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Alator » 27.11.2016, 17:01 » Der Wald #2

Pylart


Alator wäre vor Schreck fast hintenüber gefallen, als der Blauäugige auf einmal kräftig nieste, fing sich aber sofort wieder. 
"Na, meine Güte!", kommentierte er lachend. "Ich hoffe, Du hast Dir keine Erkältung eingefangen."
Der Fremde wirkte ja schon irgendwie ein wenig kränklich. Zumindest... irgendwie komisch. Aber darüber wollte Alator nicht weiter nachdenken, denn gerade hatte sich der Andere auf die Hinterhand gesetzt und gesagt, dass er nicht blind war - was ihn ungefähr als momentan besten verfügbaren Spielpartner qualifzierte! Alator war begeistert. Besser hätte es ihn ja gar nicht treffen können. Und jetzt forderte er ihn auch noch auf, ihm von Donnie zu erzählen und lächelte dabei so freundlich. Das war ganz wunderbar, denn Alator erzählte liebend gerne und fast am allerliebsten erzählte er von Donnie. Und noch lieber, wenn man ihn gezielt danach fragte. Also zögerte er gar nicht lange und plapperte drauf los: "Donnie ist mein kleiner Bruder. Er ist zwei Jahre jünger als ich. Wir haben dieselbe Mutter und denselben Vater. Aber Donnie hat nicht die Fellfarbe wie meine Mutter und ich, sein Fell ist einfach nur braun. Ziemlich langweilig, wenn Du mich fragst. Donnie ist auch ein bisschen schüchtern. Er redet nicht so viel. Mein Vater sagt immer, das liegt nur daran, dass bei uns in der Familie ja niemand außer mir zum Reden kommen würde, aber er macht nur Scherze. Er ist ziemlich lustig. Donnie ist nicht so lustig. Er ist ziemlich schweigsam. Und Spielen mag er auch nicht so gerne. Er bekommt total schnell Angst, was verrückt ist, denn wovor sollte man denn schon Angst haben? Aber ich mag Donnie trotzdem. Er kann gut zuhören, weißt Du! Und wo Du schon danach gefragt hast - das ist für mich auch Freundschaft, dass man dem anderen zuhört und dass man sich vertraut und viel zusammen unternimmt. Und so gesehen sind wir ja schon tolle Freunde, oder? Ich meine, wir unternehmen jetzt etwas zusammen und Du hörst mir zu! Das ist perfekt! Oh, ich freue mich sehr, dass ich Dich getroffen habe!"
An dieser Stelle konnte Alator sich einen kleinen Freudenhüpfer nicht verkneifen. Seine kleine Reise hätte gar nicht besser anfangen können. Er hatte einen Freund, der ihn herumführen würde und mit dem er seine Zeit verbringen konnte. Und sogar so ein netter! 
Der bunte Hengst war sehr glücklich darüber, wie alles seinen Gang nahm. Das Leben war einfach schön! 
Jetzt setzte sich der Blauäugige in Bewegung und rief ihm zu, ihm zu folgen, was sich Alator natürlich nicht zweimal sagen ließ. Rasch trabte er an und schloss neben dem Anderen auf. 
"Aber mein Name ist gar nicht Piggeldy! Ich heiße Alator! Und wie heißt Du? Wenn wir Freunde sind, müssen wir ja wissen, wie der andere heißt. Ich kann mir auch einen Namen für Dich ausdenken. Wie wäre es mit... Blauie? Wegen Deinen Augen, weißt Du. Oder Täubchen. Weil Dein Augen so taubenblau sind. Oder Stupser! Du weißt schon, weil Du mich wachgestupst hast!", brabbelte Alator in bester Laune vor sich hin, während er neben seinem neuen Freund hertrabte. "Bringst Du mich jetzt zum Wasser, ja? Ich bin ziemlich durstig!" Blitzschnell schlug Alator einen kleinen Haken und kniff seinem Freund kräftig in die Flanke. "Los, wir machen ein Wettrennen! Komm schon, Du lahme Ente!" 
Alator » 25.11.2016, 17:51 » Der Wald #2

Pylart



Alator schlief tief und fest, er träumte von Bäumen, die riesige Äpfel regnen ließen, großen, flachen Seen mit reinem Bergwasser und von weichen Betten aus Moos. In letzteren hatte er es sich gerade bequem gemacht, um ein Verdauungsschläfchen zu machen, nachdem er sowohl getrunken als auch gegessen hatte. Anscheinend vertrugen sich Äpfel und Wasser nicht sehr gut, denn Alators Bauch fühlte sich etwas merkwürdig an. Es war ein leichter Druck, der in einem bestimmten Takt kam und ging. Töck, töck, töck, töck, ...
Der Hengst stöhnte tief. Bis eben hatte er den Traum noch wirklich gemocht. Aber Bauchschmerzen? Musste das jetzt sein? 
Vielleicht half es ja, ein bisschen "Bauchluft abzulassen", wie es sein Bruder immer nannte. Und wirklich stoppte das das Bauchdrücken kurz. Aber dann setzte es umso energisch wieder ein und Alator dämmerte es, dass es sich etwas zu real anfühlte, um zu seinem Traum zu gehören. 
Im selben Moment schlug er schon die Augen auf - und erkannte auch den Grund für den Druck an seinem Bauch: Ein fremdes, schwarzes Pferd stand neben ihm und klopfte ihn mit seinem Vorderfuß nachdrücklich an. Na, so was! Das hatte Alator nun auch noch nicht erlebt.
"Oh, hallo!", sagte er fröhlich, während er die kurze Pause zwischen den einzelnen Klopfern nutzte, um schwerfällig auf die Beine zu kommen. "Das ist aber nett von Dir, dass Du mich weckst! Ich hätte Deine Anwesenheit sonst glatt verschlafen. Dabei habe ich darauf gewartet, dass jemand vorbeikommt. Ich habe Durst und finde keine Quelle. Weißt Du, wo Wasser ist? Ich bin noch nicht lange hier." Alator unterbrach sein Geplapper kurz, um sich Laub und Dreck aus dem Fell zu schütteln, dass sich während seines Nickerchens dort gesammelt hatte. "Ich bin von Zuhause weggegangen, weißt Du!", fuhr er dann unbeirrt fort. "Ich meine, es war nett da, ganz nett, ich habe eine wirklich tolle Familie! Wirklich toll! Aber irgendwann ist es ja auch mal Zeit, etwas Eigenes zu erleben, oder? Meinst Du nicht? Bist Du schon lange hier? Du könntest mich etwas rumführen, was meinst Du? Ich kenne mich noch gar nicht aus. Du bist das erste Pferd, das ich treffe! Deine Augen sehen toll aus! Ich habe noch nie Augen in dieser Farbe gesehen. Woher kommt die? Hatte Deine Mutter auch solche Augen? Ich habe meine Fellfarbe ja von meiner Mutter. Kannst Du denn mit diesen Augen gut sehen? Ich habe gehört, Pferde, die blind sind, bekommen graue Augen. Aber Deine sind ja eher blau. Stimmt, und wenn Du blind wärst, hättest Du mich ja gar nicht gesehen, was? Ich Dummerchen! Mein Vater hat mich immer Dummerchen genannt. Und Plapperle. Dabei rede ich gar nicht so viel. Oder was meinst Du?"
Puh, die Worte waren wie ein Wasserfall aus ihm herausgebrochen, Alator musste erstmal tief Luft holen. Aber er hatte ja auch wirklich länger keine Gelegenheit gehabt, sich zu unterhalten. Wirklich, er freute sich sehr, dass der fremde Schwarze ihm begegnet war. Bestimmt konnte er Alator einiges von diesem Tal zeigen und ihn zu besten Kräutern und Quellen bringen. Ob er auch mit ihm spielen würde? Sein Vater hatte Alator zwar immer ermahnt, er sei mittlerweile zu alt für albernes Herumgetobe, aber darauf hatte Alator nichts gegeben. Er hatte sich nämlich vorgenommen, nie mit dem Spielen aufzuhören. Es machte doch so viel Spaß! In der Herde hatte es auch immer jüngere Pferde gegeben, die gerne mit ihm gerangelt hatten. Hier musste Alator erst wieder Spielgefährten finden.
Aber das sollte nicht so schwer sein, schließlich spielte doch jeder gerne - wenn er nicht so alt wie sein Vater war, und der Schwarze hier vor ihm sah noch gar nicht besonders alt aus. Sicherlich hatte er nichts gegen ein Spiel einzuwenden. Alator beschloss, diese Hypothese gleich einmal auszutesten und setzte sich spielerisch quietschend vor dem Fremden auf die Hinterhand, um gleich darauf nach vorne zu schießen und ihm scherzhaft nach den Vordebeinen zu haschen. Doch im selben Moment fiel ihm etwas ein, was er sagen musste, also sprang er quirlig wieder ein Stückchen zurück und sah den anderen aufgeregt an: 
"Du bist ja nicht wirklich blind, oder? Dann wäre es ja unfair, mit Dir zu spielen. Aber Du siehst nicht sehr blind aus. Obwohl Deine Augen eine lustige Farbe haben. Wenn Du blind wärst, könnten wir nicht spielen. Vielleicht würde ich Dir aus Versehen wehtun. 
Manchmal habe ich Donnie, das ist mein Bruder, wehgetan, wenn wir gerangelt haben. Donnie ist viel kleiner als ich. Es war natürlich nur aus Versehen, wer tut einem anderen schon mit Absicht weh? Das gibt es nur in diesen Gruselgeschichten. Oh, ich liebe Gruselgeschichten! Donnie nicht, er ist viel kleiner als ich, er hat dann immer Angst bekommen. Du siehst aus, als würdest Du viele Geschichten kennen! Kannst Du mir heute Abend eine erzählen? Aber erst gehen wir etwas trinken, okay?" 
Alator hüpfte ungeduldig vor dem Fremden herum. "Komm schon, komm schon, worauf wartest Du! Wer als Letzter am Wasser ist, ist eine lahme Ente!" 
Und schon stob Alator davon, so schnell er konnte - nur, um nach einigen Augenblick zu merken, dass er ja gar nicht wusste, wo das Wasser überhaupt war. Also machte er auf dem Absatz kehrt und trabte zu dem anderen zurück. "Ohje, ich bin doch ein Dummerle! Ich habe ganz vergessen, dass ich ja gar nicht weiß, wo das Wasser ist. Deswegen war ich ja auch so froh, dass Du mich geweckt hast! Das war so nett von Dir! Ich bin mir sicher, wir werden uns gut verstehen. Wir könnten beste Freunde werden, was meinst Du?" 
Begeistert strahlte Alator den Schwarzen an. Ohja, er würde bestimmt ein guter bester Freund sein! 

 
Alator » 18.11.2016, 21:35 » Der Wald #2
Pylart

Alator war bester Laune. 
Vor einer Weile hatte er das Gebirge hinter sich gelassen und durchquerte nun einen schattigen Wald, dessen Boden seine Tritte weich abfederte. Die Luft roch wunderbar harzig nach Tannenholz und alten Blättern. Tief sog er diesen Duft ein und schnaubte entspannt ab. 
Wirklich, wenn er sich hier so umsah, die Schönheit dieses Ortes in sich aufnahm, dann blieb ihm nichts anderes übrig, als sich zu fragen, warum er sich nicht schon viel eher auf den Weg gemacht und seine Familie verlassen hatte. 
Nun, "verlassen" war vielleicht ein zu hartes Wort. Sie hatten sich ja nicht im Streit getrennt. 
In Gedanken versunken schüttelte Alator leicht den Kopf. Nein, Streit hatte es ohnehin nie gegeben bei ihnen. Höchstens hatte ihn einer der Alten mal angeblökt und mit zurückgelegten Ohren halbherzig nach ihm geschnappt, wenn er mal wieder "seine Fragen stellte", wie es sein Vater immer nannte. Beim Gedanken daran musste Alator schmunzeln. Sein Vater hatte sich zwar ab und an über "seine Fragen" lustig gemacht ["Wieso willst Du das denn wissen, Alator? Davon wächst das Gras doch auch nicht besser!"], aber letztendlich hatte er sich doch immer bemüht, ihm Antworten zu liefern. 
Und über das Gras hatten sie sich sowieso nie Gedanken machen müssen - Alator konnte sich kein wohlschmeckenderes und besser wachsendes Gras vorstellen, als das in seiner Heimat. Und auch von Kräutern, Obstbäumen und frischen Quellen hatte es immer reichlich gegeben. 
Während seiner Reise durch das Gebirge hatte es ihn verwundert, wie wenig Nahrung man dort finden konnte. 
Ja, er hatte sogar das erste Mal in seinem Leben Hunger verspürt. 
Aber das war schon fast wieder vergessen - er hatte sich vorhin gründlich sattgegessen und war nun schon seit einigen Stunde wieder in flacherem Gebiet unterwegs. 
Darüber war er auch ganz froh, denn obwohl er sich immer für recht gut trainiert gehalten hatte - war er doch ordentlich bemuskelt, was ihn bei den Stuten durchaus beliebt machte -, hatte ihn das unwegsame Gelände im Gebirge sehr angestrengt. 
Nun merkte Alator ein leichtes Grummeln in seinem Magen und parierte sogleich irritiert durch. Es dauerte einen Moment, bis er sich daran erinnerte, was dieses Grummeln bedeutete - er hatte es ja vorhin schon verspürt. 
Hunger. Er hatte Hunger. 
Prüfend sah er sich in seiner Umgebung um. Die Pflanzen hier sahen alle anders aus, als das Gras in der Heimat, dass er gewohnt war. Aber was sollte schon passieren? Er hatte zwar Gruselgeschichte gehört von Kräutern, die einen um den Verstand brachten und merkwürdige Dinge mit einem anstellten. Aber die waren eben auch nur das gewesen - Geschichten. 
Er rupfte hier und da einen Stengel aus und ein paar Blumen ab und befand dann, dass diese durchaus schmackhaft waren. 
So schlug er sich den Bauch voll, bis er gesättigt war. Er war jetzt ziemlich durstig, aber er vernahm kein Wasser in der Nähe, weder seine Ohren, noch seine Nase oder seine Augen konnten etwas ausmachen - und davon, wie man Quellen aufspüren konnte, hatte er keine Ahnung. 
"Nun gut!", sagte er zu sich selbst. "Dann werde ich mich erst einmal ausruhen und ein wenig schlafen. Früher oder später kommt sicher jemand vorbei, den ich nach dem Weg zum nächsten Wasserlauf fragen kann."
Er suchte sich eine Stelle am Boden, die nicht zu sehr von Gestrüpp und Wurzeln überwuchert war, und wühlte mit seinen Vorderhufen die Erde auf, um es sich bequemer zu machen - ein Trick, auf den er sehr stolz war, hatte er ihn sich doch während der letzten Tage seiner Reise selbst beigebracht. 
Zufrieden ließ er sich in seine Schlafkuhle nieder und schloss seufzend die Augen. Kurz nur flatterten die Horrorgeschichten von früher durch seine Gedanken - gruselige Erzählungen seines Cousins, von jungen Fohlen, die einschliefen, ohne sich zu vergewissern, ob ihre Mutter über ihren Schlaf wachen konnte, und die dann während sie schliefen von Wölfen zerrissen wurden. Alator schoberte amüsiert. Was für ein Unsinn. Und fast hätte er sich davon Angst einjagen lassen! Zuhause hatten sie ja schließlich auch immer ohne Wachposten geschlafen und der Wald hier wirkte doch sehr friedlich, was also sollte schon passieren? 
Mit einem tiefen Seufzer ließ Alator sich flach auf die Seite fallen, streckte sich genüsslich aus und war bereits tief eingeschlafen. 


 


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