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Lijuan » 29.12.2012, 19:30 » Nebelfelder#1

Lucia



Das puppenhafte Grinsen manifestierte sich auf den Lippen des Erzengels, der nun ein kaltes Glühen angenommen hatte; dessen Gestalt in kaltweißen Flammen zu stehen schien. Durch die anbrechende Dunkelheit umgeben sah sie noch machtvoller aus, als ohnehin schon. Die pure Macht schien in Lijuan ihre Verkörperung gefunden zu haben, sie strahlte eine unglaubliche Kälte und Kraft aus, die die eines Sterblichen - ja sogar die eines normalen Engels - deutlich überstieg. Erzengelin. Das wurde nicht jede. Und selbst unter jenen war sie schon weit entrückt, eine Alte. Nicht mehr von dieser Welt. Alt und doch noch so unglaublich jung und schön, so mädchenhaft. Lucia schien sich gern in's Schlamassel zu reiten, ihre Fragen kamen unverschämt und unverblümt. Lijuan entsandte eine leise Woge der Energie, die Lucia mit Sicherheit spüren würde. "Mädchen, Mädchen..." Glockenhell schepperte ihre Stimme. In China, ihrem Heimatland, hätte wohl kein einziger zu fragen gewagt, wer Lijuan war. Der als Göttin verehrten Stute wäre dort vollkommene Unterwerfung begegnet. Scheinbar aber wusste die dümmliche Rote nicht einmal um die Existenz der Erzengel. "Neha? Raphael? Caliane? All jene sagen dir nichts, nehme ich an. Hüte dich, Mädchen. Sonst wirst du gleich bitteres Blut weinen. Allein ein Gedanke meinerseits dürfte genügen, dich zu töten. Soll ich?" Auffordernd blitzte sie ihr direkt in die Augen, kaum zögernd. Während sie sprach schimmerte ihr Körper heller und heller, während die Augen schwarz wie Kohle wurden, nur um dann wieder in einen gräulichen Strudel überzugehen.
Lijuan » 26.12.2012, 20:40 » Nebelfelder#1

Lucia



Verwundert blickten die milchigen Augen auf was Mädchen, das sich herausnahm so vorlaut mit ihr - der Ältesten der Wachenden - zu reden. Lijuan war es gewohnt, als Göttin verehrt zu werden. Umso erstaunter war sie, wenn ein sterbliches Wesen die Worte an sie richtete, als sei sie nichts als eine dusslige Oma. Doch als Lijuan die ersten Schrecken hinter sich gebracht hatte, lachte sie glockenhell auf. Ein verstörendes Lachen, dass das verstörende Antlitz umso mehr zu unterstreichen wusste. Ihr Lachen wurde umso lauter, als die Junge eine solch amüsante Frage zu stellen wagte. Lijuan wandte den Kopf und kam der Roten ganz nahe, sah ihr direkt in die Augen. Ihr eiskalter Atem umschmeichelte die Nüstern der Lebendigen. "Warum denn nicht, Püppchen?" Das schleierhafte Grau ihrer Augen schien in Wallungen zu geraten, als tobe ein Sturm darin. Ihre gesamte Gestalt begann zu flimmern, zu leichten. Ein eisiger Hauch von Licht umgab die zierliche Gestalt der Erzengelin. "Es freut mich, Lucia. Es freut mich, deine Bekanntschaft zu machen." Ein eiskalter Hauch umgab Lijuan, als sie nun einen Schritt zurück trat. Die Kälte und Stille in ihr schien die Oberhand zu gewinnen; die Welt war ihr fremder denn je. Doch dieses rote, kleine Mädchen - es war echt. In ihr pulsierte das Blut, dass die Untoten nährte. Armes kleines Mädchen, dachte sie bei sich. Denn die Schönheit der Roten würde bald schon vergehen. Für Lijuan bloß ein Atemzug. Lijuan hingegen, mehrere tausend Jahre alt, war schön wie eh und je, einer Kirschblüte gleich. Und diese Augen; diese wundervoll grässlichen Augen, deren grauer Schleier nun einem Tornado glich, der wild wirbelnd das Innere der Unsterblichen zum Ausdruck brachte; wenngleich sie doch ganz ruhig blieb. Zu ruhig. "Mein name ist Lijuan. Ein Wunder, dass ich dir nicht bekannt bin." Ihr Lächeln wurde eisig und bitterkalt, die Luft um sie herum schien zu gefrieren. Es kam einer Beleidigung gleich, dass dieses ungehobelte Mädchen wohl nicht wusste, wer die Erzengelin war.
Lijuan » 23.12.2012, 16:16 » Nebelfelder#1

Lucia



Sie ließ sich nicht anmerken, dass sie die Fremde lange zuvor schon bemerkt hatte. Lijuan brauchte ihre Ohren nicht, ihre Augen nicht, ihre Nüstern nicht um Artgenossen schon von weitem zu erkennen. Ihre Sinne waren über die Jahrhunderte hinweg zu scharf geworden, dass sie all die anderen Erzengel, deren Älteste sie nun war, übertraf. An Gefährlichkeit, Macht und Wahnsinn. Lijuan war es, die sich einen besonderen Spielgefährten auserkoren hatte: den Tod. Damit überstieg sie Grenzen, die selbst Erzengel strikt einzuhalten versuchten. Lijuan hingegen hatte sich über all die Regeln hinweg gesetzt, war wohl schlicht zu alt um sich mit Machtspielchen und anderen Intrigen zu beschäftigen. Wie langweilig einem doch wurde, wenn man die Jahre nur so dahinfliegen sah!

Lijuan lächelte ein eiskaltes Lächeln. Ihre Mähne spielte sanft im Wind. Wäre dies kein so stürmischer Tag gewesen, hätte man wohl nun schon ihre Macht erkannt - Lijuans Mähne bewegte sich immer, als spiele der Wind mit ihr. Dabei galt dieses Schauspiel gar bei absoluter Windstille. Langsam wandte Lijuan sich um und betrachtete dieses kleine, fuchsfarbene Würmchen belustigt. Dass sie nicht davon lief? Spürte sie denn nicht, dass eine Unsterbliche - DIE Unsterbliche - vor ihr stand? Lijuan war es nicht gewohnt, als erste den Mund zu öffnen. Die Grußformeln mussten vom Rangniedrigeren dargebracht werden; sie war die Höchste aller Lande. Argwöhnisch nun betrachtete sie das Mädchen, das wohl keine drei Jahre alt war. Wie vergänglich sie doch waren, diese kleinen, süßen Sterblichen. Sie verblichen, sie starben. Schneller noch, als Lijuan überhaupt für einen Atemzug benötigte. Denn selbst dem Atmen und Essen entsagte sie allmählich; sie hatte es schlichtweg nicht mehr nötig. Ihre Macht war so immens, dass ein stetig eisiger Hauch ihrer Macht sie umgab. In diesen kalten Gefilden würde das aber wohl niemandem auffallen.
Lijuan » 23.12.2012, 15:43 » Nebelfelder#1

Lucia



Tausende, abertausende Jahre. Dynastien hatte sie aufleben und erkalten sehen. Könige wurden getötet, Königinnen gaben ihre Unschuld auf. Weltreiche wurden dem Erboden gleichgemacht - sie jedoch überlebte. Denn sie war eine von ihnen, den Unsterblichen. Eine, deren Macht ins Unermessliche wuchs und so entglitt sie dieser Welt mehr und mehr. Nicht von dieser Welt...

Sie durchschritt den Nebel in anmutigen, tänzelnden Bewegungen. Den Unwissenden gegenüber gab sie ihr Alter gern so an, dass man glaubte sie sei neunzehn. Doch selbst das konnte man nicht glauben. Nicht, dass man ihr die Tausende ansah; im Gegenteil: Lijuan hatte einen schlanken, jugendlichen Körper der an ein Mädchen erinnerte. Ihr Fell war hell wie das einer Taube, vermengt mit kleinen grauen und dunkleren Stellen. Allein ihre Augen zeugten von den Jahrhunderten, die sie hatte ins Land gehen sehen: milchig weiß, nicht aber blind wie man hätte vermuten können. Ihre filigranen Öhrchen zuckten im eiskalten Wind des Vorweihnachtsabends. Welch lachhafter Brauch. Weihnachten. Lijuan hatte lang genug gelebt um zu wissen, dass es nie hatte einen Heiland gegeben. Da war immer nur sie gewesen. Weswegen man sie in ihrer Heimat auch als Göttin verehrte. Lijuan; dem Tod näher als dem Leben. Spaziergang auf Messers Schneide. Sie lachte leise, bitter auf. Ein Klang, der ebenso wenig von dieser Welt zu kommen schien.

Sie war nun hier; Raphael zu besuchen. Er würde sich freuen, sie zu sehen. Würde sich wundern über das, was aus ihr geworden war. Dem Wahnsinn halb verfallen und doch noch immer klaren Gedankens. Ein Spiel mit dem Feuer. Sie kicherte, leise. Eine Königin, eine Göttin, ein Erzengel.
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