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Genau das richtige nach einem harten Tag - ein bisschen Silvthan-Romantik ♥ smilie 
Einfach genau mein Typ Geschichte... *haaach*
Wann gehts weiter? smilie 


Wörter: 23

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28.11.2016, 21:24
» Lisa
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Danke <3 Eines hab ich heute noch.

Kapitel 11


 

Als sie die Augen öffnete, sah sie seine Silhouette vor dem Fenster. Seine Augen waren geschlossen, sein Gesicht wirkte eingefallen und alt.  Er zitterte leicht, sie konnte es förmlich spüren. Ein-,zweimal zwinkerte sie. Er war so schön, wie er da saß. Das perfekte Bild wurde allein von einem leisen Piepen unterbrochen und da dämmerte ihr, wo sie sich befand: im Krankenhaus. Als sie ihre Arme hob, erkannte sie das Schlauchgewirr, durch das verschiedene Medikamente in ihren Körper gepumpt wurden. Ein leichtes Verändern ihrer Position brachte ihr immense Schmerzen ein. Sie stöhnte leise, woraufhin Nathan aufschreckte. Mit seinen blassblauen Augen sah er sie an. „Alles okay?“

Silver nickte zögerlich. Seine Stimme klang rau wie Schmirgelpapier. Wie lange saß er schon da? Und wie lange lag sie bereits in diesem Bett? Vorsichtig stand er auf und trat an ihr Bett. Instinktiv griff Silver nach seiner Hand, umschlang seine rauen Finger mit den ihren. Erst zögerlich, dann fester erwiderte er die Berührung.

„Wie lange habe ich.... geschlafen?“ fragte sie stockend, ihre Kehle fühlte sich trocken und wund an. Als hätte man sie zeitweihe durch einen Schlauch beatmet.

„Trink erst einmal etwas. Warte, ich hole dir ein Glas Wasser.“ Silver wollte ihn aufhalten, doch Nathan stand bereits und schlurfte in ein angenzrendes Zimmer, welches sicher das Bad war. Mit einem Plastikbecher voll Wasser kam er zurück und reichte ihr das Getränk. Erst langsam, dann begierig trank Silver und erst nach dem dritten Becher, Nathan holte immer brav nach, hatte sie genug.

„Danke.“ Sie lächelte ihn vorsichtig an und stellte den Becher ab. Beinahe wäre er ihr aus der Hand gefallen, sie war stark geschwächt. „Wie lang?“ Griff sie ihre Frage wieder auf.

„Ein paar Tage.“

„Ein paar Tage?!“ Ihre Stimme überschlug sich beinahe. „Und du warst die ganze Zeit...“

„...bei dir? Ja.“ Er sah zu Boden, schämte er sich? Das monotone Piepen der Geräte ging Silver mächtig auf den Zeiger, zumal ihr Kopf nun zum Brummen begann. Doch sie ignorierte das lästige Geräusch so gut es ging und wandte sich wieder an Nathan.

„Was ist passiert?“ Nun hob er seinen Blick, die stechend blauen Augen fixierten sie hart und unnachgiebig. In seinem Gesicht flammte Wut auf, die Silver nicht begriff. War sie es nicht, die wütend sein sollte? Sie wurde doch angegriffen, nicht er. Und nun dämmerte ihr auch wieder, von wem. Und unter welchen Umständen.

„Grundgütiger...“ hauchte sie, als die Erinnerungen auf sie eindrangen und sie Nathans Vater vor Augen sah. „Habt ihr ihn geschnappt?“

„Meinen Vater, meinst du?“

„Ja.“

Sie konnte den Unwillen in seinem Gesicht sehen. Und sie konnte ihn verstehen. Nathan mochte seinen Vater hassen, doch er blieb nach wie vor sein Vater. Und dass Silver nun diesen Verdacht äußerte, machte es nicht leichter.

„Ich habe ihn überprüft.“

„Gründlich?“ Sie versuchte in seinem Gesicht zu forschen, doch er hatte seine Maske zurück an ihren Platz gesetzt. Unergründlich, wie immer.

„Natürlich gründlich. Ich weiß ja wohl, wie ich meine Arbeit zu erledigen habe.“ Fahrig strich er sich seine dunklen Haare aus der Stirn. Er wirkte unruhig und gehetzt.

„Nathan, ich kann verstehen, wenn... Vielleicht solltest du den Fall abgeben?“

„Ich habe meinen Vater überprüft und er hat mit der Sache verdammt noch mal nichts zu tun. Nun halt die Klappe.“ Er trat gegen den kleinen Tisch neben dem Bett und wandte sich ab, trat auf die Tür zu, wandte sich dann doch wieder um und ging zu ihr.

„Du hattest schwere innere Verletzungen. Du wurdest operiert. Jetzt, wo es dir gut geht, kann ich ja endlich gehen. Meine Pflicht ist getan.“

„Deine P-Pflicht?“ Ihr Atem stockte, während ihr Herz zu rasen begann. Er hatte hier also nur gesessen, weil es seine Pflicht war? In ihrem Gesicht war zuerst Enttäuschung zu lesen, die nach und nach einem dumpfen Gefühl von Kälte wich.

„Dann kannst du ja jetzt gehen.“ Entgegnete sie ihm mit eisiger Stimme und drehte sich unter Schmerzen von ihm, um die Augen zu schließen. Nur mit Mühe konnte sie die Tränen herunterschlucken, die ihr bereits in den Augen brannten. Als sie die Tür ins Schloss fallen hörte, brachen die Dämme und sie weinte hemmungslos. Die Schluchzer ließen ihren Körper schütteln, der darauf mit größeren Schmerzen antwortete. Doch sie konnte sich nicht beruhigen. Erneut hatte Nathan jede Hoffnung in ihr zerstört. Sie ließ sich immer wieder auf ihn ein und wurde dafür emotional – ja und auch körperlich – zerstört.

 

Als er die Tür hinter sich schloss, konnte er sein Herz stolpern spüren. Rückwärts lehnte er sich an die weiße Wand des Krankenhauses und sackte in sich zusammen. Er hatte jede Reserver seiner Kraft dafür aufbringen müssen, zu gehen. Sich von ihr fern zu halten. Doch er wusste, sie wollte ihn nicht bei sich haben. Warum sich also die Blöße geben und bei ihr bleiben? Er tat ihr den Gefallen und ging. Doch was sie gesagt hatte, trieb ihn zusätzlich in den Wahnsinn. Er konnte kaum klar denken, solange sie auf der Intensivstation lag. Wie sollte er dann noch mit den Anschuldigungen gegen seinen eigenen Vater umgehen? Was, wenn Silver recht hatte? Was, wenn sein Vater in die Entführungen involviert war? Nein, daran durfte er gar nicht denken. Warum hätte sein Vater so etwas tun sollen? Er war ein Mann des hohen Adels, angesehen und respektiert. Hätte er eine Dame zu seinem Gefallen haben wollen, stünden ihm alle Türen offen. Auch Lustknaben und Blutsklaven hätte er rasch finden können, ohne sich an jungen Mädchen zu vergreifen. Sein Vater... nein, da war nichts. Silver musste sich täuschen. Sie hatte seinen Vater nur ein einziges Mal gesehen, auf der Hochzeit. Und da war sie nervös gewesen. Sie konnte sich mit Sicherheit nicht einmal genau daran erinnern, wie sein Vater aussah. Und wie zuverlässig waren ihre Kräfte eigentlich? Und – sein Herz stockte bei dem Gedanken – womöglich säte sie unbegründete Zweifel in ihm, um sich zu rächen und ihn zu zerstören?

Kraftvoll stieß er sich von der Wand ab und rauschte den Gang hinab, wobei er einen Pfleger so unsanft zur Seite stieß, dass dieser fiel.

„Vollidiot.“ Raunte der, doch Nathan kümmerte sich nicht darum. Ihm war es schon lange egal, was andere dachten. Der Tag war schön, als die automatischen Türen des Krankenhauses für ihn öffneten. Die Sonne schien, der Reif des nahenden Winters überzog die Natur. Die Bäume des kleinen Parks, der das Krankenhaus umgab, waren rötlich gefärbt und schön anzusehen. Die Blätter fielen in einem sanften Reigen hinab und bedeckten den Fußboden, wodurch jeder Schritt vom Rascheln begleitet wurde.

Er schlug den Weg zu den Parkplätzen ein. Dort befand sich auch der Taxistand. Kurz darauf befand er sich in einem alten Mercedes, dessen offensichtlich bekiffter Fahrer ihn rasch zur Villa seines Vaters fuhr. Die Landschaft um ihn herum schien zu verschwimmen. In Gedanken war er bei Silver, die verletzt in diesen sterilen vier Wänden lag. Er hätte sie gern nach Hause gebracht, wo sie sich wohler fühlen würde. Wo Damayanti sich um sie sorgen und kümmern konnte. Doch nach wie vor befand sie sich in einem instabilen Zustand. Ein paar Tage musste sie mindestens noch im Krankenhaus bleiben. Sofern keine Komplikationen eintraten, wovor er sich am meisten fürchtete. Die Ärzte hatten ihm gut zureden wollen, jedoch nicht bestritten, dass es jederzeit zum Herzstillstand kommen könnte. Er gab es ungern zu, doch die Angst um Silver brachte ihn beinahe um.

„Wir sind da.“ Lächelte der Fahrer von vorn über den Sitz nach hinten gelehnt, eine Reihe gelber Zähne entblößt. „Ey Mann, aufwachen. Wir sind da.“ Nathan erwachte aus seiner Starre und zückte sein Geld. Ein paar Scheine leichter, verließ er das Taxi, dass mit quitschenden Reifen davon fuhr.

Die lange, verschlungene Einfahrt der Villa war von Büschen und Hecken geschmückt. Nathan lief langsam die Stufen hinauf. Früher als Kind hatte er hier oft gespielt. Mit seiner Mutter. Bis diese verstarb. An der Tür angekommen, betätigte er den altmodischen Türklopfer und kurz darauf stand eine Bedienstete vor ihm. Ihr knappes Röckchen war Beweis genug, dass sein Vater haben konnte was er wollte. Wann er wollte. Wo er wollte. Der Aristokrat hatte genug Geld und Einfluss.

 

Silver schluchzte nach wie vor, als die Tür zu ihrem Zimmer geöffnet wurde. „Nathan, bitte blei...“

„Ich bin es.“ Die Stimme Damayantis enttäuschte und erfreute sie zugleich. Sie hatte gehofft, dass Nathan zurückkehren und bei ihr bleiben würde. Sie wollte ihn um sich, seinen Schutz, seine Nähe. Sie fühlte sich verwundbar und allein ohne ihn. Dass nun ihre mütterliche Freundin hier war, machte es jedoch erträglicher.

„Ich freue mich so, dass du wach bist. Kann ich dir etwas bringen?“

„Nein danke, setz dich aber bitte einfach zu mir. Ich habe Angst.“

Damayanti zog den Stuhl, auf dem Nathan gesessen hatte, an ihr Bett und strich de rverängstigten jungen Halbvampirin beruhigend über das silberne Haar.

„Er hat dich allein gelassen.“

„Ich habe ihn provoziert.“

„Das glaube ich nicht. Aber ich kenne ihn. Ich verstehe schon.“ Ihr weises Lächeln bereitete Silver ein warmes Gefühl in der Magengegend. Sie blinzelte die Tränen fort und sah aus dem Fenster. Der helle, sonnenreiche Novembertag hätte ihr unter normalen Umständen Kraft gegeben, nun aber spürte sie, wie machtlos sie war und wie schnell ihr Leben ausgehaucht sein konnte.

„Ich weiß nicht, wohin er ist. Ich hoffe, ihm stößt nichts zu. Ich hoffe, er macht keine Dummheiten.“ Murmelte Silver, während sie mehrfach blinzelte und das Bild von Nathans Vater zu verdrängen versuchte.

„Er hat schon so vieles überlebt, er wird heil zu dir zurückkehren.“ Damayanti schien zu spüren, wonach Silver sich sehnte. Die Alte wusste weitaus mehr, als ihr zuzutrauen war. Sie hatte das komplizierte Gefühlsgeflecht der beiden besser durchschaut, als Nathan und Silver. „Mach dir keine Sorgen um ihn. Er ist stark und schlau.“

„Ja, das ist er. Das ist er.“

 

Die Bedienstete führte Nathan in das große Zimmer, welches extra für Besuche und Empfänge gestaltet worden war. Ein großer, schwerer Eichenholztisch in der Mitte wurde gesäumt von mit Samt bezogenen Stühlen. Die Wände wurden von unzählichen Büchern bedeckt, hier und da fanden sich kostbare Vasen und all das, womit man bei anderen Eindruck schinden konnte. Nathans Vater hatte wohl noch nie eines der Schmuckstücke angerührt, oder gar gelesen.

„Euer Vater wird gleich bei Euch sein, Sire.“ Säuselte die Bedienstete in ihrem nasalen Tonfall und zog sich eilig zurück. Nathan wartete, wenn auch weniger geduldig, auf seinen Vater. Der ließ sich wie immer Zeit. Eines seiner üblichen Machtspielchen um die Hierarchie deutlich zu machen.

Als die schwere Tür am Ende der Halle aufschwang, trat sein Vater aus der Dunkelheit hervor. Iwan Nekrasov. Einer der wenigen reinblütigen Vampire des Adels und somit Strippenzieher des Vampirgeschlechts.

„Nathan.“

„Euer Gnaden.“ Nathan verbeugte sich den Regeln entsprechend und küsste seinem Vater die dargebotene Hand. Dabei fiel sein Blick auf dessen Arm. Iwan Nekrasov trug einen dunklen, maßgefertigten Anzug über einem blassblauen Hemd. Als Nathan ihn förmlich begrüßte, rutschte der Ärmel der Jacke leicht nach oben und offenbarte einen blassroten Fleck auf dem blauen Stoff des Hemdes. Nathans Augen verengten sich, er konnte das Blut riechen. Alle Alarmglocken in seinem Kopf schrillten, auch wenn er sich zu beruhigen versuchte. Auch sein Vater musste sich nähren und mit Sicherheit hatte er dies einvernehmlich mit einer Vampirin vollzogen. Kein Grund zur Sorge. Doch Nathan wurde das Gefühl nicht los, dass hier etwas absolut nicht stimmte. Als er zurück trat und in das breit grinsende Gesicht seines Vaters sah, sah er darin nur Härte, Kälte und Strenge.

„Was willst du hier? Von mir?“

„Es freut mich auch, Euch zu sehen.“ Entgegnete Nathan sarkastisch und setzte sich. „Darf ich mich nicht nach Eurem Wohlbefinden erkundigen?“

Iwan hatte natürlich gespürt, dass etwas im Argen war. Sein Sohn besuchte ihn nicht einfach so. Doch was wollte Nathan eigentlich? Nun war er hier, doch was brachte es ihm? Er konnte seinen Vater nicht einfach bitten, ihn in seinen Keller zu führen. Genauso wenig konnte er ihn einer Straftat beschuldigen. Es war nun an ihm, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. „Wenn du allein an meinem Wohlbefinden interessiert warst, nun, so siehst du, ich bin wohlauf. Dann kannst du nun ja wieder gehen.“

Wie lauernde Schlangen musterten sich Vater und Sohn. Nathan saß in der Falle. Er hatte sich verrannt. Er saß in der Falle und jedes falsche Wort konnte ihm nun das Genick brechen. Sei es, weil sein Vater tatsächlich in diese dunklen Machenschaften verstrickt war. Sei es, weil er ihn unberechtigt verdächtigte.

Nathans Telefon klingelte, als er soeben zu einem verzweifelten Versuch der Kommunikation anheben wollte. Froh darüber ging er heran.

„Ja?“ bellte er in den Hörer. Es folgten Sekunden des Schweigens, in denen jede Farbe aus Nathans Gesicht wich. „Ich komme sofort.“ Ohne ein weiteres Wort stürzte er aus dem Haus. Im Vorbeigehen schnappte er sich einen der Autoschlüssel, die fein säuberlich am Bord neben der Tür gereiht waren. Es dauerte einen Moment, bis er den richtigen Wagen fand. Kurz darauf rauschte er jedoch mit dem dreifachen der erlaubten Geschwindigkeit durch die Stadt zum Krankenhaus.


Wörter: 2621

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28.11.2016, 22:19
» Hiraeth
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Hach ja, immer, wenn man denkt: "Boah, das ist so ein blödes Arschloch, verlass den endlich!" - kommt danach eine Szene aus Nathans Sicht und man muss ihn doch wieder irgendwie liebhaben. smilie 
#teamsilvthan ♥


Wörter: 39

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29.11.2016, 13:56
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Wann geht's hier denn weiter? ♥


Wörter: 7

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08.12.2016, 14:03
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In den nächsten Tagen geht es auf jeden Fall weiter smilie Bin bloß momentan am "Neuordnen" des Plots, da ich da ein bisschen Veränderung vorgenommen habe.


Wörter: 32

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25.12.2016, 11:12
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Das ist ein schönes Weihnachtsgeschenk. ♥


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25.12.2016, 18:09
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Kapitel 12



Die weiß bekittelten Ärzte eilten durch den Warteraum, wandten sich an Angehörige und spendeten Trost. Nathan konnte das immer wieder kehrende Schema beobachten. Entweder lächelte ein Arzt und alles war gut. Oder er ging auf die Angehörigen zu, legte eine Hand auf Schulter oder Arm und schüttelte bedauernd den Kopf. Dann ging der Arzt und überließ die Angehörigen ihren dunklen, ohnmächtigen Gedanken.

     Und er hatte keine Lust, dass auch er bald schon diesen Armtätschler und das bedauernde Kopfschütteln erhielt. Nervös blinzelte er immer wieder in Richtung Operationssäle. Damayanti saß mit dem Fuß wippend in einem der Plastikschalensessel. Er selbst ging auf und ab, auf und ab. Lauernd, wie eine gefährliche Raubkatze. Bereit, sich auf Informationen zu stürzen. Silver befand sich nun bereits mehrere Stunden im OP und sie wussten gar nichts. Nicht, ob sie noch lebte. Nicht, ob sie durchkommen würde. Nichts. Und Nathan drohte an dieser Unsicherheit zu zerbrechen.

Er hatte ihr nicht ohne Grund untersagt, dieses verdammte Seelenwanderding durchzuziehen. Aber sie hatte ja nicht auf ihn gehört. Und nun lag sie halb tot in diesem Krankenhaus. Tränen schossen in seine Augenwinkel, doch er rieb sie rasch mit Daumen und Zeigefinger fort. Die Inderin musterte ihn besorgt. Nur sie allein wusste, wie schwach Nathan wirklich war. Sein konnte. Er hatte doch schon einmal so jämmerlich gelitten, wieso nun erneut? Die Götter, falls es sie denn gab, waren ihrem Herren nicht gnädig gestimmt.

 

Die Schwingtüren zum OP-Trakt glitten auf und ein dunkelhaariger Arzt mittleren Alters trat hindurch. Im ersten Moment nahm ihn Nathan kaum wahr, doch als der Mann direkt auf ihn zusteuerte, spannte er sich an und trat ihm entgegen.

     „Geht es meiner Frau...?“

     „Sie lebt. Aber von ‚gut’ können wir leider nicht unbedingt sprechen. Herr Nekrasov, setzen Sie sich doch bitte.“ Die Hand. Die verdammte Hand auf seinem verdammten Arm. Das war gar nicht gut. Doch Nathan setzte sich, beinahe wie in Trance.

     „Sie hatte schwere innere Verletzungen und wir mussten sie notoperieren. Wir hoffen, dass ihr Zustand sich bessert. Momentan ist sie stabil. Wir konnten keine weiteren inneren Verletzungen ausfindig machen. Aber ich möchte ehrlich zu Ihnen sein: es besteht nach wie vor ein erheblichen Risiko für die Patientin.“ Die Miene des Arztes schien unergründlich. Nathans hellblaue Augen starrten leer.

     „Können wir zu ihr?“ Schaltete sich Damayanti ein. Der Arzt neigte leicht den Kopf.  Wahrscheinlich war er sich nicht darüber im Klaren, wen er vor sich hatte. Da Nathan, als der nächste Angehörige, jedoch nicht widersprach, erteilte er Auskunft.

     „Sie können zu ihr, sobald Sie wollen. Noch schläft sie jedoch tief und fest. Das wird auch noch weitere Stunden so bleiben.“ Er verschränkte die Arme über einem Klemmbrett, dass er nun vor seinem Bauch hielt. Der Arzt wirkte gestresst, wer konnte es ihm verdenken?

     „Dankesehr.“ Damayanti neigte ihren Kopf leicht und legte dann den Arm um Nathan. „Lass uns zu ihr gehen, mein Junge.“ Und mit einem Blick zu dem Arzt fügte sie hinzu: „Vielen Dank, Herr Doktor.“

     Der Arzt deutete einen Gruß an und verabschiedete sich zurück in den OP-Trakt. Eine ganze Weile sagte keiner der beiden etwas. Nathan schien, als habe er einen Geist gesehen.

     „Sie wird mich auch verlassen, oder?“

     „Nein, mein Junge. Und auch deine Mutter hat dich nicht verlassen. Das weißt du. Sie hätte dich niemals verlassen. Sie ist immer bei dir. In deinem Herzen.“ Damayanti strich eine der losen Strähnen aus Nathans Stirn und half ihm dann auf.

 

Das Krankenzimmer erschreckte Nathan. Die Wände waren kahl und kalt. Das hätte Silver niemals gefallen. Sie mochte warme Farben. Woher er das wusste? Keine Ahnung. Aber es fiel ihm auf, als er sie nun so in diesem sterilen Raum liegen sah. Ihre silbernen Haare lagen ausgebreitet auf dem gestärkten Kissen. Die Farbe unterschied sich kaum von den ebenfalls weißen Laken. Sie sah aus wie ein Kind. So schwach und zerbrechlich. Wie ein aus dem Nest gefallenes Küken. Er fluchte leise, doch Damayanti verstärkte den Druck auf seinen Arm und er verstummte.

     Nachdem Damayanti sich davon überzeugt hatte, dass alle im Raum Anwesenden zumindest ein paar Stunden überstehen würden, wandte sie sich zum Gehen. „Ich werde jetzt nach Hause fahren, für dich kochen und dann mit Proviant und Kleidung zurück kommen. Tu ja nichts Unüberlegtes.

     „Was soll ich denn tun? Sie wie Kingkong entführen und auf irgendeinen Wokenkratzer klettern?!“ fauchte Nathan zurück, schüttelte dann jedoch resigiert den Kopf. Als er sieben anheben wollte, etwas zu sagen, fuhr ihm die Dienerin bereits ins Wort: „Kein Grund sich zu entschuldigen, du stehst unter enormem Druck.“ Sie ging, ohne ein weiteres Wort und Nathan ließ sich auf den Stuhl fallen, den er direkt neben Damayantis Bett gestellt hatte. Zögerlich und zitternd nahm er ihre kalte Hand in die seine und streichelte sie behutsam mit seinem Daumen. Den Kopf legte er vorsichtig auf den Rand des Bettes und irgendwie musste er eingeschlafen sein, denn bald schon suchten ihn Albträume heim.

 

Ihre Hand fuhr vorsichtig durch das dichte Gewirr an schwarzen Locken. „Nathan?“ Ihre Stimme so leise, dass sie kaum zu hören war. Doch Nathan stöhnte leise auf, als habe er sie gehört. Sie wiederholte seinen Namen und streichelte ihn sanft. „Wach auf.“ Murmelte sie. Gern hätte sie ihn schlafen gelassen und wäre selbst ebenso zurück ins Reich der Träume gekehrt. Doch ihr Mann weinte im Schlaf und träumte ganz offensichtlich schlecht. Sie konnte und wollte ihn nicht in diesem Traum verharren lassen.

     Allmählich kam Nathan zu sich. Er schlug die stahlblauen Augen auf und hob den Kopf, langsam. Silvers Hand rutschte ab und fiel zurück aufs Bett. Aus unergründlichen Augen musterte sie ihn und er selbst schien, als habe er einen Geist gesehen.

     „Du bist wach.“

     „Sieht so aus.“ Ihr Lächeln missglückte und erinnerte eher an den Joker aus Batman. Doch lange konnte sie gar nicht grinsen, denn im nächsten Moment befanden sich seine Lippen auf ihren.

     „Du hattest so recht.“ Murmelte er, während seine Lippen eine kurze Pause eingingen. „Und du wärst fast draufgegangen, verdammt.“ Seine Stirn lehnte an der ihren und er lockerte seinen Griff. Er hatte ihr Gesicht in seine Hände genommen, befürchtete nun jedoch, ihr Schmerzen zuzufügen.

     „Ich hatte recht?“ fragte sie noch immer von seinen leidenschaftlichen Küssen atemlos. Er nickte bloß und stand dann auf, ging zum Fenster, kehrte zurück, nahm wieder ihre Hand, ging wieder zurück zum Fenster. Silver musste an ruhelose, eingesperrte Tiere denken und fragte sich, ob Nathan nicht besser dran wäre, wäre er ganz weit weg von ihr. Doch dann erinnerte sie sich an seinen drängenden Kuss und wusste, dass nicht sie ihn einsperrte. Es waren die tiefen Ängste, die sie in seinem Innersten vermutete.

     „Mein Vater. Ich war bei ihm.“ Silver nickte, obwohl sie ihm nicht recht folgen konnte. Vielleicht hätte er ein solches Gespräch anfangen sollen, nachdem sie ihren Rausch ausgeschlafen hatte. Doch sie bemühte sich, ihm zu folgen.

     „Er hatte Blut an seinem Ärmel.“

     „Und das ist deswegen so ungewöhnlich, weil er ein Vampir ist?“ Silver konnte sich das spöttische Lächeln nicht verkneifen, es verstarb jedoch als sie in Nathans Gesicht blickte.

     „Du glaubst mir endlich?“ Sein Nicken, langsam und bedächtig, jagte ihr Schauer über den Rücken.   

     „Aber ich habe keine Ahnung, wie ich es beweisen soll.“ Murmelte er resigniert und sah auf seine Armbanduhr. „Und dem armen Mädchen läuft die Zeit davon.“

     Silver stöhnte, als sie sich aufzusetzen versuchte. „Bleib doch verdammt noch mal liegen. Du hattest innere Blutungen.“ Nathan trat zu ihr und drückte sie sanft, aber bestimmt zurück ins Bett.

     „Ich weiß, wie der Raum aussah. Und ich weiß, dass die Vampirin stark ist. Ich weiß bloß nicht, wie wir ihn überführen können.“ In Silvers Stimme lag eine unfassbare Traurigkeit. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als diesem Mädchen zu helfen. Doch sie lag hier, mit diesen Verletzungen, und konnte sich nicht einmal aufsetzen. Mit einem Mal durchfuhr sie ein schrecklicher Gedanke. Was, wenn dem Mädchen die gleichen Verletzungen zugefügt wurden, wie ihr? Silvers Geist hatte sich wohl im Körper befunden, doch es war immer noch die junge Frau gewesen, die die ursprünglichen Tritte abbekommen hatte.

     Nathan musterte sie nachdenklich. „Was hast du?“

     „Was, wenn sie auch innere Verletzungen hat? Was, wenn nicht nur mein Geist diese Verletzungen davon getragen hat? Was, wenn....“

     „Dann wäre sie tot.“ Nathan hätte gern etwas anderes gesagt, doch er war kalt und nüchtern – besonders wenn es um seinen Beruf ging. Er konnte es nicht zulassen, dass all die Emotionen ihn gefangen nahmen. Er wäre schon lange jämmerlich zugrunde daran gegangen.

     „Wir müssen ihr helfen, irgendwie.“

     „Das schaffen wir nicht allein.“ Nathans Gesicht schien hart, doch Silver glaubte darin die selbe Verzweiflung zu sehen, die auch in ihr wütete.

     „Morgen werden wir uns etwas einfallen lassen.“ Ein wenig hellten sich seine Züge auf, doch er spürte nach wie vor diese Ohnmacht heraufbeschwörende Hilflosigkeit. „Ich werde gleich morgen...“

     „Morgen ist es sicher zu spät. Wenn es das nicht schon ist.“ Murmelte Silver tränenerstickt, ihre letzten Worte so leise, dass man sie kaum hören konnte.

     „Ich lasse dich nicht allein.“ Sagte er bestimmt und setzte sich zurück auf den Stuhl, ihre Hand in die seine gebettet. „Du bist wichtiger. Morgen sehen wir weiter.“

     Silver hätte sich so gern dagegen gesträubt. Sie hätte ihn so gern sofort zum Haus seines Vaters geschickt. Oder zumindest andere Männer, Verstärkung, irgendwen. Konnte Nathan denn keinen Einsatztrupp zum Anwesen seines Vaters entsenden? Doch sie hatte die Kraft nicht, gegen ihn aufzubegehren. Also fiel sie zurück in tiefen Schlaf.


Wörter: 2031

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21.02.2017, 14:16
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26.02.2017, 00:11
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Kapitel 13



Sie zitterte im Schlaf. Ihr Körper, erschüttert von Schmerzen und den Nachwehen der Operation. Silver war stark, doch sie war zur Hälfte Mensch. Ihr Körper regenerierte bei weitem nicht so schnell, wie er es bei einem Vampir getan hätte. Nathan konnte nichts anderes tun, als ihr machtlos zuzusehen, während sie in ihrem Leib einen Kampf austrug.

Seine Hand fuhr vorsichtig durch ihr langes Haar, das in sanften Wellen auf der Matratze gebettet lag. Die Strähnen waren weich und schimmerten sanft im künstlichen Licht der Monitore, die Silvers Vitalzeichen überprüften. Das stete Piepen hätte ihn wohl zu jeder anderen Zeit genervt, nun aber beruhigte ihn das regelmäßige Geräusch. Ihr Herz schlug kräftig und gleichmäßig. Sie war außer Gefahr, zumindest vorerst. Immer wieder ging er im Kopf die verzwickte Situation durch, doch er konnte sich nicht konzentrieren. Dass Silver so schwach und gebrechlich neben ihm lag, vernebelte ihm die Sinne. Ein weiteres Mal fragte er sich, welche Gefühle er wirklich für diese Frau hegte. War es möglich, dass er sie liebte? Rational betrachtet, glaubte er, solcher Gefühle gar nicht fähig zu sein. Doch das Ziehen in seiner Brust wenn er um sie bangte, dieses Hochgefühl wenn er sie küsste, die Sehnsucht wenn er von ihr getrennt war – das waren doch alles Anzeichen für.... Liebe?!

„Herr Nekrasov.“ Eine freundliche Stimme eroberte den Raum, leise, um Silver nicht zu wecken und doch laut genug, Nathan aufmerken zu lassen. Er ließ von Silver ab und löste seinen Blick von ihr, um auf den Flur heraus zu treten. Vor ihm stand ein junger Arzt, blonde Beach-Boy-Wuschelhaare, blaue Augen – der typische Sunnyboy. Wenn er lächelte, entblößte er zwei Reihen makelloser Zähne und Fänge. „Ich bin Doktor West, ich habe den Fall Ihrer Frau übernommen.“ Erklärte sich der junge Mann, nicht ohne dabei Nathans Skepsis zu erwecken. Wieso ein neuer Arzt? Und wieso so ein Jüngling, der von seinem Handwerk wahrscheinlich nichts verstand? Doch er biss die Zähne zusammen. Dieses Krankenhaus war das beste im Osten des Landes und er musste den Ärzten vertrauen. Sie gegen sich aufzubringen, wäre kontraproduktiv.

„Freut mich. Was gibt’s?“

Nathan zwang sich zu einem Lächeln. Ein merkwürdiges, fremdes Gefühl für ihn. Doch er konnte sich nicht leisten, den Arzt gegen sich aufzubringen. Kooperation lautete das Zauberwort.

„Die Werte Ihrer Frau sind stabil. Sie scheint auf dem Weg der Besserung...“

„Scheint, oder ist?“ Nathans Augenbrauen zogen sich zusammen, ein bissiger Tonfall schlich sich ein, doch er schüttelte den Kopf. „Entschuldigung.“

„Schon gut, Sie müssen sich schrecklich fühlen und sind angespannt. Kein Problem.“ Sunnyboy West strich sich eine Strähne aus dem Gesicht und schenkte Nathan sein schmierigstes Lächeln. „Sie IST auf dem Weg der Besserung. Sie war in den letzten Stunden stabil, wir gehen nicht davon aus, dass da noch etwas kommt. Wir werden sie noch ein paar Tage zur Beobachtung bei uns behalten, aber sie dürfte bald nach Hause dürfen.“ Wieder Hand auf Arm, ein freundliches Nicken und West verließ die Bühne.

Nathan blieb mit seinen Gedanken und Gefühlen zurück, die er kaum einzuordnen wusste. Silver würde wieder gesund werden. Ein brennendes, angenehmes Gefühl breitete sich wie ein Lauffeuer in seinem Körper aus. So fühlte sich also Glück an.

 

Ihre Fingerspitzen umklammerten das Geländer, welches zum Eingang der Villa führte. Nur mühsam schleppte Silver sich die Treppe hinauf und betracht das Foyer ihres Zuhauses. Es war ein gutes Gefühl, wieder hier zu sein. Nathan stand bei ihr, sie stützend.

     „Es geht schon, vielen Dank.“ Sie schenkte ihrem Ehemann ein warmherziges, wenn auch zögerliches Lächeln. Es waren ein paar Tage verstrichen, die sie im Krankenhaus hatte verbringen müssen. Ihr Körper erholte sich zwar langsam, jedoch schneller als es ein menschlicher Organismus tun würde. Nathan war die ganze Zeit kaum von ihrer Seite gewichen. Auch als Damayanti ihn bat, wenigstens ein wenig zu schlafen, zu duschen, weigerte er sich vehement. Seine Haare hingen mittlerweile strähnig ins Gesicht und ein ausgewachsener Bart, der ihm nicht unbedingt schlecht stand, schmiegte sich an seine hohlen Wangen. Die blauen Blicke wirkten glasig, jedoch lebendig. Er war übermüdet, doch glücklich. Und ihn so zu sehen, ließ Silver das Herz in der Brust stocken und hüpfen. Dieser Anblick – sie hätte sich so gern daran gewöhnt, doch sie kannte ihn gut genug, um seine Launen einzukalkulieren. Bald schon würde er sich wieder wie ein Arsch benehmen, davon war sie überzeugt.

     „Du sollst dich schonen, hat Doktor West gesagt. Also werde ich dafür sorgen, dass du dich schonst.“ Sein Tonfall war streng und bestimmt, doch in seinem Gesicht las sie eine seltene Sanftheit. Er geleitete sie vorsichtig in das angrenzende Wohnzimmer, wo er Silver auf das mit rotem Samt bezogene Sofa bettete. Sie wollte es nicht zugeben, doch sie fühlte sich von der kurzen Fahrt und dem noch kürzeren Fußweg ermüdet.

     „Kann ich dir etwas bringen? Soll ich dir Damayanti schicken?“ Silver schüttelte den Kopf. Sie brauchte nichts. Nur Antworten. Nach wie vor beherrschte dieses Mädchen ihre Gedanken und sie konnte kaum fassen, dass Nathan den Fall abgegeben hatte. Am Anfang hatte er versucht, es zu verheimlichen. Wahrscheinlich hatte er gewusst, dass es Silver wütend machen würde. Doch er hatte nicht verbergen können, dass er beurlaubt war.

     „Wieso?“, hatte sie ihn gefragt. Wie ein kleiner Junge hatte er sie verschämt angesehen, als er antwortete: „Ich möchte für dich da sein, das ist jetzt das Wichtigste. Die Kollegen können den Fall weiter bearbeiten.“ Sie hatte ihn mürrisch angesehen. „Aber du bist der Beste.“ In seinen Augen flackerte etwas auf, doch er hatte bestimmt den Kopf geschüttelt. „Nein, jetzt bin ich für dich da.“

     Und nun saßen sie hier. Auf dem Sofa. Silver halb über der Lehne liegend, Nathan neben ihr, zögerlich mit einer Hand ihren Schenkel streichelnd. Hätte man es nicht besser gewusst, Nathan und Silver hätten wie ein frisch verliebtes, noch leicht verschämtes Pärchen gewirkt.

     „Glaubst du wirklich, dass deine Kollegen diesem Fall gewachsen sind? Zusammen könnten wir...“

     „Zusammen?!“ unterbrach er sie harsch. „Du glaubst nicht allen Ernstes, dass du weiter mit mir daran ermitteln wirst? Hast du schon vergessen, was beim letzten Mal passiert ist?“ Eine Ader an seinem Hals pochte bedrohlich.

     „Vergiss den Fall endlich. Wir können nichts für das Mädchen tun. Wir tun jetzt was für uns. Ende der Diskussion.“ Nathan seufzte laut. Er konnte nicht glauben, wie hartnäckig seine Frau sein konnte. Dieses zarte Wesen, dass so oft gebrochen wurde. „Ruh dich jetzt bitte aus und tu einfach nichts Unüberlegtes.“

     Als er sich erhob, gab er Silver einen Kuss auf die Stirn. Sie sah ihn mit ihren nunmehr grasgrünen Augen an. Allmählich verstand Nathan ihre Stimmungen anhand der sich wechselnden Augenfarbe zu deuten. Das kräftige Grün trug sie immer dann in sich, wenn sie etwas besonders aufregte oder sie besonders intensiv empfand. Was von beidem nun zutraf, war ihm jedoch ein Rätsel. „Kannst du wenigstens...“

     „Ja, ich werde auf dem Revier anrufen und dich auf den neusten Stand bringen. Herrgott, du bist ja schlimmer als ich.“ Er schüttelte den Kopf, Silver glaubte ein leises Lachen dabei zu hören. „Ich geh jetzt deine Sachen aus dem Auto holen. Und du bleibst brav hier liegen, verstanden?“

     „Aye, aye, Sir.“ Versuchte Silver zu scherzen. Es war ungewohnt, so locker und ungezwungen mit Nathan umzugehen.

 

Ein leises Lächeln schlich sich auf seine Lippen, als er die Tür hinter sich schloss. Die Gelassenheit, mit der er und Silver miteinander umgingen, ließ sein Herz schneller schlagen. Er wusste jedoch auch, dass die Situation jeden Moment erneut eskalieren konnte. Er hatte sich nicht im Griff. Er war ein Monster – dessen war er sich nur all zu bewusst.

Als die Tür ins Schloss fiel und das leise Klacken erklang, blickte Nathan auf. Etwas hatte sich verändert. Vor seinem eigenen schwarzen Benz stand nun ein weiterer Wagen, der ihm unbekannt war. Getönte Scheiben, mattschwarzer Lack – dieses Fahrzeug schien direkt einem Mafiosi-Film entsprungen zu sein. Skeptisch musterte er den Wagen, während er zu seinem eigenen lief. Die Türen hatte er nicht verschlossen, der Kofferraum öffnete geschmeidig und er nahm Silvers Tasche heraus.

Als er den Wagen soeben abschließen wollte, spürte er den Lauf einer Pistole in seinem Rücken. Er versuchte, sich zu drehen, doch eine starke Hand hielt seinen Nacken fest umgriffen.

„Umdrehen. Ganz langsam. Die Hände so, dass wir sie sehen.“ Raunte eine männliche, tiefe Stimme. Nathan ließ die Tasche los und tat, wie ihm gehießen. Er blickte in die Gesichter zweier Bodybuilder, die ihre Augen mit Sonnebrillen verdeckten. Der eine hatte gräuliches Hand, modisch nach hinten gekämmt. Der andere musste erst vor kurzem eine Begegnung mit einem Rasenmäher gehabt haben, denn sein Schädel war stoppelig und gerötet.

„Ich will keinen Ärger.“ Murmelte er, als Nathan versuchte hinter den abgedunkelten Gläsern Augen zu erkennen.

„Schade, wir schon.“ Lächelte der grauhaarige Kerl, während sein Kumpel Nathan die Pistole nun in den Brustkorb presste. „Also, hör zu.“ Nathan fühlte sich wie ein gehetztes Tier. Obwohl er keinen Schritt gegangen war, schlug sein Herz so rasend schnell wie nach einem Marathon. Es war nicht er selbst, um den er Angst hatte. Er fürchtete sich um Silver. Was, wenn die Kerle in die Villa gingen? Was, wenn sie Silver in die Finger bekamen? Und wie würde Silver reagieren, wenn sie Nathan vor dem Fenster niederschossen. Nervös warf Nathan einen Blick aufs Haus, doch Silver konnte unmöglich die Szene aus dem Fenster heraus beobachten. Wenigstens das. Aber was wenn sie nach draußen kam, sobald er zu lange für das Gepäck benötigte?

„Bringt es hinter euch und verschwindet wieder.“ Ächzte er, während er die beiden abwartend musterte.

„Wir wollen nur, dass du die Ermittlungen einstellst.“ Ein trockenes Husten entfuhr Nathan, als er den Kopf schüttelt.

„Dann habt ihr den Falschen, ich hab den Fall abgegeben. Ich kann euch leider nicht helfen.“ Ein süffisantes Lächeln zierte seine Lippen, während sein Innerstes zum Gebersten gespannt war.

„Dann kümmere dich drum, dass dein Kollege den Fall ad acta legt. Sonst...“ Der Silberne vollführte eine nicht zu missdeutende Geste. „Und dabei meine ich nicht dich.“ Sein Blick fiel auf die Villa, in dem Silver auf ihn wartete. Nathan biss sich auf die Zunge, um nicht ausfallend zu werden. Die Typen zu provozieren war das letzte, war er nun gebrauchen konnte.

„Ich kann nicht... Ich habe keine Befugnisse mehr, ich bin beurlaubt.“ Knirschte er. Doch als Antwort traten sie ihm die Beine fort. Nathan kam hart auf dem Asphalt der Straße auf. Als er am Boden lag, prasselten Schläge und Tritte auf ihn ein. Irgendwann wurde ihm schwarz vor Augen. „Silver...“ Seine Stimme klang nicht wie die seine.


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27.02.2017, 13:39
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Oha! :O Hoffentlich ist Nathan nicht schlimm verletzt.... Und hoffentlich passiert Silver nichts... 
Was für ein Cliffhanger! *umfall*
Wer sind bloß diese komischen Typen? Und wird Nathan weiterhin so nett zu Silver sein, oder kommt doch bald wieder "das Arschloch durch"? 


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07.03.2017, 13:23
» Lisa
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Kapitel 14



Die Zeit verging und Nathan kehrte nicht ins Haus zurück. Silver wusste ja, dass sie einiges an Gepäck mit ihm Krankenhaus gehabt hatte, Nathan hatte schließlich lieber viel zu viel mitgebracht, als dass es ihr an etwas gemangelt hätte. Doch nun war er eindeutig zu lange da draußen.

„Damayanti?“, rief sie so laut sie konnte. Die Schmerzen in ihrem Körper waren so groß, dass sie ausnahmsweise die Hilfe der anderen dankend angenommen hätte. Nun aber kam niemand und Silver konnte nicht auf sich beruhen lassen, dass Nathan einfach verschand. Vielleicht hatte er sich nun endgültig entschlossen, fort zu gehen? Sie allein zu lassen? Missmutig kämpfte sie sich nach oben und wankte zum Fenster. Der Wagen stand noch, wo Nathan ihn geparkt hatte. Doch sie konnte nichts anderes sehen. Die Büsche der Hecke verdeckten ihr die freie Sicht auf die Straße.

Sie schleppte sich zur Tür und trat hinaus. Ihr wurde gleich ganz anders zu mute, doch sie wusste nicht warum. Es war vielmehr so ein Gefühl. Langsam, aber stur ging sie zum Wagen. Ging um den Wagen herum. Der Kofferraum stand weit geöffnet, von Nathan keine...

     „Nathan!“, Ihr wich alle Farbe aus dem Gesicht, als sie ihren Mann am Boden liegen sah. Ein dünnes Rinnsal Blut schlängelte sich aus seinem Mund. Er war nicht bei Bewusstsein. So schnell sie konnte, ließ sie sich neben ihm auf die Knie nieder. Ihre Hände hoben seinen Kopf vorsichtig an. „Nathan...“, wimmerte sie, während ihre Finger vorsichtig über seine Schläfen streichelten. „Wach bitte auf.“ Minuten verstrichen wie Ewigkeiten, ehe Nathan die Augen öffnete. Silver atmete erleichtert auf.

 

„Was machst du hier draußen, du solltest doch...“, ächzend erhob er sich und sah Silver in die nunmehr eisgrauen, beinahe farblosen Augen. Sie hatte scheinbar schreckliche Angst. Um ihn? Er konnte spüren, wie ein Tiel von ihm genau das hoffte. Er wollte, dass sie sich um ihn Sorgen machte. Er wollte, dass sie ihn liebte. Und nun, da sie ihn so ansah, glaubte er beinahe, seine Wünsche konnten in Erfüllung gehen. „Lass uns hinein gehen, bitte.“ Murmelte er mit brüchiger Stimme. Silver wollte zuerst protestieren, doch sie entschied sich dann um. Vielleicht war es wirklich besser, so schnell wie möglich das Haus aufzusuchen. Die Kerle, die ihm das angetan hatten, liefen schließlich noch frei herum. Sie stützte ihren Mann, als dieser versuchte aufzustehen. Dabei konnte sie sich  selbst kaum auf den Beinen halten. Sich gegenseitig stützend, humpelten sie zum Haus zurück, wo Damayanti ihnen bereits entgegen eilte. Eine Strähne hatte sich aus ihrem langen Zopf gelöst, sie war ganz aufgebracht.

„Was ist geschehen?“ Ihre Stimme schien zu zittern. Mit ihrem kleinen Körper versuchte sie, Nathan und Silver zu stützen. Es war ein vergebliches Bemühen, doch allein der Versuch rührte in Silver ein warmes Gefühl. Er tat gut, von jemandem umsorgt zu werden. Sich geliebt zu fühlen. Und Damayanti liebte sie wie eine Tochter, liebte Nathan wie einen Sohn. Gemeinsam stolperten sie in das große, geräumige Wohnzimmer. Silver fror und eine Gänsehaut zog sich über ihren gesamten Körper. Damayanti schien es zu erkennen, denn kurze Zeit später entfachte sie ein Feuer in dem alten Kamin. Silver und Nathan hatten sich auf die Couch gesetzt, vorsichtig strich Silver ihrem Mann die wirren Strähnen aus dem Gesicht und begutachtete, was die Schläger angerichtet hatten.

„Wir müssen einen Arzt rufen.“

„Wir müssen gar nichts, ich werde zum Präsidium fahren.“ Nathans Blick verriet, wie stur er war. Dass er seine Pläne durchzusetzen vermochte. Doch Silver schüttelte vehement den Kopf.

„Du spinnst wohl?“ Ihre Finger glitten über seine Wange, sie streichelte ihn sanft. Als sie eine blaue Stelle berührte, zuckte Nathan unwillkürlich zusammen. „Entschuldige.“ Sie versuchte zu lächeln, doch es misslang. Schlimmer noch als ihre eigenen Schmerzen war es zu sehen, wie Nathan mit sich kämpfte.

„Wir werden einen Arzt rufen. Danach kannst du, sofern du keine schwereren Verletzungen hast, gerne zum Präsidium. Bitte.“ Sie flehte ihn an, doch sein Blick blieb hart und unnachgiebig. „Nathan, das bist du mir schuldig.“ In seinem Blick schien etwas zu flackern, er wollte widersprechen, etwas sagen, doch es kam kein Wort aus seinem Mund. Stattdessen nickte er resigiert und lehnte sich dann nach hinten, wobei er ein schmerzerfülltes Stöhnen und Ächzen nicht unterdrücken konnte.

„Danke.“ Hauchte Silver und küsste ihn sanft. Damayanti indes ging in die Küche, um sich mit dem Krankenhaus in Verbindung zu setzen.

 

Nur wenige Minuten später erschien ein Krankenwagen. Dieser stand nur einige Blocks weiter in Bereitschaft und konnte daher schnell vor Ort sein. Damayanti öffnete erleichtert die Tür.

„Kommen Sie, bitte folgen Sie mir.“ Verbeugte sie sich tief und führte einen Arzt, sowie einen Helfer in die geräumige Wohnstube, wo Silver und Nathan auf der Couch kauerten und Silver redlich bemüht war, aus Nathan heraus zu bekommen, was die Typen gewollt hatten. Doch der gab nichts preis.

„Lass es gut sein.“ Zischte er bedrohlich, doch dieses Mal ließ Silver sich nur deshalb abwimmeln, weil nun der Arzt vortrat und sich als Doctor Whitman vorstellte.

„Danke, dass Sie so schnell kommen konnten.“ Lächelte Silver und stand ächzend vom Sofa auf, um sich in den Sessel daneben fallen zu lassen. „Entschuldigen Sie, aber ich wurde heute erst aus dem Krankenhaus entlassen. Langes Stehen bekommt mir noch nicht.“

„Keine Sorge.“ Lächelte der freundliche Arzt, wobei sich einige Grübchen auf seinen Wangen offenbarten, die ihn jünger wirken ließen. Er war gut aussehend, in den vierzigern und wirkte kompetent, wie er so vor ihrem Ehemann stand. Der verzog eine Miene, als er den Arzt an sich heran lassen sollte.

„Nathan, bitte.“

„Sie sind Nathan Nekrasov, oder?“ fragte da der deutlich jüngere, wohl noch etwas unbedarfte Krankenpfleger. „Ich habe Sie im Fernsehen gesehen.“

„Lass den Patienten in Ruhe, Oli.“ Raunte Doctor Whitman, während er Nathans Gesicht vorsichtig abtastete. Seine Finger befanden sich in Latex-Handschuhen, seine Berührungen hinterließen rötliche Flecken auf Nathans sonst leichenblasser Haut. Bis auf die Stellen, wo sich das dunkle Blau der Gewalt bereits seinen Weg nach oben an die Hautoberfläche bahnte.

„Blutergüsse im Gesichtsbereich.“ Attestierte er und tastete sich weiter herab zu Nathans Oberkörper. Als Doctor Whitman seine Hand auf dessen Rippen legte, ächzte Nathan schmerzhaft auf. „Gebrochen, vermute ich.“

„Ja, das merk ich selber.“ Giftete Nathan und warf Silver einen bösen Blick zu. Die stand langsam auf und stellte sich hinter Nathan, ihre Hände beruhigend auf seine Schultern gelegt. Wahrscheinlich war ihm die Situation schlichtweg unangenehm, doch es musste sein. Sie würde keinen Protest dulden, solange die Gefahr bestand, dass er ernstlich verletzt war.

Einige Minuten später war der Arzt fertig. „Einige Blutergüsse, die Rippen scheinen gebrochen und es gibt verschiedene Prellungen.“ Er stand auf und trug etwas auf einem Block ein. „Ich gehe eben ein paar Mittel gegen die Schmerzen holen.“ Silver strich Nathan sanft durchs Haar. „Das heißt Bettruhe.“

„Ich bin kein Halbblut wie du, ich regeneriere in wenigen Stunden.“ Nathans Stimme war kalt und schnitt Silver verletzend ins Herr. Sie wusste selbst, dass sie kein reiner Vampir war. Und sie hatte stets gut damit leben können. Doch der Hass, der den Halbblütern entgegenschlug, war schwer zu ertragen. Schlimmer noch, kam er aus den eigenen Reihen. „Nathan....“

„Lass mich.“ Er setzte sich jeh auf und ging zur Tür. „Er hat mich untersucht, du hast was du wolltest, ich fahre jetzt zum Präsidium.“ Die Tür knallte hinter ihm zu und als Silver ihm nachlief, stolperte sie bloß über den Arzt und seinen Assistenten. Der sah seinem Patienten verblüfft nach. „Jähzorniger Typ, oder?“ Sein prüfender Blick lag auf Silver, ihren Verletzungen. Ob er glaubte, dass.... „Er ist ein guter Mann. Er steht bloß unter großem Stress. Er hat in letzter Zeit viel durchmachen müssen.“ Entschuldigte sie ihn und nahm Whitman die Medikamente ab, die für Nathan bestimmt waren. Nach kurzen Instruktionen zur Einnahme, verschwanden die beiden Männer und Silver war wieder einmal allein.


Wörter: 1573

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15.03.2017, 11:47
» Lisa
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Kapitel 15



Meine Lunge fühlte sich an, als hätte ich einen Marathon hinter mich gebracht. Dabei war ich bloß von der Tür zum Auto gelaufen, eingestiegen und hatte mich in den abendlichen Berufsverkehr eingefädelt. Silver hatte ich zurückgelassen, wieder einmal. Und es schmerzte mich, dass ich sie erneut verletzt hatte. Doch ich konnte nicht untätig herum sitzen, während mich irgendwelche Ganoven in der Hand hatten und ihr Leben bedrohten. Ich musste zum Präsidium und den Fall irgendwie wieder in meine Hand bekommen. Natürlich konnte ich ihn nicht einfach einfrieren, das würde die Kollegen misstrauisch machen. Doch ich konnte die Ermittlungen so boykottieren, dass die Täter nicht gefunden wurden und irgendwann, wenn genug Zeit verstrich, wurde die Akte ohnehin als cold case in die Archive gelegt.

Ich hätte mich bei der Fahrweise der Vampire um mich herum normalerweise aufgeregt, doch meine Gedanken waren mit ganz anderen Dingen beschäftigt. Mein Körper schmerzte mehr, als ich zugeben wollte. Natürlich, ein Körper wie der meine regenerierte rasch. Vor allem im Vergleich zu Silvers Körper. Sie war ja nur ein... Was hatte ich da eigentlich gesagt? Ich hatte sie verletzt, das wusste ich. Und das war noch bei weitem schlimmer als die physischen Schmerzen, die ich jetzt ertragen musste. Wahrscheinlich waren sie meine gerechte Strafe Gottes.

Das gleichmäßige Klicken des Blinkers wirkte beruhigend, als ich von der Hauptstraße abfuhr und auf die kleinere Nebenstraße glitt, in der das Präsidium lag. Den Wagen parkte ich wie gewohnt auf meinem Platz und unter Mühen zwang ich mich aus dem Auto. Verdammt, die Kerle hatten mich ordentlich zusammen geschlagen.

Als ich die Tür, die ohrenbetäubend quietschte, öffnete, fühlte ich mich, als sei ich in einem Bienenstock angelangt. Überall summte und brummte es, die Kollegen stürmten an mir vorbei und es war hektisch, verdammt hektisch. Als Bob, einer meiner Leute, an mir vorbei stürmte, zog ich ihn zu mir.

„Boss. Schön Sie zu sehen, wie geht es Ihrer Frau?“ Was mochten die hier bloß von mir denken? Ich, der eiskalte Nathan Nekrasov, hatte wegen meiner kranken Ehefrau eine Pause eingelegt. Das passte nicht zu mir.

„Ihr geht es den Umständen entsprechend, aber...“

„Was ist mit Ihnen passiert?“ Jetzt erst hatte der jüngere Vampir meine Verletzungen gesehen, mit schreckgeweiteten Augen starrte er mich an. „Hey, Nick. Schau mal, der Boss ist hier.“ Rief er über die Schulter, ohne den Blick von mir zu weichen. Es kam wie es kommen musste: das Summen erstarb und die ganze Belegschaft wandte sich zu mir und sah, notgedrungen, die Verletzungen die ich davon getragen hatte. Schließlich war mein Gesicht ganz grün und blau von all den Tritten. Ein Glück, dass die nicht unter mein Shirt sehen konnten. Es genügte schon, dass auch im V-Ausschnitt des Hemdes klar zu sehen war, dass nicht nur mein Gesicht etwas abbekommen hatte.

„Nichts Schlimmes, bloß eine kleine Kneipenschlägerei.“ Versuchte ich von der Realität abzulenken, ehe sie sich selbst zusammen reimten, was mein Auftritt hier sollte. Dies waren die fähigsten Männer im Land, sie kümmerten sich mit mir darum, dass unsere Rasse nicht erneut unter das Joch von anderen Wesen kommen konnte. Sie kümmerten sich um das Wohl ihrer Leute. Und natürlich waren sie alle schlau genug, sich auf kurz oder lang zusammen zu reimen, was mir eigentlich passiert war.

„Ich wollte nur fragen, wie es um den Fall steht.“

„Da müssen Sie Clinton fragen, Sir.“ Ich nickte und ging auf die Suche nach jenem Mann, den ich zu meinem Stellvertreter bestimmt hatte. Er stach aus der Masse heraus. Vampire waren meist schön, doch Tom Clinton war noch viel schöner. Sein glänzendes, schwarzes Haar trug er in feinen Locken etwa schulterlang. Ein drei-Tage-Bart zierte seine maskulinen Züge und unterstrich das Herbe an seinem Gesicht. Seine dunklen, tiefgründigen Augen verliehen ihm stets einen etwas traurigen Ausdruck. Ich fand ihn schnell.

„Tom, hey.“ Ich schüttelte ihm die Hand und biss dabei die Zähne zusammen, die Bewegung schmerzte.

„Boss, schön Sie zu sehen. Oder auch nicht. Was ist denn passiert?“

„Nichts weiter, Kneipenschlägerei, mehr nicht.“ Ich winkte wenig überzeugend ab. „Aber wie stehts um den Fall.“

„Was das anbelangt, Sir, ist hier die Hölle los. Ein weiteres Mädchen ist verschwunden.“ 

 

Unter den gegebenen Umständen war es nicht schwer, den Fall wieder zu übernehmen. Ein kurzes Gespräch mit dem Oberboss später, war ich zurück an vorderster Front. Ob mir das gefiel, stand auf einem ganz anderen Blatt geschrieben. Ich hatte kein gutes Gefühl. Ich wusste, ich würde die Ermittlungen blockieren. Silver und Damayanti zu liebe; jene zwei Frauen, die ich mehr liebte als mein eigenes Leben. Doch was, wenn das heraus käme? Noch schlimmer jedoch nagten die Gewissensbisse an mir. Es war ein weiteres Mädchen verschwunden und wenn ich in die Tat umsetzte, was ich vor hatte, würde man sie auch niemals finden. Und ich war Schuld.

Ich trommelte nervös aufs Lenkrad, als ich zurück nach Hause fuhr. Ich hatte ganz vergessen, dass ich Silver in einem gekränkten, ja verletzten Zustand zurück gelassen hatte. Ich konnte gar nicht ausdrücken, wie leid es mir tat. Doch sagen würde ich ihr das nicht können, dazu kannte ich mich selbst zu gut. Wieso brannten regelmäßig all meine Sicherungen durch? Vor allem, wenn es um sie ging? Ich hasste es. Ich hasste mich. Und ich hasste das Monster, dass ich manchmal sein konnte. Damayanti hatte gesagt, das liege nicht an mir. Der Dämon meiner Vergangenheit habe mich in seinen Klauen. Doch ganz gleich, wessen Schuld es war – und ich war mir sicher, es war meine – dieser Zustand war einfach nicht aufrecht zu erhalten. Etwas musste sich ändern, schnell. Ehe ich sie weiterhin verletzte, oder gar Schlimmeres geschah.

 

Ich trat durch die Eingangstür, nachdem ich den Wagen im Innenhof geparkt hatte. Mich hatte ein mulmiges Gefühl beschlichen, als ich zuerst erneut auf der offenen Straße hatte parken wollen. Was, wenn die Kerle zurückkehrten? Ich war kein Angsthase, aber ein paar gebrochene Rippen pro Tag waren durchaus genug. Ich betrat das Haus und mein Blick fiel sofort auf Silver, die auf dem Sofa zusammengekauert saß und las. Ihre Blicke schossen hoch, als sie mich bemerkte. In ihren Augen lagen zuerst Wärme und Zuneigung, doch diese Emotionen wurden rasch abgelöst durch die Verletztheit, die ich verschuldet hatte.

„Da bist du ja wieder.“ Sagte sie in einem eisigen Ton, der mir eine Gänsehaut bereitete.

Schuldbewusst neigte ich den Kopf, um ihr nicht in die anklagenden Augen sehen zu müssen, die sich nun zu einem kalten Grau verschleiert hatten. „Ich war auf dem Präsidium, wie ich schon sagte.“

„Du hast den Fall abgegeben und daher dort im Moment nichts zu...“

„Ich habe den Fall wieder aufgenommen, es war notwendig.“

„Aber...“

„Ich kann das nicht mit ansehen, Silver. Diese Mädchen werden gefoltert und verstümmelt, umgebracht und missbraucht. Ich kann nicht ruhig hier sitzen, während dort draußen ein Irrer herum läuft.“ Ich hatte mich in Rage geredet und meinte jedes Wort, wie ich es sagte. Und doch würde ich den Fall boykottieren. Es fuhr mir wie ein Stich ins Herz. Nicht zuletzt deshalb, weil Silvers Blicke nun weicher wurden  und sie auf mich zutrat.

„Ich kann dich verstehen, aber ich habe Angst um dich.“ Ihre langen Arme schlangen sich um meinen Nacken, während sie ihre Stirn an meine Brust senken ließ. Mein Herz begann vor Freude und Aufregung, aber auch vor schlechtem Gewissen zu rasen. Selbst wenn ich ihr sagte, dass ich all das nur zu ihrem Schutz tat, würde sie mich verachten. Letztendloch würde ich daran Schuld sein, wenn weitere Mädchen verschwanden.


Wörter: 1475

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20.03.2017, 08:54
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