Stillreich » Das Tal » Kommt der Moment, kommt die Zeit
Ort: Strand & Meer - Teilnehmer: Beautiful Moment
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Beautiful Moment

 

Das Meer. Parzival konnte die Faszination, die von diesem rauen Ort ausging nicht in Worte fassen. So poetisch er auch veranlagt war, so sehr sein Herz sich danach sehnte, die Schönheit der Natur und Gezeiten in die Welt des Gesprochenen und Gedachten zu übertragen, jeder seiner Beschreibungen würde etwas fehlen. Denn die Essenz der See, der schäumenden und tobenden Wellen, wie sollte sie eingefangen werden? Und so hüllte der Schimmel sich in Schweigen, schloss die neugierigen Augen, die noch eben die lebendige Gischt beobachtet hatten und atmete tief durch. Die salzige Meeresluft erhob bei jedem Besuch seine Lebensgeister, auch wenn es denkbar lange her war, dass er das Meer hatte bestaunen können. So war es auch heute mehr ein Zufall, dass er diesen Ort gefunden hatte. So lange war Parzival nun schon auf Reisen gewesen, ohne speziell nach einer neuen Heimat zu suchen. Seine Neugierde, sein Tatendrang hatte ihn in die Welt hinausgetrieben, doch nirgends war es gut genug gewesen. Da war etwas in ihm, das nach mehr suchte, ein Teil in ihm, der sich nicht mit Mittelmäßigkeit zufrieden geben würde. Ein Lächeln zog über seine entspannten Züge. Ist es das? Konnte dies der Platz sein, das erste Tal seit Monaten, in dem er sich vorstellen konnte, heimisch zu werden? Das Gefühl der Ekstase und gleichzeitigen Ruhe ergriff den Hengst bei diesem Gedanken und die Antwort war so klar wie der stürmische Wind in seiner Mähne. Beflügelt von dieser Erkenntnis, diesem Gefühl der Ankunft, öffnete Parzival die Augen und trabte unvermittelt los. Seine ausladenden Schritte führten ihn immer näher an die Wellen heran, die an diesem Tag verrieten, welch ungebändigte Seele in dem Meer wohnte. Der Himmel war grau und trist, doch wirkte er trotzdem einladend, wie ein alter Freund, der immer da war, um zuzuhören. Schnaubend kam er zum Halten, rhythmisch umspülte das eiskalte Wasser seine Fesseln und ließ sie wieder los. Einzelne salzige Tropfen verfingen sich in Mähne und Schweif, wenn sie sich trauten aus der Sicherheit der Menge zu springen, doch Parzival nahm kaum Notiz von ihrem Wagemut. Sein Blick war nun auf fern kreisende Möwen gerichtet und auf den Horizont hinter ihnen. Was würde er nicht geben, nur für einige Augenblicke an ihrer Stelle zu sein, fliegen zu können, die Welt aus einem anderen Winkel zu sehen. Was sahen sie wohl dort oben in den windigen Höhen? Und was war dort hinter dem Meer, welches sich bis in die Unendlichkeit zu erstrecken schien? Die Welt hatte so unglaublich viel zu bieten und Parzival würde nie müde werden, sich den Wundern dieser Erde zu erfreuen - oder sie zu erfragen.



Wörter: 495

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28.10.2021, 11:32
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Möven, die waren momentan auch Beautys Begleiter. Sie fand nur keine Zeit sich ihrer zu erfreuen und in Gedanken zu schwelgen. Ebenso wenig wie sie das Rauschen des Meeres vernahm, es war vielmehr der Wind der ihr um die Ohren pfiff. Ihre Ohren, die tief an den Nacken gepresst waren und in der Masse ihrer wilden Mähne verschwunden waren. Der Wind, die Meeresbrise die sie zwangsweise in großen Mengen in ihre Lunge presste. Dafür waren die Nüstern der Stute weit gebläht. Das Wasser, welches mal mehr, mal weniger um ihre Beine tanzte wenn sie diese gerade hinein tauchte. Es tauchte ihr Fell in ein dunkles Rot und zwang sie die Augen zu verengen.

Die Stute jagte schlicht und ergreifend im gestreckten Galopp durch das seichte Wasser. Ihre Gedanken hatten kaum eine Chance ihr bei dieser Geschwindigkeit zu folgen. Und wenn sie es wagten sie einzuholen, wurde sie vom aufspritzenden Wasser niedergeschmettert. Wenn schon der Tag so trüb war, so schien die Sonne in ihrem Herzen, in ihrem Verstand. Ob sie nicht schon in Schwierigkeiten geraten war wenn sie so kopflos vor ihren Gedanken davon jagte? Sicherlich! Aber bis auf den ein oder anderen Kratzer hatte sie nichts schlimmeres davongetragen. Viel Böses war der fuchsenen Stute in ihrem Leben ganz offensichtlich noch nicht begegnet. Das wiederum hieß nicht, dass sie blauäugig durch die Welt rannte.

Dass ihr gleich noch jemand begegnen würde, damit rechnete sie allerdings nicht, sodass sie wohl oder übel Parzivals Gedanken und Sinnieren jäh zerreißen sollte. Viel zu spät bemerkte sie, dass sie einem anderen Pferd näher kam. Geschuldet durch das aufpreschende Wasser und der gekniffenen Augen vernahm sie die Silhouette so spät, dass ihre abrupte Bremsung zwar dafür sorgte, dass sie eine Kollision vermied, aber diese Reaktion brachte das Gleichgewicht der Stute mit den Fliegkräften ihrer Masse und dem Widerstand des Wassers fast in Zeitlupe zu Fall. So tauchte sie unfreiwillig mit einem lauten Platschen ins Wasser. 

Hastig rappelte Beauty sich wieder auf, schüttelte sich im selben Moment noch komplett und ihren Kopf ein paar wenige Sekunden länger. Das Wasser das Halt in ihren Ohren gemacht hatte erwies sich kurzzeitig als verdammt unangenehm. Obwohl ihre Augen, die noch das salzige Wasser wegzublinseln versuchten, bereits aufmerksam auf der Gestalt des Hengstes lagen, musste sie ihre Ohren noch das ein oder andere Mal drehen eh sie auch diese in dessen Richtung drehen und dort belassen konnte. “Ich.. also… Guten Tag!”, verschlang sie den Gedanken einer Entschuldigung und strahlte den ihr Unbekannten freudig an in der Hoffnung nicht an das wenig böse geraten zu sein das bisher ihre Wege gekreuzt hatte. “Ich hatte hier gar nicht mit einem weiteren Pferd gerechnet!” Was unverkennbar gewesen war. Regelrecht erschreckt hatte er sie… nein er hatte sie erschreckt. Ihr Gedankengang war kurzzeitig ihren Augen zu entnehmen bevor sie wieder freudig glänzten.


Wörter: 519

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28.10.2021, 16:25
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Gedanken über alles kreisten im Kopf des Weißen, über alles Mögliche, doch wäre ihm nie in den Sinn gekommen, dass er beinahe eine Kollision erleben müsste. Vollkommen in seine eigene Welt vertieft bekam Parzival über das Getöse also nicht mit, dass eine Artgenossin wie ein Tornado auf ihn zugestürmt kam. Erst im letzten Moment, als es für jegliche Reaktion ohnehin zu spät war, sah er die rote Gestalt in einem Wirbel aus Mähne, Beinen und Wasser neben sich stürzen. Die aufspritzenden Tropfen flogen ihm gemischt mit Sand und Schaum ins Gesicht, benetzten ihm die komplette Seite, sodass er wirkte, als wäre er gerade von einem Sandmonster angegriffen worden. Da Parzival ein nicht sonderlich schreckhafter Genosse war, zog er sich nur einen Schritt zurück und schüttelte klärend den Kopf, um den überschüssigen Dreck aus seinem Sichtfeld zu bekommen. Überraschung zeichnete sich dennoch auf seinen Zügen ab, noch viel mehr, als eine hübsche - ihrem Aussehen und Verhalten nach zu urteilen auch junge – Stute sich aus den Fluten erhob, um ihre Contenance wiederzuerlangen. Als wäre gerade überhaupt nichts Sonderbares passiert, begrüßte sie ihn mit einem strahlenden Lächeln, welches er grinsend und gutmütig erwiderte. „Hallo.“ Auch wenn es nur eine kurze Antwort war, so wirkte sie doch nicht kurz angebunden, denn viel Wärme schwang in seiner Stimme mit. Manchmal tischte einem das Leben kuriose Situationen auf, doch das war es unter anderem, was Parzival so sehr daran liebte. Jeder Tag war für eine Überraschung gut, so wurde es eben nie langweilig. Und die heutige Überraschung fiel eben ein wenig großer aus als üblich. Und in diesem Moment wurde dem Schimmel bewusst, wie lange er schon keinen Kontakt mehr zu einer anderen Seele gehabt hatte, viel zu lange war ihm auf seiner unendlichen Wanderschaft niemand mehr über den Weg gelaufen. Umso mehr begrüßte er nun die zufällige Begegnung. „Das habe ich mir fast gedacht.“ Noch immer umspielte ein Lächeln seine Lippen. „Wäre es anders gewesen, hätten wir vermutlich beide hier gelegen.“ Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: „Aber auch das wäre interessant gewesen, ich bin noch nie zuvor Opfer eines so offensiven Überfalls geworden.“ Nicht, dass er solche Zustände eines ernst gemeinten Angriffes herbeiwünschen würde, aber die spaßige Ironie war deutlich in seinen Worten zu vernehmen. Etwas nachdenklicher musterte er die Stute. Sie hatte einen offenen Blick, ein unverkennbares Funkeln in den dunkelbraunen Augen und wirkte so aufgeweckt wie er zu seinen besten Zeiten. Augenblicklich stieg Sympathie in ihm auf und wenn es nach ihm ginge, würde er ihre Gesellschaft noch ein wenig länger in Anspruch nehmen. Es tat gut eine Stimme zu hören, wo es doch so lange still um ihn gewesen war. „Da wir ja jetzt ohnehin schon nass sind, was hältst du davon, eine Runde schwimmen zu gehen?“, fügte er nun eine Spur ernster, aber immer noch fröhlich hinzu. Wahrlich war das Wetter nicht sonderlich einladend und auch die Wellen schlugen teilweise etwas hoch, doch umbringen würde ihn das Ganze sicherlich nicht. Zumindest nicht nach seinem etwas unerschrockenen Ermessen. Jedes Pferd mit etwas mehr Vorsicht im Blut würde diesen Vorschlag ablehnen, doch die Fremde schien so, als wäre sie durchaus empfänglich für ein kleines Abenteuer. Neugierig sah er die Füchsin also an und wartete auf ihre Antwort.



Wörter: 655

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28.10.2021, 19:13
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Ein filmreifer Sturz ins Wasser den die Stute da ins Meer legte. Erst als sie sich aufgerichtet hatte und sich so gut es eben ging von Wasser und Sand befreit hatte, sie dem Fremden wieder gegenüber stand als wäre es das normalste der Welt derart ins Wasser abzutauchen, erst dann wagte sie ihren Blick abzuwenden und sich ihrer selbst zu widmen. Jetzt sah sie aus wie ein Sandmonster, Nessie vielleicht? Eine Meeresschlange oder doch ein Seepferdchen. Sahen die vielleicht so aus?

Die Musterung ihrer eigenen Erscheinung hielt sich in Grenzen. Es waren nicht mehr als wenige Sekunden bis die Stute ihren freudig glänzenden Blick wieder auf den Hengst gelegt hatte. Nun wurde auch er einer Musterung unterzogen und ja, ein imposantes Kerlchen das auf ihre Worte ihn mit einem Grinsen ihren Gruß erwiderte. Es war ein kurzes und knappes Hallo und sagte anhand der Stimmfarbe doch einiges über den Fremden aus. Es war so herzliche und warm, dass Beauty sich fast 100%ig sicher war hier konnte nichts boshaftes dahinter stecken. Als er seine Stimme wieder erhob und fortsetzte war es als erwärme seine Stimme ihre Seele. Ein ihr bisher unbekanntes Gefühl durchfloss sie, sodass sie einen kurzen Moment gedanklich abdriftete. Vergangenheit, das Gefühl von Geborgenheit und Wärme. Tu’s nicht…! Mit einem mehrfachen Blinzeln kehrte sie zurück ins Hier und Jetzt. Theatralisch besorgten Blickes schüttelte sie den Kopf eifrig, sodass ihr die sowieso schon wirre, nasse Mähne um den Hals fegte und sich teilweise frech über ihre Stirn legte. ”Das will ich mir gar nicht vorstellen. Verdammt schmerzhaft wäre das gewesen, denke ich. Und sicherlich nicht wünschenswert!” Und weil sie sich seinem Spaß anschloss, warf sie belustigt ihr Haupt und schnaubte. Sein darauf folgender Vorschlag irritierte sie kurzzeitig. ”Schwimmen?”, fragte sie dann doch ein wenig ungläubig eben weil das Wetter eigentlich wenig dazu einlud. Aber Sinn hatte es durchaus, denn das machte beide vielleicht wieder zu Pferden, statt Sandmonstern. Die Stute hatte ganze Arbeit geleistet also, so what?

Ihr Zögern konnte dem Fremden kaum entgangen sein, aber die Neugierde und Abenteuerlust überwog. Die Skepsis wich und das selbe bezaubernd frische Lächeln wie zuvor legte sich in den Ausdruck ihrer dunklen Augen. Und so schnell wie sie ins und aus dem Wasser gekommen war, jagte sie jetzt wieder los. Nur dieses Mal in Richtung des offenen Meeres. ”Wer zuerst mit den Wellen tanzt!”, quietschte sie während sie anfangs noch mit einer Galoppade, später mit einzelnen mühseligen Schritten gegen die Wellen kämpfte. Bevor sie überhaupt ansatzweise den Boden unter den Hufen verlor, blickte sie über ihre Schulter zu Parzival. Dass das hier eine total irrwitzige Idee war und sie ihr Gegenüber gerade einmal wenige Minuten kannte, genau das machte die Situation aus. Das war es was Beauty unter dem Begriff Freiheit verstand.


Wörter: 516

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29.10.2021, 12:02
» Parzival
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Unglaublich. Konnte er wirklich so viel Glück haben? Seine erste Begegnung nach so unzähligen Wochen und direkt war es eine Persönlichkeit, die seiner eigenen in vielen Belangen zu gleichen schien? Zwar schien Parzival die junge Stute ganz kurz etwas aus der Spur geworfen zu haben – sein Vorschlag war nicht unbedingt alltäglich – aber ebenso schnell wie Zweifel in ihrem Blick aufgetaucht waren, waren sie auch wieder verschwunden. Und bevor er sich versah war sie mit einem freudigen Ausruf schon losgeprescht. Die, die mit den Wellen tanzt, ein so passender Name für die Stute. Nur um einen Augenblick verzögert stieß auch Parzival sich mit einem enormen Satz vom Boden ab und schmiss sich mit kraftvollen Sprüngen in die Fluten. Es hatte nicht lange gedauert, da waren die beiden Abenteurer Kopf an Kopf, doch die Wassermassen machten ein Vorankommen zunehmend schwerer. Kalt und unbarmherzig schlug das Wasser gegen die Brust des Weißen, doch es war wie eine Reinwaschung seiner Lebensgeister. Nicht, dass er das zwingend benötigt hätte, aber dennoch war es ein unbeschreiblich erfrischendes Gefühl. Wie er je wieder warm werden würde, darum konnte er sich getrost später kümmern. Weiter und weiter schritt er in die offene Weite, sodass einige Wellen schon zaghaft über seinen Rücken spülten. Er sah hinüber zu seiner Begleiterin, die ihm noch viel zu trocken war. Er selbst war bereits so vom Wasser umhüllt, dass jeder Dreck von ihm gewichen war, die Fuchsstute dagegen war bis zum Hals mit Sand besudelt. Fest davon überzeugt, dass die eigentlich Fremde es ihm nicht übelnehmen würde, tauchte er also mit dem Kopf ins Wasser und spritzte beim Hochkommen einen Schwall der Meeresfluten in ihre Richtung. Freudig blinzelte er durch die salzigen Tropfen, die ihm wild über das Gesicht rannten. Doch bevor sie sich für die Attacke würde revanchieren können, war sein Blick schon wieder auf die Weite gerichtet und es brauchte nur einen gezielten Satz, bis seine Hufe ins Leere traten. In diesem Moment vergaß er beinahe, dass er nicht allein war, war kurz davor, die Augen zu schließen und sich einfach treiben zu lassen. Die Kälte war nun fast atemberaubend und schwer schnaufend hielt Parzival sich über den Fluten. Mit starken Tritten ermöglichte er sich mehr Auftrieb und seine Augen begannen zu leuchten. Das Getöse des Meeres war ohrenbetäubend und so steuerte der Weiße im Kreis, um sich zu vergewissern, dass auch die kecke Stute das gleiche Vergnügen genoss wie er.



Wörter: 467

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29.10.2021, 12:35
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Beauty konnte ja nicht ahnen was für positive Gedanken und Gefühle sie dem Hengst mit ihrer Anwesenheit und ihrem Auftreten bescherte. Aber ja, er schien ihr sympathisch und wirkte auf den ersten Blick nicht wie ein Hengst vor dem sie nun besser wieder Reißaus nehmen hätte sollen. Also war der Entschluss schnell gefasst und die Stute war auf dem Weg ins verdammt kühle Nass. Wirklich überraschen konnte die Kälte sie nicht mehr. Schließlich hatte das kalte Wasser sie bereits komplett umschlossen. Jedes verdammte Haar an ihrem Körper war bereits nass und gleichzeitig in Sand gebadet. Amüsiert beobachtete sie den Hengst der, kaum dass sie ins Wasser gesprungen war, folgte und sich längst auf selber Höhe befand. Überraschenderweise nahm der Hengst ihr etwas vorweg. Eine Geste die in ihrem Hinterkopf bereits auf ihren Einsatz gewartete hatte, nahm er ihr einfach vorweg. Mit einem Grinsen beobachtete sie den Hengst diesen kurzen Moment als sein Haupt unter Wasser getaucht war, eh das Wasser das er mit seinem mächtigen Haupt aus der Masse zog in ihre Richtung flog. Unweigerlich schloss sie kurzzeitig die Augen, schnaubte theatralisch empört und strahlte ihn regelrecht an als sich ihre großen dunklen Augen wieder öffneten und sich das Glitzern wieder auf ihn legte. Zu schade, dass er sich ihrer Rache entzog und den letzten Satz in die Tiefe machte, sodass er mit den Hufen offensichtlich keinen halt mehr finden konnte und schwamm. Im Gegensatz zu Beauty war er noch eifrig dabei seine Umgebung bis in die kleinsten Details wahrzunehmen. Seinen Geist auf den Wellen tragen zu lassen, während Beautys Herz vor Lebensfreude raste. Vielleicht trug die Kälte des Wasser auch ihren Teil bei.

Mit einem Hops verlor auch sie jeglichen Halt unter den Hufen, sodass sie schließlich bis auf einen Teil ihres Kopfes wieder komplett vom Wasser umschlossen war. Die feingliedrigen Beine sorgte mit kräftigen Tritten für Auftrieb und ihre Nüstern waren geweitet, weit genug aus dem Wasser um ihre Lunge mit der nötigen Luft zu versorgen. Mit zunehmender Anstrengung wurde die Atmung schwerer und leichtes Prusten war zu vernehmen. Sie musste sich eingestehen ewig nicht mehr geschwommen zu sein. Vielleicht auch, weil eine solche Aktion allein auch ganz anders ausgehen konnte wenn an Land jemand bemerkte wie ein junges Ding da durchs Wasser paddelte. 

Beauty drehte ebenfalls einen Kreis, sodass sie gemeinsam im Wasser einen Kreis zeichneten, eh sie sich daraus löste um soweit zurückzukehren, dass ihre Hufe wieder Halt finden konnten. Als sie so weit aus dem Wasser herausgetreten war, dass ihr gesamter Hals freigegeben war an dem nun ihre Mähne klebte, schüttelte sie eben diesen und ihren Kopf um sich vom Großteil des Wassers zu befreien. Dann lag ihr Blick ein wenig nachdenklich auf dem Fremden bevor sie zu sprechen begann. “Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen mein Verstand spiele mir einen Streich.”, sprach sie ihren Gedanken laut genug aus, dass auch Parzival es hören konnte. Die Stute war schließlich nicht nur von ihren Lebensgeistern getrieben. Diese Begegnung war auch für sie eher ungewöhnlich und für diese lockere Stimmung hatte wohl sicher auch ihre Stunteinlage gesorgt.


Wörter: 585

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29.10.2021, 23:36
» Parzival
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Schnell hatte die Stute aufgeschlossen und nachdem sie beide prustend ihre Kreise gezogen hatten, steuerte seine Begleiterin zurück in die Richtung des Ufers. Nun, da seine Muskeln langsam anfingen erste Anzeichen von Erschöpfung zu zeigen, folgte er ihrem Beispiel. Die Wellen wurden immer unbarmherziger und da Parzival keinen Todeswunsch hegte, war er froh, die Sandbank unterstützend unter seinen Hufen zu spüren. Angenehm bewegt fühlte der Weiße sich nun, leicht ausgepowert und zufrieden. An diesem Zustand hatte auch die Fremde ihren Beitrag geleistet, auch wenn sich die Atmosphäre zwischen ihnen gar nicht so fremd anfühlte, wie man vielleicht vermuten sollte. Schneller als er packte sie dieses Gefühl in Worte. Ja, es war wahrhaftig eine außergewöhnliche Begegnung, welche die beiden Pferde hier führten. „Das Leben hat manchmal wohl sein eigenes Verständnis von Humor.“, spielte er darauf an, dass das Schicksal ihnen an diesem Tag wohlgesonnen schien. Wer war es denn wirklich, der entschied welche Persönlichkeiten in diesem Leben sich trafen? Gab es jemanden in den Weiten der Welt oder des Universums, der die Stricke zog? Oder war es der so oft benannte Zufall, der in die Pflicht gezogen wurde? „Glaubst du an Zufälle?“ Parzival lächelte noch immer leicht. Es war eine Frage, die viele Denkende in den Wahnsinn trieb, eine Frage, die Sorgen und Ängste aufwarf und andere wiederum beruhigte. Er wollte den Ernst dieser Worte nicht zu hoch ansetzen und deswegen schmückte er sie mit einem spielerischen Ton. Dennoch interessierte ihn die Antwort auf diese Frage ernsthaft. Was er selbst glaubte? Nun das wusste er manchmal selber nicht. Und doch wünschte sich ein großer Teil in ihm, dass es mehr gab auf dieser Welt als schiere Zufälle. Und irgendwie machte es diese ganze Lebensreise auch etwas friedlicher und einfach, wenn man an einen Sinn in jeder Begegnung und Situation glaubte.

Der raue Wind unterbrach den inneren philosophischen Gedankenstrom und regte den Schimmel dazu an, sich das Wasser aus der Mähne zu schütteln und in Richtung des Strandes zu waten. Wenn seine Begleitung Gefallen daran fand, würde er sich gerne noch mit ihr unterhalten, doch das würde sich sicherlich noch schnell genug zeigen. Währenddessen begnügte er sich damit, nach einem Ort Ausschau zu halten, an dem sie etwas geschützter wären, um sich durch die kalte Zugluft nicht den Tod zu holen. Zu ihrer rechten waren die Klippen, die er interessiert beäugte. Tatsächlich entdeckte er dort höhlenartige Ausbuchten, die sicherlich effektiv vor Wind schützen würden.  



Wörter: 474

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30.10.2021, 18:01
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Hätte irgendjemand die 2 gesehen, hätte er sie ganz sicher als total verrückt und durchgeknallt beschrieben. Oder, wenn es sich um einen hilfsbereiten Artgenossen gehandelt hätte, hätte er womöglich versucht sie zu retten. Beauty hatte jedenfalls frühzeitig wieder sandigen Boden unter den Hufen und warf alsbald einen Blick zu Parzival der es ihr offenbar gleich tat. Ein seltener aber schöner Anblick einen Artgenossen aus dem Wasser steigen zu sehen. Wie seine Mähne ihm an wohl bemuskelten Hals klebte und das Wasser von und aus seinem Fell perlte. Dieser Anblick zauberte kurzzeitig ein erfreutes Funkeln in die dunklen Augen der Stute. Auf seine Worte hin folgten ihre Gedanken den Seinen. Wie oft hatte sie sich schon gefragt ob all das was ihr widerfahren war und noch widerfahren sollte vielleicht vorherbestimmt war. Ob sie wirklich Herr über ihr Leben war, ihr Schicksal? Ob die Entscheidungen die sie traf dazu führten, dass sie zum Beispiel heute auf Parzival traf? Er unterband die Endlosschleife eines Gedankenganges der bis in die Ewigkeit weiter fortgesetzt hätte werden können und zwang die Fuchsene dazu sich wieder auf ihn zu konzentrieren. Sie schnaubte amüsiert auf die Frage eh sie antwortete. “Wenn ich ehrlich sein soll, nein. Ich treffe eine Entscheidung und alles was darauf folgt ist ein Resultat daraus!” Ihre Augen glänzten schelmisch dabei, denn zu 100% überzeugt war sie von ihrer Aussage nicht. Das war eine “höhere” Frage die weder sie, noch er würden beantworten können. 

Es bestand gar kein Zweifel daran, dass die fuchsene Stute sich nicht weiter an seiner Gesellschaft erfreuen würde. Sie folgte ihm also, schritt aus dem Wasser und schüttelte sich eben jenes aus Fell, Mähne und Schweif als sie wieder trockenen Boden unter den Hufen hatte. Der Sand klebte an ihren Hufen und weil sie sich eben jenen Tod nicht holen wollte, senkte sie instinktiv ihren Kopf und schob mit ihren Nüstern den Sand beiseite um den passenden Platz zu finden sich im Sand zu panieren. Gefunden - getan. Vorsichtig legte sie sich ab und sich zur Seite, rieb genüsslich den Kopf im Sand während sie ihre Augen schloss. Tatsächlich schaffte sie es 2x die Seite zu wechseln beim Wälzen. Das schaffte sie nicht immer, aber heute eben doch. Als sie sich vorsichtig aufrichtete und mit etwas Schwung auch die Hinterhand aus dem Sand hob, schnaubte sie angestrengt und blickte zu dem ihr Unbekannten und doch irgendwie vertraut wirkenden Hengst. Seinem Blick gefolgt deutete sie mit einem Nicken in Richtung der Klippen. “Also suchen wir uns ein windstilles Plätzchen zum Trocknen.”, fasst sie in Worte was er bereits getan hatte, während sie gemächlichen Schrittes auf ihn zu ging. Lächelnd und die Ohren aufgerichtet brummelte sie leis. “So, schön dich fast über den Haufen gerannt zu haben. Ich wurde einst Beautiful Moment genannt und werde meist einfach Beauty gerufen.” Wenn sie denn dann länger an einem Ort verweilte und es jemanden gab der überhaupt wusste wie sie gerufen wurde.


Wörter: 559

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02.11.2021, 15:35
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Parzival musste schmunzeln. Auch er glaubte nicht an Zufälle, doch fasste er den Begriff dennoch etwas anders auf als die Fuchsstute. Sie sah die Zukunft als selbst verursachtes Resultat der eigenen Handlungen. Das empfand der Weiße nur als teilweise richtig. Wie hatte er ihre Begegnung nun aktiv herbeigeführt? Was war mit all den passiven Ereignissen im Leben, die einem einfach zustießen, ob gut oder böse? Auch da glaubte Parzival an etwas Höheres, an etwas, das er nicht erklären konnte. Und weil es so schwer und so sinnlos war, einen nicht fassbaren Sachverhalt zu diskutieren, hüllte er sich in Schweigen und erwiderte nur ihr schelmisches Grinsen. Viel Zeit für solch tiefgründige Themen wäre ohnehin nicht geblieben, denn die Stute suchte zielstrebig den trockenen Sand auf und wälzte sich genüsslich in den unzähligen Körnern. Der Schimmel begnügte sich damit, die hartnäckigen Tropfen ein weiteres Mal aus dem Fell zu schütteln, der Wind würde sein Übriges tun. Er war nicht sonderlich erpicht darauf, sich wie ein Schnitzel zu panieren. Als sie fertig war, schien sie seinen Blick zu der Steinhöhle bemerkt zu haben und gutmütig schnaufend nickte er auf ihre Aussage. Langsam bewegte die Füchsin sich in Stille auf ihn zu, die Beiden waren nur umhüllt von den Klängen des Windes und dem zarten Band, das sich bereits zwischen ihnen entwickelt hatte. Er kannte sie erst seit so kurzer Zeit, doch hatte Parzival keine Zweifel daran, dass sich aus dieser Begegnung eine wunderbare Freundschaft entwickeln konnte. Mit ihren nächsten Worten stellte die hübsche Stute sich vor, sodass sie auch offiziell keine Fremden mehr waren. „Ja, eine wundervolle Art sich kennenzulernen. Wer kann schon behaupten, sich bei der ersten Begegnung fast den Hals gebrochen zu haben?“ Parzival schmunzelte. Von all den Begegnungen mit Pferden, die er bisher gehabt hatte, war dies der eindrucksvollste erste Kontakt gewesen. Und dann nannte sie ihren Namen. Tatsächlich hatte er selten jemanden kennengelernt, der einfach Worte der englischen Sprache als Namen trug, doch zu der hübschen Erscheinung vor ihm passte die Betitelung. Und das mit ihr schöne Momente zu erleben waren, hatte er ja ebenfalls bereits erfahren. „Welch passender Name.“, er lächelte und stupste sie zart am Hals an. Etwas Sand blieb an seinen Nüstern kleben, doch Beauty schien unverändert mit einer hellbraunen Schicht bedeckt. „Ich bin Parzival.“ Er ergänzte keine Kurzform, denn nie in seinem Leben hatte es einen Spitznamen für den Weißen gegeben. „Ich bin froh, dass unsere Wege sich gekreuzt haben. Ich habe schon so lange niemanden mehr getroffen. Es tut gut, besondere Augenblicke mit jemandem zu teilen.“ Er blinzelte sie warm an, blickte in ihre fröhlich kecken Augen und bevor er darin versinken und sich verlieren konnte, wendete er seinen Körper sachte, um mit ihr den Weg in Richtung Höhle anzutreten.



Wörter: 541

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04.11.2021, 21:30
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Sicherlich war es nicht sinnvoll über ein solches Denken zu sinnieren oder zu diskutieren gar. Jeder hatte schließlich seine eigene Auffassung und vor allem einen eigenen Glauben. Für Beauty stand jedenfalls fest dass, welchen Weg auch immer Parzival eingeschlagen hatte um hier auf sie zu treffen, und ihren eingeschlagenen Weg um hier auf ihn zu treffen, ein eigens ins Rollen gebrachtes Steinchen war. Im Moment glaubte sie das richtige Steinchen ins Rollen gebracht zu haben. Die Begegnung mit Parzival war eine Wohltat. Seine unbeschwerte, frische Art beflügelte ihre Seele und brachte ihr auf eine gewisse Art und Weise Wärme. 

Also beschloss sie sich letztlich gar nicht weiter über Sinn und Unsinn oder Schicksal und Zufall zu denken oder gar zu sprechen und suchte sich einen passenden Platz im Sand. Da war sie, ebenso wie die rasante, unkontrollierte Galoppade durchs Wasser, ganz ungeniert und panierte sich mit Sand ein um sich vielleicht ein wenig Schutz vor der Kälte zu besorgen. Fertig “gekleidet” musste sie leicht Schmunzeln als sie sich auf den gewählten, windgeschützten Ort zu bewegten und er von einer wundervollen Art des Kennenlernens sprach. Auch wenn sie ihn dabei nicht ansah, funkelten ihre Augen erfreut über seine Worte und diese harmonische Zusammenkunft. Hätte sie gekonnt, hätte sie wohl lieblich rote Bäckchen bekommen als er ihren Namen gut hieß. Aber was waren schon Namen? Ihre Eltern hatten sich vielleicht gewünscht, dass Beauty einst schöne Momente bescheren würde und ja, dem kam sie jetzt wohl nach. Aber was, wenn sie eher ein Bad Moment oder so etwas in der Art geworden wäre. Tatsächlich musste sie ob ihres Gedankens kichern, kurz bevor er ihr seinen Namen nannte. “Parzival.”, flüsterte sie zart seinen Namen und überlegte ob ihr ein derartiger Namen bereits begegnet war. Aber nein. “Ich behaupte jetzt einfach, dein Name ist ebenso passend. Allerdings aufgrund seiner Klangfarbe. Ob du jemals ein Tal durchquert hast und das von Bedeutung, das kann ich noch nicht beurteilen. Aber wir haben ja noch etwas Zeit… also ich habe Zeit.” Natürlich wollte sie ihm seine Zeit nicht vorwegnehmen und sich ihm nicht aufzwingen. Auch wenn er ihr nicht das Gefühl vermittelte er könnte auch nur in kleinster Weise von ihr genervt sein. Im Gegenteil, meinte sie zu spüren, dass es sich eher in die andere Richtung bewegte. Das bestätigte ihr auch sein zeitweiser Blick den sie noch immer gar aufgeweckt erwiderte und noch etwas mehr Wärme darin glitzerte bis sie sich auf den Weg zum Schutz suchen machten. Und weil sie neugierig war, lief sie nur leicht versetzt neben ihm, sodass er voran ging und lugte immer wieder zu ihm hinüber während sie begann zu sprechen. “Ziehst du denn schon so lange allein durch die Welt? Also, so ohne Herde? Ohne Freunde? Ohne irgendwelchen Anschluss?” Dann war er ihr vielleicht gar ähnlich. Beauty, die die Freiheit genoss und immer nur für kurze Zeit an einem Ort verweilte weil sie bisher noch keiner davon überzeugt hatte ihre “Freiheit” aufzugeben. “Und was hat dich letztlich hierhin verschlagen? Was war der Auslöser für unser außergewöhnliches Aufeinandertreffen?” Jetzt verweilte ihr Blick ein wenig länger auf ihm, tiefgründig, nachdenklich, gar abwägend.


Wörter: 604

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18.11.2021, 15:39
» Parzival
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Sie hauchte seinen Namen förmlich, doch Parzival hörte ihre Stimme über den Wind und seine eigenen Gedanken fast gar nicht. Erst als sie weiter über dessen Bedeutung sprach, drangen ihre Worte wirklich zu ihm durch. Tatsächlich hatte er sich nie viel mit der Herkunft seines Namens beschäftigt, er war einfach immer so gerufen worden und mehr hatte es damit nicht auf sich. Aber vielleicht war ihm auch so unterschwellig seine Wanderlust in die Wiege gelegt worden. Und dies war sicher nicht das erste Tal, welches der Weiße durchquert hatte, so viel war sicher. Und die Sache mit der Zeit? Oh ja, sie beide hatten Zeit und Parzival war nach wie vor bestrebt, sein Gegenüber näher kennenzulernen. Die spannenden Facetten ihrer Persönlichkeit zu erkunden, denn bisher hatte sie ihn nur neugierig gemacht. Wo kam sie her, wer war sie, was machte sie wahrhaftig aus? Denn das war es, worum es dem Hengst wirklich ging. Begegnungen erfahren, jemanden wahrhaftig kennenlernen, andere Meinungen in dieser Welt anzutreffen, als nur seine eigene. "Ja, wir haben Zeit.", bestätigte er also nur warm grummelnd und lächelte ihr zu. Sie hatten schon fast den Schutz der Höhle erreicht, als sie die Initiative ergriff, ihn über seine Vergangenheit zu fragen. An diesem Punkt musste er erst einmal überlegen. Was war schon Zeit? Er zählte die Stunden und Tage nicht, doch war es nicht von der Hand zu weisen, dass er schon lange keine Seele mehr angetroffen hatte. Sehr lange. Seine Jugendzeit in der Heimatherde schien Welten entfernt und bedachte man das Alter des Schimmels, so war dieser Gedanke gar nicht so abwegig. Seitdem war er nirgendwo heimisch geworden, hatte sich nie mehr als wenige Wochen einer Gemeinschaft angeschlossen. Im Grunde war er seit mehr als sechs Jahren ohne zu Hause, ohne Pferde, die er seine Familie hätte nennen können. Ob ihn das traurig stimmte? Teils melancholisch, ja, doch vermutlich wäre er in der immergleichen Gesellschaft in einer immergleichen Szenerie mehr als nur melancholisch. Deswegen war seine Stimme auch eher neutral und warm, als er ihr nach einigen Schritten des Bedenkens Antwort gab: "Seit ich meiner Jugend entwachsen bin. Ich habe es lieben gelernt, immer weiter durch die Welt zu reisen. Ich habe viele Pferde kennengelernt, doch unsere Wege haben sich meistens nach einigen Wochen wieder getrennt." Es war kein Groll in seiner Stimme, doch als er an einige seiner Zeitgenossen dachte, so stieg sanfte, seichte Wehmut, gar Sehnsucht in ihm auf. Einige seiner Wegeskameraden hatte er doch sehr in sein Herz geschlossen und er fragte sich unwillkürlich, wie es ihnen wohl ergangen war. Was sie gerade tun mochten? Doch sein Gedankengang wurde unterbrochen, als Beautys Wissendurst noch nicht gestillt schien. Wie er hierhergekommen war? Nun, das wusste er wohl selbst nicht. Er folgte manchmal dem Ruf des Windes, an anderen Tagen ging er der Sonne entgegen, doch immer dahin, wo er die schönsten Flecken Erde vermutete. Er suchte Orte, die ein Geheimnis zu verbergen schienen, suchte Plätze, die ihn inspirierten. Auf ihre Frage gab es also keine eindeutige Antwort. Und wer wusste schon um die Hintergründe des Lebens? "Ich bin fast mein ganzes Leben wahllos und nach Lust und Laune gelaufen. Meistens hatte ich Glück damit. So wie heute." Den letzten Satz fügte er nach kurzer Pause hinzu und blickte die Fuchsstute wohlwollend an. Sie waren mittlerweile an dem natürlichen Unterstand angekommen und Parzival schritt zuerst hinein. Es war leicht schummrig und er prüfte wachsam die Umgebung, doch es war nicht viel Platz und mit ihren Körpern würden sie die Kluft ausreichend ausfüllen. Kein Raum also für ungebetene Raubtiere. Parzival stellte sich so, dass auch Beauty noch genügend Luft zum atmen hätte und sie beide auf die tobende See schauen konnten. Es war schlagartig wärmer in der kleinen Höhle, denn der pfeifende Wind wurde von dem massiven Fels abgehalten. Ohnehin praktischere Umstände, um weiter zu erzählen. Denn der Weiße war sehr gespannt, was die junge Stute zu berichten hatte: "Erzähl, wie ist es mit dir? Wo kommst du her und wie kommt es, dass ich dich heute alleine hier angetroffen habe?"



Wörter: 755

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15.12.2021, 20:04
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