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Agape » 05.11.2016, 21:57 » Der Wald #2

Rōnin​




Er kann sie nicht sehen.
Es war als würde eine gewaltige Last von der Stute abfallen und seufzend sackte sie ein wenig in sich zusammen, ließ die schönen Schwingen nahezu auf ihren Rücken fallen. In erster Linie wollte sie Niemandem Angst machen, aber es verletzte sie immer wieder, wenn sie die großen, panischen Augen sah, die sie verfolgten. Vor allem wenn es die von Sterblichen waren, die aus irgendeinem Grund die Flügel eines übernatürlichen Wesens wahrnehmen konnten. Sie sahen sie an wie den leibhaftigen Tod und manchmal glaubte Agape dies selbst. Manchmal fühlte sie sich, als würde sie nur Leid und Verderben über jene bringen, die ihr am Herzen lagen. Dies waren keine Gedankengänge, die sie wirklich aufbauten und Halo hätte sie ihr vermutlich sofort wieder aus dem Kopf geschlagen, aber ihre Schwester war momentan nicht an ihrer Seite. Seufzend schüttelte sie den Kopf und sah wieder zu dem Fremden auf. So sehr sie ihre Schwester auch liebte, sie musste im hier und jetzt bleiben. Der Hengst vor ihr war höflich und zuvorkommend, er trat nicht zu dicht an sie heran und sprach mit einer beruhigenden und doch festen Stimme. Es zauberte Agape ein Lächeln aufs Antlitz und sie wusste nicht einmal wirklich weshalb. 

Rōnin. Ein schöner Name, auch wenn Agape nicht wirklich wusste, wie sie ab diesem Zeitpunkt im Gespräch weiter vorgehen sollte. Sie war ungeschickt, was soziale Kontakte anging und ihr Unbehagen in diesen Situationen machte es nicht gerade einfacher, sich Jemandem zu öffnen. Der Hengst vor ihr wirkte zwar freundlich, aber auch nicht wirklich aufgeschlossen und Agape spielte schon mit dem Gedanken einfach ein Nicken in die Richtung des Falben zu schicken und umzukehren. Doch wollte sie nicht auch etwas erleben? Jemanden kennenlernen? Wie stolz, wie glücklich würde Halo sein, wenn Agape ihr erzählte, dass sie Jemanden kennen gelernt hatte, den man eventuell einen Freund nennen konnte? Der Gesichtsausdruck ihrer Schwester, den sie sich vorstellte, erwärmte ihr Herz und sie fasste den Entschluss mutig zu sein, einfach mal auf Jemanden zuzugehen, der ihr nicht sofort ohne jeglichen Grund das Herz ausschüttete. Also machte sie einen zaghaften Schritt auf den Fremden zu. Sie wollte ihm nicht zu nahe treten, nur ein, zwei Schritte, um zu verdeutlichen, dass sie an einem Gespräch interessiert war. Natürlich schaffte sie es bei genau diesen zwei Schritten, irgendwie den Halt zu verlieren und stolperte leicht. Sie konnte sich zwar fangen, aber das die Situation so nur noch peinlicher und auch in gewisser Weise erbärmlich wurde, ließ sie leicht anfangen zu grinsen, bis sie komplett lachen musste. Ihre glockenhelle Stimme erhellte für einen Augenblick die Lichtung und sie schüttelte leicht ihre Mähne, um wieder zu sich zu kommen. „Entschuldige.“, murmelte sie, während sie auf ihre Hufe starrte, die nun fest auf dem Boden unter ihr platziert waren. Vielleicht sollte sie einfach an Ort und Stelle stehen bleiben, allem Anschein nach war sie nicht dazu fähig, sich normal auf Jemanden zuzubewegen. Trotz allem war noch ein leichter Schalk in ihren Worten zu erkennen. 

Es dauerte einen Augenblick, bis Agape wieder aufsah, fast verwundert darüber, wie leicht es ihr in der Nähe des anderen fiel zu lachen. Normalerweise schaffte dies nur Halo, aber momentan konnte Agape diesen Gefühlsausbruch noch auf ihre eigene Schusseligkeit schieben. Der Fremde stand ihr noch immer ruhig gegenüber, doch Agape zwang sich, nicht den Mut zu verlieren. Er war sicherlich ebenso unsicher wie sie, schließlich schien er freundlich zu sein, aber ebenso wie sie ein wenig… unbeholfen. Lächelnd ließ sie ihren Blick wieder zu den schlanken Beinen Rōnins wandern, folgte dem goldenen Verlauf hoch zu den Flanken und dem edel geschwungenen Rücken. Ein Läufer, davon war Agape überzeugt. Er rannte vermutlich wie der Wind und würde ebenso schön aussehen, wie die Windläufer. Ein Meisterwerk der Natur. Agape lächelte verzagt. Gerne hätte sie ihm einfach gesagt, dass sie ihn gerne beobachten wolle. Einfach so, als eine Art Inspiration. Hätte der Fremde dies verstanden? Vermutlich wäre er verwundert, oder auch ein wenig verängstigt gewesen. Wenn Agape ehrlich war, fände sie es selbst verstörend, wenn sie Jemand mit einem verklärten Blick fragte, ob er sie beobachten dürfe. Also ließ sie schnell von dem Gedanken ab. Sie musste ihre Muse anderswo her bekommen, auch wenn das Fell Rōnins sie an die goldenen Farben des Herbstes und das tägliche Sterben der Sonne erinnerte. Wunderschöne Momente der Natur eben. Dieser Hengst schien nahezu perfekt in dieses Bild zu passen.

Leicht räusperte Agape sich, um sich selbst wieder auf das hier und jetzt zu konzentrieren. „Suchst du Anschluss, eine Herde? Oder bist du einfach als Freigeist unterwegs?“ Im Prinzip war es eine recht normale Frage, doch Agape war sich bewusst, dass wenn er die Gaistjan Skairae erwähnen würde, sie schneller hier weg musste, als ihr lieb war. Sie wollte diese Kreaturen nicht verurteilen, aber sie wusste dennoch das sie vorsichtig sein musste. Sie war nicht sonderlich stark, ihre Fähigkeiten beschränkten sich auf Gefühle, die sie nicht einmal wirklich kontrollieren konnte. Sie konnte sie einfach nur wahrnehmen. Deswegen glaubte Agape auch nicht, dass der vor ihr zu einer korrupten Gruppierung gehören konnte, aber man konnte nie wissen. Vorsicht war geboten und jeder konnte auf Abwege gelangen. Sie brauchte bloß an sich selbst zu denken, oder einige andere ihrer Freunde. Es gab Dinge im Leben, die verletzten einen auf eine solch starke und furchtbare Art und Weise, das man sich nicht davon erholen konnte. Die einzige Möglichkeit war, den Schmerz herunterzuschlucken und ihn zu ignorieren. Und wo konnte man das besser, als in einer Gesellschaftm die sich darauf spezialisiert hatte, nichts zu fühlen?
Agape » 03.11.2016, 00:08 » Der Wald #2

Rōnin


Gefrorene Herzen. Sture Köpfe. Keine vorhandenen Gefühle. So hatte Illium es ausgedrückt. Nicht nur er, auch all die anderen - die ihm so treu zur Seite standen - hatten ihr klar gemacht, dass es keinen anderen Ausweg gab, als die Gaistjan Skairae auszulöschen, abzuschlachten. Als seien sie im Großen und Ganzen betrachtet nicht auch einfach nur Lebewesen. Agape hatte einen Fehler begangen und versucht die Beweggründe ihrer Feinde zu verstehen. Wieso fühlten sie sich so sehr dazu hingezogen, Leid über alle anderen zu bringen? Agape war sich sicher, dass sie Hilfe brauchten, dass in ihnen ein Funke Gutes steckte der nur geweckt werden musste. Die Grenzen zwischen Gut und Böse verwischten und wurden schließlich ein einziges Spektrum, auf welchem sich jeder frei zu bewegen zu schien. Raphaels Tod hatte sie - genau wie all die anderen Engel - geplagt und in tiefe Verzweiflung gestürzt. Doch Illium war da gewesen, hatte ihnen über den Verlust hinweg geholfen. Doch sein Wunsch die Adoyan Enay gegen Faithless zu führen war für Agape ein Vorhaben, welches ihrer Meinung nach nicht zu ihnen passte. Sie waren nicht wie diese verwirrten Wesen, sie mussten keinen Krieg anfangen. Wie viele Unschuldige würden sterben müssen, würden das verlieren was ihnen lieb und teuer war? Agape war nicht dazu bereit, sich an diesem kopflosen Vorhaben zu beteiligen, doch auch nur ein Wort dagegen würde sie des Hochverrats bezichtigen, da war sie sich sicher. Egal, wie oft man ihr versichern mochte, dass man ihr zuhören würde, dass Illium ihren Standpunkt ernst nehmen würde, sie glaubte nicht daran. Sie kritisierte den hübschen Erzengel auch nicht, aber es war ein Fakt, das er ihr nicht glauben würde. Sie hatte den Funken des Wahnsinns in seinen Augen gesehen, als er über Faithless und die Gaistjan Skairae gesprochen hatte und sie verurteilte ihn nicht dafür. Sie verstand dieses Gefühl besser, als jeder andere. Die Wut, den Hass, die pure Verzweiflung, die sich durch den Körper frass wie heißes Feuer. Und Illium brannte förmlich. Voller Leidenschaft ging er gegen Faithless vor und Agape sah einfach nur voller Mitleid zu. Sie sah es in ihm, aber auch in den anderen Engeln. Sie versuchten einen kühlen Kopf zu bewahren, aber Raphaels Tod hatte sie alle erschüttert, sie waren wütend, fassungslos und sie wollten Rache. Vor allem Illium wollte Rache und Agape fing an, Angst um ihn und die Adoyan Enay zu haben. Und um sich selbst. Sie wusste das sie, sobald sie sich auf diese Gedankengänge einlassen würde, den Verstand verlieren würde. Nach Raphaels Tod war sie verschwunden - wie es ihre Art nach schlechten Neuigkeiten war - und war schließlich nach einiger Zeit zu Halo und der Herde zurückgekehrt. 

Sie hatten sich alle beruhigt, Halo, ihre geliebte Schwester, hatte ihr beigestanden, und der Rest hatte Pläne geschmiedet. Aber je näher sich Agape mit diesen Plänen beschäftigte, desto weniger gefielen ihr diese. Man sprach von Geiselnahme, von Angriffen aus dem Hinterhalt und von Spionage. Agape verstand, dass Illium damit kluge Entscheidungen traf, die Adoyan Enay auf seine Seite zog, sie vereinte und sie alle gegen einen gemeinsamen Feind führte. Doch es klang dreckig, grausam und kaltherzig. Doch je länger sie sich die Engel in ihrem Umfeld ansah, desto mehr fiel ihr auf, dass es ihnen egal zu sein schien. Ihr Blick war kalt, sie kümmerten sich nicht um das Leid ihrer Feinde. Agape wusste nicht, ob sie Schuldgefühle empfinden sollte, weil sie die Adoyan Enay im Prinzip mit diesen Gedanken verraten hatte, oder ob sie sich unwohl fühlen sollte, zu realisieren wie selbst die geehrten Himmelsgeschöpfe zu berechnenden, übereilt und falsch handelnden Kreaturen werden konnten. Die einzige Erleichterung war ihre Schwester Halo, die ihr stets beistand. Agape würde sich niemals sorgen müssen, wie es um ihr Herz stand, denn Halo war eine so reine Seele, dass Niemand sich jemals in ihrer Nähe verstellen musste. Agape frage sich, ob sie ebenso über die Gaistjan Skairae dachte wie sie. Sie konnte einfach nicht einsehen, dass Jemand von Grund auf böse sein sollte. Vermutlich war sie was das anging aber auch einfach nur naiv. Hatte sie Uneinsichtigkeit nicht selbst schon erlebt? Gesehen, wie man sich gegen die Vernunft und die Nächstenliebe entschied? Und was hatte sie selbst getan? Sie kniff kurz die Augen zusammen und lief mit bestimmten, schneller werdenden Schritten weiter durch den dichten Wald. Nein, sie konnte nicht leugnen, dass sie sich teilweise selbst zu einer bösartigen Kreatur entwickelt hatte. Sie konnte Niemanden verurteilen, aus Hass und Rache zu handeln. Vergeltung war ein Wunsch der sie alle zu treiben schien. Tief verankert. Es erschien ihr selbst so furchtbar.

Tief atmete Agape ein, genoss die Ruhe und die Einsamkeit und streckte ihre schwarzen Schwingen. Hier konnte sie sie selbst sein, sich entspannen und sich über die merkwürdigsten Dinge Gedanken machen, ohne schräg angeschaut zu werden. Agape spürte, wie sie sich nach Halo sehnte, es in ihrer Brust leicht zog, wie zur Erinnerung, dass diejenige mit der sie am engsten verbunden war, nicht in ihrer Nähe war. Die Rappstute lächelte leicht. Das Band welches sie teilten war in Ehren zu halten. Sie wollte gerade umkehren, um sich mit Halo über ihre verzwickten Überlegungen zu unterhalten und wenigstens so ein wenig Gewissheit zu erfahren, da knackte es im Unterholz und Agape schreckte leicht auf. Ihre lange Mähne verdeckte ihr die Sicht und sie neigte zaghaft den Kopf zur Seite, um durch das dichte Geäst noch etwas erkennen zu können. Ein Fremder. Agape verspürte kurz den innigen Wunsch einfach umzukehren, aber sie konnte sich nicht vom Fleck rühren, musterte den Hengst vor sich einfach. Sein Fell schimmerte fast Golden, im totalen Kontrast zu dem schwarzen Langhaar. Doch seine Beine waren das eindrucksvollste, wie Agape fand. Sie selbst war immer schwarz gewesen. Durchgehen dunkel. Der Hengst vor ihr vereinte bereits unglaublich viele Farbtöne allein in seinen Beinen. Fasziniert begutachtete sie die weißen Muster, die sich über die Fesseln zogen und schüttelte schließlich den Kopf, um sich von dem Anblick loszureißen. Ästhetisch schöne Dinge fesselten sie schnell. Und die plötzlich erhobene Stimme des Fremden zeigte ihr ganz eindeutig, dass er sie entdeckt hatte. Vermutlich konnte er sie bloß nicht erkennen. Mit einem zaghaften Lächeln entschied sie sich schließlich dazu, sich dem Hengst entgegen zu stellen. Mit zarten Schritten, um bloß keine gedeihenden Pflanzen zu zerknicken und ihr Leben zu früh zu beenden, lief sie durch die wenigen Bäume die sie trennten hindurch und blieb schließlich in einem gebürtigen Abstand stehen. Lächelnd neigte sie kurz den Kopf und zeigte sich ihm mit einer entspannten und aufgeschlossenen Körperhaltung. Sie wusste, dass nicht alle ihre prächtigen Flügel erblicken konnten, aber wäre das der Fall, wollte sie ihn auf keinen Fall verängstigen. "Entschuldigt, wenn ich euch gestört habe.", setzte sie mit einer zarten, aber doch gut verständlichen Stimme an. "Mein Name ist Agape."

 
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