Unbenanntes Dokument

Alle Posts von

Alle - Nur Rollenspiel

Kein Avatar hinterlegt.


Lijuan » 26.12.2016, 10:23 » Herdenplatz GS #1

Feuerhuf



Sie war sich ihrer Wirkung auf andere durchaus bewusst. Lijuan war eine Jahrtausende alte Erzengelin. Auch wenn ihr Leib selbst dem eines normalen Pferdes glich, umgab sie eine Aura so schierer Macht, dass schwachen Kreaturen der Atem verschlagen bleiben konnte. Sie lächelte sanft, als sie die Nervosität ihres Gegenübers bemerkte. Die leise Brise, die Lijuan stets umgab, hob und spielte mit ihrer Mähne. Die taubengrauen, verschleierten Augen musterten adlerscharf ihr Gegenüber. Sie hatte auch nach all den Jahren nichts an ihrer jungfräulichen Schönheit verloren: Lijuan wirkte auf den ersten Blick wie ein junges Mädchen, dass keiner Fliege etwas zu leide tun konnte.  Wie doch der Schein trog!

"Feuerhuf." wiederholte sie seinen Namen und kicherte; mädchenhaft und wunderschön. Sie selbst war wunderschön und doch so erschreckend. Wer wenn ich schrie, hörte mich aus der Engel Ordnungen? Und selbst wenn, ich verginge vor ihrem stärkeren Sein. Lijuan war wohl eines der mächtigsten Wesen dieser Welt. Dieser Existenz. Doch sie machte sich aus dieser Macht schon lange nichts mehr. Sie spielte damit. Sie spielte mit Leben. Doch nach Macht gierte es ihr nicht. Nicht mehr. Sie hatte alles erlangt, was man auf dieser Welt hätte erlangen können. Und doch war sie nie das gewesen, was die Sterblichen, Schwachen doch so oft verspürten: glücklich. Nun gab sie sich ganz und gar ihren Gelüsten, ihren Launen und ihrem Schicksal hin. Aus der Politik der Großen hatte sie sich zurückgezogen und nun wandelte sie hier zwischen Sterblichen, als gehöre sie noch auf diese Welt. Doch Lijuan war schon lange kein Teil dieser Sphären mehr. Wollte es vielleicht auch gar nicht mehr sein. So recht konnte sie sich nicht entscheiden. Sie vermisste manchen Tages das irdische Leben, doch dann erblickte sie wieder all das Leid und die Ärgernisse und entschied sich, dem allen abzusagen.

Nun aber stand sie, körperlich und voll und ganz lebendig, vor Feuerhuf und dieser wartete auf eine Antwort, auch wenn sein Körper am liebsten Kilometer um Kilometer zwischen sie gebracht hätte. Fast beiläufig raschelte Lijuan kurz mit ihren Flügeln, der Ansatz derselben juckte ein wenig und sie bewegte sanft ihre Schwingen, um dem Juckreiz zu entgehen. Dann aber wandte sie sich an den noch Fremden und lächelte erneut. "Mein Name ist Lijuan." Ihre Stimme glockenhell. Sie hätte weiter sprechen können: Ich bin Erzengel von China. Beinahe ältestes Wesen der Welt. Und auch mächtigstes. Doch sie beließ es dabei. Der arme Junge war bereits jetzt  beinahe ohnmächtig vor Angst, dabei hatte Lijuan keinerlei Interesse daran ihm zu schaden. Vielmehr war sie durchaus an einem Gespräch interessiert. Auch Erzengel sehnten sich nach Gesellschaft. 

Lijuan » 03.12.2016, 09:57 » Herdenplatz GS #1

Feuerhuf



Sie hatte das Stillreich durchquert, um zurück zum Herdenplatz der Gaistjan Skairae zu gelangen. Die Herde, der sie nunmehr angehörte, lag wie ein angreifbarer kleiner Haufen auf dem Herdenplatz verstreut. Hier eine verirrte Seele, da ein Geisteskranker - Faithless Heer war nichts anderes, als ein lächerlicher Haufen Verrückter. Und sie mittendrin. Die Herde mochte wenig bedrohlich erscheinen, doch mit Faithless und Lijuan in den Reihen, besaßen die Geister soviel Macht, dass eine Ballung solcher Kräfte eigentlich gegen das Gleichgewicht der Natur verstoßen mochte. Faithless war ein reinblütiger Geist, ein nie gelebtes Wesen. Und sie? Lijuan war nicht mehr von dieser Welt. Und man mochte es ihr bereits ansehen: Ihr reines, taubengraues Fell war von einer Unnahbarkeit, dass sie andere zum Erzittern verleiten konnte. Ihre Augen wurden von einem milchigen Schleier verhüllt. Für unwissende ein Anzeichen werdender Blindheit. Lijuan hingegen besaß Augen wie ein Adler und sah bei weitem mehr, als es sterblichen Wesen vorbehalten war. Aktivierte die Stute ihren Schutzzauber nicht, so waren auf ihrem Rücken geschmeidige Engelsflügel zu sehen. Und Lijuan war bei weitem zu arrogant, ihr wahres Wesen so zu verhüllen, wie die anderen Engel es zuweilen taten. Warum eigentlich? Wollten sie die Sterblichen nicht schrecken? Solcherlei Kindereien waren der Erzengelin egal. Sie war schon nicht mehr Teil dieser Welt. Lijuan war eine ganz eigene Sphäre, dem Leben weit entrückt.

Eine Stimme riss sie aus ihren Gedanken und die Engelin spitzte die Ohren. Sie sah wunderschön aus. Ihre exotische Anmut glitzerte wie ein Edelstein in der tristen Welt. Kein Wunder, dass so viele ihr Herz an das Wesen verloren hatten, obgleich jede einzelne Faser an ihr gefährlich war. Jedes Haar die Macht besaß, zu töten. Wieder so ein verdammter Vogel. Sie hatte durch Zufall die Gedanken eines anderen Pferdes aufgeschnappt. Eine Gabe, die nur sehr selten funktionierte und auch nur dann, wenn der andere aufgrund einer Unachtsamkeit unkonzentriert war. Ein mädchenhaftes Kichern floh aus ihrem Mund, als sie sich durch das Unterholz bewegte. Allein ihrer Gedankenkraft war es zu verdanken, das keiner der Äste sie berührte. Wie von magischer Hand bogen sich die Sträucher so, dass sie Lijuan nicht berührten und wurden dann zurück an ihren Platz versetzt. 

"Nun." bemerkte sie, als sie sich einem etwas größeren, allerdings ebenso eleganten Pferd gegenüber sah. Sie raschelte mit ihren Flügeln und spreizte sie kurz, um sie in voller Pracht zur Schau zu stellen. "Ein Vogel bin ich nicht, auch wenn mir offensichtlich Flügel zu wachsen scheinen." Ihre reine, wunderschöne Stimme klang durch die eiskalte Luft des Winters. Mit neugierigen Augen musterte sie den Hengst, der eine ähnliche Statur wie sie selbst aufwies. Sein Fell war makellos. Ein Exemplar ganz nach Lijuans nach Ästhetik strebendem Sinn. Sie lächelte und wartete ab. Der erste Schock mochte bereits sitzen, hatte sie doch seine Gedanken belauscht.

Lijuan » 09.11.2015, 08:50 » Wie sprecht ihr den Namen aus?
Nah-Sir
Lijuan » 31.08.2015, 07:46 » Wie sprecht ihr den Namen aus?
näfänjel.

Lijuan » 24.08.2015, 07:47 » Der Leuchtturm #1

Xi


Sie musterte jenen, der ihr am nächsten stand, eindringlich. Xi's Mienenspiel verriet so vieles über ihn. Lijuan hatte es nicht nötig, sich seiner Gedanken zu bemächtigen. Die treue Seele sprach allein in den feinen Zügen seines aristokratischen Gesichts Bände. Er sorgte sich, das spürte sie. Ob er sich ihretwegen sorgte? Ein Lächeln formte ihre Lippen zur fein geschwungenen Linie. Kein Wesen dieser Welt besaß annähernd Macht, Lijuan zu töten. Der gesamte Kader der Erzengel wäre vonnöten, um sie von dieser Welt zu tilgen. Doch selbst dann, ja selbst dann, würde sie als Geistwesen verbleiben und sich in einem anderen Körper rematerialisieren können. Allein Faithless war zu fürchten, das gestand sie sich ein. Doch sie waren Verbündete, aus purem Eigennutz und Interesse, Neugierde. Lijuans Neugierde mochte gar so weit reichen, dass sie bereits darüber nachgedacht hatte, sich von Faithless töten zu lassen. Allein um zu sehen, ob sie auch dieser Urgewalt trotzen konnte. Das Spiel mit dem Tod war der Erzengelin von China durchaus vertraut, ob auch des Todes Bruder mit sich verhandeln und spielen ließ? Nun, da er einen ihrer Lieblinge getötet hatte, musste Faithless schon reichlich Charme aufbringen, die Wogen zu glätten. Lijuan hatte ihm uneingeschränkte Kooperation versprochen. Vom Tode Raphaels war damals jedoch noch nicht die Rede. Bei einer persönlichen Unterredung würde sie die genauen Umstände des Vergehens ihres "Freundes" erfahren wollen. Doch nicht jetzt. Nicht hier. Nicht, wenn die vertraute Nähe Xi's ihr ein so angenehmes Gefühl von Heimat versprach.

"Ich kenne den Geist kaum, doch sein Wahnsinn reicht nicht soweit, die gesamte Engelschaft auslöschen zu wollen. Dieser Kampf erfordert ein gewisses Maß an sanfter Diplomatie, mein lieber Xi. Raphael hat Faithless stets offen provoziert. Ob nicht auch ich zum Schlag ausgeholt hätte, in seiner Lage? Wir werden sehen, ob Illium geschickter vorgehen wird im Umgang mit den anderen Herden. Raphael war nicht darauf bedacht, Bande zu knüpfen. Aber wir wissen beide, dass in einer Welt mit solch mächtigen Wesen, keiner die Oberhand gewinnen kann. Ich habe genug Dynastien kommen und gehen sehen, die Diplomatie war stets der Schlüssel zur Ewigkeit." Sie murmelte, leise und mädchenhaft. Doch ihre Worte waren verständlich, allein weil ihr Gefährte die Stute in- und auswendig kannte. Auch im Kader der Erzengel konnte die Kooperation allein deshalb reibungslos funktionieren und ein Blutbad umgehen, da man miteinander zu leben gelernt hatte und den Wünschen des anderen schrittweise entgegen kam. Lijuan lag nichts daran, auch Illium in den Tod zu treiben und Faithless dabei zu unterstützen. Sie würde dem Herrscher der Geister und Toten die Kooperation mit ihrer Rasse schmackhaft machen müssen, die Vorteile aufzuzeigen versuchen. Vielleicht konnte man ja - in einem Faithless' seliger Experimente - den Versuch eines Mischwesens wagen? Welche Macht besaß wohl ein untoter Engel? Ein untoter Erzengel? Lijuan schmeckte Blut auf den Lippen, fuhr sie mit der Zunge nach. Ihre Augen begannen vor Erregung zu glimmen.
Lijuan » 08.03.2015, 21:59 » Der Leuchtturm #1

Xi


Lijuan hatte jene Ränkespiele des Kaders und der Höchsten ihrer eigenen Spezies zum Erbrechen satt. In ihrem viele Jahrtausende währenden Leben hatte sie all das, was sich abspielte, bereits gesehen. Überraschungen waren ihr nicht mehr vergönnt. Sie war auf der Suche nach neuen Herausforderungen, kurzweiligen Episoden. In der Hoffnung ihre eigenen Kräfte, die das Spiel mit dem Tod betrafen, voran zu treiben, hatte sie sich auf eben jenen eingelassen, der den ihr liebsten Erzengel tötete. Sie wusste nun nicht, ob sie ihn hassen oder bewundern sollte: Faithless. Der Geist hatte das vollbracht, wozu nur ein Bruchteil ihrer eigenen Artgenossen im Stande gewesen wäre. Und ihres Wissens nach ging es Faithless sehr gut, er hatte also kaum Blessuren davon getragen. Auch das sprach für die unermessliche Macht des Geistes. Doch mit dem neuen Erzengel, der in den Kader eingetreten war und nun über das Stillreich verfügte, würde der Fahle es schwer haben. Illium war ein vielversprechender Knabe. Er lernte, ebenso wie Raphael, sehr schnell. Raphael mochte der Sohn zweier Erzengel gewesen sein, Illium hingegen trug ein Feuer in sich, das ihn auf den ersten Blick unbesiegbar und auf den zweiten zumindest zu einer harten Nuss werden ließ. Und aus der Erfahrung gelernt, würde sich Illium kaum so rasch von dem Geist niederringen lassen. Allein mit Lijuans Hilfe würde Faithless ihm die Stirn bieten können, doch diese würde sich weigern den wunderschönen blaugeflügelten Knaben zu töten. Daran lag ihr nichts, zumal sie auch ihn mochte. Er war in ihren Augen der schönste der Spezies Engel. Sie genoss es ihn fliegen zu sehen. Sie würde nicht zu seinem Untergang beitragen, soviel war gewiss.
“Es handelt sich um einen Geist. Er selbst behauptet, er sei der Bruder des Todes. Ich habe mich in seinen Dienst begeben.“ Damit war eine Bombe geplatzt, mit der Xi nun wohl ordentlich beschäftigt sein würde Seine Herrin hatte sich in den Dienst eines anderen Wesens begeben. Tatsächlich gehörte Lijuan für die Dauer ihres Aufenthaltes im Stillreich den Gaistjan Skairae an. Nur so hatte sie den besten Zugang zu Faithless’ Macht. Nur so konnte sie lernen, was er selbst wusste. “Illium hat den Platz Raphaels eingenommen. Durch die Wut und Verzweiflung, die er verspürt haben muss, hat sich der Prozess der Verwandlung zum Erzengel stark beschleunigt. Er ist sehr stark. Und er steht gerademal am Anfang seines Seins.“ Es gab verschiedenste Engel in ihren Reihen. Jene, denen nur ein gewisses Maß an Macht zugedacht war und nicht mehr hinzu lernten, sofern jenes Potential ausgeschöpft war. Jene, die sehr langsam lernten und nie zum Erzengel wurden. Und jene, die eines Tages an der Schwelle zu einer ganz anderen Existenz standen, denn Erzengel und Engel hatten bis auf die Flügel wenig gemein. Engel waren durchaus noch sterblich und ihre Emotionen glichen jenen der Sterblichen, auch wenn sie für das Ausleben ihrer Gefühle mehr Zeit zur Verfügung stehen hatten. Erzengel hingegen verließen oft die Sphären des normalen Lebens. Sie lernten ihrem Charakter nach spezifische Mächte zu gebrauchen, so wie Raphael das Heilen erlernte und sie selbst das Beschwören des Todes. Was musste sie einst für ein Mädchen gewesen sein, wenn ihr Charakter sich im Wiederbeleben von Toten manifestierte?
Traurig sah sie für einen Moment über das Meer, das in wilden Wellen tobte. Manchmal fragte sie sich, warum sie nicht einfach in den Schlaf verfiel, der besonders alten Engeln zu wählen freistand. Aber Lijuan war nach wie vor hungrig nach mehr. Einst hatte sie einen Sterblichen geliebt und ihn getötet, um sich ihrer Schwäche zu entledigen. Manchmal glaubte sie, dies sei ein Fehler gewesen. Denn mit der Liebe hatte Lijuan auch jegliche Freude aus ihrem Leben gebannt. Allein wenn sie Xi ansah, empfand sie manchmal noch jenes sanfte Kribbeln im Bauch das man spürte, wenn Adrenalin und Endorphine den Blutkreislauf eroberten.
Lijuan » 04.03.2015, 21:50 » kuntergraudunkelbunt
<-- Beispiel für ne Verengelung smilie
Lijuan » 04.03.2015, 21:45 » März 2015
her godess herself.
Lijuan » 03.03.2015, 07:45 » Traumpartner #4
Wäre interessant.
Lijuan » 25.02.2015, 16:32 » Traumpartner #4
Neee.
Lijuan » 24.02.2015, 18:02 » Traumpartner #4
Eher nicht ^^
Lijuan » 23.02.2015, 22:07 » Hot or Not #4
hot.
Lijuan » 18.02.2015, 21:03 » Der Leuchtturm #1

Xi


Einst hatte auch sie geliebt, wie Raphael ein sterbliches Wesen. Doch der Weg, den sie seither beschritten, unterschied sich gewaltig voneinander. Raphael hatte seiner Sterblichen, Liesel, jene Macht eingeräumt, die Lijuan verwehrt hatte. Während Liesel, die schwache Liesel, an seiner Seite hat verweilen dürfen, hatte Lijuan getötet. Und nun? Das Resultat sprach für sich. Ein Erzengel war tot, einer nicht. Lijuan war so alt, dass man die Jahre kaum noch zu nennen wagte. Allein Caliane übertrumpfte die Jahrtausende, die Lijuan hatte auf- und untergehen sehen. Längst hatte sie die Freude an all dem Lebendigen verloren. Man konnte eine Erzengelin, die jede Nuance des Lebens ausgekostet hatte, nicht mehr begeistern. Sie war daran, neue Sphären für sich zu entdecken, um der langwierigen Ewigkeit neue Kurzweil abzuringen. Für manch Sterblichen mochte es eine Gnade sein, auf ewig leben zu dürfen. Stets stärker und machtvoller zu werden. Doch Lijuan, eine Stute die alles Erdenkliche erreicht hatte, wusste, dass ebenjene Macht auch ein Fluch sein konnte, der das Leben zur Last werden ließ. Vielleicht umgab sie sich gerade deshalb so gern mit dem Tod, war er doch das einzig ihr unbekannte Element geblieben. Bis jetzt. Denn sie hatte bereits erste Kontakte zu Faithless geknüpft, sich gar seiner Führung unterworfen. Ein Schauspiel, dass ihr ein mädchenhaftes Kichern entlockte. Sie, eine Erzengelin die von ihren Untertanen als Göttin verehrt wurde, unterwarf sich nicht. Faithless hingegen war ein Geschöpf, das selbst ihr einen gewissen Respekt abverlangte. Sein Bruder war der Tod höchstpersönlich, Faithless ein wandelnder Leichnam. Oder zumindest nichts Lebendiges. Genaueres hatte Lijuan noch nicht heraus finden können.
Schließlich plauderte der Geist nicht einfach all das aus, was er wusste und was seine Existenz ausmachte. Er hatte es mit einer Leichtigkeit geschafft, Raphael zu töten, dass ihr schauderte. Sie spürte Angst. Ein Gefühl, dass ihr erstmals wieder einen Hauch von elektrisierender Lebendigkeit einflößte. Wahrscheinlich war Lijuan noch immer stärker als der Fahle, doch an ihm hätte sie wahrscheinlich trotzdem eine harte Nuss zu knacken. Sie spürte das prickelnde Grauen in jeder Faser. Lebendig.

Sie hatte nach einem langen, erquickenden Flug die Küsten des Stillreichs erreicht, in ihrem Rücken der bunte Leuchttum der Menschen. Früher hatten Lichter darin den Weg angezeigt, die Schiffe vor dem Zerschellen an den Küsten bewahrt. Nun aber waren die Menschen vertrieben, auch hierfür gab man Faithless die Schuld. Es hieß, er habe den Menschen ihre Kinder geraubt. Ein Delikt, das in der Engelwelt Hochverrat glich und mit dem sofortigen und qualvollen Tod bestraft wurde. Lijuan hätte es schockieren müssen, dass Raphael sich an den Kleinsten vergriff. Doch auch bei diesem Gedanken lief ihr ein wohliger Schauder über den taubengrauen Rücken. Nicht mehr von dieser Welt. Sie wusste, dass Raphael diese Worte mit ihr in Verbindung brachte. Als sie ihm und seiner zuckersüßen Sterblichen einen Besuch abgestattet hatte, hatte sie sich mit seinem Geist verbunden. Natürlich hatte der Schimmel mit den golddurchwirkten Flügeln versucht, sie daran zu hindern. Doch sie war bereits alt, als Raphael gerade erst geboren wurde. Er hatte nicht den Hauch einer Chance gegen sie. Und so hatte sie gewusst, was man über sie dachte. Was man von ihr wusste. Und - besser noch - was man nicht von ihr wusste. Man hatte ihr jegliche Verbindung zu dieser Welt abgesprochen, dass sich diese Bindung lediglich veränderte über die Jahrtausende schien den hasenfüßigen Engeln nicht begreifbar. Allein Caliane vermochte zu verstehen, was in der jüngeren Lijuan vor sich ging. Ob auch sie selbst eines Tages in einen Schlaf, vergleichbar dem Calianes, fallen würde? Ob auch sie mit ganz neu erwachenden, überraschenden Kräften daraus erwachsen würde? Doch Lijuan war noch nicht bereit, sich der Welt für Jahrhunderte zu entsagen. Sie war noch zu hungrig.

Sie blinzelte in den Himmel, der zu toben schien. Wunderschöne, einzigartige Flügelschemen bildeten sich vor den sturmgepeitschten Wolken ab. Xi. Ein ungläubiges Lächeln trat auf ihr mädchenhaftes Gesicht. Die verschleierten Augen musterten den Engel, der allein durch ihre Gnaden lebte, amüsiert. "Aufgeschreckt wie ein junges Huhn? Was kümmert es dich, was aus Raphael wurde?" Doch sie wusste genau, dass ihre rechte Hand durchaus alle Berechtigung und auch Grund dazu hatte, sich einen Überblick zu verschaffen. Dass eine Reise vom fernen China in diesen Tal nicht notwendig gewesen wäre, ließ sich jedoch nicht bestreiten. Es hätte genügt, mit Lijuan in Verbindung zu treten. Ihre Bindung war stark genug, die abervielen Meilen zu überbrücken, war der Wille stark genug. "Aber ja. Er ist tot." Bitterkeit mischte sich in ihre Worte, unter all den Engeln war er es gewesen, der ihr am liebsten war. Lijuan, fasziniert von allem Schönen und Absurden, hatte natürlich einen besonderen Blick auf Raphael geworfen. Er war nicht nur atemberaubend schön mit seinen goldenen Flügeln und dem herb maskulinen Körper. Er war zudem der Sohn zweier Erzengel. Zweier Erzengel, die unter dem dringenden Verdacht standen, sich ihres gesunden Geistes entledigt zu haben. Allein ein Engel war es, der seiner überragenden Schönheit halber ebenfalls ein ähnliches Interesse in ihr weckte: Illium. Die Geschichte entwickelte sich also nicht ganz zu ihrem Nachteil, auch wenn ihr der Goldjunge fehlte.

Nachdenklich blickte sie übers Meer. In ihren Augen kein Funken Leben, keine Farbe, reines weiß. Ein Fremder, Unwissender mochte sie für blind halten, ähnliche Schleier zogen über ihre Iris. Dennoch sah sie so scharf wie ein Adler. Der Erzengel, der dem Abgrund am nächsten stand, war bezeichnenderweise von reinweißer Gestalt. Ihr Körper hatte ein interessantes taubengrau, ihre Flügel waren ähnlich. Sie wirkten matt und glänzend zugleich, ihre Mähne war weiß. Sie wusste, dass man ihr Schicksal bereits in der Wiege vorbestimmt hatte. Umso amüsanter war es, dass man sie mit der Farbe der Unschuld identifizierte. Und womöglich traf dies auch zu. Lijuans Seele war rein, sie war nicht schwarz, nicht rot, nicht angefüllt von Gift. Ihr Wahnsinn, oder zumindest das was von anderen als Wahnsinn ausgelegt wurde, war allein das Resultat einer bereits zu langen Lebensspanne. Kaum ein Wesen dieser Welt konnte die Leere spüren, die in ihr gewaltsam herrschte. Allein Xi hatte sie ab und an einen Blick in ihr Innerstes gewährt. Mein treuer Diener. dachte sie bei sich, wohl wissend, dass er die Worte vielleicht vernahm.
Lijuan » 26.01.2015, 18:52 » Testthread #2
Test
Lijuan » 31.10.2014, 22:57 » Der Friedhof #2

Krabat


Sie war so alt, dass der bloße Gedanke daran Schmerzen bereitete. Eine Zahl, die den normal Sterblichen unvorstellbar erschien, maximal auf die Sandkörner am Meer anzuwenden war. Nicht aber auf das Alter eines real existierenden Lebewesens. Sie wurde nicht umsonst als Gottheit verehrt, denn ein Leben ohne sie war für die meisten Sterblichen schlicht unmöglich, ebenso für deren Eltern, Großeltern, Urgroßeltern. Und ganz gleich wie viele "Ur" man daran hing, es waren niemals genug um einen Ahnen zu finden, für den Lijuan nicht existierte. Lijuan war eine Konstante, ohne die diese Welt mittlerweile undenkbar geworden war.

Sie konzentrierte sich jedoch wieder auf ihren durch und durch interessanten Gesprächspartner. Dass Lijuan jemanden oder irgendetwas interessant fand war eine Seltenheit, umso kostbarer war ihr der Jüngling - als solchen konnte sie ihn im Angesicht ihrer eigenen Tausende betrachten -, der keineswegs eine schlechte Figur abgab. Ein glockenhelles, mädchenhaftes Kichern klang, als er sprach. "Sagt bloß, dass Ihr an Götter glaubt. Bestimmung? Wer hat euch denn vorherbestimmt, wohin der Weg euch führt? Lasst Euch einen Rat von einer Stute geben, die älter ist als es ihr anzusehen ist: Es gibt keine höheren Kräfte, die Euren Weg vorherbestimmen. Die höheren Kräfte scheren sich einen Dreck um Euch." Sie lächelte nach wie vor charmant, doch ein grausames Lächeln drang auf ihre Lippen. Für nur wenige Momente wurde ihre grausame Schönheit mit all dem getränkt, was sie war: nicht mehr von dieser Welt. Ganz fern einer körperlichen Existenz. Lijuan benötigte ja nicht einmal mehr Nahrung, kein Wasser. Sie hatte sich von den fleischlichen Gelüsten losgesagt, von dem was man Leben nannte. Aber würde Krabat mit diesem Wissen überhaupt umgehen können? Ahnte er eigentlich das Ausmaß dessen, was vor ihm stand?

Entschuldige. Muss selbst erst wieder reinkommen .__.
Seite: 1 2 3
Deine Suche ergab 31 Treffer.