Ehe sie nun wirklich in das Gebäude eintrat, atmete sie noch einmal tief ein und aus. Der Geruch von Artgenossen drang in ihre Nüstern. Sofort verspannte sich die Rappstute. Sie war in einer Kirche. Gab es hier Priester? Noch stärker spannten sich ihre Muskeln an. Sie wäre eigentlich sicher, wenn sie sich nicht verplappern würde. Wäre ein Priester hier und würde sie ansprechen, durfte sie nur nicht ihre Lebensgeschichte ausplappern. Doch wieso sollte sie so unvorsichtig sein und dem erstbesten einfach so ihre Lebensgeschichte präsentieren? Eher würde sie panisch die Beine in die Hufe nehmen und wegrennen, so wie sie es bis jetzt immer versuchte oder tat.
Sur sah sich in der Kirche um. Keiner schien da zu sein, oder war doch wer da? Immerhin war der Geruch von Artgenossen in der Luft. Aber diese konnten auch so gut außerhalb der Kirche stehen. Die farbigen Lichter der bunten Fensterscheiben hinterließen ein schönes Farbspiel auf den Boden. Doch dies ließ die Rappstute dennoch nicht entspannen. Angespannt setzte sie Huf vor Huf, versuchte dabei möglichst leise zu sein. Denn wenn hier jemand war, wollte sie keine allzu große Aufmerksamkeit auf sich lenken. Ihr Herz schlug ihr bis in den Hals hinauf. Wieso musste sie ausgerechnet bei einer Kirche einen Neustart wagen? Wieso konnte sie nicht an einem anderen Ort sein? Wie gerne würde sie jetzt einfach umkehren und gehen, doch ihre Beine trugen sie tiefer in die Kirche, widersetzten sich jedem ihrer Befehle. Ewig würde sie hier jedenfalls nicht verweilein. Zu schlechte Erfahrungen hatte sie mit Kirchen oder Kirchenangehörigen gemacht. Insgeheim erhoffte sie sich, dass dies alles nur ein schrecklicher Alptraum war und nicht die bittere Realität darstellte.