneinander, welche vermutlich Beide auf ihre Art empfanden. Kurz senkte Servan den Blick gegen Boden. Beinahe hätte er diesen Gedanken laut ausgesprochen.

Servan » 04.10.2016, 17:53 » Das Mohnblumenfeld #2

Cassandra



Servan beobachtete interessiert, ja beinahe schon fasziniert, wie der Ausdruck der Weißen fast sekündlich wechselte. Von freundlich-offen über erstaunt zu leicht beeindruckt und über kurzzeitig betrübt wieder zurück. Das Lächeln wich fast gar nicht aus ihrem hübschen Gesicht, genauso wenig wie das Glänzen in ihren dunklen Augen. Schon allein das - ihr ganzes Auftreten, ihre Art - weckte die kindliche Neugier in dem Palomino. Neugier. Damals als Fohlen war sie ihm verboten worden. Zu gefährlich, hatte man ihm eingetrichtert. Doch Servan hatte sie sich all die Jahre erhalten. Mit den Jahren hatte er begriffen, das die Aussage, das Neugier eine Gefahr war, nicht gänzlich falsch war. Mittlerweile jedoch war der Goldene alt genug das selbst einzuschätzen. Zumindest glaubte er das. Das es nicht immer so war, das er wusste wann er vorsichtig sein musste, war trotzdem eine Tatsache, die er kaum verleugnen konnte. Doch Fehler machte ein Jeder. Sie erst formen eine Persönlichkeit. Vielleicht hatte man das damals verhindern wollen? Das Servan zu eigenständig wurde?

Mit gespitzten Ohren lauschte der Palomino der Weißen. Nickte ihre Worte verstehend und bestätigend ab, aber unterbrach sie nicht. Das wäre unhöflich. Außerdem war ihre Stimme so angenehm hell und klar, das er ihr wahrhaftig gerne zuhörte, die Worte förmlich aufsaugte. Und mit jedem Satz lernte er mehr von Cassandra kennen. Stück für Stück würde sich am Ende alles zusammen fügen. Ganz von allein ohne das er groß nach bohren musste. Servan konnte nicht verleugnen, das sie ihn gefesselt hatte. Auf ihre einfache Art und Weise. Vielleicht war es die leichte Ähnlichkeit in ihren Grundzügen, die der Goldene meinte zu sehen, die ihn so anzog? Dieses Weltoffene. Diese Neugier. Er meinte all das auch bei der Stute erkennen zu können. Nicht so gut verdeckt, wie es bei ihm der Fall war. Und in genauerer Betrachtung wären sie wahrscheinlich doch sehr unterschiedlich. Aber das machte ja nichts. Wie langweilig wäre es, wenn alle gleich wären. Die gleichen Empfindungen. Die gleichen Erfahrungen. Alles ein grauer, einheitlicher Trott. Nichts Spannendes. Nichts wofür es sich im Endeffekt lohnen würde zu leben.

Als Cassandra die Frage nach den Gründen des Hierseins zurück stellte, holte sie den Goldenen damit aus seinen Gedanken. Kurz ließ Servan die Ohren spielen, den Blick fest auf ihr Antlitz gelegt. Wie viel könnte er preis geben ohne zu viel zu verraten? "Ich denke da haben wir ganz ähnliche Gründe." erwiderte der Hengst schließlich und spiegelte ihr seichtes Lächeln wieder. Im Grunde stimmte das. Er war fort gezogen, weil er es nicht mehr aussieht. "In meiner Heimat hielt mich nichts mehr. Da waren keine Reize mehr und die Welt in ihrem Ganzen zog mich dann hinaus." Servan nickte bekräftigend. So klang das ganz gut. Und es war nicht gelogen. Nicht wirklich zumindest. Kurz huschte der Name seiner Versprochenen Natalie durch seinen Kopf, doch er versuchte es zu ignorierte. Sicher ging es ihr gut. Immerhin war seine Heimat nicht wirklich ein schlechter Aufenthaltsort. Nur für ihn hatte es nicht mehr gepasst. Sie würde sicher wunderbar dort zurecht kommen. Immerhin hatte Natalie nie etwas anderes als das kennen gelernt. Er schon. Und danach gab es einfach kein zurück mehr. Es ging nicht.

"Das ist also das Stillreich hier. Wie lange bist du schon hier? Weißt du etwas über dieses Reich? Gibt es hier Herden?" Fragen über Fragen. Vielleicht konnte sie ihm ja etwas erzählen. Ob es sich wirklich lohnen würde hier zu bleiben zum Beispiel. Das der Palomino die Weiße mit den vielen Fragen vielleicht überfordern könnte, kam ihm erst einige Sekunden später in den Sinn. „Verzeih, ich sollte mich etwas bremsen.“ Mit einem kurzen, leichten, dunklen, entschuldigenden Lachen versuchte Servan seine Neugier zu vertuschen. Nicht das er sie mit dieser ganzen Fragerei noch vertrieb. Ihre Gesellschaft war bisher das Angenehmste der letzten Wochen. Sie war auch so ziemlich die einzige Gesellschaft, wenn der Hengst genauer nachdachte. Es wäre schade wenn sie jetzt gehen würde. Zwar konnte er nicht für die Stute sprechen, aber er vermutete zumindest, das es ihr ähnlich erging was dieses Treffen hier inmitten der roten Blumen betraf. Oder sollte er sich irren? Unbewusst legte der Hengst den Kopf leicht schief, beobachtete jegliche Regung und nahm sie tief in sich auf. Die freundlichen Grübchen in ihrem Antlitz, welche ihre Schönheit noch unterstrichen. Das seidige, fast nicht enden wollende Langhaar. Es passte alles. Und brannte sich in seinen Erinnerungen fest.  

Servan » 02.10.2016, 12:23 » Das Mohnblumenfeld #2

Cassandra



Servan bemerkte, wie die Unbekannte kurz erschrocken zusammen gezuckt war, als er sie so unverblümt angesprochenen hatte. Ein kurzes, entschuldigendes Schnauben fand den Weg an die Oberfläche. Die feinen Ohren des Palomino waren gespitzt, direkt auf die Schimmelstute gerichtet. Auf deren Lippen fand sich ein weiches, sanftes Lächeln ein, welches ihr außerordentlich gut stand. Der ehemalige Soldat konnte weder in ihrem Auftreten, noch in ihren dunklen Augen auch nur einen Hauch Misstrauen erkennen. Sie schien ein offenes, freundliches Wesen zu haben. Der Schein konnte zwar trügen, aber vorerst gab es für den Hengst keinen Grund abweisend oder distanziert zu sein. Zumal ihre Stimme, hell und klar, einladend und mit einer guten Portion Respekt und Freundlichkeit gefüllt erklang. Der laue Wind zupfte an ihrem gewellten Langhaar. "Oh, da gibt es nichts zu entschuldigen." erwiderte Servan, die Stimme wie gewohnt rau und dunkel. Auf seine Lippen schlich sich kurz ebenfalls ein seichtes Lächeln. "Ich sollte mich entschuldigen für mein plumpes Auftauchen." Servan senkte einen Augenblick entschuldigend das Haupt, bevor seine Augen sich wieder in ihrem Blick fixierten.

Einigen Sekunden später hellte sich die Miene der Unbekannten noch weiter. Aus dem sanften Lächeln wurde ein begeistertes Strahlen. Scheinbar hatte der Palomino genau das richtige Thema getroffen. Er erwiderte ihr Strahlen erneut mit einem sanften Lächeln. Ohja! Es ist so traumhaft schön hier! Das folgende Lachen war glockenhell und vollkommen klar von jeglichen negativen Einflüssen. Ihre Begeisterung war förmlich ansteckend. Servan nahm sich einen Moment, ließ den Blick über das Feld wandern. Blüte an Blüte, in voller roter Farbenpracht, schien das Meer aus Blumen kaum ein Ende zu finden. Bald würde der Winter sie verblühen lassen, aber nur damit sie im nächsten Frühjahr noch prächtiger erblühen könnten. "Es ist schade, wenn man daran denkt das sie bald alle verblüht sein werden und alles kahl wird. Hoffen wir, das der Winter nicht zu lange dauert und sie bald darauf neu erstrahlen." Servan unterstrich seine Aussage mit einem kurzen, kräftigen Nicken. Vielleicht würde er diesen Ort öfter aufsuchen, im nächsten Jahr, um sich zu entspannen. Für sich zu sein, allein. Dann, wenn ihn alles mal wieder überforderte. Im Moment jedoch war der Hengst ganz froh um die Gesellschaft der Stute.

"Ich bin erfreut, Cassandra. Mich nennt man Servan." Der Goldene tat es der Weißen gleich und neigte ebenfalls kurz sein Haupt. Ein Zeichen von freundlichem Respekt. Cassandra. Ein hübscher Name, der ihm passend für die Stute erschien. Einprägend, wie auch ihr Aussehen. Selten hatte er solch eine Pracht an Langhaar sehen dürfen, welches in leichten Wellen ihrem Körper schmeichelte. Cassandra wirkte älter als der Hengst selbst, trotzdem nicht wirklich wie einfach alt. Es ging eher in Richtung Reife, trotzdem mit einem Hauch Jugendlichkeit. Als wenn sie alles erst jetzt entdeckte und die Welt sie faszinierte. "Darf man fragen, was dich hier her getrieben hat?" Die Stimme des Goldenen war von einem Hauch Neugier gefüllt. Automatisch war Servan zum du übergegangen, ohne es wirklich bemerkt zu haben. Nun, immerhin hatten sich die Beiden mit Namen vorgestellt und ihre Gesellschaft fand der Palomino durchaus angenehm. Da war zu viel Distanz seiner Meinung nach einfach hinderlich.

Servan » 30.09.2016, 17:51 » Das Mohnblumenfeld #2

Cassandra



Es war still und friedlich in diesem Tal, das der Palomino erst vor kurzem betreten hatte. Der Weg über das Gebirge war beschwerlich gewesen, doch das es sich bereits gelohnt hatte, da war sich der muskulöse Hengst sicher. Niemand hier, der ihm vorschrieb wie er zu leben hatte. Niemand hier, der ihn einengte und seinen Weg mit Pflichten pflasterte. Früher, früher hatte er sich all das gefallen lassen. Hatte sich all den Regeln und Anweisungen unterworfen, einfach weil er es nicht anders kennen gelernt hatte. Doch dann kam die Rekrutierung und alles hatte sich verändert. Servan lernte für sich selbst zu entscheiden, zu leben. Zumindest in der Freizeit. Davon gab es nicht viel, aber es gab sie. Und er durfte endlich nach seinem eigenen Kopf gehen. Und nach der Rückkehr konnte der Goldene sich einfach nicht mehr seinen Eltern unterwerfen. Sie waren ihm nicht mehr vorgesetzt. Befehle entgegen nehmen kam für ihn nur noch im Kriegsfall in Frage. Alles drum herum war nun Seins. Er konnte sich absolut nicht mehr einfügen, nicht mehr mit dem was er als Kind hatte identifizieren. Da blieb ihm nur der Gang in die Ungewissheit der weiten Welt.

Der laue Wind drehte plötzlich, trieb einen unbekannten Geruch und das Geräusch von tänzelnden Schritten heran. Es holte den Goldenen aus seinen Gedanken. Mit einem überraschten Schnauben ließ Servan den Blick wandern. Wann zum Teufel war er mitten in dieses Mohnblumenfeld gelaufen? Überall um ihn herum standen die roten Blüten in voller Pracht. Ein wunderbarer Anblick, eigentlich. Viel mehr fesselte Servan dann doch ein anderer Anblick. Nicht weit vor ihm stand eine Fremde ebenfalls mitten in diesem Meer aus Blumen. Gut, sie stand nicht wirklich, sie tanzte umher. Leichtfüßig. Elegant. Ihre Augen waren geschlossen und sie schien diesen milden, sonnigen Herbsttag zu genießen. Der Palomino hörte, wie die Stute tief die Luft einzog, den süßlichen Geruch förmlich in sich einsaugte. Der Wind stand ungünstig. Vermutlich hatte sie den Hengst noch gar nicht bemerkt, so gefesselt wie sie wirkte. "Guten Abend die Dame." sprach Servan schließlich mit dunkler, rauer Stimme und durchbrach damit die friedliche Stille. Respekt und Höflichkeit hatte er sich erhalten. Zumindest wenn es um Fremde außerhalb vom Krieg ging. Abwartend spielten die Ohren des Palomino. Was sie wohl für einen Charakter hatte? Das Bild was sie bot war auf jeden Fall sehr ansehnlich. Nicht das er gerade auf solche Treffen aus war, dazu war es gerade nicht passig, aber das sie hübsch war, das war wirklich nicht zu verleugnen. Ihr weißes Fell schimmerte leicht im Sonnenlicht und das dichte Langhaar schmiegte sich leicht an ihren Körper. Der Schopf fiel ihr lang über die Augen. Es passte einfach alles zusammen. "Ein schöner Tag und ein noch schönerer Ort, nicht wahr?"

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